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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Jharkendar - Sumpf

    „Schau dort hinüber“, meinte Tinquilius und deutete auf einen Teil der Berge um den Sumpf herum, der von ihnen ein ganzes Stückchen entfernt war. „Meinst du, das könnte ein Pass ein?“
    Die junge Hohe Wassermagierin, die neben ihm stand, schaute in die Richtung, in der der Oberste Magier deutete. „Hmm, wäre möglich, aber man kann es auch einfach schwer erkennen.“ Sie schauten beide weiter in die Richtung, versuchten auf den Gipfel der umliegenden Gebirge einen Anhaltspunkt zu finden für den Ort der Vergänglichkeit. Da sie nicht wussten, wie es da aussah, konnten sie nur hoffen, auf eine Lücke zu stoßen und von der dann einen Weg hinab in das Tal zu finden.
    „Da, siehst du das Blitzen dort vorne?“ Tinquilius hatte noch ein Stückchen weiter geschaut, zu einem der entfernteren Berge, wo man an sich weniger sehen konnte. Die Sonne stand aber auf der anderen Seite, also eben nicht da, wo sie gerade hinschauten. „Das könnte auf Wasser hindeuten, mehr Wasser als nur eine kleine Pfütze oder feuchter Stein. Die Sonne strahlt von dort hier hinüber und bricht ich dann in einem größeren Wasserbereich, vielleicht einem kleinen Sumpfgebiet oder einem kleinen See.“
    Die Hohe Wassermagiern schaute auch in die Richtung, schien zunächst wenig überzeugt, dann hörte er sie überrascht aufatmen. „Ja, da blitzt etwas. Entweder ist es Wasser oder aber eine Art Spiegel.“
    „Ein Spiegel?“
    „Ja, wieso nicht? Wir wissen, dass der Ort der Vergänglichkeit früher Ort der Zeit hieß und dass es dort Reisen der Menschen hier hingab. Vielleicht gibt es dort einen kleinen Tempel? Oder einen Altar? Und wieso kein Spiegel? Ich habe im Hohen Tempel ein paar blinde Spiegel gesehen.“
    „Da hast du Recht. Egal, was es ist, es ist der beste Anhaltspunkt.“ Er schaute erneut hinüber. „Es ist aber weit weg und wir wissen nicht genau, wo der Pass anfängt. Mit Hilfe der Karte können wir sicherlich bestimmen, wo es in etwa liegt. Ich glaube aber nicht, dass wir noch heute aufbrechen sollten. Es ist bereits spät und die Sonne bald ganz weg. Ich würde lieber hier nächtigen wollen als unten im Sumpf.“
    Askala stimmte dem sogleich energisch zu und so verbrachten sie die Nacht in der Nähe des Herrenhauses der Heiler.

    Am nächsten Morgen waren sie in aller Frische aufgebrochen. Zwar stanken ihre Roben noch nach Sumpf, doch sie selbst hatten sich etwas frisch machen können und waren beider besserer Dinge als noch zuvor. So ging es schnell den Berg hinab, hinunter in das moorige Tal. Bevor das Blätterdach der Sumpfbäume die Sicht versperrte, machten sie noch einmal den Bergkamm ausfindig, auf dem sie das aufblitzende Licht gesehen hatten, dann tauchten sie hinab in die feucht-warme modrige Luft – und sogleich lag sie ihm wieder schwer auf der Lunge. Nun, einige Stunden später, waren sie durch den Sumpf durchgewandert, hatten einigen Tieren hier und da ausweichen müssen, hatten aber anscheinend auch das Glück gehabt, dass viele Tiere woanders waren oder aber schliefen. Während Askala zuvor sich darüber echauffiert hatte, dass sie so wenig Taten sahen, war sie dieses Mal besserer Laune und brachte sogar selbst einige Male hervor, dass man einem Tier ausweichen sollte, anstatt gerade durchzulaufen.
    „Ich sehe da vorne schon die Felswand, glaube ich.“
    Tinquilius strich mehrere Lianen beiseite, die den Weg zwischen zwei Bäumen blockierten, und sah dann das, was auch Askala sah. „Ja, das wird es sein.“ Er schaute hoch und versuchte, einen Teil des Bergkammes zu sehen, doch die Sicht wurde durch zu viele Bäume versperrt. „Wir sollten uns näher an die Wand begeben und schauen, ob wir ungefähr sehen können, wo wir das Hochmoor erwarten, vielleicht sehen wir dann auf Bodennähe schon, wo es hinauf geht oder wo es zumindest früher einmal hinaufging.“
    „Gut, dann los.“
    „Pass aber auf. Ich weiß, dass gerade hier entlang der Felswände Sumpf- und Steingolems gesichtet wurden und die sind aufgrund ihrer Körper gerne getarnt. Also Vorsicht.“
    Askala nickte. „Natürlich.“
    Und so ging es schnellen aber bedachten Schritte vorwärts, näher und näher an die Felswand heran. Tinquilius‘ Blick wechselte immer wieder zwischen dem Boden und dem oberen Rand der Felswand. Doch es gestaltete sich hier unten als viel schwieriger, irgendetwas zu sehen, als vom Herrenhaus aus gedacht. Hoffentlich finden wir gleich den Anhaltspunkt und können dann aktiv nach dem pass suchen. Das darf doch nicht so schwierig sein?

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Jharkendar - Sumpf

    Und ob es schwieriger war als gedacht, den Pass hinauf zu finden. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont, was dem Sumpf einen noch trüberen Blick verpasste, als Tinquilius in der Ferne Askala sah. Nach einiger Zeit des gemeinsamen Absuchens der Felswand hatten die beiden beschlossen, sich aufzuteilen und so schneller mehr Felswand absuchen zu können. Erneut hatte er Askala auf die Gefahren hingewiesen, die zum Schluss mittlerweile leicht genervt meinte, er sei nicht ihr Vater und sie könne schon auf sich aufpassen, bevor sie dann weggestampft war. Sie hat ja auch recht. Ich habe sie schon in so vielen Situationen erlebt, die knifflig waren. Ja, sie hat sogar die Besessenheit gut weggesteckt. Wieso kann ich sie also nicht einfach ruhig gehen lassen? Gefühle. Alles diese blöden Gefühle Schuld. Ich muss etwas tun. „Na, wie schaut es aus?“, rief er ihr entgegen. „Hast du etwas gefunden?“
    Die junge Magierin, die nun nahe genug an ihn herangekommen war, dass er ihre Mimik erkennen konnte, schüttelte den Kopf. „Nichts. Zwei kleinere Höhleneingänge, aber keinen Pass, auch keinen Hinweis auf einen. Du?“
    Auch der Oberste Magier schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Kein einziger Hinweis, auch weiter oben nicht. Ich habe sogar mehrfach versucht durch den Einsatz von Erdmagie einen Anhaltspunkt zu finden. Auch das hat nichts gebracht.“
    Askala nickte betrübt und schaute zwischen Tinquilius und der Felswand hin und her. „Ich möchte ungern hier draußen nächtigen und bis zum Herrenhaus ist es zu weit, oder?“
    „Ja, auf jeden Fall. Du sagtest aber, dass du zwei Höhlen gefunden hast?“ Sie nickte. „Ich bei mir auch eine größere. Die würde ich ungern nutzen wollen, größere Höhlen bieten schließlich größeren Tieren Unterschlupf. Außerdem war ihr Boden mit Wasser bedeckt. Wie schaut es bei deinen aus?“
    „Eine ist auch klar sumpfig, da möchte niemand drin schlafen, aber die andere lag ein Stückchen höher, da schien es trocken drin zu sein. Das zieht aber natürlich auch Tiere an, oder nicht?“
    Er nickte. „Was würdest du sagen: wie groß ist die Höhle? Passen da auch größere Tiere oder Kreaturen hinein?“
    „Du denkst an Sumpfhaie und Golems?“ Er nickte. „Reinpassen tun sie, aber es wäre sicherlich nicht sehr bequem auf Dauer. Außer natürlich, es wird weiter drinnen größer. Das kann ich nicht sagen.“
    Er strich sich nachdenklich über das Kinn. „Hier draußen müssten wir erst ein etwas höher gelegenes Stück trockene Erde finden. Das bringt genauso viele Gefahren. Lass uns lieber die Höhle aufsuchen.“
    „Gut, dann folge mir. Es ist ein gutes Stückchen in die Richtung.“
    Sogleich schritt Askala voran und Tinquilius hatte Mühe, neben sie zu kommen. Als er dies geschafft hatte, schritten sie eine ganze Weile still nebeneinander her. Der Boden unter ihren Füßen war matschig, die Luft stickig und feucht, ein ekeliger Gestank kroch in ihre Nasen. Das Licht, welches nur noch spärlich durch die Baumwipfel und die milchige Luft durchdrang, spendete wenig Zuversicht. Während links von ihnen viele Bäume und Büsche wuchsen, etwas festerer Boden sich mit weichem Boden oder gar Wasser abwechselte, türmten rechts von ihnen die Felswände auf, die diesen Sumpf umrandeten. Das Gestein war von Moos bewachsen, glitschig und es ragten immer wieder Spitzen hervor. Ansonsten war die Wand aber genau das: eine Wand. Sie war steil, sie war uneben aber nirgends fand sich ein Anzeichen für einen Pass.
    Vielleicht geht es auch ganz woanders hinauf? Vielleicht müssen wir vom Pass nach Jharkendar aus einen Weg hinauf finden und uns dann die ganze Zeit oben halten? Das wäre zwar eine Möglichkeit, aber ich glaube kaum, dass dies von den Jharkendarianern wirklich so gehandhabt wurde, zumindest nicht ohne einen klareren Hinweis darauf, dass es nur diese Möglichkeit gibt. Aber wer weiß. Bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass die Lautverschiebung auch semantische Verschiebungen ausgelöst hat und der Ort der Zeit zwischendrin anders hieß.
    Er schaute zu Askala hinüber, der das Haar vor Feuchtigkeit teils eng am Kopf klebte. Ihr Gesicht wirkte angestrengt, ihre Augen leicht zusammengekniffen. Ihr ging die erfolglose Sucherei sicherlich genauso auf die Nerven wie ihm. Und dennoch war er froh, dass er hier mit ihr war. Myxir war ein guter Freund, einer seiner ältesten Freunde und einer seiner wichtigsten Freunde überhaupt, wenn nicht gar der Wichtigste. Aber er war zugleich auch immer irgendwie auch sein Lehrer, sein Ratgeber. Askala war anders. Sie stand zwar rein rangtechnisch unter ihm und er kannte sie auch erst viel kürzer und er war auch in etwa gleich weit vom Alter von ihr entfernt wie er von Myxir, doch die beiden verband irgendwie mehr. Vielleicht sind es aber auch einfach nur meine Gefühle, die mich da täuschen, die mir vorgaukeln, dass da mehr ist. Als ich mit Hilda und ihr aufgebrochen bin, hatte ich Erstere für diejenige gehalten, die ich stimulierender finden würde, ist sie doch auch so vernarrt in altes Wissen und die Buchwissenschaft wie ich. Aber Nein, nun ist Askala hier und das ist auch gut so.
    „Da vorne ist die Höhle“, riss die junge Frau ihn aus seinen Gedanken und er berappelte sich schnell, sodass ihr nicht auffiel, dass er so vertieft sie angestarrt hatte.
    „Gut, gut, dann bin ich mal gespannt.“ Vor dem Höhleneingang angekommen, blieben die beiden zunächst kurz stehen. Tinquilius musterte den Eingang. Sie passten beide gut hindurch, das war klar, und dadurch, dass der Boden einige Zentimeter über dem matschigen Sumpfboden lag, schien es auch trockener Fels zu sein. Darauf konnten sie sicherlich gut schlafen. „Ich sehe hier am Eingang keine Spuren von Tieren, aber ich bin darin auch wahrlich kein Experte“, gestand er sich sogleich ein. „Hast du eine Ahnung, wie tief es hineingeht?“
    „Nein, aber ein ganzes Stückchen möchte ich meinen. Ich kann das Ende nicht sehen, da vorne biegt der Tunnel ab.“
    Er ging etwas näher heran und schaute hinein. „Hmm, vielleicht sollten wir zur Sicherheit versuchen dasjenige aufzuschrecken, was sich möglicherweise darin befindet?“
    „Mit einem Steinwurf oder so?“
    „Das war meine Überlegung. Oder verkriecht sich das Wesen, was dort drin ist möglicherweise noch mehr?“
    Askala zuckte mit den Schultern. „Du bist doch der weise, alte Priester, du müsstest so etwas am ehesten wissen“, kam es scherzhaft von ihr.
    „Na, weil ich durch das viele Lesen zu weise geworden bin, habe ich zu wenig in der Natur verbracht“, konterte er grinsend. „Wie soll ich mich da hier draußen auskennen?“
    „Lass uns einfach so hineingehen“, kam es dann nach einem kurzen Moment von ihr. Er nickte und signalisierte ihr, dass er vorweggehen würde. „Na, das sehe ich anders“, meinte sie und schritt sogleich in den Tunnel. In ihrer rechten Hand, die sie leicht erhoben an ihre Seite presste, flackerte sogleich blaues Licht auf und kleine Eiskristalle bildeten sich. Er schüttelte nur den Kopf und folgte der jungen Frau dann. Kampfmagierin durch und durch. Da sie also bereit für den Kampf war, erschuf er in seiner rechten Hand eine größere Lichtkugel, die er dann in mehrere kleinere Kugeln aufteilte und vor, über und hinter sie platzierte, während sie vorsichtig weiter hineingingen. Am liebsten hätte er ihr noch etwas gesagt, doch er wollte weder ihre Konzentration stören, noch wollte er mehr Geräusche machen als nötig. Ein leiser Geher war er auf jeden Fall nicht, da könnte er sich von Askala wohl einige abschauen.
    Weiter und weiter ging es hinein. Sie folgten dem Tunnel, der sich durch den Fels wand. Es ging tiefer hinein, als er anfänglich gedacht hatte. Und dann sah er im Schein der Lichtkugel einzelne kleine, weiße Stücke. Manche kleiner, manche größer, nichts davon aber direkt identifizierbar. Und dann den ersten Knochen.
    „Askala“, flüsterte er.
    „Ich sehe sie. Wieder raus?“
    Sie hatte sich umgedreht, weshalb er nur mit dem Kopf schüttelte. „Nein, aber mehr Vorsicht. Die sehen hier schon alt aus.“
    Also ging es noch vorsichtiger und langsamer voran. Zunächst schien es, als würde es unendlich weitergehen, wobei es vermutlich nur wenige Meter waren, die durch den Widerhall ihrer Schritte viel länger wirkten, dann verbreiterte sich der Gang plötzlich. Askala blieb sogleich stehen und der Oberste Magier tat es ihr gleich. Vorsichtig entsandte er die vordere Lichtkugel weiter. Der Gang vergrößerte sich in einen Raum, dessen Höhe nicht einzuschätzen war von ihrer Position aus, dessen Breite aber über den Lichtschein der Kugel hinaus ging. Kurz schreckte er dann zurück, als er ein großes, schwarzfellige Etwas erblickte – ein Schattenläufer? – doch dann sah er, dass unter dem Fell auch nur Knochen waren. „Ich glaube, die Luft ist rein.“
    Vorsichtig traten beide hinein.D er Raum war groß und doch nicht ganz so groß wie gedacht. Überall herum lagen Knochen, allesamt abgenagt und altaussehend, und in der Mitte das Skelett eines Schattenläufers, dessen Fell noch nicht verrottet war.
    „Glück gehabt, findest du nicht auch?“
    Sie nickte und ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Dann lass uns nach einer Stelle suchen, die wir leicht freiräumen können. Direkt neben dem Skelett möchte ich ungern schlafen.“
    Er lachte und suchte dann mit ihr schnell nach einem Platz.

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Jharkendar - Sumpf

    Es war noch früh am Morgen, als der Oberste Magier aus seinem Schlaf gerissen wurde durch eine Hand auf seinem Brustkorb, die ihn wachzurütteln versuchte. „Tinquilius, Tinquilius“, rief eine Frauenstimme. „Bei Adanos, hast du einen tiefen Schlaf. Tinquilius, wach auf!“
    Der Oberste Magier stöhnte leicht, dann versuchte er seine Augenlider aufzuschlagen, was ihm nur so halb gelang. Er schaute sich um und blickte in das hübsche Gesicht seiner Begleiterin, doch im ersten Moment wusste er gar nicht, wo er war und worum es ging … und einfach alles. Er glaubte gar noch zu träumen und murmelte deshalb etwas von „Ja, mein Schatz“, was die junge Frau verwundert blicken ließ. Dann berappelte er sich und wurde gänzlich wach. „Entschuldige, ich war wohl noch ganz tief in Träume verwickelt“, meinte er und richtete sich langsam auf. Erst jetzt löste sich Askalas Hand von seinem Brustkorb und sie schaute nun etwas verlegen. „So, nun bin ich wach. Worum geht es denn? Ist doch ein Schattenläufer zurückgekommen?“
    „Wenn es einer wäre, dann hätte er dich schon längst gefressen, so tief und fest hast du geschlafen“, meinte sie grinsend, hatte ihre Fassung wieder. Die leicht geröteten Wangen verrieten aber noch, dass sie gehört hatte, was er gesagt hatte. „Nein, das ist es nicht. Komm mal zu mir rübergerutscht und schau nach oben.“
    „Bitte was?“
    „Mach es einfach.“
    Der Oberste Magier rutschte langsam zu der jungen Hohen Wassermagierin hinüber, so nach an sie heran, dass sie Arm an Arm lagen. Dann schaute er nach oben, dorthin wo sie mit ihrem Finger hindeutete. Licht. Da kam doch tatsächlich Licht durch die Decke. „Wie kommt denn das Licht hierhin? Ist außen vielleicht ein Loch in der Felswand, das wir übersehen haben?“
    „Aber die Sonne geht doch hier hinter diesen Bergen auf, oder nicht?“, meinte Askala sogleich. „Wenn vorne in der Felswand ein Loch wäre, dann könnte die Sonne doch nicht so gleißend hineinscheinen, oder nicht?“
    Er nickte langsam. Askala hatte Recht. Natürlich wussten sie nicht, wie tief die Gebirge waren und es war durchaus möglich, dass es hier genau an der Stelle gar nicht mehr so weit ging und sie auf der anderen Seite, dort wo sie nicht hinkonnten, ein Loch in der Felswand hatten. Aber das wäre schön äußerst ungewöhnlich, nicht wahr? „Kann man hinaufschauen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Es geht zu steil bergauf. Aber ich glaube, dass es bis nach ganz oben reicht oder zumindest bis zu einem Weg oder Plateau weiter oben im Fels.“
    „Und das könnte der Pass sein.“ Erneut nickte sie. „Gut, unsere Theorie scheint sich immer mehr zu bestätigen. Aber das hier kann nicht der Aufgang sein. Das Loch ist zwar groß genug, dass einer von uns durchpassen würde, aber es scheint mir zu steil zu sein. Ohne ein Seil oder eine Strickleiter von oben kommt man dort nicht hoch.“ Er rollte sich auf die Seite und schaute sie direkt an. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, er spürte ihren warmen Atem auf seiner Haut, spürte ihre Wärme. „Wie weit war die andere Höhle entfernt, hast du gesagt?“, meinte er nach einem Moment des Anstarrens.
    „Nicht weit“, kam es von ihr, ihre Stimme zitternd. „Wirklich nur ein paar Minuten entfernt.“
    Er blickte sie weiter an, tief in ihre Augen, die nicht von ihm abließen. Einen Moment kämpfte er noch mit sich, dann rollte er schnell zurück auf den Rücken und setzte sich dann auf. „Dann lass uns los. Wer weiß, wie lang der Pass ist.“
    Er blieb noch einen ganzen Moment sitzen, versuchte langsam ein und aus zu atmen, um sich zu beruhigen. Askala neben ihm rührte sich auch nun und saß neben ihm, jetzt aber ein ganzes Stückchen entfernt. Dann stand sie schon und schritt zum Eingang des Höhlenraums. „Dann auf“, kam es von ihr und sie verschwand gleich in den Tunnel. Tinquilius schaute ihr hinterher und stand dann kopfschüttelnd auf. Verzwickte Situation, viel zu verzwickte Situation. Tinquilius, wieso kannst du dich nicht wie ein Erwachsener benehmen und deine Gefühle kontrollieren?
    Schnellen Schrittes folgte er ihr in den Tunnel, erreichte sie, als sie gerade aus dem Tunnel heraus in den Sumpf ging. Sogleich schritt er neben ihr her weiter gen Norden, weiter an der Felswand entlang. Es dauerte wirklich nur wenige Minuten, zwei oder drei, dann hatten sie auch schon die zweite kleine Höhle erreicht.
    „Da wären wir“, meinte Askala knapp. „Sollen wir hinein?“
    Tinquilius nickte. „Willst du wieder voraus oder soll ich?“ Ihre rechte Hand flammte wieder blau auf und nun huschte ein Lächeln über ihre Lippen. „Was frage ich eigentlich“, meinte er dann grinsend und folgte ihr hinein. Diese Höhle, im Gegensatz zur anderen, war viel feuchter. Der Boden war tiefer, war matschig und mit einer dünnen Schicht Wasser bedeckt. An den Wänden wuchsen Moose, ansonsten war kein Leben zu sehen oder zu hören, vor allem kein tierisches Leben. Diese Höhle war viel kürzer, dafür aber splittete sie sich nach einer Weile auf. Rechts ging es gerade aus weiter, der Gang schien sich kurz danach auch zu erweitern, was ihm seine Lichtkugeln offenbarten. Der linke Weg hingegen führte zwar auch noch ein Stückchen eben weiter, dann schien der Felsboden durch, der sich allmählich erhob.
    Er konnte seine Freude nicht verstecken. „Meinst du…?“ begann er und schaute Askala hoffnungsvoll an. Auch die junge Magierin lächelte und er sah ein Strahlen in ihren Augen.
    „Vielleicht.“
    Er schaute noch einmal zum rechten Gang, dann wieder in den Tunnel vor ihm, der anscheinend leicht anstieg. „Dann lass uns hinein.- Und wenn wir Glück haben, ist das nun endlich der Weg.“
    Sogleich schritt Askala wieder voraus, ihre Hand blau erstrahlt, ihre Haltung die einer Kämpferin. Tinquilius folgte, erstrahlte ihren Weg durch die Lichtkugeln. Oh Adanos, bitte lass dies der Pass sein, der uns hinaufführt. Bitte.

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Jharkendar - Sumpf - Ort des Vergänglichen

    Frische Luft. Endlich. Sie waren noch eine ganze Weile dem Tunnel gefolgt, der immer weiter nach oben führte, der aber dennoch sich nicht öffnete. Nach einer Weile hatte er schon die Befürchtung, dass sie einfach nur in eine höhergelegene Höhle kamen, einen eingeschlossenen Raum, doch die frische Luft, die ihnen nun entgegen kam, war ein eindeutiges Zeichen, dass es zumindest oben irgendwo eine Öffnung gab: Die kleine Öffnung in der Decke der anderen Höhle hatte nicht ausgereicht, um die abgestandene Luft adäquat abzuführen, die Öffnung musste hier also viel größer sein.
    „Spürst du das?“, meinte Askala einen Moment später. „Frische Luft.“
    „Ja, endlich.“ Sogleich schwiegen sie wieder und schritten weiter. Sie bogen um eine Ecke und sahen dann tatsächlich Licht am Ende des Tunnels. „Da ist Licht“, sagte er erstaunt. „Der Tunnel endet in Licht.“ Anhand Askalas Reaktion konnte er absehen, dass sie mindestens genauso erfreut war wie er. „Siehst du schon mehr?“
    Askala schüttelte den Kopf. „Aber die frische Luft ist angenehm. Gar nicht so modrig wie unten im Sumpf. Fast so wie beim Herrenhaus.“
    Kurze Zeit später waren die beiden auch schon aus dem Tunnel heraus und wurden von Sonnenschein überrascht, der auf sie herunter schien. Trotz des Lichts der Lichtkugeln war das Sonnenlicht so gleißend hell, dass Tinquilius im ersten Moment nicht viel sehen konnte. Als seine Augen sich dann an das Licht gewöhnt hatten, sah er blanken Fels links und rechts. Sie waren in einer Art Rinne, dessen Boden Zeugnisse von Wasser preisgab. „Ein altes Flussbett?“
    „Oder aber das Ergebnis von Wassermagie?“, kam es von Askala.
    „Aber würden solche Rinnen dadurch so aussehen? Wir sind mächtig, sind wir aber so mächtig?“
    „Nun ja, die Jharkendarianer waren möglicherweise mächtiger? Oder aber sie haben einfach länger daran gearbeitet?“
    Er nickte. „Möglich. Lass uns erst einmal weitergehen.“ Die steinerne Rinne wurde etwas weiter, vor allem fiel an der rechten Seite der Rand allmählich gänzlich weg und sie konnten hinab in den Sumpf schauen. Sie waren nicht direkt an der Felswand, sondern ein Stückchen in den Berg hinein. „Ist klar, dass wir das von unten nicht sehen konnten“, meinte Tinquilius nüchtern und Askala nickte. Weiter und weiter ging es, den Pass immer mehr entlang. Sie gingen kontinuierlich leicht bergauf, schlängelten sich zunächst entlang der Felswand entlang, dann ging es mehr in den Berg hinein. Links und rechts türmten sich Felsen auf und sie waren wieder in einer Art Rinne. Hier nun war der Fels aber nicht mehr so kahl, hier wuchsen verschiedene Moose und Farne aus Spalten im Fels. Hier nun hatte sich auch Erde auf den Boden gelegt und war mit Gras bewachsen, an anderer Stelle gab es sogar kleine Büsche, die um ihr Leben kämpften. Die Luft wurde wieder etwas feuchter und auch etwas sumpfiger, wenn auch anders als unten im Tal. Davon ließen sich die beiden aber nicht beirren, sondern schritten weiter und weiter. Solange bis sie Vogelgezwitscher und das Zirpen von Grillen hören konnten, dazu noch so viele andere Geräusche. „Vorsichtig, wir wollen uns nicht in eine Falle begeben“, mahnte Tinquilius.
    „Natürlich“, meinte Askala, dieses Mal aber nicht trotzig, sondern zustimmend.
    Ruhig ging es weiter, die Rinne weitere sich und mit einem Mal standen die beiden vor einem riesigen Areal. Der Boden war teils mit Wasser bedeckt, teils gab er Moose und Farne preis. Der Boden fühlte sich vollgesogen an, typisch für Hochmoore, wie er wusste. Überall wuchsen Büsche und man sah Vögel hin und her springen, sah sie Würmer fressen und Insekten. Ein ganzes Stückchen von ihnen entfernt, sahen sie einen kleinen See, um den herum noch einige Mauerreste zu sehen waren. Rechts des Sees stand auch ein großer Steinblock, der vermutlich ein Altar war. Links des Sees hingegen standen mehrere Säulen, die ein Dach hielten, worunter sich ein Brunnen befand. Und dahinter stand ein kleines Gebäude, welches so viel älter als die der Tempelanlage aussahen, primitiver und zugleich prachtvoller. Doch all das bemerkte Tinquilius nur beiläufig. Seine Aufmerksamkeit galt der kleinen Insel inmitten des Sees. Denn auf dieser Insel lag ein magischer Schimmer, der die Sicht darauf behinderte, und er konnte die Macht dessen bis hierhin spüren.
    „Lass uns ein Stückchen näher an den See gehen“, bat er und die beiden machten sich sogleich vorsichtig auf den Weg. Sie versuchten möglichst trockene Stellen zu erwischen auf dem Boden, was nicht immer so ganz leicht war. Mit nassen Füßen kamen sie so dem See und der Tempelanlage näher, zugleich auch dem magischen Schimmer. Als sie dann kurz vor dem Wasser waren, konnte Tinquilius den Schimmer genauer betrachten. Er lag nicht nur über der Insel, sondern auch dem Wasser und dem umliegenden Gelände. Die Gräser und Moose hier, genauso wie die Insekten, schienen in einem kontinuierlichen Dazwischen-Sein zu stecken. Grashalme wuchsen und kehrten wieder in ihre Samen zurück, verdorrten und sprangen wieder grün auf. Fliegen über dem Wasser waren in dem einen Moment Fliegen, im anderen Larven im Wasser. Alles schien sich dauerhaft zu ändern und zurück zu verwandeln. Und auf der Insel im See sah er nur eine größere Pflanze: ein junger Sprössling, der immer wieder emporschoss und dann wieder zusammenfiel in seinen Samen. Und sogleich spürte er, dass dies der Baum war, den er schon so lange suchte.
    „Ist das…?“, begann Askala.
    „Ja, das ist der Baum der Zeit“, unterbrach er sie. „ich habe ihn gefunden. Endlich, nach all den Jahren. Hier ist er und hier bin ich. Unfassbar.“ Er schüttelte den Kopf, konnte seine Emotionen nicht ordnen, sich weder freuen noch etwas anderes empfinden. Er konnte einfach nur da stehen und schauen. „Wunderbar der Anblick, so magisch.“
    „SO magsich“, betonte Askala und hielt eine Hand vor seinem Brustkorb, als er näher herantreten wollte. „Schau.“ Sie deutete auf einen Frosch, der gerade vom umliegenden Moor an den See schritt und dort in das Wasser sprang. Sogleich war auch er gefangen in dem kontinuierlichen hin und her, war Teil der Zwischenwelt. „Wir können nicht dorthin.“
    Tinquilius schaute nun betrübt auf das Wasser, dann zu Askala. „Aber… wieso… was? Das kann doch nicht sein. Ich weiß, dass der Baum beim Tempel stand. Die Jharkendarianer müssen also zu diesem gekommen sein, wieso können wir das nicht?“
    Er war fassungslos und wusste nicht, was er tun sollte. Die junge Magierin trat an ihn heran und drückte seine Schulter fest mit einer Hand. Dann deutete sie auf den kleinen Tempel. „Lass uns erst einmal erkunden, worum es sich hier handelt. Dann schauen wir weiter. Wir werden schon einen Weg finden. Bleib aber ruhig noch stehen, ich gehe schon einmal vor“, sprach sie lächelnd und machte sich schon auf den Weg dorthin. Tinquilius blieb noch eine ganze Weile stehen, schaute nur auf das Spektakel vor ihm.
    Oh Adanos, wieso nur? Wieso?
    Geändert von Tinquilius (30.04.2020 um 17:41 Uhr)

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    Jharkendar - Sumpf - Ort des Vergänglichen

    Noch eine ganze Weile lang stand der Oberste Magier vor dem See, betrachtete die Geschehnisse direkt vor ihm und auf der kleinen Insel. Der Sprössling bewegte sich hin und her, wuchs und verschwand wieder. Der Schimmer, den er als magisches Ereignis eingeordnet hatte, stellte sich nach längerer Betrachtung eher als ein Effekt der wechselnden Zeiten dar. Es war die Luft, die frischer und älter wurde, die sich hier und dorthin bewegte; es war das Licht, das mal intensiver, mal schwächer strahlte; es waren die Staubpartikel, die hin und her schwebten. Gewiss lag unter all diesen Phänomenen auch ein Schleier von Magie, der den optischen Effekt verstärkte. Im Grunde war es aber auch egal. Askalas rechtzeitige Beobachtung hatte ihn gerettet und im gleichen Atemzug seine Hoffnungen zerstört, endlich den Baum der Zeit leibhaftig zu berühren. Solange die magische Barriere aufrecht erhalten wurde, hatte er keine Chance auf den See oder sogar die Insel zu kommen, ohne selbst gefangen zu werden in diesem Zustand des Dazwischen-Seins.
    Allmählich wandte er sich nach linke, schaute Askala zu, wie sie die Mauerreste untersuchte und dann zum kleinen Brunnen mit Dach darüber schritt. Er seufzte noch einmal tief und schaute kurz noch einmal herüber zur Insel, dann ging er betrübten Mutes auch hinüber zum kleinen Brunnen. Die Steine, die hier genutzt wurden, mussten uralt sein, vermutlich viel älter als die Tempelanlage. Sie waren grob behauen und ordentlich aufgeschichtet. Darum standen vier Säulen, die ein halb intaktes steinernes Dach trugen.
    „Irgendeine Idee, wieso hier dieser Brunnen steht?“, fragte Tinquilius, da sich Askala schon mehr damit beschäftigt hatte.
    „Nicht wirklich“, meinte sie. „Für Rituale? Aber da hätte man auch das Seewasser nehmen können, oder?“
    „Nur, wenn da nicht der Einfluss des Baums der Zeit war.“
    „Sind wir uns denn sicher, dass der Baum den Effekt hat oder könnte es auch der Ort sein?“
    „Ich bin mir nicht einmal sicher, dass der Effekt, den wir gerade sehen, der Effekt ist, den wir wirklich sehen sollen.“
    Askala schaute verwundert zu ihm hinüber, während er kurz einen Blick in den Brunnen warf. Magisch strahlende Bergkristalle waren in die Wand eingelassen, sodass man bis zum Wasserstand hinunterschauen konnte.
    „Na, der Baum der Zeit soll angeblich rückwärts altern, soll jetzt jung sein und in der Vergangenheit dann alt, viele tausend Jahre alt. Aber das, was wir gerade sehen, ist etwas anderes. Die Zeit scheint quasi gestoppt, scheint in einer Art Schleife zu stecken. Wie soll der Baum so rückwärst altern? Er wird auf ewig so bleiben.“
    „Hmm, oder er wird erst mit zunehmenden Alter davon befreit?“
    „Möglich, aber halte ich für unwahrscheinlich“, sprach Tinquilius. „Wie wurde der Ort nochmal genannt?“
    „Ort der Zeit, Ort des Vergänglichen, Ort des Modrigen.“
    „Genau. Siehst du hier viel Modriges? Oder etwas Vergängliches?“
    „Der Sumpf ist vergänglich. Die Tiere und Pflanzen.“ Er nickte und wartete auf mehr von ihr. „Die Insel natürlich nicht, auch wenn man sagen könnte, dass es etwas Vergängliches da gibt, da es dauerhafte Veränderung gibt.“
    „Dem würde ich zustimmen, keine Frage. Aber ist das Vergänglichkeit? Oder würden wir es eher als Stillstand bezeichnen?“ Er schüttelte den Kopf. „Fragen über Fragen und wir haben noch keine Antworten darauf. Es ist mehr, als ich mir jemals erhofft habe“, meinte er und schaute wieder hinüber zur Insel, „und gleichzeitig weniger als gedacht.“
    „Was stand denn noch zum Baum der Zeit in den Hinweisen? Wieso hatten die Jharkendarianer ihn zwischenzeitlich beim Tempel? Und wieso ist er nun hier?“
    Er nickte und lächelte. „Das sind noch wichtigere Fragen. Der Baum der Zeit wurde als ein natürliches Wunder bezeichnet, als eine Erscheinung, die Menschen heilen kann durch den rückwärtsgewandten Alterungsprozess. Die Jharkendarianer hofften auch darauf, dass sie ihren eigenen Alterungsprozess dadurch verlangsamen oder gar ganz aufhalten konnten.“
    „Ein Jungbrunnen?“
    Er schaute wieder zu ihr und dann auf den Brunnen. „Ich würde wetten, dass dies hier auch genau solch ein Brunnen sein soll, meinst du nicht?“
    Noch nie hatte er Askala so verwundert und erschrocken zugleich schauen sehen. „Das soll ein Jungbrunnen sein?“
    „Nur eine Vermutung und ob er funktioniert, ist mehr als fraglich. Wie sollte das Wasser dort vom See hier hinüber kommen, wenn es in diesem Zustand des Dazwischen-Seins gefangen ist?“ Er schaute wieder hinunter in den Brunnen. „Es ist ganz still, hier ist keine Bewegung auf und ab, zumindest nicht offensichtlich.“ Dann ließ er seinen Blick zum Tempel schweifen. „Alles sehr mysteriös. Ich frage mich wirklich, wieso der Baum nun hier ist, wenn er zwischenzeitlich bei der Tempelanlage war. Und noch mehr frage ich mich, wieso wir über diese Tempelanlage nichts in den Historien gefunden haben. Der Tempel scheint auf den ersten Blick älter zu sein als der Hohe Tempel. Vielleicht finden wir ja dort Hinweise?“
    Die junge Magierin wirkte skeptisch. „Schriftzeugnisse sollen so lange überlegen? Hier draußen in dieser feuchten Luft?“
    „Die Jharkendarianer schrieben sehr lange nicht auf Pergament oder anderen solcher Materialien, sondern nutzten Steintafeln, quasi bis zum Ende ihrer Kultur. Diese Zeugnisse sollten sich auf jeden Fall erhalten haben. Also wollen wir?“
    Oh Adanos, Gott des Wissens und Lebens, lass uns etwas finden.

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    Jharkendar - Sumpf - Ort des Vergänglichen

    Während der Brunnen bereits alt wirkte, so schien der Tempel noch viel älter zu sein. Während die Säulen vor dem Eingang, der in typisch jharkendarischer Manier erhöht und nur durch eine Treppe zu erreichen war, noch standen, so war der restliche Tempel klar gezeichnet von den Witterungsbedingungen hier: Ecken waren abgerundet oder Stücke herausgebrochen, Wände voller Moos und das Dach schien nicht mehr ganz zu halten, war gerade hier am Eingang so weit zerstört, dass man von unten hinein schauen konnte.
    „Der Tempel muss viele tausend Jahre alt sein“, meinte Askala, „damit er so aussieht. Die meisten Anlagen in Varant sehen besser aus und auch der Hohe Tempel ist viel besser erhalten. Ja, selbst das Herrenhaus, bei dem wir waren, war noch intakter.“
    Der Oberste Magier nickte. „Den Hohen Tempel sollten wir nicht als Vergleich heranziehen, da herrscht eine ständige magische Präsenz, die die Gebäude und die gesamte Anlage relativ intakt hält. Aber ja, das Herrenhaus ist viel besser in Schuss als dieser kleine Tempel hier. Das liegt gewiss zum einen am Alter. Wenn du dir hier die Säulen anschaust, dann sieht man darauf Zeichnungen und Markierungen, die kaum noch zu erkennen sind, die aber einem ganz alten Dialekt Jharkendars zuzuordnen sind. Und auch die Bauweise des Tempels ist ganz anders als das Herrenhaus oder die Tempelanlage.“ Askala nickte. „Und zum anderen muss man auch beachten, wo und wie lange der Tempel schon hier steht. Der See mag durch eine Quelle gespeist werden, das Hochmoor aber gewiss nicht. Regenfälle, Wind, all diese Ereignisse bringen das Wasser hierhin und arbeiten kontinuierlich am Gestein. Klar, dass der Tempel so aussieht nach all der Zeit. Und ich vermute auch, dass er in der letzten Phase der jharkendarischen Kultur nicht mehr genutzt wurde.“
    „Wie kommst du darauf?“
    „Nun ja, schaue dir den Zustand an. Auch alte Gebäude können durch sorgsame Pflege in Schuss gehalten werden. Und dann wäre da der Namenswechsel, der darauf schließen lässt, dass die späte jharkendarische Kultur kein Interesse mehr an diesem Ort hatte. Ort der Zeit und Ort des Vergänglichen sollten wir doch anders bewerten als Ort des Modrigen. Ich sehe hier auch keine Begräbnisstätten und keine anderen Hinweise auf späte Zeugnisse.“
    Askala schritt ein Stückchen weiter um den Tempel herum, rief dann nach Tinquilius. „Hier, schau dir das an.“ Schnellen Schrittes ging er zu ihr, stand nun vor der linken Seite des Gebäudes und betrachtete eine moosbewachsene Wand, auf der aber eine Stelle frei war. Ganz frei. Sie zeigte nur den Stein des Tempels und die darin eingemeißelte Schrift. „Ich bin keine Expertin, was die jharkendarische Kultur betrifft, aber das ist ähnlich dem, was wir in vielen der Historien gelesen haben, oder?“
    Er nickte. „Ja, das sind definitiv Schriftzeichen der späten jharkendarischen Kultur. Faszinierend.“ Er trat näher heran und betrachtete die Schriftzeichen genauer, dann fuhr er mit einen Fingern über diese und spürte sofort eine unheimliche magische Kraft. Sogleich wich er einen Schritt zurück. „Eine Warnung. Oh, eine eindeutige Warnung.“
    „Worauf bezieht sich die Warnung?“
    „Alle Lebewesen, deshalb auch die magische Präsenz.“ Er schaute noch einmal genauer hin, dann las er vor: „Vorsicht vor der Quelle, Vorsicht vor dem Baum. Dieser Ort ist der Verdammnis, dieser Ort ist der Untergang und der Anfang. Wir sind Schuld, wir haben es getan. Wir sind diejenigen, die diesen Ort schützen. Vorsicht vor der Quelle, Vorsicht vor dem Baum. Wir beobachten euch.“ Ein mulmiges Gefühl war über ihn gekommen, während er die Worte gelesen hatte und der Schluss ließ ihn erschaudern. Er wusste, dass viele alte Warnungen Humbug waren, dass sievielleicht einmal wahr waren, im Laufe der Zeit aber ihren Anspruch verloren hatten. Hier aber war er sich nicht so sicher. Hier, ja hier könnte wirklich jemand sie beobachten.
    „Ich glaube, wir sollten die Wasserproben mitnehmen, die Warnung niederschreiben und uns dann wieder auf den Weg machen“, meinte Tinquilius nach einem Moment.
    „Sag mir nicht, dass du das glaubst? Solche Warnungen finden sich überall.“
    „Ja, aber nicht überall gibt es einen Ort, der sich in einem Zustand des Dazwischen-Seins befindet. Wo wir woanders annehmen können, dass diejenigen, die dies geschrieben haben, lange fort sind und möglicherweise nur ihre Magie zurückblieb, ist Jharkendar anders. Wir haben nicht nur zahllose Steinwächter hier und da, wir haben hier tatsächlich einen Ort, an dem die Bewacher noch da sein könnten.“ Er schaute sich sorgsam um. „Wir sind schon viele Risiken eingegangen, das möchte ich hier nicht tun.“
    „Aber du hast den Baum endlich gefunden, kannst endlich deine Forschungen vorantreiben, und dann lässt du ihn einfach gehen?“
    „Einfach? Nein. Es schmerzt mich sehr, dass ich nicht zum Baum kann, ihn nicht berühren kann, aber manchmal ist dies so.“ Er schaute zu Askala. „Manchmal muss man sich eingestehen, dass man nicht mehr machen kann. Manchmal reicht es, etwas zu wissen.“ Er schaute wieder auf die Warnung. „Und ich kann jederzeit zurückkommen.“
    „Von Argaan oder Varant aus? Erneut eine so weite Reise auf dich nehmen?“
    „Ich bin nach Varant gereist, um Myxir zu holen. Wenn es nur um die Reise geht, so nehme ich die gerne in Kauf – außerdem kann ich dann altbekannte Gesichter wiedersehen“, meinte er und schaute sie freudig lächelnd an. „Komm, lass uns kurz ein paar Notizen machen und dann aus dem Brunnen und aus dem Hochmoor einige Wasserproben mitnehmen. Hoffentlich ist da das richtige Wasser dabei und wir können das Ritual durchführen.“

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    Tempel Jharkendars

    „Es war genau die richtige Entscheidung, den Tempel nicht zu betreten“, kam es von Myxir. „Die Warnung scheint mir authentisch, die Gefahr durchaus gegeben. Und wir sind ja nicht wegen des Baumes der Zeit hier, sondern wegen des Rituals, das dich endlich von dem Erzstreifen befreien soll. Das geht derzeit vor. Und wie du schon sagtest: wir können jederzeit zurückkehren, nachdem wir uns mehr Gedanken gemacht haben.“
    Die drei Diener Adanos saßen zusammen in dem Gebäude, das einst das Refektorium dargestellt hatte, ein Ort der Zusammenkunft und des guten Essens. Heute war nur noch ein Ofen soweit intakt, dass sie darin und darauf etwas Warmes zu essen machen konnten, und nur noch ein Teil des Raumes von der Witterung Jharkendars geschützt, die sich heute wieder einmal von ihrer schlechtesten Seite zeigte: Regen, Regen und nochmals Regen. Askala und Tinquilius hatten am gestrigen Tag aber noch Glück gehabt, dass sie vom Ort des Vergänglichen – oder eher Ort des Dazwischen-Seins, was der Oberste Magier passender fand – ohne größere Probleme und vor allem relativ trocken wieder zurück zur Tempelanlage gekommen waren, nachdem sie noch einige Wasserproben mitgenommen und den Tempel in möglichst vielen Einzelheiten in ihren Notizen beschrieben hatten. Sie hatten zwar im Sumpf später am Abend einem Sumpfgolem ausweichen müssen, dafür aber hatten sie ansonsten keine Tiere gesehen, nur eine weit entfernte kleine Gruppe Sumpfhaie, die sich von der Tempelanlage wegbewegte. Es war zwar spät geworden, tiefe Nacht, doch sie hatten es tatsächlich noch zurückgeschafft.
    Und nun, am Mittag des folgenden Tages, saßen die beiden Abenteurer zusammen mit Myxir an einem Tisch in der Nähe des Wärme spendenden Ofens und schauten die verschiedenen Proben an. Sie hatten unterschiedliche Gefäße genommen und so sowohl aus dem Brunnen als auch dem Sumpf Wasser mitgenommen. Tinquilius wusste aus seinen gescheiterten Untersuchungen, dass die Klarheit des Wassers nicht entscheidend war.
    „Gut, dann sind wir uns ja einig, auch wenn es schade ist. Dann lasst uns mal unseren Erfolg feiern: wir haben hier mehrere Sumpfwasserproben“, meinte Tinquilius und deutete auf drei gleichaussehende Gefäße, „und zwei Proben aus dem Brunnen. Wir haben auch versucht Wasser aus dem See zu erhalten, kein Stock oder andere Vorrichtung ließ dies aber zu. Solange der See sich im Zustand des Dazwischen-Seins befindet, ist das Wasser tabu. Und ich glaube auch nicht, dass es das ist.“
    „Nein, das glaube ich auch nicht“, meinte Myxir. „Ob es aber nun direkt das Wasser des Hochmoors ist, welches wir nutzen müssen, oder das aus dem Brunnen, der ja direkt daneben gebaut ist, ist eine schwierige Frage.“
    „Was sagen die Historien?“, fragte Askala sogleich.
    Myxir grinste gequält. „Die sind wunderbar ambig. Sie sprechen nur von dem Wasser des Hochmoors des Orts des vergänglichen.“ Er schaute zu Tinquilius. „Was meinst du?“
    Der Oberste Magier schaute noch einmal den Band der Historien vor ihm an, den Myxir mitgebracht hatte. „Es könnten beide Wassersorten sein. Ist dir etwas am Hochmoor aufgefallen, Askala?“
    „Nun ja, es lag weit oben und war voller Sumpfblumen und Sumpftiere, also der kleineren Arten.“
    „Ganz genau. Es wirkte weder besonders vergänglich noch modrig, oder?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte auch fast das Gefühl, dass der See einen gewissen Einfluss auf die Umgebung hatte. Ich habe selten ein solch blühendes Moor gesehen. Ich würde also mit der Probe anfangen und versuchen die Paste herzustellen, ansonsten mit der Brunnenprobe es erneut probieren. Wir haben ja genug von beiden da.“
    „Und wenn wir uns getäuscht haben und das Wasser des Sees brauchen? Vielleicht war der früher ja einmal mehr über die Ufer getreten und alles Moor?“
    „Dann müssen wir einen Weg finden, wie wir an das Wasser kommen. Zunächst möchte ich aber hoffen, dass wir hiermit richtig liegen.“ Tinquilius schaute zu Myxir. „Haben wir denn die anderen Zutaten?“
    „Ich habe einen Sumpfdrohnenflügel schon getrocknet und zusammen mit Ulbert einige der benötigten Pflanzen gefunden. Er sucht gerade noch ein Grab auf unweit der Tempelanlage, von dem wir noch einen alten Gletscher Quarz benötigen, dann sollten wir alles haben.“
    Ein Lächeln huschte über Tinquilius‘ Lippen. „Wunderbar. Also können wir den Trank bereits herstellen? Und die Paste auch? Das ist ja perfekt. Haben wir genug Alchemie Tische bereit?“
    „Drei Stück stehen bereit, wir können also nach dem Frühstück hinüber.“
    Das Lächeln wurde breiter. „Wunderbar. Du bist auch bereit, Askala?“ Die junge Frau nickte. „Dann lasst uns schnell aufessen und loslegen. Wenn wir die Paste hergestellt bekommen, sollte das Ritual einfach sein.“
    Tinquilius sah, dass die beiden ihn mit einem ‚Ja ne, ist klar‘-Blick anschauten, aber das war ihm egal. Wenn die Paste erst einmal hergestellt war, dann könnten sie endlich das Ritual durchführen und er war frei vom Erz. Noch einmal fuhr er sich über die verhärtete Stelle. Bald, ja bald bin ich dich los!
    Geändert von Tinquilius (07.05.2020 um 14:55 Uhr)

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    Tempel Jharkendars

    „Reichst du mir einmal die Sumpfnatter und das Drosselkraut?“, fragte Tinquilius Askala, die neben ihm Platz genommen und diese Pflanzen zuvor von ihm genommen hatte. „Ich glaube, ich habe nicht genug davon genommen.“
    Während die junge Frau ihm die getrockneten und frischen Pflanzen reichte, schaute er sich um. Sie saßen tief im Inneren Tempel, hatten eines der Gemeinschaftslabore, das auch zu Lehrzwecken genutzt worden war zu Zeiten des Bundes des Wassers, in Beschlag genommen und saßen seit dem späten Frühstück nun hier. Es war ein angenehmes Gefühl wieder in den Laboren des Inneren Tempels zu arbeiten. Viele, sehr viele Jahre war es her, dass er hier auch einen Raum für sich gehabt hatte, ein Labor, in dem nur er gearbeitet und geforscht hatte. Zwar hatte er in den anderen Sitzen des Kreises des Wassers, wo er gewohnt hatte, auch immer wieder eigene Laborräume besessen und besaß sie zum Teil auch heute noch, doch hatte Jharkendar ein großes Luxusproblem besessen: sie hatten zu wenige Magier und vor allem Forschende für all die Räumlichkeiten. Die Tempelanlage war riesig, größer als der Tempel in Al Shedim, und so hatte jeder und jede, die dies gewollt hatten, ein eigenes Labor nutzen können, meist sogar ein relativ großes noch dazu. Schöne Zeiten. Aber so gemeinsam experimentieren wie wir drei dies gerade tun, hat auch etwas. Vielleicht sollte ich in Stewark mal mehr Zeit in einem der größeren Labore verbringen und so mehr mit anderen zusammenarbeiten?
    Er nahm das getrocknete Drosselkraut und zerstampfte es in seinem Mörser, dann nahm er die frische Sumpfnatter, eine gelb-orange Sumpfblume, zur Hand und legte sie auf das frische Schneidbrett. Er zupfte ein paar Blätter ab und begann dann, diese in feine Streifen zu schneiden. Anschließend hob er das Schneidbrett hoch und über den Kessel, der links neben ihm leise blubberte. Das Wasser darin war noch farblos, bislang hatte er nur etwas normales Wasser sowie ein paar Haferkörner hineingegeben. Als er aber vorsichtig die Streifen in das Wasser gab, gaben diese sofort ihre Farbe ab und färbten das Wasser leicht orange. Sehr gut, so soll das aussehen. Anschließend nahm er den Mörser in die Hand und maß etwas von dem zerstoßenen Drosselkraut ab, welches er dann unter ständigem Rühren dazu gab. Sogleich verfärbte sich das Wasser, wurde milchiger. Auch das ist gut, perfekt.
    „Hier sieht es schon einmal gut aus“, meinte Tinquilius, als er noch einmal eine halbe Minute im Kessel umrührte, um dann aufzustehen und die Destillationsapparatur näher heranzuholen. Er setzte die Glocke auf den Kessel, dann legte er einige nasse Tücher auf das Rohr zum Abkühlen und erhöhte sogleich die Hitzezufuhr. Grauer Nebel stieg auf, drang in das Rohr hinein und verflüssigte sich dann langsam auf der anderen Seite wieder.
    „Mein Teil scheint auch langsam zu werden“, meinte Askala neben ihm. Sie war noch nicht beim Destillationsprozess angekommen, schnitt gerade noch ein paar kleine Golemsbeeren klein, die sie in einen Kessel lila Gebräus warf. „Die Farbe hält sich.“
    Tinquilius nickte ihr lächelnd zu und schaute dann zu Myxir hinüber. „Und bei dir, alter Mann?“
    Der Magier schaute lächelnd zu ihm herüber. „Du immer mit deinem ‚alter Mann‘.“ Myxir schüttelte gespielt genervt den Kopf. „Der Feuernesselsud muss noch eine Stunde köcheln, dann sollte er soweit sein, dass wir ihn zu deinem Destillat hinzugeben können. Und wenn Askala dann ihres auch fertig hat, können wir diesen auch mit unserem Gemisch verheiraten.“
    „Sehr schön, das läuft doch alles sehr gut. Dann hoffe ich mal, dass alles klappt, damit wir auch mit der Paste fortfahren können.“
    Er schaute noch einmal zwischen den beiden hin und her, dann setzte er sich wieder hin und nahm die Rezeptnotizen hervor, die sie angepasst hatten. Es kann ja nicht schaden, mir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen. Vielleicht klappt es dann dieses Mal.

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    Tempel Jharkendars

    „Oh ja, so sollte es gehen“, murmelte Tinquilius, als er in den Kessel neben ihm schaute, in dem sich eine grüne Flüssigkeit befand, die langsam dickflüssiger wurde. Aus ihr stieg ein süß-riechender Rauch empor. Die dreiblättrige Sumpfblüte war dort drin, dazu das dreizackige Hornblatt, Feuernesselextrakt, Sumpfkrautessenz und die getrocknete Rinde einer Sumpfzypresse. Alle diese Ingredienzien stammten hier aus Jharkendar, somit hoffte er nun, dass es klappen und nicht wieder explodieren würde.
    Während die drei vorgestern noch an dem Trank für die erste Phase des Rituals gearbeitet hatten, die Verheiratung der drei Grundtränke am späten Abend dann auch geklappt hatte, waren sie gestern dazu übergegangen, sich mit der Paste für die zweite Phase des Rituals zu beschäftigen. Dabei war ihnen aufgefallen, dass doch noch nicht alle Ingredienzien da waren, weshalb Askala und er einzeln noch einmal hatten aufbrechen müssen. Ulbert war in der Zwischenzeit mit dem durch die Magie der Totenbeschwörerkaste aufgeladenen Gletscher Quarz wiedergekommen. Und so kam es, dass sie erst heute wirklich an der Paste arbeiten konnten – oder besser gesagt, er konnte an der Paste arbeiten. Der Herstellungsprozess einer klaren zeitlichen Taktung unterlag, konnte nur eine Person versuchen die Paste herzustellen. Dies hatte Askala dazu veranlasst sich auf den Weg zu einem der nahegelegenen Herrenhäuser im Westen Jharkendars zu machen, da sie dort eine Herausforderung vermutete, während Myxir sich in die Kammer zurückgezogen hatte, die er derzeit nutzte, um sich durch Meditation auf die Strapazen des Rituals vorzubereiten.
    Nun bin ich da, wo ich schon vor so vielen Monaten in Stewark gewesen war: beim Experimentieren. Aber dieses Mal habe ich all die Mittel, so hoffe ich, die das Experiment zu einem Erfolg machen sollten. Das kann ich zumindest nur hoffen.
    Er rührte noch einmal vorsichtig um, um die Zähflüssigkeit des Gebräus zu untersuchen, dann wandte er sich dem Mörser neben sich zu und nahm einen in ein Tuch eingewickelten Sumpfdrohnenflügel zur Hand. Myxir hatte ihn bereits getrocknet, weshalb Tinquilius ihn nun kleinbrechen und in den Mörser geben konnte. Er zerstieß den membranösen Flügel und zerrieb ihn dann in einen feinen, grau-weißen Staub. Als er mit der Feinheit zufrieden war, nahm er eine der Wasserproben aus dem Hochmoor zur Hand, nahm den Korken heraus und wurde durch den leichten Sumpfgeruch direkt wieder an den Ort des Vergänglichen erinnert. Vorsichtig gab er einige wenige Tropfen in den Mörser und verrieb diese mit der grau-weißen Masse. Diese behielt zunächst tapfer ihre Farbe an den Stellen, die noch nicht mit dem Wasser in Berührung gekommen, während sie langsam zu einer feuchten Masse wurde. Nach und nach gab er mehr hinzu, zählte die Tropfen genau ab. Je feuchter die Masse wurde, desto mehr verfärbte sie sich in ein dunkles Rot. Dunkler als das, was ich in Stewark geschaffen haben. Ein Hinweis? Als er auch hier mit der Konsistenz zufrieden war, nahm er den Mörser in die rechte Hand und rutschte hinüber zum Kessel, wo das zähflüssige Gemisch vor sich hin brodelte. Mit seiner linken Hand nahm er einen spiralförmigen Löffel hoch, den er dann in das Gebräu hielt. Auf ein Neues. Oh Adanos, bitte lass es dieses Mal funktionieren. Langsam goss er die geschmeidige, dunkelrote Masse über den Löffel in das Gebräu. Er bewegte den Löffel dabei vorsichtig im Uhrzeigersinn, sodass sich die Sumpfdrohnenflügel-Sumpfwasser Masse überall im Topf verteilte. Rötliche Streifen zogen durch das grünliche Gebräu und verschwanden dann. Das Grün blieb erhalten. Faszinierend, genau, wie es im Rezept beschrieben wird. Aber gleich wird es knifflig. Als auch der letzte Rest untergemischt war, atmete er langsam tief ein und aus, wartete darauf, dass etwas geschah. Nichts. Der Kessel explodierte nicht, noch veränderte sich die Farbe. So nahm er den spiralförmigen Löffel wieder hinaus und steckte seinen Kochlöffel hinein. Er rührte vorsichtig im Uhrzeigersinn für genau zwei Minuten, die er Dank der Uhr, die er damals von Françoise erhalten hatte, genau ablesen konnte, und sammelte derweil bereits seine Magie. Als die zwei Minuten um waren, löschte er die Flamme unter dem Kessel und schloss er kurz die Augen, um sich auf die Magie in seiner rechten Hand zu konzentrieren. Eisige Kälte projizierte er in den Löffel hinein, der diese in das immer dickflüssiger werdende Gebräu ab. Als er seine Augen öffnete, sah er den eisernen Löffel hellblau erstrahlen, eine Eisschicht auf dem Griff ausbilden. Viel faszinierender aber war der Effekt, den er kalte Löffel im Kessel hatte: das Grün verfärbte sich in ein knalliges Orange an genau den Stellen, wo er die Masse nun abkühlte. Es dauerte eine Minute, anderthalb, dann war der ganze Topf gefüllt mit einer orangenen Masse, die nicht nur aufgrund der herabgekühlten Temperatur, sondern auch den verschiedenen Inhaltsstoffen zu einer cremigen Paste geworden war.
    Mit einem erleichterten Seufzer zog er den Löffel heraus und lehnte sich zurück. Der süßliche Duft der Paste hatte sich nun auch verändert und er spürte bereits auf die Entfernung hin einen Teil seiner Magie in dieser. Wahrlich wunderlich. Es hat endlich geklappt. Und dafür brauchte ich nur nach Varant reisen, einen Tempel befreien, Menschen retten, nach Jharkendar übersetzen und dann den Baum der Zeit finden. Kleinigkeiten. Sprachlos und total verblüfft blieb er auf seinem Stuhl sitzen, immer mit dem komischen Gefühl im Bauch, dass doch noch etwas schiefgehen konnte – und doch geschah nichts. Heute die Paste, morgen das Ritual?

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    Tempel Jharkendars - Ritual Erzstreifen

    Ruhig saß der Oberste Magier in einer kleinen Kammer im Hohen Tempel der Tempelanlage Jharkendars und meditierte bei Kerzenschein. Draußen war schlechtes Wetter aufgezogen, dunkle Wolken verhingen den Himmel und Regen prasselte herunter. Hier drin war es zwar trocken, doch das fehlende Licht sorgte dafür, dass die kleinen Kerzen den Raum nur leicht erhellten. Das bemerkte Tinquilius aber nicht, hatte er doch die Augen geschlossen und war vollkommen in sich gekehrt. Sein Kopf war frei von wilden Gedanken, frei von jeder Art von Überlegung, die nichts mit dem bevorstehenden Ritual zu tun hatte.
    Kann heute der Tag sein? Ist es wirklich endlich so weit, nach all den Jahren? Das Erz wird entfernt, das Gift herausgesogen und ich bin wieder frei das mit meinem Körper zu tun, was ich möchte? Endlich frei den Wasseravatar erlernen? Oh Adanos, bitte lass es funktionieren, lass mich Glück haben an diesem heutigen Tag.
    Eine junge Frauenstimme räusperte sich. „Wir wären soweit.“
    Tinquilius nickte, die Augen noch geschlossen. „Ich komme sofort.“
    Während Askala wieder aus dem Raum verschwand, öffnete er langsam die Augen und ließ den Kerzenschein in seine Augen fallen. Dann stand er auf und strich sich über die Robe, die er extra frisch gesäubert hatte und schritt aus dem Raum hinaus hinüber zum Altarraum, den sie nach der Grabzeremonie für das Ritual hergerichtet hatten. Blaue, magische Lichter in den Wänden säumten den kleinen Altarraum einen beleuchteten Gang vom Eingang hin zum Altar, auf dem sich eine weiche und geweihte Decke in den Farben Adanos‘ befand, Blau und Silber. Das Gemisch aus rötlichem Licht der Kerzen und bläulichem Licht der magischen Lichter an den Wänden hüllte den Raum in eine schummerige Atmosphäre, eine Atmosphäre wie geschaffen für Meditation oder Rituale. Zwischen den Kerzen waren mehrere Bergkristalle verteilt, die auch um den Alter herum platziert worden waren. Neben diesem standen Askala, die junge Hohe Magierin, und Myxir, sein alter Freund und Ratgeber. Sie beide waren ebenso in frische Roben gehüllt und wirkten beide ruhig und entspannt, genau richtig für das, was ihnen nun bevorstehen würde.
    Tinquilius ging langsam den Gang entlang, hielt den Blick dabei auf den Altar gerichtet. Nicht nur lag dort die weiche Decke, die er schon vom Eingang aus gesehen hatte, sondern auch der Gletscher Quarz, den Myxir aus einer alten Grabstätte hatte besorgen lassen von Ulbert. Dazu ein verschnörkeltes Messer, einen Stein, der als Runenstein identifizieren konnte, als er fast beim Altar angekommen war, sowie eine Flasche mit einem dunkelvioletten Gebräu und ein Topf mit einer orangenen Paste.
    Als er direkt beim Altar angekommen war, verbeugte er sich vor den beiden und begab sich dann auf den Altar, indem er auf den Tritt davor trat und sich hinaufwuchtete. Er blieb noch sitzen, schaute die beiden eindringlich an. Sie waren es nun, die junge Frau, für die er Gefühle hegte und die er erst kurz kannte, und der alte Magier, mit dem er schon so viel erlebt hatte und der ihn als Oberster Magier in Al Shedim und aber auch Setarrif stets gut beraten hatte. Wenn ich mich auf wen vollkommen verlassen kann, dann diese beiden Menschen. „Ich bin bereit“, meinte er. Sogleich reichte Myxir ihm die Flasche die mit dem violetten Trank darin. Tinquilius entkorkte diese und leerte den Inhalt in einem Zug. „Danke, ihr beiden, Danke“, kam es noch von ihm, dann legte er sich zurück auf den Altar.
    Der Trank, den die drei gemeinsam als Teil der ersten Phase hergestellt hatten, war noch nicht vollständig aus seiner Kehle verschwunden, da spürte er bereits den Effekt: wie ein Feuer brannte er sich durch seinen Körper, floss durch seine Adern und schien seinen Körper innerlich zu verbrennen. Tinquilius aber wusste genau, dass dies geschehen würde – so hatte es im Rezept gestanden – und war deshalb darauf vorbereitet. Dennoch zuckte er, wusste sich kaum unter Kontrolle zu halten. Erst nach einem gefühlt ewig langen Moment begann sich der brennende Schmerz auf eine Region in seinem Körper zu konzentrieren und sonst wo nach und nach nachzulassen: direkt beim Erzstreifen in seinem Hals. Er atmete erleichtert auf. Mit dem Schmerz konnte er arbeiten.
    „Oh Adanos, erhöre unsere Worte“, hörte Tinquilius nun Myxir sagen, der sogleich fortfuhr in Altjharkendarisch. Dann folgte Askala, die ebenso einige Worte in Altjharkendarisch an den Gott des Wassers, den Gott des Gleichgewichts und Lebens richtete, um danach diejenigen zu beschwören, die in Adanos‘ Namen gestorben waren. Das waren nicht nur die Jharkendarianer, sondern auch Teile des Alten Volkes, verstorbene Mitglieder des neuen Kreises des Wassers. All diejenigen, die Adanos treu gedient hatten in ihrem Leben. Das wusste der Oberste Magier alles aus den Besprechungen, aus der eigenen Recherche. Mitbekommen konnte er es gerade nicht, dafür war er zu sehr auf sich selbst konzentriert. So zuckte er auch kurz zusammen, als er eine kühle Paste auf seinen Hals geschmiert bekam. Zunächst verteilte Myxir sie großzügig und großflächig, dann ließ er sie einen Moment einwirken. Das Feuer in Tinquilius‘ Hals ebbte ab und verblieb als ein schwaches Simmern. Gleichzeitig überkam ihn ein anderes Gefühl, eines gleichzeitigen Kälte und Wärme. Es wandelte sich von Sekunde zu Sekunde, war mal so, dann wieder anders.
    Und dann spürte er Askalas Magie, die über ihn hinwegfegte und dann auch in ihn eindrang. Sogleich verlor er jede Form der Kontrolle über Körper und Geist. Es schien ihm fast so als würde er weiter aus seinem Körper getrieben, oder tiefer hinein, so sicher war er sich da nicht. Immer stärker wurde Askalas Magie – und dann war auch der letzte Rest der Verbindung zur Außenwelt gekappt und Tinquilius' Geist wusch hinfort.

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    Tempel Jharkendars - Ritual Erzstreifen II

    Er wusste nicht, wie ihm geschah, als die Magie Askalas über ihn hinwegfegte und seinen Geist mit sich riss. Dunkel war es um ihn herum, dunkler als noch zuvor als er seine Augen nur geschlossen hatte. Obwohl sie nun auf waren, konnte er nichts sehen, keine noch so schwache Lichtquelle. „Askala? Myxir?“, rief er, sein Echo die einzige Antwort, der Raum plötzlich größer und zugleich auch nicht. Er wusste, dass er eigentlich auf dem Altar in der Tempelanlage liegen musste, dass Myxir und Askala um ihn herumstehen sollten und gerade das Ritual durchführten – und doch war etwas falsch an dem Bild, fühlte es sich so an, als wäre er nun woanders. Der dunkle Raum, in dem sich sein Geist befand, wirkte feucht und kühl, die Luft war unangenehm modrig, anders als im Sumpf oder Hochmoor abgestandener, so als wäre seit langer Zeit niemand mehr hier drin gewesen.
    „Hallo? Ist das jemand? Askala? Myxir?“
    Keine Antwort, keine Reaktion. Der Oberste Magier machte ein paar Schritte nach links, dann nach rechts- und schon hatte er jedes Gefühl von Orientierung verloren. Wo bin ich hier nur? Wieso bin ich nicht mehr auf dem Altar? Schlafe ich? Oder bin ich ohnmächtig geworden? Er spürte, wie allmählich Angst in ihm aufstieg, wie sie sich in sein Selbstvertrauen grub und ihn langsam zu übermannen suchte. Nein, Nein. Das werde ich nicht zulassen, das darf nicht sein. Ich bin ein Priester Adanos‘, ein mächtiger Magier. Magier, ja, ein Magier bin ich. Oh man, wieso bin ich nicht vorher darauf gekommen? Sogleich kam Hoffnung in ihm auf. Er streckte seine Hände nach vorne und schloss wieder seine Augen, dann konzentrierte er sich auf seine Magie und wollte eine Lichtkugel erschaffen – doch Nichts geschah. Nein, viel schlimmer noch: er spürte nichts. Wo ist meine Magie? Wieso kann ich sie nicht fühlen? Hoffnung schwand, während Angst hinaufstieg, dieses Mal stärker und übermannender als noch zuvor. Was war er ohne seine Magie? Ein Magier gewiss nicht mehr. Langsam sank er zu Boden, der definitiv aus grob gehauenem Stein bestand und eigenartig glitschig war, und vergrub seinen Kopf mit seinen Händen darauf zwischen seinen Beinen. Er atmete langsam tief ein und aus, versuchte sich wieder zu beruhigen. Ich werde hier schon wieder rauskommen, wo auch immer ich bin. Wenn meine Magie nicht funktioniert, dann ist es vermutlich ein Traum oder eine Vision. Das heißt, ich wache einfach auf und alles ist wieder gut. Ganz gewiss.
    Wie lange der Oberste Magier da so saß, wie lange er sich immer wieder versuchte Hoffnung zu machen, konnte er nicht mehr sagen, als er plötzlich ein Geräusch vernahm, das erste Geräusch, das nicht von ihm stammte. Es war ein Kratzen, ein Kratzen auf dem glitschigen Gestein. Nicht direkt bei ihm, vermutlich weiter entfernt, auch wenn er es kaum einzuschätzen wusste in diesem Raum, der so voller Mysterien steckte. Er hob den Kopf wieder aus seinen Beinen hoch und schaute sich um – vergebens natürlich, schließlich war alles noch dunkel. Dann hörte er erneut ein Kratzen, dieses Mal näher, und dazu ein Schnaufen wie von einem Tier, einem großen Tier. Sogleich sprang er auf und machte sich bereit, seine Hände vor sich gestreckt. Erst als er einen Moment so stand fiel ihm ein, dass er keinen Zugriff auf seine Magie hatte. Nun platzierte er seine Hände stattdessen so vor sich, als wolle er boxen. Er war wahrlich kein Schwächling, er war aber auch kein Kämpfer und hatte keinerlei Erfahrung was den waffenlosen Kampf anbetraf. Erneut schnaufte etwas, das verdächtig nach einem Snapper klang, dann hörte er erneut das Kratzen von Klauen auf dem steinernen Boden. Und dann mehr und mehr, überall um ihn herum.
    Oh Adanos, steh mir bei.
    Nun fauchten die Wesen um ihn herum und dieses Fauchen war nicht mit denen von Snappern gemein, nicht so wie er sie kennengelernt hatte. Nein, es klang anders, kräftiger und bösartiger. Es lag mehr Stimme dahinter, mehr Volumen. Was mag es wohl sein? Plötzlich Schritte hier, plötzlich Schritte da. Die Wesen, die um ihn herum schabten, liefen nun hin und her, schienen sich in eine Art Rausch zu laufen, in Raserei zu verfallen. Ihr Fauchen wurde lauter, aggressiver.
    Wie soll ich das überstehen? Ganz ohne Magie? Ich bin verloren.
    Und dann tauchte Licht auf. Es war bläulich, erfüllte nur den unmittelbaren Raum um ihn herum mit etwas Licht. Dann fiel das Ende eines Seils neben ihm herunter, in dem unten eine Schlaufe gemacht worden war. Er schaute nach oben. Dort, weit oben, erblickte er ein kleines Loch, durch das Licht eindrang, von der Dunkelheit des Raumes aber anscheinend direkt wieder fast gänzlich geschluckt wurde.
    „Kane karran kul“, rief eine ihm unbekannte Stimme. Im ersten Moment war er verwirrt, wusste nicht, was man von ihm wollte. „Kane karran kul“, rief die Stimme energischer und jemand zog an dem Seil. Während er das Ziehen am Seil bereits so als Aufforderung angesehen hätte, so war ihm beim zweiten Hören bewusst geworden, dass er die Worte durchaus verstehen konnte – sie waren in einer Sprache, die niemand mehr seit tausenden von Jahren gesprochen hatte, zumindest kein Muttersprachler mehr. In der Sprache, die Askala und Myxir noch vorhin beim Ritual gesprochen hatten. Er griff an das Seil und steckte sogleich einen Fuß in die Schlaufe. Er zog einmal kräftig am Seil, um anzudeuten, dass er im Seil stand, und hielt sich fest, als dieses straff wurde und ihn langsam hochzog. Das blaue Licht schwebte weiter um ihn herum, war eine kleine magische Lichtkugel, deren Konfiguration er ungewöhnlich fand. Gerade als seine Füße etwa einen Meter über dem Boden waren, hörte er das Schnauben der Kreaturen am Boden um ihn herum.- Es wurde wütender und wilder, die Raserei nicht mehr zu bändigen – und dann rauschten auch schon grimmig schauende Wesen durch den Lichtkreis, versuchten seine Füße zu erhaschen. Er konnte sie schnell nach oben reißen, was natürlich für diejenigen, die ihn hochzogen, mehr Arbeit bedeutete. Doch sie ließen ihn nicht los, sondern zogen weiter und weiter am Seil. Noch einmal konnte er einen Blick auf die Wesen erhaschen – reptilienartige Wesen, die aber zugleich auch menschliche Charakteristika zeigten – dann war das Licht zu schwach und er bereits zu weit oben.
    Wo es wohl hinging, dachte er sich, als er fast beim Loch in der Decke angekommen war. Und dann war da wieder ein Schmerz, ein Gefühl der Kälte und ihm wurde schwindelig. Kurz darauf wurde es wieder ganz schwarz um ihn und er war in Ohnmacht gefallen.

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    Tempel Jharkendars - Ritual Erzstreifen III

    „Quresh, quaran dumal“, sprach die Stimme, die auch schon zu ihm heruntergerufen hatte und riss ihn so aus seiner Ohnmacht. „Quresh, quaran dumal!“, kam es energischer, als er nicht antwortete. ‚Wer bist du?‘ „Quresh, oula moran greng“, ging es weiter. ‚Woher kommst du.‘
    Der Oberste Magier war noch vom Licht geblendet, sprach dann in der alten Sprache Jharkendars – so gut er diese frei beherrschte: „Ich heiße Tinquilius und ich komme aus Jharkendar.“ Seine Augen gewähnten sich langsam an das Mehr an Licht und er erblickte mehrere junge Männer in Kleidungen, die er sonst nur aus Zeichnungen in den Historien kannte. Sie wirkten anders, ihre Hautfarbe dunkler, ihre Augen durchdringend grün. „Ich bin ein Freund Jharkendars, ein Freund der Priester“, sprach er und hoffte, dass sein Altjharkendarisch ausreichte, um sich verständlich zu machen. „Wo bin ich? Was ist passiert? Und was waren das für Wesen?“
    „Kren tgi whan“, meinte einer der jungen Männer zu den anderen – vermutlich in Richtung ‚Ich hole ihn‘ – und lief dann fort, während die anderen ihn weiter beäugten. Er wollte aufstehen, doch sie drückten ihn hinunter, nicht mit Händen, sondern mit den Enden ihrer Speere, die sie anscheinend abgelegt und nun wieder aufgehoben hatten. „Dagena kurana en juna.“ ‚Bleibt liegen oder stirb.‘
    Der Oberste Magier tat wie ihm geheißen und blieb lieben. Er traute sich aber, an den jungen Männern vorbeizuschauen und seine Umgebung zu betrachten. Sogleich fiel ihm auf, dass der Boden, auf dem er nun lag, natürlich war. Es war eine Wiese. Hier und da sah er Büsche, soweit er dies erkennen konnte, hörte Vogelgezwitscher und Insektengeräusche. Etwas weiter weg dann sah er etwas, das ihn Hochschrecken ließ. Sogleich stießen die jungen Männer ihn wieder zu Boden und schrien ihn wild an, doch Tinquilius war in Gedanken woanders: ein Brunnen, der von einem Dach geschützt war, welches auf vier Säulen stand. Und dahinter sah er in etwas Entfernung ein Gebäude, welches er sogleich als kleinen Tempel erkannte.
    „Ich bin am Ort des Vergänglichen?“, fragte Tinquilius laut auf Altjharkendarisch, zumindest nutzte er den altjharkendarischen Begriff für ‚Ort des Vergänglichen‘, während der Rest wohl in seiner modernen Sprache war. Die jungen Männer schauten ihn noch verwirrter und energischer an. Dann tauchte derjenige wieder auf, der weggelaufen war, und hatte einen Mann jenseits der sechzig mit dabei, der in eine pompöse Robe gehüllt war. Er hatte einen kurzen Vollbart, viele Falten und wirkte hager.
    „Quaran Quresh“, sprach der Mann nur – ‚Du bist es‘ – und bedeutete den anderen ihre Speere beiseite zu legen. „Moran greng elima“, ‚komm mit‘, kam es dann, während er geduldig darauf wartete, dass Tinquilius aufstand. Als dieser es getan hatte, wies der alte Mann ihm durch eine Handbewegung eine Marschrichtung vor und schritt selbst sogleich in diese Richtung. Es ging zum Brunnen oder Tempel, so viel war klar. „Quresh, cadala elima“, ‚ich habe auf dich gewartet‘ meinte der alte Mann nach einem kurzen Moment. „Enim Khudramin. Kharmonon“
    Tinquilius antwortete ihm sogleich. „Enim Tinquilius“, meinte er. „Ihr habt auf mich gewartet? Wie das? Bin ich hier am Ort der Vergänglichkeit?“
    Der alte Mann nickte. „Wir wussten, dass du kommen wirst. Es wurde uns prophezeit.“ Tinquilius kam nach und nach mehr in die Sprache herein, seine Erinnerungen an die vielen Stunden Forschung wurden hervorgekramt und er war sich nun sicher, dass er es gut genug verstand.
    „Eine Prophezeiung über mich? Das wage ich zu bezweifeln.“
    „Über einen Zeitenreisenden, einen Nuewen.“ Das letzte Worte hatte Tinquilius nicht ganz verstanden, ging aber davon aus, dass es die Bezeichnung für jemanden wir ihn war, aus der Zukunft.
    „Ich kann aber gar nicht hier sein, niemals. Ich komme… ich komme aus eine zukünftigen Zeit, einer Zeit, wo…“
    „Du kommst aus einer Zeit, wo wir gefallen sind, wo Jharkendar gefallen ist.“
    Er hatte noch mit sich gehadert, was er über seine zeit sagen sollte, doch mit den Worten des Hohepriesters Khudramins war ihm die Entscheidung abgenommen worden. „Ja, aus einer Zeit wo Jharkendar gefallen ist und die Tempel leer stehen. Und da bin ich auch noch. Ich kann gar nicht hier sein. Das muss ein Traum, eine Vision sein, nichts anderes. Ich bin in einem…“
    „Ritual“, beendete der Hohepriester Khudramin. „Ich weiß, es ist mein Ritual, das du gerade durchlebst. Ich habe es erschaffen.“
    Er blieb stehen und schaute den alten Mann mit weit geöffneten Augen an. „Aber woher… woher wusstet ihr, dass es jemand anwenden würde, wenn keiner mehr da ist?“
    „Eine Prophezeiung., wie ich schon sagte. Ich wusste, dass ein Diener Adanos, einer späteren Kultur unter Adanos, zu uns kommen wird durch ein Zeitritual, welches Wasser aus genau diesem Hochmoor benötigt.“
    „Und wieso sollte jemand wie ich kommen? Was sagt diese Prophezeiung?“ Der alte Mann wies ihn an, nach rechts zu gehen. Kurz darauf waren sie auch schon beim See, den Askala und er erst vor wenigen Tagen selbst gesehen hatten. Da war der Baum der Zeit in der Mitte auf einer kleinen Insel, alles dort gefangen in einem Zustand des Dazwischen-Seins. Und hier stand er nun vor dem See, der wie ein normaler See wirkte, in dessen Mitte eine Insel lag, auf der ein gewaltiger Baum wuchs. „Der… der Baum der Zeit?“
    „Der Baum der Zeit oder des Vergänglichen, wie wir ihn heute nennen. Ich sehe, man kennt ihn auch noch in deiner Zeit.“
    Der Oberste Magier starrte gebannt auf den mächtigen Baum. Niemals hätte er es für möglich gehalten, den Baum der Zeit in seiner vollen Pracht zu erblicken, niemals. „Ich studiere die alte Kultur Jharkendars… also eure Kultur und stieß dabei auf den Baum der Zeit. Bis vor kurzem dachte ich aber noch, dass ich ihn nie finden würde und nun habe ich ihn zweimal gesehen: einmal als Setzling, einmal als voll ausgewachsener, alter Baum.“
    Der Baum der Zeit war riesig. Er war nicht so groß wie der Baum in Tooshoo, dafür aber wirkte seine Rinde mindestens genauso alt und der Magiefluss, den er bis über die Insel hinweg zum Hochmoor transportierte, war enorm.
    „Dann kennst du seine Anfänge, sein Geheimnis.“ Tinquilius nickte. „Und deshalb bist du hier, Tinquilius Nuewen.“ Der Hohepriester bedeutete ihm wieder, ihm zu folgen. Gemeinsam schritten sie in Richtung des Tempels, der nicht neu aussah, vor allem aber gut in Schuss gehalten war. „Der Baum der Zeit braucht deine Hilfe und so auch wir.“
    Tinquilius schaute den Hohepriester eindringlich an. „Wie kann ich euch helfen, Kharmonon Khudramin.“
    „Du musst den Baum des Vergänglichen vor dem Sulenchi retten, dem falschen Sein.“
    „Dem S-Sulenchi? Ich weiß nicht, was das ist.“
    Beide setzten sich auf eine Steinbank. „Das Ende Jharkendars wird einen ungewollten Effekt auf den Baum haben, einen, den niemand voraussehen kann. Die Prophezeiung besagt, dass der Baum in das Sein des Sulenchi eintritt und wenn dies nicht behoben wird, wird er nie zu dem werden, was er hier geworden ist. Er wird verschwinden und die Auswirkungen auf meine Kultur werden gravierend sein.“
    „Ich wollte immer schon wissen, was der Baum der Zeit oder des Vergänglichen für eine Rolle hatte in eurer Kultur. Ich fand ihn nur in einigen wenigen Quellen, gerade aus der Zeit, wo der Baum bei der Tempelanlage inmitten Jharkendars steht.“
    Der alte Mann lachte lauthals auf. „Törichte Nachkommen. Wie konnten sie nur? Es wird alles klarer.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir haben zu wenig Zeit. Ich sehe deinen Geist schon schwinden.“
    Tinquilius war zunächst verwirrt, dann hielt er seine Hände hoch und sah, dass diese durchsichtig wurden. „Was passiert hier?“
    „Das Ritual ist fast beendet. Du bist bald zurück. Also hör mir genau zu: Du musst den Baum von dem Sluenchi befreien, ihn reinigen. Nur dann haben wir eine Chance zu existieren.“
    „Aber… aber wenn ihr hier seid, wenn ich euch sehe, wieso sollte euch dann etwas passieren?“, fragte Tinquilius und wusste dann sogleich warum. „Weil der Baum in umgekehrter Weise wächst. Er altert rückwärts und der Einfluss des Sulenchi ist noch nicht hier angekommen.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber wie soll ich denn den Baum des Vergänglichen reinigen? Ich komme nicht zu ihm hin, er ist in einem Zustand des Dazwischen-Seins. Alles altert und verjüngt sich zur gleichen Zeit. Es ist ein Ort der Starre, des Chaos.“
    Der alte Priester griff in seine Robe und zog eine kleine Steintafel hervor. Er strich noch einmal über sie. „Sie wird den Weg weisen. Und nun musst du fort.“
    „Aber …“, begann Tinquilius, doch er spürte bereits, wie ihn die Magie wieder in die Gegenwart zog. „Danke“, meinte er nur nüchtern.
    „Danke mir nicht. Es wird dich kosten, möglicherweise so viel wie es die Sulana gekostet hat.“ Ein weiteres Wort, für das er keine Übersetzung besaß, das ihm aber bekannt vorkam. „Ein Preis wird gleich bezahlt, einer später und ein dritter, wenn du versagst. Und nur einer der Preise kann wieder ausgeglichen werden, dann, wenn der Baum der Zeit in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde.“ Khudrami schüttelte erneut den Kopf. „Nein, danken solltest du mir nicht. Aber ich glaube daran, dass du das schaffst und dass der Preis nicht zu hoch sein wird.“ Er schaute Tinquilius eindringlich an. „Ich werde mich gut um sie kümmern bis du kommst, falls du kommst.“
    „Um wen…“, begann er, aber konnte nicht mehr sagen. Er hörte die Warnung noch, war komplett verwirrt und wollte antworten, doch er war bereits dabei aus der Vergangenheit gezogen zu werden, hinein in die Gegenwart, wo Myxir und Askala versuchten, sein Leben zu retten.
    Um wen soll er sich denn kümmern?

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    Tempel Jharkendars - Ritual Erzstreifen IV

    Herausgerissen aus dem Gespräch mit Khudramin, dem Hohepriester aus vergangenen Zeiten und noch verstört von der Warnung, die dieser zuletzt ausgesprochen, lag der Oberste Magier auf dem Altartisch im Hohen Tempel Jharkendars in der Jetztzeit, der Gegenwart. Er spürte, wie Askalas Magie über ihn wusch, wie ihre Worte durch den Raum hallten, während eine zweite Magie, die Heilmagie Myxirs, an seinem Hals arbeitete.
    „Bleib bei uns, halte noch einen Moment durch“, meinte der alte Magier und hatte, wie Tinquilius aus dem Augenwinkel erkennen konnte, die Hände über Tinquilius gerichtete. Aus diesen flossen feine weiße Fäden, die in einen tiefen Schnitt in Tinquiliis‘ Hals eindrangen und dort langsam den Erzstreifen herausholten. Dieser, so wusste Tinquilius, sollte eigentlich fest sein, wie Erz nun einmal war, doch er spürte stattdessen eine wabernde, flüssige oder schleimige Masse. Diese drang langsam aus dem Hals heraus, schwebte etwas in die Luft und wurde dann von Myxir in eine klene Schale befördert. Mehr und mehr verließ seinen Hals, mehr und mehr spürte er einen ungeheuren Schmerz. Alles in seinem Körper sträubte sich gegen die Prozedur, die Wunde wechselte zwischen eisig kalt und glühend heiß.
    „Feuer… Eis“, brachte Tinquilius hervor, musste dann aber husten. Der eisenhaltige Geschmack von Blut erfüllte seinen Mund, floss dann seinen Rachen hinunter.
    „Bleib still, Tinqulius, bleib ganz still“, ermahnte und beschwichtigte Myxir zugleich. „Es ist fast geschafft. Nur noch einen kurzen Moment, einen ganz kurzen Moment.“
    Doch Tinquilius wollte nicht mehr ruhig bleiben, konnte nicht mehr ruhig bleiben. Die Schmerzen waren zu viel, das ganze Ritual und diese komische Vision waren zu viel. Er wollte weg, er wollte aufstehen und weglaufen. Nur der schiere Wille Askalas, die ihre Magie durch den Gletscher Quarz leitete und das Ritual so am Leben hielt, hielt ihn auf dem Altar fest.
    „Ich…“
    „Du MUSST still bleiben“, ermahnte ihn Myxir nun energisch. „Ganz still. Es ist fast geschafft.“
    Und Myxir sollte recht behalten. Kurz nachdem er diese Worte gesprochen hatte, floss der letzte Rest flüssigen Erzes aus seinem Hals und in die kleine Schüssel. Sogleich säuberte Myxirs Magie das Innere seines Halses, begann dann sein Fleisch, welches durch das Erz verkümmert war, wachsen zu lassen, um das Loch auszufüllen, was sich aufgetan hatte. Dies war unangenehm, keine Frage, doch es war weit weniger schlimm als die vorherigen Schmerzen.
    Tinquilius ließ den Blick zwischen den beiden hin und her schweifen. Khudramins Worte hingen noch in seinem Kopf, das Schuldeingeständnis, das an eine Warnung gekoppelt war. Was hatte er nur gemeint? Und wie sollte er Jharkendar helfen ohne die Tafel, die er ganz klar nicht mit sich trug? Etwas war faul an der Geschichte, doch in diesem Moment, in einem seiner schwächsten Momente, wusste er gar nicht, woran er wie denken sollte. Er konnte sich nur auf das Ritual konzentrieren und hoffen, dass es weiter gut ging – und dies tat es auch, zumindest für eine Weile.
    Als das Loch in seinem Hals endlich ausgefüllt war, begann Myxir damit, die Wunde zu verschließen. „Es wird wohl eine Narbe zurückbleiben, aber damit wirst du vermutlich leben können.“
    Tinquilius spürte, wie die Wirkung der Paste nachgelassen hatte, wie seine Stimme, wie die Funktionen seines Halses wieder voll zurückkamen. Und dann war die Wunde auch schon geschlossen und das Ritual kurz vor dem Abschluss. Askala, die dies alles mitbekommen hatte, schaute wieder auf das vor ihr liegende Blatt, auf dem sie das Ritual skizziert hatten, und begann die Schlussformeln zu sprechen. Sie hatten die Worte an dieser Stelle, wie auch ganz zu Beginn, nicht geändert, auch wenn sie allen dreien unnötig vorgekommen waren.
    „Zeit und Fleisch sind geheilt, Zeit und Fleisch bleiben geheilt und doch schreitet die Zeit voran. Adanos, Schöpfer des Lebens und Bewacher dieser Welt, lass mich nach ihr Streben, doch lass sie mich nur finden, wenn die Zeit gekommen ist. So sei es.“
    Als Askala das letzte Wort gesprochen hatte, das letzte Mal Magie in das Ritual gesteckt hatte, glaubten alle drei am Ende angekommen zu sein und gewissermaßen waren sie dies auch. Doch keiner der drei, nicht einmal Tinquilius, der es eigentlich nun hätte besser wissen müssen, hatte mit dem gerechnet, was geschah: Der Gletscher Quarz, den sie aus einem alten grab bekommen hatten, leuchtete plötzlich gänzlich rot auf, pulsierte und verströmte Magie. Der Fluss der Magie – von Askalas Hände hinein in diesen und dann auf den Altar – kehrte sich schlagartig um, sodass der Rest Magie, der eigentlich für Tinquilius bestimmt war, auf Askala zurückschoss. Die junge Magierin schrie kurz auf, als sie in das rötliche Licht gehüllt wurde. „Askala, Nein“, kam es noch von Tinquilius, doch es war bereits zu spät. Das Leuchten wurde gleißend hell und Myxir sowie Tinquilius mussten ihre Augen abwenden beziehungsweise mit ihren Händen bedecken, damit sie nicht erblindeten. Als sie wieder hinschauten, war Askala fort. Auf dem Boden aber, an der Stelle, wo sie gestanden hatte, lag nun eine Steintafel. Die Steintafel, die Khudramin ihm in seiner Vision gegeben hatte.
    „Askala, was habe ich getan?“
    Geschwächt durch das Ritual und übermannt von der Situation sackt Tinquilius wieder nach hinten und schwand erneut aus dieser Welt. Dieses Mal jedoch überkam ihn keine Vision. Nein, dieses Mal überkam ihn nur die Leere eines traumlosen Schlafes und die Gewissheit, dass nach diesem nichts mehr so war wie zuvor.

    Eine ganze Weile später, Tinquilius konnte gar nicht sagen wie viel später, wachte er wieder aus seinem tiefen, traumlosen Schlaf auf. Er lag nicht mehr auf dem Altar, das spürte er sofort, sondern auf einem weichen Bett. Auch wirkte der Raum kleiner.
    „Ah, du bist endlich wieder wach“, kam eine ihm altbekannte Stimme aus der Ecke. „Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“
    Der Oberste Magier schaute mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zu Myxir hinüber. „Ich…“, begann er und hustete aufgrund seines trockenen Halses. Myxir hatte bereits einen Becher gefüllt und reichte ihm diesen. Schnell trank er den kompletten Inhalt. „Danke, das brauchte ich“, sprach er mit heiserer Stimme. „Meine Stimme?“
    „Eine Nebenwirkung des Schnittes und Rituals. Ich denke, dass sie in ein bis zwei Tagen wieder normal ist, sonst schauen wir weiter.“
    „Ist alles gut gegangen?“, fragte Tinquilius nun und fuhr sich vorsichtig mit der Hand über den Hals. Dort, wo er immer einen festen Erzstreifen gespürt hatte, war nun eine kleine, feine Narbe zu spüren, ansonsten nur Muskeln, Adern und Haut. „Das Erz ist raus?“ Myxir nickte. „Und das Gift?“
    „Das haben wir mit dem Erz zusammen entfernen können.“ Myxir half Tinquilius sich aufzusetzen und legte ein dickes Kissen hinter dessen Rücken, sodass er sitzen konnte. Er befand sich tatsächlich in seiner Kammer beziehungsweise der Kammer, die er derzeit hier in Jharkendar nutzte. „Sobald das Erz komplett aus deine Hals war, verfestigte es sich wieder und das Gift sonderte sich ab.“ Er hielt dem Obersten Magier eine Schüssel hin, die dieser dankend annahm. In dieser lag ein Erzklumpen, der in einer schwarzen, unangenehm riechenden Flüssigkeit lag. „Das Gift werde ich aufbewahren, wir wissen ja immer noch nicht, was es ist und von wem es stammt, das Erz kannst du dann wieder haben.“ Myxir nahm die Schüssel wieder und stellte sie beiseite. Er reichte Tinquilius einen weiteren Becher voll Wasser. „Wie fühlst du dich?“
    „Als ob mir jemand im Hals herumgeschnitten hätte“, scherzte er nach einem weiteren Schluck Wasser. Erneut fuhr er sich über den Hals. „Ansonsten gut. Ungewohnt aber gut.“ Er schaute zu Myxir hinüber, dann durch den Raum und bliebt an einer Steintafel hängen. „Wo ist A…“, und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Askala. Askala war in dem roten Licht gefangen, Askala hatte aufgeschrien, Askala war verschwunden. „Askala.“
    Der alte Magier schüttelte betrübt den Kopf. „Sie ist fort. Vermutlich war das Ritual zu viel, irgendetwas ging schief und hat die Magie auf sie gerichtet. Ohne den Schutz des Gletscher Quarzes und ohne den Schutz durch die Paste war die Magie zu viel. Ich denke…“
    „Nein, Nein, sie ist nicht tot. Sie ist fort, sie ist woanders, wann anders.“
    „Bitte was? Wann anders? Was soll das heißen?“ Tinquilius schmiss die Decke beiseite und wollte aufstehen, doch er war noch zu schwach. „Du musst dich ausruhen, du kannst noch nicht aufstehen“, meitne Myxir.
    „Gib mir die Steintafel. Bitte.“
    Der alte Magier stand auf, schritt zum Tisch mit der Tafel und gab Tinquilius diese sogleich mit einem Stirnrunzeln. „Die war dort, wo Askala… verschwunden ist. Aber was hat das mit wann anders zu tun?“
    „Die Tafel ist der Beweis. Die Tafel kommt daher, wo sie nun hin ist. In die Vergangenheit.“
    „Ist alles gut bei dir? Niemand kann durch die Zeit reisen.“
    „Ich habe es getan, zumindest mein Geist.“ Sogleich erzählte Tinquilius Myxir alles über seine Vision, die Geschehnisse und vor allem erzählte er ihm alles über das Gespräch mit dem Hohepriester Khudramin. „Er gab mir diese Tafel, doch ich verschwand wieder und muss sie zurückgelassen haben. Irgendwie hat er diese dann an das Ritual gekoppelt. Er hat mich noch vor einem Preis gewarnt, damit… Nein, damit habe ich nicht gerechnet.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Sagtest du Khudramin?“ Der Oberste Magier schaute auf und zu Myxir. Er nickte. „Das kann kein Zufall sein.“ Schnellen Schrittes und ohne weiteren Kommentar verließ Myxir die Kammer, ließ Tinquilius zurück mit der Steintafel. Nun hatte er Zeit, sie genauer zu begutachten. Sie war leichter, als er aufgrund ihrer Größe angenommen hatte, wirkte sonst aber denen ähnlich, die man sonst auch hier in Jharkendar fand. Die Schrift darauf aber war eine andere, eine ihm ganz unbekannte. Verdammt, was soll das denn? Gerade, als er sich aufregen wollte, tauchte Myxir wieder auf, den Gletscher Quarz in den Händen. „Der Quarz hier stammt aus einem Grab, wie du ja weißt. Das Grab ist das von Khudramin. Das Ritual hatte mich sogar darauf hingewiesen.“ Myxir reichte dem Obersten Magier den Quarz, in dessen Tiefe ein schwaches, rötliches Licht leuchtete. „Das Licht ist erst seit dem Ende des Rituals da.“ Er schaute zu Tinquilius. „Ich weiß nicht, ob ich deine ‚Vision‘ nicht als einen Traum abgetan hätte. Dieser Quarz und der Name aber… Nein, das kann kein Zufall sein. Und du kanntest den Namen nicht, oder?“ Tinquilius schüttelte den Kopf. „Nur was tun wir jetzt? Du sagst, Askala ist nun in der Vergangenheit? Wie sollen wir sie von dort befreien? Bis gerade dachte ich, dass Zeitreisen nicht möglich sind.“
    Der Oberste Magier schaute noch einmal tief in den Quarz, dann auf die Steintafel. „Wir entziffern diese Tafel, wir reinigen den Baum der Zeit und dann holen wir Askala zurück.“
    „Und was ist mit dem Quarz?“
    Der Oberste Magier grinste. „Ich glaube, der ist wie ein Signalfeuer. Er stammt aus Khudramins Zeit, hatte mit Askala Verbindung. Wenn wir wissen, was wir tun müssen, dann wird er es sein, der uns den Weg weist. Ja, das muss so sein.“
    Der alte Magier setzte sich kopfschüttelnd. „Möglich, vielleicht aber auch nicht. Das können wir nicht wissen. Und die Schriftzeichen sagen mir gar nichts.“
    „Mir auch nicht. Aber wir sind nicht umsonst an einem Ort voller Wissen über die jharkendarische Kultur, oder?“
    Nun grinste auch Myxir. Wir haben einen Plan. Mach dir keine Sorgen, Askala, wir holen dich zurück!Und an dich, Khudramin, wo auch immer dein Geist gerade ist: wir haben noch eine Rechnung offen.

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    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Stadt Khorinis - Hafengebiet

    Wie lang war es nun her, dass man Ihn hier bestattete? Waren es schon 15 Jahre? Wer wusste dies schon. Nach seiner Wiedergeburt im Kastell hatte er gefühlt jeden Ort erneut bereist, doch Khorinis... die Hafenstadt war wie ein unsichtbarer, undurchdringbarer Schleier für den ehemaligen Gardisten. Ehemaligen Hexer. Ehemaligen Herzog, General, Ritter und so vieles mehr. Doch was war ihm geblieben? Ob Wenda noch lebt? Und ob es ihr mit Iwein wohl gut geht? Sind bestimmt hübsche Kinder geworden...

    "Hey ihr da!"
    Ein müdes Gesicht, übersät mit Haarwuchs und eingefallenen Wangen erhob sich in Richtung des Milizen.
    "Ja bitte?"
    "Ihr habt hier nichts verloren! Verpiss doch und sieh zu, dass du Land gewinnst!"
    "Oh, das tut mir Leid. Ich bin sofort weg. Wollte nur die letzten Sonnenstrahlen genießen. Ihr müsst wissen, es ist gefühlt ewig her, dass ich solch eine Ruhe erfahren und einfach nur die Welt selbst genießen konnte."
    "Sag mal hörst du schwer?"
    "Ja, schon gut..."

    Das Knacken seiner Gelenke wurde vom Geräusch des seichten Wassers verschluckt. Mittlerweile gewohnt unbewaffnet stand der Einzelgänger auf, klopfte sich den Sand aus seinen stark angeschlagenen Lederklamotten, straffte erfolglos das vergilbte Hemd und ging an dem Möchtegern eines Banditen vorbei. Khorinis war wirklich nicht mehr die tolle Hafenstadt, die sie einst war. Schade eigentlich.
    "Kenn ich dich nicht irgendwoher?"
    "Was? Nein, ich denke nicht. Es ist fast 15 Jahre her, dass ich meine... Familie hier zuletzt besucht habe. Aber danke der Nachfrage."
    "Nein, nein, warte einen Moment!"


    Noch während die Wache einen Stapel Blätter durchwühlte, schlich sich Trilo an einigen Kisten vorbei und machte sich so schnell und leise wie möglich auf den Weg. Aber wohin? Wer wusste das schon. Ziele hatte er schon lange nicht mehr... er hatte alles erreicht, alles verloren. Doch was hatte ihm das am Ende gebracht? Er war allein.
    Geändert von Trilo (15.05.2020 um 07:42 Uhr)

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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Tempel Jharkendars

    Ein neuer Tag war angebrochen und damit auch eine neue Zeitrechnung für den Obersten Magier. Es war der Tag 1 nach dem Erzstreifen, der Tag 1 nach Askalas verschwinden. Auch wenn Tinquilius das Gleiche tat wie an so vielen anderen Tagen – er saß in der Bibliothek und stellte Recherchen an –, so war der Tag doch etwas neu, ganz anders als all die Tage zuvor und dies gleich im guten wie im schlechten Sinne. Endlich bin ich den Erzstreifen los, endlich ist auch das Gift hinfort und ich kann mich wieder voll meinen Magiestudien widmen. Endlich gehört mir mein Körper wieder selbst. Und es wäre toll, wenn ich ausschließlich das feiern könnte, wenn ich diesen ersten Tag vom Rest meines Lebens mit rein positiven Gefühlen begehen könnte. Aber Nein, das Schicksal hat mir wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Askala. Liebe Askala. Ich hoffe, es geht dir gut und dass du wirklich bei Khudramin in guten Händen bist. Und es tut mir Leid, dass du wegen mir nun dort bist. Ich hoffe, ich kann es irgendwann irgendwie wiedergutmachen.
    Er blätterte die Seite in einer der Historien Jharkendars um und las weiter Erzählungen aus der Zeit, in der der Hohepriester Khudramin vermutlich gelebt hatte. Es war schwierig, genau zu wissen, wann er gelebt hatte, da dies weit vor der Flut gewesen sein musste und diese bereits hunderte wenn nicht tausende Jahre zurücklag. Die Schriftzeugnisse aus den vorherigen Zeiten, den Zeiten weit vor der Flut beziehungsweise der Hochkultur vor dem Fall Jharkendars, waren oft nur fragmentarisch und besonders zeitlich schwer einzuordnen. Rechensysteme hatten sich gewandelt, Zeitenrechnungen angepasst und vielfach auch Namen nicht überliefert worden. Die einzigen Anhaltspunkte, die er hatte, waren die Priesterkaste zu den Zeiten, als der Ort der Zeit Ort des Vergänglichen oder der Vergänglichkeit hieß. Dies war keine kurze Epoche, es grenzte aber durchaus die Suche ein.
    Gedankenverloren fuhr er sich mit seiner rechten Hand über die lange Narbe in seiner linken Halshälfte. Dort hatte gestern noch unter der Haut ein Erzstreifen geschlummert, den er sich bei einem missglückten Teleport von Nordmar nach Al Shedim vor ewig vielen Jahren zugezogen hatte. Nun war er fort, nach all der Zeit. Er hatte mit ihm nicht nur so manches in Al Shedim erlebt, sondern war auch mit diesem nach Setarrif, dann zur Silberseeburg und schlussendlich sogar nach Stewark gezogen. Und nun war er tatsächlich weg. Es fühlte sich immer noch komisch an, an der Stelle nur noch eine feine Narbe zu haben, sonst nichts mehr. Ob ich es jetzt schaffe, den Wasseravatar zu erlernen? Eigentlich sollte dem jetzt nichts mehr im Weg stehen, oder? andHand
    „Und, etwas gefunden?“, kam es plötzlich von Myxir und riss ihn aus seinen Gedanken. „Schon eine Idee, worum es sich dabei handelt?“ Der alte Magier deutete auf die Steintafel.
    „Nein, leider nicht“, kam es von Tinquilius. „Ich bin zwar bei den richtigen Stellen angekommen, glaube ich, aber die Sprache und auch die Geheimsprachen, die hier niedergeschrieben wurden, stimmen nicht mit den Schriftzeichen auf der Tafel überein.“ Er schüttelte leicht frustriert den Kopf. „Ich habe auch das Gefühl, dass uns Nachforschungen nicht helfen werden. Khudramins Worte hallen immer noch in meinem Kopf nach und ich denke nicht, dass er davon ausging, dass wir noch viele Unterlagen haben von damals. Er hätte also nicht darauf gesetzt.“
    „Du meinst also, dass wir einen anderen Weg finden werden müssen, um die Tafel zu entziffern.“
    Er nickte. „Ja, auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie dieser Weg aussehen soll. Aber siehst du dieses Zeichen hier?“ Er deutete auf ein kleines Symbol in der unteren, rechten Ecke. „Ich kenne das Symbol, ich habe es in der Burg am Silbersee gesehen. Da werde ich als nächstes Suchen.“ Er hielt inne. „Wie lief es bei dir? Etwas gefunden?“ Während er hier nun den ganzen Tag in der Bibliothek mit Nachforschungen verbracht hatte, hatte Myxir mehrere Rituale ausprobiert, um nach Askala zu suchen.
    „Nein, gar nichts. Oder sagen wir: ich habe nichts Neues gefunden.“ Der alte Magier setzte sich neben Tinquilius und reichte ihm den Gletscher Quarz. „Ich konnte eine schwache, magische Energie erspüren, eine, die mir auch eine zeitliche Komponente zu enthalten scheint. Aber mehr auch nicht. Und das wussten wir ja auch schon beziehungsweise davon gingen wir ja auch schon aus. Also nichts Neues.“
    „Mist“, entwich es nur dem Obersten Magier und er schaute wieder auf die vor ihm aufgeschlagenen Seiten.
    „Du scheinst zwar eine gewisse Frustration zu haben, ich muss aber gestehen, dass ich mir das anders vorgestellt habe.“
    „Anders?“
    „Na, so wie du Askala angeschaut hast, dachte ich, dass du nun total am Boden zerstört wärst.“ Tinquilius schaute ihn mit großen, offenen Augen an. „Komm, das haben wir alle bemerkt, selbst Cronos, der sich mit solchen Sachen normalerweise nicht beschäftigt. Ich hielt es nur für eine kleine Verliebtheit, die Art und Weise, wie ihr beiden aber in der letzten zeit miteinander umgegangen seid, zeigte eindeutig, dass da mehr ist, von beiden Seiten aus.“
    Tinquilius schaute ihn noch einen Moment fassungslos an, er hatte wirklich gehofft, niemand hatte seine Verliebtheit bemerkt. Falsch gedacht. Dann zuckte er mit den Schultern. „Es war, Nein, es ist nichts zwischen uns, gar nichts. Auch wenn …“, er ließ den Satz offen im Raum stehen. „Aber du hast Recht: ich bin frustriert und es ärgert mich, dass das Schicksal wieder einmal Pläne durchkreuzt, wieder einmal mein Leben erschwert. Aber ich weiß, dass es Askala gutgeht und damit geht es mir gut.“
    „Aber sie lebt nun in dieser Zeit. Meinst du nicht, dass das gefährlich ist? Wie lange soll sie da leben?“
    „Nun ja, wie lange sie dort verweilen muss, hat ja keinen Bezug zu unserer Zeit. Wir können hier zehn Jahre brauchen, für sie mag aber dann nur ein Tag vergangen sein.“
    Der alte Magier nickte. „Nun gut, das stimmt.“ Er schaute eindringlich auf die Seiten. „Gar nichts da? Und du bist dir sicher, dass du da auch nichts finden wirst?“
    Der Oberste Magier zuckte mit den Schultern. „Sicher? Nein, nicht wirklich. Aber ich habe da so ein Bauchgefühl. Ich glaube, dass es anders gehen wird und dass uns dies auch ohne die Historien gelingen wird.“
    „Somit wäre eine Abreise nicht zu verwegen?“
    Tinquilius grinste. „Nein, ich glaube, ich sollte eh langsam einmal wieder nach Stewark reisen. Ich habe meine Pflichten als Oberster Magier nun schon viel zu lange vernachlässigt. Und jetzt, wo das Erz aus meinem Hals ist und damit auch das Gift, kann ich endlich wieder richtig leben, kann mich voll meinen Magiestudien widmen. Dafür bin ich dir – und auch Askala natürlich – unendlich dankbar. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gut es sich anfühlt endlich nicht mehr das Erz in meinem Hals zu haben. Es ist so ein befreiendes Gefühl. Und nun kann ich endlich den Wasseravatar lernen, da bin ich mir sicher.“
    „Etwas, was du schon lange erlernen wolltest.“
    „Viel zu lange.“ Er hielt inne und schlug dann das Buch zu. „Lass uns noch ein wenig das gute Wetter hier in Jharkendar genießen. Wer weiß, wann wir wieder hierhinkommen.“
    Myxir nickte und stand mit einem Grinsen auf. „Spätestens dann, wenn wir wissen, wie wir den Baum der Zeit reinigen können.“
    „Spätestens dann. Und du wirst dann wieder dabei sein?“
    Der alte Magier schaute ernst. „Natürlich, was denkst du denn? Ich habe das Ritual mit dir geplant.“
    Der Oberste Magier stellte das Buch wieder zurück ins Regal, während Myxir die Steintafel nahm und hinaustrat aus der kleinen Kammer. Dann nahm Tinquilius einen kleinen Beutel hervor und öffnete diesen. Er nahm eine Handvoll feinen Staub heraus und warf ihn in die Luft, gegen die Regale, gegen die Bücher. Dann steckte er den Beutel wieder weg und sammelte alle seine Kraft, um dann kleine Wassertropfen in seiner Hand zu erschaffen. Es ging leicht und unproblematisch, viel besser als noch mit dem Erzstreifen im Hals. Diese flogen in den Raum, dann schossen sie in alle Richtungen und die Bücher verschwanden eins nach dem anderen.
    Bis bald. Ich werde wiederkommen, keine Frage, und mich weiter mit euch beschäftigen.
    Kurz darauf trat er aus dem Raum und wiederholte die Prozedur bei der Tür, die dann auch verschwand, wodurch man nur noch eine Wand sehen konnte. „So, damit sind die Historien wieder sicher.“
    „Meinst du nicht, es wäre gut, wir würden sie mal abschreiben lassen? Oder sogar nach Al Shedim holen? Ich glaube nicht, dass wir Jharkendar jemals wieder bewohnen werden und hier nützen sie keinem.“
    Der Oberste Magier nickte langsam. „Gut wäre es. Sprich dich mit den anderen im Rat ab, ich werde auch in Stewark das Thema einmal aufgreifen. Vielleicht können wir eine kleine Expedition hierher schicken, die die Historien kopiert.“
    „Das wird dauern.“
    „Ja, aber die Historien gehören hierher, sie sind Teil Jharkendars.“
    Myxir hob beschwichtigend die Hände. „Gut, gut. Wir machen das so, wie du es für richtig hältst.“
    Ein Grinsen huschte über Tinquilius‘ Lippen. „Und nun lass uns hinausgehen, das Wetter genießen und die Tempelanlage noch einmal auf uns wirken.“
    Und so ging es hinaus, hinaus nach Jharkendar, wo sie nun bald nicht mehr verweilen würden. Alles muss einmal ein Ende haben. Ich war nun lange genug hier, lange genug in Varant. Argaan ruft, dort wo ich meine Verpflichtungen habe. Aber Askala, dich werde ich nicht vergessen. Ich werde herausfinden, wie wir den Baum der Zeit reinigen können und dann hole ich dich in unsere Zeit zurück.

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    Tempel Jharkendars

    Lange noch hatten Tinquilius und Myxir gestern noch das tolle Wetter genossen und dazu die Tempelanlage auf sich wirken lassen. Sie waren noch einmal durch den Inneren Tempel egschritten, über den Platz gelaufen und den Hohen Tempel genauestens auf sich wirken lassen, hatten vom Platz aus einen Blick in den Sumpf geworfen. Tinquilius hatte sich auch genau das Pentagramm auf dem Tempelplatz, sich dessen magisches Bild genauestens eingeprägt, um in Zukunft möglicherweise hier einmal hinteleportieren zu können. Schließlich beherrschte er den Teleport in seinen Grundformen, hatte in den letzten Jahren aber kaum Nutzen dafür gefunden. Vielleicht für die Zukunft, vielleicht muss ich doch noch einmal öfter hierhin reisen. Zusammen mit Ulbert hatten sie dann später im ehemaligen Refektorium gegessen, leckeres Sumpfrattenfleisch, das dieser erst frisch davor aus dem Sumpf geholt hatte. Dazu ein kleiner Eintopf mit Sumpfkräutern und leckeren Wurzeln aus Westjharkendar.
    Nun am späten Vormittag des nächsten Tages stand der Oberste Magier zusammen mit den anderen beiden vor dem untersten Plateau auf der Westseite der Tempelanlage Jharkendars und schaute noch ein letztes Mal hoch auf die Tempelanlage. Sie konnten von hier unten gerade so die Spitze des Hohen Tempels sehen, darunter die Wiesen und links von ihnen der nun entstandene Wald, hinter dem sie den Fluss und Wasserfall hörten und teils auch sahen. Dann schweifte er mit seinem Blick wieder hinunter auf das vor ihm: der Grabstein der Toten, die sie vor wenigen Wochen beerdigt hatten.
    Hier ruhen
    die letzten Beschützer und Widerständler,
    die letzten Bewohner und Schutzsuchenden,
    die letzten freien Menschen Jharkendars,
    die in Zeiten der Orkinvasion starben.
    Das Opfer, das sie erbrachten,
    sei niemals vergessen.
    Adanos, nimm sie auf
    In deinen ewigen Schoß.
    Die erst kürzlich frisch ausgehobenen Gräber waren zwar noch klar sichtbar, auf ihnen sprießten aber bereits die ersten Grashalme und vor allem auch Wildblumen, die sie zusammengesucht und hier eingepflanzt hatten. Es war ein nüchterner und zugleich angemessener Anblick.
    „Mögen wir euch niemals vergessen“, meinte Tinquilius leise und senkte bedächtig seinen Kopf. „Und möge Adanos euch ewig beschützen.“ Dann schaute er wieder auf. „Ich glaube, wir sind fertig, oder? Alle Räume geschlossen, soweit dies geht, und die Tempelanlage wieder bereit zu schlummern?“
    „Wenn du die Tafel hast und deine Notizen aus den Historien?“ Tinquilius nickte. „Gut, dann denke ich, dass wir fertig sind und die Tempelanlage zurücklassen können.“ Tinquilius sah, dass es Myxir auch einwe nig schwer viel, den Blick von den Plateaus abzuwenden. Nach einem Moment wandte er sich dann aber an Ulbert: „Den gleichen Weg zurück wie wir gekommen sind?“
    „Ist der beste Plan. Da wissen wir, worauf wir achten müssen.“
    Tinquilius grinste. Ulbert hatte Askalas‘ Verschwinden auch nicht gut aufgenommen, er hatte aber Tinquilius‘ und vor allem Myxirs Worten gelauscht und deren Schlussfolgerungen akzeptiert. Und auch er wollte wieder mitkommen, wenn sie die Reinigung vollziehen wollten. „Führe den Weg, Ulbert. Bis bald, Jharkendar.“
    Geändert von Tinquilius (15.05.2020 um 19:34 Uhr)

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    Khorinis Umland

    Schnellen Schrittes waren die drei Reisenden aus Jharkendar herausgekommen, hatten nach drei Stunden den Pass hinter sich gelassen und waren dann schnurstracks weiter gegangen. Zu ihrer Rechten hatten sich die Berge aufgetürmt, die einst das Kastell der Schwarzmagier beherbergt hatten, links von ihnen hingegen hatte sich das Pyramidental gezeigt, das einst der Sumpfbruderschaft als Lager gedient hatte. Wie auch schon auf dem Hinweg war Tinquilius hier einen Moment stehen geblieben und hatte die heruntergekommenen Strukturen, die Überreste eines Lagers und die großen Pyramiden, die schon lange hier standen und Teil der jharkendarischen Kultur waren, begutachet. Das Sumpflager hatte aufgehört zu existieren, als die Orks die Insel überrannt hatten. Er wusste, dass einige sich der Waldbruderschaft in Khorinis angeschlossen hatten, viele andere aber waren entweder ganz woanders untergekommen, tot oder zumindest verschollen. Traurig, wie ein solch florierender Standort so sang- und klanglos untergehen und nie wieder aufgebaut werden konnte, hatte er seinen Blick noch einmal über die Szenerie schweifen lassen, hatte die Luft eingesogen, die nichts mehr mit dem süßlichen Duft von verbrennendem Sumpfkraut gemein hatten, und war dann mit den anderen beiden weiter in Richtung Khorinis aufgebrochen.
    Nun, einige Stunden später, der Tag neigte sich bereits dem Ende zu, konnten sie vor sich in nicht allzu weiter Entfernung die Taverne zur toten Harpyie erblicken.
    „Ah, die Taverne, ein willkommener Anblick“, kam es von Myxir. „Zurück in der Zivilisation oder zumindest fast. Schaffen wir es noch vor Einbruch der Nacht in die Stadt?“
    Der Jäger, an den die Frage gerichtet war, schüttelte den Kopf. „Wir könnten es noch in die Stadt schaffen, das wäre aber lange nach Einbruch der Nacht. Ich würde empfehlen, dass wir also hier rasten. Die Unterkunft ist, wie ihr es ja selbst mitbekommen habt, nicht mehr die Beste, aber die Unterbringungen in der Stadt sind auch nicht besser.“
    Sogleich juckte es den Obersten Magier hier und da, während er schnell nickte. „Die Bettwanzen abzutöten war die erste Aufgabe nach einer unangenehmen ersten Nacht. Hier sind mir wenigstens keine aufgefallen. Also hier dann Rast und morgen gen Khorinis, wo wir hoffentlich bald auf ein Schiff treffen, das mich nach Argaan und dich nach Varant bringen kann.“
    Ein Lächeln huschte über Myxirs Lippen. „Wenn es nur nach Argaan geht,w erde ich erst einmal mit dir reisen und dann von Stewark aus einen Weg finden nach Varant zu kommen. Auf Argaan bin ich doch um einiges näher am Festland als hier von Khorinis aus.“
    Schnell befand sich eine Hand von Tinquilius auf Myxirs Schulter und drückte diese freundschaftlich. „Es würde mich sehr freuen, alter Freund.“ Dann wandte er sich Ulbert zu. „Reist du mit uns zurück nach Khorinis oder geht es woanders hin? Den Weg von der Taverne zurück in die Stadt werden wir ja auch ohne Begleitung problemlos schaffen.“
    Der Jäger schaute ihn nachdenklich an. „Ich hätte euch beiden begleitet, aber wenn ihr meint, dass ihr alleine zurechtkommt, dann würde ich wieder gen Pass reisen.“
    Kurze Zeit später waren die drei auch schon an der Taverne angekommen und hatten sich verabschiedet. „Dir gebührt ein großer Dank. Ohne deine Hilfe, deine Erfahrung, wären wir nicht soweit gekommen.“
    „Naja, was soll ich sagen, ihr drei wäret auch ohne mich nach Jharkendar gekommen mit eurer Magie.“
    „Möglich, aber wir hätten uns nicht so sehr mit den Forschungen beschäftigen können, hättest du nicht laufend für frische Nahrung gesorgt.“ Tinquilius reichte ihm die Hand, dann holte er von seinem Gürtel einen vollen Sack Gold, dem er dem Jäger in die andere Hand drückte. „Vielen Dank.“
    Ulbert verbeugte sich noch kurz vor ihm, umarmte Myxir und verschwand dann wortlos in Richtung Pass. Tinquilius und Myxir hingegen betraten die Taverne, holten sich zwei Zimmer – die Taverne war fast vollkommen leer – und setzten sich dann gemeinsam an einen der Tische und aßen das, was man hier als Essen bezeichnete.
    „Ich weiß noch nicht ganz, wie ich mich fühlen soll“, gestand Tinquilius nach einer Weile. „Ich freue mich schon auf Stewark, auf meine Aufgaben als Oberster Magier, aber zugleich vermisse ich Jharkendar jetzt schon. Nicht so sehr wie wenn das mit Askala nicht geschehen wäre, aber doch mehr als ich gedacht hätte. Geht es dir nicht genauso?“
    Der alte Magier nickte vorsichtig. „Zum Teil. Ich vermisse vielmehr mein Al Shedim. Ich bin aber auch nicht so viel umgezogen wie du. Für mich ist Al Shedim seit langer Zeit mein Zuhause.“
    Tinquilius hob seinen Bierhumpen. „Auf die Orte, die wir Zuhause nennen, ob nun dauerhaft oder temporär. Auf dass wir sie wiedersehen werden.“
    Und darauf, dass ich dich wiedersehe, Askala. Oh Adanos, lass es so kommen.

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Hafenstadt Khorinis

    „Ich sehe schon die Stadtmauer, es ist also nicht mehr weit“, meinte Tinquilius, als sie in dem kleinen Waldstückchen im Nordosten der Stadt eine Biegung nach rechts machten. „Da vorne ist auch schon eines der Torhäuser, glaube ich.“
    Sie waren vor gut zwei Stunden aufgebrochen aus der Taverne, hatten kurz überlegt, ob sie noch einmal zur Klosterruine reisen wollten, hatten dies aber schnell wieder verworfen und waren dann schnurstracks gen Hafenstadt gereist. Der Weg führte sie bergab, vorbei an Akils Hof. In der Ferne konnten sie lange Zeit das Meer bereits sehen, über die Stadt hinwegschauen, zugleich tat sich links neben ihnen lange ein noch viel tieferes Tal auf, welches die beiden noch nie betreten hatten. Als sie dann das Waldstückchen erreicht hatten, endete auch das Tal neben ihnen und es ging weniger steil bergab.
    „Ich bin froh, wenn wir uns gleich ausruhen können“, meinte Myxir. „Mir brummt der Schädel und das Essen hat auch nicht geholfen.“
    Der Oberste Magier nickte nur grinsend. Sie hatten gestern noch ein paar mehr Biere getrunken und waren nicht allzu früh ins Bett gekommen, weshalb sie es auch heute nicht so früh herausgeschafft hatten. Es ging voran, noch einmal um eine Kurve, dann kam auch schon das Tor und die Wachen in Sicht. Diese grüßten sie sogleich und wurden ohne Probleme hineingelassen.
    „Du willst wirklich direkt wieder predigen?“
    „Nicht direkt“, meinte Tinquilius. „Ich werde erst einmal im Hafen nach einem Schiff schauen und im Hafenviertel nach ein paar bekannten Gesichtern. Ich wollte auch gucken, ob hier jemand eine Juliette kennt, die nach der Orkinvasion in die Stadt kam.“
    „Meinst du wirklich, sie ist noch hier?“
    Der Oberste Magier zuckte mit den Schultern. „Möglich ist alles. Ich kann mich auf jeden Fall umhören. Du holst uns in der Zwischenzeit unsere Räume zurück und dir dann auch etwas zu Essen?“
    „Ja, und ich rühre natürlich auch die Werbetrommel für deine nächste Predigt später.“
    „Danke, alter Freund. Dann bis später.“
    Während Myxir sogleich vom Mark zur Taverne aufbrach, schaute Tinquilius sich zunächst bei Zuris und den anderen um. Gleich dann ins Hafenviertel, Joseph und Sophia besuchen, und dann zum Hafen. Hoffentlich ist ein Schiff da. Was tun, wenn nicht?

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    Stadt Khorinis, Hafenbereich

    Wieso nur zieht es mich immer wieder zu diesem verkommenen Hafen? Eine Frage, die sich nicht nur Trilo, sondern auch einige andere Gestalten des Hafenviertels stellten. Seit drei Wochen hing er nun in Khorinis fest. Wobei festhängen vielleicht das falsche Wort war. Dies würde suggerieren, dass er irgendwohin wollte. Doch dafür fehlte einfach der Antrieb, das Ziel.

    "Guten Morgen Kurt!"
    "Ach du schon wieder..."
    "Jap, ich freu mich auch dich zu sehen. Was machen die Fische?"
    "Abhauen. Weil du so rumschreist."
    "Ach jetzt sei doch nicht so."


    Grinsend ging er an dem alten Fischer vorbei, weiter in Richtung des alten Lagerhauses. Es hatte sich viel verändert in der Hafenstadt. Wo früher stattliche Milizsoldaten und teilweise sogar Ritter im Hafen anzutreffen waren um die myrtanischen Transportwaren zu sichern, gab es heute im Hafen nur noch eine handvoll Gardisten. In der Regel jene, welche als Strafdienst in diesem Bereich der Stadt sind oder Jungspunde, die entweder die Gefahren unterschätzen oder die Notwendigkeit von Ordnung hier überschätzten. Allesamt waren sie doch in einem Punkt gleich: sie waren überflüssig. Wen sollten Sie denn beschützen? Welche Schläger, Schmuggler oder Ähnliches zur Vernunft bringen oder zur Not verhaften? Es war doch kaum noch jemand da... die ehemalige Diebesgilde war genau das: ehemalig. Schmugglerringe brauchte es nicht, wenn die Waren am hellichten Tag auf zwielichtige Schiffe geladen werden konnten und die örtliche Miliz einfach nicht genug Leute hatte um etwas zu unternehmen. Entsprechende Versuche endeten zum teil blutig. Die allgemeine Bevölkerung war ebenfalls dezimiert. Entweder verstorben, verschleppt oder schlicht rechtzeitig abgehauen. Klar gab es noch einige Urgesteine von Khroinis, wie Zuris, Matteo oder vor allem Hanna, welche noch da waren, aber es ging einfach alles den Bach runter.

    "Hast du gehört? Da sind einige Wassermagier angekommen!"
    "Was wollen die denn hier? Sinnlose Predigen? Das hat mir gerade noch gefehlt, dass so ein Pisse-Magier angerannt kommt, uns noch mehr zeigt wie scheiße es hier doch ist und sich dann gemütlich wieder in seinen schicken Roben verpisst..."
    "Musst du ständig Pisse sagen?"
    "Wenn es dich stört, ver-piss dich..."


    Da wurde der bärtige Mann hellhörig. Wassermagier? In Khorinis? Waren die nicht alle entweder in Jharkendar oder Argaan? Schnell formte sich ein Gedanke im Hirn des ehemaligen Stadtritters: mein Ticket weg von hier!
    "Hey ihr beiden, wo sind diese Pissmagier denn gerade?"
    "Wer will das wissen?"
    "Derjenige, der hier ein schöne kleine Flasche Wacholder für dich hat."
    "Oh, ein freund also!"
    "Genau. Ein... Freund."
    "Danke, danke. Also wegen den Pissroben. Frag meine Frau hier. Marla!"
    "Ich stehe etwa einen Meter neben dir. Wieso schreist du so?"
    "Weil du langsam alt und taub wirst?"
    "Du Saftsack bist deutlich älter als ich!"
    "Und du hässlicher!"
    "Was bei Innos?! Für wen hältst..."
    "Hrhrm!"
    "Was ist?"
    "Was ist?!"
    "Die Robenträger..."
    "Taverne."
    "Danke. Ich stell den Wacholder mal hier hin. Ihr werdet euch sicher einig, wer den mehr braucht."


    Bloß weg hier. Mit Pech zerschlagen die die Flasche und stechen sich gegenseitig ab. Die Taverne also. Was er vergaß zu fragen, war welche Taverne die Ärmste meinte. Er steuerte erstmal in Richtung Coragon, also schön den Mittelweg vom Hafen aus in die Unterstadt, dann am Alchemisten und Tempelplatz vorbei, rein ins Haus des Trinkens. Vielleicht kannte er sogar einen der Pissmagier. Bei dem Wort musste er einfach unweigerlich grinsen. Die Bezeichnung merkte er sich und würde sie in die ganze Welt hinaus tragen.
    Rosaröcke und Pissroben... genial.

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Hafenstadt Khorinis

    Gemütlichen Schrittes kam der Oberste Magier aus der Unterführung heraus, die von dem Platz vor dem kleinen Adanostempel zur Schmiede und dem restlichen Handwerkerviertel führte, und fuhr sich über die Narbe in der linken Halshälfte, an der bis vor kurzem noch das Erz geschlummert hatte. Er hatte bei Zuris ein paar interessante Kräuter und vor allem Pulvermischungen gefunden, die er sogleich erstanden hatte, um sie auf ihre Effektivität hin zu untersuchen. Der alte Händler wusste, wer Tinquilius war und hatte so Klartext mit ihm gesprochen, ihm sogleich auch die guten, seltenen Angebote bereitgelegt, die er normalerweise nicht jedem anbot. Manches davon, so Zuris, hatte er vom hiesigen Alchimisten, andere Sachen von Reisenden, die meisten aber von der letzten Lieferung, die in der Zwischenzeit angekommen war, wo Tinquilius und die anderen in Jharkendar gewesen waren. Kräuter aus dem fernen Nordmar, solche aus Myrtana, dazu einige andere Pulver von Tierknochen oder dergleichen, die ich in Argaan nicht finden werde. Spannend.
    Nach diesen Einkäufen wollte er nun ins Havenviertel, um dort Joseph und Sophia aufzusuchen, dann den jungen Paul, der sich hoffentlich ausgeruht und von seiner Bronchitis auskuriert hatte, und er wollte sich nach Juliette umhören. Sie musste, wenn sie die Reise von Jharkendar nach Khorinis überlebt hatte, definitiv zumindest eine kurze Weile hier gewesen sein, selbst wenn sie dann aufs Festland übergesetzt hatte. Natürlich lag dies einige Jahre zurück und er musste seine Erwartungen bremsen, dass sich noch jemand daran erinnerte, aber er wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Sollte er sie hier aber nicht finden, dann war es aussichtslos sie woanders zu finden. Auf dem Festland nach ihr zu suchen, das würde nichts bringen, da gab es zu viele Orte und Menschen und zu viele, die den Orkkrieg und die Orkbesatzung nicht überlebt hatten. Wie sehr das Land doch durch Katastrophen, durch Kriege und Pestilenz gelitten hat, ob nun hier in Khorinis, auf dem Festland oder auf Argaan. Keiner der Orte, an denen ich gewohnt habe, hat jemals eine längere friedliche Periode erlebt. Überall gab es Konflikte, überall Leid und Tod. Wieso nur? Wieso können wir nicht Ruhe haben, Frieden und Leben?
    So in Gedanken verloren bog er nach rechts auf den Weg, der ihn von den Handwerkern hinunter ins Hafenviertel führte. Es war der breiteste Weg, der direkteste Weg von der Mittel- oder Unterstadt in den Hafen. Von hier aus konnte man die meisten Häuser des Hafenviertels erreichen. Früher war dies der Ort gewesen, ab dem man weniger Milizen sah, der Ort, wo es dreckig und trist wurde, wo die Menschen arm und krank waren. Heute sah es hier kaum schlechter aus als im Handwerkerviertel und selbst die Oberstadt, so viel hatte er zumindest gehört, hatte sich der restlichen Stadt angeglichen. Menschen gingen auf und ab, die meisten in zerschlissener Kleidung und mit dreckigen Händen und Gesichtern. So war es nicht verwunderlich, dass er den bärtigen Mann in angeschlagener Lederrüstung und vergilbtem Hemd zunächst keine Beachtung schenkte, der dort den Weg hinauf kam. Erst beim zweiten, Nein, erst beim dritten Mal hinschauen blieb er perplex stehen.
    „Trilo?“, fragte er verwundert und strich sich durchs Haar. „Bist du es, Trilo? Kann es wirklich sein?“ Sogleich machte er erwartungsvoll ein paar Schritte auf den Mann zu.

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