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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline
    Slicer sah deutlich, wie es hinter der Stirn seines Partners zu arbeiten begann. Der nach nach Außen hin stets kalt analytisch und berechend denkende Händler nahm sich seine berühmte Zeit zum Nachdenken, die er selbst vor ungeduldigen Gesprächspartnern nicht vernachlässigte. Viele zweitklassige Männer ihrer Kreise erhoben so früh wie möglich die Stimme. Sie nahmen sich nur wenig Zeit zum Überlegen, da sie dem Gegenüber schläue und stärke Vorgaukeln wollten. Eine schnelle Antwort wirkte Selbstbewusst und Entschlossen. Doch Lukar hielt nichts von dieser Schauspielerei. Nicht gegenüber Gleichgesinnten und erst recht nicht wenn es um wirklich wichtige Angeelgenheiten ging. Er nahm sich trotz Allem genügend Zeit die genannten Details zu sortieren und mit den derzeitigen Optionen in Kontext zu setzten. Dabei überlegte er aber auch immer nur grade so lange, dass es nicht seltsam und unentschlossen wirkte. Ob das gewollt war oder einfach nur Ergebniss seines schnellen Verstandes, hatte Slicer ihn jedoch nie gefragt.

    Auch Slicer selbst dachte selbstredend über den Vorschlag Denniks nach. Obwohl sein Misstrauen diesem Borran gegnüber noch deutlich ausgepräger war als bei Lukar, erschien ihm das von Dennik geplante Unternehmen vielversprechend. Wenn sie ihre Ressourcen zusammenlegen und die Angelegenheiten gemeinsam regelten, waren sie voneinander abhängig. Einen besseren Schutz gegen Verrat konnte es einfach nicht geben. Solange immer nur eine Seite von der Versorgung durch die andere Abhängig war, hatte diese automatisch die Zügel in der Hand. Deswegen misstraute Slicer auch Borran und seinen Leuten. Sie kontrollieren die Unterwelt Thorniaras und den Sumpfkrautanbau. Lukars Rolle in dieser Geschichte war zwar wichtig, aber theoretisch auswechselbar. Sollte Denniks Plan Realität werden, wäre das nicht mehr der Fall.

    Gelassen entfernte Slicer die Hand wieder vom Griff seines Dolches und hackte sie stattdessen in seinen Gürtel. Er sah zu Lukar hinüber, der ihn ignorierte. Erst als Dennik seinen Freunden einen kurzen Augenblick widmete, gestattete der Händler sich einen kurzen Blickkontakt mit Slicer. Dieser kannte den Glanz in den gutmütigen Augen dieses kalten Mannes nur zu gut. Er hatte sich entschieden. Jedoch lies Lukar es sich nicht nehmen, Dennik noch ein wenig zappeln zu lassen. Nicht aus Bosheit. Die ständigen Machtkämpfen unter den beiden schienen vielmehr eine Art freundschaftliches Spiel zu sein. Slicer kannte dieses Verhalten aus dem Ring des Auftraggebers nur zu gut.

    Endlich erhob Lukar dann die Stimme. Sein Gesicht verlor dabei jegliche berechnende Verschlossenheit.
    „Dein Plan gefällt mir, Dennik.“ Die Offenheit in seinen Worten hätte Slicer glatt die Sprache verschlagen, wenn er nicht sowieso grade geschwiegen hätte. Lukar legte hier seine wichtigste Spielkarte offen auf den Tisch, einfach so.
    „Ich habe selbst über ähnliche Unternehmungen nachgedacht. Anfangs auf die Silberseeburg beschränkt, doch Joe Blacks Vision ist es gewesen, unseren Einfluss über ganz Argaan auszubreiten. Wenn möglich sogar noch weiter. Ich teilte dabei nicht alle seiner Ansichten und bin weit weniger in seine dunklen Machenschaften involviert gewesen, als ihr vielleicht glaubt. Gewissermaßen war ich der weltliche Teil seiner Organisation, mit Blick auf die materiellen Güter. Diese Rolle hatte er mir von Anfang an zugedacht und ich muss zugeben, keine Andere hätte mich mir jemals andrehen lassen. Ein religiöser Mensch war ich nie. Joe Black mag mit höheren Mächten in Verbindung gestanden haben, doch mir ist dieses Denken bisher verwehrt geblieben. Ich bezweifle auch, dass sich das jemals ändern wird. Aber wer weis schon, was die Zeit bringt...“

    Noch ehe Lukar den Satz beendet hatte, erkannte Slicer in Denniks Augen ein seltsames Leuchten, als Lukar die „höheren Mächte“ erwähnte, um ganz euphemistisch auszudrücken das Joe Black höchstwahrscheinlich mit Beliar im Bunde gewessen war. Obwohl der gerissene Krieger niemals direkt davon gesprochen hatte, war es jedoch mehr und mehr offensichtlich gewesen. Slicer hatte das noch viel früher gemerkt als Lukar. Auch er hatte niemals einen Draht zu den Göttern gehabt, doch etwas an der finsteren Ausstrahlung Joes hatte ihn unmerklich angezogen, ja, ihm sogar Angst gemacht. Und es gab beileibe nicht viel, was einem Slicer Angst einjagen konnte.

    Indes hatte Lukar wieder das Wort ergriffen.
    „Was die von dir genannte Gilde angeht, so ist die Sache in der Tat verzwickt. Sie geben nicht besonders viel über sich preis. Das macht es schwer, ihr Gewicht in unserer Branche einzuschätzen. Unser Vorteil ist, dass ihre kriminellen Machenschaften auf den offenen Markt beschränkt sind. Mit etwas Geschick und Feingefühl könnten wir dafür sorgen, dass sich unsere Interessen gar nicht erst in die Quere kommen. Aber wieder zurück zum Eigentlichen. So einfach dieser Plan im Grunde auch klingen mag, stelle ich mir seine Umsetzung, vor allem in der Anfangsphase ausgesprochen problematisch vor. Problematisch, aber durchaus nicht unmachbar. Vor allem wird eine direktere Absprache unserer Aktivitäten erforderlich sein. Ich nehme an, im Rahmen deines Vorschlages wüstest du auch gerne, welche Projekte ich momentan hier in der Silbersee betreibe?“

    Slicer konnte nicht anders. Ein leises, amüsiertes Lachen drang aus seinem Munde. Schließlich war genau das die Angelegenheit gewessen, die Dennik am meisten in der Taverne interessiert hatte. Dennoch hatte der Meisterdieb sich die ganze Zeit darum herum geredet.
    Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs bekam Slicer die völlige Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Als Lukar auch noch fragend die Augenbraue hoch, machte Slicer jedoch eine abwinkende Geste in Denniks Richtung, die diesem gleichzeitig das Worte erteilte.

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    Gath ist offline
    Die hohen Herren sprachen.
    Nunja, eigentlich waren sie keine wirklich hohen Herren. Lukar vielleicht noch, denn der Mann war nicht mehr der jüngste, aber gerade Dennik war ungefähr so alt wie er selbst. Und doch, man merkte diesen beiden Menschen an, dass sie es gewohnt waren, zu führen. Und dass sie Pläne hatten, was sie langfristig wollten.
    Gath selbst war da nie die beste Person für gewesen, wirkliche Pläne für sein Leben hatte wohl nur Innos. Und so wirklich schlau wurde er aus denen erst recht nicht.

    Eigentlich hatte er ja vor gehabt, die hohen Herren reden zu lassen, aber jetzt musste er sich einfach einmischen. Dennik hatte Ideen vorgeschlagen, wie man ihr Geschäft weiter aufziehen konnte - und wie man aus zwei kooperierenden Gruppen eine große machen konnte - und er hatte Lukar das Wort überlassen, was dieser davon hielt, denn auf ihn kam es in erster Linie an. Er war der zweite hier, der wirklich etwas zu sagen hatte. Aber jetzt war es an der Zeit, einmal zu sagen, was davon zu halten war - im wesentliche, zu Joe Black wollte er bei Innos nichts sagen.
    Dunke Mächte waren nicht sein Metier, auch wenn er einer Schwarzmagierin schon sein Leben anvertraut hatte - und er wohl sogar schon von einem anderen gerettet worden war. Innos hatte ihn an Menschen geschickt, die zumindest gerade nicht die Motivation bessesen hatten, ihm zu schaden. Und zumindest Lucia hatte sich nie direkt gegen ihn gestellt, auch wenn sie alle seine Freunde verraten und gegeneinander ausgespielt hatte.
    Doch nein, dunkle Machenschaften auf dieser Insel war nichts, was er irgendwie fördern wollte, es war nicht sein Ziel, sich aktiv gegen Innos zu stellen und Beliars Werk zu dienen. Allerdings entging ihm nicht, dass Dennik das etwas anders sah. In Bakaresh hatte er interessanter Weise keine größeren Probleme damit gehabt, dass eigentlich alle Menschen, mit denen er zusammenlebte, beliarfürchtig waren, denn irgendwie waren sie doch normale Menschen. Aber Magier waren eine andere Spezies, denn sie dienten dem dunklen Gott direkt.
    Eigentlich war diese Argumentation ein Stück weit selbstbetrug, aber so weit hatte sie der Bootsbauer noch nicht durchdrungen und sein Weltbild war immer noch stimmig, getaucht in Innos Licht.

    Gath räusperte sich kurz, bevor er anfing zu sprechen, aus dem Hintergrund. Er und Luke standen in der Nähe der Tür, an die Wand gelehnt, mit Blick auf den Schreibtisch. Lukar und Dennik standen dahinter, Slicer undurchdringlich in der Ecke, auch wenn er sich entspannt hatte, während Lukar geredet hatte.
    Vorsichtig stieß er sich mit der Schulter von der Wand ab und machte einen Schritt in die Mitte, auf die anderen zu - wenn auch immernoch entfernt vom eigentlichen örtlichen Zentrum der Unterredung.
    "Potential hätte die Sache, da stimmte ich euch zu. Aber wir sollten aufpassen. Je größer wir werden, desto mehr wird man gegen uns vorgehen. Die Stadtwache ist nicht auf den Kopf gefallen - und je mehr Kraut in der Stadt geraucht wird, desto mehr wird man dagegen ermitteln. Ich möchte ehrlich gesagt vermeiden, am Ende gar nichts mehr zu verdienen und hinter Gittern zu sitzen, bloß weil wir zu gierig waren."
    Er wusste, dass war nicht das, was die beiden Diebe gerade hören wollten, denn sie waren gerade zumindest in ihren Gefühlen dabei, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dennik hatte einen Plan - und Denniks Pläne griffen immer nach dem großen Ganzen - und Lukar meinte, ihm gefiele dieser. Gath wollte weder mit ihnen fallen - noch dass sie überhaupt fielen, denn schließlich war Dennik sein Freund und Lukar ein Mann, den er sehr schätzte, seit sie in Thorniara zusammen gearbeitet hatten.
    "Um die Händlergilde würde ich mir dabei nicht allzu viele sorgen machen, die Herren sind zwar die letzten Halsabschneider, was allein schon kriminell ist, aber ansonsten - ich glaube nicht, dass sie in Machenschaften verstrickt sind, die unseren Geschäften schaden würden. Zumindest vorerst nicht."
    Und wenn doch, dann saßen die ehrenwerten Händler garantiert am längeren Hebel, so lange sie nichts gegen sie in der Hand hatten. Aber das war eine Sache, bei der man einmal sehr genau nachforschen musste, dass tat gerade nichts zu Sache, auch wenn man es zeitnah in Angriff nehmen sollte.

    "Was mir aber gerade das größte Kopfzerbrechen bereitet, ist Borran...", er überlegte kurz, wie er das nun in Worte fassen sollte und wanndte sich dann an Dennik und Luke. "Wir haben einen mächtigen Verbündeten, ja, aber hat er euch wirklich nur noch als Verbündete?" Er selbst hatte ja noch nicht mit dem Chef höchstpersönlich gesprochen, wie sein Verbleib in der ganzen Aktion jetzt werden sollte. Er war nur deswegen so tief mit drinnen, weil Dennik und Luke ihm vertrauten. Gerade er und Dennik waren nun schon so lange befreundet, dass es sich wohl keiner der beiden ernsthaft vorstellen konnte, vom jeweils anderen hintergangen zu werden.
    "Arbietet ihr nicht mehr für ihn? Was macht ihr, wenn Borran sich gegen Lukar stellen sollte, aus welchen Gründen auch immer? Ich will hier bei Innos keine Zwietracht sähen, aber - ich mache mir Sorgen. Ich kann noch nicht mal abschätzen, wie ihr reagieren würdet, sollte sich Borran gegen mich stellen. Würde ich dann abserviert werden? Müsste ich aufs Festland fliehen?" Würdet ihr mich hinter die Ecke bringen?
    Letzteres wollte Gath nicht aussprechen, denn er konnte es sich selbst überhaupt nicht vorstellen, sonst stände er vermutlich nicht hier. Aber letztendlich galt es zu klären, wem die Loyalität galt, sollte sich so etwas wirklich einmal ergeben.
    "Lukar, du bist dein eigener Herr, du bist niemandem Rechenschaft schuldig - und du kannst hier entscheiden. Ich vermute mal, dass du keinen größeren Geschäften nachgehst, die dich dazu bringen würden, gegen uns zu handeln. Ich bin ein bisschen wie du, Slicer, ich arbeite mit. Und zumindest ich würde mich nie gegen denjenigen stellen, für den ich arbeite." Dass das Dennik war, brauchte er wohl nicht zu erwähnen.
    "Aber ihr zwei müsst euch hier und heute entscheiden, wenn ihr das wirklich zusammenlegen wollt. Für das hier entstehende, oder für den Status Quo."

    Die zwei Schritte, die der Bootsbauer nach vorne getreten war, ging er nun wieder etwas zurück. Das war seine Wortmeldung, jetzt galt es, das aufgeworfene Dilemma zu lösen.
    Und während er noch einmal kurz über das gesagt nachdachte, fiel ihm auf, dass ihm etwas herausgerutsch war, dass er lieber nicht gesagt hätte. Innos war nicht das Stichwort, das man bringen sollte, wenn man vorher über Beliar sprach. Aber es war nur eine Floskel gewesen und zumindest Dennik und Luke waren eigentlich vom innosfürchtigen Festland. Und Slicer aus dem innosfürchtigen Thorniara, wenn er sich recht entsann. Sie würden das schon übergehen.

  3. Beiträge anzeigen #83 Zitieren
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Redsonja ist offline
    Da war er endlich. Der erste Hinweis, dass Madlen sich tatsächlich noch in Setarrif befand. Ein Söldner erzählte in der Taverne, erprahlte, dass er in Setarrif gewesen war und sprach von einer Frau, die er gesehen hatte. Er schien sie ziemlich genau angeschaut zu haben. Dachte Redsonja und grinste stumm in sich hinein. Als er zur Theke ging, um das nächste Bier zu besorgen, folgte ihm Redsonja und raunte ihm zu.

    "Lieber nicht mehr darüber erzählen. Es gibt Menschen, die darauf eifersüchtig reagieren könnten."

    Warnte sie ihn, wollte aber eher Madlen schützen. Wenn sich Redsonja richtig erinnerte, dann war sie bestimmt schon wieder ins nächste Schlammassel verstrickt. Sie bestellte ebenfalls ein Bier und bat Sarpedon darum Lukar, Baldivur und Sabo auszurichten, dass sie bald aufbrechen wollte. Wenn er sie das nächste Mal sah.

  4. Beiträge anzeigen #84 Zitieren
    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Dennik ist offline
    Dennik war wahrlich erfreut über Lukars positive Antwort. Der Meisterdieb hatte zwar insgeheim erwartet, dass Lukar dem Angebot offen gegenüberstand und den daraus resultierenden Möglichkeiten vielleicht sogar zugetan war, doch hatte er auch damit gerechnet, dass der glatzköpfige Gauner ihn erst einmal bremsen würde. Mit solch positiven Feedback jedenfalls hatte Dennik nicht gerechnet. Umso besser natürlich. Im Grunde war der stille Plan des braunhaarigen Söldner gewesen erst Lukar zu überzeugen und dadurch gleich seinen Freunden die mögliche Skepsis zu nehmen. Ein feines Lächeln machte sich auf den Lippen des Söldners breit.

    Nachdem Lukar geendet hatte, ergriff wie erwartet Gath das Wort. Dennik hatte ja schon vermutet, dass vorrangig Gath und Lukar Kritik an seinem Vorhaben üben würden und wenigstens Gath brachte nun einige Einwände ein, die man wohl als Bremse interpretieren konnte. Und doch erstaunte auch Gath Dennik. An Borran jedenfalls hätte er selbst als Letztes gedacht. Dennik schätze sowohl Gath, als auch Lukar dafür, dass sie immer an alle Details dachten und damit so etwas wie die Qualität ihrer Arbeit sicherstellten.

    "Deine Einwände sind berechtigt, Gath. Ich habe mir in letzter Zeit wie schon angedeutet viele Gedanken gemacht. In erster Linie war mir schon klar, dass wir uns zusammentun müssen, doch habe ich lange darüber gegrübelt, wie man all die sicherheitstechnischen Fragen lösen könnte. Sich zusammentun, warum nicht? Die Kräfte mobilisieren und gemeinsame Ziele verfolgen, kann nur gut ausgehen! Gemeinsam arbeiten, mit Lukar und seinen Männern immer gerne! Doch was ist mit den Kunden von Lukar, den Freunden von Lukar. Die Freunde der Freunde. Was passiert, wenn eine nicht direkt betroffene Partei sich einmischt? Zum Beispiel Borran...", versuchte Dennik Gaths Einwand zu nutzen um seinen nächsten Vorschlag gleich ein Fundament zu legen.

    Er machte eine kurze Pause und schaute sich im Raum um, er hielt kurz die Luft an um die Spannung zu verstärken und versuchte dann mit seinen Worten die Erleuchtung in den Raum zu bringen: "Lukar, San Daran, Rekhyt, Slicer natürlich, Luke, Gath, wenn ihr wollt, dann auch die Gebrüder aus Thorniara, oder weitere Männer eures Vertrauen, alle Männer und Frauen die bei der Gründung der neuen Gemeinschaft dabei sind, sollten sich gegenseitig versichern, dass sie selbst im Notfall keinen aus der Runde attackieren würden. Natürlich geht das noch nicht weitgenug, also denken wir weiter. Keiner greift niemanden an, alle arbeiten zusammen und doch wird es eines Tages, früher oder später zu einem Malheure kommen und einer Person, oder einer Gruppe wird diese Garantie egal sein, weil sie Rache üben will, vielleicht eigene Interessen verfolgt, oder sonstig eine Rechnung offen hat, in diesem Fall haben alle anderen Mitglieder ohne darüber nachzudenken der attackierten Person Hilfe zu leisten. Jeder Angreifer wird es sich zweimal überlegen, wenn er dafür die komplette Gemeinschaft gegen sich hat und die Gemeinschaft wird es sich zweimal überlegen nicht zu helfen. Denn sollte einer nicht helfen, gefährdet er damit die Stabilität des Paktes und damit seine eigene Absicherung und Sicherheit. So der grobe Plan. Ich glaube, dass wir damit wirklich die Chance haben so etwas wie Balance und Sicherheit für die Mitglieder zu garantieren. Vielleicht können wir die Sache sogar so weit treiben, dass es gefährlich wird auf Argaan als Dieb nicht unserer Gemeinschaft beizutreten...", endete Dennik und wappnete sich nun gegen die wirkliche Kritik. Hoffnungsvoll schaute er in die Augen seiner Freunde.

  5. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #85 Zitieren
    Ehrengarde
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    Gath ist offline
    Hatte er noch spöttisch gedacht, die Diebe griffen nach der Weltherrschaft?
    Nun, wenn man Dennik gerade zugeört hatte, konnte man das nur unterstreichen. Dieser Herr griff gerade wirklich danach, doch irgendwie wollte Gath nicht so ganz mitmachen. Irgendwie kam ihm dieser Plan zu gewagt vor, zu ernst. Ja, Dennik hatte nachgedacht, er musste viel gegrübelt haben, denn sonst hätte er nicht solche weitreichenden Konstrukte ersponnen.
    Und wenn man einmal ehrlich war: Die Idee war gut. Sie würden einander selbst drohen, sich auszuschalten, im Falle von Abweichlern von der Linie - jeder würde mitspielen aus Angst vor den anderen. Und jeder würde im Ernstfall handeln, aus der Angst, sonst im Ernstfall selbst fallen gelassen zu werden.
    Jetzt stellte sich die Frage: Würde Gath handeln, wenn einer der hier versammelten in die Bredoullie geraten würde? Vermutlich schon, immerhin hatte er Dennik schon einmal geholfen, als sie der Elster aufs Dach gestiegen waren. Und Lukar würde er definitiv auch unterstützen.
    Aber das gesammte Konzept... Er glaubte nicht dran.
    Als Dennik seine Ideen mit Feuereifer verbreitet hatte, war wieder kurzes Schweigen ausgebrochen, doch dieses mal überließ er es nicht Lukar, zuerst zu antworten, sondern meldete sich wieder zu Wort. Allerdings ohne vorzutreten, er stellte sich einfach nur kurz auf seine eigenen Beine anstatt an der Wand zu lehnen.
    "Klingt... Nicht schlecht. Aber du hast einen Denkfehler dabei."
    Interessiert beobachtete Gath Denniks Mine, als sich dieser zu ihm umdrehte. Es war im Gegensatz zu Lukar und Dennik nicht das Spielchen um die Macht, das sie zwei spielten, sondern das Spielchen, ob Gath es schaffen würde, Denniks Plan ins Wanken zu bringen. Bisher hatte das noch nicht geklappt.
    "Dein System klappt nur, solange die Mehrheit dahinter steht. Wenn die meisten dafür sind, erwarten sie Schutz vom System und werden dafür ihren Teil leisten - und ehrlich sein im Bezug auf die Regeln.
    Aber wenn eine Mehrheit sich einig ist, eine Minderheit loszuwerden, wird denen keiner helfen können.
    Wenn wir die sind, die wir gerade hier versammelt sind, halte ich das für ausgesprochen unwahrscheinlich, aber wenn jeder Dieb Argaans dabei sein soll, sollten wir uns vor Intrigien fürchten!
    Der Plan ist gut, aber nur, wenn wir nicht zu viele werden."

    Ein bisschen spielte auch noch die Sorge des Bootsbauers mit hinein, dass sie in immer größere Schwierigkeiten geraten würden, je größer sie wurden. Und sein Freund plante gerade sehr groß. Weltherrschaft eben.

  6. Beiträge anzeigen #86 Zitieren
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Adson atmete auf, als er die Ansiedlung nahe der kleinen Burg erreicht hatte. Er und die anderen Jäger hatten auf weiteren Streifzügen zwei Wildschweine erlegt und einen Fuchs mit einer Falle gefangen. Außerdem hatte der Narbige eine der seltenen argaanschen Goldechsen erwischt. Diese kleine Reptilien haben nichts mit der Plage der Echsenmenschen zu tun und tragen ihren Namen aufgrund des goldschimmernden Rückens. Besonders an den Echsen ist, das sie ein hochwirksames Gift bilden, welches in einer Giftblase an der Kehle der Tiere gesammelt wird. Beides, Gift und Haut, brachten gutes Geld und Adson war sehr zufrieden mit dem Fang. Angeblich war auch das Fleisch der Tiere äußerst schmackhaft, doch konnte Adson dies bisher nicht bestätigen.

    Die Männer luden ihre Last an einer kleinen Hütte ab, die einem der Jäger gehörte und machten sich an das Zerlegen der Beute. Adson verzichtete auf seinen Anteil am Fleisch und nahm dafür lieber mehr der Schweinehaut. Es wurde Zeit, dass er wieder an Drakk lieferte, mit dem er ja eine entsprechende Vereinbarung getroffen hatte. Also schabte er sorgfältig sämtliche Fleischreste von der Haut, die er anschließend zum Gerber schaffen würde. Adsons Gesicht verzog sich. Das anstehende Feilschen störte ihn jetzt schon, war der Gerber doch ein geldgieriger Sack, der für seine mittelmäßige Arbeit immer zu viel verlangte. Adson spuckte aus und schüttelte den Gedanken ab. Ihm ging es nicht ums Geld. Er brauchte nur genug, um zu überleben. Was brachte es ihm, Reichtümer anzuhäufen, wenn er in zwei Tagen von einem Wildtier zerrissen werden konnte?

  7. Beiträge anzeigen #87 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Naberius
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    Naberius ist offline
    Die Sonne stand hoch am Himmel und strahlte mit all ihrer Macht, fast so, als wolle Innos das Böse und die Dunkelheit für immer vertreiben. Es war eine Jahrtausende alte Fehde zwischen den Göttern, seit Anbeginn der Zeit. Beliar, der Gott der Dunkelheit, des Chaos und des Todes und sein großer Bruder Innos, der Gott des Lichtes, der Ordnung und des Lebens. Der Streit der dazu führte, dass die Menschen sich aufgrund ihres Gottes gegeneinander abschlachteten und sich Gräuel antaten, die eigentlich unvorstellbar wären. Nur Adanos erkannte die Gefahr dieses Streites und verbannte seine beiden großen Brüdern aus seiner Sphäre, auf dass sie nie wieder direkten Einfluss auf das Geschehen der Welt nehmen konnten. Doch es war zu spät gewesen und der Samen der Grausamkeit und des Krieges war auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Gefolgsleute Innos schlachteten ohne Gnade jene, die ihrem Gott nicht bedingungslos folgten, während die Beliaranhänger in der Wüste Sklaverei aufblühen ließ und das Leben eines Menschen in Gold gemessen werden konnte. Es war schon immer die Aufgabe der Gläubigen gewesen, ihren Herren zu dienen, auch wenn dies zu ihrem eigenen Untergang führen würde. Adanos befahl seinen Dienern jedoch auf die Welt acht zu geben und die Balance zu halten.
    Naberius hatte Geschichten gehört, die erzählten, wie Adanos sowohl die Anhänger Beliars zerschmetterte als sie auch schützte, vor den Fängen der Paladine. Der Gott, dem die Wassermagier folgten, bewahrte die Welt und das Gleichgewicht und so taten seine Anhänger ihm dies nach. Es war eine mühselige Aufgabe in einer Welt voller Verblendeten und Blinden ihnen den Weg zu zeigen und mit seinen Reden und Vorschlägen auf taube Ohren zu stoßen. Bei den Innoslern wurde man für die Wahrheit verbrannt, wenn sie nicht der einen Wahrheit entsprach, die Innos erschaffen hatte, während die Beliaranhänger aus Vergnügen oder aus Gier einen ermordeten. Eine grausame Welt, doch es war die Welt der Geschöpfe und der Lebenden. Es war auch seine Welt und so würde Naberius sein Leben im Notfall veräußern um der Welt und den Menschen auf ihr eine weiter Chance zu geben und das Gleichgewicht wieder herzustellen.
    Der Alte saß am Silbersee und meditierte. In letzter Zeit fand er so seine innere Ruhe und einen Frieden mit der Welt, den er zuletzt an einem kalten Winterabend verspürt hatte. Es war der Abend, an dem er zum ersten und einzigen Mal mit seinem Gott in Verbindung gestanden hatte. Die Berührung, das Licht, die Gesamte Atmosphäre, als er dem Patron des Lebens gegenüberstand war überwältigend gewesen und hatte sich gleich einem Brandmal in den Verstand des Koches gebrannt. Ein unvergesslicher Augenblick reines Glaubens, dass diese Welt für immer bestehen bleiben würde, solange es Menschen gab, die Adanos folgen würden auf seinem Weg die Balance aufrecht zuerhalten.
    Ein Luftzug erfüllte die Lunge von Naberius und er spürte die Wärme der Sonne auf seinem Gesicht. Das Leben war so wundervoll, wenn man einmal den Frieden gefunden hatte.

  8. Beiträge anzeigen #88 Zitieren
    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Dennik ist offline
    Dennik lächelte. Gath dachte sogleich an das große Ganze. Das gefiel Dennik, er selbst träumte ja immerzu vom übernächsten und über-übernächsten Schritt und doch hatte der Meisterdieb sofort eine passende Antwort parat um seinen kritischen Freund zu besänftigen: "Ich vertraue dir, vertraue Rekhyt und Luke, vertraue San und auch Lukar und natürlich seinen Männern so weit ich sie beurteilen kann. Ich verstehe deinen Einwand und vielleicht habe ich mich auch etwas fälschlich ausgedrückt. Stellen wir uns das alles mal rein hypothetisch vor. Ihr sagt heute alle ja. Morgen im Bluttal treten uns symbolisch San und Rekhyt bei, wir benachrichtigen Borran, auch wenn ich euch jetzt schon sagen kann, dass er die Sache durchwinkt ohne sich selbst groß beteiligen zu wollen. So wie ich Borran kennen gelernt habe, überlässt er es uns, ob wir auf die Schnauze fallen, oder ihm selbst doch mehr Kohle hinterher tragen. Jedenfalls Anton und Dirk, sowie Rob und bald eine Gruppe Fischer und Schmuggler stehen unter unserem Kommando. Ebenso wie der ein oder andere umsichtige Waldläufer teilweise und doch werden wir diese Männer nicht aufnehmen. Warum auch? Sie sind kleine Fische. Nicht jeder Dieb auf Argaan, der vielleicht einmal für oder mit uns arbeitet, muss gleich informiert, eingeweiht und aufgenommen werden. Doch Leute, vielleicht sogar Diebesbosse, die wir nicht als Konkurrenten betrachten wollen, die könnten wir informieren über unsere Stärken und ihnen unsere Unterstützung anbieten ohne dabei ein zu großes Risiko eingehen zu müssen. Natürlich können auch einzelne Männer uns beitreten, wenn wir mit ihnen Partnerschaften aufbauen und die Sache gut läuft, dann können wir es ihnen ja anbieten und doch können wir gleichzeitig einen Ruf aufbauen. Uns berüchtigt machen unter den Kriminellen. Als eine Einheit auftreten und eine Macht darstellen", endete Dennik und schaute vielsagend in alle Richtungen gleichzeitig.

  9. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #89 Zitieren
    Ehrengarde
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    Gath ist offline
    "Gerade eben hast du noch was anderes gesagt.", grinste Gath etwas in sich hinein.
    Dennik hatte seinen Plan wirklich durchdacht, er hatte auf alles eine Antwort - und backte etwas kleinere Brötchen, wenn man ihn direkt drauf stieß.
    Wenn nicht Hinz und Kunz Teil ihrer Unternehmung würden, so, wie sein Freund das gerade noch angedeutet hatte, dann hatten sie Chancen auf Erfolg. Denn wacklig würde ihr Konstrukt nur werden, wenn zu viele Parteien integriert wären und es eventuelle Allianzen gegen sie geben konnte. So - die Bunde des Vertrauens der Mitglieder zueinander waren einfach zu groß, als dass er selbst etwas zu befürchten hatte.
    "Ich glaube, die Sache könnte was werden - auch wenn ich vielleicht nicht der beste Mann bin, um das zu beurteilen.
    Damit blickte der Bootsbauer gespannt zu Lukar, denn die Frage war, wie dieser die zusätzlichen Sicherheiten sehen würde. Luke, Dennik, er selbst und die abwesenden San, Rekhyt und sonstige Asoziierte - sie waren eine Mehrheit. Sollten sie sich gegen Lukars Leute verschwören, hätte dieser dem wenig entgegenzusetzten. Aber gerade auf Lukar kam es an, denn sie anderen vertrauten sich sowieso schon.
    Aber Lukar stand der Unternehmung positiv gegenüber, sodass er sich nicht vorstellen konnte, so etwas destruktives zu hören. Sie machten den Eindruck, als wäre er hier der Skeptiker - vielleicht auch, weil das hier noch nicht so lange sein Metier war.

  10. Beiträge anzeigen #90 Zitieren
    Schwertmeister
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    Luke Drake ist offline
    Luke hatte schweigend gelauscht und beobachtet. Er fand es ziemlich interessant, was Dennik sich da überlegt hatte und auch Lukar schien nicht abgeneigt zu sein.
    Ein Zusammenschluss mit Lukar und seinen Leuten würde beiden Seiten Vorteile bringen und sie vor allem auch konkurrenzfähiger. So könnten sie nach und nach ihre Macht im Untergrund von Argaan ausbauen und vielleicht irgendwann sogar über die Grenzen der Insel expandieren.

    "Das hört sich alles ziemlich gut an. Wenn Lukar jetzt auch kein Problem damit hat würde ich behaupten, das wir heute die wohl größte...Allianz, wenn man das so sagen kann, von Kriminellen gegründet, die Argaan je gesehen hat", mischte sich Luke dann auch in das Gespräch ein und fügte dann grinsend hinzu, "Ich freu mich schon auf die Gesichter der Stadtwachen, wenn wir erstmal richtig loslegen."

  11. Beiträge anzeigen #91 Zitieren
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    "Eine große Allianz aller Kriminellen von Argaan ist selbstredend ein Projekt, dass auf den ersten Blick utopisch erscheint. Selbst wenn wir alle unsere Verbündeten und guten Freunde zusammenziehen, so wird Allianz mit ziemlicher Sicherheit von so mancher Kleingruppe und einem ganzen Haufen Freigeister infrage gestellt werden. Von unseren Verbündeten ganz zu schweigen, die sich selbst mit ziemlicher sicherheit lieber auf dem Führungsträppchen sehen würden als in den mittleren Rängen. Dennoch. Unsere Allianz würde zweifellos enormen Eindruck verschaffen. Und es gibt Mittel und Wege, sich auch widerspenstige und ehrgeizige Intriganten vom Leibe zu halten. Das Prinzip kennen wir alle. Wer gut arbeitet und für die Allianz einsteht, wird in ihren Rängen aufsteigen dürfen. Wer sich dagegen aufzulehnen droht, an dem wird ein Exampel statuiert werden. Wir können uns ein gutes Beispiel an der Händlergilde nehmen, die sich macht ihrer Ressourcen alle Konkurrenten vom Hals geschafft hat."

    Lukars berechnender Blick traf auf einen vor freudiger Anspannung fast platzenden Dennik. Der Dieb hatte noch großes vor.

    "Die Frage ist natürlich, wie wir diese Allianz im Detail organisieren wollen. Gleichberechtigung oder Führung und Dienen? Aber das sind Dinge, über die wir mit den größten der Großen sprechen sollten. Sprich, wir sollten jene unserer Verbündeten, denen man vertrauen kann, einen nach dem anderen ins Boot holten. Sollten wir bereits dort auf Widerstände stoßen, müsste wir neu abwägen wie wir verfahren.

  12. Beiträge anzeigen #92 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Rognor Hammerfaust
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    Rognor Hammerfaust ist offline
    Die Dunkelheit hielt Einzug in die Siedlung vor der Silberseeburg und lockte die Säufer, Betrüger, Diebe und anderes Volk aus ihren Verstecken hervor. Doch der Zwerg störte sich nicht daran und schritt durch die matschigen Straßen, als würden sie ihm gehören.
    Mit geübten Handgriffen löste der stämmige Zwerg den Schlauch mit dem Bier von seinem Gürtel und trank ihn während des Gehens halb leer. Die Reste des Bieres, welche ihm durch den Bart liefen wischte er mit dem Handrücken weg und rülpste in die Dunkelheit. Der Korken kam wieder auf dei Öffnung und der Lederbeutel an den Gürtel, damit der gute Alkohol nicht verloren ging.
    Die Nacht war frisch, aber wenigstens trocken, im Gegensatz zum Nachmittag, der eher eine feucht fröhliche Geschichte war und all die Wege aufgeweicht hätte.
    "Die hohen Ärsche könnten sich ruhig mal um den Dreck hier unten kümmern." grummelte der alte Godlschmied in seinen Bart. Er war dem König und dem argaanischen Königreich treu ergeben, doch ein wenig nörgeln und etwas Kritik hatten noch keinem Herrscher oder Königreich geschadet. Und bedachte man die Situation in der die Siedlung unterhalb der Silberseeburg war, so sollte sich schleunigst was ändern. Der Zwerg war sich zwar sicher, dass der Drache in absehbarer Zeit verrecken würde, doch bis alle Schäden in Setarrif behoben wären, solange müsste eine ordentlich und auch händlerfreundliche Außenstelle des Königreiches existent sein, denn immerhin müsste die Stadt auch die Waren, welche zur Reperatur benötigt wurden irgendwo her bekommen. Und das die myrtanischen Eroberer es zuließen, wenn Ethorn erst seine Stadt wieder tüchtig machen konnte und das, mit ihren eigenen Gütern, war mehr als fragwürdig.
    In Gedanken versunken steckte sich der Zwerg seine Pfeife an und bließ kleine Rauchwölkchen in den abendlichen Himmel.
    Wenn ich Rhobar wäre, dann würde ich, nach dem Tod des Drachen alles daran setzen uns von einem erneuten Einzug in die Stadt abzuhalten. Vielleicht legt der alte Sack auch einen Hinterhalt und tötet uns, wenn wir versuchen die Stadtverteidigung wieder aufzubauen. Im schlimmsten Fall muss Ethorn damit rechnen, dass die Feuerärsche schneller sind als wir und sich in der Stadt einnisten, wei die Parasiten, die sie sind. Solange ich nicht auf der reparierten Mauer Setarrifs stehe, solange werde ich auch dem Frieden mit Rhobar nicht trauen, falls man das überhaupt Frieden nennen kann.
    Ein weiterer Zug ließ den Tabak im Pfeifenkopf verglühen und gab so sein Aroma frei. DerTabak, den sich Rognor vor kurzem von einem Händler gekauft hatte, stammte aus Varant, nach den Angaben, des Händlers, und schmeckte herb, schwängerte die Luft aber mit einem süßlichen Geruch. Ansich war der Zwerg mit seinem Kauf ganz zufrieden. Generell konnte Rognor nichts anderes von der jetzigen Situation behaupten. Ihm ging es gut, bis auf das gelegentliche Ziehen in seinem Bein, aber ansonsten war alles in bester Ordnung. Durch die Kämpfe und das Armdrücken, hatte er wieder ein wenig Kapital angesammelt und wollte demnächst diesen Karul oder Rulak besuchen, den sein Retter Schlitzer oder so ihm vorstellen wollte. Warum hatten die Menschen auch immer so komplizierte Namen? Vielleicht merkte sich Rognor auch einfach nicht die Namen von neuen Bekanntschaften. Namen die sich eingebrannt hatten in die Stollen des Zwergenverstandes, waren jene von Adson, Edon, Ravenne und Leonardo, seinen Minenvorsteher und Erfinder aus Setarrif. Manchen Abend fragte Hammerfaust sich, was aus ihm geworden war. Ob er unter das Schwert einer Echse geraten war oder hatte er die Flucht geschafft? Es würde sich zeigen ob der Ewige Schmied ihr Schicksal wieder zusammenschmieden würde, oder ob der Stahl der Zukunft aus anderen Komponenten bestand.
    "HEY Gevatter. Ist es nicht ein wenig spät für dich durch diese Gassen zu gehen? Für einen kleinen Obulus zeigen wir dir den Weg nach Hause."
    Von der Seite waren drei Gestalten aufgetaucht, die verdächtig nach Schlägern aussahen. Der Zwerg drehte sich komplett zu den Gestalten, besah jeden kurz mit seinem verbliebenem Auge und seufzte. Es war spät und eigentlich hatte der Goldschmied keine Lust sich zu prügeln. Also würde er versuchen, die Drei mit seinem Ruf zu verscheuchen.
    "Ich bin kein Gevatter Junge. Du bist 50 Jahre zu jung um mir von Nutzen zu sein. Ich bin Rognor Hammerfaust, Klinge des Königs und der stärkste Faustkämpfer in den dunklen Kreisens Setarrif. Wenn du deine Zähne und dein Bewusstsein verlieren willst bleib. Wenn nicht, dann verschwindest du besser!"

    Der Eine erkannte ihn nach seine Worte anscheinend.
    "Boss. Der Kerl hat Recht. Ich glob ich hab den ma im Kampf im Lagerviertel gesehen. Der hat die Gebrüder Klotz zusammengeschlagen. Die waren stark und nach der Begegnung, lebte nur noch einer und der andere kann kaum noch seine Hände zu Fäusten ballen. Egal was ihr macht, ich bin raus."
    Der eine verschwand und auch die anderen Beiden schauten sich eher verunsichert an und drehten dann herum und folgten ihrem Freund.
    Blödes Diebespack. Vielleicht sollte ich Ethorn ersuchen mit ein paar anderen Klingen gegen diese Diebe und Schläger vorzugehen. Immerhin zahlen die doch keine Steuer für ihr Handwerk!
    Rognor grinste und spazierte weiter, darüber sinnierend, was er in der Zukunft alles anstellen konnte.

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    Waldläufer Avatar von Naberius
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    Naberius ist offline
    "Gepriesen sei Adanos für seine Liebe und seine Güte. Gepriesen sei er für seinen Hass und seine Härte. Er ist jener, der im Gleichgewicht schwebt. Er verdammt und preist uns, sein Handeln ist immer bedacht und hat das Gleichgewicht im Sinn. Seine Linke hält er schützend über uns und mit seiner Rechten schwingt er sein Schwert. Er gibt und nimmt, was ihm zusteht und was der Welt gerecht ist, deswegen beten wir zu ihm. Wir stellen uns Adanos zur Verfügung und sind seine Werkzeuge, auf dass er uns den rechten Weg zeigt, der die Welt am Leben hält. Vertraut auf ihn und gebt euch seiner Macht hin, denn er ist unser Gott."

    Naberius senkte seinen wieder seine Stimme, nachdem er seine Preisung ausgesprochen hatte. Manch einer würde seine kleinen Predigten bestimmt als abschreckend bezeichnen, doch seiner Meinung nach, sollte man nicht verheimlichen, dass Adanos der Gott des Ausgleichs ist. Mal gibt er und mal nimmt er, einzig zum Ziel die Welt in Balance zu halten und so der Menschheit ein Leben zu gewähren. Manchmal bedeutete das, dass er die Ernte gedeihen ließ wie noch nie in der Geschichte, aber manchmal, bedeutete es auch, dass er die Ernte eingehen lassen musste, damit im Ganzen das Gleichgewicht erhalten bliebe. So traurig es manches Mal sein konnte, der Gott, dem die Elemente Wasser und Erde untergeordnet waren, verfolgte einen Plan, dessen Ziel es war, das Leben und die Welt zu bewahren. Der Tod eines geliebten Menschen konnte eine Motivation sein, sodass die Person Ungeahntes für die Gesellschaft leisten konnte. Adanos konnte zum Wohle aller selten Rücksicht auf den Einzelnen nehmen. Dies war die Seite der Götter, die gerne, zumindest von den Innoslern, totgeschwiegen wurde. Jeder Gott, sei es Beliar, Adanos oder Innos war eine Münze mit zwei Seiten. Also war es Naberius Pflicht auch die dunkle Seite Adanos kund zu tun, wenn gleich sie weniger freundlich oder beliebt war.
    Die unsicheren Blicke in de Familie, in die der Alte aufgenommen wurde bestätigten seinen letzten Gedanken. Doch der Vater nickte und vertrieb die Unsicherheit der verbliebenen Familienmitglieder mit einem, an den Alten gerichteten, Danke. Wie gewohnt tat sich jeder etwas von dem Essen auf und die Kinder erzählten dabei von ihren kleinen Abenteuern und Erlebnissen des Tages. Der junge Hjalmar hatte mit seiner jungen Schwester Hjalris einen Frosch entdeckt und waren ihm bis zum See gefolgt, wo sie sahen, wie er zu etwas Glibbrigem schwamm und kurz davor von einem Fisch aufgefressen wurde. Das bestätigte die Gedanken und Worte des Koches. Adanos hatte den Frosch zu dem Laich geführt, wo er zugunsten der nachfolgenden Generation verstarb. Ein Einzelner starb um die Gemeinschaft zu retten. Gedankenverloren aß der alte Koch weiter und ließ sich von den verschiedenen Stimmen berieseln.

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    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline

    Außerhalb der Burg in einer kleinen Taverne

    Erschöpft und am Ende ihre Kräfte erreichte Madlen endlich die wirre Häuserlandschaft rund um den Silbersee und die dort gebaute Burg gleichen Namens. Ihre Kapuze war auf dem langen Weg von Setarrif hierher von einem Ast abgerissen worden und so lagen ihre weißen Haare nun offen, zerzaust und verdreckt über ihren Schultern. Der schwarze Mantel war am unteren Ende ziemlich zerrissen, allerdings passte er ins Gesamtbild, denn auch ihre restliche Kleidung und Rüstungsteile wirkten stark abgenutzt. Lediglich die Schwerter Aynur und Barika, gefertigt von Meister Kilijan, schienen noch von innen heraus zu glänzen. Aber auch an ihrer Außenseite waren die Spuren der Flucht zu erkennen.
    Stolpernd erreichte die junge Frau schließlich eine kleine Taverne und konnte schließlich nach vielem gutem Zureden – ab und an unterstrichen mit einigen wenigen Androhungen von Waffengewalt – den Wirt überzeugen, dass sie durchaus ein Gast seines Hauses sein konnte und keineswegs gleich wieder verschwinden würde. Während also der Mann einen Badezuber mit heißem Wasser zu füllen begann, wurde Madlen von einer Bedienung des Gasthauses, wahrscheinlich der Tochter des Wirts, mit Essen und Trinken versorgt. Alles im Voraus bezahlt, denn die Fürstin hatte schließlich immer noch ein wenig Ehre, welche sie nicht durch Diebstahl verlieren wollte.

    Und kaum war eine Stunde vergangen, war der Zuber bereit und Madlen hatte einen kleinen Jungen mit ein wenig Münzen losgeschickt, einen neuen schwarzen Mantel zu besorgen. Sie hatte ihm hoffentlich eindringlich klar gemacht, nicht mit dem Geld zu verschwinden. Nun, auch dies würde sich zeigen. Während also ihr Bote in der Ansiedlung nach einem neuen Kleidungsstück suchte, legte die junge Frau ihre restliche Bekleidung zur Seite und stieg in das angenehm heiße Wasser und tauchte gleich zu Beginn unter. Langsam, ganz langsam kehrte das Leben in ihren Körper zurück. Je weiter sie sich von Setarrif entfernte, umso mehr wandelte sie wieder unter Lebenden. Allerdings wurde die Bardin das Gefühl nicht los, dass ein Teil des Jenseits immer in ihrem Inneren bleiben würde. Wahrscheinlich würde es nie wieder so sein, wie es früher gewesen war.
    Hustend tauchte Madlen wieder auf. Sie hatte wegen ihres letzten Gedankens unter Wasser das Lachen anfangen müssen und dabei einiges von diesem verschluckt. Natürlich würde es nie wieder so sein, wie es früher gewesen war. Zu viel war seitdem geschehen, zu viele hatte sie verletzt, gefoltert und getötet. Sie war zu einem gnadenlosen Verfolger aller geworden, die ihren Zielen im Weg standen. Sie war keine Kriegerin mehr, denn diese hatten noch ein Gewissen. Sie war keine Söldnerin mehr, denn sie tötete nicht wegen des Geldes. Und sie war keine Jägerin mehr, denn sie erlegte nicht, um davon leben zu können. Nein, sie war ein Wesen des Jenseits, welches im Diesseits existierte. Ein Vollstrecker des Todes, nichts und niemanden verpflichtet. Kein Gefühl mehr, welches grauenvolle Taten verhinderte.
    Die Prinzessin seufzte. Irgendwann würde diese Phase hoffentlich vorbei sein. Aber dafür brauchte sie Hilfe von einer Person, welche sie seit Ewigkeiten suchte und doch nicht finden konnte. Allerdings wurde jeder irgendwann entdeckt. Niemand konnte sie auf ewig verstecken…

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    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline

    Auf dem Weg zur Sturzkampfmöwe

    Madlen wanderte scheinbar ziellos durch die schlammigen, von Regen aufgeschwemmten Wege der Ansiedlung. Man konnte diese besseren Trampelpfade einfach noch nicht als Straßen bezeichnen, auch wenn die Bewohner der Häuser ihr Bestes taten, um diesem Problem Abhilfe zu schaffen. Auch wenn es gerade regnete und die Pfade voller Dreck waren, so fühlte sich die Fürstin reiner als die letzten Wochen zuvor. Sie trug neue Kleidung, allerdings immer noch so dunkel gehalten wie in Setarrif. Sie hatte ihre gefallenen Freunde dort nicht vergessen. Sie wusste nicht, wo ihr Schiff war. Auch nicht, wo die Männer des goldenen Tals waren. All das war aber auch im Moment nicht wichtig. Sie wollte zuerst Redsonja finden, ehe sie sich auf den langen Heimweg machen konnte. Und natürlich war das wie immer leichter gesagt als getan.

    Die weißen Haare zu einem einzigen Zopf gebunden, welcher über ihrer linken Schulter lag, lauschte Madlen im Vorbeigehen den Worten der Bevölkerung. Hörte alle möglichen Klagelieder und unsinnigen Informationen, versuchte diese von den wichtigen zu filtern. Interessant war vor allem immer wieder die gleiche genannte Taverne: Die Sturzkampfmöwe. Lächelnd schüttelte die junge Frau den Kopf. Die Welt ging unter und ein paar Verrückte hatten nichts Besseres zu tun, als das wohl bekannteste Gasthaus von Setarrif wieder aufzubauen. Eins musste man ihnen lassen, die Bevölkerung um die Silberseeburg ließ sich scheinbar durch nichts unterkriegen. Nun, auf jeden Fall wusste sie, wohin sie ihre Suche verlagern musste. Wenn die Kriegerin irgendwo zu finden sein sollte, dann war es dort. Denn wenn sie nicht dort war, würde man sie auch nicht finden können.
    Sie schlug ihre Kapuze hoch, um sich vor dem stärker werdenden Regen nun doch zu schützen und bewegte sich jetzt sehr zielstrebig in Richtung Sturzkampfmöwe. Dennoch blickte die Prinzessin weiterhin mit wachsamen Augen in ihre Umgebung. Scheinbar war sie nicht die einzige, welche in Rüstung seiner Arbeit nachging. Natürlich, ihre war komplett in schwarz gehalten, aber was spielte das schon für eine Rolle. Die Ansiedlung wirkte in ihrem gesamten Gebaren unnatürlich und völlig absurd. Meine Güte, es wirkte beinahe, als wären die Leute versucht, hier ein zweites Setarrif zu errichten. Gut, sie hatten ihre Heimat verloren, war ziellos und landlos. Aber dennoch…irgendwie wirkte alles unnahbar. Jeder schien eine Aufgabe zu haben und jeder übte diese auch aus. Aber sie waren nicht bei der Sache. Die Bewohner waren körperlich hier, aber geistig in ihrer einstigen Heimat, welche ein paar Tagesreisen entfernt von hier war und doch so weit entfernt.

    Um sich abzulenken, legte Madlen eine Hand auf Aynur. Diese Bewegung beruhigte sie immer auf eine Weise, wie kaum etwas anderes dies konnte. Und natürlich wirkte die Aussicht Redsonja zu treffen, in einer Art positiv auf sie, wie es sonst kaum etwas konnte…

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    Knetmaster  Avatar von Wombel
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Wombel ist offline

    Bei einem kleinen Waldbauernhof, irgendwo in der Nähe des Ufers zum Silbersee

    Ungläubig betrachtete er seine schwieligen, großen Hände. Waren es überhaupt seine eigenen?
    Ihm war, als ob er soeben aus einer tiefen Abwesenheit erwacht wäre, alles fremd und eigenartig.

    Helle Lichtpunkte, zunächst klein wie Regentropfen blähten sich auf und bewegten sich. Aber sie waren tatsächlich nur vor seinen Augen. Nicht wirklich.
    Sein verwirrter Blick schweifte über eine höchst surreale Szenerie.
    Der Mann stand mit einem hellen, groben Leinengewand inmitten eines Pflanzenfeldes, seine Harke war soeben polternd auf den staubigen Boden gefallen. Ackerboden, so schien es. Wenn auch nicht der fruchtbarste, einige Steine lagen umher. Ein strahlend blauer Himmel breitete sich über die kleine, trockene Ebene aus. Eine grobe Hütte stand etwas entfernt am Waldrand und allerlei Ackerbaugeräte, Eimer und Fässer standen hier und da herum. Augenscheinlich ein Bauernhof, eine Farm oder dergleichen. Ein üppiges Grün, ein Wald von gewaltigen Ausmaßen umringte die kleine Ebene, drohte Sie an den Rändern beinahe zu verschlucken.
    Am Horizont ragten hier und da ein paar Berggipfel auf.

    Ein Holzverschlag mit Axt, Beil und Spaltblock war rechts neben der Hütte zu sehen, ein kleiner Ziehbrunnen und ein paar Hühner gackerten irgendwo.

    Was zum Gyrger machte er hier?
    Wie war er hierhergekommen?
    Und warum in Dreigötternamen hantierte er hier mit einem so niederen Arbeitsgerät wie dieser gammeligen Harke auf dem Boden herum?
    Warum stand er nicht am Waldrand und fällte wie gewohnt die üppig vorhandenen Bäume um?
    Das war es doch, was er schon immer gemacht hatte … oder nicht?
    Abertausende Synapsen schienen gleichzeitig zu explodieren und ein leichter Schwindel erfasste den Mann.

    „Hey Brummbär, hast du keine Lust mehr zu arbeiten?“
    Es dauerte einen Augenblick bis der Mann begriff, dass diese Stimme real war.
    Langsam drehte er sich in die Richtung, aus der diese irgendwie seltsam vertraute Frauenstimmer zu ihm gesprochen hatte.
    Tatsächlich.
    Eine Frau.
    Klein, zierlich.
    Die Kleidung aus demselben Leinenstoff wie sein eigenes Gewand.
    Lange, pechschwarze Haare und warme, dunkle Augen, die ihn fragend und schelmisch anschauten.
    Eine kleine Pause entstand. Die Frau legte ihren hübschen Kopf etwas schief und lächelte sanft.
    „Was ist denn los, hat es dir die Sprache verschlagen?“

    Wombel wischte sich mit der rechten Hand über die Augen, aber das Bildnis blieb bestehen. Vor ihm stand immer noch die Frau, die ihn freundlich, nein, liebevoll anlächelte. Vielleicht ein wenig drahtig, leicht kantige Gesichtszüge, ein von der Arbeit geprägter, sehniger und von der Sonne leicht gegerbter Körper. Lediglich leicht bedeckt mit diesem leichten Leinenstoff. Mitte, höchstens Ende dreißig schätzte er. Er runzelte die Stirn. Er kannte diese Frau irgendwie und irgendwie wusste er auch, dass sie nicht nur die Arbeit auf dem Feld miteinander teilten. Und doch …
    Vor ihm stand ein altbekanntes und doch sehr fremdes, verlockendes Wesen das er insgeheim sehr gut kannte.
    Irgendwie.
    Fremdartige und vertraute Gefühle durchpflügten sein Herz und seinen Verstand.

    „Was… was mache ich hier?“ stammelte Wombel hilflos.
    Die Frau hob die rechte Augenbraue und das Lächeln bekam einen minimal verwirrten Zug.
    „Hm. Ich weiß was du jetzt vermutlich lieber machen würdest. Aber dafür ist heute Nacht noch viel Zeit. Wir müssen uns jetzt dringend um die Pflanzen kümmern. Die Ernte … du weißt schon.“
    Wombel wusste sofort was die Frau meinte, in seinem Kopf wallten zwar leicht verblasste, aber wunderschöne Erinnerungen hoch.
    Und dennoch … Fieberhaft versuchte er seine Gedanken zu ordnen, aber es war ihm nicht möglich. Gedankenfetzen, Erinnerungen. Alles walte in grotesk überwältigenden Wellen durch seinen Schädel, ein wahrer Sog schien in seinem Kopf zu toben. Immer heftiger wurde der Gedankenkreisel. Sobald ihm ein klarer Gedanken greifbar nahe schien, verblasste kurzerhand alles wieder.
    Erinnerungsfetzen.
    Furchtbare Bilder. Feuer, Tod, grässliche, beschuppte Monster, die wahllos auf fliehende und unbewaffnete Menschen einschlugen.
    Blut und Feuer.
    Verderben.
    Unzählige Eindrücke, erschreckend, verstörend, beängstigend. Und schließlich stieg eine Panik in dem großen Mann auf. War das der sprichwörtliche Wahnsinn, der ihn nun endgültig ergriffen hatte? Seine Gedanken überschlugen sich zu einer nicht mehr durchdringbaren Masse.
    Unüberwindlich und alles lähmend.

    Auch die Frau schien den plötzlichen, unsichtbaren geistigen Kampf zu bemerken, den der Mann so urplötzlich mit sich selbst zu fechten schien.
    Besorgt, fast vorsichtig trat sie einen Schritt auf den über zwei Köpfe größeren Mann zu. Ein feiner Streifen Blut rann aus dem rechten Nasenloch, die stahlblauen Augen funkelten wie lupenreine Aquamarine aus dem fiebrigen, roten Gesicht.
    „… Liebling … um Innos Willen, was hast du denn? Du… du machst mir Angst.“

    Wie hatte sie ihn soeben genannt?
    Die Panik kam schubweise immer wieder aufs Neue hochgewallt.
    Was war denn nur los?
    Ein Schwindel überkam ihn und die Welt begann sich zu drehen.
    Er trat taumelnd auf die Frau zu und schloss sie so fest in die Arme, dass die Frau Angst hatte, der Hühne würde sie kurzerhand zerdrücken.

    „Bitte hilf mir, ich fürchte ich werde wahnsinnig.“ Flüsterte der Mann.
    Sanft strich sie ihm über das kurze, aschblonde Haar und löste sich schließlich mit sanfter Gewalt aus dem schraubstockartigen Klammergriff. Vorsichtig stützend führte sie den Mann zur Hütte.
    „Komm. Du musst dich hinlegen.“
    „Ich will mich nur setzen. Es geht schon wieder.“ Gedankenverloren wischte er den Blutstreifen von der Oberlippe.
    Tatsächlich schien sich sein Zustand zu bessern. Der Schwindel schwächte sich ab und war nach wenigen Augenblicken vorbei.
    Schweigend saßen am dicken Eichentisch in der kühlen, schattigen Hütte zusammen.

    „Etwas stimmt hier nicht … es passt alles nicht zusammen … gehöre ich hier überhaupt her?“ Sinnierte Wombel fast unhörbar leise vor sich hin.
    Die Frau kämpfte mit ihrer Fassung, schaute den großen Mann aber nur direkt mit wässrigen Augen an.
    „Ich bin vor geraumer Zeit an einem anderen Ort gewesen. Einem Ort an dem … furchtbare Dinge geschehen sind.“ Sagte er schließlich tonlos und schaute der Frau direkt in die Augen.
    Dicke Tränen hatten sich bereits gesammelt, doch die Frau nickte nur leicht.

    „Du musst mir alles erzählen … bitte.“ Sanft strich er eine Träne von der Wange der Frau.
    Trotzig schob sie seine Hand zurück.
    „Und wenn ich das getan habe wirst du mich verlassen.“ Ihre Lippen bebten und in ihren Augen war nicht nur Traurigkeit, sondern auch Furcht zu sehen.
    Die Frau stand auf und trat aus der Hütte.

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    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    "Ich gebe dir Recht, Lukar. Ich bin froh, dass ihr der ganzen Idee positiv gegenübersteht. Damit ist der erste Schritt getan. Wir sind uns im klaren, dass wir gemeinsam noch großes auf Argaan und vielleicht sogar darüber hinaus erreichen wollen. Mehr wollte ich heute gar nicht erreichen", Dennik nutze diese Gelegenheit um beinahe feierlich in die Augen seiner anwesenden Freunde zu schauen. Sogar Slicer gebührte er mit einem treuen Lächeln.

    "Wir sollten natürlich weiterhin versuchen die Sache voran zu treiben und nicht vor lauter kleinere Aufgaben das große gerade gesteckte Ziel aus den Augen verlieren. Auf der anderen Seite jedoch habe ich in meinen Jahren als Krimineller gelernt, dass es selten gut tut Sachen zu überstützen. Wie du sagtest, Lukar, wir schlafen darüber, denken in Ruhe darüber nach, bereden die Einzelheiten Schritt für Schritt bei kühlem Bier und klarem Geist und tasten uns an kleinere Zwischenergebnisse heran. Wenn wir vorsichtig arbeiten, immer nach hinten Blicken, bevor wir einen Schritt nach vorne machen, dabei nicht einschlafen und uns gegenseitig unterstützen, dann kann diese Sache nur großartiges hervor bringen", versuchte Dennik seine Freunde weiter einzuschwören und zu motivieren.

    "Ich werde im Bluttal mit San Daran und Rekhyt sprechen und während der nächsten Wochen in Thorniara werden sich sicher die nächsten Einzelheiten klären", eine weitere Pause machte der Meisterdieb noch, dann fragte er: "Gibt es noch Unstimmigkeiten, Dinge die ihr loswerden wollt?"

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    Gath ist offline
    "Gibt es noch Unstimmigkeiten, Dinge die ihr loswerden wollt?"

    Bei Innos, die gab es. Und doch blickte Gath schweigend in eine Runde relativ wohlgestimmter Gesichter. Sie waren sich alle einig, dass sie das umsetzten würden. Zuerst eine Allianz im Kleinen, dann eine immer größere - und dem Bootsbauer bereitete das Bauchschmerzen.
    Irgendwie entglitt ihm gerade seine Zukunft, entglitten ihm die Möglichkeiten, vielleicht doch irgendwann auf den Weg des Gesetzes zurückzukehren.
    Doch ganz im Ernst: Bestanden diese eigentlich derzeit noch? War das nicht alles eine Farce, was er sich da in seiner Welt zusammenreimte.

    Doch er sprach nichts von dem aus, was ihm alles durch den Kopf ging. Stattdessen hörte er sich die Worte an Dennik sagen: "Ich glaube nicht, wenn ich das so sehe. Der Plan steht."

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    Ratler, nicht Mod!  Avatar von Dennik
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    Dennik ist offline
    Dennik nickte langsam und vergewisserte sich noch einmal, dass niemand etwas einzuwenden hatte. Eine kurze Pause entstand, der Meisterdieb klopfte zufrieden mit den Fingerknöcheln seiner rechten Hand auf den Schreibtisch und meinte dann: "Dann gehen wir ein Bier trinken um das hier zu feiern und brechen dann auf Richtung Bluttal. Lukar, du kannst unsere Lieferung in den nächsten Wochen erwarten!".

    Mit diesen Worten trat Dennik auf den Glatzkopf zu und hielt ihm die Hand hin. Lukar schlug ein und die beiden Männer schauten sich in die Augen. Das war ein gutes Gespräch gewesen.

    "Auf Auf! Ich hab durst!"

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    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline
    Aus der langsam sinkenden Sonne lachte Innos den beiden Wanderern zu, als sie die kleine Burg nahe des ehrwürdigen Sees erreichten. Adson schritt gleichmütig voran, der Junge quittierte das Erreichen der Burg mit einem erleichterten Seufzen. Adson hatte längst bemerkt, das der Bursche langsamer und schwerfälliger geworden war und kaum mehr Schritt halten konnte. Dies bestätigte den Jäger in seinem Vorhaben, den Burschen irgendwo in der Ansiedlung unterzubringen.

    Adson hatte den Weg zum Gerber eingeschlagen. Vielleicht ließ sich ja ein Rabatt für die zukünftigen Handel herausschlagen, wenn er dem alten Gauner eine billige Arbeitskraft brachte. Doch je näher er dem stinkenden Betrieb kam, desto weniger gefiel ihm diese Idee. Also wandte er sich schließlich doch noch ab und führte den Jungen zur Taverne. Entkräftet sank der Junge auf einen Stuhl nieder, während Adson Getränke und etwas Brot und Wurst für den Jungen besorgen wollte. Adson tauschte ein paar kurze Worte mit Sarpedon, dann kehrte er mit Speis und Trank zum Tisch zurück.

    "Hier, iss.", meinte er und beobachtete den Jungen, wie er hungrig nach den angebotenen Speisen griff. "Ich werd versuchen, die hiesigen Magier zu erreichen. Die werden sich sicherlich um dich kümmern. Blamier mich nicht!"

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