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    Ehrengarde
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    Gath ist offline

    Am Hanfen, auf der Lanscha

    Arg viele Schiffe lagen nicht im Hafen, als sie heute Nachmittag endlich eingelaufen waren.
    Vom Gefühl her waren es weniger gewesen, als sie aufgebrochen waren, aber dafür sah der Hafen etwas besser aus. Nicht wirklich gut, denn ein paar verkohlte und halb zerstörte Gebäude konnte man noch an einigen Ecken sehen, aber bis sie dann einmal wirklich angelegt hatten und sie allesammt von Bord gegangen waren, war es dann auch schon dunkel gewesen.
    Denn erst einmal mussten sie warten, bis die Zöllner an Bord gewesen waren und sich die Ware beschaut hatten. Danach galt es noch zu gucken, wer denn wie wo in die Stadt einreisen durfte - fast alle, denn eigentlich waren sie alle Bürger des Myrtanischen Königreiches, auch wenn gute Teile der Besatzung Varanter waren.
    Gath hatte mit Kapitän Sabnada vereinbahrt, dass sie sich am nächsten Tag noch einmal treffen würden, denn im Gegensatz zum Kapitän kannte er die Stadt und konnte vielleicht helfen, die richtigen Händler zu finden, die ihnen die Waren abkaufen würden, die sie so dabei hatten.
    Außerdem durfte er dafür im Gegenzug seine Sachen - ein bisschen Werkzeug, den Brief und den Dolch, den er immer noch nicht richtig benutzen konnte - im Schiff zu lassen.
    So machte er sich auf den Weg zur Hafenkneipe, die er trotz der späten Stunde erstaunlich problemlos fand. Nun, eigentlich war es auch kein Wunder, so viel Zeit, wie er hier zugebracht hatte.
    Durch die Tür sah man trübes Licht, drinnen stank es wie üblich nach Bier, Rauch und verschwitzten Menschen - trotz der Eiseskälte Thorniaras, wenn man das mit Bakaresh verglich - und er erkannte auch so einige Gestalten wieder, die wohl Stammkunden waren. Und den Wirt, sodass er sich recht schnell in ein Zimmer zurückziehen konnte.

    Morgen würde er versuchen müssen, zum einen mit den Händlern auf dem Marktplatz zu verhandeln, zum anderen Lukar zu suchen. Er war wirklich gespannt, was sich hier in einem halben Jahr so getan hatte und ob er noch als Teil der Unterwelt akzeptiert war, oder nicht.
    Und es galt herauszufinden, ob irgendjemand etwas über den Verbleib von Dennik, Rekhyt, Luke und San wusste. Wenn nicht, würde er wohl versuchen müssen, zum Fort zu reisen um das selbst in Erfahrung zu bringen...
    Doch erst einmal galt es die vertraute Luft Thorniaras in sich aufzusaugen. Gemocht hatte der Bootsbauer dieses Stadt schon als er sie zum ersten Mal betreten hatte, aber irgendwie wirklich heimisch war er hier nie geworden. Vermutlich hatte sie einfach zu viele Stadtwachen.

  2. Beiträge anzeigen #42
    General Avatar von Yared
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Yared ist offline

    Lord Hagens Amtszimmer, Zitadelle von Thorniara

    Nachdenkliches Schweigen folgte den Ausführungen Sergeant Casts.
    Das waren schlimme Neuigkeiten und das in dem Moment, in welchem Hagen nach Vengard musste.
    Welches Ziel Hagen jedoch damit verfolgte, die Ritterin und den Kerkermeister zu ihnen zu bitten, dessen war sich Yared nicht sicher.
    Den Sergeant kannte Yared natürlich. Er war nicht unbedingt ein angenehmer, aber mit Sicherheit fähiger Zeitgenosse. Der Schiffshauptmann selbst hatte ihn erst vor einigen Monden Sir Hagen für eine der vakanten Offiziersstellen vorgeschlagen. Offenbar hatte der Unteroffizier den Erkundungsausflug dazu genutzt, sich ein paar neue Verletzungen zuzuziehen.
    Dame Ravenne kannte der Kapitän hingegen nur dem Namen nach. Sie hatte in der Zeit, als er in Thorniara Quartiermeister gewesen war, eine berittene Kompanie geführt. So war ihm ihr Name auf mehreren Beschaffungsanträgen und natürlich in den entsprechenden Musterrollen untergekommen. Dennoch erstaunte ihre Erscheinung ihn, als er ihr nun leibhaftig gegenüberstand. Ihr weicher, dunkler Teint ließ auf eine ähnliche Abkunft wie seine eigene schließen - Varant oder Südmyrtana. Ihre Züge waren erkennbar die einer Kriegerin, dennoch dafür ungewöhnlich sanft und fein, ihre Augen dunkel, tief und ernst - trotz ihres wohl noch recht jungen Alters angefüllt mit Klugheit und Lebenserfahrung, aber auch Mitgefühl. Eine beeindruckende Frau. Aber offensichtlich sehr schweigsam.
    Ob Hagen von den Ergebnissen des Späheinsatzes gewusst hatte? Was auch immer es war, was ihn dazu bewegt hatte, die beiden hereinzulassen, es musste mit seiner baldigen Abreise zu tun haben.
    Dass Jun nun sofort einen Beliartempel vermutete, darauf hätte man Wetten abschließen können. Bors hatte Yared vom eigentlichen Ziel des gortharischen Paladins und seiner Mitstreiter auf Argaan mehr als einmal erzählt. Das Anliegen war mehr als berechtigt und aller Ehren wert. Allerdings bezweifelte Yared, ob dem was Redlef berichtet hatte, dass die Hinweise für den königlichen Hof in Vengard ausreichend für eine Generalmobilmachung waren.
    Interessanter waren da Hagens Ansätze. Als ehemaliger Angehöriger des myrtanischen Pionierkorps und ausgebildeter Sappeur waren Tunnel schließlich auch eines von Yareds zahlreichen Erfahrungsgebieten.
    Gerade wollte er sich mit seiner Expertise einmischen. Als Dame Ravenne behände etwas auf eine Schiefertafel schrieb und diese Lord Hagen übergab.
    Verblüfft beobachtete der Kapitän den Vorgang. Hagen schien sich nicht im Geringsten über das seltsame Verhalten zu wundern.
    Dann jedoch erinnerte sich Yared an eine Anekdote über ein Mädchen in Varant, die ihm Arvideon vor einiger Zeit erzählt hatte. Das Mädchen war stumm gewesen hatte mithilfe einer ebensolchen Tafel kommuniziert.
    Sein Verdacht wurde bestätigt, als Hagen die Tafel an Redlef weiterreichte.
    "Sergeant Cast, verlest, was Dame Ravenne uns mitteilt, damit wir die Tafel nicht ständig herumreichen müssen."
    Geändert von Yared (02.03.2016 um 19:37 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #43
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Auf die Worte Yareds nickte Red bloß und warf Ravenne einen kurzen Blick zu. Die Situation war für sie sicherlich unangenehm. Es war ein körperlichen Leiden, dass sie nicht sprechen, oder gar Geräusche hervorbringen ließ. Doch die Wortwahl des Kapitäns klang ein wenig schroff, sodass sich Ravenne nun sicherlich vorgeführt vorkam. Doch was störte ihn genau? Die umständliche Art der Kommunikation, wie sie Red früher auch gestört hatte oder lag es vielmehr daran, dass sie ein Weib war und es wagte die Herren mit ihrer Umständlichkeit zu behindern? Auch das hatte er zu Anfang ihrer Reise noch so gesehen.
    Um die Situation für Ravenne nicht noch unangenehmer zu gestalten, sah er zur Ihr herüber und fragte, »Darf ich?« Sie nickte und Red begann zügig zu lesen.
    Die Dame hatte wieder recht viel zu Schiefer gebracht und die Worte waren klein und eng geschrieben. Doch daran hatte er sich inzwischen gewöhnt.
    Nachdem er geendet hatte, gab er die Tafel mit einem leisen »Danke« an die Ritterin zurück und wandte sich dann wieder der Gesellschaft zu.
    »Ravennes Antwort habe ich nur hinzuzufügen, dass wir uns dort nur kurze Zeit und bei schlechtem Licht aufgehalten haben. Auch haben wir nur die erste von mehreren Kammern untersuchen können. Von diesem Raum, gingen mehrere Gänge ab, die wir nicht weiter in Augenschein genommen haben. Auch bin ich kein Experte auf dem Gebiet des Beliar-Okkultismus‘. Solltet Ihr also Männer, Material und Interesse habt, weitere Nachforschungen anzustellen, so kann ich detailliertes Kartenmaterial zur Verfügung stellen. Dort ist eingezeichnet, wo genau dieser Eingang zu finden ist. Solange das Wetter kalt und feucht bleibt, werden diese Geschuppten sich nicht aus ihren Höhlen trauen, doch da sie durch unser Eindringen höchstwahrscheinlich alarmiert sind werdet Ihr Eure liebe Müh‘ mit ihnen innerhalb der Stollen haben.« Sagte er zu dem Paladin, der die Fragen nach dem Tempel gestellt hatte. Dann blickte er wieder Hagen an. »Die Kammer, in der wir uns befanden ist im Vergleich zu der darunter liegenden Höhle winzig. Sie zum Einsturz zu bringen, wird sicherlich große Teile der Brut vernichten, kann jedoch keine abschließende Lösung dieses Problems sein.« Dem war von ihm aus nichts mehr hinzuzufügen. Mit dem Schwert hatte er sich bisher nicht beschäftigt, nicht einmal gesehen, wo und wann Ravenne es aufgelesen hatte.
    Nur eines musste noch geklärt werden. »Was ist mit den gesammelten Aufzeichnungen und dem Artefakt? Ist es den Herren recht, wenn diese zur Untersuchung in den Tempel zu den Magiern gebracht werden oder gibt es wen Besonderen, der all dies erhalten soll?«
    Reds Blick wanderte von Herrn Hagen zu dem Paladin Jun. Letzterer schien am interessiertesten an der ganzen Geschichte. Vielleicht geschah dann endlich einmal etwas! Viel zu lange schon wurde ein effektives Vorgehen gegen diese Bedrohung von denn Alltäglichkeiten wie Hunger, Unruhe und Furcht innerhalb der Stadt gelähmt. Hinzu kamen beunruhigende Gerüchte von mehr Sumpfkraut auf den Straßen und auch einem Mann, der als rotgesichtiger Priester Irrlehren in dunklen Kellern verbreitete und gegen die Herrschaft Innos und seines Ordens hetzte. Doch das war alles noch nicht spruchreif und eigentlich auch ehr die Arbeit der Wache. Damit wollte er die Schultern der Herren nicht auch noch belasten.

  4. Beiträge anzeigen #44
    General Avatar von Yared
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    Lord Hagens Amtszimmer, Zitadelle von Thorniara

    Yared verzog keine Miene, als er beobachtete wie zögerlich und mit welchem Gestus Redlef seinem Befehl nachkam. Hatte der Kerkermeister Angst um die zarten Gefühle von Dame Ravenne? Der Kapitän hielt sie für gefestigt genug, sich nicht von ein bisschen militärischer Ruppigkeit, in die er manchmal verfiel, beeindrucken zu lassen. Immerhin war sie eine Ritterin des Ordens, egal ob stumm oder nicht. Yared respektierte sie, aber er würde deswegen noch lange nicht in übertrieben Freundlichkeit verfallen. Das war nicht seine Art. Aber darüber lohnte es jetzt auch nicht sich wirklich Gedanken zu machen. Anderes stand gerade an.
    Wie Ravenne es schilderte, ergab es schon ein realistischeres Bild. Die gefundene Kavernenanlage war wohl viel mehr eine Echsenbrutstätte, als die Vorkammer zum südlichen Beliartempel. Das war irgendwie beruhigend, aber relativierte das Problem, das die Echsen selbst darstellten, natürlich nicht.
    "Habt Dank für Eure Erläuterungen, Dame Ravenne.", sagte Yared mit einem aufmunternden Nicken, bevor er sich Redlefs Anfrage widmete, "Ich denke, dass die Fundstücke wohl am Besten hier in die Zitadelle verbracht werden."
    Der Kapitän warf Jun und dann Hagen einen Blick zu.
    "Die Gelehrten können sich hier ungestörter mit den Funden beschäftigen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass auch Sir Jun die Funde eingehend untersuchen will und vielleicht sogar Ihre Eminenz?"
    "Das ist sicher ein guter Vorschlag, Yared.", stimmte Hagen zu. Auch Jun nickte. Dann wandte sich der Provinzial Dame Ravenne zu: "Auch das Schwert sollte jemand begutachten. Dame Ravenne, es wird das sinnvollste sein, wenn Ihr es Ihrer Eminenz vorlegt. Sie wird sicher feststellen können, ob es sich um eine geweihte Waffe oder gar um eine Reliquie von noch größerem Wert handelt. Wenn Ihr die Nutzbarkeit der Waffe erproben wollt, geht Euch sicher gerne einer der anderen herausragenden Schwertmeister des Ordens zur Hand."
    Diesmal wanderte Hagens Blick kurz zu Jun.
    "Ich denke damit ist das Thema vorerst abgeschlossen. Widmen wir uns also jetzt dem eigentlichen Grund, warum ich sie, Dame Ravenne und Feldwebel Cast, hinzugebeten habe."
    Der Heermeister umrundete seinen schweren Schreibtisch und nahm eines der darauf liegenden Schriftstücke zur Hand. Es war eine mehrfach besiegelte Urkunde, wie der Korsar erkannte. Hagen überreichte sie an Dame Ravenne.
    "Als Provinzial der Südlichen Inseln setze ich Euch, Dame Ravenne, wieder in Euren militärischen Rang als Hauptmann im Dienste von Kirche, Orden und Krone ein und bestalle Euch im Namen Ihrer Eminenz Françoise, der Obersten Priesterin und Vertreterin Innos' mit dem Kommando über eine Kompanie des argaan'schen Ordenregiment."
    Dann richtete Hagen seine Aufmerksamkeit auf Redlef.
    "Sergeant Cast, wir haben derzeit einige unbesetzte Offiziersstellen und Sir Yared hat mir Eure Dienste in dieser Sache anempfohlen. Die Offizierstellen im argaan'schen Regiment sind jedoch laut Dekret des Königs Ordensmitgliedern vorbehalten. Vorausgesetzt Ihr würdet in den Orden eintreten, würde ich Euch zum Leutnant ernennen und kommissarisch als Hauptmann im Ordensregiment bestallen. Wäret Ihr denn bereit Euch durch Gelübde an den Orden und den Dienst für Innos zu binden? Wenn Ihr Bedenkzeit braucht, bin ich natürlich bereit sie Euch zu gewähren."

  5. Beiträge anzeigen #45
    Waldläufer Avatar von Hierodius Lex
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Hierodius Lex ist offline

    Der Kerker

    Dieses Mal musste Hierodius Lex die nächtliche Schicht im Kerker von Thorniara übernehmen. Pons gab ihm in den letzten Tagen oft genug die Gelegenheit, den Umgang mit dem Schwert zu trainieren. Es lag nun an dem breitgebauten Soldaten, sich dafür angemessen zu revanchieren.

    Der Kerker war im Vergleich zu den Anlagen im Fürstentum Ordanai deutlich komfortabler. Zwar mussten die Häftlinge auf jedwede Errungenschaft der Zivilisation verzichten. Anders als im Fürstentum wurden die Gefangenen aber nur in Ausnahmefällen angekettet. Es schien die Kirche Innos' zu sein, die die Haftbedingungen festlegte. Denn Folterungen hatte Hierodius Lex seit seiner Tätigkeit im Kerker nicht mitbekommen.

    In den Kerkeranlagen des Fürstentums Ordanai suchten die Wächter geradezu nach einem Grund, die Häftlinge zu foltern. So verging kein Tag, an dem nicht die Schreie von denen zu hören waren, die lieber tot als lebendig sein wollten. Noch immer lief dem brautgebauten Soldaten ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn er an diese Zeit zurückdachte.

  6. Beiträge anzeigen #46
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Handwerksviertel - Weberhütte

    "Wer zum Henker soll das denn alles essen? Das ist doch pure Verschwendung!"
    "Achte auf deine Ausdrucksweise, Fräulein! Und das, was wir nicht schaffen, spenden wir der Armenspeisung."
    "Ja klar, die Armenspeisung. Als ob die verbrannte Eier haben wollen. Ganz davon abgesehen, dass ich keine Eier mehr sehen kann - und der Gestank, wenn du sie verbrennst, ist auch nicht auszuhalten..."
    "Still jetzt, ich muss mich konzentrieren!"

    Johanna blies empört die Backen auf und wollte zunächst etwas erwidern, wandte sich dann aber mit einer wegwerfenden Geste ab und zog sich hinter die Trennwand in ihren Teil der Hütte zurück. Vicktar indes machte sich an einem weiteren Ei zu schaffen, das die drei Dutzend für diesen Tag wohl voll machte. Er musste zugeben, dass seine Idee mit der Armenspeisung eine eher fadenscheinige Ausrede war, musste er doch jedes Ei öffnen, um zu prüfen, wie weit es gekocht hatte, und war bislang doch nur eine erschreckend kleine Minderheit davon noch essbar gewesen.
    Die Aufgabe der obersten Feuermagierin, den Zauber der Flammenhand durch das direkte Kochen von Eiern in der Hand zu üben, war ein Auftrag, der ihn doch nahe an die Verzweiflung führte. Dennoch ließ er sich nicht entmutigen und machte Tag um Tag damit weiter. Die Händler auf dem Marktplatz feilschten mit ihm mittlerweile aufgrund der hohen täglichen Nachfrage bereits aufs Aggressivste um die Preise der Eier, sodass der Primus bereits damit begonnen hatte, Adlaten darum zu bitten, ihm einige Exemplare zu kaufen, um nicht mehr allzu sehr aufzufallen. Langsam aber machte der alte Mann tatsächlich Fortschritte.

    "Verzähl dich nicht, Graufuchs!", kam der höhnische Ruf Johannas hinter der Trennwand hervor. Das Mädchen wurde zusehends frecher. Es war ein schwieriges Alter, in dem sie gerade steckte, und auf Gehorsam lag derzeit definitiv nicht ihr oberstes Augenmerk.
    Tatsächlich war es allerdings nicht gerade einfach, sich auf die Kontrolle der Hitze in seiner Hand zu konzentrieren und gleichzeitig zu zählen - schließlich entschied auch die Garzeit darüber, wie weich ein Ei am Ende gekocht war. Ja, mittlerweile gelang es ihm tatsächlich, die ganze Hand zu erhitzen und dabei die Kontrolle zu behalten - mit etwas Übung war ihm dies nicht wirklich schwerer gefallen als die ersten holprigen Anfänge mit den Fingerspitzen. In der Tat gelang es ihm bereits so gut, die Hitze in seiner Hand zu erzeugen, dass einige seiner Versuche damit geendet hatten, dass die Eier in der Schale bis zur Schwärze geschwelt hatten. Allerdings würde die Herrin mit diesem Ergebnis eher weniger zufrieden sein, und tatsächlich - der Geruch eines verbrannten Eis war bestialisch. Mittlerweile jedoch gelang es Vicktar jedoch recht gut, seine Kraft so zu dosieren, dass das Innere des Eis langsam in der Schale garte. Bislang jedoch hatten seine besten Versuche mit hart gekochten Eiern geendet, und die Hitze in der Hand konstant zu halten, fiel auf Dauer auch alles andere als leicht.
    "Uuund... vorbei! Wollen wir doch mal sehen, was wir... AU!"
    Mit einem leisen Knacken fiel das Ei zu Boden und offenbarte ein etwas zu weiches Ei. Ein paar Momente länger, und es wäre wohl perfekt gewesen.
    "Hast du es mal wieder ohne nachzudenken in die andere Hand genommen?", tönte das Mädchen gelangweilt. Es dauerte einen Moment, bis Vicktar gequält antwortete.
    "...Ja."
    Nun brauchte er aber dringend etwas Wasser zur Kühlung.

  7. Beiträge anzeigen #47
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Eine Offiziersstelle? Die Beförderung zum Leutnant? Sollte er tatsächlich die Chance bekommen wieder Karriere zu machen? Sollte sein langverdienter Wunsch doch noch in Erfüllung gehen können? Konnte er sich seine Sporen verdienen?
    Doch dafür müsste er sein Erbe aufgeben. Es war Voraussetzung in den Orden einzutreten. In den Orden, gegen den er in der Wildnis noch so sehr gewetterte hatte? Am Ende musste er sich jedoch eine Frage stellen. Wollte er weiter dagegen wettern oder wollte er etwas verändern. Es war doch so, dass sich nichts veränderte, wenn man nicht selbst etwas dazu beitrug. Doch war es das wert?
    War es der Orden wert alles andere dafür zu opfern? Es entstand eine unangenehme Stille. Hagen sah ihn weiter an. Letztendlich entschied sich Red aus dem Bauch heraus. Er hatte einen jüngeren, gesunden Bruder und eigentlich auch nichts mehr zu verlieren. Er hatte vor langer Zeit einen Entschluss gefasst. Es war die Entscheidung seine Familie zu verlassen und hier her zu kommen. Jetzt musste er endlich nur den nächsten nötigen Schritt gehen.
    Entschlossen sah er Hagen in die Augen.
    »Habt dank, doch ich benötige keine Bedenkzeit. Ich habe meinen Entschluss gefasst. Ich möchte in den Orden eintreten, meine Schwüre leisten und meine Pflicht an Innos und den Menschen erfüllen. Gerne Nehme ich Euer Angebot an! Es ist mir eine Ehre, dass Ihr es mir unterbreitete habet und dieses Vertrauen in mich setzt.« Der letzte Teil des Satzes galt nicht nur Hagen sondern ebenso Kapitän Yared, von der er nicht gewusst hatte, dass er ihn empfohlen hatte. Womit kam denn das?
    Er nickte ihm zu und sah dann zu Ravenne herüber, der er ein kurzes Lächeln schenkte.
    Auch wenn bei ihr genau wie bei ihm der Verdacht bestand, diese Stelle nur angeboten bekommen zu haben, da einfach nicht genügend fähige Leute zur Hand waren. Nun griffen sie auf sie zurück. Doch Redlef störte das nicht. Sie gaben ihm eine Chance und nichts weiter hatte er gewollt. Nun konnte er die Ehre seiner Familie wieder herstellen.
    Es wurden ein paar Worte gewechselt. Redlef erwiderte sie freundlich aber automatisch. Etikette und militärische Umgangsformen waren ihm geläufig und schützen ihn vor Patzern. Im Geiste beschäftigten ihn jedoch schon jetzt die Pläne für die Zukunft. Mit einem Mal eröffneten sich so viele Möglichkeiten. Er war voller Eifer endlich loslegen zu können. Durch seine Arbeit im Kerker wusste er wo es haperte und wo durch gezieltes Eingreifen etwas bewirkt werden konnte.
    Abschließend gab es einen kräftigen Händedruck, um die Sache zu besiegeln.
    »Die Sachen bringe ich dann zu Euer Verfügung sofort, anschließend zu diesem Gespräch, hier her.« Red zog sich zurück und wartete ab. Wann es wohl konkret werden würde? Wie lange dauerte es, bis er die neue Arbeit beginnen konnte?

  8. Beiträge anzeigen #48
    Schwertmeister Avatar von Snydex
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    Langsamen, ruhigen Schrittes durchquerte er die Tore der Stadt. Die Wachen am Tor überprüften den Novizen nur kurz, an seiner Kleidung konnte sie vermuten, wer er war. Vorsichtig waren sie dennoch allemal.

    Ein leises Seufzen entglitt ihm, als er nach Tagen den Trümmerhaufen genannt Thorniara erblickte. Es war so schrecklich anzusehen, wie langsam die Arbeiten vorran gingen. Er musste helfen, egal wie, eine Idee hatte Snydex jedenfalls schon. Zum Pausieren war keine Zeit, er machte sich auf direktem Wege zu dem Schmied, der ihm sein Schwert geschmiedet hatte. Dieser war wie immer auf seine gewohnt lässige Art dabei, in aller Seelenruhe eine Klinge zu schärfen.

    "Schmied", erhob er das Wort. "Vorab möchte ich nochmals deine ordentliche Arbeit bei meinem Schwert und meinen Dank dafür zum Ausdruck bringen, auch wenn ich nicht weiß, wie du das bei deiner Arbeitsmoral anstellst." Die letzten Worte waren mehr genuschelt, sodass er diese wohl kaum verstehen konnte. "Du fragst dich sicher, warum ich dich erneut aufsuche. Die Erklärung ist einfach. Ich möchte dein Handwerk erlernen."

    Der Schmied, der gerade noch Verträumt am Klingen schärfen war, richtete seine Aufmerksamkeit nun auf den Novizen.

    "Sach ma, warum sollt' ich das denn machen? Warum will ein Novize n' Schwert schmieden können? Solltest du nich' lieber Beten oder sowas?"

    Snydex rollte mit den Augen. "Ist das nicht offentlich? Bei meinem letzten Besuch hast du gejammert, das du mit den ganzen Aufträgen nicht hinterher kommst. Ich wäre eine Unterstützung für dich. Und keine Sorge, ich verlange keine Bezahlung. Ich möchte nur helfen, die Bürger und Soldaten unterstützen. Sämtliche Verdienste kannst du behalten."

    Und plötzlich wurde der Schmied hellhörig, seine Augen begannen zu funkeln. Eine Gratis Arbeitskraft schien ihm zu gefallen.

    "Ja, ja das klingt gut. Komm' morgen wieder, dann fang'n wir an. Bei Sonnenaufgang hier."

    "So soll es sein", erwiderte der Novize trocken. Der Mann war seltsam, doch eine gute Möglichkeit anderen zu helfen und dabei noch etwas zu lernen.

    Am nächsten Tag würde er wiederkommen, doch fürs Erste freute er sich auf sein warmes, nicht all zu bequemes, Bett.

  9. Beiträge anzeigen #49
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Handwerksviertel - Weberhütte

    Strahlend empfing der alte Novize seine Ziehtochter, als sie die Weberhütte betrat, und hielt ihr ein rundes, weißes Etwas unter die Nase.
    "Weich gekochtes Ei gefällig?"
    Johanna zögerte einen Moment, hatte er sie doch gerade aus ihren Gedanken gerissen und war sie doch nur auf dem Sprung, hatte Besorgungen für Meister Vestos zu erledigen. Doch als die Botschaft bis in ihren Verstand vorgedrungen war, erhellte sich ihre Miene und schließlich strahlte sie voller Begeisterung.
    "Du hast es geschafft?"
    "Ich habe es geschafft", bestätigte Vicktar triumphierend.
    "Das heißt: keine verbrannten Eier mehr?"
    Etwas missgestimmt verzog der Primus das Gesicht, hatte er doch mit etwas mehr Begeisterung für seine Leistung und nicht über das Ende des Eier-Martyriums gerechnet, nickte aber schließlich.
    "Keine verbrannten Eier mehr. Versprochen."

    Johanna blickte ihn forschend an.
    "Und was machst du jetzt mit dem Rest an rohen Eiern da hinten?"
    "Ich werde noch ein paar kochen, um meine Konstanz zu festigen, und dann... möchtest du nicht ein Pausen-Ei mitnehmen?"
    "Bah!", ächzte das Mädchen und trat mit abwehrender Geste an Vicktar vorbei.
    "Bleib mir bitte für ein, zwei Wochen mit Eiern gestohlen, ja?"
    Schulterzuckend ließ der Alte das Ei in einer seiner tiefen Taschen verschwinden.
    "Meinst du, ich sollte mich daran versuchen, mehr Hitze zu erzeugen, bevor ich wieder zur Herrin gehe? Zweifelsohne wird das meine nächste Aufgabe sein müssen."
    Johanna wühlte in ihrer Habe hinter der Trennwand herum und kehrte schließlich mit einem Schriftstück zum Eingang der Hütte zurück.
    "Mach nur! Aber pass auf, dass du es nicht übertreibst!", entgegnete sie und klopfte dem Novizen mit den Pergamenten gegen die Brust, bevor sie sich abwandte und ohne zurück zu blicken winkend davon schlenderte.
    "Bis heute Abend - und keine Eier zum Abendbrot! Ich koche auch, wenn du magst."

  10. Beiträge anzeigen #50
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Handwerksviertel - schmale Gasse

    Komm schon, ein klein wenig noch!
    Hätte ein Unbeteiligter den alten Mann in seiner Novizenrobe dort in der schmalen Gasse im Handwerksviertel stehen sehen, den Kopf über seine geschlossene Faust gebeugt und diese konzentriert anstarrend, er hätte den Primus für verrückt halten können. Auf einen genaueren Blick hin wäre aber auch einem unbeteiligten Beobachter ein ungewöhnliches Detail aufgefallen: die Hand des Mannes glühte! Nur leicht, aber sie glühte. Und im Inneren dieser geschlossenen Faust? Dort befand sich ein gewöhnlicher Nagel aus Eisen, der mindestens genauso sehr, wenn nicht noch stärker glühte als die Hand Vicktars.
    Mit aller Kraft versuchte der Alte, den Nagel so weit zu erhitzen, dass der schmolz. Ein utopischer Gedanke, denn wenngleich er keine konkrete Vorstellung davon hatte, bei welcher Temperatur Eisen sich verflüssigte, so wusste er doch, dass es in den Räumlichkeiten eines Zeugschmieds unheimlich heiß brennende Feuer gab - und die dienten nicht zur Schmelze, sondern zum Aufweichen des Metalls.

    So konnte er sich auch anstrengen, so sehr er wollte - der Nagel blieb fest. Nun, das stimmte nicht ganz: denn als Vicktar es schließlich aufgab und die Hand öffnete, stellte er fest, dass er den doch recht robust gestalteten Zimmermannsnagel mit den Fingern seiner magisch beeinflussten Hand problemlos verbiegen konnte. Ob dies nun schon eine Hitze wie im Inneren eines Schmiedeofens war? Vermutlich nicht, denn solch ein Nagel war keine allzu stabile Konstruktion, wenn es um Verbiegen ging.
    Der Primus war mit seinem Versuch zufrieden, den er sicherheitshalber außerhalb des Hauses unternommen hatte, um nicht ungewollt seine Hütte in Brand zu stecken, und entschloss sich, nach einer kurzen Stärkung eines der über gebliebenen rohen Eier zu schnappen und zu Herrin Françoise aufzubrechen.

  11. Beiträge anzeigen #51
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Zitadelle - Kammer der obersten Feuermagierin

    Beschwingt und zufrieden ob der Fortschritte der letzten Tage - und auch ob der Tatsache, dass das Eierkochen nun vorerst ein Ende hatte - erklomm der Primus die Stufen der Zitadelle und schritt durch die Gänge in Richtung des Zimmers der Herrin Françoise, während seine in der Tasche seiner Novizenrobe verborgene Hand ein rohes Ei umschloss. Das Üben hatte definitiv Wirkung gezeigt - nicht nur, dass Vicktar durch seine Versuche, ein Ei in der bloßen Hand mit Hilfe des Flammenhand-Zaubers weich zu kochen, mehr Feingefühl für die Kontrolle von Hitzegrad und -verteilung in seiner Hand gewonnen hatte, die Hitze, die er mit Hilfe des Zaubers erreichen konnte, war auch um ein gutes Maß angestiegen. Mittlerweile bereitete ihm die Abschirmung der gebündelten magischen Energie keine Probleme mehr, sodass er es recht gefahrlos wagen konnte, auch höhere Temperaturen zu erzeugen, und er war sich sicher, dass er den Hitzegrad mit etwas Übung nah an der Grenze des derzeit Machbaren sogar noch weiter erhöhen konnte.

    Schließlich erreichte er die Tür der obersten Feuermagierin, klopfte an und trat auf ein Zeichen von innen hin ein.
    "Innos zum Gruße, hohe Herrin. Ich dachte mir, ihr könntet bei all der harten Arbeit eine kleine Stärkung gebrauchen. Wie wäre es mit einem frisch gekochten, weichen Ei?"
    Der Alte zog das rohe Ei hervor, hielt es triumphal in die Höhe und sammelte mit einem Lächeln die Magie in seiner Hand, die sich schnell auf den durch viele Versuche als günstig erwiesenen Grad erhitzte. Nun durfte er sich nur nicht verzählen, dann würde die Herrin ein perfektes, weich gekochtes Ei erhalten.

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    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Françoise ist offline
    Als Vicktar das Ei in die Höhe hielt als sei es ein sagenumwobener Schatz, musste Françoise lächeln. Keinesfalls würde der Primus so ein Aufhebens darum machen, wenn nicht wirklich viel Arbeit und vor allem Nerven darin steckten. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie viele Eier für diese Aufgabe hatten herhalten müssen. Und im Nachhinein machte sich die oberste Feuermagierin Vorwürfe, denn Essen sollten sie nicht für Nichtigkeiten verschwenden. Jetzt war es zu spät für Reue. Was geschehen war, ließ sich nicht ändern und so blieb nur zu hoffen, dass Vicktar auch wirklich etwas gelernt hatte.
    Françoise lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und beobachtete die Vorführung des Novizen. Beinahe konnte sie in seinem Gesicht ablesen, wie er die Sekunden zählte. Zeit war ein entscheidendes Element beim Eierkochen. Sich gleichzeitig auf das Wirken der Flammenhand zu konzentrieren war für einen Anfänger eine wirklich gute Leistung.
    Und dann war es endlich soweit. Der Moment der Wahrheit. Der Novize reichte der Priesterin das Ei. Die Schale fühlte sich heiß auf ihrer Hand an. Vielleicht schon zu heiß? Unter den neugierigen Augen Vicktars nahm Françoise einen kleinen Löffel und schlug vorsichtig die Eierschale auf. Auf den ersten Blick nicht schlecht.
    Feucht glänzend und nicht zu weich war das Eiweiß darunter. Der Löffel schnitt hindurch und die Priesterin hob ab. Ein orangefarbener Schatz kam zum Vorschein. Nicht zu fest und nicht zu flüssig. Françoise probierte den ersten Löffel, dann einen zweiten und aß schließlich das ganze Ei.
    »Mhh... Das ist ein leckeres Ei!«, sagte die Priesterin schließlich. »Fast wie die des großen Kahunavogels. Sehr gut, Vicktar. Es benötigt viel Geduld und Übung, um so präzise mit einem Zauber umgehen zu können. Ich denke, du hast das Prinzip der Flammenhand ausreichend verstanden. Natürlich könnte ich dich jetzt noch stundenlang verschiedene Metalle schmelzen oder Muster in irgendwelche Hölzer schneiden lassen. Doch das würde dich nicht weiter bringen. Alles weiter kommt mit der Erfahrung.«
    Die Priesterin stand auf und ging hinüber zum Tisch, wo sie Löffel und die leere Eierschale auf einen Teller legte. Dann drehte sie wieder sich zu Vicktar.
    »Statt dessen gehe ich gleich zum nächsten Zauberspruch über, also dem Kugelblitz. Und ich gehe davon aus, dass er für dich schon eher eine Herausforderung darstellen wird, weil du noch keinen einzigen offensiven Zauber beherrschst.« In Wahrheit war das noch eine Untertreibung.
    Sie nahm den Zauberstab von der Seite ihres Thronsessels und deutete dem Primus an, ihr zu folgen. Zusammen verließen sie das Arbeitszimmer der obersten Feuermagierin und liefen durch die langen Gänge der Zitadelle. Unterwegs kamen sie an allerhand Bediensteten und Wachen vorbei.
    Seit Françoise mit Hagen gesprochen und ihm von Ferox' Rücktritt berichtet hatte, nahm sie die Anwesenheit der Paladine und Ritter in der Zitadelle viel bewusster wahr. Das gleiche galt für die Plattenrüstungen, die zur Zierde entlang der Flure aufgestellt waren. Sonst hatte Françoise keinen Gedanken daran verschwendet, doch jetzt waren sie wie eine stete Erinnerung daran, dass Ferox fort war. Natürlich ließ sich darüber argumentieren, dass er schon lange kein Führer mehr für den Paladinorden gewesen war und die Streiter sich inzwischen an anderen Vorbildern orientierten. Fakt war aber auch, dass die Nachricht über seinen Rücktritt Wellen im gesamten Orden schlagen würde. Einfacher wäre es gewesen, hätte der Paladinlord sein Ende in einer Schlacht gefunden. Er wäre als Held und Märtyrer in die Chronik des Ordens eingegangen.
    Jetzt war aber nicht der Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen. Im Augenblick war es wichtiger, Vicktar beizubringen, sich nicht selbst in die Luft zu jagen. Oder sich alternativ selbst zu elektrifizieren.
    »Um eines gleich klarzustellen: der Kugelblitz ist ein sehr gefährlicher Zauberspruch. Für dich selbst und alle um dich herum. Der Kontrollverlust, den du bei der Flammenhand erfahren hast, ist verglichen damit eine Kleinigkeit.«
    Kurze Zeit später erreichten sie das Haupttor und verließen die Zitadelle in Richtung der großen Arena. Für diese Art von Unterricht war das genau der richtige Ort.
    »Am besten erklär ich es dir anhand eines Vergleichs. Die meisten Menschen halten unsere Feuermagie für besonders verheerend. Was sie auch ist. Keine Frage. Sobald etwas in Flammen steht, verzehrt das Feuer alles. Doch sobald Wasser ins Spiel kommt, in welcher Form auch immer, wird es schwierig.«
    Grundsätzlich zog Françoise friedliche Lösungen vor, doch machte sie sich keine Illusionen, gegen was solche Zaubersprüche wie der Feuerball oder der Kugelblitz hauptsächlich Verwendung fänden.
    »Falls du schon einmal die Verbrennung eines Leichnams ansehen musstest, wirst du wissen, worauf ich hinaus möchte. Menschen, Tiere, Orks, Echsenmenschen, sie alle tragen große Mengen Wasser im Körper. Es ist nötig zum Überleben. Und obwohl ein Feuerball immer noch tödlich sein kann, besteht durchaus eine Chance, es lebend zu überstehen. Du wirst unter unseren Soldaten so manchen finden, der von Brandwunden übersät ist, als ob er durch einen Feuerregen gelaufen wäre. Und trotzdem lebt er. Nun der Vergleich zu unserer Blitzmagie. Im Gegensatz zum Feuer schwächt das Wasser sie nicht; sie verbreitet sich sogar noch viel stärker dadurch. Deshalb dieses Aufhebens meinerseits. Wenn dir ein Feuerzauber misslingt, wirst du dich daran verbrennen. Misslingt dir ein Blitzzauber, könnte er dich töten.«
    Schließlich erreichten die oberste Feuermagierin und der Primus die große Arena im Osten der Stadt. Außer ihnen war niemand anwesend, was der Priesterin sehr gelegen kam.
    »Ein Blitz ist immer schneller als du und du würdest am Boden liegen, noch bevor du dir bewusst bist, einen Fehler gemacht zu haben. Werd also nicht übermütig, Vicktar.«
    Mit diesen Worten erschuf die Priesterin eine bläuliche Lichtkugel über ihrer ausgestreckten Hand. Ein leises Knistern ging von ihr aus und eine Vielzahl kleiner Blitze zuckte über ihre Oberfläche.
    »Beobachte wie die kleinen Blitze meine Finger und meine Handfläche immer wieder streifen. Ich spüre es wie tausend kleine Nadelstiche. Besonders zu Beginn wird es schmerzhaft sein. Du darfst dich davon nicht irritieren lassen. Niemals. Wenn du das zulässt, läufst du Gefahr, dass die gesamte Magie auf dich zurückschlägt. Die erste Übung wird jetzt deshalb sein, dich mit dem Blitzelement vertraut zu machen. Es ist kalt, wild und vor allem schnell. Wenn du merkst, du verlierst die Kontrolle, oder es auch nur befürchtest, schleuder den Zauber fort. Abstand bedeutet in diesem Fall Sicherheit.«
    Der Kugelblitz in Françoises Hand verschwand im Nichts.
    »Bitte, fang an.«, sagte die oberste Feuermagierin und behielt Vicktar genau im Auge.

  13. Beiträge anzeigen #53
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    Riannon ist offline

    Thorniarer Umland

    Riannon wandelte wieder auf den Wegen der Myrtaner. Zwar war ihr noch keiner an diesem Tage über den Weg gelaufen, doch machte die ganze Umgebung schon einen wesentlich ordentlicheren, gepflegteren Eindruck. Die Bauern des Thorniarer Landes kümmerten sich darum. Umgestürzte Bäume auf den Wegen, Schlaglöcher, in denen ein ausgewachsener Mann verschwinden könnte; all das behinderte den Handel und somit den Lebensunterhalt der Landwirte. Ein wirklich kämpferischer, harter Menschenschlag, wenn sie selbst in den Tagen der Echsenmenschen und Drachen ihr Feld bestellten und der Erde ihre Früchte abrangen. Natürlich sah Ria, dass die Höfe oftmals eine gewisse Wachmannschaft hatten. Mal 'private Soldaten', die jedoch eher die Bezeichnung Söldner verdienten, mal Angehörige der Ordensgarde, Soldaten im Dienste der Kirche und der Krone. Egal ob für Gold oder aus Pflichtgefühl: Man verteidigte die Bauern mit ganzer Kraft. Das war logisch. Es war kein Feind, der mehr Gold besaß. Ebenso wenig einer, der einen überzeugenderen Glauben hatte. Den Echsen ging es schlicht und ergreifend um die Vernichtung der Menschheit. Dagegen kämpften Söldner, Ritter und Bauern. Jung und alt, Mann und Frau. Für den Erhalt der Menschheit und gegen die Ausgeburten der Dunkelheit.

    "Dafür lohnt es sich zu kämpfen, finde ich", sprach Riannon sich selbst zu. "Gegen den Untergang. Löblich, finde ich. Sollte man mich im Orden nicht haben wollen, werde ich eben das Schwert ergreifen und für die Menschheit kämpfen."

    Die Frau blieb stehen und blickte zum Gipfel des Berges hin. Weißauge. Dort lauerte angeblich der gleichnamige, einäugige Drache. Was wäre das für eine Schmach für den dunklen Gott und seine geschuppten Diener, würde eine Frau ihn erschlagen. Eine Frau, die mit Feuer und Schwert kommen würde. Läuternd, reinigend. Riannon ballte ihre Hände entschlossen zu Fäusten und legte einen schnelleren Schritt hin.

  14. Beiträge anzeigen #54
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

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    Die Unterweisungen bei Herrin Françoise kamen tatsächlich schneller voran als erwartet. Schon überließ sie es Vicktar selbst, die Flammenhand in privaten Übungen zu perfektionieren, denn nachdem er diese sicher beherrschte, wollte sie direkt zum nächsten Zauber übergehen. Der Kugelblitz klang tatsächlich nach einer echten Herausforderung, vor allem da Vicktar diese Art der Magie bislang noch gar nicht studiert hatte (und damit waren sowohl das angewandte Element, als auch die Angriffsmagie gemeint). So folgte er der obersten Feuermagierin bereitwillig, aber hochkonzentriert, beobachtete ihre Vorführung des Kugelblitzes und versuchte, die Beschaffenheit dieses Elements zu erfühlen. Die Aussicht auf Schmerzen bei der Erzeugung des Zaubers begeisterte ihn freilich nicht gerade sonderlich, doch sein Wille zu lernen war stark genug, um diesen Fakt zu ignorieren.

    Die Magie, die da von der Herrin heraufbeschworen wurde, schien tatsächlich wild und unberechenbar zu sein. Der Zauber schien sich nach allem zu verzehren, das er bekommen konnte, und das war in erster Linie natürlich der Körper des Magiers, der ihn anwandte. Vicktar erkannte nun, dass die Flammenhand trotz ihrer Andersartigkeit eine gute Vorbereitung für den Kugelblitz darstellte, denn beide Zauber benötigten völlige Kontrolle.
    Der Primus hielt seine rechte Hand mit der Handfläche nach oben vor seinem Körper und sammelte die Magie knapp darüber, ganz ähnlich wie bei einem Lichtzauber, doch mit höherer Dichte. Er begann wie zuvor bei der Flammenhand im Kleinen, versuchte eine winzige Kugel über seiner Hand zu bilden und mühte sich, der Magie eine ähnliche Färbung zu verpassen, wie er sie bei Françoise gespürt hatte. Die entstehende Kugel war schwach, doch sie war da und genau so beschaffen, wie Vicktar sie haben wollte. Vorsichtig investierte er mehr Kraft und ließ sie etwas anwachsen, sodass er recht deutlich der ungemütlichen Beschaffenheit des Zaubers gewahr wurde.

    Die Hand des alten Novizen musste gegen leichte Zuckungen ankämpfen, die der Kugelblitz bei jedem Mal, dass ein Stromstoß gierig ausschlug, erzeugte. Er versuchte, die wilde Kraft in Bahnen zu lenken, indem er die magischen Ströme um sich selbst in der gewollten Kugelform rotieren ließ, und tatsächlich schien sich der Zauber ein wenig zu stabilisieren. Dennoch fügte der Blitz im wieder und wieder kurze, schmerzhafte Stöße zu, und als er noch ein klein wenig mehr Kraft riskierte und einer der Stöße ihm zu sehr in die Hand schoss, dass er befürchtete, die Kontrolle zu verlieren, stieß er die kleine Kugel sicherheitshalber in den Himmel davon.
    "Innos!", rief er erstaunt und spürte, wie seine Hand sich immer noch verkrampfte und leicht zuckte.
    "Das ist fürwahr ein gefährliches Instrument!"

  15. Beiträge anzeigen #55
    Waldläufer
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    Riannon ist offline

    Thorniarer Umland

    "Heda, so allein zu dieser Stunde?"
    Schon früh hatte Riannon einen Karren hinter sich rumpeln gehört und gegen den Drang angekämpft, im Unterholz zu verschwinden. Das hätte sie nur verdächtig erscheinen lassen. Deshalb drehte sie sich um, als sie die Stimme hörte. An dem Karren baumelte eine Laterne, die das gutmütige Gesicht einer rundlichen Bäuerin erhellte. Das Gefährt wurde von zwei alten Eseln gezogen, die, hätten sie nicht immer mal wieder den Schweif bewegt, wie bereits gestorben wirkten.
    "Auf dem Weg nach Thorniara? Sind noch einige Kilometer, die Ihr vor Euch habt, junge Dame.", sprach die Frau und lächelte Ria zahnlückig an.
    "Ich bin gut zu Fuß, danke. Und was das Alleinsein angeht: Ich kann recht schnell laufen und auch einen guten Faustschlag verteilen, wenn es sein muss. Ansonsten gibt's hier in der Gegend doch die aufrechten Streiter des Ordens, die mich verteidigen werden.", antwortete die Rothaarige. Die Bäuerin lachte auf.
    "Ihr könnt auf jeden Fall mit Worten umgehen, keine Frage. Aber ich würde Euch anbieten, auf dem Karren Platz zu nehmen. Wie wär's? Macht die Reise kürzer und angenehmer."
    Ria überlegte einige Augenblicke, dann nickte sie und stieg auf.

    "Was habt Ihr vor, junge Frau?"
    - "Ich habe in der Stadt etwas zu erledigen für einen, hm, alten Freund.", antwortete Riannon und fühlte das Wappenschild in ihrer Tasche.
    "Ah, Freundschaftsdienste sind immer gut. Wo genau müsst Ihr in der Stadt hin?"
    Ria grinste. "Lassen wir das edle Gerede. Das Du reicht mir vollkommen." Die Bäuerin lachte, dann fuhr die Rothaarige fort: "Es hat mit dem Orden der Feuermagier zu tun. Mein alter Freund ist recht betagt und hat zwei Geschenke an den Orden, die er gerne in dessen Händen sehen will. Also habe ich mich dazu entschlossen, die Dinge zum Orden zu bringen."
    -"Soso, die Feuermagier. Zauberer, seltsames Volk. Aber die Priester unseres edlen Gottes, Sein Name sei gelobt. Möchtest du auch dem Orden beitreten?", fragte die Bäuerin und sah Ria durchdringend an. "Da fehlt dir aber noch einiges ..."
    - "Und was wäre das?"
    Die ältere Frau lachte. "Tausend ganze Münzen und ein Schaf. Reichtum und ein, hm, symbolisches Geschenk. Der Orden hat Schafe auf der ganzen Welt, eins mehr oder weniger ist voll völlig unerheblich. Aber es ist seit jeher Brauchtum bei den Magiern, dass Anwärter beide Gaben vorweisen."
    -"Hm, das wusste ich nicht. Lassen sie mich jedoch so vorstellig werden?", fragte Ria.
    Die Alte hob die Schultern. "Sicherlich. Sie nehmen sich stets den Sorgen der einfachen Leute an. Wenn du nur die Dinge deines Freundes abgeben willst, wirst du wohl nicht tausend Münzen und einen Schafsbock abgeben müssen. So gierig sind sie nicht, die Magier."

    Doch Ria hörte gar nicht mehr zu. Ihr Plan hatte gerade einige Verzweigungen hinzubekommen, breitete sich in ihrem Geiste aus wie die Wurzeln einer mächtigen Eiche, die tief ins Erdreich griffen. Wie sollte sie die beiden verlangten Gaben zusammenbekommen? Ein Schaf würde sicherlich das kleinere Problem werden, aber tausend verdammte Münzen? Ria würde sich etwas einfallen lassen müssen ...

  16. Beiträge anzeigen #56
    Schwertmeister Avatar von Snydex
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    Snydex ist offline
    Wie vereinbart stand der Novize bei Sonnenaufgang beim Schmied auf der Matte. Dieser erwartete ihn auch schon.

    "Dann hör' mir mal zu, Jung'. Ich erklär' dir das alles hier nur ein Mal, dann machst du mir das nach. Verstanden?"

    Snydex nickte und beobachtete das Handwerk des Schmiedes.
    Dieser nahm sich ein Stück Rohstahl und hielt es für einige Zeit in die Flammen der Schmiede. Zwischendurch trat er immer wieder mit seinem Fuß auf einen Blasebalg, um das Feuer zu schüren. Nach einigen Augenblicken glühte der Stahl hellrot bis weiß auf. Der Schmied hastete zum Amboss und bearbeitete die Klinge mit seinem Hammer. Funken sprühten umher.

    "Du musst den Stahl zuerst flach Schlagen. Das wird ein paar Anläufe benötigen, denn die Klinge is' nich' logischer Weiße nicht lange heiß genug. Wenn der Stahl ungefähr nur noch so dick is'", er hielt dem Novizen den heißen Stahl vor die Nase, "dann kannst du beginnen den Stahl in Form zu bringen. Das untere Ende musst du schmal lassen, da mach'n wir den Schaft dran. Klar soweit?"
    Energisch beobachtete er die Arbeit des Schmiedes und auch wenn er nur zusah, lief ihm der Schweiß die Stirn herunter. Es war heiß, sehr heiß. Doch was war ein Novize des Feuers, der sich über Hitze beschwerte? Mittlerweile tauchte der Schmied die heiße Klinge in einen Wassereimer um diese abzukühlen. Anschließend ging er an einen Schleifstein und schärfte die frisch geschmiedete Klinge.

    "Das für's Erste. Und jetzt du, Jung'." Er hielt Snydex unbearbeiteten Rohstahl hin, den er schließlich griff und sich selbst an seiner ersten Klinge versuchte.

  17. Beiträge anzeigen #57
    Sleeping Dragon Avatar von Françoise
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Mit Argwohn hatte Françoise angesehen, wie sich immer mehr Magie in der Hand des Novizen kanalisierte. Für einen erfahrenen Magier eine vernachlässigbare Menge, doch für jemanden, der das erste Mal damit zu tun hatte, eine bedenkliche Sache. Glücklicherweise bewies Vicktar genug Scharfsinn, um zu erkennen, wann es seine Fähigkeiten überstieg.
    »In der Tat. Sehr gefährlich.«, erklärte die Priesterin und sah der kleinen Kugel hinterher. »Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass du die Magie zuerst einmal sammeln und dann halten musst. Andere Blitzzauber, wie der Kettenblitz, müssen im Gegensatz dazu kontinuierlich mit Magie befeuert werden. Wenn du ihnen die Quelle entziehst, hören sie einfach auf. Der Kugelblitz bleibt, anders würde er auch nicht funktionieren. Nur bleibt er nicht zwangsläufig dort, wo du ihn haben möchtest.«
    Die Priesterin tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen und dachte kurz nach.
    »Vielleicht hilft dir eine leicht andere Herangehensweise. Mittels eines Zaubers, den du bereits kennst: dem Lichtzauber. Du wirst erkennen, dass sich auf ihn sowohl Feuermagie als auch Blitzmagie zurückführen lassen. Auf dem einen Pfad wird das Licht mit Hitze vereint und auf dem anderen, nun, du hast es selbst zu spüren bekommen. Statt jetzt gleich eine Blitzkugel zu beschwören, fang dem harmlosen an. Erschaffe eine Lichtkugel und verändere sie allmählich, so dass sie zu einem Kugelblitz wird. Stück für Stück verleihst du ihr mehr Energie, mehr Spannung. Auf diese Weise wirst du leicht erkennen, wo deine Grenze liegt, und kannst an ihr arbeiten.«

  18. Beiträge anzeigen #58
    Schwertmeister Avatar von Snydex
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    Snydex ist offline
    Es war mühselig, schweißtreibend und eintönig. Genau so kam es dem Novizen vor, eine Klinge zu schmieden.
    Die ersten Versuche waren im glücklich misslungen und sahen nach allem aus, nicht jedoch nach einer Klinge. Ein Musterstück hätte man bestenfalls als Löffel benutzen können.
    Er konnte sich nicht gleichzeitig darauf konzentrieren, den Stahl genügend zu erhitzen und gleichzeitig darauf achten, das er genügend Luft hinzufügte. Das alles war ein Zusammenspiel, was genaue Abschätzung bedarf. Doch dem jungen Novizen kam eine Idee. Er wollte die Hitze selbst kontrollieren, mit Magie.

    Erneut stellte er sich also an die Flammen, drehte den Rohstahl gleichmäßig in den Flammen. Mit einer kleinen Handbewegung ließ er die Flammen größer und heißer werden, mit einer erneuten Bewegung seiner Hand wurden diese wieder kleiner. Er war froh, mit Pierre geübt zu haben, wie man bereits bestehende Flammen kontrolliert vergrößern und verkleinern konnte. Als der Stahl fast schon weiß glühte, eilte er zum Amboss und bearbeitete den Stahl mit seinem Hammer. Erneut sprühten Funken und der Stahl nahm langsam die Form einer kleinen Klinge an. Mehrmals wiederholte er den Vorgang, bis er zufrieden war und den Stahl im Wasser abkühlen ließ.

    "Hier. Ist das so besser?", fragte er seinen Lehrer, der die Klinge mit Adleraugen begutachtete.

    "Schon besser, aber viel zu klein. Das reicht wenn dann für'n Dolch. Aber besser als nichts. Jetzt schärf noch die Klinge un' dann zeig' ich dir, wie du'n ordentlichen Griff befestigst."

    Snydex nickte erfreut und begab sich an den Schleifstein, um die soeben geschmiedete Klinge zu schärfen.

    Der Schmied zeigte ihm anschließend, der wer einen ordentlichen Griff befestigte. Es handelte sich hier um nichts weiter wie ein gut geschnitztes Stückchen Holz, in dessen Mitte sich eine kleine Ausfräsung befand. Er steckte den Griff an das Ende der Klinge, fixierte das ganze mit einem langen, dünnen Band aus Hirschleder.

    "Das Leder fixiert zum einen den Griff, zum anderen sorgt er für genügend Haftung in der Hand des Trägers. Siehst du?" Er fuchtelte wild mit dem Dolch umher, woraufhin Snydex einen Schritt zurück treten musste, um nicht geschnitten zu werden. "Für den Anfang in Ordnung. Un' jetzt mach weiter, ich will hier nich' ewig mit dir rumstehen. Hier, ein Mann war hier und hat mir diese Skizze eines Schwertes gegeben, das so aussehen soll. Das mach'n wir jetzt. Worauf wartest n' du?"

    Seufzend begutachtete der Novize das Pergament. Die Klinge war deutlich schmaler als sonst, viel mehr sah es nach einem Degen aus. Er sah seinen Lehrer fragend an, sprach die Frage aber nicht aus. Das würde er schon hinbekommen, irgendwie.

  19. Beiträge anzeigen #59
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Arena

    Obwohl er zuweilen eine ausdauernde Verbissenheit an den Tag zu legen mochte, wie etwa beim großen Eier-Debakel von anno dazumal (womit die vorangegangene Woche gemeint war), blieb eine Sache über Vicktar festzuhalten: er war kein besonders geduldiger Schüler. Deshalb missfiel ihm die Aufgabe der obersten Feuermagierin - schließlich hatte er sich gerade zu vor doch ganz ähnlich herangetastet, oder etwa nicht?
    Aber da half letztlich alles Murren nichts, es musste noch ein weiterer Versuch her. Diesmal beschwor er ganz offen zunächst eine Lichtkugel, wo er den Prozess zuvor noch gedanklich übersprungen hatte, und tastete sich ganz langsam vor. Er komprimierte die magische Energie des Lichtes so, dass er sie zu dem angestrebten Element umformen konnte - es war nur eine winzige Kugel, denn freilich bedurfte ein Lichtglobus weit weniger Magie als das zerstörerische Element des Blitzes. Dann investierte er langsam etwa mehr Energie und beherzigte diesmal den Ratschlag, dass keine kontinuierliche Energiezufuhr notwendig war. Das machte die Kontrolle ein gutes Stück einfacher, denn diesmal hantierte er nicht mit einer stetig wachsenden Blitzkugel, sondern bestimmte das Niveau nach Belieben.

    Dank seiner Erfahrungen aus dem ersten Versuch wusste er nun immerhin schon ungefähr, wie weit er definitiv gehen konnte, ohne die Kontrolle zu verlieren. Bis zu dieser Grenze arbeitete er sich zunächst vor und hielt inne. Erneut schossen die Impulse des Blitzes wie unzählige kleine Nadelstiche aus der Kugel hervor und forderten seine Willenskraft heraus, doch er versuchte, sich langsam an den Schmerz zu gewöhnen. Irgendwann schaffte er es, die sanfte Pein fast schon willkommen zu heißen und mit einem positiven Gefühl zu verbinden - dem Wissen um die Macht, Abscheulichkeiten wie die Echsen zu töten!
    Vicktar fühlte sich bereit für etwas mehr und investierte noch ein wenig Magie, um die Kugel zumindest auf eine Größe anwachsen zu lassen, die mehr als eine zuckende und leuchtende Olive erkennen ließ. Nun wurde es schon herausfordernder, denn die Stiche des Kugelblitzes wurden direkt um ein Vielfaches unangenehmer und die Kontrolle nicht einfacher, doch er konnte die Kugel im Zaum halten. Nach einer Weile des Ausharrens und Gewöhnens versuchte er, den Kugelblitz ein wenig zu bewegen, ohne ihn fortzuwerfen - auch das gelang einigermaßen, wenngleich der Primus spürte, dass hier noch einiges Verbesserungspotenzial lag.

    Schließlich sah er auf und blickte Françoise an, während er die Kontrolle über den Kugelblitz aufrecht zu erhalten versuchte.
    "Gilt es für das Zielen und werfen des Blitzes irgendetwas zu beachten?"

  20. Beiträge anzeigen #60
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    Auch wenn das Gespräch mit Hagen und seinen Befehlshabern schon Tage zurück lag, so wurde Redlef immer noch von der Welle der Begeisterung getragen, die ihn seit diesem Treffen trug. Zwar war das alles immer noch nur eine Vereinbarung per Handschlag, doch bereits erste Gespräche mit der Ordonanz und einigen Offizieren gaben ihm das Gefühl endlich voranzukommen. Soeben hatte er eine lange Schicht im Kerker beendet. Die fremdländischen Gefangenen machten Ärger, so viel, das nicht viel Zeit für anderes geblieben war. Immer noch hatten sie diese Schlitzaugen von dem fremden Kontinent bei sich in den Zellen. Diese wurden langsam unruhig und begannen zu randalieren. Sie sprachen keine Sprache die irgendjemand im Kerker sprach und so hatten sie immense Kommunikationshürden zu überwinden. Diese Ausländer waren anstrengend. Red wäre sie gern losgeworden, doch der Orden hatte zu diesen Gefangenen noch keine weiteren Anweisungen erteilt.

    Gemächlichen Schrittes hielt Redlef nun auf die Ställe zu. Auch wenn die Schicht anstrengen gewesen war, so wollte er sich unbedingt noch in den Sattel schwingen. Ein paar Runden in der Arena zu drehen täte ihm jetzt sicherlich gut. Und auch das Pferd musste dringen bewegt werden. Sicherlich hatte es nichts außerhalb des Stalles gesehen, seit er in das Gebirge aufgebrochen war.
    Als er das alte Gebäude betrat, da stieg ihm der wunderbare Geruch von Stroh, Pferd und Mist in die Nase. Eine tolle Mischung – so verwunderlich das auch klingen mochte. Doch es war beruhigend und das leise Schnauben der Pferde unterstützte dieses Gefühl noch.
    Auf geradem Wege ging Red zu der Box von Dominique. Das Pferd hatte der Boxentür den Hintern zugedreht und suchte im Stroh nach verstreuten Heuhalmen. Red lehnte sich auf die Tür und schnalzte dem Hengst zu. Träge hob er den Kopf, guckte zu ihm herüber und drehte sich dann langsam um. Mit zögerlichen Schritten kam das Tier an die Tür und streckte seinen Hals herüber. Ein leises Grummeln von sich gebend suchten die geblähten Nüstern nach etwas Fressbarem. Doch Red musste das Pferd enttäuschen. Seine Taschen waren leer.
    »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, mein Freund« Der Hengst schüttelte den Kopf, sodass sie Mähne flog. Lachend öffnete er die Tür und lies das Pferd auf die Stallgasse treten Es kam freiwillig, das war ein gutes Zeichen, denn es bedeutete, das Dominique Lust hatte etwas zu unternehmen.
    Zügig war das Fell geputzt und Sattel und Trense angelegt. Am Zügel führte er das Pferd in Richtung der Arena. Während sie über das Kopfsteinpflaster gingen grübelte er über den Namen des Pferdes nach. Es trug den Namen eines berühmten Paladins, der hier auf der Insel gewirkt hatte, einen Beliartempel suchte und letztendlich dabei gestorben war. Sein Grab war hier. Es war falsch das Pferd mit diesem ehrbaren Namen zu rufen. Es brauchte einen anderen, doch etwas Passendes wollte Red nicht einfallen.
    Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen als das Pferd stehen blieb, wie zur Salzsäule erstarrt. Er hatte den Kopf gehoben und die Nüstern gebläht. Ängstlich guckte es zur Arena hinüber, vor deren Tor sie inzwischen standen. Darüber zuckten immer wieder Lichtblitze. Das Pferd war beunruhigt. Seine Ohren waren gespitzt. Red lächelte dankbar für diese kleine Übung. Dominique war immer noch sehr schreckhaft. Er musste ihm beibringen, dass nicht jede ungewohnte Bewegung oder Erscheinung ihn auffressen wollte.
    Red stellte sich auf Höhe der Pferdeschulter auf, nahm das Zügelende und schlug es gegen die Schulter Dominiques, um ihn aus seiner Starre zu lösen. Gleichzeitig gab er ihm den Befehl vorwärts zu gehen. Diese Überzeugungsarbeit dauerte eine Weile doch schließlich stand das nervöse Pferd im Tor und tänzelte an der Hand. Es kostete Ihn viel Überwindung das Tier an Ort und Stelle zu halten. Denn sie beide beobachteten zwei schwarze Gestalten, die unter einer zuckenden Lichtkugel standen, die unstet durch die Luft tanzte.
    Fasziniert beobachteten sie das Schauspiel vom Tor aus. Red war so fasziniert von der Lichtkugel, das er das Pferd nicht weiter beachtete. Erstaunlicherweise reagierte der Hengst auf diesen Mangel an Interesse mit Beruhigung. Schließlich stand er sogar still. Zwar beobachtete er immer noch argwöhnisch diese Hexereien, doch er machte keine Anstalten mehr fliehen zu wollen.
    Mit hochgezogener Augenbraue wandte sich Red zu Dominique. »Mistkerl«, murmelte er, »Du bist ein Aufschneider, ein Schauspieler und stehst gern im Mittelpunkt…« Die Antwort war nur ein nervöses Ohrenzucken. Dennoch schien er das gesagte irgendwie stumm zu beantworten. Die dunklen Pferdeaugen trafen Red Blick. Fast wie ein entschuldigendes Lächeln.
    Dieses wortlose Gespräch erinnerte ihn an die Zeit mit Ravenne im Gebirge. Es war erstaunlich gewesen, wie viel er nach einer Zeit aus dem Gesicht der frisch ernannten Frau Hauptmann hatte lesen können. Sie konnten so sogar Gespräche führen – wenn auch kurze nur.
    »Weißt du was?«, sprach er ganz unvermittelt zu dem Tier, »Ich werde dich ab heute in Rittmeister umbenennen. Das ist irgendwie angebrachter und dann hat die argaanische Kavallerie zu mindestens einen männlichen Befehlshaber in ihren Reihen…«
    Geändert von Redlef (14.03.2016 um 10:48 Uhr)

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