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Findet ihr es moralisch verwerflich, absichtlich keiner Arbeit nachzugehen?
Inspiriert durch einen Wutausbruch meiner Eltern, die sich gerade darüber aufregen, dass mein Onkel uns eine Weihnachtskarte geschickt hat, in der folgender Satz drin vorkam:
"[...] Meine Rente ist endlich durch. Bekomme zwar kaum was, aber Hauptsache, ich hab meine Ruhe, keinen Stress und niemand geht mir auf den Sack. [...]"
Er war halt fast sein ganzes Leben lang arbeitslos und nun ist das Geschrei im Hause hier groß, weil wie könne er es wagen, auf seine Faulheit auch noch stolz zu sein und alles!
Ich persönlich finde das großartig. Aufgrund einer kleinkriminellen und drogenverseuchten Vergangenheit hat er nie eine Ausbildung gefunden (er hat fast ein Jahrzehnt lang gesucht) und ne Weile immer nur Drecksjobs gemacht. Irgendwann hat es ihm gereicht, für einen Hungerlohn zu arbeiten und deswegen auf alles geschissen. Seit er Anfang 30 ist, ist er nun arbeitslos - und verdammt zufrieden. Zwar kann er sich kaum was leisten, allerdings muss er auch nicht 40 Stunden in der Woche malochen gehen. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich es genauso gemacht.
Wie seht ihr das?
Edit: Natürlich beziehe ich mich hauptsächlich auf Geringverdiener, die kaum Perspektiven haben, dem Niedriglohnsektor zu entkommen.
Geändert von Winthor I. (18.12.2015 um 18:27 Uhr)
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Am besten geht hier in Deutschland keiner Arbeiten.
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Seh ich ganz genauso. Vor dem Studium und in den Semesterferien hatte ich verschiedene Jobs, hauptsächlich Kurierdienste und Hiwi-Müll über Zeitarbeitsfirmen. Für ein paar Monate ist das schon auszuhalten, aber wie sich manche Menschen hier teils über Jahrzehnte freiwillig versklaven lassen, ist für mich unverständlich. Vor allem, wenn mans dann durchrechnet - im Vergleich zu ALG2 200-300€ mehr monatlich, und dafür teilweise 200+ Stunden schuften? Als Kurierfahrer hatte ich teilweise nicht mal ein paar Minuten Zeit zum Essen, weil ich die zehn Stunden täglich komplett im Stress war.
Wer diese Leibeigenschaft einem Leben als HartzIV-Empfänger vorzieht, hat definitiv den Bezug zur Realität verloren.
"Wer die Zahlen der Moslems in Deutschland erhöhen will, nimmt eine zunehmende Gefährdung unseres inneren Friedens in Kauf."
"Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen. [...] Mit einer demokratischen Gesellschaft ist das Konzept von Multikulti schwer vereinbar. Vielleicht auf ganz lange Sicht. Aber wenn man fragt, wo denn multikulturelle Gesellschaften bislang funktioniert haben, kommt man sehr schnell zum Ergebnis, daß sie nur dort friedlich funktionieren, wo es einen starken Obrigkeitsstaat gibt."
Helmut Schmidt †
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 Zitat von Jean
Seh ich ganz genauso. Vor dem Studium und in den Semesterferien hatte ich verschiedene Jobs, hauptsächlich Kurierdienste und Hiwi-Müll über Zeitarbeitsfirmen. Für ein paar Monate ist das schon auszuhalten, aber wie sich manche Menschen hier teils über Jahrzehnte freiwillig versklaven lassen, ist für mich unverständlich. Vor allem, wenn mans dann durchrechnet - im Vergleich zu ALG2 200-300€ mehr monatlich, und dafür teilweise 200+ Stunden schuften? Als Kurierfahrer hatte ich teilweise nicht mal ein paar Minuten Zeit zum Essen, weil ich die zehn Stunden täglich komplett im Stress war.
Wer diese Leibeigenschaft einem Leben als HartzIV-Empfänger vorzieht, hat definitiv den Bezug zur Realität verloren.
Oder auch 300 - 1000 Euro mehr im Vergleich zu ALG2 und weiter.
Leibeigenschaft. Vielen gefällt Ihre Arbeit und sie verdienen dadurch deutlich mehr als sie durch ALG2 und alle Zuschüsse je erhalten würden. Ist doch schön.
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 Zitat von 10203040
Oder auch 300 - 1000 Euro mehr im Vergleich zu ALG2 und weiter.
Ist für viele aber eben nicht möglich. Wenn du Ungelernter bist, kommste in den meisten Fällen als Zeitarbeiter irgendwo unter. Verdienst dann 8,50 Euro in der Stunde und hast als Single teilweise unter 1000 Euro netto im Monat zur Verfügung. Da kannst du auch gleich zuhause bleiben und dem Staat auf der Tasche liegen.
Wobei es natürlich auch auf die Arbeit ankommt, klar. Hätte ich z.B. einen Job als Nachtwächter und müsste nur irgendwo rumsitzen, würde ich das auch machen. Aber fürn Mindestlohn wirklich was leisten? Von wegen.
Ich beziehe mich mit dem Thread hier auch hauptsächlich auf solche, die eben nicht in der Lage sind, mehr als 8,50 Euro zu verdienen.
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 Zitat von Winthor I.
Ist für viele aber eben nicht möglich. Wenn du Ungelernter bist, kommste in den meisten Fällen als Zeitarbeiter irgendwo unter. Verdienst dann 8,50 Euro in der Stunde und hast als Single teilweise unter 1000 Euro netto im Monat zur Verfügung. Da kannst du auch gleich zuhause bleiben und dem Staat auf der Tasche liegen.
Wobei es natürlich auch auf die Arbeit ankommt, klar. Hätte ich z.B. einen Job als Nachtwächter und müsste nur irgendwo rumsitzen, würde ich das auch machen. Aber fürn Mindestlohn wirklich was leisten? Von wegen.
Ich beziehe mich mit dem Thread hier auch hauptsächlich auf solche, die eben nicht in der Lage sind, mehr als 8,50 Euro zu verdienen.
Ausbildung.
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für unter 1500 netto würde ich hartz 4 jederzeit vorziehen.
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Ich leb momentan von 500 im Monat (muss nicht arbeiten). Aber da ich noch nie ernsthaft gearbeitet habe (immer nur ehrenamtlich oder ausgeholfen) habe ich kein plan was meine vorstellung von fairer arbeit ist ^^
Aber an und für sich, wenn man arbeiten will, aber nur ausgenutzt wird, finde ich es nicht schlimm den Pfad aufzugeben.
Auch wenn man ehrenamtlich aktiv ist, find ich man sollte leben können - ohne Zügel. Und selbst die paar, die zuhause bleiben und desisioloniert oder einfach nichts machen wollen, kann ich verstehen. Zum großen teil seh ich da die gesseltschaft in der schuld - armut führt nunmal zu Resignation. und für den seltenen anderen fall - naja es gibt alles. Ich glaube nicht, dass das die Mühe wert ist überzeugungsarbeit zu leisten. Ich glaube da sind die beamtenstunden bei was anderes besser aufgehoben
(Bedingungsloses Grundeinkommen!)
 Zitat von Chrishi
... hat den blödesten Namen im ganzen WOP ^^
ottifant64, MeinFeuermagier, jacknicker, Karateka, Tiberias, Dauganor und Judge Man sind der gleichen Meinung
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 Zitat von 10203040
Ausbildung.
Dass jeder, der es nur will, eine Ausbildung findet oder sich leisten kann, ist eine Mär.
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 Zitat von Winthor I.
[...]
Ich beziehe mich mit dem Thread hier auch hauptsächlich auf solche, die eben nicht in der Lage sind, mehr als 8,50 Euro zu verdienen.
...nunja, es gibt eben halt auch Menschen die für ihren Hungerlohn schwer arbeiten und
sich nicht die Blöße geben wollen, den anderen auf der Tasche zu liegen.
Klar ist es einfacher zuhause rumzulungern und Geld vom Staat zu beziehen.
..aber ich kenn die Argumente (welche auch gerade wieder oben rausgehauen wurden) nur zu gut.
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 Zitat von Xypetotec
...nunja, es gibt eben halt auch Menschen die für ihren Hungerlohn schwer arbeiten und
sich nicht die Blöße geben wollen, den anderen auf der Tasche zu liegen.
Klar ist es einfacher zuhause rumzulungern und Geld vom Staat zu beziehen.
..aber ich kenn die Argumente (welche auch gerade wieder oben rausgehauen wurden) nur zu gut.
Ja, das finde ich halt schlimm: Menschen, die nicht arbeiten wollen, aus welchen Gründen auch immer, werden so behandelt, als seien sie generell charakterlose Parasiten. Wenn ich gut verdiene (und das tu ich auch im Moment), ist es mir scheißegal, dass mit meinen Abgaben ein paar andere Menschen vom Staat durchgefüttert werden - denn mir geht es auch so gut genug.
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 Zitat von Winthor I.
Dass jeder, der es nur will, eine Ausbildung findet oder sich leisten kann, ist eine Mär.
Erstens habe ich das nirgendo behauptet, zweitens findet fast jeder der sich bemüht auch eine Ausbildung. Vielleicht nicht in seinem Traumjob aber irgendwo anders höchstwahrscheinlich.
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 Zitat von 10203040
Erstens habe ich das nirgendo behauptet, zweitens findet fast jeder der sich bemüht auch eine Ausbildung. Vielleicht nicht in seinem Traumjob aber irgendwo anders höchstwahrscheinlich.
Und genau das ist der Grund, warum manche Menschen depressiv werden: Dann verdienen sie ein klein wenig mehr (lass es 1300 Euro netto sein), müssen sich aber trotzdem jeden Morgen geradezu zur Arbeit quälen. Großartiges Leben. Aber Hauptsache ARBEIT ARBEIT. Das ist doch Schwachsinn.
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Adventurer
Ich finde Arbeit schon wichtig, man kann auch versuchen mit Schwarzarbeit mehr Geld zu kriegen.
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 Zitat von Winthor I.
Und genau das ist der Grund, warum manche Menschen depressiv werden: Dann verdienen sie ein klein wenig mehr (lass es 1300 Euro netto sein), müssen sich aber trotzdem jeden Morgen geradezu zur Arbeit quälen. Großartiges Leben. Aber Hauptsache ARBEIT ARBEIT. Das ist doch Schwachsinn.
Aber andere für seinen Lebensunterhalt arbeiten lassen ist nicht "Schwachsinn"? Die Leute, die den "Drecksjob" dann für einen machen und damit nur knapp über H4 verdienen, finanzieren einen dann mit ihren Abgaben auch wieder mit. Was können die dafür, dass man sich seinen Weg selbst durch Kriminalität und Drogen verbaut hat? Das Problem ist, dass durch solche Leute immer gleich wieder alle H4-Empfänger in Verruf geraten, auch die, die wirklich trotz größter Bemühungen und "sauberer" Vergangenheit nichts bekommen. Die gibt es nämlich tatsächlich auch, oftmals sogar Akademiker u.ä. ausgebildete Personen.
Trotzdem oder gerade auch deswegen wäre ich für ein bedingungsloses Grundeinkommen. So würden Leute wie der besagte Onkel vielleicht nicht nur auf dem Sofa sitzen, sondern sich wenigstens stundenweise etwas widmen, das ihnen Freude bereitet, wofür man aber sonst nicht extra jemanden einstellen würde. Auf Grund der Vergangenheit bieten sich da je nach Charakter auch so Dinge wie Sozialhelfer u.ä. an, etwas das ja sonst mitunter sehr mies bezahlt wird. Was dann ja aber egal wäre.
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so ein Leben ist nicht gerade beneidenswert...
aber klar muss man auch Freude an der arbeit haben. Sonst ist man mindestens genauso unzufrieden, wie nicht zu arbeiten.
Aber man könnte dann ja zumindest ehrenamtlich was machen oder nicht um ein teil für die Gesellschaft zu leisten?
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Ich arbeite zwar auch nicht mehr, doch bei mir sieht die Sache etwas anders aus. Wenn ich noch arbeiten könnte, dann würde ich schon noch arbeiten gehen. Ich kann es aber gut verstehen, dass dein Onkel nicht mehr arbeiten will. Wenn ihm das Geld reicht und er zufrieden ist, dann soll er selbst entscheiden. Verwerflich finde ich es nicht unbedingt.
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 Zitat von Winthor I.
Und genau das ist der Grund, warum manche Menschen depressiv werden: Dann verdienen sie ein klein wenig mehr (lass es 1300 Euro netto sein), müssen sich aber trotzdem jeden Morgen geradezu zur Arbeit quälen. Großartiges Leben. Aber Hauptsache ARBEIT ARBEIT. Das ist doch Schwachsinn.
/Dieses
und mit 40 wird der Burn Out angemeldet
so siehts aus
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Titel: "Findet ihr es moralisch verwerflich, absichtlich keiner Arbeit nachzugehen"
Ganz klares ja von mir!
Schmarotzer gibt es in Deutschland schon zu viele!
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deutschland macht es den schmarotzern viel zu einfach, aber das ist ja nix neues. ich arbeite 60+ stunden die woche aber da bin ich auch selbst schuld. hätte sicher mehr vom tag mit hartz4. 
aber ich finanziere gerne die faulen säcke.
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