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    Veteran Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    "Noch einmal ihr zwei dahergelaufenen Hurenböcke aus den Wäldern! VER-PISST EUCH VON MEINEM LAND! ICH LASS EUCH UMBRINGEN!", brüllte der Bauer names Rudal sie an. Onyx war froh, dass er jetzt nichts sagen musste. Das hatte Kjal soweit bisher getan und das deutlich besser, als das was Onyx je zustande bekommen hätte.
    Sie hatten sich vor dem Hof getrennt. Murielle und Cery sollten sich einfach mal umsehen, während die beiden Waldläufer doch ihrer Rolle gerecht werden wollten und als warnende Wanderer den Bauern sprechen wollten. Der empfing sie etwas genervt und hatte auch zwei 'Söldner' um sich. In Fellen gehüllt, mit Eisen hier und da gewappnet, etwas Blau hier und da - und Fressen die schon einige Fausthiebe abbekommen hatten. Abschaum von irgendwoher, der mal gezeigt bekommen hatte wie man kämpft.
    Nachdem dann Kjal vorgertragen hatte was bald passieren könnte, wurden sie wie zuvor nur als Lügner geschimpft und sogleich gedroht.
    Kjal vermochte aber das Gespräch in die Länge zu ziehen und erfand kurzerhand noch eine Geschichte, die den Bauern auf seinem großen Hof doch mehr interessierte. Kjal erzählte aus den Wahrheiten die sie bisher erfahren hatten und ein paar dazu gedachten Dingen eine Geschichte, die alle Anwesenden gebannt verfolgten. Sowohl die Knechte, als auch die Söldner und manch Mägde. Runal selbst indes wurde immer wütender und rotköpfiger. Denn es ging um das scheinbare Pech von Runal.
    Kjal verpackte es zunächst wie eine traurige Geschichte die allen soweit bekannt schien, kam jedoch mehr und mehr mit Details ans Licht die Runal als das darstellten, was manche Leute im Geheimen dachten. Als Kjal ihn dann bezichtigte seinem Pech nachzuhelfen, platzte dem Großbauern der Kragen.

    "Legt sie um!", war Runals Anweisung nachdem er herum gebrüllt hatte.
    Kjal zog die Klinge und Onyx drehte sich um, um mit gespannten Bogen den Rücken seines Freundes zu schützen. Die Söldner oder Haudraufs des Bauern gehorchten und wollten angreifen, ehe Cery auftauchte und alle stoppten.
    "Meine Tochter! Was macht ihr da mit meiner Tochter!", schrie Runal. Kjal erkannte die neue Lage sehr klar und steckte die Waffe ein.
    "Runal. Du kommst jetzt mit uns zu diesen alten, verlassenne Turm. Du nimmst den Ring mit und deiner Tochter wird nichts geschehen.", machte der Waldläufer klar.
    "Wie könnt ihr nur! Ihr seid Abschaum aus den Wäldern! Lasst meine Tochter frei! Sofort!"
    "Nein. Du kommst jetzt mit. Ansonsten kannst du dir sicherlich denken was passiert. Eine falsche Bewegung von dir oder deinen Leuten, ein falsches Wort und mein Freund dort wird ihr die Kehle durchschneiden. Danach bist du dran und all deine Leute mit dir. Du denkst doch nicht wirklich, dass wir allein gekommen sind. Unsere Pfeile treffen immer und brennende Pfeile stehen bereit. Dein Hof wird brennen, wenn du nicht mitkommst.", drohte Kjal und konnte die Rolle als fieser Drecksack ganz gut spielen. Runals Tochter schrie und weinte bitterlich.

    "Nimmt mein Gold und alles was ihr wollt. Gebt mir aber meine Tochter zurück! Und verlasst meinen Hof! Ich flehe euch an! Bei den guten Göttern!"
    "Nein. Du begleitest uns und deine Tochter ebenso. Folgt uns jemand, dann stirbt deine Tochter. Vergiss nicht den Ring der mit dem Turm einen Zusammenhang hat. Du weißt ganz genau welcher. Das verraten deine Augen. - Nun...ich zähle bis drei. Eins..."
    "Halt! Schon gut! Ich komme mit. Lasst mich nur diesen Ring holen.", sprach der Bauer und machte klar, dass er kooperierte.
    Er war nur wenige Augenblicke weg, doch hörte man wie er scheinbar ein Brett aus dem Boden riss. Dann erschien er und hatte einen Ring in der Hand.

    "Gehen wir. Und auf dem Weg erzählen wir dir, wieso wir dich holen. Danach erklärst du uns, wieso es dort ist wie es ist. Du hast mein Wort. Wenn wir unser Problem lösen, wird niemandem was geschehen. Los gehts!", wies Kjal an und sie gingen dann los. Die Knechte und Söldner sahen tatenlos zu, warfen sich aber Blicke zu. Doch keiner wagte es was zu tun.
    Kurz schreckten sie dann aber alle auf, als es im Osten der Insel laut knallte. Was das war, konnten sie sich wohl mehr oder minder denken. Darum galt es nun sich zu beeilen, falls die Echsen kämen.

  2. Beiträge anzeigen #102
    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Berash ist offline
    Und wieder saß der einsame Krieger an einem Lagerfeuer und dachte darüber nach, wie es jetzt mit seinem Weg weiter ging. Nachdem er schnellstmöglich diese verfluchte Höhle verlassen hatte und sich einen neuen Lagerplatz gesucht hatte, war Berash weitestgehend wieder beruhigt. Die Drachenzeichnung auf seinem Körper bereitete ihm immer noch Sorge, doch jetzt musste er erst einmal überlegen, was zu tun war. Denn für ihn war diese Sache mehr als unheimlich.

    Der erste Anhaltspunkt auf seiner Liste... Nun, dass war er selbst. Doch da er da von seinem eigenen Wissen profitieren musste, war es damit nicht weit her. Berash war ein Mann des Kampfes und hatte sich nie viel mit magischen Dingen beschäftigt, wenn es nicht sein musste. Selbst damals, als er noch Emir und Assassine des alten Bundes war, hatte er eher weniger Kontakt zu den meisten Magiern gepflegt. Zwar hatten sie eine lose Zweckgemeinschaft mit den Schwarzmagiern des Kastells gehabt, doch hatte sich Berash in seiner Rolle als Emir kaum mit ihren Kräften beschäftigt. Jedes Treffen mit dem Hüter Ardescion war für Berash nichts anderes als ein Zusammentreffen zweier Welten gewesen. Sie waren Toten- und Dämonenbeschwörer gewesen, Männer und Frauen, welche die Neugierde und der Drang nach Wissen leitete. Die weltlichen Belange... Nun, sie hatten ihnen geholfen, als Bakaresh von Zuben zurück erobert wurde. Und der Hüter hatte Berash von dem finsteren Einfluss der Klaue Beliars befreit. Und dennoch... Meist waren sie in ihrem Kastell geblieben. Dieser magische Ort mit seinen Dämonen, seinen Geheimnissen, seiner schier unendlichen Bibliothek...

    Halt! Das war die Idee! Das Kastell und seine Bibliothek! Wenn es einen Ort gab, an dem er sein Wissen erweitern konnte, dann dort! Berash war noch nie in diesem Wissenshort selbst gewesen, doch war ihm genug Wissen darüber bekannt, um dies zu seinem ersten Ziel zu machen. Und sie waren hier auf Argaan!
    Doch dann wurde Berash bewusst, dass er dafür ein gutes Stück weg zurück legen musste. Das Kastell der Schwarzmagier lag ganz am Ende von Argaan, hinter den schwarzen Schluchten selbst. Nun musste Berash jedoch überlegen, wie er am besten da hin kam. Wenn er zu dem Weg unter den Bergen aufbrach, konnte er zuerst auf dieser Seite gen Süden reisen, bevor er dann auf die Ostseite wechselte. Doch dann musste er über Setarrif reisen, wo seines Wissens nach immer noch der Drache hauste. Und auf solch eine Kreatur in Fleisch und Blut konnte der Krieger verzichten.
    Würde er aber auf der Westseite Argaans bleiben, musste er notgedrungen durch den Orkwald. Und auch das war keine wirklich gute Reiseroute. Vielleicht sollte er erst einmal weiter Richtung Süden reisen, zur Silberseeburg. Dort konnte er seine weitere Strecke genauer planen. Ja, das klang nach einer brauchbaren Idee.

  3. Beiträge anzeigen #103
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Wälder in Westargaan

    »Haaalt! Einen Schritt weiter und ich spick dich mit Bolzen, Arschloch!«, knurrte der Mann vom Lagerfeuer her. Isengrim blieb stehen. Sofort. Keinen Schritt weiter. Sein Leben war ihm verflucht lieb und die Aussicht, von Armbrustbolzen durchlöchert zu werden wie ein Sandsack, gefiel ihm nicht unbedingt. Nein, sie war ihm sogar ziemlich zuwider. Also hob er brav die Hände über den Kopf, Handflächen zum Lagerfeuer hin. »Näher kommen, Pisser.«
    Am Feuer hockte eine Gestalt, die wie der Inbegriff eines Jägers aussah. Bärtig, langes, dunkles Haar, Dreck im Gesicht, der Lagerplatz umgeben von frisch erbeuteten Pelzen. Zumeist nur Hasen oder der eine oder andere Wolf. Der Waidmann trug eine offensichtlich bequeme Lederkleidung, die ihm farblich im Wald sicherlich zugunsten war, um sich vor Beute wie anderen, eher geschuppten Jägern zu verstecken. »Keine Echse, das ist mal klar.« Die Spitze des Bolzens senkte sich leicht hinab, als die erste Schicht der Wachsamkeit von dem Mann abfiel. Er war zwar noch misstrauisch, jedoch nicht mehr derart, dass er Isengrim ohne viel Federlesen erschießen würde. Hoffte dieser zumindest. Der Jäger spuckte aus und funkelte ihn an, während er sich wieder an sein Feuer hockte. Fleisch brutzelte auf einem Spieß. Weithin - sicherlich bis in den Palast Seiner Majestät König Rhobar des Dritten - war Isengrims Magenknurren hörbar. »Na los, Fremdling, stell dich vor. Höflichkeit, Manieren und dergleichen. Macht man in der Regel so, wenn man zu Gast bei jemandem ist.«

    »Bei allem Respekt, Herr Jäger«, antwortete Isengrim immer noch etwas heiser vor Aufregung, »Gilt das Gastrecht nicht nur in Häusern? Mit dem üblichen höflichen Geschwurbel drumherum, den ganzen alten Redensarten und Floskeln? Oder wohnt Ihr hier, Herr Jäger?«

    »Frech. Verteufelt frech. Vielleicht treibt ja ein Bolzen unters Knie die Frechheit aus.« Der Bolzen zielte auf Isengrims linkes Bein. »Schau nicht so erbost, Bursche. Sei froh, dass ich dir nicht ins Knie schieße. Frag mal die Wachen in Stewark! War da wohl Einstellungskriterium nach einem Leben voller Abenteuer ...« Die Spitze hob sich wieder, zielte nun wohl direkt zwischen Isengrims Augen. »Dein. Name.«, zischte der Jäger eindringlich.

    »Isengrim, ich heiße Isengrim, verdammt. Und jetzt nimm endlich die Armbrust runter. Ich bin kein Bandit, kein gottverdammter Waldschrat und offensichtlich auch keine Echse.«, antwortete der Nordling und trat näher ans Feuer heran, als der Jäger die Waffe senkte und ihn mit einer Kopfbewegung an die wohlige Wärme der Flammen bat. »Ist das nicht gefährlich? Alleine im Wald? Hab gehört, dass hier allerlei Getier unterwegs ist ...«

    Der Jäger zuckte die Achseln. »Ja, allen voran ein verdammt großer, weißer Drache. Aber ... der wurde jetzt schon einige Tage nicht mehr am Himmel gesehen. Sonst hat er sich immer mal gezeigt und eben so ganz drachenmäßige Sachen gemacht. Schafe von den Weiden geklaut und angeblich seine Echsenbestien überwacht. Aber vor etwa ... zwei Wochen oder so, da hat's 'nen tierischen Knall und einen unmenschlichen, ja fast dämonischen Schrei gegeben. Ein Bekannter aus Thorniara meinte, naja, dass das wohl ... der Wyrm war.« Erneut hob der Mann die Schultern, entkorkte eine Flasche neben sich und trank daraus. Einen Moment wirkte er unschlüssig, dann reichte er sie Isengrim.
    »Ich bin übrigens Godar.«

    Fast schon hastig trank Isengrim einen großen Schluck, ehe er sich leise murmelnd, fast widerwillig entschuldigte. »Erzähl weiter, Godar, erzähl mir was über das Land hier. Diese Insel. Bin relativ neu hier. Ja, ich bin so abgerissen wie ich aussehe. Landstreicher, aber nicht von der grimmigen, heimatlosen Art, eher von der bettelnden, hungernden Art.«, erklärte er und blickte hungrig nach dem Fleisch. Godar bemerkte das und seufzte.

    »Ich bin leider viel zu altruistisch. Jeder Vernünftige hätte dir einen Bolzen zwischen die Augen gejagt und damit die Geschichte des Bettlers beendet. Heutzutage ist das sicherer. Wo sich trotz dieser Echsen und - bis dato - des Drachen dennoch Setarrifer Flüchtlinge und Thorniarer abgestochen haben. Oder Banditen. Teufel, jeder will irgendwen abstechen wegen irgendwas. Lauf der Dinge hier auf Argaan, verdammt!« Der Jäger nahm das Fleisch vom Feuer, zerteilte es und reichte Isengrim ein ordentliches Stück davon. Ohne auf Manieren zu achten, stopfte sich der Herumtreiber das Fleisch in den Mund, die Hitze ignorierend. »Scheint dir zu schmecken. Nun, was gibt's da viel zu erzählen über Argaan? Während auf der Welt Frieden zu herrschen scheint, gibt es hier noch Krieg. Offiziell. Inoffiziell hat sich das zu einem verdammten Grabenkampf gemausert. Festgefahren. Mit den Echsen auf dem Plan wagen weder die Thorniarer noch die Silberseeleute, ihre Heimatorte zu verlassen, um dem jeweils anderen das Fressbrett gerade zu rücken. Haben Angst, dass die Biester das ausnutzen könnten. Dann gibts im Bluttal noch einige Jäger und Waldläufer. Waren mal ganz gute Leute, echt in Ordnung, aber seit einigen Jahren haben sich da einige seltsame Kauze niedergelassen und das Fort ist düsterer und abgeschiedener geworden. Daher zieh ich hier alleine umher. Fleisch und Fell braucht jeder, ich sorg dafür. Man lebt, nicht königlich, aber man lebt.«

    Isengrim grinste gegen seinen eigenen Willen. Er mochte Godars Einstellung. Obwohl der Nordling eher zu den Einzelgängern zählte, fand er den Jäger sympathisch. Er teilte in gewisser Weise seine Sicht der Dinge. Überleben war wichtig. In Isengrims Falle natürlich vorrangig das eigene, nicht das der anderen. »Also scheint's hier nie langweilig zu werden. Anderes Thema, Godar: Hab von einer berühmten Taverne gehört, irgendwo hier in der Gegend...«

    »Murdras Jungfrau! Ha, da kann ich dir Geschichten noch und nöcher erzählen.« Der Jäger lachte auf. »Wie das eine Mal, als Murdra mit einem hiesigen Händler über den Namen eines legendären Hexenmeisters gestritten hat...«

  4. Beiträge anzeigen #104
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Wälder in Westargaan, Richtung Gespaltene Jungfrau

    Godar hatte entschieden, dass er Isengrim mit zur Gespaltenen Jungfrau nehmen würde, der Taverne, die gleichermaßen bekannt wie berüchtigt war. Ein nahezu legendärer Ort auf dieser Insel, den man, so der Jäger, unbedingt gesehen haben muss. Isengrims Reaktion war da eher verhalten. Eine Schänke, na und? Gab es überall auf dem Erdenrund, an jedem noch so beschissenen Ort. In Wüsten aus Schnee oder Sand, abgeschieden an irgendwelchen Sturmküsten und wahrscheinlich auch im tiefsten Dschungel des Südens. Bevor Kolonisten Hütten bauen, dachte der Nordling so für sich, zimmern sie sich erstmal eine Kneipe zusammen und fangen an, Schnaps zu brennen, damit das Leben in der Fremde nicht ganz so beschissen erscheint, wenn unbekannte Krankheiten und blutrünstige Raubtiere einem zusetzen. Der Weg, dem die beiden Männer zur Taverne folgten, war ordentlich. Wurde scheinbar regelmäßig bestreift, da hier weder alter Unrat herumlag noch irgendwo Überreste von Opfern der Echsenmenschen herumlagen. Ja, den einen oder anderen verfallenen Karren gab es hier, der am Wegrand zurückgelassen wurde, aber nichts, was darauf hindeutete, dass in dieser Baronie Stewark, wie Godar sie bezeichnet hatte, Chaos und Unordnung herrschten.

    »Götter, was ist das?«, entfuhr es Isengrim, als der Weg einer Kurve folgte, die den Blick aus dem Wald auf die einige Kilometer entfernte Küste freigab. Aus dem Nebel ragend, schraubten sich dort am Meer Türme um Türme in die Höhe, hohe Steinhäuser und Mauern, so gedrängt, als hätte ein wahnsinniger Baumeister vor Jahrhunderten den Plan in die Tat umsetzen wollen, eine Burg samt Städtchen auf einer Erbse zu bauen. Fahnen und Flaggen hingen kraftlos von eisernen Stangen; das Wappen nicht zu erkennen.

    Godar grinste. »Das, lieber Isengrim, ist Stewark. Quasi die Hauptstadt der Baronie. Also im Grunde auch nur die einzige Stadt.«, erklärte er und blickte etwas sehnsüchtig zu dem Ort hin. »Dort hatte lange Zeit unser lieber Baron Renwick das Sagen, bis die Myrtaner kamen. Hm, der Wind ist zu schwach, beschissner Nebel. Sonst könntest du das Wappen der Myrtaner sehen, an der größten, höchst angebrachten Flagge. Ein rotbeschwingter Adler auf weißem Grund. Die Jungs und Mädels sind ja grundsätzlich keine schlechten Herren - oder Damen, je nachdem -, aber die, die hier auf Argaan das Sagen haben, gehören irgendeinem Innos-Orden an, dessen Ideale sie manchmal auf ihre eigene, nun, feurige Art ausleben. Angeblich hat's mal 'nen Beliarkult in Stewark gegeben, den die Ordensleute mit Stumpf und Stiel ausgerottet und ausgebrannt haben.«

    Isengrim nickte. In Thorniara, der Hafenstadt, war er angekommen. Er hatte diesen Orden gesehen. Stadtwachen mit dem von Godar genannten Wappen, der Blick, trotz der harten Zeiten auf dieser Insel, entschlossen und gefestigt. Sogar einen Ritter hatte er gesehen, gerüstet wie zum Krieg. Der war ihm unsympathisch gewesen. Adeliger eben. Hatten nur Verachtung für abgerissene Herumtreiber übrig, ebenso wie diese Ordenswachen der Stadt. Auf dem Festland waren ihm, gerade als er vor acht Jahren, direkt nach dem Mord an seinem Vater, geflohen war ins Midland, die Ritter und Rebellen noch sympathischer gewesen. In den Jahren des Straßenlebens hatte er sogar ein, zwei Mal an ihren Feuern gesessen und ihnen Informationen aus Städten in Orkpranke mitgeteilt. Patriotisch, möchte man meinen, aber den Orks hatte er ebenso Dinge zugetragen, die sie über die Rebellen hatten wissen wollen. Es war eine Zeit, in der es sich abzusichern galt. Als die jetzige Reichshauptstadt unter Belagerung stand und es schien, als wäre dieser ganze Zweite Orkkrieg entschieden gewesen. Da musste Isengrim eben sehen, wo er blieb und sich auf alle möglichen Ergebnisse vorbereiten. Godar erzählte er natürlich nichts davon.

    »Wo stammst du eigentlich her? Isegrin? Meine Kentnisse dieser alten, nordmarischen Sprache, nach der ihr die Namen für eure Kinder aussucht, sind da etwas eingerostet. Eisen und Knurren? Eisenknurren? Komischer Name ...«, murmelte der Jäger abschließend und sah Isengrim fragend an. Dieser lächelte schmal.

    »Das ist die ursprüngliche Herkunft des Namens, wenn man so will. Mein Name stammt aus einer Erzählung, einer Sage, die schon zu Zeiten der Ahnen erzählt wurde. Darin geht es um den großen, bösen Wolf Isegrim, wovon mein alter Herr Isengrim ableitete und beschloss, dass es Eisenwolf hieße.« Der eiserne Wolf hob die nicht ganz so eisernen und wölfischen Schultern. »Er war Krieger, kein Poet. Eisenwolf als Namen für den Zehntgeborenen schien eine gute Wahl zu sein. Meine Brüder haben alle wahnsinnig kriegerische Namen. Sind auch alles Krieger, nur ich nicht. War nie etwas für mich.« Der Jäger nickte. Dann räusperte er sich.

    »Diese Geschichte«, begann er langsam, »Mit dem bösen Wolf. Kannst du sie erzählen?«

    Isengrim lachte auf. »Natürlich. Darin geht es hauptsächlich um den Fuchs Reynke und Isegrim den Wolf. Ersterer ist ein echter Übeltäter, aber, ha, ausgefuchst wie kein Zweiter. Der Wolf hingegen, stark, ja, beeindruckend, aber dumm wie Stroh. Wahrscheinlich hat das meinem Vater gefallen. Hätte er mich lieber nach dem Fuchs benannt, dann wär's passender.« Er räusperte sich und begann dann, zu erzählen: »Also, eines Tages hielt der noble Schneelöwe Nordmars ein Gericht ab, da allerlei Getier Reynke Fuchs beschuldigte ...«

  5. Beiträge anzeigen #105
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline

    Stewark - Abgesandte des Königs

    Antonin seufzte. Sie hatten endlich den beschwerlichen Weg nach Stewark geschafft. Es hatte sie mehr Zeit und Kraft abgerungen, als sie gehofft hatten und mit jedem Tag, der vergangen war, hatte der Adept sich gefragt, ob es nicht schon zu spät gewesen sei. Kaspan hatte ihn gebeten, die Fahrt in seinem Namen anzutreten, um Renwick das Angebot von König Ethorn zu unterbreiten. Was hätte Antonin schon dagegen einzuwenden gehabt, ganz besonders, als Kaspan durch die Blume blicken ließ, dass ihn seine lang ersehnte Weihe damit ein großes Stück näher kam. Natürlich unter der Voraussetzung, dass sie alle noch leben würden. Jetzt aber war der Drache tot und keiner wusste, was geschehen würde.

    Der Adept des Wassers aber wusste ganz genau, was zumindest die kleine Gruppe nun zu tun hatte. Es war erstaunlich einfach gewesen, zu diesem Renwick vorzudringen und so standen sie nun hier, er, der Adept, der Schmied und die Klinge. Abgesehen vom langen und beschwerlichen Weg nach Stewark und den Gefahren, denen sie sich immer wieder hatten stellen müssen, war es eine illustre Runde gewesen und für Antonin eine willkommene Abwechslung zum drögen Alltag auf der Burg. Sie hatten endlich die Geschenke an Renwick enthüllt und präsentieren diese nun dem abtrünnigen Fürsten. Antonin stieß Rognor, den Schmied, an, als er die leuchtenden Augen des Fürsten sah. Sein Blick huschte fachkundig über die Klinge und den Schild, als er die eingravierten Runen laß, blitzten seine Augen kurz auf. Doch dann erhob er sich und deutete eine Verbeugung an.
    "Meine Bitten und Erwartungen wurden von eurem König übertroffen", sprach er. "Lasst ihm die Nachricht zukommen, dass wir alles vorbereiten werden und bereits jetzt schon tief in seiner Schuld stehen. Nicht wenige der Bevölkerung in dieser Stadt sind des Ordens müde und wir wünschen einen schnellen Machtwechsel, um Ethorn, dem Großen, dienen zu können."
    Antonin hob die Augenbrauen. Das ging aber schnell. Ein paar geschwollene Worte und Geschenke ausgetauscht und schon war eine feine Intrige gegen den Orden im Gange. Na hoffentlich würde man sich nicht eines Tages auch so schnell Ethorn entsagen wollen.

    Renwick winkte einen seiner Diener heran, der ihm ein Pergament reichte:
    "Dies hier sind alle wichtigen Zahlen zu unserer Truppenstärke. Natürlich können wir nicht mit der Kampfstärke des Königs mithalten", sprach er und verzog dabei das Gesicht. "Aber wir werden dafür sorgen, dass die Tore der Stadt sich für euch öffnen. Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass Ihr dieses Schriftstück wie Euren Augapfel hüten solltet. Einmal in die flaschen Hände geraten könnte alles umsonst sein."

    Alle drei nickten. Renwick blickte noch einmal verzückt auf das Schwert und den Schild, dann sah er sie erneut um:
    "Eilt Euch. Wenn Ihr wieder zu uns stoßt, ist alles bereit. Dann wollen wir den Einzug des Königs in Stewark feiern."

    Aniron

  6. Beiträge anzeigen #106
    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Berash ist offline
    Hatte es nicht geheißen, dass sich die Echsenmenschen überwiegend auf der östlichen Seite der Insel hielten? Warum, bei allen Niederhöllen, waren dann welche auf dieser Seite der Berge? Berash fluchte stumm vor sich hin. Als er die ersten von ihnen entdeckt hatte, war ihm nur eines geblieben: sich verstecken. Und seine erste Idee war es gewesen, auf einen der höheren Bäume zu klettern. Sein Glück, dass er ziemlich gewandt war, wenn es darum ging, irgendwo hoch zu klettern. So kam auf den ersten Blick niemand auf die Idee, den Baum, auf welchem er sich befand, als Versteck anzusehen.

    Während es dunkler wurde, zogen sie immer wieder an seinem Versteck vorbei. Es waren immer nur wenige, meist nur zwei oder drei von ihnen, die mit ihren merkwürdigen Schwertern und Fackeln an ihm vorbei zogen. Doch immer zu viele für den Krieger. Einen hätte er vielleicht noch besiegen können. Aber zwei, oder gar drei? Ganz bestimmt nicht. Sie hätten ihn auseinander genommen und dann vermutlich gefressen. Wer wusste schon, was in den Köpfen dieser Bestien vorging? Nein, Berash harrte lieber weiter aus, irgendwann wären sie ja fort.

    Leider konnte er nicht sagen, wohin diese Drecksdinger zogen, da er kaum durch die Baumwipfel durchsehen konnte. Sicher, er hätte höher klettern können, aber weiter oben wurden die Äste merklich dünner, aber ein falscher Griff und die Biester wussten, wo er war. Und als es dunkel wurde und die Nacht hereinbrach, war es sowieso egal. Nein, Berash blieb, wo er war und machte es sich so bequem wie möglich.

  7. Beiträge anzeigen #107
    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Berash ist offline
    Berash schlich sich vorsichtig durch das Gebüsch. In den letzten Tagen hatte er immer mal wieder den Verdacht gehabt, weitere Echsenmenschen zu hören. Vielleicht war er auch nur übertrieben paranoid, doch er wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Und was waren schon ein paar Tage mehr im Vergleich zu einem plötzlichen Ende des Lebens? Er war nur ein Krieger, kein gottgleiches Wesen, welches sich in eine Horde blutrünstiger Kreaturen stürzte und daraus unverletzt wieder hervor kam. Nein, Wenn Berash das tun würde, käme er als fein gehacktes Echsenfutter an.

    Für einen Moment war Berash dennoch unachtsam und bald darauf ertönte das verräterische Knacken eines Astes. Der einstige Emir blickte nach unten und sah, dass er einen Ast zertreten hatte. Und dann war da plötzlich ein leises Schnaufen in den Büschen hinter ihm, dem ein wüstes Gepolter folgte. Mit einem leisen Fluch sprang Berash auf und drehte sich in die Richtung des Kraches. Und was da aus dem Gebüsch kam, verdarb ihm die Laune noch mehr. Ein von Herzen kommendes "Scheiße!" kroch zwischen seinen Lippen hervor, als der Echsenmensch vor ihm herausfordernd fauchte und seine Schuppen im vergehenen Licht matt rötlich schimmerten. Soviel Glück konnte auch nur Berash haben...

    "Götter, was habe ich nur verbrochen..." murmelte er, während er sein Schwert zog. Und das war dem Vieh wohl Zeichen genug, denn es stürmte auf ihn zu und hob seine schwere Klinge an. Berash tat das einzig sinnvolle in dieser Situation: Er sprang mit einer Hechtrolle an dem Echsenmenschen vorbei und rollte sich hinter ihm ab. Eine schnelle Drehung und ein Hieb mit dem Schwert folgte. Doch Das Schuppenkleid des Echsenmenschen war ziemlich gut als Rüstung, denn er kratzte höchstens nur über die Haut. Seine Attacke schien die KReatur nur noch wütender zu machen. Mit seinen Zisch- und Fauchlauten drehte es sich um und kam auf Berash zugestapft, diesmal langsamer.
    Der nächste Hieb, welcher den Krieger treffen sollte, kam seitlich. Da der Echsenmensch aber ein gutes Stück größer war als Berash, konnte sich der einstige Assassine unter dem Streich wegducken und stattdessen einen Stich ansetzen. So hoffte Berash, die Schuppen der Echse zu durchdringen. Und es gelang ihm auch mit Mühe. Doch musste er sich schnell wieder zurück ziehen, denn die Bestie wollte ihm sofort wieder ans Leder.

    Berash wich ihren Schlägen immer wieder aus, lenkte die Treffer gegen Bäume oder den Waldboden. Er konnte sich nicht von der Klinge dieser Kreatur treffen lassen, denn dann war es mit ihm vorbei. Sein einziger Vorteil zur Zeit war seine Schnelligkeit. Doch im Gegensatz zu ihm schien der Echsenmensch nicht so schnell zu erlahmen. Und Anscheinend waren die Stiche, welche Berash ihm versetzte, kaum mehr als Nadelstiche. Zumindest wirkte es so. Und so wurden nach einiger Zeit Berashs schritte unsicherer und sein Atem schwerer. Verdammt, er musste die Sache schnell beenden, sonst wäre er tot!
    Es gab nur eine Möglichkeit: Ein einzelner Stich an gezielter Stelle. Berash blickte sich hektisch um: dort, der Baum! Der würde reichen müssen. Berash suchte den Waldboden nach einem Stein ab, während er in Richtung des Baumes wich. Als er einen gefunden und aufgesammelt hatte, war der Echsenmensch auf schon wieder bei ihm. Berash schritt zur Seite Weg, nahm maß und warf dann den Stein der Echse an den Kopf. Während der Stein noch flog, rannte Berash zum Baum, sprang an ihm hoch und stieß sich Richtung Echse ab. Dieser hatte ihr Maul weit aufgerissen um den Krieger laut anzufauchen, da der Stein sie am Kopf getroffen hatte. Berash nutzte die Gunst und rammte sein Schwert tief in den Schlund dieser Kreatur, bevor er es loslies.

    Doch als er am Boden landete, schoß ein scharfer Schmerz seinen Knöchel hinauf, während sein Gesicht unliebsamen Kontakt zum Boden machte. Anscheinend war er bei der Landung böse umgeknickt. Doch der Echsenmensch, der gurgelte und versuchte, sich das Schwert aus dem Schlund zu ziehen, war ebenfalls zu Boden gegangen. Das brodelnde Geräusch aus seinem Hals wurde schwächer, die Zischlaute leiser, während der Lebenssaft der Bestie den Waldboden tränkte. Keuchend stand Berash auf, humpelte hin und zog mit einem kräftigen Ruck sein Schwert wieder heraus, bevor er am Baum zusammensackte und versuchte, wieder zu Atem zu kommen...

  8. Beiträge anzeigen #108
    Kämpfer
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    Isegrim ist offline

    Gespaltene Jungfrau -> Richtung Bluttal

    Im Schutze der Dunkelheit brachen die beiden Männer in Richtung Bluttal auf. Isengrim erwähnte zwar, dass durchaus die Möglichkeit bestünde, dass die Echsenmenschen auch bei Nacht ausgezeichnet sehen konnten, doch Godar wollte derlei pessimistische Gedanken nicht hören. Er klopfte nur auf seine Armbrust und erklärte, dass die Echsen auf jeden Fall den Bolzen zwischen ihren Augen sehen würden, Nachtsicht hin oder her. Weitere Worte ersparte der Nordling sich und dem sturen Jäger. Er hoffte nur inständig, dass die Biester sich diesen Abend andere Opfer suchen würden.

    Sie folgten der Straße, die zum Tal führte. Der durchaus beständige Nieselregen der letzten Tage hatte die Wege aufgeweicht, Schlamm verdreckte Stiefel wie Hosenbeine. Isengrim flucht unflätig, als er im Dunkel eine Pfütze übersah. Er rutschte etwas aus, Wasser kam in den Stiefel. »Götter! Südliche Inseln! Südlich, verdammt. Warum Regen? Warum nicht Wüste und Sonne wie in Varant!«, rief der Nordmann aus und versuchte auf einem Bein stehend das Wasser aus dem Stiefel zu schütten. »Adanos, verflucht! Elender Wettermacher! Dreckiger, beschiss-«

    Ein lautes Zischen. Obwohl Isengrim keinen Magister in Echsenkunde hatte, wusste er sofort, wem dieses Zischen gehörte. Welch hässlich gespaltene Zunge in welch reißzahngefüllten Maul in welch widerwärtiger einäugiger Fratze dieses Zischen zustande brachte. Blutauge. Wohl wirklich Isengrims neu gewonnene Nemesis. Er hätte sich viele Feinde wünschen können. Seine Brüder, andere Bettler, wenn's sein musste würde er sogar einen Paladin zum Erzfeind nehmen. Aber eine Echse? Ein unkontrollierbares, von Blut- und Rachsucht getriebenes Monster aus Schuppen und Hass? Das wollte er nicht. Absolut nicht. Das würde wohl nur mit dem Tod enden. Blutauges oder der seine. Und derzeit wäre Isengrims Tod durchaus einfacher vorstellbar als der der Echse.

    »Was war das?«, fragte Godar. Er war stehen geblieben, die Armbrust in einer Hand, mit der anderen einen Bolzen auflegend.

    »Echsenmensch.« Kurze Pause. »Ein verdammt wütendes Mistvieh. Ich hab dir doch von meinem Stelldichein mit einem dieser Biester erzählt.«

    »Messer ins Auge?«, fragte der Jäger tonlos. Die Antwort war ihm wohl bewusst. Isengrim nickte nur, im Dunkel nicht zu sehen. Godar schien es jedoch zu ahnen.

    Ein weiteres Zischen, das Biest sprang von irgendwo her. Aus dem Unterholz. Irgendwo neben ihnen. Godar fuhr herum, die Augen zusammen gekniffen. Der Bolzen flog von der Sehne der Armbrust. Isengrim zog seinen imaginären Hut vor des Jägers Schießkünste. Blutauge schrie zornig auf, der Schatten im Halbdunkel, groß und bedrohlich, hinkte auf einem Bein. Der Bolzen schien tief eingedrungen, denn die Echse versuchte verzweifelt mit ihren krallenbewehrten Pranken den Bolzen aus dem Fleisch zu ziehen. Isengrim reagierte sofort: »Lauf, Godar!«, schrie er, »Den Weg lang!«

    Sie rannten los. Verzweifelt, panisch. Zwanzig Meter trennten sie schon, da unterbrach Blutauge seine Versuche, den Bolzen zu entfernen. Er folgte ihnen, hasserfüllt zischend.

    Götter! Isengrims Gedanken rasten. Götter, Götter, Götter! Wieso? Wohin? Wir sind tot!

  9. Beiträge anzeigen #109
    Veteran Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    In Richtung Turmruine

    "Jetzt haben wir den halben Weg hinter und, Runal. Willst du uns was sagen?", fragte Kjal und stieß den Bauern uncharmant gegen die Schulter.
    "Nein. Ihr macht einen Fehler und die Götter werden euch schon strafen.", entgegnete dieser.

    "Ich glaube du fürchtest den Zorn der Götter selbst. Wir haben sie gesehen und ihr Buch gefunden. Wir haben über dich mehr erfahren. Von Leuten die nicht Angst haben es zu sagen. Deine Kleine tut mir leid. Mit so vielen Lügen aufzuwachsen. Aber sei dir gwiss, Runal. Wenn unsere Freundin stirbt, wirst du es auch."
    "Ihr Narren seid selbst schuld. Jeder weiß, dass er sich von dort fern halten muss. Dieser böse Geist...ich bin nicht schuld. Nicht so wie ihr meint."
    "Erklären!", forderte dann Onyx und packte den Bauern kurz am Nacken, um ihn dann nach vorne zu schubsen.

    "Sie hat Hexerei betrieben. Niemand ausser mir wusste es. Das ihre Seele keine Ruhe findet. Ist nicht meine Schuld. Sie hat mit Beliar irgend einen Pakt geschlossen."
    "Umgebracht hast du sie aber!"
    "Weil ich dahinter kam, das sie Hexerei betreibt. Als ich die Beweise hatte, zeigte ich sie einem Magier und bekam seine Erlaubnis mich um diese Hexe zu kümmern. Es war im Sinne der guten Götter! Was ihr Heiden nicht versteht! Das sich Beliar dann holte, was er versprochen bekam...nicht mein Fehler!"

    Kjal packte sich dann Runal und schlug diesem die Nase blutig, eher er Runal am Boden liegend einen Tritt verpasste. Das kleine Mädchen schrie und weinte bitterlich, als sie sah was diese fremden Leute mit ihrem Vater machten.

    "Und deine anderen Frauen waren wohl auch Hexen!? Steh auf du Mörder. - So welche wie dich hab ich gern. Verstecken sich hinter dem Glauben und waschen ihre Hände in Unschuld. - Der Ring! Was hat es damit auf sich.", fragte Kjal und zog den leicht benommenen Runal wieder auf die Beine.

    "Nichts...war nur der Verlobungsring. Verhext von ihr...der Magier hat über ihn einen Schutzzauber gelegt, warnte mich aber davor den Ring zu ihr zurück zu bringen. Lass mich los...", bat der Bauer und keuchte auf.

    "Überall böse Zauber, heh? Ich glaube wenn wir dich halb tot prügeln, dann erzählst du uns so einiges über Hexerei. Aber das kommt später. Wir brauchen dich lebend, du elender Wurm.", meinte Kjal und schien doch sehr emotional geladen. Nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch weil ihre Leute in Sichtweite waren. Da war Hjarti der bei Jilvie saß und Ricklen, der scheinbar mit einem alten Mann zurück gekehrt war. Mit dazu stand eine Ziege dabei, was auch immer das heißen sollte.

  10. Beiträge anzeigen #110
    Ehrengarde Avatar von Berash
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    Berash ist offline
    Mit bösem Blick bedachte Berash den langen Holzast, welcher ihm als Krücke diente. Er hätte so viel schneller unterwegs sein können, wenn er seinen Fuß nicht verstaucht hätte. Aber nein, er musste sich jetzt mithilfe dieses blöden Astes fortbewegen. Und wessen Schuld war das? Genau, die des Echsenviechs. Der Krieger könnte schon längst an der Silberseeburg sein. Könnte dort vielleicht ein ordentliches Mahl genießen, vielleicht auch einen guten Tee. Und er könnte seit langem mal wieder in einem weichen Bett schlafen. Berash konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie es war, ein einem Bett zu schlafen.
    Denn was tat er? Er suchte sich im Wald eine halbwegs trockene, windgeschützte Ecke und schlief mehr schlecht als recht an einem Lagerfeuer. Auf dem Waldboden. Naja, auf seinem Umhang, aber dieser lag ja nun einmal auf dem Waldboden.

    Während der einstige Assassine gedankenverloren an einem Stück Dörrfleisch knabberte, überlegte er sich seine weiteren Schritte. Sobald er in der Silberseeburg genesen war, wollte er so bald wie möglich weiter. Schließlich erhoffte er sich immer noch eine Antwort auf die Drachenfrage in der riesigen Bibliothek des Kastells. Ob Ardescion wohl immer noch der Hüter dieses geheimnisvollen Ortes war? Schließlich konnte man bei SChwarzmagiern nie wissen, vielleicht kam einer von ihnen ja mal auf die Idee, dass er für irgendeinen Zauber sein eigenes Herz bräuchte? Oder das man mittels eines besonderen Trankes in der Lage war, Feuer zu atmen? Oder vielleicht bastelte auch einer von ihnen gerade daran, einen Mann aus Leichenteilen zum wirklichen Leben zu erwecken?
    Wobei... letzteres schien für einen Schwarzmagier doch eher Trivial. Die würden wohl eher versuchen, einen Dämon aus Beliars Spähre in ein rosanes Ballkleid zu stecken. Und das einfach nur zum SPaß. Oder weil sie es konnten?`Vermutlich wohl beides...

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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Kjarl blickte nachdenklich zum Gebirge hinauf. Majestätisch thronte es über ihnen, stolz und unnahbar. Der Jäger wandte sich ab und setzte sich an das kleine, abgedeckte Feuer. Sie hatten sich weiter nach Süden begeben und auf ihrem Weg versteckte Zeichen hinterlassen, falls die anderen doch noch folgen wollten. Und hatten nun vorerst Quartier in einem alten Setarrifer Wachturm bezogen. Kjarl nahm einen Stock zur Hand und schnitzte daran herum, während er ins Feuer schaute.

    "Um auf deine Frage zurückzukommen.", meinte er schließlich und wandte sich Luke zu, "Ich bin noch nie durch den Berg gegangen. Ich hörte von einer großen Expedition der Rotröcke vor einiger Zeit, viel mehr weiß ich auch nicht. Und will ich auch gar nicht wissen. Und ich will auch nicht hindurch. Wenn die Echsen noch im Osten sitzen, dann sollen sie dort bleiben, bis sie schwarz sind. Aber von den Gängen geht Gefahr aus. Was ist, wenn sie sich neu organisieren? Wenn sie sich sammeln und warten? Wir müssen Bescheid wissen, sonst stehen die Echsen irgendwann vor der Burg und Ethorn fällt ahnungslos aus seinem gut gepolsterten Bett. Also falls er überhaupt in der Burg ist. Hat sich sicherlich längst abgesetzt."

    Kjarl legte den Stock beiseite und lehnte sich zurück. "Also ich will hauptsächlich beobachten. Den Eingang des Tunnels suchen und mal vorsichtig hinein schauen. Nicht mehr und nicht weniger. Bis in den Osten bringen mich keine zehn Schattenläufer."

  12. Beiträge anzeigen #112
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    Luke Drake ist offline
    Luke nickte, nachdem Kjarl erklärt hatte, was genau er vorhatte. Der Druidenlehrling schaute in das Feuer und beobachtete wie sich die Flammen um das Holz bewegten.
    „Okay, das hört sich gut an. Vielleicht sollten wir auch gucken, ob es irgendeine Möglichkeit für uns gibt den Tunnel zu versperren, oder zumindest soweit zu sichern, dass keine große Horde von Echsen durch kann“, schlug der Dieb vor und erhob sich. Langsam blickte er in dem alten Wachtturm umher, um vielleicht etwas Nützliches zu finden, doch wurde schnell klar, dass es hier nichts mehr zu holen gab. Dafür war der Turm schon zu lange ungenutzt und wer weiß wie viele Menschen und Tiere hier bereits Unterschlupf gesucht hatten.

    „Ich wäre dafür, dass wir uns auch mal im Bluttal umgucken. Mit etwas Glück treiben sich dort keine oder nur wenige Echsen rum. Vielleicht können wir ja sogar zurück ins Fort“, meinte Luke und kratzte sich am Kopf. „Aber auf alle Fälle sollten wir so schnell wie nur möglich versuchen den Tunnel zu erreichen.“

  13. Beiträge anzeigen #113
    Drachentöter Avatar von Murielle
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    Murielle ist offline
    "Wartet", sagte Murielle kurz bevor sie die Wartenden erreicht hatten.
    "Ich nehme die Kleine." Das vollkommen verängstigte Kind tat ihr irgendwie leid und sollte es zum Äußersten kommen, so sollte das Mädchen nicht mit ansehen müssen, wie ihr Vater oder sonst irgendwer starb. Murielle würde ihr rechtzeitig die Augen zuhalten, wenigstens das konnte sie für die Kleine tun.

    "Ihr seid endlich zurück, warum hat das so verdammt lange gedauert?", wurden sie begrüßt.
    "Unser Freund Runal hier ist nicht freiwillig mitgekommen, wir mussten erst etwas Überzeugungsarbeit leisten.", erklärte Kjal kurz. "Aber nun sind wir ja da."

    "Oh Runal, habe ich Euch nicht genaue Anweisungen gegeben?", richtete der Magier das Wort an den Unglücklichen. "Ihr habt sie nicht enthauptet und auch nicht das Herz aus der Brust geschnitten, ich sagte Euch doch, wenigstens eins davon hättet Ihr tun müssen!"
    "Ich war ein junger Bursche, naiv genug zu denken, es würde schon nichts geschehen! Sie zu töten war grauenvoll für mich und kostete einiges an Überwindung - ich war zu mehr einfach nicht fähig gewesen. Seither verging kaum ein Tag, an dem ich das nicht zutiefst bereut habe."

    "So ein Schwachsinn, deine anderen Frauen konntest du doch auch ohne Skrupel um die Ecke bringen!" warf Kjal ein.

    "Das war ich nicht! Wie oft denn noch? SIE war es. Sie hat mich im Sterben liegend verflucht, nie wieder sollte eine andere ihren Platz an meiner Seite einnehmen. Sie hat sie alle geholt, die eine früher die andere später. Es ist nicht meine Schuld! "

    "Dann hättet Ihr vielleicht einfach nicht nochmal heiraten dürfen, den Fehler macht man 1 Mal, aber wenn man sieht dass der Fluch real ist, doch kein 2. und 3. und 4. Mal! Meine Fresse, wie dämlich kann man denn sein?!"

    "Wenn die Herrschaften sich beruhigt haben, können wir uns vielleicht dem weiteren Vorgehen widmen?", warf der Magier ein und selbstverständlich gab es dagegen keine Einwände. "Nun gut, folgende Möglichkeit haben wir: Es muss mir gelingen, ihren Geist für einen Moment in den Körper der Ziege zu treiben. Dafür benötige ich den Ring! Er wird mich gegen ihre Magie weniger anfällig machen, nur so habe ich eine Chance. Sobald ihr Geist in die Ziege gefahren ist, müsst ihr handeln, denn lange werde ich sie nicht dort drin gefangen halten können! Enthaupten! Sicherheitshalber das Herz rausschneiden! Doppelt hält besser. Ich hoffe es funktioniert, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht!"

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    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    In den westlichen Ausläufern des Bluttals

    Madlens kleine Gruppe war gestern den ganzen Tag den Spuren gefolgt, welche das vermeintliche Pferd hinterlassen haben musste. Auch hier waren die ehemaligen Krieger des goldenen Tals eine Hilfe. Ihre Ausbildung beinhaltete auch das Überleben in der Wildnis. Vor allem für das Arbeiten hinter den feindlichen Linien war dieser Punkt ihres Trainings gedacht. Sie wurden von den Fürsten des Tals oft dazu eingesetzt Brunnen von Dörfern oder Städten zu vergiften, in den Lagern der Gegner für Verwirrung zu sorgen oder einfach nur anzugreifen, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Sie waren also sowohl als Attentäter als auch als geschlossene Verbände zu gebrauchen. Für die Herrscher waren sie also eine wertvolle Ware.
    Und genau das gilt es auszumerzen. Die Bardin wollte die eingefahren Strukturen in ihrer Heimat grundlegend ändern. Auch wenn sie wusste, dass dafür ein Leben nicht genug war, so würde sie doch eines Tages ihr Möglichstes tun, um etwas zu verändern. Diese Männer hatten alle einen eigenen Willen und einen eigenen Verstand und doch wurden sie nicht so behandelt. Schlussendlich lief es auf ein besseres Sklavenleben hinaus.

    Die Fürstin wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Eogan - einer der Krieger - sie darauf hinwies, dass die Spuren frischer wurden. In einiger Entfernung konnte man auch das Knacken von Ästen im Gestrüpp hören. Madlen wunderte sich ein wenig, dass das Pferd sich hier aufhielt. Es konnte hier unmöglich schnell flüchten, denn dabei würde sich das Tier alle Füße brechen. Vermutlich war es einfach die Verzweiflung der Flucht vor dem Tod.
    Sie bedeutete ihrer Begleitung hier zu warten, während sich die junge Frau vorsichtig nach vorne wagte und durch das Unterholz spähte. Sie hoffte natürlich das Beste. Seit jeher war es der Brauch ihrer Heimat, dass sich Fürsten ihre Pferde selber suchten und zähmten. Allerdings war es in diesem Teil der Welt eher eine Seltenheit auf freilebende Rösser zu treffen. Um ehrlich zu sein, war es fast eine Unmöglichkeit. Weswegen es für die Kriegerin natürlich ein absoluter Glücksfall war, dass einige Tiere die Zerstörung von Setarrif überlebt haben.

    Und dann tauchte aus den länger werdenden Schatten der Körper eines Pferdes auf. In diesem Moment wurde Madlen unvorsichtig und zertrat lautstark einen abgestorbenen Ast. Scheu richtete das Tier seinen Kopf nach dem Geräusch aus und blickte der Bardin direkt in die Augen. Langsam setzte sie sich deswegen auf einen groben Baumstumpf und blickte ein wenig an dem Pferd vorbei. So saß sie eine ganze Weile still da, bis sich das Ross an ihre Anwesenheit gewöhnen konnte und sie nicht mehr als Bedrohung wahrnehmen würde. Als sie sich es genau ansehen konnte, erkannte die Fürstin, in welch schlechtem Zustand es war. Das Fell war zerzaust und es schien schon länger nicht wirklich ausreichen gefressen zu haben. Und dennoch meinte Madlen eine Stärke in dem Pferd zu erkennen, welche genau ihren Anforderungen entsprach. Das Tier musste nicht in große Schlachten ziehen können. Allerdings durfte es natürlich nicht bei dem kleinsten Anzeichen von Gewaltausschreitungen ausbrechen. Es war auch wichtig, dass es die junge Frau schnell von einem Ort zum nächsten bringen würde. Und sie hatte das Gefühl, genau so etwas vor sich zu haben.
    Schlussendlich erhob sich die Bardin erneut und zog einige mitgebrachte Wurzeln aus ihrer Gürteltasche. Mit langsamen Schritten ging sie auf das Pferd zu und hatte die rechte Hand mit dem Futter von sich gestreckt. Als das Ross vor ihr zurückwich, blieb sie stehen und legte die Wurzeln auf den Boden. Im Anschluss daran entfernte sie sich vorsichtig wieder in die Richtung, aus der sie gekommen war.

    Wieder bei ihren Männern angekommen, nickte sie und sprach: „Wir haben gefunden, was wir suchten. Jeweils einer von uns hält immer Wache und beobachtet aus der Ferne, wohin das Pferd sich bewegt. Wir werden einige Zeit brauchen, bis es mir vollständig vertraut und wir weiter in Richtung Silberseeburg reisen können. Hoffen wir nur, dass in dieser Zeit keine Echsen auf uns warten. Denn dann haben wir nur noch die Möglichkeit der Flucht. Aber vielleicht werden sie nur von Städten angezogen und wir sind in der Wildnis. Die Chancen sind gering, dass sie auf uns treffen oder umgekehrt. Schlagen wir unser Lager auf!“ – „Jawohl, meine Fürstin!“, sprach Eogan und verteilte an die anderen beiden Krieger einige Aufgaben.
    Madlen setzte sich auf ein am Boden liegendes Fell. Ein Feuer brannte bereits, der Rauch wurde durch einen Fächer verteilt, sodass ihre genaue Position schwerer auszumachen war. Die Nacht würde kalt werden. Sie alle würden wenig Schlaf bekommen. Doch das war immer noch besser als gar keinen zu haben…

  15. Beiträge anzeigen #115
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline

    In den westlichen Ausläufern des Bluttals

    Madlen hatte die letzten beide Tage damit verbracht, dass das Pferd sich an sie gewöhnen würde und umgekehrt sie selbst sich dem Tier nähern konnte. Meistens war sie dabei gleich vorgegangen. Zuerst hatte sie Wurzeln gesammelt, anschließend war sie zu dem Tier gegangen, hatte das Futter vor sich abgelegt und war wieder zu dem Baumstumpf gegangen. Auf diesem hatte sie dann Platz genommen und war einfach ruhig gewesen ohne Regung zu zeigen. Ab und an wechselte sie ein wenig die Position, doch nach einiger Zeit störte sich das Pferd daran nicht mehr. Es schien sich an die Anwesenheit der Fürstin gewöhnt zu haben und erkannte die junge Frau nicht als potentiellen Feind an, sondern akzeptierte sie sogar.
    Am Abend kehrte sie dann immer wieder zu dem Lager zurück, an dem die Krieger des goldenen Tals warteten. Sie schienen nicht unzufrieden mit ihrer momentanen Situation zu sein, obwohl sie den ganzen Tag nichts tun konnten außer sich zu langweilen. Dann fiel der Bardin ein, dass die gesamte Ausbildung der Männer auch darauf abzielte, dass sie eine unglaubliche Ausdauer an den Tag legen konnte. Sie führte oft hintern den feindlichen Linien Aktionen aus und manchmal mussten sie dafür eine lange Zeit im Verbogenen leben, um im richtigen Augenblick zuschlagen zu können. Dazu gehört Geduld.
    Gestern hatten sie zudem sehen können, wie das Pferd näher an ihr Lager herangerückt war. Es zeigte sich zwar nicht direkt, scheute aber die Menschen nicht mehr zu sehr. Ein kleiner Erfolg für die Gruppe. Vermutlich war es aber noch ein langer Weg, ehe ihnen das Tier vollständig trauen würde. Und dennoch war es den Aufwand wert, das war Madlen bewusst. Und sie würde nicht aufgeben, ehe das Tier sich ihnen aus freien Stücken anschließen würde.

    Die Fürstin seufzte leise und blickte in den klaren, dunklen Sternenhimmel. Ihr Atem bildete einen feinen Nebel als er auf die kalte Nachtluft traf. Zum Glück hatten sie genug warme Klamotten bei sich. Ebenfalls brannten mehrere Feuer um sie herum, sodass das Lager doch einigermaßen angenehm war. Zumindest im Gegensatz zu ihrer direkten Umgebung. Die Welt war im festen Griff des Winters und auch wenn dies eine Insel war und das Klima dadurch ein wenig gemäßigter anmutete, so war es doch einfach nur kalt.

    Madlen begann ein Lied zu summen. Als sie dazu überging den Text zu singen, wanderten ihre Gedanken wie so oft zu vor schon in ihre Heimat. Die ehemaligen Krieger des Tals nahmen sich provisorische Instrumente aus ihrer näheren Umgebung und begannen gleichzeitig darauf zu trommeln. Eine eigenartige Melodie erklang. Gleichzeitig wirkte sie aber so, als würde sie aus dem Anbeginn der Zeit stammen.

    Dunkle Gewässer peitschen den Berg hinab
    Durch altes Gestein und junge Erde.
    Bahnen sich der Wege viele, durch tiefe Täler
    Vorbei an hohen Hängen und blauem Eis.
    Golden glänzt der Schnee im Sonnenlicht
    Hoch oben, auf den Spitzen der Götter.

    Verborgen liegen der Schätze reichlich
    In langen Schächten tief im Fels.
    Das Reich der Finsternis, es wartet lang.
    Auf jene die es wagen zu wandern
    Durch schmale, schwarze Schluchten
    Und über die Spitzen der Götter.

    Erblickt das weiße Himmelslicht
    Der Atem des Lebens, er weicht sanft.
    Die Blicke reichen bis an den Rand,
    Die Finger berühren das Jenseits,
    Wenn golden glänzt der Schnee
    Dort oben, auf den Spitzen der Götter.

    Als Madlen schließlich geendet hatte, herrschte eigentümliche Stille in dem Lager. Niemand wagte es ein Wort zu sprechen und damit die Ruhe und den Frieden hier zu durchbrechen. Hinter sich hörte die junge Frau ein Schnaufen. Allerdings wusste sie sofort, dass es nicht das einer fremden, bösartigen Kreatur war, sondern vielmehr das eines armen, verwaisten Pferdes. Vorsichtig stand die Fürstin auf, während sich ihre Begleitung für einen möglichen schnellen Eingriff bereit machte, um die Prinzessin zu retten.

    Im Schein der Feuer und des schwachen Mondlichtes konnte die Bardin das Tier vor sich erkennen. Es schien, angezogen von ihrer Stimme, den Weg durch die Dunkelheit bis zu ihr gewagt zu haben. Nun stand es vor ihr, völlig ohne ein Anzeichen von Angst und ließ sich problemlos das Halfter und die Zügel anlegen. Um es zu reiten, war das Pferd zu schwach. Aber Madlen würde es auch nicht anbinden. Sie wusste, dass das Tier bleiben würde. Warum, war ihr unklar. Es war einfach so. Sanft streichelte sie das Ross und überlegte sich, was hier gerade passiert war. Beinahe fühlte sich so an, dass eine Verbindung zwischen dem Pferd und ihr bestehen würde. Sie konnte es sich nicht erklären. Aber wer weiß, möglicherweise gab es in der Silberseeburg jemanden, der ihr in dieser Hinsicht weiterhelfen konnte. Und es wurde Zeit, wieder den Schutz einer Ansiedlung aufzusuchen.

    „Löscht die Feuer, wir brechen noch zu dieser Stunde in Richtung der Burg auf. Es wird Zeit eine alte Freundin wieder zu sehen. Und wir brauchen wieder eine Aufgabe!“ Die Fürstin lächelte, während die Männer den Befehl ausführten. Langsam aber sicher kam sie ihrem großen Ziel näher. Sie würde bald für ihre Heimat bereit sein. Doch vorerst galt es, ihren neuen Begleiter sicher zum Silbersee zu bringen und dort gesund zu pflegen…

  16. Beiträge anzeigen #116
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline

    Nordufer des Silbersees - auf dem Weg zur Burg

    Edon spuckte aus, duckte sich unter einem schwungvollen Axthieb hindurch und führte einen schnellen Streich gegen die Beine der Echse, der sie ins Taumeln geraten ließ - wenigstens ein kleines bisschen. Ein Pfeil schoss viel zu nah an seiner Schulter vorbei, vor dem er einen hastigen Satz zurückmachte. Er hätte Mana vielleicht einen bösen Blick zugeworfen, wenn er nicht nebenher noch damit beschäftigt gewesen wäre, das Schuppenvieh in Schach zu halten.
    Warum sind wir nicht zu dritt? Man kämpft gegen eine Echse immer zu dritt. Immer.
    Es war wirklich eine bessere Zeit gewesen, als Brom öfter mit ihnen mitgezogen war - oder gar jemand, der tatsächlich so etwas ähnliches wie kämpfen konnte. Oder sogar damals, als die Idee, auf offenem Feldweg von einer riesigen Kampfeidechse mit der Axt attackiert zu werden, noch zum kurzweiligen Reich des bunten Blödsinns gehörte.
    Edon zückte mit der linken Hand seinen Dolch vom Gürtel, machte die Echse umkreisend zwei Seitwärtsschritte und parierte einen schräg geführten Hieb der Echsenaxt mit Sturmschneide und dem Dolch gleichzeitig, wobei er die Parierstange des Dolches mit dem Stiel der Axt verkeilte. Die Echse fauchte böse, als sie versuchte, ihre Axt wieder freizukriegen.
    "Jetzt!"
    Edon ließ den Dolch los und ließ sich rasch zur Seite fallen während das Sirren eines zweiten Pfeiles dort abrupt aufhörte, wo er eben noch gestanden hatte und die Echse immer noch stand, obwohl sie sichtlich in sich zusammen sackte. Der Dieb rollte sich routiniert ab, kam fließend wieder auf die Beine und führte einen abschließenden Stich, der dem geschuppten Untier endgültig die Lichter ausknipste.
    Missmutig sammelte er seinen Dolch vom Boden auf und schob ihn in die Scheide zurück. Er hatte die Vorzüge einer guten Parierstange erst mit dem Aufkommen der Echsen wirklich zu schätzen gelernt, wenn es darum ging, den Gegner hinzuhalten, bis der Bogenschütze einen guten Pfeil ins Ziel bringen konnte. Heute konnte ihn eine so kleine Unlänglichkeit wie das Fehlen derselben längst nicht mehr von seiner altbewährten Sturmschneide trennen. Da behalf er sich lieber mit dieser Nebenwaffe.
    "Versuchst du eigentlich aktiv, mich umzubringen, oder glaubst du mehr daran, wenn's passieren soll, dann wird's schon passieren?"
    Der Landstreicher grinste heimlich und hob seinen alten Reisesack vom Boden auf. Es waren noch ein paar Stunden Fußweg bis zur Burg und bis dahin war es ihm sicherlich rechten, nicht noch mehr Begegnungen der geschuppten Art erleben zu müssen ...

  17. Beiträge anzeigen #117
    Veteran Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    Onyx war dieser Zauberer suspekt. Rickeln mochte ihn irgendwie kennen und es war wohl so, dass er in der Sache nun verstrickt war, aber helfen wollte. Doch für Onyx war es trotzdem seltsam. Vielleicht lag es aber auch an der Ziege. Ziegen waren seltsame Wesen, die nicht immer Gutes hervorbrachten. Ziegenkäse und Ziegen-Kartoffel-Eintopf zählten hierbei aber nicht.
    Die Lage selbst war ernst. Das merkte man indem weder Kjal noch Ricklen Ziegenwitze über Hjarti machten und der sonst so redefreudige Nordmarer treu wie ein Hund an Jilvies Seite wachte.

    Onyx fiel aber auch noch was anderes auf. Runal und Ricklen sahen sich finster an. Ja, in Ricklen brodelte es gewaltig. Onyx hatte das nur selten beim Anführer ihrer Gruppe so gesehen.
    "Ich hätte dich damals töten sollen.", sagte Ricklen finster.
    "Dann wärst du verdammt gewesen. Sie kam freiwillig zu mir.", entgegnete Runal.
    "Sie war jung und wir hatten uns gestritten. Du hast es ausgenutzt und sie betrunken gemacht. Nur dank Murdra kam ich dir auf die Schliche.", betonte Ricklen.
    "Sie war mein Gast und hat sich bei mir wohl gefühlt. Das sie dann weg ging, weil du so einen lächerlichen Radau gemacht hast, war schade - aber öffnete mir die Augen, dass sie niemals auf meinem Hof leben könnte."
    "Stirbt sie...stirbst du!"

    "Meine Herren! Lasst uns beginnen, bevor noch mehr sterben.", bat der Magier - Schrägstich - Mann mit Ziege und Hokuspokuszeug im Beutel. Onyx selbst brauchte nicht lange um zu verstehen, dass Jilvie und dieser Runal einmal für kurze Zeit eine Verbindung hatten. Wenn dieser böse Geist sich dann rächen wollte, dann war es klar wieso. Aber dann waren wohl alle Frauen betroffen denen Runal schöne Augen gemacht hatte. Gleichzeitig aber wurde allem im Jagdkommando Ricklens offensichtlichste Schwäche klar. Es war Jilvie und wie sehr er an ihr hing. Er gab es nie zu, aber all sein Waldläufergemüt verschwand, wenn er Angst hatte sie zu verlieren.
    Hjarti trug Jilvie und der Rest der Gruppe folgte dem Mann mit Ziege.
    Am Turm war es ruhig, da die Sonne auch noch nicht untergegangen war. Der Zauberer begann direkt vor dem Turm mit einem dicken Stock einen Kreis in den Boden zu ziehen und melkte dann die Ziege. Dann streute er ein Kraut in die frische Ziegenmilch und trank daraus schlückchenweise, murmelte etwas daher und streute dann die Ziegenmilch mehrmals über den Kreis.
    Ein Magier des Feuers war der da sicherlich nicht und auch kein anderer der zwei anderen Götter. Viel mehr erinnerte er an jene die zum Waldvolk gehörten. Doch ein Druide war das sicher auch nicht. Viel mehr einer der den selben Weg ging, aber seine Grenzen hatte und ein Einsiedlerdasein wählte. Oft gab es diese Kräuterhexen oder Waideler in entlegenen Gegenden. Sie wurden von den Bauern aufgesucht und hatten nie einen besonders beliebten Ruf, da sie unheimlich oder befremdlich waren. Aber ihre Tränke, Schutzamulette und Hilfe wurde gezwungenermaßen akzeptiert. Wenn dann Magier der Götter auftauchten und von so Leuten hörten, bekamen sie nicht selten Probleme. Ja, so in etwa erklärte es sich Onyx.

    Der Mann führte die Ziege in den Kreis, legte dort auch den Ring hin und wies an Jilvie hinter ihn zu bringen. Runal hingegen sollte neben ihn knien. Dann hob er die Arme und begann in beschwörenden Bewegungen den Geist zu rufen. Alle machten sich bereit.

    Doch sofort geschah erst einmal nichts. Nein, es zog sich gefühlt unendlich lange. Die Sonne war schon untergegangen und Onyx' Skepsis, dass dieser Medizinmann wirklich eine Hilfe war, war schon gut angestiegen.
    Doch manchmal brauchte eben alles seine Zeit...

    Der Abend war eingekehrt, kalt war es und der klare Sternenhimmel sah immer noch herab auf die Gruppe am Turm. Der Einsiedler war mittlerweile in einer Trance, wiederholte seine Worte immer und immer wieder. Es ermüdete langsam und Ricklens Geduld war wohl schon am Ende. Da stoppte der Waideler. Sein Blick ging in Richtung Turm. Seine Augen sahen mehr, als die Augen der anderen. Sie folgten eindeutig etwas oder jemandem.

    Dann wurde der Frost am Boden von neuen Frost umzogen. Jeder spürte diese trockene, beißende Kälte aufziehen. Es fröstelte Onyx und die anderen.
    Dann erschien die geisterhafte Braut. Hässlich wie schon damals war ihre Fratze. Der Unterkiefer fehlte und die menschlichen Gesichtszüge waren einfach furchterregend...alptraumhaft. Runal bekam es mit der Angst zu tun, stand auf und wollte losrennen, da traf ihn die Faust von Ricklen direkt in den Nacken, ehe Ricklens Hand ihn zum Kreis zurück schleifte.
    Die eisige Braut bewegte sich langsam auf sie zu, schien Runal zu erkennen, schien den Ring zu spüren, schien aber auch die Falle zu ahnen? Der Zauberer rief sie her, forderte sie auf herzukommen und schie regelrecht seine fremd klingenden Worte in die Nacht hinein.
    Die eisige Lady ließ sich dann auch nicht mehr Lumpen eilte auf sie zu und wurde sogleich von den Waldläufern attackiert.
    Doch Onyx Pfeil jagte nur durch sie hindurch und landete als vereister Pfeil auf dem Boden. Hjartis Speerspitze war ebenso aus glitzernden Eis, als sie durch die Geisterfrau jagte. Sie griff nach Hjarti und der konnte noch gerade so entkommen. Der Zauberer bemühte sich, ihre Aufmerksamkeit wieder zu bekommen, doch schien es nicht recht zu schaffen. Es war Ricklen, der Runal zum Schreien brachte, als er diesem mit dem Dolch in die Schulter stach. Danach bäumte sich die eisige Braut auf und eilte auf Runal zu.

    "Angreifen!", schrie Ricklen, als der Geist den Kreis betrat und die Ziege die Flucht ergriff. Onyx zögerte kurz, schoss dann aber einen Pfeil ab. Der traf und blieb auch im Körper der eisigen Frau stecken. Kjal sprang hinzu und stach mit dem Schwert zu. Ein geisterhaftes Jaulen erklang und die eisige Frau sank zu Boden. Tot konnte sie natürlich nicht sein, da sie es ja schon war. Aber sie war geschwächt. Der Waideler schien nun mächtig angestrengt zu sein, die Macht im Kreis aufrecht zu erhalten.
    "Murielle! Cery! Fangt die Ziege ein! Sie muss in den Kreis!", rief Ricklen und stach nun ebenso auf die eisige Geisterfrau ein, die sich wieder erhob und scheinbar nur kurz von den Menschenwaffen geschwächt werden konnte. Onyx schoss einen weiteren Pfeil ab und sah sich dann selbst um wo die verdammte Ziege war...

  18. Beiträge anzeigen #118
    Drachentöter Avatar von Murielle
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    Murielle ist offline

    Folge der Ziege!

    "Bleib stehn, du Mistvieh!", rief Cery und spannte seinen Bogen.

    "Lass das, wir brauchen sie lebend!", fauchte Murielle ihn an und bedeutete ihm, den Bogen fortzustecken. "Hinterher!"

    Cery rannte los, während Murielle noch zögerte, denn sie wollte das Mädchen nicht unbeaufsichtigt lassen. Andererseits würde die Kleine vermutlich nicht einfach so abhauen, sie würde ohnehin nicht weit kommen und im Moment spielte es wohl auch keine sonderliche Rolle mehr. Sie brauchten die Geisel nicht mehr als Druckmittel.
    Also rannte Muri ihrem Gefährten und der Ziege nach, allerdings schlug sie dabei eine leicht veränderte Richtung ein, damit sie das Tier mit etwas Glück würde abfangen können.

    Bald schon vernahm sie ein lautes Rascheln und Quieken, begleitet von einem triumphierenden "Haahaaaa!"
    Sie bewegte sich auf die Quelle der Geräusche zu und erblickte Cery, der auf dem Bauch liegend das widerspenstige Tier mit den Händen an den Hinterläufen festzuhalten bemüht war. "Scheiße, nun hilf mir endlich!", brachte er hervor und Muri beeilte sich, das aufgebrachte Tier an den Vorderbeinen zu packen. Cery konnte nun aufstehen und so trugen die beiden die Ziege, der nichts Gutes schwante, zu den anderen zurück, zurück in den unheilverheißenden magischen Kreis, in dem sich das Schicksal des Tieres besiegeln sollte.

    "Nicht loslassen!", rief jemand, als die Ziege sich ein letztes Mal voller verzweifelter Kraft aufbäumte und Murielle beinahe entschlüpft wäre. "Gleich!"
    Plötzlich sackte das Tier kraftlos in sich zusammen und fast schon wollten sie es loslassen, als es plötzlich seine Augen öffnete, und diese in einem unheimlichen eiskalten Blau erstrahlten. Das bösartige Funkeln erlosch jedoch nur wenige Momente später. Ricklens Waffe hatte sich in das Herz des bedauernswerten Tieres gebohrt und somit dem Spuk vorerst ein Ende gesetzt.

    "Vorsichtshalber sollten die Überreste verbrannt werden. Die der Hexe.", wies der erschöpfte Magier an.
    "Jilvie!", war alles was Ricklen hervorbrachte. Seine erste Sorge galt ihr und ihrem Wohlergeben, etwas das ihm wohl niemand hier übel nehmen konnte und so machten die anderen sich daran, die geborgenen Gebeine der einstigen Braut zu verbrennen.

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    Veteran Avatar von Onyx
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    "Gebeine...Kram den wir noch so dort fanden...fehlt noch was?", fragte Kjal. Onyx blickte zum Bauern und machte deutlich, dass er den Ring hergeben sollte. Dann kam der Ring hinzu und man machte sich daran Reisig herbei zu legen und leicht brennbare Ausrüstung dazu zu legen.
    "Sind das wirklich alle Dinge die sie an diese Welt binden?", fragte der Zaubermann. Onyx nickte, Kjal nickte und überlegte, bevor Cery Murielle auf das Buch hinwies.
    "Unbedingt...alles was sie in dieser Welt bindet, muss zu Asche werden. Starke Magie bindet wie die Blutsbande."

    Als dann das Buch auch auf den Haufen landete, entzündete der Zauberer den Haufen mit seiner Magie. Es loderte kurz sehr heftig auf, bevor es begann normal abzubrennen.
    Onyx hoffte, dass der Spuk damit enden würde. Die Gedanken aller Waldvölkler widmeten sich dann Jilvie. Die schien sich nicht wesentlich verändert zu haben. Sie war immer noch etwas arg blaß und schlief, aber nun da dieser Geist vertrieben war, hatte man einfach weniger Angst.

    "Und?", fragte Kjal. Ricklen zuckte allerdings nur mit den Schultern und wollte wohl in den nächsten Minuten Runal einfach provisorisch umbringen, wenn sich nichts ändern würde.
    "Hast du einen Zauber, alter Mann?", fragte Hjarti erwartungsvoll. Doch der verneinte in der Hinsicht.
    "Du sie vielleicht schütteln. Sie doch schlafen tief.", meinte Onyx. Ricklen versuchte dies halbherzig, hatte er das doch vorhin schon oft genug versucht.
    Kjal kam hinzu und kramte in seinem Beutel etwas hervor. Ein Fläschchen mit einer dunklen Tinktur.
    "Verflüssigter, dunkler Sumpfschlamm. Der Geruch macht einen so richtig wach und übellaunig."
    Kjals Versuch wirkte aber nicht bei Jilvie. Bei den anderen schon, wenn man die verzogenen Gesichter so sah, aber nicht bei der Blonden. Verzweiflung schien aufzukommen, bis Hjarti den Vogel abschoss.
    "Wie ist es in den Märchen? Da muss der Prinz die Prinzessin küssen, damit sie aufwacht, ihn dann umbringt und mit sieben Kleinwüchsigen Leute ausraubt und massakriert."
    "Was habt ihr für Schauermärchen in Nordmar? Ist doch Humbug!"
    "Ricklen solls versuchen. Besser als Jilvie zu sagen, sie soll doch aufwachen, weil wir uns alle nen Kopp machen."
    Das war ein Argument und in der Not fras Beliar auch Fliegen.

    So küsste Ricklen Jilvie.
    "Ricklen! Das muss richtig sein. Nicht hier auf die Wange als wärs die Großtante die Geburtstag hat. Na los. Gib ihr nen Schmatzer.", meinte Hjarti, während Ricklen die Augen verdrehte, es dann aber machte. Ricklen mochte es nicht Zuneigung zu zeigen, aber natürlich machte er alles um seine Liebe, seine einzige Schwäche wach werden zu lassen.

    "Ha! Und da erwacht die Prinzessin! Wer hats gewusst? Hjarti! Willkommen zurück, kleine Prinzessin."
    Selbst Onyx zeigte Emotionen, als er etwas befremdlich vor Freude auflächelte und näher trat um sich zu vergewissern, dass Jilvie wirklich lebte. Kjal fragte sie wer sie denn sei und wie sie alle hießen. Als sie dann ihren Namen nannte und dann nach und nach den Namen der anderen. War das ein schöner Moment, den die Gruppe wohl nicht mehr vergessen würde. Onyx freute sich noch nie so seinen Namen zu hören.
    Als sie dann auch Cery und Murielle erkannte, war alles wohl wieder gut.

    "Was hast du geträumt? Du hast tagelang geschlafen.", fragte dann Kjal und alle waren gespannt darauf, was sie mit ihrer noch schwachen Stimme zu erzählen hatte.

  20. Beiträge anzeigen #120
    Drachentöter Avatar von Murielle
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    Murielle ist offline
    "Ziemlich klischeehaft, findest du nicht?", raunte Cery Murielle zu.
    "Einer wahren Liebe Kuss? Nun, wenn es hilft, wieso nicht. Ich finde es ehrlich gesagt ganz schön deprimierend. Ich meine, überleg doch mal, wäre ich an Jilvies Stelle von der Hexe berührt worden, wer hätte mich dann retten können? Außer Cal gab es da niemals jemanden von Bedeutung, außer vielleicht..", sie stockte kurz und Cery sah sie mit hochgezogener Augenbraue fragend an. "Ach das ist ewig her, ob der überhaupt noch lebt, keine Ahnung. Es ist nicht wichtig, wichtig ist nur, dass ich hier wohl bis zum letzten Tag geschlummert hätte. Weil kein Schwein mich geküsst hätte. Und wenn doch, dann wäre es wirkungslos gewesen. Grrr!"

    Ihr Gefährte schmunzelte und schaute Murielle an, als hätte er sie bei etwas überaus Ungebührlichem ertappt.
    "Bist du etwa eifersüchtig?", fragte er.

    "Auf Jilvie? Quatsch, hast du mal an Ricklen gerochen?!"

    "Du weißt wie ich es meine, sie hat jemanden, der sich um sie sorgt. Der bereit ist, fast alles für sie auf sich zu nehmen. Egal wie er riecht."


    Muri zuckte ratlos mit den Schultern. Was sollte sie dazu noch sagen? Natürlich sprach er wahr, sie war gerade dreißig Jahre alt geworden - zum Glück wusste davon niemand - und hatte nichts vorzuweisen außer verflossenen Liebschaften und einem Streunerdasein.

    "Was machen wir nun mit ihm, halloooo jemand zu Hause?"
    , Hjarti zippte ihr unsanft an die Stirn und riss sie damit aus ihren trüben Gedanken. "Runal, was denkst du was wir mit ihm machen sollen?"
    Sie überlegte nicht lange. "Wenn keiner was dagegen hat, lassen wir ihn halt laufen, man muss ihn ja nun nicht vor seiner Tochter noch als Sandsack benutzen. Die Kleine hat genug durchgemacht."

    Zwar gab es allgemeines Gegrummel, aber im Großen und Ganzen überwog wohl die zähneknirschende Zustimmung und man ließ den Pechvogel laufen.

    Auch die Gruppe machte sich langsam wieder auf den Weg, zwar wollte man sich einerseits noch ein wenig erholen, andererseits aber wollte das wohl niemand gern an diesem ehemals verfluchten Ort tun. Es herrschte Uneinigkeit und Unsicherheit darüber, wohin man gehen sollte und wie der Stand der Dinge war, denn das Bluttal hatten sie ja nicht grundlos verlassen. Überwiegend war man aber der Ansicht "Erstmal einfach weiter" wäre schon fast ein handfester Plan.

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