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    Schwertmeister Avatar von Kjarl
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    Kjarl ist offline
    Mehr als ein undefinierbares Brummen brachte Kjarl nicht als Antwort hervor. Er fühlte sich müde, schwach und schmutzig. Sie hatten für ihren Übermut bezahlen müssen und konnten sich glücklich schätzen, lebend aus der Höhle gekommen zu sein. Der Jäger strich sich mit der Hand über die Augen und atmete laut hörbar aus. Der Rausch des Kampfes legte sich langsam und so traten mehr und mehr Schmerz und Schwäche in den Vordergrund und zeigten dem Jäger, wie knapp es diesmal gewesen war. Nie wieder, sagte er sich gedanklich und versuchte sich dann aufzuraffen. Avik hatte sich schon erhoben und so stellte sich auch Kjarl auf, um sich weiter vom Ort des Kampfes zu entfernen.

    "Weiter?", fragte Kjarl heiser und bald wankten die beiden Männer weiter. "Lass uns auf einem der Höfe ausruhen.", brachte Kjarl schließlich brummend hervor. "Ich fühl mich, als hätte ich wochenlang gekämpft." Sein Hand suchte nach dem Wasserschlauch, doch war dieser wohl während des Kampfes verloren gegangen. Kjarl schob sich die Haare aus dem Gesicht, die ihm schmutzig und klebrig vom Schweiß von der Stirn hingen. Er wollte nur noch schlafen. Schlafen und sich erholen, am besten im Fort, weit weg von den verhasste Goblins.

  2. Beiträge anzeigen #62
    Schwertmeister Avatar von Avik
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    Avik ist offline

    Nächster Morgen

    Stöhnend wachte Avik auf. Ihm tat so ziemlich alles weh. Die blauen Flecken hämmerten, die Blutergüsse und Schnitte pochten, der globale Muskelkater brannte und zog. Sein Hals war trocken, sein Magen leer, seine Bewegungen zittrig und doch ging es ihm um Jahre besser als gestern. Die Müdigkeit schien wenigstens schon einmal besiegt zu sein auch wenn die Erschöpfung durch die Strapazen wohl noch anhalten würde. Eine Weile saß Avik auf dem Stroh der Scheune und wartete darauf, dass Kjarl aufwachte, dann hielt er es irgendwann nicht mehr aus in seinem Zustand nur leidend dazusitzen und stand auf. Am Brunnen des Gehöfts wusch er sein Gesicht, seine Kleidung und vorsichtig auch seine Wunden, trank das Wasser und legte sich anschließend in die Sonne.

    Der Bauer, bei dem sie Zuflucht gesucht hatten, war mit seinen Söhnen auf den Feldern unterwegs. Sie schienen nicht erfreut zu sein, was Avik so aus der Entfernung hörte. Er begann zu Zittern, als der Wind drehte und über ihn hinwegfegte. Dann kamen die Bauern auf ihn zu und schon aus ein paar Schritt Entfernung begannen sie zu Pöbeln.

    "Was habt ihr euch dabei gedacht die Goblins aufzuschrecken. Mal ein Schaf, mal ein Stück Leder, oder ein Eimer Milch, das war der Diebesgut der Goblins und jetzt haben sie unser halbes Feld niedergetrampelt!", schnaufte der Grundbesitzer.

    "Es wäre nicht bei einem Schaf geblieben, hätten wir nichts unternommen", stöhnte Avik und schloss die Augen. Er lag noch immer am Boden und er hatte auch nicht vor respektvoller mit diesem dummen Bauern zu reden.

    "Was weißt du schon über die Zukunft! Mich interessiert heute und heute wurde mein Feld verwüstet!", kam die giftige Antwort.

    "Wir haben die Goblinhöhle gesäubert, ihren König getötet, jetzt gibt es nur noch eine Handvoll Goblinkrieger, so wie es sein sollte. Es war ein gewaltiges Nest... wollt ihr wirklich, dass eines Nachts eure Kehlen von einer Horde Goblins aufgeschlitzt werden? Jetzt könnt ihr wieder alleine mit den Goblins fertig werden...", erklärte sich Avik.

    Die Antwort ließ auf sich warten. Vorsichtig öffnete Avik die Augen und sah, dass der Bauer um eine Antwort rang. "Wir wollten sicher nicht, dass die übrigen Goblins ihren Hass an euch auslassen, aber nur so konnten wir den König erschlagen und ich verspreche euch, jetzt wird wieder alles einfacher", endete Avik und sah mit Genugtuung, dass es keine Einwände gab. Einer der Söhne murmelte etwas von wegen, dass es sicher keine Belohnung dafür geben würde, doch das war Avik gleich.

    Kjarl gesellte sich zu ihnen. "Zurück ins Bluttal?", fragte der Ordensbruder seinen Freund im Beisein der Bauern.

  3. Beiträge anzeigen #63
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline

    Auf den Dächern von Stewark

    "Willst du nicht endlich einmal erklären, was hier vorgeht und was du schon wieder damit zu tun hast?"
    Edon blinzelte die junge Frau an, als hätte sie gerade vorgeschlagen, er solle sich ein Bein abhacken, mit seiner Schwertscheide einen Walfisch angeln und mit diesem gemeinsam eine Armenstiftung in Ardea gründen. Er paffte an seiner Pfeife, drückte sich in den Schatten eines Schornsteins und behielt die Ladentür des unwissenden Händlers, den es eigentlich ganz besonders zufällig ins ganze Geschehen hineingezogen hatte, weiter fest im Auge. Er seufzte entspannt während Mana weiter an ihrem Bogen herumnestelte und einen Gesichtsausdruck zur Schau stellte, als wolle sie ihn im nächsten Moment zusammen mit allen anderen, die sie in den letzten sechs Wochen kennengelernt hatte, erschießen, einfach nur, um ihrer eigenen Verwirrung Herr zu werden.
    "Ich bin mit Arko zusammen die Küste von Bakaresh bis Vengard abgesegelt und habe jeden Hafen nach einer Spur von Edon Mesotes auf den Kopf gestellt, nur um wieder herzukommen und plötzlich glaubt jeder Handwerker in Thorniara zu wissen, dass genau dieser plötzlich in Stewark aufgetaucht ist und irgendwelchen Geistern hinterherjagt." Edon gestattete sich ein heimliches Grinsen, ließ Mana aber höflichst weiterreden, während er schon beim zweiten Satz das Interesse verloren hatte, von ihr zu hören, was sie gehört hatte, was andere in Thorniara zu wissen glaubte, was er so trieb. "Also habe ich mit dem Schmied in Thorniara geredet und der hat mich zu diesem Händler hier geschickt und wenn man ihn nach Mesotes fragt, dann beschreibt er mir dich haargenau. Warum?"
    Edon schielte kurz zu Mana herüber, die sich inzwischen die Haare kraus geredet hatte und ihn weiter wütend ansah. Er lächelte selbstgefällig, klopfte kurz seine inzwischen leere Pfeife aus und schob sie zurück in eine Manteltasche. Er räusperte sich.
    "Während du mit einer Bande Freibeuter durch die Hafenkneipen zwischen Wüste und Schneedecke gezogen bist -und ich will gar nicht bestreiten, was für ein ehrenwerter Zeitvertreib das ist- habe ich einmal ergebnisfreudig über unseren Freund Brago, den toten Assassinen, nachgedacht. Und wie ich da so darüber grübelte, da fragte ich mich, warum in die Ferne schweifen, wenn doch gleich vor Ort noch jemand so fleißig Interesse an unserem schwundseligen Freund zu heucheln scheint. Also legte ich von hier aus eine Spur nach Thorniara, eine sehr regelmäßige sogar: Mesotes wird den ersten Tag jeder Woche in Stewark genau in jener Tür da stehen und ein Geschäft abwickeln. Der Name Mesotes reist in einem Auftragsbuch nach Thorniara, wo er direkt von der Händlergilde eingesehen werden kann."
    Er deutete auf die Ladentür.
    "Wann immer jemand in Thorniara nach den verbleibenden Mesotes sucht wird er über kurz oder lang genau hier auftauchen. Alles, was wir tun müssen, ist darauf zu warten."

    "Also deine Denke ist: wir suchen jemanden, von dem es seit Jahren keine Spur mehr gab und weil es so noch zu einfach ist, legen wir am besten noch ein paar Falsche, die ins Nichts führen?"
    "Genau so."


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    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    Esteban hatte sich schon früh am Morgen verabschiedet aus der Gespaltenen Jungfrau, die Wirtin schüttelte auf die Frage, ob vor ihm eine junge Frau in langer Kutte oder Robe eingekehrt sei, nur mit dem Kopf. Offenbar war Olivia hier nicht entlang gekommen. So hatte der Wanderer seinen langen Wanderstab fester gegriffen, noch eine Münze in Richtung Murdra geschnippt, welche die Wirtin mit ungeahnter Flinkheit zielsicher aus der Luft fing und war dann mit dem Anflug eines Lächelns darüber aus der Taverne verschwunden. Sein Weg führte ihn weiter nach Norden, an Stewark vorbei in die niedrige Hügelkette, durch die der Weg ins Bluttal hinab führte, um von da aus dann Thorniara an der Nordspitze der Insel zu erreichen.

    Heute, am Tage, bemerkte er erst, wie angenehm es mittlerweile in der Natur war. Der Winter, obgleich auf den südlichen Inseln nie sehr streng, war trotzdem zu spüren gewesen. Doch hatte er nun endlich das Feld geräumt und der Lenz war mit wehenden Fahnen eingeritten, hatte seinen grünen Teppich überall großzügig ausgerollt und freigiebig weiße, gelbe, rote und blaue Tupfen verteilt. Überall blühte es, Esteban durchschritt die Felder, die sich rund um Stewark ausdehnten. Das frische, junge Getreide war noch niedrig und saftig grün, die Futtersaaten, Lupine zumeist, blühten, an den Ackerrändern leuchtete der Klatschmohn rot und daneben die Wicke und der gelbe Hederich, vom Bauern verfluchte Unkräuter, Löwenzahn stand wie lauter kleine Sonnen an den Rändern des Weges, die Obstbäume in den Plantagen blühten um die Wette, rund um ihn summten die Bienen und Hummeln, über ihm zwitscherten die Vögel und ein paar weiße Wolken zogen hoch oben über allem ihre Bahn über den blau leuchtenden Himmel.

    Der Magier ließ die Stadt Stewark links liegen und folgte den Windungen des Wegs, der sich dem schmalen Pass zum Bluttal entgegen schraubte. Kurz bevor er die Felsenkerbe durchschritt, beschloss er, eine Rast einzulegen und setzte sich an den Rand des Weges auf einen Stein, der angenehm von der schon kräftig scheinenden Sonne angewärmt worden war. Fast war es ihm schon ein wenig zu warm in seinen Kutten, doch er wollte die Robe unter dem Reisemantel schützen und verzichtete daher nicht auf diese zusätzliche Lage Stoff. Der Stab flog in die wiese, der Ranzen daneben und schon waren Brot, Käse und natürlich der Wein heraus geholt. auch ein paar Trauben fanden sich an, woher auch immer das Kastell sie zu dieser Jahreszeit aufgetrieben haben mochte. aber er machte sich nicht viele Gedanken um ihre Herkunft. das war eben die Magie des Küchendämons.

    Unter ihm lagen die blühenden Felder, umrahmt von den Obstbäumen, die sich in Terrassen hinabzogen bis vor das Tor der Stadt in der Ferne. Die steinernen Türme Stewarks ragten hoch hinein in den Himmel wie eh und je. Die auf einer hohen Felsenklippe erbaute Stadt wirkte wie ein Ausrufezeichen in der Landschaft. Hinter ihr das Meer, das sich uferlos in die Unendlichkeit zog. Esteban biss vom weichen Brot ab und ließ sich ein paar großzügige schlucke Wein durch die Kehle rinnen. So ließ er sich das gefallen. Doch irgendwann war auch die schönste Rast vorbei, so daß er seine Reisevorräte wieder zusammen packte, sich den Stab angelte und der staubigen Straße weiter folgte, hinab in die grüne Dämmerung des Waldes im Bluttal.

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    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Auf der Jagd

    Schweigend schritten die beiden Männer nebeneinander her. Ihre Lippen blieben verschlossen, doch ihren Augen entging nichts. Kein Wehen der langen Grashalme im Wind, kein aufflatternder Vogel, keine Maus, die schnell davoneilte, um sich unterirdisch in Sicherheit zu bringen. Die beiden Männer hatten gelernt auf all diese Kleinigkeiten zu achten, aufmerksam zu werden, wenn das versteckte Tierreich plötzlich schwieg und am Rascheln der trockenen Gräser zu erkennen, ob sich ein Tier näherte oder entfernte. Das tägliche Studium der Natur hatte sie geschult. Hatte sie Fertigkeiten erwerben lassen, die sich kein Städter je erträumen würde. Und doch wussten die beiden Jäger, dass sie von den Waldläufern in vielem übertroffen wurden.

    Sie stoppten. Zwei Augenpaare hefteten sich an eine schmale Spur, die ihren Weg kreuzte. "Zwei Tage?", meinte der alte Marten schließlich und Adson nickte. "Zu alt.", befanden sie schließlich und schritten weiter. Bald würde hier Dunkelheit herrschen und dann würden die großen Räuber auf Beutesuche gehen. Die beiden Jäger wollten ein derartiges Treffen vermeiden und schritten zügig voran. Die Dämmerung war längst heraufgezogen, als sie einige zerklüftete Felsen erreichten. Die beiden Männer banden ihre größeren Ausrüstungsstücke zu einem Bündel zusammen und banden es an ein verstecktes Seil. Dann stiegen sie mit geübten Griffen einige Meter in die Höhe und krochen in eine waagerechte Spalte, die von unten kaum zu sehen war und sich doch als geräumiger erwies, als man es vermutet hätte. Oben angekommen zogen sie das Bündel nach und richteten sich für die Nacht ein. Zwei andere Jäger hatten schon auf Adson und Marten gewartet.

    "Und? Habt ihr was?", fragte Marten, nachdem er einen kräftigen Schluck Wacholder genommen hatte. "Ärger mit Goblins bei den Bauern. Muss ne Menge losgewesen sein in den letzten Wochen. Und ein Wolfsrudel. Ihr?" "Nichts brauchbares." Schweigen trat ein und bald legten sie die Männer schlafen. Alles weitere konnte man klären, sobald die Sonne wieder am Himmel erschienen war.

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline

    Auf den Dächern von Stewark

    Edon begann langsam, die kleine Baronie zu mögen. Ein bisschen heruntergekommen, ein bisschen stiller als sie noch vor ein paar Jahren war, aber eigentlich ganz erträglich. Sicher, die Rotröcke hatten es sich hier vor einiger Zeit bequem gemacht, aber seit die sich vor ihrer eigenen Haustür mit den Echsenmenschen belustigen durften, gaben die auch keinen Dreck mehr, ob die Leute in Stewark auch ja vor dem Pissen zu Innos beteten. Vielleicht sollte er sich mal umsehen, ob sich nicht irgendein kleines Häuslein hier bereit finden würde, den Besitzer zu wechseln. Ein kleiner Unterschlupf wie er ihn damals in Setarrif gehabt hatte. Wo man ein paar Sachen in die Ecke werfen und sie Staub fangen lassen konnte. Er nickte langsam. Das klang doch nach einer Idee.
    "Da bewegt sich etwas."zischte Mana ihm plötzlich zu und kauerte sich etwas tiefer hinter dem Schornstein zusammen, während sie weiter in die Richtung spähte, in der der Laden lag, in dem hoffentlich irgendwann einmal irgendetwas passieren würde, das sie vielleicht irgendwie weiter bringen würde. Edon folgte dem Blick seiner Begleiterin und ließ ein unartikuliertes Geräusch vernehmen, das vielleicht ein bisschen zustimmend klingen mochte.
    Es war wieder der Tag, an dem jemand mit einem kleinen Karren aus Thorniara kam und die Händler mit Waren aus der Stadt belieferte. Nur dieses Mal war er nicht allein. Ihn begleitete ein Mann mit in einem schwarzen Waffenrock, an der Seite ein Langschwert. Der fremde Krieger war ein kräftiger junger Mann mit schulterlangen braunen Haaren, die er zu einem kurzen Zopf gebunden hatte. Er wirkte teilnahmslos und gelangweilt ob seiner Aufgabe. Er unterhielt sich noch kurz mit demjenigen, der den Karren zog, ehe er fest an die Tür des kleinen pochte und ohne auf eine Antwort zu warten, dieselbe aufstieß und eintrat. Mana sah ihn fragend an.
    "Was glaubst du, wer das ist?"
    Edon drehte sich auf den Rücken und schob desinteressiert die Hände unter den Kopf.
    "Der nächste Henker. Mit ihm müssen wir uns erst in ein paar Tagen befassen."

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Edon betrat den Laden mit der wohligen Gewissheit, dass etwas Interessantes passieren würde. Er mochte dieses Gefühl. Die Abendluft erschien ihm frischer, der Westwind stechender, der Geschmack seiner Pfeife würziger, die Schatten, die ihn umgaben, dunkler. Er lächelte. Gefahr hing in der Luft wie der Geruch von frischem Braten auf einem Drehspieß. Alles war in Ordnung. Er durfte nur nicht das Schwein sein, das man zum Festmahl schlachtete. Und er durfte sich nicht am heißen Fleischsaft die Finger verbrühen. Er pochte sorgsam gegen die einfache Holztür. Das Holz war rauer als sonst. Ohne auf eine Antwort zu warten schob er die Tür auf. Sie knarrte lauter als sonst. Das Gesicht des Händlers war blasser als sonst, sein Nicken beklommen und zögerlich. Seine eigenen Schritte kamen dem Dieb langsamer vor, sein eigenes Lächeln nicht nur breiter, sondern viel, viel schärfer. Er hörte den Atem einer dritten Person, die in der Ecke stand. Natürlich stand sie dort, wo ein Narr in seinen Träumen sie nicht gleich bemerkt haben müsste. Das Gold klimperte etwas lauter als sonst, als es auf den Tresen fiel, das Messer schnitt eine Spur schärfer als die anderen, die er gekauft hatte. Mit einem diebischen Seitenblick auf die Person in schwarz hinter der Tür nickte er dem Händler zu, der kein schlimmeres Verbrechen begangen hatte, als eben Händler zu sein.
    "Ich glaube, ich brauche keine Messer mehr."
    Die Gestalt in schwarz rührte sich endlich und zog mit einem kalten Kratzen das Schwert aus seiner Scheide um es auf Edon zu richten. Sie sagte gar nichts, hielt ihm nur die blanke Waffe entgegen. Edons Finger fuhren noch ein wenig um das Messer, das er sich gerade geleistet hatte, ehe sie in einer fast schon spielerischen Bewegung zu seinem eigenen Schwertgriff hinaufglitten. Sie schlossen sich um langsam um sein Schwert, ehe er es einen Zentimeter aus seiner Scheide zog. Dann lächelte er und fuhr einen kleinen Kreis mit dem Zeigefinger seiner linken Hand.
    "Hier drinnen?"
    Sein Lächeln wurde noch ein bisschen schärfer.
    "Weißt du, es gibt wunderschöne, ungestörte Felder weit, weit weg von allem, das sich durch das ewige Schreien eines Sterbenden gestört fühlen könnte. Kaltes Mondlicht, feuchtes Gras, sogar der Blick auf's Meer. Ein letzter Gruß an Mutter Erde bevor man die Augen schließt. Es gibt schönere Plätze zum Sterben, wir müssen uns doch nicht in einem muffigen Laden am Ende der Welt umbringen. Im Freien stirbt es sich viel schöner."
    Edon deutete nach Osten, wo die Felder von Argaan begonnen, dort, wo die Baronie Stewark endete. Und mit ihr die Einteilung von Wachen, die sich unnötig produzierten, wenn etwas unplanmäßig sterben sollte. Die Gestalt in schwarz starrte ihn einen Augenblick an, dann nickte sie kurz...

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    "Du redest nicht so gerne, was?"
    Edon führte seinen schweigsamen Scharfrichter durch die Gassen von Stewark Richtung Brücke. Er ließ nicht mal ein Brummen hören, um seinem werten Ziel mitzuteilen, dass er überhaupt noch am Leben war. Ob nun aus reiner Abneigung oder vielleicht als perfider Trick, um ihn in falscher Sicherheit zu wiegen, wer wusste das schon?
    "Ist das so eine Sache wie Berufsetikette? Bloß nichts preisgeben?"
    Wieder nur dumpfes schweigen als Antwort. Wenn sein wortloser neuer Freund tot im Gras lag sollte er vielleicht einmal nachsehen, ob sie ihm nicht in einem Anfall guter Laune die Zunge herausgeschnitten hatten.
    "Die scheinen ja nicht viel Vertrauen in dich zu haben. Wenn sie sicher wären, dass du den Job erledigen könntest, hätten sie dir vorher kein Schweigegelübde abgenommen."
    Sie erreichten bald die Brücke, die nach Osten führte und passierten schweigend die Wachen. Kaum waren die Männer des hiesigen Barons aus der mittelbaren Hörweite, bohrte der Dieb weiter nach.
    "Oder haben die sich gedacht, diesmal schicken sie wen, der einfach noch viel dämlicher ist als Brago aus Ardea? Ich meine, er hat einen halbwegs anständigen Job gemacht. Zwei von drei Mesotes in Al Shedim hat er ja mitgenommen -netter Start- aber beim dritten ging dann wohl doch das Gönnerherz mit ihm durch. Hat das Mädchen verschont, nachdem er ihren Eltern die Kehlen aufgeschlitzt ist. Bei manchen heißt so was Barmherzigkeit. Aber eigentlich 'ne ziemliche Scheißaktion, wenn du mich fragst."
    Sie passierten die Brücke und bald verschwamm die Welt zu Schatten und Sillhouetten um sie herum. Vielleicht hätten sie doch einen Kampfplatz wählen können, der etwas besser ausgeleuchtet gewesen wäre.
    "Willst du wissen, wo sie ist? Ich meine, von wegen restlos aufräumen und so? Junge, du wirst schon mit mir reden müssen, wenn du irgendwas bestimmtes wissen willst."
    Er hörte das Scharren von Metall auf Metall, ließ sich instinktiv nach hinten fallen und entkam dem Stahl, der nach ihm schnappte um Haaresbreite. Er rollte sich ab und hopste leichtfüßig wieder in die Höhe. Edon drehte kurz seinen Hals bis es ihm erleichternd zwischen den Wirbeln knackte. Diebisch lächelnd fuhr die Hand zum Schwertgriff ehe die fahle Klinge im Mondlicht aufschimmerte.
    "Wir haben schon angefangen? Du hättest aber ruhig mal vorher was sagen können..."

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    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Edon Mesotes ist offline
    Edon sprang vor einem Überkopfhieb seines Gegners zurück und setzte im Moment, in dem das Schwert seines Kontrahenten im weichen Erdeboden versank, selbst zum Angriff an, indem er ihn mit einem schnellen Stich auf die Rippen gezielt attackierte. Der Schweigsame zog das eigene Schwert in die Höhe, parierte und verspritzte eine Ladung Dreck in der Umgebung. Edon parierte selbst zwei Schläge, wand sich einem dritten zur Seite heraus und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen beiden. Wenn der Dieb immer noch lächelte, konnte es der Mann im schwarzen Waffenrock sicher nicht erkennen.
    "Wie viel zahlen sie dir eigentlich für diese Posse? Man verdient doch sicher gut daran, durchs Land zu ziehen und den liebenswerten Nächsten niederzuschlachten?"
    Statt einer Antwort kam nur ein weiterer wütender Hieb unter dem Edon routiniert hinwegtauchte. Er führte einen schnellen Seitenhieb gegen die Beine, der der Stumme durch einen hastigen Seitschritt entkam.
    "Da sieht man wieder, was das Gold aus Menschen macht. Wir kennen uns nicht mal und du fällst gleich mit der Axt ins Haus. Wir hätten das sicher auch ausdiskutieren können."
    Der Fremde gab ein gereiztes Knurren von sich. Der nächste Hieb kam hemmungsloer und wilder an, als die zuvor. Edon parierte ihn und drehte sich in der Parade nach hinten weg, um den Abstand zwischen ihnen beiden zu vergrößern. Er lächelte in sich hinein.
    "Wie viel zahlen sie dir? Achthundert? Tausend? Zweitausend?"
    Der Stumme spuckte aus und ließ schwertschwingend einen Kampfschrei hören, während der amüsierte Dieb das eigene Schwert langsam pendelnd vor dem Körper hielt. AUs der nächsten Parade ließ er sich in die Hocke gleiten, packte schnell das Bein seines Gegners und zog es mit einem schnellen Ruck nach vorne. Der Andere kam ins Straucheln. Edon lächelte triumphierend.
    "Und du willst wirklich nicht mit mir reden?"
    Zur Antwort kam ein Tritt nach ihm, dem der Landstreicher mühelos auswich.
    "Du hast ihn umgebracht!"
    "Bitte?"
    "Für einen falschen König und einen verräterischen Gott."
    Der Kampf stoppte urplötzlich und Edon schaute ein wenig verwirrt drein.
    "Ist nicht grade meine Art, Leute zu erdolchen. Für Götter und Könige schon gar nicht."
    "Am Silbersee. Mesotes hat ihm einfach den Kopf abgeschlagen."
    "Und anschließend begraben. Man könnte sagen, er ist ehrenvoller gestorben, als die meisten von damals heute leben."
    Ein wütender Fluch und ein unbedachter Angriff später und es war vorbei. Edon entging dem schnellen Stich vorwärts fast schon zu einfach, drehte sich selbst an seinem Kontrahenten vorbei und zog die Klinge einmal quer über irgendetwas auf Hüfthöhe. Ein gequältes Jaulen und der nicht mehr ganz so Stumme sackte zusammen. Es verging ein Moment, bevor Edon begriff, wo er ihn eigentlich getroffen hatte. Er schlug sich selbst vor die Stirn und unterdrückte ein freudloses Lachen.
    "Du wirst an so einer Wunde nicht sterben... glaub ich. Hab zumindest noch nie gehört, dass jemand dran gestorben ist, weil man ihm den Arsch aufgeschlitzt hat. Zugegeben, das würde ich auch nicht erzählen, falls es meinem Bruder passiert wäre. Vielleicht solltest du ein paar Wochen nur Suppe essen. Du weißt schon, nichts festes, dann muss man auch nicht scheißen."
    Ein bisschen peinlich berührt riss Edon seinem ehemaligen Widersacher ein Stück vom Waffenrock ab und reinigte damit die eigene Klinge, bevor er sie zurück in die Scheide gleiten ließ.
    "Du läufst mir ja nicht mehr weg, oder? Dann können wir uns ja mal unterhalten, reden kannst du ja offenbar."
    Geändert von Edon Mesotes (19.05.2016 um 10:56 Uhr)

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    Edon Mesotes ist offline
    Sein Verfolger lag auf dem Bauch im Gras und atmete in schweren Zügen, in denen ein mühseliges Keuchen mitschwang. Sein Hand tastete nach dem Schwertgriff, der ihm bei seinem Fall entglitten war. Bevor er jedoch sein Schwert erneut schwingen konnte hatte der Dieb ihm seinen Stiefel aufs Handgelenk getreten und es seinem Griff entwunden. Edon hob es langsam ins Gegenlicht und betrachtete die Waffe sorgsam.
    "Hübsches Stück Schmiedekunst. Ein Familienerbstück?"
    "Dreckiger..."
    Edon schlug ihm ganz leicht mit der stumpfen Seite der Klinge auf den Hinterkopf.
    "Ich fragte: Familienerbstück?"
    Ein mühsam heruntergepresster Fluch folgte, dem Edon nicht folgen konnte und wollte.
    "Eine Anzahlung..."
    Edon nickte beipflichtend. Eine kluge Art, sich bezahlen zu lassen. Er wog die Klinge noch ein wenig. Genau richtig ausbalanciert. Der Schmied hatte sich diese Waffe hoffentlich komfortabel bezahlen lassen.
    "Da ich noch lebe, werd' ich es einfach behalten."
    Der Landstreicher legte das Schwert zu den Füßen des gescheiterten Söldners ab, schlang beide Arme unter dessen Hüfte und schnallte den Schwertgurt ab. Er schob die Klinge in ihre Scheide zurück und klemmte sich seinen neuen Besitz unter den Arm. Anschließend stemmte er dem Anderen ein Knie in den Rücken, wobei er darauf achtete, keinen Dreck in dessen Wunde zu streuen.
    "Also, zum Wichtigen: Wer? Wo? Wann? Warum?"
    Keine Antwort. Edon seufzte und zog das Messer, dass er im Laden gekauft hatte. Er drückte den Kopf seines Gegenüber zur Seite und stach die Klinge einen Fingerbreit vor seinen Auge mit der Schneide zu ihm ins Gras.
    "Wer? ... Wo? ... Wann? ... Warum?"
    Die Geste tat ihre Schuldigkeit. Er hörte, wie der Mann unter sich verbittert seufzte.
    "Ein Mann namens Gareo. Er heuert Söldner im Untergrund an und verteilt Kopfgelder auf Verbrecher, die die Stadtwache nicht schnappen kann. Ich hab angenommen, als ich hörte, es sei der Mörder von Djang."
    "Wer war Djang?"
    "Ein Waffenknecht. Am Silbersee von einem Rebellen erschlagen. Von dir, Mesotes."
    Ein Bild der Schlacht flimmerte durch Edons Kopf. Er verdrängte es wieder.
    "Wer hat den Namen Mesotes ausgespuckt?"
    "Weiß ich nicht. Der Name kam von Gareo."
    "Wer bezahlt Gareo?"
    "Weiß ich nicht. Ich habe nur angenommen, weil ich hörte, es geht um Djang."
    "Wie finde ich Gareo?"
    "Er verhandelt meist mit dem Untergrund. Er hat da Beziehungen..."
    "War Djang ein Freund von dir?"
    "Ja."
    Edon schnaubte entnervt. Er hatte weniger als keine Lust, sich wieder durch den Untergrund von Thorniara wühlen zu müssen. Resigniert zog er sich die Halskette, die er seit Jahren trug, über den Kopf und stopfte sie in die geballte Hand des anderen Schwertkämpfers.
    "Krieg macht aus uns allen Schweine. Wenn ich diesen Gareo finden kann, rollen die Köpfe von allen, deren Angelegenheit das ist. Mach sie nicht zu deiner. Verschwinde von dieser Insel, behalte dein Freund in guter Erinnerung und hoffe, dass dein Arsch gut heilt. Nächstes Mal setze ich am Hals an."

  11. Beiträge anzeigen #71
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    Edon Mesotes ist offline
    "Wir suchen einen Kopfgeldvermittler in Thorniara. Sein Name ist Gareo."
    Mana nickte abwesend und fummelte an einem ihrer gefiederten Pfeile herum.
    "Was hast du mit der Leiche gemacht?"
    "Gar nichts. Es gibt keine Leiche zum Loswerden. Nur jemanden, der einen fähigen Heiler und für ein paar Wochen eine bequeme Pritsche bräuchte."
    Mana hielt inne und sah ihn fassungslos an. Sie ballte die Faust um ihren Pfeil, als überlegte sie, ihn Edon direkt ins Herz zu rammen.
    "Du hast ihn... am Leben gelassen? Er hat versucht, uns beide umzubringen! Bist du von..."
    "Schien ein netter Kerl zu sein. Alles was er brauchte, war ein kleiner Augenöffner und eine Gelegenheit, mit sich selber klarzukommen."
    Sie brach ihren Pfeil in der Mitte durch. Verwundert starrte sie einen Moment lang auf ihre eigenen Hände, dann ließ sie die Pfeilhälfte mit der Spitze fallen und haute ihm das gefiederte Ende vor die Nase.
    "Das halbe Land besteht aus Söldnern und ich erwische in Dreigötternamen den Einzigen... den einzigen verfluchten Idioten, der sich selbst für einen Seelenklempner hält."
    Gelassen schlug er Mana den halben Pfeil aus der Hand und machte eine wegwerfende Bewegung.
    "Manchmal denke ich mir, dass manche Menschen nur durch den Verzehr kastrierter Feldhamster klüger werden können."
    "Was?!"
    "Anders ist es mir unbegreiflich, wie gekonnt du jedes noch so kleine Krümelchen von dem zu ignorieren scheinst, das ich dir beizubringen versuche. Ich bin nicht dein Söldner, ich bin nicht dein Angestellter und ich bin ganz sicher nicht dein Henker. Wir versuchen, deinen Bruder zu finden und die Leute loszuwerden, die Geld über haben, dich umbringen zu lassen."
    Der Landstreicher hielt ihr die Hand zum Einschlagen hin.
    "Ich schlage dir eine Wette vor: die Wette unter ehrlichen Lügnern, wie ich sie gerne nenne."
    Mana zog skeptisch die Augenbraue hoch.
    "Das Prinzip ist ganz einfach: wir wetten darauf, wer von uns beiden am Ende unserer Reise weniger Leute umgebracht haben wird."
    "Was?"
    "Es gibt genug dumme Schweine, die überlegen, wen sie töten müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Ich schlage dir als Ziel vor, zu erreichen, was du erreichen willst und gleichzeitig die Klinge sauber zu halten. Und glaub mir: manchmal ist so eine Wette der einzige Weg, nicht zuzustechen, wenn man eigentlich muss, aber doch einfach nicht wollen kann."

    ​Sie schaute ihn noch eine Weile stumm an, dann, zögerlich, misstrauisch, schlug sie ein...

  12. Beiträge anzeigen #72
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Die Waffen trafen klirrend aufeinander. Adson tänzelte zurück und spuckte aus, während er seinen Kontrahenten ausdruckslos anstarrte. Dieser rümpfte die Nase, riss die Waffe nach oben und stürmte nach vorn. Adson parierte den Angriff geschickt und schlug dem stinkenden Banditen sofort den Ellenbogen ins Gesicht, woraufhin jener einen Schritt nach vorn stolperte. Ein schneller Schlag entwaffnete den Mann, zwei weitere streckten ihn endgültig nieder. Adson verharrte einen Moment. Dann riss er einen Fetzen aus der Kleidung des Toten und reinigte bedächtig seine Klinge.

    Er war zufällig auf die drei Banditen gestoßen. Ohne ein Wort der Erklärung hatte sie den narbigen Jäger angegriffen und nun lagen sie leblos im langen Gras am Rande des schmalen Waldpfades. Sie interessierten ihn nicht weiter. Sie waren Abschaum gewesen, der ohne Rücksicht und Skrupel gemordet und geraubt hatte. Sie hätten nicht einen Moment gezögert, den jungen Mann zu erschlagen, also spürte auch er kein Mitleid. Der Stärkere überlebte hier draußen, da gab es keinen Unterschied zwischen Menschen und Tieren.

    Adson untersuchte die drei Leichen und fand ein paar Münzen, einen Ring und eine schäbige Kette. Eigentlich nur Plunder. Fast wäre er schon weiter gelaufen, da fiel sein Blick auf die Stelle, an der er auf die drei Banditen getroffen war. Mit schnellen Schritte ging er zurück und erstarrte einen Moment. Im Gebüsch lagen zwei Leichen - ein Mann und eine Frau. Der Körper des Mannes zeigte zahlreiche Verletzungen und Schnitte und schließlich eine klaffende Kopfverletzung. Der Körper der Frau war gänzlich entblößt und ... Adson wandte sich ab. War ihm der Tod der drei Banditen vorher egal gewesen, so erschien er ihm jetzt viel zu gut und gnädig. Ein zorniges Brummen entfuhr ihm, dann wollte er seinen Weg fortsetzen, als er plötzlich ein Rascheln hörte. Adson fuhr herum und zückte die Waffe. Hatten die drei vielleicht noch mehr Kumpanen gehabt? Doch er erblickte nur einen Jungen, der zitternd und weinend neben einer jungen Birke stand. Der Bursche mochte keine zehn Winter gesehen haben und Adson fiel sofort die sonderbare Haltung der Hand auf. War dies der Sohn der beiden Ermordeten? Noch bevor Adson etwas sagen konnte, war der Bursche auf ihn zugelaufen und vor ihm auf die Knie gesunken, die Arme um Adson Bein geklammert. Der Jäger schluckte. Was sollte er tun? Am liebsten wäre er einfach weiter gelaufen. Weg. Allein. Ohne die Sorgen anderer. Doch es widerstrebte ihm, den Jungen einfach wegzustoßen. Es dauerte eine Weile, dann zog Adson den Jungen, wahrscheinlich ein bisschen zu grob, auf die Füße, worauf dieser nur noch mehr weinte. Adson suchte nach Worten, doch sein Mund fand keine. Schließlich wandte er sich ab und setzte seinen Weg fort. "Komm!", brummte er, nachdem er die ersten beiden Schritte gemacht hatte und schritt voran, ohne zurück zu blicken.

  13. Beiträge anzeigen #73
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson blickte über das kleine Lagerfeuer hinweg, auf den zusammengerollten Körper des schlafenden Burschen. Regungslos beobachtete der Jäger das gleichmäßige Heben und Senken der Brust und registrierte das gelegentliche Aufschrecken und die gestammelten Laute, während das Schlafes. Adson hatte den Jungen in einen dieser Rückzugsorte getragen, die die Jäger sich geschaffen hatten. Geschützt vor den Blicken von Feinden, schwer zu erreichen und immer mit ein klein wenig Brennholz versorgt, um ein sicheres Lager zu gewährleisten. Der Bursche hatte nur ein paar Happen aus Adsons Proviant hinunter gewürgt und war dann eingeschlafen. Seitdem beobachtete der Jäger den kleinen Körper, im schwachen Schein des abgedeckten Feuers.

    Gerade wollte Adson sich auch zur Ruhe legen, da schreckte der Junge hoch und brabbelte unverständlich, bevor er wieder zurückfiel und weiter schlief. Adson hatte nur 'Mutter' verstanden, mehr nicht. Ob der Junge wohl alles mit angesehen hatte? Was mochte jetzt in ihm vorgehen? Adson richtete sich wieder auf und legte das Kinn auf die angezogenen Knie. Was sollte er mit dem Jungen anfangen. Er konnte ihn hier keineswegs zurücklassen. Aber er konnte ihn auch nicht mitnehmen. Was wollte er, mit einem derart unfertigen Gefährten? Es würde sich jemand anderes finden müssen. Vielleicht im Bluttal oder in der Burg. Adson würde ihn dort abgeben. Und dann seines Weges gehen. Allein.

    Der Junge hauchte wieder ein paar unverständliche Laute und Adson brummte dumpf. Armer Bursche. Der Jäger beugte sich nach vorn und zog die Decke über dem Jungen zurecht. Dann lehnte er sich zurück, um im Sitzen zu dösen. Morgen würden sie weiter wandern.

  14. Beiträge anzeigen #74
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Stewark - ein neues Eigenheim

    Edon lehnte das Schwert in die Ecke, dass er dem jungen Kopfgeldjäger vor den Toren der Stadt abgenommen hatte. Laut auf der Scheide aufgestickten Lettern hatte es sogar einen Namen. Wolfsfang.Jemand hatte sich wirklich Mühe gegeben, einem kleinen Fisch im Untergrund eine ganz und gar anständige Anzahlung für einen Job zu machen, den er nie erledigen würde. Er sah sich im Raum um. Ein muffiges Bett, dessen Binsen nach Wechsel schrien, ein altes Regal, in dem die Spinnen einigermaßen erfolgreich ihr Jagdrevier eröffnet hatten und eine verschlossene Truhe. Der Dieb grinste wölfisch und zog einen Dietrich aus seinem Beutel. Mana schaute sich ebenfalls um allerdings mit unverhohlen weit weniger Begeisterung als der Landstreicher.
    "Und was ist, wenn die Besitzer wiederkommen?"
    Edon zuckte desinteressiert mit den Achseln und warf ihr ein zusammengerolltes Dokument zu, das zwar irgendwie verknittert aber trotzdem überraschend amtlich aussah - eine Besitzurkunde.
    Mana las sie nun mit einem mehr als zweifelhaften Gesichtsausdruck.
    "Du hast tatsächlich Geld hierfür bezahlt?"
    "Nie behauptet. Die ursprünglichen Besitzer sind schon vor Monaten nach Montera geflohen. Haben die Hütte hier in aller Eile an den Erstbesten verscherbelt, der für ein Haus, das er nicht braucht und in naher Zukunft auch keinen Käufer finden wird, überhaupt ein Goldstück bezahlt. Nicht gerade für viel, wie du sicher bereits fleißig mitgedacht hast. Ein paar Bier in der Taverne und er hat's beim Würfelspiel verzockt. Hab' Wolfsfang dagegen gewettet. Mit gutem Stahl macht man auf Argaan bessere Geschäfte als mit altem Stein."
    Edon schob einen Dietrich ins Schloss der Truhe und lauschte gespannt auf einen leises Klicken. Nach ein paar Minuten hatte er das Schloss aufgefummelt. Er stürzte die Truhe um, sodass allerhand Kram polternd zum Vorschein kam. Mäßig begeistert fuhr der Dieb mit dem. Stiefel durch das Zeug: ausschließlich Habseligkeiten, die man in aller Eile zurücklassen konnte, wenn einem die Kunde von feuerspeienden Flugechsen das spontane Gefühl von Fernweh verschaffte. Er stopfte das Zeug grob in die Truhe zurück, schloss den Deckel und trug sie zum Fenster. Er öffnete die Läden, spähte einmal in jede Richtung und warf die Kiste ohne einen zweiten Seitenblick einfach aus dem Fenster.
    Es gab ein lautes Krachen von unten, als das morsche Holz auf dem Pflasterstein zerschlug und seinen Inhalt großzügig auf der Straße verteilte. Edon schloss die Läden wieder.
    Seinen neuen Unterschlupf hatte er im ersten Stock eines sonst verlassenen Gebäudes gefunden, der über eine ordentlich breite Treppe an der Außenwand entlang betretbar war. Wenn er auch noch der Besitzurkunde der unteren Wohnung habhaft werden konnte, würde er alle Ruhe der Welt haben, um hier etwas auszuhecken.
    "Wie du siehst, bin ich noch genauso reich wie gestern und trotzdem überraschend rechtmäßig der Besitzer meiner neuen kleinen Diebesgrotte. Auf dieser tollen Feststellung können wir gleich frisch ans Werk reiten: es gibt Leute, die gerne umgebracht werden wollen ..."

  15. Beiträge anzeigen #75
    Neuling Avatar von Kovac
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    Wie der Regen so fiel, war die Vorstellung, dass Adanos dort oben mit heruntergelassener Hose auf einer Wolke stand und munter Kinderlieder summend auf seine Schöpfung pisste, nicht nur durchaus denkbar, sondern auch erheiternd. Es rief erst ein Lächeln, dann ein tiefes, brummendes Lachen hervor. Die Kleidung war schon vollkommen durchnässt, das Haar klebte feucht und störend im Gesicht. Der Proviant - Trockenfleisch und Zwieback - war nicht mehr trocken, sodass es also feuchtes Trockenfleisch und pappigen Zwieback geben würde. Verfluchter Regen und verfluchter Adanos, der dafür verantwortlich war. Am Verfluchtesten sollte jedoch der Beamte sein, dieser Aufschneider in edlen Stoffen, der die Fleischerei mit einem so ungeheuren Ausdruck von Abscheu und Ekel betreten hatte, als würde ihn direkt der Schlag treffen.


    »Wahrlich, Ihr einfaches Volk haltet nicht viel von Sauberkeit und Ordnung, von Hygiene ganz zu schweigen.«, mit diesen Worten betrat der Beamte die Metzgerei und hielt sich dabei ein parfümiertes Tuch vor die gepuderte Nase, während der Metzger und Inhaber des Ladens, Kovac sein Name, sich mit dem Handrücken über die juckende Nase wischte und dabei Blut in seiner nicht allzu schönen, misstrauisch dreinblickenden Fratze verteilte. »Seid Ihr Kovac der Metzger? Gehör dieser Laden Euch? Schaut mich nicht an als wäre ich eine göttliche Erscheinung. Antwortet!«
    Der herrische, laute Ton gefiel Kovac nicht. Nein, absolut nicht. Das war der Ton der Männer in der Rebellenarmee gewesen, ein Ton, den er selber oft gut beherrscht hatte. Aber auch der Tonfall, den die Wärter im Lager am Leib gehabt hatten. Meist war diesem Ton ein Schlag mit dem Prügel oder der Peitsche gefolgt. Demonstrativ ließ der Fleischer das schwere Hackebeil auf den besudelten, von Jahren des Hackens von Fleisch zerfurchten Holztisch niederfahren, sodass sich die scharfe Kante hineinfraß. Einen Moment blitzte eine Erinnerung auf. Ein leidiges Problem. Er sah oder hörte etwas, dass wie etwas aussah oder sich anhörte, das er im Krieg oder dem Gefangenenlager gesehen hatte. Empfand dabei auch wieder die Gefühle. Angst, Hilflosigkeit, Übelkeit. Hass oder Scham. Freude nur selten. Sehr, sehr selten.
    »Man stellt sich für gewöhnlich vor, hoher Herr. Eine Sache der Höflichkeit.«, brummte der riesenhafte Mann und wischte sich die Hände an der blutigen Schürze ab. Das half natürlich nicht. Er ging um den Tisch und die Theke herum, stand einen Moment unschlüssig da und wusste nicht, ob er dem Beamten die Hand zum Gruß reichen sollte. Der angeekelte Blick jedoch hielt Kovac davon ab, also neigte er nur den Kopf. »Ja, mir gehört der Laden. Ja, ich bin Kovac. Der Fleischer.«
    »Ja, zweifelsohne seid Ihr das. Nun, Kovac, ich habe etwas von der Verwaltung der Stadt, einen Brief. Mehr eine Aufforderung, aber lest selbst.«
    Mit fahriger, abfälliger Geste hielt der Beamte dem Fleischer einen Schrieb hin, den dieser nur gleichmütig ansah, dann wieder in die kleinen, dunklen Augen des Edlen. Kovacs Blick war ruhig, ja fast schläfrig, doch lag eine solche Kraft dahinter, dass sich der Mann räusperte und den Brief vorlas. Ihm war wohl klar geworden, dass er es mit einem voll und ganz ungebildeten Mann zu tun hatte.
    »Im Namen der Stadt Stewarks und des Orden Innos' von Argaan«, zitierte der Mann mit volltönender Stimme, die für Kovac entschieden zu laut war, da sie ihm Kopfschmerz bereitete, »wird dem Fleischer Kovac hiermit die Lizenz und das Recht entzogen, in Stewark weiterhin seinen Laden zu betreiben. Ihm wird vorgeworfen, ausstehende Steuern und Mieten nicht gezahlt und Schulden nicht getilgt zu haben. Außerdem gibt es mehrere Zeugen, die belegen, dass der Fleischer Kovac ein niederträchtiger, falscher Mann ist. Die Zeugen sagten vor dem Vogt aus, dass der Fleischer auch Fleisch von Hunden und Katzen und Ratten verarbeitet und im Zustand der Trunkenheit in der Klippenschenke die Obrigkeit mit Verwünschungen und Beleidigungen bedacht hat. Die Zeugen sind glaubwürdig, daher ist anzunehmen, dass die genannten Dinge dem Fleischer Kovac zur Last gelegt werden können. Daher ist der Genannte bis auf Weiteres der Stadt verwiesen und ihm sei auf Lebenszeit das Recht verwirkt, in Stewark noch einmal als Fleischer tätig zu sein. Der Anordnung ist sofort Folge zu leisten.«
    Der Beamte rollte den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche seines schwarzen, edlen Mantels, der seine knöcherne Gestalt beherbergte. Irgendwie sah er aus wie eine ganz menschliche Variante des Schnitters. Kovac schauderte kurz. Mehr als einmal hatte er auf einem Schlachtfeld zwischen den Toten gelegen und das Gefühl gehabt, der Tod würde zwischen ihnen hindurchwandern und seine schaurige Ernte einfahren.
    »Soll heißen, Kovac, dass Ihr mit Anbruch des morgigen Tages verschwunden seid. Eure Fleischerei wird geschlossen und das Gebäude jemand anderem übergeben. Ihr nehmt Euer Hab und Gut und verschwindet aus der Stadt. Solltet Ihr innerhalb der nächsten Wochen zurückkehren, kommt Ihr direkt in den Kerker. Mein Rat an Euch, Fleischer: Trinkt weniger, passt auf, mit wem Ihr trinkt ... und haltet Eure Zunge im Zaum, verstanden? Ich werde einen Büttel schicken, der Euch, hm, überwacht. Der mir versichert, dass Ihr verschwunden seid.«, erklärte ihm der Beamte und wirkte dabei fast schon etwas fürsorglich.
    »Und wohin, guter Herr, soll ich gehen? Soll ich betteln?«, fragte Kovac düster.
    »Meinetwegen taucht Eure Visage in den nächsten Rinnstein und ertrinkt.«, spie der Beamte aus und machte jeglichen Eindruck zunichte, »Ums in Eurer Sprache zu sagen: Verpisst Euch und kommt nicht wieder, sonst wird man Euch den Arsch aufreißen, kapiert?«


    Nun stand Kovac da, irgendwo in der Stewarker Baronie, im Regen und Wind und überlegte, wo er hingehen könnte. Irgendwie schwand das Lächeln nicht von seinen Zügen.
    »Faul und fett bist du geworden, Kovac, du elender Hund. Vielleicht wird es mal wieder Zeit, die Welt zu sehen. Aber ohne Krieg und Raub und Mord. Noch einmal die Welt sehen, dann alt werden und im Kreis der Söhne und Töchter sterben.«, brummte er und wusste dennoch, dass diese Vorstellung nicht mehr war als ein Luftschloss. Nur ein Traum, der sich nie erfüllen würde. Niemals.
    Geändert von Kovac (30.05.2016 um 13:52 Uhr)

  16. Beiträge anzeigen #76
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    In Gedanken versunken schritt Adson voran und grübelte. Was sollte er in den nächsten Wochen tun? Marten wollte mit einigen Männern in Richtung Süden ziehen und große Beute machen und Adson überlegte, ob er ihnen folgen sollte. Sicherer, aber wohl weniger ertragreich, war das Abklappern der Regionen nahe des Bluttals. Zu große Fänge würden ihm da sicher nicht gelingen, aber dafür wäre die heimische Höhle schnell erreichbar. Hmm. Adson brummte unzufrieden. Er fühlte sich planlos. Sein Leben drehte sich nur ums tägliche Überleben, motivierende Ziele hatte er nicht.

    Adson verlangsamte seine Schritte, als er ein leises Keuchen hinter sich hörte. Er hatte den Burschen ganz vergessen und unbewusst das Schritttempo erhöht, so dass der Bursche ihm kaum folgen konnte. Also schritt der Narbige langsamer weiter und mühte sich ein kurzsilbiges Gespräch ab.

    "Schon hier gewesen?", fragte er den Bursche, ohne ihm einen Blick zu zu werfen. "Zwei oder dreimal.", erwiderte der Junge und schien sich über das Gespräch zu freuen. "Wir haben Waren zum Bluttal gefahren und verkauft. Einer der Jäger hat mir damals einen großen Wolfszahn geschenkt. Ich hatte noch nie so einen großen Zahn gesehen." Adson warf dem Burschen einen kurzen Seitenblick zu und registrierte den erwartungsvollen Gesichtsausdruck. Offenbar wollte der Junge das Gespräch gern ausweiten. "Hmm.", brummte der Jäger und ergab sich in die Situation. "Dann weißt du ja auch, wo wir jetzt hinwandern. Wir gehen zur Silberseeburg. Dort suchen wir jemanden, bei dem du bleiben kannst." "Kann ich nicht bei Euch bleiben?", warf der Junge halblaut ein. "Nein.", erwiderte Adson und warf dem Burschen ein kleines Lächeln zu. "Ich zieh Tag für Tag durch die Wälder und von Ort zu Ort. Da draußen ist es zu gefährlich für dich. Du brauchst ein warmes Bett, ein Dach über dem Kopf und eine Aufgabe." Adson ging ein paar Schritte schweigend. "Wenn du aber lieber hier draußen verrecken willst, dann sags gleich, dann kann ich auch wieder schneller laufen."

    Der Junge schwieg und Adson ebenso. Er konnte den Jungen hier draußen nicht gebrauchen. Zu unstet war das Leben des Jägers und zu sehr stieß ihn die Vorstellung ab, sich Tag ein Tag aus um den Burschen kümmern zu müssen. Hatte er nicht schon genug getan? Sollte sich andere um alles weitere kümmern.

  17. Beiträge anzeigen #77
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
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    Unterschlupf in Stewark

    Edon warf einen kleinen Beutel durch das offen stehende Fenster und schwang sich selbst hinterher. Es hatte gar nicht lange gedauert, bis er den Gedanken, eine Treppe zu benutzen, durch einen ersetzt hatte, sie irgendwann mal erlebnisorientiert abzumontieren. Der beste Weg, sich unnötige Audienzen von Stadtwachen, Echsenmenschen oder einem wütenden Mob zu ersparen. Dann würden sich nur noch die Mutigsten oder Geschicktesten das Recht verdienen können, ihm in seiner kleinen Räuberkuhle auf die Nerven zu gehen.
    Der Dieb blieb auf dem Fenstersims sitzen und vergrub seine rechte Hand tief in den tiefen seines ergaunerten Beutels, um mit einem noch warmen Leib Brot und einer abgehangenen Wurst wieder zum Vorschein zu kommen. Er riss das Brot in der Mitte durch und warf eine Hälfte Mana gefolgt von der ganzen Wurst zu. Die fing beides auf, schnitt die Wurst ebenfalls in der Hälfte durch und warf ein Stück davon wieder zu Edon zurück. Er schnupperte an seiner Beute. Ein leichter Knoblauchgeruch stieg ihm in die Nase. Schmatzend sah er sich in seinem neuen Winkel wohnlicher Wunderlichkeit um. Für einen Platz, mit dem er eigentlich nicht viel mehr tat, als den Kram abzustellen, den er nicht mit sich herumschleppen wollte oder der in manchen Haushalten gerade übermäßig eifrig vermisst wurde, ließ es sich hier erstaunlich leicht auskommen. Ja, man könnte fast denken, dass man es mit ein paar Stunden Übermüdung und der richtigen Dosis gewisser Getränke mit so etwas wie einem Zuhause verwechseln könnte. Auch wenn sich das schon bald genug ändern musste.
    Für die geplante Aufräumaktion in den Kanälen von Thorniara fehlte eigentlich nur noch eine Sache, derer sich auf Argaan nicht immer allzu einfach habhaft werden ließ. Guter Stahl. Mittlerweile war er zu dem Ergebnis gekommen, dass ein hübsch auffallendes Shwert und ein noch offensichtlicherer Langbogen nicht unbedingt das Mordwerkzeug der Wahl war, wenn sie in Thorniara als etwas anderes als die freundlichen Streitsüchtigen mit der Absicht des Köpfe Spaltens anerkannt und ignoriert werden wollten. Ihnen fehlte noch ein wenig das subtile Skalpiereisen, das sie wehrhaft machte und unscheinbar dreinschauen ließ. Hatte er das erst einmal gefunden, stand ihrer Klassenfahrt in die Stadt der Roten eigentlich gar nichts mehr im Wege...

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    nomina nuda tenemus
    Avatar von Don-Esteban
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Don-Esteban ist offline
    »Und dieser da ist der Rotblaue Marlin, von dem Ihr spracht, richtig?« Esteban zeigte auf einen der Fische, die auf dem Steg lagen.
    Der Fischer nickte nur.
    »Großartig. Und wenn er ausgewachsen ist, sagtet Ihr, enthalten die hinteren Stacheln seiner Rückenflosse ein lähmendes Gift, das sogar für Menschen gefährlich sein kann? Interessant. Was wollt Ihr für einige dieser Rotblauen Marline haben? Ist ihr Filet schmackhaft?«
    Der Magier, der auf der Rückreise von Thorniara ins Kastell einen Abstecher an den Strand unterhalb von Stewark gemacht hatte, war dort einigen Fischern begegnet, die hier, tief unterhalb der auf dem hoch aufragenden Felsen erbauten Stadt ihrem Tagwerk nachgingen. Immer an Neuem interessiert, hatte sich Esteban ein wenig von ihnen über ihre Arbeit erzählen lassen, während sie ihre Netze flickten. Dabei zählten sie auch die Fische auf, die sie für gewöhnlich fingen und deren Besonderheiten. Und nun wurde er sich schnell handelseinig und einige der gewünschten Fische wanderten in seine Tasche.
    Er nickte noch einmal zum Abschied und begab sich dann wieder zu dem schmalen Pfad, der durch die Klippen nach oben führte. Die Magierversammlung in Thorniara war nicht so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Wenn die Magier miteinander sprachen, dann gab es zu viel Streit, den größten Teil der Zeit geschah hingegen gar nichts. So zogen sich die Gespräche ewig hin und kamen nicht vom Fleck. Er hatte einige Vorschläge vorgebracht, um seinen guten Willen zu zeigen, an dem Problem mitzuhelfen, jedoch waren diese entweder abgelehnt und zerredet oder gleich komplett ignoriert worden. Vermutlich passte es den anderen nicht in den Kram, ausgerechnet von einem Schwarzmagier Ratschläge anzunehmen. Nunja, sollten sie tun, was sie für richtig hielten. Denn höchstwahrscheinlich waren sie auch ohne ihn bestens in der Lage, Entscheidungen zu fällen. Er für seinen Teil beschloss, den Drachen ebenso zu ignorieren, wie dieser ihn ignorierte. Das schien ihm das Beste.
    Hinter ihm blieben die steinernen Türme der Stadt zurück und in wenigen Stunden würde er das Gasthaus Zur gespaltenen Jungfrau mit seiner mürrischen Wirtin erreichen. Dort könnte er auch gleich die gekauften Fische zubereiten und die Stacheln mit dem kostbaren Gift vorsichtig separieren. Im Kastell würde er herausfinden, woraus das Gift bestand und wie stark seine Wirkung wirklich war.

  19. Beiträge anzeigen #79
    Priester des ZuX  Avatar von Hirni
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Hirni ist offline
    Dank der Lederrüstung, die er trug, konnte Hirni sich ohne große Probleme oder Blessuren durch das Dickicht schlagen. Die ersten paar Meter hatte er sich noch umgeschaut, jedoch war ihm wohl niemand gefolgt. Die Sesselpupser und Magieversessenen diskutierten lieber weiter über Drachen, Politik und Magischen Hinterhalten.
    Hirni seufzte Kurz auf. Er wusste schon, warum er sich für das Treffen nicht interessiert hatte. Zuviel Geplänkel, zu wenig zählbares und es zog sich hin wie angetrockneter Baumharz. „Fürchterlich. Naja, sollen sie machen, was sie wollen. Sollte ich merken, dass die Insel hier nicht mehr bewohnbar ist, verschwinde ich aufs Festland. Wobei, wahrscheinlich wird das Kastell sowieso wieder umziehen mit uns wenigen Schwarzmagiern. Wäre ja nicht das erste Mal. Uns kriegt man nicht tot. Zumindest nicht so einfach.“

    Schon bald hatte er einen Pfad entlang der Küste gefunden, dem er nun folgte. Viel zu viel Zeit war schon wieder ins Land gezogen. Er wollte die letzten Wochen eigentlich damit verbracht haben, das Rätsel um meditate zu lösen. Stattdessen kam dieser blöde Dämon an und verscheuchte ihm beim Abendessen. So ein idiotisches Wesen. Die Hüterin des Kastells war verschleppt worden, und das Kastell schickte ihn weg um Kollegen zu beschützen, die nicht einmal in Gefahr waren.
    Olivia würde sich bei Gefahren eh wegteleportieren, das konnte sie ja nun. Und Esteban war wahrscheinlich schon im Kastell zurück. Wo sonst sollte er sein, nachdem er sich bei dem Treffen nicht mehr hatte blicken lassen. Er war weiterhin der Eigenbrödler wie damals. Wahrscheinlich war seinem Lehrmeister das Treffen zu wider gewesen, nachdem es keine Erfolge hervorbrachte.

    Nicht einmal Maris hatte sich wirklich aufgeregt, als er Hirni erblickt hatte. Nein, der Knabe hatte einfach stillschweigend da gesessen. „Und der hat mit dem Drachen gesprochen? Das ich nicht lache. Auf Drogen wahrscheinlich, ja. Da kann ich auch mit Spinnen sprechen, wenn ich das will…“ murrte der Schwarzmagier vor sich hin, und fand sich schon bald in der Nähe einer Taverne wieder. Hier würde er wohl über Nacht erst einmal einkehren, bevor er seinen Weg fort setzte. In der Dunkelheit wollte er dem Weg nicht weiter folgen, das wusste er.

  20. Beiträge anzeigen #80
    Lehrling Avatar von Brandolf Blick
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    Brandolf Blick ist offline

    Baronie Stewark: Auf dem Weg zum Großgrund

    Brandolf lächelte leicht, als sein Großgrund in Sichtweite kam. Er drehte sich im Laufen zu seinem Gefolge um und sprach: “Wir sind gleich da, dann zeig` ich euch eure Unterkunft und führ` euch über meinen Besitz”.

    Gemeinsam mit Knut Sattler hatte Brandolf immerhin sechs der Holzfäller für ihr gemeinsames Angebot überzeugen können. Es war auf der Hand gelegen, dass sie die Männer halb halb aufteilten und so war es nun an Brandolf die drei jungen Männer, die er auf seinem Hof unterbringen würde, nachhause zu bringen.

    Wieder trat Stille ein und der Großgrundbesitzer beschloss, dass es an ihm war diese Stille und vor allem die unangenehme Verkrampftheit mit auflockernden Worten zu lösen. “Wie waren eure Namen gleich? Seid` doch nicht so still, erzählt mir von euch!”, forderte er deshalb seine Begleiter auf und erleichtert stellte der Blick fest, dass die Männer hinter ihm sich räusperten, einer brummte auffordernd seinem Nebenmann zu und dann sprach endlich einer der drei Holzfäller: “Bin Tom, mein Vater starb bei dem Ogerangriff auf das Fort. Er war selbst Holzfäller und hat mir alles beigebracht. Ich konnte irgendwie fliehen und hab` mich dann erstmal in Thorniara aufgehalten, aber das Stadtleben war nichts für mich. Hab dann von den Holzfällern hier in Stewark gehört und hab mich Hans und den Anderen angeschlossen. Joa”, endete Tom.

    “Das mit deinem Vater tut mir Leid. Gefällt es dir besser hier in der Baronie Stewark, als in Thorniara meine ich?”, hakte Brandolf nach einfach um etwas nachzuhaken.

    “Joa. Für meinen Geschmack immer noch zu viele Rotröcke, aber immerhin gibt es hier Leute wie dich, die auch nicht viel für die Myrtaner übrig haben”, kam die ehrliche Antwort von Tom zurück.

    Brandolf entschied nicht zu antworten und wartete in Ruhe bis sich der nächste der Männer vorstellte. Mittlerweile liefen sie an den Weizenfeldern des Großgrundes vorbei und nahmen Kurs auf den Innenhof.

    “Karl. Mein Vater ist Torwache von Stewark. Eigentlich wollte ich selbst zur Stadtwache, aber mein Vater war dagegen”, presste der jüngste der drei Männer die Worte gerade so heraus und versuchte seine Emotionen dabei zu unterdrücken.

    Interessiert schaute der Blick wieder nach hinten. Karl schaute ihm entgegen und ihre Blicke trafen sich. “Keine Sorge, Karl. Ich bin nicht dein Vater. Du warst nicht Holzfäller aus freien Stücken, aber auf meinem Hof kannst du sein, wer du willst”.

    Karl nickte, doch der Großgrundbesitzer konnte von seinem jugendlichen Gesicht ablesen, dass Karl nicht ganz verstand auf was er damit hinaus wollte. Brandolf sparte sich auch hier eine Antwort.

    “Ehm. Ich bin Felix. Ich komme von Feshyr. Mein Vater ist Fischer, aber als Bastard wollte ich mir nicht immer den verhassten Blick meiner Ziehmutter antun und habe die Insel deshalb verlassen. Ich bin erst seit einer Woche bei den Holzfällern gewesen. Nenne ich mal Pech”, Felix lachte kläglich und schwieg dann.

    Passend dazu erreichte die kleine Gruppe den Innenhof. Brandlof schritt am Brunnen vorbei und blieb dann vor dem Haupthaus stehen. Er drehte sich zu seinen neuen Männern um und lächelte freundlich.

    “Willkommen auf meinem Grundbesitz. Wird Zeit, dass ich mich auch noch mal richtig vorstelle. Nennt` mich ruhig Brandolf. Das ist der Großgrund der Familie Blick. Wir haben drei Kühe, nen Dutzend Hühner, variierende Anzahl an Schweinen, einen Bullen, Weizenfelder, Gemüse und Obstgärten, Bienenhäuser und gut ein halbes Dutzend Tagelöhner arbeitet hier täglich. Die Sattlers und wir leben seit Generationen hier in Stewark und wir haben auch vor noch lange hier zu bleiben. Dementsprechend müssen wir uns jetzt um uns selbst kümmern. Der Baron war noch nie eingeschränkter als zurzeit und die Myrtaner sind abgelenkt und nur auf Thorniara fixiert. Das heißt, wir müssen uns selbst beschützen. Wenn die Murdra das mit ihrer Taverne schafft, dann auch wir Großbauern mit unseren Höfen. Ich hab jedenfalls nicht vor erst Banditen alles niederbrennen zu lassen und dann umzudenken. Auch Echsen will ich hier nicht einmal über meine Felder rennen sehen. Ich werde vorher dafür Sorgen, dass mein Land sicher ist. Und jeder der Lust und Mut hat mir zu helfen, dem verspreche ich für ewig Verpflegung und ein Dach auf meinem Land”, Brandolf hielt inne und sah die Hoffnung in den Augen der jungen Männer.

    “Willkommen”.
    Geändert von Brandolf Blick (09.07.2016 um 10:22 Uhr)

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