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    Ritter Avatar von Eandril
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    1. Busy Earnin'
    Omega, 21.04.2183

    "Na los, aufstehen Miller!" Narissa schreckte hoch, rieb sich die Augen und blinzelte verschlafen zu ihrer Peinigerin hoch. "Oooh, verdammt. Rayla, muss das sein?" Die Asari, die mit in die Hüften gestützten Armen neben vor ihrem Bett stand, grinste breit. "Natürlich muss dass sein, Schlafmütze. Ich hab' dir gesagt, dass du nicht so viel trinken solltest."
    Narissa zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch, und sagte: "Wie bist du überhaupt hier rein gekommen? Habe ich dir etwa..." "... den Code für die Wohnungstür gegeben? Ja, hast du.", beendete Rayla den Satz für sie. "Ich muss verrückt gewesen sein. Hätte ich geahnt, was du damit anstellst..." Sie richtete sich stöhnend auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. "Was verschafft mir denn die Ehre deines Besuchs? Ich kann dich wohl nicht überreden, ins Bett zu kommen?" Rayla rümpfte die äußerst wohlproportionierte Nase. "Nein, kannst du nicht. Du weißt doch, dass ich daran nicht interessiert bin."
    "Das hat neulich aber ganz anders ausgesehen.", erwiderte Narissa, während sie in der Nachttischschublade nach einer Kopfschmerztablette kramte, und Rayla lief - aufgrund ihrer blauen Haut - auf sehr reizende Weise lila an. "Ich war betrunken, das zählt nicht." "Dann muss ich dich wohl öfter betrunken machen.", meinte Narissa stand langsam auf und tappte behutsam durch den Raum zum Wasserhahn. "Nissa..." "Okay, okay." Sie spülte die Tablette mit etwas Wasser herunter und wandte sich dann wieder ihrer Partnerin zu. "Also nochmal: Was gibt es? Und sag nicht, einen Auftrag. Ich hatte gestern erst diesen Batarianer unten an den Docks."

    "Leider doch.", erwiderte die Asari, und ließ sich auf der Bettkante nieder. Ein Sofa gab es nicht. Narissa setzte sich neben sie und rieb sich den schmerzenden Nacken. "Verdammter Mist. Hätte ich das geahnt..."
    "Tja, gestern groß zu feiern erweist sich nicht als deine beste Idee. Es kommt aber noch besser: Der Auftraggeber kommt von der Citadel... und das Ziel ist ebenfalls dort."
    Narissa verzog das Gesicht. "Ugh... muss das sein? Die Citadel ist nicht unbedingt mein liebstes Auftragsgebiet. Kann ich mir leisten, den abzulehnen?"
    "Ich fürchte nicht." Rayla lächelte aufmunternd. "Komm schon, so schlimm wird es nicht sein. Und außerdem hast du auf dem Flug genug Zeit, deinen Kater zu bekämpfen." Narissa ließ sich nach hinten fallen, packte das Kopfkissen und warf es der Asari an den Kopf.



    "Der Auftraggeber ist Reijk Mal, ein Bankier von der Citadel. Volus.", erklärte der Captain, ein Turianer namens Galton Ravus, der schon seit längerer Zeit Narissas Vorgesetzter bei den Blue Suns war. "Er zahlt gut und hat einen guten Draht zu einigen unserer höheren Offiziere - das könnte ihre Möglichkeit sein, weiter aufzusteigen." Rayla lächelte, und warf Narissa einen vielsagenden Blick zu. Und deiner Karriere wird es auch nicht schaden, Ravus, dachte Narissa bei sich. Aber sie gönnte es dem Captain, schließlich hatte er ein Talent dafür, ihr lukrative Aufträge zu verschaffen. Das er das vornehmlich um seiner selbst willen tat schadete ihr ja nicht.
    "Wer das Ziel sein wird, wissen wir nicht. Mal wird sich auf der Citadel selbst mit ihnen treffen." Auf die überraschten Blicke der beiden sagte er: "Ich weiß, dass das ungewöhnlich ist. Aber offenbar möchte er sich zunächst selbst ein Bild von ihnen machen." Narissa zuckte nur die Schultern, und Rayla meinte: "Na, dagegen ist ja nichts einzuwenden."
    "Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie sehr mich das erleichtert.", erwiderte Ravus sarkastisch. "Ihr Schiff geht in drei Stunden von Dock 23-7. Seien sie pünktlich. Ihr Auftraggeber will sich morgen früh mit ihnen treffen, ich schicke ihnen die genauen Daten später zu. Viel Glück."



    Wieder zurück in der Wohnung ließ Narissa sich sofort aufs Bett fallen. "Was?", fragte sie auf Raylas vorwurfsvollen Blick hin. "Wir haben noch genug Zeit, und ich brauche sowieso nicht viel. Schließlich habe ich ja dich, um mich zu beschützen." Rayla war, wie alle Asari, biotisch begabt und von den Blue Suns dazu abgestellt, Narissa bei manchen, als gefährlich eingestuften Aufträgen zu beschützen. Die beiden arbeiteten jetzt schon seit knapp sechs Monaten zusammen, und Narissa hatte ihre Beschützerin schon mehrfach in Aktion erlebt - und war froh, dass sie Rayla vermutlich niemals als Ziel haben würde. Darüberhinaus mochte sie die Asari auch persönlich recht gerne. Und zwar so gerne, dass sie schon mehrfach versucht hatte, sie in ihr Bett zu bekommen - was allerdings bislang immer kläglich gescheitert war. Das Rayla nach wie vor bereitwillig mit ihr zusammenarbeitete konnte nur bedeuten, dass sie eine engelsgleiche Geduld besaß - oder einfach "Hard-to-get" spielte. Die Interpretation wäre Narissa deutlich lieber. Den Namen "Nissa" hatte sie auch von Rayla, die aus irgendeinem Grund der Meinung war, "Narissa" wäre einfach zu lang. Die Asari war allerdings auch die einzige, die sie straflos so nennen durfte.
    Rayla trat ihr sanft gegen den über die Bettkante hängenden Fuß, und sagte: "Los, steh auf. Willst du dir vorstellen was passiert, wenn wir das Schiff verpassen?" Narissa seufzte theatralisch, stand aber auf und begann ihre Sachen zusammenzusuchen. "Und was ist mit dir? Musst du etwa nichts packen?", nörgelte sie, während sie einige auf dem Boden liegende Kleidungsstücke zusammensuchte.
    "Ich habe meine Sachen schon gepackt, bevor ich zu dir gegangen bin. Wir gehen gleich bei mir vorbei und holen mein Zeug.", erwiderte Rayla. "Streberin...", murmelte Narissa leise vor sich hin. "Und ich hatte mich so auf einen freien Tag gefreut." "Tja, du musst eben wissen was du willst. Momentan bist du damit beschäftigt, zu verdienen..." "...damit ich später alles wieder ausgeben kann.", beendete Narissa den Satz mit einem Grinsen und schnallte ihr Gewehr auf dem Rücken fest. Sie fühlte sich gleich viel besser. "Du bist unverbesserlich.", seufzte Rayla. "Stimmt.", gab Narissa zu. Ihre gute Laune kehrte langsam zurück. "Hey, vielleicht habe ich dann an meinem Geburtstag frei... ich lade dich ein. Nur dich.", sagte sie mit einem frechen Grinsen.
    Rayla verdrehte genervt die Augen. "Du strapazierst meine Nerven, Nissa." "Ich weiß. Na los, die Citadel wartet."
    Eandril ist offline Geändert von Luceija (29.10.2015 um 12:07 Uhr)

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    2. Unlautere Verhandlungen
    Citadel, 22.04.2183


    "Wie lange sollen wir denn noch warten?" Narissa rührte in ihrem zweiten Kaffee herum und tippte ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden. "Wie kann man nur so ungeduldig sein.", seufzte Rayla, die ihr gegenüber am Tisch saß. "Gegenfrage: Wie kann man nur so geduldig sein?" Sie trank die Tasse in einem Zug leer und überlegte, ob sie sich nicht einen dritten Kaffee bestellen sollte. Einen unbestreitbaren Vorteil gegenüber Omega besaß die Citadel, und das waren Cafés in denen richtiger Kaffee serviert wurde. Narissa blickte aufmerksam durch die Frontscheibe des Cafés, in der Hoffnung, vielleicht ihren Auftraggeber endlich zu erspähen. "Vielleicht liegt es daran dass ich... hm... knapp sechs mal so alt wie du bin?" Narissa winkte ab. "Bist du nach Maßstäben der Asari nicht ungefähr genauso alt wie ich?" "Nun äh... ja, etwa." "Na also. Du bist einfach unnormal, das ist alles." "Sehr charmant.", gab Rayla lächelnd zurück.
    "Ah, na endlich.", sagte Narissa erleichtert, als sie einen Volus und einen schwarzhaarigen Mann das Café betreten sah. "Wie es aussieht, kommt unser Auftraggeber." Die beiden Neuankömmlinge kamen tatsächlich zielstrebig auf ihren Tisch zu, und setzten sich ohne weitere Begrüßung - der Mensch natürlich problemlos, der Volus unter einigen Schwierigkeiten.
    "Reijk Mal.", stellte er sich ohne Umschweife vor. "Und das - kch - ist Jacob Howard. Ihre Namen kenne ich, danke." Narissa warf Rayla einen raschen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu, sagte aber nichts. "Ihr Ziel - kch - ist ein kroganischer Pirat. Nennt sich Fenn. Kch. Er hält sich momentan hier auf der Citadel versteckt, in einer verlassenen Lagerhalle unter dem - kch - Zakera-Bezirk."
    "Ein Kroganer?", fragte Rayla skeptisch. "Das wird aber teuer, Kroganer sind zähe Brocken." "Fünfzehntausend Credits.", erwiderte der Volus, ohne mit der Wimper - im übertragenen Sinne - zu zucken, und Narissa pfiff durch die Zähne. Fünfzehntausend waren viel, selbst nachdem die Blue Suns sechzig Prozent davon kassiert hätten. Auch Rayla sah einigermaßen beeindruckt aus. "Ich gehe also - kch - davon aus, dass die Belohnung angemessen ist?", fragte Reijk noch einmal nach.
    "Mister, ihr Kroganer ist so gut wie erledigt.", antwortete Narissa, und erntete dafür einen vorwurfsvollen Blick ihrer Partnerin. Rayla konnte Sprüche dieser Art nicht leiden.
    "Mr. Howard hier", der Volus deutete auf den neben ihm sitzenden Mann, "wird ihnen bei dem - kch - Auftrag behilflich sein."
    Rayla schüttelte den Kopf, und Narissa sagte: "Tut mir leid, aber wir benötigen keine weitere Hilfe." Außerdem sah der Schwarzhaarige nicht gerade so aus, als könnte er ihnen von großem Nutzen sein.
    "Ohne mich werden sie das Versteck des Kroganers nicht betreten können.", meldete Howard sich leise zu Wort. Narissa warf dem Volus einen fragenden Blick zu.
    "Mr. Howard ist ein begnadeter - kch - Hacker, und die Tür des fraglichen Lagerhauses ohne großes Aufsehen - kch - zu erregen benötigt seine Fähigkeiten." Narissa setzte zu einem Einwand an, doch Reijk hob eine Hand. "Darüberhinaus - kch - ist diese Frage nicht verhandelbar. Mr. Howard wird sie begleiten, oder ich - kch - vergebe den Auftrag an jemand anderen."

    Auf Narissas fragenden Blick hin zuckte Rayla die Schultern und nickte dann leicht. "Also gut. Wir werden ihn mitnehmen und sehen, ob wir ihn brauchen." "Hervorragend.", erwiderte der Volus. "Wenn sie mich entschuldigen würden - kch - die Arbeit ruft." Er sprang vom Stuhl und verließ das Café ohne ein weiteres Wort und ohne seinen Begleiter, der stumm auf seinem Platz sitzen blieb.
    "Also, Mr. Howard... Jacob...", begann Rayla mit einem zuckersüßen Lächeln. "Wo finden wir denn unser ahnungsloses Ziel?" "Ich kann sie zu seinem Versteck führen - allerdings trifft es der Begriff ahnungslos nicht ganz...
    "Was soll das heißen?", unterbrach Narissa ihn. "Nun... sie sind der zweite Attentäter, den Reijk auf Fenn ansetzt. Der ist gescheitert, und danach hat Fenn sich in diesem Versteck verkrochen und ist seit dem nicht mehr herausgekommen." Narissa stieß einen Schwall verschiedenster Schimpfwörter, die sie allesamt auf Omega gelernt hatte, während Rayla ruhig mit kalter Stimme frage: "Und ihr Boss hat es nicht für nötig gehalten, uns das mitzuteilen?"
    Der Hacker zuckte die Schultern. "Nun ja... sie haben nicht gefragt, und er hatte Angst, dass sie den Auftrag möglicherweise ablehnen würden." Narissa schnaubte verächtlich und meinte: "So hat es aber nicht ausgesehen..."
    "Also, Nissa. Was machen wir?", fragte Rayla. Narissa überlegte einen Augenblick. "Wir machen es. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber das sehen wir dann." Sie wandte sich dem Hacker zu. "Also Jacob, wenn sie so freundlich wären..."

    Eandril ist offline

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    3. Give and Take
    Citadel, 22.04.2183


    Die Gegend, in der Fenn sich angeblich versteckt hielt, stellte sich tatsächlich als fast völlig verlassen heraus. Lediglich ein paar abgehalfterte Gestalten lungerten in dunklen Ecken herum. "Ich hätte nicht gedacht, dass es solche Gegenden auf der Citadel gibt.", meinte Narissa, und sah sich neugierig um. "Man könnte fast glauben, wir wären wieder auf Omega." "Ja, es ist wirklich ganz reizend hier.", sagte Rayla trocken, und nickte vielsagend in Howards Richtung. Im Gegensatz zu den beiden Attentäterinnen schien sich der Hacker in seiner Haut überhaupt nicht wohl zu fühlen.
    "Hier ist es.", sagte er schließlich, und blieb vor einer verschlossenen Tür stehen. Narissa sah sich einmal schnell um. "Keine Kameras - was ist das für ein Versteck?"
    "Nicht sein übliches, glaube ich.", erwiderte ihr Führer. "Normalerweise hat er es nicht nötig, sich zu verstecken. Aber der erste Mordversuch scheint ihm einen Schreck eingejagt zu haben." "Irgendwie untypisch für einen Kroganer...", dachte Rayla laut nach.
    "Haben sie einen Scan des Raumes?", fragte Narissa an Jacob gewandt. Der Hacker nickte, und öffnete mit seinem Omni-Tool ein dreidimensionales Bild der Lagerhalle.
    "Sehr schick. Mal sehen... hier vorne, direkt links von der Tür scheint ein Raum für die Kranbedienung zu sein. Der ist erhöht, das wäre doch eine Position für mich." "Wenn sich unser Ziel nicht gerade darin versteckt.", warf Rayla ein, die auch einen Blick auf das Modell geworfen hatte.
    "Verdammt, ja. Das wäre natürlich das naheliegendste Versteck für ihn..."
    "Nicht unbedingt.", wurde sie von Jacob unterbrochen. "Hier, wir stehen an der Hintertür. Fenn versteckt sich noch nicht lange dadrin, es besteht eine gewisse Möglichkeit, dass er sie nicht kennt. Und in dem Fall..."
    "Die Torbedienung.", sagte Rayla, und deutete auf einen kleinen abgetrennten Raum auf der gegenüberliegenden Seite der Halle. "Direkt neben dem Haupttor. Wenn jemand dadurch käme, könnte er denjenigen direkt von der Seite erledigen."
    "Typisch kroganische Begrüßung.", grinste Narissa. "Also gut, ich glaube ich weiß, wie wir es machen."
    "Mooooment.", unterbrach Rayla sie. "Du willst das jetzt sofort machen? Ohne Vorbereitung." Narissa zuckte mit den Schultern. "Ja, warum nicht? Wir wissen alles was wir wissen müssen, und je schneller wir das hinter uns haben, desto schneller können wir von dieser Station wieder runter."
    "Das ist ein Argument.", erwiderte die Asari. "Also gut, dann lass deinen Plan mal hören."
    "Also, nachdem Jacob die Tür für uns geöffnet hat, gehen wir vorsichtig rein. So wie es auf dem Plan aussieht, hat man von drüben vom Tor keine freie Sicht auf die Hintertür. Wir verschaffen uns erstmal einen Überblick, ob unser Kroganer auch tatsächlich nicht hinten in der Kransteuerung hockt. Wenn nicht, dann schleiche ich mich da rein, und gehe oben am Fenster in Position. Und du..." "... lockst den Kroganer aus dem Versteck.", beendete Rayla den Satz für sie. "Genau. Ist das ein Problem?"
    "Nein.", erwiderte die Asari mit einem Grinsen. "Mit einem einzelnen Kroganer sollte ich gerade noch so lange fertig werden bis du ihn im Visier hast."
    "Gut. Bist du bereit?" Sie nickte dem Hacker, der dem Austausch der beiden stumm gefolgt war. "Also dann, Jacob. Zeigen sie mal, was sie können."

    Die Tür glitt mit einem leisen Zischen auf, und Narissa und Rayla betraten die Halle leise, aber ohne zu zögern. "Keine Wärmesignaturen in der Kranbedienung.", flüsterte Narissa nach einem raschen Scan. "Okay.", gab Rayla ebenso leise zurück. Während Narissa so leise und schnell wie möglich die kurze Treppe zu ihrer Position hinaufeilte, schlenderte Rayla leise vor sich hin pfeifend und offenbar vollkommen entspannt hinter der Wand hervor und direkt ins Sichtfeld des Kroganers, der sich vermutlich auf der anderen Seite verbarg.
    "He Fenn, komm raus und stell dich, Feigling!", rief sie durch die Halle, während sie langsam weiter vorrückte. Narissa hatte in der Zwischenzeit ihre Position bezogen. Es war eine perfekte Position für einen Scharfschützen: Leicht erhöht, sie hatte den gesamten Raum im Blick, und das Fenster der Kransteuerung hatte keine Scheibe die ihren Schuss bremsen oder womöglich ablenken konnte.
    "Na los, komm endlich raus. Oder muss ich dich da hinten in deinem Loch töten?", war wieder Rayla zu hören, die inzwischen die Mitte des Raumes erreicht hatte. Narissa bereitete sich zum Schuss vor, denn sie nahm eine Bewegung am gegenüberliegenden Ende der Halle wahr, als sie feststellen musste, dass Fenn keineswegs völlig alleine war. Zwischen zwei Kisten, die direkt rechts von Rayla standen, sprang plötzlich ein Vorcha hervor und riss die Asari zu Boden. "Verdammt!", stieß Narissa hervor, und schwenkte das Gewehr in Richtung der ineinander verschlungenen Kämpfer - ein Schuss war allerdings unmöglich, denn in der jetzigen Situation war die Gefahr, Rayla zu treffen viel zu groß.
    Der Vorcha hatte zwar den Vorteil der Überraschung gehabt, doch mit einem schien er nicht gerechnet zu haben. Plötzlich glühte Raylas Arm blau auf, und sie schleuderte den Angreifer mit biotischer Kraft von sich. Im gleichen Augenblick trat aus dem Häuschen am anderen Ende der Halle ein großer Kroganer mit einer Shotgun in den Händen hervor.
    "Damit hast du nicht gerechnet, du blaue Schlampe.", rief er hämisch lachend. "Stimmt!", rief Rayla zurück. "Aber das wird dich nicht retten." Wieder umspielte sie ein blaues Glühen.
    "Und dich wird deine Biotik-Spielerei auch nicht retten.", erwiderte Fenn, der langsam näher kam.
    Narissa hatte zwar ein freies Schussfeld, zögerte aber. Kroganer waren zäh, und ihr Schuss musste genau sitzen. Und der Vorcha stellte ebenfalls eine Bedrohung da, solange er lebte. Der Kroganer nickte dem Vorcha zu, und von dessen rechtem Arm schlug Rayla plötzlich ein Flammenstoß entgegen, den die Asari gerade eben mit einer biotischen Barriere abwehren konnte.
    "Und jetzt?", lachte der Kroganer, während er weiter langsam näher kam. "Wie willst du mich jetzt töten?"
    "Runter!" rief Narissa von ihrer Position aus. Sowohl die Blicke des Kroganers als auch des Vorchas zuckten in ihre Richtung, und der Flammenstoß versiegte für einen Augenblick. Rayla warf sich instinktiv beiseite hinter eine Kiste, die wer weiß was enthielt - genau wie Narissa gehofft hatte. Sie schoss, allerdings nicht auf den Kroganer. Die Kugel traf stattdessen den kleinen Tank an der Seite des Vorchas, der offenbar seinen Flammenwerfer speiste. Und tatsächlich, der Tank explodierte mit einem lauten Knall. Die Explosion zerriss den Vorcha - da würde ihm auch seine Regenerationsfähigkeit nichts mehr nützen - und schleuderte Rayla mitsamt der Kiste zwei, drei Meter weiter. Fenn, der noch ein Stück weiter weg gewesen war, wankte, blieb jedoch stehen. Er warf noch einen kurzen Blick auf die offenbar bewusstlose Asari, und stürmte dann los - geradewegs in Narissas Richtung. "Scheiße, scheiße...", stieß sie zwischen den Zähnen hervor, und versuchte so schnell wie möglich nachzuladen, während sie immer wieder einen Blick auf den schnell näherkommenden Kroganer warf.
    "JA!" Sie riss das Gewehr hoch, der Kroganer war nur noch sechs Meter entfernt, zielte kurz, fünf Meter, und schoss. Fenn zuckte zusammen, wurde langsamer - taumelte noch zwei Schritte weiter und brach dann zusammen. Narissas Schuss hatte ihn genau ins Auge getroffen und war offenbar bis ins Hirn gedrungen. Die einzige Methode, einen Kroganer mit einem einzigen Schuss sofort auszuschalten. "Ein Meisterschuss, Mädchen.", gratulierte sie sich selbst. So einer würde ihr vermutlich nicht so schnell wieder gelingen.
    Sie lehnte das Scharfschützengewehr aus der Hand, sprang aus dem Fenster und versetzte dem direkt davor liegenden Kroganer noch ein paar Kopfschüsse mit der Carnifex - aus allernächster Nähe, zur Sicherheit. Dann eilte sie weiter zu Rayla, die sich inzwischen stöhnend regte, und kniete sich neben sie.
    "Und, alles okay bei dir?" "Ja... das gibt höllische Kopfschmerzen."
    "Tut mir leid.", erwiderte Narissa mit einem unsicheren Lächeln, aber die Asari winkte ab. "Halb so schlimm. Das mit dem Tank war eine gute Idee. Hast du den Kroganer wenigstens auch erwischt?"
    "Ja, er liegt da drüben." Sie deutete in die ungefähre Richtung. "Gut.", sagte Rayla erleichtert. "Hilf mir aufstehen, wir sollten vielleicht nicht allzu lange hierbleiben."

    Eandril ist offline Geändert von Eandril (30.10.2015 um 19:35 Uhr)

  4. #4 Zitieren
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    4. Unforseen Consequences
    Citadel, 22.04.2183, abends

    "Komm schon, Rayla. Willst du wirklich nicht tanzen?" Die Asari schüttelte den Kopf. "Ganz sicher nicht. Du hast mich heute schon genug malträtiert."
    "Naja..." Narissa biss sich verlegen auf die Unterlippe. "Du weißt, dass mir das leid tut." "Jetzt hör auf damit.", meinte Rayla mit einem beruhigenden Lächeln. "Wir wissen beide, dass du nichts dafür konntest. Du hattest keine andere Wahl." Narissa zuckte halbwegs erleichtert mit den Schultern. Vollständig beruhigt war sie allerdings nicht, denn hätte sie nicht darauf bestanden, sofort in die Halle zu gehen, wäre es womöglich nicht so weit gekommen. Offenbar sah man ihr die Zweifel auch an, denn ihre Partnerin klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und sagte: "Na los, hol mir lieber noch was zu trinken. Schließlich haben wir ja was zu feiern."
    Narissa stand von der bequem gepolsterten, halbrunden Sitzbank auf, die in ihrer Nische um den runden Tisch herumlief, und machte sich auf den Weg zur Bar. Nach dem geglückten Attentat hatten sich die beiden mit dem Hacker Jacob Howard im Schlepptau so schnell wie möglich davongemacht. Howard hatte daraufhin Kontakt zu Reijk Mal, dem Volus aufgenommen, und nur eine Stunde später war der Auftrag auch schon abgeschlossen. Während sie sich am Rand der Tanzfläche durch die Menge an Clubbesuchern verschiedenster Spezies quetschte, dachte Narissa daran, wie merkwürdig angespannt ihre Auftraggeber trotzdem noch gewesen waren. Wahrscheinlich hatten sie Angst, die Sache könnte irgendwie an C-Sec durchsickern. Narissa schnaubte verächtlich, und schob sich zwischen zwei offenbar ziemlich angetrunkenen Turianern hindurch, die sich beide an die selbe Asari heranzumachen versuchten. Auf diese Art und Weise würde keiner der beiden bei der blauen Schönheit landen - allerdings war Narissa ja selbst keine Referenz auf dem Gebiet, wie ihr dauerhaft erfolgloses Flirten mit Rayla bewies.

    Unter vielfachem Ellbogeneinsatz erreichte sie schließlich die Bar, und bestellte die Drinks für Rayla und sich selbst. Nur um dann festzustellen, dass es beinahe unmöglich sein würde, zurück an ihren Tisch zu gelangen, ohne alles zu verschütten. "Das kannst du vergessen.", hörte sie eine weibliche Stimme hinter sich sagen. Als sie sich umdrehte, erkannte sie die Asari wieder, die eben noch von den beiden betrunkenen Turianern angeflirtet worden war. "Tja, sieht nicht gut aus.", meinte Narissa, und setzte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Ganz im Gegensatz zu dir." Wenn sie schon bei Rayla nichts erreichen konnte... "Danke.", erwiderte die Blaue mit einem verführerischen Augenaufschlag. Offenbar war Narissa eher ihr Typ als betrunkene Turianer. "Wollen wir vielleicht einen Moment vor die Tür gehen? Da gibt es etwas frische Luft... oder vielmehr, überhaupt Luft." Als sie Narissas unsicheren Blick bemerkte, fügte die Asari hinzu: "Wer auch immer auf dich wartet wird doch verstehen, dass es ein bisschen dauern kann, hier was zu trinken zu bekommen... Und noch länger, die Drinks heile wieder zurück zu bekommen."
    Naja, schaden kann es nicht. "Okay, lass uns gehen." "Sehr gut.", erwiderte die Asari mit einem strahlenden Lächeln, und nahm Narissa den eigentlich für Rayla bestimmten Drink aus der Hand.
    Außerhalb des Clubs war es tatsächlich um einiges ruhiger. Hier trieben sich nur wenige Betrunkene herum, und so fanden Narissa und ihre neue Begleiterin schnell eine ruhige Ecke. "Also, zur Sache.", sagte die Asari, und Narissa stellte überrascht fest, dass jede Fröhlichkeit und erst recht jede Spur eines Flirtens aus ihrer Stimme verschwunden waren. "Ich habe einen Auftrag, der erledigt werden muss." "Ich... was?" Narissa war vollkommen überrumpelt.
    "Ach komm, stell dich nicht dumm.", meinte die Asari ungeduldig. "Ich stelle mich nicht... ich meine, ich habe nur nicht damit gerechnet." Die Asari lachte freudlos auf.
    "Tut mir leid, Schätzchen... aber du interessierst mich eher weniger. Also, was ist jetzt?" "Naja, ich meine..." Narissa leckte sich nervös die Lippen. "Ich hatte gerade erst einen..."
    "Na und? Mein Auftrag ist nicht schwer und überaus lukrativ, versprochen. Und du musst nicht einmal jemanden töten." "Nein?", fragte Narissa. "Das ist merkwürdig, denn normalerweise..."
    "Das ist mir völlig egal, was du normalerweise machst.", schnitt die Asari ihr das Wort ab. "Du gehst zu deinen letzten Auftraggebern - ich bin mir sicher, dass ich dein Gedächtnis nicht auffrischen muss - und bringst sie an einen Ort, dessen Koordinaten ich dir zuschicken werde. 25000 Credits. Keinerlei Risiko. Ja oder nein?"
    "Ich..." 25000 Credits! Narissa musste einmal tief durchatmen. "Ja. Aber..." "Kein aber. Morgen um Elf habe ich beide - also Mr. Howard und Mr. Mal - am vereinbarten Ort. Du bekommst deine Credits und wir gehen getrennter Wege. Verstanden?"
    "Verstanden. Aber wie..." "Gut." Ohne ein weiteres Wort wandte die Asari sich ab und ging davon, während Narissa aufging, dass sie nicht einmal ihren Namen erfahren hatte.

    "Ein Auftrag? Bist du eigentlich vollkommen verrückt geworden, Nissa?" Rayla schien überhaupt nicht begeistert von dem zu sein, was Narissa ihr erzählt hatte. "Unsere vorherigen Auftraggeber entführen? Für jemanden, der überhaupt nicht darüber Bescheid wissen dürfte?" Sie lehnte sich resignierend zurück. "Die Sache stinkt doch."
    "Mag sein... aber denk doch mal nach, Rayla. 25000 Credits! Das ist mehr, als der Volus uns gezahlt hat, und wir müssten nicht mal den Großteil an die Blue Suns abgeben." Ihre Partnerin blickte immer noch skeptisch. "Eben deshalb mache ich mir ja Sorgen. So viel Geld für eine einfache Entführung?" Narissa beugte sich vor und faltete die Hände auf dem Tisch. "Eine Entführung kann deutlich mehr Ärger machen als ein einfacher Abschuss... und es ist ja nicht nur eine Person, sondern gleich zwei. Das verdoppelt den Preis natürlich." "Ich finde immer noch, dass die Sache merkwürdig ist... aber wenn es so ist, wie du sagst..."
    Narissa ergriff Raylas Hand und erwiderte fröhlich: "Ich wusste, dass du mich nicht hängen lässt." Rayla seufzte, hatte sich aber offenbar in ihr Schicksal ergeben. "Du wusstest ganz genau, dass ich dich das nicht alleine machen lasse. Und außerdem... mit 25000 Credits kann man auch mich locken."

    Citadel, 23.04.2183, 11:00

    "So allmählich sollten sie doch aber hier sein." Dieses Mal war Rayla diejenige, die sich ungeduldig umsah. Allerdings war die Situation auch eine andere als noch am gestrigen Morgen: Dieses Mal saßen sie nicht gemütlich in einem Café, sondern warteten an einer um diese Zeit beinahe verlassenen Skycar-Station ganz am Ende des Zakera-Bezirks. Und dieses Mal warteten sie auf einen Auftraggeber, über den sie nichts wussten, und nicht auf einen Volus und seinen Privat-Hacker - die beiden saßen mit auf den Rücken gefesselten Händen auf der Rückbank ihres Skycars und schienen ganz und gar nicht amüsiert zu sein. Die beiden gefangen zu nehmen hatte sich als beinahe beleidigend einfach erwiesen. Narissa hatte ein Treffen mit dem Volus vereinbart, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er als Bankier arbeitete. Als Grund hatte sie angegeben, ein Konto bei ihm eröffnen zu wollen. Zu ihrem großen Glück hatte sich auch Jacob Howard gerade in Mal's Geschäftsräume aufgehalten, und zwar als einzige weitere Person. So hatte es ihr und Rayla keine Schwierigkeiten bereitet, die beiden mit vorgehaltener Waffe in ein nahes Skycar zu befördern und sofort zum Treffpunkt aufzubrechen.
    "Beruhige dich. Sie hat gesagt, Punkt Elf. Und außerdem, da kommen sie schon.", erwiderte Narissa, als zwei Skycars zur Landung neben ihnen ansetzten. "Na dann, raus mit euch." Rayla zog den Volus aus dem Skycar, während Narissa den Hacker am Arm packte und ohne viel Federlesens hinaus beförderte. Sie stellten sich nebeneinander und Narissa atmete tief durch. Zwei Skycars waren eins mehr als sie erwartet hatte, und sie hoffte, dass die Übergabe glatt verlaufen würde.
    Die Neuankömmlinge stiegen aus, der Volus ächzte vor Entsetzen Rayla zog überrascht die Luft ein. Angeführt wurden ihre Gegenüber von der Asari, der Narissa am Abend zuvor begegnet war - diesmal allerdings war sie schwer bewaffnet. Begleitet wurde sie von einem vernarbten Menschen, einem Batarianer, zwei Vorcha und einem großgewachsenen Turianer. Komplettiert wurde die Gruppe von einem massigen Kroganer, der sich allerdings im Augenblick noch im Hintergrund hielt.
    Mit einem Blick auf das böse Lächeln der Asari legte Narissa hinter Howards Rücken für die anderen unsichtbar die Hand auf die Carnifex und sah aus dem Augenwinkel, wie Rayla das gleiche tun wollte. Allerdings hatte diese nicht bedacht, dass der Volus, den sie festhielt, deutlich zu klein war, um ihre Bewegung zu verbergen.
    "Na, na. Finger weg von der Waffe.", sagte die Asari-Anführerin gelassen. "Das ihr wirklich so dumm seid, hätten wir nicht gedacht, was Jungs?" Der vernarbte Mann neben ihr brach in wieherndes Gelächter aus. "Habt ihr wirklich nicht gewusst, mit wem ihr euch anlegt?" Sie ließ einen Blick über die Gruppe schweifen, die allesamt wie angewurzelt stehen blieben. "Nein, ihr zwei offenbar nicht. Aber du, kleiner Volus... du wusstest es genau. Und hast keinen Ton gesagt." Der Volus erwiderte nichts.
    "Na gut, Jungs. Schnappt sie euch alle." "Nicht so schnell.", rief Narissa, als die anderen vorrückten. Sie hatte heimlich die Fesseln des Hackers gelöst und jetzt blitzschnell die Carnifex gezogen und auf die Asari gerichtet. Die schien davon nicht sonderlich beeindruckt zu sein, und zuckte nur mit den Schultern. "Na gut... dann wird's eben lustig."

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