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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Tinquilius ist offline

    Hafenstadt Khorinis

    „Hallo Joseph, ich wollte einmal nach Sophia schauen“, sprach Tinquilius, nachdem er an die Tür geklopft und der alte Mann diese geöffnet hatte.
    „Oh, es geht ihr so viel besser“, kam es vom alten Mann. „Komm herein.“
    Der Oberste Magier trat mit einem Lächeln in die kleine Hütte ein und war sogleich erstaunt darüber, dass er Sophia nicht mehr im Bett liegen sah, sondern in einem Sessel in der Nähe des Ofens, der auf eine ordentliche Temperatur geheizt war und auf dem ein Topf Eintopf stand. „Guten Morgen Sophia“, begrüßte er die ältere Frau erfreut. „Ich wollte nur einmal nach dir schauen und bin baff, dich nun schon wieder sitzend zu sehen.“ Er trat an sie heran und kniete dann nieder. „Wie geht es dir denn?“
    Die ältere Frau lächelte glücklich, ihre Augen strahlten. „So viel besser. Ich weiß gar nicht, wie ich es dir danken kann, Tinquilius.“
    „Du musst mir gar nicht danken. Darf ich aber noch einmal kurz deinen Bauch und Rücken abtasten und deine Lunge abhören? Nur zur Sicherheit?“ Sophia nickte sogleich und setzte sich gerade auf, zog dann ihre Bluse etwas hoch, sodass Tinquilius ihren Unterbauch und auch entlang ihres Rückens die Stellen abtasten konnte, die im Zusammenhang mit den Nieren standen. „Keine Schmerzen, wenn ich drücke?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Es ist noch etwas empfindlich, aber Schmerzen sind das nicht.“
    Er grinste und holte dann aus seiner Heilertasche ein Stethoskop hervor und legte es dann auf ihre Brust. Er legte ein Ohr auf das Gerät und bat sie, tief ein- und auszuatmen. Als sie es tat, wurde sein Grinsen nur noch breiter. „Noch leicht schwach auf der Lunge, aber ich höre ansonsten nichts. Wunderbar. Auch dein herz schlägt kräftig. Wunderbar.“ Er stand wieder auf und schaute zu Joseph. „Und dir geht es auch gut?“ Nachdem er das letzte Mal hier gewesen war, um nach Sophia zu schauen, hatten die drei beschlossen, dass man die Formalitäten auch durchaus weglassen konnte. Tinquilius war das eh schon immer lieber gewesen.
    „Mir geht es perfekt, seitdem es Sophia wieder gut geht“, meinte er, nachdem er an seine Frau getreten war und nun ihre Hand hielt. „Wir können dir wirklich nicht genug danken.“
    „Ach Quatsch“, meinte Tinquilius nur. „Ich bin Heiler, ich gehe nur meiner Arbeit nach. Auch wenn es mich natürlich sehr freut, dass es dir besser geht.“ Er hatte seine Sachen wieder zusammengepackt und schaute die beiden noch einmal lächelnd an. „Dann mache ich mich mal auf den Weg zu einem etwas störrischeren Patienten.“
    „Magst du nicht noch zum Mittagessen bleiben?“
    Der Oberste Magier schüttelte den Kopf. „Ich würde gerne, ich habe aber noch einige Patientinnen und Patienten vor mir und nachher ja auch wieder eine Predigt.“
    „Joseph erzählte schon davon. Er meinte, mittlerweile wären sie auch ganz gut anzuhören“, sprach Sophia mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen und Joseph lief hochrot an.
    „Sophia, so… so habe ich das nicht gesagt.“
    Tinquilius hob beschwichtigend die Hand und grinste. „Finde ich selbst auch. Mit etwas Übung wird es halt immer besser. Nun euch aber einen schönen Tag und möge Adanos euch weiterhin beschützen.“
    Dann verließ er die kleine Hütte wieder und schritt weiter grinsend und leicht kopfschüttelnd zum nächsten Haus. Auch hier klopfte er an und musste nur kurz warten. „Ja?“, kam es zunächst schroff von der jungen Frau, als sie ihn dann erkannte, wurden irhe Gesichtszüge friedlicher. „Ohr, ihr seid es, Meister Tinquilius. Kommt herein.“ Der Oberste Magier folgte der jungen Frau hinein in die kleine Hütte, dann in das hintere Zimmer, wo sich der junge Mann befand, dem er gestern eine Bronchitis bescheinigt hatte. Er lag weiter im Bett und wirkte schwach. „Paul, Meister Tinquilius ist hier nach dir zu schauen.“
    Der junge Mann drehte sich schwach zur Seite und öffnete seine Augen. „Ah, meister Tinquilius“, sprach er und musste dann kräftig husten, weniger trocken als gestern, er schien Schleim hochzuhusten. „Ich hatte gehofft, ihr kämt wieder.“
    Der Heiler trat an das Bett heran und schaute dem jungen Mann zunächst tief in die Augen, dann auf das aschfahlene Gesicht. „Wie geht es euch heute? Schon etwas besser?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, bei Innos, kein bisschen.“
    Tinquilius setzte sich auf den bereitgestellten Stuhl und holte sein Stethoskop hervor. „Dann lasst mich einmal hören. Wieder tief ein- und ausatmen.“ Als der junge Mann dies tat, konnte Tinquilius weiter das Rasseln hören, es war nun aber etwas feuchter. „Eure Lunge ist noch immer gut mit der Erkrankung beschäftigt, euer schleimiger Husten deutet aber darauf hin, dass es besser wird“, meinte er nach einem Moment. Er legte eine Hand auf die Stirn des jungen Manns. „Das Fieber scheint auch geringer zu sein, das ist ebenfalls gut.“ Er drehte sich zur Frau um. „Kann er Essen drin behalten?“
    „Ein wenig, ja. Ich tue mein Bestes.“
    Kein Anzeichen des Trotzes und des Widerstands mehr. Vielleicht haben meine Warnungen doch geholfen. „Gut.“ Er drehte sich wieder Paul zu. „Ihr müsst weiter strenge Bettruhe befolgen und eure Frau euch sowohl die Brust einreiben, als auch immer wieder Suppe und Tee geben. Ich weiß, dass es sich heute nicht besser anfühlen mag, aber dadurch, dass ihr Schleim abhustet, hustet ihr endlich die euch krankmachende Masse ab. Das wird wehtun, da können wir auch nicht viel gegen tun, aber es hilft. Und in zwei bis drei Tagen sollte euer Husten wieder trockener werden, dann dürft ihr euch auch wieder ein paar Minuten aus eurem Bett begeben, vielleicht mal ganz kurz an die frische Luft. Ihr müsst aber erst weiter richtig an Kraft gewinnen, sonst bekommt ihr einen Rückfall oder sogar eine Lungenentzündung und dann wird Heilung schwierig.“ Das junge Paar nickte eifrig. „Gut. Ich komme die nächsten Tage immer wieder zu euch und schaue nach euch, einverstanden? Dann habt nun noch einen schönen Tag und möge Adanos euch schützen.“
    Kurz darauf war er auch schon wieder aus der kleinen Hütte und schritt sogleich zielsicher weiter. Er hatte noch drei Patientinnen und einen Patienten hier im Hafenviertel vor sich, dazu dann noch zwei in der Mittelstadt. Manche mochten dies als anstrengend empfinden, Tinquilius aber genoss es, endlich wieder gebraucht zu werden. Natürlich hatte er auch etwas geleistet beim Tempel in Varant, aber das war etwas andere. Er war Heiler aus Leidenschaft, aus Berufung, und es tat gut, dieser wieder nachgehen zu können.
    Bei Adanos, was für ein guter Tag.

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    Südlich der Hafenstadt Khorinis

    „Ein neuer Tag und nichts hat sich geändert“, hörte Tinquilius einen Mann im gleichen Alter wie er sagen, als dieser aus seiner Hütte im Hafenviertel kam und sich anscheinend auf den Weg zu seiner Arbeit machte. Tinquilius hin gegen war schon den halben Vormittag unterwegs und kam gerade aus der kleinen Hütte, in dem sich der junge Paul und seine Frau befanden. Ihm ging es ein bisschen besser und der Heiler glaubte, dass er wieder ganz gesund werden würde, doch er spürte auch die Ungeduld. Irgendwie verständlich, aber er wird sich einfach noch gedulden müssen. So eine Bronchitis kann sich wochenlang hinziehen, gerade wenn sie sich durch fehlende Ruhe erst einmal festgesetzt hat. Ich hoffe, die beiden hören weiter auf mich. Paul war der letzte Patient gewesen, den er heute anschauen wollte, nun hatte er also Zeit für seine eigenen Forschungen. Dafür aber musste er zunächst einmal vor die Stadt. So verließ er schnurstracks das Hafenviertel, schritt die Straße zur Mittelstadt hoch und dann an den Häusern und Geschäften der Handwerker und Händler vorbei. Zu seiner Linken tauchten kurz darauf die Stufen zum Oberviertel auf, die er aber ignorierte und sich stattdessen direkt auf den Weg zum Südtor machte.
    „Wo wollt ihr denn hin?“, kam es sogleich von einer der beiden Wachen, als er an diesen vorbeigeschritten war.
    Tinquilius drehte sich um und betrachtete die beiden jungen Männer, die weniger nach Wachen als Halunken aussahen, jung, grimmige Blicke und schmierige Haare. „Ich möchte ein paar Kräuter sammeln gehen und mir etwas die Beine vertreten.“
    „Und wer sagt, dass ihr dann wieder hineinkommt? Könnt ihr euch ausweisen?“, kam es von der zweiten Stadtwache.
    „Nun, da ihr mich ja nun schon aus der Stadt habt herauskommen sehen, könnt ihr mich ja auch wieder hineinlassen? Und ich kann mich wohl durch meine Robe ausweisen, ich bin Tinquilius, Oberster Wassermagier des vereinten Kreises des Wassers von Varant und Argaan und derzeit zu Forschungszwecken hier in der Hafenstadt.“
    „Viele Worte, langer Titel“, murmelte die zweite Wache. Darauf die erste Wache: „Und woher sollen wir wissen, dass das stimmt? Ihr könntet die Robe auch gestohlen haben.“
    Der Oberste Magier lächelte müde. Das war früher auch einfacher. Nun denn. Er streckte seine rechte Hand mit der Handinnenfläche nach oben aus und konzentrierte einen kleinen Teil seiner Magie genau dorthin. Zunächst begannen nur seine Finger blau zu erstrahlen, dann bildeten sich kleine Wassertropfen, die ein paar Zentimeter über seiner Hand schwebten. Sie formten ein gitterartiges Gerüst, welches dann zu Eis wurde. Der Oberste Magier schaute die beiden lächelnd an und ließ das Gittergerüst auf den Boden zwischen den beiden Männern schweben. „Genügt das?“
    Die beiden nickten, in ihren Augen war nicht nur Neugier zu sehen, sondern auch ein gehöriger Anteil Ehrfurcht. Weniger vor seinem Amt als vielmehr vor seinen Kräften, das war dem Obersten Magier klar. „Ihr könnt gehen … und natürlich kommt ihr wieder hinein.“
    Der Oberste Magier bedankte sich nickend und verließ die beiden Stadtwachen jedoch nicht, bevor er nicht durch einen Fingerschnips das eisige Gittergerüst in feinen Eisstaub explodieren ließ, was die beiden noch ein Stückchen zurückweichen ließ. Dann schritt er los, weg von der Stadtmauer und hinaus in die ‚Wildnis‘. Der Weg, auf dem er sich befand, führte, so viel wusste er noch, zu einem Bauernhof, der damals noch von einem Bauern namens Lobart geführt wurde. Zu diesem wollte er nicht, er wusste aber, dass es gerade links der Stadtmauer und oberhalb des Bauernhofs einige sehr fruchtbare Wiesen gab. Darauf hatte er es abgesehen.
    Vielleicht finde ich ja sogar ein Kronstöckl. Das könnte auf jeden Fall sehr hilfreich sein, sollte etwas beim Ritual schiefgehen.
    Und so ging er noch ein Stückchen auf dem Weg entlang, dann bog er links ab, als er eine Öffnung in den dichteren Büschen und Bäumen sah. Seine Schritte führten ihn auf einem kleinen Trampelpfad zwischen Sträuchern hindurch, ging dabei leicht bergauf. Als er zu einer mannshohen Felswand kam, die stufenförmig ein Plateau abgrenzte, fand er einige in Stein gehauene Stufen, die er hinaufschritt. Das Plateau war aber keineswegs bereits die oberste Stufe. Stattdessen sah er noch weitere Plateaus höher oben liegen.
    Ein interessanter Anblick. Gefällt mir. Dann erst einmal hier schauen und nach und nach weiter nach oben. Bis zum Nachmittag bin ich bestimmt wieder in der Stadt für meine Predigt.

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    Hafenstadt Khorinis

    Tinquilius war noch einige Stunden über die Plateaus und Felder südlich der Hafenstadt herumgelaufen und hatte nach Pflanzen gesucht, die entweder heilenden oder alchimistischen Nutzen hatten. Dabei hatte er verschiedene Ringelblumen gefunden, die auf Argaan eher selten waren, auch einige Feuerkräuter und sogar eine Schwarzblüte, eine eher seltene Pflanze, die besonders gerne im Schatten wuchs. Ein Kronstöckl war ihm jedoch leider nicht vergönnt. Dies war aber auch nicht weiter schlimm, seine restliche Ausbeute konnte sich bereits sehen lassen. Und so war er auch vor gut zehn Minuten freudig strahlend wieder zurück in die Stadt gekommen – die Wachen hatten keinerlei Probleme gemacht, ihm sogar eher Respekt erwiesen durch ihre Gesten – und hatte noch ein wenig Zeit gehabt, seine Funde ordentlich bereitzulegen zum Trocknen.
    „Ich glaube, da warten schon einige auf dem Platz“, meinte Askala, als TInquilius die Treppe in der Herberge hinunter kam. „Nicht mehr als gestern aber auch nicht weniger und einige neue Gesichter.“
    Er lächelte. „Wunderbar. Das ist mir auch lieber als wenn wir da dauerhaft nur die gleichen Gesichter haben. Hast du Myxir heute schon gesehen?“
    Die junge Magierin schüttelte den Kopf. „Er wird sich hier schon irgendwo rumtreiben, vielleicht ja im Oberviertel.“
    „Wenn er da noch hinein kommt“, meinte Tinquilius nur schlicht. Gemeinsam verließen sie die Taverne und bogen nach links, wo sie schon auf den Platz schauen konnten. Es standen wieder gut ein Dutzend Männer und Frauen dort und es waren tatsächlich einige Gesichter darunter, die der Oberste Magier noch nicht kannte. Als sie am Platz ankamen, schritt Tinquilius links an der Menge vorbei, grüßte einige bekannte Personen, und schritt dann zum kleinen Schrein die drei Stufen hinauf. „So, dann wollen wir mal wieder“, meinte er, bemerkte dann aber, dass Askala noch da war. „Du musst nicht immer beiwohnen, das weißt du, oder?“
    Die junge Magierin grinste. „Na, ich hörte doch einfach gerne reden – und mittlerweile sind deine Predigten auch ganz gut anzuhören.“
    „Kritiker allesamt, überall und jedermann“, murmelte er gespielt genervt und schüttelte den Kopf, dann trat er nach vorne vor die versammelte Menge. „Einen schönen guten Abend euch allen“, begann der Oberste Magier. „Es ist schön, dass ihr so zahlreich erschienen seid, sowohl diejenigen von euch, die ich nun schon kennenlernen durfte, als auch die neuen Gesichter unter euch, die ich hoffentlich noch weiter kennenlernen darf, denn wie immer gibt es nach der Predigt ein gemeinsames Essen, zu dem ihr alle aber auch eure Liebsten herzlich eingeladen seid.“ Ein breites Lächeln erschien auf seinen Lippen. Wie viele wohl nur deswegen kommen? Nun gut, soll mir auch recht sein. Es geht den meisten hier ja nun wirklich nicht gut und ein ausgemergelter, unterernährter oder kranker Körper kann auch keinen gesunden Geist beinhalten. „Heute möchte ich euch ein wenig mehr mit Adanos vertraut machen, nachdem es die letzten Tage vor allem um alle drei Götter gemeinsam beziehungsweise mehr um Innos ging, als um den Gott, den ich anbete. Natürlich bin ich eingenommen, habe mein Leben nun schon 16 Jahre in den Dienst Adanos‘ gestellt, und natürlich möchte ich auch niemanden seinen oder ihren Glauben ausreden. Wieso ich aber heute besonders über Adanos reden möchte, hängt damit zusammen, dass ich denke, dass die Philosophie, die wir ihm zuschreiben, Anleitungen für das Leben aller bieten kann, für ein freies aber geordnetes Zusammenleben, wie es sich sicherlich die meisten vorstellen.
    Bevor ich aber mehr dazu sage, möchte ich wie immer eine kleine Geschichte erzählen“, meinte der Oberste Magier. „Vor vielen hunderten von Jahren, ja vielleicht tausenden von Jahren, vor schier undenkbar langer Zeit, begab es sich hier auf der Insel, dass ein Volk von Menschen im Norden das Plateau in der Nähe einer Sumpflandschaft bewohnten“, begann er die Geschichte Jharkendars, wollte aber nicht nur deren dramatischen Untergang aufzeigen, sondern vor allem die Kultur zur deren Hochzeit. Er hoffte, dass ihm dann auch der Brückenschlag zu der Jetztzeit gelingen würde.
    Mal schauen, was noch so herauskommt und wie die Menschen es heute annehmen. Auf die Gespräche beim Abendessen bin ich aber wie immer sehr gespannt. Und vielleicht ist Myxir ja dann auch wieder da.

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    Südlich der Hafenstadt Khorinis

    Gemächlich schritt der Oberste Magier durch die Straßen der Mittelstadt Khorinis – so nannte er wenigstens den Teil der Stadt, in dem Händler und Handwerker ihre Geschäfte und auch Wohnorte hatten und der sich klar vom Hafenviertel abtrennen ließ – und ließ seinen Blick hin und her schweifen, ohne dabei auf irgendetwas klar zu fokussieren. Wie lange waren Myxir, Askala und er nun schon hier? Eine Woche? Oder war es sogar schon länger her? Die anfängliche Überraschung, der erste Schock über den Zustand der Hafenstadt, die er so ganz anders in Erinnerung hatte, war mittlerweile verflogen und er konnte ein akkurateres Urteil über die Stadt fällen: Ja, sie war heruntergekommen, hatte viel ihres Glanzes von damals verloren, doch Khorinis war keine untergegangene Stadt, die nur noch weiter absteigen würde, zumindest musste sie es nicht sein. Er hatte in den letzten Tagen so viel Gutes mitbekommen, so viel Mitgefühl und Unterstützung gesehen, dass er sicher war, dass Khorinis wieder aufsteigen konnte. Das bedeutete nicht, dass r glaubte, dass die Stadt ihren einstigen Glanz und ihre einstige Bedeutung zurückgewinnen würde. Nein, davon war aufgrund der stillgelegten Erzminen nicht auszugehen. Wenn die Menschen aber zusammenhalten, wenn sie sich auf die neue Situation einstellen und nicht versuchen an alten Sachen festzuhalten, ja dann können sie wieder in einer Stadt leben, die voller Leben und Glück ist, die zumindest versucht, ihre schwächsten Bewohner zu schützen. Davon bin ich fest überzeugt.
    Mehrere Menschen nickten ihm zu, manche nur Händler, mit denen er in den letzten Tagen mehrfach gesprochen hatte, um Proviant für die Jharkendarreise aufzutreiben, andere kannte er von seinen predigten. Selbst diejenigen, die nur einmal da gewesen waren, grüßten ihn, wenn auch teils verlegen. Der Oberste Magier grüßte alle gleich freundlich, erreichte dann das südliche Tor der Stadt. Auch die beiden Wachen, die ihn das letzte Mal versucht hatten aufzuhalten, grüßte er mit einem Lächeln und erhielt zumindest einen neutralen Gruß zurück. Dann war er auch schon vor den Toren der Stadt und schaute sich kurz um. Das letzte Mal war er nach links gegangen und hatte dort einige Pflanzen gesammelt. Nun wieder in diese Richtung zu gehen, würde vermutlich wenig bringen. Rechts vom Weg gab es zunächst eine Wiese, dann ging es über einen kleinen Hang ein ganzes Stückchen hinunter in einen dunkel wirkenden Wald. Dort würde er auch gerne einmal durchlaufen, würde aber vermutlich nicht so viele wichtige Kräuter finden. Also blieb ihm nur übrig, weiter den Weg entlang zu gehen, vorbei am Hof des Bauern und dann noch ein gutes Stückchen weiter. Er hatte sich vom Alchimisten Constantino ein paar Tipps geben lassen, wo es wohl eine Chance auf seltene Pflanzen gab. Würde Tinquilius nun dem Weg folgen, so würde der Weg bald umringt von hohen Bergen. Ein Stückchen weiter dann käme er zu einem Teil der Insel, der wilder war als viele andere. Dort könnte er einen Weg hinab in ein Tal finden, welches perfekte Bedingungen für viele Pflanzen bot.
    Ich bin einmal gespannt, ob ich da bereits ein paar der Ingredienzien finde, die wir für das Ritual benötigen.
    Fröhlich pfeifend schritt er einige Minuten später am Bauernhof vorbei, ein gutes Stück vor ihm sah er bereits die hoch aufragenden Berge, die dem Weg immer näher kamen und diesen wohl ab einem gewissen Punkt relativ eng umsäumten.
    Gut, dass Myxir heute die Predigt halten möchte. So habe ich gar keinen Stress, sondern kann den ganzen Tag im Tal verbringen und erst zu Einbruch der Dunkelheit nach Khorinis zurückgehen. Vielleicht finde ich ja so doch das, was ich suche. Und vielleicht tut mir der Abstand zu Askala auch ganz gut und bringt eine neue Perspektive. Auch wenn das schon besser geworden ist. Vielleicht waren es doch nur verirrte Gefühle, die sein Beschützerinstinkt aufgrund der Geschehnisse in Al Dibbuk hervorgebracht hatte? Ruhe und Stille, Abgeschiedenheit, das sind Dinge, die ich bräuchte, um mir darüber klar zu werden. Ob so ein Tag wohl reicht? Muss er wohl.

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    Südlich der Hafenstadt Khorinis

    Ein feiner, leichter Nieselregen ging auf den Priester Adanos‘ hernieder, als dieser sich in der Hocke befand und ein paar hellblau blühende Kräuter näher begutachtete. Wann der Regen gestartet hatte, konnte Tinquilius nicht sagen, zu sehr war er vertieft in seine Arbeit in dem Tal, auf das ihn Constantino aufmerksam gemacht hatte. Er hatte länger dorthin gebraucht, als er es für möglich gehalten hatte in diesem Teil der Insel, da er ihm immer sehr klein vorgekommen war. Auch das Tal, in dem er sich nun befand, war viel größer als er anfänglich gedacht hatte, als er oben an einem Vorsprung gestanden und hinabgeschaut hatte. Teile der Talsohle waren von einem dichten Wald bedeckt, andere Ecken lichter durchzogen von Sträuchern und Büschen. An dem Ort, wo er sich gerade sogar befand, fand er Pflanzen, die man auf einer solchen Wiese eigentlich nicht vorfinden sollte: Sumpfnörgler, Schlingblüten und Brachmäulchen. Pflanzen, die normalerweise eher in sumpfigem Gebiet zu finden waren. Der Boden und die Wiese hier aber waren eher trocken. Wie konnte das sein?
    Er kniete in das nun leicht feuchte Gras und schaute genauer hin, betrachtete Blattformen und zählte die Blütenblätter. Dann ließ er seine Hand über das Gras gleiten, versuchte kleinere, sich dazwischen befindliche Pflanzen zu entdecken. Dass Trockenwiesen bekannt für ihre Artenvielfalt waren, war dem Heiler und Alchimisten nur zu gut bekannt. Die kleinen Kräuter und Moose, die er zwischen den Grashalmen erblickte, gehörten auch definitiv hierher. Wieso aber dann diese drei Blumen, die er eher im Pyramidental oder Jharkendar vermutet hätte? Vielleicht auch noch im Dschungel auf Argaan? Komisch. Ob es hier unter der Grasschicht, weit tiefer in der Erde, eine Feuchtschicht gibt? Sumpfnörgler und Schlingblüten haben sehr tiefe Wurzeln, das könnte also durchaus sein. Brauchmäulchen sind dafür bekannt, dass sie gerne anderen Pflanzen das Wasser klauen. Vielleicht hängen sie enger mit den Wurzeln der anderen beiden zusammen und erhalten so genug Wasser? Das macht zwar alles Sinn, aber es ist dennoch eher weit hergeholt und wäre zudem eine Sensation. Vielleicht kann ich ja ein paar Exemplare am Rand der Wiese ausbuddeln und mitnehmen zu Studienzwecken?
    Er war so vertieft in seine Gedanken, dass er gar nicht bemerkte, dass es um ihn herum plötzlich stiller wurde. Das Zwitschern der Vögel aus den nahen Bäumen war verstummt, auch ansonsten wirkte es mit einem Mal viel stiller. Tinquilius aber fiel dies anfänglich gar nicht auf, stattdessen grub er weiter im Boden herum, strich über Blätter und zählte Blütenstände. Selbst das Rascheln von Blättern und Ästen, welches immer lauter wurde und aus einer Richtung kam, nahm er nicht wahr. Erst als ein keuchender Atem dazu kam, wurde ihm schlagartig bewusst wie still es ansonsten war. Sogleich sammelte er seine Magie, unterdrückte jede Art von Panik, bliebt deshalb auch still sitzen und wartete ab, was geschah. Das keuchende Atmen, die rasselnden Geräusche wurden lauter und lauter, so laut, dass er glaubte, das Wesen wäre direkt hinter ihm. Er schloss seine Augen, tastete die Umgebung mit seinen magischen Sinnen ab – und entließ diese aus seiner linken Hand, die er in einer schnellen Oberkörperbewegung zu seiner rechten Seite gebracht hatte. Die Magie fuhr in den Boden und löste eine flache Bodenwelle aus, die das Wesen, was auch immer es war, hoffentlich stolpern oder gar fallen ließ. Tinquilius drehte sich gleichzeitig weiter und stieß sich mit beiden Händen vom Boden hoch, sodass er von seiner knieenden Position in den Stand kam. Als er in die Richtung schaute, aus der das Geräusche gekommen war, sah er zwei Beine und zwei kürzere Arme in den Himmel gestreckt. Beine, die keine Haare besaßen, sondern schuppiger Natur wirkten, echsenartig. Das Wesen, das zu den Beinen gehörte, jaulte, Nein, es fauchte laut auf, versuchte sich wieder hinzustellen, was ihm aber nicht sogleich gelang. Und dann erkannte er das Gesicht des Wesens.
    Ein Snapper. Habe ich ein Glück, dass es mir noch aufgefallen ist. Wenn es mich so unvorbereitet erwischt hätte, wäre es das gewesen.
    Doch er konnte sich nicht weiter darüber glücklich schätzen, sondern musste sich mit blau erstrahlter Hand wieder dem Raubtier widmen, was es geschafft hatte, auf die Seite zu rollen und sich langsam wieder aufzurichten. Es fauchte wild und Tinquilius glaubte für einen Moment, dass es seinem Ärger Luft machen wollte, bis er sich an ein kleines Detail erinnerte, dass er vor vielen Jahren, damals hatte er tatsächlich noch in Jharkendar gewohnt, von einem Jäger mitbekommen hatte: Snapper jagten nie alleine. Sogleich sprang er einen Schritt nach hinten und drehte sich zunächst nach rechts und entließ vorsorglich einen Eispfeil, dann drehte er sich nach links und schoss eine EIslanze los. Während diese nichts traf, hörte er auf der anderen Seite ein fürchterliches Jaulen. Als er sich umschaute, sah er, dass der Eispfeil dort den zweiten Snapper genau ein Auge getroffen hatte. Das Tier rannte wild umher, blind auf der einen Seite und vor Schmerzen. Tinquilius spürte ein gewisses Mitleid, musste sich dann jedoch wieder schnell auf den ersten Snapper konzentrieren, der nun doch wieder auf Tinquilius zukam. Der Oberste Magier trat schnell zur Seite und ließ eine Eislanze aus seiner Hand entgleiten, die das Tier am rechten Bein traf, was es fauchend zu Boden gehen ließ. In seiner Hand bildete sich sogleich eine neue Eislanze, die er auf das am Boden liegende Tier schießen wollte, damit er dessen Leid beenden konnte, musste dann aber umschwenken auf das zweite Tier, welches blind vor Rage wackelig auf ihn zusteuerte. Dieses Mal traf er nicht sein Ziel und wurde so vom wild um sich beißenden ihn aber nicht treffenden Snapper umgerannt. Er rollte sich zur Seite und machte sich sogleich bereit, eine weitere Eislanze loszulassen, als er sah, dass der Snapper ihn gar nicht hatte treffen wollen, sondern nur einen Ausweg gesucht hatte. Schnell sah er sich zum ersten Snapper um, doch auch dieser humpelte in die gleiche Richtung davon. Einen Moment war er noch wachsam, dann ließ er sich vor Erschöpfung auf den Boden fallen.
    Wo kamen die denn her? Ich wusste gar nicht, dass es hier Snapper gibt, vor allem nicht in diesem Teil der Insel. Sind sie möglicherweise über einen Gebirgspass aus dem Minental gekommen? Und was wollten die von mir? Es muss hier doch fettere Beute geben als mich? Der Oberste Magier richtete sich prustend auf und saß die Beine von sich gestreckt auf dem kleinen Stück Trockenwiese, welches er vor wenigen Momenten noch genauer untersucht hatte. Nun klaffte an einer Stelle eine braune Lücke, die er durch seine Magie hervorgerufen hatte und seine Studien waren vergessen.
    „Verdammt, du musst doch auf deine Umgebung Acht geben“, schimpfte er sich selbst und richtete sich langsam wieder auf. Er ließ seinen Blick weiter um sich schweifen, mittlerweile war aber auch wieder Vogelgezwitscher zu vernehmen, die Gefahr also aller Voraussicht nach gebannt. Er strich sich über die Robe. Da habe ich doch einmal Glück gehabt, das hätte schnell mein Ende sein können. Nun nur noch schnell die Setzlinge ausgraben und mitnehmen, dann schnell hier wieder weg, bevor die Nacht hereinbricht. Wer weiß, ob die Snapper nicht wiederkommen oder es noch mehr von denen oder anderen Raubtieren hier gibt.

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    Hafenstadt Khorinis

    Es war bereits Mittag, als der Oberste Magier endlich aus seinem Zimmer trat und die Treppe hinabstieg zum Schenkraogleich trat er an den Tresen und ließ sich einen frisch gebrühten Tee geben, bestellte etwas Haferschleim und ein paar Beeren. Sein übliches Frühstück, normalerweise aber einige Stunden früher eingenommen. Mit dem frisch aufgebrühten Kräutertee schritt er heraus aus der Taverne und setzte sich vor dieser auf einer der bereitgestellten Bänke. Um ihn herum herrschte bereits reger Betrieb, Menschen schritten auf und ab, beachteten den Magier größtenteils gar nicht, während sie ihren Geschäften nachgingen. Einen Moment später, gerade als er einen kleinen Schluck des Tees nahm, brachte man ihm die Schüssel Haferschleim heraus. Er bedankte ich und aß dann direkt einen dicken Löffel mit ein paar Waldbeeren. Lecker, viel besser als auf dem Schiff. Er ließ seinen Blick kurz noch einmal herumschweifen, dann konzentrierte er sich auf sein Essen und unterdrückte nur mit Mühen ein Gähnen. Mensch, mittlerweile müsstest du doch ausgeschlafen sein? Wie viele Stunden waren das nun? 12? Oder sogar mehr? Das Unterdrücken hatte nicht ganz geklappt, ein leises Gähnen entwich ihm trotzdem.
    „Immer noch müde?“, sprach eine junge Frauenstimme spöttisch. „So lange möchte ich auch mal schlafen.“ Er schaute auf und erblickte Askala vor sich. Die junge Frau setzte sich sogleich neben ihn und klaute ihm eine Himbeere. „Ausgeschlafen?“
    „Anscheinend ja nicht. Aber das passt schon. Ich fühle mich auf jeden Fall fit genug. Du bist schon ein paar Stunden auf den Beinen?“
    „Und erledige deine Aufgaben“, meinte sie nickend.
    „Entschuldige. Nach den gestrigen Ereignissen…“ Er ließ den Satz unvollendet. „Mein Körper brauchte den Schlaf.“
    „Das denke ich mir. Zwei Snapper. Aber geschieht dir recht.“ Er schaute mit vollem Mund verdutzt zu ihr. „Na, nun schau nicht so verdutzt. Du gehst einfach aus der Stadt heraus, begibst dich alleine in irgendwelche Schluchten und lässt dich dann überraschen? Du hättest einen von uns mitnehmen können oder sonst jemanden, du weißt doch selbst am besten, wie vertieft du in deine Arbeit sein kannst.“ Sie schüttelte den Kopf und nun wurde Tinquilius klar, dass sie es nicht nur spielte. Sie meinte es todernst.
    „Nun ja, ist ja noch einmal alles gut gegangen?“ Er ergriff ihre Hand und drückte sie fest. „Aber du hast Recht und ich hätte euch nicht solch einen Schrecken einjagen sollen.“ Nachdem er sich gestern am späten Nachmittag von den Strapazen des Kampfes erholt und noch ein paar kurze Forschungsarbeiten vollzogen hatte, war er wieder gen Stadt aufgebrochen. Doch die Rückreise hatte sich als beschwerlicher herausgestellt als die Hinreise. Nicht nur musste er Acht geben, ob sich nicht irgendwo die Snapper oder anderes Getier aufhielt, sondern er war auch sehr erschöpft und brauchte dementsprechend lange, bis er wieder in der Stadt war. So war es bereits spät in der Nacht, als er endlich durch das südliche Tor in die Stadt schlurfte – und sogleich von einer besorgten aber auch wütenden Askala begrüßt worden war. Myxir hatte es gelassen genommen, Tinquilius war schließlich dafür bekannt, gerne mal in die Wildnis zu gehen und dann die Zeit zu vergessen, doch irgendwo anders zu nächtigen oder sonst einen Grund zu haben, mehr als einen Tag draußen zu bleiben. Das hatte Askala natürlich nur noch mehr aufgebracht, sodass sie auf ihr Zimmer verschwunden war. Dass sie nun so mit ihm sprach, freute ihn. „Das nächste Mal nehme ich jemanden mit. Aber man kann nun einmal auch nicht alles im Voraus planen und es gibt Umstände, die sich erst dann ergeben, wenn sie sich ergeben. Aber ich weiß deine Sorge zu schätzen und werde mehr Acht geben, versprochen.“
    Er drückte ihre Hand weiter, während sie bewusst in eine andere Richtung schaute. Die Nähe zwischen den beiden war, zumindest für ihn, nicht mehr so überwältigend. Es waren mittlerweile einige Wochen ins Land gegangen, in denen sie sich ständig gesehen hatten. Das hatte geholfen, die Gefühle zu bändigen, auch wenn sie weiterhin da waren. Nun war es aber eher ein Gefühl der Vertrautheit, das sie umgab. Und damit konnte er gut leben.
    „Was habt ihr denn schon geschafft heute?“
    Die junge Magierin drehte sich mit einem Lächeln zu ihm um. „Das meiste Proviant ist da, wir haben auch gute Transportsäcke, sodass niemand von uns irgendwie überfordert wird mit dem Gewicht. Wir haben Töpfe und Pfannen, Besteck und Teller, dazu Kartoffeln und Gemüse sowie einige Fruchtsorten. Alles das, was es hier so gab. Etwas gepökeltes Fleisch, ein wenig getrockneter Fisch.“
    Der Oberste Magier. „Ich bin erstaunt, das ist ja wirklich alles, was wir brauchen könnten. Ihr wisst beide aber auch, dass wir uns Essen sammeln können, nicht wahr? Oder Ulbert zum Jagen schicken?“ Die junge Frau nickte. „Dennoch sehr gut. Vielen Dank. Was sagt unsere Kasse?“
    Sie grinste. „Es ist noch genug da, auch wenn wir keine großen Einkäufe mehr tätigen können. Wir brauchen ja auch noch etwas für die Rückreise. Und deine Heiltätigkeit hat ja nun auch nichts eingebracht.“
    „Nein, ich würde von niemandem hier Geld verlangen. Dafür sind alle zu arm.“ Der Oberste Magier nickte. „Gut, gut. Alles geschafft. Dann warten wir nur noch auf Ulbert. Und wie war die Predigt gestern?“
    Erneut lächelte Askala, dann begann sie ihm von der Predigt zu erzählen. Heute wäre er dann wieder dran und er hoffte inständig, dass er nach einer anscheinend so tollen Predigt Myxirs sich nicht komplett lächerlich machte.

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    Westlich der Hafenstadt Khorinis

    „So, sind alle bereit?“, fragte Ulbert der Jäger, den sie als Führer für Khorinis angeheuert hatten. Er war am gestrigen Nachmittag wiedergekommen und hatte gemeint, dass er heute bereits abreisebereit wäre. Ein Mann, der immer auf Trab war, immer in Bewegung. Tinquilius fand das faszinierend und beunruhigend zugleich, da er viel von Ulbert in sich selber sah.
    Der Oberste Magier schaute noch einmal über den gerade erst so richtig erwachten Marktplatz vorm Nordtor und ließ die Szenerie auf sich wirken. Dass ihm der Abschied schwer fallen würde, hatte er anfänglich nicht geglaubt. Seine erste Reaktion als er die Stadt erblickt hatte war, dass sich hier niemand wohl fühlen konnte, dass es ein Ort der Diebe, Halunken und Schlimmeres war. Doch die letzten Wochen hatten ihn eines Besseren belehrt: Ja, es gab viele Probleme, die Stadt war tief gefallen, und doch gab es so viele Menschen, die sich für eine Besserung einsetzten, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten. So Joseph und Sophia, so noch einige andere, die er behandelt hatte oder die er bei und nach den Predigten kennengelernt hatte. Wenn sie zusammenhielten, dann könnten sie auch etwas erreichen. Gerade deshalb viel der Abschied nun etwas schwer, aber es war ja nur ein Abschied auf Zeit, mussten sie doch schließlich später wieder nach Khorinis Stadt, um ein Schiff Richtung Stewark und dem Festland zu nehmen.
    „Ja, bereit“, meinte Tinquilius und nickte den anderen dreien zu.
    „Gut, dann können wir ja los.“
    Ulbert schritt voraus, Myxir folgte ihm sogleich und sprach ein paar Worte mit seinem alten Bekannten. Askala und Tinquilius folgten danach, allesamt gut ausgerüstet mit schweren aber einigermaßen gut sitzenden Tasche, die sie um sich geschnallt hatten. Sie hatten sich nach den Geschehnissen vor drei Tagen wenig unterhalten, schien die junge Frau doch nachdenklicher und zurückhaltender als zuvor. Gleichwohl schritt sie nun nicht vor oder hinter ihm, sondern blieb an seiner Seite, als sie das Nordtor passierten. Um das Stadttor herum war es noch relativ licht, Gras und Büsche wechselten sich ab, vereinzelt standen ein paar Bäume. Nach wenigen Metern jedoch, als ein Weg nach links abzweigte, wurde der Bewuchs dichter. Es gab nicht nur mehr Büsche, sondern vor allem auch immer mehr Bäume, die nicht direkt am Wegesrand standen, diesen aber doch umrahmten. Er war diesen Weg so einige Male abgegangen, doch es war ihm nie so bedrückend erschienen wie hier nun.
    „Ulbert, scheint es mir nur so oder ist der Wald dichter geworden?“
    Der Jäger vor ihm drehte sein Gesicht leicht zur Seite. „Du hast vollkommen Recht, Tinquilius. Seitdem die myrtanischen Truppen abgezogen wurden, hat die Stadt nicht mehr genug Mitglieder in der Stadtwache oder bei den Jägern, um die umliegenden Wälder zu lichten. Viele der kleineren Bäume hier nah am Wegesrand sind erst in den letzten Jahren gewachsen. Und es wird auf der restlichen Insel nicht viel besser, kann ich dir sagen.“
    „Dann bin ich nicht ganz verrückt. Aber direkt Gefahren drohen nicht?“
    „Du meinst solche, mit denen man auf jeden Fall rechnen muss?“
    „Genau.“
    „Nein, noch nicht. Zumindest nicht bis zur Trollschlucht und dem Pass nach Jharkendar. Vereinzelt Wölfe und auch größere Wildschweinrotten, vielleicht auch mal ein Wegelager oder zwei, mehr aber nicht. Ab dem Pass nach Jharkendar ist es eine andere Sache. Seitdem ihr weg seid, hat sich die Natur dort viel zurückgeholt, ist wilder und gefährlicher geworden. Snapper und Fangheuschrecken, Horden von Sumpfdrohnen und Sumpfratten sowie Sumpfhaien, und auch die ein oder anderen Warane und Feuerwarane sowie Trolle durchstreifen diesen Landstrich. Die Tempelanlage scheint noch immer unbewohnt, ich weiß aber nicht, ob sich nicht ein paar Minecrawler oder Schattenläufer dort eingenistet haben.“
    Tinquilius schluckte und die junge Hohe Wassermagierin schaltete sich nun ein: „Und da wollen wir hin?“
    Ulbert lachte. „Wenn man weiß, worauf man achten muss, kann man den meisten Gefahren ausweichen. Und wie gesagt: die Tempelanlage scheint noch nicht von Tieren zurückerobert worden zu sein.“
    „Na, woran das wohl liegen mag?“, kam es von Askala, während sich der Weg ein wenig wand und sie nun allmählich bergauf gingen.
    „Der Hochtempel Jharkendars ist etwas anderes als Al Dibbuk“, meinte Tinquilius und Myxir stimmte gleich ein mit einem weiteren Kommentar: „Im Gegensatz zu vielen Tempeln in Varant sind hier meist keine Geister anzutreffen, solange sie nicht beschworen werden. Und die Tempel werden auch von Steinwächtern bewacht, uralten Wächtern, die jedem Diener Adanos gehorchen.“ Zumindest meistens, dachte sich Tinquilius, ließ dies aber unausgesprochen. „Es verwundert mich also nicht, dass es dort noch keine Tiere gibt. Natürlich werden welche über das Gelände wandern, solange sie sich aber nicht einnisten, solange werden sie auch unbehelligt bleiben von den Wächtern.“
    Tinquilius sah aus seinem Augenwinkeln ein leichtes Kopfschütteln der jungen Frau und er konnte es ihr nicht verübeln. Sie war gerade erst aus einer brenzlichen Situation in einer alten Tempelanlage entkommen und hörte nun zum ersten Mal von den Gefahren.
    „Aber vorher wollen wir uns auf jeden Fall kurz das ehemalige Innoskloster anschauen“, meinte Tinquilius. „Das sollte kein Problem darstellen, oder?“
    Ulbert schüttelte den Kopf. „Nein, das ist seit dem Abzug der Feuermagier komplett verlassen und die Natur holt es sich allmählich zurück.“
    „Gut, gut.“
    Und so ging es weiter, weiter bergauf, weiter weg von Khorinis Stadt. Oh Adanos, halte deine schützende Hand immer über uns.

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    Klosterruine

    Einige Stunden waren die drei Diener Adanos‘ und der Jäger Ulbert gegangen, bis sie endlich bei der Taverne zur toten Harpyie angekommen waren. Der Weg aus der Stadt heraus hatte sich als ungefährlich und erwiesen, auch wenn sie zwischendrin immer wieder verschiedene Geräusche aus dem tiefen Dickicht hinter der Stadt und dann aus der tiefen Schlucht rechts unterhalb von ihnen gehört hatten, nachdem sie das Waldstückchen hinter sich gelassen hatten. Tinquilius schwelgte in Erinnerungen, versuchte das Neue zu erfassen und mit seinen eigenen Erfahrungen vor all so vielen jahren abzugleichen. Die großen Begebenheiten waren allesamt noch da, Kleinigkeiten hier und da aber zeugten von einem stetigen Wandel. Abgebrochene Felsen an der Felswand und unterhalb der kleinen Brücke kurz vor der Taverne, kleinere Bäume und Büsche an Stellen, wo es sie vorher nicht gegeben hatte. Und dann die Taverne. Sie sah im Großen und Ganzen noch so aus wie früher, man konnte an kleineren Löchern hier sowie leichtem Grünspan und Mooswachstum erkennen, dass sie auch schon bessere Zeiten hinter sich hatte. Und dennoch wirkte sie weiter wie ein sicherer Hafen in dieser immer wilder werdenden Landschaft.
    Dass sie die Taverne erreicht hatten, war nun schon über eine Stunde her. Sie hatten nur kurz Rast gemacht und waren dann weiter Richtung Innoskloster aufgebrochen. Sie hatten vor geraumer Zeit die kleine Kapelle zu ihrer Linken vorgefunden, in der der Feuermagier Isgaroth immer gebetet und Reisenden geholfen hatte. Doch von ihrem einstigen Glanz war nichts mehr zu sehen. Eine Säule war eingestürzt, dadurch das Dach auch an einer Stelle heruntergekommen und die Innosstatue war wie auch das restliche Gestein teilweise mit Moos bewachsen, auch an Stellen abgebrochen. Der einstige Zauber, den diese Kapelle umgeben hatte, war nun fort und Tinquilius glaubte auch nicht, dass er jemals wiederkehren würde. Die vier waren aber weiter gestapft, immer mehr in Richtung des Klosters, das lange Zeit nur noch für Innosdiener zugänglich war, einst aber der Sitz der Heiligen Allianz war.
    Und dann sahen sie die ersten Teile der Brücke, die hinüber führte über den See. Weit dahinter dann, schon noch ein ganzes Stückchen entfernt, stand das alte Kloster. Die Mauern waren teilweise eingefallen, die Pforte nicht mehr existent. So viel konnte Tinquilius nun schon erahnen. Er war dabei mit offenem Mund stehen geblieben und betrachtete das fassungslos. Selbst die Brücke, die größtenteils noch stabil aussah, zeigte Zeichen der Zeit. Die Steinmauern rechts und links des Weges waren teilweise eingefallen, vielfach zeigten sich Lücken, wo Steine hinunter in das Wasser gefallen waren.
    „Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde“, meinte Myxir, der genauso schockiert war.
    „Ich bin sprachlos.“
    Einen Moment blieben sie noch stehen, schauten fassungslos nach vorne. Dann kam Askala zu den beiden. „Das ist ja mal etwas Neues, also dass du sprachlos bist, Tinquilius“, scherzte sie, um die Stimmung aufzuhellen. „Kommt, ihr beiden. Lasst uns weitergehen. Vielleicht sieht es innen ja besser aus?“
    Die beiden älteren Magier folgten den Worten und schritten langsam mit den anderen beiden über die Brücke. Sie war definitiv noch sehr stabil, sie brauchten keine Angst zu haben einzustürzen und dennoch überkam Tinquilius ein beklemmendes Gefühl. Als er kurz hinunter zum Wasser schaute, überkamen ihn Erinnerungen an die Zeit, als sie den See zugefroren hatten und darauf Schlittschuh gefahren waren, er und so viele andere, er und Florence. Das war noch vor seiner Weihe gewesen, bestimmt fünfzehn Jahre her. Bevor er zu tief in diese nostalgischen Gedanken abdriftete, folgte er lieber wieder den anderen. Als sie kurz darauf auf der anderen Seite der Brücke vor der ehemaligen Pforte ankamen, wurde das Ausmaß des Zerfalls, der Zerstörung klar. Die Mauer war an vielen Stellen nicht mehr vorhanden, nach innen und außen umgefallen. Auch die hölzerne Pforte war weg. Vorsichtig schritten sie hinein, achteten darauf, möglichst nicht die Reste der Mauer zu berühren. Im großen Innenhof angekommen, fanden sie eine ähnlich zerfallene Situation vor. Die einstige vier großen Rasen-, Weide- und Kräuterparzellen waren komplett überwuchert, eine Unterscheidung zwischen ihnen unmöglich. Die am Innenhof angrenzenden überdachten Gänge und dahinterliegenden Räume waren teils zerfallen, teils noch einigermaßen intakt. Überall wuchsen Gräser, Büsche und andere Pflanzen zwischen den Steinen, Moose bedeckten ganze Wandpartien. Auch die Kathedrale, der Prunkbau des Klosters, den sie am Ende der verwilderten Wiesen sahen, schien zumindest in den Grundfesten noch intakt, zeugte noch vom einstigen Glanz des Klosters, von der einstigen Wichtigkeit der Gemeinschaft hier. Als er näher herantrat, sah er, dass Teile des Dachs eingestürzt waren, Fenster herausgebrochen und auch hier wilde Kräuter und Unkraut zwischen den Steinen oder aber auf herangewehter Erde wuchsen. Die linke Pfortentür war komplett verschwunden, die rechte noch zu Teilen da. Tinquilius trat vorsichtig an ihnen vorbei hinein in das Gotteshaus der Diener Innos‘. Die Bänke waren in Teilen noch da, schienen aber teils eingebrochen, teils verrottet. Darauf sitzen würde er nicht mehr wollen. Der Altar und die Stühle des Rates des Feuers waren noch zu erkennen, generell war der Innenraum trotz des Dachsturzes in einem besseren Zustand, als er geglaubt hätte. Und doch erfüllte der Anblick ihn mit Trauer. Er war zwar kein Diener Innos‘, er hatte das Gebäude aber immer sehr geschätzt.
    „Tinquilius?“, rief Askala, „Myxir sucht dich.“
    „Gut, ich komme.“
    Einmal ließ er noch seinen Blick durch den riesigen Bau schweifen, dann trat er wieder hinaus, wo er auch auf Askala traf. „Das war einmal die Kathedrale? Die für Innos bestimmt war?“ Der Oberste Magier nickte. „Viel ist ja nicht mehr geblieben“, sprach sie nüchtern. „Aber ich kann mir vorstellen, wie prunkvoll sie ausgesehen haben muss.“
    „Sie war wunderschön. Vor ihr stand oder lief herum der Feuermagier Parlan, der, von dem ich Hilda und dir erzählt hatte.“
    „Ah, der mit dem du dich ständig gestritten hast?“
    Der Oberste Magier grinste. „Genau. Hier im Innenhof waren die Novizen für die Pflege der Schafe, des Rasens und der Kräuterwiese zuständig“, er wies auf die vier Grünflächen hin, „und mussten zudem die Gänge und Wege fegen und instand halten. Parlan war derjenige, der die Aufsicht führte. Hach,w as für eine Zeit.“
    „Und wo schliefen die niederen Ränge? Wo die Magier?“
    „Die niederen Ränge hatten hier beidseitig des Innenhofs ihre Kammern, die Magier eine Etage darüber, wobei ich nie vollständig hochgezogen bin. Ich hatte auch immer hier unten eine Kammer.“
    „Wieso das denn?“
    „Komm mal mit“, bat er Askala und trat mit ihr schnellen Schrittes den Weg zu seiner ehemaligen Kammer an. Als er vor dieser ankam, wusste er sogleich, dass sie natürlich auch nach seinem Wegzug neu bezogen worden war. Es befanden sich keine Regale mehr darin, nur noch zerfallene Betten und Truhen. „Das war die Kammer, in der ich als Anwärter, dann Adept und Novize, damals waren die Ränge vertauscht, lebte. Anfänglich noch mit drei weiteren niederen Rängen, dann später sogar alleine, da ich sie umfunktionierte zu einer Art kleinen Heilkammer. Das passte Parlan wenig, aber der Rat fand es gut. Aber da der Kreis des Wassers das Kloster ja schon lange vor dem Zerfall verließ, ist die Kammer wieder auf den ursprünglichen Stand hergerichtet worden. Oben dann, auf dem Oberrang, war meine Schlafkammer. Oft war ich aber auch des Nachts hier unten.“
    Während er so in Gedanken schwelgte, schritt er weiter Richtung Adanostempel. „Du gehst genau dorthin, wo Myxir auch ist.“
    Er lächelte müde. „Während die Innosdiener eine große Kathedrale hatten, hatten wir hier weit hinten einen Aufgang zu einem Tempel. Kleiner und weniger bedeutend, lange Zeit aber der einzige Ort auf der Insel, wo der Adanosglaube sein Zentrum hatte.“ Bevor sie den Innenhof betraten, deutete er rechts auf die Öffnung in der Wand, wo anscheinend nun nichts Weiteres mehr zu sehen war. „Da befand sich einst die Aussichtsplattform. Anscheinend nicht mehr viel übrig.“ Sie schritten in den Innenhof mit der Sonnenuhr, oder dem, was davon noch übrig war, und erblickten dann Myxir. Als Tinquilius an diesem vorbeischaute, blieb er baff stehen. „Oh Nein.“
    „Oh Nein was?“, meinte Askala und stellte sich neben die beiden.
    „Der Aufgang zum Adanostempel ist fort“, meitne Myxir. „Entweder schon seit dem Auszug unseres Kreises entfernt oder aber durch die Witterung zerfallen.“ Er deutete auf die dahinterliegende Felswand. „Darin befindet sich oder zumindest befand sich der Adanostempel. Aber der Zugang ist weg und jeder Versuch, dorthin zu kommen, wäre zu gefährlich.“
    „Wir könnten…“, begann Tinquilius.
    „Nein, lass es gut sein. Lass uns noch den Rest des Klosters begutachten und dann wieder aufbrechen. Ich hatte mich ein wenig gefreut, das Kloster wiederzusehen, doch ich hatte anscheinend schon vor vielen Jahren mit dem Kloster abgeschlossen und es berührt mich alles nicht mehr.“
    „Mich schon noch“, meinte Tinquilius bedrückt. „Aber ja. Lass uns nach der Bibliothek und vielleicht den Kellerräumen schauen, dann sollten wir wieder aufbrechen. Jharkendar wartet und wenn es stimmt, was Ulbert sagt, so können wir uns darauf wirklich freuen.“
    Sogleich drehten sich die beiden älteren Magier um und schritten langsam wieder zum Innenhof. Die Klosteranlage mochte zerfallen sein, zerstört wirken, doch man konnte ihr noch die einstige Größe und Bedeutung ansehen. Und auch ihre bewegte Geschichte.
    Oh Adanos, lass den Tempel Jharkendars in besserem Zustand sein.

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    In der Nähe des Pyramidentals

    Der Weg erschien so viel länger als er ihn in Erinnerung hatte, dachte sich Tinquilius, als er hinter Ulbert und Askala schritt. Der Tag war bereits vorangeschritten, es war Nachmittag und Tinquilius hatte geglaubt, dass sie zumindest bis zum Pass nach Jharkendar kommen sollten. Das schien ihm aber nun nicht mehr logisch, waren sie doch gerade erst kurz vor dem Pyramidental, in dem sich einst das Sumpflager befunden hatte. Ihr langsames Vorankommen lag dabei nicht an ihrem späten Aufbruch, der an ihre späte Heimkehr aus dem Kloster hing.
    Sie hatten die Ruinen des Klosters noch einige Zeit ausgiebig studiert, hatten aber keine wirklich interessanten Funde gemacht. Was auch immer hier geschehen war, es lag schon viele Jahre zurück und seither waren nur Abenteurer auf der Suche nach dem nächsten Kick oder Forschende wie sie dorthin gekommen, da war er sich sicher. Während sie den Oberrang und die Räume im Erdgeschoss so gut es ging abgesucht hatten, hatte sie in Richtung des Kellers ein mulmiges Gefühl überkommen. Besonders Myxir hatte nach den ersten Schritten gemeint, dass sie nicht weitergehen sollten, dass da etwas war, dessen Ursprung er nicht nennen konnte. Er hatte nur gewusst, dass es nichts Gutes bedeutete. Während Askala weiter hatte vorpreschen wollen, so war es auch Tinquilius mulmig geworden, nachdem er um die erste Ecke gebogen war. Irgendetwas befand sich da unten, etwas mit einer unheimlichen Macht, einer dunklen Macht, die der Oberste Magier nicht hatte einordnen können. Sie hatte nicht wie etwas gewirkt, das ein Innosdiener erschaffen würde, aber was sonst sollte sich dort unten einnisten? Und so hatte sich sich Askala beugen müssen und alle drei hatten sich wieder hinauf und dann kurzum auch aus den Ruinen des Klosters hinaus begeben. Der Tag hatte sich schon dem Ende zugeneigt, die Sonne war gerade hinter den hohen Gipfel hinter dem ehemaligen Kloster verschwunden, als sie die Brücke passiert hatten. Somit waren sie erst im Dunkeln bei der Taverne angekommen und hatten erst spät ins Bett und somit auch erst spät wieder hinausgefunden.
    Das war aber nicht der Grund, wieso sie langsam vorankamen. Es war auch nicht Ulbert, der auf besondere Vorsicht setzte und sie nur langsam vorankommen ließ. Es waren Myxir und Tinquilius, die nostalgisch in ihren Gedanken schwelgten und immer wieder an Stellen anhielten, die für sie eine Relevanz hatten. Myxir hatte gar an der Taverne erst noch ein paar Orte aufgesucht, bevor sie überhaupt hatten aufbrechen können. Tinquilius hingegen war vor allem beim Waldstück stehengeblieben, welches sich nicht weit von der Taverne zur toten Harpyie befand und hatte sich an die Zeit erinnert, als er zusammen mit Freunden diesen Ausversehen in Brand gesteckt hatten. Er war damals noch ein niederer Rang, ein Adept oder Novize, er wusste es gar nicht mehr so genau, und hatte bis heute Albträume davon. Nun, wo sie gerade die hölzerne Brücke überquert hatten und über den umliegenden Felswänden bereits die Spitzen von Pyramiden sahen, kamen ganz andere Erinnerungen hoch. Erinnerungen an die Feste hier, die mystische Atmosphäre und die freundlichen Menschen. Er hatte einige hier gekannt, viele von ihnen waren nur noch schemenhaft in seinen Erinnerungen vorhanden.
    „Da ist das Pyramidental, der Ort, an dem sich das Sumpflager einst befand, nachdem es aus dem Minental gezogen war“, meinte Myxir. „Ein seltsamer Ort.“ Er schwieg einen Moment. „Ich konnte nie besonders viel mit ihnen anfangen, wenn ich das gestehen darf.“
    Tinquilius trat nun nach vorne, sie hatten den Eingang des Pyramidentals erreicht. „Ich mochte es hier, ich habe ein paar nette Feste hier erlebt, ein paar nette Abende. Es war ein wundersamer Ort.“ Und Florence ging hierhin, erinnerte er sich. Ob sie wohl noch lebte? Und wenn ja, wo wohl?
    „Hier lebten also Menschen, die einen Gott anbeteten, der nicht zu den dreien gehört?“, fragte Askala interessiert.
    „Genau“, meinte Tinquilius. „Sie beteten den Schläfer an, soweit ich weiß. Ich habe mich nie näher mit ihrer Religion beschäftigt, aber sie wirkte gar nicht so viel anders als die Unsrige. Viele der Mitglieder lebten ein strenges Leben, viele von ihnen suchten nach einem guten Leben und fanden es auch hier, so glaube ich wenigstens. Sowohl solche, die sich eher dem Kampf widmen wollten als solche, die die Magie zu beherrschen lernten.“
    „Und viele, die dem Sumpfkraut nicht abgeneigt waren“, meinte Myxir mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.
    „Und solche, ja. Das waren vor allem aber auch Fremde, die zu Besuch kamen.“
    „Du etwa auch?“, fragte die junge Magierin gespielt schockiert.
    „Ein paar Mal möglicherweise“, sprach er lachend. „Aber deswegen kam ich nicht hierher. Es war einfach ein toller Ort mit den magischen Lichtern, den freundlichen aber zugleich auch strengen Gurus und Templern. Es war ein Ort, wie es ihn sonst so hier nicht gab. Das Minental war wild und gefährlich, die Bauernhöfe voller Söldner und Banditen. Die Stadt in der starken Hand der Paladine und das Kloster… das war mein Zuhause, aber sicherlich nicht immer der beste Ort, um einmal abzuschalten.“
    „Du hast es dir aber auch nicht leicht damit gemacht“, meinte Myxir. „Du wolltest ja auch unbedingt immer alles tun, dich einmischen, jedem helfen. Da kann man auch nicht abschalten. Und dann die Streitereien mit Parlan.“ Myxir schüttelte den Kopf. „Wir konnte gar nicht anders, als dich zum Magier zu machen.“
    Der Oberste Magier grinste über beide Ohren und machte einen Schritt zum Pyramidental hin, als Ulbert ihn an der Schulter packte. „Das würde ich nicht tun. Ich weiß, welche Erinnerungen du daran hast, heute ist es aber anders. Es ist voller wilder Tiere, voller monströser Kreaturen und hat nichts mehr mit dem zu tun, was da früher einmal war. Außerdem wollen wir doch weiter, oder nicht?“
    Tinquilius nickte langsam. „Nun gut, dann müssen die Gedanken herhalten.“
    „Aber“, kam es plötzlich von Askala, als sie weiterschritten, „woher kommen die Pyramiden denn? Haben die Bewohner des Sumpflagers sie erbaut?“
    „Nein, Nein“, meinte Myxir sogleich. „Sie stammen noch aus der alten Kultur Jharkendars. Einst war hier wohl auch ein Portal, dass einen direkt nach Jharkendar führt. Aber das ist lange her. Heute geht es nur über den Pass.“
    „Soweit reichte ihr Einfluss?“
    „Die jharkendarische Kultur wurde nicht umsonst als Hochkultur bezeichnet. Sie war mächtig, kriegerisch und gelehrt. Manchmal perfekt in Balance, manchmal nicht. Doch sie war dem Rest der Insel und auch dem myrtanischen Reich, dass es damals noch gar nicht gab, voraus.“ Myxir schaute weiter nach vorne. „Wenn ich mich nicht irre, kommt bald die Abzweigung, wo man zum Kastell der Schwarzmagier abbiegen musste, oder?“ Ulbert nickte.
    „Das Kastell war hier? Hattest du nicht gesagt, dass es auf dem Festland war, bevor es nach Argaan kam?“, meinte sie zu Tinquilius.
    „Doch doch, aber davor war es hier und vor diesem Punkt im Minental, auch wenn ich nicht weiß, wo es da war.“
    „Und du warst ja auch schon drin, als es noch hier stand?“
    „Oh ja, oh ja. So manches Mal. Da habe ich meine Heilkünste gelernt.“
    „Bei einem Schwarzmagier?“
    „Warte, lass mich kurz meine Gedanken sammeln.“
    Und dann erzählte er den dreien von seinen Erlebnissen im Kastell, von der Heillehre aber auch dem Ball, von den Freundschaften die er gepflegt hatte. Und so kam es ihm auch viel kürzer vor, bis sie endlich wohl am Pass ankämen.

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    Tempel Jharkendars

    „Wir haben es fast geschafft“, kam es von Ulbert, der wieder einmal voranging und die Gruppe führte. Hinter ihm kam Askala, Tinquilius und Myxir bildeten gemeinsam den Schluss, hatten sich in der letzten Stunde viel über das Ritual und die Zutaten ausgetauscht. „Wenn wir die Weggabelung sehen, dann sind wir fast da.“
    Die kleine Reisegruppe war nun schon ein paar Tage unterwegs, hatte sich von Khorinis Stadt aufgemacht nach Jharkendar, hatte dabei kleinere Zwischenstopps bei der Klosterruine und der Taverne zur toten Harpyie gemacht und hatten gestern Abend vor dem Pass nach Jharkendar einen Halt gemacht. Zwar war es dort relativ ungefährlich, doch eingeschlossen zwischen hohen Gebirgsspitzen wollte niemand die Nacht verbringen. So waren sie dann erst heute Morgen wieder aufgebrochen und nun schon gut durch den Pass durchgekommen.
    „Gut, dann haben wir einen Plan“, meinte Myxir erfreut.
    „Schön. Wir müssen uns zwar anpassen an die Gegebenheiten, aber das haben wir ja miteingeplant, soweit dies halt planbar ist.“ Der Oberste Magier schaute sich um, ließ den Blick zwischen den Gebirgsmassiven hin und her schweifen. Er war so manches Mal hier durchgelaufen, hatte so manch eine Reise auf dieser Insel durchgeführt, und doch war es etwas anderes, an das er nun dachte. „Ich weiß noch als wäre es gestern, wie wir hier versucht haben den Pass zu verteidigen.“
    „Gegen die Orks meinst du, oder?“
    Der Oberste Magier nickte. „Ja. Zusammen mit den Söldnern Lees und einigen versprengten anderen Kämpfern haben wir versucht, die Orks und deren Verbündete aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Ihr wart dabei schon auf dem Weg zum Piratenlager, wenn ich mich nicht ganz täusche.“ Der alte Magier nickte. „Die ganze Aktion war überhastet und wir waren viel zu wenige, die Massen an Orks einfach zu viele, und doch konnten wir sie zumindest ein wenig aufhalten, lange genug, damit ihr anderen zum Piratenlager fliehen konntet.“
    „Wie die Orks es einfach geschafft hatten, uns hier zu überrennen, die ganze Insel zu überrennen. Unglaublich, oder? Heute sind sie zwar noch im Minental und auch verstreut auf dem Festland und Argaan, aber solch eine Aggression wie diese hier habe ich nicht mehr miterlebt. Zumal wir uns ja später sogar mit den Orks aus Lago verbündeten und gute Kontakte unterhielten.“ Der alte Magier schüttelte den Kopf. „Was alles im Namen der Götter und des Machtausbaus getan wird.“
    „Aber wir haben es überlebt, haben Varant erreicht und schau, was wir dort erschaffen haben. Al Shedim ist eine blühende Wüstenstadt, eine Perle der Adanoskultur. Das hätten wir hier von Jharkendar aus niemals geschafft, waren viel zu abgeschieden. Und ich denke, dass unsere Hilfe auf dem Festland genau richtig und wichtig war.“
    „So, da wären wir nun“, kam es von Ulbert, der an einer Weggabelung stehengeblieben war. „Links-oder rechtsherum?“
    Der Oberste Magier schaute in beide Richtungen. Während der rechte Weg relativ frei wirkte von Geröll, war der linke Weg zumindest an den Rändern eine Trümmerwüste. Hier hatten sie gekämpft, hier hatten sie den letzten Widerstand geleistet. „Lasst uns linksherum gehen. Dann kommen wir über den ehemaligen Kräutergarten hoch und vermeiden es, direkt in den Sumpf zu müssen.“
    Der Jäger nickte. „Also linksherum.“
    Sogleich setzte sich die Gruppe wieder in Bewegung und bog nach links ab. Links und rechts lagen einige Felsbrocken verteilt, an den Hängen der Felswände lagen die Überreste von Gerölllawinen. Tinquilius und andere hatten hier dafür gesorgt, dass die ankommenden Orks auf einen adäquaten Widerstand trafen, der sie zumindest kurz stocken ließ. Zwischen den Geröllmassen ragten einige Bäume hoch, Büsche wuchsen hier und da und der Weg, auf dem sie schritten, war auch stark zusammengeschrumpft und an vielen Stellen eine Wiese oder zumindest durch Gräser und Unkräuter kaum sichtbar. Als sie weiterschritten, sahen sie rechterhand nun einen kleinen Bach fließen, den er sofort wiedererkannte. Sie waren also fast da. Sie bogen noch einmal kurz links ab, mussten einen Felsvorsprung umgehen, dann führte sie ihr Weg nach rechts – sie ließen den nach links abgehenden Weg außer Acht – und sahen alsbald die erste Erhebung, die erste Stufe.
    „Die Tempelanlage Jharkendars, da ist sie“, meinte Tinquilius erleichtert.
    Sie schauten auf eine große, wild bewachsene Fläche, hinter der sich eine erste natürliche aber künstlich zurechtgeformte Stufe hervortat, auf der hohes Gras zu sehen war, welches durch einige Blumen, Kräuter und Büsche durchzogen war. Auf der linken Seite erhob sich in etwas Abstand eine hohe Felswand, die Spitze kaum ersichtlich von ihrem Standpunkt aus. Ein Flusslauf aber war erkennbar und zu hören, mehr als früher, und vor diesem nicht mehr die ordentliche angelegte Reihe an Bäumen, die den Fluss einst gesäumt hatte, sondern ein kleiner Wald. Zwar waren viele Bäume noch nicht alt, hatten aber schon eine stattliche Höhe erreicht und sorgten so dafür, dass die einst hell belichteten Wiesen nun im Schatten lagen.
    „Das ist die Tempelanlage?“, fragte Askala und schaute hinauf, wo man die Spitzen der Tempelgebäude erahnen konnte.
    „Der unterste Teil, ja“, meinte Myxir.
    „Das hier war einst eher trocken, scheint sich aber nun zu einer prächtigen Landschaft entwickelt zu haben. Dort, die erste Stufe, war die Schafswiese, darüber die nächste Stufe“, Tinquilius deutete auf die einige Meter hinter der ersten Stufe befindliche Felswand, „kam der Kräutergarten. Kommt, lasst uns weitergehen oder gibt es Einwände, Ulbert?“
    Der Jäger schüttelte den Kopf. „Nein. Wie ich schon meinte: die Tempelanlage scheint relativ frei von Tieren zu sein, zumindest scheinen sich keine eingenistet zu haben. Aber da vorne auf der Wiese könnten Scavanger sein, wir sollten also vorsichtig sein.“
    Gemächlich schritten sie also den total überwucherten Weg entlang, der sie hochführte an der ersten Stufe vorbei. Und tatsächlich, ganz am Ende dieser Stufe glaubte Tinquilius Scavangergeräusche zu hören. Die Tiere bemerkten die vier Wanderer aber nicht, die so problemlos zur zweiten Stufe kommen konnten, dem ehemaligen Kräutergarten. Davon war aber so gut wie nichts mehr zu sehen. Einzelne größere Büsche trugen Früchte und mehrjährige Heilkräuter wuchsen in Buschgrößen, ansonsten hatte sich die feine, dunkle Erde in einen Gras- und Moosteppich verwandelt. Dieser war aber kürzer,. Viel zu kurz für einen wilden Wuchs.
    „Sind das…?“, begann Askala zu fragen.
    „Ja, das sind Schafe“, meinte Tinquilius verdutzt. Gut ein halbes Dutzend Schafe sah der Oberste Magier auf der Wiese, sah sie grasen und faul herumliegen. „Das müssen die Nachkommen unsere Schafe sein, wobei ich dachte, dass wir sie mitgenommen hatten.“
    „Es könnten auch wilde Schafe sein, die von woanders eingewandert sind. Faszinierend“, kam es von Myxir.
    Während Askala und Myxir weiter die Schafe beobachteten, schritt Tinquilius zu Ulbert, der vor der kleinen Brücke stand bzw den Resten dieser. Es Einzelne Balken führten noch über den stark angewachsenen Bach, die meisten waren aber teilweise zerbrochen oder fehlten komplett. „Ein Sturm oder so muss sie weggefegt haben.“
    „Oder das Übertretende Wasser“, meinte Tinquilius sogleich. „Das Wasser war damals viel niedriger und weniger stark.“ Er schaute nach links zur Felswand, wo sich noch weiter oben ein See angestaut hatte. Er war wahrlich noch nicht riesig, aber doch viel größer als früher – und zu seinem Erstaunen kam das Wasser nicht mehr nur aus einer unterirdischen Quelle, sondern bahnte sich auch über einen feinen Wasserfall seinen Weg hier hinunter. Wasserfall war vielleicht das falsche Wort, zumindest assoziierte er damit etwas Größeres, Mächtigeres. Dennoch kam das Wasser von oben und war nicht nur ein kleines Rinnsal.
    „Wo kommt das denn her?“, fragte Myxir, der nun auch an die Brücke herangetreten war. „Ich dachte, das Wasser kommt unterirdisch hervor.“
    „Das dachte ich auch“, meinte Tinquilius. „Wir haben aber gerade erst eine andere Frage beziehungsweise ein anderes Problem: Was machen wir mit der Brücke? Die paar Balken links und rechts werden uns vermutlich nicht halten?“
    „Wir könnten eine temporäre Brücke aus Eis formen“, meinte der alte Magier.
    „Oder eine aus der Erde“, kam es von Askala, die nun auch bei ihnen stand. „Die könnte länger halten.“
    „Um aber eine Brücke zu erschaffen, die uns alle tragen könnte, ist viel Magie erforderlich und ich würde ungern so viel Magie einsetzen, wenn wir noch nicht im Tempel waren und die Magie dort sich an uns gewöhnt hat.“
    „Aber die Magie ist doch kein lebendiges Wesen, nicht in dem Sinne.“
    „Nein, natürlich nicht“, fuhr Myxir fort. „Aber wir wissen, dass die Magie hier in Jharkendar viel älter und mächtiger ist als sonst wo. Einmal erwachten die Steinwächter zum Leben und attackierten uns, das brauchen wir nicht noch einmal.“
    Die junge Magierin nickte, auch wenn sie nicht ganz überzeugt schien. Es war Ulbert, der als Erstes sprach. „Ich begebe mich vorsichtig hinüber und dann binde ich ein Seil dort vorne an eine der Säulen beim Treppenaufgang. Das andere Ende machen wir vorher schon hier fest.“ Er deutete auf einen Felsen, der direkt neben der Brücke aus dem Boden ragte und stabil wirkte. „Dann könnt ihr euch auch hinüberhangeln. Damit kommen wir zumindest schon einmal hinüber. Langfristigere Lösungen können wir danach besprechen.“
    Gesagt, getan. Ulberts Pragmatismus überzeugte nicht nur theoretisch, sondern funktionierte auch. Nachdem er es nach einigen Mühen hinüber geschafft und das Seil befestigt hatte, konnten die anderen drei sich auch daran festhaltend über die verbliebenen Balken bewegen. Das Wasser darunter war nicht tief, der Strom aber mittlerweile doch so stark, dass keiner von ihnen hineingeraten wollte. Auf der anderen Seite angekommen, bedankten sich alle drei beim Jäger, dann schritten sie gemächlich die Steinstufen hinauf – und erblickten dann endlich die volle Pracht der Tempelanlage: linkerhand erhob sich der mächtige Fels, vor dem eine erhöhte Plattform lag, die durch mehr oder minder intakte und zusammengefallene Säulen gerahmt wurde. Myxir und Tinquilius erklärten sogleich, dass im Gebirge der Innere Tempel war, dessen unterirdische Gänge nie ganz erforscht worden waren. Hinter der kleinen erhobenen Platz sah man ein größeres Gebäude an den Felsen und in diesen hinein gehauen. Die Bibliothek, in der sich heute noch unheimlich viele Wissensschätze befanden. Während man dahinter noch mehrere kleine Dächer erblicken konnte, die sich aber auf der anderen Seite auf einem tiefergelegenen Plateau befanden, schwenkte ihr Blick nach rechts über den Platz, das Pentagramm und den wilden Bewuchs der schönen Kleingärten hin zum Hochtempel. Auch dieser war in den Felsen gehauen, aber bereits ein riesiges Gebäude, das mehrere Stufen, Säulen und dergleichen besaß. Tinquilius hörte, wie Askala der Atem stockte.
    „Schön, nicht wahr?“
    „Ich hätte nicht gedacht, dass er so schön sein könnte“, kam es nach einem langen Moment des sprachlosen Schweigens.
    „Nun nun“, meinte Myxir sogleich. „Lasst uns kurz auskundschaften, ob hier draußen alles sicher ist, dann sollten wir in den Hohen Tempel und danach in die Bibliothek. Wenn dort alles gesichert ist, können wir uns dem inneren Tempel widmen, da habe ich die meisten Befürchtungen vor. Aber wenn es da auch ruhig ist, können wir unsere Pläne besprechen.“

    Und obwohl sie alle zustimmten, konnten Tinquilius und Askala nicht umhin, noch einen Moment die Szenerie auf sich wirken zu lassen.
    Ist es toll wieder hier zu sein. Oh Adanos, ein Wunder.
    Geändert von Tinquilius (14.04.2020 um 17:11 Uhr)

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    Tempel Jharkendars

    Ruhig und gelassen trat der Oberste Magier aus dem kleinen Refugium, in dem früher Weihen und generell Beförderungen abgehalten worden waren. Weder hier noch in den anderen Schlafräumen hatten sie irgendetwas bemerkt. Türen waren zerfallen, gerade die Holztüren, die sie mancherorts eingesetzt hatten, als sie damals hierhin gezogen waren, Betten und Truhen, andere Gegenstände verrottet, zusammengebrochen, zerhackt, verbrannt, verstaubt und teils auch mit Moosen bewachsen. Dafür aber, dass der Tempel wohl so lange schon leer stand wie auch die Klosterruine Innos‘, war der Tempel in einem außergewöhnlich guten Zustand. Wir hatten die Ruinen ja auch bemerkenswert gut erhalten vorgefunden vor ach so vielen Jahren. Wieso sollte es nun also anders aussehen? Man sah den Gebäuden von außen aber auch von innen dennoch an, dass die Orkmassen hier gewütet hatten. Viele der Zerstörungen waren nicht natürlicher Art, sondern willkürlich geschehen. Ein Trauerspiel, aber es hätte schlimmer sein können, ganz klar. Vor allem sind die magisch versiegelten Räume noch weiter sicher. Die größten Schätze, die wir nicht mitnehmen konnten, also weiter sicher. Lassen wir sie da auch ruhen, würde ich meinen.
    Er schritt weiter den Gang entlang und dann zu dem Raum, in dem er einst geschlafen hatte. Die Tür war noch intakt, als er aber an ihr zog, quietschte sie und gab nur allmählich nach. Als sie weit genug au war, trat er hinein – und war sogleich erschlagen von nostalgischen Gefühlen, von Erinnerungen, die gleich zu ihm kamen. Damals war er noch nicht der Oberste Magier, hatte ein einfacheres Leben gelebt, eines mit viel weniger Verantwortung. Das spiegelte sein Zimmer nur bedingt wieder, da er auch heute in simplen Verhältnissen wohnte. Einfache Tische und Stühle zum Arbeiten, ein einfaches Bett und ein paar Truhe, die hier auch alle genauso leer waren wie die Regalbretter an den Wänden oder auf dem Boden. Die Bücher standen nun zum Teil in Al Shedim, zum Teil in Stewark, genauso wie seine Laborutensilien. Viel verändert hatte sich sein Lebensstil nicht, doch seine Aufgaben waren gewachsen. Und so erinnerte er sich gerade gerne an die Zeiten zurück, in denen er einfach seinen Forschungen nachgehen konnte, in denen er den Heilungsskill erlernt hatte, in denen er kurzerhand hierhin und dann dorthin aufgebrochen war. Zeiten, in denen er einfach stunden- und tagelang in der Heilkammer hatte verbringen können, ohne dass er woanders vermisst wurde. Aber dafür kann ich dafür sorgen, dass der Kreis des Wassers sich in die Richtung entwickelt, die ich für am besten halte. Ich kann mehr Menschen helfen, auch wenn das Individuelle manchmal verlorengeht.
    „Tinquilius, bist du fertig?“ Askala fragte, als sie vorsichtig den Kopf in seine Kammer steckte. „Oh, schön … spartanisch. Deine Schlafkammer?“
    Der Oberste Magier grinste. „Ja, meine Kammer. Damals zumindest. Jetzt ist sie genauso verfallen wie der Rest hier. Wir können also los.“
    So verließen die beiden schnall wieder den Hohen Tempel, der ruhig und unbekümmert aber mit einigen Beschädigungen hier oder da hoch über das Plateau ragte. Myxir und Ulbert standen auf dem Platz vor dem Hohen Tempel. „So, nichts gefunden. Ihr?“
    Der alte Magier schüttelte den Kopf. „Nein, auch nichts. Und weißt du, was ich auch nicht gefunden, also gespürt habe?“
    Nun war es an Tinquilius zu reagieren. „Die Magie. Ich weiß, es ist eigenartig still.“
    Askala schaute zwischen den beiden Magiern hin und her. „Sollten wir sie spüren?“
    „Zumindest sollten wir beide, die hier lange gewohnt haben diese spüren. Die Magie Jharkendars ist wenige subtil als die in Al Shedim oder sonst wo, meist eher an der Oberfläche. Hier aber erscheint sie mir…“, er brach ab.
    „Unterdrückt würde ich sagen, denke ich. Als würde etwas sie zurückhalten.“
    Tinquilius nickte. „Ganz genau. Die Tempelanlage hat ihre Aura nicht verloren, sie scheint mir aber versteckt und das ist komisch. Auch das Pentagramm wirkt farbloser als sonst.“
    „Vielleicht ist es einfach nur ohne Magie oder beschädigt? Vielleicht auch zerstört?“
    Der Oberste Magier schüttelte den Kopf. „Komm mal mit.“
    Sie schritten gemeinsam hinüber zum Pentagramm und der Oberste Magier deutete auf das komplett intakte Pentagramm, wobei drumherum die Steine nicht mehr so frisch aussahen, teilweise abgesplitterte Ecken besaßen oder ganz fehlten. „Siehst du die feinen Linien magischen Erzes, die das Pentagramm durchziehen?“ Als Askala nickte, fuhr er fort: „Was fällt dir auf?“ Tinquilius hatte seine typische Lehrerstimme genutzt.
    „Hmm.“ Askala bückte sich und berührte den Stein des Pentagramms, dann das darin eingelassene magische Erz. „Es ist schon einmal nicht nur magisches Erz. Mir scheint da auch eine kristalline Form drin zu stecken.“
    Der Oberste Magier nickte. „Das gleiche Material, was auch für Fokussteine genutzt wird.“
    Askala schaute auf und fuhr dann weiter über das Pentagramm mit ihrer Hand. „Fokussteine sind bekannt dafür, Magie indefinit innehalten zu können. Magisches Erz speichert zwar auch Magie, aber nicht so lange und gut.“
    Erneut nickte Tinquilius. „Wenn du nun genauer hinschaust, dir mal wirklich die Linien detailliert anschaust, was bemerkst du?“
    Die junge Magierin, die erst vor kurzem in den Rang einer Hohen Wassermagierin erhoben worden war, tat genau das, was er ihr gesagt hatte. Sie kniete sich noch näher hin, schaute die Linien genau an. „Nichts.“
    Nun kniete auch er sich hin und fuhr mit seiner Hand über das Pentagramm, blieb an einer der Linien stehen. „Schließ einmal deine Augen und konzentriere dich auf deine Magie.“ Askala rollte zwar kurz mit den Augen, tat es dann aber sogleich. Er wartete einen Moment, bevor er wieder zu ihr sprach. „Spürst du das leise Pochen, den verzweifelten Versuch freizukommen?“ Die junge Magierin blieb noch einen Moment ganz still und behielt die Augen geschlossen, dann nickte sie langsam. „Auch wenn die Magie hier nicht mehr so aktiv sein sollte wie zu den Zeiten, als der Kreis des Wassers hier lebte, so sollte die Magie Jharkendars doch weiter da sein. Wir haben sie nicht weggeschlossen. Wir haben viel getan, damit das Gröbste geschützt ist, haben auch versucht den Orks und ihren Verbündeten möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, doch wir haben die Magie nicht weggeschlossen. Das hätten wir auch nicht mal eben schaffen können, selbst durch den Einsatz der Fokussteine.“ Er schüttelte den Kopf, während er aufstand. „Irgendetwas unterdrückt die Magie und ich glaube, dass es das ist, was auch dafür sorgt, dass sich hier keine Tiere einnisten, dass wir bislang unbehelligt blieben.“
    Myxir war an sie herangetreten. „Das wäre zumindest logisch.“
    Askala öffnete wieder ihre Augen und stand ebenfalls langsam auf. „Und ihr geht beide gewiss davon aus, dass es aus dem Inneren Tempel kommt?“ Beide nickten sie fast gleichzeitig. „Wieso?“
    „Weil der Innere Tempel schon immer ein Mysterium war, zumindest für uns. Wir haben einige Räume genutzt, hatten dort eine Heilkammer und mehrere Labore und Arbeitsräume, hatten dort unsere Lager und auch bereits viele der umliegenden Gänge und Räume erkundet, doch das Tunnelsystem scheint gigantisch zu sein und wir wissen bis heute nicht wieso. War die Bevölkerung so groß? Aber haben sie hier wirklich gelebt und nicht in den umliegenden Regionen, den verschiedenen Herrenhäusern und mehr in Richtung Strand? Bis heute wissen wir es nicht. Was wir aber wissen, ist die Tatsache, dass sich in den Tunneln Magie befindet, viel klarer und direkter als hier.“ Tinquilius schaute zu Myxir, ob er etwas anzufügen hatte. Als dieser nichts sagte, sondern nur nickte, fuhr der Oberste Magier fort: „Deshalb würde ich vorschlagen, dass wir zunächst die Bibliothek aufsuchen und dort auch nach den Historien Jharkendars schauen. Vielleicht finden wir darin ja Aufzeichnungen ähnlicher Geschehnisse bevor wir uns in den Inneren Tempel begeben. Ich würde ungern direkt in die Arme des Problems laufen.“
    Während Myxir und Askala nickten, schaute Ulbert neutral. „Während ihr hineingeht, werde ich mir einmal die Unterkünfte auf der rechten Seite hier anschauen. Dann bliebe nur der Innere Tempel.“
    Die drei Magier stimmten dem zu. Und so schritten sie hinüber zur Bibliothek. Ulbert bog nach rechts ab, die Treppen hinunter zu den unteren Stufen der Ostseite der Tempelanlage. Die anderen drei hingegen gingen die Stufen zum Eingang der Bibliothek hoch. Tinquilius war der Erste an der Tür, die aus den Angeln gerissen war und nur noch halb hing. Er hatte echt gehofft, dass sie noch intakt war, so war es nämlich nun möglich, dass es innen drin genauso schlimm aussah wie im Tempel. Er zog die Reste der Tür beiseite und trat dann vorsichtig ein. Zunächst kam ihm ein bekannter und gefürchteter Geruch entgegen: feuchter Muff. Während er eine Lichtkugel erschuf, die alles um ihn herum in gleißendes Licht hüllte, traten Askala und Myxir ebenfalls ein. Die meisten Regale im Eingang der Bibliothek waren umgefallen, Bücher lagen verstreut auf den Boden. Manche waren nur heruntergefallen, andere eindeutig zerrissen, wieder andere zerhackt. Tinquilius‘ Herz blutete, als er ein Buch über die einfache Magiekunst Adanos‘ aufhob, welches komplett zerfleddert war. Zudem waren die Seiten nicht nur staubig, sondern waren in einem solch schlechten Zustand, dass sie in Stücken aus dem geteilten Buch fielen. Ein Trauerspiel, mit dem der Oberste Magier nicht gerechnet hatte. Die wichtigsten Bücher aber, das wusste er, waren versteckt oder mitgenommen worden. Eigentlich dachte er sogar, dass sie alle mitgenommen hatten, aber dafür war vermutlich nicht genug Platz gewesen.
    „Sie haben hier wirklich gewütet. Was haben sie wohl gesucht?“, kam es von Myxir.
    Tinquilius schritt weiter hinein. Er ging vorbei an umgefallenen Regalen, zertrümmerten Tischen und Stühlen, manche möglicherweise auch einfach nur aufgrund der schwül-warmen Witterungsbedingungen Jharkendars zerfallen, in den hinteren Teil der Bibliothek. Hier standen die meisten Regale noch, auch viele der Bücher waren noch an ihren Plätzen.
    „Anscheinend war es nur Zerstörungswut. Hier steht noch alles.“ Er schaute auf einen intakten Tisch in der Nähe eines Regals und sah, dass dort ein paar Bücher fein säuberlich gestapelt lagen, so als wäre jemand in der Zwischenzeit hier gewesen. „Anscheinend waren nach den Orks andere hier. Weißt du von einer Expedition?“ Der alte Magier neben ihm schüttelte den Kopf. „Magiebücher, Geschichtsbücher über Jharkendar. Interessante Lektüre.“ Er öffnete vorsichtig eines der Bücher. Auch dieses war in keinem außerordentlich guten Zustand, aber es war noch intakt und brauchbar. Bevor es aber intensiver genutzt werden könnte, müsste man es wohl abschreiben oder zumindest vorher ordentlich restaurieren. „Hier hinten scheinen die Orks nicht gewütet zu haben und die Einflüsse der Witterung kamen nicht so bis hierhin. Die Bücher sind noch lesbar.“
    Der alte Magier trat an ihm vorbei. „Und die Historien?“
    Tinquilius nickte nur wissend und die beiden gingen weiter nach hinten in die Bibliothek, dicht gefolgt von Askala. Als sie in einem Gang ankamen, bedeutete der Oberste Magier den beiden, einen Schritt nach hinten zu machen und ihn kurz arbeiten zu lassen. Er trat an eine kahle Wand und schloss kurz die Augen. Er spürte sogleich die hinter der Wand arbeitende Magie. Er trat ein Stückchen zurück und sammelte ein par Wassertropfen in seiner Hand. Diese formten alsbald schon den Zauber, der einst als Wasserfaust eine eigene Rune bildete. Kurz wartete er noch, dann ließ er die Wasserfaust auf die Wand spritzen – und diese löste sich auf. Sie gab eine Tür frei, auf der das Zeichen der Wasserfaustrune prangte. Er trat aber heran und zog aus seiner Tasche einen Schlüssel, den er aus Al Shedim mitgenommen hatte,
    „Und der soll passen?“, fragte Askala genau dann, als es Klick machte und die Tür nach innen fiel. „Wow.“
    „Ich habe diesen Raum damals bei unserer Flucht versiegelt, ich hatte dementsprechend einen der passenden Schlüssel, der Rat aber noch einige mehr zur Sicherheit.“ Die drei traten ein in einen staubigen Raum, der abgestanden roch. An den Wänden waren leere Regale angebracht. „Myxir weiß schon, was hier passiert, ich möchte aber nur kurz betonen, dass es nicht allgemein bekannt ist und weiter so bleiben sollte.“ Askala nickte eifrig aber skeptisch. „Gut.“ Erneut formten sich Wassertropfen in seiner Hand, dieses Mal aber flogen sie in alle Regale und trafen auf etwas, was sich darin befand, was sie aber noch nicht sehen konnten. Die Magie, die sich in den kleinen Wassertropfen befand, reichte aber aus, dass plötzlich überall dicke Bände aufschimmerten, zunächst noch halbdurchsichtig blieben und sich dann wieder ganz verfestigten. Er hörte Askala überrascht einatmen. Er schritt an eines der Regale und zog einen dicken Band hervor. Mehrere Dutzend Bücher standen hier, der gesamte Raum voll. Mit dem Buch in der Hand trat er zu den anderen beiden und wischte kurz über ihren Deckel, dann öffnete er es auf die erste Seite: „Ich präsentiere euch die Historien Jhakendars, die wichtigste Sammlung des Wissens aus Jharkendar, vielfach noch aus der Zeit dieser uralten Adanos-Kultur und eine der größten Wissenssammlungen der Adanosdiener auf dieser Welt.“
    Zufrieden lächelte Myxir und fuhr mit seinen Händen über die Buchrücken, während Askala noch einen ganzen Moment überrascht wirkte, sich erst nach einer Weile einzukriegen schien und dann den Blick durch den Raum schweifen ließ. „Und die standen die ganze Zeit hier?“
    „Seit über zwölf Jahren, ja. Wir hatten immer vor wieder hierhin zu kommen, entweder um die Tempelanlage wieder zu bewohnen oder aber um zumindest die Historien zu holen, doch wir kamen nie dazu. Und im Laufe der Jahre wurde uns klar, dass Al Shedim nicht sicherer war und nachdem dann viele von uns nach Argaan zogen, war die weitere Existenz der Wüstenstadt unsicher. Setarrif hingegen war ein Pulverfass, was sich schon daran zeigt, dass der Kreis des Wassers bereits zweimal umziehen musste. Und es gab auch dort, genauso wie in Al Shedim, viele wichtige und alte Wissenssammlungen. Nicht so sortiert wie hier, aber mindestens genauso voll und informativ im Großen und Ganzen. Dadurch sank der Nutzen für die Werke. Außerdem hatte ich zwischendrin jemanden hier hinüber geschickt, der mir Abschriften von ein paar wichtigen Dingen brachte.“ Nun schaute Myxir ebenso überrascht wie Askala. „Domi. Er ist ein guter Schreiber und ich vertraue ihm vollends. Ich bat ihn aber, alles wieder so zurückzulassen als wäre er nie hier gewesen.“
    „Also ließ er die Bücher draußen liegen?“, fragte Askala.
    Tinquilius schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Das passt nicht zu ihm. Er arbeitet nun schon viele Jahre für mich, ich vertraue ihm blindlings.“
    „Das mal beiseite lassend: wir sollen in all den Büchern hier etwas zu den Geschehnissen finden, die hier gerade stattfinde? Das ist ein Scherz, oder?“
    Nun war es an Myxir ans Ende des letzten nur noch halbvollen Regales zu treten und eines der Bücher herauszuholen, das in schwarz eingekleidet war. „Wir haben zwar nicht alle hier drin verstanden und keiner kennt alles, aber es gab von Anfang an fleißige Schreiber, die Indexe führten. Sie sind nicht perfekt, verteilt über diese fünf Bücher, aber das macht es schon leichter.“
    Die junge Frau schaute zwischen den beiden hin und her, dann seufzte sie resignierend. „Nun gut. Gib mir mal eines davon.“
    Myxir grinste und reichte ihr das Buch, dann gab er Tinquilius eines und nahm sich selbst auch eines. Alle drei setzten sich an die freien Tische und schlugen die Bücher auf. Sogleich trat der altbekannte Geruch der alten Werke in seine Nase und er verspürte ein wohliges Gefühl.
    Zurück in Jharkendar. Endlich, nach all den Jahren.

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    Tempel Jharkendars

    Bis spät in die Nacht hatten die drei Mitglieder des Kreises des Wassers in dem kleinen Raum der Bibliothek verbracht, in dem sich die Historien Jharkendars, die wohl größte Wissenssammlung auf Khorinis und eine der größten Sammlungen zur Adanoskultur überhaupt, befand. Sie hatten Indexe gewälzt, immer wieder in verschiedene Bände der eigentlichen Historien geschaut, meist dann genervt, verzweifelt oder einfach nur gelangweilt geseufzt, als sie das jeweilige Buch wieder zurück ins Regal gesteckt hatten. Auch wenn das, was da mit der Magie passierte, keinesfalls ein historisches Ereignis war, so hoffte vor allem Tinquilius darauf, dass es ein Ereignis war, was sich aus den Historien ableiten ließ. Es war die Art und Weise wie die Magie unterdrückt wurde, wie sie sich fast schon versteckt hielt, die ihn dazu verleitete anzunehmen, dass es etwas war, was schon einmal aufgetreten war. Ob es dann die gleiche Ursache war, das mussten sie schauen. Selbst wenn sie es nicht war, so konnten sie die neue Ursache möglicherweise leichter finden, wenn sie wussten, wo es früher schon einmal gehakt hatte.
    Nun am nächsten Morgen saß der Oberste Magier wieder in der Bibliothek. Auch Myxir war wieder dazugekommen, Askala hingegen hatte sich entschlossen zusammen mit Ulbert ein wenig die Gegend zu erkundigen und für frisches Essen zu sorgen. Die junge Magierin hatte gewiss viele Vorzüge, war eine wirklich tolle Frau, doch Geduld bei Buchrecherchen war nicht eine dieser Stärken. Sie hatte so oft gestöhnt und geseufzt, dass Myxir ihr zwischendurch sogar angeboten hatte, einfach zu gehen. Sie hatte dies natürlich abgelehnt und war dabei geblieben, aber heute Morgen hatte sie sich dann doch umentschieden. Sie wird wahrlich eine gute Magielehrmeisterin, die ihre Schülerinnen und Schüler ordentlich auf Trab halten wird, aber eine Buchgelehrte, Nein, das wird sie nicht mehr. Muss sie ja auch nicht.
    Der Oberste Magier war gerade bei einem Teil angekommen in einem der Historien zum dritten Zyklus – oder der dritten Inkarnation – der jharkendarischen Priesterkaste. Viele der Schriften aus der Zeit waren in einer speziellen Schrift geschrieben, kamen oft sogar aus einer einzigen Feder oder zumindest einer einzigen Schreiberschule. Die obskure Schrift machte es schwer, den Text zu verstehen. Nach einigem hin- und herblättern aber erkannte er, dass auch hier nichts Wichtiges oder Relevantes stand und stellte das Buch zurück. Dann schaute er zurück in den Index und las die nächsten Einträge dort. Er hatte das Gefühl, dass das, was hier geschah, ihm bekannt vorkam. Nicht so, als hätte ich es schon durchlebt, Nein, das nun wirklich nicht. Eher so als hätte ich davon schon einmal etwas gelesen vor langer Zeit. Ich kann nur nicht mehr sagen wann und wo. Hier in den Historien vermutlich, möglicherweise aber auch auf Argaan in einem der alten Werke über die jharkendarische Kultur, oder natürlich in Al Shedim, als ich alles von dort über Jharkendar durchgearbeitet habe. Das hilft mir nun alles nur nicht weiter, ich kann nur hoffen, dass wir hier etwas finden.
    Myxir räusperte sich. „Tinquilius, magst du einmal hier herüberkommen und mir sagen, dass ich mich verlesen habe?“
    Der Oberste Magier stand sogleich auf und schritt hinüber, dann las er die Stelle, auf die der ältere Magier deutete. „Und es begab sich, dass Khaludron, Priester erster Klasse, verärgert über den Rat den Inneren Tempel schloss und die restliche Tempelanlage von seiner Magie abschottete.“ Der Oberste Magier stand wieder gerade auf und schaute Myxir eindringlich an. „Das scheint mir sehr relevant zu sein. Könnte es etwas damit zu tun haben, dass wir im Inneren Tempel ein paar Räume magisch verschlossen haben?“
    „Entweder das oder aber der Geist Khaludrons ist auferstanden und hat dafür gesorgt.“
    „Oder etwas anderes hat etwas Ähnliches vollbracht. Auf jeden Fall klingt das schon einmal nach etwas Hilfreichem. Ich wurde aber noch weiterschauen, bevor ich mich darauf einschieße.“
    Myxir lachte. „Wieso habe ich mir das gedacht?“
    Tinquilius schritt wieder zu seinem Tisch und wälzte in dem Index, der vor ihm lag. Khaludron, irgendwoher kenne ich den Namen.

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    Tempel Jharkendars

    Den lieben langen Tag hatten Myxir und Tinquilius in der Bibliothek der Tempelanlage verbracht, hatten Indexe gewälzt, in die Historien geschaut und dabei immer wieder Kleinigkeiten hier und da gefunden, die für die heutigen Magieprobleme verantwortlich sein könnten oder die zumindest einen Hinweis geben konnten, wo sie nach dem aktuellen Problem suchen konnten. Nach dem anfänglichen Fund zum Priester Khaludron, den der Oberste Magier noch einige weitere Male verzeichnet fand, kamen Funde zu einer Seuche dazu, die ein Viertel der Bevölkerung dahingerafft hatte, interessante Aspekte zu einem Portal, welches Jharkendar und Khorinis wohl einst verband, als der Pass noch nicht offen war, dazu noch ein Meteoritenschauer, der das Gefüge der Magie erheblich gestört hatte, und ein ungewöhnlich kalter und vor allem auch langer Winter, der anscheinend durch ein fehlgeschlagenes Experiment ausgelöst worden und nicht rückgängig gemacht werden konnte. Natürlich fanden sich auch weitere Informationen zu Konflikten innerhalb oder zwischen den Kasten, die öfter als man denken würde Einfluss auf die Magie der Tempelanlage hatte. Alles in allem also eine lange Liste.
    „Ich hatte gehofft, wir könnten eine gemeinsame Ursache finden, einen gemeinsamen Übeltäter oder aber es doch nur auf ein Ereignis zurückführen“, meinte Tinquilius nun am nächsten Morgen, als er zusammen mit Myxir und Askala, die erfolgreich von der Jagd zurückgekehrt war, über der Liste stand, die die beiden Magier herausgearbeitet hatten. „So macht dies ja keinen wirklichen Sinn.“
    Auch Myxir wirkte wenig erfreut über die Liste. „Diese vier Punkte betreffen soziale Konflikte, diese zwei magische Aspekte, diese anderen drei Naturkatastrophen oder Naturereignisse. Viele haben direkt mit der Tempelanlage zu tun, andere Punkte wiederum nicht. Es gibt definitiv kein Muster.“
    Der Oberste Magier rieb sich nachdenklich über das Kinn, dann fuhr er sich genervt durch die Haare und drehte sich weg. „So viele Stunden Arbeit und wir können nichts vorweisen? Verdammt. Dann müssen wir doch in den Inneren Tempel ohne eine Ahnung zu haben, was nun falsch ist.“ Er schritt genervt davon und starrte auf die Historien vor ihm.
    „Wartet mal“, meinte Askala plötzlich. „Es gab so viele Konflikte, die zu magischen Problemen führten?“
    „Ja, das nützt uns aber auch nichts“, sprach der Oberste Magier, „da sie alle unterschiedliche Gründe hatten. Und die Jharkendarianer gibt es auch nicht mehr.“
    „Du missverstehst mich. Ja, es gab die zwischenmenschlichen Konflikte, die unterschiedliche Gründe hatten, und dann diese anderen Ereignisse und Unfälle, die ebenfalls die Magie der Tempelanlage beeinflussten.“
    „Ja, aber…“
    „Ich denke, wir sollten Askala mal ausreden lassen“, kam es sogleich beschwichtigend von Myxir. Tinquilius schweig daraufhin, drehte sich aber wieder den anderen beiden zu.
    „Ihr sagt beide, dass sie keine gemeinsamen Ursachen haben. Und das stimmt an sich so, weil ihr einen wichtigen Faktor außen vor lasst: Adanos.“ Die beiden älteren Magier schauten sie verdutzt an. „Ihr habt mir beide erklärt, dass die Tempelanlage, ja die gesamte Kultur Jharkendars sehr magisch war, weshalb auch heute die verschiedenen Herrenhäuser, Paläste und Tempel, besonders die große Tempelanlage hier, viel magischer sind als die meisten anderen Orte alter Kulturen.“ Beide nickten sie. „Und wenn ich mich recht entsinne war es adanos, der die große Flut schickte und das Volk Jharkendars auslöschte?“
    Nun dämmerte es Tinquilius und er trat wieder an den Tisch heran und schaute auf die Liste. „Adanos hat, was er seinen Brüdern verboten hat, direkten Einfluss genommen. Es war zwar wohl eine Reaktion auf die Taten Beliars, aber nichtsdestotrotz hat er eingegriffen.“
    Nun nickte Askala und fuhr fort: „All die Ereignisse hier sind Konflikte, die das natürliche Gleichgewicht der Kultur und des Landes Jharkendars in Gefahr gebracht haben, und viele der Ereignisse scheinen mir auch Ursprung bei den Bewohnern Jharkendars zu haben, sieht man mal vom Meteorschauer ab. Aber da sind die Informationen auch gering, wenn ich das deinen Notizen recht entnehme.“
    Tinquilius grinste, seine Laune schlagartig gehoben. Myxir war auch wieder an die Liste herangetreten. „Und wer sagt uns, dass Adanos‘ den Menschen nicht ihre Magie nahm oder sie so weit schwächte, dass sie sich besinnen und zu einem echten Glauben zurückkehren mussten?“
    „Und vielleicht sind es auch nicht notwendigerweise die Ereignisse, die dazu führten, dass Adanos eingriff, sondern die Reaktion der Menschen darauf.“ Tinquilius nahm eine Feder zur Hand und tunkte sie in das Tintenfass, dann machte er einige Notizen an den Stellen, die er herausgefunden hatte. „Sowohl beim Meteorschauer als auch der Seuche gab es große Panik und viele Verletzte und Tote deshalb. Die Stadt scheint gar zwischendurch verwaist gewesen zu sein. Und hier, beim fehlgeschlagenen Experiment, der zum Winter führte, gab es eine lange Debatte, ob man überhaupt etwas tun sollte und als man dann etwas tat, wirkte es so, als wäre es eher halbherzig.“
    Myxir nahm nun die Feder und schrieb auch Informationen auf. „Und bei all den Kasten-Konflikten scheint es mir so, dass der Konflikt zu vielen Toten führte, zu vielen Machtkämpfen. Und alle Konflikte weiteren sich auf alle oder zumindest mehrere Kasten aus.“
    „Stimmt. Ich habe noch von vielen mehr gelesen, wo es innerhalb einer Kaste Probleme gab. Da gab es nie solche magischen Fluktuationen.“ Er schaute lächelnd zu Askala auf und drückte sie dann fest. Als er merkte, was er da tat, löste er sich wieder. „Du hast es herausgefunden. Wir waren blind.“
    „Nun“, meinte sie verlegend grinsend. „Ihr habt ja aber auch schon quadratische Augen vom vielen Lesen. Ich konnte einen klaren Kopf bekommen an der frischen Luft. Was aber nun? Wir haben die Ursache herausgefunden, was können wir aber ausrichten, wenn es Adanos ist, der die Magie unterdrückt?“
    „Wir müssen zunächst die Ursache für die Verärgerung Adanos‘ finden und dann ein passendes Ritual finden, welches ihn beschwichtigt. Und da wir alle wissen, dass Adanos nicht nachtragend ist, eigentlich auch nicht rachsüchtig und zornig ist, sollte dieses durchaus in unserer Macht stehen.“
    „Aber welche Ursache sollte es denn jetzt haben?“
    Myxir und Tinquilius schauten sich eindringlich an. Beide dachten wohl daran, dass es nur ein größeres Ereignis gegeben hatte in den letzten Jahren, welches Adanos verärgert haben könnte. Sie wussten nur noch nicht genau wieso. „Wir sollten den Inneren Tempel überprüfen“, meinte Myxir. „Ich habe so ein ungutes Gefühl, dass wir da eine Ursache finden werden.“
    Sogleich war der Plan beschlossen und die drei schritten aus der Bibliothek hinaus, nachdem sie alles wieder aufgeräumt hatten. Vor dem Gebäude erblickten sie Ulbert, dem sie auch kurz mitteilten, was sie vorhatten, dann gingen sie alle zielgerichtet auf den Inneren Tempel zu.
    Oh Adanos, was haben wir bloß getan?


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    Tempel Jharkendars

    Tinquilius hatte zwar noch im Kopf, dass der Innere Tempel riesig war, dass sie niemals alle Gänge durchsucht und somit keine Ahnung hatten, wie groß der Tempel wirklich war, doch etwas zu wissen und dann noch einmal selbst zu erleben war etwas ganz anderes. Einige Stunden hatten sie nun schon hier verbracht, waren von den nahen Räumen direkt am Eingang des Tempels immer tiefer in den Tempel eingedrungen. Eine unheimliche Stille herrschte hier, ein Gefühl der totalen Einsamkeit, besonders aufgrund der fehlenden Umgebungsmagie, die normalerweise allgegenwärtig war. Die Luft war stickig, trocken und abgestanden, sobald sie auch nur einige Meter hineingegangen waren – etwas, was es zu Zeiten des Bundes des Wassers nicht so gegeben hatte. Steine waren aus Wänden gebrochen, Türen, Tische, Regale, Schränke, alle Gegenstände aus Holz und Materialien, die zerstört werden konnten, waren auch zerstört worden. Während sich der Schaden der Verwüstung im Hohen Tempel noch einigermaßen in Grenzen gehalten hatte, war die Zerstörungswut der marodierenden Orks hier eindeutig.
    „Schau mal hier“, meinte Askala und deutete auf eine Tür, die noch intakt war und hinter der sich, soweit er sich recht erinnerte, ein Labor befand, in dem normalerweise ein paar Alchimisten gearbeitet hatten. „Komisch, oder?“
    Der Oberste Magier nickte und trat näher an die Tür. Er hielt seine Hand auf diese und schloss kurz seine Augen, um mit seinen magischen Fühlern Überbleibsel von Magie oder gar aktive Magie festzustellen. Nichts. Er öffnete seine Augen wieder und schaute zu Askala – Myxir und Ulbert waren in einem Parallelgang. Dann wandte er sich wieder der Tür zu und drückte die Klinke hinunter. Langsam schwang die Tür nach innen. Kein Licht war zu erkennen, kein Geräusch drang heraus, dafür aber eine abgestandene Luft, die noch schlimmer war als im restlichen Tempel. Vorsichtig ließ er seine Lichtkugel hineinschweben und blieb erschrocken stehen: Hatte er geglaubt, dass das Schlimmste die Zerstörungen waren, so wurde ihm nun klar, dass er sich getäuscht hatte. In dem Labor lagen in Reihe mumifizierte und skelettierte Körper, so als hätte sie jemand zusammengetragen. Opfer des letzten Widerstands, solche, die es nicht mehr zur Piratenbucht geschafft hatten. Es waren einige, mehr als Tinquilius gedacht hatte, schließlich war auch er einer der letzten Verteidiger am Pass gewesen und hatte gedacht, dass der Großteil es heil auf das Festland geschafft hatte. Langsam ging er mehr hinein, näherte sich den Leichnamen, als er Askalas erschrockenes Aufatmen hörte. Er hielt seinen Blick aber auf die Körper, zählte. Ein Dutzend, zwei Dutzend. Zu viele.
    Was mich wundert ist, wieso wir nur hier Leichname gefunden haben? Wieso nicht auf dem Tempelplatz, wieso nicht im Hohen Tempel? Wurden die Körper von dort auch hierher geschafft? Wieso das? Wieso nicht draußen begraben? Und wer hat sich die ganze Arbeit gemacht, dazu auch noch eine Tür wieder hergestellt, um den Raum abzuschließen? Und wieso hier und nicht in einem der Tempelräume? Fragen über Fragen, auf die wir einfach keine Antwort haben. Und das gefällt mir gar nicht. Irgendetwas stimmt hier nicht, irgendetwas übersehen wir. Nur was?
    „Mitglieder des Kreises des Wassers?“, fragte Askala.
    „Ein paar sicherlich, auch wenn der Großteil es aufs Festland geschafft hat. Bauern und Bäuerinnen, Arbeiter und Arbeiterinnen, Söldner und Söldnerinnen. Menschen, die hier Zuflucht gesucht hatten und die dann von den Orks getötet wurden. So viele…“ Sein Atem stockte und er schüttelte den Kopf. „Ich hatte mit Toten gerechnet, aber sicherlich nicht mit so vielen.“
    „Und wieso sind sie hier? Gab es mal eine Expedition hierhin von Al Shedim oder Setarrif aus?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß von einigen Brüdern und Schwestern, die individuell hierhin reisten und es gab auch mal eine Pilgerung nach Khorinis, auch wenn diese eigentlich nicht Jharkendar miteinschloss. Es gab aber keine konzertierte Mission hierhin, so viel weiß ich. Und Domi, den ich mal hierhin entsandt habe, hat nur von den Zerstörungen gesprochen, aber nicht von Leichnamen. Er fand wohl ein paar um den Tempel drumherum, im Pass beispielsweise, aber er hat definitiv nicht von so vielen Toten gesprochen, ich glaube auch nicht, dass er davon wusste.“ Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und sah auf einem der Tische etwas liegen, das nach einer Handschrift aussah. Sogleich schritt er hinüber und stellte fest, dass es tatsächlich ein paar Seiten waren, die in eine Lederhülle gelegt worden waren. Er öffnete den Umschlag und schaute auf die ersten Buchstaben und Zeilen. Eindeutig moderne Schrift und Sprache. „Ich weiß nicht, wer dies lesen wird“, las Tinquilius vor, als Askala neben ihn getreten war. „Doch ich möchte festhalten, was hier geschehen ist. Ich weiß nicht, ob es noch mehr Überlebende in Jharkendar gibt. Ich bin hier alleine, niemand mehr da. Selbst die Orks haben wieder abgelassen, sind verschwunden nach Wochen und Monaten des Aufenthalts kleinerer Gruppen. Wieso weiß ich nicht. Als ich endlich aus den Tiefen des Tempels kam, fand ich alles zerstört vor, überall Toten herumliegen, die bereits verwesten. Ein Gestank hing über Jharkendar. Die Orks hatten einige Toten auf einen Haufen unterhalb des Übungsplatzes geworfen, viele andere lagen auf der Seite auf der Schafsweide. Niemand wurde beerdigt, alle verwesten. Als die Orks endlich weg waren, war es kalt, der Boden gefroren, doch ich konnte sie nicht einfach alle liegen lassen. Nein, bei Adanos, das ging wirklich nicht. Also trug ich sie hier hinein. Es dauerte Tage, doch irgendwann schaffte ich es. Das Labor war unberührt, die Orks nicht so weit hineingedrungen. Ich hoffe, sie finden hier also ihre Ruhe, während ich versuche mich nach Khorinis durchzuschlagen. Vielleicht lebt dort noch jemand? Vielleicht kann ich zu meinen Brüdern und Schwestern auf das Festland? Adanos, wenn du mich hören kannst, steh mir bei. Deine treu ergebene Julietta.“ Tinquilius schaute zu Askala auf. „Ich kannte eine Juliette. Sie war noch eine Initiandin, gerade erst frisch bei uns, als wir aus Jharkendar fliehen mussten.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Nun weißt du, dass sie noch gelebt hat und es vielleicht noch immer tut. Möglicherweise ja in Khorinis? Und wir wissen, wieso hier so viele Leichname liegen. Schau, sie hat sogar ihre Hände gefaltet.“ Er nickte. „Aber wissen wir nun mehr?“
    „Ich glaube schon“, kam es von Myxir, der anscheinend mit seinem Teil fertig war. „Wir wissen, dass diese Menschen ihr Leben gelassen haben in und um die Tempelanlage und dass sie nicht beerdigt wurden.“
    „Aber sie sind doch hier in Ruhe? Sind wie in einem Sarkophag?“
    „Das stimmt, aber ich glaube nicht, dass Juliette wusste, welche Begräbnisrituale wir haben“, meinte Tinquilius und reichte Myxir das Schreiben. „Wir sollten sie nach draußen tragen und begraben, vielleicht auf der Schafswiese oder dem Kräutergarten. Und wir sollten schauen, ob wir noch mehr Tote finden und diese ebenfalls mit einer Zeremonie begraben.“
    „Zuerst sollten wir sie in einen der eigentlichen Tempelräume bringen und dort eine Zeremonie abhalten, dann begraben wir sie.“
    Tinquilius und Askala nickten. „Dann schaue ich mal, ob wir Tragen oder so finden“, kam es von Ulbert.
    „Du musst nicht helfen“, meinte Myxir.
    „Während ihr auf das Festland geflüchtet seid, war ich weiter hier und habe miterlebt, was die Orks getan haben. Diese Menschen verdienen ihre Ruhe.“
    Tinquilius nickte anerkennend. „Dann wäre das ja beschlossen. Lasst uns beginnen, es wird eine ganze Weile dauern.“
    Oh Adanos, deine Diener werden ihre Ruhe finden, sei gewiss.

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    Tempel Jharkendars

    Viele Stunden hatte es gedauert, bis sie auch den letzten Toten aus dem Labor geborgen und in den Hohen Tempel transportiert hatten. Es war nicht nur die Anzahl der Toten oder der weite Weg zwischen den beiden Räumlichkeiten, weshalb es solange gedauert hatte, sondern sie hatten auch den Weihraum wieder herrichten müssen, so gut es eben ging. Schließlich sollte die Zeremonie, die sie dort abhalten wollten, keine Farce werden. Das Säubern hatte eine ganze Weile gedauert, weshalb es bereits später Abend war, die Sonne bereits länger hinter den Bergen in der Ferne verschwunden war, als sie endlich fertig waren. Der Weihraum sowie der Weg von diesem nach draußen war durch Fackeln erhellt, der Altar gar durch magische Lichter in ein besonderes Licht gehüllt. Die Leichname lagen vor dem Altar in mehreren Reihen, waren eingewickelt in Tücher, die sie in einem der Lagerräume gefunden hatten. Sie hatten Mottenlöcher, waren nicht gerade frisch gesäubert aber sauber genug und mussten eben herhalten. Unterhalb des Übungsplatzes hatten sie weitere Leichname – oder Teile von diesen – gefunden, bei der Schafsweide aber niemanden mehr. Auch sonst schien Juliette ganze Arbeit geleistet zu haben.
    Vielleicht finden wir dich in Khorinis, Juliette, und wenn du es möchtest, so werden wir dich mitnehmen nach Varant oder aber nach Stewark, so du denn noch Teil des Kreises des Wassers sein möchtest. Ansonsten helfen wir dir so wie wir nur können.
    Während Ulbert am Ausgang des Tempelraumes stand, hatten Askala und Tinquilius sich hinter die aufgebahrten Toten gestellt und hielten Aspergille bereit, um Weihwasser auf die vor ihnen liegenden zu sprenkeln. Myxir stand vorne am Altar und bereitete alles noch minutiös vor. Natürlich hätte Tinquilius darauf bestehen können, die Zeremonie zu leiten, war er doch schließlich der Oberste Magier und hatte kürzlich erst durch ein Begräbnis geleitet, doch Myxir war derjenige mit mehr Erfahrung und vor allem auch derjenige von ihnen, der zumindest hoffen konnte viele von den hier Verstorbenen zu kennen. Leider waren die meisten Kleidungsstücke mitverwest und ansonsten auch die Körper in einem solchen Zustand, dass sie die Leute nicht mehr genau identifizieren konnten. Das war tragisch und schlimm, gleichzeitig wussten sie aber, dass Adanos sie trotzdem aufnehmen würde, kannte er doch schließlich jeden der hier Liegenden.
    „Meine lieben Brüder und Schwestern“, sprach Myxir dann nun und stand mit rechtwinklig erhobenen Armen vor den Toten und den wenigen Anwesenden. „Wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Brüdern und Schwestern, von Freunden und Bekannten, von Fremden, die auch zu Freunden geworden wären. Wir haben oft in diesem Raum zusammen gefeiert, Weihen und Feste, haben in dieser Tempelanlage gelebt und sie mit Leben erfüllt. Einige der hier Liegenden waren Teil dieser Gemeinschaft, andere fanden zu uns in der schlimmsten Not, hofften auf Rettung. Und auch wenn wir unser Beste gaben, so war es doch nicht genug. Deshalb muss dieser Raum, der sonst so mit Freude gefüllt war, nun für diese Trauerfeier herhalten, eine Feier, die größer und trauriger nicht sein könnte. Lange ist es her, dass wir Jharkendar verließen, lange ist es her, dass die Initiandin Julietta sich derer annahm, die hier verstarben, und sie in Würde aufbahrte.“
    Myxir stockte kurz der Atem und Tinquilius sah, dass der alte Mann mitgenommen war von den Ereignissen.
    „Nun möchten wir sie Dir übergeben, Adanos, in deinen Schoß überführen. Sie sollen endlich ewige Ruhe finden, endlich in dein Reich eingehen können oder das deiner Schwestern, so wie sie selbst es glaubten.“
    Dieser Passus war umstritten gewesen zwischen den drei Dienern Adanos‘, doch Myxir hatte sich damit durchgesetzt. Wussten sie schließlich, wer hier lag und an wen diese Personen geglaubt hatten? Nein, niemand von ihnen wusste das.
    „An wen auch immer sie glaubten, lass Sie in Frieden gehen und auf ewig ruhen. In deinem Namen segnen wir sie. So sei es.“
    Nun schritten Tinquilius und Askala zwischen den aufgebahrten Toten her und besprenkelten diese mit dem Weihwasser, was Myxir zuvor in einem kurzen Ritual geweiht hatte. Als auch der letzte Tote gesegnet war, flammten die magischen Lichter kurz hell auf, ihr Licht so intensiv, dass alle ihre Augen abwenden mussten. Auch die Toten, zumindest die Wassertropfen auf ihnen, schienen einen Moment von selbst zu erstrahlen und Tinquilius konnte ganz klar eine Welle der Magie spüren, die über den Raum hinweg fegte. Und dann war es auch schon vorbei und der Raum war wieder still. Askala schaute überrascht zu Tinquilius herüber, der nur grinste.
    „Wir danken Dir, Adanos, Gott des Gleichgewichts und des Lebens, Gott der Natur“, endete Myxir nun die Zeremonie und atmete erleichtert auf. Kurz flackerten die magischen Lichter noch einmal auf, dann verebbte die Magie Myxirs und sie erloschen. Der alte Magier trat langsam vom Altar weg und zu ihnen hinunter. „Habt ihr das gespürt?“ Tinquilius und Askala nickten. „Die Magie ist wirklich noch da, sie muss nur wieder erweckt werden.“
    „Eine schöne Zeremonie“, kam es von Askala. „Auch wenn ich sie alle nicht kannte.“
    Myxir bedankte sich und schaute zu Ulbert. „Wie schaut es aus?“
    „Fünf Gräber sind ausgehoben, den Rest müssen wir morgen Früh ausheben. Ich möchte ungern bei Nacht dort unten arbeiten.“
    „Gut, gut. Fünf Stück ist bereits eine gute Zahl. Und wenn wir morgen alle vier anpacken, sollte es schnell gehen.“
    „Schade, dass wir Hilda nicht da haben“, meinte Tinquilius. „Wir können zwar auch ein paar Erdzauber, aber sie scheint mir die Expertin zu sein.“
    „Dann muss eben unsere Magie und unsere Muskelkraft reichen“, kam es von Askala sogleich. „Und jetzt können wir bereits die ersten begraben.“
    Tinquilius schüttelte den Kopf. „Lassen wir sie alle hier die Nacht über und begraben sie morgen zusammen.“
    Und so war dies beschlossene Sache. Aus diesem Grund gingen die vier nun aus dem Weihraum hinaus und begaben sich in das Gebäude, welches einst als eine Art Refektorium für Speis und Trank genutzt worden war. Dort hatten sie einen der alten Öfen wieder ans Laufen bekommen und wollten ein warmes Essen zu sich nehmen.
    „Spürt ihr das?“, meinte Askala, als sie über den Platz schritten.
    „Ja, das ist die Magie, von der Myxir und ich sprachen. Sie ist noch nicht wieder voll da, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
    Lachend vor Freude schritten sie weiter ihrem Ziel entgegen. Und Morgen dann wird es anstrengend.

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    Tempel Jharkendars

    Die Sonne war noch nicht ganz über den Wipfeln der Sumpfbäume aufgegangen, da hatten die zwei Priester, die Hohe Magierin und der Jäger aus Khorinis sich bereits an die Arbeit gemacht auf der ehemaligen Schafsweide, die auf der Westseite der Tempelanlage lag, wodurch die Sonne hier noch weniger hin kam und es auch jetzt noch eher schattig war. Dennoch herrschte bereits eine ordentliche Schwüle, so wie man es hier in Jharkendar gewohnt war. Die Feuchtigkeit in der Luft war aber auf dieser Seite des Tempels dem Gefühl nach noch ein ganzes Stückchen geringer als auf der anderen Seite, wo der Sumpf direkt an den Tempelberg anschloss. Am gestrigen Abend noch, während die drei Magier sich mit dem Aufräumen und Herrichten des Weihraums beschäftigt hatten, war Ulbert so frei gewesen und hatte die Scavanger vertrieben, die sich hier niedergelassen hatten, und hatte einen Großteil des Grases bereits abgeschnitten, sowie bereits fünf Gräber ausgehoben. Nun, nach einigen Stunden der Arbeit, war von der Weidewiese nichts mehr zu sehen, das ganze Plateau war umgegraben und aus den einzelnen Gräbern, die sie anfänglich geplant hatten, waren doch eher mehrere größere Gräber geworden, in die die Toten aber würdevoll nebeneinander ruhen konnten.
    „Wie schaut es aus, Ulbert? Meinst du, es reicht?“, fragte Tinquilius, der in der hintersten Ecke stand und gerade mit seiner Magie einen Teil der Erde umarbeitete. Ein Teil flog hoch und auf einen Haufen, einen anderen Teil schichtete er um.
    „Ich glaube, wir sind auch hier tief genug“, rief der Jäger hinüber, der im vorletzten großen Grab mit einer Schaufel arbeitete, die er in einem der Lagerräume gefunden hatte. Lediglich den Stiel hatte er austauschen müssen, das Metall eignete sich noch zum Arbeiten.
    Askala, die ein Grab weiter mit einer Schaufel arbeitete – ihre Kenntnisse der Erdmagie waren leider so begrenzt, dass ihr nichts anderes als körperliche Arbeit übrig blieb – schaute auf. „Hier auch?“
    Ulbert, der auf Tinquilius frage nur mit einer beiläufigen Einschätzung geantwortet hatte, ließ sogleich die Schaufel stehen und begab sich aus dem Grab heraus und hinüber zu Askalas Grabungsstelle. War klar, dass er das macht. Anfangs dachte ich noch, er hätte keinerlei Interesse an Askala, sehe sie eher als Anhängsel, doch seitdem wir im Kloster waren, verhält er sich ihr ganz anders gegenüber, ist hilfsbereiter… so wie ich? Während Ulbert bei Askala schaute, bearbeitete der Oberste Magier noch ein wenig weiter das groß ausgehobene Grab, bis auch er vollends zufrieden war. Dann kletterte er hinaus und schritt hinüber zu Myxir, der schon länger fertig war und an ein paar Steinen arbeitete, die er als Grabmarker aufstellen wollte. Da sie keine Namen wusten, wollten sie mehrere Gedenksteine aufstellen, die an die Flucht erinnerten.
    „Es wird noch anstrengend, alle Toten hier hinunter zu tragen“, meinte Tinquilius nüchtern. „Wie sehen die Steine aus?“
    „Sind fast fertig. Aber spürst du es?“
    Der Oberste Magier nickte. „Sie kehrt zurück, noch mehr als gestern Abend schon. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg, zumal es auch einfach so richtig ist. Diese Menschen gehören ordentlich beerdigt.“
    Ulbert und Askala waren nun auch bei ihnen. „So, alles ausgehoben. Wollen wir dann?“, fragte Ulbert und die drei Magieanwender nickten. Vierunddreißig Tote, mindestens siebzehnmal hin und her laufen. Das wird anstrengend, aber danach wird es sich gut anfühlen – und wir können uns endlich um das kümmern, wofür wir hierher gereist sind.

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    Tempel Jharkendars

    Es war später Nachmittag und Tinquilius wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein ganzer Körper schwitzte in dieser unheimlich schwülen Hitze und bei dieser unheimlich anstrengenden körperlichen Arbeit. Eine Schaufel voller Erde nach der nächsten hob er an und warf sie dann auf Grab, auf dem sich bereits eine dicke Schicht dunkler Erde angesammelt hatte. Bis zum frühen Nachmittag hatten sie die Toten aus dem Hohen Tempel hier hinunter auf das unterste, westliche Plateau getragen und dann vorsichtig in die sechs großen Gräber gelegt. Dabei hatte sich herausgestellt, dass sie gut geplant hatten: Alle konnten mit genügend Abstand zu den Nachbarn und Nachbarinnen bestattet werden. Im Anschluss daran folgte eine Aufgabe, die noch anstrengender war als das viele Tragen: das Schließen der Gräber. Leichter gesagt als getan, gerade weil keiner von ihnen die Erdmagie genug beherrschte, um wirklich lange und effektiv Erde aufzuschütten. Zig Stunden hatten sie deshalb nun pure Muskelkraft genutzt, hatten eine Schaufel Erde nach der anderen auf die Gräber geschüttet, ein Großgrab nach dem anderen. Fünf der Gräber waren nun fertig und sie arbeiteten an dem letzten.
    „Es reicht, der Hügel ist groß genug“, rief Myxir und die anderen drei stoppten ogleich ihre Arbeiten. „Wirklich tolle Arbeit“, rief er weiter.
    Tinquilius wischte sich erneut den Schweiß von der Stirn, spürte aber auch, wie er unter der Robe total verschwitzt war und wäre am liebsten direkt in ein frisches Bad gestiegen. Das später, in aller Ruhe. Genug Wasser haben wir mittlerweile ja hier. „Sieht wirklich gut aus“, meinte er, als er von den Gräbern weg und eine Stufe hinaufgeschritten war, auf das Plateau, was einst ein Kräutergarten gewesen war und nun eine kleine Herde Schafe beherbergte, die die Menschen schnell akzeptiert hatten. „Fast wie solch alte Hügel in den Landschaften, wo wir heute wissen, dass da ganz früher Menschen begraben wurden.“
    Myxir lachte und auch Askala stimmte kurz darin ein. „Was steht nun an?“, fragte sie dann nach einem Moment.
    „Wir platzieren die Gedenksteine an den Gräbern und segnen diese noch.“
    „Und Bepflanzung?“
    „Es wäre schön, wenn wir dies tun könnten, aber uns fehlen die nötigen Samen. Wir könnten welche suchen gehen, aber ich weiß nicht, ob dies etwas bringt. Wenn wir jetzt einen Druiden oder eine Druidin hier hätten, dann wäre das etwas anderes.“
    Der Oberste Magier nickte ob der Bemerkung. Er erinnerte sich noch zu gut an das total überwachsene Al Shedim, an die aufblühenden Gärten. Es war ein Wunder der Druidenmagie, welches er zuvor nicht für möglich gehalten hatte. „Dann lasst uns doch die Steine aufstellen und dann können wir uns alle etwas ausruhen.“
    Sogleich schritten sie alle wieder zu den Gräbern und stellten dort nach und nach mit einigen Segenswünschen die Gedenksteine auf, in die Myxir Inschriften geschrieben hatte. Den letzten Gedenkstein platzierte Tinquilius. Er kniete vor dem Grab nieder und sprach ein paar wenige Worte: „Oh Adanos, Schöpfer des Lebens und der Natur, Gott des Wassers und des Gleichgewichts, nimm diese Seelen in dein Reich auf und lass sie voller Freude sein. Gedenke ihrer so wie auch wir ihrer gedenken werden.“ Dann stand er auf und nahm das Aspergill, mit dem er das Grab besprengte. Ein kühler Wind zog mit einem Mal über die Gräber hinweg, eine wohlige Erfrischung voller Blütenduft und ganz ohne den modrigen Geruch des nahen gelegenen Sumpfs. Tinquilius lächelte die anderen an. „Ich glaube, wir haben Adanos‘ Wunsch erfüllt.“
    Dann schaute er auf den Stein vor sich und las die Worte im Stillen, die dort eingehauen worden waren:
    Hier ruhen
    die letzten Beschützer und Widerständler,
    die letzten Bewohner und Schutzsuchenden,
    die letzten freien Menschen Jharkendars,
    die in Zeiten der Orkinvasion starben.
    Das Opfer, das sie erbrachten,
    sei niemals vergessen.
    Adanos, nimm sie auf
    In deinen ewigen Schoß.

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    Tempel Jharkendars

    Ein neuer Tag – und alles hat sich geändert, dachte sich Tinquilius, als er aus dem Hohen Tempel kam in seiner frisch gewaschenen Robe und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Die Sonne schien auf die Tempelanlage hinab, ein feucht-warmer Wind wehte über den Tempelplatz, in dessen Mitte nun das Pentagramm wieder vor Macht erstrahlte und Magie über den gesamten Platz, ja die gesamte Tempelanlage versprühte, so wie er es von früher gekannt hatte. Es fühlte sich fast so an wie damals, als der Bund des Wassers hier gelebt hatte, Jharkendar sein Zuhause gewesen war. Auch die acht kleine Grünflächen, die durch Wildwuchs überhand genommen hatten die kleinen Moose, Feuerpflanzen und Löwenzähne, die man zwischen Steinen hindurch sehen konnte, trübten seinen Eindruck nur leicht, war er doch zu erfreut darüber, dass sie es geschafft hatten, Adanos‘ zu huldigen und so seinen Zorn zu sänftigen. Der Tempel war wieder zu seinem alten magischen Glanz zurückgekehrt und das fühlte sich einfach nur gut an.
    Wir haben etwas Gutes getan, nicht nur für uns und die Tempelanlage, sondern vor allem für die Frauen und Männer, für die Kinder und anderen, die hier gefallen sind. Und war nicht das schon immer das, was den Kreis des Wassers ausgemacht hat? Die Fürsorge für andere, die Verpflichtung den Lebenden aber auch Toten gegenüber?
    Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als eine junge Frauenstimme sich räusperte. „Ich hoffe, ich störe nicht? Du wirktest gerade ganz fern.“
    Er drehte sich ihr zu und konnte seine Freude sie zu sehen nicht verstecken. „Nein, ganz und gar nicht.“ Einen Moment schauten sich die beiden nur intensiv an, dann drehte sich Askala mit leicht geröteten Wangen zur Seite. „Kann ich dir helfen?“, versuchte er die Situation möglichst geschmeidig zu retten.
    „Myxir bat mich dich zu fragen, ob du in die Bibliothek kommen könntest. Wir wollen die Pläne für das Ritual besprechen.“
    „Aber natürlich, ich folge dir sogleich.“
    Die junge Frau grinste und die leichte Röte in ihrem Gesicht war wieder verschwunden. Schnellen Schrittes überquerten sie den Tempelplatz, grüßten Ulbert, der sich gerade auf den Weg in die Schluchten auf der Westseite machen wollte, um nach einem geeigneten Baum zu suchen, den sie für die Herstellung einer Bibliothekstür nutzen konnten, und betraten dann die Bibliothek. Sie hatten anfänglich versucht, das Chaos etwas aufzuräumen, als sie aber feststellten, dass viele Bücher und Regale gar nicht mehr zu retten waren, hatten sie nur einige der Regale aufgestellt und Sachen beiseite geschoben. Im hinteren Bereich war es weiterhin am angenehmsten, weshalb sie Myxir auch dort in dem Nebenzimmer fanden, wo die Historien Jharkendars aufbewahrt wurden.
    „Ah, sehr gut, Askala hat dich direkt gefunden.“
    „Ihr möchtet über das Ritual sprechen? Unsere Planungen? Also ich dachte…“, begann Tinquilius, stoppte dann jedoch, als Myxir die Hand erhob. „Ist etwas?“
    „Wir haben ja in Al Shedim schon mehrfach darüber gesprochen, haben über Anpassungen und Probleme gesprochen. Und wir hatten beide einen Fahrplan geschrieben, wie vorzugehen ist.“ Tinquilius nickte. „Aber ich meinte auch, ich würde hier gerne weitere Nachforschungen anstellen.“
    Erneut nickte Tinquilius. „Und dir ist etwas aufgefallen?“
    „Ja.“ Er schob einen Band der Historien Jharkendars hinüber und deutete auf mehrere Begriffe, die sich darauf befanden. „Der Chronist hat an dieser Stelle Unterschiede in den Dialekten der jharkendarischen Kultur aufgelistet und zudem auch Verbindungen zum Alten Volk in Varant und der Adanoskultur auf Argaan. Siehst du das hier?“, er deutete auf einen der Begriffe. „Es scheint eine Lautverschiebung gegeben zu haben, die auf Argaan und in Varant nicht richtig verstanden wurde, da durch diese Verschiebung auch einige andere Veränderungen in Wörtern stattfanden. Wir wissen alle, dass das Jharkendarische eine schwierige Sprache ist, die oft Ambiguitäten enthält.“
    „Ich nicht so, aber ich bin ja auch keine Expertin“, scherzte Askala und heiterte die Runde sogleich auf. Tinquilisu grinste, selbst über Myxirs Lippen huschte ein Lächeln.
    „Das Rezeptbuch aus Argaan, in welchem du das Ritual gefunden hast, mag zwar auf Argaan geschrieben worden sein, es bezieht sich aber auf Jharkendar – und anscheinend sind einige Fehler unterlaufen.“
    „Deiner Reaktion nach gehe ich davon aus, dass diese Fehler zu den Misserfolgen geführt haben?“
    Myxir nickte. „Und leider zu solchen, die entscheidend sind. Zwei der Pflanzen für den Trank in der ersten Stufe des Rituals müssen wir austauschen, das sollte aber kein Problem sein. Für die zweite Phase, für die Paste, sieht es aber schon schwieriger aus.“
    „Inwieweit?“
    „Das Moor- oder Sumpfwasser aus Jharkendar ist nicht irgendeines. Siehst du hier?“, er zeigte auf drei Begriffe in der Tabelle. „Die Jharkendarianer unterschieden zwischen verschiedenen Formen des Sumpfwassers für ihre Experimente, dies war aber anscheinend auf Argaan nicht bekannt.“
    „Wir müssen es also drei Versuche starten? Das geht ja noch.“
    „Nein, das nicht“, erwiderte Myxir, „aber wir müssen den Ort für dieses dritte Wasser finden und das erscheint mir gerade am schwierigsten.“
    „Weil wir nicht mehr so viele Infos über Orte haben?“
    Myxir nickte. „Wir kennen noch einige Orte hier in Jharkendar, gerade die großen Herrenhäuser. Aber die kleineren Orte sind schwerer aufzufinden, manche auch einfach verschwunden.“
    „Und wo befindet sich der dritte Ort? Nicht im Sumpf?“
    „Oh doch, er befindet sich im Sumpf, aber auch wieder nicht direkt. Das Sumpfwasser, welches wir brauchen, stammt aus einem Hochmoor, einem wirklichen Hochmoor. Wir müssen einen kleinen Aufgang in das umliegende Gebirge finden und dort zum Ort der Vergänglichkeit kommen.“
    „Ort der Vergänglichkeit?“ Myxir nickte wissend. „Den habe ich noch nie gehört … und doch.“
    „Ich weiß, ich war auch verwundert, dass du noch nicht darüber gestolpert bist, aber dann fiel mir auf, dass die Lautverschiebung möglicherweise dazu geführt hat, dass er noch nicht vorkam, denn im früheren Jharkendarisch hieß er noch Ort der Zeit und im späteren Jharkendarischen dann aber einfach nur ‚Ort des Modrigen‘.“
    „Hmm, meinst du, es könnte etwas mit dem Baum zu tun haben?“ Der alte Magier zuckte mit den Schultern. „Ich hatte schon nicht mehr geglaubt, jemals weitere Anhaltspunkte zu finden und nun das?“ Tnquilius schüttelte den Kopf, war zugleich euphorisch und verunsichert, wollte sich nicht zu sehr freuen.
    Askala räusperte sich. „Was für ein Baum? Und wieso ist das wichtig?“
    Tinquilius drehte sich zu ihr. „Seitdem wir damals hier in Jharkendar waren, stieß ich in Nachforschungen über einen seltsamen magischen Baum, den Baum des Lebens oder eher noch den Baum der Zeit. Seither suche ich nach Anhaltspunkten, habe hier und da immer mal wieder etwas gefunden, leider aber nie wirklich stichhaltige Informationen bekommen. Es gab Hinweise auf den Baum auch in Al Shedim und später in Setarrif, was darauf hindeutete, dass der Baum der Zeit ein bekannter Baum war, so bekannt in etwa wie der große Baum in Tooshoo auf Argaan, aber irgendwann verloren sich immer wieder die Spuren.“
    „Und jetzt könntest du ihn gefunden haben?“
    „Das einzige, was ich herausfinden konnte, war, dass der Baum in einer steinernen Kammer hier beim Tempel stand zu einem gewissen Zeitpunkt, als wir aber die Kammer fanden, war er nicht dort. Gleichzeitig hatte ich Informationen gefunden, dass er sich auch in einem kleinen Tal befinden könnte, welches oft auch als Tal der Zeit bezeichnet wurde. Wo sich dieses befand, blieb mir aber verborgen, da sich die Aufzeichnungen darüber irgendwann verloren. Und nun könnte es sein, dass wir den Ort gefunden haben.“
    „Und was macht den Baum so besonders?“
    „Nun ja, allem Anschein nach alterte er rückwärts und konnte einem einen Einblick geben in die Zukunft aber auch die Vergangenheit.“
    Die junge Magierin schaute verdutzt zwischen den beiden älteren Magierin hin und her. „Und den willst du nun finden?“
    „Nein, die Suche hat keine Priorität, aber wenn wir Hinweise fänden, so wäre dies erfreulich. Und es würde auch gewissermaßen Sinn machen.“
    „Wieso das?“
    „Weil das Ritual“, meinte Myxir, „dass Tinquilius hier nutzen möchte, um den Erzstreifen aus seinem Hals zu entfernen, eines ist, welches den Körper zunächst in eine Art Starre versetzt, zumindest den magischen Teil des Körpers, um dann, nun ja, die Ereignisse umzukehren, zumindest zum Teil . Gewissermaßen wird also die Zeit gestoppt und dann verjüngt. Er wird dadurch zwar nicht jünger, aber wir können das Erz so entfernen, hoffentlich zumindest.“
    Askala nickte bedächtig. „Da scheint tatsächlich ein Zusammenhang zu bestehen.“ Sie schaute auf. „Gut, dann haben wir ja einen Plan: wir suchen die Ingredienzien zusammen und finden möglicherweise diesen Ort der Vergänglichkeit und da dann auch vielleicht den Baum. Und der Ort, zu dem wir müssen, liegt vor unserer Haustüre sozusagen, richtig?“
    „Richtig.“
    „Gut, worauf warten wir dann noch?“
    Tinquilius grinste. „Meinetwegen können wir gleich los.“ Askala nickte eifrig, Myxir aber wirkte noch etwas zurückhaltend. „Nicht?“
    „Ich ahbe mir überlegt, dass ich noch etwas weiter die Historien dazu studiere, damit wir keine Fehler machen. Aber ihr zwei könnt auch ohne mich aufbrechen?“
    Askala schaute ihn kämpferisch an. „Natürlich.“
    Der Oberste Magier schaute noch kurz zwischen den beiden hin und her und blieb bei Askala hängen. „Selbstverständlich. Dann lass uns etwas Proviant mitnehmen und gleich aufbrechen.“

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    Jharkendar - Sumpf

    Es hatte doch länger gedauert, bis die beiden endlich aufbrechen konnten in den Sumpf. Nicht nur wollte Tinquilius noch nach einer möglichst akkuraten Karte suchen, sondern sie brauchten auch genügend Frischwasser, um ein paar Tage auszukommen. Sie konnten zwar auf Nahrungsvorräte größtenteils verzichten, da der Sumpf viele Beeren, Wurzeln und aber auch Sumpfratten bot, Frischwasser aber war ein seltenes Gut. Natürlich waren sie als Wassermagier auch gut darin, Wasser zu reinigen oder frisches Wasser aus verunreinigten Quellen zu ziehen, je weniger Magie sie aber einsetzen mussten, desto besser war dies für sie beide. Auch führten sie noch ein intensiveres Gespräch mit Ulbert, der sich wohl am besten mit der derzeitigen Lage des Sumpfgebietes und generell ganz Jharkendar auskannte. Sümpfe wirkten immer ewig, immer unveränderlich, und waren doch zugleich genau die Landstriche, die sich ständig veränderten. Einige Sachen wie große Bäume, Felsen und so manch eine tiefe Wasserstelle waren vermutlich länger beständig, viele kleinere Pools oder Schlickfallen hingegen wechselten öfter und auch die Tiere und anderen Kreaturen, die dort lebten, waren nicht annähernd so beständig. Nach dem intensiven Gespräch und einigen Tipps waren die beiden dann aber endlich aufgebrochen – und die Odyssee hatte begonnen.
    Nun, zwei Tage später, hatten sie noch genauso wenig Ahnung, wo sie den Ort der Vergänglichkeit finden sollten, wie zu Beginn ihrer Reise. Und dafür waren sie zerstochener, verschwitzter und auch beide weit weniger gut gelaunt.
    „Es kann doch nicht so schwer sein, einen Pass zu finden“, raunzte Askala missmutig. „Wir haben doch sicherlich nun schon den gesamten Sumpf und die umliegenden Berge abgesucht?“
    Der Oberste Magier schaute nicht minder trüb. „Nicht ansatzweise. Wir wissen nicht, wo der Pass anfängt und ob er überhaupt heute noch direkt im Sumpf endet, und der Sumpf ist größer, als du dir vorstellen magst.“
    „Aber er sah so klein aus auf der Karte.“
    Ein leichtes Grinsen huschte über Tinquilius‘ Lippen. „Ich weiß. Du bist auch nicht die Erste, die das feststellt, gerade wenn du dich nicht so mit Sümpfen auskennst.“
    „Ach, und du kennst dich mehr aus und dir macht es weniger?“
    „Das habe ich nicht gesagt“, meinte er beruhigend, spürte aber sogleich auch, wie sich Missmut in ihm aufbäumte. „Ich habe hier nur eine ganze Weile gewohnt, mich viel im Sumpflager aufgehalten und auch mehrere Monate in Silden verbracht, wo es in der Nähe einen Sumpf gibt, mal ganz abgesehen von Tooshoo auf Argaan. Das ändert aber nichts daran, dass auch ich allmählich genervt bin. Vor allem bin ich von oben bis unten zerstochen, das nervt.“ Er kratzte sich am linken Unterarm, wo er heute Morgen zwei neue Stiche gefunden hatte. „Die Salbe, die wir nutzen, hält auch einfach nicht so ewig lange. Sie ist eher dafür gedacht, eine Wanderung durch den Sumpf zu schützen, nicht mehrere Tage Expedition.“
    Askala schwieg einen Moment und machte einen Schritt vor den anderen. „Und dann diese ganzen Kreaturen, denen wir ausweichen müssen.“
    Tinquilius kannte Askala mittlerweile gut genug und wusste, woher ihre Frustration besonders kam: während Sumpfdrohnen, Sumpfratten, Blutfliegen, Schlangen und anderes kleine Getier ihnen auswich und sich ansonsten als nur geringe Gefahr herausstellte, waren Sumpfhaie, Sumpfgolems, Sumpfschrate und aber auch Warane und Lurker ganz andere Kaliber, denen sie bislang relativ gut hatten ausweichen können. Askala aber war eine Kämpferin von Natur aus, eine starke Magierin und Dienerin Adanos‘, die man sicherlich als Kampfmagierin bezeichnen konnte. Gefahr auszuweichen war deshalb nicht gerade ihre Vorstellung von Gefahrenvermeidung.
    „Das ständige Ausweichen sorgt nur dafür, dass wir uns nachher noch verlaufen oder aber einfach viel länger brauchen.“
    „Ich weiß, aber wir sind nur zu zweit und du bist bislang noch nicht einer Gruppe Sumpfhaien begegnet, oder? Das ist kein Spaß. Außerdem töten wir nur dann, wenn wir es auch brauchen, oder nicht?“
    „Natürlich“, meinte sie sogleich einsichtig. „Ich habe damit auch eigentlich kein Problem, das alles frustriert mich nur. Nicht ein bisschen Sonne, gar nichts, und dazu diese modrige, feuchte Luft. Ich schwitze, ich stinke, ich fühle mich unwohl.“
    „Genauso wie ich. Wir können sonst erst einmal wieder zur Tempelanlage zurückkehren?“
    „Nein, wir finden diesen Pass.“
    Er nickte. „Erinnerst du dich an das Herrenhaus auf der Karte?“ Die junge Frau blieb nun stehen und nickte ebenfalls. „Vielleicht sollten wir es doch da versuchen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir von da eine bessere Übersicht haben und vielleicht ist der Pass doch dort zu finden?“
    „Gut, dann lass uns nochmal dahin gehen. Geh voraus, du kennst dich besser aus.“
    Er grinste und schon ging es weiter. Streit abgewendet, Situation gerettet. Manche hätten Askala sicherlich weniger sympathisch gefunden, ihre aufbrausende Natur und ihren Missmut als nervig aufgefasst, nicht aber Tinquilius. Oh man, über beide Ohren verschossen, was soll ich nur tun?

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    Jharkendar - Sumpf

    Hoch und höher ging es, immer weiter aus dem sumpfigen Gebiet hinauf auf den Berg, auf dem sich eines der Herrenhäuser befand. Während es noch genauso trüb und dunkel war wie auf dem Sumpfboden, so wurde die Luft doch allmählich frischer, der modrige Gestank schien sich vor allem in der Nähe des sumpfigen Bodens zu sammeln. Es war natürlich weiterhin feuchtwarm, dies war aber charakteristisch für Jharkendar als Ganzes, darüber konnten sie sich also nicht beschweren.
    „Merkst du die Frische? Die leichte Brise? Ich habe das Gefühl, wir sind bald aus dem Gröbsten raus“, meinte Askala mit erleichterter Stimme.
    „Ja, es wird wirklich angenehmer, endlich kann man wieder mehr atmen. Hoffentlich können wir uns aber auch gleich noch riechen“, sagte er und roch vorsichtig an seiner Robe. „Gut rieche ich auf jeden Fall nicht mehr.“
    Die junge Frau lachte. „Keine Sorge, ich auch nicht. Stinken wir gemeinsam.“
    Er stimmte in ihr erfreutes Lachen ein. „Vielleicht finden wir auch noch eine sprudelnde Quelle oder einen Brunnen, dann könnten wir uns wenigstens grob waschen. Wir müssen aber auf jeden Fall aufpassen, die Herrenhäuser sind allesamt geschützt und ich weiß nicht, ob jemand bereits hier war und ob der Schutz schon ausgelöst wurde und verbraucht ist oder ob er eh immer da ist. Das kann man hier in Jharkendar nicht wissen.“
    „Klingt fast wie die Tempel in Varant.“
    „Ja, ein wenig schon, Jharkendar aber ist doch noch einmal ein anderes Kaliber. Die jharkendarische Kultur war sehr magisch und zugleich sehr protektionistisch, durch die Kasten Hierarchie interne Konflikte gewohnt und zugleich aber auch ein wenig xenophob, weshalb Außenstehende immer als Bedrohung gesehen wurden.“ Er schaute nach vorne, als er merkte, dass der Boden weniger steil wurde und sah in nicht allzu großer Entfernung ein steinernes Gebilde, das nur ein Brunnen sein konnte. Weiter dahinter, an und in den Fels gehauen, stand das Herrenhaus. „Ah, das Herrenhaus der Heiler, wunderschön, nicht wahr?“
    Askala war neben ihm stehengeblieben und nickte. „Ähnlich zur Tempelanlage, nur kleiner.“
    „Genau. Wir kundschaften einmal hier drumherum die Lage aus und wenn wir keine Bedrohung finden, dann können wir uns frisch machen und nach dem Pass Ausschau halten.“ Er drehte sich etwas zur Seite und schaute zu den Bergen in der Ferne. „Es wird zumindest etwas leichter sein als auf dem Boden und wenn wir nur etwas oben sehen, können wir auf einen ungefähren Ursprung auf dem Sumpfboden schließen.“
    Die jugne Magierin nickte. „Und in das Herrenhaus gehen wir nicht?“
    „Ich glaube, wir haben unser Glück genug herausgefordert was alte Gebäude betrifft, oder nicht?“, scherzte er und Askala lachte sogleich. „Ich rechts herum, du links herum. Wir treffen uns vor den Stufen hoch zum Herrenhaus.“

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