Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 5 von 20 « Erste 1234567891216 ... Letzte »
Ergebnis 81 bis 100 von 400
  1. Beiträge anzeigen #81
    Schwertmeister Avatar von Madlen
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    779
     
    Madlen ist offline

    Einsame Bucht an der Westküste der Insel

    Madlen war den ganzen Tag unterwegs gewesen. In ihrer Eile aus dem Fort wegzukommen, hatte sich die junge Frau für die nächste Tage bei Edda entschuldigt Anschließend legte sie lediglich Aynur an und machte sich auf den Weg. Sie genoss es wieder auf Reisen zu sein. Selbstverständlich war die Zeit beim Waldvolk interessant und lehrreich. Aber sie fühlte sich immer noch sehr wohl in den weiten Wäldern dieser Insel. Es war ihre zweite Heimat. Egal, an welchen Orten sie sich aufhielt, eine Höhle bevorzugte sie bei jedem Unwetter vor einer einfachen Hütte oder einem Haus aus Stein.
    Die Bardin reiste schnell und ohne großartige Pausen. Lediglich zweimal hielt sie kurz, um einen Happen zu Essen und sonstige Notwendigkeiten zu erledigen. Trinken konnte sie unterwegs, aber den Rest musste man nun einmal währen einer Rast erledigen. Dazwischen verbrachte sie die Zeit mit leichtem Laufschritt. Sie bewegte sich sanft auf dem warmen Waldboden. Hier war es angenehm, denn die Hitze des Hochsommers drang nicht durch dichtes Blätterwerk. Und scheinbar hatten sich die Echsen noch nicht hierher verirrt, denn sie stieß weder auf Spuren von ihnen noch begegnete sie ihnen persönlich. Letzteres hätte vermutlich ihren sicheren Tod bedeutet.

    Am Abend hatte sie schließlich den Strand erreicht, welcher als Landebucht für die Lerina diente und ihre Begleitschiffe diente. Hier würde sie auf ihre Freunde treffen, welche ihr Informationen liefern würden. Damit ging sie dann zurück zu diesem Rotrock. Der Mann schien seine Macht bei weitem zu überschätzen. Er glaubte wirklich, er könnte die Fürstin einfach so gefangen nehmen. Keine handfesten Beweise, rein gar nichts hatte er in der Hand gegen sie. Er glaubte für ein Gesetz einzustehen, stattdessen handelte er willkürlich und ohne Gnade. Er war nicht anders als sie selbst. Mit einem Unterschied: Madlen war sich bewusst, wer sie war und wie sie lebte. Dem Ordensmann schien dieser Gedanke noch nicht erreicht haben.
    Während die Bardin Feuerholz sammelte und zu drei Stapeln türmte, welche jeweils fünfzehn Schritte auseinander waren, zuckte sich im Geiste mit den Schultern. Nun, sie würde ein paar ihrer Freunde mitnehmen, damit dieser Gesetzeshüter verstand, worauf er sich einließ, wenn er tatsächlich Hand an Madlen legte oder besser ihr den eisernen Griff der angeblichen Gerechtigkeit spüren lassen wollte. Die Prinzessin dachte ein weiteres Mal daran, dass sie ihn damals hätte verletzen müssen. So schwer, dass er nie wieder daran dachte, sie auch nur anzusehen. Gut, dann hätte sie jetzt keine Aussicht auf eine Reitlehre, aber die Welt wäre einen Mann los, welcher seine Macht im Namen der Gerechtigkeit und eines Gottes ausnutze, welcher sich nicht im Mindesten für die Probleme der Menschen interessierte.

    Mit diesen Gedanken zündete Madlen die Feuer eines nach dem anderen an und setzte sich schließlich etwas abseits in den Sand. Nun hieß es warten und dabei wollte sie nicht durch die Hitze der Flammen und die Wärme des aufgeheizten Boden gegart werden. Ein paar Schritte entfernt war es angenehm kühl und so konnte sie die Nacht genießen, während sie langsam in den Schlaf überglitt. Nicht mehr lange und ihre Vergangenheit würde auf diesem Strand angekommen sein. Aber es war ihr egal, sie war nicht mehr die von damals. Sie war jemand völlig anderes. Und das war nicht zum ersten Mal geschehen…

  2. Beiträge anzeigen #82
    Schwertmeister Avatar von Madlen
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    779
     
    Madlen ist offline

    Einsame Bucht an der Westküste der Insel

    Den ganzen Tag über hatte Madlen gewartet. Am frühen Morgen war die Antwort gekommen, dass ihre Signale erkannt worden war. Ein Schiff gab ihr in der Dämmerung Lichtzeichen. Und dann hieß es die Zeit absitzen. Die junge Frau schliff mal ihr Schwert, dann legte sie Holz in die Feuer nach, schließlich saß sie einfach nur da. Viel konnte sie schließlich nicht tun, also warum sich sinnlos Arbeiten suchen. Das Warten wurde dadurch auch nicht leichter.
    Und dann war der Moment gekommen, den die Bardin sowohl herbeigesehnt als auch gefürchtet hat. Sie wusste, was sie erwarten würde, jetzt nachdem sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen würde. Allerdings war es einfach notwendig gewesen und zudem würde diesmal sie selbst entscheiden, wann es Zeit war in ihre Heimat zurück zu gehen. Sie wollte sich nicht dazu drängen lassen. Ihre Freiheit war ihr einziges Gut, was sie sich nie mehr nehmen lassen wollte. Nie wieder, egal von wem. Und sollte es irgendjemand auch nur versuchen wollen, dann würde er es gnadenlos bereuen.

    Das Knirschen von einem Ruderboot, welches an dem Strand anlandete, riss die Fürstin aus ihren Gedanken. Heraus stiegen insgesamt sechs Personen. Drei einfache Soldaten, Dorumbar, Elesil und Lord Alert. Genau das hatte die Prinzessin erwartet. Ob es jetzt auch so weiter gehen würde, wie sie es sich ausgemalt hatte, war fraglich.
    Wenn die Gruppe überrascht war, sie zu sehen, so zeigte sie zumindest keine Regung in dieser Hinsicht. Die Soldaten hielten Abstand und schienen eher die Umgebung zu beobachten. Währenddessen näherten sich ihre alten Freunde und der Lord. Die beiden Piraten lächelten dann plötzlich freundlich, während sich Fürst Alert verbeugte und „Mylady!“ sprach. Madlen kam es so skurril und abwegig vor, dass sie beinahe lauthals losgelacht hätte. Sie verbeugte sich ebenfalls vor ihrem Lehnsmann. Elesil und Dorumbar begrüßte sie auf eine andere Weise. Die junge Frau streckte den rechten Arm aus und zuerst fuhr ihre Freundin mit ihrer Armaußenseite daran entlang, anschließend der Kapitän der Lerina.
    Nachdem sie noch ein paar Sekunden schwiegen, ergriff Madlen das Wort: „Meine Freunde, verzeiht mir, ich habe euch alle in schwierigen Zeiten im Stich gelassen. Mit keiner Reue ist dies zu rechtfertigen. Allerdings bitte ich euch ein weiteres Mal um Hilfe. Gewährt sie mir und ich verspreche euch, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um unsere Heimat zu befreien.“
    Ein dreimaliges Kopfnicken spornte sie an, weiter zu sprechen: „Seht, die Wege sind lang und ich kenne jemanden, der mit das Pferdereiten wieder beibringen kann. Nur möchte er dafür Informationen haben. Was wisst ihr über ein rotes Sumpfkraut?“

    Von Fürst Alert war klar, dass in dieser Hinsicht nicht viel kommen würde. Mit einem kurzen Kopfschütteln gab er ihr das auch zu verstehen. Allerding schienen Elesil und besonders Dorumbar einiges zu wissen. Letzterer ergriff auch das Wort: „Nun, es ist wie eine Epidemie, welche die ganze Insel ergreift. Schlimmer als die Echsen. Denn der Mensch richtet sich damit selbst zu Grunde. Das Zeug macht unglaublich abhängig und scheint sich auch auszubreiten, wie ein Lauffeuer. Scheinbar hat vor einiger Zeit eine Gruppe von Gaunern eine Organisation zerschlagen, welche sozusagen das Gleichgewicht in Thorniara aufrechterhalten hat. Dabei haben diese Typen aber vergessen, dass immer kleine, machthungrige Ratten in den Schatten warten und zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Und so ist es jetzt geschehen.“ Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. „Mittlerweile operieren verschiedene Gruppen in Thorniara, Stewark und den umliegenden Landen. Sie nutzen den Krieg und die Situation mit den Drachen aus. Und einer von ihnen bietet die Lösung mit dem roten Sumpfkraut an. Es zerstört den Körper, löst ihn regelrecht auf. Grausam, aber erfolgreich. Der Kopf dieser ganzen Bande hat ein beachtliches Vermögen angehäuft und scheint schwer zu finden zu sein. Möglicherweise könnte ich mehr in der großen Stadt erreichen. Also denke ich, dass wir dich begleiten werden. Oder sehe ich das falsch?“
    Elesil gab ein einfach „Ja“ zur Einverständnis, während Lord Alert nickte und den Kopf neigte. „Meine Fürstin, diese drei Männer und ich werden dich begleiten und für deinen Schutz sorgen. Wir wissen natürlich, dass du im Normalfall keinen benötigst, aber wir bestehen darauf!“

    Madlen bedachte die Gruppe lächelnd. Sie waren nicht so schwer bewaffnet, wie das letzte Mal. Lediglich an Fürst Alert konnte man das Wappen seines Hauses und das des goldenen Tales erkennen und auf dieser Insel würde es kaum jemand auch nur erahnen können, was diese Symbole bedeuteten. „Wunderbar. Dann brechen wir morgen auf und kehren ins Bluttal Fort zurück. Und dort erzählt ihr das gleich, was ihr mir erzählt habt, dem Mann, welcher mir das Pferdereiten beibringen. Und anschließend habe ich vielleicht noch eine weitere Quelle. Und die werden wir uns auf jeden Fall auch noch vornehmen, sollte sie so dumm sein und sich immer noch im Fort aufhalten!“
    Anschließend ließ sich die Fürstin in den Sand fallen und legte sich auf den Rücken. „Und jetzt genießen wir die Nacht und machen uns keine Sorgen um morgen!“

  3. Beiträge anzeigen #83
    Schwertmeister Avatar von Redlef
    Registriert seit
    Mar 2013
    Beiträge
    796
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch die Blätter der Baumkronen. So früh am Morgen war es in diesem Teil des Waldes besonders idyllisch. Eine ganze Horde Vögel schmetterte in den Zweigen. Ansonsten war es still im Unterholz. Auch die Pferde waren ruhig, was Redlef darauf hoffen ließ, dass sich keine Echsen in der Nähe befanden. Hierbei musste er sich auf den guten Geruchssinn der Tiere verlassen.
    Madlen und er hatten zeitig das Fort verlassen. Als sie die hölzernen Palisaden hinter sich gelassen hatten, war gerade einmal genügend Licht gewesen, dass sie den Weg hatten erkennen können. Nun jedoch erwachten auch die Farben der Umgebung zum leben und der Tag begann.
    »Madlen? Ist bei Euch alles in Ordnung?« Redlef ging von nichts gegenteiligem aus, da sie ruhigen Tempos über einen breitgetrampelten Waldpfad ritten. Dennoch erkundigte er sich der Höflichkeit halber. Außerdem schmerzten ihre Muskeln vom gestrigen Reiten sicherlich und dem ungeübten Pferd, das sie ritt, ging es bestimmt nicht besser. Denn auch Pferde spürten die schmerzenden Beine und den Rücken nach langer Zeit des Nichtstuns.
    »Wenn Ihr das aushaltet, dann schlage ich vor, dass wir, wenn der Wald lichter wird etwas Traben. Hier ist es nicht so gut, da zu viele Wurzeln aus dem Boden gucken, Euer Pferd ist nicht beschlagen und wir wollen ja nicht, dass es sich die Füße vertritt. Wenn ein Pferd mit seinen am Ende doch recht empfindlichen Hufen unglücklich auf einen Stein oder eine Wurzel tritt, kann es zu einem Hufgeschwür kommen, was schlimmstenfalls den Schlachter für das arme Tier bedeuten kann. Denk also immer auch an Euer Reittier, egal ob Ross, Maulesel oder Kamel! Besonders wenn Reiter es, aus egal welchen Gründen, eilig haben, vergessen sie solche Grundlagen schnell. Ich weiß aus eigener Erfahrung«, Red legte unwillkürlich seine rechte Hand auf das verkrüppelte Knie, »das Eile und daraus resultierende Unaufmerksamkeit alles nur noch schlimmer macht. Ich kann es also nie genug sagen: Denkt zuerst an die Bedürfnisse Eures Tieres, es wird es Euch danken und dadurch zu einem verlässlichen Partner werden!«

    Als sie den Wald verlassen hatten, gab Redlef das Zeichen zum Antraben. Die weiten Wiesen und Felder der Bauern südlich Stewarks waren zu dieser Jahreszeit ein wunderschönes Gebiet. Vor allem aber mit festen Straßen ausgestattet und gut zu überblicken. Madlen und der Hauptmann kamen gut voran. Rittmeister tat es gut seine langen Beine einmal wieder richtig benutzen zu können, doch der struppige Gaul hatte mit dem Tempo mehr als zu kämpfen. Red zügelte den Hengst und zwang ihn, seine Tritte zu verkürzen. Als Madlen nach einiger Zeit zu ihm aufgeholt hatte, war ihr Gesicht von der Anstrengung, das faule Pferdchen stetig vorwärts zu treiben, hoch rot. Das alte Arbeitstier war für schnelle Ritte nicht gemacht, es war am Hals und an den Flanken klitschnass geschwitzt. Und auch wenn sie trotz dessen weitaus schneller vorwärts kamen als zu Fuß, hatte Madlen sicherlich schon bemerkt, dass es auf ihren eigenen Füßen weniger anstrengend gewesen wäre.
    Red grinste ein wenig gehässig und drehte sich dann im Sattel zu ihr um. »Durchparieren zum Schritt!«, befahl er. »Ich hoffe es geht noch? Ich denke wir werden bald das Fischerdorf erreicht haben. Dort machen wir eine dringend nötige Pause, ich lade Euch zum Essen ein. Euer Pferd ist fast am Ende, doch wenn wir dort eine ausgiebige Mahlzeit zu uns nehmen, und sie ordentlich saufen und fressen lassen, dann sollte es ihnen bald wieder besser gehen. Diese wunderbaren Tiere erneuern ihre Kräfte unglaublich schnell. Daher werden ihnen ungefähr zwei Stunden Ruhe reichen. Heute Nachmittag will ich dann in Thorniara sein. Mit Rittmeister allein und unverletzt lege ich die Strecke in der Hälfte der Zeit zurück, doch Euer Pferd schafft dies nicht und der Hengst ist nach der notgedrungenen Ruhepause im Fort auch etwas aus der Übung.«

  4. Beiträge anzeigen #84
    Schwertmeister Avatar von Madlen
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    779
     
    Madlen ist offline
    Mit eigenen Gedanken und durch Beobachtungen ihrer Umgebung versuchte sich Madlen von ihrem protestierenden Körper abzulenken. Das gestrige Training war doch härter gewesen, als sie gedacht hatte. Aber es musste nun einmal sein, immerhin wollte sie die Kunst des Reitens neu erlenen. Als akzeptierte die Konsequenzen und lebte damit. Sie war so in ihrer eigenen Welt gefangen, dass sie zuerst gar nicht auf die Frage von dem Hauptmann reagierte. Erst einige Augenblicke später, als sie merkte, dass er sie anblickte, gab sie ein kurzes Nicken von sich. Gleich darauf widmete sie sich wieder ihrer Umgebung und hörte aufmerksam auf die Geräusche des Waldes. Es schien scheinbar nichts darauf hinzudeuten, dass ein Angriff kurz bevor stand.
    Schließlich hörte sie erneut die Stimme des Gesetzeshüters. Sie wusste natürlich wann sie aufmerksam werden musste und so lauschte sie ihm. Es war eine weitere Lektion auf dem langen Weg eine Reiterin zu werden. Je mehr sie davon hörte, desto unwahrscheinlicher schien es der jungen Frau, jemals wieder so gut wie früher werden zu können. Die Stallburschen hatten wirklich viel Arbeit übernommen. Ob es nun um das Reinigen des Fells ging oder um die Hufe des Tieres. Davon hatte die Fürstin in früherer Zeit überhaupt nichts mitbekommen. Und dennoch wurde ihr langsam klar, dass dieser Teil der Pflege eines Pferdes genauso wichtig war, wie alles andere. Wenn nicht sogar noch wichtiger.

    Als sie den Wald verlassen hatten, trieben sie die Pferde etwas an. Natürlich war das durchtrainierte Ross von dem Rotrock schneller als der alte Arbeitsgaul von ihr. Und das wäre alles kein Problem gewesen, wenn dieser Innosler sich nicht jedes Mal köstlich darüber amüsieren würde, wie sehr es die Fürstin anstrengte, das Tier anzutreiben. Vielleicht war es doch noch nötig, dem Mann irgendwann zu zeigen, wie man sich gegenüber einer Dame verhielt. Nun spätestens in der Stadt würde sie ihm das ein oder andere Geschenk überreichen. Schließlich war er tatsächlich so verrückt gewesen, ihr im Hafenviertel fast völlig freie Hand zu lassen. Jetzt war es an Madlen ein wenig zu grinsen.
    Ihre Pause in dem Fischerdorf war eine angenehme Unterbrechung der Reise. Sicherlich nötig für ihr Pferd und sie selbst. Nachdem sie also die Tiere versorgt hatten, besorgten sich der Hauptmann und sie selbst etwas zu Essen. Es herrschte eine Idylle innerhalb der Ansammlung von Häusern, welche die Bardin in diesen Zeiten nicht erwartet hätte. Sicherlich, man erkannte auf den ersten Blick, dass hier niemand reich oder sonst etwas in dieser Richtung war, aber sie hatten genug, um davon leben zu können. Und das war keine Selbstverständlichkeit in Kriegszeiten. Wirklich interessant.

    Am späteren Nachmittag kamen die Tore von Thorniara in Sicht. Madlen war froh und etwas nervös. Einerseits konnte sie sich jetzt erst einmal Pause vom Reiten gönnen, anderseits hatte sie schon länger nicht mehr verdeckt operiert. Sie war wirklich gespannt, wie es laufen würde. Aber eine Sache musste sie, bevor sie in Reichweite der Ohren der Stadtwache waren, loswerden: „Hört, bevor wir innerhalb der Mauern sind, muss ich Euch noch etwas sagen. Um an Informationen zu kommen, werde ich etwas auf den, nun nennen wir es, Putz hauen oder besser Lärm machen. Ich steige in das Geschäft eines Händlers des roten Sumpfkrautes ein. Es wird viel Blut fließen müssen, ehe sich die Ratten aus ihren Verstecken wagen. Ich beschränke mich selbstverständlich auf die Verbrecher. Dennoch muss ich, wie gesagt, erst Krach machen.“ Madlen zuckte mit den Schultern. „Nur damit Ihr gewarnt seid!“

  5. Beiträge anzeigen #85
    Schwertmeister Avatar von Snydex
    Registriert seit
    May 2010
    Beiträge
    972
     
    Snydex ist offline

    Auf dem Weg nach Thorniara

    Der Einfall von Vicktar war eine gute Idee, war Snydex doch von der Aktion ausgelaugt und kraftlos. Wie geplant setzten sich die beiden Novizen und der Hirte in die gespaltene Jungfrau, aßen und tranken etwas, unterhielten sich noch kurz und versuchten zu entspannen.
    Doch es verging nicht viel Zeit, da erhob sich Snydex.

    "Ihr verzeit, aber ich muss mich ausruhen. Der Tag hat an meinen Kräften gezehrt und wir haben morgen einen langen Fußmarsch vor uns."
    Mit diesen Worten verabschiedete sich Snydex und begab sich auf sein Zimmer. Er ließ sich einfach aufs Bett fallen und schloss die Augen, ließ den Tag nochmals an sich vorbeiziehen, versuchte zu realiseren, dass die Prüfung bestanden war. Es dauerte nicht lang, da landete er bereits im Land der Träume.

    Mittlerweile waren die drei schon einige Zeit unterwegs, in der Ferne konnte man schon den hohen Turm der Zitadelle Thorniaras erkennen. Sie hatten es geschafft. Wenn ihnen jetzt nicht noch eine Echse in den Rücken fallen würde, wäre der Rest eine Kleinigkeit. Doch es gab noch etwas, das Snydex nachdenklich machte, worüber er bisher noch keinen Gedanken drüber verloren hatte.

    "Vicktar, es gibt da noch etwas. Du weißt, dass nur ein Novize die Prüfung des Feuers bestehen kann. Ich vermute du weißt, worauf ich hinaus möchte..."

    Es war klar, das nur einer der beiden Novizen in den Kreis des Feuers aufgenommen werden konnte.

    "Ich werde dir gerne den Triumph gönnen. Ich habe noch mein ganzes Leben vor mir, ich bin jung. Und wer weiß, vielleicht erwählt mich Innos eines Tages erneut."

    So sehr Snydex es Vicktar gönnte, dennoch konnte man die Enttäuschung deutlich in seinem Gesicht erkennen. Doch er versuchte es stets mit einem freundlichen Lächeln zu überspielen.

    "Komm schon, wir sind fast da."

  6. Beiträge anzeigen #86
    Veteran Avatar von Onyx
    Registriert seit
    May 2006
    Beiträge
    678
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    Worte zwischen denen im Bluttal die reden wollten waren gewechselt worden und nun mehr war das Jagdkommando um Ricklen mit den beiden Begleitern seit Sonnenaufgang unterwegs.

    "Der Winter naht...", beklagte sich Jilvie und fröstelte doch ein wenig am heutigen Tag.
    "Ja...wir säen nicht! ...mehr.", murmelte Kjal und blickte sich die Bäume an die ihr Laub verloren.
    "Kein Wunder! Ihr seid halt keine Nordmarer...Ungebeugt, ungezähmt, ungebrochen." meinte Hjarti.
    "Hört mich brüllen! ...ich bin ein riesiger Holzklotz aus Nordmar.", machte sich Jilvie über Hjartis Worte lustig.
    "Bei Nordmarern ist einfach...Feuer und Blut! - nicht wie bei so einer Argaanerin wie dir.", konterte Hjarti.
    "Jaja...ihr Nordmarer seid immer so...hoch wie die Ehre..heh?", fragte Kjal.
    "Dann muss unser Hjarti noch ...kräftig wachsen...um wirklich ehrenhaft zu sein.", meinte Jilvie.
    "Unser ist der Zorn! - Provoziert mich nicht!", warnte der Nordmarer.
    "Dann provozier uns auch nicht. Denk dran wir sind wie eine Familie. Streit führt zu nichts. - Familie, Pflicht, Ehre. - Daran halten sich Argaaner und du solltest es auch.", warf Ricklen ein.
    "Na gut...Hier stehen wir! - Seite an Seite. Das zählt. Egal zu welcher Jahreszeit.", meinte der Nordmarer und sie standen nicht nur Seite an Seite, sondern vor einer Turmruine. Von efeu überwachsen, ragten hier und da Holzbalken zwischen den okerfarbenen Gestein hervor. Eine Wendeltreppe führte ein paar Meter hinauf, ehe sie endete. Nur mit einem gewagten Sprung würde man das Stück zur höheren Eben erreichen, die nicht mehr überdacht war.

    "Das alte Volk der Setarrifer baute einst überall so Türme im Land und an der Küste. Die Myrtaner kamen dann, schliffen die Burgen und Türme und bauten auf den Grundfesten ihre Burgen und Türme. - Hier werden wir rasten. Murielle, Cery und Onyx kümmern sich um Brennholz und Essen. Hjarti, Kjal und Jilvie sehen sich mal um. Ich schaue mir mal den Turm an. Schon verrückt, dass keiner das Ding nutzt oder wieder errichtet.", meinte Ricklen und das Kommando teilte sich dann entsprechend auf.

    "Onyx denken, dass nicht schlau zu sein hier. Turm alt und verlassen. Nicht mal Bandit hier wohlfühlen. Onyx hoffen hier nicht alte Geist.", meinte der Hüne und sammelte schon etwas Abseits mit den beiden anderen das Feuerholz für die sicherlich kalt werdende Nacht.

  7. Beiträge anzeigen #87
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    Cery und Murielle folgten Onyx und taten es ihm gleich. Eine Weile später hatte ein jeder von ihnen die Arme voll mit Feuerholz und da es inzwischen bereits dunkel zu werden begonnen hatte, machten sie sich langsam auf den Weg zurück zum Rest der Truppe.

    "Sollten wir nicht längst schon wieder bei den anderen sein?", fragte Cery, nachdem sie ein ganzes Stück gegangen waren. Murielle wollte zu einer Antwort ansetzen, wurde aber durch ein plötzliches Geräusch abgelenkt. Irgendwo, nicht weit hinter ihnen hatte es ein Knacken gegeben, fast so als wäre jemand auf einen herumliegenden vertrockneten Ast getreten. Sie legte den rechten Zeigefinger an ihre Lippen und bedeutete Cery so, zu schweigen. Sollte etwas sie verfolgen, hatte es ohnehin schon ihre Fährte aufgenommen und es wäre gleichgültig wie laut oder leise sie sich nun verhielten, dennoch konnte Murielle einfach erheblich besser auf die Geräusche der Umgebung achten, wenn Cery seine Klappe hielt.

    Bis auf das unvermeidbare leise Rascheln der Blätter unter ihren Füßen gab es da nur noch das Rauschen des gegen Abend hin schwächer gewordenen Windes und den gelegentlichen Ruf einiger in der Dämmerung erst aktiv werdender Vögel.

    Die Ruine kam endlich in ihr Blickfeld und wirkte im fahlen Licht des Mondes, der inzwischen aufgegangen war, nahezu gespenstisch. In der Ferne heulte ein Wolf und jagte Murielle damit einen kalten Schauer über den Rücken.

    Endlich bei den Überresten des einst wohl stattlichen Turmes angekommen, wurde ein kleines Feuer im Schutze der teilweise zerfallenen alten Gemäuer entfach. Das Gefühl, dass jemand oder etwas ihnen gefolgt sein könnte, verließ Murielle. Vielleicht war einfach nur ein besonders dickes Eichhörnchen mit Schwung von einem Baum gesprungen.

    "Und, habt ihr irgendetwas erwähnenswertes entdeckt?", wollte Murielle von den anderen wissen. Sie wickelte ihren Umhang fester um sich und rückte noch ein Stück näher an das Feuer heran, dessen Wärme wirkungslos an ihr zu verpuffen schien. Wann war es bitteschön so schweinekalt geworden, dass man sich fast in den tiefsten khorinischen Winter versetzt fühlte?

  8. Beiträge anzeigen #88
    Veteran Avatar von Onyx
    Registriert seit
    May 2006
    Beiträge
    678
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    Merkwürdig war es schon in dieser Nacht. Kalt - absolut. Sogar Onyx fröstelte es ein wenig. Da konnte er der Glut noch so nah sein. Irgendwie war es anders und eine Unruhe herrschte in ihm. Ganz bestimmt würde es kein guter Schlaf werden.

    "Scheiße...ist das Frost aufr deinem Mantel?", fragte Hjarti und zeigte auf Kjal. Der drehte seinen Kopf leicht zur Seite, blickte auf die Schulter und wischte darauf umher.
    "Ja...bei den Göttern...", meinte er nur und stand auf. Auch ein paar andere standen auf. Irgendwas war hier los. Jilivie fröstelte es unheimlich. Sie zitterte am ganzen Leib und Ricklens Atem schien zu Eiskristallen zu zerfallen, als er doch aufgeregt ausatmete. Jeder griff seine Waffe, blickte sich um, drehte vom Feuer ab und hätte doch mehr ins Feuer blicken sollen.
    Dieses wurde plötzlich eisig Blau und dann regelrecht durch nichts...nur Dunkelheit verzehrt. Dunkel war es und die Angst der Gruppe stieg erheblich an.
    Und dann geschah es...
    Aus der Asche entstieg eine Erscheinung. Erst schemenhaft, dann deutlich und von einer kalten Aura umgeben. Es war eine Frau, in einem Kleid das einst weiß war, nun aber verschmutzt, blutverschmiert und zerfetzt. Ihr Gesicht war entstellt, fast skelettiert und ausgetrocknet wie das einer Mumie. Ihr Unterkiefer fehlte komplett und ihre Zunge hing hinab und schlängelte umher wie ein Wurm den man gefangen hatte. Eine Hand fehlte ihr und ihr Haar war stellenweise ausgerissen. Ein grässlicher, verabscheuungswürdiger Anblick. Fast alel wichen zurück. Hjarti indes verfluchte das was er sah und stieß mit dem Speer zu. Doch der stieß nur durch dieses Wesen hindurch, das darauf auch nichts gab. Stattdessen hob es die Arme, der Boden unter ihr gefrierte und im nächsten Moment blendete sie alle ein gleißend heller Blitz, ehe sie alle vernahmen wie sie sich bewegen musste, da der Boden unter ihr gefror und das Gras so typisch raschelte.
    Onyx stolperte irgendwie davon, während er mehr und mehr wieder begann zu sehen. Ricklen hatte Jilvie gerade noch rechtzeitig gepackt und sie von diesen bösen Geist bewahrt.
    "Weg hier!", rief der Waldläufer und das musste er keinem zwei Mal sagen. Irgendwie folgten alle dem Schimmer der auf Jilvies Schulter lag. Ein Handabdruck dieser Frau der langsam verschwand, während die Temperaturen deutlich angenehmer wurden.

    "Verdammt..was war das?", keuchte Kjal und stützte sich an einen Baum.
    "Alle da?", fragte Ricklen.
    "Ja.", antwortete Onyx und auf ihn antworteten auch die anderen.
    "Das war eine böse Frau..eine verfluchte Frau, die in dieser Welt gefangen ist.", urteilte Hjarti gleich ab.
    "Ein Geist?", fragte Kjal nach.
    "Ja. Sonst hätte sie geblutet. Was sonst?"
    "Und unser Zeug ist noch dort. Schöne Scheiße.", meinte Ricklen.
    "Frau sein Geist. Aber gesehen Kleidung. Sie furchtbar gestorben. Blut und zerreißt. Was passiert?", warf Onyx in die Runde.
    "Mir egal. Hauptsache wir hauen hier ab. Scheiß auf unsere Sachen. Als Geister werden wir sie sowieso nicht wieder bekommen.", meinte Kjal.
    "Kjal sagt es. Verfluchte Weiber gibt es. Die Nordmarer erzählen sich, dass sie im Leben grausam waren. Ihre eigenen Kinder mordeten oder ihren Mann betrogen. Mit Dämonen das Bett teilten. Wir sollten abhauen und sowas den Dienern des Feuers überlassen. Ricklen! Lass uns abhauen!", forderte Hjarti.
    "Nein...", antwortete Ricklen kurz.
    "Was? Willst mich verarschen?", schrie fast schon Hjarti.
    "Jilvie...wurde von ihr berührt. Sie ist eben eingeschlafen...murmelt irgendwas daher.", sprach der Anführer erschrocken. Alle kamen dazu und alle hatten den selben Blick im Gesicht.
    "Sie ist verflucht worden! Die Mutter bewahre!", sprach Kjal.
    "Was wir jetzt tun? Onyx helfen Freundin Jilvie. Nicht lassen schlafen."
    "Küss sie mal. Wie in dem Märchen! Los, Ricklen. Sei ihr Mann!", forderte Hjarti auf und schien an das Märchen zu glauben oder zu hoffen. Selbst seine Stimme hatte plötzlich diese Sorge, diese Angst...etwas weinerliches in sich. Alle hatten Angst um Jilvie. Onyx indes blickte zu Murielle. Vielleicht wusste sie ja mehr oder irgendwas.
    Geändert von Onyx (20.10.2016 um 21:23 Uhr)

  9. Beiträge anzeigen #89
    Neuling Avatar von Kovac
    Registriert seit
    May 2016
    Beiträge
    4
     
    Kovac ist offline
    Kovac wurde die Schlinge um den Hals gelegt, ein gutes, festes Seil. Perfekt um sein nicht unbedingt geringes Gewicht zu tragen. Er sollte ja nicht ewig daran hängen, nun, eigentlich nur den Rest seines Lebens. Und der würde - im Hinblick auf den Umstand, dass sein Hals in der Schlinge war - nicht mehr allzu lange dauern.
    "Im Namen König Rhobars des Dritten, Großkönig von Midland, Nordmar und Varant, Protektor von Argaan und rechtmäßiger Herr über Khorinis, verurteile ich den Angeklagten, Kovac den Metzger, zum Tode."
    Die Menge war überschaubar. Vorbei die Tage, die Kovac früher erlebt hatte. Wo eine Hinrichtung ein Spektakel gewesen war. Heute nicht mehr.
    "Euch wurde gesagt, Kovac, dass es Euch unter Androhung der Todesstrafe verboten sei, zurückzukehren. Verbannung, Metzger, ist kein dehnbarer Begriff. Ihr hättet überall glücklich werden können, überall auf der Welt. Ihr aber, dumm wie Ihr seid, dachtet, Ihr könntet zurückkehren, ohne dass es jemand merkt? Ihr wurdet verbannt, weil Ihr schlechtes Fleisch verkauft habt, weil Ihr der üblen Nachrede bezichtigt wurdet. Ein böser, raffgieriger, schlechter Mensch. Die Verbannung war also durchaus gerechtfertigt."
    Kovac wollte den Mund aufmachen, doch der Henker zog die Schlinge zu, sodass außer einem Krächzen kein Wort über seine Lippen drang.
    "Möge Innos sich Eurer Seele annehmen im Paradies. Hier unten seid Ihr nicht mehr willkommen. Henker? Führt die Hinrichtung aus."
    Der massige Henker nickte und trat vor. Blickte Kovac in die Augen. Nickte kurz. Er tat seine Arbeit. Hoffentlich nahm ihm der Metzger das nicht übel. Der Henker hatte ihn eigentlich gemocht. Waren Trinkkumpanen gewesen. Nun, die Arbeit musste trotzdem getan werden. "Entschuldige, Kovac", murmelte er nur, als er das Podest wegtrat.
    "Ich bin unsch...", konnte er noch krächzen, ehe der Strick ihm das Genick brach. Kovac war tot.

  10. Beiträge anzeigen #90
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    Murielle hielt Cerys Hand fest umklammert, während sie bemüht war, halbwegs die Fassung zu bewahren und ihre Gedanken zu sortieren. Sie wusste, dass der Rauch einiger Kräuter dabei helfen konnte, bestimmte Geister und Erscheinungen zu vertreiben, allerdings hatten weder sie noch die anderen zufällig Weihrauch oder ähnliches dabei und es war doch sehr daran zu zweifeln, dass solch simple Maßnahmen dazu geeignet wären, eine Wirkung bei einem Wesen zu erzielen, welvhes mächtig genug war, Jilvie so etwas anzutun. Vielleicht hätte Osmo Rat gewusst und einen Trank brauen können, mit dem der jungen Frau zu helfen gewesen wäre, aber Murielle war so hilflos wie die anderen auch.

    "Hjarti, du bleibst bei Jilvie.", schlug Muri vor. "Ich möchte nicht, dass sie hier ganz allein und schutzlos zurückbleibt. Wir anderen sehen, was wir tun können. Reiß dich verdammt nochmal zusammen!

    Sie rückte ihren Schwertgürtel zurecht und wollte schon die anderen fragen, ob diese ebenfalls wenigstens noch ihre Waffen bei sich trugen, aber dann überlegte sie, dass ihre Äxte und Schwerter vermutlich nichts gegen die Geisterfrau würden ausrichten können.
    "Scheiße!", fluchte sie und wünschte sich, sie wäre im Fort geblieben. Echsenmenschen waren zwar auch beschissene Gegner, sahen im Vergleich zu der gruseligen Eistante aber wenigstens nicht ganz so zum Fürchten aus.

    Ricklen war indes bereits vorgegangen, zielstrebig auf den Turm zu, der das Heim der Frostfrau zu sein schien. Nur was sollten sie tun? Anklopfen und höflich fragen, ob sie Jilvie wieder in Ordnung bringen würde? "Vielleicht sollten wir den Turm einfach abfackeln.", schlug Cery vor. "Ein so großes Feuer wird ihr schon ordentlich einheizen und wenn sie tot.. also richtig tot meine ich.. ist, sicher wird Jilvie dann auch wieder erwachen."

    "Ich weiß nicht, und wenn sie das nur noch wütender macht?, gab Kjal zu bedenken.
    Ratlosigkeit herrschte unter den Gefährten, denn mit so etwas hatte bisher keiner von ihnen zu tun gehabt und jeder Fehler konnte hier weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Sie hatten den halb zerfallenen Turm erreicht, der nun düster vor ihnen aufragte.

  11. Beiträge anzeigen #91
    Veteran Avatar von Onyx
    Registriert seit
    May 2006
    Beiträge
    678
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline

    Turmruine

    An sich wusste niemand so recht was man tun sollte, aber irgendwas mussten sie ja tun. Warten bis Jilvie aufwacht würde nichts bringen. Genauso aber den Geist versuchen zu töten. Was tot war konnte nicht mehr sterben.
    Nun standen sie vor dem Turm.
    "Alles abfackeln und hoffen das es wirkt...ich weiß nicht. Ist wie alle schwarzen Katzen töten und hoffen, dass kein Unglück mehr geschieht.", meinte Ricklen und rieb sich nervös und nachdenklich durchs Gesicht. Natürlich handelte und reagierte er am emotionalsten von ihnen. Er wollte etwas machen, aber wusste auch nicht was. Diese Ohnmacht zermürbte einen nicht wie ein Mühlstein das Korn, sondern viel mehr wie ein Fels der auf einen fiel, den man fing und doch wusste, dass man diesen nicht stemmen könnte und gleich platt gemacht werden würde.

    "Sie nicht hier.", stellte Onyx fest, um die Gedanken mal auf das Jetzt zu fokussieren.
    "Was wir wissen über Geist?", fragte der Hüne und blickte in die Runde.
    "Geister sind gefangen in dieser Welt. Sie können nicht in Beliars Reich.", meinte Kjal.
    "Sie können aber auch aus Beliars Reich gekommen sein.", meinte Ricklen.
    "Wenn Frau gefangen...wieso sie gefangen?", fragte Onyx.
    "Mein Onkel erzählte mir mal, dass ihn sein bester Freund heimsuchte. Immer und immer wieder. Nicht nur zu Samhain. Er war zornig, konnte aber nichts ausrichten. Der Geist verschwand, als er die Schwester dieses besten Freundes suchte, fand und in seinem Haus aufnahm. So wie er es ihm einst als Junge versprach, falls einmal einem was geschieht. Geister sind hier, wenn etwas im Leben davor unverrichtet blieb oder nicht erfüllt wurde und es sie quält. Sie nicht zur Ruhe kommen lässt.", erklärte Kjal.
    "Geist hier also wütend auf jemand, wo noch leben?"
    "Kann sein. Muss aber nicht. Vielleicht ist etwas Dunkles in diesem Turm und hat sie hierher geholt. Erinnert ihr euch an ihre Kleidung? Wie eine Braut oder sowas?", meinte Ricklen.
    "Ja. Kleid waren weiß und so wie nicht tragen jeden Tag. Waren aber auch dreckig und blutig. Waren kaputt. Wie Körper auch. Sie da gestorben?"
    "Ein Mord?", meinte Kjal und blickte alle an. Ricklen nickte.
    "Die Geschichte dahinter erfahren wir womöglich nie. Zumindest nicht hier. Kjal. Da ist ein Hof nicht weit von hier. Lauf dahin, hol den Bauern aus seinem bett und frag ihn über den Turm aus. Zur Not prügelst du es aus ihn heraus oder hältst seiner Tochter ein Messer an den Hals. Finde heraus was nur geht. Wir bleiben hier und überlegen weiter.", befahl der Anführer. Kjal nickte und machte sich dann sofort auf in die Nacht. Ricklen indes fasste den Entschluss sich dem Turm zu nähern.
    Onyx packte ihn an der Schulter, wollte ihn aufhalten. Ricklen schüttelte aber nur den Kopf. Es war keine Zeit zu warten.
    So folgten die anderen dem Waldläufer und kurz bevor sie die Lichtung betraten, sahen sie den Geist wieder. Es war ein makaber-schönes Bild das sie da erblickten.
    Sie bewegte sich um den Turm herum. Sie tanzte kreisend wie bei einem Hochzeitstanz umher, nur führte sie niemand. Der Boden unter ihr gefror und das Kleid schwankte im Glitzerreigen des Eises hin und her. Je länger sie zusahen, umso eher hörte man ein Weinen, ein Schluchzen das so umheimlich war, dass selbst Onyx eine Gänsehaut bekam und ihn eine Mischung aus Mitleid und Angst umgab. Wie lange sie wohl hier schon tanzte?

    "Der Turm!", fiel es Ricklen auf. "...irgendwas wird da drin sein. Sie geht nicht rein. Tanzt herum. Klagt... - LOS!"
    Ricklen stand auf und lief los, als der Geist hinter dem Turm verschwand.
    "Hehööö?", dachte Onyx laut, ehe er einfach folgte und ebenso Murielle und Cery.
    Fast da - kam die Geisterfrau hinter dem Turm hervor und schrie laut und klagend auf.
    Onyx hielt und wollte zurück laufen, da packte ihn Murielle und Ricklen und sie alle stürmten in den offenen Bereich des Turmes. Onyx erschrak, als das Geisterweib näher und näher kam und ihn eisige Augen anblickten.
    "Rasheda!", zischte er auf varantisch und kniete ab, um den Tod zu begegnen oder um Gnade zu bitten. Doch das Geisterweib kam nicht näher. Als wäre dort ein unsichtbares Gitter, kam sie keine Fingerbreit näher. Sie starrte sie kurz an. Eine eisige Totenstille. Keiner von ihnen hatte hier die besonnene Haltung all derer die in den Tavernen erzählen wie locker-flockig sie hier einen Bären erwürgten oder da einen Ork erschlugen.
    Dann bewegte sie sich zurück, als würde sie die Lebenden nicht sehen und begann wieder zu tanzen.
    "Rasheda...", atmete Onyx durch und spürte wie sein Herz regelrecht durch seine Kleidung schlug und die Beine schwer wie Blei waren.

    "Glück gehabt. Schaut euch um. Irgendwo muss hier etwas sein. Etwas was ihr gehört oder irgendwelche Überreste. Sucht auch Verstecke ab. Sucht nach allem was auffällt.", befahl Ricklen und hatte wohl als Erster irgendwie Fassung gewonnen. Onyx brauchte aber noch ein wenig und das dieses Geisterweib da umher tanzte war nicht beruhigend. Immer wenn sie näher war, wurde es kalt und so totenstill.

  12. Beiträge anzeigen #92
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline

    Turmruine - das Geheimnis der Braut

    "Scheiße, so eine verfluchte Scheiße!", war alles, was Cery dazu sagen konnte und die Angst in seiner Stimme war nur schwer zu überhören. Auch Murielle fiel es nicht leicht ihre Panik zu unterdrücken, aber wenn sie aus dieser Nummer heil wieder herauskommen wollten, war es einfach zu wichtig, dass sie die Nerven behielten.

    "Wir hätten eine Fackel mitnehmen sollen.", stellte Cery fest, "Es ist wirklich nicht leicht, etwas zu erkennen!"
    "So ein Quatsch, der Fackel wäre es nicht anders ergangen als dem Feuer. Außerdem geht dort hinten bereits die Sonne auf.", antwortete Murielle und in der Tat war am östlichen Horizont bereits ein schmaler Streifen dämmrigen Lichtes zu erkennen.
    Ricklen schob einige Schuttteile beiseite, wohl um zu sehen, ob sich etwas von Belang darunter verbarg und Muri tat es ihm an anderer Stelle gleich. Plötzlich glitten ihre Finger über etwas Kaltes, Glattes. Sie war auf einen metallischen Ring gestoßen, der zu einer Luke im Boden gehörte und mit welchem diese geöffnet werden konnte. "Los, fasst mal mit an!", bat sie die anderen und bald schon war die Luke freigeräumt. "Sah ja fast so aus, als hätte jemand absichtlich die Trümmer hier angehäuft, um den Zugang zu verbergen", meinte Ricklen und niemand konnte ihm widersprechen.

    Inzwischen fielen die ersten Strahlen des Tageslichtes in die Turmruine, aber dennoch war nicht viel zu erkennen. Es schien keine Leiter oder Treppe nach unten zu geben. So kamen sie hier nicht weiter.

    "Seid ihr da drinnen?" erklang plötzlich Kjals Stimme. Er betrat den verfallenen Turm. "Ihr habt es geschafft?!', staunte er, erkannte aber schon an der Mimik der Gefährten, dass dies nicht der Fall war.
    "Geisterfrau vielleicht scheut Tageslicht", merkte Onyx an und fand mit dieser Vermutung allgemeine Zustimmung.
    Da der ruhelose Geist nun erst einmal fort zu sein schien, konnte der Trupp wenigstens an seine Sachen zurück und so war schnell eine Fackel gefunden und entzündet, mit der man in den Keller leuchten konnte. Kjal berichtete nebenbei, was er hatte in Erfahrung bringen können:
    "Vor vielen Jahren gab es einen seltsamen Vorfall. Die Tochter eines damals kleinen Bauern wurde vom Sohn eines damals ebenfalls kleinen Bauern geheiratet. Keine Zweckehe, das Mädel war wohl wirklich sehr verliebt in ihn. Kurz nach der Hochzeit verschwand die junge Frau. Bald starb auch ihr Vater und da er keine weiteren Kinder hatte und seine Frau schon vor Jahren verstorben war, ging das Grundstück an den Schwiegersohn. Seine nächste Frau verstarb übrigens kurz nach der Hochzeit an einer mysteriösen Krankheit und hinterließ ihm ein üppiges Vermögen. Durch den tragischen Unfall seiner dritten Ehefrau gelang ihm der Aufstieg zum Großgrundbesitzer, seltsame Zufälle, oder? Inzwischen ist er wohl bei Gattin Nummer sechs angelangt und in der Gegend hier erzählt man sich, die Geisterfrau hier hätte große Ähnlichkeit mit der ersten Dame. Natürlich wird hinter vorgehaltener Hand viel geredet, aber einen so wohlhabenden und einflussreichen Mann möchte hier niemand erzürnen und so schweigt man und schaut weg."

    Während er sprach, hatten die anderen ein Seil nach unten gelassen und Murielle war gerade dabei, sich daran in die Dunkelheit herab zu lassen. "Hier geht es nicht weiter!", rief sie nach oben und leuchtete jeden Winkel mit ihrer Fackel aus. Hier war fast alles eingestürzt. "Jemand von euch muss runterkommen und mir helfen!", fügte sie hinzu, als sie das Skelett erblickte, welches zusammengekauert in einer Ecke am Boden lag. Überreste eines einst weißen Kleides waren daran zu erkennen. Höchstwahrscheinlich die sterblichen Überreste der Geisterfrau. So wie es aussah, hatte ihr frischgebackener Ehemann sie damals hier hinuntergeworfen. Sie war gefangen gewesen, gefangen in der Dunkelheit, verletzt und verängstigt. War sie qualvoll verdurstet oder langsam verblutet?
    "Was für ein schreckliches Schicksal.", sagte Murielle leise. Mitgefühl lag in ihrer Stimme und als sie die Überreste der Frau näher betrachtete, konnte sie sich ein paar Tränen nicht mehr verkneifen. Dort, unter dem zerfetzten Kleid lugte etwas hervor, mit dem sie nicht gerechnet, auf das sie nicht vorbereitet gewesen war: Winzig kleine Knochen eines winzig kleinen Menschen. Die Braut hatte ein Kind unter ihrem Herzen getragen.
    "Wir müssen sie begraben. Beide. Und sehen ob wir diesen Mann finden."

  13. Beiträge anzeigen #93
    Veteran Avatar von Onyx
    Registriert seit
    May 2006
    Beiträge
    678
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    "Und dann? Ihn hierher schleifen und diesem Gespenst vor die hässliche Fratze werfen?", fragte Kjal.
    "Es ist dann aber keine Garantie, dass es Jilvie dann besser geht...", meinte Ricklen.
    "Nicht sicher das Geist von Nacht dann für immer verschwinden. Ja, nicht sicher. Onyx nicht wollen beerdigen Knochen. Onyx denken anders. Onyx in Varant gewachsen groß. Da Leute verbrennen, damit nicht kommen zurück als böse Sandmann. Sagen wenn alles verbrannt, auch nichts sein da was können Verbindung in hier. Onyx sagen wir verbrennen Knochen bis zu Asche. Dann sie nicht hier gebunden. Dann sie weg und Geist keine Macht auf Jilvie. So Onyx sich überlegt.", sprach der Hüne in ausgesprochen vielen Worten für seine Verhältnisse. Onyx mochte es in der Regel nicht sich besonders viel zu äußern. Aber hier zählte es eine echte Freundin zu retten oder zu beschützen.
    "Ich würde dieses Schwein gerne verprügeln und hierher schleifen.", meinte Kjal und blickte zu Ricklen.
    "Wir könnten ihn dann zwingen etwas zu machen. - Was schaust du so, Kjal? Ich bin kein gottverdammter Priester. Ich weiß selbst nicht was man dann macht. Onyx Worte mit dem Feuer sind vielleicht nicht so verkehrt. Sowas gibt es auch an anderen Orten. Hjarti hat davon auch mal erzählt, dass die in Nordmar ähnlich verfahren. Machen wir es so. Ich werde zu Jilvie gehen und dann nach Stewark. Ich kenne da einen Quacksalber der vielleicht helfen kann. Ihr bergt die Knochen und holt euch dann dieses Bauern. Nie ist Osmo da, wenn man diesen Spinner braucht. Auf gehts. Bis Sonnenuntergang müssen wir wieder hier sein.", wies Ricklen an und eilte zu seiner Gefährtin.

    "Onyx nicht wissen ob wollen anfassen Knochen. Vielleicht böse Fluch?", murmelte der dunkelhäutige Waldläufer und riss die Falltür hoch. Kjal und Cery schienen auch nicht gerade angetan zu sein, die Knochen einer Geisterfrau mal so zu bergen.
    Am Ende waren es aber er und Murielle die dies machen mussten. Sie trug die Fackel und Onyx war anzusehen, dass er sich scheute. Stattdessen begutachtete er das Skelett und das kleine Skelett in ihr.

    "Böse Mensch haben geboren böse Tat. Sie Rache haben wollen. Bestimmt.", sagte er, machte einen Schritt und trat gegen etwas Weiches. Halb im Boden unter Dreck war da ein etwas feuchtes Buch. Ein Tagebuch oder sowas. Onyx hob es auf und blätterte dann durch. Er konnte nicht lesen. Zumindest nicht in der Gemeinsprache.
    "Du können haben. Passen zu andere Buch was du noch haben, heh?", meinte er und kniete dann vor den Gebeinen ab. Er griff eine Hand und zog die Gebeine langsam hoch. Es schüttelte und schauderet den großen Mann und sein Herz schlug ihm fast aus der Brust. Doch rasch übergab er die Gebeine den beiden oben und war sich sicher nicht verflucht worden zu sein.
    Wieder oben atmete er erst einmal durch und blickte dann interessiert, als Cery feststellte, dass der Frau die andere Hand fehlt.
    "Da unten aber nix weiter. Frau vielleicht immer nur eine Hand?"
    "Oder die Hand wurde ihr abgeschlagen? So wie das ausschaut war das mit einer Axt.", meinte Kjal.
    "Vielleicht stehen was in Buch von unten? Wir besser jetzt losgehen.", schlug Onyx vor und die Gruppe ging dann auch los.

    "Hast du was herausgefunden, Murielle?", fragte Kjal, während sie schon in der nähe eines der kleineren Höfe waren.

  14. Beiträge anzeigen #94
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    Während sie gegangen waren, hatte Murielle immer wieder in dem Buch geblättert und gelesen. Es handelte sich offenbar um das Tagebuch der jungen Frau, die im Keller des Turmes zu Tode gekommen war. Ihre unbeholfene Schrift ließ vermuten, dass sie das Schreiben noch nicht lange beherrscht hatte.

    "Meistens geht es darum, wie sehr sie verliebt ist, dass sie auf dem Feld helfen muss und dann wieder wie verliebt sie ist. Es ist auch die Rede von einem Ring, den ihr Geliebter ihr zur Verlobung geschenkt hat. Silber mit einer gläsernen Perle, in welcher sich winzig kleine blaue Blüten befinden. Ziemlich auffälliges Schmuckstück. Das hat nicht zufällig einer von euch eingesteckt?" Sie schaute fragend von einem zum anderen und ließ ihren Blick dann auf Cery ruhen.
    "Was guckst du mich denn jetzt so an?", fragte dieser empört. "Vielleicht hatte sie den ja an der fehlenden Hand, wer weiß das schon. Ich habe ihn jedenfalls nicht!"
    Was er sagte, ergab Sinn und vielleicht hatte der Bräutigam sich sein wertvolles Ringlein ja zurückgeholt. Samt der Hand, um die er damit angehalten hatte. Wenn schon, denn schon.

  15. Beiträge anzeigen #95
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline

    Unterschlupf in Stewark

    Edon teilte die Karten aus, angelegentlich an seiner Pfeife paffend. Vor ihm stand ein bis Anschlag gefüllter Humpen dunklen Bieres auf dem Tisch, in dem noch ein standesgemäß stecken gebliebenes Messer darauf harte, Brot, Käse und Wurst auf zum Hinunterschlingen geeignete Größe hinuntersäbeln zu können. Im Kamen prasselte ein kleines Feuer, an Haken in der Wand hingen ein Bogen, ein Pfeilköcher, ein ordentlicher Piratensäbel, mehrere Mäntel, Sturmschneide und die obligatorische Reisetasche, die der Gauner im in der Nähe hielt, falls ihm durch fackelschwingende Mobs verbreitete Sinnesfreude innerhalb der Stadtmauern zu sehr ausarten sollte. Das passierte zwar höchstens einmal alle zwanzig Jahre, aber an diesem Tag war demjenigen das Glück hold, der die mordlustige Nachbarschaft nicht so lange hinhalten musste, bis die Frau ihm eine Käsestulle und warme Unterwäsche für die Flucht einpacken musste - zumal man sich für diese Variante der Vorbereitung nicht einmal eine solche Besenschubse zurechtheiraten musste.
    Arko hatte beide Beine auf dem Tisch gelegt, seinen eigenen Bierkrug in der Pranke, mit dem er fröhlich im Takt zu einer Melodie wankte, die nur er allein hören konnte.
    "Was haltet ihr von den neuen Roten?"
    Edon schobseine Pfeife im Mund zurecht ohne von den Karten aufzublicken.
    "Was für neue Rote? Ich fand schon die alten scheiße und ich würde meinen letzte Eimer Pferdepisse darauf verwetten, dass mir die Neuen nicht besser gefallen."
    Anstatt eines tatsächlichen Pferd hegte Edon lieber die Vorstellung, irgendwann mit einem der wenigen natürlichen Erzeugnisse dieser Reiterunterlagen seiner Gesinnung Ausdruck zu verleihen, dass alles, was sich selbst Myrtaner nannte, sich zeitnah bitte in einen dämonenversuchten Teil ihrer Heimat zu entfernen hätte, um dort Unbillen und Umtrieben der neueren Anwohner trotzig Widerstand leisten zu können - einen Gewinn für alle, auf deren Leben der Dieb auch nur ansatzweise etwas geben könnte ...
    "Frisch vom Festland geliefert und Renwick ins Arbeitszimmer gestellt. Haben die Zölle erhöht und ähnliche Feinsinnigkeiten. Man könnte sagen, ein paar Bauern drehen schon ihre Sensen in die Aufrechte."
    Ein flüchtiges Grinsen huschte über Edons Gesicht.
    "Da bin ich grundlagentechnisch ja ganz bei denen. Lex Ballustradis oder wie der Quatsch heißt, aber dieser Schlag fängt ja nach der zweiten Runde an zu glauben, sich ihr Recht auf einen Apfel mehr am Tag hart erkämpft zu haben und schert sich wieder ans Gemüse Pflücken ..."

  16. Beiträge anzeigen #96
    Neuling Avatar von Die Garde
    Registriert seit
    Sep 2016
    Beiträge
    6
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Garde ist offline

    Die Baronie Stewark

    Sir Augustin rieb sich erschöpft die Augen, als er zu später Abendstunde noch immer damit beschäftigt war, die erhaltenen Befehle umzusetzen. Er war ein Ritter im Dienste des Königs und als erster Offizier unter Lord Kastor mit der Aufgabe betraut worden, die Ankunft des Lord Kastor in Stewark vorzubereiten und bereits erste Maßnahmen zur Sicherung und Verwaltung der Baronie zu ergreifen. Doch wie erwartet stieß die Anwesenheit von Soldaten des Königs auf Gegenwehr. Zum Einen waren die Bewohner von Stewark noch immer durch vergangene Ereignisse gebrandmarkt. Zum Anderen hatten die Befehlshaber des Orden Innos' keine Information über die Ankunft der Ritter erhalten.

    Dementsprechend verhalten fiel die Reaktion des Lord Albrecht aus, als er von Sir Augustin über die bevorstehenden Änderungen informiert wurde. Doch das königliche Edikt zwang auch einen Angehörigen des Ordens zur Kooperation und so wurden den Rittern einige Ämter zugewiesen, die sie bis zur Ankunft des Lord Kastor ausüben konnten. Die Befehlsgewalt über die Baronie Stewark behielt jedoch Lord Albrecht und machte bereits bei der ersten Unterhaltung deutliche Anspielungen darauf, dass er sie auch bei Ankunft des Lord Kastor nicht ohne Weiteres abgeben werde.

    Als Sir Augustin gerade einen weiteren Beschluss zur Einführung einer Strafsteuer erlassen wollte, klopfte es an der Tür. Es war Sir Quintus, dem ein Teil der hiesigen Stadtwache zugeteilt wurde. "Guten Abend, Sir Augustin. Habt Ihr die Durchsuchungsbefehle schon ausgefertigt?" fragte der Ritter mit freundlicher Stimme. Doch Sir Augustin schüttelte ernüchternd mit dem Kopf und erwiderte: "Nein, leider nicht. Dazu fehlt mir die Berechtigung und Lord Albrecht hat sich bisher geweigert, die Durchsuchungsbefehle zu unterzeichnen." Sir Quintus seufzte unzufrieden: "Hoffentlich kann Lord Kastor seine Arbeiten in Thorniara zeitnah beenden und sodann das Kommando in Stewark übernehmen."

    Maximus
    Geändert von Die Garde (08.11.2016 um 21:26 Uhr)

  17. Beiträge anzeigen #97
    Veteran Avatar von Onyx
    Registriert seit
    May 2006
    Beiträge
    678
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Onyx ist offline
    Der erste Hof war erreicht und es sollte nach kurzem Gespräch ein weiterer folgen. Der Bauer war ganz einfach zu alt und zu arm. Seine Söhne hatte das myrtanische Heer rekrutiert und seine Tochter hatte er an einen Handwerker aus Thorniara verheiratet. Die eigene Frau war vor drei Wintern von ihnen gegangen. Er betrieb den kleinen Hof nur noch für sich und hatte Anteile davon für die Mitgift verkauft.
    Jene Anteile gehörten nun mehr einen Großbauern und so wie der Alte erzählte, sprach so manches dafür, dass es eben jener war den sie suchten.

    Grenzsteine markierten den neuen Hof, der ausgeschildert war - so weit war er noch weg. Im Grunde aber auch wieder nicht. Er lag hinter einem Hügel und von ihrem Standort aus bis zum Hügel wurde eben angebaut. Wie es auf Argaan in dieser Region üblich war, gab es einige Obstbäume und Rebstöcke die sich den Hügel hinauf zogen.

    "Meint ihr, der wird uns einfach so empfangen? So wie wir aussehen, kriegen wir eher was mit dem Knüppel.", meinte Kjal und grüßte ein paar Knechte die gerade Pause machten.
    "Bewahret, gute Leute! Wer ist der Großbauer auf diesem Hof?"

    "Rudal der Pechvogel. Und wer seid ihr?", fragte der Jüngste der vier Männer.
    "Siehst du doch, Gerson. Bögen, Mäntel und Stiefel. Dann dieser seltsame Gruß. Waldvolk...", meinte einer der Mittleren und spuckte aus.
    "Wir haben nichts gegen euch, aber auch nichts für euch. Streunt woanders herum ihr Hühnerdiebe und Kinderräuber.", meinte der Älteste der Knechte und zog an seiner Pfeife.

    "Hörst du Onyx. Jetzt rauben wir sogar Kinder. - Gute Männer. Habt keine Sorge, wir haben schon gegessen und eure Hühner begehren wir auch nicht. Wir sind nur auf der Durchreise und wollten wissen auf wessen Land wir uns bewegen. Ihr wisst ja, nicht jeder mag uns freien Menschen der Wälder. Sagt wieso wird euer Herr aber Rudal der Pechvogel genannt? Sind die Götter ihm so böse?", fragte Kjal nach.
    "So scheints zu sein. Beliar nahm ihm schon so manches Weib. Die Bauerstöchter der Gegend trauen sich nicht mehr sich als Weib anzubieten. Man sagt Rudal hat die Götter einst verflucht und über sie gespottet. So quälen sie ihn und nehmen ihm Weib und Kind, ohne dass er je dem Tod nahe zu kommen scheint.", erzählte der Jüngste, den sie Gerson nannten.
    "Andere sagen aber, dass es anders ist. Als junger Mann betete er zu Beliar und bat um Reichtum und Macht, weil er nichts hatte ausser einer Hütte und einen Acker. Beliar erschien ihm und versprach Rudal alles. Doch sollte er im Gegenzug niemals das Glück der Familie und Liebe erfahren. Beides hatte er nie wirklich und so sagte er zu. Als dann für Rudal bessere Zeiten anbrachen, nahm Beliar ihm sein junges Weib. Und so war es jedes Mal. Rudal erbte und erbte, aber verlor auch jedes Mal das was die einfachen Leute als Glück empfinden. Er ist selbst schuld. Mit Beliar macht man keine Abmachungen.", sagte der, der bisher gar nichts gesprochen hatte.

    "Klingt ja traurig. Egal was nun stimmt. Wo finden wir euren Herrn? Wir möchten ihn warnen.", erklärte Kjal.
    "Vor was? Ihr wolltet doch nur durchreisen?"
    "Ja - und jeden warnen. Euer Herr soll es auch wissen, damit er entscheidet. Magier sind unterwegs zum Drachen. Sie wollen dieses Scheusal vernichten. Wenn es geschieht, kann es sein, dass seine Dienerkreaturen über das Land kommen. Er und ihr solltet euch in Sicherheit bringen. Diese Echsenwesen sind gefährlich."

    "Netter Trick. Aber so dumm sind wir nicht. Wir hauen hier ab und ihr bedient euch, hmm? Geht ruhig zu unseren Herrn. Erzählt ihm und dann rennt besser weg. Seine Leute werden euch sowas von zusammenfalten. Rudal mag euresgleichen nicht. Habt uns hier schon mal beraubt."
    "Nicht wir!"
    "Aber deine Leute. Mir gleich. Wir sind nur Knechte. Die Söldner des Herrn werden euch schon zeigen was sie von den 'freien' Menschen halten." meinte der der sie am wenigsten mochte.
    "Nun gut. Ich habe fast schon vergessen wie herzlich doch so manche auf dieser Insel sind. Da will man doch lieber wochenlang durch die Wälder ziehen, statt nur ein Wort mit der zivilisierten Welt zu wechseln. Bewahret! Bewahret vor allem eure Leben, wenn die Echsen kommen.", wünschte Kjal und sie zogen weiter.

    "Kjal gut gesprochen. Hjarti sie geprügelt hätten und Ricklen vielleicht.", kommentierte Onyx.
    "Danke. Ich habe diese Bauern satt. Damals in Silden sind wir über ganz Myrtana gezogen. Haben Wanderer und Bauern beschützt die durch gefährliche Wälder zogen oder sich dumm in der Wildnis benahmen. Fast immer ungesehen. Auch hier haben wir das schon oft getan. Vielleicht machen wir doch was falsch und sollten diesen Dummbeuteln mal die Köpfe derer zeigen, die sie sonst geholt hätten. Dann wären sie netter."
    "Oder sie Angst und denken sie die nächsten. Du nicht recht machen allen. Besser sein...du wissen das du machen richtig für dich und Freunde. Was wir jetzt machen? Gehen zu Bauern und nehmen mit zu Turm?", fragte Onyx.
    "Wir gehen mal dahin. Schauen uns den Hof mal an und bitten um ein Gespräch. Dann überraschen wir ihn ein wenig und schauen wie er reagiert. Sollte er nicht mitkommen oder uns davon jagen, dann improvisieren wir. Machen etwas Ärger oder zwingen ihn dazu mitzukommen...mit irgend einem Druckmittel. So wie die Knechte erzählten ist er ja eh nicht ganz sauber. Wer von uns kann am besten schleichen und in Häuser einsteigen? Onyx schon mal nicht. Murielle? Cery?"

  18. Beiträge anzeigen #98
    Drachentöter Avatar von Murielle
    Registriert seit
    Mar 2006
    Beiträge
    4.051
     
    Murielle ist offline
    "Wir haben keine Zeit, jede einzelne Schublade zu durchsuchen.", raunte Murielle Cery zu, der damit begonnen hatte, die erstbeste Kommode zu durchwühlen. "Ist doch total bescheuert, zumal wir ja nicht einmal ansatzweise wissen wonach wir suchen sollen. Und der Ring wird hier vermutlich nicht einfach so rumliegen."
    "Hast du eine bessere Idee?", fragte er sichtlich genervt und sie antwortete darauf nur mit einem resignierten Seufzer.
    Plötzlich war aus dem Nebenzimmer eine Stimme zu hören, die ein beliebtes Kinderlied sang:

    "Wie ein Drache zu fliegen
    In die Wolken hinein
    Ja das wär ein Vergnügen
    Möcht ein Drache wohl sein.
    So von oben zu schauen
    Unser Haus unser Feld
    Aus dem Himmel dem Blauen
    In die herrlic... "

    "Scheiße Cery, was hast du vor?", gelang es ihr noch zu sagen, dann war er auch schon verschwunden. Murielle folgte ihm und erschrak als sie sah, dass er der Kleinen, die eben noch gesungen hatte, die Hand auf den Mund presste.
    "Wenn das kein Druckmittel ist, weiß ich auch nicht. ", meinte er mit einem Schulterzucken.
    " Zeig ihr die Zeichnung von dem Ring, vielleicht weiß sie wo er ist.", verlangte Cery und Murielle blätterte kurz in dem Tagebuch umher und hielt der Göre dann die entsprechende Seite hin.
    "Wo hat dein Vater den versteckt?"
    Die Kleine antwortete nicht. Tränen rannen an ihren vor Aufregung geröteten Wangen hinunter.
    "Vergiss es, sie weiß nichts.", stellte Murielle fest und fügte hinzu: "Ist auch egal, wenn wir Glück haben, reicht sie als Druckmittel aus." Sie war sich dessen gar nicht einmal so sicher, denn wer so skrupellos vorging wie Rudal, dem lag eventuell auch nicht viel an seiner Tochter. Sie würden es wenigstens versuchen müssen, wenn Jilvie eine Chance haben sollte.
    Langsam machten sie sich auf den Weg die Treppe hinunter, von wo aus bereits die Stimmen der anderen zu vernehmen waren, die vermutlich gerade mit dem Großbauern sprachen. Murielle gefiel die Tatsache, dass sie ein kleines Mädchen als Geisel benutzten, wenig. Aber so lange Rudal mitspielte, bestand keine Gefahr für das Kind und außerdem ging es hier um Jilvie.

  19. Beiträge anzeigen #99
    Provinzheld Avatar von Slicer
    Registriert seit
    Nov 2012
    Ort
    Im Schatten
    Beiträge
    279
     
    Slicer ist offline

    Auf dem Weg gen Süden

    Einige glaubten, dass jene, die dem dunklen Gott dienten, auch von seiner grausamsten aller Schöpfungen bewahrt wurden: Dem Tod.
    Doch nichts war weiter von der Wahrheit entfernt. Der Tod war ein Teil des natürlichen Lebens, und keiner, ob er nun Adanos, Innos der Beliar anbetete, konnte ihm entkommen. Das war der Lauf der Dinge. Das war unvermeidlich. Und so kam es schließlich auch, dass der ehrwürdige Berührte Leopold van Daren eines Abends einschlief und am nächsten Morgen nicht mehr erwachte.
    Leopold hatte viel gesehen. Mehr als die meisten Menschen in der Silberseesiedlung auch nur erahnen konnten.Er hatte ein gutes Werkzeug Beliars abgegeben und den Willen des Todesgottes bis zu seinem letzten Atemzug stoisch erfüllt. Nun jedoch, alt, verbraucht und das letzte Wort gesprochen, hatte Beliar seinen Diener entlassen. Irgendwo da draußen in der Welt würde ein neuer Körper vom Geist des Berührten beseelt werden, während von Leopold van Daren nichts blieb als eine wertlose Hülle.

    Slicer hatte der Tod des Alten völlig überraschend getroffen. Noch viele Male hatte er mit dem Greis gesprochen um mehr über sein mögliches Schicksal und die Wege Beliars zu erfahren. Doch als er an diesem Abend in das Haus van Darens gekommen war, hatte er nur dessen kalten, bleichen Körper vorgefunden. Slicer trauerte nicht um ihn, niemand trauerte um ihn. Er war zu alt gewesen und hatte keine Freunde gehabt. Aber der Dieb und Partner Lukars konnte eine gewisse Verärgerung nicht leugnen. So vieles das er noch von dem Mann hatte erfahren wollen war verloren. Von nun an musste Slicer eigene Antworten finden. In sich selbst. Und möglicherweise auch im Kastell des Zirkels um Xardas.

    Den Entschluss, diesen Hort der Dunkelheit persönlich aufzusuchen, hatte Slicer mit einer für ihn völlig untypischen Verbitterung getroffen. Es widersprach seinem bisherigen Lebensweg völlig. Aber irgendetwas in ihm zog ihn dort hin. Erklären konnte er es sich nicht. Es war wie eine lange vergessene Sehnsucht, die unter seiner Haut brodelte und die ihn Nachts mit wahnsinnigen Träumen plagte. Träumen, die keinen Sinn ergaben und die ihn dann den ganzen nächsten Tag beschäftigten. Stimmen. Bilder. Geräusche. Dinge die ihm eine ungeheure Angst einflößten, aber auch den Wunsch, sie zu ergründen und ihre Rätsel zu lüften.

    So war der Dieb schließlich aufgebrochen. Ausgerüstet mit seinem treuen Kapuzenmantel, dem Dolch, einer Hand voll kleinerer Messer und einer großen Tasche voll Proviant. Für Lukar, der sich schon ewig nicht mehr in seinem Arbeitszimmer hatte blicken lassen, hatte er eine simple Notiz zurückgelassen. Der Händler würde es schon verstehen. Und wenn nicht, dann hatte van Daren vielleicht doch recht gehabt, und ihre Wege mussten sich letztendlich trennen. Der Gedanke nagte mehr an ihm, als Slicer sich eingestehen wollte. Aber er besann sich auch auf seine Zeit, bevor er mit Noctal Nomak und später Lukar zusammengestoßen war. Seine Zeit als Diener des Auftraggebers, die er als einsamer Wolf bestritten hatte. Die Erinnerung an diese Zeit weckte ein altes Gefühl in ihm, dass er lange nicht mehr verspürt hatte. Es gab ihm Energie und verlieh seinen Schritten wieder die altgewohnte Festigkeit. Auch der Anblick des nahenden Waldes, der finster und bedrohlich den Horizont erfüllte, konnte ihn nicht mehr zum umkehren bewegen. Seine Reise hatte begonnen...

  20. Beiträge anzeigen #100
    Provinzheld Avatar von Slicer
    Registriert seit
    Nov 2012
    Ort
    Im Schatten
    Beiträge
    279
     
    Slicer ist offline
    Der Trampelpfad, der sich vor Slicers Füßen erstreckte, führte in die Tiefe des Waldes hinein und schien irgendwo in der finsteren Weite vom undurchdringlichen Geäst verschlungen zu werden. Ein Weg ins Nichts, oder zumindest ins Ungewisse. Der Pfad schien dabei der einzige gemütliche Hafen der Zivilisation und Sicherheit zwischen den knorrigen Bäumen und dornigen Sträuchern zu sein. Im Wald lauerten Wölfe, Snapper oder Schlimmeres. Möglicherweise sogar Orks oder Echsenmenschen. Alles Gefahren, denen Slicer in offener Konfrontation niemals gewachsen wäre. Dabei würde sich ein wildes Tier noch nicht einmal auf einen ehrbaren Kampf einlassen, sondern seinem Instinkt folgend aus dem Hinterhalt über ihn herfallen und ihn zerfleischen, bevor er überhaupt bemerkte, wie ihm geschah. Außerdem würde sich eine Meute hungriger Bestien nicht von einem simplen Trampfelpfad aufhalten lassen. Der Pfad suggerierte eine Sicherheit, die definitiv nicht da war.

    Doch hatte Slicer eine Wahl, vom Umkehren einmal abgesehen? Der Wuchs war zu dicht und unübersichtlich. Slicer würde sich allerhöchstens in einer gewaltigen Dornenranke verheddern oder sich hoffnungslos verlaufen, wenn er vom Weg abkam. Dieses Risiko wollte er unter keinen Umständen eingehen. Nein, er musste den direkten Weg nehmen. Wenn er vorsichtig war, würde er vielleicht nicht entdeckt werden. Er würde einfach mit dem Schatten der Bäume verschmelzen und das tun was er am besten konnte. Da er noch nicht einmal einen Gefährten dabei hatte, der durch seine Schwatzhaftigkeit irgendwelches Wild aufschrecken könnte, standen die Chancen gut.

Seite 5 von 20 « Erste 1234567891216 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide