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    Waldläufer
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    Weyland ist offline

    Stewark

    »Und, irgendwas passiert?«, fragte Damien mit mildem Interesse. Der Schmuggler schüttelte den Kopf, packte sich die Weinbrandflasche und nahm einen kräftigen Schluck. Ächzen, Räuspern, Husten. Wurde wahrscheinlich aus Erz und Ogerfußlappen gebrannt, das Zeug.
    »Nichts passiert«, antwortete er heiser, »Diese Ritter wuseln etwas durch die Straßen, markieren ihr Revier und geben sich wie der hochheilige Dominique persönlich. Ich weiß nicht, ob ich diese Kerle fürchten oder mich über sie bepissen soll vor Lachen.« Er hob die breiten Schultern. »Wie dem auch sei, einer soliden Streitmacht vom Silbersee sollten sie im Fall der Fälle nichts viel entgegen bringen. Ja, schön, Paladine und Ritter und Rüstungen, aber wir reden hier von den legendären Schwertern. Und den Kämpfern der alten Akademie. Die Lernen tausend Jahre alte Kampfkünste. Ich setz mein Geld auf Ethorns Leute.«
    Damien nickte nur. »Und bis dahin abwarten?«
    »Nein. Wir werden mein Versteck auf Feshyr ansteuern und dort etwas ... Ware besorgen. Schau nicht so, ich bin Schmuggler, ich lebe davon, Dinge in Umlauf zu bringen, die eigentlich verboten sind. Wir machen das so: Wie wir wissen, ist nicht jeder in dieser Stadt ein glühender Verfechter Innos' und Freund des Baron Renwick. Du wirst ebenjene ausfindig machen und ... Überzeugungsarbeit leisten. Ich werde mit Gilead gen Feshyr segeln, meine Höhle um einige Besitze erleichtern und hier dafür sorgen, dass einige Unentschiedene sich ganz gut ausgerüstet entscheiden. Ritter hinter sicheren Mauern sind nur so lange stark, wie sie auch die Freundschaft der Menschen besitzen, die sie beschützen wollen. Das wird uns auch in die Hände spielen, wenn wir später mit Ethorns Leuten verhandeln.«
    Der Hehler nickte langsam. »Gut, dann machen wir das so. Ihr brecht heute noch auf, ich sorge hier für alle notwendigen Dinge. Wir sehen uns.«

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    Ritter Avatar von Jun
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    Jun ist offline

    Stewark

    Die Pferde waren gesattelt und ein paar Packpferde trugen die restliche Ausrüstung der Streiter des Ordens der aufgehenden Sonne. Bitterkalt war es, doch noch heute Abend würde die kleine Reiterschar gen Thorniara aufbrechen. Jun und seine Leute hatten abgestimmt und beschlossen nicht dem myrtanischen Orden in Stewark im Weg zu stehen. Wenn sie ihre Hilfe nicht benötigten, war das halt so. Jun vor allem ließ sich nicht rauswerfen, weil er den Glauben an erster Stelle sah und zudem hatten sie hier länger als gewollt der Sache gedient.
    Albrecht war des Respekts halber erschienen und auch allerlei führende Persönlichkeiten in Stewark. Es gab die förmliche Danksagung und noch schriftliche Informationen die direkt zu Hagen sollten. Das übernahm Jun gerne, denn Hagen schien Juns Position wohl weit mehr zu respketieren.
    "Aufsitzen!", befahl der Hochmeister und stieg selbst auf sein Ross. Dann reichte ein Stallbursche das Banner, die übrigen Reiter bekamen Fackeln und es ging los.

    "Für Innos!", wünschte Jun lautstark, ehe der kleine Tross durch die Gassen in Richtung Tor ritt. Hufe polterten auf dem Kopfsteinpflaster und heißer Dampf kam aus den Nüstern der Pferde. Momente später zog sich ein sich schlängelnder Lindwurm aus über ein Dutzend Fackeln entlang der Straße gen Thorniara.

  3. Beiträge anzeigen #203
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Vor den Toren Stewarks, nördliche Baronie Stewark

    Wie geplant erreichte der Treck am Abend des zweiten Tages Stewark. Die Reise über die mäßig instand gehaltene alte Handelsstraße war weitgehend ereignislos verlaufen. Nur gegen Mittag waren sie einer Handvoll Männer begegnet. Lord Kastor, der sich aufführte, als liege das Bluttal nicht an der Grenze zu feindlich besetztem Gebiet, sondern mitten im myrtanischen Mutterland, hatte ihnen keine größere Beachtung geschenkt, Yared hingegen schon. Der Kapitän hatte zunächst mehrere Möglichkeiten abgewogen. Für Banditen waren sie zu gut ausgestattet, vor allem was die Rüstungen betraf. Ein Jagdkommando des Waldvolkes hätte sie vermutlich in großem Bogen durch das Unterholz umgangen oder versteckt abgewartet, bis sie durchgezogen waren. Vor allem aber hätten Waldläufer wesentlich früher bemerkt, dass ihnen jemand entgegenkam. Waren es Späher Ethorns, die Stewark ausgekundschaftet hatten? Wohl kaum. Die hätten eine andere Route gewählt, durch den Orkwald oder per Boot über den See, um ja nicht dem Feind in die Hände zu fallen. Dennoch sie verhielten sich wie Soldaten. Yareds Überlegungen kamen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Nichtsdestotrotz hatte er sich gehütet, die Gruppe anzuhalten und auszuquetschen. Er hatte vielleicht mehr Kredit bei Lord Hagen als der myrtanische Landadlige, aber Lord Kastor war der ranghöchste anwesende Offizier und der Statthalter eine Tagesreise entfernt. Da war es geboten die Höflichkeit und die Rangordnung einzuhalten, bis sie Stewark erreicht hatten.
    Der Frost griff an diesem Tag schon früh um sich von einem strengen Westwind über die Küste hinweggetragen. Als die Türme von Stewark und damit ein wärmendes Feuer und eine anständige Mahlzeit mit dampfendem Eintopf und frischem Bier in Sicht kamen, herrschte daher frohe Erwartung bei Yareds Leuten. Bei Yared selbst breitete sich die Erleichterung erst aus, als er im Kielwasser der Festungsstadt in sicherem Abstand von dem Felsen im Meer, auf welchem Stewark sich in den Nachthimmel erhob, die sich gegen den Abendhimmel abhebenden Laternen an Masten, Bug und Heck der Santorija ausmachte. Bald würde er wieder die Planken unter den Füßen spüren die für den Kapitän in den letzten Monden und Wintern zu einer Art Heimstatt geworden waren.
    Unweit der Brücke hielt der Treck an. Ein Gruppe von einem guten Dutzend Reiter mit Tross kam ihnen auf der Straße entgegen. Im Schein der näherkommenden Fackeln erkannte Yared das Banner des Ordens der Aufgehenden Sonne. Auf ein Handzeichen erhoben sich seine Männer auf dem Wagen und salutierten vor den Ordensrittern, die Stewark augenscheinlich verließen, ähnlich dem Zeremoniell bei einer Wachablösung. Der Kapitän selbst hob die Hand zur militärischen Ehrbezeigung und grüßte einen der vorderen Reiter, in dem er den Hochmeister erkannte, mit einem knappen: "Lord Jun!"
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie es Kastors Begleiter einem Instinkt folgend seinen Leuten gleichtaten. Lord Kastor selbst reagierte kaum. Er ließ sich nichts anmerken, schien aber irgendwie irritiert.
    Dann waren die Ordensritter vorbei und man setzte den Weg fort, die letzten Schritte über die Brücke und durch das Tor hinein in die Festungsstadt.

  4. Beiträge anzeigen #204
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Trotz der Kälte war Ulrich in den frühen Morgenstunden schweißgebadet aufgewacht, verworrene Träume hatten ihn heimgesucht. Blutige Schlachten, wunderschöne Landschaften, die zum verweilen einluden. Abgehackte Gliedmaßen, Blutlachen, lieblicher Gesang eines jungen Mädchens. Monster, Orks, Gesichter die irgendwie vertraut waren. Die Abfolge der Traumfragmente war völlig zusammenhangslos, das Tempo der Szenenwechsel, wenn man sie so nennen wollte, war so rasant, das es Ulrich im Schlaf schwindelig wurde. Kein Wunder das er in der Nacht mehrmals aufgeschreckte und sich bei Tagesanbruch wie gerädert fühlte. Anstrengender konnte einen Tag auf dem Feld arbeiten auch nicht sein, der Hüne erinnerte sich jedenfalls nicht daran.

    Die Intensität seiner Träume verstärkte sich in letzter Zeit, Tilda, der Ulrich davon berichtete, meinte, das dies ein gutes Zeichen sei. Das Gehirn würde nun wieder richtig arbeiten und hätte einiges zu verarbeiten was liegen geblieben ist. Die Erklärung war vielleicht nicht schlüssig, jedoch konnte der Hüne etwas damit anfangen. Wenn er ehrlich war, so genau wollte er es auch garnicht wissen, sonst hätte er noch konkreter nach gefragt, ließ die Aussage letztlich so stehen. Anstatt sich zu grämen, das er wiederholt eine Nacht nicht richtig schlafen konnte und vieles ihn beängstigte was in den Träumen geschah, versuchte Ulrich die positiven Aspekte zu sehen.

    Für den Fall, Tilda behielt wirklich recht das der Kopf des Hünen wieder richtig funktionierte, dann wäre es vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, bis er sich wieder normal fühlen würde. Eine Vorstellung mit der sich Ulrich durchaus anfreunden konnte und irgendwie beruhigend wirkte. Genährt wurde diese Zuversicht durch die Tatsache, das sich einige Bilder in den Träumen wiederholten, teilweise klarer wurden. Schwerter in allen erdenklichen Größen, in den unterschiedlichsten Szenarien spielten wohl eine Rolle, denn daran konnte Ulrich sich am deutlichsten erinnern wenn er morgens aufwachte. Die Annahme das der Hüne und Schwerter eine Verbindung haben wurde mit jedem Traum weiter gefestigt, das es sich nur um die Wirren seines Kopfes handelte, daran glaubte Ulrich inzwischen nicht mehr.

    Das war wohl auch der Grund, warum er sich gleich nach dem Erwachen auf die Suche nach einem Stück Holz machte. Es war keine durchdachte Absicht die ihn dazu bewegte, er folgte mehr einer Intuition. Etwa hüfthoch sollte das Objekt der Begierde sein, gerade im Wuchs, im Umfang etwas dicker als sein Handgelenk. Der Hüne musste den Stapel Holz der sich neben der großen Scheune befand und von einem kleinen Dach einigermaßen vor Witterung geschützt war, fast komplett umschichten. Doch die Mühe lohnte sich, am Ende hielt er ein schönes Stück Birke in den Händen, das selbst nach mehrmals kritischem in Augenschein nehmen, für geeignet erklärt wurde.

    Wobei Ulrich das nicht wirklich wusste, er folgte einfach weiter seiner Eingebung und schritt als nächstes zum Hackklotz der sich nur unweit vom Holzstapel befand. Das Beil, das er als erstes Werkzeug brauchen würde, hing zwischen zwei rostigen Nägeln an einer Bretterwand der Scheune. Mit einem entschlossenen „na dann“ ergriff der Hüne die kleine Axt und versuchte zunächst die Rinde von dem Ast zu entfernen. So richtig gelingen wollte es nicht, aber zumindest bekam Ulrich ein Gefühl dafür, wie er das Beil handhaben musste. Nun galt es aus dem runden Birkenast ein Gebilde zu formen, das in etwa einem Brett ähnelte. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man diese Arbeit noch nie gemacht hatte, aber es ging am Ende besser als gedacht. Hilfreich war natürlich, das Ulrich intuitiv Weichholz für sein Vorhaben nahm, das machte es um einiges leichter.

    Zugegeben, das Stück Holz sah vor der Bearbeitung des Hünen schöner aus, er war dennoch zufrieden mit dem Ergebnis...

  5. Beiträge anzeigen #205
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Geduld gehörte vermutlich nicht zu den Stärken die Ulrich vorzuweisen hatte, so jedenfalls seine Selbsteinschätzung, nachdem er mehrmals kurz vor einem Wutausbruch stand. Dabei gab es überhaupt keinen Anlass ungehalten zu werden, schließlich ging es nur darum ein Stück Holz zu bearbeiten. Das garstige Gehölz wollte jedoch nicht so wie es der Hüne sich vorstellte, so die Wahrnehmung des selbsternannten Handwerkers für dieses Vorhaben. Tatsächlich war es ein gewisses Ungeschick und wie sich später zufällig herausstellte die falsche Wahl des Werkzeuges. Immerhin konnte Ulrich seinen Zorn im Zaum halten, beließ es bei einigen wüsten Beschimpfungen und selbstauferlegten Zwangspausen.

    „Was machst du denn da?“, Ulrich zuckte kurz zusammen, es hatte nicht bemerkt das Joris zwischenzeitlich hereingekommen war, das Tablett welches der Bauer in Händen hielt erregte gleich die Aufmerksamkeit Ulrich's. „Weiß ich noch nicht“ brummte der Hüne, wohl wissend das diese knappe Antwort nicht der Wahrheit entsprach. Gelogen konnte man es aber auch nicht nennen, Ulrich wollte nur nicht gleich jedem erzählen woran er gerade arbeitete. Wobei der Bauer zu den Menschen zählte denen Ulrich durchaus vertraute, aber es war ihm irgendwie peinlich seine Pläne zu verraten.

    Derweil stellte Joris den Krug sowie zwei Becher auf der kleinen Kiste ab, die hier in dem Schuppen als Tisch Verwendung fand. Dampf stieg auf während der Bauer die Tongefäße füllte, wohliger Duft verbreitete sich rasch in der kleinen Scheune. „Trink was, das wird dir gut tun“ sagte Joris während er Ulrich einen Becher mit dem warmen Getränk in die Hand drückte. Heißer Kräutertee mit einem kräftigen Schuß Schnaps, in der Tat ein geeignetes Mittel um die innere Kälte aus dem Körper zu vertreiben. Schon nach ein paar kleinen Schlücken setzte die erwünschte Wirkung ein. Das anfänglich leichte Brennen in der Magengegend löste sich rasch in wohlige Wärme auf. „Ja, das tut gut“ bestätigte Ulrich während er den Rest des leckeren Gebräus gleichmäßig aufteilte.

    Die beiden Männer schlürften weiterhin genüsslich ihren Tee, dabei fiel ihr Blick immer wieder auf das grob behandelte Stück Holz, an dem Ulrich zuvor noch gewerkelt hatte. „Es geht mich ja nichts an“ meinte Joris nach einer Weile des Schweigens, „aber wenn du wirklich etwas schnitzen willst, solltest du vielleicht das richtige Werkzeug benutzen“. „Was..., wie“ kam es fast unfreundlich von Ulrich, es aber nicht so meinte, er war nur überrascht. „Na, mit einem Dolch kann man Holz nicht vernünftig bearbeiten, dafür gibt es Schnitzmesser und andere Werkzeuge“. Der Bauer ging zu dem kleinen Regal wo mehrere Werkzeuge und andere Utensilien lagerten, dazwischen eine Holzkiste die Joris herauszog. Mit scheinbar gezieltem Blick kramte Joris in dem Kasten herum und hielt plötzlich einen Gegenstand in den Händen.

    Eine gewisse Entschlossenheit demonstrierend schnappte sich der Bauer kurzerhand das Werkstück des Hünen und machte sich daran zu schaffen. Ulrich wollte gerade protestieren, da war der Spuk auch schon wieder vorbei, Joris legte den Birkenast an die Seite. „Hast du gesehen?, mit diesem Eisen kann man feine Schichten abtragen, so ähnlich wie beim Hobeln. Immer gleichmäßig langziehen und nicht zuviel Druck, gut Ding will Weile haben“. Mit einem Augenzwinkern legte der Bauer das Flacheisen, wenn man es so nennen wollte auf dem Tisch ab. „In der Kiste gibt es noch mehr nützliche Helferlein, schau sie dir genau an, dann weißt du was man damit anfangen kannst“.

    „Hm“ brummte Ulrich, nachdem er den Stechbeitel, wie das Ding wohl hieß, meinte jedenfalls Joris auf nachfragen, in Augenschein genommen hatte. Der Hüne konnte sich vorstellen, das er mit diesem Werkzeug besser zurecht kam, zumindest für die groben Arbeiten. Für die feineren gab es scheinbar noch anderes Gerät, mit dem er sich beschäftigen sollte. Es gab nun ganz andere Möglichkeiten, das gefiel dem Hünen, mit neuem Elan würde es sich wieder an die Arbeit machen.

    „Hättest du ja auch früher sagen können“ murmelte Ulrich, Joris der gerade im Begriff war zu gehen drehte sich kurz um, „wer nicht fragt“, lachend verließ der Bauer den Schuppen...

  6. Beiträge anzeigen #206
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Es war auch mit dem richtigen Werkzeug noch ein schwieriges Unterfangen den Birkenast in die gewünschte Form zu bringen. Die Schwierigkeit lag vor allem darin, behutsam vorzugehen und nicht ungeduldig werden. Bei Schnitzarbeiten lieber einen Arbeitsschritt mehr machen als zu wenig, denn Holz das abgetragen war ließ sich nicht wieder an das Werkstück anbringen. Unter Umständen könnte man mit nur einem unbedachten Schritt die ganze bis dahin geleistete Arbeit ruinieren und müsse von vorne beginnen. Das wollte Ulrich vermeiden und versuchte die ganze Zeit so konzentriert wie möglich bei der Sache zu sein. Falls er doch mal ungeduldig wurde, oder über sich selbst ärgerte weil manche Handgriffe nicht gleich den gewünschten Erfolg brachten, legte der Hüne einfach eine Pause ein. Eine erfolgreiche Strategie, so konnte Ulrich ohne weitere Wutausbrüche sein Werk vollenden.

    Da stand es nun an der Wand angelehnt, das selbst hergestellte Holzschwert und wurde von dem Hünen schon seit geraumer Zeit angeschaut. Keine Schönheit, ohne Zweifel, doch wenn das Auge des Betrachters wohlwollend gesonnen war, und Ulrich war wohlgesonnen, dann hatte diese Imitation eines Einhänders durchaus Charme. Immerhin war die hölzerne Schneide angeschrägt, so ähnlich wie eine geschliffene Klinge und verjüngte sich am Ende zu einer Spitze. Der Griff wurde mit Lederband umwickelt, das sah nicht nur hübsch aus, sondern sorgte auch für mehr Halt, wenn man das Schwert in Händen hielt. Gut, man hätte hier und da etwas feiner arbeiten können, aber für den ersten Versuch war das schon eine ordentliche Arbeit. Falls Ulrich auf die Idee käme noch ein Holzschwert herzustellen, dann wüsste er was man besser machen könnte. Doch das hatte er derzeit nicht im Sinn, deshalb räumte der Hüne das Werkzeug wieder in die Kiste und stellte sie zurück ins Regal.

    Fast behutsam ergriff Ulrich seine neueste Errungenschaft und betrachte das gute Stück nochmal aus der Nähe, mit einem zufriedenen Nicken schloß er die letzte Überprüfung ab. Der Hüne schwang die hölzerne Klinge einige male hin und her, „hm“ murmelte er, irgendwie kam es ihm albern vor was er da machte. Doch nachdem er mit kraftvolleren Schwüngen dem Schwert zischende Geräusche entlocken konnte, fand Ulrich Gefallen an den Bewegungen. Der Hüne deutete einige Hiebe an, zwischendurch einen Stich, dann wieder Hiebe von oben, Schläge zur Seite.

    Es dauerte nicht lange bis eine Abfolge von Bewegungen ergab, die Ulrich öfters wiederholte ohne sich etwas dabei zu denken. Dabei beschlich den Hünen zunächst ein seltsames Gefühl, das er nicht beschreiben könnte, sich davon aber auch nicht beirren ließ. Mit der Zeit kamen neue Kombinationen aus Hieben und Stichen hinzu, schon längst stand Ulrich nicht mehr auf einer Stelle, sondern bewegte sich ganz automatisch durch die Scheune. Schritte vor, Schritte zurück, halbe Drehungen, wenn ihn Jemand beobachten würde, könnte denken der Hüne übe einen Tanz ein. „Verdammter Mist“ knurrte Ulrich, da waren wohl einige Drehungen zuviel, er hatte das Gleichgewicht verloren und lag nun der Länge nach auf dem Boden.

    Nichts weiter passiert, so die Einschätzung nachdem der Hüne den rechten Arm abgetastet hatte, mit dem er den Sturz zum größten Teil abfing. Die hölzerne Klinge schien ebenfalls keinen Schaden genommen zu haben, also alles halb so wild. Was hatte ihn da eigentlich getrieben, das es am Ende so wild wurde ohne das Ulrich das bewusst steuerte? Er könnte es nicht sagen, spielte im Augenblick auch keine Rolle, am Ende hatte der Hüne seinen Spaß, das war doch schon mal etwas...

  7. Beiträge anzeigen #207
    General Avatar von Yared
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    Amtszimmer des Verwesers, Zitadelle, Stewark, nördliche Baronie Stewark

    Lord Albrecht lächelte müde und sah von den Dokumenten auf, die ihm der Kapitän im Namen Lord Hagens überreicht hatte. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich Lord Jun so schnell nach Thorniara folgen würde."
    Yared war durchaus erstaunen, über die offenen Worte des Komturs ihm gegenüber, auch wenn das nur jemand bemerkte, der ihn gut kannte. "Ich dachte, Eure Verwendung war von vornherein nur ein aus der Not geborenes Provisorium mit absehbarem Ende, nachdem Baron Renwick so plötzlich ... sagen wir, untragbar wurde?"
    "Da habt Ihr nicht unrecht, Sir Yared. Nichtsdestotrotz: Ich war nun vier Winter lang Verwalter von Stewark und so absehbar war das Ende mittlerweile nicht mehr."
    Yared nickte und dachte an seine Zeit als Ältermann in Trelis zurück. Er kannte das. Nach so langer Zeit an einem Ort, an einer Aufgabe gab es einen nicht unerheblichen Gewöhnungseffekt. Man richtete sich ein, entwickelte Routine und zumindest zu einem gewissen Grad eine Heimat, vor allem wenn man zuvor keine gehabt, ständig die Posten und Standorte gewechselt hatte. Wenn es dann galt, über Nacht die Verantwortung und das gewohnte Leben aufzugeben, fiel es nicht unbedingt leicht.
    "Wie dem auch sei.", fuhr Lord Albrecht fort, "Lord Kastor hat mich wissen lassen, dass er keiner Einführung in die laufenden Vorgänge bedarf."
    Offenbar trog Yareds Einschätzung des myrtanischen Vorzeigeoffiziers nicht. Es passte zum Gesamtbild, dass er sich den Laden nicht erklären lassen wollte, sondern Lord Albrecht stattdessen durch eine Blume ohne Blütenblätter zu verstehen gab, dass er ihn lieber heute als morgen abreisen sah.
    "Wenn es Euch nicht zu viele Umstände bereitet, würde ich mich freuen, wenn Ihr die wenigen in der Stadt verbliebenen Ordensmitglieder und mich nach Thorniara mitnehmen könntet, Sir Yared."
    "Es ist mir eine Ehre, Milord. Mein Leutnant hat mich informiert, dass die Santorija vollständig verproviantiert und bereit zum Auslaufen ist. Wir werden aufbrechen, sobald Ihr und Eure Begleiter eingeschifft seid."
    "Gut, das wird nicht lange dauern. Ich habe bereits anordnen lassen, die Quartiere zu räumen, und muss selbst nur noch ein paar Unterlagen packen. Bis später, Sir Yared."
    Der Kapitän salutierte, verließ den Raum und setzte den Zweispitz auf. Im Gehen hörte er noch, wie Lord Albrecht einen vor dem Raum wartenden Diener hereinrief und veranlasste, dass ein gewisser Mermund, seines Zeichens Sekretär des Barons, und Hauptmann Winstan von der stewarker Stadtwache bei Lord Kastor vorstellig würden, sobald er aus seiner Besprechung mit Sir Augustin kam. Yareds Achtung für den Komtur wuchs, der trotz der Geringschätzung durch seinen Nachfolger alles daran setzte, dass dieser ausreichend beraten sein würde.

  8. Beiträge anzeigen #208
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    Sir Ulrich ist offline

    Irgendwo auf einem Bauernhof

    Die Temperaturen waren merklich gestiegen, Tauwetter hatte sich seit einigen Tagen eingestellt. Der Schnee mußte den wärmenden Sonnenstrahlen weichen. Nur noch im Schatten der Gebäude lag noch etwas von dem kalten Weiß, das lange Zeit den Bauernhof komplett eingehüllte. Eine gewisse Betriebsamkeit belebte den Hof, zumindest ließen sich die Frauen wieder draußen blicken und genossen offensichtlich die angenehme Außentemperatur. Bauer Joris schien da schon eher an Arbeit zu denken, er nutzte den Tag um ein paar kleine Holzpflöcke in den Boden zu treiben und diese dann mit einer Schnüre zu verbinden. Am Ende hatte er ein rechteckiges Stück Boden abgesteckt, hier sollten die Möhren angebaut werden, wie er Ulrich erklärte. Jedoch war wohl noch nicht der richtige Zeitpunkt um mit der Aussaat zu beginnen, denn Joris stocherte mit einen spitzen Stock in der Erde herum und schien nicht zufrieden zu sein. „Der Frost muß erst aus dem Boden raus“ meinte Joris, „vorher hat das keinen Zweck, da geht alles direkt kaputt“.

    Die Bauernfamilie zog sich irgendwann wieder ins Haupthaus zurück, Ulrich tat es ihnen gleich und begab sich zu seinem Schuppen. Hier fühlte er sich irgendwie heimisch, vermutlich aus der Gewohnheit heraus, gemütlich konnte man die provisorische Behausung nun wahrlich nicht nennen.
    Doch die kleine Scheune war wie eine Art Burg, die anderen Hofbewohner störten den Hünen dort nicht. Nebenbei gab es noch einen Vorteil, dem Ulrich erst seit kurzer Zeit Bedeutung zumaß, hier war er unbeobachtet. Es gab nur eine, vom Haupthaus nicht einsehbare, Fensteröffnung, so konnte der Hüne ungestört seiner neuen Passion nachgehen, ohne das es Jemand anderes bemerkte.
    Ein erwachsener Mann der mit einer hölzernen Klinge rumspielte, ließ eine Menge Spielraum für komische Gedanken, da wollte Ulrich nicht unnötig Anlaß zu geben.

    Die Beschäftigung mit der Einhandimitation stellte sich als äußerst sinniger Zeitvertreib dar. Einerseits konnte der Hüne so aufkommende Langeweile etwas entgegensetzen, anderseits konnte man das intensive Üben mit der hölzernen Klinge durchaus als körperliche Ertüchtigung bezeichnen. Schließlich kam Ulrich ordentlich ins Schwitzen und Muskeln schmerzten, deren Existenz er nicht mehr kannte. Doch bei all den positiven Aspekten, die der Umgang mit der Einhandimitation mit sich brachte, ließ sich nicht verleugnen das sich manchmal ein diffuses Unwohlsein breitmachte. Nicht körperlicher Art, eher eine Überforderung von Gefühlen, die während des Trainings, wenn man es so nennen wollte, aufkamen.

    Da war die Vertrautheit der Bewegungen, wie Ulrich die hölzerne Klinge führte, seinen Körper dazu bewegte, alles ging wie von selbst. Er musste sich nichts ausdenken und dann erst in die Tat umsetzen, das war beängstigend und beruhigend zugleich. War er wirklich ein Mann der den Umgang mit dem Schwert beherrschte?, wie sonst war die Selbstverständlichkeit der Bewegungsabläufe zu erklären? Wenn der Hüne tatsächlich kampferfahren war, was hatte er in Vergangenheit womöglich angerichtet? Diese und andere Fragen stellten sich immer wieder, aber es gab keine Antworten die Klarheit brachten. So verworren das Ganze erschien, irgendetwas in Ulrich sagte, er solle unverdrossen weitermachen, das wäre die einzige Möglichkeit Licht in die Vergangenheit zu bringen. Ohne seine innere Stimme der Ulrich stets Beachtung schenkte und im Zweifelsfällen Halt gab, wäre er vielleicht verloren, stellte der Hüne wieder einmal fest...

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    Waldläufer
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    Stewark

    Die zur Faust geballte Hand fuhr nieder, ließ den Tisch und alles, was sich darauf befand, wackeln. Flaschen fielen um, rollten vom Tisch und zerbrachen. Gilead stand da, an die Wand des Raumes gelehnt, und blickte den Schmuggler ausdruckslos an, als würde er dessen Wutanfall gar nicht bemerken. Damien schüttelte nur den Kopf und sah mit so etwas wie Wehmut auf die Überreste einer guten Flasche Rum hinab. Mit fast schon fiebrigem Blick musterte Weyland seine Gefährten.
    »Ist das deren beschissener Ernst?«, zischte er, »Ich bin verfluchte zwei Wochen auf der verschissenen Feshyr-Insel und die kriegen ihre paar beschissene Truppen in diese fast feindfreie Stadt nicht rein? Die sind noch nicht mal auf dem Weg, verflucht?«
    Gilead hob die Schultern. »Ich bin bis zur Silberseeburg marschiert. Ja, sie bereiten sich vor, da wird kräftig geübt und proviantiert ... aber einen Marschbefehl habe ich noch nicht gehört. Wird wohl noch dauern.«
    Weyland schüttelte den Kopf. »Jetzt hab ich hier in der Nähe mein verdammtes Schmugglerversteck aufgestockt und einen Berater des Barons ermorden lassen ... für nichts? Weil dieser beschissene Ethorn da sitzt, grimmig auf seine Handvoll Untertanen schaut und die allgemeine Reaktionsgeschwindigkeit eines Berges hat. Götter, ich habe mein Gold auf das falsche Pferd gesetzt. Voll und ganz!«
    »Wir könnten aufbrechen. Nach Myrtana. Uns die Krähe vornehmen.«, warf Damien ein.
    »Vergiss es. Wir bleiben hier. Wenn der erhabene Ethorn es nicht gebacken bekommt, setze ich lieber alles Geld in sämtlichen meiner Schmugglerhöhlen dafür ein, mir 'ne verdammte Söldnerbande zu kaufen und den Mist hier alleine durch zuziehen. Baron Weyland klingt doch auch gut.«
    Gileads und auch Damiens Gesichtsausdrücke verrieten da etwas anderes. Der Schmuggler seufzte. Sie hatten ja recht.
    »Dann warten wir eben länger, bis der große Zauderer seinen Zug endlich spielt.«

  10. Beiträge anzeigen #210
    Waldläufer
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    Stewark

    »Sie kommen!«
    Damien rannte - anders als es seine Art war - aufgebracht in das Zimmer, weckte damit Weyland aus düsterem Schweigen. Der sah auf und spießte den Hehler mit wütenden Blicken auf. Gilead hatte sich irgendwohin verzogen. Seine schlechten Nachrichten hatten dem Schmuggler den Rest gegeben. Wahrscheinlich würde er von Damien auch nichts Gutes hören. Nur so Sachen wie »Sie kommen! Die Stadtwachen des Barons, um uns zu holen!« oder dergleichen. Nein, innerlich hatte er erst einmal aufgegeben.
    »Wer kommt? Der Kurier mit den Nachrichten der Leute, die's interessiert?«, fragte er. Damien schüttelte den Kopf.
    »Ethorn. Die Setarrifer. Sie sind auf dem Weg. Ich hörte auf den Straßen davon, als einige Jäger vom Bluttal kamen. Dort sammeln sich die Truppen des Königs, um gegen Stewark zu marschieren. Wahrscheinlich sammeln sie sich dort oben, ehe sie weiter vorrücken.«
    Weyland fühlte sich wie betäubt. Dann lachte er befreit, ja fast erleichtert auf.
    »Götter, endlich!«, rief er aus, »Zur Hölle mit Gileads alten Nachrichten. Das ist wunderbar! Wir können endlich loslegen. Sammel dir einige Leute zusammen, Männer und Frauen, die für Gold alles machen und Renwick nicht unbedingt leiden können. Führe sie schnellstmöglich zum Versteck und rüste sie aus. Sie sollen an den besprochenen Punkten warten, sich bedeckt halten und dann, wenn die Belagerung beginnt, innerhalb der Stadt für Chaos sorgen. Was wird dieser gekrönte Narr glotzen, wenn der alte Sweers ihm den Schlüssel für die Stadt übergibt!«
    Gilead kam zurück. Er sah den aufgeregten Schmuggler. Mäßig interessiert hob er die Brauen.
    »Was ist los? Endlich eine junge Maid mit unverbrauchter Tugend und ohne Interesse für schlechtes Aussehen gefunden?«
    »Nein, elender Griesgram. Ethorn.«
    »Na, bei zwei Töchtern ist seine Tugend wohl ... ah, du meinst was anderes. Ja, ich hörte gerade davon. Er macht sich bereit, steht am Bluttal. Es beginnt endlich.« Er klopfte auf die Axt am Gürtel, ein elendig hässliches Stück, das er hier in Stewark erstanden hatte. Damien prüfte den Sitz seiner Dolche und ein schmales Schwert, das eine sonderliche Form hatte. Es trug einen Rabenkopf am Ende des Knaufes. Die drei Gefährten sahen sich an, nickten sich zu.
    »Beginnen wir.«

  11. Beiträge anzeigen #211
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Südlich von Stewark

    Endlich war es so weit. Stewark, die große Klippenfestung und der wichtigste Vorposten des Innosordens neben Thorniara, lag vor ihnen.
    Hinter ihnen, nun, da lag der Gewaltmarsch der letzten Tage. Der Weg nach Stewark war eigentlich nicht lang. Zumindest der Direkte. Doch Lukars Kompanie hatte nicht den direkten Weg genommen...
    Sie hatten sich durch einen mit Viehzeug verpesteten Wald gekämpft. Waren im Gänsemarsch durch zerklüftete Ausläufer des Weißaugengebirges gestiefelt und standen nun südlich der Stadt, während der Großteil der Armee den direkten Weg nahm und von Osten gen Stewark marschierte. Mit dabei hatte die Hauptarmee simples Belagerungsgerät. Zwei kleine Belagerungstürme und tragbare Planken, die zum Bau einer Notfallbrücke über die steilen Klippen dienen sollten.
    Stewark war auf eine Felsnadel mitten im Meer gebaut: Sollten sich die Tore vor ihren Augen schließen und die Zugbrücke hochgefahren werden, konnten sich die Männer genau so gut einfach ins Meer stürzen. Ohne die Geräte war an eine vernünftige Belagerung nicht zu denken. Doch hier lag der Kern der Sache: Es sollte keine Belagerung geben.
    Nicht, wenn der Informant und seine Untermänner in Stewark noch lebten. Das war die Archillsferse der Unternehmung. Wenn der Baron den Spitzel entdeckt und hingerichtet hatte, würde der gesamte 'verlorene Haufen' vor dem Tor stehen und konnte blöd auf die Mauer glotzen, während es Pfeile und Pech von oben herab regnete.
    Lukar, der seinen Wachdienst am Rande des provisorischen Lagers leistete, blickte mit deutlich mehr Optimismus in die Zukunft als noch vor ein paar Tagen. Der Plan hatte das Potential, zu gelingen. Doch selbst wenn die Verräter schnell genug handelten und ihnen die Tore öffneten, würden sie enorme Verluste zu beklangen haben. Sie hatten ihre Kompanie nicht umsonst so genannt...
    Unter ihnen befanden sich mittlerweile eine Hand voll Jäger, Bauern und Holzfäller. Unfreiwillige Gäste. Bestimmt waren schon einige Quellen über den Anmarsch der großen Armee durchgesickert, doch der Kommandat des verlorenen Haufens, Cobryn von Setariff, war peinlich darauf bedacht das ihre Position nicht verraten wurde. So harrten sie hier weiter aus, hielten jeden auf der unglücklich genug war auf sie aufmerksam zu werden. Es würde nicht mehr lange dauern, bis von osten Heer Ethorns Banner nach Stewark zog. Das war ihr Zeichen zum Zuschlagen.

  12. Beiträge anzeigen #212
    Paladin des Volkes  Avatar von Sir Ulrich
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    Irgendwo auf einem Bauernhof

    „Tschoook“,“hm“ brummte Ulrich zufrieden während er auf die Bretterwand zuging um den Dolch herauszuziehen, den er zuvor mit einer fast schon gekonnten Bewegung, vor allem gezielt warf. Es war eher Zufall das der Hüne auf die Idee kam die einfache Stichwaffe durch die Gegend zu werfen. Er sah eine Spinne, leblos wie es schien, wahrscheinlich sogar in Anbetracht der niedrigen Temperaturen. Insekten die der Kälte trotzen konnten, hatte er jedenfalls noch nicht gesehen. Das wiederum musste nicht unbedingt etwas bedeuten, schließlich fehlte einiges an Erinnerungen, dessen war sich Ulrich bewusst. Er würde jedenfalls keine Wette darauf abschließen, das nicht doch irgendwelches Krabbelgetier existierte das auch Kälte übersteht.

    Diese Spinne an der Wand jedenfalls nicht, schließlich klebte sie schon seit vielen Tagen an der gleichen Stelle. Das sie sich nur tot stellte daran glaubte der Hüne nun wirklich nicht. Schauspielerische Talente bei Insekten schien Ulrich doch zu weit hergeholt, selbst unter Berücksichtigung seines derzeit schlechten Gedächtnis. Auch wenn dieser leblose Achtbeiner schon eine gefühlte Ewigkeit dort hing, so zählte er längst noch nicht zur Dekoration. Gut, zwischen den an der Wand aufgehängten Werkzeuge, fiel die Spinne nun wirklich nicht aus dem Rahmen. Es bedurfte schon genaueres Hinsehen um sie überhaupt wahrzunehmen, aber dann störte sie.

    Wobei man nun noch darüber streiten könnte ob Mistgabel, Harke, Rechen und andere Gerätschaften an der Bretterwand schmückendes Beiwerk sind oder nicht. Dies am Ende zu entscheiden lag alleinig in der Wahrnehmung des Betrachters. Das war in diesem Falle Ulrich, schließlich war es seine Behausung und die konnte er so gestalten wie er es für richtig hielt.

    „Tschoook“, nach Tagen der erfolglosen Bemühungen ein vertrautes und gern gehörtes Geräusch. Dieses metallische „Klooonk“, sich anschließend nach dem Dolch bücken der einfach so abgeprallte, war nicht das was man als ein Erfolgserlebnis bezeichnen sollte. Deshalb wiederholte Ulrich den Dolchwurf unzählige male, veränderte dabei Kleinigkeiten bei der Handhaltung, die Schwungbewegung, bis die einfache Klinge nach dem Wurf endlich im gedachten Ziel stecken blieb. „Tschoook“, der letzte Wurf für den heutigen Tag, ein prüfender Blick aus der Nähe nachdem der Hüne den Dolch aus Holz zog. Man könnte meinen das aus dem Achtbeiner nun ein Siebenbeiner geworden sei, aber bei dem schummrigen Licht...

  13. Beiträge anzeigen #213
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    Tsael schob das Messer in ein grobes Futteral aus Leder und legte es zu den anderen Sachen für die heutige Route: ein Satz neuer Messer für den Fleischer, eine neue Sense für den Bauern, zwei Dutzend Nägel für den Wirt. Zuerst zum Bauern, die sperrige Sense aus dem Weg bekommen.
    Bornwin war der jüngste Sohn seines Vaters und damit der Laufbursche für alles und jeden. Trieb sich schon seit zwei Tagen in der Stadt rum, alle Besorgungen erledigen, die am Hof des Vaters anstanden. Für die Sense kassierte Tsael drei Goldstücke, einen Sack Kartoffeln und ein Beutel mit Pilzen.
    Ralf war der Metzger, ein Glatzkopf, der schon seit Ewigkeiten in Stewark Tiere zerteilte. Kaufte schon jedes neue Messer bei Schmiede Greifenhort bevor Tsael hatte Laufen können.
    "Grüß dich, Jungchen. Das neue Messer?"
    "Aye, frisch geschmiedet, noch frischer geschliffen."
    "Sach mal an, Junge. Wann willst du eigentlich die Schmiede übernehmen? Kann nich' angehen, dass du immer noch den Kleinkram machst."
    "Irgendwann. Wenn ich ein ordentliches Schwert schmieden kann. Und Vater bringt keinem bei, ein Schwert zu schmieden, der nicht mal eins halten kann."
    Den Streit hatte er mit seinem Vater oft genug gehabt. Und selbst wenn du den ganzen Tag an der Esse stehst, dann bleibt die Nacht, mit dem Schwert zu üben. Und wenn du das nicht durchhältst, dann fehlt dir wohl der Ehrgeiz zum Helden.
    Tsael kassierte vom Metzger neben fünf Goldstücken auch ein Pfund Schweinefleisch.
    Zum Schluss noch zu Ingor, dem Wirt. Drei Goldstücke für die Nägel und ein Schank Bier.

    In der Schmiede brannte kein Licht. Hagen Greifenhort war wahrscheinlich einen Trinken gegangen. Die Schmiede selbst, Esse, Amboss und Schleifstein standen im Freien unter einem Vorbau aus Holz. Drinnen stand ein Tresen, ein Waffenständer mit einem guten Dutzend Schwerter der vor einer Wand mit dem schwarzen Banner stand. Hinten war noch Wohnraum für zwei Leute.
    Tsael schürte ein kleines Herdfeuer, suchte sich Pfanne, Kelle und einen Eimer mit sauberem Wasser raus und fing an, Kartoffeln, Pilze und Fleisch zu schnippeln. Neben ein paar mickrigen Münzen hatte er wenigstens ein Abendessen für heute zusammenverdient ...

  14. Beiträge anzeigen #214
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    Tsael schlug auf dem Amboss ein grobes Eisen zurecht. Ein neuer Spaten für einen der Bauern vor der Stadt. Alle vier Wochen brauchte der einen neuen Spaten. Kam immer wieder mit dem gleichen Satz an. Wer mit einem Spaten richtisch kann, der spart sich Hammer und Axt. Und er größte immer über beide Ohren, hielt sich wohl für raffinierter als der Rest, der bei Tsael für Spaten, Hammer und Axt Gold ließ. Vielleicht die letzte perfekte Symbiose auf der Welt: zwei Menschen, die beide glaubten, das bessere Geschäft zu machen.
    In der Hinsicht zumindest war Spaten zu schmieden besser als Schwerter: wer einen Spaten kauft, der nutzt den Spaten, um für seine Söhne zu sorgen bis sie ihren ersten Spaten brauchten. Bei Schwertern war das anders: Schwerter hielten ewig, die Kunden nicht.
    Mit der Zange schob Tsael das glühende Eisen in den Eimer Wasser. Sofort zischte und qualmte es. Der Schmied wartete, bis es abgekühlt war und schob das Eisen mit der anderen Seite in die Esse während der Fuß den Blasebalg betätigte, dass die Kohle grell blühte. Spaten zu schmieden war einfach keine hohe Kunst ...

  15. Beiträge anzeigen #215
    Waldläufer Avatar von Die Söldner
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    Vor Stewark

    Es warf der Mond sein fahles Licht über die Ebene vor Stewark, als die ersten Bannerträger Ethorns sich aus der Dunkelheit schälten und unaufhaltsam auf Stewark zumarschierten. Die ehrwürdigen Klingen des Königs marschierten Seite an Seite mit den Söldnern, die General Lee unterstanden. Zwischen ihnen, Freiwillige, Wehrpflichte und anderes Gesinde welches sich dem Tross angeschlossen hatte. Die Stimmung war Siegesgewiss, die Männer voller Tatendrang.
    Noch bevor die Soldaten von Stewark Alarm schlagen konnten, waren es Ethorns Männer, die auf das Geheis des Königs hin die Fanfaren ertönen liesen. Dumpf rollte der Laut über die Ebenen, untermalt und aufgepeitscht vom siegeswilligen Brüllen der Männer. Die Hörner Stewarks, die nur wenige Augenblicke später Alarm schlugen, wirkten aus dieser Entfernung winzig und schwach. Ethorns Recken erwiderten den Ruf noch einmal, und ein drittes Mal. Der Dreimalige Hornstoß war das Zeichen. Just in diesem Moment sollte sich die Vorhut zum Torhaus aufmachen, während drinnen Renwicks Leute ihren Beitrag leisten sollten. Wenn der Baron sie nicht belogen hatte, würde es ein kurzer Kampf werden. Wenn doch... nun, die Soldaten waren gewiss, heute zu siegen, egal welchen Preis es kosten sollte...

    Lukar

  16. Beiträge anzeigen #216
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    Stewark

    Tsael öffnete die Holztruhe, in der er seine Habseligkeiten aufbewahrte und holte seinen Geldbeutel hervor. Er zählte ein paar Münzen ab, steckte sie in seine Tasche und legte den Beutel mit dem Rest in die Truhe zurück.
    Auf dem Marktplatz war nicht mehr los als an allen anderen Tagen auch. Hie und da grüßte der Schmied ein vertrautes Gesicht und schlenderte zu einem Lebensmittelstand, an dem die Alte Hanna ihre Waren feilbot. Er kaufte einen Sack Kartoffeln, Mehl und Zwiebeln.
    Was ist das Erste Gebot der Götter?
    Tsael legte Hanna die Münzen auf den Tisch, nahm die Sachen auf und trottete damit ins Armenviertel. Hier gab es ein einzelnesgrößeres Gebäude, in dem Nan lebte. Aber nicht alleine. Tsael pochte an und trat ein. Das Haus gleich einer Mischung aus Lazarett und einem einzelnem Essraum. Um diese Tageszeit war außer Nan niemand hier. Tsael stellte Kartoffeln, Mehl und Zwiebeln auf einen flachen Tisch, grüßte Nan im Vorübergehen und ging wieder.
    Hilf denen, die sich nicht selber helfen können.
    Zurück zur Schmiede beeilte Tsael sich wieder ein wenig. Gute Taten schmieden kein Eisen ...

  17. Beiträge anzeigen #217
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    Stewark

    Die Klippenschenke war an diesem Abend gut besucht. Sie war an den meisten Abenden gut besucht. Nichts über ein gutes Bockbier nach einem langen Arbeitstag. In der Taverne herrschte die übliche ausgelassene Stimmung der üblichen Besucher.
    Tsael saß zusammen mit einigen anderen Nachwuchs-Handwerkern am Tisch. Das Gespräch drehte sich um das alltägliche Einerlei: der alte Worgan hatte es wieder geschafft, einen Tisch in Brand zu setzen und zeterte jetzt lauthals, dass seine Assistentin gepfuscht hätte. Der Fleischer Ralf hatte es geschafft, sich zwei Finger abzusäbeln. Tsael erzählte von einem Bauern und seinen Spaten. Aber den meisten Teilen des Gesprächs hörte er nur halbherzig zu. Er starrte mehr in seinen Bierkrug, hing halbherzigen Träumen nach und sehnte sich nach Umbruch.
    Er ging heute früher als der Rest nach Hause, war nicht in der Stimmung für das tägliche Geplapper einer trinkfreudigen Sippe, die sich den Abend um die Ohren schlagen wollte.
    Tsael stand noch eine Weile an der kalten Esse, am Amboss, am Schleifstein. Legte seine Werkzeuge zurecht, ordnete sie neu und dann wieder, wie er sie vorgefunden hatte. Beschäftigte seine Hände, um sich von seiner dunklen Laune abzulenken. Davon, dass er die Stadt am liebsten mit dem Hammer zu Trümmern geschlagen hätte, nur dafür, dass sie so war wie sie war. Dafür, dass sie nicht das andere Ende der Welt war. Dafür, dass sie ihm nicht gab, was er wollte, nur weil er nicht wusste, was er wollte. Dafür, dass sie für seine Stimmung nicht verantwortlich war. Dafür, dass sie ihm nicht die Ausrede gab, die er brauchte, um mit dem Hammer etwas zu erschlagen. Dafür, dass er seinen Kopf verlieren würde, wenn er auf einen der myrtanischen Soldaten einschlug, die hier nichts zu suchen hatten ...

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    Stewark - Schmiede Greifenhort

    Tsael schlug auf dem Amboss ein Hufeisen zurecht. Nichts ging in einer Schmiede so leicht von der Hand wie Hufeisen. Wenn es in Stewark nur mehr Pferde geben würde. Mit einer richtigen Reiterei oder einem großen Kurierdienst als Kunden bräuchte Tsael wohl gar nichts anderes mehr schmieden. Und wer das Geld hat, sich ein Pferd zu halten, der hat auch das Geld um für gute Schmiedekunst zu zahlen.
    Der Schmied legte den Hammer beiseite als er den Herren bemerkte, der hinter ihm stand. Mit einr Kelle schöpfte er ein bisschen Wasser aus einem nahen EImer, wischte sich die klebrigen Haare aus dem Gesicht und betrachtete seinen Besucher. Vornehme Kleidung und steinerne Miene, er sah verdammt amtlich aus.
    "Ich konstantiere nach der Erscheinung des jungen Herrn, dass es sich bei diesem um den jungen Schmied Greifenhort handle?"
    "Aye, Tsael Greifenhort. Was soll's denn sein?"
    "Meine Wenigkeit erfreut sich einer Tätigkeit als Magistratus der Stadt Stewark, Garlem Stiesenhuß, zu Euren Diensten. Von höchster Stelle beauftragt mit der Instandhaltung der Wehranlagen unserer wunderschönen Stadt. Ich bin hier zum Zwecke einer Bestellung an den werten Schwarzschmied. Die Ketten der Zugbrücke bedürfen einer Erneuerung, der werte Herr Greifenhort habe nun den Auftrag, besagte neue Ketten zu schmieden. Er findet in diesem Formular alle nötigen Spezifikationen."

    Der Mann reicht Tsael eine Rolle fein säuberlich beschriebenen Pergamentes.
    "Der Herr ist des Lesens mächtig nehme ich an?"
    Tsael nickt abwesend während er das Pergament studiert.
    "Dafür werde ich einiges an Stahl brauchen. Gutem Stahl. Ich habe nur wenig gutes Eisen da und bis ich daraus anständigen Stahl verhüttet habe, brauche ich Zeit."
    "Diese Schmiede beliefert derzeit die Belange der Stadtwache. Sicher ist Stahl für Schwerter auch für unsere Kette befriedigend?"
    "Aye, der Stahl, den mein Vater verschmiedet. Und der Vorrat muss eben auch für die Schwerter der Wache reichen."
    Stiesenhuß zieht eine bedauernde Fratze.
    "Sicherlich ließe sich eine zusätzliche Lieferung Stahl unserer Seiten arrangieren. Doch wird dies sicherlich Auswirkungen auf die Spendabilität haben, mit der wir diesen Auftrag vergüten können."
    "Verstehe."

  19. Beiträge anzeigen #219
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    Tsael Greifenhort ist offline
    Allzu wichtig schien die neue Kette für die Zugbrücke nun doch nicht zu sein. Sonst hätte sich sicherlich jemand die Mühe gemacht, den Stahl dafür schnellstmöglich in der Schmiede abzuliefern. Doch der Tag kam und ging und niemand kam mit einem Karren vorbei. Oder kam mit der Mitteilung vorbei, wann sich Tsael wo den Stahl mit einem Karren hätte abholen können.
    Statt sich also ans neue Werk zu machen ölte der Schmied nur die Klingen, die sie im Lager hatten, schliff ein paar davon nach und hackte Feuerholz.
    Am Abend saß er neben seinem Vater am heimischen Kamin, jeder mit einem Tonkrug voller dunklem Bier in der Hand.
    "...ein Auftrag der Stadt. Die wollen wohl die Ketten der Zugbrücke erneuern. Hatte mehr erwartet, was die Bezahlung angeht. Aber immerhin, besser als Sense und Spaten zu schmieden."
    "Aye. Aus so einem Auftrag kriegt man auch mehr raus als Geld. Wenn sich rumspricht, dass die Stadt dir einen Auftrag gibt, steigt dein Ansehen. Dann kommen bald andere Kunden als die Bauern vor der Stadt."
    "Möglich. Dieser Stiesenhuß. Ich glaube, er hat sich im Schmied geirrt. Wollte eigentlich zu dir. Zum Schmied, der Waffen für die Wache schmiedet."
    "Besser für dich. Die Kette hättest du so oder so geschmiedet, so kriegst du auch das Ansehen dafür."
    "Aye, das Ansehen ..."
    Tsael hütete sich davor, zu viel auf sein Ansehen zu bauen. Solange Hagen Greifenhort noch im Geschäft war, würde er der andere Greifenhort bleiben, der auch schmieden konnte. Er nahm einen tiefen Zug Bier und stocherte mit dem Schürhaken im Kamin herum ...

  20. Beiträge anzeigen #220
    General Avatar von Yared
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    Klippenschenke, Stewark

    Draußen schlug die Turmuhr gerade die halbe Stunde vor Mitternacht.
    Yared war mit Kaldrin, Zarah und Bram heraufgekommen, um Lord Albrecht und seine Begleiter abzuholen. Warum genau sich ihre Abreise verzögerte, wusste der Kapitän nicht. Auf jeden Fall befand sich Lord Albrecht gerade in einer Unterredung mit Lord Kastor und einigen seiner Leute und was immer es da noch kurz vor Zwölf zu besprechen gab, es zog sich außerplanmäßig in die Länge. Um nicht in der Nachtkälte auf dem Vorplatz der Zitadelle ausharren zu müssen - die Gastfreundschaft Lord Kastors hielt sich in merklichen Grenzen - hatte Yared sein Gefolge auf einen Krug Apfelwein in die Klippenschenke eingeladen.
    In dem Quadratischen Schankraum kam Nostalgie bei dem Kapitän auf. Hier waren sein Bruder Tayon und er eingekehrt, als sie vor sieben Jahren das Depot der Stadtverwaltung ausgeräumt hatten. Damals als er noch ein Waldläufer gewesen war, als er mit Jarvo, Ryu und den anderen losgezogen war, um Versorgungsgüter und Handelswaren, vor allem Getreide, Wolle und Rohstahl - überlebenswichtig für das eben erst übernommene Schwarzwasser - zu beschaffen. Hier war es gewesen, dass er mit Gath und Mirax, den Grundstein für die Händlergilde von Argaan gelegt hatte, ein kühnes Unterfangen, dass zumindest in Setarrif und Schwarzwasser kurze Zeit für ein aufblühen des Handels gesorgt hatte. Yared fragte sich, was wohl aus Gath und Manuele geworden war, dem Bootsbauer und dem nordmarischen Seemann, die vor dem Fall von Setarrif die dortige Niederlassung gegründet und geleitet hatten. Irgendwann hatte er sie alle aus den Augen verloren, die einen früher, die anderen später. Zweifelsohne hatten sie alle in den letzten Jahren viel Pech gehabt und was einst eine stolze Vereinigung der Händler auf Argaan hätte werden sollen, war längst begraben unter Schutt und Asche. Der Krieg zwischen Myrtana und Argaan den Handel lange Jahre erschwert, wenn nicht gänzlich unterbunden. Der Drache und die Echsen hatten Setarrif und Schwarzwasser schließlich zu Ruinen gemacht und in Thorniara hatten sich die feisten Rivelloner eingenistet. Yared fragte sich manchmal, ob das anders gekommen wäre, hätte man es geschafft auch in der Hafenstadt dauerhaft eine Niederlassung zu etablieren. Aber genau genommen war das verschüttete Milch. Zu viele Katastrophen und eine zu hohe Fluktuation unter den dortigen Geschäftspartnern hatten verhindert, dass die Gilde der Argaan'schen Händler auch in Thorniara hatte Fuß fassen können. Jetzt war es ohnehin zu spät.
    Yared nahm einen Schluck aus seinem Becher. Dann griff er zum Krug und goss sich nach. Das Rinnsal des im Schein des Kaminfeuers goldgelb aufblitzenden Trunks wurde merklich dünner. Der Krug war fast leer.
    "Yared, warum hat dich der Wirt eigentlich Gareth genannt?", wandte sich seine Cousine an ihn, nachdem sie gerade ein weiteres Gesprächsthema mit Bram ausreichend ausgeschöpft hatte.
    Der Kapitän sah aus seinen Gedanken auf.
    "Das ist eine längere Geschichte ..."
    Yared hielt inne und lauschte. Gerade war ein Mann durch die Tür vom Markt hereingetreten. Die Tür war einen spalt offen gewesen und so meinte der Kapitän trotz der lärmenden und trinkenden Meute etwas gehört zu haben.
    Auch Kaldrin hatte es gehört. Der Varanter stand ohne zu zögern auf und brüllte: "Ruhe!"
    Alle Gespräche im Schankraum erstarben augenblicklich. Sie mussten nur einen Moment geduld haben, dann hörten es alle. Der Alarm war kurz, fast erstickt. Irgendetwas stimmte nicht. Dann durchbrach im Osten der Schall von Kriegshörnern die stewarker Nacht. Die Festung wurde angegriffen.
    Yared und seine Begleiter fackelten nicht lange, sie fuhren hoch, ergriffen Hüte, Mäntel und Waffen. Zarah stürzte zum Markt hinaus. Kaldrin fischte stehend und in vollem Wehrgehänge die letzten Tropfen mit der Zunge aus dem Krug. Die Zeche war bereits bezahlt und man konnte schließlich das gute Zeug nicht einfach dem Feind überlassen.
    Yared und Bram hingegen traten hinaus auf die südliche Terrasse des Wirtshauses. Der Wind hatte merklich aufgefrischt. Er riss an den Wetterfahnen und ließ Flammen der dicken ölgetränkten Fackeln hinter ihnen in den Böen ausschlagen.
    Unter ihnen lag die Santorija in sicherem Abstand vor der Küste. Im Schein der Schifflaternen konnte man erkennen, wie Goya und Maros die Seeleute über das Deck scheuchten. Offenbar hatte Yareds Leutnant alle Mann auf Gefechtstationen gerufen. Vom Strand näherte sich das Beiboot. Gallas, einer von Yareds Maaten und drei weitere Seeleute, die sie dort zurückgelassen hatten, waren offenbar zu der Überzeugung gelangt, dass niemand in nächster Zeit den Strand erreichen würde, den sie mitnehmen, geschweige denn auf einen netten Plausch einladen wollten. Das konnte nur bedeuten, dass das Torhaus entweder von außen abgeriegelt oder bereits verloren war. Sie mussten einen anderen Weg aus der Stadt nehmen.
    "Bram, die Fackeln, nimm damit Kontakt zu Goya auf, wir brauchen auf der Nordwestseite der Stadt. Gib ihm auch das Stichwort 'Sicheres Haus' durch. Er wird dann schon wissen, was zu tun ist."
    Der schlaksige Schiffzimmermann und jahrelange Toppsgast nickte und riss zwei der Fackeln aus den Halterungen an der Wand. Dann stellte er sich an die Brüstung und fing an mit je einer Fackel in jeder Hand einschlägige Gesten des Flaggenalphabets zu formen.
    Hoffentlich bemerkten die da unten ihn bald.
    Yared eilte wieder hinein, genau im Gleichen Moment, in dem auch Zarah wieder vom Markt hereinkam. Der Kapitän eilte zu ihr und zu Kaldrin, der sich neben der Tür postiert hatte, um Yared und Bram den Rücken freizuhalten, sollte jemand die Schankstube stürmen.
    "Wie ist die Lage?"
    "Viel zu ruhig. Der Alarm ist verstummt und die Bogenschützen sind nicht auf den Mauern angetreten. Das Torhaus ist zwar offenbar noch nicht gefallen, aber es gibt keine Anstalten, die Brücke hochzuziehen oder das Fallgatter runter zu lassen.", berichtete sie, "Ich habe mich nicht zu weit vorgewagt, um nicht entdeckt zu werden, aber am Tor sammeln sich Männer, darunter welche im Grün und Weiß Stewarks. Sie tragen Schwerter und Fackeln und dunkle Mäntel über ihren Rüstungen."
    "Verflixt und Zugenäht!", brummte Kaldrin, "Wir sind verraten worden."
    Nach aktuellem Stand war vielmehr Lord Kastor verraten worden - wohl auch Lord Albrecht, schließlich plante man so etwas nicht erst seit gestern, aber das war Haarspalterei.
    Egal wer sich dafür verantwortlich zeigte, ob Renwicks Getreue, die sich nach Jahren der myrtanischen Verwaltung doch noch erhoben, oder Ethorn höchst persönlich, dem es am Silbersee zu eng geworden war, es war der perfekte Zeitpunkt. Thorniara war vom Seeweg abgeschnitten, weitgehend mit sich selbst, einem Aufstand und dem roten Sumpfkraut beschäftigt. Lord Jun und seine schlagkräftigen Mitstreiter hatte Stewark vor wenigen Tagen verlassen und nun brach dieser Angriff mitten in die letzten Züge der Stabübergabe der Festungsverwalter. Lord Albrecht war nicht mehr am Ruder. Lord Kastor hatte es noch nicht fest genug in Händen.
    Mit aufständischen Elementen konnten es die Hand voll myrtanischer Ritter und die gut zwei Dutzend Provinzgardisten in der Zitadelle aufnehmen. Mit dem Verrat durch die Stadtwache Stewarks würde man vielleicht die Zitadelle halten können, bis Verstärkung aus Thorniara eintraf ...
    Bram kam herein und unterbrach seine Gedanken: "Sie haben geantwortet, Käpt'n. Die Anweisungen wurden bestätigt und das Vorsegel gesetzt."
    "Gut."
    "Er ließ auch übermitteln, dass der halbe Silbersee vor dem Brückenkopf aufmarschiert ist."
    Yared verzog das Gesicht.
    "Sowas hatte ich befürchtet."
    Wenn Ethorn vor Stewark stand, war es egal, wie geschwächt die Reste seines Heeres waren, die es aus Setarrif heraus geschafft hatten. Dann waren sie mindestens zehn zu eins in der Unterzahl und es würde nicht lange dauern, bis die Verräter ihre Verstärkung in die Stadt ließen.
    "Stewark ist verloren. Wir müssen zur Zitadelle! So viele Myrtaner, wie möglich lebend aus der Stadt schaffen!"
    Geändert von Yared (30.04.2018 um 04:22 Uhr)

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