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Stephen Connor,
Maj Lee Salem
Der unerwartete Kampfverlauf spielte sich für Corvan ab wie eine außerkörperliche Erfahrung: Eben noch seiner selbst entrückt, war plötzlich eine Klinge aus dem Dunkel auf ihn zugeschnellt und noch bevor er erkannte, dass eseine Waffe war, wurden seine jahrelang antrainierten Reflexe abgespult, ohne dass sein Bewusstsein auch nur den geringsten Einfluss darauf nehmen konnte. Bis zu dem Moment, in dem sich sein Waffenarm zum zweiten Mal mit der Tempest in der Hand streckte, hatte er völlig die Kontrolle über seine Reaktionen verloren, konnte seinen Abzugfinger nur gerade so davon abhalten, eine Salve in das Gesicht seines Gegenübers zu feuern, die im Moment ihres Todes den Spectre mit sich gerissen hätte. Sie musste das gleiche denken und zögerte deshalb genauso. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis einer der beiden den Moment der Unaufmerksamkeit des anderen wittern und die Chance ergreifen würde. Intensiv fixierte Corvan daher die Muskelanspannungen von Majs Unterarm, beobachtete ihre Augen, die er gerade zum ersten Mal ohne Helmvisier sah - oder war es das erste Mal? Das typisch salarianische Gesichtergedächtnis ließ ihn sofort erkennen, dass sie erst Stunden vorher auf dem Schwarzmarkt Omegas an ihm vorbeigehuscht war. Und die selbe Person trug nun die Rüstung des Söldners, den er wenig später hatte anheuern wollen. Wer war sie? Gehörte sie zu Eclipse? Oder war sie ein Söldner der Talons? Vielleicht war sie auch direkt Aria unterstellt und wollte das Kräftegleichgewicht der Banden wahren. Oder war die Allianz tatsächlich versehentlich in seinen geheimen Spectreauftrag geraten? Corvans Gedanken überschlugen sich und hatten Mühe, bei der momentanen Situation zu bleiben, in der jede kurze Unaufmerksamkeit seinen Tod bedeutet hätte.
Geschwächt wie Corvan war, wäre es früher oder später sicher auch sein Tod gewesen, wäre in diesem Moment nicht der von Connor verletzte Pilot um die Deckung herum geflohen. Seine rechte Schulter haltend hinkte er mit deutlich hörbaren, metallischen Schritten auf die beiden zu und bemerkte dann erst, wohin er geraten war, hob dann eher zögerlich seine Pistole, als er bemerkte, dass keiner der beiden auf ihn zielte. Corvan nutzte die Gelegenheit: Mit dem Neuankömmling in Majs Rücken, hatte er den Vorteil, die Situation zu sehen, die Maj nur aus den Geräuschen erahnen konnte. Er sah, wie Majs Pupillen für den Bruchteil einer Sekunde ihren Fokus verloren und instinktiv zu dem Geräusch hinter ihr schweifen wollten und genau in diesem Moment hechtete er zur Seite aus der Schussbahn von Majs Waffe, rollte sich an dem Piloten vorbei ab und ließ diesen perplex hinter sich, als er um die Kisten herum floh und Haken schlagend den Rückzug über die Landefläche antrat. Der Pilot sah ihm verwirrt hinterher, erkannte dann Maj als die größere Bedrohung an und erhob deshalb die Waffe gegen sie, was sie bei seiner Verletzung wohl kaum ernsthaft bedrohen, aber sie wertvolle Sekunden kosten würde.
"Connor - Feindkontakt. Brechen Sie die Verfolgung ab, brauche Unterstützung", ächzte Corvan während der hinkenden Flucht in seinen Helmfunk. Seine Paladin hatte er zurückgelassen, seine Tempest hatte nur noch ein halbes Magazin, sein linker Arm hing ausgekugelt durch den Kampf schlaff herab und die Hüftwunde klaffte immer schmerzhafter. Eine direkte Konfrontation mit Maj konnte er jetzt nicht mehr überstehen und bei ihrer Kondition war an eine Flucht ohne Unterstützung nicht zu denken. Er musste die Mission als gescheitert ansehen.
Unterdessen war Mahesh Thakkur, die Zielperson, von Shuttle zu Shuttle geeilt, doch keines öffnete ihm ohne einen passenden Transponder die Tür, weshalb er in die selbe Halle floh, in der Minuten vorher noch eine Schießerei gewütet hatte. Doch jetzt waren dort alle Geräusche verstummt und man fand nur noch ein still rauchendes Chaos und Blutbad vor, wo kroganisches Temperament auf gut gerüstete Blue Suns getroffen war. In der Mitte der Halle lag die Wurzel des Übels, der Kroganer, mit völlig zerfetzter Rüstung, aus der ungedachte Mengen des typisch orangefarbenen Blutes quollen. Er kämpfte um jeden pfeifenden Atemzug, als die wenigen noch unverletzten redundanten Organe in seinem Körper versuchten, den Blutverlust auszugleichen und die zerfetzten Lungenflügel gierig die letzte Luft einsogen. Er war der letzte Überlebende in der Halle, um ihn herum tote Turianer, die dem im Blutrausch Befindlichen zwar den Todesstoß versetzt hatten, dafür aber selbst mit dem Leben bezahlen mussten. Thakkur näherte sich ihm vorsichtig auf seinem Weg aus der Halle, nahm sich die Zeit, kurz neben ihm stehen zu bleiben. Der Kroganer sah ihm noch immer mit festem Blick entgegen, schlug sich als Zeichen seiner inzwischen zweilhaften Unbesiegbarkeit prahlend mit der Faust gegen die Brustplatte und lachte dann grollend. Thakkur schüttelte fassungslos über diesen Trotz den Kopf und überließ das riesige Reptil dann seinem Schicksal, um in zügigem Sprint weiter die Flucht anzutreten, genau in die Richtung, aus der Corvan mit seinem Trupp angerückt war. Er musste nur den Leichen folgen.