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Überrascht von der plötzlichen Reaktion seines Gegenübers riss Red die Augen auf. Im letzten Moment schaffte er es sein Schwert in die Flugbahn von Lex‘ Klinge zu bekommen und entkam damit einem schmerzhaften Treffer. Der Mann legte eine Menge Kraft in seinen Schlag. Red hatte das falsche Bein hinten, während er den Schlag abfing und zischte vor Schmerzen. Sein Knöchel und Sein Knie durchzog ein stechender Schmerz.
Mit grimmig zusammengepressten Lippen holte Red nach drei weiteren Schlägen, die er nur hatte parieren können zum Gegenangriff aus. Lex wollte seine Kraft für sich arbeiten lassen, doch auch, wenn Redlerf nicht die Statur des Soldaten hatte, konnte er dagegen halten. Mit lautem Klingen schlugen die Klingen gegeneinander. Zweimal hatte Red schon versucht die Waffe einen Gegenübers hinweg zu fegen, doch es gelang ihm nicht. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Mit ein paar schnellen Schritten Rückwärts brachte er Abstand zwischen sich und Lex. So unterbrach er die Angriffsserie, die bisher auf ihn eingehagelt war und zwang den Kämpfer dazu ihm nachzurücken. Gegen einen geübten Kämpfer war dies ein riskantes Manöver, doch Lex hatte keine Routine und war damit für diese Ausnutzung seiner Schwäche anfällig. Nachdem Lex halbwegs einen Schlagrhythmus gefunden hatte, wich er schnell zur Seite. Diesmal nahm sein gesundes Bein die Kraft auf und das Manöver gelang, ohne dass er ins Straucheln geriet.
Im Vorbeigehen konnte er konnte er Hieroduis einen Passierschlag beibringen, den er nicht parieren konnte. Mit einer schnellen Drehung setzte er nach und erinnerte sich erst im letzten Moment daran, dass er ein scharfes Schwert in den Händen trug, keine Übungswaffe. So kam die neunzig Grad Drehung fast zu spät, doch es landete nur die Breitseite auf dem breiten Rücken seines Untergebenen.
Der Kampf war gelaufen und Red ließ das Schwert sinken. »Hierodius! So viel Aktivismus und Einsatz hätte ich nun ehrlich gesagt nicht von Euch erwartet. Ihr seid doch sonst so ruhig.« Er nickte ihm anerkennend zu. »Der Kampf war sehr gut. Ihr habt mich mit Eurem Sturmangriff gut in die Defensive gedrängt. Mit Euren Schlägen habt Ihr meine Schläge gut kontrolliert. Der Rahmen, in dem ich mich bewegen konnte war eingeschränkt und somit hattet ihr zu Anfang die Oberhand. Dieses ist auch die Grundlage für das, was ich Euch heute eigentlich beibringen wollte. Ihr müsst lernen die Schwächen Eures Gegners zu erkennen, und diese kompromisslos gegen ihn verwenden. Natürlich ist ein technisch guter Kampf schön anzusehen, doch viel zu schnell werden Euch die Kräfte Euch verlassen. Ihr müsst immer darauf bedacht sein, einen Kampf schnellstmöglich zu Ende zu bringen. Besonders wenn Ihr im Schlachtfeld steht, oder Euch gegen eine Übermacht behaupten müsst, dann wird Euch das eventuell das Leben retten.« Red stellte sich etwas bequemer hin und stützte sich auf sein Schwert. »Also, sagt mir, was sind meine Schwächen, wie hättet Ihr mich in diesem Kampf ausmanövrieren können?«
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Zu einer Antwort kam Chala nicht mehr, ehe sie von einem der Kerle gepackt und mit einem groben Schlag ins Gesicht ruhig gestellt wurde. Benommen von der Wucht des Aufpralls hing sie mehr im Griff des Schlägers, als dass sie selbstständig stand. Gleichwohl raste das Blut durch ihre Adern und pulsierte in ihrem Kopf, als wollte es aus jeder Pore strömen. Metallischer Geschmack breitete sich bereits in ihrem Mund aus, doch wollte sie nicht kampflos aufgeben.
Soweit es ihr möglich war, versuchte sie ihren Arm freizubekommen oder zumindest einen Treffer mit ihrer freien Faust zu landen, doch ihre Balance war im völligen Ungleichgewicht.
An die nächsten Momente konnte sich die Aranisaani nicht mehr erinnern, nachdem ihr eine weitere fliegende Faust den Rest ihrer Sinne geraubt hatte. Nun flackerte ihre Sicht, als ihr Bewusstsein zurückkehrte. Scheinbar waren nur wenige Minuten vergangen, denn sie lag auf hölzernem Boden in einer schäbigen Hütte, umringt von den drei Gestalten, die sie alle mit gierigen Blicken anstarrten. Derjenige, der sie zuerst gepackt hatte, fummelte sich bereits am schmutzigen Hosenbund rum und gab grunzende Geräusche von sich.
Noch immer rauschte ihr das Blut in den Ohren und trotz ihrer heiklen Lage stellte sich eine innere Grimmigkeit in ihr ein, die sie zwang, ihr Schicksal nicht zu akzeptieren. Sie würde hier nicht sterben!
Mit diesen Gedanken griff sie förmlich nach den Dolchen, die sie an den Innenseiten ihrer Oberschenkel befestigt hatte, hielt sich aber zurück, dies tatsächlich zu tun.
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Die Arena
Hierodius Lex war zufrieden. Sein Überraschungsangriff verfehlte sein Ziel nicht, wenn er auch einen empfindlichen Teil der Deckung vernachlässigte. Schweiß lieber über das Gesicht des breitgebauten Soldaten, als er den Ausführungen seines Lehrers aufmerksam zuhörte.
Redlef wollte wissen, welche Schwächen man bei ihm ausnutzen konnte. Es war zugegeben nicht einfach, die Schwächen seines Lehrmeisters zu erkennen und es war noch weitaus schwieriger, diese auch direkt zu äußern. Denn ein Soldat wollte natürlich vor Allem Stärke beweisen. Keiner mochte es, wenn er offen auf seine Schwächen hingewiesen wurde. Doch Redlef verlangte eine Antwort, denn sie war Teil des Trainings.
Nach einer kurzen Überlegungszeit erhob Hierodius Lex seine Stimme und antwortete: "Die Schwächen, die ein Soldat im Kampf offenbart, sind abhängig von den Stärken seines Gegners. Ihr seid weitaus schmaler gebaut, als ich. Kräftige Schläge könnt Ihr zwar abwehren, doch mit jedem abgewehrten Schlag sinkt die Kraft in Euren Armen. Durch den Aufprall der Schwerter kann Eurer Gleichgewicht gestört werden, sodass Ihre Euch nicht vollständig auf den Kampf, sondern auf auf den Erhalt Eures Gleichgewichtes konzentrieren müsst. Als guter Lehrer versucht Ihr Euren Angriff vorher zu koordinieren. Doch es kann auch von Nachteil sein, in einem direkten Zweikampf zu viele Gedanken an mögliche Strategien zu verschwenden."
Der breitgebaute Soldat senkte wieder seine Stimme und nickte. Er hatte alle Schwächen aufgezählt, die ihm eingefallen waren. Dann jedoch erhob er erneut seine Stimme: "Doch jede Schwäche kann auch eine Stärke sein. Indem Ihr Euch auch auf den Erhalt Eures Gleichgewichtes konzentrieren müsst, seid Ihr öfter in Bewegung, als ein unerschütterlicher Kämpfer und eine Strategie zu überlegen, kann vor Allem bei einem Kampf sinnvoll sein, in welchem man zahlenmäßig weit unterlegen ist."
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»Sehr interessant! So habe ich meinen Kampf noch nie analysiert.« Red nickte nachdenklich. »Nun, es ist schon richtig. Wenn Ihr es darauf ankommen lasst, dann habe ich Eurer Stärke wenig entgegen zu setzen. Stärke und Ausdauer sind in einem Kampf essenziell wichtige Eigenschaften. Doch beide können durch Technik und Erfahrung ausgeglichen werden. Unterschätz niemals die Überlegenheit der Routine in einem Gefecht. Es ist richtig, dass ich immer versuche überlegt in einen Kampf hinein zu gehen. Doch Ihr liegt falsch, wenn Ihr glaubt, dass ich mich zu sehr auf meine Gedanken konzentrieren muss. Ganz im Gegenteil, wenn ihr zum aber tausendsten Mal einen Angriff vom Oben gesehen habt, dann wisst Ihr instinktiv, wie dieser abzuwehren ist und was ihr machen könnt, um Euren Gegner diesen Fehler büßen zu lassen. Ich muss nicht allzu lange darüber nachdenken, wie ich auf eure Angriffe reagiere. Es passiert einfach instinktiv. Damit habe ich Euch gegenüber natürlich einen entscheidenden Vorteil.« Red lächelte für einen kurzen Moment, um seine Worte zu entschärfen. Sie klangen doch recht arrogant, was nicht beabsichtigt war. »Mit der Zeit werdet Ihr in eurem Kampf immer sicherer werden und somit wird es für euch auch kein Problem mehr sein, Angriffe oder Verteidigungen auf diese Weise durch zu führen.
Ihr habt aber richtig erkannt dass meine Schwäche im Gleichgewicht liegt. Worauf ich eigentlich hinaus wollte, war der Umstand, dass mein fast steifes Bein mich im Kampf doch sehr behindert. Wie Ihr sicherlich schon mitbekommen habt, humpele ich etwas beim Gehen. Eine alte Verletzung jagt bei höherer Belastung immer wieder stechende Schmerzen durch meine Gelenke. Dieses solltet Ihr erkennen.« Red legte seine Hand auf seinen rechten Oberschenkel und sah zu Lex herüber. »Hättet Ihr mich dazu gezwungen immer wieder dieses rechte Bein zu belasten, indem Ihr mich zum Beispiel immer wieder über meine rechte Seite abgedrängt hättet, dann wäre es dazu gekommen, dass die Kraft mich in diesem Bein schon sehr bald verlassen hätte. Mit etwas Glück wäre das Bein irgendwann unter mir zusammen geknickt und ich wäre für eure Klinge leichte Beute gewesen.« Red hob die Waffe und machte sich erneut zum Kampf bereit. »Ich schlage vor wir versuchen es gleich noch einmal und Ihr achtet besonders darauf meine Schwäche im Kampf gegen mich zu verwenden. Versucht gezielt mich auf meiner schlechten Seite - der Rechten - anzugreifen. Da ich hier kein Schild trage habt ihr gute Chancen mich zu ermüden und früher oder später einen Treffer zu landen.«
Hierodius tat wie ihm gehießen und erneut klang das Geräusch von singenden Schwertern durch die Arena.
Nun da Red so offen über seine Schwachstellen sprach, erkannte er selbst wie verletzlich er durch seine Behinderung im Kampf doch eigentlich war. Vielleicht war es an der Zeit ernsthaft einmal über ein Schild und dessen Gebrauch nachzudenken.
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Fedorn nestelte bereits an seinem Hosenbund herum, doch irgendwie war er zu aufgeregt und stand zu sehr neben sich, um tatsächlich mit der Schnur klar zu kommen. Fuzzi betrachtete ihn abschätzig und nährte sich dann lächelnd der Frau. »Da mein Brüderchen wohl noch etwas Zeit braucht, werde ich dir in der Zwischenzeit die Langeweile vertreiben.
Doch sehr weit kam er mit diesem Anliegen nicht. Gerade als er sich der am Boden liegenden Frau nährte ließ der jüngste Bruder einen unmenschlichen Schrei von sich. Er stürzte sich auf ihn, in seiner Hand urplötzlich ein Messer.
Kallo sah diesen Ausbruch seines Bruders zu spät. Er hatte bisher versucht aus seinem letzten Sumpfkraut einen Stängel zu drehen. Erst als das Messer zwei Mal in Fuzzis Seite gefahren war, hatte Kallo seinen Bruder erreicht und schaffte es ihn von Fuzzi herunter zu reißen.
Fedorn revanchierte sich dafür, in dem er mit dem Messer wild um sich schlug, schrie und die Welt und alles um ihn verfluchte. Die rostige Klinge durchschnitt Kallos Gesicht. Blut spritze durch die dreckige Hütte. Der Verwundete schrie entsetzte auf, presste sich die Hände vor das zerstörte Gesicht.
Fuzzi hatte sich ebenfalls schreiend und wimmernd die Hände auf seine Stichverletzungen gedrückt. Er wich vor dem durchgedrehten Bruder zurück, doch dieser fuhr mit seinem Angriff fort. Schreiend und in Rage stürzte er sich auf Fuzzi und stach weiter auf ihn ein. Dabei schrie er immer wieder wie von Sinnen. Nur bruchstückhaft wurde klar, dass es ihm um die Frau ging. Er wollte nicht, dass sie Jemand anderes berührte.
Das Messer zerriss den Körper des jüngsten Bruders. Blut ergoss sich auf die immer noch am Boden liegende Frau.
Für Kallo ging das alles viel zu schnell. Das Kraut hatte seine Sinne vernebelt und so begriff er erst zu spät, dass Fedorn seinen Hass völlig unberechtigt gegen alles richtete, was sich bewegte. Nachdem Fuzzi sich nicht mehr rührte warf sich sein Bruder auf ihn. Kallo war zu überrumpelt, als sich sinnvoll zu Wehr zu setzen.
Schließlich lagen beide Männer reglos am Boden. Fedorns Hände zitterten. Er musste sich jetzt abregen, denn sein Puls hämmerte immer noch durch seine Ohren. Er riss sich die Kleider vom Leib. Das Kratzen des Stoffes konnte er nicht länger aus seiner empfindlichen Haut ertragen.
Doch es regte sich nichts. Der Hass blieb in seinen Adern und ließ nichts anderes zu. Fluchtend trat Fedorn nach der Frau. Um runter zu kommen griff er schließlich nach seinem eigenen Beutel, der irgendwo in all dem Blut am Boden lag und holte was von dem roten Kraut heraus, welches sich noch in rauen Mengen darin befand. Nach ein zwei Stängeln würde es ihm gleich besser gehen. Dann konnte er mit dem Weib weiter machen.
Schnaufend ließ er sich auf den Boden sinken, an seiner Haut klebte viel Blut. Beim zweiten Anlauf brachte er auch endlich den Stängel zum Glühen und zog den Entspannung verheißenden Rauch in sich hinein.
Redlef
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Rasselnd ging der Atem der Frau, die zusammengekrümmt und blutüberströmt an der Wand, die am weitesten von der Tür entfernt war, lag und die mit beiden Armen ihre Körpermitte umschlang, als würde sie verhindern wollen, dass sie in zwei Teile zerriss. In ihrem Kopf war es leer und gleichzeitig erfüllt von einem ohrenbetäubenden Lärm, dessen Ursprung nicht auszumachen war. Sie schmeckte Blut und spürte, wie ihr die warme Körperflüssigkeit aus Nase, Mund und Ohren lief.
Kaum einen Augenblick zuvor hatte einer der Kerle, die kurz davor waren, sie zu vergewaltigen und im Anschluss vermutlich umzubringen, seine beiden Brüder in einem mahnischen Anfall erstochen. Eben dieser Wahnsinnige stand nun völlig nackt in einer Ecke der Hütte und zog an einem glühenden Stängel mit dem seltsamen Sumpfkraut. Die Hand des Mörders zitterte so sehr, dass es ein Wunder sein musste, dass er die Droge noch nicht hatte fallen lassen. Mit einer Hand stütze er sich an die fragile Wand und schien keine Notiz mehr von Chala zu nehmen, in deren Gedankenmeer sich langsam die Möglichkeit zur Flucht an die Oberfläche kämpfte. Doch es fiel ihr schwer ihren Körper davon zu überzeugen, auf sie zu hören.
Langsam drehte sie ihren Kopf, stellte dabei fest, dass lediglich ihr rechts Auge funktionsfähig war, das andere war entweder zugeschwollen oder verklebt vom Blut. Wenn das alles ihr Blut war, dann…doch darüber wollte sie vorerst nicht nachdenken.
Wenige Schritte rechts von ihr lag der Älteste der Bande und auf der anderen Seite der Dritte. Von ihrer Position aus konnte sie jedoch nicht viel mehr einsehen. Mühsam und gleichzeitig vorsichtig versuchte sich die Aranisaani aufzurichten. Stechender Schmerz zuckte durch ihre Rippen und nur knapp konnte sie einen Aufschrei ihrerseits in ein scharfes Zischen verwandeln. Ihr Atem ging schwer und sie fürchtete, dass der Verrückte sie jeden Moment bemerken würde.
Sie suchte den schäbigen Raum nach ihrem Schwert ab, das nicht mehr an ihrer Hüfte hing und fand es schließlich an der Wand neben der Tür lehnend, direkt neben dem nackten Mörder, dessen Zustand sich zu verschlimmern schien. Die Muskeln in seinem Rücken zuckten unkontrolliert und Chala hätte schwören können, dass sie hören konnte, wie er die Zähne aufeinanderpresste, wann immer er den Stängel aus dem Mund nahm.
Da sie nicht an ihr Schwert kam und eine Flucht durch die Tür nicht ohne weiteres möglich war, blieb ihr nur eine Sache zu tun. Sie begann ihre Hose auszuziehen.
Mit all dem Blut war es eine wirklich rutschige Angelegenheit und so dauerte es eine Weile, bis sie den Bund über ihre Oberschenkel bekam und damit ihre Wurfdolche freilegte, die ebenfalls ein wenig des roten Lebenssafts abbekommen hatten. Der Stängel mit der Droge würde jeden Augenblick zuneige gehen. Von diesem Wissen angetrieben hämmerte das Herz in Chalas Brust wie wild, als sie den ersten Dolch aus seiner Halterung befreite. Schweiß und Blut machten dies zu einer schwierigen Aufgabe, doch schlussendlich hielt sie die kleine Klinge in ihrer Hand, schaute zu dem wahnsinnigen Mörder und hätte beinahe aufgeschrien, als sie in die blutunterlaufenen, von Hass durchsetzten Augen schaute. Die Reste des Rauchwerks lagen inmitten der Blutlache, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatte und mit jedem Tropfen, der von den Fingern des Nackten tropfte, größer wurde. Das rostige, verschmierte Messer hatte er fest umgriffen und sein Mund öffnete sich, um einen Schrei loszuwerden. Doch er blieb ihm dieser im Halse stecken, traf ihn doch die Wurfwaffe der am Boden kauernden Aranisaani, die trotz ihrer glitschigen Hände und schlechten Verfassung die Brust des Straßenbanditen getroffen hatte. Ungläubig starrte dieser auf das kleine Heft, welches aus seiner Haut ragte und scheinbar unwissentlich ließ er sein Mordwerkzeug fallen, welches mit einem halb klirrenden, halb dumpfen Geräusch auf dem durchtränkten Holzboden landete.
Der Zorn, der von ihm ausging war fast greifbar und hielt ihn wohl noch auf den Beinen, brachte ihn gar dazu, auf die nun scheinbar hilflose Frau zuzugehen, die panisch nach einem zweiten Dolch greifen wollte, ihn jedoch nicht rechtzeitig würde lösen können.
Doch kurz bevor der Mörder sie erreichen konnte, brach er zusammen und gesellte sich zu seinen Brüdern.
Schwer atmend lehnte Vered an der Wand mit heruntergelassener Hose, ihr ganzer Körper mit Blut beschmiert, mit leeren Augen und einem irren Grinsen im Gesicht.
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Chala konnte nicht einschätzen wie lange sie auf dem Boden inmitten all des Blutes gesessen hatte. Doch spielte es eine Rolle? Drei Leichen lagen mit ihr in dieser Hütte, die den anderen Behausungen im Armenviertel nicht ähnlicher hätte sein können, das Blut auf ihrer Kleidung und Haut war mittlerweile getrocknet und der süße Geruch des Todes lag in der Luft.
Schwerfällig raffte sich die Aranisaani auf bis sie wieder auf ihren Füßen stand. Langsam zog sie ihre Hose hoch, machte den Gürtel fest und ließ den Blick durch den Raum wandern. Zunächst näherte sie sich dem Ältesten, hockte sich neben seinen erkalteten Körper und durchsuchte die Taschen. Viel war nicht zu finden, sah man von dem kleinen Tabakbeutel ab, in dem sie eine rote Substanz fand, und einer Nachricht, die sie einsteckte, um sie später zu lesen. War es das, was die drei und auch sie selbst geraucht hatte? Bei dem zweiten Toten fand sich nichts von Wert, womit nur noch die Habseligkeiten des Verrückten blieben. Zunächst jedoch drehte sie die Leiche des nackten Mannes lieblos mit ihrem Fuß auf den Rücken. Er sah erbärmlich aus mit aufgerissenen Augen und blauen Lippen. Sie zog ihre Klinge aus der Brust des Mörders und lief zu dessen abgeworfener Kleidung, wo sie die Klinge von der roten Flüssigkeit befreite, ehe sie auch hier die Taschen durchstöberte bis sie auf einen weiteren Beutel stieß, in dem mehr von der vermeintlichen Droge zu finden war.
Derartig bereichert griff sie nun nach ihrem Schwert, das nach wie vor an der Wand neben der Tür lehnte, öffnete die Pforte und trat hinaus in die Nacht, nach wie vor von getrocknetem Blut bedeckt.
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Als die blutverschmierte Frau eine der Hütten verließ und auf die Straße trat, war nicht mehr viel los im Armenviertel. Da sich hier keiner Laternenöl oder Kerzen leisten konnte, wurde der schlammige Weg, den sie hier ‚Straße‘ nannten von der Nacht in finsterste Dunkelheit getaucht. Die Leuchttürme boten, wie sie es auch für die Seefahrer taten, die einzigen Orientierungspunkte.
So war es dem selbst ernannten Büttel, der diese Nacht Wache stand, da es ja keine offizielle Stadtwache für nötig hielt, das hier im Armenviertel zu tun, auch nicht möglich, das Blut am Körper der Fremden zu sehen, doch er roch es. Vorsichtig nährte er sich der Frau. Im schwachen Licht der Sterne sah er, dass sie ein Schwert trug. Auch taumelte sie beim Gehen nicht, was ihn sofort darauf schließen ließ, dass sie selbst nicht verletzt war.
Das machte ihn stutzig und er griff Seine Forke fester.
»Heyda, ich will gar nicht wissen was passiert ist aber ich rate dir: Verschwinde lieber schnell! Wir haben schon genug Ärger hier und brauchen keinen zusätzlichen!«
Er hielt die Mistgabel in Angriffsstellung vor sich. »Was dauert das so lange? Trödel nicht sonst werde ich dir Beine machen!«
Dieses Web musste weg. Sie kam aus dem Haus der drei verrückten Brüder. Mit ihrem neuen billigen Stoff hatten diese sich im Armenviertel viele Freunde gemacht. Doch etwas war daran nicht koscher, und so gab es auch einige Feinde. Zu welcher Gruppe diese Frau gehörte wollte er nicht wissen, besonders weil es gerade Dunkel war und die Dunkelheit nichts Gutes hervorbrachte!
Redlef
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Garn überflog die Liste. Riannon stand so, dass sie mehr oder weniger in Sabnadas Rücken war und damit einen guten Blick auf ihren Arbeitgeber hatte, der keine Miene beim Lesen verzog. Er räusperte sich, winkte seine Schreiberin heran und reichte ihr nickend das Pergament. Fässer mit Getreide, Pökelfleisch und eingelegtes Gemüse. Dazu einige Güter, die sich wohl die eher wohlhabenderen Menschen leisten konnten. Duftwässer, Gewürze und einige feine Stoffe. Rias Mundwinkel verzogen sich leicht. Garn, der dies sah, lächelte ebenfalls. Sabnada war aufmerksam genug, die beiden zu beobachten. Er wirkte eher verstimmt, wie schon seit Beginn des Treffens. Ein seltsamer Mann, dachte Ria, aber so sind wohl alle aus dieser Wüste. Arrogant, herablassend ... und hinter der Fassade des großartigen Handelsreisenden verbirgt sich nicht mehr als die Fratze des verzweifelten Händlers, der seine Ware so schnell wie möglich loswerden will. Keine erstklassige Ware, noch dazu.
"Nun, Herr Sabnada, ausgesprochen, hm, interessante Waren. Ich kann Euch natürlich erst ein Angebot machen, wenn ich mich von der Qualität überzeugt habe. Ich möchte ungern die Katze im Sack kaufen. Schlechtes Getreide, mottenzerfressener Stoff oder Gewürze, die sich am Ende nur als Bärlauch herausstellen, der in jedem Wald dieser riesigen Welt wächst. Ihr versteht. Antwortet nicht, mir liegt eigentlich nicht daran, ob Ihr versteht oder nicht." Garn lächelte. Nun nicht mehr einnehmend und freundlich, sondern hart. "Viele weitere Händler gibt es hier nicht mehr. Fügen wir an: Wohlhabende Händler. Quasi die Gilde oder meine Wenigkeit. Ich sehe Euch an, dass Ihr diese Insel gerne verlassen und in Eure ach so wunderbare Wüste zurückkehren möchtet." Er seufzte. "Bevor ich jedoch meine gute Ria zu Euren Waren schicke, habt Ihr einen Mindestpreis? Ihr seid doch sicherlich ein so, hm, versierter Händler, dass Ihr Euch eine gewisse Summe als unterste Grenze gesetzt habt. Keine Sorge, nennt sie mir ruhig. Ich bin großzügig, wie ich ja bereits gesagt habe. Wenn die Qualität gut ist - und ich habe eigentlich keinen Grund anzunehmen, dass dem nicht so ist - werde ich gerne weit über Eueren Tiefstpreis hinaus gehen. Im angemessenen Rahmen, versteht sich."
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Es war ungewohnt, sich nach soviel Abwesenheit vom Posten wieder daran zu gewöhnen. Die letzte Zeit hatte Ravenne hauptsächlich damit verbracht und sobald die Wunden von der Expedition vollständig verheilt waren, hatte sie sich auch wieder Scáthach und dem Training an der Waffe gewidmet, um nicht einzurosten. So kam es auch, dass sie Redlef verpasst haben musste. Ein Messingschild für den Rittmeister wollte er. Irgendwie juckte es sie, den Rittmeister auf die Probe zu stellen, aber ihr Vertreter würde ihr wohl nicht verzeihen, wenn sie ihn für solchen Kleinkram in die Bresche springen ließ. Das Schild zu gravieren war eine einfache Aufgabe gewesen. Sorgfältig hatte sie das Schild gefertigt und schließlich die Buchstaben gesetzt, es lag zur Abholung bereit.
Es gab noch etwas anderes, wichtigeres zu erledigen. Gleich nachdem sie aus Lord Hagens Arbeitszimmer gekommen waren, hatte sie sich um eine Audienz bei der Obersten Feuermagierin bemüht, diesmal tatsächlich auf die korrekte Art und Weise. Auch wenn sie selbst das Schwert wichtig fand, war es doch nicht so dringlich, wie es gewesen war, Lord Hagen von den Echsen im Gebirge zu berichten, also rechtfertigte es kein solches Eindringen. In der Zwischenzeit hatte sie sich das Schwert selbst angeschaut, doch als Nichtkenner war ihr nichts daran aufgefallen, was es von anderen Schwertern unterschied. Nun machte sie sich auf den Weg zur Obersten Feuermagierin, als Zeichen der Höflichkeit ungerüstet und unbewaffnet, wenn man das Schwert nicht zählte. Wenn es das Schwert war, welches sie vermutete, konnte man es eh nicht im Kampf nutzen. Sie war zugegebenermaßen ziemlich nervös, Ravenne hatte eher selten mit Feuermagiern zu tun und außerdem handelte es sich hier nicht um irgendeine Feuermagierin, sondern um das Oberhaupt der Kirche!
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»Andra?«
Keine Antwort.
»Andra!«
Immer noch war nur das eigene Rascheln der Kleidung zu hören und kurz darauf ein leises, genervtes Seufzen, da wieder nichts passierte.
»ANDRA! Verdammt, wo steckt Ihr?« Der Ruf hallte durch die Schreibstube und quer über den Gang. Red hatte inzwischen den Stapel Pergamente zur Seite gelegt und hatte sich erhoben. Verärgert riss er die Tür auf, im selben Moment stolperte auch schon das Mädchen hinein. Sie war beladen mit Stapeln von Akten, die sich bis über ihren Kopf stapelten und ihr hübsches Gesicht verdeckten. Sie schwankte unter der Last der Dokumente. Ihre zierlichen Hände konnten diese Massen kaum halten. Andra war ein hübsches Ding, große, dunkle Augen, volle Lippen eine kleine Stupsnase und dickte, kupferfarbene Locken. Für jeden hier in der Bastion nett anzusehen, doch vermutlich war dies auch der einzige Grund, warum sie überhaupt angestellt wurde. Sie kam aus ärmlichen Verhältnissen und bewarb sich bei der Bastion um gesellschaftlich aufzusteigen. Als Hilfskraft war sie nur bedingt zu gebrauchen und schon gar nicht als Kämpferin. Doch der Personalmangel und ihr Aussehen begünstigte ihr Anliegen und nun war das Mädchen als Redlefs Gehilfin eingeteilt worden. Erst seit gestern war sie in seiner Stube erschienen und inzwischen fragte sich Redlef schon, ob er irgendwem weiter oben auf die Füße getreten war, denn das Arbeiten mit diesem Mädchen war reine Schikane.
»Andra, verdammt…«
»Du fluchst zu viel«, unterbrach sie ihn. Red funkelte sie böse an. Sie hatte zwar etwas Lesen und Schreiben gelernt, doch Benehmen hatte ihr wohl nie Jemand beigebracht.
Red sammelte sich. »Ich habe Euch genaue Anweisung gegeben zwei Akten zu holen, ich habe Euch sogar die genauen Bezeichnungen aufgeschrieben und dennoch kommt Ihr mir hier mit einem ganzen Haufen Akten zurück. Was soll das?«
Ächzend ließ sie die Akten auf das Pult fallen. »Ich war mir einfach nicht sicher, welche Ihr genau meint…«
Die die ich explizit aufgeschrieben habe, dachte sich Red, doch er sagte dazu nichts. Mit einem Handwedeln versuchte er sie zu verscheuchen, doch es half nichts. »Soll ich jetzt noch was für dich tun, oder darf ich gehen?«
»Natürlich dürft Ihr nicht gehen, Eure Schicht ist noch lange nicht vorbei. Und nun geht und holt mir …« Ja was? Was konnte sie tun, ohne etwas Dummes anzustellen? »Holt mir was zu essen, esst auch selbst etwas und geht dann du zum Gerber, um mir neues Pergament zu besorgen.«
Genervt verdrehte sie die Augen doch verschwand dann. Jetzt hatte er endlich die Möglichkeit in Ruhe seine Arbeit zu erledigen.
Er nahm sich die Akte des Verbindungsoffiziers Avik im Bluttalfort vor. Der Soldat hatte immer noch keine Berichte geschickt und so langsam stellte sich die Frage, was dort wohl vorgefallen war. War er gefallen und man hatte die Bastion darüber nicht informiert? Vielleicht sollte er dort selbst mal nach dem Rechten sehen. Er würde nicht lange brauchen, um dort hinüber zu reiten. Die kurze Reise würde er auch ohne Geleitschutz durchführen können.
Vielleicht gleich Morgen, dann konnte er vorher noch bei Ravenne vorbeischauen und das Schild abholen. Das war sicherlich inzwischen fertig.
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Diese Ausländer und ihre schrägen Arten Geschäfte zu machen. Diese Händlergilde hatte ein Angebot abgegeben, dass nicht verhandelbar war, dieser Garn hier fragte nach dem Mindestpreis - das war alles eine Art von Erpressung für Sabnada. In Varant nannte man, wenn man gefragt wurde, einen einigermaßen utopischen Preis. Nicht ganz utopisch, sonst wurde man sofort wieder hinausgeworfen und konnte keine Geschäfte machen. Aber doch so hoch, dass bei einer normalen Verhandlung der Preis leicht über dem raus kam, was die Waren gerade wert waren. Je schlechter der Gegenpart, desto besser lief es für einen selbst. Aber man richtete sich nicht nach den Almosen der Gegenseite!
"Nun, Herr Garn, ich garantiere Euch, dass meine Waren durchaus gut sind. Und folglich werde ich auch einen Mindestpreis nennen, der nicht ganz ohne ist. Versteht, dass ich selbst weiß, was man Ware wert ist, und ich nicht auf Eure Wohltätigkeit setzte."
Ruhig und entspannt reden. Sabnada versuchte möglichst nicht allzu genervt zu klingen, aber er vermutete, dass zumindest diese Schreiberin ihn durchaus durchschaut hatte und erkannt hatte, dass er nicht gerade bester Laune war.
Also nannte er den Preis, den er ungefähr für das Minimum hielt. Etwas darüber, schließlich war er doch varanter Händler und als ein solcher würde er niemals ein Angebot unter dem eigentlichen Mindestpreis machen. Jeder Wüstenhändler würde dieses sofort ungesehen annehmen und sich dabei ins Fäustchen lachen.
"Das ist mein Mindestpreis. Wie ich schon sagte, er ist nicht niedrig, aber es ist durch und durch Qualitätsware. Begutachtet sie ruhig, bevor ihr euch dazu äußert, ob Ihr sie kaufen wollt."
Gespannt wartete er auf die Reaktion seiner Gegenüber.
Gath
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Die Arena
Redlef und Hierodius Lex hatten sich erneut in der Arena eingefunden. Der breitgebaute Soldat wusste, dass seine Fähigkeiten im Umgang mit der Waffe seit Anbeginn des Trainings immer besser geworden waren. Doch er wollte seine Fähigkeiten perfektionieren, um in direkter Konfrontation mit einem Gegner deutlich überlegen zu sein.
Wenn er auch keine guten Erinnerungen an das Fürstentum Ordanai hatte, so blieb ihm die Strategie der Garde doch im Gedächtnis. Hochentwickelte Kampftechniken und äußerst aggressives Vorgehen, machte die Armee des Fürstentums zu einem gefürchteten Gegner. Natürlich musste man seine Kraft bei der Konfrontation mit einem Bürger weise dosieren. Denn keiner wollte die Bewohner dieser Stadt niederstrecken. In Thorniara legte man viel wert auf eine angemessene Verurteilung und den Nutzen einer Haftstrafe. Dies war wohl auch der Grund, warum die Gefangenen im Kerker der Hafenstadt sehr viel besser behandelt wurden, als in seiner Heimat.
Hierodius Lex schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen und sich auf sein Ziel zu konzentrieren. Die beiden Männer hatten Schwächen, die sich gegenseitig ausgeglichen. Wenngleich Redlef durch sein steifes Bein durchaus Schwierigkeiten bei wiederholenden Bewegungen hatte, war er schnell und konnte sich auf geänderte Situation einstellen. Hierodius Lex konnte viel Kraft in seine Waffen legen, war jedoch auch deutlich schwerfälliger, als der rothaarige Soldat.
Nach seiner Ausbildung an der Einhandwaffe, würde sich Hierodius Lex um seine Kondition kümmern müssen. Denn irgendwann würde er auch eine schwere Rüstung tragen müssen, die ihm nochmals schwerfälliger und damit angreifbarer machen würde.
In der rechten Hand hielt er das Breitschwert und stürmte auf Redlef zu. Das in der Hafenstadt geschmiedete Stahl traf aufeinander und das Geräusch hallte durch die Ränge der Arena. Einige andere Soldaten standen am Rand und beobachten das Treiben.
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Trotz dessen Redlefs Schwert beim Aufprall leicht gedreht war und die Spitze der Klinge so zur Seite Zeigte, dass Hierodius‘ Angriff daran abglitt, spürte Red den Schlag bis in seine Schulter, die ihm diese Belastung nicht gerade dankte. Er ächzte und machte einen Schritt zurück, um unter dem nächsten Schlag hindurch zu tauchen.
Lex hatte Redlefs Lektionen gut verinnerlicht. Er griff nun häufiger aus der rechten Seite, um Red zu ermüden und schaffte es gleichzeitig mit der eigenen Waffe zu schützen. Das war schon bemerkenswert, wie Red fand, weil in letzter Zeit so gute Fortschritte von seinem Schüler gezeigt wurden. Als sie das erste Mal im Sande der Arena übten, da hatte er vermutet, dass sich der Soldat schwer an der Waffe täte, doch nun strafte er diese Einschätzung Lügen.
Auch der nächste Hieb kam gut gezielt und wuchtig. Red bemerkte, wie er sich ungewollt von seinem Gegenüber in die Defensive treiben ließ. Besser er ließ sich schnell was einfallen oder der Schüler überflügelte gleich den Lehrer.
Aber in Red reifte ein Plan… Nicht ganz nett aber effektiv und er würde Lex eine Lehre sein.
Red begab sich nun gewollt in die Defensive, versuchte aber es sich nicht anmerken zu lassen. Schließlich stand er scheinbar hilflos mit dem Rücken zur Wand eingekesselt von den Fässern mit den hölzernen Übungsschwertern. In dem Moment aber, in dem zum nächsten Schlag ausholte, riss Red eines der Fässer um und schmiss ihm die Holzschwerter zwischen die Füße. Während der breitgebaute Soldat um sein Gleichgewicht kämpfte sprang Red über das umgestürzte Fass und schaffte es noch Lex einen kräftigen Schlag mit der Breitseite seines Schwertes auf den Rücken zu verpassen, bevor dieser sich umdrehen konnte.
Als Zeichen des Frieders lies Red darauf sofort seine Waffe sinken und stützte sich vorn über gebeugt mit den Händen auf den Knien ab. Seine Atmung ging schwer und die Stellen, an denen Hierodius ihn vorher an Armen und Beinen getroffen hatte schmerzten.
»Lex, Ihr werdet wirklich immer besser. Ich bin begeistert. Ich muss zugeben, dass, hätte ich nicht diesen schmutzigen Trick angewendet, ich Euch heute wohl unterlegen gewesen wäre. Entschuldigt bitte mein Verhalten, es war unritterlich, doch lasst Euch dieses Konter auch eine Lehre sein. Als Schwertkämpfer müsst ihr in der Lage sein, Eure Umwelt ebenso für Euren Kampf zu nutzen, wie Eure Waffe. Und selbst wenn Euch das zuwider sein sollte, so bedenkt immer, dass ein Straßengauner nicht so edel denken wird. Und da ihn nun, sollte mein Antrag durchgehen, mein Nachfolger im Kerker werdet, habt ihr bald noch mehr mit solchen Zwielichtigen Gestalten zu tun. Diese Menschen werden auf der Straße zu Tieren, sind mit allen Wassern gewaschen und werden keine Gelegenheit auslassen Euch zuvor zukommen.«
Er richtete sich wieder auf und stellte das Schwert an die Wand, um sich darauf an den hölzernen Barken zu schaffen zu machen, die säuberlich aufgereiht an den Arenawänden standen. Mit einem Handzeichen forderte er Lex auf ihm zu helfen.
»Das bringt mich zum nächsten Thema: Ich will Euch zeigen, wie es ist auf beengten Raum zu kämpfen, dann wenn ich nicht die Möglichkeit habt jedem Schlag auszuweichen. Da Eure Abwehrtechniken sowieso recht ordentlich sind, und ihr Euch nicht so sehr als Hupfdohle präsentiert, die jedem Schlag ausweicht, denke ich, dass ihr ganz gut damit klar kommen werdet.«
Auch eine zweite Barke stellten sie gemeinsam auf, sodass eine Gasse zwischen ihnen entstand.
»Die Regeln sind klar: Die Barken umreißen ist verboten, auch zu einer der Seiten aus der Gasse treten ist nicht erlaubt.«
Er blickte sich um. »…und wir brauchen ein paar Hafenschläger.« Red hob die Stimme und brüllte zu den zuschauenden Soldaten hinüber: »Herkommen und Übungsschwerter mitbringen, zack, zack!«
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Das Händler- und Handwerkerviertel, Anwesen der Händlergilde
Der Großhändler und der Edelmann Sir Dante saßen im Empfangsraum der Händlergilde. Das Haus im Händler- und Handwerkerviertel war im Vergleich zu anderen Anwesen der Gemeinschaft geradezu schmucklos. Zwar war der Fußboden durchaus von gehobener Qualität und auch die Verarbeitung der gepolsterten Holzbänke brauchte sich nicht zu verstecken. Doch insgesamt schien der Raum der Händlergilde nicht würdig. Es fehlten aufwendig gewebte Teppiche, Goldverzierungen und Ornamente. Lediglich der schwere vergoldete Bilderrahmen, der eine aufwendige Malerei von Verdistis umgab, ließ den Wohlstand dieser Gemeinschaft erkennen.
Bei beiden Männern machte sich jedoch Ernüchterung breit. Der Gildenmeister hatte dringliche Angelegenheiten zu klären und ließ seine Mitglieder warten. Markom hatte zwar seine Hilfe angeboten. Doch Sir Dante und Maximuss bestanden darauf, mit dem Gildenmeister persönlich sprechen zu wollen. "Es muss aber wirklich etwas wichtiges sein, wenn uns Trevor warten lässt..." stellte Sir Dante fest. Mit einem langsamen Nicken stimmte Maximuss zu und erwiderte: "Hoffen wir es. Denn der Gildenmeister sollte wissen, dass auch unsere Zeit kostbar ist."
Wenige Minuten später trat der Gildenmeister aus seinem Arbeitszimmer und begrüßte die beiden Händler: "Seid gegrüßt. Bitte entschuldigt die Wartezeit, doch dringliche Angelegenheiten forderten meine vollste Konzentration. Kommt doch bitte rein." Schwerfällig standen die beiden Herrschaften auf und gingen in das Arbeitszimmer des Gildenmeisters. Wenngleich auch hier die reichhaltigen Verzierungen und Ornamente fehlten, war der Raum doch schon deutlich prachtvoller.
"Wohl an denn. Ihr seid bestimmt gekommen, um die Schuldscheine einzulösen. In Anbetracht unserer Erfolge hielt ich es geradezu für angemessen, auch Euch eine nicht unerhebliche Prämie auszuzahlen." sagte der Gildenmeister. Doch Sir Dante schüttelte mit dem Kopf und entgegnete: "Wir danken Euch vielmals für diese Großzügigkeit, doch das ist nicht der Grund unseres Besuches. Verehrter Gildenmeister, ungeachtet der großen Erfolge unserer Gemeinschaft mussten wir in der vergangenen Zeit immer wieder feststellen, dass die Informationspolitik verbesserungswürdig ist. Sowohl Maximuss, als auch meine Wenigkeit sind ranghohe Mitglieder und wünschen über etwaige Pläne der Händlergilde vorzeitig informiert zu werden."
"Richtig. Versteht uns nicht falsch. Wir sind mit der Führung der Händlergilde auf Argaan mehr als zufrieden. Ihr gebt den Mitgliedern genügend Freiheiten und wisst durch einige wenige Vorgabe die Mitglieder in die richtige Richtung zu weisen. Die Etablierung der Händlergilde ist vor Allem Eurer strategischen Weitsicht und Eurem Verhandlungsgeschick zu verdanken. Doch die Zukunft auf Argaan ist mehr als ungewiss und deswegen wünschen wir uns, wenigstens über die zukünftige Ziele und Pläne unserer Gemeinschaft auf dieser Insel informiert zu werden." fügte Maximuss an.
Der Gildenmeister nickte nachdenklich, lehnte sich zurück und seufzte: "Ich weiß, die Informationspolitik war nicht immer zufriedenstellend und dafür möchte ich mich bei Euch entschuldigen. Die Verhandlungen mit der Zitadelle haben jede Aufmerksamkeit gebraucht und durch die unerwarteten und großen Erfolge, mussten wir selbst weitreichende Änderungen an unseren Plänen vornehmen. Ich selbst kann noch nicht mit vollständiger Sicherheit sagen, wie sich die Händlergilde in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird. Durch den diplomatischen Status unserer Gemeinschaft haben wir ein sicheres Fundament geschafft und ebnen dem ehrenwerten Herzog den Weg in das Königreich Myrtana. Ich verspreche Euch, sobald wir uns über den weiteren Werdegang im Klaren sind, werde ich Euch umgehend und persönlich informieren. Darauf gebe ich Euch mein Wort."
Die beiden Mitglieder nickten zögerlich. Es war in der Tat ein unerwarteter Erfolg, dass die Händlergilde einen derart gewinnbringenden Vertrag mit der Zitadelle aushandeln konnte. Neben diversen Vorzügen genoss sie und ausgewählte Mitglieder nun einen diplomatischen Status. Das ermöglichte eine völlig neue Strategie.
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Das Händler- und Handwerkerviertel, Anwesen der Händlergilde
Der Gildenmeister hatte erwartet, dass sich die Mitglieder bei ihm beschweren werden. Das war auch nur allzu verständlich. Die Händlergilde war auf Argaan nur mit einem geringen Verwaltungsapparat zugegen. Erst seit kurzer Zeit verstärkte Octavianus Magnus als strategischer Berater den Gildenmeister. Zuvor war dies allein die Aufgabe des ersten Sekretärs gewesen.
Durch die umfangreichen Verhandlungen und den nicht minder umfangreichen Änderungen in den zukünftigen Plänen der Gemeinschaft, hatte man die Mitgliederbetreuung fast vollständig vernachlässigt. Dies war nicht zuletzt auch der Grund, warum sich der Gildenmeister für äußerst großzügige Geldgeschenke aussprach. Dass Gold aber nicht jenen Mitgliedern zufrieden stimmen konnte, die bereits über ein ansehnliches Vermögen verfügten, war selbstredend.
Die Bedingungen auf Argaan waren schwierig. Zwar schützte der diplomatische Status nun vor potentieller Willkür durch die Obrigkeit. Doch die Anwesenheit des Drachens, die immer weiter steigende Kriminalität in der Hafenstadt und auch die Gefahr eines erneuten Ausbruchs der Pest, waren für die Händler ungewohnte Gegebenheiten. Dass die Händlergilde gerne in instabile Systeme expandierte, war gängige Praxis. Sie wollte aber nie einer allzu hohen Gefahr aussetzen.
Wenn der Gildenmeister seine Mitglieder weiterhin als verlässliche Partner an seiner Seite wissen wollte, musste er die Ausarbeitung der neuen Pläne kurzfristig und erfolgreich beenden und die Mitglieder über die sodann anstehenden Projekte informieren. Sollte er hingegen die Gunst des Edelmanns Sir Dante und des Grafen Maximuss verlieren, wäre dies ein folgenreicher Verlust.
Erneut seufzte der Gildenmeister, lächelte seinen beiden Mitgliedern dann aber freundlich entgegen. "Ihr könnt Euch sicher sein, dass uns große Zeiten bevorstehenden. Weder die Zitadelle, noch der Drache können den Erfolg und den Einfluss der Händlergilde hier auf Argaan noch verhindern. Indem wir uns breiter aufstellen, unser Geschäftsgebiet erweitern und den Druck auf die freien Händler erhöhen, werden wir die Voraussetzungen für eine Expansion auf dem Festland schaffen."
Der Gildenmeister sah Zuversicht in den Augen der Männer. Wenn sie auch bereits ein ansehnliches Vermögen aufgebaut hatten. Einfluss und Macht konnte keiner von ihnen je genug haben.
Maximuss
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Das Händler- und Handwerkerviertel, Anwesen der Händlergilde
Natürlich vertraute Maximuss auf das Wort seines Gildenmeisters. Er hatte in der Vergangenheit schließlich oft genug bewiesen, dass er stets das Wohl der Gemeinschaft im Sinn hatte und seine Entscheidungen mit Bedacht traf. Gewiss war die Informationspolitik deswegen auch keine Nachlässigkeit, sondern eine Notwendigkeit. Dennoch blieb ein Beigeschmack. Sir Dante und er, als auch der ehrenwerte Sir Patrick, der sich von Logarius Scato vertreten ließ, waren einflussreiche Mitglieder dieser Gemeinschaft. Sie hätten den Entscheidungsprozess also durchaus begleiten können.
"Wisst Ihr, verehrter Gildenmeister. Wir verlangen natürlich nicht von Euch, dass Ihr uns stets in die Entscheidungsfindung einbezieht. Ihr seid als einer der drei Gildenmeister von den Mitgliedern gewählt und damit legitimiert worden, solche Entscheidungen im Sinne und zum Wohle aller Mitglieder zu treffen. Doch es gibt Dinge, über die wären wir gerne im Vorfeld informiert worden. Zum Beispiel was die Anwesenheit des königlichen Kurators zu bedeuten hatte und warum Ihr einen strategischen Berater unterhaltet."
Wieder nickte der Gildenmeister verständnisvoll und legte die Hände ineinander. "In Anbetracht der äußerst wichtigen Verhandlungen mit der Zitadelle habe ich es für sinnvoll empfunden, einen strategischen Berater anzufordern. Er hat den Prozess begleitet und Konzepte ausarbeitet. Außerdem unterstützt er uns bei der weiteren Planung. Die Händlergilde auf Argaan ist an einem Punkt angekommen, wo wir den Verwaltungsapparat vergrößern müssen... Und was den Kurator betrifft. Proventus Sarethi war auf Verlangen ihrer königlichen Hoheit damit beauftragt worden, unsere Bücher auf korrekte Verwendung derjenigen Sach- und Finanzmittel zu überprüfen, die wir vom Herzog zur Verfügung gestellt bekommen haben. Wir selbst wussten bis kurz vor seiner Ankunft nichts von diesem Umstand und wir haben seit der Abreise des Kurators auch keine weiteren Informationen erhalten. Wir gehen davon aus, dass das Ergebnis zufriedenstellend war."
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Riannon verdrehte die Augen. Inständig hoffte sie, dass dieser Sabnada Thorniara nicht mehr mit seiner Anwesenheit beehren würde. Zumindest nicht in dem - hoffentlich kurzen - Zeitraum, da sie noch für Garn arbeiten würde. Danach, wenn sie erst einmal im Orden wäre, würde ihr dieser verfluchte Händler am Steiß vorbei gehen. Er und seine ganze geldgierige Bande, beheimatet in dieser trostlosen Wüste. Was hatte dieser zwielichtige Geschäftspartner von Garn - Juan war sein Name - erzählt? Es gab immer noch Menschen in der Wüste, die mit dem derzeitigen Status Quo unzufrieden waren. Die sich die Herrschaft eines Irren zurückwünschten, der, den Legenden nach, zu Beliar und der Dunkelheit gebetet hatte. Ein Giftmischer und Totenbeschwörer. Ein gerechter Herrscher? Niemals.
Wenn ich erst einmal die Möglichkeit habe, werde ich dieses Pack mit Stumpf und Stiel ausmerzen, schwor sich die Frau, während sie ihre Zähne knirschte beim Anblick der beiden Schlangen, die Geschäfte machten. Schlangen, die sich am liebsten fressen wollten, jedoch nicht konnten. Die eine wäre an der anderen erstickt.
Gegen euch werde ich vorgehen. Händler, die ihre Geschäfte auf dem Rücken der guten Menschen machen. Garn, der Waisen verkauft für Nahrung, um sich als Wohltäter zu präsentieren. Sabnada, ein Wüstenmensch, der insgeheim sicherlich auch noch dem Beliar huldigt.
Ihre Fäuste ballten sich.
"Herr, ich werde die Ware prüfen und mich dann um die Einlagerung kümmern.", sprach sie fast mechanisch. Garn nickte, ehe er seinen Blick auf Sabnada richtete.
"Wir sind im Geschäft, Herr Sabnada. Ich nehme Euren Preis an."
Die Schlangen hatten also beschlossen, sich nicht zu fressen. Koexistenz war die bessere Wahl.
"Wartet", murmelte Riannon im Hinausgehen so leise, dass niemand es hören konnte, "Wartet, bis ich die Flamme Innos' in Händen trage. Ihr Feuer wird euch als erstes zu Asche verbrennen ..."
Geändert von Riannon (16.04.2016 um 14:35 Uhr)
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Die Prüfung der Waren Sabnadas war eingehend gewesen. Einigermaßen. Dieser exzentrische Garn war in Gedanken wohl schon so sehr bei der Lobhudelei des Kleinen Mannes ihm gegenüber gewesen, dass er wie von der Armbrust geschossen das Geschäft bejaht hatte. Riannon verstand zwar nicht übermäßig viel vom Handel, im Grunde nur das, was sie in den Tagen als Schreiberin bei Garn sah, doch so sah wohl nicht der übliche Warenankauf aus.
Das ist aber das Problem. Garn möchte beim Volk angesehen sein, der Retter der Armen und Schwachen. Nimmt es großmütig zu eigenen Kosten und gibt es frei und unentgeltlich. Das sichert ihm einen Platz in den Herzen. Magier, Paladine und Reichsbürger? Pah, geben die Nahrung und Kleidung und Feuerholz? Nicht in der Art, wie es Garn tat. Und das ist das Gefährliche. Dieser Mann versucht sich bei den Menschen einen höheren Platz zu erschleichen. Zu welchem Preis? Entführt ihre Kinder, verschachert sie wie Vieh auf den fernen Märkten dieser Welt. Und das mag nur die Spitze des verfluchten Eisberges sein ...
Riannon hatte geistesabwesend die Abfuhr der Waren kontrolliert, mit den Gedanken jedoch in scheinbar weiter Ferne.
"Frau Riannon", nuschelte sie einer der Arbeiter im Dienste Garns an, "Der Karren ist los zum Lagerhaus. Die Bezahlung?"
Die Rothaarige sah auf, als würde sie den Mann jetzt erst sehen. Sie funkelte ihn böse an. "Bin ich eure Geldgeberin? Bin ich Garn? Verflucht, bewegt euch zu ihm, wenn ihr sein schönes Gold haben wollt. Ich beziehe meinen Lohn von ihm, so wie ihr. Also seht zu, dass ihr Land gewinnt.", knurrte sie feindselig. Der Arbeiter knirschte finster mit den Zähnen und einen kurzen, angstvollen Moment dachte die Frau, der vierschrötige Mann würde sie gleich schlagen. Er tat es aber nicht. Vielleicht, weil er gut erzogen war. Wohl eher aber aus dem Grund, da sie im Dienste Garns in höherer Position stand, egal was sie selbst dazu sagte.
Ich verachte sie, weil sie für ihn arbeiten. Gewissenlos und abgestumpft. Aber tu ich nicht dasselbe? Ich verfolge zwar Pläne, schwöre Rache und erträume mir Gerechtigkeit. Aber die Wahrheit ist derzeit doch, dass ich ebenso an seinen Geschäften verdiene wie diese Arbeiter oder seine Botenjungen. Nur das ich vielleicht die Einzige bin, die ihn zur Strecke bringen will.
Riannon schüttelte den Kopf. Sie musste auf andere Gedanken kommen. Ihr ging so viel durch den Kopf, dass die Chance bestand, unaufmerksam zu sein. Im schlimmsten Falle würde Garn Wind davon bekommen, was seine Schreiberin vor hatte. Und das wäre ihr Ende.
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Wie gefangen starrte Chala auf das rote Pulver, welches sie vor sich auf dem hölzernen Tisch ausgebreitet hatte. Es wirkte sonderbar und exotisch, ein bisschen wie sie selbst vielleicht? Das schimmernde Glanz war völlig konträr zu dem eher matten Sumpfkraut und insbesondere die Wirkung schien völlig anders zu sein. Von dem einen Zug, den sie selbst genommen hatte, war nicht viel auszumachen, doch hatte sie nicht wie sonst reagiert. Allerdings war auch nur wenige Augenblicke später eine Gruppe Männer über sie hergefallen, weshalb sich kaum ein Vergleich ziehen ließ.
„Schon was rausgefunden?“, fragte Berthold von der Tür aus, da er im Inbegriff war, einigen Geschäften nachzugehen – Alfred war bereits vorgegangen.
„Nichts“, erwiderte die Aranisaani ein wenig entmutigt.
Das Verhältnis zwischen den Althoffs und ihr hatte sich mittlerweile verbessert und brachte so einige – Annehmlichkeiten mehr mit sich. Der freundliche Umgang war zwar nach wie vor ungewohnt, aber nicht unangenehm.
„Ich hör mich nochmal um. Irgendwo müssen die Drei ihre Ware ja herbekommen und Lukar wird sicher auch wissen wollen, was es damit auf sich hat. Schließlich stellen sie sich gegen uns.“
Vered nickte nur und kramte zum gefühlt hundertsten Mal den Zettel hervor, der an einer Ecke dunkel vom Blut war. Die Nachricht darauf kannte sie zwar schon längst auswendig, doch wollte sich ihr kein Nutzen daraus erschließen.
Meldet euch auf dem üblichen Wege, wenn ihr Nachschub braucht.
R.
Wer war R? Was war der übliche Weg? Und wie sollte sie jetzt, wo die drei Brüder nicht mehr sonderlich redselig waren, diese Dinge herausfinden?
Fragen über Fragen, die sich zu klären lohnten – oder? Selbst da war Chala sich nicht sicher, wusste sie doch lediglich, dass ein gewisser Lukar, der wohl mit den Althoffs in Kontakt stand und momentan in der Silberseeburg weilte, Konkurrenz im Sumpfkrautgeschäft nicht duldete. Es würde die Dunkelhäutige nicht wundern, wenn dieser Lukar ein Bekannter von Black war, der ebenfalls im Sinne des dunklen Bunds arbeitete.
Leider konnten ihr Alfred und Berthold auch nicht helfen. Sie meinten sogar noch nichts von dieser neuen Droge gewusst zu haben. Seltsam, wo sie doch mitten in diesen Geschäften steckten.
Eine Weile saß Vered noch grübelnd über dem roten Pulver ehe sie es einer Eingebung folgend zurück in den Beutel schob, und damit auf die Straße ging. Mal sehen, was für Reaktionen sie hervorrief, wenn sie damit begann, sich in die Geschäfte der Unterweltgrößen einzumischen.
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