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Der "Mein zuletzt gelesenes Buch" -Thread #5 [Sig aus]

  1. #381 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    China Miéville - Die Stadt & Die Stadt

    In einem Artikel auf Steam empfahlen die Mitwirkenden an Disco Elysium ein paar Werke, welche Einflüsse auf sie hatten. Neben den Gebrüdern Strugatzki stand da ebenfalls China Miéville. Der Autor war mir eher als Schreiber für Comics geläufig. Dial H For Hero (DC) habe ich von ihm gelesen. Die Stadt & Die Stadt ist ein Kriminalroman von ihm. Was das Setting angeht, so halte ich ihn für absolut außergewöhnlich.

    Stellt euch das geteilte Berlin vor. An der Mauer endet die Welt. Jetzt nehmt diese beiden Städte, die eigentlich eine Stadt sind und faltet sie übereinander, so das Ost und West ineinander verlaufen. Doch die Teilung behaltet ihr bei. So könnt ihr euch Beszel und Ul Quoma vorstellen. Es sind zwei Städte, wo eigentlich nur eine existieren sollte. Die Bürger jeder dieser Städte werden von kindesbeinen an darauf konditioniert, die Bewohner der anderen Stadt, die andere Stadt selbst, nicht zu sehen.

    Keine Magie, keine SciFi-Lösung. Die Bürger dieser Städte sind unter Androhung schwerer Strafe dazu angehalten sich gegneseitig zu ignorieren. Um das zu vereinfachen, sprechen die Städte unterschiedliche Sprachen, verwenden unterschiedliche Alphabete, tragen andere Moden und verwenden unterschiedliche Architektur. Dabei liegen die Städte ineinander. Eine Straßenseite mag Beszel sein, die andere Ul Quoma. Stadtviertel können total einer Stadt gehören, oder durchmischt sein.

    Über die permanente Wahrung der Grenzen wacht die geheimnisumwitterte Behörde "Ahndung", welche in beiden Städten aktiv sein darf. Sie interessiert nur ein Verbrechen, Grenzbruch, denn Grenzbruch mag schlimmer sein als Mord. Mit einem Mord muss sich Inspektor Tyador Borlú auseinandersetzen. Ein Mord bei dem der Verdacht wächst, dass er gar nicht in seiner Stadt begangen wurde.

    Die Stadt und Die Stadt einem Genre zuzuordnen fällt mir schwer. Auf Wikipedia steht, es wäre Science Fiction. Dabei finde ich nichts, was mich an SciFi erinnern würde. Fantasy ist es auch nicht. Bis auf die fiktiven Städte und die außergewöhnliche Gesetzgebung, ist der Roman ganz den Regeln der Realität unterworfen. Für mich ist es ein unheimlich raffinierter Kommentar auf den Wahnsinn von Staatsgewalt, behördlicher Repression, Machterhalt, Nationalismus und imaginären Linien, welche Menschen von einander trennen. China Miéville gelingt mit einem sehr einfachen Gedanken, ein unheimlich spannendes Szenario zu beschwören, welches viel Spannung schon allein aus dem Worldbuilding zieht.
    HerrFenrisWolf ist offline

  2. #382 Zitieren
    Schwertmeister
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    @HerrFenrisWolf
    Klingt interessant. Muß ich mir mal anschauen.
    Viperfdl ist offline

  3. #383 Zitieren
    Legende der Amazonen Avatar von Getford
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    Im Zuge meines Studiums bin ich über C.S. Lewis gestolpert, den man ja eher wegen den Chroniken von Narnia kennt. Allerdings hat er auch spannende theologische Bücher geschrieben. Dieses Buch sticht ein wenig heraus, den es beschreibt seinen Trauerprozess nach dem Tod seiner Frau. Trauer in Worte zu fassen mag unmöglich sein, aber dieses Büchlein, ohne Vorwort mal gerade 81 Seiten in Din A5, kommt meines Erachtens sehr nah dran.
    Getford ist offline

  4. #384 Zitieren
    Ritter Avatar von El Desperado
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    Ich wollte dieses Jahr mal wieder Grisham lesen. Nachdem mir "BESTECHUNG" leider gar nicht gefiel, bin ich umso überraschter von "DAS ORIGINAL".
    Hat mir sehr gut gefallen. Irgendwie frisch und leicht. Mir gefällt der Inselflair und die Welt der Buchhandlungen, Autoren und ihrer Bücher.
    El Desperado ist offline

  5. #385 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Arkadi und Boris Strugazki - Die Schnecke am Hang

    Das Hotel zum verunglückten Bergsteiger hatte mich bereits neugierig gemacht. Neben dem Hotel, hatte ich damals auch Die Schnecke am Hang erworben. Den Titel fand ich unheimlich stark. Aber worum geht es eigentlich?

    Es geht um keine Schnecke. Genau genommen, kommt eine Schnecke im Buch gar nicht vor. Der Titel ist eine Anspielung auf ein japanisches Haiku: „Die kleine Schnecke / ganz langsam steigt sie hinauf / auf den Berg Fuji.“ Die Handlung zerfällt in zwei unterschiedliche Stränge. Wir haben die Geschichte des externen Verwaltungsangestellten Pfeffer. Dieser arbeitet in der Behörde, welche den geheimnisvollen Wald beaufsichtigt und erforscht. Eigentlich möchte er den Wald gern besuchen, erhält dafür aber keine Genehmigung. Im Gegenteil sein Visum droht abzulaufen. Für ihn ist der Wald das zum greifen Nahe, aber eben doch so ferne Mysterium.

    Der andere Strang der Geschichte, folgt einem Mann namens Kandid. Kandid war ein Angestellter der Verwaltung, der mit einem Hubschrauber im Wald abstürzte. Nun lebt unter den Eingeborenen des Waldes und versucht den Wald wieder zu verlassen. Besagter Wald ist ein wundersamer Ort, in dem es angeblichen springende Bäume und Nixen geben soll und durch den manchmal ein lila Nebel weht.

    Schnecke am Hang ist ganz wunderbar geschrieben. Es ist wunderbar absurd. Sowohl die Verwaltung als auch die Eingeborenendörfer im Wald sind erfüllt von nicht nachvollziehbaren Betätigungen, die trotzdem nah am Leben sind. Da sind die Menschen, die fortwährend in Zirkelschlüssen argumentieren, ihr Wertesystem aus völlig überflüssigen Anekdoten ableiten und ganz allgemein recht verschroben wirken. Das passt nicht nur wunderbar in die Geschichte, ich kann es nachfühlen. Nun habe ich umso größere Lust, auch noch einen dritten Roman der Gebrüder Strugatzki zu lesen. Es ist ein kluges Buch, mit einer sehr starken Metapher.
    HerrFenrisWolf ist offline

  6. #386 Zitieren
    Ritter Avatar von Kalkihe
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    Das Buch habe ich in einem öffentlichen Bücherregal gefunden und war sofort interessiert daran, da ich Kriminalromane, die nicht allzu sehr mit der Polizei zusammen hängen, sehr mag.

    Eine Frau, die ein trauriges Leben führt, wird zu der Hochzeit einer Freundin auf Gibraltar eingeladen, verschwindet auf der Hinreise in London jedoch spurlos. Jahre später soll besagte Freundin, eine ehemalige Journalistin, sich erneut mit dem Fall befassen und kommt dafür nach London. Dabei verstrickt sie sich immer tiefer und bringt dunkle Geheimnisse ans Licht.

    An sich ein Buch mit einem guten Start. Es verennt sich jedoch in der zweiten Hälfte irgendwie in Klischees und ist im letzten Viertel einfach nur noch langweilig, da die größten Handlungsbögen abgebaut sind. Es versucht am Ende nochmal mit einem großen Knall zu enden, doch der Effekt wollte mir bei nicht richtig zünden. Schade. Ich dachte, ich hätte eine neue Autorin gefunden die meinen Geschmack trifft, aber da bin ich mit Charlotte Link wohl an der falschen Stelle.
    Kalkihe ist offline

  7. #387 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Fjodor Dostojewski - Der Spieler

    Einer weiteren Autoren-Empfehlung aus meinem Bekanntenkreis folgend, las ich meinen ersten Dostojweski. Ich gebe zu, dass ich Der Spieler wählte, weil es das dünnste seiner Bücher in der Buchhandlung war. Gemäß dem Fall, es würde mir nicht gefallen, wäre es trotzdem kein Problem ihn durchzulesen. Meine Ausgabe hat etwa 160 eng bedruckte Seiten.

    Wir folgen den Aufzeichnungen von Aleksej Iwanowitsch in der Ich-Form. Aleksej ist als Hauslehrer bei der Familie des Generals angestellt. Der General ist hoch verschuldet beim Franzosen de Grieux. Der engste Kreis um den General wartet nervös auf ein Telegramm aus Moskau, über den Tod der vermögenden Großtante, welche man zu beerben hofft. Aleksej wiederum ist unglücklich in die Stieftochter des Generals Paulina verliebt. Standort der Familie ist ein Hotel im fiktiven Roulettenburg, wo sich Kurgäste ungestüm dem Roulette hingeben. Im Laufe der Geschichte werden enorme Summen gewonnen, verloren, wieder erspielt und durchgebracht. Das Glücksspiel ist nicht Dreh- und Angelpunkt der Handlung, sondern eher die Verwicklungen um die Familie, aber es ist der Motor. Gewissermaßen sind alle Figuren der Geschichte Spieler, denn sie alle wetten auf das eine oder andere Ereignis in der greifbaren Zukunft.

    Was mich überraschte, wie lustig ich dieses Buch fand. Die Situation ist bei aller Tragik wunderbar komisch. Warum kann ich gerade gar nicht so genau wiedergeben. Aleksej Iwanowitsch's Gefühlsleben ist für mich die meiste Zeit über nachvollziehbar und in Momenten diebischer Freude gegenüber dem General oder dem Rest der Bagage, freute ich mich mit ihm. Der Spieler ist ein empfehlenswertes Buch und sorgt für einige Kurzweil. Gern lese ich einen weiteren Dostojewski.
    HerrFenrisWolf ist offline

  8. #388 Zitieren
    Schwertmeister
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    EINE REISE ZU DEN STERNEN - ERFÜLLUNG EINES MENSCHHEITSTRAUMS ODER ALBTRAUM DER MENSCHHEIT?

    Ed Walkers letzte Mission endete beinahe in einer Katastrophe. Zwar konnten er und seine Crew sich retten, doch nun fürchtet er, als der Astronaut in die Geschichte einzugehen, unter dessen Kommando die Internationale Raumstation ISS zerstört wurde. Daher kann er sein Glück kaum fassen, als er die erste bemannte Weltraummission an den Rand des Sonnensystems anführen soll.


    Mit an Bord ist auch der junge Wissenschaftler David Holmes, der das mysteriöse Verschwinden dreier Raumsonden untersucht. Doch als das Raumschiff den interstellaren Raum erreicht, lautet die wichtigste Frage der Menschheit nicht mehr: Sind wir allein im Universum? Sondern: Sind wir bereit für die Wahrheit?
    Der Titel bezieht sich aufs sogenannte Fermi-Paradoxon. War ganz nett zu lesen, wenn ich mich mal darauf konzentrieren konnte.
    Viperfdl ist offline Geändert von Viperfdl (09.03.2020 um 11:52 Uhr)

  9. #389 Zitieren
    Drachentöter Avatar von ANTI
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    nach Ritus und Sanctum eine gelungene neue Geschichte, in der allerdings auch Charaktere aus den anderen zwei Büchern auftauchten. Sehr interessant und spannend
    ANTI ist offline

  10. #390 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Arkadi und Boris Strugazki - Picknick am Wegesrand

    Nach der Schnecke am Hang konnte ich nicht widerstehen und wollte Picknick am Wegesrand lesen. Es ist ein sehr kurzes Buch. Die Geschichte hat knapp 184 Seiten und dann folgt ein Aufsatz von Stanislaw Lem zum Thema Science-Fiction, der auch die Geschichte der Strugatzkis aufgreift. Ich habe den Aufsatz nicht ganz gelesen, fand seine Gedanken aber bisher zustimmbar.

    Die Welt von Picknick am Wegesrand ist unsere, mit dem Unterschied, dass der Besuch stattfand. Der Besuch war das kurzzeitige, direkte Einwirken einer außerirdischen Zivilisation, an mehreren Punkten auf dem Planeten Erde. Dabei fanden viele Menschen den Tod und es blieben mehrere, entvölkerte Zonen zurück, in denen sich noch Relikte des Besuchs finden. Diese Relikte sind gefährlich. Oft handelt es sich um physikalische Ausnahmeerscheinungen, wie sprunghafte Temperaturwechsel, aus dem nichts kommende Blitze, konzentrierte Gravitation etc. Ebenfalls finden sich unter diesen Reliketen außerirdische Artefakte, deren Natur den Stand menschlicher Technik um vieles übersteigt.

    Diese Artefakte sind für Institute von Interesse, die unter dem Schutz der UNO, die Zonen erforschen. Es gibt aber auch einen Schwarzmarkt für sie. Besonders die Schatzsucher (Schmuggler) prägten mit der Bennenung der außergewöhnlichen Artefakte und Phänomene, eine gewisse Folklore um die Zone. Es ist oft die Rede von Hexensülze, donnernden Servietten, Fliegenklatschen und schwarzen Spritern.

    So begleitet der Großteil des Buches Roderic Schuchart, genannt Red bzw. Rotfuchs. Red ist ein Schatzsucher, was im Original Stalker/Сталкер heißt und auch so viel wie Wegführer bedeuten kann. Er arbeitet für das Institut und führt Forscher auf sicheren Pfaden durch die Zone. Seine Vergangenheit als Schatzsucher bescherte ihm bereits eine Haftstrafe wegen Schmuggels. Das Buch begleitet sein Schicksal vom 23sten Lebensjahr an, bis in seine 30er. Natürlich springt es dabei häufiger. Wir verfolgen dadurch auch gesellschaftliche Veränderungen in der Kleinstadt nahe der Zone und den Umgang mit den Artefakten.

    Als ich einem Freund von der Southern Reach Trilogie erzählte, meinte er frech: "Klingt wie ne Kopie von Picknick am Wegesrand." Dabei hatte er weder das eine, noch das andere gelesen. Sicher, die Grundprämissen sind sich ähnlich. Beide Werke spielen sie allerdings anders aus und so erwachsen zwei sehr unterschiedliche Geschichten aus ihnen. Keine von beiden möchte ich missen. Ähnliches könnte man in einem Vergleich mit Die Schnecke am Hang sagen.

    Picknick am Wegesrand ist die literarische Vorlage zum Film Stalker. Ein Film der drei Mal gedreht werden musste und angeblich dem Regiesseur und anderen Mitwirkenden schließlich ihr Leben kostete. Der Film bezieht sich hauptsächlich auf das Ende des Buches und holt auf dessen Basis andere Ideen und philosophische Gedankenspielereien in den Vordergrund, um die es im Buch nur bedingt geht. Sowohl Buch, als auch Film, dienten mit dem GAU in Tschernobyl als Inspirationsquellen für das Videospielfranchise Stalker.

    Picknick am Wegesrand ist ein starkes Stück SciFi-Literatur, welches ich als Klassiker jedem empfehlen kann.
    HerrFenrisWolf ist offline

  11. #391 Zitieren
    Drachentöter Avatar von ANTI
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    gehört auch zum Zyklus Pakt der Dunkelheit, die Sanctum, Ritus, Blutportale.

    Diemal der Beginn einer neuen Geschichte, die aber auch mit den anderen zusammenhängt, sehr spannend
    ANTI ist offline

  12. #392 Zitieren
    Deus Avatar von Geißel Europas
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    Verbotene Archäologie. Die verborgene Geschichte der menschlichen Rasse

    [Bild: M0393851633X-large.jpg]

    Endlich mal wieder ein Buch das ich sehr sehr begeistert lese


    Warhammer 40.000 - Adeptus Mechanicus - Skitarius

    [Bild: warhammer-40000-adeptus-mechanicus-skitarius-de.jpg]

    Ein weiteres Warhammerbuch das ich mir einverleibe, es ist klasse ohne Frage. Wenn mal die Welt von 40k mag ist man hier richtig.
    Geißel Europas ist offline

  13. #393 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Arkadi und Boris Strugazki - Das Experiment

    Ein weiterer Strugatzki, was soll ich sagen. Ich bin ein Fan. Dieses Buch schrieben die Brüder, im völlig Bewusstsein, dass es wohl in der Sowjet Union, bzw. zu ihren Lebzeiten unveröffentlichbar war. Sie schrieben das Buch sozusagen für die Schublade. Ein Umstand, geschildert im Nachwort, der schon das Drumherum sehr spannend macht.

    Protoganist dieses Buches ist Andrej Woronin, ein Akademiker aus den 50er Jahren der Sowjet Union. Er hat sich auf das Experiment eingelassen und lebt nun in einer Stadt, in der Menschen aller Herren Länder zusammenkommen. Sprachbarrieren sind nicht mehr existent, jeder glaubt den Gesprächspartner in der eigenen Muttersprache zu hören. Wo die Stadt liegt, ist unklar. Vielleicht liegt sie unter einer Kuppel, wie in einer Schneekugel, einer fremden Dimension oder auf einem anderen Planeten. Jeden Tag schaltet jemand die Sonne an und am Abend wird sie wieder abgeschalten. Die Mentoren leiten das Experiment und es liegt in der Natur des Experiments, dass außer ihnen niemand wissen darf, worum es eigentlich geht.

    Auf einer Seite der Stadt, liegt eine unüberwindbare Mauer, auf der anderen Seite eine tiefe unergründliche Schlucht. Nach Norden hin, werden die Stadtviertel immer schlechter und verlassen, nach Süden expandieren die neuen Viertel der Stadt. Irgendwo liegt noch der Sumpf, in dem Landwirtschaft betrieben wird.

    Andrej arbeitet als Müllfahrer, zumindest am Anfang des Romans. Denn allen Leuten in der Stadt werden fortwährend neue Berufe zugewiesen und so begleiten wir Andrej bei einer Laufbahn durch völlig verschiedene Karrieren. Er lernt die Stadt in allerlei Facetten kennen und so ergeht es auch seinen Freunden, Bekannten und Nachbarn.

    Das Experiment ist in seiner Idee mind. so obskur wie Die Schnecke am Hang und ich liebe diesen Reichtum. Immer wieder wird das Buch philosphisch, wann immer Andrej in sich geht oder durch äußere Umstände zur Reflektion gezwungen wird.
    HerrFenrisWolf ist offline

  14. #394 Zitieren
    Schwertmeister
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    Als Jordan McKell, seines Zeichens Schmuggler und Kapitän ohne Raumschiff, den Auftrag erhält, die Ikarus samt hochbrisanter Ware zur Erde zu fliegen, sieht er zunächst keine größeren Probleme auf sich zukommen. Doch ehe er sichs versieht, ist er in eine intergalaktische Handelsverschwörung verwickelt, und das halbe Universum ist ihm auf den Fersen...
    Der Protagonist und sein Mechaniker Ixil erinnern mich etwas an Han Solo und Chewbacca, ohne aber nur Kopien von diesen zu sein. Wenn man die Bücher von Timothy Zahn mag, kann man auch bei diesem zugreifen.
    Viperfdl ist offline

  15. #395 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Fjodor Dostojewski - Aufzeichnungen aus dem Kellerloch


    Die in Ich-Perspektive geschriebenen Aufzeichnungen, sind eine Art Mischung aus Tagebuch und (fiktiven) autobiografischen Aufsatz. Der Erzähler stellt sich als ehemaliger Angestellter einer Kanzlei und Bewohner einer Kellerwohnung in St. Petersburg vor. Er sinniert über sein Leben und seine Persönlichkeit. Alles bestimmend ist dabei sein fragiles Ego. Der Aufzeichner diagnostiziert sich selbst ständig zwischen alles zerfressenden Selbstzweifeln und dem Anspruch besser als die meisten zu sein, hin und her zu wechseln.

    Es ist diese Form der Introspektive, die mich an Hermann Hesses Steppenwolf denken ließ und mir eine gewisse Sympathie für den Protagonisten bescherte. Diese innere Einsicht ist es, welche die gesamte Novelle schreibt. Alle Ereignisse, über welche in den Aufzeichnungen berichtet wird, lassen sich unter dem beständigen Wechsel der Selbstwahrnehmung einordnen. Der Protagonist nimmt diese Einordnung dem Leser dabei oft genug ab und geht dabei mit sich selbst ins Gericht. Die einzelnen Begebenheiten, welche der Protagonist aufzeichnet, sind bis ins Komische grotesk und erscheinen dabei wie aus dem Leben gegriffen.

    Dostojewski gelingt in diesem Buch etwas, das ich so beschreiben möchte. Stellt euch einen Bühnenmagier vor, der euch den Trick erklärt, den er gleich tun wird, er führt den Trick aus und ihr seid trotzdem genauso verzaubert, als hättet ihr keine Ahnung gehabt - vielleicht sogar noch etwas mehr.
    HerrFenrisWolf ist offline

  16. #396 Zitieren
    Drachentöter Avatar von ANTI
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    sehr gute Fortsetzung der ganzen Pakt der Dunkelheit Reihe.
    ANTI ist offline

  17. #397 Zitieren
    Ehrengarde
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    Ich gebe es zu, ich habe lange gehadert, die Reihe weiter zu lesen. Leviathan erwacht fande ich halt irgendwo etwas ... langatmig. Wahrscheinlich der Nachteil daran, dass man die Geschehnisse und ihren Ausgang anhand der Serie schon kennt und entsprechend unbewusst mit scharrenden Hufen auf den Fortgang der Geschichte gewartet hat, der sich Zeit lässt. Calibans Krieg macht da hingegen einiges richtig. Klar, auch hier hat man Abschnitte, die überflüssig wirken und mir eher wie Seitenfüller vorkamen, aber das Gesamtbild passt in dem Band einfach. Allen voran die Sicht vier verschiedener Charaktere (Stellv. Untergeneralsekretärin der UN von der Erde, Mars-Marine-Sergeant, Gürtler-Biologe von Ganymed und der unverbesserlichste Gutmensch im Sonnensystem - James Holden) trägt einiges dazu bei, dass man ein stimmiges Bild vom Sonnensystem und den Machtverhältnissen bekommt. Wo Leviathan erwacht manchmal blass wirkte, ist der Band jetzt wesentlich bunter und treibt die Geschichte meist auch recht schnell voran.

    Ja, ich bin gespannt auf Teil 3, gleichwohl (danke SyFi bzw. Amazon ... ) ich den Ausgang dank der Serie ja schon kenne.
    Resdayn ist offline

  18. #398 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Habe ich mir letzte Woche auch gekauft, aber noch eine Menge Bücher vor mir, bevor ich dazu komme.
    HerrFenrisWolf ist offline

  19. #399 Zitieren
    Jowood CM a. D. Avatar von CrazyIvan
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    [Bild: original.jpeg]

    Garry Disher, den ich inzwischen auch persönlich kennenlernen durfte, zählt zu den beliebtesten Crime-Autoren in meiner Wahlheimat. Kein Wunder, er versteht es meisterhaft, die oft toxischen Dorfseilschaften, die Trostlosigkeit, Abhängigkeiten und den allgegenwärtigen Alltagsrassimus des ländlichen Australiens allgemein und des Outbacks im Besonderen zum Leben zu erwecken. Damit schafft er glaubwürdige Kulissen für seine Krimis und Polizeithriller, die oft noch düsterer als das Setting selbst sind.

    Bitter Wash Road schlägt genau in diese Kerbe. Constable Paul Hirschhausen - kurz Hirsch - ist ein gebeutelter, aber noch nicht ganz gebrochener, kürzlich degradierter Detective, der je nach Perspektive seiner ehemaligen Kollegen ein Whistleblower, Mitläufer oder korrupter Cop ist, der sich mit Verrat vor der Entlassung und einer Haftstrafe retten konnte. Auf einem abgelegenen Außenposten, einer der 1-Mann-Polizeistationen, die es hier bei uns tatsächlich immer noch gibt, tritt er einen neuen Posten an, während die Ermittlungen gegen seine ehemaligen Kollegen, Vorgesetzten und ihn selbst immer noch laufen.
    Ein Leichenfund, nur wenige Tage nach seiner Ankunft, zieht ihn in einen Strudel aus regionalen Rivalitäten, Drogenmissbrauch und scheinbar perfekt organisierten Menschenhändlern für pädophile Kundschaften. Während er sich (anfangs halbherzig) bemüht, diese aufzuklären, werden die Versuche, ihn für Korruption und Diebstahl auf seinem alten Posten festzunageln, immer heftiger - ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

    Mein Fazit: Spannende Crime, die sich handwerklich und erzählerisch keine Blöße gibt. Aber es ist keine "leichte" Krimikost, Zynismus und Menschenverachtung (nicht des Autors, aber vieler Charaktere) schlagen immer wieder auf den Magen. Alles wirkt trostlos, deprimierend und phasenweise verstörend - Lichtblicke sind selten.
    CrazyIvan ist offline

  20. #400 Zitieren
    cami
    Gast
    [Bild: getimage?productId=30167394]

    Marie-France Hirigoyen ist eine Psychoanalytikerin, die vor allem durch ihr Buch "Die Masken der Niedertracht" (über seelische Gewalt im Alltag) bekannt geworden ist.

    In diesem Buch beschreibt sie die Mechanismen des gesunden und pathologischen Narzissmus, der vor allem durch die modernen Gesellschaftsstrukturen (Performance, Selbstoptimierung, Konsumverhalten) eben zunimmt. Ihr gelingt es hier, diese Mechanismen transparent zu machen, wodurch man schneller erkennen kann, ob und mit welcher Art von narzisstisch geprägten Menschen man so im Alltag zu tun hat. Aber auch, ob man selbst narzisstische Züge entwickelt hat und wie man sie wieder abbaut bzw. gesund erhält.

    Besonders gut ist ihre analytisch neutrale Auseinandersetzung mit dem Phänomen Donald Trump, wobei sie hier immer wieder betont, daß er zwar ein Musterbeispiel darstellt, in seiner hemmungslosen Ausprägung aber karikatureske Züge aufweist, wodurch er eben nicht als "Schulbeispiel" dienen kann, denn wie gefährlich das werden kann, beweist ja gerade er (meiner Meinung nach).

    Ein insgesamt sehr gelungenes Buch, auch wenn mir persönlich der Fokus zu sehr auf den männlichen Narzissmus gelegt wurde.

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