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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Im Mäander des illustren Irrsinns
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    Edon Mesotes ist offline
    Die Stimmung in der Siedlung war aufgekratzt und angespannt, die Einwohner schreckhafter als gewöhnlich. Der Grund dafür war nicht allzu schwierig herauszufinden: in letzter Zeit hatte es Scharmützel an den Grenzen mit marodierenden Echsen gegeben, die sich, nachdem ihre allmächtige Oberechse das Zeitliche gesegnet hatte, benahmen wie ein Hund beim Schlachter. Der Landstreicher nahm das zum Anlass auslassenden Desinteresses. Wahrscheinlich sollten die Flüchtlinge aus Setarrif lieber jeden Abend eine Kerze dafür anstecken, dass es die Echsen überhaupt gab. Seit der Ankunft des Drachen schienen die Mächte der Insel sich wortlos darauf geeinigt zu haben, solange darin einzuhalten, sich gegenseitig zu massakrieren, bis sie die verfluchte Echsenbrut wieder in die Unterwelt zurückgeprügelt hatten. Und für den Moment wenigstens ging das Schuppenvieh allen Beteiligten nur so weit auf die Nerven, dass keiner auf lustige Ideen kam, seine Nachbarn zu zerfleischen. Im Grunde hatten ja alle was davon.
    Edon schob die dicke Eingangstür zur Sturzkampfmöwe auf und steuerte zielsicher auf einen Tisch in der Ecke zu, dessen schemenhaftes Dämmerlicht den am Tisch sitzenden diese wunderbar dubiose Aura des Verruchten verlieh. Da wusste jedermann gleich, dass dort jemand saß, der kleine Kinder entführte, Menschen versklavte, Drogen verkaufte und Kaninchen die Ohren abbiss. Für solche Kleinigkeiten hatte Edon freilich keine Zeit, aber wenn er diesen Tisch beanspruchte, konnte es freilich keiner von diesem lichtscheuen Gesindel tun, der auf weniger anständige Absichten als dem vornehmen Unterfangen der Blutrache sann. Das war quasi Edons neuerdings ersonnener Beitrag zur Verbrechensbekämpung, war er doch überzeugt, das Verbrechen drastisch bekämpfen zu können, wenn man nur konsequent alle Ecktische in Tavernen belegte - vielleicht sogar endgültig überwinden, wenn man zudem den Sitz der Mächtigen in jedem Thronsaal mit einem Sack Kartoffeln belegte.

    Edon orderte sich geflissentlich ein Bier. Eine ungeduldige Mana bestellte sich ebenfalls eins und begann mit ratloser Miene, den Raum zu mustern.
    "Was sollen wir hier bekommen, dass uns weiterhilft?"
    "Contenance. Wir haben noch reichlich Zeit für Vorbereitungen. Ein paar Dinge besorgen, die man hier leichter kriegt als in Stewark."
    "Zum Beispiel?"
    "Zum Beispiel die passenden Waffen."
    Mana schaute kurz auf ihren Bogen, schaute kurz über Edons Schulter auf die Stuhllehne, an die er seinen Schwertgurt gehängt hatte, schaute ihn an und zog eine Augenbraue hoch. Edon lächelte vieldeutig.
    "Passende Waffen. Was wir bisher haben bekommen wir vielleicht in Thorniara hineingeschmuggelt, aber wie lange glaubst du, können wir damit auf der Straße herumrennen, bevor eine Stadtwache das ganze noch mal nachkontrolliert. Wir brauchen was kleines, unauffälliges, das man zur Not auch unterm Mantel verstecken kann. Außerdem haben wir mehr Zeit als wir brauchen, da können wir genauso gut einen Assassineneinkaufsbummel hinlegen."
    "Und warum bist du dir so sicher, dass wir so viel Zeit haben? Vielleicht steht Arko morgen schon am Strand und wartet nur darauf, uns in Thorniara einschleusen zu können."
    "Weil wir hier nicht in Varant sind. Hier gibt es tatsächlich so etwas wie Wetter. Und auf offener See auch gerne Stürme. Die wenigsten Händler fahren im Winter übers offene Meer und damit hat Arko nichts davon, auszulaufen. Er wird mit Sicherheit noch ein paar Monate im Hafen von Khorinis bleiben und erst im Frühling wieder auslaufen. Wir haben Zeit. Ganz viel Zeit, um einzukaufen und vorzubereiten und zu planen und, und, und ..."

  2. Beiträge anzeigen #242
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Die Gruppe war erschöpft am Rande der Siedlung angekommen, welche sich an die Burg schmiegte. Immer wieder mussten sie Rudeln von Echsenmenschen großräumig ausweichen, um nicht in verschieden kleinteilige Stückchen gehackt zu werden. Eogan war ihr bester Späher und konnte sich fast unerkannt durch den Wald bewegen. Glücklicherweise waren sie die meiste Zeit tagsüber unterwegs. Zu dieser Zeit schienen die Mistviecher nicht so aktiv zu sein, wie in der Nacht. Und so erblickten sie schließlich am späten Nachmittag den Silbersee.
    Das Pferd war ihnen bis hierher zwanglos gefolgt. Erst als sie die Ansammlung der Häuser erreichten, schien es immer nervöser zu werden und wäre Madlen beinahe durchgegangen. Wie den Tag zuvor begann die junge Frau wieder eine Melodie zu summen und das Tier sanft zu streicheln. Gleich darauf beruhigte es sich wieder und ließ sich ohne Probleme von ihr durch die engen Gässchen, direkt vor die Tore der Burg führen. Diese waren natürlich geschlossen und wurden bewacht. Wie zuvor besprochen, übernahm die Bardin das Reden. Ihre Begleitung indes, versuchte nicht zu wachsam zu wirken. Allerdings ließen sich alte Angewohnheiten schlecht abstellen.

    Als der Krieger sie nach ihrem Begehr befragte, neigte die Prinzessin leicht ihren Kopf zum Gruß. „Wir sind weit gereiste Kämpfer und kommen von fernen Landen. Weit gerühmt ist die Schlachtenkunst der Soldaten dieser Insel. Wir sind durch tiefe Täler gewandert, haben hohe Gipfel erklommen und erbitten nun die Gunst der Meister des Todes, uns aufzunehmen und die hohe Kunst des Kampfes zu lernen. Wir bieten vier Schwerter des goldenen Tales an, dem einzig wahren König Argaans zu dienen und für ihn in die Schlacht zu ziehen!“
    Scheinbar hatte die Wache mit allem gerechnet, aber nicht damit. Völlig perplex stand der Soldat vor ihnen und wusste nicht recht, wie er sich verhalten soll. Madlen lächelte ihn leicht an. „Seht mir in die Augen, mein Herr. Und nun holt jemanden, der es wert ist mit den Söhnen und einer Tochter des goldenen Tals zu reden!“

    Schnell verschwand der Krieger hinter einen kleinen Seitentür. Jetzt hieß es warten und hoffen, dass ihrer Bitte nachgekommen wird. Ansonsten konnten sie in ernste Schwierigkeiten geraten…

  3. Beiträge anzeigen #243
    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline

    Am Burgtor Wache schieben

    Wache am Tor zu schieben war keine so simple Aufgabe, wie es sich anzuhören pflegte: man stand vor einem Tor, das im Allgemeinen geschlossen war und achtete darauf, dass es nicht aus Versehen für Leute geöffnet wurde, für die es sich überhaupt nicht öffnen sollte. Und die, für die es sich nicht öffnen sollte, waren im Grunde alle, die nicht den Stand hatten, um anderes zu verlangen. Also nur die, die man mittlerweile kennen sollte, und die, die irgendwie begreiflich machen konnten, warum sie noch nie da waren und trotzdem reindürfen sollten. Die, die reindürfen sollten, hatten dann meistens irgendetwas dabei, um auszuweisen, dass sie dürfen sollten wie sie dürfen wollten. Und das hieß meistens, dass nur reinkam, wen man auch kannte. Darüber war Jarkon zunächst verwirrt gewesen, bis man ihm erklärt hatte, dass nur rein sollte wer wichtig aussah. Dann war es wieder simpel. Und anstrengend. Stunden stand man sich die Beine in den Bauch und sah währenddessen möglichst wichtig aus, damit man am Ende seiner Schicht auch wieder reingelassen wurde.
    Aber dann kamen diese Leute an. Sie benahmen sich so, als seien sie wichtig und redeten so, als müsste Jarkon wissen, dass sie wichtig waren. Aber er kannte sie nicht. Und sie hatten auch nichts dabei, um zu beweisen, dass sie so wichtig waren, wie sie sich gaben. Und eigentlich sollte Jarko doch die kennen, die wichtig waren. Tat er aber nicht. Und so wichtig, wie sie sich zu fühlen schienen, sahen sie gar nicht aus. Er kratzte sich am Kopf. War es besser, jemanden, der wichtig war, draußen stehen zu lassen, oder lieber jemanden reinlassen, der gar nicht so wichtig war, wie er sich gab.
    "Wartet mal 'nen Moment."
    Jarkon verschwand im Wachhaus und ließ Harin mit den vermeintlich Wichtigen zurück. Am besten einfach mal mit dem Hauptmann der Wache reden.
    "Herr Hauptmann, da draußen stehen Leute, die sagen, sie seien wichtig."
    Der Hauptmann sah von seinem Bierkrug auf und brummte in seinen schwarzen, stoppeligen Bart.
    "Und? Glaubst du, dass sie wichtig sind?"
    "Ich glaube, dass die glauben, dass sie wichtig sind.
    "Mhm. Und haben sie dir gesagt, warum sie das glauben?"
    "Naja... nein ... Also, sie haben gesagt, sie wären vom Goldenen Tal und das hört sich ja auch erst einmal wichtig an, aber ... ich hab noch nie davon gehört, ehrlich gesagt."
    "Ich auch nicht. Nein, mein Jung', nur weil jemand sagt, dass er von irgendwo herkommt und das so klingt, als könnte das wichtig sein, dass man von da kommt, deswegen ist man ja noch lange nicht wichtig."
    "Und sie sagten auch noch, dass sie die Krieger wären, die hier seien, weil sie sich König Ethorn anschließen wollen."

    Der Hauptmann merkte auf. Das schien für ihn schon wichtiger zu klingen.
    "Soso. Und glaubst du, dass sie Krieger seien, die sich lohnen würden, bei uns zu haben?"
    "Naja, schon. Bin mir aber nicht sicher."
    "Gut, gut. Geh in den Innenhof und sag das einem Meister. Und dann sagst du ihm, dass er mal drei seiner Jungs mitbringen soll, damit die testen können, ob das denn wirklich so gute Krieger sind, wie sie behaupten."

    "Jawoll, Hauptmann!"
    "Und ich schaue mir unsere wichtigen Krieger einmal an."

    --- --- ---

    Der Hauptmann erhob sich, ging mit festem Gang aus dem Wachhaus und stand dann vor denen, von denen sich Jarkon, der alte Holzkopf, nicht sicher gewesen war, was die wohl sein mochten. Er musterte sie alle mit einem prüfenden Blick.
    "'n Abend, die Herren. Jarkon meinte, dass ihr euch wohl für was haltet und euch uns anschließen wohl. Das ist gut, ist gut. Ich habe den alten Esel mal nach ein paar Jungs aus der Burg geschickt. Habt ihr nich' Lust uns mal zu zeigen, was ihr so draufhabt?"
    -Turang

  4. Beiträge anzeigen #244
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen konnte nicht anders als laut loszulachen. „Ohne Vorspiel voran in die offene Klinge rennen. Aber gut, wenn Ihr meint. Einer Eurer Männer sollte mein Pferd halten. Keine Sorge, es wird niemanden von euch verletzen. Es ist nur etwas ängstlich, also verjagt es nicht!“ Die junge Frau nickte ihren Männern zu. „Versucht nicht, den anderen gar zu starke Schmerzen zuzufügen.“ Jeder von ihnen zog seine Waffen, während sich die Bardin erst einmal in den Hintergrund zurückzog. Es kamen nur drei Kämpfer vor die Tore. Sie gingen gegenüber den Soldaten des goldenen Tals in Stellung. Ihre Männer standen Rücken an Rücken in einer Art Dreieck mit erhobenen Klingen da, während sie von den anderen Streitern umkreist wurden. Noch wirkte es wie eine Art Abtasten. Niemand schien gewillt zu sein, den ersten Schritt zu machen. Hier und da kam es zu schnellen Schlagabtäuschen. Dennoch war es noch kein richtiger Kampf.

    Madlen wusste natürlich, dass hier nicht irgendwelche Krieger auf sie losgelassen wurden. Vielmehr vermutete sie, dass es Angehörige der Akademie waren. Zumindest wäre es in Setarrif so gewesen. Sie konnte nicht erahnen, ob diese Einrichtung in der Burg auch noch existierte. Aber das war auch nicht wichtig. Es zählte nur, solange wie möglich durchzuhalten, um die richtigen Leute von ihren ehrlichen Absichten zu überzeugen.
    Und mit einem Mal entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den Soldaten. Man merkte beiden Lagern an, dass sie sowohl im Kampf Mann gegen Mann als auch im Team operieren konnten. Keine Seite konnte sich einen wirklichen Vorteil erhaschen und beiden Parteien steckten Treffern ein. Natürlich verletzte niemand ernsthaft den anderen, was aber nichts von der Intensität nahm, mit der hier gekämpft wurde.
    Indes zog Madlen ihre Aynur aus seiner Halterung und rief dem Hauptmann zu: „Und wer ist nun für mich übrig? Oder glaubt Ihr, eine Frau kann nicht kämpfen?“ Die Bardin löste mit der linken Hand ihren Mantel und ließ ihn zur Erde fallen. Ihr Schwerte bildete eine Art verlängerte Linie mit ihrem rechten Arm und zeigte zu Boden. Lächelnd blickte sie in Richtung des Tores. Dazwischen kämpften ihre Männer gegen die Streiter Argaans…

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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    "Was hältst du von denen, Angrim?"
    Der Hauptmann der Wache sah den Meister der Klingen amüsiert an. Sie beide hatten einen Humpen Bier in der Hand, während Jarkon hinter ihnen ohne Bier dastand und sich bemühte, möglichst wichtig auszusehen. Angrim machte mit der Hand eine vage Geste.
    "Sie können mehr als nichts. Unsere drei Jungs sind immer noch Frischlinge, die haben sich vor elf Monaten gemeldet. Aber das sind auch welche von der ehrgeizigen Sorte. Die haben in elf Monaten gelernt, wofür andere fünfzehn brauchen. Bei den Fremden sind die Grundlagen auf jeden Fall da, aber es fehlt der Schliff. Weißt du, die Sorte, die man mit in den Kampf nehmen würde, aber nach einer richtigen Schlacht steht mindestens einer nicht mehr auf."
    Der Hauptmann nickte zustimmend und stieß mit dem Meister die Humpen zusammen als die junge Frau sich einmischte und laut nach einem Gegner für sich selbst verlangte. Angrim legte grinsend den Kopf schief.
    "Nur weil man nicht weiß, dass man gerade kämpft, heißt das nicht, dass man nicht kämpft. Obwohl, wenn beide Seiten nicht begreifen, dass sie gerade kämpfen, dann ist das ein wirklich langweiliger Kampf. Aber ein Kampf nichtsdestotrotz."
    Er schaute vielsagend Jarkon an, der mit seinem Speer immer noch neben den Beiden stand. Er schaute kurz irritiert, sah erst seine beiden Vorgesetzten, dann die Frau an und rührte sich endlich.
    Angrim schüttelte den Kopf. Jarkon war mit Sicherheit das dümmste Ende ihrer Garnitur des letzten Jahres, aber seinen Speer führte er wuchtig und präzise. Die Sorte, die sich bei der Flucht vom Feld in die erste Reihe verlief und dort einen Ritter vom Schlachtross holte.
    "Wir hätten das im Tageslicht bei Black machen sollen, da hätten wir gute Münze machen können."
    "Das schlechte an Erfahrungen ist, dass man sie erst bekommt, nachdem man sie brauchte."

    pflichtete der Hauptmann mit einer Binsenweisheit bei, die nicht wirklich etwas mit dem Thema zu tun hatte ...
    -Turang

  6. Beiträge anzeigen #246
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen lächelte immer noch. „Glaubt ihr da drüben allen Ernstes, hier würden erfahrene Krieger des goldenen Tals kämpfen? Die können mehr als ihr euch vorstellen könnt. Und mögt ihr noch so viele Schlachtfelder gesehen haben, ihr wisst nicht was Krieg bedeutet. Wahrscheinlich kämpft ihr alle der Ehre wegen.“ Jetzt musste die junge Frau lachen. „Wir kämpfen, um zu töten. Es hieß wirklich, dass die Streiter auf dieser Insel etwas können. Aber um ehrlich zu sein, in meiner Heimat lernt jedes Kind besser mit dem Schwert umzugehen.“ Die Fürstin wanderte auf und ab, während sie aus den Augen heraus aufmerksam ihre Umgebung beobachtete. „Einst lernte ich die Kunst des Tötens im dunklen Orden. Anschließend das Talent der Geduld und der Genauigkeit. Nachfolgend wurde mir der Schwertkampf durch Redsonja beigebracht. Glaubt ihr da drüben allen Ernstes, es würde mir auch nur einen Augenblick Angst machen, wenn ihr mir einen wütenden Mann mit Speer schickt?“ Die Prinzessin deutete mit Aynur in die Richtung des Soldaten.

    „Das ist die Waffe der Menschen, die nicht mit einem scharfen Gegenstand hantieren können, da sie sich selbst verletzen würden. Bleib also am besten wo du bist, Jüngling. Weitere Schritte in meine Richtung bringen dich nur näher an eine ernsthafte Begegnung mit dem Jenseits.“ Madlen blickte erneut in die Runde und musterte die Männer, welche einige Wort miteinander gewechselt haben. Sie waren typisch für ihren Schlag. Sie glaubten an ihre Erfahrung sei alles und ein mürrischer Blick gehörte zu dem Beruf eines Kriegers. Sie hielten sich für schlau und unbesiegbar. „Seien wir doch mal ehrlich. Ihr glaubt nicht, dass ich kämpfen kann. Ich weiß, dass ich es kann. Wenn ihr den Jüngling für entbehrlich haltet, dann schickt ihn mir. Er wird die nächsten Wochen nicht mehr kämpfen können. Aber gut. Doch zuvor sollten wir etwas Platz schaffen.“ Ein kurzer Pfiff in die Richtung ihrer Begleitung schien diese aufzuwecken. Ihre Begleitung stellte das Kämpfen ein und wich an den Rand des Platzes zurück. Der war nun frei geworden und Madlen begab sich in dessen Mitte.

    Im Anschluss an den beendeten Kampf herrschte einen kurzen Augenblick Stille. „Ihr seht, Erfahrung ist eine Sache. Doch man sollte seine Gegenüber genau beobachten. Und wenn ich mir meine so ansehen, dann weiß ich ziemlich sicher, wer das steht. Alte Krieger, die meinen die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben. Ein Jüngling, der Soldat spielt ohne richtigen Krieg je erlebt zu haben. Also, sollen wir dieses Schauspiel fortführen oder können wir endlich zum Ende kommen. Der Tag war lang und meine Bitte war einfach formuliert!“ Mittlerweile lächelte die Bardin nicht mehr. Ihre Stimme war ernst geworden. Sie würde den nächsten Kampf schnell hinter sich bringen. Überheblichkeit störte sie und diese Männer da waren genau das: überheblich. Die Fürstin begab sich in Kampfposition und erwartete ihren Gegner. Mal sehen, was er tatsächlich konnte.

    Allerdings musste sie ihr Gewicht auf die linke Seite verlagern, da ihre rechte Hüfte mittlerweile in allen Farben leuchtete. Ein Mitbringsel von ihrem Kampf mit den Wölfen. Nach kurzer Zeit merkte sie jedoch im linken Fuß einen Schmerz aufflammen. Der verfluchte Ritt durch den Wald hatte sie mehr Kraft gekostet, als sie zu zugeben bereit war. Ihr blieb also nichts anderes übrig als immer in Bewegung zu bleiben, während der Mann mit dem Speer auf sie zukam und ohne großartiges Gerede sogleich den ersten Streich versuchte zu landen. Eine leichte Drehung nach rechts ermöglichte es Madlen auszuweichen. Gut, er war also schnell. Auf direkte Nähe war eine Langwaffe allerdings einem Kurzschwert unterlegen. Sie musste also versuchen, den Raum möglichst eng zu machen. Immer den richtigen Moment abwarten und dann zuzuschlagen. Mit jedem weiteren Augenblick der verging, schmerzte ihre rechte Hüfte mehr. Der jungen Frau war klar, dass sie nicht ewig weitermachen konnte. Völlig in Gedanken versunken, wich sie einen Schritt zu weit aus und der Schwung des Speeres traf sie in den Rücken. Ohne ihre Rüstung wäre sie zu Boden gegangen. So wurde ihr die komplette Luft in ihren Lungen herausgepresst und ihr wurde kurz schwindelig. Die Bewegung mitnehmend, stolperte sie eine Schritte weiter.
    Die Bardin funkelte den Mann mit ihren golden schimmernden Augen an. Es war ihr eigener Fehler gewesen, ansonsten hätte er keinen Treffer landen können. Sie war unaufmerksam gewesen und hatte dafür bezahlt. Jetzt galt es in den Angriff überzugehen. Sie wehrte einen weiteren Streich ab, kassierte daraufhin aber gleich erneut eine schmerzhafte Lektion gegen ihr Schienbein. Diesmal fiel der Prinzessin auf, dass er Jüngling genauso angriff, wie die Male zuvor. Bevor sie jedoch weiter nachdenken konnte, griff ihr Gegenüber erneut an. Madlen ließ den Speer an ihrem Schwert diesmal nur soweit abgleiten, dass er knapp an ihr vorbeizog. Der Schwung der Waffe zog ihren Gegner ein Stück mit sich. Mit einer schnelle Bewegung brachte sie sich in Schlagweite und landete mit der flachen Seite einen Treffer auf dem Rücken des Jünglings, sodass dieser letzte Schub ausreichte, um sie zu Boden zu stoßen.

    Jedoch nur kurz, denn sofort war er wieder auf den Beinen und starrte sie finster an. Die junge Frau musste zwei schnellen Stößen ausweichen – einer davon schabte an ihrer Rüstung entlang – und einen dritten konnte sie gerade noch in den Boden abgleiten lassen. Dabei schaffte sie es aber, dem Speer eine Kerbe beizubringen. Vielleicht nahm das etwas von seiner Stabilität, Madlen glaubte aber nicht daran. Diese Waffen waren für den Krieg gemacht. Es bedurfte mehr als eines kleinen Treffers, um sie zu zerstören. Im weiteren Verlauf konnte die Fürstin, wie zuvor auch schon, den Stoß abfangen und weiterleiten. Diesmal kam sie nah genug für den Knauf ihrer Waffe an den Mann und rammte ihm diesen gezielt in die rechte Achselhöhle. Es war kein Volltreffer, doch mit Sicherheit schmerzhaft.

    „Na, was ist Jüngling. Ein schwache Frau, wie ich es bin, wirst du doch besiegen können oder?“ Schwer atmend blieb Madlen stehen und blickte in die Richtung ihres Gegenübers. Die Anstrengungen der letzten Tage und jetzt der Kampf. Viel länger würde sie nicht mehr durchhalten. Sie musste den Kampf baldmöglichst beenden oder sie war am Ende. Vielleicht konnte sie den Mann ja doch irgendwie aus dem Gleichgewicht bringen…
    Geändert von Madlen (26.01.2017 um 13:35 Uhr)

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    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    "Sie redet wie ein Wasserfall. Glaubst du, das ist eine exotische Verwirrungsstrategie?"
    "Nicht wirklich. Ich glaube, sie versucht sich etwas zu beweisen."

    Der Hauptmann mit dem dunklen Bart nickte. Mittlerweile hatten die Klingen und die Begleiter der jungen Frau einen Kreis gebildet und damit einen Kampfplatz für sie und Jarkon abgesteckt. Er und Angrim hatten sich mittlerweile jeder eine Pfeife angesteckt und beobachteten den Kampf mit sichtlichem Interesse.
    Innerlich hoffte Angrim, dass die Jungs genau beobachteten und das ein oder andere dabei vielleicht noch lernten.
    "Weißt du, nach Setarrif habe ich viele dieser Reden gehört. Von jungen oder halbwüchsigen Kämpfern, die in die Akademie eintreten wollten. Dass wir versagt hätten, weil wir zu alt waren und so weiter."
    "Und was hast du geantwortet?"
    "Immer das gleiche: wären Leute wie du zu uns gekommen bevor und nicht nachdem wir sie gebraucht hätten, dann stünde die Stadt vielleicht noch."
    "Du glaubst, sie hat auch wen verloren?"
    "Oder sie ist ein Hitzkopf. Oder beides."

    Jarkon verlor zusehends die Kontrolle über diesen Kampf aus der Hand und steckte einen Treffer ein. Er stellte sich nicht geschickt genug an, um die Distanz zwischen sich und seiner Kontrahentin zu halten. Angrim beobachtete die Fußarbeit der Dame. Das sah sehr solide aus. Gegen einen Schwertkämpfer mit zielsicherer Beinarbeit geriet der Speer ins Hintertreffen, wenn er nicht vorausschaute.
    "Jarkon wird verlieren."
    flüsterte ihm der Hauptmann zu. Angrim nickte.
    Die Frau kämpfte sich gegen etwas durch, das die rechte Seite belastete. Aber Jarkon fehlte das Gespür eines Veteranen, um daraus den maximalen Gewinn zu ziehen. Er attackierte einfach weiter, anstatt sie am langen Ende seines Speer verhungern zu lassen und zu warten, bis Erschöpfung die Arbeit für ihn erledigte.
    "Wir haben gesehen, was wir sehen wollten. Ich beende das."
    Angrim packte ihn an der Schulter.
    "Lass die zwei sich austoben. Die müssen ihre Hackordnung klären, sonst fallen die sich bei jeder Gelegenheit an wie zwei Kater."
    Turang

  8. Beiträge anzeigen #248
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Die beiden Kontrahenten umkreisten sich nun lauernd, darauf wartend, dass der andere einen Fehler machte. Madlen konnte nur darauf hoffen, dass der Jüngling bald in dieser Hinsicht agieren würde, ansonsten würden ihre Kräfte sie verlassen. Es blieb ihr vermutlich noch ein letzter entscheidender Angriff, anschließend konnte sie nicht mehr weiterkämpfen. Nun gut, wenn es denn sein musste. Für einen Augenblick schloss die junge Frau ihre Augen, atmete tief ein und aus und versuchte ihre gesamten Reserven zu sammeln und zu bündeln, um einen siegbringenden Schlag auszuführen. Im Anschluss daran öffnete sie wieder ihre Augen und blickte direkt ihr Gegenüber an. Ein letzter gut geführter Streich, der Rest war Genauigkeit und am Ende stand der Sieg.

    Ihr Gegner hatte scheinbar ebenfalls das gleiche beschlossen, denn er ging zum Angriff über und wollte sie scheinbar hier an Ort und Stelle aufspießen. Diesmal musste Madlen abwarten. Genau zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen. Nur dann konnte ihr Plan funktionieren. Sie atmete ein und aus. Nur noch einen Augenblick. Ein und aus. Wie durch Geisterhand lösten sich ihre Hände vom Schwertgriff und mit einem metallenen Klang fiel die Waffe zu Boden und blieb liegen. Nicht zu schnell, nicht zu langsam trat die junge Frau einen winzigen Schritt von der Spitze anrauschenden Speeres weg, griff mit beiden Händen danach und zog so fest sie konnte. Sie verbrauchte dabei fast ihre gesammelten Reserven. Trotzdem funktionierte es nicht vollständig, beinahe wäre sie nicht in Reichweite von dem Unterarm ihres Gegenübers gekommen. Dieser schien aber einigermaßen überrascht zu sein, sodass er diesen Fehler nicht gnadenlos ausnutzen konnte. Schlussendlich rammte sie mit letzter Stärke ihren Ellenbogen in den Unterarm des Mannes, sodass dieser mit einem Ruck seine Waffe losließ. Sofort danach brachte sich die Bardin in den Rücken ihres Kontrahenten, zog in einer Drehung Barika aus seiner Halterung und hielt die Spitze der Waffe gegen den Hals des Mannes.

    Schwert atmend und mittlerweile noch wackeliger auf den Knien als davor, keuchte sie: „Gebt auf und wir können das noch friedlich beenden.“ Wenn er jetzt ein weiteres Mal den Speer aufheben würde, wäre Madlen am Ende. Es war hier nur ein Übungskampf. Sie würde sich nicht bis zuletzt kämpfen…

  9. Beiträge anzeigen #249
    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    Jarkon stand einen Moment hin- und hergerissen auf dem Kampfplatz ehe er langsam die Hände in die Luft hob. Er gab auf. Angrim lächelte vieldeutig.
    "Das war's, Jungs. Geht wieder rein und legt euch hin. Bei Sonnenaufgang im Innenhof. Jarkon!"
    Der Wachposten blickte missmutig zu Boden.
    "Das ist der Grund, warum ein guter Kämpfer stets eine zweite Waffe trägt. . Guter Kampf, trotzdem."
    Angrim und sein Kollege traten in den Kreis, den die Klingen im Begriff waren, aufzulösen, Angrim hob Jarkons Speer auf und warf ihn dem Wächter zu.
    "Ein schöner Kampf, gute Beinarbeit. Ich selber kann euch nicht einfach zu Mitgliedern derAkademie erklären, das steht mir nicht zu. Aber Lord Gawaan, der Bruder des Königs, sucht dringend fähige Männer - und Frauen. Vielleicht ist das etwas, was euch lockt."
    Der Hauptmann der Wache nickte bestätigend. Seit der Flucht in die Burg teilten sich die Männer aus Setarrif und die Männer der Burg großflächig ihr Aufgabengebiet und übten stundenlang zusammen den Kampf. Im Grunde war die Trennung höchstens noch nominell.

    "Was auch immer, drinnen in der Burg gibt es noch viel mehr -wie habt ihr es so freundlich ausgedrückt?- überhebliche, alten Männer, die glauben, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Wenn euch das nicht völlig zuwider ist, kommt mit rein. Ein Abendessen und eine Bleibe für die Nacht habt ihr euch alle einmal verdient. Morgen könnt ihr mit Gawaan reden, oder einem Wächter der Akademie, oder wen auch immer ihr morgen sehen wolltet."
    Turang

  10. Beiträge anzeigen #250
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Im Grunde übernahm nun ihr Unterbewusstsein die Kontrolle über ihre Handlungen. Madlen schob Barika zurück in seine Halterung, kurz darauf folgte Aynur. Anschließend neigte sie den Kopf zu Ehrerbietung. Bevor sie aber auf das Angebot des Hauptmannes eingehen konnte, schon sich Eogan an ihre Seite und flüsterte: „Meine Fürstin, haltet Ihr es für eine gute Idee, in diese Burg zu gehen? Als willkommene Begrüßung waren die vorangegangenen Augenblicke wohl nicht zu verstehen!“ – „Du und die anderen beiden, ihr seid keine Vasallen des Hauses Aynurs oder des goldenen Tals mehr. euren Eid sehe ich als erfüllt an. Daher steht es euch dreien frei, zu tun und zu lassen, was immer wollt. Schließt euch dieser Gruppe hier an oder sucht euch euren eigenen Weg. Selbstverständlich werde ich euch jederzeit helfen, wenn ich es kann, aber ich bin nicht mehr eure Herrin!“ Mit normaler Stimme, richtete die Bardin das Wort an den Hauptmann. „Was mich betrifft, so nehme ich Euer Angebot danken an und entschuldige mich für beleidigende Worte meinerseits. Die letzten Tage waren nicht gerade friedvoll gewesen. Und es wäre mir eine Ehre, wenn mein Schwert im Dienste des Königs stehen würde. Einst lebte ich in Setarrif, sah es als meine Heimat an. Und auch wenn es dies nur kurze Zeit war, so schmerzt es mich, dass ich bei der Verteidigung nicht anwesend war. Im Nachgang suchte ich in den Trümmern der Stadt nach Überbleibseln meiner Existenz, aber die Echsen haben mir dies verwehrt. Ein Torheit, die ich beinahe mit meinem Leben bezahlt hätte. Jetzt sind sie fort, doch die Feinde des Königs sind nicht weniger geworden. So hoffe ich aber auch, dass Ihr einen Platz für dieses Reittier habt. Es hat die Zerstörung der Stadt überlebt und ich habe es vor ein paar Tagen in den Wäldern gefunden. Solange ich in der Nähe bin, bleibt er ruhig.“

    Auch ihre Begleitung nahm dankend an. Von nun an konnten sie ein freies Leben führen. Das war alles, was Madlen wollte. Man hatte ihnen diese Möglichkeit im Kindesalter genommen. Von heute an würde sich alles für sie ändern. Ein freier Wille war mehr wert, als jede Kampftechnik…

  11. Beiträge anzeigen #251
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    »Von dem Teller soll ich essen? Siehst du die Reste dort, Wirt? Widerlich! Da fang ich mir ja sonst was für eine Seuche ein!«

    Kagen unterhielt die Taverne im Alleingang. Jedoch nicht auf die gute Art wie beispielsweise ein Barde oder Geschichtenerzähler, sondern eher auf die unangenehme Art, als würde dort ein Wahnsinniger irgendwelche dämonischen Sprachen rückwärts brabbeln, während er von der Decke baumelt wie ein Kronleuchter. Und der Wirt - ein Mann, der wie ein ausgemachter Schurke wirkte - war in diesem Falle wie der eifrige Inquisitor, der seine beiden muskelbepackten Kirchendiener ruft, um den Teufel auszutreiben. Oder in Kagens Fall: Um ihm ein, zwei Schellen zu verpassen, bevor sie ihn mit Schwung aus der Sturzkampfmöwe schmissen. Im Flug rief er noch Isengrims Namen, was plötzliches Interesse an seiner Person auslöste.

    »Äh«, kam nur aus seinem Munde, als die Rausschmeißer die Knöcheln knacken ließen, »Ich trink hier nur. Und sag nichts.«

    »Du kennst den verrückten Kagen?«, fragte der Wirt düster. Isengrim nickte. Vorsichtig. Was für einen Ruf besaß sein "Lehrmeister" überhaupt? »Bist du auch so ein Reinlichkeitsfanatiker? Das is' bei dem schon fast krankhaft ...«

    Der Nordmann hob die Schultern. »Es gibt Dinge, bei denen Sauberkeit von größter Wichtigkeit ist. Ein Skalpell, an dem noch Körperflüssigkeiten eines vorigen Patienten kleben, kann dazu führen, dass sich deine Operationswunde entzündet. Wasser aus der Kloake kann zu Fieber oder dem Tod führen. Und ... ganz ehrlich, Wirt, würdest du aus einem Becher trinken, den vorher ein Aussätziger oder an der Seuche erkrankter Mann benutzt hat? Ich denke nicht. Dahingehend hat Kagen schon Recht. Aber ja, er besitzt einen gewissen ... Sauberkeitsfimmel.«

    Der Wirt schüttelte den Kopf und seufzte. »Halt ihn das nächste Mal unter Kontrolle, damit er mir nicht die Gäste vergrault, okay?«

    Isengrim nickte nur und trank still sein Bier weiter. Irgendwo im Hintergrund hörte er etwas von Waffen, Assassinen und Einkäufen. Der Nordling schüttelte den Kopf und bestellte sich einen weiteren Humpen. Waffen für Auftragsmörder einkaufen? Leute kamen auf Ideen ...

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    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline

    Am See

    Adson blickte stumm auf den See hinaus. Die letzten Tage waren unbefriedigend gewesen. Untätiges Warten, nutzlos und ohne Sinn. Hatten sie zu viel befürchtet? Es schien so. Kjarl und Luke waren noch nicht zurückgekehrt und auch sonst gab es kaum Kunde aus dem Süden. Der Narbige brummte leise und beobachtete die konzentrisch wachsenden Kreise auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees, die ein kurz auftauchender Fisch verursacht hatte. Sie verliefen sich irgendwann am Ufer oder wurden von dem leichten Kräuseln des Wassers überdeckt, welches der aufkommende Wind über den See trieb. Adson zog die Kapuze über den Kopf und seine Narben verschwanden im Schatten der Kleidung.

    So setze er sich langsam in Bewegung. Er schritt am Ufer entlang, bis er zur Einmündung des Bergbaches traf und folgte dem Wasserlauf. Aufmerksam musterte er die Umgebung und überzeugte sich, dass ihn niemand beobachtete. Dann verschwand er als lautloser Schatten in dem verborgenen Eingang zu der kleinen Höhle, hinter welcher sich sein Rückzugsort verbarg. Schweigend kauerte er sich in den Schatten und wartete. Er hörte das leise Plätschern des Wassers vor der Höhle und ab und an zog das Rauschen des Windes an seinem Ohr vorbei. Manchmal konnte man das leise Trippeln kleiner Füße vernehmen, doch mehr tat sich nicht. Er war allein. Also erhob er sich und ertastete schnell den versteckten Spalt, hinter dem sich die eigentliche Höhle befand. Er legte ein paar große Steine zur Seite und schlüpfte durch freigewordene Öffnung, welche er mit einem dunkel gegerbten Leder verschloss. Jetzt erst entzündete er ein kleines Feuer und sah sich um. Offenbar hatte er Besucher gehabt, vielleicht Waschbären, Marder oder ähnliche kleine Räuber. Von dem getrockneten Fleisch, welches er als Vorrat zurückgelassen hatte, war nichts mehr übrig. Adson atmete hörbar aus und nahm am Feuer platz. Sein Blick verlor sich in den Flammen und folgte dem leisen Züngeln des Feuers. Er lehnte sich an den Felsen hinter ihm und beobachtete weiter den Tanz der Flammenzungen. Seine Augen wurden kleiner und kleiner. Er würde sich ein paar Stunden Ruhe gönnen.

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Der Landstreicher beobachtete die schnelle und reibungslose Abfuhr, mit der Sarpedons Wandschränke den alten Irren als formschönes Bündel verschnürt vor der Tür parkten. Saubere Arbeit, simpel und spartanisch ausgeführt. Edon gefiel die Drehung, aus der der linke Muskelhaufen lässig den Schwung mitnahm, mit dem er gerade den Alten durch die Tür ins wilde Nachtleben entlassen hatte, und sich damit quasi die erste Aufgabe erledigend gleich der nächsten zuwandte.
    Edon kratzte sich am Kinn und paffte an seiner angelegentlich angezündeten Pfeife.
    Die beiden am Tresen, oder besser der eine am Tresen und der andere in der Auslage für unanständige Säufer, waren sicher neu in der Stammtaverne von allem, das am See lebte und Bier vertrug. Sonst hätten sie sicher die gängigen Regeln gekannt: Wenn man Sarpedon Gold auf den Tisch legte, dann bekam man dafür seinen zünftigen Suff, einen vollen Magen und, wenn man ausdrücklich danach verlangte, ein paar auf's Maul. Aber man fragte den Wirt nach nichts, man beschwerte sich über nichts und wenn man das Hackebeil nicht im Schlafanzug lassen konnte, landete man bestenfalls im Knast oder in einem neuen Eigenheim sechs Fuß unter der Erde. Grundlegende Regeln für ein fröhliches Miteinander, eigentlich.

    Edon leerte seinen Met und schnallte sich seinen Schwertgurt um, stockte, schaute auf die Klingen um seine Hüfte und lächelte nostalgisch. Es gab mal eine Zeit, in der er sein Schwert morgens zum Training gezogen, ein paar Stoffpuppen zerschnippelt oder ein paar Kollegen lädiert und es dann abends vor dem Gang in die Kneipe wieder in die Schwertscheide an der Wand geschoben hatte. Heutzutage trennte er sich nicht mal mehr davon, um kurz einen Schwall Wasser an der Rückwand der Taverne rauszulassen. Er setzte sich ebenfalls an den Tresen und orderte noch mal einen Met für sich.

    "Und dann war's leise in der Kneipe. Dein Freund hatte nicht grade Honig in der Stimme oder irgendein Gefühl für Ryhtmus, aber besser als wenn man gelangweilt irgendwem bei einem privaten Gespräch belauschen muss, um nicht auf das Knabbern der Ratten am eigenen Arsch achten zu müssen."

    Er tippte sich zum Gruß an den Wirt noch mal an die eigene imaginäre Hutkrempe und überlegte fast, ob er einfach der guten, alten Zeiten wegen noch einmal den guten, alten "Der da zahlt für mich" zu versuchen. Nur kam der irgendwie nicht so gut, wenn der Gesprächspartner mit am Tresen saß und alles mithören konnte, was er und der Wirt vielleicht so zu bereden hatten ...

  14. Beiträge anzeigen #254
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    Isegrim ist offline
    »Was kann ich dafür, wenn Irgendwer private Gespräche nicht leise und vor allem an einem so unglaublich privaten Ort wie einer Taverne - nein, eher der einzigen, verdammten Kneipe im Ort! - führt?«, antwortete Isengrim auf die Worte des Mannes, der aussah, als würde er gerade gehen wollen. Er schüttelte den Kopf. »Sind hier alle Möchtegernverbrecher und -verschwörer so amateurhaft und klischeehaft, ihre Untaten in einer ranzigen Taverne zu besprechen?«

    Der Wirt hielt beim "Reinigen" der Krüge inne und warf Isengrim einen herausfordernden Blick zu. Der Nordling seufzte und bestellte, quasi um sich um ein gutes Miteinander zu bemühen, ein weiteres Bier. Die Sache mit der Zahlung stellte er irgendwo hinten an. Weit hinten. Irgendwo außerhalb seines peripheren Sichtfelds.

    »Na, musst du mich jetzt umbringen? Mit deinem Schwert niederstechen? Oder ganz im Stil eines Assassinen Gift ins Bier mischen. Ein giftiger Skorpion in meiner Hütte wäre natürlich auch nett. Wenig einfallsreich, aber nett. Im Todeskampf, geschüttelt von Krämpfen, hätte ich dann sicherlich einige anerkennende Gedanken für dich übrig, Herr Meuchelmörder.«

    Jetzt erst blickte Isengrim den Mann wirklich an. Jung, schwarzes Haar, die Gesichtsmimik ein Zusammenspiel aus Schalk, Überheblichkeit, fast aufgesetzt wirkender Gelassenheit. Ein typischer Einzelgänger, der der Meinung war, das Schwert am Gürtel würde alles regeln. Keine Verlängerung des Arms, nein, eine der sicherlich zu klein geratenen Intelligenz.

    »Ach, der Wirt schaut immer noch böse und du siehst mir aus, als würdest du gerade ernsthaft überlegen, mir die flache Klinge übern Arsch zu ziehen wie einem ungezogenen Balg. Noch ein Bier. Für ihn. Gönn dir.«

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    "Soll ich mich denn fürchten, jemand könnte herausfinden, was ich im Norden zu treiben gedenke? Alles, was ich in Thorniara tun oder lassen möchte, gilt hier sowieso nicht Verbrechen sondern als Pointe."
    Der Landstreicher lockerte beiläufig seinen Schwertgurt und lächelte dabei leutselig. Er schaute auf das dunkle, süffige Bier, das ihm seine so unvoreingenommene Bekanntschaft großzügigerweise geordert hatte.

    "Ich schätze, würde ich dich wirklich umbringen wollen, würde ich dich einfach deines Geldbeutels erleichtern und mit meiner liebreizenden Begleitung wetten, dass Sarpedon dich noch vor dem Zapfenstreich entmannt und kopfüber zum Ausbluten über die Theke nagelt. Dann hätte ich dein mobiles Vermögen genommen, alles, was sie gegen mich wetten will, gewonnen, mir könnte man nur schwer was anlasten und mir wäre dann so schlecht, dass mir das Interesse an einem Blutbad wohl nachhaltig vergangen wäre. Ich gewinne von allen."

    Edon holte einen kleinen Lederschlauch aus dem Beutel und goss damit den Bierkrug bis zum Rande voll, der zwischenzeitlich seine Schaumkrone eingebüßt hatte. Ein süßlicher Geruch und eine goldene Flüßigkeit kamen aus dem Schlauch.

    "Vielleicht will ich ja auch niemanden umbringen. Nicht mal diejenigen, die sich darum besonders eifrig bemüht haben. Ich schlage dir einen Feldversuch und eine Wette vor, mit der wir ganz toll feststellen können, ob ich ein mieser Giftmischer bin."

    Er nahm den Krug, trank ihn zur Hälfte leer und schob ihn seinem Gesprächspartner rüber. Er lächelte aufmunternd.

    "Vielleicht kenn ich mich ja sogar mit Gegengiften aus oder habe andere Schweinereien verbrochen, um mein Leben zu schützen. Oder ich habe einfach kein Interesse daran, dich umzubringen. Was auch immer, ich zahle dir die Rechnung für diesen Abend und ein Zimmer für die Woche, wenn du den hier austrinkst."

  16. Beiträge anzeigen #256
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    Isegrim ist offline
    »Wenn das Pisse ist«, begann Isengrim langsam, »sind mir Sarpedon der Wirt, seine Rausschmeißer, deine liebreizende Begleitung, etwaige Wachsoldaten des Königs sowie dein unglaublich eindrucksvolles Schwert scheißegal. Dann zertrümmer ich meinen verdammten Krug und schlitz dir die Visage mit den Scherben auf. Ein Versprechen, mein unsympathischer Trinkkumpan. Keine leere Drohung. Denn ich habe weder für dieses Bier noch das davor das nötige Geld zum Zahlen. Ha, da schaut der Wirt böse und überlegt sich wirklich, mich wie ein Schwein über der Theke ausbluten zu lassen.«

    Niemand schenkte dem Nordling ein Grinsen. Sarpedon schaute mit jener wölfischen Bösartigkeit, die ein Raubtier hat, das genau weiß, dass es in Kürze eine unglaublich blöde Beute reißen würde. Der Fremde schaute herausfordernd. Seine Begleitung ... ach, der Teufel wusste wie sie schaute. Das Mädel interessierte ihn nicht die Bohne. Ebenso wenig wie die Wette noch der demonstrativ gelockerte Schwertgurt. Isengrim stammte aus Nordmar, hatte verdammte neun Brüder, alle älter und stärker. Derartige Schwanzvergleiche a la "Trink die verdächtig nach Pisse aussehende Flüssigkeit!" oder "Hey, Isengrim, willst du etwas Tutwehwasser?", meist gefolgt von der freudigen Bitte des kleinen Isengrims, etwas davon zu wollen, nur um einen ordentlichen Hieb sowie die Antwort "Tut weh, was, hä?" zu erhalten. Ja, Isengrim kannte diese Kindereien. Aber hier ging es um die Rechnung für den Abend. Das war's dann doch irgendwie wert.

    »Na dann, zum Wohl, namenloser Fremder! Zum Wohl, unbekannte Begleitung und düsterer Wirt namens Sarpedon. Auch euch zum Wohl, ehrenhafte Rausschmeißer. Ihr seid - mit dem Wirt - die einzigen Leute in dieser erlauchten Runde, die ihr Geld ehrlich und rechtschaffen verdienen. Na, schau nicht so, du Anbieter goldenen Gebräus mit diesem - im Vergleich zu den Waffen meiner Heimat - überteuerten Zahnstocher. Du bist ungefähr ein genauso ehrlicher Arbeiter wie das Zeug aus dem Schlauch verdammter Nordmarer Stollengrollen ist!«

    Ohne auf die Antwort zu warten, hob Isengrim den Krug und trank ihn in einem Sturz. Biergeschmack. Lecker. Und was anderes. Ein unterdrücktes Würgen. Der Mann hatte zumindest halbwegs gesund gefrühstückt. Es faszinierte den Nordling ebenso wie es ihn anwiderte, dass er solche Dinge rausschmecken konnte. Er wog den leeren Krug in der Hand und suchte eine Stelle des Tresens, die einem Schlag standhalten würde.

    »Du Wichser«, sprach Isengrim tonlos, »Du räudiges, verdammtes Stück Orkscheiße. Der Blitz soll dich auf dem Donnerbalken treffen und mögen dir dabei Fliegen in den Hinterausgang kriechen und dort ihre Eier legen. Ich wünsche dir ein Rudel Orks und Echsenmenschen, die chronisch untervögelt sind. Und dann noch eine Kompanie Paladine, die das gleiche Problem haben, jedoch eher aus zölibatären Gründen.«

    Isengrim unterbrach sich, beugte sich zur Seite und übergab sich kurz und geräuschvoll auf den mit Heu bestreuten Boden.

    »Das ist wohl mit Abstand das Ekelhafteste, was ich je gesoffen habe. Und ich hab verdammt nochmal in Vengard schon Wasser ausm Rinnstein gesoffen. Eigentlich macht mich das zum verfluchten Pisswassersommelier. Egal, Fremder. Wo soll ich dir die Fresse aufschneiden? Auge zu Auge? Ein übertriebens Narrengrinsen? Oder das gute alte Häuten der Visage? Ich bin offen für alles. Nur leider, oh leider, kein Chirurg. Aber vorher: Sarpedon, die Rechnung bitte. Und ein Zimmer ... für unseren Freund mit der baldigst aufgeschlitzten Miene. Der wird einige Tage im Bett verbringen.«

    Stille folgte den Worten Isengrims. Sarpedon beugte sich vor, schnappte den Schlauch, öffnete ihn und roch daran.

    »Also«, begann er, »wenn das Pisse ist, Kleiner, dann haben die Nordmänner einen absolut kranken Geschmack. Das ist Met. Vielleicht nicht der Beste, vielleicht nicht der Leckerste. Aber Met, ganz eindeutig. Weißt du, warum das nach Pisse schmeckt? Weil du den lieben langen Tag, nachdem dein Kumpan rausgeschmissen wurde, hier am Bechern bist. Da war der Met der sprichwörtliche Tropfen, der das Faß - oder eben deinen Magen - zum Überlaufen bringt. Also hier, schnapp dir 'nen Lappen, mach die Sauerei weg. Und du, her mit dem Gold für die Rechnung. Plus Zuschlag. Weil der Milchtrinker gekotzt hat. Ich weiß nicht warum, aber mir wäre ein schnell, brutal wirkendes Gift lieber gewesen ...«
    Geändert von Isegrim (07.02.2017 um 20:49 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #257
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen saß auf einer hölzernen Bank, unterhalb eines Vorsprungs vor ihrer Unterkunft. Den Tag über hatte sie sich um das verängstige Pferd gekümmert. Man hatte eine Unterkunft für den Hengst gefunden, allerdings ließ er keine andere Person in seine unmittelbare Nähe komme, als die junge Frau. Und die Bardin konnte sich ihm nur nähern, wenn sie sang. Augenscheinlich hatte er zumindest keine äußeren Verletzungen und er fraß beziehungsweise trank auch ganz normal. Sein Fell bedurfte noch einiges an Pflege, doch über kurz oder lang konnte sie das Tier zu seinem eigentlichen Zweck nutzen. Im Moment musste sie aber dennoch jemanden finden, der sich gut mit Pferden auskannte und ihr fiel nur Redlef dazu ein. Doch der Hauptmann war in Thorniara und sie hier. Sobald sie es wagen konnte, das Tier zu reiten, würde sie in die nördliche Stadt zurückkehren, damit der Rotrock den Hengst auf mögliche Krankheiten begutachten konnte. Sie seufzte, wenn sie daran dachte, was noch alles vor ihr lag.

    Um sich abzulenken, sah sie sich um. Die ehemaligen Krieger des goldenen Tals hatte sie den ganzen Tag noch nicht gesehen. Das war auch gut so. Sie wollte nicht, dass diese Männer ihr weiterhin folgten, sondern dass sie ihren eigenen Weg finden konnten. Jeder musste ein eigenes Ziel vor Augen haben. Etwas anderes machte keinen Sinn, wenn man leben wollte. Man konnte dienen und am Leben sein oder man verfolgt eine Aufgabe und lebt. Beides war nicht miteinander vereinbar.
    Abwesend nahm Madlen die linke Armschiene von ihrem Handgelenk und überprüfte den Mechanismus, welcher die versteckte Klinge hervorschnellen ließ. Bald würde sie das Leder austauschen müssen, aber für dieses Mal war es ausreichend, wenn sie es lediglich einfetten würde. Sie griff in den ledernen Beutel an ihrem Waffengürtel und zog ein kleines, rundes Behältnis daraus hervor, welches leicht nach oben zulief, sodass es sich mit einem Stück Stoff verschließen ließ. Nachdem sie den Fetzen herausgezogen hatte, drehte Madlen ihn zusammen und schob in das Gefäß. Darin befand sich Fett, mit welche sie nun das Leder zu schmieren begann, sodass es zumindest noch diesen Winter überdauern konnte.

    Wie immer, wenn sie eine monotone Arbeit ausführte, summte die Bardin eine Melodie. Es half ihr und sie konnte so ihre Gedanken wandern lassen ohne von der Aufgabe abgelenkt zu sein. Sie war gespannt, wann der Hauptmann von gestern auf sie zukommen würde…

  18. Beiträge anzeigen #258
    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    Fürst Gawaan war in einer finsteren Laune. Die Art, mit der die Krieger, die regelmäßig zum Bruder des Königs berufen wurden, längst vertraut waren. Manche erzählten einfach, das sei die Bärbeißigkeit der Könige des Südens. Ein düsteres Temperament, das der Herr des Silbersees mit seinem Bruder Ethorn aus einem langen Stammbaum würdevoller Herrscher geerbt hatte. Angrim glaubte nicht an diese Erzählung. Vielmehr dachte er, dass es nicht daran lag, wie Fürst Gawaan war, sondern mehr an dem, was er tat. Was er tun musste. Der Wächter wollte den Mann sehen, der nicht in finsteres Brüten versank, wenn es galt, die Verantwortung zu tragen, die letzte freie Burg zu verteidigen, wenn der Rest der Welt zur Hölle fuhr.
    Der Bruder des Königs hatte von der Gruppe Streiter gehört, die am Tor der Burg lautstark und selbstbewusst verkündet hatten, dass sie sich den Truppen des Königs anschließen wollten. Aber er war nicht derjenige gewesen, der dem Fürsten die Nachricht überbracht hatte. Angrim wusste nicht, wie Gawaan auf die Nachricht reagiert hatte. Im Grunde wäre das auch gar nicht seine Sache gewesen, bis er den Befehl bekommen hatte, ausführlich zu berichten. Danach blieb es seine Sache, die Anführerin der Kämpfer zum Fürsten zu bringen.

    Nun stand der Wächter der Akademie im Innenhof der Burg und paffte an seiner Pfeife, nach derjenigen spähend, die Jarkon besiegt und gleichzeitig ein wenig vorgeführt hatte.
    Er kratzte sich am Nacken. Er war immer nervös, wenn er einen Auftrag für den Bruder des Königs ausführen sollte, ganz egal, wie banal er auch sein mochte. Es machte Angrim nervös, mit ihm zu reden, ihm Bericht zu erstatten oder einfach nur die Anwesenheit des Fürsten zu ertragen. Er erinnerte den Wächter immer an einen dressierten Löwen: wer loyal war, der hatte von Gawaan nichts zu fürchten. Verräter dagegen hatten nichts zu lachen. Er wusste, dass Fürst Gawaan ihn nicht beißen würde. Aber er war sich nicht immer ganz sicher, aber der Fürst das auch wusste.

    Er fand die Anführerin der Kämpfer auf einer Bank nahe dem Haupthaus und räusperte sich formell.

    "Fürst Gawaan, der Bruder des Königs, erwartet euch. Folgt mir bitte."
    Er führte sie zum Westflügel des Haupthauses der Burg, wo Gawaans Arbeitszimmer lag und pochte laut an die Tür.
    "Gawaan ist nicht immer leichter Umgang. Antwortet ihm kurz und aufrichtig. Er mag es nicht, wenn man große Reden schwingt."
    -Turang

  19. Beiträge anzeigen #259
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen war gerade mit der Pflege ihrer Waffen fertig geworden, als ein Mann auf sie zutrat. Sie musterte diesen kurz und folgte ihm wortlos. Die junge Frau dachte darüber nach, auf was sie sich jetzt wieder einließ. Allerdings gab es kein Zurück mehr. Sie benötigte wieder eine Aufgabe und im Moment war das nicht das goldene Tal, sondern vielmehr ihre zweite Heimat, die Insel Argaan. Heimat! Die Bardin lächelte leicht. Genau das war dieser Flecken Gestein und Erde geworden. Sie hatte in all den Jahren viel erlebt und nun war sie bereit dafür zu kämpfen. Der Orden war keinesfalls der richtige Weg. Und sonst? Nun, es gab nicht viele andere Möglichkeiten und so schloss sie sich der Idee an, welche ihrer persönlichen Weltvorstellung am nächsten kam. Sie würde einem König dienen, aber nicht um diesen zu verteidigen, sondern die Ideale für die sein Reich stand.
    Sie seufzte innerlich. Madlen war natürlich klar, dass sie solche Dinge nicht gegenüber einem Fürsten äußern würde können. Bei den Göttern, sie war ja selbst eine Adlige. Wenn ein Vasall oder Untergebener solche Worte wählte, dann stellte er eine Gefahr dar. Und sie wollte keine sein. Deswegen würde sie sich weiterhin mit ihrer Ansagen zurückhalten und dem hohen Herrn das Reden überlassen.

    Die Prinzessin wurde durch das Haupthaus geführt. Es war typisch für eine Befestigung eingerichtet. Sobald man sich innerhalb solcher Mauern aufhielt, bekam man eine Belagerungsmentalität. Immerhin war Bollwerke genau dafür konstruiert worden. Sie sollten einem Angriff standhalten. Dennoch wirkte es sich auf den Geist eines jeden aus, der hier lebte. Jeden Tag von dicken Wänden umgeben zu sein konnte einem eine niederschmetternde Lebensansicht einbringen.

    Schlussendlich erreichten sie eine Tür. Ihre Begleitung pochte laut an diese und von drinnen forderte eine Stimme auf, einzutreten. Madlen rückte noch ihre Rüstung zurecht und zupfte ein letztes Mal an ihren Haaren. Sie wollte einen guten ersten Eindruck hinterlassen, dann ging sie in das Arbeitszimmer von dem Lord.
    Sie versuchte erst gar nicht sich umzusehen, sondern machte zielstrebig letzte Schritte auf den Fürsten zu, dann verbeugte sie sich und sprach: „Madlen Aynur aus Varant zu Euren Diensten, Euer Gnaden!“ Anschließend stand sie gerade da und gab keinen Ton mehr von sich…

  20. Beiträge anzeigen #260
    Provinzheld Avatar von Die Klingen
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    Die Klingen ist offline
    Angrim schloss hinter sich die Tür, stellte sich zur rechten des Eingangs auf und wartete wortlos. Gawaan saß in einem hohen Lehnstuhl und beobachtete seinen Gast regungslos. Ebenfalls hielten zwei Veteranen im Dienste der Silberseeburg stumme Wache. Der Fürst des Silbersees musterte die junge Kriegerin mit einem argwöhnischen, prüfenden Blick. Schließlich stand er auf und ging auf sie zu.
    "Wenn diese Burg von einer Horde Echsenmenschen angegriffen wird. Wie werdet ihr einen von ihnen töten?"
    Angrim verzog keine Miene. Er stand nur still auf seinem Posten. Er wusste sowieso nicht, welche Antwort der Bruder des Königs hören wollte. Ob er überhaupt eine bestimmte Antwort hören wollte. Oder ob er vielleicht nur der jungen Kämpferin spotten wollte.

    Von draußen prasselte Regen gegen das Fenster. Der Wind heulte, fand aber kaum eine Ritze in die Burg - pder wenigstens nicht in die Gemächer von Gawaan. Der Kriegerturm war, wie er wusste, weitaus weniger wetterfest und in den zugigsten Zimmern pflegte man mit einiger Sorgfalt die neuesten Rekruten einzuquartieren. Es gab die Rede, dass die Frischlinge erstmal ein paar Monate verwittern und sich das Grüne hinter den Ohren rausrotzen mussten, bevor sie wirklich in die Riege der Krieger vom Silbersee gehörten. Angrim war immer ganz vorne dabei gewesen, wenn es galt, sich solche Weisheiten und geflügelten Wörter auszudenken. Vielleicht konnte er sich ja in den Stunden, in denen er noch beim Fürsten Gawaan wachte, ein neues ausdenken, ein schneller Satz wenn man die Krüge zusammenstieß. Er verzog keine Miene.

    "... wie werdet ihr einen von ihnen töten?"


    -Turang

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