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    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauerhof

    Irgendetwas lag in der Luft, das spürte Ulrich ganz deutlich, Veränderung, Klarheit, Abschied, so ganz konnte der Hüne das nicht einschätzen. Fest stand, das er das erste mal seit er hier auf dem Hof lebte, den Drang verspürte diesen Ort zu verlassen. Dementsprechend brachte Ulrich sich nicht wie in den Jahren zuvor mit seiner Arbeitskraft auf dem Hof ein. Es erschien ihm nicht mehr wichtig, nicht mehr seine Aufgabe zu sein, die wiederkehrende Energie in stumpfsinnige Feldarbeit zu investieren.

    Sehr zum Unmut von Bauer Joris, der wahrlich keinen Hehl daraus macht was er von diesem Verhalten hielt und schon damit drohte Ulrich das Essen zu verweigern, wenn sich nicht bald etwas ändern würde. Die Frauen auf dem Hof intervenierten so gut sie konnten um Streitigkeiten zu vermeiden, schienen letztlich aber eher auf der Seite des Bauern zu stehen. Irgendwie verständlich wenn der Hüne in einem ruhigen Augenblick versuchte die Lage auf dem Hofe im ganzen zu begreifen, dennoch wollte es Ulrich nicht gefallen, das sich die Frauen so von ihm distanzierten. Immerhin schenkt ihm Birte, die jüngste Tochter am Hofe, dem Hünen ab und an ein Lächeln, ein schwacher Trost, der die Situation um keinen Deut leichter machte.

    Es war alles so verworren, Ulrich innerlich aufgewühlt, nicht imstande klar zu denken und Entscheidungen zu treffen. Er fühlte sich auf der einen Seite unglaublich stark und voller Tatendrang, auf der anderen Seite unsicher, verletzlich, fast furchtsam. Er brauchte doch nur seine sieben Sachen packen und gehen, dann wären die Probleme auf einen Schlag gelöst, doch irgendetwas in ihm weigerte sich. Der Hüne war sich nicht sicher, ob es eine Art Angst vor dem Ungewissen war die es zu besiegen galt, oder eher das starke Gefühl das es hier noch etwas zu klären gab, bevor er dem Hof den Rücken kehren könnte.

    „Vielleicht sollte ich mal mit Joris reden, damit wir gemeinsam eine Lösung finden“ murmelte Ulrich vor sich hin, bevor ihn eine barsche Männerstimme aus seinen Gedanken riß. „Wie lange soll das mit dir noch so weiter gehen“ brüllte Joris unvermittelt los, „was glaubst du eigentlich wer du bist:“ „Öhm...ja“ brachte Ulrich hervor, während er nach einer passenden Antwort suchte. „Wir haben dir den Arsch gerettet, ein Dach über dem Kopf gegeben, dich aufgenommen wie einen Sohn, und was ist der Dank“ wetterte Joris munter drauf los. „Ich lasse mir so ein Verhalten nicht länger bieten, du wirst ab sofort wie jeder hier auf dem Hof arbeiten, ist das klar?“

    Der Bauer war in Rage, Ulrich wusste nicht so recht wie er sich am besten verhalten sollte. Jetzt einfach ja sagen um des lieben Friedens Willen wollte ihm nicht über die Lippen kommen. Andererseits schien dies hier nicht der rechte Augenblick um mit Joris ein vernünftiges Gespräch zu beginnen. „Was ist?“ schrie der Bauer, „Nun beruhig dich ertsmal“ kam es von Tilda, die sich mit ihren Töchtern zwischenzeitlich eingefunden hatte. Ich beruhige mich dann wann es mir passt“ polterte Joris nach kurzer Pause wieder los, „ich warte auf eine Antwort“. „Ich weiß nicht so recht...“ begann Ulrich zaghaft, hatte dabei im Sinn etwas Zeit zu gewinnen um die richtigen Worte zu finden, doch Joris war wohl entschlossen es sofort zu klären.

    „Was heißt hier du weißt es nicht, entweder ja oder nein“ Ulrich zögerte zu antworten, er war irgendwie überfordert und wollte nichts falsches sagen. „Keine Antwort ist auch eine Antwort“ schrie Joris mit inzwischen rot angelaufenem Kopf, „der Kommandant ist sich wohl zu schade für Arbeit, jetzt wo er gesund ist“. „Wie bitte...“stammelte der Hüne, „wie hast du mich genannt?“, das Wort Kommandant löste etwas bei Ulrich aus. Bilder schossen ihm durch den Kopf, Gesichter, Namen fielen ihm ein, er fühlte sich mit dem Wort Kommandant angesprochen, es war ihm vertraut.

    Augenblicke der Stille, alle Anwesenden standen wie angewurzelt, Niemand sagte etwas, nur Blicke schweiften umher, Blicke die Ulrich so bisher nie wahr nahm. Hier stimmt doch was nicht, war der nächste Gedanke, dann folgte die Erkenntnis das Ulrich die ganze Zeit belogen wurde. Jeder hier auf dem Hof wusste das ganz genau wer er ist, doch Niemand sagte es ihm. Die Gesichter sprachen Bände, Unsicherheit, Scham, Angst, Niemand konnte dem Hünen in die Augen schauen, Niemand sagte etwas, das war Bestätigung genug.

    Wut keimte in Ulrich auf, er fühlte sich nicht wohl, er fühlte sich betrogen, warum hatte ihm Niemand die Wahrheit gesagt? Der Hüne fixierte nun Joris, „was weißt du über mich“ fragte Ulrich mit fester und zittriger Stimme zugleich. „Nichts“ stotterte der Bauer kleinlaut, „du lügst“ mit ein paar schnellen Schritten näherte sich der Hüne und hatte nur einen Moment später den Hals von Joris mit seinen kräftigen Händen umklammert. „Sag mir die Wahrheit“ forderte Ulrich während er den Würgegriff verstärkte, Joris begann zu röcheln, hätte vermutlich garnichts sagen können.

    Furien gleich stürzten sich plötzlich die Frauen auf den Hünen, versuchten mit gemeinsamen Kräften die tödliche Umklammerung von Ulrich zu lösen. Stimmen redeten auf ihn ein, doch er verstand kein Wort, Zeit verstrich, wertvolle Zeit die dem Bauern das Leben kosten könnte. Der Hüne verspürte plötzlich Schmerzen im Rücken, Jemand schien mit irgendeinem Gegenstand auf ihn einzuschlagen. Dann ein dumpfer Schlag auf den Kopf, im nächsten Augenblick spürte er etwas spitzes an seinem Hals, Ulrich kam etwas zur Besinnung.

    „Lass ihn los“ hörte er nun eine Frauenstimme, „wenn er stirbt, stirbst du auch“ sagte Tilda mit selbstbewusster Stimme und erhöhte den Druck des Dolches am Hals des Hünen. Ulrich ließ von dem Bauern ab, die beiden Mädchen schnappten sich gleich ihren Vater und schleppten ihn ein paar Schritte vom Ort des Geschehens weg. Ein kurzes Winken der Töchter signalisierte das es Joris soweit wohl gut ginge. Tilda senkte den Dolch, atmete einige Male schwer, „das hätte nicht geschehen dürfen“, Ulrich nickte.

    Schweigend verbrachten die Bauersfrau und der Hüne eine gefühlte Ewigkeit, Zeit sich zu beruhigen, Zeit nach einer Erklärung zu suchen warum es zu dieser Eskalation kam, letzteres wollte auf Anhieb nicht gelingen. „Ich bitte um Vergebung“ setzte Tilda nach einer Weile an, „verurteile uns nicht, ich..., wir werden dir alles erklären..., es ist nicht so einfach wie es scheint.“ Ihre Stimme klang sanft, etwas wehmütig, „zunächst sollten wir zur Ruhe kommen..., was denkst du?“ Das klang vernünftig, eine Nacht drüber schlafen könne keinesfalls schaden, der Hüne zog sich zurück...

  2. Beiträge anzeigen #242
    Waldläufer
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    Weyland ist offline
    »Das ist er. Gilead. Macht es nicht mehr lange, das versichere ich euch.«, sprach die Klinge und blickte fragend zu dem grauhaarigen Individuum hin, einem Heilkundigen aus der Gegend. Für Weyland machte er eher den Eindruck eines ausgemachten Idioten und Quacksalbers, aber seine Meinung interessierte hier natürlich niemanden. Denver nickte dem Soldaten nur zu und sah seinen Begleiter an, dessen Blick starr auf Gilead gerichtet war.
    »Raus«, knurrte der, »Ihr alle.«
    Verständnislose Blicke. Die Klinge setzte zu einer gemeinen Erwiderung an, wurde jedoch von Denver daran gehindert, der sie am Arm packte und den Kopf schüttelte, ihr zuflüsterte, draußen vor dem behelfsmäßigen Lazarett alles zu erklären. Der Quacksalber war bei Weylands Ton schon aufgesprungen und verschwunden. Ja, sicherlich ein Heiler den die Patienten schätzten. Als niemand mehr im Bereich war, trat er an die Bettstatt des Hünen, der nun wie ein Ghul wirkte. Abgemagert, blass und mit eingefallenem Gesicht, was ihn wie siebzig aussehen ließ. Die Augen öffneten sich und zeigten einen dunklen, fiebrig glänzenden Blick. »Weyland Sweers in eigener Person.«, kam ihm heiser über die gesprungenen Lippen. »Ich weiß, dass dieser Anblick dich überschnappen lassen muss vor Freude, ganz gewiss, aber würdest du mir ... etwas Wasser geben?«
    Der ehemalige Schmuggler blickte ihm lange teilnahmslos in die Augen und überlegte ernsthaft einen Moment, dem Sterbenden den Unterarm auf den Kehlkopf zu pressen und ihn zu erwürgen, wirklich, einen Augenblick zuckte es ihm in den Fingern, aber er beugte sich nur hin zu dem Krug mit Wasser und goss Gilead etwas auf die Lippen, wobei der schlürfte wie ein Verdurstender, ehe er mit einer schwachen Geste zeigte, dass er nichts mehr trinken konnte.
    »Was«, sagte er undeutlich, »Verschafft mir die Ehre deines Besuches?«
    Weiterhin sah Weyland ihn nur an, ehe er seufzte und etwas in sich zusammensackte. »Eigentlich bin ich mit dem Ziel gekommen ... dich zu sehen, in Ketten, gebrochen und verzweifelt. Dass du auf Knien vor mir kauerst und um Vergebung bittest und ich sie dir großmütig gewähren könnte. Was mich darin bestätigen würde, dass ich der größte Mensch der Welt bin und du nur eine Ratte. Aber, bei Adanos, was für ein Mist.« Er spuckte auf den heubedeckten Boden aus. »Was für eine ausgemachte Scheiße, das Ganze. Ich sehe dich da, wie du im Sterben liegst und empfinde nichts dabei. Kennst du das Gefühl, Gilead?«
    »Gilead, Gilead ... bei Innos, spar dir diesen verfluchten Namen«, keuchte er heiser, »Tavik. Das ist mein richtiger Name, der den meine geliebte Mutter mir im Kindbett gab. Damals, vor einer gefühlten Ewigkeit auf den verschissenen Inseln von Eirrin.«
    Tavik. Den Namen hatte er nie gehört. Nun, vielleicht doch. Damals als er noch in Trelis lebte, gab es irgendwann eine Schlacht in irgendeinem Rebellenversteck zwischen den Leuten aus Silden und den Rebellen. Die Orks hatten gejubelt, da sich ihre Feinde gegenseitig beharkten. Dabei waren auch die Gerüchte um einen großen, schweigenden Hünen umgegangen. Tavik der Schweigsame, dem die Kehle zerschnitten wurde und der trotzdem überlebte. Weyland blickte ihm auf den Hals. Eine Narbe. Ja, dann war das wohl wirklich dieser Tavik.
    »Nun, Gilead oder Tavik oder weiß der Teufel, wie du heißt. Warum stirbst du?«, fragte er. Schwach wie der Sterbende war, zog er langsam die dünne Decke zurück und zeigte die Ruine seiner rechten Hand. Ein unschöner Anblick. Und die Reste eiterten, faulten. Entzündungen hatten sich ausgebreitet und den Körper angegriffen und zehrten ihn aus, töteten ihn. »Tja, Tavik. So spielt das Leben, nicht wahr? Wie sagt man: Wer durch das Schwert lebt ...«
    »... stirbt durch 'nen Bolzen, ja ja. So, du hast meinen sterbenden Körper gesehen. Was möchtest du noch? Warten bis es vorbei ist?«
    Der ehemalige Schmuggler schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte sehen, ob ich Mitgefühl mit dir habe. Oder ob ich wahnsinnige Freude über deinen Zustand empfinde. Nichts von beidem ist der Fall. Dein Schicksal ist mir schlicht egal. Aus einer gewissen Sicht ist das wohl gerecht. Mein Schicksal war dir und deinem Gefährten Damien ja ebenfalls egal. Ihr wolltet mich für die Krähe aus dem Weg räumen. Was hat sie euch versprochen? Gold? Ruhm? Wiedergutmachung?«
    »Die Krähe hatte nur Damien was versprochen. Mir nicht. Ich konnte dich einfach nicht leiden. Schau nicht so, ich habe natürlich von dir gehört. Bin viel rum gekommen. Und du warst ein verfluchter Opportunist. Hast deine Fahne je nach Wind gerichtet. Für die Orks, für die Rebellen. Eine Schande, dass dich wieder die einen noch die anderen schon an den Galgen gebracht haben. Und bezeichnest dich als echten Myrtaner. Ein echter Myrtaner hätte niemals für die Orks gearbeitet. Ihr Söldner war alle gleich. Gleicher Abschaum. Über die Jahre, vor allem nachdem ich mich von allem losgesagt habe, für tot gehalten von denen, die mir nahe standen, habe ich solche wie euch aufgesucht und sie dem Schwert zugeführt. Blut von Verrätern vergossen. Und ich würde es immer noch machen, wenn du nicht ein solch beschissenes Glück gehabt hättest.«
    Weyland hob nur die Schultern. »Mal verliert man, mal gewinnen die anderen. Du hast hoch gesetzt und alles verloren. Deine eigene Schuld. Ich habe in der Nähe von Stewark einen Grabstein gesehen. Der trug den Namen Tavik. Dort stand geschrieben, was für ein Held du warst, als Orks gegen die Stadt zogen.« Er erhob sich, klopfte sich Staub von der Hose. »Wärst du mal dort gestorben, hättest du mal deinen ehrenhaften Kriegertod gefunden. Vielleicht bist du dort auch gestorben und warst die Jahre danach nur noch ein wandelnder Leichnam, der sein Schicksal nicht annehmen wollte. Nun, jetzt scheint es zu ende zu sein. Mach's gut, Tavik. Einen schnellen Tod.«
    Und damit wandte er sich um, verließ das Lazarett, während der Sterbende noch lange Zeit starr zur zusammengezimmerten Decke starrte. Draußen wartete Denver auf Weyland.
    »Sollen wir den anderen Kerl auch noch suchen? Diesen Damien?«, fragte der Novize nach einiger Zeit. Wey schüttelte den Kopf.
    »Ich habe da drin einen Sterbenden gesehen, der mir viel Ungemach bereitet hat. Und weißt du was ich empfand? Nichts. Absolut nichts.«
    »Dann ... hast du ihm wohl vergeben, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht vergeben. Nicht vergessen. Aber ich nehme es ihm auch nicht mehr übel. Er stirbt, das war es für ihn. Es ist mir egal. Völlig egal. Mögen die Götter das sehen, wie sie wollen, aber ich sehe diesen sterbenden Feind und fühle nichts dabei. Vielleicht ist das gut, vielleicht schlecht. Wer weiß. Gehen wir zurück nach Stewark. Ich bin hier fertig.«

  3. Beiträge anzeigen #243
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Lukars Aufbruch nach Thorniara fiel auf die späten Abendstunden dieses unerträglich heißen Tages.
    Nur widerwillig hatte der Händler sich in die schwere Lederrüstung gezwängt, die ihn schon auf dem unfreiwilligen Marsch gegen Stewark geschützt hatte. Er verachtete diesen Panzer. Er erinnerte ihn an das grausame Schlachten, an dem er gezwungen gewesen war teilzunehmen. Doch so sehr ihn das Gewicht auch nervte, und so sehr es ihn aufgrund der Hitze und des Schweißes, die sich unter dem mehrlagigen Leder stauten, fürchterlich juckte, konnte er die Vorteile der Rüstung nicht von der Hand weisen. In diesen beschissenen Zeiten ohne Rüstzeug aufzubrechen, wäre Selbstmord gewesen. Nun gut. Es war auch mit Rüstung noch verdammt gefährlich. Aber Lukar vertraute auf seine Sinne und das Schicksal das ihn bisher vor schlimmerem Übel bewahrt hatte.

    Während er schweren Schrittes über den Weg stapfte, lies er seine Augen über den rötlichen Horizont schweifen. Er hatte den herrlichen Anblick des Sonnenuntergangs und der lebendigen Natur ganz für sich alleine. Früher musste dieser Pfad häufig genutzt worden sein. Nach der Schlacht waren Reisende zwischen Stewark und Thorniara jedoch selten. Erfreulich einerseits, den so hatte er den Weg ganz für sich alleine und das Risiko, von Banditen angefallen zu werden, war gering. Weniger erfreulich, weil er auf halber Strecke einen Umweg würde machen müssen. Schnurrstarks zwischen den beiden Städten herzulaufen, würde ihn nur direkt in die Arme myrtanischer Patrouillien führen. Stattdessen hatte er vor, sich aus weniger verdächtigen Gebieten zur Stadt durchzuschlagen. Wenn nötig, sogar ohne Rüstung. Zwar wirkte er nicht wie einer von Ethorns Schlägern, doch der Paranoiker in ihm hielt die Möglichkeit offen, dass er in Thorniara einem der Geflüchteten aus Stewark über den Weg lief, der ihn an dem Panzer erkannte. Mehr als unwahrscheinlich. Aber er hatte in den letzten Jahren auf dieser scheiß Insel einfach zu viele Überraschungen erlebt.

    Eben drum würde er die Suche nach Slicer auch keinem stümpferhaften Boten überlassen. Erst recht keinem aus Stewark. Am Ende geriet er nur wieder an einen Weyland-Verschnitt, diesmal einen, der sich nicht so gut im Griff hatte wie das letzte wunderliche Exemplar. Störte es ihn noch immer wie die Angelegenheit ausgegangen war? Beliar ja! Wenn einer nützlich gewesen wäre, um in Stewark Fuß zu fassen, dann dieser Sweers. Die Schmuggler und Kriminellen von Stewark trauten Lukar, aus welchem verbeliarten Grund auch immer, nicht über den Weg. Sweers hätte das vielleicht ändern können. Beziehungen knüpfen können. Doch dazu würde es nicht mehr kommen. Lukar wusste, wann er bei einem Menschen verloren hatte. Er würde sich seinen Ruf in Stewark auf die harte Tour erarbeiten müssen. Oder, im schlimmsten Fall, Verzicht üben.
    Doch das waren die Sorgen für die Zukunft. Von denen würde er sich seine 'Wanderung' nicht vermiesen lassen.

    Mit jeder Meile gewannen seine Beine an Kraft und Sicherheit. Er sog die schwülwarme Luft durch die Nase ein, ein angenehmes und erfrischendes Gefühl, verglichen mit der Hitze, die unter seiner Rüstung lag wie ein widerlicher Fluch. Obwohl seine Reise gefährlich und sein Ziel ungewiss war, kam Lukar fernab der Stadt tatsächlich ein wenig zur Ruhe. Das ewige Pochen unter seiner Schläfe lies allmählich nach, und er glaubte sogar, das drückende Gefühl in seiner Magengegend schonte ihn ein wenig. Vielleicht konnte er sogar auf seine heutige Ration des Heiltrankes verzichten. Das Fläschchen neigte sich ohnehin bedrohlich zur Neige.

  4. Beiträge anzeigen #244
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    War es klug sich einem fremden Lagerfeuer zu nähern?
    Man konnte wohl zwölf reisefreudige Wandersmänner fragen und auf diese Frage prompt zwölf verschiedene Antworten erhalten. Letztlich war es wohl immer eine Sache des eigenes Bauchgefühls, ob man es wagen konnte, aus dem sicheren Buschwerk zu treten und sich einer fremden Reisegruppe zu zeigen. In Lukars Fall war es mehr als nur ein sanftes Gefühl in der Magengegend. Es war ein Gewitter der Schmerzen dass ihn Plage und ihm die Lust am Weitergehen trefflich Mies machte. Auf die Ration des roten Wundergebräus zu verzichten hatte sich als fatal erwiesen und nun forderte sein Körper den Tribut für diese geizgetrieben Dummheit. Diesen Nachmittag beschloss Lukar daher, an dem Lagerfeuer zu verbringen das er bereits in der Ferne ausgemacht hatte. Ein recht offenes Feuer. Wer auch immer hier lagerte, schien die Blechbüchsen Myrtanas nicht sonderlich zu fürchten. Das bedeutete, dass es entweder Leute aus Thorniara selbst waren, oder zumindest solche die in der Ordensstadt geduldet wurden. Des Schicksals Wahl fiel auf Letzteres. Männer, gehüllt in grüne und dunkelbraune Stoffkleidung, ausgerüstet mit leichten Messern... und tödlichen Bögen die man auf ganz Argaan fürchtete. Jäger des Waldvolkes. Fast schon soetwas wie Verbündete.
    Lukars Entscheidung stand und mit zielstrebigem Schritt näherte er sich der Gruppe aus vielleicht sechs Mann. Sie sprachen wenig, vermutlich hatten sie den Neuankömmlingen schon von Weitem gehört. Das ihm keine Langbögen mit angelegten Pfeilen entgegengehalten wurden rechnete Lukar diesen scharfsinnigen Jägern sehr hoch an. Er hob grüßend den Arm und trat dann aus dem Buschwerk heraus.
    "Zum Gruß. Hättet ihr an eurem Feuer noch Platz für einen Weiteren?"
    Schweigen. Starrten.
    Dann ein brüllendes, erkennendes Gelächter.
    "Städter." Schallte es Lukar entgegen, dicht gefolgt von einem "Ein bekannter Städter noch dazu. Bewahre, Lukar. Lange nicht gesehen."
    "Shakes?" Lukars distanziert-höffliches Mienenspiel wechselte in das vertrauliche Lächeln eines alten Freundes. Natürlich war Shakes kein Freund. Ein Handelspartner, nicht mehr und nicht weniger. Aber verdammt noch mal ein wichtiger, wenn nicht in den letzten Monaten der wichtigste schlechthin. Shakes war verantwortlich für den Sumpfkrautanbau und eine der zahlreichen Lebensandern ds Sumpfkrautschmuggels auf dieser Insel. "Wie er leibt und lebt." Shakes grinste, deutete einladent auf die Feuerstelle. "Setz dich, Lukar. Auch unterwegs in die große Stadt? Lange nichts mehr von dir gehört."

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    Neuling Avatar von Die Garde
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    Die Garde ist offline
    Das Geräusch von Metall und einem unaufhörlichen Gleichschritt hallte durch den ansonsten stillen Wald. Es waren Soldaten der hiesigen Provinzgarde, die vor einem Tag den Marschbefehl erhalten hatten. Sie marschierten gen Stewark. Jene Baronie, die durch ein perfides Intrigenspiel in die Hände der Rebellen gefallen war. Doch entgegen der Hoffnung vieler Soldaten, wurde die Provinzgarde nicht entsandt, um die befestigte Stadt zurück zu erobern. Vielmehr erhielt der Orden Innos' eine Information darüber, dass diverse Bürgerinnen und Bürger des Großreiches Myrtana, die vor Jahren mit der Bestellung der Felder vor Stewark begonnen hatten, in Kürze nach Thorniara fliehen wollten. Die Provinzgarde sollte daraufhin unweit der Baronie Stewark Stellung beziehen und dort auf die Flüchtlinge warten. Sie sollten sicherstellen, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht an der Flucht gehindert werden und sie sodann sicher nach Thorniara geleiten. Nur wenn sie aufgehalten werden würden, hatte die Provinzgarde den ausdrücklichen Befehl erhalten, die loyalen Bürger des Reiches unter Einsatz aller dafür notwendigen Mittel zu beschützen.

    "Kompanie halt!" rief der Kommandant der Gardisten. "Hier werden wir Stellung beziehen und auf die Flüchtlinge warten. Ihr zwei kundschaftat die Gegend aus. Ich möchte keinesfalls durch Patrouillen der Rebellen überrascht werden. Abmarsch!" Die Soldaten waren nach dem langen Fußmarsch erschöpft, lastete die schwere Rüstung doch auf ihren Schultern. Doch auch wenn sie noch weit von Stewark entfernt waren, mussten sie wachsam bleiben. Dabei stellten die Rebellen noch die geringste Gefahr dar. Schließlich wimmelte es in dem dichten Wald noch immer vor Echsenmenschen und Orks. Durch die Erhöhung der Wachposten außerhalb der Hafenstadt und durch diverse Säuberungen durch die Provinzgarden, konnte die Bedrohung zwar stetig reduziert werden. Aber sicher konnte man sich nie sein, nicht doch von einem Echsenmensch überrascht zu werden.

    Maximus
    Geändert von Maximus (17.07.2018 um 15:39 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #246
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Ein glimmender, harziger Sumpfkrautstängel wurde zwischen den Männern hin und her gereicht.
    Lukar hätte gerne mal wieder etwas Tabak mit seiner Pfeife geraucht, doch das gute Stück war in Silbersee zurückgeblieben und so nahm er den Krautstängel nur zu gerne entgegen. Sanft sog er die Luft und damit den wohligen Rauch des Krauts ein. Er schloss einen Moment die Augen, lies die Luft ein wenig in seinen Lungen ruhen, ehe er den Stängel an seinen Nebenmann weiterreichte und dann langsam durch die Nase ausatmete.
    "Ihr seid also auch unterwegs nach Thorniara." Stellte er ruhig fest, nachdem der grünliche Rauch nach oben über ihn hinweggeschwebt war. Shakes grinste sachte, blickte der Wolke nach die sich über ihren Köpfen gebildetet hatte und nur langsam durch das dichte Astwerk davonzog.
    "Ne." Kommentierte der Waldläufer salopp, die Hände auf seine Knie gestützt. "Wir kommen grade von da. Haben ein bisschen Wild verkauft und 'nach dem Rechten' gesehen."
    Lukar nickte verstehend. Das Kraut durchströhmte seinen Körper mit einer eigenartigen, aber wohligen Ruhe. Dennoch entging ihm der starre, herausfordernde Blick von Shakes nicht. Als ob Lukar nicht wüsste, warum sie wirklich in der Stadt gewesen waren. Der Krauthandel ging immerhin beide Seiten etwas an. Verständlich, dass die schwierige Situation in Thorniara auch die Waldläufer dazu veranlasste, mal die Lage zu prüfen.
    "Ich bin aus genau denselben Gründen hier. Unter anderem."Sagte Lukar, überlegte jedoch eine Weile ob er Slicer erwähnen sollte, unsicher, ob es die Waldläufer etwas anginge. Doch vielleicht hatten sie etwas erfahren, was er nicht wusste.
    "Einer meiner Leute ist vor langer Zeit nach Thorniara aufgebrochen." Lautete seine nüchterne Offenbarung. "Er sollte schauen wie es mit dem Krauthandel läuft. Aber er kam nicht wie vereinbar wieder zurück." Shakes lachte leise in sich hinein. Die Geste erinnerte Lukar an Slicer.
    "Ja, wenn Partner sind nicht an Vereinbarungen halten, ist das immer Scheiße."
    Shakes bekam von Rechts den Krautstängel gereicht, gab ihn jedoch ohne hinzusehen an seinen linken Nebenmann weiter.
    "Wir haben mit den Althoffs gesprochen." Sagte Shakes unvermittelt knapp. Sein Tonfall hatte sich nicht geändert, doch das energische Starren in seinem Blick verwirrte Lukar zusehenst. Das Starren eines Mannes, der die Reaktion seines Gesprächspartners abschätze. Eine Weile lang begegneten sich die Blicke der beiden Männer, ehe Shakes ruhig fortfuhr.
    "Über den Aufstand im Hafenviertel. Der, der unser Geschäft in Thorniara in ein Desaster verwandelt hat."
    Lukar nickte langsam und verstand. Der Krautstängel erreichte nun wieder ihn. Er hielt ihn kurz zwischen den Fingern, setze ihn sich langsam zwischen die Lippen.
    "Ein schwerer Schlag für uns alle." Nuschelte er und wollte grade anmerken dass er die Ursache für dieses Dilemma zu ergründen hoffte, da fiel ihm Shakes über den Mund.
    "Wir wissen das du dafür verantwortlich bist."
    Ein kühler Wind wehte grade zwischen den Bäumen hindurch. Die Blätter raschelten, als wäre jemand hindurchgetreten.
    "Was?" Lukar lies den Krautstängel ins trockene Gras fallen. Seine Stimme war nicht verärgert. Durch das harzige Aroma des Krautes in seinen Lungen schaffte er es nicht einmal, wirklich entsetzt zu sein. Nur langsam schob sich zunehmende Sorge in sein Hirn.
    "Die Althoffs haben uns alles erzählt. Sie haben genau so unter eurem wahnsinnigen Plan gelitten. Thorniara über unser Geschäftsnetz ins Chaos stürzen und so den Orden schwächen? Auf Kosten unserer Gewinne? So haben wir nicht gewettet, Lukar."
    Die Verwirrung war nun komplett. Der Aufstand in Thorniara? Mein Verdienst? Und die Althoffs haben... Es dämmerte ihm. Langsam. Als er jedoch begriff, wich die Irritation Entsetzen. Sein leicht Krautvernebelter Verstand formte die Einzig logische Schlussfolgerung auf diese Erkentniss: Oh Scheiße!
    Seine Gedanken manifestierten sich in einem wütenden Fluch, als um ihn herum Männer aufsprangen und Waffen gezogen wurden. Auch Lukar erhob sich mit einem Satz, hatte jedoch die Waffe noch nicht gezogen.
    "Wartet!" Brüllte er gegen den Zorn der ihm aus mordlüsternden Augen entgegenfunkelte. "Ihr irrt euch gewaltig!"
    "Moment noch!" Sagte auch Shakes ruhig, der einzige der noch am Boden saß. Er erhob sich langsam aus seinem Schneidersitz, klopfte sich den Staub von der Hose.
    "Boran will ihn lebend." Ermahnte er seine Männer ruhig und lächelte. "Wenn auch nicht unbedingt unverletzt. Auf ihn!"

  7. Beiträge anzeigen #247
    Krieger Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline
    "Das war bitter nötig", kommentierte Chala ihre eigene Tat von vor wenigen Minuten.
    Sie hatte ihr zerzaustes, verfilztes Haar in einem nahen Bachlauf gewaschen. Zum einen wollte sie, wenn sie in der Silberseeburg ankam nicht aussehen, als hätte sie die Zeit, in der sie fort war, als Bettlerin gelebt, zum anderen ertrug sie es nicht, wenn der Eindruck, den sie hinterließ, ihr keinen Vorteil brächte. Und wer würde schon eine abgemagerte, zerschundene Vogelscheuche anziehend finden? So war es eben, dass sie nebst Haar auf ihre Lederkluft so gut es eben ging in Ordnung gebracht hatte. Noch immer sah sie ungepflegt und abgewetzt aus, doch zumindest klebte der Straßendreck nicht mehr an ihr.
    Seit ihrem Aufbruch hatte sie schon eine gute Strecke zurückgelegt, war ohne weiteres durch das Westtor gekommen und hatte die umliegenden Höfe hinter sich gelassen. Von nun an würde sie kaum mehr Menschen begegnen, schätzte sie, lag zwischen hier und der Silberseeburg doch kaum mehr, als das Bluttal, welches vom Waldvolk gehalten wurde. Das Fort dort würde sie bewusst meiden, auch wenn sie nicht schlecht Lust hätte, sich nach Ryu zu erkundigen. Wie lange war es jetzt her, dass sie den Schmied gesehen hatte? Damals bei der Taverne, als der Drache noch lebte? Das dürfte in etwa stimmen. Noch immer war sich die Aranisaani nicht sicher, wie die Menschen es geschafft hatten, dieses fliegende Monster zu töten, doch war ihr das nur recht. Immerhin eigneten sich verbrannte Leiber weniger gut, ihnen Gold und Gehorsam abzuverlangen.

    Langsam legte sich der Mantel der Nacht über die schier endlose Straße, der sie folgte. Die warmen Temperaturen des Sommers ermöglichten jedoch eine unbeschwerte Weiterreise auch nach Einbruch der Dunkelheit und so kam es, dass sie während des Laufens ihre Haare auswrang. Aus Ermangelung an selbst gestellter Zeit und Lust trug sie ihre schwarze Mähne nicht wie sonst in feinen Zöpfen, sondern offen. Ihr selbst gefiel diese Frisur nicht, doch würde sie es bis zu ihrem Ziel ertragen können.
    Über den Bäumen zogen sich unterdessen Wolken zusammen. Ob diese jedoch Regen versprachen oder nicht, konnte die Dunkelhäutige nicht einschätzen. Gerade, als sie darüber nachdachte - wer allein reist, hatte viel Zeit zum Nachdenken - woran Bauern und Seeleute erkannten, dass das Wetter umschwenken würde, hörte sie aus einiger Entfernung Stimmen. Sie wirkten aufgebracht, ein Überfall? Vermutlich war es in jedem Fall besser nicht nachzusehen, was dort geschah, doch Vernunft war nicht gerade Chalas Stärke. Die Neigung, alles wissen zu wollen und daraus Profit zu schlagen, hingegen schon. Eben deshalb brauchte es nicht lange, bis sie auf eine Feuerstelle traf, die vom Weg nicht zu erkennen gewesen war, gut verborgen also. Lediglich der Aufruhr, der hier herrschte, passte nicht zu der Vorsicht, mit der das Feuer positioniert worden war.

    Ein halbes Dutzend Mann, augenscheinlich Waldläufer, wenn man der Kleidung trauen durfte, umringten einen einzelnen, in dunkles Leder gehüllten Kerl. Just in dem Moment, in dem Chala unbemerkt das Geschehen beobachtete, fuhr eine Faust in die Magengegend, des Unglücklichen. Er hustete und hielt sich eine Hand vor die Körpermitte, an der ein auffälliger Ring den Schein des Feuers auffang, so wie es auch seine Glatze tat. Ein weiterer Hieb ließ ihn beinahe zu Boden gehen, doch hielt er sich aufrecht, warf den Kopf gen Himmel und offenbarte damit einen ergrauten Schnurrbart der im Zentrum des schmerzverzerrten Gesichts blühte. Er rief den Anführer der Waldläufer an, ihn anzuhören, doch schlug dieser seinerseits ein weiteres Mal zu. Die Stimme des Mannes ließ die Aranisaani jedoch aufhorchen.
    Lukar?, dachte sie erschrocken und trat kurzerhand ins Licht des Lagerfeuers.
    "Aufhören!", rief sie herrisch, packte den ihr am nächsten stehenden Jäger und zog ihn von seiner Beute. Er schrie auf, was die Aufmerksamkeit der Gruppe final auf Chala richtete, die mit erhobenem Haupt und scharfem Blick den Anführer fokussierte. In ihrer Hand lag bedrohlich ein Wurfmesser.
    "Was habt ihr mit diesem Mann zu schaffen?", verlangte sie mit einer Dreistigkeit zu wissen, die höchstens dem Überlegenen zustand.

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Und überlegen war sie in der Tat. Den Shakes war kein Schlächter. Das Leben seiner Freunde und Gefährten kümmerte ihn, und das tödliche Messer in der Hand der wehrhaften Dame konnte jeden Augenblick die Kehle des gepackten Waldläufers aufschlitzen, oder aber in der Brust eines Nebenmannes stecken bleiben. Shakes wollte keine Toten. Er war jedoch gewitzt genug, seine Sorge um das Wohl seiner Leuche noch nicht all zu offen zu zeigen. Als er zu sprechen begann, war seine Stimme halb verächtlich, halb ungläubig.
    "Du läufst vorbei und riskierst dein Leben für einen Fremden, den du... Moment mal..." Shakes fluchte als er sie anhand der Beschreibungen erkannte. "Vered."
    Ja, Chala Vered. Auch Lukar hatte die Vertraute und linke Hand von Joe Black sofort erkannt. Ein finsterer Todesengel und eine treue Schwester des dunklen Bundes. Er hatte mit ihr als allerletztes gerechnet. Doch war ihr Auftreten ihm selbstredend alles andere als Unwillkommen. Die Männer um ihn hatten den Griff längst gelockert, so das er ein wenig Kraftlos zu Boden sackte. Sein Magen schmerze höllisch. Shakes hatte eine verdammt bissige Rechte. Lukar hustete einige Male und wagte dann einen Versuch, sich aufzurichten.
    "Shakes... Chala... tut beide jetzt nichts entgültiges und hört mir genau zu. Wenn hier und jetzt einer von uns stirbt, werden die Althoffs in Thorniara sich bei ihrem fetten Abendessen köstlich darüber amüsieren. Jeder von uns dagegen verliert. Das ist alles ein abgekartetes Spiel."
    Der Waldläufer zog eine Augenbraue hoch. Auch weil Lukar noch immer keine anstalten machte, nach seiner Waffe zu greifen. Lukar trat jedoch sicherheitshalber zurück, in die Nähe der Kriegerin. Im Notfall war er lieber in der Nähe seiner Verbündeten als in der Mitte der Männer.
    "Ich war Unterwegs nach Thorniara." Eröffnete er grimmig an Chala, jedoch laut genug das die Männer ihn auch hören konnte.
    "Offenbar haben die Althoffs sich gegen mich gewandt. Und gegen den Bund. Laut Shakes behaupten sie, wir hätten die Geschäfte dort mit dem roten Sumpfkraut sabotiert."
    "Ganz genau!"
    Shakes knurrte wie ein Hund als die Wut in ihn zurückkehrte. Er machte einen Schritt vorwärts, stoppte jedoch als Chala dem Waldläufer in ihren Klauen das Messer kurz an den Hals drückte. Hilflos knirschte Shakes mit den Zähnen. Jetzt offenbarte sich seine Schwäche. Das erkannte er selbst und er breitete die Arme aus, um zu zeigen das er nicht vorhatte anzugreifen. Doch seinen Ärger wollte er dennoch loswerden.
    "Borran tobt wie der Beliar persönlich. Wir haben euch vertraut. Dennik hat euch ein verdammtes Bündniss angeboten. Und ihr bedankt euch, in dem ihr uns auf so ne Feige Art bescheißt."

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    Die Situation schien entschärft, auch wenn die Gefahr der Eskalation sicher noch nicht gebannt war. Es war gut, dass Chalas Aussehen auffällig genug war, dass man sie erkannte, wenn man bereits einmal von ihr gehört hatte. Der Entwicklung des Gesprächs konnte sie dennoch nicht ganz folgen, wusste sie doch nicht, wie Shakes - so jedenfalls schien der Anführer der Waldläufer zu heißen - darauf kam, dass der Bund das rote Sumpfkraut in Umlauf gebracht hatte, um das Geschäft mit dem normalen Sumpfkraut zu schädigen.
    "Warte mal", griff Vered deshalb ins Gespräch ein, während sie jedoch keine Anstalten machte, den Griff an ihrem Gefangenen zu lockern, "Ich war dort, in Thorniara, um eben dies zu verhindern. Ich sollte die Quelle dieses roten Gifts ausfindig machen und wenn nötig zum versiegen bringen."
    Shakes Miene verfinsterte sich daraufhin merklich, seine Haltung wurde abwehrend, wenn auch nicht weniger streitlustig.
    "Und wieso hat die große Vered", er spuckte diese Beschreibung ihrer geradezu aus, "dann nicht genau dafür gesorgt?", verlangte er zu wissen, "Wenn du deinen Auftrag erfüllt hättest, wären wir nicht in dieser beschissenen Lage und Boran wird sich nicht einfach damit abfinden, nur weil ihr beiden ihm eine Erklärung liefert, die genauso gut gelogen sein könnte!"

    Abschätzig blickte die Aranisaani von Shakes zu dem Mann in ihrer Gewalt. Das Messer in ihrer Hand schien plötzlich schwerer zu wiegen und ihre Gedanken rasten um die eingefahrene Situation herum, in der sie sich alle befanden, gemeinsam.
    Ein schwerer Seufzer entfuhr ihr, ehe sie den Bedrohten freigab, der sich sogleich zu seinen Brüdern gesellte, ehe er noch einmal bedroht werden konnte. Doch Chala hatte nichts dergleichen im Sinn, öffnete sie doch bereits ihre Reisetasche, um einen der beiden Lederbeutel hervorzuholen.
    "Was soll das werden?", verlangte Shakes zu wissen, der ohne das Druckmittel der Dunkelhäutigen deutlich mehr Stärke zu zeigen wagte.
    Ohne ihn zu beachte kramte die Dunkelhäutige einen kleinen Zettel mit einer ihr wohlbekannten Notiz heraus und hielt diesen wortlos dem Anführer der Waldläufer entgegen. Dieser nahm ihn zögerlich entgegen, las ihn einmal, stutze und überlegte. Er suchte den Blick von Lukar, der nicht wissen konnte, was auf dem Stück Papier stand.
    "Meldet euch auf dem üblichen Wege, wenn ihr Nachschub braucht. R.", las Shakes deshalb laut vor, damit alle wussten, worum es ging, "Was soll mir das jetzt sagen? Dass eure Quelle für das rote Scheißzeug euch jederzeit beliefern kann?""Diese Notiz habe ich drei Kerlen abgenommen, die mit dem Rosendunst gehandelt haben. Sie haben mich von dem Zeug rauchen lassen, waren selbst völlig drauf und wollten mich in ihrer Hütte vergewaltigen. Nur, dass einer der Drei nicht teilen wollte und kurzerhand seine Brüder abstach. Neben dieser Nachricht habe ich ihnen etwas von dem Stoff abgenommen, habe es in Umlauf gebracht, um auf mich aufmerksam zu machen. Ich wollte diesen R. aus der Reserve locken, ihm zeigen, dass der Bund nicht einfach so seine Geschäfte abzugeben bereit war. Leider sorgte dies für einen Aufstand, der von den Paladinen des Ordens blutig niedergeschlagen worden war. Ich weiß leider nicht, wie lange das jetzt her ist, meine Erinnerung...", sie stockte kurz in ihrer Erklärung, ehe sie entschied nicht zu viel über ihren Zustand preiszugeben, "egal. Jedenfalls heißt es in der Stadt, dass es einen erneuten Aufstand gegeben hat, wieder unter Einfluss des Rosendunstes. Ich schwöre dir, Shakes, hätte ich die Möglichkeit gehabt, wäre dieses Problem heute keines. Und was die Althoffs angeht", sie pausierte erneut, um nach Worten zu suchen, die ihrer Wut gerecht wurden, "hol ich mir ihre Eier und stopf sie ihnen in ihre toten Mäuler, wenn ich sie das nächste sehe."

    All dies hatte Chala in einem zügigen Monolog abgehandelt, wobei durch ihren Akzent und die Geschwindigkeit sicherlich das ein oder andere verschwaschen wirkte.
    Geändert von Chala Vered (18.07.2018 um 14:58 Uhr)

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    Aussage gegen Aussage.
    Shakes hatte absolut recht. Ihre eigenen Worte konnten genau so gut erstunken und erlogen sein. Notdürftig aus dem Finger gesogen, um sich aus dem Schlamassel zu diskutieren. Das war ja garnicht weit von der Wahrheit entfernt, bedachte man Lukars Unwissenheit die bis vor wenigen Minuten noch geherrscht hatte. Doch Lukar sah es hinter der Stirn des Waldläufers arbeiten. Die Erklärungen der Althoffs mussten stimmig gewesen sein. Beliar, stimmig, grob und wutgeladen, wie aus dem Ei gepellt! Und doch, in einem Geschäft wie den Ihren? Welche mitleidsheischende Träne erschien da nicht immer ein klein wenig zu salzig, welches schlüssige Bekenntnis nicht zu schlüssig und nachvollziehbar?

    Noch jedoch markierte Shakes den Entschlossenen. Auch wenn in ihm der Samen des Zweifels gesäht war, so zweifelte er zuerst an der Aussage der beiden, die hier vor ihm standen. Da tat Chala etwas unvorhergesehenes. Die Geisel in ihren Händen wurde freigelassen und huschte wie ein verletztes Tier zu seinem Rudel zurück, so das sich nun zwei Fronten gegenüberstanden. In denen nun eindeutig die Waldläufer die Überhand hatten. Entsprechend fand Shakes wieder zu deutlich mehr Stärke, durch seine ausladendere Haltung schien er gar zu wachsen. Eher widerwillig packt er den Notizzettel, den Chala aus ihrer Tasche kramte und ihm reichte. Zuerst zögerlich, dann mit einem deutlichen Rucken, und einem kritischen Blick der über die Zeilen flog. Die Botschaft des mysteriösen R las er laut vor um keine Geheimnisse hier am Feuer entstehen zu lassen. Shakes war noch immer nicht überzeugt, weshalb Chala ihre Erlebnisse in Thorniara lebhaft und mit akzeptgefärbter Stimme ausmalte und mit einem Todesschwur an die Althoff den Stempel auf ihre Erklärung setzte. Eine mehr als schlüssige Erklärung. Eine, die auch in Lukars Bild passte. Von Pete Schlangenauge, einem der witzigen Schmuggler des Bundes, hatte er damals erfahren das Chala nach Thorniara aufbrochen war, um das Handelsmonopol zu sichern und einige Huren für das Bordell zu organisieren. Kurze Zeit später waren die ersten Gerüchte über das rote Kraut aufgetaucht, bis es schließlich in den gewaltigsten Aufstand in der Geschichte der Stadt gegipfelt war.

    Somit hatten die Waldläufer also zwei Erklärungen bei der Hand. Eine von den Althoffs, eine von Chala Vered. Beide nachvollziehbar und logisch. Mit einem Unterschied. Den Zettel des geheimnissumwobenen R. Und da niemand hier auf der Insel zur fraglichen Zeit an genügend Kraut hätte kommen können, ohne die Aufmerksamkeit des Bundes oder der Waldläufer auf sich zu ziehen, gab es für Lukar nur eine Erklärung. R stammte von Außerhalb. Lieferte seinen Rosendunst -ein wahrlich rosiger und kitschiger Name für das Teufelszeug- vermutlich aus Varant oder von Khorinis. Womit der Kreis der Verdächtigen für Lukar zusammenschrumpfte. Auf einen Mann. Götter, er wieder? Lukar musste es einfach wissen. Wortlos trat err vor, stellte sich neben Shakes, legte eine Hand an den Zettel und erreichte so, dass Shakes das Pergament ein wenig zur Seite hielt, wenn auch nicht loslies. Lukar las den Satz und sprach ihn noch einmal halblaut mit. Was ihn interessierte, war das Schriftbild. Und das kannte er nur zu genau.

    "Reinhard." Ein fast resignierter Seufzer. So viel also zu dem Angebot das er mir in Stewark unterbreiten lies.
    "Der Mann den wir alle Suchen ist niemand anders als Reinhard Lehner. Ich kenne ihn. Vom Festland." Lukar lies die Hand vom Pergament und sah Shakes nun direkt in die Augen.
    "Shakes. Ich weis, mein Wort steht gegen das der Althoffs. Aber ich fürchte, diese Bastarde haben sich mit Reinhard verbündet. Er muss das Kraut über den Seeweg auf die Insel gebracht haben, um unser Geschäft zu zerstören. Einzig und alleine das kann es sein. Etwas anderes hätte sich bei dem Transportweg nicht gelohnt." Er blickte den Waldläufer eindringlich an. "Wie reagiert der Orden auf das rote Kraut in der Stadt?"
    Shakes schürzte die Lippen. Er grübelte. "Sie kontrollieren den Hafen regelmässig. Suchen vermutlich das Lager. Oder die Produktionsstätte."
    "Dann werden sie letztere niemals finden." Lukar nickte langsam, ruhig. "Pass auf, mein Freund. Boran tobt vor wut. Aber wen er meinen Kopf vor seiner Hütte auf einen Pfahl spießt, wird ihm das sein Geschäft auch nicht retten. Der Schlüssel liegt im Hafen. Lasst die Schiffe kontrollieren. Alles über Bord werfen, dass verdächtig nach Rosendunst aussieht. Lasst es die Stadtwache wissen, so das sie jedes Schiff genau unter die Lupe nimmt. Die sind doch sowieso solche Ordnungsfanatiker. Ich bin fest überzeugt... wenn wir den Hafen von Thorniara kontrollieren, kriegen wir den Krauthandel wieder in den Griff." Langsam öffnete er seine Hand und hielt sie dem Waldläufer hin. "Wollen wir es auf diesen Versuch ankommen lassen? Wenn ich Unrecht behalte, kann Boran meinen Kopf immer noch kriegen. Die Insel ist klein. Ihr findet mich schon. Und sollte ich recht behalten... wir alle wissen, wo die Althoffs sind."
    Ein grausames Lächeln huschte kurz über seine aalglatten Züge. Ein Teil von ihm spürte jedoch einen bedauernden Schmerz. Die Althoffs. Alte Partner. GUTE Partner. Doch diesmal durfte es keine Kompromisse mehr geben, kein falsches Mitleid. Weder mit ihnen, noch mit Reinhard. Der Bastard schwaffelte von scheinheiligen Bündnissen, dabei sandte er nichts als seine Funken in ihren Heuchschober. Das musste ein Ende haben. Es wurde Zeit, den dunklen Bund aus der Defensive in die Offensive zu bringen. Chalas Rückkehr war da mehr als ein gutes Zeichen. Doch etwas fehlte. Besser. Jemand.

    "Scheiße, Lukar. Am liebsten würde ich dich einfach zu Boran schleifen. Soll er sich deine Geschichte anhören. Aber du hast verdammt noch mal recht, mit deinem glänzenden Schädel ist unser Gold auch nicht wiedergewonnen. Wenn das Kraut vom Festland kam, finden wir das raus." Shakes lächelte schief. "Du hast doch nihts dagegen, wenn wir auch einige Leuchte nach Silbersee schicken? Sieh es als... Vertrauensgeste. Das rote Teufelszeug muss irgendwo hergestellt worden sein, und wenn es auf dieser Insel war, finden wir den Ort. Wenn nicht... auf gute Geschäfte?" Das Lachen Shakes war zynisch. Doch auch ein Zeichen an seine Männer. Einige schoben ihre Waffen wieder in die Gürtel zurück. Lukar hörte sich selbst erleichtert ausatmen. Er setzte sich langsam, demonstrativ auf den Boden, und nach und nach Taten es ihm die Anwesenden gleich. Wenn schon nicht aus Vertrauensgründen, dann, weil im Sitzen ein Schwert langsamer gezogen war als in Kampfstellung.

    "Die Sache wird sich schnell aufklären." Stellte Lukar ein letztes Mal fest, ehe er sich an Chala wandte. Die dunkle Schönheit wirkte selbst ohne Waffe in Händen ein wenig mörderisch. Sie erinnerte Lukar in dieser Hinsicht stark an Joe Black.
    "Vielleicht kannst du uns Aufschluss geben, warum die Althoffs sich dazu entschlossen haben, ihr eigenes Ding zu drehen? Haben sie sich seltsam Verhalten. Und..." Er zögerte einen Moment, schluckte. Ehrliche Sorge erfüllte sein kaltes Herz. "...hast du zufällig Slicer getroffen? Er ist vor langer Zeit nach Thorniara aufgebrochen. Jetzt wo ich weis das die Althoffs uns hintergangen haben, fürchte ich das schlimmste."

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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Es war die richtige Entscheidung gewesen, den Waldläufer, den sie in ihrer Gewalt hatte, freizugeben. Die Geste war als Verdeutlichung gemeint, dass ihr zu trauen war und dass sie ihre Worte nicht einfach frei erfunden hatte. Chalas Bericht war natürlich nicht einfach so zu kaufen, wenn man an Shakes Stelle war, doch die Unterstützung Lukars und dessen Überzeugung inklusive dem Wissen um diesen Reinhard Lehner ließen die Waagschale wohl vorerst zu ihren Gunsten sinken. Die Situation war entschärft und eine grobe Richtung gewählt, die sie gemeinsam einschlagen würden. Eventuell würde Chala sogar selbst zum Festland reisen, um der Quelle des roten Teufelszeugs schlussendlich auf den Grund zu gehen. Im gleichen Zuge würde sie einige Frauen finden, von denen Joe damals geschwärmt hatte, wenn er über die Wüste Varants gesprochen hatte. Solche Schönheiten wären unabdingbar für ein Bordell wie sie es sich vorstellte.
    Doch ehe es soweit war, gab es wichtigere Dinge, um die es sich zu kümmern galt. Beispielsweise wollte die Lücke in ihrem Gedächtnis gefüllt werden und auch die besorgten Fragen Lukars schuldete sie Antworten, insofern ihr welche bekannt waren.
    Die schmalen Augen des gerissenen Mannes suchten in den ihren nach positiven Nachrichten, doch erkannte er wohl schon vor ihrem ersten Wort, dass er enttäuscht werden würde.

    "Ich habe die Althoffs nicht finden können", gab sie geradeheraus zu, "Ihren alten Unterschlupf müssen sie vor einigen Monaten aufgegeben haben. Wohl aber habe ich die Ordenskrieger beobachtet, die von Hütte zu Hütte gingen und jedes Lagerhaus untersuchten. Wenn sie sich also irgendwo verstecken, werden sie früher oder später aufgescheucht. Das wird sie in die Enge treiben und unter Druck setzen. Sie werden bald Fehler machen", schloss Vered ihre Einschätzung der Lage, ehe sie auf die zweite Frage einging, "auf Slicer bin ich bei meiner Suche nicht gestoßen, doch wenn er noch in Thorniara ist, wird er sicherlich bald gefunden... Die Frage ist nur, ob der Orden ihm helfen oder einkerkern wird."
    Das waren alles andere als frohe Botschaften, die die Dunkelhäutige dort überbrachte, doch gab es im Bund keinen Platz für beschönigte Einschätzungen und süße Lügen für Ohren, die nur die ernste Wahrheit fürchteten.
    Nachdenkliches Schweigen ging von Lukar aus, während die Waldläufer sich leise untereinander unterhielten. Sie waren sich offensichtlich nicht einig, ob die Entscheidung Shakes die richtige war. Zwar schien fürs erste geklärt zu sein, dass sie weiterhin Verbündete waren, doch wollte die Aranisaani nichts dem Zufall überlassen.

    "Hey, wie ist dein Name?", fragte sie deshalb den Kerl, den sie kurzweilig als Geisel gehalten hatte.
    Der Angesprochene funkelte sie misstrauisch, fast feindselig an. Kein Wunder, hatte sie doch sein Leben mit einem Messer bedroht.
    "Niel", kam die knappe Antwort.
    "Die Sache von eben tut mir leid, Niel", entschuldigte sich die hübsche Frau und biss sich dabei schuldbewusst auf die Unterlippe, "Ich wusste nicht um die Umstände eures Streits und habe nur einen Freund in Bedrängnis gesehen. Du würdest doch auch jedem deiner Kameraden aus der Patsche helfen, oder?"
    Shakes und die anderen hörten dem Gespräch aufmerksam zu, wollten wissen, was Chala damit bezweckte.
    "Bewahre, natürlich!", kam die Antwort rasch mit einem Hauch Inbrunst, der die Verbundenheit des Waldvolks untereinander verdeutlichte.
    Oft wirkten sie alle wie Einzelgänger, doch war ihre Bindung zueinander nicht weniger integer, als bei den anderen Gruppierungen, die sich auf der Insel aufhielten.
    "Das dachte ich mir", befürwortete sie diese Reaktion, ehe sie sich mit ihren nächsten Worten an die ganze Gruppe wandte, "Sagt, habt ihr in letzter Zeit etwas von Ryu gehört, oder ihn gar gesehen?"
    Betretene Blicke wechselten die Gesichter, ehe sich Shakes selbst einbrachte: "Er war noch nie sonderlich sesshaft, möchte ich sagen. Das letzte Mal habe ich ihn vor Monaten gesehen, doch hören tut man ständig von einem wie ihm. Allerdings würde ich darauf nicht viel geben, wenn du verstehst..."
    Ein flaues Gefühl breitete sich in Chala aus, hatte sie doch gehofft den Schmied ihres Schwertes und Schürer ihres inneren Feuers bald einmal wiederzutreffen. Dies jedoch klang wenig vielversprechend, auch wenn sie verstand, was Shakes damit meinte, dass Ryu nicht der Typ Mensch war, der sich lange an etwas fesseln ließ, wenn er es denn selbst nicht wollte. Dennoch wollte die Aranisaani sich nicht die Hoffnung nehmen lassen, noch einmal in die glühenden Augen des Schwertmeisters schauen zu können.

    Die Stimmung hatte sich durch das Gespräch ein wenig gelockert, wenn auch nicht gänzlich. Es kam nun alles darauf an, wer den nächsten Schritt wagte.

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    "Sie haben bereits begonnen, Fehler zu machen." Lukars Stimme war kalt wie Eis und trocken wie wie die varantische Wüste."Sie haben uns hintergangen." Dem gab es Lukars Meinung nach nichts hinzuzufügen. Es gab nicht viele Regeln in der finsteren Familie, die Joe damals so schicksalshaft in Setariff gegründet hatte. Eine davon hatten die beiden Brüder in Thorniara jedoch nun überschritten. Sie würden dafür bezahlen. Das war gewiss wie der kommende Morgen.

    Die Nüchternheit in Lukars Gesicht wich leichter Resignation als er an seinen alten Freund dachte. Slicer mochte bereits im Kerker schmorren oder mit einem Stein am Fuß in den Tiefen des Meeres treiben. Lukar hatte ihn unwissend in diesen Schlamassel geschickt, den Hilferuf der Gebrüder lakeienhaft beantworten wollen. Aber hätte er eine Wahl gehabt? Immerhin waren die Althoffs gute Verbündete gewesen.
    "Ich glaube, Slicer würden sie für ein 'Innos zum Gruß' einkerkern. Du kennst ihn." Das war zu viel gesagt. Slicer und Er hatten mit Vered immer nur wenig zutun gehabt, bedachte man ihre unterschiedlichen Aufgabengebiete. Doch Gleichgesinnten gab Slicer sich immer recht offen, so das selbst jemand, der ihn nur flüchtig kannte, ein gutes Bild von dem Scharlatan haben musste.
    Erneut verfiel Lukar in ein Schweigen, das er nutzte um die Lage zu überdenken. Vered übernahm derweil die Rolle des gesellschaftlichen Mörtels und versuchte, wieder soetwas wie friedlichen EInklang in die Reisegruppe zu kriegen. Mit einigem Erfolg. Lukar beschloss, ebenfalls ein gutes Beispiel für geduldige Gelassenheit zu geben und hob mit spitzen Fingern den erkaltenen Sumpfkrautstängel neben sich aus dem Gras. War doch wirklich zu Schade, das gute Stück einfach so verkommen zu lassen. Bald stieg wieder grüner Qualm in den sich langsam klärenden Himmel auf.

    "Ist grade ne verfluchte Menge, die da auf uns einstürzt." Warf er einige Minunten nach dem Gespräch zwischen den Waldläufern und der dunklen Mitverschwörerin ein. Einige respektvolle Minuten hatte er ihnen für ihren emotionalen Smalltalk geben wollen. Doch seiner Meinung nach vergaßen Menschen am besten ihre unhandlichen Gefühlsbrocken, wenn man ihnen Probleme vor die Nase hielt. Bestmöglich natürlich welche, die alle Anwesenden etwas angingen.
    "Die Sache um Thorniara ist, so vertrackt sie auch sein mag, für uns alle ein schwerer Schlag. Wir haben hart dafür gearbeitet, uns das Krautmonopol in dieser Stadt zu sichern. Es war klar das es nicht ohne Gegenwind ablaufen würde. Aber so ein Desaster... wir müssen nun überlegen, wie wir weitermachen. Shakes..." Er fixierte den Sumpfkrauthändler mit wohlwollenden, warmen Augen. "...im interesse unserer Geschäftsbeziehungen will ich alle Karten offen halten und auch weiterhin so handeln, als bestünde das Bündniss zwischen dem Bund und Boran noch. Ich hoffe das ihr das zu schätzen wisst, wenn die Lage sich aufklärt."
    Der Krautstängel wurde aus dem Mund genommen und erkaltete Asche in das knisternde Feuer abgetupft.
    "Es gibt auch gute Nachrichten. Der Aufstand hat Ethorn, diesen engstirnigen Narren, endlich aus der Reserve gelockt. Stewark ist in der Hand der Rebellen."
    Eine Neuigkeit, die einzuschlagen schien. Für den Bund, der vorallem die Rebellen Argaans unterwandert hatte, war es ein großer Sieg gewesen. Lukar wollte die Lage jedoch nicht beschönigen. Es war zwar ein ordentlicher Schritt gewesen, doch erst die Zukunft würde zeigen, ob Ethorn auch genug Männer und Energie gesammelt habe, um Stewark zu behalten.
    "Fragt sich natürlich, wie lange. Aber sollange Ethorn dort das Sagen hat, haben wir die perfekte Ausgangslage, Joes geknüpfte Kontakte bei den feinen Pinkeln anzuhauen, sie mögen ihren Einfluss ein wenig zu unseren Gunsten walten lassen. Sollte Rhobar sich die Stadt irgendwann wieder zurückholen... haben wir bis dahin zumindest eine stabile Basis in der Untwelt von Stewark etabliert. Ein perfekter Brückenkopf. Außerdem scheinen die Echsen immer weniger Probleme zu machen, was euch..." Ein Fingerzeig in Richtung der Waldläufer. "... im Sumpf wieder den Anbau von mehr Kraut ermöglichen sollte. Chala, es ist lange her das du in Silbersee warst. Hattest du noch andere Aufgaben, von der Sicherung des Monopols einmal abgesehen?"
    Was auch immer es war, sie schien erfolglos gewesen zu sein. Doch Lukar war neugierig zu hören, was Joes letzte Instruktionen an sie wohl gewesen sein mochten.
    "Ansonsten würde ich gerne mal deine Einschätzung hören. Stewark ist ein guter Acker fü unsere Unternehmungen, Thorniara könnte es bald wieder sein... aber denkst du, dies hat Zukunft?"
    Die Frage war nicht umsonst offen und ins blaue hinein gestellt. Lukar wollte wissen, wie langfristig Joes Vertraue dachte und welche Ziele sie sich für die Gemeinschaft vorstellte. Vorallem aber, ob sich ihr Blick auf Argaan richtete, oder... weiter schweifte.

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    Lukar hatte recht. Die Althoffs hatten bereits einen tödlichen Fehler begangen und jeder weitere brachte sie nur näher an das Ende, welches Beliar - oder zumindest Chala - für sie bereithielt. Gleichwohl tat es ihr leid, dass sie Lukar nicht mehr über Slicer berichten konnte. Wirklich viel hatte sie bisher mit keinem der beiden zu tun gehabt, doch würde sich dies wohl sehr bald ändern, zumindest was den finsteren Ränkeschmied anging. Tatsächlich waren sie nur einmal am Silbersee aufeinander getroffen, als es um den Bau ihrer Arena ging, dort meinte sie auch Slicer kennengelernt zu haben. Es wäre eine Schande einen Mann mit so viel Potential zu verlieren. Männer wie er waren schwierig beizukommen und die wenigen, die mit ähnlich viel Können gesegnet waren, ließen sich in den Reihen des Bundes an einer Hand abzählen - auch etwas, was die Aufmerksamkeit Chalas und Lukars verdiente.

    Nachdem sich die angespannte Stimmung etwas gelockert hatte, ergriff der Untergrundmogul das Wort, während er an einem halben Sumpfkrautstängel zog. Als Chala das glimmende Kraut sah, begannen ihre Armmuskeln unwillkürlich zu zucken. Wie lange war es her, dass sie etwas geraucht hatte? Schweiß trat ihr auf die Stirn, ihre Augen verengten sich und ihr Herz klopfte mit einem Mal schneller. Sie hatte Mühe sich auf die Worte ihres dunklen Partners zu konzentrieren.
    Stewark ist in den Händen Ethorns?, schnappte sie den für den Moment wichtigsten Fetzen auf. Soweit sie sich erinnerte, war die Bevölkerung Setariffs nach dem Drachenangriff zwar immer noch zu zahlreich, um allein die Silberseeburg zu bewohnen, doch für Stewark und die Burg konnte es Probleme bedeuten. Beide Standorte wollten verteidigt werden, insbesondere nach der Einnahme Stewarks würde der Orden Vergeltung üben wollen. Die Dinge könnten sich schon bald in eine Richtung entwickeln, die einige Wege verschloss und neue öffnete. Doch mit Sicherheit würde Vered ihr Schwert brauchen, nebst einer Auffrischung ihrer Fähigkeiten. Sie hatte deutlich an Muskelmasse eingebüßt und das momentane Zittern ihrer Hände würde keine Hilfe beim Schwertkampf sein. Sumpfkraut musste also auch her.

    Als Lukar seine Worte dann direkt an Chala richtete, war sie zunächst etwas überrascht, hing sie doch noch immer ihren Gedanken um Kampf und Kraut nach. Mit Mühe besann sie sich, brachte ihren Körper dazu, die Entzugserscheinungen zu ignorieren, wenn auch nur für den Moment.
    "Bevor ich aufgebrochen bin, habe ich Joe meine Idee eines Bordells unterbreitet. Es sollte nebst einer festen Einnahmequelle auch ein Herd für Informationen sein. Besonders hochrangige Mitglieder der Rebellen um Ethorn waren mein Ziel, was bedeutete, dass ich einem möglichst breitem Spektrum an Vorlieben entgegenkommen musste."
    Sie fixierte Shakes, der interessiert lauschte, bevor sie weitersprach.
    "Männer reden gern, wenn sie fertig sind", gab die Aranisaani ihre Einschätzung zum männlichen Geschlecht ab, wobei sie sich wieder unterbewusst auf die Unterlippe biss und den Waldläuferanführer mit ihren Blicken reizte. Etwas, das ihr in Fleisch und Blut übergegangen war.
    Shakes rutschte unruhig auf dem Boden herum, wusste nicht so recht, wohin mit sich. Doch ließ Chala ihn wenige Augenblicke später 'frei' - wenn man es denn so nennen wollte - und fuhr fort.
    "Ob wir noch immer die Einrichtung eines Freudenhauses in Erwägung ziehen sollte, müssen wir überdenken und auch der Standort will weise gewählt sein. Darüberhinaus habe ich Stewark nie gesehen, nur davon gehört. Nahezu uneinnehmbar, doch kann es ebenso ein goldener Käfig werden, wenn der Orden beschließt eine Belagerung zu errichten. Ich würde mich hüten zu viel Zeit in einer Höhle ohne Hinterausgang zu verbringen, solange der Bär nur auf Nahrungssuche ist."

    Diese Analogie brachte eine Erinnerung in ihr hoch, eigentlich die älteste, die ihr einfiel. Doch wollte sie nicht an diese schreckliche Mutprobe der Kinder ihres Stammes denken. Sie kniff die Augen zusammen und verbannte die Bilder zurück in die finstersten Ecken ihres Verstandes.
    "Unabhängig davon halte ich es für klug den dortigen Schwarzmarkt zu unterwandern. Kontakte knüpfen, vielleicht sogar neue Lieferrouten erschließen. Das Alles könnte ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein und unsere Waldläufer-Freunde gewännen weitere Abnehmer", sie nickte anerkennend in die Richtung der naturgewandten Gruppe, wobei sie Shakes unverhohlen zuzwinkerte.
    "Was Thorniara betrifft bin ich unschlüssig, wie wir dort vorgehen sollten. Die Soldaten des Ordens halten den Hafen in einem eisernen Griff. Noch immer laufen Kontrollen und auch, wenn die Präsenz in den letzten Wochen nachgelassen hat", diese Information hatte sie durch Gespräche mit den Leuten erhalten, da sie selbst keinerlei Erinnerung daran hegte, doch musste dies niemand der Anwesenden erfahren.
    Sie überlegte kurz, ehe sie eine halbfertige Idee ihrerseits darlegte. Es war vermutlich nicht einmal die Hälfte einer Idee, viel mehr mögliche Punkte, die ihnen bei der Rückeroberung nützlich sein konnten.
    "Als ich die Stadt verließ, lag ein Schiff im Hafen, welches bald ablegen wird. Mit an Bord wird die Oberste Feuermagiern persönlich sein. Eine so wichtige Persönlichkeit - so wehrhaft sie auch sein mag - wird nicht ohne einige hochrangige Soldaten reisen. Es ist nicht viel, doch schwächt es die Stadt für diesen Moment. Eventuell reicht es, um einen oder zwei unserer Leute dort einzuschleusen. Sie könnten den Orden unterwandern, doch dafür müssten sie sauber sein, Reichsbürgerurkunden besitzen und keine nachzuvollziehenden Verbindungen zu einem von uns aufweisen."

  14. Beiträge anzeigen #254
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    Lukar ist offline
    Wenn Lukar gewusst hätte welche Wirkung der glimmende Krautstängel bei seiner gewitzten Komplizin auslösen würde, hätte er vielleicht auf diese Geste des Geizes verzichten und sich später in der Stadt etwas Tabak gegönnt. Es war das eine, Kraut zu verkaufen und sich der Sucht als Werkzeug zu bedienen; Das Andere, sie selbst in sich zu tragen. Lukar nahm die körperliche Reaktion Chalas mit einem Stirnrunzeln zur Kentniss, nahm einen letzten tiefen Zug und übergab den Stängel dann den Flammen. Er wollte in diesem Moment ihre Aufmerksamkeit, nicht ihre Entzugserscheinungen.

    Nachdem er den Krautstängel vernichtet hatte, schien Chala sich ein wenig besser konzentrieren zu können. Eine gute Geschäftsidee brachte sie ans Tageslicht, eine, die von Joe höchstselbst abgesegnet worden war. Damit mochte Chala eine der Letzten gewesen sein, die den Krieger noch zu Gesicht bekommen hatten. Lukar hatte nicht dazu gehört, zu seinem großen Bedauern. Obwohl er sich in den wenigen Momenten des Zusammentreffens gut mit Joe verstanden hatte, hatte Lukar doch nie das selbe Vertrauen in den Männern des Budnes wecken können wie ihr charismatischer Lord der Dunkelheit. Sie brauchten einen Krieger der sie führte, keinen Geschäftsmann. Einen wirklichen Krieger.

    Ein leises Lachen drang aus seiner rauchigen Kehle als Chala den armen Waldläufer mit ihrer schonungslosen Direktheit überfiel und anschließend eine ganze Weile in ihrem Blick gefangen hielt.
    "Der Weg an Ethorns Ohr über die Betten seiner Günstlinge... der Gedanke gefällt mir. Hätte vielleicht besser funktioniert als mein Versuch, soetwas wie Einfluss von ihn zu erhalten." Das leise Lachen wurde lauter und zynischer. Normalerweise wäre es ihm schwer gefallen, einen Fehler so offen einzugestehen. Doch dieser war dermaßen absurd...
    "Ich wählte die Diplomatie." Erklärte er amüsiert und als Reaktion auf die fragenden Blicke. "Information aus Thorniara gegen seine Aufmerksamkeit. Als Dank für meinen taktischen Hinweis stellte er mich an die vorderste Front im Kampf gegen Stewark. Ein sehr dankbarer Mann, dieser Ethorn."

    Das selbstzynische Lachend blieb ihm im Halse stecken. Einen Moment lang klebte noch ein Ausdruck von Heiterheit in seinem Gesicht: Doch wie eine Ruine, bei der jemand einen Stein aus der Fassade gezogen hatte, brach sein Grinsen langsam in sich zusammen. Es wich einem kurzer Ausdruck von Verachtung. Dann war da wieder die nüchterne Maske des Geschäftsmannes.

    "Stewark ist nicht unbedingt die Welt. Was auch immer man davon hört, es ist meist übertrieben. Eine klaustrophische Stadt auf einer Klippe, mehr nicht." Winkte er nach einiger Zeit des Nachdenkens ab. "Auf jeden Fall kein zweites Setariff. Aber der Ort hat Potential. Vielleicht sogar für ein erträgliches Freudenhaus... aber ich Teile deine Meinung. Wir sollten uns und unsere Leute nicht an einem Ort verschanzen, der keinen Hinterausgang kennt."
    Blieb die Frage, was aus dem Hauptquartier in Silbersee wurde. Wenn nun mehr und mehr Leute nach Stewark auswanderten, würde der Ort massiv an Bedeutung verlieren. Perfekt für ein geheimes Versteck. Normalerweise. Doch nicht für eines, dass mit Aufmerksamkeit, Profit und Information handelte.

    "Thorniara unterwandern..." Sein Tonfall zeugte von echtem Respekt für ihren Vorschlag.
    "Ein guter Vorschlag. Mehr noch: Ich denke sogar, wir kommen vorerst nicht drum herum." Befand er knapp. "Ich weis, Boran würde mir hier zustimmen. Des Krauthandels wegen. Aber ich meine eigentlich einen weiteren Grund... Thorniara ist derzeit das einzige Tor zur Welt. Jede andere Stadt ist Isoliert wie ne Schildkröte in ihrem Panzer. Die Zukunft aber, liegt da draußen!"
    Seine Hand beschrieb einen weiten Bogen und sollte die weit entfernte Küste der Insel darstellen. Shakes und die Waldläufer kniffen die Augen zusammen, indes die von Lukar aufgeregt leuchteten.
    "Ich weis, es mag all zu fantastisch klingen. Grade für euch. Ihr habt Generationen auf Argaan verbracht. Aber überlegt doch mal: Die restliche Welt nimmt seit Jahr und Tag Einfluss auf diese beschissene Insel. Nach und Nach geht hier alles den Bach runter durch die Eingriffe von Außen. Der Orden ist doch nur die Spitze des Eisberges. Es wird Zeit, dass wir nicht nur auf das reagieren was von außen kommt, sondern das wir bestimmen und mitentscheiden, wer, was, wo und wie einschifft. Soetwas wie das rote Teufelszeug darf uns nie mehr passieren. Thorniara und sein Hafen müssen der erste Schritt sein zu mehr unabhängigkeit. Und, Beliar, wenn wir uns anstrengen und genügend Mittel zusammenkratzen... könnten wir sogar einen Teil des Handels direkt nach Stewark umleiten. Alles was es bräuchte, wäre ein vernünftiger Hafen in dieser Stadt."

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    Beinahe hätte Chala enttäuscht aufgeschrien, als Lukar den Rest des Sumpfkrautstängels in die Flammen warf, welche düstere Schatten auf die Gesichter der Verschwörer warfen. Der Drang, den grünlichen Rauch zu inhalieren, ihn so lange ihr möglich war im Körper zu binden, damit er seine volle Wirkung entfalten konnte, um ihn dann langsam wie Nebelschwaden aus ihrer Nase wabern zu lassen, war vor einen Augenblick unbändig in ihr angeschwollen. Nur die Vernunft und das Wissen, wie wichtig dieses Gespräch für ihre und die Zukunft des Bundes war, ließen sie standhalten. Einen Moment schaute sie dennoch ins Feuer, beobachtete den Glimmstängel, wie er passenderweise zu Asche verglühte. Sie hätte schwören können den Geruch des Krauts von denen der brennenden Holzscheite unterscheiden zu können.
    "Ethorn ist...", begann Vered ihre eigene Einschätzung zum König zu formulieren, wobei sie sich jedoch die Anwesenheit der Waldläufer bewusst machte. Partner mussten nicht unbedingt alles übereinander wissen, insbesondere nicht, wenn es um Loyalität zu anderen Instanzen ging. "...kurzsichtig und engstirnig, wenn du mich fragst. Ich traf ihn einst mit Joe an meiner Seite, er nahm mich persönlich in seinen Reihen auf, doch hatte er ansonsten nichts übrig für einfaches Fußvolk", sie spuckte verächtlich aus.
    Es brachte sie näher mit Lukar zusammen, dass auch er vom König keine gute Meinung hatte, doch änderte es nichts an ihrer Verbindung oder ihren Zielen. Solange Ethorn keine Probleme machte, würden sie nicht aktiv werden müssen. Doch das richtige Wissen über einen Mann wie ihn, würde im richtigen Moment eine Tür öffnen, hinter der sich eine völlig neue Welt offenbaren konnte. Deswegen stand für die Aranisaani auch immer noch der Plan der Errichtung eines Bordells, nur die Wahl des Ortes war schwieriger geworden und das Beschaffen williger Kurtisanen könnte sich als schwieriger herausstellen, nachdem sie Thorniara ohne solche hatte verlassen müssen. Einfache Bauerstöchter wären keine geeigneten Mätressen für das adlige Volk Argaans, welches eben die Informationen besaß, die es in Erfahrung zu bringen lohnte.

    Sie wollte Lukar fragen, wie viel er in Stewark bereits erreicht hatte, doch konnte das auch warten, bis sie allein waren. Außerdem waren es seine großen Ambitionen, die sie beeindruckten und denen sie zunächst Respekt zollen wollte.
    "Du willst den kompletten Handel der Insel kontrollieren?", fragte sie überrascht mit offener Bewunderung in der Stimme für diese Tollkühnheit, "Und einen Hafen in Stewark anzulegen klingt einleuchtend, wenn auch riskant. Es braucht einen gut erreichbaren Ort am Wasser, denn Waren eine Klippe hochzuschleppen klingt mehr als ineffizient."
    Sie mahlte sich das Tor zu neuen Welten jenseits dieser Ufer aus. Die Inselgruppe ihrer Heimat war kein geeignetes Ziel. Dort gab es kaum etwas von Bedeutung oder Wert. Das Festland jedoch winkte mit Versprechungen. Doch um die Situation dort wusste die Dunkelhäutige nichts. Lediglich, dass sie dort mit Sicherheit Frauen für ihre Unternehmung finden konnte.
    " Wie lange liegt die Eroberung jetzt zurück? Die Menschen, die vor unserem Besetzen der Stadt dort gelebt haben, könnten Probleme in vielen Bereichen machen. Wir müssen dafür sorgen, dass sie auf unserer Seite sind, um Verräter und Aufwiegler zu finden, ehe sie Schaden anrichten können. Dass wir Thorniara infiltrieren wollen ist eine Sache, aber blind darauf zu hoffen, dass der Orden nicht längst selbiges bei uns getan hat, wäre töricht. Ich weiß, ich war lange fort und sicherlich gibt es einige neue Gesichter im Bund, doch will ich sie überprüft wissen, damit ich nachts nicht mit einem Messer an der Kehle und einem Schwanz neben meinem Gesicht aufwache."

    Es schien, als würde sich die Planung bald dem Ende zuneigen. Die zuletzt ausgesprochenen Ideen lagen noch in einer Ferne, die es für die anwesenden Waldläufer uninteressant machte, auch wenn es die Zukunft des Bundes betraf.
    "Was genau war eigentlich das Ziel deiner Reise, ehe du mit deinen alten Freunden zusammentrafst, Lukar?", fragte Chala ihren Partner und nickte in Richtung Shakes und seiner Männer.

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    Das erbärmliche Ende des Krautstängels hing wie ein Geist in der Luft. Chala und selbst der gerissene Shakes blickten leicht missmutig in die Flammen. Nicht das es dort, wo der Strängel hergekommen war, nicht noch mehr von seiner Sorte gab. Shakes schien jedoch verstanden zu haben was Lukar mit der Geste beabsichtigte und holte keinen neuen Stängel hervor. So begnügten sich die Anwesenden mit dem dunstigen Hauch, der nun unmittelbar aus den Flammen emporstieg.
    Das Feuer selbst war indes schon recht weit heruntergebrannt. Kein Zeichen des Schicksals. Eher die Folge der Tatsache, dass die Waldläufer kein neues Holz mehr hineingeworfen hatten. So geduldig Shakes, Niel und seine Gefährten sich auch zeigten: Offenbar juckte es ihnen ordentlich im Hintern, aufzubrechen und Borran alles mitzuteilen. Lukar machte sich keine Illusionen darüber dass er in ihren Augen bereits aus dem Schneider war. Alles, was er ihnen hier erzählte, konnte genau so gut eine Finte sein. Er hoffte daher sehr, das Borrans Spione so gründlich waren wie ihr Ruf, und die Fakten letztlich für Ihn und gegen die Althoffs sprechen würden. Wenn nicht... hatte er grade gefährlich viel an die Waldläufer verraten. Doch dieses Risiko musste er eingehen. Ohne die Krautlieferungen war ihre gesamte Organisation so gut wie Rückgradlos. Sollte der gemeinsame Handel zusammenbrechen, bedeutete das Krieg um die Ressourcen. Und so ungerne Lukar auch aufgab: Einen Krieg der Kriminellen auf Argaan würde er nicht führen. Den dabei konnte er nur verlieren.

    Die Verachtung, die Chala dem Rebellenkönig entgegenbrachte, zauberte ein böses Grinsen auf Lukars Gesicht. Ein feuriger Teil von ihm wünschte sich noch immer nichts sehnlicher, als dem Griesgram das Schwert in den Wanst zu jagen. Doch es gab einfach zu viel, was dagegen sprach. Ja, Ethorn hatte sich verdammt undankbar und arrogant gezeigt. Doch trotz allem hatte der könig auf seinen Vorschlag gehört. Es brauchte nur die richtigen Boten mit der richtigen Mentalität... aber das waren Details für später. So schluckte er seinen Hass und seinen Zorn erneut herunter.

    Nicht den ganzen Handel, hätte er fasst gesagt, zumindest noch nicht. Doch gegenüber seinen Verbündeten aus dem Wald war es nicht schlecht, wenn sie erst einmal nur das saubere Bild seiner Ambitionen vor Augen hatten. Im Falle das Borran mit sich reden lies, war ein selbstsicheres Bild der Zukunft sicherer als vage, schwer umzusetzende Pläne. Und schwer würde es werden. Es gab mindestens eine Hand voll einflussreicher Leute, die da ein ordentliches Wörtchen würden mitreden wollen. Ethorn, seine Berater, aber auch Thorniaras Händler und Gildenmeister. Momentan hatten die Rotröcke das absolute Handelsmonopol. Luakr sah vor seinen geistigen Augen Männer wie diesen Graf Maximus ihr Geld zählen. Der Seehandel war nichts, was sich so jemand einfach streitig machen lies. Sie mussten es daher suptil angehen. Indirekt. Und erst dann zuschlagen, wenn ihre Mittel ausreichten, um gegen die Konkurrenz bestehen zu können.
    "Stewarks Klippen sind durchaus kein leichtes Pflaster. Doch ein kleiner Schmugglerhafen mit Ethorns Gnaden in Stadtnähe wäre auf lange Sicht immer noch lukrativer, als alle Waren über Thorniara zu schmuggeln. Das hat mich bisher jedesmal Unsummen gekostet und nun würde es auch noch verdächtig erscheinen, wenn wir die Waren direkt nach Stewark transportieren würden. Für den Anfang würde daher ein Umschlagplatz, der Kontakt mit den übrigen Inseln des südlichen Meeresermöglicht, völlig ausreichend. Shakes, hier könnten wir vielleicht eure Hilfe brauchen."
    Der Waldläufer streckte den Rücken grade.
    "Mit Seefahrt habe ich nicht unbedingt viel am Hut." Sagte er trocken. "Aber wenn du darauf hinaus willst, dass wir euch beim Bau helfen können... ich werde es Borran vorschlagen." Sein Lächeln war doppeldeutig. Ja, er würde es Borran vorschlagen. Wenn dieser Willens war, das Bündniss weiter aufrecht zu erhalten.

    Lukar nickte zufrieden. Wenn einer ein Meister darin war, unwirtliche Gegenden mit stabilen Gebäuden zu pflastern, dann das volk des Waldes. Er musste im Moment einfach mit Borrans gutem Willen rechnen und nahm sich daher als nächtes ziel vor, die Gegend um Stewark auszukundschaften. Sicher wussten auch die wenigen Schmuggler der Stadt rat, wo sich der Bau eines Kais lohnte.

    "Ein paar Wochen vielleicht, und in in der Zeit gab es keinen nennenwerten Aufstand. Die Einnahme war ruhig. Die Ordensleute haben sich faktisch nur auf dem Rückzug gewehrt und dabei einige Gebäude zu Fall gebracht. Weder die Stadt von das Volk hat übermässig viel gelitten. Es gab sogar einige Freiwillige, die uns bei der Eroberung beistanden."
    Blumige Worte. Natürlich war die Eroberung Stewarks blutig und grausam gewesen. Doch verglichen mit der Zerstörung Setariffs konnte man es fast schon friedlich nennen.
    "Was nicht heist, dass es keine kritischen Stimmen oder Missmut gegen Ethorn gäbe. Aber die wagen sich kaum an die Oberfläche. Was nicht verwunderlich ist. Ethorn selbst residiert in der Stadt. Und wir wissen, wie sehr er auf Widerworte steht. Alles in Allem ist die Lage wohl so kontrolliert, wie man das von einer kürzlich eingenommenen SIedlung aus Feindeshand nur erwarten kann."
    Damit schloss er das Thema Stewark erst einmal ab. Es war unerlässlich, dass Chala sich selbst ein Bild der Lage machte.
    "Slicer." Lautete seine einfache Antwort auf die Frage seiner Reise. "Er hat die Lage für mich auskundschaftet und sich entsprechend regelmässig bei mir gemeldet. Als seine Botschaften jedochausblieben, wollte ich selbst nachschauen, Notfalls Ordnung schaffen. Doch nun, mit den Altoffs gegen uns und Borrans Gunst auf der Kippe... hat das vorerst wenig Priorität." Es war zwar Schade um Slicer. Doch sollange die Althoffs in Thorniara die Macht hatten und Borran ihm nicht den Rücken deckte, wollte Lukar sich nicht mehr alleine dort hinein wagen. Zuerst musste die Sache mit dem Bündniss geklärt und die Macht der Althoffs gebrochen werden.
    "Mein Vorschlag daher. Shakes, ihr brecht sofort zu Borran auf. So wie ihr es vermutlich eh vorhabt."
    Ein verhaltenes Lachen wurde ausgetauscht.
    "Es soll mich in Stewark Treffen oder einen Boten dahin schicken. Wir müssen wissen, wie unser Bündniss verbleibt. Wenn das geregelt ist, nehmen wir gemeinsam Thorniara in Angriff. Bis dahin, Chala... sollten wir uns Stewark einmal vornehmen. Die Optionen erkunden."
    Und vertraulicher über die Zukunft des Bundes reden. Weis sie überhaupt, das Joe nicht mehr mit von der Partie ist? Nun, alles zu seiner Zeit...

  17. Beiträge anzeigen #257
    Krieger Avatar von Chala Vered
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    Der Plan für die nächsten Wochen stand mehr oder weniger. Es galt, was schon damals galt: Bestehende Kontakte pflegen und neue Verbündete finden, um eine Basis für ihre Unternehmung zu formen. Stewark war ihr neuer Acker, der bestellt werden wollte. Eine Ernte fuhr sich nicht ohne vorheriges Säen und Wässern ein. Zunächst jedoch galt es, die nötigen Utensilien zu beschaffen. In Chalas Fall gab es diese in ihrem alten Unterschlupf bei der Silberseeburg. Wildkatze, ihr übriges Sumpfkraut, eine Kleidungsstücke zum Wechseln und andere Kleinigkeiten ihres Besitzes warteten dort auf sie. Außerdem war es unabdingbar, dass sie sich um ihren Körper kümmerte. Ihre Verfassung mochte nach außen hin nicht weniger bedrohlich wirken, als zuvor, doch einem echten Kampf wäre sie derzeit nicht gewachsen. Neben dem offensichtlichen Verlust ihrer Muskelkraft spürte sie noch immer die Auswirkungen ihres angeschlagenen Knöchels. Vermutlich wäre es das beste, einen Heiler einen Blick darauf werfen zu lassen. Sie konnte kein lahmes Bein gebrauchen, schon gar nicht in den kommenden Wochen. Außerdem würde sie noch verrückt werden, wenn sie nicht bald ihr Haar bändigen konnte. Ständig flogen ihre einzelne Strähnen in die Augen oder stahlen sich zwischen ihre Lippen und rissen unangenehm an ihren Mundwinkeln, wenn sie ihre Haltung änderte, von der Hitze, die sich unter diesem schwarzen Chaos ansammelte gar nicht erst zu sprechen. Der Schweiß floss nur so ihren Nacken herab.

    Entsprechend der Worte Lukars machten sich die Waldläufer daran, das Feuer gänzlich zu löschen. Sie schütteten Sand und Erde auf die glühende Asche, während andere bereits neues Feuerholz zu sammeln schienen.
    Vielleicht haben sie ein verstecktes Lager für weitere Wanderer ihres Volkes?, überlegte die Aranisaani, die ähnliches aus ihrer Heimat kannte. Wanderungen durch den Dschungel auf der Suche nach Essbarem konnte oft sehr zeitaufwendig werden, sodass es erforderlich war sichere Verstecke und Unterschlüpfe, die gut verborgen waren, anzulegen, um Sammlern und Jägern die Möglichkeit zu schaffen, im Dickicht zu übernachten, ohne im erschöpften Zustand auch noch Feuerholz und Wasser suchen zu müssen. Das Wiederauffüllen bei Aufbruch war so etwas wie eine Ehrensache. Doch ob es bei den hiesigen Waldläufer ähnlich zuging, konnte die Dunkelhäutige nur mutmaßen.
    "Bevor wir nach Stewark gehen", wandte sich Chala an Lukar, der sich ebenfalls aufbruchsbereit machte und dabei einige Male unwillkürlich das Gesicht verzog - die Schläge, die er hatte einstecken müssen, setzten ihm sicherlich noch zu, "muss ich meine Habseligkeiten aus unserem Unterschlupf an der Silberseeburg holen. Außerdem müssen wir einige Dinge klären, die ich hier nicht ansprechen wollte", fügte sie in einem Flüsterton hinzu, damit Shakes und seine Leute sie nicht belauschen konnten.

    Wenig später waren sie alle aufbruchsbereit und auch, wenn die Richtung, in die sie würden laufen müssen, die selbe war, so wussten sie doch alle, dass es das Klügste wäre nicht gemeinsam zu reisen. Das Gespräch hatte zwar viel des Misstrauens zerstreut, doch ehe Borran nicht absegnete, was heute besprochen worden war, würde man sich voreinander in Acht nehmen.
    "Wir nehmen andere Pfade zurück", erklärte Shakes, um allen unangenehme Erklärungen zu ersparen.
    "Chala Vered?", kam Niel auf die Aranisaani zu, einen seltsamen Blick aufgesetzt.
    Fragend blickte sie ihn an, gespannt darauf, was folgen würde.
    Etwas betreten hielt er ihr eine offene Hand entgegen.
    "Ich verzeihe dir, dass du mich als Geisel gehalten hast."
    Beinahe hätte Chala laut losgelacht über diese allzu naive Ader des Waldläufers. Auch Shakes sah aus, als hätte er sich am liebsten die flache Hand durchs Gesicht gezogen, um zu verbergen, für wie ausgesprochen unangebracht er diese Geste hielt.
    Vered hingegen erkannte eine Chance und mit einem Lächeln, dass teilweise herzlich, aber bei genauerer Betrachtung viel mehr Fasse war, um nicht in spöttisches Gelächter zu verfallen, ignorierte sie das Friedensangebot und umarmte den jungen Jäger stattdessen. Überrascht dauerte es einen Moment, bis dieser die Umarmung erwiderte, woraufhin sich die dunkle Kriegerin schnell löste.
    "Bis zum nächsten Mal, Niel", neckte sie den Jüngling zum Abschied und wandte sich schließlich mit einem Zwinkern von der Gruppe ab, um sich mit Lukar Richtung Süden aufzumachen.
    Erst viel später holte sie einen kleinen Beutel mit Sumpfkraut unter ihrer Lederkluft hervor. Ihr Begleiter schaute verdutzt, als wolle er sie zurechtweisen, dass der Frieden mit den Waldläufern ohnehin auf Messers Schneide stand, lachte dann jedoch über die Dreistigkeit, die seine Gefährtin an den Tag legte.

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    Lukar gluckste sichtlich vergnügt vor sich hin. Er bereuhte es zum Teil, da die Tortur durch die Waldläufer jeden übertriebenen Atmenzug in eine schmerzliche Erinnerung an jeden einzelnen Schlag verwandelte. Taschendieberei und die männliche Bloßstellung durch weibliche Meisterdiebinen. Lukar konnte sich schwer ein leichter um den Finger zu wickelndendes Opfer wie den armen Niel in der Blüte seiner jungen Jahre vorstellen. Aber so war das. Jedem gab die Natur ihre Schwächen. Auch Niel würde Älter werden, sich nicht mehr so leicht aus dem Konzept bringen lassen.... und diese Erfahrung mit einem verschlissenen Leib und einem knacksenden Rücken bezahlen. Manchmal fragte Lukar sich, was von beiden wohl das schlimmere Übel war? Jugendliche Flatterhaftigkeit oder der Verrat des alternenden Körpers? Nun, erstes war für ihn einfach schon zu lange her um noch ein Urteil zu Fällen. So konzentrierte er sich wieder auf den Weg vor ihnen und versuchte die Meckereien seines Körpers zu ignorieren so gut es ging. Shakes hatte aber auch wirklich eine gemeine Linke...
    Seine katzenhafte Begleiterin schlug sich derweil mit ihren Haaren herum -ein Problem das lukar zum Glück auch nicht mehr hatte- und machte sich über ihre jüngste Beute her. Bald erfüllte wieder der nebelige Duft von Sumpfkraut seine Nase, auch wenn er diesmal darauf verzichtete sich einen eigenen zu gönnen. Nachdem er vorhin so dreist den einzig übrigen Stängel verbrannt hatte, wollte Chala sowieso nicht teilen.
    Während Chala genüsslich rauchte herrschte Schweigen. Die Luft um sie herum war stickig Trocken und Lukar hätte jetzt einiges für ein kühles Bier gegeben. Stattdessen begnügte er sich mit abgestandenen Wasser aus seinem Schlauch. Trotzdem er noch garnicht lange unterwegs gewesen war seit Stewark, schmeckte es bereits ranzig und sehr unangenehm.

    Nach einigen stummen Meilen -die Hitze und Trockenheit machte ihnen sichtlich zu schaffen- schlich sich ein seltsamer Geruch zwischen die frische Waldesluft und den harzigen Dunst des kockelnden Krauts. Lukar rümpfte verärgert die Nase und dachte an verendetes Wild. Doch je weiter sie gen Bluttal schritten, desto intensiver wurde der Gestank. Lukars rechte klammerte sich nervös um den Schwertgriff als Erinnerungen an Setariff in ihm emporstiegen. Verbranntes Holz. Trümmer. Tod. Es dauerte nicht lange, bis sich vor ihren Augen die Katastrophe offenbarte. Das Fort der Waldläufer, völlig zerstört.

    Der Überfall musste bereits lange her sein. Doch der Dunst von Asche und verbranntem, faulendem Fleisch lag noch immer über dem verlassenen Ort. Eine verblassende Erinnerung an das Grauen das hier geschehen war. Nichts war unberührt geblieben.
    Die beiden Verbrecher blickten sich ernst an indes sie durch die Ruinen wandelten, die der einzige Weg gen Silbersee waren.
    Shakes und seine Bande hatten die Zerstörung des Forts mit keinem Wort erwähnt. Und obwohl die Zerstörung allgegenwärtig und vollkommen war, fanden sich nur wenige Spuren eines echten Kampes. Erst der groteske Schädelberg in der Mitte der verkohlten Ruinen zeugte davon, dass hier überhaupt Menschen ihr Leben gelassen hatten. Hingeschlachtet von .... Banditen? Echsen? Orks? Vieles deutete auf letzte beiden Bruten hin.
    Lukar blieb vor dem Haufen abgehacker Häupter stehen, stemmte Kopfschüttelnd die Hände in die Hüften und bückte sich dann um den Boden um das ‚Bauwerk‘ zu untersuchen. Zwischen zögerlich wieder emporgewachsenem Gras entdeckte er nach einem Suchen eine skelettierte Leiche. Der Kopf fehlte natürlich.
    „Offenbar hat mir Shakes doch nicht so sehr geglaubt wie ich gehofft hatte.“ Kommentierte er das Desaster um sie herum trocken. „Das, oder ihr Fort hatte keine besondere Bedeutung mehr für sie.“
    Lukar schabte mit dem Fuß in den sterblichen Überresten vor sich. In den verbrannten Fetzen eines Lederbeutels funkelten ihn eine rußgeschwärzte Münzen an. Er nahm diese ohne viel Federlesen an sich und lies sie in seiner Tasche verschwinden, ehe er einige Schritte um den Schädelberg herumwandelte, stumm in die toten Gesichter blickend. Erst nach einigem Schweigen drehte er sich zu Chala herum.
    „Es sind... Interessante Zeiten, in denen du beschlossen hast wieder zu uns zu stoßen.“ Lukar wirkte plötzlich bekümmert, betroffen. In seinem Kopf tobte wieder einmal die Schlacht von Setariff. Nur wenig später hatte er seine Selbstbeherrschung entgültig eingebüßt und sich auf seinem verkohlten Holzbalken niedergelassen. Diesmal erbat er sich doch einen Krautstängel und verschaffte seiner Seele -oder dem was davon übrig war- die nötige Ruhe um eingermaßen Klar denken zu können. Lukar streckte den Rücken durch und die Beine einige Zeit von sich. Sie würden sich nicht lange hier aufhalten, doch diesen Moment hatte er bitter nötig.
    „Du sagtest es gibt Dinge, die du mit mir in der Nähe unserer ‚Freunde‘ nicht besprechen wolltest. Da gibt es von meiner Seite auch so einiges. Und, nun, es ist unwahrscheinlich das uns hier jemand belauschen wird.“ Kam es von ihm, durch den Einfluss des Krautes wieder einigermaßen nüchtern. „Ich lasse dir den Vortritt.“

  19. Beiträge anzeigen #259
    Krieger Avatar von Chala Vered
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    Das Schlachtfeld oder besser die zerstörten Überreste eines solchen trafen die beiden Reisenden hart. Eben noch hatten sie mit Vertretern des Waldvolks gesprochen und nun standen sie vor ihrem Fort, welches bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden war. Die gestapelten Schädel, welche verzerrte Blicke in alle erdenklichen Richtungen warfen, hatten etwas symbolisches und verstärkten nur den Schrecken, den dieser Ort ausstrahlte.
    "Das könnte die unerfahrenen Leute bei Shakes erklären", mutmaßte Chala, die überrascht von der Unachtsamkeit Niels gewesen war.
    Wie auch Lukar durchsuchte die Dunkelhäutige die wenigen Körper, welche nicht völlig verbrannt worden waren nach Nützlichem und Wertvollem, konnte außer einer Handvoll Münzen und einem Feuerstein nichts brauchbares finden. Die Waffen waren zerstört oder durch die Hitze unbrauchbar geworden und Kleidung war kaum mehr von Haut zu unterscheiden. Ihr Gefährte kam nach einer Umrundung der Anlage auf sie zu, bat um etwas Sumpfkraut, um sich ruhigeren Gemütes über die Bedeutung dieses Massakers klar zu werden. Die Chance ergreifend drehte sich auch die Aranisaani einen weiteren Stängel, nahm dafür jedoch deutlich weniger Kraut, als beim letzten, spürte sie doch noch immer die Auswirkungen.
    Während die Hitze sie zu erdrücken drohte und ihre Köpfe rauchten - natürlich vom Sumpfkraut - hingen sie beiden ihren Gedanken nach. Wie viel konnte sie Lukar erzählen? Wie viel wusste sie überhaupt selbst sicher und was waren nur Spekulationen ihrerseits?

    Eine Weile später eröffnete der glatzköpfige Hehler ein Gespräch, welches eine schwere Note trug. Es passte auch zu der Gefühlslage, in der sich Vered befand, weshalb sie sich nicht zierte, als ihr Gefährte sie bat über das zu sprechen, was sie vor den Waldläufern nicht hatte erwähnen wollen.
    "Bevor ich anfange, möchte ich, dass du mir sagst wie lange ich fort war."
    Die Antwort kam nach einer kurzen Dauer des Überlegens und traf die Kriegerin hart. Zwei Jahre war sie nicht sie selbst gewesen, hatte die Kontrolle verloren, ohne auch nur davon gewusst zu haben. Sie schluckte schwer und hatte Probleme erneut die Stimme zu gebrauchen, war ihre Kehle doch plötzlich wie zugeschnürt.
    "Eine lange Zeit", krächzte sie verstört, ehe sie bereit war fortzufahren, mit gefassterer Stimme, "Der Grund, warum ich so lange dort war und wieso ich den Verrat der Althoffs nicht habe aufhalten können und weshalb ich die Quelle des roten Krauts nicht unschädlich machen konnten ist schwierig zu erklären."
    Sie wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte. Die Worte fehlten ihr, auch wenn sie gewöhnlich keine Probleme mit der gemeinen Zunge hatte.
    "Es gibt Zeiten, in denen ich die Kontrolle verliere", sagte sie schließlich mit gerunzelter Stirn und ernsthaftem Blick.

    Natürlich bat Lukar sie, dies näher zu erläutern, konnte die Kontrolle zu verlieren doch vieles heißen. Wieder rang sie nach den richtigen Worten.
    "Manchmal erwache ich und bin ganz woanders, als noch beim Einschlafen", versuchte sie es erneut unbeholfen.
    Sie fluchte in ihrer Muttersprache, ehe sie einen erneuten Anlauf wagte.
    "Es ist so, als würde ich über einen längeren Zeitraum die Kontrolle über meinen Körper verlieren. So, als würde ich nicht mitbekommen, was ich tue oder was um mich herum geschieht. Nur war es bisher nie über einen so langen Zeitraum. Ich habe Muskelkraft eingebüßt und sicherlich auch viel meiner kämpferischen Fähigkeiten."
    Etwas zufriedener mit dieser Erklärung atmete die Aranisaani tief durch. Es war neben den richtigen Worten auch eine innere Überwindung gewesen, jemandem von diesem Problem zu berichten. Insbesondere, da sie selbst nicht wusste, was der Auslöser für diesen Verlust der Kontrolle war oder wie sie sich überhaupt bewegen konnte, wenn sie ohnmächtig war.

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    Es hieß Stadtluft mache frei. Stadtluft war vor allem stickig. Falko war kein eitler Mensch, aber dichte Menschenmenge unter einer brennen Sonne warenwahrlich nicht angenehm. Weder für Auge noch für Nase. Insbesondere für die Nase. Dieses und die Erkenntnis das Falko die Natur ein wenig vermisste überzeugte ihm die Stadt für eine Weile zu verlassen. Dazu kam eine gewisse Bitterkeit. Er konnte es nicht erklären. Je länger Falko in der Stadt verweilte desto größer wurde seine Bitterkeit und Verachtung auf „irgendwas“. Ihm? Sein Leben? Die Stadt? Alles? Auf jeden Fall beruhigte sich sein Gemüt nun beim wandern wieder. Von einen betrunkenen Söldner hatte er ein Speer „ausgeborgt“. Dies sollte vor allem dazu dienen mögliche Banditen abzuschrecken. Hoffentlich wollte niemand seine Waffenkenntnisse testen. Seine kriegerischen Fähigkeiten waren stark eingerostet und Falko wäre keine Bedrohung für erfahrene Räuber. Also hieß es auf ihre weit verbreitete Feigheit zu vertrauen.

    Nachdem Reisende Falko von diversen Turbulenzen erzählten, wie etwa das eine ganze verdammte Orkhorde die Runde machte, sollte er Umgang mit Schwert und Speer rasch auffrischen. "Oder zurück nach Thorniara. Oder nach Vengard." Falko drehte sich um und schaute in die Richtung von Thorniara. Es war aktuell kein sicherer Platz, aber immer noch sicherer als die Wildnis in diesen Zeit. Falko schüttelte den Kopf. Dieser kurze Ausflug in die Unterwelt reichte für eine Weile. Während Falko reiste versuchte er sein Gesicht frei von Schweiß zu halten und scheiterte dabei kläglich. Verdammt sei Innos. Der Sommer konnte nicht früh genug enden.

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