Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 9 von 20 « Erste ... 2567891011121316 ... Letzte »
Ergebnis 161 bis 180 von 400
  1. Beiträge anzeigen #161
    Provinzheld Avatar von Slicer
    Registriert seit
    Nov 2012
    Ort
    Im Schatten
    Beiträge
    279
     
    Slicer ist offline
    Die Stirn des Ganoven zog sich unter der vorgezogenen Kapuze kraus.
    Er mochte sein ganzes Leben auf dieser Insel verbracht haben, doch er war nicht so weltfremd und verkalkt, dass er noch nie von den Assassinen und ihren Taten gehört hatte. Diese Männer töten schnell, langsam, brutal, schmerzlos... er hatte nie viele in seinem Leben getroffen, vornehmlich im Rahmen des dunklen Bundes den Joe auf die Beine gestellt hatte.
    "Wer hat den hier etwas von einem stillen Tot gesagt?" War Slicers einziges Kommentar zur Feststellung Isegrims, der aus seiner Verachtung für Slicer mittlerweile keinen Hehl mehr machte. Slicer bedauerte es beinahe ein wenig. Der Mann hatte Potential. Gehabt. Es war vernichtet worden durch seine Besinnung auf irgendwelche komischen Spiritualitäten, die ihm ein Wassermagier verklickert haben musste. Fast hatte er sich Isegrim als mögliche Bereicherung ihrer Aktivitäten in Silbersee in Erwägung gezogen. Aber selbst wenn er Isegrim irgendwie hätte in seiner Entscheidung umstimmen können, war das Gewissen dieses Mannes zu wankelmütig und zugleich ausgeprägt, als das man ihm in Diebesangelegenheit absolutes Vertrauen hätte schenken können.
    Als Isegrim ihm dann unverhohlen vorwarf, absolut keine Ahnung von der Materie zu haben und nicht mehr als ein Kleinganove zu sein der sich mit niederen Taten schmückte als seien es Kunstwerke, starrte Slicer ihn blinzelnd an. Dann brach er in einem heiteren Lachen aus.
    "Isegrim. Wie lange bist du noch gleich auf dieser Insel? Noch besonders lange kann es ja nicht sein. Slicer der unwissende Inselbewohner, das ist eine nette Vorstellung. Aber du kannst mir glauben, mein gewissenhafter Novize, wovon du sprichst habe ich mehr Erfahrung als selbst mir lieb ist."
    Seine Augen fixierten stechend den Nordmann.
    "Was ein Talent oder eine Kunst ist, entscheidet alleine die Situation. Und hier auf Argaan... der Tod ist an der Tagesordnung. Diese festländischen Schergen kamen lange bevor ich Kind war und sie haben die Insel bis zum heutigen Tag mit Gewalt überzogen. In solchen Tagen, ja, ich versichere dir, da kann Mord durchaus ein Talent sein. Ein Talent das einem den Arsch rettet. Man muss es nicht einmal oft anwenden. Denkst du, ich ziehe mordend über die Insel, hinterlasse eine Spur aus Leichen? Das Gegenteil ist der Fall. Tote verspüren keine Furcht. Das Geheimnis ist eher, die anderen wissen zu lassen, wozu man fähig ist wenn es darauf ankommt."
    Ein genüssliches Grinsen huschte über sein Gesicht. Seine Augen ruhten auf Isegrim, aber sein Blick war geistig bei dem feisten Mehrus von Setariff. Ein grober Klotz von einem Mann, der seinem ehemaligen Auftraggeber etwas schuldig gewesen war. Mehrus war einer jener Toren gewesen, die für ihren Verrat als Exempal hatten hinhalten müssen.
    "Diese Taktik griff selbstredend nicht bei den Echsenmenschen." Warf er wie beiläufig ein. Seine Stimme war sanft geworden, beinahe friedlich. "Hast du von ihnen gehört? Groß wie zwei Menschen, furchtlose Bestien, schwingen Waffen aus dunklem Stahl. Du sagst, ich hab wohl keine Ahnung von Menschen die kreischend und wiemmernd in ihren Exkrementen krepieren. Ich sage dir, ich war dabei als sie Setariff überrannte. Und ich habe gesehen was sie in Schwarzwasser angerichtet haben. Mit Diplomatie und Heilerfähigkeiten kommt man bei denen nicht weit. Mord, Isegrim, war nicht nur ein Talent in den letzten Jahren. Es war eine verdammte Notwendigkeit zum Überleben."
    Er spuckte eher gelassen denn verächtlich aus.
    "Du hast die beiden Typen gesehen. Lynchjustiz, auch keine Seltenheit. Argaan ist kein leichtes Pflaster Um so besser, wenn man auf sich selbst aufpassen kann."
    Damit war das Thema erst mal gegessen. Isegrim schloss damit, dass er niemals so werden wollte wie er. Das konnte Slicer sich auch beim besten Willen nicht mehr vorstellen. Ein Kontakt unter den Magiern war nicht zu unterschätzen, aber dennoch... nicht dieser Mann.
    "Wenn man für sonst nichts taugt, kann man immer noch als schlechtes Beispiel dienen." Meinte er ganz gelassen, ehe er dem Beispiel seines gleichen und doch ungleichen Lebensretters folgte und sich gemächlich aus seiner sitzenden Position erhob. Offenes Misstrauen zierte sein Gesicht.
    "Ach tatsächlich? Was würde dich dazu bewegen, einen Kleinkriminellen und Mörder vor seinem wohlverdienten Schicksal zu bewahren? Adanos Gnade? Ihr Novizen seid ein seltsames Volk."
    Er hielt Abstand zu seinem Lebensretter, schloss jedoch auf als dieser sich langsam in Bewegung setzte. Ein Teil von ihm zweifelte an der Aufrichtigkeit Isegrims. Was wenn er auf den Gedanken kam, ihn doch noch zu richten? Gar in Ethorns Kerkern? Der Gedanke gefiel ihm nicht. Aber so oder so wusste Isegrim nun, wie er aussah. Zu Ethorn rennen konnte er jederzeit. Da konnte Slicer auch getrost jetzt zur Feste wandern, um Lukar zu kontaktieren. Auch wenn er danach vielleicht besser einen Abstecher in eine andere Gegend machen würde. Sicher war sicher.

  2. Beiträge anzeigen #162
    Kämpfer
    Registriert seit
    May 2016
    Beiträge
    370
     
    Isegrim ist offline

    Irgendwo in der Wildnis

    Isegrim musste sich eine wirklich genervte Antwort verkneifen, nachdem Slicer von der schrecklichen Erstürmung Setarrifs gesprochen hatte.
    "Slicer, ich komme vom Festland. Zwei Orkkriege, einen vor meiner Geburt und einer danach. Ein ganzer Kontinent - versklavt. Tausende und abertausende Tote, niedergemetzelt von haarigen, stinkenden Bestien aus den Nordlanden. Ich möchte nun nicht Katastrophen gegeneinander aufwiegen, aber was ist eine Stadt gegen einen Kontinent? Und da zählen wir nicht mal die elendig vielen, völlig sinnlosen Gemetzel unter Menschen mit dazu. Hier auf eurer Insel beispielsweise. Ethorn hätte es einfacher, würde er einfach das Knie beugen. Aber nein, er verblendet naive Anhänger, ihm in einen weiterhin sinnlosen Kampf zu folgen. Ich mag zwar den Wassermagiern angehören, die mit Ethorn verbündet sind, doch Teile ich nicht seine ... Ansichten. Ich frage mich oft, wer dümmer ist? Ethorn oder die Narren, die ihm folgen?"
    Er schüttelte den Kopf, während er neben dem Mörder dahin trottete. Keine großartige Gefühlsregung in Slicers Gesicht, als der Nordling die Worte sprach. Und doch sah er so ein Funkeln in den Augen des Mannes. "Was ich letztlich meine, ist es, selber das Messer zu führen. Das warme Blut an den Händen, den Geruch von Scheiße und Pisse in der Nase." Grim spuckte aus. "Dir mag das gefallen, es mag dir notwendig erscheinen, ein gutes Talent zum Überleben." Er hob die Schultern. "Mich stößt es ab. Selbst für ein höheres Wohl. Lach ruhig, nenn mich naiv und blauäugig, aber es ist am Ende so."
    Sie wanderten eine Weile, bewegten sich Richtung Ufer und wanderten an grauen Felsen vorbei, die wie von Riesenhand kreuz und quer in die Gegend geworfen wirkten. Ab und an sah man die Überreste von Fischerhütten und sogar einen völlig verfallenen Turm, von dem nur noch ein Haufen Schutt sprach.
    "Ich kenne diese Echsen übrigens. Nun, eine Einzige, um genau zu sein. Blutauge nenne ich ihn. Nach meiner Ankunft hier, habe ich in einem Heuschober gepennt. Ich hörte etwas, trat durch die Tür ... und vor seine Klinge. Pures Glück verhalf mir zur Flucht ... und kostete die Echse ein Auge. Seitdem ... na ja ... hat er es wohl auf mich abgesehen. Hat einen ... Freund von mir getötet." - Nachdem du ihn zurück gelassen hast, Feigling! - "Wenn die restlichen Biester dieser Horde ansatzweise so sind wie Blutauge, dann mögen die Götter uns behüten. Ein wahres Wunder, dass sie die Burg und Thorniara und Stewark nicht längst schon überrant haben. Oder einfach Glück ..."
    An einer Stelle blieb Isegrim stehen. Knochen am Wasser, Reste von Kleidung. Bissspuren der Echsen, Kerben, geschlagen von ihren Klingen. Opfer dieser Kreaturen. Er seufzte, marschierte weiter.
    "Was mich davor zurückhält, dich an den Galgen zu bringen? Der Umstand, dass ich nicht dein Richter bin. Dann müsste ich mich direkt daneben aufhängen. Irgendwann wirst du sicherlich den Preis dafür zahlen müssen, was du im Leben getan hast. Aber nicht mir. Ich maße mir nicht an, über andere Urteil auszusprechen und sie der Klinge zu überantworten."

  3. Beiträge anzeigen #163
    Provinzheld Avatar von Slicer
    Registriert seit
    Nov 2012
    Ort
    Im Schatten
    Beiträge
    279
     
    Slicer ist offline
    Das der Knabe immer alles so feindselig nehmen musste.
    Allmählich wurde es Slicer anstrengend. Er war niemand, der sich zu rechtfertigen pflegte, und doch klang es immer wieder so, als versuchte Isegrim ihn in eine rhetorische Defensive zu bringen.
    "Ethorn ist ein Arsch. War er schon immer. Aber er war schlau genug, bis jetzt durchgehalten zu haben. Was auch immer man davon halten mag. Mir scheint aber, angesichts der Situation sind wir beide Narren, uns in seinem Dunstkreis aufzuhalten."
    Er lächelte verschwörerisch als Isegrim seinen moralischen Standpunkt als Gemeinfloskel hinstellte.
    "Ach ist das am Ende so? Ich würde sagen, warten wir erst mal ab, hm?"
    Der Weg führte sie längst am beschaulichen Ufer des Sees entlang. Selbst hier, nicht weit von der eigentlichen Siedlung, waren die Spuren des Krieges dem Land aufgedrückt worden. Verfallene Hütten, verlassene und vermordernde Boote. Zäune die drohten, in einem Meer verwildernder Kräuter zu versinken.
    Isegrims wache Augen machten sogar die sterblichen Überreste einiger der Fischer aus, die von der Zeit bereits bis auf die Knochen abgenagt worden waren. Der Nordmann wirkte sichtlich betroffen. Slicer war von der Regung im Gesicht Isegrims beeindruckt, wenn auch nicht zwingend positiv.
    "Du hast also gegen einen Gekämpft? Beachtliche Leistung."
    Der Ganove bedachte Isegrim mit einem Blick, der irgendwo einen gewissen Respekt zollte. Dem Nordling schien das nicht zuzusagen. Natürlich. Es war weniger eine Leistung als vielmehr eine Mischung aus Glück, Können und dem rücksichtslosen Trieb des Überlebens. Slicer mochte sich gar vorstellen, wie Isegrim auch noch die Echsen verteidigte und ihnen ein Recht auf friedliche Existenz zusprach. Der Gedanke lies seine Zähne fast hämisch im Mondlicht auffunkeln. Sein Blick gegen Prüfungsweise nach hinten, wo sich hinter ihnen der Weg in der Finsternis verloren.
    "Ich habe noch nie erlebt, dass diese Viecher so... anhänglich sein können. Das Ding hat es dir wohl übel genommen das du ihm das Auge nahmst. Das würde jeden fuchsteufelswild machen. Aber die Echsen.... die schien soetwas nie sonderlich zu stören. In Setariff sind sie freiwillig in jedes Messer gerannt das man ihnen entgegenhielt. Weil sie genau wussten, das wir weniger Messer haben, als sie Echsen."
    Er schauderte und schallte sich selbst einen Narren, dieses Zeichen der Schwäche vor Isegrim dem Pazifisten zu zeigen.
    "Glück, ja. Mehr wird es nicht sein. Vielleicht wollen sie lieber abwarten, bis Rhobar und Ethorn sich gegenseitig den Schädel eingeschlagen haben. Und, wie gesagt, wir sind so dumm, brav zu warten bis das passiert."
    Mittlerweile zeigten sich deutlich die Fackeln der behelfsmäßigen Palisade der Siedlung, die die Burg umringte. Noch immer war der Anblick seltsam, unpassend. Man merkte der Siedlung hier und da noch immer auf diese Entfernung an, als was sie angefangen hatte. Ein erbärmliches Camp aus Zelten und Notunterkünften. Einzig die Siluette der fisnteren Arena und die protzige Burg erhoben sich fast majestätisch über der Siedlung.
    Ein zufriedenes Lächeln huschte über Slicers Gesicht, gefolgt von einem gehässigen Lachanfall.
    "Wer weis, vielleicht ändere ich mich ja auch noch zum besseren. Werde von meinen verdrängten Schuldgefühlen geläutert und wende mich der Lehre dieser Wassermagier zu. Aber.... ich bezweifle es." Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, sein Lachen verebbte.
    "Wenn du es so siehst, dann mögen sich unsere Wege so bald nicht mehr treffen. Falls doch... ich werde dir deine Tat nicht vergessen. Ich begleiche meine Schulden. Es geht immerhin ums Prinzip."
    Er zwinkerte. "Außer natürlich, es geht dir gegen den Strich, von einem drohenden Galgenvogel Hilfe erwarten zu dürfen."
    Meinte er es tatsächlich so? Vielleicht. Slicer war selten Undankbar. Aber Isegrim war nun wirklich ein spezieller Fall und es war manchmal gesünder, wenn man Mitwisser ihrem Schicksal überließ...

  4. Beiträge anzeigen #164
    Kämpfer
    Registriert seit
    May 2016
    Beiträge
    370
     
    Isegrim ist offline

    Richtung Orkwald

    Niemand hatte sie aufgehalten. Kein einziger Soldat, kein Novize oder Magier hatte einen Finger gerührt, um Isegrim aus den Fängen seines ältesten Bruders zu befreien. In den Gesichtern hatte meist nur Unverständnis oder Verwirrung gestanden, ab und an etwas Abscheu über das Gehabe des Ahnenkriegers, jedoch kein Protest, keine Auflehnung gegen die offensichtliche Abführung eines Bewohners der Burg und des Dorfes. Mehr als genug bekannte Gesichter, die Isegrim steinern, ausdruckslos schienen. Cothro, der dort irgendwo in der Menge stand, den Kopf schüttelte. Kagen, der verängstigt schien, Sutra, der triumphierend drein geschaut hatte. Im Stillen verfluchte er sie alle, alle zusammen.

    "So, Brüderchen, da sind wir nun?", sprach Ragnar später, als sie in ihrem Lager angekommen waren. Dort waren noch einige andere Männer, zumeist aus dem Norden, die sich hier niedergelassen hatten. Eine Höhle, irgendwo in den Bergen zwischen der Burg und dem Orkwald, jenem Waldstück, welches verflucht war und Heimat für die beharrten Monster aus den Nordlanden war. Es trennte auch Westargaan vom Sumpfgebiet. Ragnar trank einen ordentlichen Schluck Met, der ihm gereicht wurde, und stieß gut hörbar auf. "Wir zwei ... ignoriere den Rest. Meine Männer, meine Waffenbrüder." Zustimmendes Gejohle. Isegrim, der den ersten Schock auf den ersten Kilometern verdaut hatte, lachte gehässig.
    "Manche Dinge ändern sich nicht, Bruder", antwortete er leise und betonte dabei das letzte Wort spöttisch, "Immer noch deine kleinen Helfer an der Seite, die in dir mehr sehen, als du eigentlich bist."
    Der Hüne lachte auf, ging in die Hocke neben dem gefesselten Grim und sah ihn durchdringend an. "So, Bruder, was bin ich denn?"
    "Ein Aufschneider, ein Angeber. Mehr Schein als Sein, ein Fassade, hinter der sich nichts befindet.", zischte Isegrim. Ragnar schüttelte den Kopf.
    "Nein, Bruder, das ist schlichtweg falsch. Ich habe mir meine Sporen verdient, Isegrim. Ich habe für das, was ich bin, geblutet und gelitten. Oh, wie ihr alle immer dachtet, es wäre einfach gewesen, der Erstgeborene zu sein. Lange Zeit Vaters einziger Spross. Ihr Idioten. Ich habe mehr Schläge bekommen, als ihr euch vorstellen könnt. Er setzte mich, als ich neun Winter zählte, eine Woche in der Wildnis aus und verlangte ein Bärenfell. Hatte nur etwas Pökelfleisch und einen Speer, den er mir geschmiedet hatte. Und wie motivierte er mich? Ragnar, sagte er, als Kind habe ich einen solchen Winterbären mit bloßen Händen bezwungen. Du hast es einfacher. Götter, ich starb fast. Und was sagte er, als ich ihm das Fell brachte? Nun, Sohn, du hättest es auch geschafft ohne selbst Blut zu lassen. Das zeigt von Schwäche und Dummheit."
    Ein weiterer Schluck, dann schleuderte er den Metschlauch davon. "Ich weiß, ein jeder von euch sollte auch dieses Fell besorgen. Ich weiß nicht was er daran fand. Mir auch egal. Was auch immer ich tat, es genügte ihm nicht. Als ich zum Orkjäger wurde, mit den großen Kriegern des Feuerclans und diesen Söldnern von Khorinis gegen die Orkhorden kämpfte ... war es nicht genug. Als ich Ahnenkrieger wurde, gleichwohl auch Ritter Seiner Majestät des Königs ... es reichte alles nicht. Stets fand er Kritik."
    Ragnar spuckte aus. "Ich habe ihn gehasst. Brennend gehasst. Er war mein Antrieb.", knurrte er, "Aber es war nicht dein Recht, ihn zu töten. Wenn, dann wäre es das meine gewesen. Ich habe am längsten gelitten ... nicht die anderen, vor allem du nicht." Er seufzte. "Wie dem auch sei. Wage es nie wieder, mich als Aufschneider zu betrachten, Isegrim. Fürchte lieber um dein eigenes Fell, Brüderchen. Wir haben einen Bruder - Halfgar - der darauf brennt, dir die Haut abzuziehen. Du weißt, was er macht, was er ist?"
    Isegrim schluckte. Halfgar. Sein nächstälterer Bruder. Feuermagier, angeblich Inquisitor. Ein von Sadismus geprägter Mann.
    "Oh ja, du weißt es nur zu gut, nicht wahr? Der Fanatiker will dich lebend haben."
    Ragnar rief einige Befehle. "Na los, Männer, brechen wir das Lager ab. Es geht Richtung Schwarzwasser, zu unserem Schiff. Und sorgt mir dafür, dass er" - er deutete auf Isegrim - "nicht entwischt. Garm, du haftest mit deinem Leben für ihn!"
    Geändert von Isegrim (23.10.2017 um 20:18 Uhr)

  5. Beiträge anzeigen #165
    Kämpfer
    Registriert seit
    May 2016
    Beiträge
    370
     
    Isegrim ist offline

    Und wieder weg vom Wald ...

    Die Brüder hatten die Nacht vor Wind und Wetter und Blicken geschützt bei einer Felsgruppe am Wasser verbracht. Isegrim saß nur da, blickte ausdruckslos aufs Wasser hinaus, während sein Bruder weit mehr Gefühle zeigte. Leise fluchte und murmelte er, noch völlig überrascht von dem Angriff im Wald in der Nacht. Etwas, das seinen kleinen Bruder im Stillen nachdenklich machte: Für einen Ahnenkrieger und Veteran schien ihm die Attacke noch in den Knochen zu stecken, vielmehr als es einem Mann mit seiner Erfahrung gut zu Gesicht stand. Aber er sagte nichts, feixte und höhnte nicht. Warum auch? Seine Überlebenschancen waren gerade wieder deutlich gestiegen, trotz der gestrigen Versicherung Ragnars, ihn nicht einfach an Halfgar und seine Folter zu übergeben.
    "Was, bei Innos, war das?", fragte der Ahnenkrieger dann langsam und sah auf. Die Augen wirkten fiebrig. "Weißt du's?"
    "Echsenmenschen", gab Isegrim zurück, "Hier gab es vor ein, zwei Jahren noch einen wahrhaftigen Drachen, der mit diesen Kreaturen die Stadt Setarrif - Ethorns Sitz - zerstört hat. Nach dem Tod des Wyrms ... ist die schuppige Horde ohne Kontrolle, ohne Anführer. Eine wahre Pest. Einen von ihnen habe sogar ich kennen gelernt. Ein ganz widerliches Biest namens Blutauge."
    Ragnar sah ihn fragend an. "Als ich hier ankam", erklärte Grim, "Übernachtete ich in einem Heuschober. Ich hörte etwas, trat durch den Ausgang ... und hatte pures Glück, nicht von der Klinge der Echse geköpft zu werden. Noch größeres Glück besaß ich mit dem Dolch. Ich nahm dem Biest - mehr zufällig als gezielt - ein Auge."
    Sein Bruder nickte langsam, ja fast anerkennend. "Nicht schlecht", knurrte der Krieger, "Garstiger als Orks, so viel ist klar ..."
    "Ich hab mir damals in die Hose gepisst", unterbrach Isegrim ihn ungerührt, "Ganz einfach."
    Nun blickte der Bruder fast mitfühlend. "Als ich in dem Gemenge mit den Söldnern von Khorinis und den Clans gegen die Orks in unserer Heimat kämpfte, habe ich mir dermaßen in die Hose geschissen, dass ich dachte, ich wäre wieder ein Welpe. So ist das im Krieg und Kampf."
    Danach sagte keiner der beiden mehr etwas. Sie saßen einfach da, schauten aufs Wasser hinaus. Keiner blickte zum Waldrand in der Ferne hin. Wieso auch? Isegrim hatte die Theorie, dass die Echsenmenschen die Nacht vorzogen. Tagsüber wirkten sie behäbig und träge, nachts hingegen verschmolzen sie dank ihrer Schuppen mit der Dunkelheit. Auch ihre Augen mussten dafür geschaffen sein. Höhlenbewohner, wie es schien.
    "Und nun?", fragte er leicht heiser seinen Bruder. Irgendwie fürchtete er sich davor, Ragnar könnte auf seinem Plan beharren.
    Dieser seufzte. "Wir werden uns nach Thorniara begeben, Bruder. Nach wie vor bin ich Ahnenkrieger ... aber auch ein Ritter des Großreiches, als Oberhaupt unserer Familie ein Vasall Seiner Majestät.", antwortete der Hüne, "Deshalb wird dies unsere erste Station sein, Isegrim." Er blickte in Richtung Norden, an der Burg vorbei zu den Baumwipfeln des Bluttals hin. "Bis dahin hast du ... hast du Chance, mich zu überzeugen, dich zu begnadigen. Wir haben uns nie richtig kennen gelernt, jüngster Bruder. Vielleicht ist dafür nun Zeit."
    Ragnar schüttelte den Kopf. "Innos, vielleicht muss die Zeit dafür sein."

  6. Beiträge anzeigen #166
    Auserwählter Avatar von Joe Black
    Registriert seit
    Aug 2004
    Beiträge
    6.700
     
    Joe Black ist offline

    Auf den Strassen

    Kälte setzte sich in die Knochen der kleinen Gruppe während diese, unter der Führung des äusserst disziplinierten Gregor von Dornenschild, gen Mittagszeit einen weiteren Teil der Strecke zurückgelegt hatten.
    Joe hatte sich grösstenteils zurückgehalten und kaum mit dem Paladin gesprochen. Dies überliess er lieber Salazar, da dies auch deutlich besser zu ihrer Rollenverteilung passte. Und Kagan machte hier einen verdammt guten Job. Seine Mimik verriet keine Furcht oder Skepsis, kein Abscheu oder listigen Hintergedanken.
    Er schwafelte mit dem Paladin über den Orden. Die Gegebenheiten dieser Insel und erfuhr so einiges über die Echsenkriege und den grossen Kampf gegen den Drachen der hier eine Ewigkeit wütete und die Insel schier ins Verderben gestürzt hatte.
    Zum Glück marschierte Joe mit dem Esel hinter den beiden.
    Während er den Erzählungen des Paladins lauschte, plagten ihn Erinnerungsfetzen welche vor seinem inneren Auge aufblitzten und ihn immer wieder das Gesicht verziehen liessen.
    Er sah sich selbst auf einer Mauer stehen, den Körper in Blut der Echsen getaucht und sein Schwert immer und immer wieder auf diesem geschuppten Wesen einschlagend. Er sah Gesichter von Menschen die ihm scheinbar wichtig waren und ihn in diesem Kampf unterstützten.
    Er sah den Drachen wie er über eine Stadt mit goldenen Dächern flog und alles zerstörte was dieser Stadt Glanz verlieh.
    Und er hörte das stete Kichern und Sticheln Cherubaels….

    «Töte Ihn! Verbrenne den Bastard mitsamt den Statuetten. Awwwwww…. Wie wunderschön das Feuerchen lodern würde! Beliar wäre verzückt Black! Tu es! TU ES!!!!»


    Joe schüttelte den Kopf und versuchte ein emotionsloses Gesicht aufzusetzen. Salazar und der dreckige Paladin schickten sich an eine Rast einzulegen. Joe nickte den beiden stumm zu und führte den Esel an den Wegesrand. Vorsichtig, immer darauf achten die «kostbare» Ladung nicht in Gefahr zu bringen. Der Paladin entledigte sich seines Helmes und entblösste dickes braunes und schulterlanges Haar.
    Der Bastard war ein wahrer Schönling! Ein Paladin wie er im Buche stand… Joe hasste ihn mit jeder Faser seines Körpers…

    Er sammelte Holz etwas abseits der beiden in einem Stückchen dichten Wald.
    Er sah einen Hasen, etwas abseits ein Schwarm Blutfliegen die um einen Tümpel schwirrten und lauschte dabei dem unablässigen Befehl Cherubaels:

    «Töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn!!!!»

    «Halt endlich die Fresse! Er wird noch früh genug sterben!»

    «Töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn, töte Ihn!!!!»


    Als Black wieder am Rastplatz einkehrte und den Stapel Holz zu Boden legte und damit begann ein Feuer zu richten, unterhielten sich Salazar und der Paladin gerade über das Kastell.
    Der ehemalige Eliteassassine und Anhänger der dunklen Mächte spitzte die Ohren während er mit wölfischem Blick stier auf das aufgeschichtete Holz vor seinen Augen starrte. Die Klinge tief in den Brustkorb des Mannes zu stossen. Zu sehen wie das Leben aus den Augen des Paladins wich, während er das Schwert immer weiter in dessen Brust stemmte und den Blick eisern erwiderte….
    Ein Gefühl starker Erregung überkam ihn und er lächelte grimmig während er das Feuer entfachte.

  7. Beiträge anzeigen #167
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
    Registriert seit
    Jun 2014
    Beiträge
    71
     
    Salazar Kagan ist offline

    Am Lagerfeuer

    Es war das eine, Berichte von Tod und Zerstörung aus dem übersalzenen Sud schleimiger Gerüchteküchen zu entnehmen.
    Aber die selben Geschichten und Erlebnisse aus dem Munde eines Mannes zu erfahren, der sie wirklich erlebt hatte, das war eine deutlich andere Erfahrung. Gemäss ihrer unterschiedlicher Glaubensrichtungen hatte Salazar für den Paladin nichts übrig. In seiner glänzenden Rüstung stand er für alles was in Varant falsch gelaufen war. Der falsche Glaube, die falsche Mentalität. Doch mühte er sich, seinen Hass nicht diese Reise bestimmen zu lassen und zumindest die Erfahrungswerte des Paladins gut zu überdenken.

    Als Gregor vom zerstörerischen Angriff des Drachen auf Thorniara berichtet hatte, konnte Salazar beinahe soetwas wie Verständnis in seiner Brust spüren. Seine händlerische Fähigkeit, sich in seine Mitmenschen hineinzuversetzten, ihren Standpunkt zu begreifen und davon ausgehend seine Waren anzuspreisen erwiesen sich in solchen Momenten als kleiner Flucht.
    Black hegte keine solchen Sentimentalitäten. Er war ein Krieger, geschmiedet in Blut, Hass und Schmerz. Dem Paladin mochte er seine grimmige Miene als Zeichen der steten Aufmerksamkeit verkaufen können, doch Salazar erkannte die brennende Mordlust in den Augen des Elitekriegers. Ein Gefühl welches er im Moment nicht teilte, aber ebenso nachvollziehen konnte. Irgendwann würden sie sich dieses Kriegers auch entledigen müssen. Das war unumgänglich. Der Wüstenfuchs vertraute darauf, dass Black seinen Zorn bis zum richtigen Moment im Zaum halten konnte.

    Grade kam dieser wieder aus dem Wald gestiefelt, da Gregor eine Dikussion über die Schwarzmagier dieser Insel vom Zaun gebrochen hatte. Selbstverständlich war seine Meinung nicht die beste. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sich die Truppen Ethorns und Rhobars in brüderlicher Eintracht zusammengetan, um die Quaksalber und Scharlatane aus ihrer schwarzen Festung zu vertreiben, nur um dieselbige dann Stein um Stein abzutragen. Selbstverständlich war dergleichen niemals geschehen. Wie vom schwarzen Todesgott persönlich geschützt, lag das Kastell im südlichsten Teil der Insel, unantastbar für ein größeres Heer. Zumal es ein solches Heer auf Argaan nicht mehr zu geben schien. Die Kräfte der beiden verfeindeten Parteien waren aufgezehrt.

    Salazar musste nicht zu Joe hinüberschauen um den derzeitigen Gesichtsausdruck seines Kumpanen zu erraten. Die Pläne des Paladins, das Kastell in handliche Stücke zu zerlegen weckten den Gläubigen in Salazar und vertrieben jegliches diplomatische Verständnis. Aber die schiere Hasstirade des Kriegers war vielmehr eine gute Nachricht, stat eine Hiobsbotschaft. Das Kastell existierte nicht nur wirklich, verdammt nein, es war sogar intakt und höchstwahrscheinlich bewohnt! Der Beweis dafür, dass Joes Erinnerungen völlig akurat waren kam ausgerechnet aus dem Mund dieses Innosanhängers!
    Die beiden Beliaranhänger wechselten einen Blick. Black lächelte Salazar mit fast fiebrigen Augen an, Salazar erwiederte die Geste mit einem verstehenden Grinsen.

    Mittlerweile war es kühler geworden. Der Wind der ihnen von den schneebedeckten Bergen entgegenwehte war sogar beißend kalt und zwang die Wanderer dazu, sich näher um das Feuer zu gesellen welches ihnen zu dieser späten Stunde Schutz und Wärme bot. Salazar machte ihnen eine Flasche des Klosterweins auf, ein edler Tropfen von den Hängen des Archolos. Sowohl er als auch joe waren härteres Gewöhnt, doch sie mässigten sich und tranken nur um des Genusses willen. Fleisch hatte keiner von ihnen im Gepäck. Dafür schmeckte ein kurz über dem Feuer geröstetes Brot mit frischen Waldkräutern aber auch nicht übel.

    Salazar und Joe aßen kräftig, während der Ritter eine kleine Schale mit Fett über dem Feuer anbrachte. Der Schönling machte sich daran, einige Stellen seiner Rüstung mit dem kostbaren Moleratfett zu behandeln. Vorallem das Visir seines Helmes machte ihm Sorgen, wie er ihnen lachend verkündete. Gönnerhaft reichte er die Dose mit dem Fett an den sichtlich verblüften Joe weiter, damit dieser sein Schwert ein wenig pflegen konnte. Schließlich habe es dieses doch schon betage Stück Stahl dringend nötig.

    Unter der Erinnerung, wie und wo Joe eigentlich an das Schwert gelangt war, musste Salazar verhalten lachen. Er verschlang gierig den letzten Rest seines knusprigen Kräuterbrotes und wollte kurz austreten um sich zu erleichtern, als Gregor ihn Grob an der Schulter packte und wieder zu Boden drückte. Salazar blinzelte verwirrt und griff beinahe zu seinem Dolch. Er sah zu Joe, der mit einem fettigen Lappen über seine Klinge fuhr. Seine Hand bewegte sich langsam, die wilden Augen schweiften misstrauisch hin und her. Die Zeit gefror und der Wald um sie herum wurde plötzlich zu einem gewaltigen Chaos aus knackenden Ästen, kreischenden Vögeln und weit entfernten Echos. Salazar blickte in die Finsternis des Unterholzes, doch seine Augen vermochten nichts unter dem dichten Blattwerk ausfindig zu machen...
    Geändert von Salazar Kagan (02.11.2017 um 18:32 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #168
    Auserwählter Avatar von Joe Black
    Registriert seit
    Aug 2004
    Beiträge
    6.700
     
    Joe Black ist offline

    Am Lagerfeuer

    Etwas in der Ferne dröhnte hohl und klang dabei verdächtig wie ein Hornsignal. Das Rascheln der Blätter wurde lauter, das Knacken von Holz ertönte immer näher.
    Ein kehliges Knurren gesellte sich dazu und im wilden grün und braun der dichten Gestrüppe vor ihnen blitzte Stahl auf, auf den die Sonne reflektierte.
    Joes Muskeln spannten sich während er noch immer mit leicht gesenktem Haupt den fettigen Lappen über die Klinge wischte. Auch der Paladin hatte eine stramme Haltung angenommen, liess sich aber ebenfalls nicht wirklich etwas anmerken. Salazar hingegen konnte seine Angespanntheit hier schlechter verbergen.
    Dafür fehlte es ihm an Erfahrung und Routine im Geschäft des Krieges welches einem Krieger in solchen Situationen eine innere Ruhe verlieh. Sein Verhalten war jedoch nur zu menschlich und Joe dachte für einen Sekundenbruchteil daran, wie er damals bei seinen Anfängen war.
    Er hatte sich beinah täglich vor Angst in die Hose geschissen…

    Das Holz in den Flammen knisterte, dann zischte etwas aus dem Gestrüpp.
    Die Augenbrauen aller drei Männer schnellten nach Oben als diese erkannten, dass es ein Bolzen war. Dieser sauste auf den Paladin zu, prallte aber an dessen Brustplatte ab. Doch ehe der abgeleitete Bolzen den Boden berührte, stand Gregor von Dornenschild mit erhobenen Haupt und der glänzenden Klinge in der Hand auf den Beinen.
    Auch Black hatte sich erhoben. Instinktiv, einer Raubkatze auf der Jagd gleichend ging er in Kampfhaltung. Salazar hingegen verweilte in seinem Stand. Angespannt aber hellwach und voll fokussiert auf alles, was da aus den Büschen nahen konnte.
    Dann brüllte es kehlig, ein Wolf sprang aus dem Busch direkt auf den Paladin zu, dicht gefolgt von dem brüllenden Ork der eine grobkantige Klinge schwang.
    Ein weiterer Ork mit erhobener Armbrust schälte sich hinter ihm aus dem Gebüsch. Die Armbrust war nicht seine, dies zeigte sich aus der unbeholfenen Art der Haltung die er damit einnahm, aber er wusste sie zu nutzen.
    Der Paladin stellte das rechte, hinten stehende, Bein quer und sackte leicht mit der Haltung ein. Der Wolf flog wild mit dem Kiefer schnappend durch die Luft auf ihn zu, doch ehe er mit dem gerüsteten Streiter in Berührung kommen konnte, zog dieser mit einem eleganten und gekonnten Schwertstreich, gestützt aus der eingenommenen Haltung sein Schwert nach oben. Blut spritzte auf den dahinterstehenden Ork, es jaulte kurz und der Leib des Wolfes flog neben dem Lagerfeuer zu Boden.
    Schwer atmend aber definitiv sterbend lag er da und fiepste. Dies schien den Ork mit der Klinge nur noch wütender zu machen, was darauf schliessen liess, dass es sich hier ums ein Haustier handelte.
    Doch Gregor zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    Mit der Ausstrahlung eines Helden epischer Schlachten warf er sich in den Zweikampf mit der monströsen Kreatur.

    Aus einer ersten Starre des Erstaunens erwacht, schwang sich auch Joe in den Kampf.
    Er tänzelte mit zwei Sätzen an den entflammten Zweikampf vorbei und setzte zu einem Nierenstich bei dem Ork an.
    Das Vieh war jedoch bereits auf ihn fokussiert und schoss grunzend einen zweiten Bolzen ab. Der Bolzen war wohl auf den Kopf gezielt, flog aber recht tief gen Joes Becken. Dieser musste seinen Satz abbrechen und sich zur Seite werfen.
    Den Schwung nutzen machte er eine Pirouette um die eigene Achse und spurte dabei den Bolzen an seinem Hemd vorbei zischen.
    Seine Klinge sauste herab, wurde aber von dem Ork mit der Armbrust abgewehrt. Wuchtig riss dieser die zerstörte Fernkampfwaffe nach oben und zog so ach Black mitsamt Klinge etwas in die Höhe. Der Streiter Beliars knurrte und versuchte die Klinge ruckartig zu lösen, doch ehe ihm dies gelang, platzierte der Ork einen nicht weniger wuchtigen Tritt ins einem Magen. Die Klinge war somit gelöst, doch flog der Streiter nun selbst im hohen Bogen durch die Luft und landete hart auf dem erdigen Waldboden und japste nach Luft.
    Black verbannte den Schmerz aus seiner Wahrnehmung und gab seinen Muskeln den Befehl, jahrelang trainierte Manöver des Kampfes auszuführen.
    Doch ehe er erneut nach vorne schnellte , warf er einen suchenden Blick nach Salazar ins Geschehen…

  9. Beiträge anzeigen #169
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
    Registriert seit
    Jun 2014
    Beiträge
    71
     
    Salazar Kagan ist offline

    Am Lagerfeuer

    Orks!
    Salazar hatte mit vielem gerechnet. Aufrecht wandelnden Waranen mit gierigen Klauen, Dämonen der Schwarzmagier... aber als diese ihm nur zu vertrauten Geschöpfe aus dem Unterholz sprangen war er sowohl erleichtert als auch entsetzt. Erleichtert, weil es keine übernatürlichen Dämonen waren. Entsetzt, weil Orks im Zweikampf einem rasenden Dämon doch recht nahe kamen. Er hatte oft gesehen wozu ein ausgewachsener Ork in der Lage war. Einmal hatte er mit angesehen, wie ein Tempelaufseher einen Sklaven mit einem Hieb seiner Axt in zwei Teile gespalten hatte. Bilder die man nicht vergessen konnte.

    Nun waren diese Bestien bedeutend primitiver als jene die Salazar aus Varant kannte. Ihre Waffe, grob geschmiedet und zugleich zusammengeklaut aus der Beute ihrer Opfer. Doch in Kampfgeschick standen sie ihren festländischen Vertretern in Nichts nach.
    Noch bevor Salazar seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen hatte, waren die Ungeheuer bei ihnen. Stark und eisern wie eine alte Eiche hielt von Dornschild dem Ansturm eines Wolfes stand der auf ihn zu stürze, nur um sogleich den Zweikampf mit dem schwertschwingenden Ork zu wagen. Der Paladin agierte trotz seiner Rüstung flink und gerissen. Nicht jedoch so flink wie Black, der einem Schatten gleich auf den Schützen der beiden Gegner stürmte und diesen kurzerhand entwaffnete. Zwar wurde der Assassine brutal zurückgeworfen, dafür war die Armbrust jedoch zerstört. Salazar war so angespannt, das er kaum gemerkt hatte wie der Bolzen neben ihn in den Baum gefahren war. Die Erkenntnis tat nicht unbedingt zu seiner Beruhigung bei. Seine Soldatentage lagen einfach lange zurück.

    Doch durfte er seine Kameraden nicht im Stich lassen. Ein Sturzgebet an seinen Gott verlies stumm seine Lippen. Sollte einer von ihnen hier sterben, war es ohnehin Beliars Wille. Dann stürmte Salazar los, auf den Ork zu der Black soeben zu Boden geworfen hatte. Die Kreatur war nun ohne ihre zusätzliche Waffe. Grade versuchte Joe wieder auf die Beine zu kommen. Der Mann war nicht kleinzukriegen! Der Ork setzte ihm nahm, schlug in Joes gelenke Bewegung hinein und durchbrach seinen Versuch sich zu erheben. Salazar tauchte unter dem Schlag des Orks weg der seinem Kameraden galt, wollte seinen Dolch im breiten Rumpf des Orks versenken. Die Spitze schnellte auf die Achsel des Monsters zu. Der Ork reagierte jedoch geistesgegenwärtig, trat aus wie ein Esel und warf Salazar damit rücklings zu Boden. Der Aufprall lies seine Ohren klingeln, etwas zog dumpf in seinen Eingeweiden. Da war Joe endlich auf den Beinen. Der Anblick des stehenden Kameraden befeuerte Salazars Mut. Doch sein Kopf entschied, dass ihm das Aufstehen nicht so leicht fallen sollte wie diesem. Der Ork indes griff nach seiner Zweitwaffe im Gürtel, die er Joe entgegen halten wollte.
    Salazar kämpfe eher mit seinen Beinen, als das er die Klinge gegen den Ork erheben konnte. Joe indes stieß die Waffe des Orks nach oben wie dieser es zuvor mit seinem Gegner getan hatte, und gab dem haarigen Krieger dann einen groben Schlag mit dem Unterarm gegen das viel zu große Kinn. Der Ork wankte, schnaubte etwas auf Orkisch. Sein Fluch wurde erwidert von einem gewaltigen Brüllen, das unvermittelt abriss. Dumpf fiel etwas schweres ins Gras. Kurz darauf sackte von Dornschilds Gegner zuckend in sich zusammen.

    Blacks Gegner wagte einen Schritt zurück, als er es plötzlich mit zwei ausgebildeten Kriegern zu tun hatten. Dornschild näherte sich mit erhobenem Schild von rechts, Black umkreiste das Monster zu seiner linken. Der Ork reagierte auf das drohende Manöver mit einem weiteren Satz zurück, der ihn aus der Umkreisung retten sollte. Salazar fluchte als der Ork dabei fast über ihn gestampft wäre. Unter aufbegehrenden Schmerzen in seinem Bauch warf er sich zur Seite, jagte dabei instinktiv den Dolch in das erstbeste Stück Ork das er sah. Seine unfreiwillige Wahl fiel auf den Fuß. Der varantische Stahl ging durch das Fell, die Haut und zwischen den Knochen in den Boden. Der Ork jaulte. Als er vor Schmerz taumelte, blieb der Dolch im Boden stecken. Mit verdrehtem Bein und erhobener Klinge kippte der Ork wie ein nasser Sack nach hinten Weg. Dabei riss der Dolch aus dem Dreck heraus und die Bestie hielt auch ihre Klinge eisern umklammert.

  10. Beiträge anzeigen #170
    Auserwählter Avatar von Joe Black
    Registriert seit
    Aug 2004
    Beiträge
    6.700
     
    Joe Black ist offline

    Am Lagerfeuer

    Manchmal sind es Bruchteile von Sekunden welche über Leben und Tod entscheiden.
    Der der die Klinge einen Wimpernschlag schneller führt oder dessen Augen schneller das Gesehene verarbeiten kann, setzt zum finalen Hieb an.
    Der niedergestreckte Ork vor den Füssen des heroisch wirkenden Paladins dampfte sachte vor sich hin während dieser mit einem letzten Röcheln sein Leben aushauchte. Der Wolf, nur einen Schritt weiter links liegend, war schon etwas länger Tod. Und der letzte des Trios aus dem Walde?
    Nun, dieser spassige Geselle robbte auf Hand und Fussballen gestützt sitzend nach hinten.
    Sein Fuss blutete wie wild anhand der Wunde welche ihm Salazar mit mehr Glück als Verstand, aber mit einer ungeheuren Portion an Mut, zugefügt hatte. Bei Beliar, der Knabe hatte so verdammt viel Potential ein epischer Streiter des Dunklen zu werden! Doch kehren wir wieder zu dem wimmernden Ork zurück, der mit grossen, ja fast schon riesigen Augen entsetzt und verwirrt seine Widersacher anstarrte. Eisenschild, Schilde und Schwert erhebend haltend, stapfte grimmig dreinblickend und Gebete Innos rezitierend auf die Grünhaut zu. Joe hatte die Bestie flankiert, merkte aber, dass dies hier voll und ganz die Sache des Paladins war.
    Und verdammt sollte er sein, dem Streiter Innos eine weitere Kostprobe seiner von den Assassinen des Wüste gelehrtem Kampfwissen preiszugeben.
    So also verharrte er, gespielt vor Erschöpfung schnaubend, mit wachem Blick. Salazar schien die Finte zu erkennen, im Gegensatz zu Joe musste er aber keine Erschöpfung heucheln, sein Gesicht schien vor Schmerzen geplagt.

    «So also erheben sich die Diener der Flamme um mit Grossmut und Weitsicht zu handeln, wissend, dass die Stunde geschlagen ward als das Böse vom Licht getrieben zurück gen Dunkelheit verbannt!»

    Seine Klinge wirbelte durch die Luft und spritzte dabei Restblut auf den erdigen Boden. Der Streiter stapfte weiter, der Ork wimmerte:

    «Nein..Morra warten! Morra bekommen Schatz! Haben grosse Morraschatz für Morrakrieger! «


    Joe stutzte, der Ork wollte verhandeln. Selten ist man auf ein Exemplar dieser Kreaturen getroffen, welche nicht den Tod den Verhandlungen bevorzugte. Währe es nun an Black liegend, er hätte dem Ork Gehör geschenkt.
    Wer wusste schon welch epischer Wert der Morraschatz beinhalten würde…

    Doch Gregor blickte die Grünhaut nur abschätzig an.
    Ohne zu zögern wirbelte seine Klinge weitere Male durch die Luft, ganz so als ob der polierte Stahl diese damit reinigen könnte, und stapfte weiter auf seinen Feind zu.

    «Deine Seele möge brennen! Brennen und schreien in der dich salbenden Hitze auf das die Opfer deiner Weltlichen Existenz in den Ebenen der Unendlichkeit erlösend Aufjauchzen!»

    Der Wirbel hielt inne, der Paladin schloss die Augen. Seine Linke liess den Schild fallen und umschloss den Schwertknauf, welcher in der Rechten festgehalten wurde. Elegant führte er die Klinge beidhändig gestützt in den Brustkorb des Orks, welche diese wie Butter durchfuhr.
    Ein Röcheln war alles was man derzeit durch den Wald hallen hörte, wenig später brach die Gruppe auch schon wieder auf.

  11. Beiträge anzeigen #171
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
    Registriert seit
    Jun 2014
    Beiträge
    71
     
    Salazar Kagan ist offline

    Die Wege nach Stewark

    Dumpf rumpelte der Wagenkarren über den unebenen Waldweg der sie näher an Stewark heranbringen sollte.
    Salazar, beziehungsweise Beat Krähenfuß, saß oben auf und wachte mit Argusaugen darauf, dass der Esel trotz seiner Störichkeit nicht ihr Ziel aus den Augen verlor. Das Ereignis im Wald hatte das Tier, welches anfangs noch recht hörig gewesen war, offenbar umgestimmt. Immer öfter griff Joe Black alias Arne Müller auf das frische Gemüse zurück, um die Moral des Lasttieres zurück zukaufen. Sowohl der Assassine als auch ihr prächtiger Begleiter waren seit des nächtlichen Zwischenfalls nur um so wachsamer geworden. Salazar kämpfe sogar noch mit seinen schmerzenden Eingeweiden. Alleine das letzte Erleichtern im Wald hatte sich als ausgesprochen Schmerzhaft herausgestellt. Eine Angelegenheit die ihm ein wenig peinlich war. Andererseits auch verständlich. Im Grunde hatte er Glück das er noch am Leben war. Glück oder Beliars Segen auf seiner Seite. Eines jedoch war klar, noch einmal würde er sich nicht so unvorbereitet auf einen Gegner stürzen.
    Black alias Müller und der Paladin waren unversehrt aus dem Scharmützel herausgetreten. Die Orks waren keine wirklichen Gegner für sie gewesen, und bei genauer Überlegung schienen es auch nicht die besten Krieger gewesen zu sein. Der Wüstenfuchs erinnerte sich nur zu gut an das gebrochene Flehen des Orks. Von einem Schatz hatte er gemurmelt. Wahrscheinlich hatte er die gefledderten Überreste von ihren letzten Opfern gemeint. Oder gar einfach gelogen. Egal. Keiner von ihnen trauerte den Kreaturen auch nur eine Träne nach. Sie hatten ein wichtigeres Ziel vor Augen, auch wenn der Paladin die völlig falsche Vorstellung desselben hatte.
    "Ihr habt euch bei Innos einen vortefflichen Leibwächter ausgesucht Herr Krähenfuß." Ertönte Gregors kräftige Stimme unvermittelt und lenkte Salazars Aufmerksamkeit von dem Esel Weg. Der Varanter blinzelte verwirrt, wand den Kopf und nickte zustimmend.
    "Ich habe mit Echsenmenschen gerechnet. Wenn hätte ich da besseres an meiner Seite haben können, als ihn? Er ist mein bester Mann." Erwiderte Kagan knapp und richtete seinen Blick wieder auf den Esel, der sich mit röhrenden Lauten über seine Rolle in dieser Mission beschwerte.
    "Wo habt ihr das Kämpfen gelernt, Arne? Eurem Still nach seid ihr auf jeden Fall vesierter als die meisten Leibwächter, die kaum dazu Taugen ein Nudelholz zu schwingen." Die Stimme des Paladins klang ausgelassen, zumindest für einen Mann mit seiner harten Ausdrucksweise.
    Der Händler senkte den Kopf und sah scheinbar den Esel grimmig an. Die Frage sagte ihm nun nicht zu. Er vermied absichtlich einen Blick zu Joe hin, dem er zutraute, die Situation alleine zu meistern. Salazar dachte an dem Moment zurück, in dem Gregor den Ork hingerichtet hatte. Ja hingerichtet traf es tatsächlich. Der Gerüstete war aufgetreten wie ein heiliger Richter der einen Dämon in die lichtlosen Untiefen verbannte. Vermutlich würde er mit Ihm und Joe ähnlich verfahren, wenn er ihre wahren Motive kennen würde. Die Ritter in Varant hatten zumindest keinerlei Skrupel gezeigt, die Assassinen und Schwarzmagier wahllos hinzurichten und auszustellen
    Geändert von Salazar Kagan (13.11.2017 um 16:53 Uhr)

  12. Beiträge anzeigen #172
    Auserwählter Avatar von Joe Black
    Registriert seit
    Aug 2004
    Beiträge
    6.700
     
    Joe Black ist offline

    Die Wege nach Stewark

    Das sie vor wenigen Stunden noch mit orkischen Bestien gerungen hatten, erschien wie eine Geschichte vergangener Tage. Das Blut an den Klingen war bereits gesäubert, der Schrecken aus den Leibern verbannt. Doch eine weitaus düstere, fast schon an den Nerven zerrende, Anspannung hatte sich gebildet. Der Paladin, heroisch und stark, gutaussehend und verdammt nochmal im Kampfe begabt wie ein Streiter seines Ranges nicht anders nahezulegen war, stellte viele Fragen.
    Seiner Mimik sowie der widerlich süsslich freundlichen Stimme nach zu beurteilen, hegte er keinerlei Verdacht und fragte aus ehrlichem Interesse.
    Doch Joe spürte seine Abneigung dieser Farce zu glauben. Seine Instinkte riefen zur absoluten Vorsicht auf. Er kannte dieses Pack. Auch wenn seine Erinnerungen wie Traumschleier verwoben durch sein Kopf stoben, er kannte dieses Pack…

    Der Wüstenkrieger Bakareshs zuckte mit den Achseln und schenkte Dornenschild ein müdes Lächeln ehe er gespielt offen antwortete:

    «Hab viel von meinem Vater gelernt. Er hat in der Armee gedient ehe er sich mit meiner Mutter auf einem der Höfe niederliess und das Leben eines Bauern wählte. Von Kindesbeinen an, nach der Arbeit auf dem Felde versteht sich, hat er mich im Umgang mit dem Schwert trainiert.»

    Er und der Paladin marschierten nebeneinander her, beide blickten auf den Weg vor sich, gefolgt von dem Wagen welcher wiederrum unter der Obhut Salazars stand. Die Anspannung der beiden schien die Luft zu vergiften. Der Paladin schenkte Joe keinen Blick und stierte stur weiter auf den Weg, die rechte Hand ruhte auf dem Knauf seines Schwertes. Er entgegnete trocken aber mit kräftiger Stimme:

    «Soldaten die nach dem Krieg das Leben des Bauern wählen.
    Zu viel Leid zu sehen führt des Öfteren zu Zweifeln am Dienste Innos mein Freund.»


    Joe schluckte trocken. Was verdammt nochmal wollte der Paladin mit dieser Fragerei erreichen? Hatte er die Fassade der beiden durchblickt? Scheisse nochmal ja! Immerhin hatten sie gegen Orks gekämpft! Welcher beschissene Leibwächter eines einfachen Händlers aus dem Hafen würde sich gegen Orks stellen? Banditen ok, Molerats und anderes Getier, natürlich, aber verdammte Orks?

    «Keine Zweifel Gregor. Vater zog es auf das Land weil ich und meine Schwester geboren wurden.
    Er hat seinen Dienst verrichtet und wollte uns ein guter Vater sein.
    Der Dienst für den König stand bei ihm aber stets auf gleicher Stufe wie der Dienst an der Familie. Darum auch das Training mit dem Schwert. Sollte es hart auf hart kommen, dann sollten auch wir wissen wie man sich gegen den Fein erwehrt.»


    Der Paladin nickte. Er wandte sich seitlich und blickte zurück zu Salazar, alias Krähenfuss. Er lächelte ihn an und fragte amüsiert:

    «Und ihr hattet auf einem der Bauernhöfe nach Leibwächtern gesucht?»


    Joe konnte förmlich hören, wie Salazar trocken schluckte.
    Er war bleich im Gesicht und die Augenbrauen waren fast schon ängstlich nach oben gezogen. Er wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Joe kam ihm zuvor:

    «Natürlich nicht Gregor. Es war mein Weg, der zu Krähenfuss führte. Als junger Mann entsagte ich dem bauernleben und suchte mein Glück in den Städten. Das eine führte zum anderen und ich wurde Leibwächter.»


    Gregor von Dornenschild lauschte ruhig den Worten Arnes, liess aber den Blick nicht von Krähenfuss weichen. Ins einen Augen blitzte etwas auf, was Joe ein nur noch mulmigeres Gefühl bescherte.

    Die Anspannung war nun kaum noch auszuhalten. Der Paladin löste seinen Blick von Salazar, liess ihn ruhig zu Joe gleiten und dann wieder auf die Strasse vor ihm. Mit ruhiger aber deutlich kühlerer Stimme antwortete er:

    «Was für eine schöne und stimmige Geschichte….»

  13. Beiträge anzeigen #173
    Abenteurer Avatar von Sha ma Kel
    Registriert seit
    Oct 2015
    Beiträge
    51
     
    Sha ma Kel ist offline
    Reste eines Lagerfeuers, Spuren eines Wagens. Sha schnaubte verächtlich. Drei Morras, so hatten es ihm die Zeichen am Boden verraten, drei Morras hatten hier Ruhe gesucht. Nur drei.
    “BakaBarr.“, knurrte der Grünhäutige, während er sich die toten Oraks besah. Blutverschmiert, angefressen, stinkend. Sha spuckte aus. Drei Morra töten zwei Oraks und einen Wolf, Schande für die Ahnen, Schande für den Stamm. Sha drehte den toten Ork herum und grunzte. Die Tätowierungen im Nacken waren durch Narben und Schnitte verschandelt. Ausgestoßene, nutzloses Pack. Sha spuckte nochmals aus und ging.

    Dabei folgte er nicht der Spur des Wagens, sein Weg führte weg von den Städten der Morras. Er war viele Tage als Späher unterwegs gewesen, jetzt würde er dem Stamm folgen.

  14. Beiträge anzeigen #174
    Waldläufer
    Registriert seit
    Jun 2017
    Beiträge
    133
     
    Weyland ist offline

    Stewark

    "Wie ist das passiert?"
    Am Hafen der Stadt Stewark tummelten sich einige Fischer, fünf Wächter in den Farben der Stadtgarde, jedoch mit einem Emblem auf dem Panzer, der deutlich machte, dass sie auch dem Orden zugehörig waren, sowie ein Händler und sein Gehilfe, deren Schiff eine Meile entfernt vor Anker lag und die mit einem Ruderboot angelegt hatten. Im Wasser schwamm ein Leichnam. Festgebunden mit einem Strick um den Hals an einen Pfahl, an dem sonst Boote befestigt wurden. Aufgedunsenes Gesicht, angefressen von Krabben, Fischen und Möwen, die in sicherer Entfernung darauf warteten, wieder zurück zu ihrem Mahl zu kommen, welches so unwirsch von den Menschen unterbrochen wurde. Obwohl Weyland schon einiges gesehen hatte, ließ ihn der Anblick mit trockenem Mund und Übelkeit zurück. Es war Rodrik in all seiner verräterischer Pracht. Ein leises Stimmchen in Weys Oberstübchen gratulierte, nutzte imaginäre Hände zum Applaudieren. Die Ratte war am Schwanz festgebunden und ertränkt worden. Gerechtigkeit gab es also doch noch gelegentlich auf dieser Welt. Die Stimme der Logik hingegen, die schrie gehetzt Befehle, läutete Alarmglocken und fragte jede einzelne Gehirnwindung, wie es sein kann, dass der Mann, der Meilen von ihre entfernt in Sendar Verrat übte, plötzlich hier, ganz zufällig in Weylands Nähe, tot im Hafen liegt.
    "Du, Herr, kennst du den?", fragte ein Wächter, nahm den Helm vom Kopf und fuhr sich über das spärliche, schweißnasse Haar. Er war wohl Truppführer der anwesenden Soldaten, was bedeutete, dass ihm die Befragung oblag. "Du, ich rede mit dir!"
    Kurz schüttelte sich der Schmuggler, räusperte und antwortete heiser: "Nein, ich kenne ihn nicht. Nie gesehen. Ich bin zwar keine zarte Jungfer, aber bei Innos, wer tut so etwas?"
    Einen Moment musterte der Korporal ihn misstrauisch, ehe er wohl zu einem Schluss kam, seufzte und aus dem dicken Wachbuch an seinem Gürtel einen Flachmann zog, der dort fachmännisch zwischen herausgeschnittenen Seiten verborgen lag. Ganz offensichtlich ein prinzipientreuer Soldat. "Verfluchter Mist", knurrte er, trank, überlegte kurz und bot Weyland auch einen Schluck an. Dieser nahm ihn, ächzte kurz und fragte sich, ob das Gesöff entweder aus Beize oder den Innereien von Feuerwaranen gemacht wurde. "Das Ganze ist verfluchter Mist. Weißt du, Herr, vor einigen Jahren haben wir mit den Rittern des Ordens zusammen eine Bande von Kultisten ausgemerzt. Seitdem dachten wir ... das wir sowas nicht mehr sehen müssen. Grausam zugerichtete Leichen, kein Mörder weit und breit." Der Truppführer trank erneut, schmatzte. "Früher war alles einfacher. Irgendwie. keine Kultisten, keine gedungenen Mörder. Da wurden anständige Totschläger an den Galgen gebracht. Diebe, Schmuggler" - Wey hüstelte unbemerkt - "Wilderer und so Zeug. Da war alles klar, da brauchte es nur stabiles Holz und ein ordentliches Hanfseil. Jetzt? Seit sieben Jahren etwa? Allerlei abgedrehter, übernatürlicher Mist. Seit ... Götter, seit in Myrtana der Krieg für die Menschen entschieden wurde."
    Der Mann verstaute den Flachmann, nickte Weyland zu und herrschte seine Männer an, den Leichnam aus dem Wasser zu fischen. Die Fischer wurden mit Stößen und Flüchen verjagt, der Händler jedoch höflich weg komplimentiert. Weyland machte sich ebenso dünne, traf jedoch auf zwei Männer, deren Anwesenheit - gemeinsam! - ihn überraschte und verunsicherte. Rag, sein Leibwächter, und Damien, der unbankierhafte Bankier.
    "Ah, Herr Weyland, genießt du auch die frische Brise?", fragte der schwarz gekleidete und nahm einen tiefen Atemzug, ließ sich den Verwesungsgestank des Toten dabei nicht mit einer Miene anmerken. "Kleiner Hafen, eigentlich eher ein Steg. Es gab mal richtige Pläne, scheiterten aber allesamt am Baron und seinen Geschwistern. Der Orden ... könnte, hat aber einfach nicht das Geld und die Zeit dafür. Wäre ja auch eine undankbare und anstrengende Aufgabe." Er schaute sich zweifelnd um. "Und größer als der in Thorniara, einige Meilen nördlich von hier, würde er eh nicht werden. Alleine die Materialkosten, all die Holzstämme, die man da draußen ins Wasser rammen müsste, all die Schüttmasse ..."
    Weyland lachte trocken auf. "Ich habe keine Zeit für Fachgeschwätz über die Baukunst.", knurrte er, "Was willst du, Damien? Und du, Rag, dich habe ich einige Zeit nicht gesehen ..."
    Der rothaarige Hüne hob nur die Schultern. "Ich habe den Herrn ... Damien bei einem Projekt unterstützt. Ein rentables Projekt wohlgemerkt. Ich habe etwas für ihn erledigt, deshalb war ich einige Zeit nicht in der Stadt. Das Ergebnis siehst du ..." Er verzog das bärtige Gesicht. "Pfui, da haben ja recht schnell die Hechte dran rum geknabbert, an dem guten, alten Rodrik. Na ja, er ist das Ergebnis."
    Weylands Blick huschte von der Leiche, die nun auf dem steinernen Pier lag, und dem Nordmann hin und her. Aber ja, er hatte recht. Rodriks untere Körperhälfte war ein wahres Gelage für die Fische gewesen. Kein angenehmer Anblick.
    "Du warst das? Du hast ihn getötet?", fragte er langsam, "In seinem Auftrag?"
    Damien lächelte schmal. "Ich dachte das ist in deinem Sinne, Herr Weyland."
    "Sicherlich. Aber ich wollte es selbst erledigen." Der Schmuggler spuckte aus. "Aber die Mittel ... die Männer der Krähe, Rodrik stand doch sicherlich unter seinem Schutz."
    Rag lachte hämisch auf. "Die Kollegen von Herrn Damien besitzen ebenso weitreichende Kontakte, Boss. Um ehrlich zu sein ... ich habe ihn nicht einmal kalt gemacht. Als ich in Sendar eintraf, führten mich einige schlicht schwarz gekleidete Gestalten in ein Lagerhaus am Hafen, in dem Rodrik blutig geprügelt zwischen all den Fässern und Kisten hockte. Ich befragte ihn, hm, eingehend. Ließ alles mitschreiben. Die Mitschrift befindet sich in unserem Unterschlupf. Jedenfalls reiste ich einige Tage danach ab, während man mir versicherte, Rodrik alsbald nach Stewark zu schaffen." Er lachte erneut. "Und wie du siehst, Boss, da ist der Verräter."
    Damien nickte zustimmend. "Dank, Herr Weyland, wäre dem offensichtlichen Misstrauen vorzuziehen."
    "Danke", presste der Schmuggler hervor. "Dann verabschiede ich mich erst einmal. Die Mitschrift ... lesen. Rag, kommst du?"
    "Entschuldige, Boss, muss noch etwas mit dem geehrten Herrn Damien besprechen. Komme nach."
    Weyland riss sich sichtlich zusammen, seinem Leibwächter nicht den Kopf vom Halse zu reißen. Er wandte sich nur ab und ging davon, vor Wut heißer kochend als Innos' Sphäre.

  15. Beiträge anzeigen #175
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
    Registriert seit
    Jun 2014
    Beiträge
    71
     
    Salazar Kagan ist offline

    Nahe Stewark

    Joe war ein Meister in der Kunst der Täuschung und der Lügenmärchen.
    Salazar kam nicht daran vorbei seinem Weggefährten für seinen scharfen und schnellen Geist innerlich Respekt zu zollen. Das Schauspiel welches er hinlege war eine Meisterleistung. Doch der Wüstenhändler ahnte bereits, dass jedes noch so gute Täuschungsmanöver Gregor nicht mehr beeindrucken würde. Als Händler kannte er den starrenden Blick eines Mannes, der einen herausforderte, prüfte und im Stillen sein Urteil fällte. Der Varanter musste kein Meister der Schlussfolgerung sein um zu erkennen, dass der Paladin sie durchschaurt hatte. Gregor war klar das sie ein doppeltes Spiel trieben! Salazar konnte nicht sagen wie und wann der Paladin dahinter gekommen war. Vielleicht war die ganze Begleitermission von Anfang an eine Farce gewesen. In die Wege geleitet vom Orden persönlich, um Informationen aus ihnen heraus zu pressen. Welchen Verdacht Gregor hegte war jedoch unklar. Aber die Angelegenheit konnte nichts Gutes bedeuten.

    Es bedurfte nicht mehr, als eine weitere, dichtbewucherte Biegung zu passieren, und die kleine Stadtfeste kam bereits in Sicht. Stewark war ein beeindruckendes Meisterwerk argaanischer Baukunst. Errichtet auf den Klippen des Meeres, war der Landzugang der Stadt bereits vor jahrhunderten von den reißenden Wellen vernichtet worden. Nur eine Zugbrüche ermöglichte ein Eintreten. Es war klar, dass man diese Stadt nur mit Mühe und viel Geduld würde erobern können. Um eine Belagerung kam ei n Feldherr nicht herum. Eine lange, verlustreiche und kostspielige Belagerung. Salazars Blick wechselte zwischen dem Paladin und der Stadt hin und her. Die Stadt kam für seinen Geschmack viel zu schnell nahe. Die nervöse Trockenheit seines Mundes lies ihn immer wieder mit der Zungenspitze befeuchtend über die Lippen fahren. Es war unwahrscheinlich dass Gregor sie noch vor der Stadt konfrontieren würde. Aber er würde sie konfrontieren, dessen war Salazar sich ziemlich gewiss. Er selbst wusste natürlich nicht dass dereinst in Stewark ein Beliarkult sein Unwesen getrieben hatte und dass die dortigen Wachen durchaus nicht mehr zimperlich waren wenn es darum ging, Verbrecher und Ketzer festzusetzten und zum singen zu bringen. Wohl aber konnte Salazar sich vorstellen, dass Stewark, ebenfalls unter den Griffeln des myrtanischen Reiches, genügend Verstärkung an Wachen bot, die bei einem stummen Fingerzeig des Paladins keine Sekunde zögern würden zu handeln.
    "Seht, wird sind bereits kurz vor unserem Ziel angelangt." Verkündete er und zwang sich zu einem Lächeln dass dem Paladin galt.
    "Ohne eure Unterstützung hätten wir es niemals geschafft, Sir Gregor."
    "Schwert und Schild des Ordens galten schon immer dem Schutz der Schwachen und der Gläubigen. Als Paladin ist es meine Pflicht, der Schild zwischen den Schwachen und den Dämonen zu sein, und das Schwert, welches die wahre Gerechtigkeit bringt und die Urteile Innos vollstreckt."
    Gregor lächelte besonnen, den Griff um den Knauf seines Schwertes geschlungen.
    "Ich Tue also nur meine Pflicht. Ihr braucht mir nicht zu danken, Herr Krähenfuß..."
    "Werdet ihr auch für den Schutz der Statuetten während der Ausgabe Sorgen, Herr?"
    "Ich werde meinen Dienst hier sollange ausüben, wie mir von Innos und dem Orden aufgetragen wurde."
    Eine Nichtssagende Antwort, die Salazar und Joe jedoch bereits alles sagte...

  16. Beiträge anzeigen #176
    Waldläufer
    Registriert seit
    Jun 2017
    Beiträge
    133
     
    Weyland ist offline

    Stewark

    Vorsichtig öffnete der Schmuggler die Tür zu dem Keller, in dem er seit einem Monat hauste. Lazlo - sein Kontakt in Stewark - verlangte kein Geld dafür. Wohlwollend, wie er selbst stets beteuerte, grundsätzlich jedoch nur, weil er Angst davor hatte, dass der Schmuggler ihn entweder eigenhändig erschlagen oder der Wache ausliefern würde. Wieso? Da Lazlo ein angesehener, wohlbekannter Kaufmann in der Stadt war, hatte er oft Zugang zum Baron und konnte Sitzungen seines Stadtrates beiwohnen, während der Adelige entweder fleischlichen Gelüsten oder irgendwelchen anderen Genüssen frönte. Zudem besaß er ein wirklich akkurates Gedächtnis, konnte sich an alles erinnern, was gesprochen wurde. Und dies nutzte er für seinen eigenen Vorteil, unbemerkt, hinter den Kulissen, beeinflusste er so den Handel in der Stadt und dem Umland. Irgendwann war er an den Schmuggler Weyland geraten, der hatte alsbald sein Geheimnis gelüftet und ihn damit erpresst. Das Schicksal in dieser Welt war ein ganz böser Mistkerl. So lebte Wey in Stewark, ohne dafür großartig aufkommen zu müssen. Ein schönes Leben, selbst in einem Keller. So trat er also ein, sah sich um, fast paranoid auf Gefahren oder Veränderungen achtend, ging zum Tisch und sah auf das Notizbüchlein herab. Er fluchte lautlos. Lesen war absolut nicht seine Stärke ...

    Verhör des Gefangenen Rodrik Gunjardsson am Freytag, den ... in Sendar, Insel Korshaan

    Er überflog die ganzen nichts sagenden Dinge, die auf den ersten Seiten geschrieben standen. Daten, Uhrzeiten, Anzahl der Bewacher. Erstens konnte er mit den meisten Zahlen wenig anfangen, zweitens interessierte ihn der Inhalt der Befragung, nicht das Drumherum.

    Mitschrift der Befragung in Anwesenheit des Herrn Rag aus Stewark

    Wer ist die Krähe, Rodrik? Sag es mir, ich kann dich hier herausholen.

    - Ich spuck auf dich, Rag, ebenso wie auf diesen Hurensohn Weyland. Du weißt ebenso gut wie ich, dass er jeden unter sich wie Dreck behandelt, schon immer, selbst damals als wir noch Rebellen waren, verdammt! Du weißt, wie spielerisch einfach er angebliche Getreue opfert und Seiten wechselt. Er war Orksöldner, Rag, hat geholfen, seine eigene Rasse zu versklaven!

    Und ich war seinerzeit an Überfällen auf Orks und Rebellen beteiligt, in jener einfachen Zeit. Was macht das schon? Vergangenheit, wen schert es heute noch, was du vor zehn Jahren getrieben hast? Und du, Rod, warst auch nicht unbedingt das zarte, unschuldige Blümchen, welches du hier gerade so verzweifelt gibst. Schreiber, pah!

    -Ich war nur Schreiber, Rag! Für die Rebellen, für den König!

    Ja, und hast mit deinen Schriften mehr als einmal über Gedeih und Verderb von unschuldigen wie schuldigen Menschen entschieden. Ich habe oft genug davon gehört, dass dieser oder jene Rebellenführer an dich heran trat, dich bat oder dir befahl, Listen zu ändern. Nur fünf statt zehn Gefangene, die verlegt werden. Die fünf gestrichenen? Wurden massakriert, zum Zeitvertreib, aus Hass oder einfach weil diese Rebellen, die du so hoch in Ehren hältst, zum Schluss auch nicht besser oder schlechter als die Söldner waren. Also spar dir dein moralisches Geplänkel. Ich spucke darauf wie auf jede andere Ethik, das solltest du wissen. Also nochmal: Wer ist die Krähe?

    (Der Gefangene schweigt eine Minute. Herr Rag starrt ihn nur geduldig an.)

    - Bitte, Rag, ich kann und darf nicht.

    Du darfst nicht? Du kannst nicht? Ich war stets gut in solchen Verhören, nur meist nie sanft. Ich frage dich also noch einmal im Guten, wissend, dass du kannst und darfst: Wer ist die Krähe?

    - Götter! Er ist der, dem jeder Verbrecher, Hehler, Räuber, Bandit und Schmuggler auf dem Festland Rechenschaft schuldig ist. Und nicht nur dort. Khorinis, Drakia, die Inseln, angeblich reichen seine Klauen bis nach Gorthar. Er ... ist die Unterwelt.

    (Herr Rag lacht auf. Der Gefangene zuckt zusammen.)

    Ich will keine Märchen hören, Rodrik. Fakten, klare Fakten. Das war doch immer dein Metier, nicht Sagen und Legenden. Niemand hat so weitreichenden Einfluss außer Könige und Fürsten. Gorthar? Ha, lächerlich. Einfach abwegig.

    - Glaube mir! Er ist so mächtig. Ich habe nur einen seiner Kontakte getroffen, Rag, und da habe ich mir schon fast in die Hosen gemacht. Ein unscheinbarer, höflicher Kerl.

    Weyland fluchte laut. Ein ganzer Abschnitt der Mitschrift war dick geschwärzt. Er tobte einen Moment, ließ die Faust auf den Tisch niederfahren, ehe er mühevoll weiter las, da, wo es wieder lesbar wurde.

    (Der Gefangene ist blutüberströmt, kaum bei Bewusstsein.)

    Warum hast du Weyland hintergangen? Uns hintergangen, Rodrik?

    - Der Kontakt sagte mir, dass ... dass er Weyland kennt.

    Wer? Der Kontakt oder die Krähe?

    - Die Krähe kennt ihn. Ihre Wege kreuzten sich, jedoch nicht auf gute Art und Weise. Wer oder was die Krähe auch ist, die ganze Geschichte mit Weyland ist was Persönliches. All dem ehrenhaften Verbrechertum zum Trotz, ist die Fehde mit Wey ein simpler Rachefeldzug, an dessen Ende sein hässlicher Schädel auf einer Fahnenstange steckt, die Augen von der Krähe ausgepickt.

    Woher kennen sie sich? Sag schon, Rod, und ich schwöre ich befreie dich.

    - Der Kontaktmann ... er erwähnte nur Gift am See. Weyland würde wohl wissen, was damit gemeint ist.

    Die restlichen Protokolle las der Schmuggler nicht mehr, denn er hatte das Büchlein gepackt und gezielt in die Feuerstelle geworfen, wo es aufflammte und verbrannte. Gift am See, verdammt! Welcher See und welches vermaledeite Gift? War das nur zeitschindendes Gerede Rodriks gewesen ... oder ein ernst gemeinter Hinweis, eine Erinnerung an ein vergangenes Treffen? Weyland schüttelte den Kopf, flüstere leise, immer wieder "Nein, nein, nein."

    Gift? Hatte er nie genutzt, niemals. Zu keiner Zeit. So viel Ehre und Stolz besaß er seit seiner Jugend, dass er jedem Feind offen gegenüber trat. Gift war die Waffe des Feiglings, der Frauen und Quacksalber, nicht aber von Männern! "Rodrik hat gelogen, ganz klar. Ich bin keinen, verfluchten Schritt weiter, Götter!", rief er aus, suchte sich eine Flasche mit Schnaps, entkorkte sie, trank, spie aus, überlegte einen kurzen Moment und warf sie gegen die Wand, innerlich vor Zorn tobend.

    "Du willst es persönlich haben, Krähe? Na gut, dann bekommst du es auch! Ich schwöre dir, ich finde dich, reiß dir den Kopf ab und stecke ihn auf die höchste Spitze der Königlichen Burg in Vengard, bei Innos!"

  17. Beiträge anzeigen #177
    Auserwählter Avatar von Joe Black
    Registriert seit
    Aug 2004
    Beiträge
    6.700
     
    Joe Black ist offline

    Nahe Stewark

    Abgespannt blickten sie über die weiten, grünen und saftigen Ebenen die da vor ihnen lagen.
    Die Strasse führte nach Westen kringelnd hinauf zur Brücke, welche die Verbindung zur Feste sicherte.
    Lange würden sie nicht mehr zu marschieren brauchen um sie zu erreichen.
    Black brauchte keinen weiteren Blick mit Salazar zu wechseln. Er wusste, dass sein Gefährte ebenso wie er verstand, dass Gregor von Dornenschild ihre Fassade durchblickt hatte. Somit war Stewark keine Option mehr. Stewark bedeutete Tod, Folter oder Kerker oder alles zusammen….
    Es galt also einen Ausweg zu finden und die Scharade solange aufrecht zu erhalten, bis dieser Ausweg gesichert war.
    Doch bei den Göttern, wie sollte dieser beschissene Ausweg aussehen? Sie marschierten auf den Strassen des falschen Königs zu einer Feste voller treuer Streiter Innos. Begleitet von einem Paladin der seiner Zunft alle Ehre machte.

    «Lass Salazar zurück, du brauchst ihn nicht. Nutze ihn! Eine Finte wie in den guten alten Zeiten.»


    Die Stimme Cherubaels säuselte süsslich durch Joes angespannte Gedanken.
    Er schüttelte grimmig den Kopf und rümpfte die Nase. Sein Blick huschte zum Paladin und wieder zum Karren. Die Fracht war wertig. Der Paladin hatte den Auftrag sie zu schützen. Würden sie fliehen, würde er die Fracht wohl kaum ungeschützt zurücklassen…

    «Ach komm schon Joe! Er ist nicht der erste Gefährte der von dir hintergangen wird…»

    Bilder von Gesichtern die Black vertraut schienen flackerten vor seinem inneren Auge.

    «…. Täusche einen Angriff an. Er mag dich, er wird dir folgen und für dich sterben…»

    Wieder schüttelte Joe, nun aber energischer, den Kopf. Ganz so als könne er die Stimme des Dämons damit vertreiben.
    Cherubael kicherte als Antwort hämisch vor sich hin.
    Der Paladin hingegen schenkte Black einen durchdringenden Blick, ganz so als ob er den Dämon in dessen Seele zu erkennen vermochte.

    «Geht es euch nicht gut ARNE?» fragte er trocken.

    Black schenkte ihm ein müdes Lächeln und entgegnete ebenso trocken:

    «Nur Müde Gregor…nur müde.»

    Der Paladin nickte und rümpfte zum ersten Mal seit er sie begleitete die Nase.
    Salazar war inzwischen vom Esel abgestiegen und marschierte neben dem Wagen her, den Blick hielt er dabei leicht gesenkt um seine Anspannung nicht preiszugeben. Doch verflucht, die Anspannung konnte von keinem der dreien mehr verborgen werden. Es würde knallen, doch wann und wo war nicht absehbar.

    «Wisst ihr, ich selbst bin schon viele Jahre im Dienste Innos.
    »

    Die Stimme des Paladins bohrte sich scharf und kalt in ihre Knochen.

    «Ich war nicht immer auf Argaan stationiert. Ha! Nein nein. Meine heroischsten Geschichten schrieb ich in der Wüste Varants…»

    «Er weiss es Black! Er weiss es! Los, flieh! Opfere Salazar und flieh verdammt!»


    «…… Ich habe meine Zeit vor der Weihung zum Paladin als Soldat der Armee ind er sengenden Hitze verbracht und Anhänger Zubens gejagt. Pah, Jahre haben wir geopfert und viele gute Männer…
    Doch diese Bastarde, Anhänger Beliars, böse durch und durch.
    Sie waren nicht zu stoppen. Die besten ihrer Krieger, Assassinen genannt, waren eine echte Herausforderung.
    Wendige und gerissene Streiter. Tänzer des Blutes haben wir sie genannt.
    Ich meine…. diese Irren liebten und verehrten den Tod. Die besten unter Ihnen waren in der Kasbah zu finden. Sie gehörten der Elite an. Einem ganz eigenen Kult welche sich als Werkzeuge des Todes betrachteten, die nur existierten um den Willen ihres Herrns umzusetzen.»


    Das Atmen viel Joe schwer. Die Stimme Cherubaels brüllte durch seinen Kopf. Er musste kämpfen. Er musste kämpfen und den gerüsteten Paladin erschlagen. Doch seine Klinge war kein Werkzeug des Todes welche einem solchen Kampf würdig war. Und er hatte keinerlei Rüstung. Die Chancen standen mehrt schlecht als recht.

    «Diese Elitekrieger wurden beinahe komplett von uns ausgelöscht. Getilgt von Antlitz unserer Welt um das warme Lächeln unseres Herrn wieder durch die Dunkelheit der Verdorbenheit Varants leuchten zu lassen…
    Doch wissen wir, dass einige von ihnen überlebt haben. Wisst ihr, diese Bastarde sind wahre Meister der Täuschung und haben weder Moral noch andere Wertvorstellungen. Mein bester Freund könnte einer von ihnen sein, wenn die Maskerade stimmte… Aber ihre Kampfkunst, harr, die ist unverkennbar….
    Und sie alle tragen dieses Mal am Unterarm…»


    «JOE VORSICHT!!!!» kreischte Salazar seinem Gefährten warnend entgegen.

    Doch der Paladin hatte sich bereits unglaublich schnell zu Joe gewandt, dessen Arm ergriffen und nach oben gerissen, so, dass der Hemdärmel nach hinten rutschte und das Totenkopftattoo entblösste welche Joes wahre Herkunft bezeugte.
    Es waren keine weiteren Worte mehr nötig. Wie zwei Bestien gingen die beiden Streiter aufeinander los. Der Paladin versetzte Black einen Schlag mit seiner gerüsteten Faust. Black strauchelte zurück und sah Sterne, genügend Zeit für den Streiter Innos seine Klinge zu ziehen. Black knurrte immer noch nach hinten strauchelnd und zog etwas unbeholfen ebenfalls die Klinge.
    Gregor von Dornenschild schien wie ausgewechselt. Die Ruhe, die seiner Person innewohnte selbst im Angesicht der Orks, war wie weggeblasen.
    Hier und jetzt kämpfte er gegen seine Nemesis. Einem wahren Streiter Beliars! Hass stand ihm ins Gesicht geschrieben und er keifte schäumend:

    «Ich hatte es von Anfang an im Urin Arne! Du und dein Begleiter, ihr werdet beide durch mein Schwert geläutert! Bei Innos, und wenn es das letzte ist, was ich im Dienste für meinen Herrn tun werde, ihr sterbt hier und jetzt!!!»

    Black hatte sich derweil wieder gefangen und nahm eine standfeste Kampfhaltung an. Seine Klinge beschreibe einen Halbkreis und er spuckte ins knöchelhohe Gras. Dann grinste er den Paladin an und entgegnete schelmisch:

    «Weisst du was das Problem bei euch beschissenen Rosaröckchen ist Gregor? Eure noch beschissenere Loyalität zu euren Credos und Heiligtümern!»

    Er nickte zum Wagen, Gregor folgte der Weisung und erbleichte. Salazar der schlaue Fuchs hatte die Gespräche und die darauf folgende Auseinandersetzung der beiden genutzt und den Wagen in Alkohol getränkt und angezündet. Das Feuer breitete sich zwar nur langsam aus, aber es würde den ganzen Wagen erfüllen wenn niemand einschritt.

    «Nun Gregor von Dornenschild, du hast die Qual der Wahl. Kämpfe gegen uns beide und verliere die kostbare gesalbte Fracht auf die die Menschen, ja wahren Gläubige Stewarks so brennend warten, oder kümmere dich um deren Rettung, wissend uns beide dabei zu verlieren. Doch lass mich dir eins in Erinnerung rufen. Wir Assassinen sind wendige und listige Krieger. Der Kampf wird, egal wie er endet, zu lange dauern um die Fracht zu retten.»

    Gregors Gesicht mutierte zu einer Fratze des Hasses. Die Klinge ins eine Hand zitterte und Joe spürte wie sehr er sich seinen Tod wünschte. Doch er sah auch Erkenntnis in den Augen des Streiters aufblitzen. Er hatte die heilige Aufgabe die Fracht zu beschützen. Joe und Salazar waren ein Problem, eine Sünde, ein Schandfleck. Doch ihr Tod würde nicht heute kommen.
    Wütend und kreischend wandte er sich von Black ab und marschierte gen Wagen um diesen mit aller Kraft anzuheben, in der Hoffnung die Ladung so heraufzubefördern ehe sie in Flammen aufging.
    Joe und Salazar brauchten keine Absprache, keine Zeichen, nichts. Sie rannten wie besessen gen Wald.

  18. Beiträge anzeigen #178
    Adventurer Avatar von Salazar Kagan
    Registriert seit
    Jun 2014
    Beiträge
    71
     
    Salazar Kagan ist offline

    Wilde Flucht

    Jeder Schritt in Richtung Stewart hatte die Anspannung der Gruppe anfeuert wie syranisches Öl in einem Schmelzoffen.
    Gregor machte aus seiner Verachtung kaum noch einen Hehl, obwohl er sie gut in seiner Anekdote zu verbergen wusste. Gekonnt bespuckte er die Elite der varantischen Wüste, denunzierte ihre Krieger und Gläubige als verachtenswerte Irre die er nur zu gerne in den Staub getreten hatte.
    Salazar hatte Joes Gesichtszüge öfter und öfter entgleiten gesehen. Auch er spürte den brennenden Zorn in sich aufsteigen. Zugleich rasten seine Gedanken. Vom Karren herabgestiegen ruhte seine Hand in der Nähe des mikrigen Dolches, als könnte er den Panzer des Paladins auch nur damit anritzen wenn es hart auf hart kam. Als der Varanter Joe grinsend den Kopf schütteln sah, erwartete er schon das der Assassine sich einfach umwandte und den offenen Kampf suchte um den Bastard zum Schweigen zu bringen. Ein hoffnungsloses Unterfangen. In seiner Blechbüchse war Gregor beinahe unantastbar. Das Gewicht schien ihn nicht zu stören und schränkte ihn in seiner Beweglichkeit nur wenig ein. Die Schmiede der Myrtaner waren wahre Meister. Salazar sah für sie keine Chance im Kampf. Erst recht nicht, wenn sie die Stadt schon erreicht hatten und dem Innosler ganze Kohorten an Verstärkung zur Seite standen. Etwas musste jetzt passieren! Rasch!
    Fieberhaft hatte Salazar den Blick auf ihre kostbare Fracht geworfen. Dem Instinkt des Händlers in sich widersprechend war eines zum anderen gekommen. Er wollte zur Tat schreiten bevor es zu spät war, da sah er die Han des Paladins zucken. Es war klar worauf Gregor hinaus wollte! Dieser Hundesohn wartete gar nicht erst auf die Verstärkung!

    "JOE, VORSICHT!" Warnte Salazar. Zu spät. Brutal hatte Gregor das Zeichen der Assassinen auf Joes Unterarm offenbart. Das Zeichen der Männer, die der Paladin persönlich viele Jahre bekämpft hatte. Die gepanzerte Faust Gregor traf Black mit aller härte. Von jeglichem Zweifel befreit griff der Gerüstete ohne zu zögern nach seiner Klinge. Als sie auf joe hernieder fuhr, hatte dieser dem Paladin bereits sein Breitschwert entgegen gestreckt. Klirrend stieß Stahl auf Stahl.
    Salazar verfluchte Innerlich jeden Paladin von hier bis in den hohen Norden, lies die Hand vom Dolch ab und sprang mit einem Satz auf die Ladefläche des Wagens. Er zog das Tuch von den dickbäuchigen Weinfässern, rammte seinen Dolch in den Deckel des erstbesten Fasses und hebelte und zerrte bis das Holz mit einem aufächtzenden Knarzen aufsprang. Salazar stieß das Fass mit dem Fuß um. Der Wein tränkte ihre kostbare Fracht. Entschlossen zog Salazar einen Feuerstein aus seiner Tasche und schlug diesen so oft an die Klinge seiens Dolches, bis ein Funke entsprang und Freudig den Geschmack des Weins kostete. Fauchend entflammte der Alkohol und setzte den Wagen in Brand. Der Esel, ohnehin schon der Leidtragende in dieser Geschichte, schrie verzweifelt und in Todesfurcht auf als die Flammen an dem Wagen zehrten. Salazar schenkt dem Viech keine Beachtung. Er spang vom Wagen, ehe die Flammen nach seinen Kleidern gieren konnten. Joe hatte sofort bemerkt was er getan hatte und zögerte nicht, den Paladin ebenfalls auf das Inferno aufmerksam zu machen.
    Joe erpresste den Krieger mit gekonnten Worten. Überflüssig. Der Streiter hatte seine Wahl bereits getroffen. Offenbar waren ihm zwei töte Beliargläubige nicht so wichtig, wie die kostbare, gesegnete Fracht von Innos Gnaden. Von Joe ablassend stürmte er zu dem Karren und tat was nötig war um so viele der kostbaren Statuetten zu retten. Hoffentlich ein nutzloses Unterfangen. Kaum das der Paladin auf ihn zu rannte, hatte Salazar die Beine in die Hand genommen. Joe war nur wenige Schritte vorraus.

    Stolpernd und springend setzten sie über morsche Baumstämme hinweg, kämpften sich durch dornenbewachsenes Gestrüpp und versuchten ihre Augen vor peitschenden Ästen zu schützen. Ihr Weg führte sie tiefer und tiefer in den Wald hinein, der Abseits vom Weg lag. Sie hörten den Paladin brüllen. Unverständliche Worte. Es war ungewiss ob sie erwidert worden. Keiner der beiden Varanter blickte zurück. Ihr Vorsprung war groß genug um zu entkommen, und um keinen Preis wollten sie diesen Vorteil aufgeben.
    Die wilde Flucht forderte ihren Tribut. Salazars Hose wurde von den dornentragenden Ranken aufgerissen, kurz darauf seine Haut. Blutige Striemen zierten seinen Leib und seine Hände. Doch er blieb nicht stehen. Joe konnte er kaum noch ausmachen, dort hörte er den Streiter knapp vor sich durch das Unterholz brechen und wütend gegen den Bewuchs anfluchen. Joe war gut zu Fuß. Vermutlich besser als Salazar. Doch angesichts des Adrenalins, dass durch seine Adern rauschte und seinen Sinn für Schmerz und Erschöpfung ausschaltete, schleppte er sich weiter und weiter durch das dichte Gestrüpp. Nur nicht stehenbleiben!

    Schließlich machte sein Körper der wilden Hast doch ein Ende. Es war zuerst ein dumpfer Schwindel der ihn überkam. Gefolgt von einem ziehenden Schmerz in der Lunge. Salazar wurde Schwarz vor Augen. Er taumelte, rannte jedoch blind weiter und stieß mit joe zusammen der, die Arme auf die Schenkel gestützt, Atem schöpfte. Salalazar riss den dunklen Streiter von den Füßen, ohne das er es noch mitbekam. Noch ehe Joe reagieren konnte flogen sie zu Boden, kugelten über laubüberdeckte Felsen und landeten polternd in einer Mulde oder Höhle, die sich vor ihnen auftat. Zu den Striemen und Rissen in ihrer Haut gestellten sich blaue Flecken und aufgeschürfte Wunden, als sie endlich auf nacktem Fels zum liegen kamen...
    Salazar atmete ohne das er den Mund noch geschlossen bekam. Der Hals und die Lunge schmerzten, die Welt drehte sich vor seinen Augen. Nur langsam kehrte sein klarer Blick wieder zurück. Nach und nach verlangsamte sich sein Atem, die Schmerzen der winzigen, aber zahlreichen Wunden meldeten sich zu Worte. Er versuchte etwas zu sagen, doch nur ein unverständliches Rasseln kam über seine ausgetrockneten Lippen. Ächzend zog er sich an dem Fels entlang und lehnte seinen Rücken gegen das kühle Gestein der Grotte in die sie gefallen waren. Joe hatte sich ebenfalls aufgesetzt. Seine leicht aufgeplatzten Lippen zeigten ein wölfisches, blutunterlaufenes Grinsen.
    Sie hatten es geschafft. Sie waren der Klaue dieses Paladins entkommen! Und nicht nur das! Sie waren dem Kastell ein gewaltiges Stück näher gekommen. Salazar nickte Joe zu und lachte gequält aber ehrlich, besaß dabei die wunden Stellen auf seiner Haut. Ihre Wunden waren nicht lebensgefährlich und bluteten grade stark genug, dass sie keine Infektion befürchten mussten. Gleichzeitig würden sie mit den stechenden Schmerzen wohl einige Zeit zu kämpfen haben. Salazar seufzte, atmete ein letztes Mal tief durch und streckte dann den Rücken. Tastend griff er zu seinem Gürtel, dorthin wo er seinen Dolch stecken hatte. Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass das gute Stück immer noch bei dem Karren liegen musste. Er war aber zu Angeschlagen und Erfreut über ihre gekonnte Flucht, als das er den Verlust jetzt hätte betrauern können.
    "Ich hoffe der Wagen ist bis auf die letzte Statuette abgefackelt. Sollen Gregor, all diese heuchlerischen Götzenbilder und die Gläubigen von Stewark in Beliars lichtloser Hölle schmorren."
    Raunte er und zwang sich wieder auf die Beine. Er blieb leicht wackelig stehen und bot Joe seine Hand an. Der Streiter zögerte keine Sekunden und erhob sich ebenfalls.
    Geändert von Salazar Kagan (17.11.2017 um 15:08 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #179
    Waldläufer
    Registriert seit
    Jun 2017
    Beiträge
    133
     
    Weyland ist offline

    Stewark

    Weyland öffnete langsam die Augen. Etwas knarzte. Die Tür? Eine der niedrigen Fensterläden? Nein, das wäre nicht möglich. Er hatte beides überprüft, wie jeden Abend, bevor er zubett ging. Er schluckte lautlos, betete, dass seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Nahm erste Umrisse von Mobiliar wahr. Etwas stimmte nicht. Da stand jemand in der Hauptkammer des Kellers, von dem Raum mit dem Bett gut einsehbar. Ein großer, schwarzer Schatten. Die paranoide, vor Panik fast wahnsinnige Stimme in seinem Kopf sprang auf, schrie Feuer und Mordio, trommelte alles zusammen, was ging. Der Schatten wandte sich um, zog ein dunkles Tuch von etwas - einer Laterne -, die er in der einen Hand trug.
    "Weyland, die Mitschrift des Verhörs?", fragte der Schatten ruhig.
    "Im ... im Feuer.", brachte der Schmuggler über die Lippen, versuchte deren Beben zu unterbinden. Angst hatte er nicht wirklich. Eher war es für ihn zu schwer, die Situation richtig zu erfassen. Wie war es dem frühmorgendlichen Besucher gelungen, in den Keller zu gelangen? Ohne Schlüssel. Ohne? Vielleicht hatte er auch einen erhalten, von einem ganz gewissen Nordmann. Das Licht erhellte seine wutverzerrte Fratze, er schoss aus dem Bett hoch, nur in Unterbekleidung und stürzte sich sich auf den Laternenträger. Der war geistesgegenwärtig genug, die Leuchte auf den Tisch zu stellen, ehe er Weyland spielerisch leicht abwehrte, ihm ein, zwei gesetzte Schläge aufs Ohr gab, dass dem Mann, der früher stets geprahlt hatte, jeden Faustkampf in Trelis zu gewinnen, die Beine wegsackten, als wären sie gefüllt mit Wasser, dass allzu gerne auf den Boden wollte. Er stotterte etwas, brabbelte und versuchte das lärmende Klingen in den Ohren zu vertreiben. Der Schatten baute sich über ihm auf, zog eine Klinge, die vom Schein der Laterne erhellt wurde, scheinbar glühte.
    "Was würde es uns gefallen, dir einfach die Kehle aufzuschneiden", zischte der Schatten genüsslich, "Oh ja, ein Traum. Aber ich habe Befehle, Weyland. Daran halte ich mich aufs Genauste, wie du weißt. Oh ja, so wie du früher, nicht wahr? Auf dem Festland. Der Jagdhund, so nannten sie dich. Egal ob Rebell oder Sklave, du fandest sie alle. Und später? Jede Orkpatrouille spürtest du auf, mit der Nase am Boden wie ein Köter. An dir ist ein Waldläufer verloren gegangen, Weyland." Der Schatten hob die Schultern, was Weyland nur durch die Bewegung der Klinge sah. Er versuchte etwas zu sagen, bekam aber außer etwas Speichel nichts über die Lippen.
    "Es geht nach Hause, Weyland. Myrtana ruft."
    Dann fuhr die Klinge nieder, in einem sehr, sehr komischen Winkel. Im allerletzten Moment verstand der Schmuggler, dass ihm da der Knauf der Waffe auf den Kopf schlug und sämtliche Lichter, die der tanzenden Sterne vor der Dunkelheit sowie die Laterne auf dem Tisch, auspustete.

    Minuten oder Stunden später erwachte Weyland. Etwas schwankte, bewegte sich. Es stank. Er sah an sich herab, sah im fahlen Morgenlicht, dass er sich die Brust bekotzt hatte. Jemand stand vor ihm. Ein Fremder. Fremd? Nein, doch nicht. Der Händler von gestern, der mit seinem Lehrling am Wasser gestanden hatte, als man die Leiche fand. Der Mann hatte ein entschuldigendes Lächeln im Gesicht.
    "Ja, wir kennen uns, mein Freund", beantwortete er die ungestellte Frage nach der Bekanntschaft, "Wir waren am Hafen, gemeinsam."
    Er blickte auf, sah über Weylands Kopf hinweg. Dieser ächzte, wandte sich sitzend halb um. Die starren Lichter der Stadt, die nicht so tanzten wie ... wie das Schiff, auf dem sich der Schmuggler befand.
    "Der ... Schatten ... Myrtana ... was?!"
    Der Händler nickte nur. "Eure ... Freunde können überzeugend sein. Großzügig, ja, aber auf ihre eigene, völlig entsetzliche Art überzeugend. Wir fahren nach Myrtana. Und da, sieh, kommt der Schatten."
    Das Letzte, was Wey sah, bevor er erneut bewusstlos geschlagen wurde, war ein ganz bekanntes, von roten Haaren umrahmtes Gesicht. Triumphierend lächelnd.
    Das tanzende Schiff, Stewarks Lichter, der zerknirscht wirkende Händler und der Verräter wurden alle zu warmer, angenehmer, allumfassender Schwärze.

  20. Beiträge anzeigen #180
    Auserwählter Avatar von Joe Black
    Registriert seit
    Aug 2004
    Beiträge
    6.700
     
    Joe Black ist offline

    Silbersee

    Die beiden Gefährten waren einige Stunden durch das dichte Geäst des dunklen Waldes marschiert.
    Ihre Beine schmerzten von den Anstrengungen und erlittenen leichten Wunden. Die billigen Kleider waren zerschlissen und standen vor Dreck, getrocknetem Blut und altem Schweiss. Sie hatten bislang keine richtige Rast eingelegt. Die kurze Verschnaufpause, untermalt mit Gelächter und Hohn gegen den gerüsteten Streiter Innos, wurde schnell abgebrochen um den Abstand zum eben genannten Streiter zu vergrössern.
    Keiner wusste welche Patrouillen zufällig die Strassen passieren hätten können, nur um sich als wütenden Mob, angeführt von Dornenschild, gen Wald zu formen.
    Und so spurteten sie durch den Wald, den Blick immer wieder gen Himmel gerichtet um sich, so gut es ihnen möglich war, zu orientieren.
    Auch das Moos auf den Bäumen half zwischen Norden und Süden zu unterscheiden.
    Der Wald selbst könnte noch als lieblich durchgehen. Sattes und saftiges Grün, gemischt mit erdigen Tönen und teilweise herbstliche Farben beim herabgefallenen Laub weniger wetterfester Bäume zeichnete ein angenehmes Bild. Auch wenn viele wilde Wurzeln aus dem Erdreich ragten oder dicke Büsche mit Dornen versehen den Weg behinderten, der Wald war nachsichtig mit ihnen und so schritten sie in gutem Tempo voran.

    Es dämmerte bereits stark ein als sie endlich zur Ruhe kamen, das Tempo verringerten und nach einem geeigneten Platz zur Rast Ausschau hielten.
    Sie mussten ein wirklich gutes Stück zurückgelegt haben den vor ihnen erstreckte sich der Silbersee.
    In der Röte der Dämmerung erkannten die beiden lächelnden Gefährten auf der anderen Seite des Ufers die grosse Burg welche als Silberseeburg auf der Insel bekannt war. Salazar machte einige Anmerkungen zu ihrer Geschichte und nannte Daten, welche er selbst einmal gelesen hatte.
    Joe hingegen beäugte die Burg nachdenklich und seltsam vertraut. Wieder und wieder flackerten Bilder aus seinen unterdrückten Erinnerungen auf. Bilder die diese Burg als neue Heimat identifizierten. Er sah einen König dem er dort die Treue als Verbündeter schwor. Als Gesandter des Zirkels, Vertreter Beliars….
    Er sah wieder die Vertrauten Gesichter. Menschen die sich zu einem Bund geschlossen hatten. Die den Aufbau vor der Burg vorantrieben und die in einer Arena unter seiner Aufsicht kämpften. Die verwobenen Erinnerungsfetzen die ihn immer und immer wieder heimsuchten, formten mehr und mehr ganze Gemälde von Erzählungen seiner Vergangenheit. Und so wurden aus Fetzen mehr und mehr richtige Erinnerungen.
    Erinnerungen die ihn prägten und formten. Erinnerungen die ihm zeigten wer er war.

    Salazar hatte ein Feuer gemacht, welches sie nach einem ausgiebigen Bad im See bei dem sie auch die Wunden gereinigt hatten, wärmte. Joe hatte einige essbare Wurzeln und Beeren gefunden. Diese sättigten die beiden zwar kein Stück, waren aber besser als nichts. Die beiden unterhielten sich recht lange über das eben Erlebte, sowie auch über die Dinge die ihnen auf der gesamten Reise widerfahren waren.
    Sie lachten viel und staunten offen anhand der Ereignisse die ihnen teilweise schicksalhaft in den Schoss vielen. Sie sprachen es nicht aus, doch bereits jetzt verbannt sie ein Band der Bruderschaft welches beiden Seiten Loyalität sicherte. Cherubael war da natürlich anderer Meinung. Doch Joe hatte gelernt die nervige Stimme, solange sie sich nur mässig bemerkbar machte, zu ignorieren.

    Als sie am frühen Morgen erwachten, ein Hahn krähte nach Leibeskräften von der anderen Seite des Ufers zu ihnen herüber, machten sie sich rasch wieder auf den Weg. Black deutete gen Süden und merkte an:

    «Nicht weit von hier beginnt der sogenannte -Orkwald- Salazar. Anders als der bisherige Wald , ist das da ein verdammter Morast des Todes.
    Wir werden dort kaum den Himmel sehen. Er ist düster, voller dicker Dornenranken und anderen merkwürdigen Pflanzen die den Tod bringen können. Und von der vermurksten Tierwelt will ich gar nicht reden.
    Als Jäger findest du genau dort die Bestien deren Trophäen dir im der Taverne Extrarunden spendieren. Und naja, den Namen hat der Wald auch nicht einfach so. Irgendwo darin verbirgt sich die Heimat der Orks. Naja, zumindest von einem Stamm. Besser gesagt, dem Stamm überhaupt…
    Aber keine Sorge, so tief werden wir den Scheisswald nicht passieren. Wir werden versuchen uns an den äussersten Rand zu halten.
    Immer weiter gen Süden bis er uns im deutlich sumpfigeren Teil wieder ausspuckt. Dann mein Freund kommen wir gen Tooshoo….oder das was davon noch übrig ist.»


    Salazar erwiderte Joes grimmigen Blick und nickte zuversichtlich. Sie hatten noch einen weiten Weg vor sich.
    Sie mussten immer wieder Nahrung finden und auch darauf hoffen, dass die Nächte nicht zu kalt wurden. Keiner der beiden war für eine solche Reise gerüstet. Doch wie bisher galt es, das Beste aus dem zu machen was sie hatten.

Seite 9 von 20 « Erste ... 2567891011121316 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide