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Der »MOJAVE • KURIER«

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    Metrostation Jury Street | Abflusskammer • Grütze im Kopf oder aufgeweichte Birne?

    „Blong“ … dann „Klack“, „Klack“ … gefolgt von »Granate« … und einem gleichzeitigen »Heiliges Kanonen« sowie endend in einem »Wumm!!!«
    Dann knallte die Wucht der Detonation aus dem massiven Raum aus Beton und riss diverse Gegenstände mit sich. Ein paar Tassen, ein Buch, Werkzeuge prasselten aus dem Raum und verteilten sich vor dem geöffneten Schott. Tobias hatte die wenigen Sekunden nicht in dem toten Winkel an der Tür verbracht. Er war die Sekunden zählend seitlich weggeschlichen, hatte Land gewonnen. Bei »Eins« hörte er das „Blong“. Er vermutete, dass er einen Metallspind getroffen hatte. Das „Klack“, „Klack“ war das Ausrollen der Splittergranate und die Rufe »Granate« und »Heiliges Kanonen« kamen auf seine gezählte »Vier«. Es waren zumindest zwei oder mehr in dem Raum und das Geräusch der Detonation beendete den unvollständigen Ruf der einen Stimme. Er selbst spürte die Wirkung, sah das Gewusel an Teilen und hörte das Geklimper und Geprassel der fallenden Gegenstände. Er schmeckte den Staub, der aufgewirbelt wurde. In diesen Dunst begab er sich noch weiter zurück. Denn er wollte wissen, ob jemand die Explosion überlebt hatte. Sein Gewehr hielt er schussbereit in der Hüfte, bereit es in den Anschlag hochzureißen.

    Es dauerte ein wenig, dann bewegte sich doch etwas in dem Raum und jemand zog sich hinter einem quer auf der Holzplatte stehenden Tisch hoch. Er hatte keine Zeit mehr sich weitläufig zu orientieren oder gar aufzustehen. Denn Tobias schoss schnell und sicher. Der Schuss knallte durch die Abwasserkammer und offenbarte trotz des Staubes die Position des Schützen. Zumindest sollte das für erfahrene Gegner einen Vorteil darstellen. So kam es auch. »Ich polier dir die Fresse«, brüllte einer mit ´nem Irokesenhaarschnitt, Reifenteilen vor der Brust und einen rohrähnlichen Gegenstand in den Fäusten. »Jaaaa, die Fresse«, maulte ein Zweiter, den Tobias aber noch nicht sehen konnte. Er handelte zügig und entschlossen. Dem Anstürmenden mit der Handwaffe schoss er ins rechte Bein, um dessen Bewegung zu stoppen. Das gelang besser, als beabsichtigt, denn das Projektil riss ihm dieses ab und beendete so jedes Leben. Dann zog er sich in der Hocke bleibend, das Gewehr im Anschlag, zurück. Langsam, aber stetig. Das tat er, bis er die erste Biegung in der Abwasserkammer erreicht hatte. Von hier aus konnte er immer noch sehen, wer aus dem offenen Schott kam. Aber die dahinterliegende Kammer war nicht mehr einsehbar. Er hatte mit so vielen Raidern nicht gerechnet. Raider waren es zweifellos. Er mochte die mordlüsternen Gesellen nicht. Es gab überhaupt keine Möglichkeit mit ihn zu reden. Sie griffen sofort an, jede Chance auf Erfolg missachtend. Es war für ihn einen komische, aber brandgefährliche Gruppierung.

    Und er wusste, wenn der, der »Jaaaa, die Fresse« gegrölt hatte, Grütze im Kopf hatte und keine vom Jet aufgeweichte Birne, dann würde er die Tür schließen und nicht herauseilen. Wenn er zu dem eine Möglichkeit haben sollte Hilfe zu rufen, dann saß er, Tobias, in einer Falle. Denn in seinem Rücken waren die Fallen beräumt, der Schachtdeckel nicht gesichert. Vor ihm lauerte dann zumindest einer. Tobias seufzte. Er wollte eigentlich nur ein Bett, ein paar Ersatzteile für ein Radio. So einen Wirbel brauchte er nicht. Bei der aufkeimenden Frage zu seinem Glück schoss etwas aus dem geöffneten Schott heraus und brüllte wiederum für den Wartenden sinnlose Sachen. Tobias sah den Raider und erlebte zugleich den Moment des Schließens der Augen, einem Luftholen durch die Nase, gefolgt von einem Hauch des Lächelns. Entspannung in angespannter Lage, für einen winzigen Moment. Doch dieser kleine Schub an Optimismus über dessen aufgeweichte Birne reichte vollkommen, um für Gleichgewicht und Cleverness zu sorgen. Er traf ihn nach einem kurzen, gewollten Luftholen und –anhalten mitten in dessen Drehung. Und weil präzise geschossen, riss es den anderen deutlich nach hinten weg. Dann zog Ruhe ein. Stille griff fressend um sich.

    Tobias gönnte sich eine Pause. Nicht weil er erschöpft war, sondernd taktisch. Zuerst lud er das Gewehr nach. Es war immer eine der Sünden, wenn man mit fast leerem Magazin in die nächste Runde im Glauben des Erfolges stürmte und dann in Hektik, vielleicht noch im Kugelhagel, nachladen musste. Zum Glück hatte er zwei Magazine dabei, die immer mit Patronen gefüllt, schnell auszutauschen waren. Das hatte er auch zig Mal geübt, egal ob beim Reinigen der Waffe, mit geschlossenen Augen, was man sich auch ausdenken mochte. Das Lösen des einen Magazins und den Austausch mit dem anderen war er so gewohnt und auch hier vollzog es sich rasch. In dieser Zeit des Wartens gewann das Licht in der Abflusskammer stetig die Oberhand gegen den Staub, den die Explosion aufgewirbelt hatte. Aber es blieb still. Keine Geräusche, kein Stöhnen eines Verwundeten, nichts. Es war ausgesprochen ruhig. Nur ein paar Tropfen des Tauwassers, welches sich in der Abflusskammer stetig bildete, tropfte irgendwo in ein Gefäß zu Boden. Dass man in solchen nervenzerreißenden Geduldsproben so ein stetiges Platschen hörte, störte Tobias nicht. Er war jetzt lange genug hier unten und wusste den Schall des Auftropfens einzuordnen. Dann beschloss Tobias zurückzukehren und sich die Kammer hinter dem Schott anzusehen. Denn einen, der rausgekommen war und jetzt kopfunter an der Wand hing, ließ er in Ruhe. Er prüfte lediglich, ob er tatsächlich nie wieder aufstehen würde. Nach brauchbaren Dingen zu suchen hatte keine Eile. Zumal er immer noch sich geduckt, sehr langsam fortbewegte. Ein Öffnen von Taschen der Bekleidung würde nur Geräusche verursachen und ablenken. Vielleicht war immer noch einer drinnen, der wusste, was auf ihn zukam und warten konnte. Eine seitlich liegende Waffe, eine Schrotflinte mit abgesägtem Lauf, nahm er mit. Er brachte solche Dinge zwar nicht. Doch es war in seinen Augen ein Fehler, Waffen im rückwärtigen Bereich einfach liegen zu lassen. Schnell konnten diese von anderen, nacheilenden Gegnern aufgenommen werden und dann hatte man ein zusätzliches Problem am Hals.

    Dann war er wieder an der Stelle, wo er sich entschlossen hatte das Schott zur Kammer zu öffnen. Der Raum erstreckte sich dahinter in aller Ruhe eines matten Lichtes. Er sah die beiden, die er getroffen hatte und hinten an dem einen Spind lag noch einer. In dem vorderen Bereich erkannte er eine metallene Platte voller Gerümpel. Sonst war nichts zu sehen, auch kein Schatten. Er hörte sein Herz klopfen. Mehr zu seiner Beruhigung fragte er sich: »Ob einer seitlich der Tür wartet?« Er wusste es nicht. Aber er war bereit hineinzugehen. Auch, um seine in der scheinbar endlosen Stille anwachsende innere Aufregung endlich zu bändigen. Ob der Eingang gesichert war, entfiel, denn es war ja einer rausgerannt gekommen. Aber er wusste, dass er auf so eine kurze Distanz mit einem Gewehr kaum etwas ausrichten konnte. Deshalb spielte er vor dem ersten Schritt im Geiste einen Schlag mit dem Kolben durch. Dann holte er tief Luft und rollte sich seitlich in den Raum, um …

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  2. #22 Zitieren
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    Metrostation Jury Street | Abflusskammer • Splitterminen und ein verborgener Zugang

    …Tobias vollzog die Rolle, er kam schnell auf seine Füße. Bereits in der Bewegung hatte er versucht zu erhaschen, was hinter der Wand verborgen sein könnte. Er sah einen Graffiti, sonst nichts. Aber weil er sich in Gedanken auf etwas anderes vorbereitet hatte, zog der die Bewegung durch. Er konnte es auch nicht anders. Lediglich auf den angedachten Schrei verzichtete er. Den Schlag mit dem Gewehrkolben führte er in einer sanften Bewegung aus. Das geschah mit dem Ziel, dass einmal ausgedachte auch auszuführen, es zu üben. Er wollte einfach wissen, ob er es noch konnte. Tobias konnte es noch. So viel war sicher. Aber er hatte keine Freude im Gesicht, es wuchs kein Stolz über das eben erreichte. Für ihn war es noch nicht vorbei. Zuerst galt es die Abflusskammer zu sichern, denn er wollte hier ja eine Nacht verbringen. Als dieser Gedanke des Schlafens in seinem Kopf Raum griff und seine Blicke den Raum erfasst hatte musste er feststellen: »Hier wird das nichts.«

    Abgesehen von den Toten, die man wegziehen, und dem Wust an verstreuten Gegenständen, die zur Seite geschoben werden konnten, es gab kein Bett, keine Matratze, einfach nichts, auf das er sich legen konnte. Bei diesem Prüfen des Raumes war ihm diese metallene Platte im Eingangsbereich gleich hinter dem Schott aufgefallen. Es sah aus wie eine Luke. Ja, er hatte richtig vermutet, denn er fand einen gelblichen Schalter mit roter Leuchtdiode an der rechten Wand. Doch er zögerte, diesen zu betätigen. Denn den Bereich nach unten zu öffnen konnte auch eine neue Situation des Kämpfens einläuten. Er hatte gerade eine heftige Auseinandersetzung in der Abflusskammer hinter sich. Ihm kamen seine vorherigen Gedanken zu seiner Sicherheit in den Sinn und er beschloss zuerst den Bereich gründlich zu prüfen und dann erst die Luke zu öffnen. Beim Rundgang durch den Raum sah er sich die Raider gründlich an, durchsuchte ihre Taschen, fand ein wenig Munition, ein paar Kronkorken, aber sonst aus seiner Sicht eher unnütze Sachen. Er zog alle, auch den, den er draußen im Gang erwischt hatte in eine Ecke. Der umgestürzte Tisch blieb so liegen und er deponierte sie dahinter. Vom Schott aus gesehen, sah der Raum anschließend einigermaßen normal aus. Was ihn ein Lächeln ins Gesicht zauberte, waren zwei andere Dinge. Er staunte, denn sie waren entweder sehr selten oder wirklich willkommen. Zum einen war es ein Buch über Elektronik. Das verstaute er in seinen Taschen. Er würde es später lesen. Ein nicht verbranntes Buch zu finden war selten und er würde sicher etwas dazu lernen, da war er sich sicher. Die andere Sache war zuerst knifflig. Er hockte vor einer Kiste, in der man Munition transportieren konnte. Aber sie war verschlossen. Sicher er hatte immer ein paar Haarnadeln und einen Schraubendreher dabei. Aber jetzt nach der Anspannung ein Schloss zu knacken? Es musste gehen, er wollte nicht warten. So hörte er auf das Knirschen im Schloss. Vorsichtig drehte er die Haarnadel und spürte in den Fingerkuppen, wie die Zylinder im Schloss nachgaben, sich anhoben. Das wiederholte er, bis er sich sicher war. Er nahm dann für den endgültigen Versuch eine neue Haarnadel aus dem Gepäck, denn er hatte nur einen Versuch. Brach die diese ab, war es vorbei. Dann griff er zu dem Schraubendreher und drehte an dem Schlitz des Schlosses. Es gelang. Die Munitionskiste war offen und er schaute hinein. Splitterminen!

    Tobias dachte an seine Zweifel an das Glück und er wusste, es war bei ihm. Er konnte sie wirklich gut gebrauchen. In der Kiste fanden sich auch Gegenstände, um eine Drahtfalle aufzubauen. So entschloss er sich etwas für seine Ruhe und Sicherheit zu tun. Er ging zurück in den Gang, bis hinter die Biegung, wo er auf den Raider gewartet hatte und spannte einen Draht für eine Stolperfalle. Aber er hing diesmal keine Granaten an die Decke, sondern platzierte einen Baukegel mitten in den Weg, denn der zerrissene Draht nehmen würde. Darunter legte er eine von den soeben erst gefundenen Minen. Mit dem Vertrauen, dass er zumindest gewarnt würde, schloss er das Schott zu der Kammer. Innen legte er noch zwei Minen direkt hinter die Zugtüren aus Metall. Die Splitterminen würde beim Öffnen nicht aktiviert werden, aber beim Durchgehen. Die restlichen vier Sprengkörper legte er in das Behältnis zurück. Dann war er bereit die große Luke zu öffnen. Er überlegte kurz, was er mit dem Wust an Gegenständen machen sollte, die auf dem Stahl der Eingangsabdeckung verstreut waren. Er hatte bisher tunlichst vermieden auf diesem Bereich zu herzulaufen. Sicher, man konnte es wegräumen. Doch warum? Denn das Öffnen war zum einen Unüberhörbar. Es würde also »soft« nicht gehen. Da war es ihm lieber, der Schwung an Tassen, Schraubendreher, Büchsen, Brettern und vieles mehr würde nach unten krachen. Denn das konnte einen oder mehrere dort unten Ausharrende ziemlich erschrecken. Doch er glaubte nicht daran, dass dort unten jemand war. Aber nach den Erlebnissen in Hanks Laden und jetzt hier in der Abflusskammer war er sich nicht sicher. Und so handelte er lieber, jedes Risiko auszuschließen. Außerdem hoffte er immer noch auf eine Schlafgelegenheit. Also drückte er auf den Schalter und sah, wie die Diode auf Grün wechselte. Die Metalltür teilte sich und wurde in den Hälften in den Beton der Kammer eingezogen. Das Poltern und Krachen überraschte ihn doch selbst. Dass die Stahlbleche einen Lärm erzeugten, damit hatte er gerechnet. Aber es war etwas anderes, was donnernd und krachen die Treppenstufen hinunter knallte. Er hatte eines dieser Fässer übersehen, welches im Hauptumfang seines Durchmessers doch auf dem Zugangsbereich gestanden hatte und nun in die Tiefe gesaust war, dieses Scheppern verursacht hatte.

    Doch wie er es erwartet hatte, blieb es in dem unteren, bisher verborgenen Bereich ruhig und er stieg hinunter, um sich umzuschauen. Dabei fragte er sich, auf was er treffen würde?

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  3. #23 Zitieren
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    Metrostation Jury Street | Abflusskammer • Eine Nachhut

    Die Frage nach einem möglichen Kontakt klärte sich in dem unteren Geschoss rasch auf. Es gab keinen hier unten. Beim Hinabsteigen in den unteren Raum musste er etwas schauen. Es fehlte ein Handlauf und die Stufen hatten auch gelitten. Vermutliche waren schon öfters auf unsanfte Weise Dinge, nicht nur Fässer, hier herunter bugsiert worden. Und alles war etwas glitschig. Das war bei der stehenden Luft auch nicht verwunderlich. Es roch auch ein wenig modrig. Tobias fand sogar etwas, dass als Bett dienen konnte. Er war froh, dass es keine Matratze war, denn die wäre ja auch nur klamm gewesen. Einen Schalter gab es auch. So konnte er das Licht vom PipBoy deaktivieren. Anschließend begann er seine Sachen, die er erbeutet oder gefunden hatte, auszubreiten. Das Buch über die Elektronik, besser das Fachbuch für Wissenschaft und Computertechnik, legte er sorgsam zur Seite. Er würde es in Ruhe lesen, doch zuvor wollte er etwas trinken und griff …

    Eine Detonation, nicht direkt in seiner Nähe, aber in der Abflusskammer, schärfte seine Sinne. Spontan kam ihm ein Hase in den Sinn, der nicht wusste, dass eine Schlange auf ihn zu kroch. Er fühlte sich komisch und löschte die Beleuchtung. Hoch konnte er nicht. Das Schott war geschlossen, aber er hatte ja zwei Minen platziert. Innen! Da jetzt, oben in dem Raum zu sein hatte keinen Sinn. Er beschloss für seine Ohren zwei leere Patronenhülsen in die Ohren zu nehmen.

    Dann hörte er sie durch seinen Gehörschutz kommen. Es waren nach den Stimmen zwei. »Vielleicht gehören sie mit zu der Besatzung hier?«, fragte er sich. Die beiden waren im Schimpfen, auch wegen der Mine unter dem Baukegel und der neu ausgelegten Spannschnur. Sie standen vor dem Schott. Aber es ist nie bei den Raidern einen Sache nachzudenken. Sie öffneten es. Tobias spürte, wie die Stahlteile in die Wände einfuhren. »Ob sie überhaupt den offenen Bereich im Raum sehen würden?« Und bei dieser Frage gesellte sich eine Zweite hinzu. »Was, wenn sie eine Granate hier reinwerfen?« Doch ein dumpf vernommenes »Wohl niemand da?!« sagte ihm, sie dachten nicht nach, sie handelten nur. Er schlich sich soweit hoch, dass er beim Aufstehen mit dem Kopf über die Betonkante des Schachtes kommen würde. Aber er blieb an der Wand direkt dran. Nur sein Gewehr hatte er entsichert. Ein wenig musste er auch schauen, dass der Unrat, der erst in die Tiefe gestürzt war, ihn nicht durch ein Geklimper verriet.

    Dann krachte es erneut und er hörte neben einem »Agggr« auch ein »verflucht und zugenäht«. Er zögerte nicht. Nahm schnell zwei Stufen, riss das Gewehr mit und schoss aus der Hüfte in Richtung Tür. Tatsächlich erwischte er den einen. Tobias erkannte erst jetzt, welchen Qualm die eine oder beide Minen verursacht hatten. Er konnte ihn überhaupt nicht sehen. Ob es vorbei war, wusste er nicht. Mit den beiden auf jeden Fall. Er schleppte sie zu den anderen. Auch den dritten, den er am Baukegel fand, hievte er dort hin. Dann beschloss er seine Fallen erneut aufzubauen. »Ein paar Minen habe ich ja noch …« Dieser Gedanke brachte ein Grinsen in sein Gesicht. Er baute alles wieder so auf wie beim ersten Mal. Was hätte er anderes tun sollen. Und er war jetzt auch richtig müde. Er trank einen guten Schluck und beschloss das Buch Buch sein zu lassen und erst einmal zu schlafen. Denn bei einem Peilen der Lage hatte er auch aus dem Schacht auf die Straße gesehen und dort waren nur die Sterne über ihm. Es würden jetzt kaum noch welche kommen. Trotzdem fragte er sich, wie lange es her war, dass er nicht mehr in Megaton geschlafen hatte. Bei diesem Nachsinnieren wurden seinen Augenlider schwer und er schlief tatsächlich ein.

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  4. #24 Zitieren
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    Metrostation Jury Street | Abflusskammer • Selbsterkenntnis


    Er hatte so ein Ziehen in der Schulter, als er aufwachte. Aber es war ein freiwilliges Augenaufschlagen ohne den Blick in einen Mündungslauf, ohne Schmerz im Gesicht, weil einer seine Fäuste ausprobieren musste. Tobias war einfach aufgewacht. Weil sein PipBoy ihn geweckt hatte. Er blickte sich um von seiner provisorischen Schlafstätte. Alles war so wie gestern Abend. Nur in seinem Innersten musste er sich mehrfach sagen, dass er jetzt nicht mehr in Megaton war. Es war seit langer, langer Zeit die erste Nacht, die er wo anders verbrachte. Eine alte Überlieferung, dass man in der ersten Nacht unter einem fremden Dach von Geld oder anderen schönen Dingen träumen sollte, weil es sich dann auch erfüllen sollte, hatte sich nicht eingestellt. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er einen Traum hatte. Es war für ihn ein Zeichen, dass er den Schlaf dringend gebraucht hatte. So richtete er sich auch, gähnte, streckte seine Arme und war im Begriff aufzuspringen. Doch dieses Ziehen in seiner Schulter hielt ihn doch dann davon ab. Bei dem Griff mit der Hand an die Stelle glitt sein Blick auf seine Beine und ihm kam die verschobene Untersuchung ihn den Sinn. Er hatte ja in Hanks Laden eine für in merkwürdige Entdeckung gehabt. Sein verletztes Bein hatte nicht geblutet. Es hatte sich metallisch angefühlt. Und mit dieser Auffrischung seines Erlebnisses verwischte alles um sich herum, die Dinge, die er vorgehabt hatte, auch der Schmerz in der Schulter war nicht mehr so direkt wahrnehmbar.

    Er schob sich von der Liege und hielt sich dabei mit den Händen fest. Es war fast so, als wenn er das Vertrauen in seine Beine verloren hätte. Natürlich war das ein verwunderliches Benehmen. Aber für Tobias war es der einzige Weg auf den Boden der Tatsachen zu gelangen. Dann stand er, drehte sich um und es würde in der Logik der Abfolge ein Anheben des zu prüfenden Beines erfolgen, ein Hochkrempeln der Bekleidung und ein Nachsehen. Doch was tat er?

    Nichts, was er hätte tun sollen!

    Er tat das, was mancher so tut, der die anstehende Aufgabe eigentlich nicht will und sich daraufhin merkwürdigste Sachen einfallen lässt, nur um der unausweichlichen Pflicht zu entgehen. Er verließ den Platz. Denn es war ihm eingefallen, dass er einen Spiegel oder etwas Reflektierendes bräuchte, um sich die Stelle anzusehen. Klar hatte er so ein Stück in seinem Gepäck, aber er suchte trotzdem zuerst in dem Raum, bis er erfolglos seufzend zu seinem eigenen Spiegel griff. Dieser war zu dem ohne Suchen rasch bei der Hand. Es gab nun keine Ausreden mehr. Er wusste das. Auch das Buch über die Elektronik, welches er immer noch nicht gelesen hatte, hatte in diesem Momentum den Zauber des Unentdeckten nicht mehr in sich. So schaute er auf die verletzte Stelle und bekam einen Schreck. Es war fast nichts mehr zu sehen. Die noch vor Stunden aufgeschlitzte Hautpartie hatte begonnen sich zu schließen. Besser formuliert, es war ein Prozess im Gange, bei dem die Ränder sich verbanden. Aber es war noch die Möglichkeit etwas darunter zu schauen. Was er dann auch tat. Das, was er im Spiegel sah, brachte die Erkenntnis:

    »Ich bin ein Cyborg!«

    Diese Wissensaufnahme wiederum vollzog er mit einer gewissen Ruhe. Diese war nicht mit dem Zustand vorher zu vergleichen. Er nahm es zu Kenntnis und war dabei zu prüfen. Dabei kamen ihm Details in den Sinn, über die er sich so keine Gedanken gemacht hatte. Warum war er so rasch in der Lage eine Schwachstelle bei einer beobachteten Sache auszumachen? Wieso konnte er sich so gut orientieren? War die Fähigkeit, relativ gekonnt mit einem zusammenstürzenden Regal zur Ruhe zu kommen, erlernt und trainiert?

    In diesem Herumgegrübel über sich und seine Erlebnisse wuchs der Wunsch Doc Church, den Arzt in Megaton, aufzusuchen. Der hatte ihn ja operiert, als er mit einer Kopfverletzung gefunden wurde. Oder sollte er besser ab sofort denken: »Ihm gesagt hatte, er habe eine Kopfverletzung?« Er wusste nicht, was er denken sollte. Docg das wiederum war für ihn nicht so spannend. Er hatte Aufgaben übernommen. Die wollte zuerst erfüllen. Ersatzteile finden. Das war er seiner Ziehmutter Manya, aber auch Walter schuldig. Denn sie brauchten in Megaton das Wasser und sie ihr gutes Radio. In diesem Nachdenken, bei dem er mechanisch seine Sachen einpackte und sich zum Gehen vorbereitete, kam ihm in den Sinn: »Was war, wenn er deaktiviert und anschließend sein Gedächtnis gelöscht worden war?«

    Diese Frage nahm er mit, als er aus der Abwasserkammer wieder in der Straße auf die Oberfläche kam. Sein Gepäck war etwas schwerer, denn er hatte die Fallen wieder abgebaut und mitgenommen. Er wollte zu Karl, der im Meresti-Güterbahnhof einen kleinen Laden betrieb. Dem konnte er auch die weniges aus seiner Sicht brauchbaren Dinge der Raider anbieten. Mit dem Druck des Gepäcks erinnerte er sich wieder an das Ziehen in der Schulter.
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    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Der lange Weg | Kapitel 1 | Leb' wohl

    Anmerkung der Schreiberin: Eine kleine Fallout 4 Geschichte, die immer so weit erzählt wird, wie ich spiele.



    Wenn von einer Sekunde zur anderen nichts mehr von Bedeutung ist, was einem davor noch lieb und teuer war. Der grünere Rasen der Nachbarn, das neue Auto in der Einfahrt, die Hypotheken, weil wir unbedingt noch vor Shawns Geburt eine Reise machen wollten. All das hörte in jenem Augenblick zu existieren auf, als wir, mein Mann Nate, unser Sohn Shawn und ich, den schmalen Weg hinauf zum Vault 111 rannten.
    Und nichts anderes war mehr wichtig, als meine Familie. Nate hielt Shawn im Arm, die erste Bombe fiel, und das gleißende Licht machte uns für Minuten blind. Die Plattform, auf der wir uns mit anderen versammelt hatte, brachte uns gerade noch in Sicherheit. Es wurde dunkel.

    Als sich meine Augen an das fahle Licht der flackernden Neonröhren gewöhnt hatten, suchte mein Blick zuerst Nate, der genauso benommen dastand, wie der Rest von uns. Wir taumelten mehr aus dem Aufzug, als dass wir gingen, wohl wissend, dass nichts mehr da oben so war, wie wir es zurückgelassen hatten. Verwandte, Freunde, Kollegen, Nachbarn? Lebten sie noch?
    Ich kam zum Glück nicht dazu, diesen Gedanken zu vertiefen, denn am Eingang des Vaults drückte man uns blaue Overalls in die Hände. Ich betrachtete das gewaltige Tor, mit welchem der Vault verriegelt wurde, und mir wurde mulmig, als es sich schloss. Es hatte etwas Endgültiges. Wir waren nun in dieser kleinen Welt gefangen und wie betäubt folgte ich einem Arzt, der uns zu seltsamen Behältern führte. Dekontamination. Ich schluckte heftig. Waren wir doch noch verstrahlt worden?

    Mir war nicht wohl dabei, von Shawn und Nate getrennt zu werden, aber wenigstens konnte ich die beiden durch die Glasscheibe der Kammer sehen. Mein Mann winkte mir aufmunternd zu, ich musste ein ziemlich ängstliches Gesicht gemacht haben, und schließlich legte er seine Hand auf die Scheibe. Ich tat es ihm gleich. Was konnte uns schon trennen? Wir würden diese Prozedur überstehen und in einigen Minuten irgendwo sitzen und Kaffee trinken.
    Das Zischen beunruhigte mich. Es kam aus etlichen Schläuchen, die in der Kammer angebracht waren, und eine unheimliche Kälte kletterte meine Beine hinauf. Mit was für einem Scheißzeug dekontaminierte man uns da?!
    Ich verlor das Gleichgewicht, kippte kurz zur Seite weg und prallte gegen die eiskalte Seitenwand. Mit dem Ellenbogen stemmte ich mich ab und ich erschrak, als der Stoff meines neuen Overalls an der Metallwand kleben blieb. Na, schöner Mist! Ich bekam neue Klamotten und ruinierte sie in Minutenschnelle. Diese Vaultleute waren davon sicher nicht gerade begeistert, aber während ich damit beschäftigt war, mit mir selbst zu schimpfen, beschlug die Scheibe und ich sah Nate nur noch verschwommen durch die dicker werdende Eissicht. EIS?! Ich könnte schwören, dass mein Herz kurz aussetzte, und ich sah bewegungsunfähig zu, wie die Welt hinter Eiskristallen verschwand.

    [Bild: Fallout4_2021_03_24_20_50_32_76.jpg]
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  6. #26 Zitieren
    Lied im Schilf  Avatar von Dawnbreaker
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    Kapitel 1

    Der lange Weg | Kapitel 2 | Raus hier!

    Das Erwachen war ein doppelter Schlag. Die Tür der Kältekammer, oder in was immer man uns auch gezwängt hatte, ging auf und ich fiel halb bewusstlos zu Boden ohne meinen Sturz abfangen zu können. Ich holte röchelnd Luft und kroch auf Nathans Kammer zu. Erinnerungsfetzen blitzten in meinem Kopf auf wie eine Diashow, die im Sekundentakt die Bilder änderte.
    Da war ein glatzköpfiger Kerl mit einer Waffe …

    „Nate?“ Ich huste, spuckte und räusperte mir die Kehle frei.
    Ich zog mich an der Konsole hoch, welche mit der Kammer verbunden war und schlug schreiend mit der Faust gegen das Glas. „Geh‘ auf, Du Scheißding!“
    Ich fiel auf die Knie und wimmerte: „Nate?“
    Er rührte sich nicht. Fieberhaft suchte ich die Konsole ab und hämmerte mit der Faust auf jeden Knopf, den ich sah. Endlich erwischte ich den Richtigen und die Verriegelung der Kammer öffnete sich. Nate fiel mir entgegen und da ich ihn nicht auffangen konnte, gingen wir beide zu Boden.
    Ich wollte die Wahrheit nicht sehen, meine Hand tastete nach der seinen. Kalt und reglos. Endlich wagte ich es, den Kopf zu heben, und obwohl ich nicht viel sah, weil Tränen mir die Sicht nahmen, so wusste ich jetzt, warum mein Mann mir nie wieder antworten würde: Ein Loch klaffte in seiner rechten Schläfe.
    Ich lag schwer atmend neben ihm, alle Kraft hatte mich verlassen. Was mir bisher wie ein Alptraum erschienen war, entpuppte sich nun als Realität. Jemand hatte sich Zugang zum Vault verschafft, Nate getötet und meinen Sohn entführt. Shawn! Der Gedanke an meinen Sohn verlieh mir neue Hoffnung. Er lebte noch. ER MUSSTE!

    „Ich komme zurück. Ich verspreche es.“ Ich küsste Nates Hand, nahm seinen Ehering an mich und rappelte mich auf. Stolpernd folgte ich dem Gang, den wir gekommen waren, da die Luft in Raum mit den Kammern immer knapper zu werden schien. Ich musste hier raus, bevor ich erstickte!
    Ich rüttelte am Schott, das mich von der Einganghalle trennte, aber es blieb verschlossen. Panik erfasste mich und ich hatte das Gefühl, als könnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich lehnte mich gegen die Wand und lauschte meinem stoßweisen Atem. Keine Ahnung, wann mir das Luftholen jemals so schwergefallen war?
    Ich zwang mich, tiefe Atemzüge zu nehmen, und suchte nach einem Ausweg in Form eines anderen Ganges. Schwerfällig setzte ich mich in Bewegung, tastete mich an der Wand entlang. Ein Geräusch ließ mich zusammenzucken. Da hing wirklich eine riesige Kakerlake an der Wand, so groß wie mein Kopf! Und die einzige Waffe, die sich fand, war ein Schlagstock.
    Dieses eklige Vieh rannte auf mich zu, ich schlug wild um mich und trat zum Schluss so lange auf dem Ungeziefer herum, bis es zerplatzte. Ich übergab mich, weil ich mit dem widerlichen Gestank, der mich erreichte, nicht gerechnet hatte.
    „Oh Gott!“ Ich wischte mir mit dem Ärmel über den Mund, fasste den Schlagstock fester und durchsuchte entschlossen die nächsten paar Räume, allerdings fand sich dort nicht viel, was sich mitzunehmen lohnte. Ein paar Stimpacks waren immerhin besser als nichts.

    Ich kam in eine Art Kontrollraum und fand eine 10mm Pistole nebst Munition. Mit einem grimmigen Grinsen lud ich die Waffe durch, schließlich war ich die Frau eines Kriegshelden! Ich schloss kurz die Augen, bis der tosende Schmerz in mir abklang, den die Erinnerung an Nate verursachte.
    Hinter einem Schreibtisch lag ein Skelett und ich weigerte mich, dieses näher zu untersuchen. Stattdessen las ich mich durch das Terminal, bis ich einen Eintrag fand, der das Schott vor mich öffnete. Nichts wie raus hier!

    [Bild: 97d1PvIFallout4_2021_03_24_21_09_46_91.jpg]
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