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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Das Waldvolk ist offline

    Irgend ein altes Versteck im Süd-Westen der Insel

    Iolas blickte zu Boden als Gjar machte was er machen wollte. Er war so feige. Vor Jahren - bevor er dieser Gruppe zugehörte und einfach ein Dieb war - hatte er weit mehr Ehre als heute. Er hätte nie zugelassen, dass sich ein Typ an einer Frau verging. Egal wie.
    Doch hier blickte er beschämt zu Boden, während der hässliche Lund kicherte wie ein kleines Kind. Gjar machte seine Spielchen, wie er sie immer machte. Demütigung und Angst. Er fasste beide Frauen an, er zog seine Hose runter und ließ beide seine Absicht spüren. Doch wollte er nur den Moment genießen, da sich beide ihrer Lage ergaben und er die absolute Macht verspührte. Dann ließ er ab, klatschte beiden auf den Hintern und lachte sie aus, zog Grimassen um sie nachzuäffen wie sie gedemütigt weg blickten und packte sie dann, um von ihrer Angst zu kosten, dass es doch das volle Programm gäbe.

    "Wir werden noch viel Spaß haben. Nicht heute, aber vielleicht schon in dieser Nacht oder morgen...oder auf dem langen, langen Weg nach Varant. Und es wird euch kein Vergnügen machen.", sagte er und streichelte beiden über die Wange.

    "Bei sowas was du da hängen hast macht es nicht mal einer toten Ziege vergnügen!", sagte Jilvie. Das war ein Fehler. Lund verstummte. Iolas schreckte auf. Silva die Vermummte schien zu Grinsen. Dobo mit dem verletzten Knie trank nervös aus der Schnapsflasche. Karst und Lonnie schoben mit Gan und Kolb Wache, hörten aber wohl Gjars Antwort dazu, während Frok und die anderen drei die Gefangenen in der Mine beaufsichtigten.
    Gjar schlug zu und Jilvies Lippe platzte auf. Dann trat er zu auf dass Jilvie röchelte und nach Luft schnappte. Zum Schluss packte er ihre Hand und brach ihr mit einem Ruck zwei Finger. Jilvie schrie auf und bekam einen Faustieb ins Gesicht.
    "Ein Fehler. Denk aber nicht du bekommst was du willst, Jilvie. Du kommst lebendig nach Varant und irgend ein reicher Varanter wird dich schon zähmen. wenn du dich als unzähmbar erweist, werden das schon seine Wachen, seine Sklaven und zur Not die Hunde machen. Hier kannst du lernen, wie du es dir einfacher machen kannst. Lerne...Widerworte und die falschen Worte, ein falscher Blick...und du wirst mehr gebrochen kriegen. Ich werde dich brechen. - Iolas! Bring die zwei Täubchen zurück. Niemand hilft Jilvie. Sie wird die Finger eh nicht mehr für den Bogen brauchen. Da können sie auch krumm bleiben.", befahl Gjar der Flinke. Heute mehr Gjar das Dreckschwein. Iolas machte keine Anstalten. Nicht das Gjar oder irgend ein anderer sah, dass er sich mieser als mies fühlte. Ruppig zog er erst die eine Frau und dann Jilvie auf zwei Beine. Dann führte er mit Lund beide dahin zurück wo man sie festhielt.

    "Was ist?", fragte er Lund.
    "War das nicht geil was Gjar da machte. Meinst du wir dürfen auch ran, wenn er sich an beiden vergnügt hat."
    "Nicht an Jilvie...für die bekommen wir einen guten Preis. Bei der anderen vielleicht. Aber ich will nicht."
    "Wieso? Ist doch auch nicht übel. Hast du doch von hinten gesehen."
    "Da wo du drin warst...will ich nicht drin sein. Und wenn die in Varant dich sehen und hören, dass du in einer warst...", meinte Iolas mit einem abschätzigen Zwinkern und klopfte dem beleidigten Lund auf die Schulter. Er wollte raus. Luft schnappen.

    So schritt er durch den alten Gang. Teils Mine...teils uralter Gang von wer weiß wem gebaut. Er hörte wie im Bereich der alten Mine die Gefangenen schürften. Da waren Valgus Söhne, dieser Cery, mehr als ein halbes Dutzend Männer die schon recht abgemagert wirkten und zwei Frauen. Die Alte würde bald sterben, wenn sie noch länger hier schuften musste und die Junge hatten sie damals bei Valgus erbeutet. Sie hatte Essen auszuteilen und diverse andere Dinge zu machen. Doch keiner wagte es sich an ihr zu vergehen. Silva die Vermummte hatte jeden gewarnt und daran hielten sich alle. Ob sie das Mädchen für sich haben wollte oder spezielle Pläne in Varant mit ihr hätte. Iolas wusste es nicht. Auch hier fühlte er sich zerrissen, aber um gut zu werden war es wohl zu spät.
    Iolas grüßte kurz und ging dann den sich verzweigenden Gang weiter entlang, bis die Luft frischer wurde. Die Gänge waren soweit sicher. Es gab zwar zwei, drei Gänge die sie nicht bis zum Ende abgegangen waren und die wohl eher verschüttet waren, aber sie würden ja nicht hier ewig wohnen. Nur bis noch genug vom Erz abgebaut war. Was es für Erz war, wusste er nicht ganz. Blau wars...und wohl wertvoll laut Dobo. Grund genug paar Fischer und Bauern dazu zu zwingen es abzubauen und in Varant gut zu verkaufen.

    "Hat er?", fragte Karst. Iolas schüttelte den Kopf.
    "Trotzdem war Gjar eben Gjar.", meinte Iolas. Lonnie blickte auf und schien es sich auszumalen.
    "Denk nicht dran Bursche. Gjar hasst es, wenn einer dumme Fragen stellt oder neugierig ist. Akzeptier es...", meinte Karst und lehnte sich zurück. Gan und Kolb nickten der Sache zu.

    "Und? Haben sie sich gezeigt?"
    "Nichts. Haben wohl Angst und wissen dass Gjar nicht spielt. Ausserdem wissen sie wohl, dass wir wissen wie sie agieren und vorgehen. Sie können die ganzen Tricks nicht anwenden.", meinte Gan selbstsicher und hatte im Grunde recht. Wer seinen Feind kannte, konnte nur selten besiegt werden. Sie alle waren seit das Waldvolk auf Argaan erschien unter ihnen. Lebten wie sie, aßen wie sie, tranken mit ihnen, aber wollten letztlich nicht mehr so weiter leben wie sie. Sie waren geldgierige Kriminelle vor der Befreiung Schwarzwassers und sie würden es wieder werden. Das Waldvolk hatte den Fehler gemacht jeden hier eine Chance zu geben, nicht zu prüfen welches Schwein doch unter ihnen war und hatte es verpasst sich anzupassen. Beeren, Wurzeln und nasser Waldboden bei Nacht machten einen Mann nicht glücklich. Vor allem nicht Männer die zu viel von der Stadt gesehen hatten.

    Iolas blieb noch kurz und ging dann wieder rein. Er wollte lieber allein sein.

    ornlu

  2. Beiträge anzeigen #182
    Drachentöter Avatar von Murielle
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    Murielle ist offline
    "Musste das wirklich sein?" zischte Murielle Jilvie wütend zu. Sie hatte erwartet, dass sie es besser wissen würde.

    Ihr Ton wurde jedoch sanfter, als sie der jungen Frau in das vor Schmerzen verzogene Gesicht blickte:
    "Bitte, spiel einfach mit. Wir können im Moment nicht viel ausrichten und am einfachsten wird es für uns sein, wenn wir einfach keinen Widerstand leisten. Das ist doch genau das was dieses Schwein will, der geilt sich doch an deiner Angst auf. Was meinst du wie uninteressant wir sind, wenn wir einfach gar nichts tun, außer das was er uns sagt?"


    Sie hörte auf zu reden, weil wieder einer von den Typen näher kam, der gehört zu haben schien, dass jemand geredet hatte.
    "Ruhe da!" spielte er sich auf und bezog dann wieder seine vorherige Position.

    Onyx. Murielle hoffte, dass er noch frei war und irgendetwas würde ausrichten können. Und wenn niemand käme, würden sie eben wachsam bleiben müssen. Würden auf irgendeine Lücke hoffen müssen, irgendeine Chance auf einen Ausweg. Jilvie musste einen kühlen Kopf bewahren. Je gehorsamer die beiden sich verhielten, desto eher würden diese Schweine in ihrer Wachsamkeit nachlassen und es würde sich ihnen vielleicht eine Möglichkeit bieten, zu entkommen. Oder sie kämen wenigstens dazu Hinweise zu hinterlassen, irgendetwas. Sie hoffte, dass Jilvie nicht nur verstanden hatte, sondern sich auch zusammenreißen konnte.

  3. Beiträge anzeigen #183
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    Der Wagen polterte über die Wege, deren Zustand mit den Jahren des Krieges rapide ins schlechte gerutscht war. Marodierende Echsenhorden und blaue wie rote Reitereien hatten dafür gesorgt, dass aus den einst gerühmten Straßen Trampelpfade voll Schlaglöcher geworden waren. Obwohl immer noch geschwächt, lachte Weyland leise bei dem Gedanken, dass die so edlen Setarrifer es nie geschafft hatten, ihre Straßen zu pflastern. In Trelis hatte er gerüchteweise gehört, dass man in Vengard darüber nachdachte, sämtliche Hauptstraßen des Reiches zu pflastern, um so die Reisen komfortabler und weniger materialschädigend zu machen. Der Handel würde logischerweise weiter florieren, würden so die Wären nämlich schneller von einer Stadt in die andere kommen.

    "Worüber lachst du so?", fragte Damien misstrauisch vom Kutschbock.
    "Unterschiede von Infrastrukturen."
    "Mensch, knapp vor'm Delirium hast du ja ganz schön hochtrabende Wörter auf Lager."

    Aber auch das hörte Weyland nicht mehr, war er doch wieder bewusstlos geworden, weggenickt. Der Hehler und Bankier, der sein Retter war, seufzte und beschuldigte den Verwundeten laut des Vorsatzes, immer dann ohnmächtig zu werden, wenn er im Hintertreffen war und Lack abbekommen würde. Aber auch das interessierte den Schmuggler nicht. Ohnmacht eben.

  4. Beiträge anzeigen #184
    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Stewark

    "Wie gehts dir?"
    "Gut.", knurrte Weyland, "Dafür, dass man mich angestochen hat wie einen mit Wasser gefüllten Sack."
    Damien hob die Schultern, während er den sitzenden Mann musterte, der noch etwas blass um die Nase war, Ringe unter den Augen und einen großen Appetit vor sich her trug. Das sei ganz normal, hatte der Heiler erklärt, die Ursache sei der Blutverlust. Weyland hatte dem Mann auf seine Art gesagt, was er mit ihm machen würde, wenn sich der Zustand nicht ändern sollte. Dabei fielen die üblichen unschönen Bemerkungen, die man sich über die Jahre als Sadist und Hundsfott so aneignete. Damien hatte den Arzt dann mit mehr Gold als vereinbart beruhigt und seinen unfreiwilligen Kumpan nur kopfschüttelnd gemustert. Es klopfte an der Tür des Zimmers in der Klippenschänke.
    "Ja", kam es nur vom Bankier. Durch den Rahmen zwängte sich ein Hüne. Über zwei Meter in der Höhe, breit gebaut wie ein Ork und eine Narbenfresse, dass sogar ein Grünfell als ansehnlich gelten durfte. Die Stimme, mit der er sich vorstellte, war heiser, anscheinend bereitete ihm das Reden Schmerzen.
    "Gilead."
    "Damien. Und dieser Ausbund von Anmut heißt Weyland."
    Der Schmuggler richtete sich etwas auf, neigte den Kopf. "Weyland Sweers.", sprach er, "Schmuggler."
    "Mein Kontakt sagte dies bereits.", krächzte der Riese, "Bankier ... und Schmuggler. Auf euch soll ich also achten?", fragte er langsam. Damien nickte und reichte ihm die Hand.
    "Es soll nicht dein Schaden sein, Bruder."
    "Kein Bruder", knurrte der Berg, "Niemandes. Gilead, nicht mehr und nicht weniger."
    Wey lachte auf. "Siehst du, Damien? Nimm dir ein Beispiel am Herrn Gilead. Ein Mann der wenigen Worte, ach man sehe und staune, es wirkt sogar, als wäre jedes Wort zu viel ein wahrer Schmerz ..."
    Der Rest des Satzes ging in einem dumpfen Ächzen unter. Gilead war wie ein Blitz vorgeschnellt und hatte die Hand um Weylands Kehle gelegt und war scheinbar nur einen Gedanken und ein Muskelzucken davon entfernt, sie zu zerquetschen. Düstere Augen schenkten ihm ein loderndes Feuer der Wut.
    "Vielleicht pfeife ich auf das Gold und nehme mir dein verdammtes Leben", krächzte er, "Hab schon wichtigere Hurensöhne für weniger getötet. Sweers, Sweers ... ich kenne deinen Namen und deine Geschichten. Der Jagdhund mit seinen Bluthunden. Opportunisten, allesamt. Habt euch wie reuige Tölen dem nächstbesten Herrn angeboten, schamloser noch als die niederste Dirne." Er spuckte aus, krächzte. "Ich habe mit eigenen, bloßen Händen Dreck wie dich im ersten Krieg erwürgt. Verräter und Betrüger."
    Damien war blasser als sonst geworden. "Gemach, Herr Gilead, gemach. Das ist die Schwäche vom Blutverlust. Normalerweise ist Weyland besonnen und ernst. Verzeih ihm seine Worte."
    Weylands Gesichtsfarbe nahm langsam ein unschönes Blau an, während ihm die Augen hervortraten. Der Hüne schnaubte, entließ die Kehle seinem Griff und trat zwei Schritte zurück. "Die Schwäche verzeihe ich.", krächzte er, "Die Worte merk ich mir jedoch." Er räusperte sich. "Ich stehe in euren Diensten, solange unser Vertrag gilt. Der baut natürlich auf gegenseitigem Respekt. Das setze ich voraus."
    "Natürlich", erklärte Damien würdevoll.
    "Natürlich", stöhnte Weyland zwischen zwei hechelnden Atemzügen.
    "Sehr schön. Wen soll ich euch vom Hals halten?"

  5. Beiträge anzeigen #185
    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Stewark

    "Ich soll dich rasieren?", krächzte der Hüne und Weyland meinte einen Moment, er würde da heisere Überraschung aus der brüchigen Stimme klingen hören. Der Schmuggler nickte knapp und blickte ihn düster an. Die Würgesache war noch nicht ganz verziehen. Jedem anderen Menschen hätte er für diese Handgreiflichkeit das Genick gebrochen. Aber dieser Gilead war nun einmal der feuchte Traum Innos' eines waschechten Kriegers, ja fast schon wie einer dieser heroischen Barbaren aus den Mythen. Das da aber hinter der tumben, narbigen Visage ein wacher, ja schlangenhaft gerissener Geist ruhte, wollte er nicht so recht glauben. Daran merkte er jedoch wieder, dass Damien wesentlich gebildeter war als er. Der Bankier wusste, wie intelligent und gefährlich Gilead war ... und behandelte ihn respektvoll. Weyland hingegen sah ihn in erster Linie als Lakai und Werkzeug. Ein Fehler, den er schon bei Rag begangen und der ihn fast in diese elende Situation gebracht hatte.
    Mit dem feinen Unterschied, sagte der Schmuggler sich, dass Rag nicht Berge mit bloßen Fäusten zermalmen kann.
    "Ja, rasieren. Fräulein Damien ist sich zu fein dafür. Und ich bin zu geizig und verletzt für den Gang zum Barbier."
    Der Hüne verzog das Gesicht. "Nun, ich werde gut bezahlt ..."
    "Mhm.", murrte Damien nur zustimmend.
    "... und im Felde habe ich schon mehr als einem Freund die Haare abgeschnitten. Und manch Feind gleich 'nen Kopf kürzer."
    Wey seufzte leise. "Ist das ein Ja?"
    "Ja. Du, Damien, hol Wasser und ein scharfes Messer."
    Der Bankier funkelte den Hünen an, der nur die Schultern hob. Ein Seufzer, dann war er davon und holte Wasser und ein Messer.
    "Vorsichtig, Gilead", sprach Weyland langsam, "Damien ist ein gefährlicher Kerl. Ich traue ihm nicht weiter als ich Kirschkerne spucken kann."
    "Lass mich raten, du bist miserabel darin?"
    "Ebendas."
    Der Riese lachte nur krächzend auf. "Ihr beiden seid wirklich putzig.", sagte er, "Sonderlinge wie euch habe ich vermisst."

  6. Beiträge anzeigen #186
    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Stewark

    "Weyland?!"
    Der Händler zuckte zusammen, als wäre neben ihm ein Blitz eingeschlagen. Der Blick, den er auf die gedrungene Gestalt mit stoppeligen Haaren und leidlich rasiertem Kinn zuwarf, war voll Unglauben und Schock. Der Schmuggler lächelte humorlos und schüttelte langsam den Kopf, während er gemessenen Schrittes in die Handelsstube des Mannes trat. Ohne zu fragen, setzte er sich in den Sessel am prasselnden Kaminfeuer. Der Händler stand immer noch wie zur Salzsäure erstarrt da.
    "Du ... du lebst?", fragte er überflüssigerweise.
    "Ja. Bevorzuge ich eher als den Tod.", antwortete Wey, "Und bei dir, Lazlo? Wie stehen die Geschäfte?"
    "Äh, gut ... ja ..."
    Der Schmuggler hob langsam den Kopf. Sein kalter Blick drang in den Händler, schien direkt auf den Grund seiner Seele zu sehen. War er mit Rag und der Krähe im Bunde? Gründe genug gab es, hatte Weyland ihn doch in der Hand. Hatte Rag irgendwelche Schätze versprochen, die Orte verschiedener Schmugglerhöhlen?
    "Wie steht es um die Wahrheit?", fragte Wey.
    "Inwiefern ..."
    "Hast du dich mit Rag zusammen getan?"
    Einen Moment Verwirrung im Gesicht, ehe der Groschen fiel und Lazlo sich an den rothaarigen Nordmann erinnerte. Er schluckte schwer, wich einen Schritt zurück, räusperte sich und lächelte dann unsicher. "Ich? Rag? Niemals."
    "Ich frage mich aber, wie er mich an Bord der Valencia geschafft hat. Und was sie hier suchte? Nun, natürlich, sie hatte Handelsgüter. Welcher Händler in Stewark kann sich den Überseehandel leisten? Oh, stimmt, du." Kopfschütteln des Schmugglers. "Ich weiß, Lazlo, ich bin ein Arsch, ein schlechter Mensch. Innos weiß, dass ich nach meinem Ableben in die finsterste und tiefste Hölle komme, dass Erzdämonen meine Seele bis in alle Ewigkeit peinigen werden, wie es in den Predigten heißt. Aber noch, Lazlo, lebe ich. Solange das der Fall ist, tue ich alles, um an diesem Zustand nichts zu ändern. Alles, kapiert? Kurzsichtig wie du bist, hast du den scheinbar einfacheren Weg gewählt, obwohl an dessen Ende weder Gold noch Macht stehen, sondern nur der Tod."
    "Tod?!", kreischte Lazlo, "Was?! Nein, wie ... ich ..."
    Durch die noch offene Tür trat Gilead würdevollen Schrittes ein. In den Händen hielt er ein Schwert, dass die Prägung einer myrtanischen Schmiede trug.
    "Weyland! Verfluchter Verräter!", zischte Lazlo und wich zur Wand zurück, "Wir sind Geschäftspartner, Kollegen!"
    "Nein, Lazlo, ich sagte es bereits. Du gehörst mir voll und ganz. Mein Eigentum. Mein Werkzeug. Nur ist es leider nutzlos geworden. Gilead, du wirkst wie ein Handwerker, ein Arbeiter, was macht man mit kaputtem Werkzeug?"
    "Reparieren oder auf den Schrott schmeißen."
    "Genau. Lazlo, siehst du, reparieren kann man dich nicht. Auf den Schrott schmeißen auch nicht, zumindest wortwörtlich. Aber Gilead hat da eine bessere Idee, nicht wahr?", fragte Wey und blickte zu dem Hünen. Der schenkte ihm einen Blick, der alle Freundlichkeit und Zustimmung vermissen ließ. "Du gehörst zu den Beratern des Barons, dein Wort als Kaufmann hat Gewicht, wirkt sich auf Renwicks Entscheidungen aus. Ich ... habe Geflüster gehört, dass königliche Augen ihren Blick auf Stewark gerichtet haben. Siehst du meine Möglichkeiten, Lazlo? Ich kann Vorarbeit leisten, den Lohn einstreichen ... und mit dem Gefallen eines Königs eine Krähe vom Himmel holen." Er seufzte. "Wunderbar. Wollen wir dann anfangen, Gilead?"
    Schweigend schoss der stählerne Blitz vorwärts und zerschmetterte dem Händler den Schädel, ohne dass er auch hätte schreien können.

  7. Beiträge anzeigen #187
    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Stewark

    Damien trat an den Hünen heran, der am Fenster stand und auf die dunklen, engen Gassen von Stewark schaute. Weyland döste in einem anderen Raum, sodass die beiden Männer unter sich waren.
    "Du hast ihm ziemlich", der Hehler suchte das richtige Wort, "gewissenlos gedient."
    Krächzendes Gelächter war die Antwort. "Ich hatte mal ein Gewissen. Hinderliches, unhandliches Ding. Hat mich nach dem Orkkrieg fast wahnsinnig werden lassen. Auch sorgte es dafür, dass meine Stimme sich letztlich anhört wie das Krähen eines senilen Raben."
    "Und wann ist es abhanden gekommen?", fragte Damien langsam. Der Hüne seufzte, sah den kleineren Mann lange an.
    "Ich stand für eine Sache ein. Für Menschen. Wollte altes Unrecht gut machen, Schande von mir nehmen. Am Ende landete ich in einem Massengrab, aus dem ich mich rausbuddelte. Götter, da wurde ich das zweite Mal fast wahnsinnig." Er lachte erneut. "Seitdem ... steh ich für mich ein. Ohne Bedenken und Gewissen. Die Welt sah mich stets als stahlbewehrten Mörder, gut, so sei es, dann bin ich einer. Und weißt du was, Damien? Ich fühle mich sonderbar gut dabei. Was mein Sohn wohl dazu sagen würde ..."
    Der Hehler schüttelte den Kopf. "Tja, der Tod, nicht wahr?", sprach er langsam, "Wir achten ihn nicht, ehe wir auf seiner Schwelle stehen ... nur um noch einmal Glück zu haben. Bei mir waren es alte Feindschaften. Mir sandte jemand Meuchelmörder, freundliche Gesellen, die Gift dabei hatten. Ich trank es ... starb augenscheinlich und wurde wach, als irgendein alter Eremit mich fand und das Gift rausspülte. Ich ergriff die Chance um Rache zu nehmen. Aber nicht ungestüm, nicht gewissenlos. Sondern vorsichtig und bedacht."
    Der Krieger spuckte aus. "Bescheuert. Aber so seid ihr Südländer wohl."
    "Spricht der Nordmarer. Ich bin nicht aus Varant, ich stamme aus Setarrif."
    "Schön. Und ich bin kein gebürtiger Nordmann, sondern ein Eirriner."
    "Eiwas?"
    "Ein Haufen Felsen voll Vogelscheiße und Algen."
    "Nun, meine Heimat ist 'ne drachenverwüstete Ruine."

    Schritte. Der Schmuggler trat ein.
    "Was besprecht ihr?", fragte er misstrauisch.
    "Wir tauschen Erinnerungen an die Heimat aus. Woher kommst du, Weyland?", fragte Gilead im krächzenden Plauderton.
    "Trelis."
    "Schöner Ort. Freunde dort? Bluthunde sicherlich. Götter, ihr hattet auch ein widerliches Glück. So oft wie ihr eure Fahne nach dem Wind gerichtet habt ..."
    Weyland seufzte entnervt. "Lass verflucht nochmal stecken, Gilead. Vergangenheit, drauf geschissen. Ich nerve euch auch nicht mit meiner Meinung über krächzende Hünen und blasse 'Hehler'. Also nervt mich nicht mit euren Ansichten. Verstanden? Wunderbar. Hoffen wir, dass das, was ich vermute, bald eintrifft. Sonst haben wir uns gestern 'ne Menge Ärger eingehandelt ..."

  8. Beiträge anzeigen #188
    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Stewark

    Weyland blickte ohne großes Interesse auf die uralten Fundamente, vielleicht die ersten auf diesem Felsen, und überlegte, ob und wie sein Plan aufgehen würde. Von dem Kriegszug derer der Silberseeburg hatte er nur einen Hauch erfahren, nicht mehr als ein Gerücht, dass er irgendwo in einer düsteren Ecke der Klippenschenke vernommen hatte. Darauf sein Handeln zu bauen, war ... töricht? Verrückt? Wahnsinnig? Er wusste es selbst nicht genau. Es war sein Gefühl gewesen, etwas, das ihn selten betrogen hatte. Seltener als werte Mitmenschen, denen er in der Regel nie weiter vertraute, als er Kirschkerne spucken konnte. Und das war wirklich nicht weit. Lazlo war im Vergleich zu den Mitgliedern von Renwicks Beraterstab nur ein kleines Licht gewesen, ein Tippgeber und Schleimscheißer, von denen es Dutzende in der Stadt gab. Sicherlich wird der Mord Unruhe in die höheren Kreise Stewarks gebracht haben, aber keine Panik oder Kopflosigkeit. In erster Linie war Lazlos Tod eher etwas persönliches gewesen, und vielleicht war es gerade das, was Weyland ein mulmiges, ja fast reuiges Gefühl verschaffte. War es nötig gewesen? War es nicht einfach eine rein egoistische Handlung gewesen? Oder war es letztlich egal? Irgendwann wäre der Mann eh gestorben. Entweder weil seine alten Umtriebe ans Tageslicht gekommen wären oder der baldigst neue Herrscher Ethorn ihn gehängt hätte für seine Unterstützung des alten Barons der Stadt.
    Der Schmuggler spuckte aus und schüttelte den Kopf. Er hasste diese kurzen Anfälle von Gewissen. Wenn er sich fragte, ob er im Leben nicht an einem Punkt falsch abgebogen war, beispielsweise damals, als er dem Knecht der Familie den Arm im Wutrausch gebrochen hatte. Am Ende kam er nur zu der Gewissheit, dass diese Gedanken nichts änderten und er sich selbst noch viel weniger ändern würde.
    "Sieh's so, Junge", sagte er sich, "Neuer König, neues Glück. Vielleicht kriegst du dann auch mal ein Stück vom richtig großen Kuchen ab."

  9. Beiträge anzeigen #189
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Irgendwo auf einem Bauerhof

    Gedankenverloren saß Ulrich auf einem Schemel vor der kleinen Scheune gleich in der Nähe des Haupthauses. Leise knisterte ein kleines Feuer direkt vor ihm, seine Augen beobachteten fast teilnahmslos die tänzelnden Flammen. Wie viele Abende mochte Ulrich auf diese Weise schon verbracht haben?, er könnte diese Frage nicht beantworten. Es spielte keine Rolle, solange er Spaß daran hatte gab es wahrlich Wichtigeres über das man sich Gedanken machen könnte. Fest stand, das kaum eine Nacht begann, ohne das Ulrich vor der Scheune, bei einem kleinen Feuer sitzend als stiller Beobachter dabei war.

    Nicht wirklich darüber nachdenkend ergriff Ulrich einen Ast und legte ihn auf das Feuer. Mit einem kleinen Stock den er als Schürhaken benutzte, brachte er das neue Stück Brennholz in die richtige Position, auch diese Handgriffe erfolgten wie von selbst. Das Feuer schien fast zu ersticken, nun hieß es abwarten und zwischendurch an den richtigen Stellen vorsichtig mit dem kleinen Stock in die Glut zu stochern. Fast schüchtern wirkten die Versuche der kleinen Flämmchen den trockenen Ast zu umzüngeln und durch ihn wieder neue Kraft zu gewinnen.

    Ulrich half ein wenig nach, indem er mehrmals sanft in die Feuerstelle blies. Es war eisig kalt und der warme Atem erzeugte dichte Nebelwolken, die sich über dem Feuer gleich in nichts auflösten. Fasziniert von dem Anblick wiederholte Ulrich das anblasen der Glut, obwohl es eigentlich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr nötig gewesen wäre. Nach und nach vergrößerte sich der Kreis, der von der kleinen Feuerstelle erleuchtet wurde. Es knisterte wieder angenehm beruhigend, die Wärme des spärlichen Lagerfeuers war zumindest an den Beinen wieder wahrnehmbar.

    „Hm“ brummte der kräftige Hüne, während er sich zurücklehnte um den Tanz der Flammen entspannter beobachten zu können. Eigentlich könnte er zufrieden sein, was er die meiste Zeit über auch war, dachte er sich. Doch in so ruhigen Momenten wie in diesem, verlor sich das Wohlgefühl des öfteren. Nicht wirklich nachvollziehbar, wenn man es von außen betrachtete, eigentlich hatte Ulrich ja alles was man braucht.

    Ein Dach über dem Kopf, wenngleich es auch nur ein größerer Schuppen war, Hauptsache war doch das es nicht rein regnete und einigermaßen Schutz vor Wind bot. Ein luxuriöses Strohlager, einige warme Decken, frieren brauchte er wahrlich nicht.

    Bauer Joris und seine Ehefrau Tilda behandelten den Hünen wie einen Sohn. Die beiden Töchter Birte und Katalina hatten ihn ebenfalls in der Familie angenommen, überwiegend oder besser gesagt grundsätzlich. Wie in jeder Familie gab es eben manchmal Streitereien, oder Eifersüchteleien, doch nie irgendetwas ernstes, das nachhaltig das gute Verhältnis untereinander gestört hätte.

    Hunger leiden musste Niemand auf dem Hof, auch wenn es in strengen Wintern manchmal knapp wurde, dann musste eben ein wenig improvisiert werden. Bäuerin Tilda war in gewisser Form eine Magierin, wenn es darum ging aus ungewöhnlichen Zutaten eine schmackhafte und nahrhafte Mahlzeit herzustellen.

    Also alles bestens könnte man meinen und doch verspürte Ulrich eine gewisse Leere, irgendetwas fehlte. So oft wie der Hüne hier draußen vor der Scheune bei einem kleinen Feuer saß und zurückblickte, passierte genauso häufig das gleiche – nichts. Ein dunkler Raum, schemenhafte Bilder die sich manchmal etwas deutlicher darstellten, aber irgendwie keinen Sinn ergaben. Tilda sagte des öfteren, es könne eine Weile dauern, bis die Erinnerungen wieder klarer würden. Nach einer schweren Kopfverletzung nichts ungewöhnliches.

    Das sagte sie so überzeugend, das Ulrich es glauben mochte und sich nicht von der Unruhe die ihn manchmal überkam, übermannen ließ...

  10. Beiträge anzeigen #190
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Das kleine Lagerfeuer war erneut fast niedergebrannt, wieder legte Ulrich ein Stück Holz auf die Glut. Ein weiteres mal, wie schon hunderte male zuvor, wurde das Feuer mit geschickten Handgriffen zum Leben erweckt. Warum der Hüne das Feuer nicht gleichmäßig durchbrennen ließ hatte seine Gründe. Es wäre ja um einiges leichter, besser gesagt bequemer, immer rechtzeitig Holz nachzulegen. Doch es war genau dieses immer wieder Entfachen, was für Ulrich die besondere Faszination ausmachte.

    Falls ihn jetzt Jemand danach fragen würde warum er das so macht, er könnte es vermutlich nicht wirklich erklären. Es waren eher diffuse Gefühle die ausgelöst wurden, Geborgenheit, Hoffnung, Zuversicht, Kraft. Wie sollte man das einem anderen Menschen denn begreiflich machen? Zum Glück musste Ulrich das nicht, die anderen auf dem Hof ließen ihn gewähren und stellten keine blöden Fragen. Vielleicht dachten sich der eine oder andere seinen Teil, doch das interessierte den Hünen nicht.

    Wichtig war nur, das dieses entfachen des Feuers bei Ulrich etwas auslöste, dabei hatte er mehr als nur die Vermutung, das es etwas mit seiner Dunkelheit in der Vergangenheit zu tun haben musste. Wenn sich mal ein paar diffuse Erinnerungen zeigten, dann war manchmal Feuer mit dabei. Wie groß, warum, wann, wo, das gaben die Bilder meist nicht preis. Allerdings war Ulrich der Meinung, das ein Lagerfeuer die naheliegendste Interpretation sei.

    In jüngster Vergangenheit zeigte sich ein Bild etwas klarer und das sah verdächtig nach einem Lagerfeuer aus und der Hüne war sich sicher, das er davor saß. Er war nicht allein, neben ihm saß ein Mann, nicht zu erkennen wer diese Person war. In manchen Erinnerungen sah es so aus als würde der Unbekannte eine Rüstung tragen. Was sich in letzter Zeit ebenfalls in der Erinnerung wiederholte, der Mann drehte sich zu Ulrich herum und schien etwas zu sagen. Dann ein berstendes Geräusch, so als würde ein großer Ast brechen, dann ein Schmerz, dann Dunkelheit. So endeten diese Rückblicke immer.

    Das nächste woran sich der Hüne erinnern konnte, das er unerträgliche Kopfschmerzen hatte. Die Augen zu öffnen war eine wahre Qual, das gleißende Licht brannte in den Augen. Etwas rotes verschwommenes schwebte vor seinem Gesicht hin und her. Es dauerte eine Ewigkeit bis sein Blick klarer wurde und das Licht nicht mehr schmerzte. Er sah in das Gesicht einer jungen Frau, stahlblaue Augen und feuerrote Haare. Sie war über Ulrich gebeugt und kühlte mit nassen Tüchern seinen fiebrigen Kopf.

    Birte, die jüngere Tochter von dem Bauernehepaar, hatte sich wohl schon länger aufopfernd um den Hünen gekümmert, wie sich später herausstellte. Zwischenzeitlich schien es Ulrich gesundheitlich sehr schlecht zu gehen, erzählte Tilda die Bäuerin und räumte ein, das sie mit dem schlimmsten gerechnet habe. Aus irgendeinem Grund, den die Frauen nicht sagen wollten, oder konnten, taten sich die Frauen zusammen um das Leben des für sie fremden Mannes zu retten.

    Auf nachfragen Ulrich's was denn nun genau gewesen sei, war Tilda in der Regel recht wortkarg und ungewöhnlich schroff, „Die Eine hat sich um dich gekümmert, andere haben gebetet..., du lebst, was willst du noch?“ Die sonst eher sanftmütige Bäuerin, machte so deutlich klar, das sie nicht mehr dazu sagen wollte. Das respektierte der Hüne meistens, wenngleich die Ungewissheit und eine gewisse Verwirrung weiteres Nachfragen geradezu provozierte. So versuchte der Hüne manchmal bei Birte oder Katalina etwas in Erfahrung zu bringen. Doch die beiden Töchter hielten sich ebenfalls standhaft bedeckt, denen konnte man allenfalls ein „frag Mama“ entlocken.

    Das Verhalten der Frauen, die Ulrich äußerste schätzte, nach all der Zeit in gewisser Weise liebte und ihnen vertraute , war aus Sicht des Hünen seltsam. Vielleicht hatte das einen Sinn, vielleicht würde es irgendwann einen Sinn ergeben, die Zeit würde es zeigen...

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    Die Reise kam nach einiger Zeit zum Erliegen, als die Gruppe von Söldnern an einem Fischerdorf vorbeikam, in der sie sich ausruhen wollten, was nicht an ihrer Ausdauer lag, sondern an der Tatsache, dass sie dort alte Bekannte treffen wollten, die sich schon lange nicht mehr gesehen hatten.
    Das Dorf sah so aus wie immer. In der Früh gingen die Fischer raus, um ihr Glück auf der See zu probieren, und einige Fische für das eigene Mahl, wie für den Verkauf zu angeln. Eine Gestalt kam schon bald auf die fünfköpfige Gruppe zugelaufen, die offensichtlich zu den Fischern gehörte. Es war ein alter Mann, der viele Falten im Gesicht, und einen dicken Vollbart hatte. Für sein Alter hatte er langes Haar, das schneeweiß war. Bei diesem kalten Wetter war es nicht verwunderlich, dass er eine Mütze trug.
    »Oho!«, sprach der Fischer laut.
    »Wen sehen meine müden Augen denn da?«, erzählte er weiter.
    Er und seine Frau waren der Grund, warum die Söldner einen Halt machten: Pettersson und Emma waren ihre Namen. Damals hatten sie schon einmal der Söldnertruppe erlaubt, bei ihnen zu übernachten, nachdem die Weißraben einen Banditen beseitigten, der die Fischer terrorisierte.
    »Hehe, wie immer schon auf den Beinen, der alte Knabe!«, entkam es Esgar, der ein Lächeln auf dem Gesicht hatte.
    »Was denkst Du denn, Esgar? Nur der frühe Vogel fängt den Wurm!«, entgegnete Pettersson.
    »Hallo Pettersson! Schön Dich zu sehen!« begrüßte Reldan den Fischer.
    »Es freut mich auch, Euch alle zu sehen, mien Jung!«, lachte der Alte.
    »Sei gegrüßt, alter Mann!«, begrüßte auch Markon.
    »Grüße!«, kam es von Qaelyar.
    »Bin zwar alt, aber noch fit wie ein Schwertfisch!«
    Der Anführer der Weißraben lächelte.
    »Wie geht es Dir, Pettersson?«, sprach Laskor.
    »Mir geht es blendend! Aber lasst uns doch hineingehen! Emma bereitet gerade Frühstück vor, dann könnt Ihr Euch stärken!«
    Esgar hielt sich den knurrenden Magen.
    »Das nenne ich mal eine gute Idee!«

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    Die eher spärlich eingerichtete, aber dennoch recht gemütliche Fischerhütte hatte sich kaum geändert, wie das gesamte Dorf, in dem wie damals alles so ablief, wie früher. Reldan wusste, dass die Fischer hilfsbereit waren, die, wenn nicht gerade ein Bandit die Gegend unsicher machte, Fremden sehr gastfreundlich gegenüber waren.
    »Besuch, wie ich sehe! Hallo auch!«, begrüßte Emma.
    »Wir grüßen Dich, Emma! Alles gut?«, erwiderte Laskor, der mit den anderen Söldnern in das Haus eintraten.
    »Alles in Ordnung, besonders, wenn ich Euch sehe! Du siehst immer noch gut aus, Laskor!«
    Der Anführer grinste.
    »Du auch!«, sagte er.
    »Du Charmeur!«
    »Und was ist mit uns?«, mischte sich belustigt Esgar ein.
    »Ihr natürlich auch! Hast Du noch weitere Narben dazubekommen, Esgar?«
    »Jep, erst vor einigen Wochen!«, sprach der Hüne.
    »Wie ist das passiert? Hast Du sie durch einen Kampf mit einem Bären erhalten?«
    »So war es! Es war ein brutaler Kampf! Entweder das Biest, oder ich, aber ich besiegte es mit bloßen Händen!«
    Reldan konnte einfach nicht anders.
    »In Wirklichkeit hatte er nach einer durchzechten Nacht die Steine geküsst!«
    Die ganze Gruppe lachte.
    »Sei doch nicht so ein Spielverderber, Reldan! Hehe!«
    »Genau genommen war es ein Kater mit dem er am nächsten Tag zu kämpfen hatte!«, lautete die Antwort des Jünglings.
    »Esgar halt …«, wandte sich Qaelyar zur Gruppe.
    »Klingt, als hättet Ihr den größten Spaß gehabt!«, meinte Emma dann.
    »Setzt Euch doch! Das Essen ist gleich fertig!«
    Das ließ sich die hungrige Gruppe nicht zweimal sagen. Sie alle nahmen Platz an dem großen Tisch, auf dem das Geschirr bereitstand. Man konnte die wohlriechende Fischsuppe schon riechen, deren Geruch den ganzen Raum füllte, und den Hunger nur noch weiter stärkte.

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    Während Emma noch am Herd stand, und die wohlduftende Fischsuppe vorbereitete, ging das Gespräch weiter.
    »Hattet Ihr auch keine Probleme mehr mit irgendwelchen Banditen?«, fing Laskor an.
    »Das war aber auch ein irrer Kerl, der uns bedrohte! Rannte hier rum, und klaute uns die hart verdienten Fische …«, erzählte der Pettersson.
    »Wie war das noch mal? Er hatte die nicht mal für sich selbst geklaut? Es liegt einige Zeit zurück, als das geschah«, nahm auch Markon am Gespräch teil.
    »Ich kenne nicht mehr seinen Namen, aber ich weiß noch, dass er ein wenig bekloppt war … Er kam eines Tages in unser Dorf und faselte davon, dass wir ihm unsere Fische geben müssen, weil er uns sonst zu Matsch haut! Er hatte da diese riesige Keule, in die er Nägel gehauen hat«, erklärte der Alte.
    »Wir haben unseren ganzen Vorrat überreicht, und was machte dann der Kerl? Wirft die einfach in die See, und murmelte davon, dass es seine Freunde sind, die 'befreit' werden müsse … Jetzt kann ich darüber lachen, aber damals war es eine andere Geschichte!«
    Pettersson grinste mit einem Kopfschütteln.
    »Verrückte Welt …«, entkam es Reldan, der mitgrinsen musste.
    »Aber der Typ ist dank Euch Schnee von gestern! Hatten eine fast unbeschwerliche Zeit gehabt …«
    Laskor horchte sofort auf.
    »Es gab da einen Zwischenfall …«, sprach der Fischer.
    Mittlerweile war das Essen vorbereitet, und schon in jede Schüssel eingegossen worden.
    »Die beste Fischsuppe, die es gibt!«
    Esgars Begeisterung schwing ebenso mit, wie der Löffel, der inständig in die Suppe getaucht wurde. Man hörte ihn zufrieden schmatzen, aber Laskor ließ erst den Löffel ruhen, ehe er nicht wusste, was Pettersson genau meinte.
    »Wie immer denkt Esgar nur ans Fressen …«, schüttelte Markon seinen Kopf.
    »Bei der leckeren Fischsuppe kein Wunder …«, erwiderte Esgar schmatzend.
    »Das ehrt mich«, kam es von Emma.
    »Was war los?«, meldete sich wieder Laskor, der nur langsam den Löffel ergriff, während er mit aufmerksamen Augen Pettersson anblickte.
    »Eines Abendes war ich draußen, als ich drei Gestalten im Dunkeln ausmachen konnte … Einer von ihnen war ein guter Freund, aber seine Begleiter kannte ich nicht. Wir hatten nicht genügend Gold, und irgendwie wollten wir die beiden auch nicht draußen schlafen lassen, also ließen wir uns auf ein Geschäft ein. Es kostete sie einen Haufen Gold und eine Pfeife, die sie dabei hatten, damit sie bei uns übernachten durften.«
    Pettersson nahm frustriert den Löffel in die Hand, um ein bisschen Suppe zu essen. Während er ein kleines Stücken Fisch auf seinen Löffel holte, ließ er es wieder in die Schüssel sinken. Man konnte seinen Schmerz förmlich mitfühlen.
    »Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war all mein Gold verschwunden, wie auch einer der Fremden! Aber der andere Fremde war noch bei uns, der nichts davon wusste. Offensichtlich wurde er selber betrogen, und stand nun alleine war. Ich schrie ihn an, war verzweifelt, weil das ganze ersparte Gold weg war, als er sich hinter Emma stellte, und einen Dolch an ihre Kehle hielt!«
    Jeder im Raum hatte aufgehört, zu essen, um sich stattdessen der tragischen Geschichte von Pettersson zu widmen. Was das für Kerle waren, sie waren zu allem bereit. Echte Dreckskerle von der übelsten Sorte.
    »Ich dachte, dass er Emma umbringt!«
    »Leider waren wir zu dem Zeitpunkt nicht bei Euch gewesen, sonst hätten wir den Mistkerlen eine ordentliche Abreibung geben können …«, knurrte Esgar wütend, der sich sogar von seiner Mahlzeit abwendet hatte, was nicht sehr oft vorkam.
    »Das tut mir Leid …«, erwiderte Reldan, der den Blick senkte.
    »Muss es nicht, mien Jung! Aber danke für Euer Verständnis …«
    Langsam und vorsichtig nahm Pettersson den Löffel.
    »Wie sahen die Kerle aus?«
    Esgar brannte vor Eifer, als hätte er sofort ganz Argaan nach diesen Typen durchkämmt, sobald er wusste, wie sie aussahen.
    »Das ist auch unglaublich … Einer sah aus, als hätte er einen Kerker ohne Sonnenlicht für Jahre nicht mehr verlassen, so bleich war er. Wie der Mond, sage ich Euch, wie der Mond! Sein Blick wie der eines Mörders, als wäre er so geboren worden! Ein Kind Beliars! Es ist mir noch immer unverständlich, dass ich gerade ihn ins Haus gelassen habe … Es war töricht von mir …«
    »So solltest Du das nicht sehen, Pettersson! Du glaubst an das Gute in einem Menschen, ungeachtet des Aussehens!«, versuchte Reldan ihm Mut zuzusprechen.
    »In jedem steckt etwas Gutes«, lautete auch die Meinung des schweigsamen Qaelyars.
    »Danke …«, erwiderte der Fischer.
    »Der andere Fremde wiederum, war das, was man einen Wolf im Schafspelz nannte. Er war schon älter, nicht so alt wie ich, aber eben älter. Ihr Jünglinge würdet das schon alt nennen. Bei ihm hatte ich erst ein gutes Gefühl, weil er so sympathisch aussah, und ich auch dachte, dass er mir recht ähnlich ist, was die Sichtweisen betrifft, einem Gespräch über die Götter und die Welt nicht abgeneigt wäre. Aber er war es, der Emma mit dem Dolch bedrohte. Sein Gesicht machte uns so viel Angst, weil er vom freundlichen Veteran des Lebens, zu einem aggressiven, bedrohlichen und gewalttätigen Psychopathen wurde!«
    »Unglaublich …«, sprach Reldan.
    »Wisst Ihr noch, wie diese beiden Männer hießen?«, fragte Laskor nach, wobei Emma nur besorgt den Kopf schüttelte.
    »Selbst wenn sie es damals erwähnten, wüsste ich nicht mehr, wie ihre Namen waren … Ich kann mir die Dinge nicht mehr so leicht merken, wisst Ihr?«
    Laskor nickte.
    »Verständlich …«, erwiderte er.
    »Aber hey!«, fing Pettersson wieder ermutigter an.
    »Wenn sie das versucht hätten, als ich noch jünger war, dann hätte ich die beiden hopsgenommen!«
    »So ist es richtig!«, prostete Esgar ihm zu, der wieder die Fischsuppe in sich hineinstopfte.
    »Zu schade, dass mein Freund zu der Zeit zum Angeln rausfuhr. Wenn er dabei gewesen wäre, hätte es sich diese falsche Schlange nicht getraut, Emma zu bedrohen!«
    Die Zustimmung war ihm gewiss. Reldan konnte diese rücksichtslosen Menschen nur verachten, weil sie vor Feigheit nur so strotzten, die nicht mal vor Gewalt bei alten Frauen zurückschreckten …

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    Ritter Avatar von Jun
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    Stewark

    Das Banner mit der aufgehenden Sonne kam durch das Tor von Stewark. Getragen von einen Reiter in Wams, Kettenhemd und einen Schild das nur hochgebildete heraldiker zu erkennen wussten. Lilien aus Orlens - einen fernen Land irgendwo hinter Gorthar. Gilles hielt das Banner und hinter diesem folgten die anderen Reiter des kleinen Ordens der in den letzten Monaten im Stewarker Umland Patrouillen machte und insbesondere Banditen jagte.
    Die wurden nach der Ernte und einkehren des Winters zu einer kleinen Plage. Zudem gab es Entführungen im Umland. Menschen verschwanden und waren nicht mehr wieder gesehen. Die Fischer und Bauern sprachen von Waldbanditen, doch was wollten die mit Geiseln? Als man einmal drei von ihnen gefangen nahm und verhörte, schien es einfach nicht wahr zu sein. Erst nach deutlicheren Maßnahmen verrieten diese Waldmenschen, dass wohl unter ihnen eine Gruppe aktiv war die sowas machte - doch ihr Voolk würde sich darum schon kümmern. Zu kümmern schienen sie sich dann, da schon seit geraumer Zeit die Entführungen aufgehört hatten. Aber von den verschleppten Menschen gab es immer noch keine Spur. Und seit dem Verhör schienen diese Waldbewohner achtsamer zu sein oder zogen sich wegen der Kälte in wärmere Gebiete zurück.

    Als Letzter ritt Jun selbst ein. Dampf stieß aus den Nüstern seines Pferdes kräftig heraus und ein Knecht empfing schon das Pferd. Jun stieg ab und übergab die Zügel, während sich der Rest der Sieben von den anderen seines Ordens begrüßen ließen. Sie wechselten sich mit den Patrouillen ab. Drei Tage die einen, drei Tage die anderen.

    "Und?", fragte Giran, der die andere Gruppe führte und morgen losreiten würde.
    "Nichts. Die Kälte bei Nacht scheint das Pack wie Unkraut zu tilgen. Selbst Innos wärmende Sonne am Tag lässt sie nicht hervor kriechen. Die Bauern haben manches berichtet - doch dies gleich. Wir brauchen was Warmes zum Essen."
    "Und ein Paladiner. Habe ein Fässchen gesichert. Auch wenn wohl der Herr Kommandant hier das gar nicht gerne sieht.", meinte Giran.
    "Er sollte dankbar sein, dass wir unsere Dienste anbieten und das Umland sichern. Oder denkst du, es ist was anders?", fragte Jun, während sie zum heutigen Ziel schritten.
    "Die Menschen vergessen nicht, Jun. Stewark...erinnert sich an dich...an uns. Wohl fühle ich mich hier nicht wirklich. Aber das ist nichts Neues."
    "Die Menschen hier werden lernen, dass Innos Gesetze gut sind und das Böse ausgemerzt werden muss. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Wieso sollte dies aber den Herrn Kommandanten kümmern? Er hat davon doch profitiert.", meinte der Paladin und trat als letzter Mann dann in die warme Stube.
    "Nun...der Herr Kommandant muss sich um die Belange dieser armen, unterdrückten Menschen kümmern. Gejammer von wegen wie gut es doch besser war. Und kaum sehen sie uns, schon klagen sie darüber welch Unglücke geschehen. Am Ende glaubt es der Herr Kommandant selbst und bittet uns zu gehen. - Wir haben wohl einen tiefen Riss durch Stewark getrieben, Freund. Wir zwangen die Menschen zu erkennen, dass unter ihnen das Böse lebte und sie es duldeten. Mit Schuld und Sühne kommen jene nicht klar. Sie sehen Innos und sehen diesen Tag. Sie sehen das alles Alte sich änderte und sie nichts mehr waren. Sie erinnern sich an diesen Tag, weil sie ihre scheinbare Neutralität verloren."
    "Innos' göttliche Ordnung ist besser, als ihre Neutralität! Eine Neutralität die Morde und Schandtaten duldete, damit die Gelüste und Kulte von Schwarzmagiern befriedigt wurden. Die Verderbnis hat diese Stadt zu lange umschlungen und so es nicht das reinigende Feuer sein wird, so wird es die Zeit, die die Schuld dieser Stadt tilgt und zu einen besseren Ort macht. So Innos will!", sprach er und nahm Platz am Tisch. Eine bescheidene Mahlzeit, aber heiß und gut riechend. Wärmend im Magen und im Herzen. Das war jetzt im Moment Innos schönstes Geschenk an seine Streiter.

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    Stewark

    »Ritter sind in der Stadt«
    Weyland blickte auf, als Damien mit diesen Worten den Raum betrat. »Ja, und? Ritter gehören zum Großreich wie Scheiße zur Viehzucht.«
    »Nur sind diese hier von einem besonders ... fanatischen Orden. Kennst du das Wappen der aufgehenden Sonne?«
    Kopfschütteln. Weyland verstand absolut nichts von Heraldik. Sie interessierte ihn nicht. Bunte Bilder mit denen sich Gecken schmückten um andere eitle Gecken zu beeindrucken. In seiner Zeit als Orksöldner hatte er mehr als einen edlen Ritter gesehen, dem der Schädel von einem Mann mit Blut, so dreckig wie dem Rinnstein von Vengard, gespalten worden war. Wappen waren bedeutungslos in Weylands Welt.
    »Sie werden angeführt von einem Sir Jun.«
    Nun war es wirklich an dem Schmuggler zu pfeifen. »Bekannter Name. Damals auf dem Festland während der Invasion. Wollte angeblich mal 'ne Scheune oder 'nen Hof abfackeln, in der angeblich Menschen hockten, die loyal gegenüber den Orks waren. Wenn es eine Grenze zwischen Königstreu und Verblendet-Königstreu gibt, dann ist dieser Jun schon mächtig darüber hinaus geschossen.« Er spuckte aus. »Mit solchen wie ihm an der Seite des Königs, in dessen Rat zum Beispiel, würde die Welt wesentlich anders aussehen. Auf jeden Fall wesentlich weniger bevölkert ...«
    Damien hob die Schultern. »Letztlich egal. Wie groß ist die Chance, dass er auf unsere Spuren trifft? Lazlo betreffend ...«
    Wey grinste. »Ein myrtanisches Schwert in einer stewark'schen Leiche. Einer Leiche, die im Leben nicht für ihre Gottgefälligkeit bekannt war. Wahrscheinlich werden die Ritter dem vermeintlichen Loyalisten noch Glückwünsche aussprechen.« Er schüttelte den Kopf. »Wir halten uns bedeckt. Sollten die doch irgendwas Faules wittern, setzen wir uns ab. Ich ... habe die Befürchtung, dass an den Gerüchten, dass Ethorn Nägel mit Köpfen machen will, vielleicht doch nicht viel dran ist.«
    Gilead trat ein. Sein breites, narbiges Gesicht war bleich. Vor Wut, ganz klar. Fehlte nur noch das Mahlen von Zähnen und roter Schein in den Augen, um aus dem Riesen einen Berserker zu machen. Wey deutete auf eine geöffnete Flasche Brandwein. Gilead schüttelte den Kopf.
    »Was?«, fragte Wey. »Ist dir jemand auf den Fuß getreten und hat sich nicht entschuldigt?«
    »Nein«, krächzte der Hüne, »Ich habe nur auf der Straße ein Gesicht erblickt, das es wahrlich wert ist, mit bloßen Händen zerrissen zu werden. Würde ich nicht wissen, dass es meinen Tod bedeuten würde, hätte ich es auch getan. Aber stählerne Schwerter in vielen Händen haben eben doch einen gewissen Kampfwert.« Er stapfte zu der Anrichte, nahm die Flasche und trank sie doch völlig aus. Keuchte, hustete und rülpste.
    »'ch geh penn'n.«, nuschelte er und war verschwunden. Der Hehler und der Schmuggler sahen sich einen Moment an, ehe sie sich ihren Gedanken widmeten. Weyland fühlte Unruhe in sich aufsteigen.

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    »Was ich auch bemerkt hatte: Ihnen hatte die Fischsuppe von Emma anscheinend nicht geschmeckt … Könnt Ihr das glauben?«, fragte Pettersson in die Gruppe.
    »Was?!«, erwiderte Esgar entrüstet.
    »Ich schon …«, sagte Markon.
    »Fisch ist nicht jedermanns Sache. Geschmäcker sind verschieden.«
    »Hast ja recht …«, entgegnete der Hüne, der seine Suppe vollständig aufgegessen hatte, und nun in die Runde blickte.
    Sein Blick blieb förmlich an der Suppe von Markon kleben, der wiederum seine Suppe kaum angerührt hatte.
    »Isst Du die noch?«
    Esgar sah ihn mit Hundeaugen an.
    »Hier …«, sprach der Schütze, der bereitwillig seine Suppe hergab.
    »Nimm es mir nicht übel, Emma! Ich bin mehr der Freund von Fleisch.«
    Emma schien verständnisvoll.
    »Das macht doch nichts!«
    »Also zu meiner Zeit wurde gegessen, was auf den Tisch kam!«, redete der Fischer hinein, was ausnahmsweise sogar Markon ein Grinsen abverlangte.
    Als sie alle mit dem Essen fertig waren, standen sie auf, und sogar Esgar schien satt gewesen zu sein, was an den großen Portionen lag.
    »Wir danken Euch für Eure Gastfreundschaft!«, sprach der Anführer der Weißraben.
    Er holte einen Sack raus, in dem nicht wenige Münzen klimperten.
    »Wir möchten, dass Ihr das hier annehmt!«
    Pettersson schüttelte mit dem Kopf.
    »Das können wir doch nicht annehmen!«
    »Wir bestehen darauf, Pettersson!«
    Der Fischer nickte bejahend.
    »Wenn das so ist, kann ich ja wohl nicht Nein sagen! Vielen Dank!«
    »Wir müssen uns bedanken!«, erwiderte Laskor.
    Wieder nickte Pettersson.
    »Dann wünschen wir Euch eine gute Reise! Lasst Euch da draußen nicht umbringen!«
    Laskor grinste.
    »Worauf Du Dich verlassen kannst!«

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    Gilead schlief noch. Sein Schnarchen aus dem Nebenzimmer war deutlich zu vernehmen. Es war logischerweise nicht bei einer Flasche Weinbrand geblieben und irgendwann hatten Weyland und Damien - ganz gute, zwangsweise zusammenarbeitende und durchs Schicksal zusammengebrachte Freunde - den Hünen ins Bett getragen und sich dabei gefühlt die Rücken verstaucht.
    »Wen könnte der Riese meinen?«, fragte Damien leise und blickte auf das Glas in seiner Hand, trank einen Schluck und seufzte unzufrieden.
    »Den Ritter sicherlich. Oder einen seines Ordens. Was weißt du denn über Gilead? Ebenso viel wie ich. Und das ist nichts.«
    Der Hehler schwieg. Lange Zeit sagte niemand etwas, dann erhob sich der Schmuggler. »Ich gehe mir die Beine vertreten und werde mal die Lage prüfen. Vielleicht hat sich was getan, vielleicht hör ich auch irgendwas auf den Straßen. Sorg du dafür, dass der Oger nicht mit Katerschädel entweder nach der nächsten Flasche zum Saufen oder einem Stuhlbein zum Prügeln sucht. Das Letzte, was ich will, ist den Kerl aus'm Kerker auszulösen.« Oder die Gliedmaßen jener einzusammeln, die versuchen ihn gefangen zu nehmen.
    Damien nickte nur und griff sein Glas fester, trank erneut. Weyland trat durch die Tür und machte sich auf den Weg.

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    Stewark

    "...ihr solltet froh sein, dass mein Orden euch hier unterstützt! Verglichen mit meiner Zeit in Vengard, zu Zeiten des großen Krieges - waren die Garnisonen weitaus besser ausgebildet. Das waren Soldaten und nicht bessere Türsteher. Diese Soldaten hier kennen weder die myrtanischen Manöver zu Felde, noch bringen sie die nötige soldatische Disziplin mit. Bei Innos, Albrecht! Ihr wisst es doch selbst, habt ihr doch so viele myrtanische Garnisonen gesehen. Und nun hinterfragt ihr die Anwesenheit meiner Ritter an diesem Ort? - Ist es etwas was von oben kommt? Irgendwelche Diener unseres Herrn die mit der Auslegung des Glaubens nicht einverstanden sind?!", fragte Jun und bäumte sich am Tisch des Kommandanten auf, als er beide Fäuste auf die Karte Argaans legte und ihn in die Augen blickte. Albrecht indes schien dies erwarte zu haben.

    "So ist es. Bei Innos! Lord Jun ihr habt Novizen mit dem Kerker gedroht, als sie in der Schenke etwas Wein tranken. Ihr habt einen Feuermagier in aller Öffentlichkeit brüskiert, als ihr seinen Glauben hinterfragt habt. Ihr habt am Innos Schrein in de Kapelle die goldenen Verzierungen entfernen lassen, weil sie euch zu golden waren. Und ihr zeigt wie jetzt, dass ihr von der hiesigen Garnison nichts haltet. Die Menschen fürchten euch und ihr macht mir in Stewark nur Ärger. Eure Dienste im Umland sind nicht mit Gold aufzuwiegen, aber ich fordere euch nun auf euch anzupassen oder zu gehen. In Throniara gibt es ebenso Probleme und vielelicht würde euren Recken ein Ortswechsel auch gut tun.", sprach der betagte Paladin und erhob sich auch, um Juns Blick zu halten.

    "Diese Novizen betranken sich und prozten vor den Menschen mit ihrem Goldbesitz. Das ist nicht innosgefällig! - Dieser Diener des Feuers sprach nicht wahr über die Schriften des Herrn. Er schmückte sie aus, damit die Menschen noch mehr Gold am Schrein lassen. Doch das ist nicht Innos Botschaft. innos dürstet es nicht nach Gold, sondern Gefolgschaft! Nach Menschen die sein Feuer in die Welt tragen, um die Dunkelheit zu vertreiben. Das geschieht nicht durch goldenen Gaben am Schrein und in der Hand eines Dieners Innos'! Und dann dieses Gold! Ist Innos eine Dirne, dass er mit solch Zierrat geschmückt werden muss!? Reicht nicht sein Feuer, um die Menschen zu erreichen. Der myrtanische Orden begnügt sich zu sehr damit, seine Reichtümer zu mehren und einen goldenne Innos anzubeten! Ich aber sage und so sagen es die alten Schriften - die ihr verbannt habt - dass Gold nicht Innos' Geschenk an die Menschen war, sondern das Leben! Sein Feuer, seine Ordnung, seine Kraft die in einem jeden Menschen inne wohnt. Wer das Gebet sucht, soll den Reichtum im Mut und der Liebe zu seinen Menschen in sich erkennen und sich gegen die Dunkelheit erheben! Albrecht! Wir sind Paladine! Streiter des Innos'! Wir kämpfen für eine bessere Welt und das müssen wir auch den Menschen zeigen. Das zeigen wir ihnen nicht indem wir mit weltlichen Reichtum prahlen, sondern mit weltlichen Taten um ein göttliches Reich zu schaffen. Das gilt für euch, für mich und jeden der Innos dient!", entgegnete Jun und wirkte trotz der Ruhe in seinen Worten wie eine mächtige, geweihte Waffe die auf Albrecht gerichtet worden war.

    "Ich werde mit meinen Streitern darüber beraten wie wir verfahren wollen und euch darüber unterrichten bevor ihr mich über eure Entscheidung unterrichten werdet. Auf bald! Für Innos!", wünschte der Paladin und verließ den Raum.
    Geändert von Jun (24.02.2018 um 19:29 Uhr)

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    Ohne Pausen marschierten die Weißraben, dabei immer auf dem Pfad bleibend. Esgar, der fast immer hungrig war, kaute schmatzend auf einem Stück Trockenfleisch, das er mit ein wenig Wasser herunterspülte. Sie würden bald das Bluttal betreten, und wären dann fast an ihrem Ziel angelangt, wo sie sich um ihren Auftrag kümmern mussten.
    Reldan, der Qaelyar an seiner Seite hatte, und der Rest der Gruppe schon etwas weiter war, unterhielt sich mit ihm.
    »Ich weiß, dass Du nicht so gerne über Deine Vergangenheit sprichst, Qaelyar!«
    Er versuchte etwas mehr über den mysteriösen Söldner herauszufinden, was aber nicht sehr leicht war. Bis jetzt wusste er nur, dass Qaelyar von Torgaan stammte. Das war alles.
    »Da sind wir beide gleicher Meinung, was das angeht …«, erwiderte der Schweigsame, während Reldan darauf fixiert war, dass Qaelyar einige Finger an jeder Hand fehlten. Jedem war es aufgefallen, aber niemand kannte die Geschichte, bis heute nicht.
    Der Barbier hätte gerne gewusst, was dahintersteckte, wollte aber auch nicht zu aufdringlich sein, und unverschämt wirken.
    »Du hast viele Fragen, Reldan … Das verstehe ich …«, sprach er.
    »Aber es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, um das zu besprechen …«
    Verständnisvoll nickte Reldan nur. Qaelyar würde sich öffnen, sobald er sich damit wohlfühlte.

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    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Eisiger Wind fegte über den Hof, bis auf die Trampelpfade zwischen dem Haupthaus und den Scheunen war alles mit mindestens einer Hand breit Schnee bedeckt. An den Dachrändern der Gebäude und Ästen der Obstbäumen hingen Eiszapfen herab. Ein bizarres, malerisches Bild, dem man durchaus etwas positives abgewinnen konnte. Solch ein Anblick wurde einem nur selten geboten, so erzählte es jedenfalls Joris der Bauer. Der Hüne konnte dem ganzen nicht wirklich etwas abgewinnen, für ihn persönlich hieß das schlicht und ergreifend Langeweile.

    Es gab nichts zu tun, jedenfalls nicht für Ulrich, die Werkzeuge und einfachen Geräte waren gut in Schuss, sie warteten auf ihren Einsatz. Doch so wie es aussah würde sich der Winter noch eine Weile hinziehen, die Böden waren steinhart gefroren. Da blieb wohl nichts anderes übrig als sich in Geduld zu üben und auf Tauwetter zu warten. Gut, der Hüne könnte sich zu den Frauen gesellen und Wolle spinnen, Stricken oder mit anderen fummeligen Handarbeiten seine Nerven ruinieren. Das war nun wahrlich nicht seine Welt, vermutlich für alle Beteiligten das Beste, wenn er sich von solchen Dingen fern hielt.

    So verbrachte Ulrich sehr viel Zeit in der kleinen Scheune, schnitzte planlos an irgendwelchen Holzstücken herum, verlor sich dabei in Gedanken. Immer und immer wieder stellte sich die Frage, wer oder was war Ulrich bevor das Schicksal ihn auf diesen Bauernhof verschlug? Der Hüne war sich sicher, das erst der Schleier der Vergangenheit gelüftet werden müsste, damit er sich nicht mehr fremd in seiner eigenen Haut fühlt. Er fühlte sich fremd, sehr fremd sogar, manchmal kam es ihm so vor, als wäre alles was er um sich herum wahrnahm nur ein Traum.

    Das waren genau die Momente wo er zornig wurde, herum schrie, wahllos Dinge durch die Gegend schmiss oder einfach nur wild um sich schlug, bis er vor Erschöpfung zu Boden sank. Nach diesen Wutanfällen ging es ihm besser, warum auch immer, aber so richtig weiter brachte es ihn bei seiner Suche nach der Vergangenheit natürlich nicht. Er müsse lernen sich zu beherrschen, war ein kluger Gedanke den er schon öfters hatte, damit nicht irgendwann ein Unglück passiert. Doch die unbändige Kraft, die urplötzlich da war, ließ sich nicht einfach so kontrollieren.

    Manchmal hatte Ulrich Angst vor sich selbst, dann gab es wieder Momente in denen er sich wohl und sicher fühlte, wenn diese Energie aus ihm heraus wollte. Wie sonst sollte er den Widrigkeiten des Lebens begegnen, sich möglichen Feinden mutig entgegen stellen? Feinde, ein Begriff den der Hüne erst seit kurzer Zeit in seinen Gedankengängen mit einbezog. Hatte er sich doch schon mehrmals in Träumen mit einem Schwert in der Hand gesehen. Nur ganz kurz, wie in einem Nebel, sonst war nichts weiter zu erkennen. Zunächst glaubte der Hüne, das diese Bilder keine Bedeutung hätten, nur der Fantasie seines Gehirnes entsprangen.

    Da waren aber noch die unzähligen kleinen und größere Narben, die seinen Körper übersäten. Diese ganzen Verletzungen konnten unmöglich von diesem einen Unglück stammen, schon garnicht von der Feldarbeit hier auf dem Hof. Spuren von Kämpfen würde die Wundmale eher erklären, wobei das eben unklar war, weil sich der Hüne nicht an irgendwelche Auseinandersetzungen erinnerte.
    Einen rechten Reim darauf zu machen war Ulrich derzeit nicht möglich, aber die Vermutung das ein Schwert eine wichtige Rolle in seiner Vergangenheit gespielt hatte, war keinesfalls abwegig.

    Hier auf dem Hof gab es keine Schwerter, offensichtlich hatte er auch keines dabei als man ihn fand, sonst hätte man es ihm doch wieder zurück gegeben, oder nicht? Der Hüne glaubte nicht das Tilda ihm etwas vorlog, schließlich hatte Ulrich sie irgendwann einmal um die Herausgabe aller persönlichen Sachen gebeten. Sie sagte das der Hüne nichts von Wert dabei hatte und die Kleidung die er am Laib trug verbrannt wurde. Lediglich der Dolch, eine einfache Klinge wie man sie auf jedem Markt erwerben könnte, war alles was er aus der Zeit vor seinem Unfall, wie Tilda es ausdrückte, in Händen halten konnte.

    Missmutig betrachtete Ulrich den Dolch, außer zum Späne schnitzen, die man dann zum entfachen eines Feuers nutzen konnte, war dieses Ding wohl zu nichts weiteren zu gebrauchen...

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