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    Chosen One Avatar von Taeris
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    Taeris ist offline
    Taeris nippte zunächst an dem Becher, ehe er den Schnaps doch in einem hinunter stürzte.

    "Wohin soll jemand wie ich schon gehen...du bist ja auch noch hier. Und Drakk..."

    Es war unangenehm, sich die alten Gesichter vorzustellen. Es war bereits unangenehm hier zu sitzen und mit Sarpedon zu reden. An diesem Ort zu sein. Eigenartig. Dabei war er doch endlich wieder in der Zivilsation. Unter Freunden. Brüdern. Das Gefühl von Feigheit. Schuld. der Nachgeschmack des Reisschnaps fühlte sich bitter und schal an.

    Und wieso hatte Sarpedon den König lange nicht mehr gesehen? Eigenartig. Aber vielleicht auch besser so. Wenn er so darüber nachdachte, erklärte das auch den seltsamen Blick der Wachen.

    "Wir leben..."

    Der nächste Schnaps schmeckte wieder besser. Aber vielleicht war das auch der Alkohol.

    "Und alles ist im Arsch...."

    stellte Taeris überflüssigerweise fest. Er verspürte Unruhe. Wollte fragen wie es nun weiter geht. Was der große Plan ist. Wo Ethorn steckt. Doch fand er, das es nicht an ihm war, nun nach all der Zeit drängende Fragen zu stellen. Schließlich war er es, der Ewigkeiten in der Weltgeschichte herumgelaufen war.

    "Ist hier noch irgendwo ´ne Hütte frei? Ich hab seit Ewigkeiten nicht mehr in ´nem richtigen Bett geschlafen."

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Die Arena, Lukars Geschäftsräume

    Ungewohnt abwesend ruhte Lukars Blick auf der Goldmünze zwischen seinen Fingern.
    Ein Haufen Dokumente ruhte zu seiner Rechten. Berichte aus der kürzlich erschlossenen Mine des kleinwüchsigen Bergmannes, Verkaufszahlen seiner niederen Händler in Silbersee, Ausgaben, Einnahmen, alles ordentlich niedergeschrieben und bereit zum Abgleich. Doch Lukars finstere Augen ruhten auf den Maserungen des Goldstückes, welches er wie hypnotisch hin und her drehte. Schlimm genug das die Geschäfte nicht grade rosig verliefen. Auch sein Lebensgeschäft drohte einen Schiffsbruch zu erleiden.

    Wie lange wohl, bis der Verrat seines eigenen Körpers ihn in die Knie zwang? Monate? Jahre? Es war schwer zu sagen und die örtlichen Heiler wagten sich nur ungerne einer Schätzung. Womit sie wenigstens ehrlich waren, den keiner von ihnen wusste es so recht. Lukar hatte ihnen sogar hohe Summen in Aussicht gestellt, sollten sie eine Vorhersage treffen oder sogar eine Heilung herbeiführen können. Nur wenige hatten angenommen und jene hatte Lukar nicht lange danach als Quaksalber und Täuscher entlarvt, die beim Anblick des Goldes schlicht schwach geworden waren. Sie hätten ihm für sein Gold alles versprochen und alles als Heilmittel angedreht. Nun, Lukar hatte ihnen gezeigt, wie sehr er Mummenschanz und billigen Betrug zu schätzen wusste, insbesondere wenn es um seinen Leib und sein Leben ging. Diese billigen 'Heiler' würden so bald niemandem mehr falsche Versprechungen machen, dafür hatten Dillingers Männer pflichtschuldig gesorgt. Gerne hätte Lukar Slicer für diese persönliche Aufgabe angesetzt, aber der schalkhafte Schurke war seit seinem Aufbruch gen Süden auf und davon. Wussten die Götter wo er sich herrumtrieb und ob er überhaupt noch lebte.

    Lukar lies die Goldmünze fast achtlos auf den Tisch fallen und richtete sich auf seinem Sessel halbwegs auf. Der Schmerz im Unterbauch war ebenso angsteinflößend wie störend. Hinzu kamen die Gedanken, die wie eine Last auf seinen Schultern lagen. Zusammen sorgten sie dafür, dass er nicht mehr so aufrecht dasaß wie all die Jahre zuvor.
    "Lukar?" Röhrte es plötzlich und ohne anzuklopfen stapfte der brutale Hüne Günar in sein Arbeitszimmer. Lukar seufzte und sah den Bruder des dunklen Bundes nachdenklich an, der mindestens so viele Manieren hatte wie Slicer. Der muskelbepackte Nordmann hatte einen Mann im Schlepptau, dem der feste Griff Günars nicht besonders zusagte. Günar hatte seinen Arm wie eine Schmiedezange umklammert.
    "Der Kerl hier lungerte schon den ganzen Tag vor dem Eingang rum. Behauptet, dich zu kennen. Dachte, das entscheidest du mal lieber selbst." Günar zog den dürren Mann mit brutaler Gewalt nach vorne. Der arme Kerl jammerte vor Schmerz auf. Lukar blinzelte, glotze den Kerl an. Das Erstaunen auf seinem Gesicht wich sogleich Langeweile. Er machte eine winkende Geste.
    "Den habe ich noch nie gesehen."

    "Nein, wartet, WARTET!" Krakelte der Unglückliche, als Günar mit einem genüsslichen Grinsen sich daran machte, ihn wieder aus dem Büro zu schleifen.
    "ich gebe zu, es war eine Lüge!" Schluchzte er. "Ich kenne euch nicht. Aber ich wurde geschickt. Ich habe eine Nachricht für euch. Ein Brief."
    Erklärte er sich kurzatmig. Günar zog seine buschigen Augenbrauen hoch. Ohne zu zögern donnerte er den vermeintlichen Boten an die Wand und durchsuchte grob dessen zerschlissene Kleidung. Achtlos polterten nützliche und nutzlose Alltagsgegenstände und Goldmünzen auf den Boden. Günar schnaubte verächtlich als er grade in die innere Tasche des Hemdes griff und ein zusammengerolltes Pergament zum Vorschein brachte.
    "Versiegelt." Tat er kund und warf es Lukar auf den Schreibtisch, der sogleich danach griff und das rote Siegel betrachtete. Ein stilisiertes B. Lukar sah auf und zwischen Günar und dem lädierten Boten hin und her.
    "ich fürchte, er ist sauber. Das Siegel ist in Ordnung." Tat er gespielt entschuldigend kund, was Günar ein lächeln abrang.
    "Schade." Er zerrte den Boten grob wieder von der Wand weg und zerrte dessen Klamotten wieder halbwegs grade, als hätte er eine Strohpuppe vor sich. Nach einer kurzen Musterung nickte er zufrieden und machte sich daran, das Büro wieder zu verlassen.
    "Du hast zu wenig Feinde, Lukar." Befand Günar und damit war er verschwunden.
    Im Gegenteil, ich habe zu viele. Zwei zu viele. Und einer davon bin ich momentan selbst.
    Lukar sah dem Hünen nicht nach. Günar war, als einer der ehemaligen Verbündeten von Joe Black, ziemlich unzufrieden mit der Situation in der sich Silbersee befand. Die Echsen hatten sich in die tiefen der Gebirge zurückgezogen und die Innosler waren offenbar auch mit ihrem eigenen Kram beschäftigt. Der Nordmann vermisste den Rausch eines Kampfes. Eines echten Kampfes. Lächerlichkeiten wie die Arena waren für ihn nur eine halbgare Angelegenheit und in Setariff hatte Günar offenbar Blut geleckt.

    Etwas verunsichert stand der Bote noch immer im Raum, fast so als fürchtete er das Günar noch einmal wiederkehren könnte. Lukar lächelte geschäftig und machte eine einladende Geste auf den Hocker vor sich.
    "Ich muss Günars Verhalten entschuldigen. Der momentane Frieden bekommt ihm nicht und da er hier sein eigener Herr ist, habe ich keine Gewalt über ihn. Seid versichert, dass meine Leute euch niemals so grob behandelt hätten." Sagte er und schob den Stapel Pergamente ein wenig beiseite.
    Der Bote setzte sich wackelig vor ihn.
    "Innos, ich dachte es sei beinabe um mich geschehen." Sagte er mehr zu sich selbst als zu Lukar, ehe er sich kopfschütteln besinnte und Lukar die Hand reichte.
    "Mein Name ist Gilbert. Ich nehme an, ihr habt erkannt wer mich geschickt hat?"
    Lukar nickte stumm. Er wollte sich grade daran machen, in Anwesenheit des Boten das Pergament zu öffnen, als dieser ihm eilig dazwischenfunkte.
    "Vergesst das Pergament. Dort steht nichts von Bedeutung. Es diente mir nur als Ausweis. Ich wurde persönlich zu euch geschickt, daher musste ich diesen Kerl anlügen. Ich musste unbedingt zu euch kommen."
    Überrascht schob Lukar den Brief zu den restlichen Pergamenten.
    "Nun, dann berichtet was ihr mir zu sagen habt." Forderte er Gilbert ohne weitere Verzögerung auf.
    "Die Gebrüder senden mich mit schlechten Nachrichten." Gilbert sog scharf die Luft ein. Sein Blick huschte zur Tür, als fürchtete er noch immer das Günar wiederkehren konnte.
    "Die Stadt ist in Aufruhr. Die Bürger stehen enorm unter dem Einfluss einer Droge die als rotes Kraut bezeichnet wird. Woher es kommt weis niemand so genau, aber es macht den Leuten vom Orden ganz schön zu schaffen. Da die sowieso nicht zwischen normalen Kraut und dem verseuchten unterscheiden würden, greifen sie überall zu, wo Sumpfkraut veräußerst wird. Das Geschäft leidet und es finden sich kaum noch Leute, die bereit wären es zu verkaufen. Der ganze Handel ist in Gefahr. Und nicht nur der... wie gesagt, der Orden ist ganz schön aus dem Häuschen." Gilbert sammelte mit jedem gesprochenen Wort mehr Selbstbewusstsein, dass Günar ihm eben so grob ausgeprügelt hatte. Als er endete, schien er ein ganzes Stück größer geworden zu sein.
    "Ein letztes habe ich noch für euch." Tat er kund. "Die Brüder wollen euch wissen lassen, dass sie euch in kürze Persönlich aufsuchen werden. Sie bestehen darauf, dass ihr ihre Gastfreundschaft erwidert und ihnen eine angemessene Unterkunft bereitstellt. Das wäre soweit alles."
    Lukar nickte um zu signalisieren, dass er alles soweit verstanden hatte. Alles in allem also nur noch mehr schlechte Nachrichten. Und wenn die beiden Brüder nun auch noch persönlich aufkreuzen wollten, bedeutete das noch weniger Gutes.
    "Ich könnt euren Herren ausrichten, dass sie auf meine Gastfreundschaft zählen können. Ich werde sie erwarten und freue mich auf ihren Besucht. Ihr könnt euch hiermit als entlassen betrachten, sofern ihr sonst nicht vorzubringen habt." Lukar schob wie beiläufig die verlassene Goldmünze über den Tisch und fügte ihr zwei dutzend glänzende Begleiter hinzu.
    "Für eure Umstände." Sagte der Händler milde. Gilbert nickte dankbar, steckte die Münzen in sein zerrissenes Hemd und verließ das Büro leicht humpelnd. Zumindest dachte er anders als Günar daran, die Tür wieder hinter sich zu verschließen.

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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    "Mach was du willst", war Isegrims lakonische Antwort, "Magier, Klinge, Fischer oder Faulenzer ... ich bin, wie gesagt, weder dein Richter noch deine Mutter. Ich sage dir nicht, was du tun oder lassen sollst. Dafür kennen wir uns nicht lange genug ... und mögen tun wir uns ja offensichtlich auch nicht unbedingt, nicht wahr?"
    Die beiden Männer setzten ihren Weg weiter fort, hin zur Palisade, an der eine Gruppe Klingen Wache stand. Sie wurden angehalten, logischerweise.
    "Wer seid ihr?", fragte der Wachhabende und trat vor, baute sich auf, versuchte Eindruck zu machen.
    "Schuster", antwortete Slicer trocken. Grim seufzte, neigte den Kopf zum Gruße.
    "Isegrim, Novize der Wassermagier. Fragt Meister Kaspan, er hat mich damals in die Gemeinschaft aufgenommen."
    Die Männer tuschelten kurz, ehe der Unteroffizier nickte. "Harlom hier meint, er hätte dich damals in die Burg und zu Meister Kaspan gelassen. Adanos sei mit dir, Novize."
    Isegrim nickte nur. "Und mit euch, Soldaten."
    Er wollte schon weitergehen, als er merkte, dass die Klingen Slicer anhielten. Einen Augenblick überlegte Isegrim, den Mann zurückzulassen. Aber nun ... er war leider unverbesserlich, also wandte er sich um, räusperte sich.
    "Dieser Mann ist ein Bote der Magier. Ich sollte ihn in Stewark finden, wo er für die Erwählten Informationen sammelte." Sein Blick wurde durchdringend, als er den Wachhabenden fixierte. "Wichtige Informationen, entscheidende Informationen für die Hofmagier und damit für den König, verstanden?"
    Der Soldat blickte ihn an, nicht gerade freundlich. Dann nickte er. "Lasst ihn durch."
    Slicer grinste und schloss zu Isegrim auf. Dieser winkte nur ab. "Keine Ursache", murmelte er, "Ich glaube sicherlich, dass die hiesigen Ordnungshüter gerne jemanden wie dich in die Finger kriegen möchten, aber um ... meiner alten Diebeszeit willen, da du ja sowas wie ein Gleichgesinnter meines alten Ichs bist ... fühl dich also von mir weder verraten noch hintergangen. Ich werde dies nicht tun. Aber, Slicer, behalte in Erinnerung, dass du mir was schuldest. Werde darauf zurückkommen, früher oder später. Besserer Mensch hin oder her ... es ist immer gut, wenn man noch irgendwo offene Gefälligkeiten hat." Er grinste wölfisch. "Also ... Abschied? Was hast du nun vor, Slicer?"

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    Kämpfer
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    Isegrim ist offline
    Nun, Slicer hatte nicht viel gesagt. Ihm nur zugenickt, ein kurzes Danke hervorgepresst und war verschwunden, sicherlich um alte Bekannte oder Geschäftspartner zu treffen. Vielleicht ging es dabei um irgendwelche Kontrakte, bezahlte Morde. Der Nordling seufzte, wusste nicht recht, was er von dem gedungenen Mörder halten sollte. Letztendlich wohl nichts. Er wusste nur zu gut, dass irgendwann das Schicksal Slicer ein Schnippchen schlagen und ihn auf die Waage setzen würde. Sein Gegengewicht würden die begangenen Taten sein, und genau da wusste Isegrim, dass bei diesem Vergleich der Mörder den Kürzeren ziehen würde. Aber es gab wichtigere Dinge, um die er sich kümmern musste. Ungleich wichtiger. Seine eigenen Taten, seine Schuld ... und die erhoffte Vergebung. Er sollte bitterlich enttäuscht werden.

    Die Wachen der Burg ließen ihn ein, hießen ihn jedoch zu warten. Jemand wollte mit ihm sprechen. Es war jener Magier, der das Geschäft nach Stewark gewünscht hatte. Er führte den Novizen in eine kleine Kammer in der Burg. Darin befanden sich nur zwei Stühle. Mehr nicht. Isegrim schluckte, sagte jedoch nichts.
    "Setz dich, Novize", bat der Wassermagier. Er setzte sich auf den anderen Stuhl, wartete geduldig, bis auch der Nordling sich nach kurzem Zögern hingesetzt hatte. Er lächelte kurz, dann räusperte sich der Erwählte. "Du weißt, weswegen ich dich hergebeten habe?", fragte er.
    Der Novize nickte. "Ihr wollt sicherlich meine Aufgabe besprechen, Meister.", antwortete er kurz angebunden.
    "Exakt. Du hast die Saat, die wir benötigen, gebracht. Aber ... bist alleine. Wo ist dein Bruder? Salophilus?", fragte der Magier.
    "Er ... er ... blieb zurück. In Stewark, Herr.", stockte Isegrim, "Ich ... weiß nicht was mit ihm geschehen ist."
    Ein Seufzen war die Antwort. "Siehst du, Isegrim, genau da liegst du falsch. Und versuchst mich, einen Magier, der Wahrheit und Lüge trennen kann, zu hintergehen. Wo ist Salophilus?", fragte er erneut. "Warum ist er nicht bei dir?"
    "Ich weiß es nicht, Meister. Er blieb in Stewark!", antwortete Isegrim erneut. Er spürte etwas, nachdem er gesprochen hatte. Kälte. Eiseskälte, die langsam, von den Füßen beginnend, seinen Körper hinaufkroch wie frostige Finger. Er atmete erschrocken aus, sah seinen Atem vor sich. Der Magier lächelte kalt.
    "Meine Brüder sind keine Freunde der Folter", sprach dieser langsam, "Unseren Hohepriester verdammten sie vor Jahren, da er ihnen zu radikal war, dem Gleichgewicht nicht nahe genug. Für ihn war klar, dass Ethorn zu dienen ein Dienst am Gleichgewicht und Adanos war. Ich war damals dafür verantwortlich, Gefangene zu verhören. Du wirst auf der Insel genug Schwachsinnige finden, die meine Werke sind. Ehemalige Soldaten und Agenten von Lord Tronter, dem damaligen Statthalter der Insel. Ich verhörte sie auf meine Weise. Mit Magie. Folter. Lüge und Wahrheit trennend. Kälte beißt tief, sehr tief. Du kommst aus Nordmar, nicht wahr? Kennst Schnee und Eis und Frost? Dann lass dir gesagt sein, ich kann dir Kälte zeigen, die sogar Feuer gefriert." Er lachte auf. "Salophilus Kamberu, Spross des Hauses Kamberu, einst mächtig und angesehen, nun nach dem Drachenfeuer ein Schatten ... ist mein Sohn. Ich bin Nerus Kamberu, Oberhaupt dieses Schattens. Also frage ich, nun da du die Tragweite des Ganzen erkennst, wo ist mein Sohn?"
    Die Kälte kroch weiter hinauf, presste die Luft aus seinen Lungen, krallte sich in seinen Schädel. "Tot!", schrie er auf, "Tot verflucht! Ich ließ ihn zurück, als Banditen uns schnappten. Sie ... folterten mich!", er keuchte, "Ich sagte ihnen, dass Sal ... aus gutem Hause stammte, Schätze und Geheimnisse kennt. Sie ... töteten ihn. Adanos, bitte, Meister, glaubt mir!"
    Die Kälte schwand langsam. Der Magier seufzte. "Ich glaube dir. Die Magie zeigt es", sprach er langsam, "Aber ich bin nicht zufrieden. Du hast meinen Sohn verraten, Isegrim. Hast die Feigheit, den einfachen Weg, vorgezogen." Kopfschüttelnd erhob er sich. "Ich habe Besuch für dich, Nordmann."
    Die Tür öffnete sich und ein Hüne von einem Mann mit grau meliertem Haar trat ein. Einen kurzen, schrecklichen Augenblick dachte Isegrim, sein Vater wäre dem Grab entsprungen und hätte sich auf die Jagd nach ihm gemacht. Aber es war ungleich schlimmer. Es war Ragnar Fyresgrimson. Des Familienoberhaupts ältester Sohn. Und nun Oberhaupt dieser Ahnenreihe. Er trug eine schwarze Schuppenrüstung, war waffenbehangen. Er nickte Nerus zu. "Habt Dank, Wassermagier. Trotz Eurer Ketzerei habt Ihr Euch als nützlich erwiesen. Ich werde Euch natürlich Ressourcen zur Verfügung stellen, um jene ... Banditen zur Strecke zu bringen."
    Der Wassermagier nickte mit steinernem Gesicht. "So sei es. Aber nun, Ragnar, verschwindet. Ich riskiere hier mit Eurer Anwesenheit mein Leben und das, was ich aufgebaut habe. Wir bleiben in Kontakt."
    Der Ahnenkrieger nickte zustimmend. "Natürlich, könntet Ihr nur ... Ihr wisst schon ..."
    Der Magier antwortete nicht, gestikulierte nur. Was nun folgte, war für Isegrim trotz seines Dilemmas atemberaubend. Ein Stein aus dem Mauerwerk löste sich, zersetzte sich zu Staub und kleinen Bröckchen. Sie wirbelten herum, umschlossen Isegrims zusammengepresste Handgelenke ... und formten sich zu steinernen Fesseln.
    Ragnar schnaubte anerkennend. "Nicht schlecht", sprach er, "Schade nur, dass Ihr Wassermagier auf der falschen Seite steht. Eure Fähigkeiten vereint mit denen der Feuermagier ... Innos, wir würden uns die ganze Welt untertan machen." Er schüttelte den Kopf. "Sei's drum, gehabt Euch wohl, Magier. Und du, Bruder, kommst mit mir."

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    Provinzheld Avatar von Slicer
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    Slicer ist offline

    Die Arena

    Verborgen unter dem Schleier der Finsternis streifte Slicer sanften Schrittes auf die Arena des dunklen Bundes zu.
    Selbst in der dunklen Nacht warf das imposante Gebäude seinen dreckigen Schatten auf die umliegenden Häuser und Hütten der Siedlung. Bei Tage mochte die Arena mit Spaß und Bier so manchen Bürger anlocken, aber des Nachts fühlte selbst jemand wie Slicer einen eisigen Schauer im Nacken, wenn er sich dem Bauwerk näherte. Der Verlust ihres eigentlichen Rädelsführers schien dem dunklen Zweck der Einrichtung keinen Abbruch getan zu haben.
    Slicer bewegte sich mit der ganzen Selbstverständlichkeit des Ganoven, der jedes Pflaster und jeden Straßenzug zu seinem personlichen Reich erkoren hatte. Und doch war sein Schritt unmerklich langsamer, weniger bedacht. Stattdessen, Abwesend.
    Die Begegnung mit dem zwiegespaltenen Nordling hatte seine Schatten über Slicers Gemüt geworfen. Nun war Isegrim fort. Aber das fast ratlose, amüsierte Grinsen auf Slicers Gesicht war geblieben. Selten war er einem derart komischen Vogel begegnet. Gauner, Mörder und Heilsbringer, alles zusammen oder doch garnichts davon. Isegrim war eine Herausforderung. Mit der ganzen gewitztheit eines Straßendiebes hatte er Slicer beim Wort genommen und die Lebensschuld bekräftigt, in der Slicer nun stand. Slicer war sehr gespannt, ob er Kauz wirklich eines Tages auf ihn zukommen würde. Wohlmöglich mit der Forderung, einem Adanoskloster beizutreten und für sein reuiges Leben zu sühnen.
    Der Dieb senkte den Kopf ein wenig als er sich dem sperrigen Eingang in die unteren Gewölbe näherte. Die Arena mochte groß sein, doch dieser Bereich war nichts für Gäste, Kämpfer oder Schaulustige geschafften. Nein, dieser Eingang signalisierte, das nur Eingeweihte in diesem Teil der Arena willkommen waren. Slicer griff routiniert in die Tasche unter seinem schweren Umhang. Zum Glück hatte ihn das kleine Abenteuer in Schwarzwasser nicht den klobigen Kupferschlüssel gekostet.
    Slicer zog vorbei an großen und kleinen Lagerräumen indes die Finsternis der Arena ihn gänzlich verschluckte. Er orientierte sich am Gefühl, am Geruch alten Weines und der harzigen Note sperriger Holzbalken. Waren die sein Partner in Thorniara erworben und hier gelagert hatte, Zielsicher fanden seine Finger die zweite und entgültige Tür ins Heiligtum der Arena. Erstickende Fackeln wiesen ihn hier den Weg durch die verzweigten korridore der Mitgliedes des Bundes. Unter einer der Türen flackerte im Spalt das gewohnte Licht einer Kerze. Ein Lächeln umspielte Slicers Gesicht. Der Alte änderte seine Gewohnheiten eben nie.
    Vor der Tür blieb er stehen, lauschte. Im inneren knarzte Holz träge über den rauen Steinboden. Jemand räusperte sich.
    Slicer stieß die Tür auf und sah in die wachen Augen seines Partners und Freundes Lukar. Der Händler hatte seine Feder beiseite gelegt und war mit dem Schemel vom Tisch weggerückt. Er hatte seinen Gast kommen gehört.
    "Ah, Slicer." Sagte Lukar, so als wäre er grade nur einmal kurz weggewessen. "Setzt dich doch."
    Slicer grinste, schloss die Tür nicht zu klangvoll hinter sich und schlenderte zu dem Tisch hinüber. Statt sich jedoch zu setzten, streckte der dem alten Mann die Hand aus. Der Händler schien beinahe zu zögern, ehe er Slicers Hand ergriff und einmal kräftig drückte. Die Haut des Alten war trotz der Wärme in diesem Raum eisig kalt. Slicer lies los und setzte sich mit ausgestreckten Beinen auf den groben Holzhocker vor Lukars Schreibtisch. Der Ganove schob die schwarze Kapuze zurück und sah dabei in die am Docht der roten Kerze tanzenden Flamme. Lukar räusperte sich erneut, sagte aber nichts. Die Stille zwischen den beiden war seltsam, nach all den Monaten die vergangen waren.
    "Wie laufen die Geschäfte?" Fragte Slicer ins Blaue hinein um die Stille zu unterbrechen die er so wenig ausstehen konnte. Die Frage war nur zur Hälfe ernst gemeint, aber der Dieb sah wie sich die Stirn Lukars in tiefen Furchen verlor
    "Die Frage ist nicht so einfach beanwortet, wie ich es gerne hätte. Sagen wir, es ist gut, dass du deinen Weg sicher zu unseren Unternehmungen zurück gefunden hast. Grade jetzt. Deine Dienste können dringend gebraucht werden, mein Freund."
    Der Dieb lies es sich nicht anmerken, aber irgendwie kam ihm Lukar Älter vor. Verbrauchter. Slicer wusste, er war lange weggewesen. Aber so lange nun auch wieder nicht. Der Alte holte tief Luft ehe er zuende sprach.
    "Ich habe deinen Brief selbstverständlich gelesen." Dabei tippte Lukar wahllos auf eines der Pergamente die um ihn herum lagen. "Und ich verstehe deine Gründe. Dennoch. Ich wüsste gerne, wo zum Beliar du dich die letzten Monate herumgetrieben hast."
    Slicer sah Lukar an, schob dabei seine Kiefer nachdenklich nach links und rechts. Da fehlten ihm, der ja sonst nicht auf den Mund gefallen war, tatsächlich einmal die Worte...

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Maris ist offline

    Im Burghof - Der Ruf des Löwen

    "Papa, lass mich nicht immer gewinnen!"
    Unzufrieden warf Runa das Übungsschwert zu Boden und verschränkte die Arme vor dem Körper, während sie ihren am Boden liegenden Vater mit Schmollmund und strafendem Blick bedachte.
    "Wie soll ich denn dann besser werden?"
    "Er lässt dich nicht gewinnen", mischte sich ihr Bruder nachdenklich von der Seite ein. Sinan hatte es sich auf einem Stein im Schneidersitz gemütlich gemacht und übte mit einem von Fu Jin Lees alten Büchern lesen, ließ sich aber immer wieder einmal dazu hinreißen, seiner Schwester und seinem Vater beim Üben zuzusehen.
    "Heute nicht. Du bist unkonzentriert, Papa, oder?"
    Maris war immer wieder über seine Kinder verblüfft. Sieben Jahre alt waren sie mittlerweile, zwei ganz eigenständige Persönlichkeiten - und was für welche. Sinans Nachdenklichkeit und Auffassungsgabe machten aus ihm jetzt schon einen erstaunlich klugen Kopf, und Runas wilde Unnachgiebigkeit und der kaum zufriedenzustellende Entdeckergeist hatten sie zu einer kleinen verwegenen Abenteurerin werden lassen. Und Sinan hatte Recht in seinen Beobachtungen - Maris hatte seine Tochter nicht gewinnen lassen, nicht diesmal zumindest.
    "Dafür, dass du kaum hinschaust, bekommst du erstaunlich viel mit, Sohnemann!"
    Sinan lächelte, doch seine Augen lächelten nicht mit. Sie zeigten Sorge.
    "Ist alles in Ordnung mit dir?"
    "Alles bestens. Es ist nur ein leichter Kopfschmerz."
    Der Blick seines Sohnes verriet dem Nomaden, dass er wusste, es steckte mehr dahinter.

    Ächzend erhob er sich und rieb sich die Hüfte an der Stelle, an der Runa ihn getroffen hatte.
    "Du hast meine schlechte Deckung gut ausgenutzt, aber der Treffer war unpräzise. Deine Klingenführung war zu unsauber, um effektiv zu schneiden, und an meinem Hüftknochen machst du dir nur die Klinge kaputt. Versuch lieber, die Taille zu treffen. Morgen machen wir ein paar Schnittübungen mit einem scharfen Schwert, ja?"
    Runas dunkle Augen glänzten.
    "Oh ja!"
    "Und so etwas", Maris hob die zu Boden geworfene Waffe seiner Tochter auf, "machen wir schonmal gar nicht. Punkt eins: Das ist nicht gut für das Schwert. Punkt zwei: Was, wenn dich ein zweiter Gegner angreift? Wirf niemals deine Verteidigung weg! Punkt drei: Wir zeigen unseren Waffen Respekt. Sie sind nicht nur mit Vorsicht zu behandelnde Werkzeuge, sondern können unsere Lebensversicherung sein."
    Seine Tochter rollte mit den Augen, doch ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
    "Na komm, Schluss für heute", sagte der Vater versöhnlich, strich seiner Tochter liebevoll über den Kopf und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    "Na gut, ich bring die Waffen weg!", entgegnete sie, entriss ihm die beiden Übungsklingen und wirbelte davon. Maris wandte sich Sinan zu.
    "Lass uns reingehen, Sohnemann!"
    Sinan legte sorgfältig ein Lesezeichen in das Buch, schloss es langsam und erhob sich.
    "Es hat mit der Naturmagie zu tun, oder?"
    Maris war überrascht.
    "Wie kommst du darauf?"
    "Dir geht es schon länger nicht gut, du versuchst das nur zu verstecken. Wann erzählst du mir mal etwas davon?"
    Der Nomade legte seinem Sohn eine Hand auf den Rücken und schob ihn ein wenig vor sich her in Richtung des Burgflügels.
    "Aber ich erzähl euch doch immer wieder einmal von Varant, vom Dschungel bei Setarrif, von unserem Sieg über den Drachen."
    "Nicht die Abenteuer, Papa. Du weißt, was ich meine."
    Maris legte die Hand auf seine Schulter und hielt an.
    "Die Kräfte der Natur sind keine Magieschule die die der Kreise des Wassers oder des Feuers. Die Naturgeister sind alte, mächtige Wesen mit eigenem Willen, und es gibt einen guten Grund, warum man über sie nichts weiß. Es ist ein wichtiger Teil dieses Wissens, die Geheimnisse für sich zu behalten - ohne Ausnahme. Nicht einmal deine Mutter weiß allzu viel darüber, und sie ist nicht nur die Person, der ich jedes andere Geheimnis anvertrauen würde, sondern auch eine erfahrene Magierin."
    "Du musst trotzdem etwas tun", entgegnete Sinan und wischte seine Enttäuschung schnell beiseite. "Ich mache mir Sorgen um dich, Papa. Es wird nicht besser, wenn du so tust, als wäre nichts. Was auch immer es ist."
    Nachdenklich blickte Maris zu Boden. Der Kleine hatte Recht, es ließ sich nicht bis in alle Ewigkeit aufschieben und kaschieren. Der Wille des Großen Löwen nagte schon lange an ihm, zwang ihn dazu, sich auf die Reise zu machen in die Heimat, zurück nach Varant und in den Löwentempel. Er zwang ihn, die pure Lebenskraft aus dem Kristall nutzbar zu machen, den Maris dem Drachenherz entrissen hatte - und den Löwen so für den Kampf zu stärken, der ihn wieder zum Herrn der Katzen aufsteigen ließ. Und dann war da noch Suzuran... Maris hatte nichts mehr von ihr gehört, seit er Varant das letzte Mal verlassen hatte. War sie mit ihrem Teil der Abmachung erfolgreich gewesen? War ihr etwas zugestoßen? Vielleicht musste der Löwendiener sich selbst um diesen Pantherfürsten kümmern...
    "Ich denk drüber nach, versprochen. Komm, deine Mutter und der Waschzuber warten schon."
    Er grinste.
    "Und die kratzige Bürste auch!"

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Die Arena, Lukars Geschäftsräume

    "Nun?" Fragte Lukar und zog neugierig seine schmalen Augenbrauen empor. Die wachen, aber von müden Rändern umzogenen Augen des Alten fixierten Slicer mit freundschaftlicher Milde. Lukar konnte geduldig sein wenn er wollte, jedoch ebenso vor Zorn und Ungeduld in die Luft gehen wenn er es für angebracht hielt. Zwischen ihnen war dergleichen bisher nicht vorgekommen. Der bärtige Ganove seufzte scheinbar angestrengt und legte einen Arm abstützend auf dem Schreibtisch des Händlers ab.
    "Wie schon im Brief beschrieben, war ich auf dem Weg zum Kastell der Schwarzmagier." Begann er dann endlich als ginge es ums Wetter. Sein Freund und Partner nickte sachlich. Doch Slicer erkannte die Verwunderung in diesem zerfurchten, alten Gesicht.
    "Ich hatte mich einige Wochen zuvor mit einem alten Herren getroffen. Um das so zu sagen. Er hat gesprochen wie Joe wenn ihm die Sachen mit Beliar enorm wichtig wurden. Von Bestimmung, Schicksal und all den Dingen die man Leuten erzählt bevor man sie auf ein Himmelsfahrtskommando schickt. Das wäre es auch beinahe geworden. Ich konnte es kaum glauben, aber einige meiner alten Feinde erinnern sich noch an mich."
    Slicer grinste vor sich hin als würde er an eine glückliche Kindheitserinnerung zurückdenken.
    "Ich nehme an, es wären Kopfgeldjäger dieses Jorn von Hagen. Er und ich hatten geschäftlich eine kleine Auseinandersetzung. Erinnerst du dich an den Tag, an dem wir uns kennengelernt haben? In Thorniara?"
    Lukar, der die Hände nachdenklich vor den Mund genommen hatte konnte sein amüsiertes Grinsen nicht verbergen.
    "Selbstverständlich. Also war dieser Jorn von Hagen der Grund dafür dass du damals zurückgeblieben bist." Stellte er schmunzelnd fest.
    "Genau. Es ging darum, dass der Kerl zwei unserer Jungs an Thorniaras Galgen hat enden lassen. Eine ziemlich üble Sache. Er hat von den Diensten meines Auftraggebers profitiert, aber als er freundlich darauf hin gewiesen wurde, seinen Einfluss gelten zu machen um die beiden zu befreien... hat er den Schwanz eingezogen. Mein Auftraggeber nahm das sehr persönlich. Er hat mich geschickt um Gerechtigkeit walten zu lassen. Du kannst dir vorstellen, wie gerne ich das übernommen habe. Ich habe ihn wissen lassen, wie es ist, Leute zu verlieren die sich auf einen verlassen. Man sieht, er hat die Lektion bis heute nicht vergessen. Die Kopfgeldjäger waren nicht von schlechten Eltern. Einen konnte ich erledigen. Die anderen haben mich erwischt. Ich dachte das wär's dann. So viel zu meiner Bestimmung im Namen Beliars."
    Mit behandschuhtem Finger tippte er sich höhnisch auf die Stirn.
    "Es wäre mein Ende gewesen. Aber die Kerle hatten keinen Mumm. Haben einen Landstreicher nach einem Seil gefragt. Der Kerl hat mir geholfen. Auch wenn er es im Nachhinein wohl bereut hat. War einer der Wassermagier, ein Novize. Hat mal in unserem Bereich gearbeitet. Ist dann aber zum Glauben übergetreten. Nicht wirklich vertrauenswürdig der Kerl. Aber er hat mich rausgepaukt. Und hier bin ich wieder."
    "Dieser Novize des Wassers... um wen handelt es sich genau?" Wollte Lukar nachdenklich wissen. Er selbst hatte mit den Magiern und ihrem Tun nie viel am Hut gehabt. Generell war Magie nie sein Fach gewesen. Er pflegte, nur den Dingen zu trauen die er greifen und anfassen konnte. Außerdem, und das war weitaus schlimmer, entwickelten die meisten Magier mit der Zeit eine verschrobene Ansicht auf die Gegebenheiten dieser Welt. Joe black war der einzige Gläubige der ihm bisher einigermaßen rational und nachvollziehbar vorgekommen war. Aber dieser war nur Religiös gewesen, kein Zauberer. Zumindest nicht soweit Lukar durch seine Informanten erfahren hatte.
    "Nannte sich... Isegrim, ja das war es. Isegrim der Novize. Ein Nordmann, auch wenn er eher so aussah wie ein normaler Mittelländer."
    "Denkst du, seine Reue könnte folgenreiche Ausmaße annehmen?"
    "Der Pragmatiker in ihm war noch nicht völlig verkalkt. Aber ich würde auf ihn keine Wetten abschließen wollen. Ich denke es könnte nicht schaden, wenn ich von Ethorn und Silbersee demnächst ein wenig Abstand nehme."
    Diesmal war Lukars einzige Reaktion ein stummes Nicken. Er überflog grob die Pergamente die er auf dem Tisch liegen hatte, sortierte seine Gedanken. Über einem der Papiere blieb sein Blick haften. Er nickte zufrieden, streckte die Hand danach aus und faltete es mit routinierten Handgriffen zu einem handlichen, kleinen Brief. Mit einem dankenden Nicken nahm er die rote Kerze entgegen die Slicer ihm gönnerhaft zugeschoben hatte und lies einige Tropfen des teuren Wachses zu einem beschaulichen Klecks auf dem Brief anwachsen. Ohne darauf zuschauen drückte er seinen Siegelring grob in den Wachs hinein. Nachdem das Siegel ein wenig getrocknet war, wechselte der Brief wortlos den Besitzer.
    "Wohin?" Fragte Slicer lediglich.
    "Thorniara." Lukar schob die Kerze wieder in ihre ursprüngliche Position. "Der Brief ist aber nur eine Kleinigkeit. Für die Händlergilde und diesen Maximus von Verdistis. Die Angelegenheit wofür ich speziell deine Fähigkeiten brauche, ist heikler. Langfristiger. Quasi die beste Gelegenheit für dich, Silbersee einige Zeit fern zu bleiben und vielleicht mal diesem Jorn von Hagen einen aussagekräftigen Besuch zu bereiten.
    Um ehrlich zu sein, die Geschäfte in Thorniara laufen nicht besonders gut. Dennik und Luke sind von der Bildfläche verschwunden und mit ihnen hat mein Ruf bei Boran nicht mehr sonderlich viel Gewicht. Hinzu kommt, dass die Stadt vor einer Krise steht. Was der Drache nicht geschafft hat, erledigt nun der Nahrungsmittelengpass und das Sumpfkraut. Nicht unser Sumpfkraut, wohlgemerkt. Ich weiß noch nicht, wer da mit ins Geschäft eingestiegen ist. Aber er Verkauft offenbar eine Droge, die den Menschen hören und sehen vergehen lässt. Von Subtilität keine Spur. Vermutlich absichtliche Sabotage. Aber ich will nicht zu sehr vorrausgreifen... Wofür ich dich brauche, Slicer, ist folgendes: Begib dich in die Stadt. Finde über dieses rote Kraut und die sozialen Krisen der Stadt so viel heraus wie möglich. Zapf unsere Quellen an, heb‘ neue aus. Wäge ab, wo die Krise für uns Risiken birgt, und wo Gewinn. Alles klar?"
    Der Dieb antwortete nicht. Er nickte nur und steckte sich den Brief sicher unter den Umhang. Lukar erwiderte das nicken zufrieden und griff unter den Schreibtisch, wo er zwei größere Säcke Gold zum Vorschein brachte.
    "Das hier wirst du brauchen. Der mit dem goldenen Band ist für die Händlergilde bestimmt. Gib ihn erst ab, wenn Verdistis schriftlich auf meinen Brief reagiert und meine Forderungen erfüllt. Den anderen stelle ich dir zur freien Verfügung." Lukar schob die Goldsäcke über den Tisch und lies sich dann zurücksinken. Er atmete schwer, als wäre eine schwere Last von ihm abgefallen.. "Das wäre alles."
    "Na wenn's weiter nichts ist." Feixte Slicer und lies die Goldsäcke ebenfalls in seinem Mantel verschwinden. "Ich werde versuchen, nicht alles zu versaufen. Aber erst Morgen. Heute genehmige ich mir noch ein wenig Ruhe. Es war eine lange Nacht."
    Lachend reichte er Lukar die Hand und schüttelte sie zweimal kräftig.
    "Schön das du über die Wochen der alte geblieben bist."
    "Nun, was das angeht..." Lukars Lächeln wurde gequält, sein Griff schwach. "Ich fürchte, mein Körper ist nicht mehr auf meiner Seite. Der alte Medikus hat ein Geschwür entdeckt. Es könnte mein Ende bedeuten. Ob und wann ist noch nicht klar. Ich hoffe die Heiler und Magier finden es heraus. Und einen Weg zur Heilung versteht sich."
    Slicers Grinsen blieb ihm im Hals stecken. Wo er eben noch den starken, leicht ermüdeten Lukar gesehen hatte, erblickte er nun einen alten Mann der grade um sein Leben rang. Das glich einem Schlag ins Gesicht. Erinnerungen an die Worte des alten Berührten Beliars kamen ihm in den Sinn.
    "Das hoffe ich auch." Waren die einzigen Worte, die über seine trockenen Lippen kamen, ehe er sich abwandte und Lukars Büro hinter sich lies.

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Flügel der Wassermagier - Familienrat

    Da saßen sie nun in ihrer Kammer - genau genommen war es Anirons Kammer, aber sich hatten hier stets als Familie gelebt - Runa und Sinan hatten es sich auf einem Fell auf dem Boden bequem gemacht, Aniron und Maris saßen auf der Kante ihres Bettes. Die dunklen Augen des Mädchens blickten voller Ungeduld, sie wollte wissen, weshalb sie sich in dieser Weise zusammen gesetzt hatten. Sinan hingegen musterte seine Eltern nachdenklich und machte sich wie immer seine eigenen klugen Gedanken. Die Mienen der beiden Eltern drückten eine gewisse schwere aus, als hätten sie wichtige Neuigkeiten kundzutun, die große Veränderungen mit sich brächten. Doch sie waren keineswegs gedrückter Stimmung, eher lag etwas Feierliches darin. Schließlich holte Maris Luft, und die Augen der Kinder glitzerten vor Spannung.
    "Aaalso...", hob der Nomade an und nahm mit Genugtuung wahr, wie Runa sich darüber ärgerte, dass er ihre geringe Geduld mit unnötiger Langatmigkeit strapazierte.
    "Zuerst einmal freue ich mich, dass wir hier im Familienkreise zusammengefunden haben..."
    "Papa!", platzte Runa maßregelnd dazwischen. Maris lachte verschmitzt, wurde aber schnell wieder ernster.
    "Weshalb wir hier zusammen sitzen ist Folgendes: Mama und ich haben miteinander gesprochen über jetzt und die nähere Zukunft. Und Sinan hat Recht, es gibt etwas, worum ich mich kümmern muss. Ich kann euch nicht viel dazu sagen, ihr wisst ja, die Geheimnisse der Natur und so..."
    "Ja ja, du darfst uns nichts erzählen, sonst frisst uns ein Löwengeist oder so."
    Das Mädchen war definitiv nicht gut gelaunt und wollte zum Kern der Sache kommen.
    "Schatz, würdest du mich bitte ausreden lassen? Das ist wichtig."
    Runa schnaubte und verschränkte die Arme, tat aber, wie ihr geheißen.

    "Was ich euch sagen kann, ist, dass es mit dem großen Löwen zu tun hat und mit dem Tod des Drachen begonnen hat. Ich habe versucht, es aufzuschieben und zu verdrängen, weil ich nach dem Fall von Setarrif und der schrecklichen Zeit danach einfach nur mit euch zusammen sein wollte, aber mir geht es dadurch nicht besser - und es wird wirklich Zeit, dass ich mich darum kümmere. Deshalb werde ich bald nach Varant reisen und einige Dinge dort regeln. Ich werde so schnell machen wie möglich, aber es wird wohl dennoch ein, zwei Monate dauern, bis ich wieder da bin."
    Sinan lächelte, erleichtert darüber, dass sein Vater seinen Bedenken gegenüber nachgegeben hatte. Runas schmollendes Gesicht aber begann plötzlich geradezu zu strahlen!
    "Oh ja! Papa, nimmst du mich mit auf dein Abenteuer?"
    Maris lächelte. Seine Tochter war eine unverwüstliche Abenteurerin.
    "Tut mir leid, mein Schatz, aber das ist zu gefährlich. Außerdem reißt Mama uns beiden den Kopf ab, wenn ich ja sage."
    Ihr Strahlen wich unverhohlener Enttäuschung.
    "Ach manno..."

    "Es gibt da aber noch etwas anderes, über das wir mit euch sprechen wollen", sagte Maris, drückte Anirons Hand und sah ihr lächelnd in die Augen.

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    Mamka  Avatar von Aniron
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Aniron ist gerade online
    "Euer Vater hat Recht, nicht nur, dass ich euch den Kopf abreißen würde", sagte Aniron, "ich werde auch deine Hilfe brauchen, Runa, solange Papa nicht da ist. - Deine natürlich auch, Sinan."
    Sie hoffte, dass Runa nun etwas fröhlicher gestimmt war, dass sie nicht mit Maris mitgehen konnte. Innerlich seufzte Aniron. Dass Maris ausgerechnet jetzt nach Varant gehen musste ... Aber sie konnte und wollte ihn nicht aufhalten. Sie wünschte sich nur, er würde zu einem anderen Zeitpunkt gehen. Und was war, wenn er nicht wiederkam? Dann war sie alleine mit den Zwillingen. Und den anderen Kind.
    "Aber es ist doch immer gut gegangen bisher", hatte er zu ihr gesagt. Aniron fiel es schwer, ihre Traurigkeit nicht zu sehr zuzulassen.
    "Wobei brauchst du denn unsere Hilfe, Mama?", fragte Runa ein wenig skeptisch.

    "Nun, siehst du meinen Bauch? Der ist ganz schön dick geworden, nicht? Das kommt nicht vom Essen. Da ist ein kleiner Mensch drin. Ihr bekommt ein Geschwisterchen", verkündete Aniron schließlich und musste nun doch lächeln.
    "Waaaaas?", entfuhr es Runa und ihr Kiefer klappte nach unten. Sinan sprang auf: "Wirklich, da ist ein kleiner Mensch in deinem Bauch?"
    Aniron streichelte über ihre Wölbung, die nicht mehr unter der Robe zu verstecken war.
    "Genau, da ist ein Säugling drin. Der muss noch einige Zeit wachsen und mit ihm wächst dann auch mein Bauch. Und dann kommt der Säugling auf die Welt, hoffentlich ist der Papa bis dahin wieder da."
    Sinan legte seinen Kopf auf ihren Bauch:
    "Ist es ein Bruder oder eine Schwester?", fragte er.
    "Das wissen wir erst, wenn es aus dem Bauch raus kommt. Was machst du denn da?", fragte Aniron.
    "Ich möchte dem kleinen Menschen Hallo sagen!"
    Gerührt strich Aniron ihrem Sohn über den Kopf und blickte zu Maris. Runa kam auch an:
    "Ich will ihm auch was sagen! HE DU!"
    Sie legte ihr Ohr an Anirons Bauch.
    "Es macht ja gar nichts!"
    "Nein, es ist ja noch ganz klein. Es schläft und manchmal spüre ich seine Beinchen oder Hände, wie es sich bewegt. Das war damals bei euch auch so, als ihr in meinem Bauch wart."
    "Wir waren in deinem Bauch?", fragte Sinan.
    "Zusammen?", hakte Runa ungläubig und etwas angewidert nach.
    Aniron und Maris lachten.
    "Natürlich!", erwiderte Aniron.
    "Und wie sind wir da rein gekommen?", fragte Sinan.
    "Tja, das erklärt euch am besten der Papa."

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Maris ist offline

    Flügel der Wassermagier - Familienrat

    "Ich... ähm... das... also..."
    Er starrte Aniron reichlich überrumpelt an, musste aber schließlich anerkennend grinsen.
    "Gut gespielt, Frau Hebamme", murmelte er lächelnd.
    "Also, wenn zwei Menschen sich so sehr lieben, dass sie ihr Leben miteinander verbringen wollen...", hob er an, doch die Aufmerksamkeit der Kinder war schon wieder auf Anirons Bauch gerichtet.
    "Wie groß ist es denn jetzt?", fragte Sinan grübelnd nach und musterte die Größe des Bauches.
    "Wann kommt es denn heraus? Und woher weiß es, wann es so weit ist?" Runa sprang vor Begeisterung auf und ab. Maris wollte sie nicht am Themenwechsel hindern, auch wenn er sich gerade so eine schöne Erklärung zurecht gelegt hatte, die zuallererst eine langanhaltende, möglichst langanhaltend rein platonische Beziehung zu einem anderen Menschen vorsah.
    Die Kinder warteten gar nicht mehr auf die Antworten der Eltern, die sich glücklich ob der überschwänglichen Reaktion anblickten. Die Fragen und Ideen quollen nur so aus ihnen hervor.

    "Was isst es denn da drin? Wie wird es denn größer?"
    Sinan runzelte die Stirn.
    "Oh, ich weiß!", platzte es aus Runa heraus. "Wir überlegen uns, wie wir es nennen, wenn es da ist! Wie wäre es mit Xena, oder Mekatilili?"
    "Immer mit der Ruhe", beeilte sich Maris zu intervenieren, bevor hier noch verrücktere Namen entstanden.
    "Ihr müsst mir versprechen, dass ihr euch gut um Mama kümmert, während ich weg bin, ja? Ich komme wieder, noch bevor euer Geschwisterchen auf die Welt kommt, ein bisschen dauert das also noch."
    Er schaute Aniron an.
    "Vier, fünf Monde dürfte es schon noch dauern, oder?"
    Dann sah er wieder zu den Kindern.
    "Euch bleibt also noch viel Zeit, mit Mama zusammen alles vorzubereiten. Und was ihr nicht schafft, mache ich, sobald ich wieder da bin."

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    Schwertmeister Avatar von Sarpedon
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    Sarpedon ist offline
    "Eine Hütte."
    Der Wirt lachte.
    "Such dir irgendeine aus. Wahrscheinlich musst du sie aber erst reparieren. Mit der ganzen Bedrohung ziehen viele lieber hinter die Burgmauern. Oder nimm dir eine Zimmer hier in der Taverne. Für dich mache ich natürlich einen Spezialpreis."
    Offerierte der Wirt. Alles Gold war willkommen und Taeris schien zumindest noch ein bisschen davon in der Tasche zu haben.
    "Weisst du, vielleicht wäre es mal an der Zeit die anderen Schwerter zusammen zurufen und zu schauen, wie die Lage ist?"

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Die neue Sturzkampfmöve

    "Ich gebe zu, ich habe nicht erwartet euch noch einmal lebend zu sehen."
    William Gemmer lachte rauchig als Lukar Durand ihm diese simple Wahrheit präsentierte und sich wie erlaubt vor ihm auf einem Hocker niederließ. Der alte Edelsteinschleifer hatte sich trotz der zusätzlichen Jahre auf seinem Buckel kaum verändert. Lediglich eine weißliche Narbe, die seine Wange dezent entlangfuhr, erinnerte an die schrecklichen Zeiten die die beiden alten Männer hatten erleben müssen. Lukar war ernsthaft erfreut, diesen Mann noch am leben zu wissen. Sicher, William war anders als er, ein Mann mit einer fast weißen Weste. Ein ehrlich arbeitender Handwerker, kein ruchloser Krimineller. Aber Lukar machte seine Sympathien und geschäftlichen Kontakte nicht an der Art und Weise des Broterwerbs fest. William hatte sich immer wieder als große Hilfe erwiesen. Und er hoffte, den Alten für seine jüngsten Pläne einspannen zu können.
    William nippte an seinem Becher, setzte ihn ab und musterte den glatzköpfigen Händler ebenso eindringlich wie dieser vorher ihn.
    "Ich erwartete auch nicht, dass ihr überlebtet. Bei niemandem habe ich das erwartet. Jeder Freund, den ich hier in Silbersee noch in die Arme schließen durfte, war für mich wie ein Geschenk Adanos'."
    Obwohl seinen Glauben in keinster Weise teilend, nickte Lukar zustimmend.
    "Mir erging es ähnlich. Viele gute Männer haben in Setariff ihre Leben gelassen. Aber, sprechen wir nicht mehr über dieses leidvolle Thema. Es gibt viel positives, über das wir ebenfalls reden könnten."
    "Heh, dass verstehe ich gut. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an diesem riesigen Gebäude vorbei muss das ihr eure Residenz nennt. Ihr habt einiges geleistet, seit wir hier Leben müssen."
    "Meine Residenz?" Lukar schmunzelte. Sahen es die Bewohner von Silbersee wirklich als seinen Protzbau an, der dort thronte?
    "Ich würde es eher ein 'Gemeinschaftsprojekt' nennen. Viele haben sich an dem Bau beteiligt. Ich..."
    "Ja, Joe Black mag daran mitgewirkt haben. Aber der ist Tod, soweit ich gehört habe."
    Unterbrach Gemmer ihn ruhig, aber nicht unfreundlich.
    "Ich denke also, Lukar, momentan seid ihr derjenige, der dort am aktivsten die Fäden zieht."
    Der Händler überlegte und nickte dann stumm. Etwas an der Art und Weise, wie Gemmer die Sache bezeichnete, lies den Glatzkopf in Erwägung ziehen, dass der Edelsteinschläfer mehr wusste. Aber Lukar verwarf diesen Gedanken wieder. Selbst wenn Gemmer etwas ahnte, schien es ihn nicht besonders zu stören.
    "Ihr habt tatsächlich recht William. Derzeit halten meine Entscheidungen dort alles mehr oder weniger auf Trab. Ich habe einige Pläne. Pläne, die Silbersee endlich unabhängig machen sollen von diesen überteuerten Lieferungen von Außerhalb. Jetzt, wo ihr hier vor mir sitzt, sehe ich euch gut in einem dieser Pläne wieder. Seid ihr noch in eurem Handwerk tätig?"
    "Mhm." William nahm diesmal einen sehr tiefen, unangenehmen Zug aus dem Becher, der seine jüngsten Schmerzen die Kehle hinunter spülte.
    "Kaum. Ich habe seit Monaten keine Edelsteine mehr in Händen gehalten. Nun nehme ich an, ihr habt damit gerechnet und wollt mich von nun an damit beliefern? Woher?"
    Erfreut lehnte Lukar sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Hände geschäftig ineinander.
    "Ich habe das letzte Jahr viel damit verbracht, die Umgebung erforschen zu lassen. Die Ressourcen um den See sind nicht zu verachten. Und ganz besonders haben es mir einige Felsformationen angetan, die fähige Bergleute als möglicherweise erzführend bezeichneten. Ein Minenprojekt läuft bereits, unter der Federführung dieses selbsternannten Zwerges. Doch das geht zu schleppend voran. Deshalb habe ich eine eigene Misson in die Wege geleitet. Wenn es gut läuft, kann ich euch beliefern. Gegen eine gewisse Beteiligung, versteht sich."
    Gemmer lachte. "Wir müssen nicht lange um den heißen Brei herumreden. Wenn das, was ihr plant, erfolg hat, braucht ihr mich nicht lange überreden."
    "Ausgezeichnet." Lukar klatschte vergnügt in die Hände. Eine Geste, die für ihn noch recht Jung war.
    "Vorher werde ich aber eure Dienste brauchen. Ich bin kein Fachkundiger was Gesteine angeht. Euer Auge könnte bei der Suche nach einer passenden Stelle nützlich sein. Würdet ihr euch einer kleinen Mission in die Wildniss anschließen? Ansonsten könnte ich auch Gesteine von den jeweiligen Orten mitbringen, die meine Männer für brauchbar halten."
    "Hmmm... ich bin nicht mehr der Jüngste. Aber wenn eure Männer bereit sind, sich dem Tempo eines alternden Greises anzupassen..."
    Der Edelsteinschleifer streckte Lukar die Hand entgegen.
    ..."warum nicht? Ich bin dabei!"

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Die Pfade der Siedlung

    Wie ein mystisches Flüstern lag ein Gerücht in der Luft.
    Es war fast schon weniger als ein solches. Der Schatten einer Vermutung, eine vage Mutmaßung und trügerische Hoffnung. Eine Geschichte, die den geschundenen Bürgern von Silbersee wieder Mut verlieh und die vor allem den Zorn auf den alten Erzfeind wieder aufkochen lies.
    Ethorn, so hies es, plante die Übernahme der Handelsstadt Stewark.
    Noch gab es keine offizielle Bestätigung vonseiten der Klingen oder dem ehrenwerten General Lee, dem Anführer der freien Söldner Argaans.
    Doch die Aussicht darauf, dass dieser bemitleidenswerte Zustand bald ein Ende haben konnte und sich zur Bürg Silbersee auch die Festung Stewark wieder in die Hand der Rebellen begeben könnte, war beflügelnd. Schon Jahre saßen die einstmals stolzen und wohlhabenden Bürger von Setariff in dieser notdürftig zusammengezimmerten Siedlung fest. Ihnen allen war klar, das sie ihre goldene Stadt so bald nicht wieder aufbauen konnten. Doch Stewark und Silbersee als Gewicht in der Waagschale gegen das mächtige Thorniara... das war den militanten Mut wert, der nun im Volk umging wie ein Lauffeuer. Ethorn hin oder her.
    Lukar, der sich in den letzten Wochen mit dem Ausheben und Sammeln seiner kleinen Söldnertruppe für die Expedition in die Berge beschäftigt hatte, verfolgte die Gerüchte wie immer mit einem offenen Ohr und wachsendem Interesse. Die Idee, die hinter den Gerüchten stand, war mehr als gewagt und mehr als ein Bürger zweifelte an ihrer Echtheit. Doch Lukar, der durch die regelmäßigen Briefe seines Freundes Slicer über den Zustand der Stadt Thorniara bestens Informiert war, wusste das ein Angriff oder eine diplomatische Übernahme sogar gelingen konnte. Der Orden war schwächer den jeh. Die Wirtschaft, auszehrt, das Volk im Aufstand begriffen. Die Milizen und Paladine waren so sehr mit der inneren Sicherheit beschäftigt, dass sie einen Auszug der Setariffer kaum hätten behindern können.
    Die mitreißende Stimmung der Gerüchte hatte auch vor dem dunklen Bund und somit Lukars Söldnern nicht halt gemacht. Es war all zu verlockend, Rhobar ein Schnippchen zu schlagen und sich ein großes Stück der Insel zu sichern.
    Der Händler selbst blieb jedoch vorsichtig und hatte sich bisher nicht gegenüber seinen Leuten geäußert. Er wollte nicht zu früh in eine Stimmung eintauchen und sie für seine Zwecke anfeuern, wenn er nicht einmal wusste ob an den Gerüchten etwas wahres dran war. Und das erfuhr er nur im inneren Ring der Burg. Dem Ort, der ohnehin sein Ziel war. Wenn auch aus weniger erfreulichen Gründen.
    Die Schmerzen die seinen Leib peinigten waren passend mit dem aufflammen der Gerüchte schlimmer geworden. Er schlief nun schlechter und kämpfe mehr und mehr mit seiner Selbstbeherrschung. Vor einem Handelspartner oder Kunden die Zähne schmerzhaft verziehen zu müssen, war mehr als unangenehm. Aber es hatte sich zuletzt nur selten Vermeiden lassen. Daher hatte er eine für seine Verhältnisse schwere Entscheidung getroffen. Er wollte sein weiteres Schicksal in die Hände der Magier legen.
    Magie. Hexenkunst im Namen der Götter. Lukar hatte ihr immer schon misstraut. Sie, wenn er sich gegenüber ehrlich gewesen wäre, sogar gefürchtet, ihre Macht die allem Widersprach womit er zutun hatte. Konsequenz, Logik, greifbare Werte. Magie war inkonsequent, sie war nicht greifbar und in seinen Augen auch noch furchtbar unlogisch. Aber er kannte die Berichte über ihre heilende Kraft. Vorallem die der Wassermagier. Wenn er ohnehin schon nahe an Beliars Pforte stand, dachte er, so konnte er auch genau so gut riskieren, einen Magier einen Blick auf sein Leiden werfen zu lassen. Dennoch gemahnte er sich zur Vorsicht und konnte eine gewisse Nervosität nicht leugnen. Was hatte er in der Hinterhand, sollte ihm einer der Hexenmeister einen Pakt mit den göttlichen Teufeln anbieten? Sein Gold? Seine Kontakte? Wertlos, in den Augen der Magier. So stapfte er, verunsichert und nur sich selbst als Pfand in Händen, zum vermeintlichen Flügel der Heilung, der in der Berg auf ihn wartete.
    Die Burg. Ein protziges Bauwerk, das den Großteil seines Lebens hier in der Siedlung sein Interesse nur selten wert gewesen war. Sie war das Zentrum der Krieger, der Magier und der reichen Adeligen. Er, der sich um die bürgerliche Attitüde und jüngst auch noch die Statthalterei des dunklen Bundes mühte, hatte sich von der Burg meist aus einem gesunden Sinn Pragmatismus ferngehalten. Die Leute sollte ihn als einen von ihnen ansehen. Einen Händler, nicht zu wohlhabend gekleidet, nicht zu sehr in die Geschäfte des Adels involviert. So kam er sich, als er festen Schrittes auf das Tor zuhielt, merkwürdig vor. Zu der nervösen Ungeduld mischte sich eine perverse Form der Euphorie, deswegen unangenehm, weil sie nicht zur Furcht passte die ihn plagte. Aber, das musste er zugeben, es war ein berauschendes Gefühl als er unter dem Torbogen hindurch trat, ohne dass das die Wachen ihn länger als nötig aufhielten.
    Der Hof der Burg zeugte vom eifrigen Trainig der Soldaten. Ein großer Platz stand jedem der Rekruten und Klingen frei zur Verfügung, und dort, wo er nicht mit Steinen ausgelegt war, war die Erde vielfach niedergetrampelt und durchgewühlt worden. Grade im Moment waren nur wenige der Klingen zu sehen. Sie schienen jedoch schon älter und im Kampf geschickt zu sein. Vermutlich hatten die jüngeren ihr heutiges Training schon beendet, oder es fand sogar erst später statt. Im Vorbeigehen unterzog Lukar den Kampfstil der Klingen einer interessierten Musterung. Er glaube, einige der Stile wiederzuerkennen, die er von Redsonja erlernt hatte. Ob die geschickte Kriegerin ihr Wissen mit vielen der Klingen geteilt hatte? Höchst Wahrscheinlich. Lukar nickte zufrieden und lies wieder von den Übenden ab. Kurz blieb er stehen und blickte sich zu allen Seiten um, suchte den Flügel der Wassermagier innerhalb der Mauern...

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    .................Stewark Gilde:.......Königreich Argaan Skills:[Meistermagie 2][Teleport 1][Heilung 2][Alchimie]
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    Tinquilius ist offline
    Ein neuer Tag und nichts hat sich geändert.
    Ja, so könnte man durchaus Tinquilius‘ heutigen Tag zusammenfassen. Im Grunde, wenn er ganz ehrlich war, konnte er sogar alle Tage der letzten sechs Monate so beschreiben, ja vielleicht sogar die des ganzen letzten Jahres. Zumindest seit dem fulminanten Kampf gegen den Drachen in Setarrif. Ein Ereignis, das all ihr Leben verbessern hatte sollen; ein Ereignis, welches endlich wieder Ruhe in ein von Krieg gepeinigtes Land hatte bringen sollen. Und es hatte Frieden gebracht, zumindest für die meisten Menschen auf Argaan. Der Drache war nicht mehr, die Menschen in und um die Silberseeburg weitgehend sicher, zumindest viel sicherer als noch zuvor. Natürlich mussten viele von ihnen in Hüten wohnen, konnten nicht mehr ihre steinernen Häuser in Setarrif bewohnen – schließlich war die Stadt, mal abgesehen vom Haus der Magier und dem Tempel, die noch immer geschützt unter einer Barriere weiter existierten – doch sie waren nicht mehr der ständigen Bedrohung dieses mächtigen, magischen Wesens ausgesetzt. Ihr Leben konnte weiter normal verlaufen.
    Es war gar nicht mal so anders für Tinquilius, wenn er sich das so recht überlegte. Sein Leben verlief auch in gewohnten Bahnen, nur dass diese in letzter Zeit nur so vor Eintönigkeit strotzten. Besprechungen mit Kaspan. Besprechungen mit Hathon. Gemeinsame Besprechungen zu dritt. Besprechungen mit dem König und seinen Getreuen. Tagein, tagaus Besprechungen. Und sie alle drehten sich immer wieder um das Eine: die prekäre Situation in der Silberseeburg, die Baronie Stewark und die Verhältnisse zum Orden Innos im Norden der Insel. Seitdem der gemeinsame Feind schließlich in einer gemeinschaftlichen Aktion von Magiekundigen erledigt worden war, war die Situation wieder weniger klar. Einzig die Tatsache, dass Thorniara wohl derzeit genug mit eigenen Problemen beschäftigt war, half ihnen, den vorherigen Konflikt nicht wieder aufleben zu lassen. Das mochte an sich gut sein, für Tinquilius aber bedeutete es sich immer wiederholende Gespräche, viele Stunden in Besprechungen und wenig Veränderung. Studien, egal ob magischer, alchimistischer oder heilerischer Natur, blieben auf der Strecke. Ja selbst der Streifen Erz in seinem Hals, den er sich vor Jahren bei einem missglückten Teleport „zugezogen“ hatte, befand sich noch an Ort und Stelle, obwohl er schon längst hatte versuchen wollen, ihn zu entfernen. Er störte im alltäglichen Leben nicht weiter, ja, hielt gar seit der magischen Explosion in Setarrif die Vergiftung in Schach, wie ihm Kaspan erklärt hatte, doch er war widernatürlich und musste irgendwann weichen.
    Zumal er ab und an auch juckte, so wie genau in diesem Moment, als er aus dem Haupthaus der Burg herausschritt und gen Magierturm bewegte. Er kam aus einer Besprechung mit König Ethorn, die mal wieder wenig gebracht hatte. Ihre Situation war passabel, es gab genug Lebensmittel und wenig Konflikte. Vereinzelt Wolfsangriffe und ein paar Echsensichtungen, die aber zu keinen Konflikten geführt hatten. Genauso wie gestern, genauso wie es auch vermutlich morgen und den Tag darauf aussehen würde.
    „Ah, Tinquilius, ein Brief kam für dich“, riss ihn just Domi, sein treuester Anhänger unter den Wassermagiern, aus seinen Gedanken. „Er kommt aus Al Shedim.“
    „Du hättest ihn mir doch einfach auf den Tisch legen können“, meinte Tinquilius, als er den Brief entgegennahm. „Es wird gewiss nichts so Wichtiges sein. Bist du nicht in deine Studien vertieft?“
    Der Magier schüttelte den Kopf. „Hat wieder nicht funktioniert. Irgendetwas fehlt.“
    „Wenn du mich...“
    „Nein, es ist meine Studie. Such dir ein eigenes Projekt, zum Beispiel dieser Streifen Erz in deinem Hals“, erwiderte Domi. „Das wolltest du doch eh angehen.“
    Der Oberste Magier grinste. „Ja, in der vielen Freizeit, die ich habe. Vielleicht irgendwann einmal.“
    „Du wirst also damit beerdigt.“
    „Warte, so alt bin ich nun auch noch nicht!“
    „Eben.“ Domi lachte, Tinquilius stimmte mit ein. „Ich habe dir den Brief aber auch nur überbracht, da ich zur Ostseite der Insel aufbrechen wollte. Ich brauche ein paar neue Kräuter.“
    „Dann hab eine gute Reise und möge Adanos dich beschützen!“
    So schnell wie Domi aufgetaucht war, war er auch schon wieder verschwunden. Der Oberste Magier hielt den Brief noch einen Moment in der Hand und fragte sich, was Riordian wohl geschrieben hatte. Dann verstaute er ihn in seiner Robentasche und setzte sich wieder in Bewegung Richtung Südturm. Bevor er jedoch ankam, sah er einen älteren Mann über den Burghof gehen und dann suchend stehen bleiben. Er war groß und drahtig, was unter den Kriegern, die gerade übten, nicht unbedingt auffiel. Doch er trug keine Rüstung der Truppen Ethorns. Nebst dem ergrauten Schnurrbart und der Glatze, die ihn bereits so herausstechen ließen, sorgten besonders der suchende Blick dafür, dass Tinquilius’s Blick an ihm hängen blieb.
    Ob er zum König möchte? Oder zu uns Magiern?
    „Entschuldigt, werter Herr“, sprach Tinquilius kurz darauf mit einem Lächeln, als er näher an den anderen herangetreten war. „Ihr scheint nach etwas zu suchen, vielleicht kann ich euch ja dabei weiterhelfen?“
    Erst jetzt, so nah am anderen, fiel dem Obersten Magier die Hakennase auf. Viel interessanter aber fand er die schmalen Augen, die Kraft und zugleich aber auch etwas anderes ausstrahlten. Trauer? Leid? Ich werde es gleich vielleicht wissen.

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    Innenhof der Burg

    Eine junge Stimme riss Lukar aus der Konzentration.
    Überrascht wirbelte der Händler herum und erblickte passend zu der Stimme einen Mann, der kaum die Mitte seines Lebens überschritten haben konnte. Um so überraschender für Lukar, das er eine eindrucksvolle Robe der Magier trug. Dieser Mann war viel jünger als er selbst, und doch schien er zum erlesenen Kreis der Berater und Hexer Ethorns zu gehören. Seine Freundlichkeit schien ehrlich und hilfsbereit, Lukar war fast bereit an ihre Echtheit zu Glauben... aber eben nur fast. Er würde diesen Magiern nicht vorzeitig sein Vertrauen schenken ohne sich selbst ein Bild gemacht zu haben.
    "Magie zu Ehren." Erwiderte Lukar die Begrüßung, den trotz seiner Vorsicht wollte er nicht unfreundlich sein. Der Satz hörte sich komisch in den eigenen Ohren an. Er trat ebenfalls einige Schritte auf den Magier zu. Für ein so junges Gesicht strahlte die Miene des Mannes eine erstaunliche Selbstsicherheit und Erfahrung aus, ohne jedoch arrogant zu erscheinen. Die tiefen, blauen Augen erweckten Vertraulichkeit und nahmen Lukar tatsächlich ein wenig seiner Nervosität. Etwas in ihm glaube sogar, den Mann zu erkennen. Aber das war nichts ungewöhnliches. Auf der Flucht vor dem Drachen hatte man fast jedes Gesicht einmal gesehen.
    "Tatsächlich suche ich einen Mann eures Standes. Mein Name ist Lukar Durand, und ich komme mit mehreren Anliegen, von denen eines auch für die Ohren des Königs und seiner Generäle von interesse sein dürfte... doch möchte ich später darauf zu sprechen kommen. Könntet ihr zuvor einige Minuten eurer Zeit und eurer Heilkunst entbehren, Herr... ?"

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    „Tinquilius, einfach nur Tinquilius. Das Herr könnt ihr gerne weglassen, ich bin weder ein reicher Bürger, noch ein Ritter und schon gar nicht besitze ich einen Adelsitel als Sohn eines einfachen Bauerns. Ich bin ein Diener Adanos und ein Heiler.“ Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Obersten Magiers. „Und, wie es der Zufall so möchte, bin ich auch der Oberste Magier. Ihr seid also genau dem richtigen Magier begegnet.“
    Er hielt inne und musterte den älteren Mann einen kurzen Moment, versuchte mit seinen Augen bereits zu erahnen, welche Leiden Lukar Durand haben mochte. Auf den ersten Blick hielt sich der Mann, der vermutlich mindestens zehn Jahre älter war als Tinquilius, relativ normal. Das mochte aber auch nur ein Schauspiel sein. Alles gar nicht so einfach.
    „Lasst uns erst einmal um eure Gesundheit kümmern, dann können wir uns euren anderen Anliegen widmen. Das passt auch gerade sehr gut, da ich zwar aufgrund meiner Stellung Zugang zu König Ethorn habe, dieser sich aber just mit seinen Schwertern zurückgezogen hat, um sich zu beraten.“ Der Oberste Magier deutete auf den Südturm. „Kommt bitte mit. Wir sollten am besten in die Heilkammer gehen.“
    Es bedurfte nur weniger Schritte, dann hatten sie bereits den Südturm erreicht, kurz darauf die sich im Erdgeschoss befindliche Heilkammer. In dieser herrschte ein geschäftiges Treiben. Tinquilius grüßte eine Heilerin, die sich gerade um einen gebrochenen Fuß kümmert, kurz darauf nickte er auch einem weiteren Heiler in der Ecke zu, der sich mit einer nicht allzu kleinen Schnittwunde beschäftige. Die Verletzten, auch auf anderen Betten, waren allesamt Bürger aus der Siedlung, was nicht weiter verwunderlich war. Zwar gab es draußen in der Siedlung auch eine Heilkammer – auch wenn der Begriff Heil“kammer“ hier natürlich vollkommen falsch war – doch die Versorgung hier in der Burg war meist besser.
    „So, wenn ihr euch setzen“, er deutete auf einen gepolsterten Stuhl, „und mir erzählen mögt, was euch zu uns bringt?“

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    "Für einen einfachen 'Diener', werden euer Rat und eure Fähigkeiten beim gemeinen Volk hoch geachtet, Tinquillius." Sagte Lukar lediglich mit einem Schmunzeln, tat dem hohen Magier jedoch sogleich den Gefallen, auf die all zu förmlichen Titel zu verzichten. Ihm war es im Grunde auch gleich. Der Gewohnheit halber war er mit diesen um sich wenn es die Situation erfordert, doch Lukar war zu pragmatisch, als das er Titel den Fähigkeiten seiner Leute vorgezogen hätte. Ein Gauner von der Straße konnte genau so fähig sein, wie ein Mann von Welt. Slicer, und jetzt dieser Tinquillius, waren die besten Beweise dafür, das Herkunft nicht alles war.
    "Der König scheint sich häufig zurück zu ziehen. Das Wort auf der Straße sprach häufig von seiner Abwesenheit. Aber ich kann warten. Geht voran, bitte."
    Nur zu gerne lies Lukar sich von dem obersten Wassermagier die letzten Schritte zum südlichen Turm der Burg führen. Der junge Mann bewegte sich vesiert und zielsicher, während Lukar ein wenig langsamer hinterher stommerte und dabei die neuen Eindrücke in sich aufsog wie ein Schwamm. Sogleich drangen ihm die Düfte von Salben und Tinkturen, aber auch von Blut und Krankheit in die Nase. Ein Geruchscrescendo, das niemand gerne roch.
    Tinquillius grüßte die Magier und Heiler allesamt wie alte Bekannte oder gute Freunde. Lukar hielt sich mit der Vertraulichkeit ein wenig zurück, doch höflich blieb er dennoch. Freunlichkeit war die billigste Investition in die Zukunft. Die wollte er nicht verstreichen lassen, auch nicht, wenn sein weiteres Schicksal auf Beliars Schneide stand.
    Endlich führte Tinquillius ihn mitten in eine kleinere Kammer hinein und forderte Lukar auf, sich zu setzten. Als er in den kleinen Raum trat, stellten sich dem alten die wenigen verbliebenen Nackenhaare auf. Scharf sog er die Luft durch die Nase ein und lies sich vorsichtig in dem Stuhl nieder, rutschte ein wenig hin und her um es sich so bequem wie möglich zu machen. Seine sonst so wortgewandte Zunge wurde ihm schwer, die Worte lagen wie Steine in seinem Magen.
    "Es ist einige Monate her. Da... lud ich aufgrund einiger Beschweren einen Medicus zu mir ins Büro. Er und einige andere Barbiere konnten mir bestätigen, dass... nun... offenbar hat mein Leib mich verraten." Lukar lächelte ob dieser Ironie. So viele Menschen hatten ihm nach dem Leben getrachtet. Rheinhard. Reyn. Sogar diesen verfluchten Drachen hatte er zwei mal überlebt. Er seufzte und fuhr fort.
    "Ich trage ein Geschwür in mir. Die niederen Dorfheiler sagten, unbehandelt könnte es mein Ende bedeuten. Ich vertraute darauf, dass mein Leib im Stande sei die Krankheit selbst zu besiegen, doch zuletzt häufigen sich die Beschweren. Schmerzen. Übelkeit. Und zunehmend fällt es mir schwer mich auf meine Arbeit zu konzentrieren."
    Schloss er, wobei ihm vorallem die letzte Beichte ein wenig brüskierte.

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    „Nach den Symptomen, die ihr gerade beschrieben habt, seht ihr nicht aus“, meinte der Heiler anerkennend, als er Lukar Durand noch einmal genau musterte. Der ältere Mann hielt sich zwar hier in dem kleinen Zimmer fern weiterer Augen nicht mehr so, nun ja, tapfer wie noch draußen auf dem Hof oder in der großen Heilkammer, aber die Beschwerden bei Geschwüren würden viele viel stärker beeinträchtigen.
    „Man merkt es euch wirklich nicht an. Ihr müsst gut mit Schmerzen umgehen können. Aber mal davon abgesehen: Die Symptome passen auf jeden Fall zu einem Geschwür“, fuhr er sogleich fort, „sie können aber auch andere Ursachen haben. Und so sehr ich die Meinung von Wundheilern, Barbieren und anderen kundigen Menschen schätze, schließlich haben so viele von uns Heilern angefangen, würde ich mir doch gerne selbst ein Bild von dem Ganzen machen und euch kurz abtasten, wenn das in Ordnung ist?“
    Als sein Patient diesem zugestimmt hatte, bat der Heiler ihn sogleich sich auf den Behandlungstisch zu legen und den Bauch frei zu machen.
    „Ich werde nun erst einmal generell euern Bauch abtasten und euch bitten mir zu sagen, wann es schmerzt.“ Und so begann Tinquilius vorsichtig aber bestimmt mit dem Abtasten. Während er die Leber eigentlich gleich ausschließen konnte, zuckte der ältere Mann in der Nähe des Magens zusammen. „Bitte einmal kurz tief einatmen und die Luft anhalten.“
    Zunächst tastete Tinquilius die Rippen auf der von ihm aus rechten Seite des Mannes ab, dann den Raum direkt unter diese.
    „So, ihr könnt wieder aus- und danach normal weiter atmen. Ihr habt die Beschwerden seit ein paar Monaten? Habt ihr Schmerzen in euren Schultern oder im Rücken? Und wie schaut es mit euerm Appetit aus? Vertragt ihr Essen? Und wie ist eure Verdauung? Und ja“, meinte er sogleich, „ich weiß, unangenehme Fragen, aber nur wenn ihr mir ausführliche Antworten gebt, kann ich mir ein genaues Bild machen.“ Er tastete weiter ab, klopfte teils auch ab, während er auf eine Antwort wartete.
    Geändert von Tinquilius (20.01.2018 um 19:17 Uhr)

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    Die Anerkennung des Wassermagiers rang Lukar ein nachdenkliches brummen an. Einerseits war es erfreulich, dass seine Maskerade offenbar funktionierte und ihn nach außen hin vital und stark erscheinen lies. Andererseits war es nach wie vor um so ärgerlicher, dass diese Maßnahmen überhaupt notwendig waren
    "Ich hätte euch sowieso darum gebeten. In den letzten Monaten musste ich leider feststellen, dass die Heiler der Siedlung nicht allesamt kompetent oder gar ehrlich sind. Jene, die versucht haben, mir fragwürdige Heilsteine und anderes Zeug anzudrehen, werden so bald keinen Bürger Silbersees mehr betrügen."
    Trotz seiner trockenen Stimme konnte Lukar sich eine gewisse Genugtuung nicht verbergen. Diese erleichterte ihm die doch ein wenig peinliche Erfordernis, sich teilweise zu entkleiden und auf dem Behandlungstisch niederlassen. Diese Lage machte ihn verletzbar. Kein schönes Gefühl. Doch Tinquillius ging mit fachkundigen Heilerhänden zuwerke. Es dauerte nicht lange, bis er den schmerzenden Knoten lokalisiert hatte der Lukar solche Pein bereitete. Ein leises Schmerzenslaut drang zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen bevor, und der Schmerz pochte auch nach Ende der Abtastung munter vor sich hin. Es kostete ihn große Mühe, sich überhaupt auf die ausgiebigen Fragen des Medicus zu konzentrieren.
    "Unangenehm sind sie in der Tat." Stimmte Lukar mit einem leisen Lachen zu, ehe er sich nachdenklich die Lippen befeuchtete.
    "Keine Beschweren in Rücken oder Schulterbereich." Entschied er schließlich. "Nicht mehr. Ich fühlte mich einst ein wenig verspannt, und bekam die linke Schulter weniger nach vorne gedreht als die rechte. Aber seitdem ich mich körperlich betätige," Mit dem Schwert. Aber das muss ja nicht jeder wissen. ", sind diese Beschweren in Schall und Rauch aufgegangen. Was die Ernährung angeht... ich habe mich schon immer eher leicht ernährt. Heutzutage noch mehr als früher. Es... treibt mich nur noch selten dazu an. Aber darben tue ich gewiss noch nicht."
    Lukar fragte sich, ob er in all den Jahren jemals etwas an seiner standartmässigen Mahlzeit geändert hatte. Aber ihm fiel nichts verdächtiges ein. Wohl aber eine andere Angelegenheit, die ihm zusätzlich zu schaffen machte.
    "Ich schlafe schlecht." Sagte er eilig, noch bevor Tinquillius zu einer Antwort ansetzten konnte. "Der Schmerzen wegen. Ich nehme deshalb mein Abendbrot früher zu mir, damit es mir später nicht so aufstößt."
    Schlafmangel war in einem Konzentrationslastigem Beruf wie dem seinen selbstverständlich nicht hinzunehmen. Er hatte sogar schon ab und zu zu ein wenig Sumpfkraut gegriffen, statt seines geliebten Tabaks, um die Unruhe in der Nacht zu lösen. Aber das erschien ihm unwichtig. Am liebsten hätte er sich direkt aufgesetzt, den Magier gefragt ob er schon wisse was zu tun sei und wie lange es dauerte, beziehungsweise, was der Kreis des Wassers für eine schnelle Heilung verlangte. Doch dem freundlichen Tinquillius sah man an, das er nichts überstürzen würde.

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    Tinquilius ist offline
    „Heilsteine? Da seid ihr aber wirklich an die falschen Wundheiler gelangt. Die meisten nutzen Salben, Kräutertinkturen oder Verbände, die bei vielen Sachen tatsächlich helfen können. Im Feld sind Barbiere ein Segen für jeden Heiler, da sie die wichtigsten Schritte zum Lebenserhalt bereits einleiten können. In eurem Fall aber wären in jedem Fall am Ende ihres Könnens.“
    Während der Untersuchung hatte Lukar Durand nur einmal einen Schmerzlaut von sich gegeben und Tinquilius konnte in der Stimme des Mannes die Nachwehen eindeutig heraushören. Es war immer noch etwas anderes möglich als ein Geschwür, die Milz beispielsweise. Doch es erschien ihm unwahrscheinlich. Sowohl Abtasten als auch die Antworten des Mannes deuteten eher auf ein Geschwür als auf ein Problem mit den anderen Organen.
    „Dass ihr mit diesen Schmerzen überhaupt Schlaf finden könnt, finde ich bemerkenswert. So wie es mir nun auf den ersten Blick erscheint, hatten die Wundheiler nämlich recht. Ihr habt ein Geschwür, welches sich in eurer Bauchhöhle befindet, ein bereits relativ Großes. Ich tippe darauf, dass es an euerm Magen hängt, das würde auch das Aufstoßen und die Übelkeit erklären.“
    Er hielt kurz inne und überlegte, wie er vorgehen sollte. Das Geschwür war allem Anschein nach bereits ordentlich vorangeschritten. Die Behandlungsmethoden waren eingeschränkter, als es dem Obersten Magier lieb war.
    „Man hatte auch nicht unrecht in der Annahme, dass es sich um ein wirklich gefährliches Geschwür handelt, welches euch wahrhaftig töten könnte, wenn es nicht behandelt wird. Ich möchte ganz ehrlich sein: Ihr schwebt in Lebensgefahr. Zum einen kann das Geschwür weiterwachsen, die Schmerzen verschlimmern und euer Leben noch stärker beeinträchtigen, als es dies jetzt bereits tut. Das würde euch schwächen und anfällig für andere Erkrankungen machen. Zum anderen könnte ein solches Geschwür aber auch aufbrechen und euch entweder vergiften, wenn es sich in eure Bauchhöhle entleert, oder aber euch innerlich verbluten lassen. Das erst einmal vorweg zu den problematischen Perspektiven. Es besteht auch die wirklich kleine, eigentlich zu vernachlässigende Möglichkeit, dass es sich ohne Hilfe wieder zurückbildet, zumindest habe ich davon in heilerischen Schriften gelesen. Darauf würde ich aber nicht setzen. Wir müssen es stattdessen aktiv angehen.“
    So, jetzt hast du ihm Hoffnung gemacht, wie willst du diese aber unterfüttern, wenn du dir selbst noch nicht vollkommen sicher bist, wie du vorgehen willst? Mit Tränken wird es nicht getan sein, dafür ist das Geschwür zu groß. Einfach aufschneiden und entfernen wird auch schwierig, und eine rein magische Anwendung wird insofern problematisch sein, als dass das Geschwür an dem Organ sitzt, vermutlich.
    „Bevor ich euch nun eine Prognose und Behandlungsmethoden geben möchte, würde ich euch gerne noch einmal untersuchen, dieses Mal aber mit meiner Magie.“ Bevor sein Patient etwas sagen konnte, fuhr er schnell fort. „Ich weiß, dass das vielen Sorgen bereitet, die ich auch verstehen kann. Ich spreche hier nicht von Angriffsmagie, die sicherlich den meisten im Kopf ist, wenn sie das Wort ‚Magie‘ hören. Ich spreche aber von Heilmagie. Als Heiler ist es mir nämlich möglich, mithilfe meiner Magie euren Körper zu erkunden, ohne ihn aufschneiden zu müssen. Zumindest kann man es so wohl am besten beschreiben. Dies würde mir helfen zu entscheiden, wie wir vorgehen werden. Würdet ihr dem zustimmen? Beziehungsweise habt ihr überhaupt noch Fragen?“

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