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Der "Mein zuletzt gelesenes Buch" -Thread #5 [Sig aus]

  1. #481 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Es ist eine gut recherchierte und wie ein Roman lesbare Biografie von Johannes Kepler (Astronom, der die eliptische Umlaufbahnen der Planeten entdeckt hat).

    Seine Mutter war als Hexe angeklagt und er hat sie persönlich verteidigt.
    Man erfährt viel über die Politik und die Lebensverhältnisse der damaligen (Neu)-Zeit. Und auch über Keppler, der nicht nur Astronom war, sondern sich auch mit soziologischen und entwicklungspsychologischen Studien beschäftigt hat. Horoskope zu schreiben, war Teil seiner offiziellen Arbeit am Hof - aber ihm fiel auf, dass die Sternkonstellationen nicht ausreichen, um die Entwicklung von Menschen zu beschreiben. So hat er andere Gesetzmäßigkeiten gesucht und dadurch viel Hintergrundwissen über seine Zeit zusammengetragen.

    Das beste Buch, dass ich zum Thema Hexenprozesse kenne.
    Linda Roper Hexenwahn. Geschichte einer Verfolgung, könnte auch was für dich sein.
    HerrFenrisWolf ist offline

  2. #482 Zitieren
    Legende Avatar von Ajanna
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    Linda Roper Hexenwahn. Geschichte einer Verfolgung, könnte auch was für dich sein.
    Hab ich mir notiert!
    Ajanna ist offline

  3. #483 Zitieren
    Legende der Amazonen Avatar von Getford
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    Schätze C.S. Lewis theologische Bücher sehr, bes. auch "Über den Schmerz", was m.E. der beste Versuch ist, Schmerz in Worte zu packen.
    Das vorliegende Buch "Was man Liebe nennt" beleuchtet aus christlicher Sicht die Thematik der Liebe und ihrer Spielarten.
    Lässt sich aber auch als nicht-christ gut lesen, Lewis hat stets so geschrieben, dass es auch an ein nicht-religiöses Publikum ging.
    Sehr zu empfehlen.
    Getford ist offline

  4. #484 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Drottning Katt
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    Leider deutlich schwächer als die vorigen Bände. Bei der Anzahl der POVs wäre vllt weniger mehr gewesen (und das sage ich, obwohl ich es normalerweise sehr gern mag, wenn es viele POVs gibt). In der ersten Hälfte kommen die einzelnen Handlungsstränge dabei gefühlt kaum voran. Mainchara Çeda rückt vor allem in der ersten Hälfte total in den Hintergrund und bleibt auch am Ende vergleichsweise passiv. Das Finale selbst ist mir etwas too much mit der Wirkung des Kristalls. Aber immerhin ergibt sich am Ende eine neue, vielversprechende Ausgangssituation. Mal sehen, wie der der finale sechste Band damit umgehen wird.
    Drottning Katt ist offline

  5. #485 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Fjodor Dostojewski - Der Idiot

    Nach ungewöhnlich langer Zeit habe ich nun Fjodor Dostojewskis - Idiot gelesen. Das es so lange dauerte, hat einen Grund und ich möchte ehrlich sein, das Buch ist langweilig. Ja mindestens so langweilig wie es genial ist. Seine Botschaft ist so tiefschürfend wie seine Handlung schrecklich mundän ist. Es greift direkt aus dem Leben, so sehr wie es übertreibt. Es ist ein Buch der Gegensätze, der Verzerrung und Annäherungen.

    Ein Mann sitzt im Zug auf der Reise nach Sankt Petersburg. Lew Nikolajewitsch Myschkin ist der letzte Spross einer Adelsfamilie. An Russland erinnert er sich kaum, denn er ist als kranker Waise auf Kur in der Schweiz groß geworden. Russland ist für ihn eine fremde Erinnerung, ein Land welches er nur aus Büchern kennt. Er leidet an einer Krankheit, ähnlich der Epilepsie, ähnlich dem Veitstanz und ist noch nicht kuriert. Doch in der Schweiz kann er nicht bleiben, so versucht er in Petersburg Kontakt zu seiner letzten vermuteten Verwandten zu schließen - die Frau eines Generals.

    Bereits im Zug wird die Strecke der Handlung abgesteckt. Dort lernt er den reichen Erben Rogoschin und den arschkriechenden Beamten Lebedjew kennen. Außerdem erfährt der Fürst von der wunderschönen Nastassja, welche Rogoschin zu heiraten gedenkt. In Sankt Petersburg angekommen, gerät der nichts wissende, nichts ahnende Fürst ins Geflecht eines Intrigenspiels um die Ehelichung besagter Nastassja. Diese Intrigen, seit vielen Jahren geknüpft und vorbereitet, nähern sich ihrem Höhepunkt, doch implodieren die Pläne der Ränkeschmiede. Dem Fürst als fremdes, neues Element in der Gleichung, wird wieder und wieder die Verantwortung zugeschoben.

    Dabei ist Fürst Myschkin ein durch und durch aufrichtiger Mensch. Er lebt hohe Ideale, ist absolut ehrlich und weiß selbst im niedrigsten Schurken noch das Gute zu sehen. All die Hintergedanken und falschen Fassaden, all die Lügen und Intrigen sind ihm fremd. So wirkt der Fürst verglichen mit jeder anderen Figur als Heiliger, Erlöser gleich. Jeder küsst ihm die Hand und erkennt seine Größe an, nur um ihm im nächsten Moment doch wieder zu hintergehen und zu verabscheuen. Denn ein Mensch, der so idealistisch von anderen denkt, ist unbrauchbar für diese Gesellschaft. Er ist eine amüsante Absurdität, dessen Wohlmeinen als Naivität gedeutet wird. Kurz er gilt allen als Idiot.

    Wieder und wieder wird im die Verantwortung an Dingen zugeschoben, deren Zeuge er genauso wird wie alle anderen und an denen er die aller geringste Schuld trägt. Ein ums andere Mal, akzeptiert er diese Verantwortung. Man geht zu ihm auf Abstand, nur um ihn, gleich wieder zu sich heranzuziehen. Auf diese Weise zermahlen die Petersburger Kreise, in die der Fürst gearaten ist, ihn langsam. Treiben seinen gesundheitlichen Zustand zurück in die Nebel der unbestimmten Krankheit.

    Der Einfachheit halber nennt man sie Epilepsie, obwohl der Fürst schon auf den ersten Seiten klarstellt, dass es keine ist. Genauso wie man ihn der Einfacheit halber einen Idiot schimpft und kein Interesse am wahren Wesen der Dinge und Begebenheiten hat, sondern ihn verantwortlich macht. Bei vielen Gelegenheiten wird die Wahrheit bis zu infamen Lüge verzerrt.

    Das klingt alles großartig, aber es findet zwischen den ermüdenden Verhältnissen dreier unterschiedlich gestellter Petersburger Familien statt. Diese Familien bringen wiederum alle ihre Kinder und Bekanntenkreise in die Geschichte ein. Mit denen sich der Fürst eine Episode um die andere beschäftigen muss. Mal geht es um Verleumdung, mal um Geschwätz, ein anderes Mal um zeitgenössische Morde, die Größe von Landgütern, kastrierte Orthodoxe, Schulden, Spaziergänge, Kutschen, die Frauenfrage und den Nihilismus. Das alles ist Ballast für die eigentliche Handlung, welche sich mit dem Liebesglück bzw. Unglück des Fürsten auseinandersetzt. Dieser Ballast ist es jedoch auch, der die Geschichte real macht, in dem er sie anreichert. Figuren sind nicht einfach wie sie sind, sie alle werden getrieben, durch diesen Ballast. Sie haben gute Gründe, schlechte Gründe, dumme Gründe, zu sein wer sie sind. Alle sind sie auf ihre Weise Schurken und haben doch das Zeug zu Engeln.

    Dostojewski hatte ein Auge dafür, auszumachen, warum Menschen in diesen Dingen dazu neigen, so überaus zu versagen. Am Ende erschien es mir ebenso sehr ein Buch darüber zu sein, wie unsere Gesellschaft oder in diesem Fall die historische russische, einen Heiland verkennen und vernichten würde, wenn er zurückkehrt. Genauso wie es darum ging, wie furchtbar sich Liebesdinge anlassen und wie leicht sie jedermann (oder Frau) zerstören.

    Der Roman hat wahrhaft große Momente, große Einsichten und unglaublich wahre Zeilen. Doch genauso bietet der Roman ermüdende Langeweile völlig mundäner, nicht enden wollender Salongespräche und Belanglosigkeiten (die mal Allegorien sind, mal nicht). Es ist ein furchtbar langweiliges Buch und es ist genial darin.
    HerrFenrisWolf ist offline Geändert von HerrFenrisWolf (21.07.2021 um 07:57 Uhr)

  6. #486 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    Nachdem Bücher bei mir eine ganze Weile hinten anstehen mussten, was Hobbyausübung anging, habe ich dieses Jahr wieder voll zugelangt und gestern Abend mein inzwischen sechzehntes Buch für dieses Jahr beendet (siebzehn, wenn man "Rise Of Endymion" mitzählt, das ich letztes Jahr angefangen aber diesen Januar dann abgeschlossen habe). Und es war...

    [Bild: 52580614._SY475_.jpg]

    Wile E. Young - The Magpie Coffin

    Band eins der inzwischen elfteiligten Splatter-Western-Reihe von Death's Head Publishing. Eine Anthologieserie von (hauptsächlich) Novellen, die Wild-West-Stories mit übernatürlichen Einsprengseln und - angeblich - Splatterpunk-Attitüde vermischen. "The Magpie Coffin" fand ich jetzt gerade in letzterer Hinsicht ein wenig enttäuschend. Klar, es wird viel und effektvoll gestorben, die Atmosphäre ist sehr düster und grotesk, aber irgendwie blieb mir das große Gesplatter ein wenig aus. Dazu waren viele der Gewaltbeschreibungen fast schon zu... poetisch? Versteht mich nicht falsch, ich brauche normalerweise keine ungebremste Ultraviolence in Büchern, aber wenn schon so sehr damit geworben wird (und ich da hauptsächlich mal reinlesen wollte, weil ich verstehen wollte, was genau es mit dieser Splatterpunkt-Literatur auf sich hat), dann sollte das Ding auch liefern, oder?

    Allgemein gefiel mir "The Magpie Coffin" aber gut. Kurz und knackig (204 Seiten) mit einem kleinen aber erstaunlich gut ausgearbeiteten Cast von Charakteren. Youngs Stil ist generell gut, der Plot an sich zwar recht stark angelehnt an große Klassiker des Western-Genres, aber gefällig. Allein das Ende hat mich ein wenig verdutzt zurückgelassen. Ohne groß spoilern zu wollen war mir das alles für ein Buch, das versucht so sehr eine bösartig abgefuckte Stimmung aufkommen zu lassen, deutlich zu versöhnlich. Da hatte ich deutlich mehr Carnage erwartet. Deswegen 3/5, kann man mal gelesen haben, war auf jeden Fall gut genug, dass ich mal ein paar weitere Bände bestellt habe (erst mal die Teile neun bis elf, weil die alle von diesem Jahr sind und ich mal was kontemporäres lesen wollte, damit ich am Ende des Jahres tatsächlich mal eine nur beinahe völlig uninformierte Meinung zum besten Buch 2021 abgeben kann).
    Harbinger ist offline

  7. #487 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Drottning Katt
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    Auch beim dritten Lesen einfach toll. Maia ist ein sympathischer Hauptcharakter und es macht Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er in seine Rolle als Kaiser hineinwächst. Die Handlung bleibt abwechslungsreich, da Maia sich mehreren, unterschiedlichen Problemen widmen muss. Dabei wird auch nicht jeder Konflikt nacheinander abgehakt, sondern es fließt mehr ineinander. Außerdem bietet 'Der Winterkaiser' durchdachtes und detailliertes Worldbuilding, was mir ja immer sehr wichtig ist. Wird sicher noch öfter gelesen werden^^
    Drottning Katt ist offline

  8. #488 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Harlan Ellison- Ein Junge und sein Hund

    Eigentlich lese ich gerade etwas anderes, was mich gelegentlich etwas langweilt. Darum habe ich mit Freude diese Geschichte eingeschoben, von der ich erst nach ihrem Ende realisiert habe, dass es sich "nur" um eine Kurzgeschichte handelt. Ein Junge und sein Hund gilt als Inspirationsquelle vieler Endzeitgeschichten, darunter z.B. Mad Max und Fallout.

    Es ist das Jahr 2024 und Vic und sein Hund Blood schlagen sich durch. Vic wurde irgendwann im oder nach dem Dritten Weltkrieg geboren und ist jetzt ein Teenager. Die Welt in der er lebt, ist im Arsch. So im Arsch, dass Vic und der Hund, als Duo umherziehen, um Nahrungsmittel zu plündern oder zu stehlen. Beide verbindet eine telepathische Beziehung, welche vom Hund ausgeht. Für den Krieg wurden entsprechende genmanipulierte Hunde geschaffen, um im Verbund mit Soldaten als Schocktruppen zu dienen. Im Gegenzug gingen die Instinkte verloren, die es den Hunden ermöglicht hätten, sich selbst zu versorgen.

    Vic ist ein Vergewaltiger. Es gibt keine Art das höflich auszdrücken und ich will diesen Fakt über die Figur nicht relativieren. Der Junge vergewaltigt Frauen, wenn er die Gelegenheit dazu bekommt. Damit ist er auch nicht allein. Die meisten Bewohner der Stadt in der das Duo überlebt, sind männliche Gangmitglieder. In dieser "Gesellschaft" sind Frauen nur eine weitere Ressource zur Bedürfnisbefriedigung, um welche die Banden und Einzelgänger konkurrieren. Entsprechend selten trifft man Frauen in dieser Welt überhaupt noch an. Um noch eines draufzusetzen, der Hund frisst Menschenfleisch (weil's eben verfügbar ist).

    Die Handlung der Geschichte folgt Vic's Jagd auf eine junge Frau, die Hund Blood zufällig unter die Nase kommt. Daraus entspinnt sich einiges an Gefahr für das Duo und eine Liebesgeschichte(?). Vic ist eine widerliche Figur, aufgewachsen in einer verabscheuungswürdigen Welt. Was uns als Leser an ihm und seinen Umständen abstößt, ist allerdings ein handlungstragendes Element. Wären diese Dinge nicht der Fall, würde die Auflösung der Geschichte nicht funktionieren. Es ist sozusagen handlungstragende Widerlichkeit (für sowas war der Autor wohl auch berüchtigt).

    Das Ende der Geschichte ließ mich mit einer Mischung aus Gefühlen zurück, die ich so noch nicht kannte. Es war grauenvoll und dieses Grauen war herzerwärmend. Denn am Ende geht es um einen Jungen und seinen Hund.
    HerrFenrisWolf ist offline

  9. #489 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Dietmar Dath - Neptunation

    Neptunation war ein Fund in einem kleinen, alternativen Bücherladen. Auf dem Buchrücken steht Dietmar Dath sei der einzige relevante deutsche SciFi-Autor der Gegenwart. Mächtige Behauptung, wenn mir auch nicht viele dt. SciFi-Autoren geläufig sind (weniger wenn man lebendig voraussetzt). Also hatte ich keine Wahl als ran an den SciFi-Speck.

    Die Prämisse des Buchs nimmt die Euphorie des Space Race zwischen USA & SU ernst. Das gemeinsame Raumfahrtprogramm der DDR & SU schickt ein Raumschiff in Richtung Neptun. Wenig später brechen Sowjet Union und Warschauer Pakt zusammen. Die wahren Gläubigen der kommunistischen und sozialistischen Weltraumforschung vernetzen sich über die Nachfolgestaaten hinweg und bilden bald eine Schattenorganisation. Ihr Ziel ist es ein zweites Schiff zu bauen, welches den Verbleib der ersten Expedition erforscht. Der Roman erzählt die Rekrutierung diverser Mitglieder der Schiffscrew, die Reise und über die Ankunft hinweg.

    Das erste Kapitel, eine Episode aus der Kindheit des Chinesen Aigu Sun wusste mich zu begeistern. Leider musste ich schnell erkennen, dass dieses Niveau charakternaher Erzählung durch Geschehen & Erleben die Ausnahme ist. Meistens dienen die Figuren dem Autoren dazu, lange über ihre Fachgebiete zu grübeln oder Diskussionen zu diversen physikalischen, linguistischen oder mathematischen Theorien zu führen. Wobei Diskussion oft auch einseitig lange Monologe sind, in denen das Gegenüber eher dazu dient den Grund zu liefern, warum die Figur überhaupt einen Vortrag hält.

    Eben diese Gespräche und Grübeleien sind bereits das Fleisch & Blut am Skelett der Erzählung. Die Reise geht zwar voran, der Autor bietet einige Figuren auf, aber alles konzentriert sich auf diesen Austausch der Figuren. So stark, dass mir die eigentlichen Charaktere mehr wie Mittel zum Zweck vorkamen, denn als Figuren an denen ich als Leser tatsächlich Interesse entwickeln soll. Das eindrücklichste Indiz war für mich hierbei das Verscheiden einer dieser Figuren, deren Tod kaum einige Absätze später zum Anlass verklärt wird eine Diskussion über Mathe fortsetzen. Warum soll ich als Leser in diesen Tod emotional investiert sein, wenn es nicht einmal die anderen Figuren sind?

    Zwischendurch war ich immer wieder verlockt den Roman Neptunation als hardscifi einzuordnen. Dabei bringt es eigentlich von Beginn an immer wieder unerklärbar fantastische Elemente ins Spiel. Dietmar Dath war die Nähe zum hardscifi, aber offensichtlich ein Anliegen. Eben das bieten die Gespräche der Protagonisten. Leider hatte ich nie Ambitionen Mathe, Physik oder Linguistik selbst zu studieren, so dass mir vielfach Fachbegriffe, die Namen von Theorien oder Theoremen völlig unverständlich waren. Daher kann ich auch nicht einordnen wie sinnvoll die Fantasien sind, welche Dath aus der Wissenschaft ableitet.

    Manche dieser Ideen wussten mich zwar zu begeistern, aber sie führen gern auch mal nirgendwohin. Dinge werden eingeführt, am Ende vielleicht nochmal aufgegriffen, spielten aber 90% der Erzählung kaum eine Rolle. Damit ließ mich das Buch leider enttäuscht zurück. Nichts gegen Dietmar Dath, vielleicht bin ich einfach nicht sein Publikum, aber sollte er wirklich der einzige relevante deutsche SciFi Autor der Gegenwart sein, dann wäre ich sehr traurig.
    HerrFenrisWolf ist offline

  10. #490 Zitieren
    Deus Avatar von Dukemon
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    S.E. Harmon Spuken für Anfänger: (Ein Fall für Rain Christiansen 1)

    Rainstorm Christiansen ist für das FBI als Profiler tätig, leider hat man ihm es krumm genommen, als er einmal dem Geist eines Verstorbenen Opfers nachgegeben hat und den Hinterbliebenen eine letzte Nachricht hat zu kommen lassen. Nach einer Auszeit mit Therapie beim FBI Psychologen, der ihm Medikamenten gegen seine "Probleme" verschrieben hat, wollen seine Kollegen ihn bei den Ermittlungen weiterhin nicht dabei haben. Sein Vorgesetzter Graycies scheint nicht genug Durchsetzungvermögen zu haben dem Team zu sagen, dass sie sich zusammenreißen und Rain nach seiner Auszeit miteinbeziehen sollen. Also teilt Graycies Rain als Unterstützung der Polizei von Brickell Bay zur Verfügung, um ihnen bei der Lösung eines Cold Case zu helfen. Das Dilemma dabei ist, dass Rain nun wieder mit seinem Ex Daniel McKenna arbeitet, der der Leiter dieser kleinen Abteilung ist.
    Ganz verständlich empfand ich es zumindest in der deutschen Version nicht wann und wie genau sie sich getrennt haben. Für mich klang es so, Rainstorm bekam die Einladung zum FBI, Daniel hat dicht gemacht und nur gefragt was Rain denn möchte und Rainstorm, den es nur wegen Daniel in Brickell Bay gehalten hatte, ist mit gepackten Koffern nach Quantico geflogen. Damit war wohl die Beziehung dort zu Ende. Daniel ist sauer auf Rainstorm, Rainstorm hat eine exzellente Karriere als Special Agent angefangen und ist ziemlich enttäuscht von Beziehungen, wegen Daniel. Naja, auf jedenfall bemüht sich Rainstorm nun Daniel wieder für sich zu gewinnen, was Daniel ihm nicht leicht macht und ihn als den Bösen hinstellt... Achja, zunehmends setzt er sich langsam auch mit dem Fakt auseinander, dass er Geister sehen und mit ihnen Kommunizieren kann. Womit er in den Cold Cases bestens aufgehoben ist und den anderen Beteiligten Ermittlern weit voraus ist. Nur sind die ziemlich schnell aggro, sobald Rain sich auf diese Möglichkeit einlässt und entsprechende Fakten aufploppen lässt. Gerne vor Befragten.

    Ich habe bereits Teil 2 gelesen und es ist fies, das der dritte Teil erst im Januar erscheint. >.< Was soll ich denn bis dahin lesen? "Jons übernatürliche Fälle" habe ich auch bis jetzt durch, der nächste Band erscheint auch erst nächsten Monat, den SpinOff mit Brandon Havili will ich irgendwie nicht auch lesen und anfangen. Ja, welche Sorgen^^'

    Jedenfalls gefällt mir in den Fällen für Rain Christiansen, weil es klassisch eine kriminaltechnische Geschichte ist, an der sich die Nebenhandlungen und Entwicklungen orientieren und auf einander aufbauen. Unteranderem die schwierige und angespannte Situation zwischen Rain und Daniel. Zwischen Rain und dem Team von Daniel, Daniels Partner ist in der ersten Folge hauptsächlich damit präsent das er Rain Anweisungen macht Daniel in Ruhe zu lassen, wenn er vor hat wieder zurück zum FBI zu gehen nachdem der mit der Arbeit fertig ist. Rain ist zwar durchaus auf Krawallgebürstet (Stichwort: Feuerlöscher), im Buch ist er immer darauf bedacht den Leuten zu geben was sie wollen und ist dabei ehrlich. Also, statt den Partner von Daniel aus seinem aktuellen Raum zu werfen, weil er sich in Privatangelegenheiten einmischt, bleibt er kollegial. Ein anderes Teammitglied, Nick, dagegen hat keine Probleme die Gerüchte aus FBI Kreisen anzusprechen, als Rain das erste Mal auf das Team trifft. Rain übergeht dies indem er Nick mit seiner Profession, dem Profiling, erstmal den Wind aus den Segeln nimmt. Allerdings Daniel gegenüber stellt er seine Profession warum auch immer aus. Man bekommt nicht mit das er Profile von seinen Kollegen gedanklich erstellt und diese nutzt. Daniel blafft Rain an, dass sie das Mädchen, das sie suchen, weiterhin als Lebend betrachten, obwohl Rains, Agent Dr. Rainstorm Christiansen, Profession eher zum Gegenteil tendiert.
    Wie gesagt, ich mag Rain und die Handlung, aber irgendwie ist mir Rainstorm vorallem im ersten Buch zu zahnlos. Daniel schüchtert den Filialleiter eines McDonalds Restaurant ein, damit der sich bequemt der Polizei die Kontaktdaten ihres Verdächtigen rauszurücken. Generell geht Daniel ziemlich jeden an, der in seinen Augen nicht im Sinne des "verschwundenen" Mädchens handelt. (Seine eigene Schwester, die bei einer anderen Pflegefamilie aufgewachsen ist, gilt als Verschwunden. PS: Rain kennt natürlich die Antworten.) Rain drückt jedesmal beide Augen zu. Er sagt hinterher kurz etwas dazu, ist aber schnell ruhig sobald Daniel ihm gleich droht rauszuwerfen. Hinterher, sobald Rainstorm sich den Informationen des Geistes vom verschwunden Mädchen bedient und sich dem Täter nähert wird er sofort rausgeworfen, nicht von Daniel. Nicht beim ersten Mal, wo er das Fahrzeug des vermissten Mädchens mitten im Wald findet, wo sonst niemand gesucht hat. Eben an dem Punkt, wo er alleine sich mit dem Täter trifft. Schon klar, Spannung aufrecht erhalten und so, wie gesagt für mich war so ziemlich alles gegen Rain. Ja, Daniel hat Rain bei sich aufgenommen damit er sich kein Hotelzimmer nehmen muss oder bei seiner Schwester unterkommen musste, auch das Auto bekommt er von Daniel. Mir hat Rain einfach nur leid getan, weil er so ziemlich die logischste Figur war und als einziger die Dinge klar und aus allen Seiten betrachtet hat und dafür ganze Zeit Arschtritte bekommt.
    Ich konnte danach sogar verstehen, dass er vor Frust sich auch mal an den grünen Keksen der Eltern bedient hat, wo er eigentlich strickt dagegen ist.
    Daniel wie gesagt ist ein netter Beschützer, der gerne die Leute die er liebt an sich zieht. Es sei denn sie nehmen das bessere Jobangebot wahr. Hat wohl mit seinem Leben als Pflegekind zu tun. In einer Beziehung sind aber immer zwei beteiligt, oder mehr je nach dem, aber irgendwie ist immer nur Rain der Buuhmann und niemand widerspricht Daniel mal an dem Punkt. Daniel beschreibt Rain als "egoistisches Arschloch mit Bindungsangst".
    Aber angesichts des langen Textes, mag ich das Buch und auch den zweiten Teil.

    S.E. Harmon Spuken für Fortgeschrittene: (Ein Fall für Rain Christiansen 2)

    Die Cold Case-Abteilung des BBPC wurde umfunktioniert in die Paranormal Tactical Unit und Dr. Rainstorm Christiansen ist wieder bei der Polizei in Bickell Bay. Auch wenn er ein eigenes Haus hat, lebt er doch eher mit Daniel in einer Beziehung und öfters bei ihm als bei sich. Dieses Mal sind sie offener zu einander, doch der Sex ist auch toll. Daniel schleppt Rain zu einem Guru nach dem anderen, damit Rain als Medium besser lernt den Geistern Grenzen zu setzen. Daniel scheint nämlich nicht davon begeistert zu sein, mit Rain Liebesspiele zu spielen, wenn er Rain ansieht, dass sie nicht alleine im Raum sind. Auch so ist er eher besorgt darum, dass Rain scheinbar nicht genug Schlaf bekommt, wobei Daniel als notorischer Frühaufsteher beschrieben wird von Rain. Naja, einige Geister werden zunehmend Ungeduldiger und scheinen mehr Einfluss auf Rain zu haben. Allerdings gehen die meisten Besuche bei Gurus gründlich schief. Die Spitze ist dabei der dritte Besuch im Buch.
    Im Team hat sich eigentlich alles irgendwie entspannt. Im Gegensatz zur Aussage im ersten Band ist Daniel dazu bereit mit einem Medium zusammenzuarbeiten. Die anderen Teammitglieder sind nun auch etwas braver.

    Der zweite Band war schon etwas spannender, zumindest was den Fall betrifft. Daniel ist nun der große Beschützer von Rain, wobei Rain es ihm übel nimmt das er ihn immer wieder zu irgendeinem Spinner schleppt, damit Rain irgendetwas über sich und seine Fähigkeiten lernt. Auch schon vor Jahren schien Daniel Rains Hippieeltern zu lieben, so macht es ihm auch nichts aus das die Eltern das Grundstück neben das von Daniel gekauft haben und dort ihr Minihaus aufgeschlagen haben, samt Kräutergarten. Rain ist semi-begeistert.
    Schön ist, dass Rain weniger der Boxsack für andere ist, wie im ersten Band. Er kriegt zwar auch weiterhin für ein paar Dinge ungerechtfertigten Anschiss, aber es ist nicht so schlimm. Zum Beispiel fährt der Verdächtige mit seinem Auto praktischerweise in den Fluss, womit die Polizei diesen schneller ergreifen kann. Aus irgendeinen Grund kriegt Rain dafür einen auf den Deckel. Und für die kaputte Bushaltestalle. Irgendwie will auch der Partner von Daniel nicht mehr, das Rain sein Auto fährt. Dabei hat er das selbe Fahrtraining, wenn nicht sogar das bessere, gehabt wie alle anderen auch und da er beim FBI war, ist er sowieso der überdurchschnittlich Qualifizierteste, also ist es nicht ganz verständlich, wieso man ihm so wenig traut. Noch dazu hat er einen Doktor.
    Interessant ist allerdings wie wichtig es den beiden Büchern ist durch Rain zu betonen, dass es zwischen den einzelnen Behörden und den Standorten untereinander erst mal keine direkte Rivalität oder ähnliches gibt, wie es in vielen Serien und Filmen immer dargestellt wird. Man sei ein Team in den Ermittlungen an denen sie beteiligt sind.
    Dukemon ist offline Geändert von HerrFenrisWolf (21.09.2021 um 14:07 Uhr) Grund: In diesem Thread Signatur bitte deaktivieren.

  11. #491 Zitieren
    Deus Avatar von Geißel Europas
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    Conan - Band 1: Die Original-Erzählungen

    [Bild: 58921d68b11e4c34166b55ff8d8eaad326d0f6ed-00-00.jpeg]

    Was soll ich sagen? Ich hab mir den ersten Film mitn Arni angeschaut und wollte danach mal wissen was in den Büchern so passiert. Ungewohnt war die Tatsache das man durch verschiedene Zeitepochen von Conans Leben springt. Es zeigt also nicht den Weg vom zerstörten Dorf, über Piratenschiffen hin zum König. Sondern es fängt mittendrin an, dann kommt ein Kapitel über ihn als König, dann wieder eins über seine Piratenlaufbahn. An sich stört das aber nicht, das Buch ist in sich stimmig, erzählt interessante Geschichten und macht Lust auf mehr. Ich kanns jedem empfehlen!
    Geißel Europas ist offline

  12. #492 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Zitat Zitat von Geißel Europas Beitrag anzeigen
    Conan - Band 1: Die Original-Erzählungen
    Habe ich vor einiger Zeit auch gelesen. Rückblickend muss ich sagen, die Comics bei SPLITTER gefallen mir besser als die Originalerzählungen. Also es handelt sich im Wesentlichen um diesselben Stories, aber in der direkten bildlichen Darstellung, Panel für Panel bei ohnehin wenig Dialog wirkt das Barbarenabenteuer am besten. Speziell Ymirs Tochter kann ich sehr empfehlen.
    HerrFenrisWolf ist offline

  13. #493 Zitieren
    Deus Avatar von Geißel Europas
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    Zitat Zitat von HerrFenrisWolf Beitrag anzeigen
    Habe ich vor einiger Zeit auch gelesen. Rückblickend muss ich sagen, die Comics bei SPLITTER gefallen mir besser als die Originalerzählungen. Also es handelt sich im Wesentlichen um diesselben Stories, aber in der direkten bildlichen Darstellung, Panel für Panel bei ohnehin wenig Dialog wirkt das Barbarenabenteuer am besten. Speziell Ymirs Tochter kann ich sehr empfehlen.
    Danke, das muss ich mir mal genauer anschauen. In Comicform kenn ich von Conan nur die von Condor, wenn dir das noch was sagt. Ist sehr alt.
    [Bild: Conan-der-Barbar-TB-Nr-4-Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch-Condor-Verlag.jpg]
    Fand ich auch klasse
    Geißel Europas ist offline

  14. #494 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Marvel Conan Comics gibt es noch immer, aber die von SPLITTER sind besser.
    HerrFenrisWolf ist offline

  15. #495 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    William Goldman - Die Brautprinzessin

    Einigen mag The Princess Bride als großartiger Abenteuerfilm seit ihrer Kindheit geläufig sein. Andere mögen zumindest Degenfechter Inigo Montoya (Prepare to die!) aus Memes kennen. Ich habe diesen Klassiker der Popkultur erst dieses Jahr nachgeholt. Danach war ich so begeistert, dass ich auch die Vorlage zum Film lesen wollte. Ein Buch dessen Titel genau genommen lautet: William Goldman - Die Brautprinzessin, S. Morgensterns klassische Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern.

    Der Untertitel mit dem Verweis auf S. Morgenstern verweist auf etwas, dass man auch aus Walter Moers Büchern zu bzw. von Hildegard von Mythenmetz kennt. Der eigentliche Autor des Buches verweist auf einen fiktiven Urheber der Geschichte, die der Autor gewissermaßen nur überliefert bzw. überarbeitet hat. Im Fall der Brautprinzessin wird William Goldman damit Teil der Handlung des Buches.

    Das Buch beginnt mit Goldmann selbst, der darüber berichtet was für ein unkonzentriertes Energiebündel er als Kind war. Sein völliges Desinteresse an Literatur und Geschichten wendete sich als sein Vater ihm einst Die Brautprinzessin vorlas und das Buch ihn enorm begeisterte. Diese Liebe zum Buch machte aus ihm einen Autor. Jahrzehnte später liest er die Brautprinzessin zum ersten Mal selbst und beschließt es so zu bearbeiten, dass es dem gleicht, was sein Vater ihm einst vorlas. Im Zuge des Buches meldet sich Goldman immer wieder zu Wort, um uns dem Leser mitzuteilen, was und warum er in Bezug auf Morgensterns Version geändert hat. Dieses potentiell nervige Gimmick, passt perfekt zum Humor der unterliegenden Abenteuergeschichte.

    Das eigentliche Abenteuer behandelt natürlich die hübsche Bauerntochter Butterblume und ihren Geliebten, die ein Abenteuer im fiktiven Land Florin (ebenfalls das Geburtsland von S. Morgenstern) überstehen müssen, um zueinander zu finden. Der Ton in dem Die Brautprinzessin geschrieben ist, begeistert mich nachhaltig. Die Figuren, selbst die schlimmsten Feinde, interagieren die meiste Zeit unheimlich ehrlich und mit höflichen Ernst, was manche Situation alberner macht als Flapsigkeit es könnte. Auf eine gewisse Weise ist selbst der hinterlistigste Schurke Sportsmann, anders weiß ich es nicht auszudrücken. Allgemein fällt es mir schwer die Aspekte herauszuarbeiten, warum sich diese Erzählung liest wie sie es tut. Also lass ich es einfach.

    Die Brautprinzessin ist eine unheimlich lustiges Buch, um ein spannendes und unterhaltsames Abenteuer..
    HerrFenrisWolf ist offline

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    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Robert Chambers - Der König in Gelb

    Als Fan kosmischen Horrors fasziniert mich der Cthulhu-Mythos, den einst H.P. Lovecraft in die Welt holte und welcher später von seinen Autorenfreunden reichhaltig ausgebaut wurde. Obwohl Lovecraft wohl der bekannteste Vertreter dieses Genres ist, so war er nicht der erste. Unter den Autoren von denen er Inspiration schöpfte, findet sich insbesondere Robert W. Chambers mit seinem Buch Der König in Gelb. Mich reizte es, aufgrund des Titels, mich mit diesem Proto-Mythos-Werk auseinandertzusetzen.

    Der König in Gelb ist eine Sammlung lose miteiander verbundener Kurzgeschichten. Vier davon sind direkte schauerliche Beiträge zum Mythos um den namensgebenden König in Gelb, zwei weitere damit ebenfalls verbunden, aber eher romantischer Natur. Je nach Ausgabe sind noch Beiträge aus Chambers ersten Buch enthalten (König in Gelb war 1895 das zweite von ihm geschriebene Buch).

    Was ist nun also der König in Gelb? Es handelt sich um ein Buch im Buch. In fiktiven 1920er Jahren verbreitet sich das Werk König in Gelb, bei dem es sich um ein Theaterstück zu handeln scheint, aus unbekannter Quelle um die Welt. Mancherorts wird es offen in den Buchhandlungen verkauft, andererorts ist es verboten. Kenner sagen über den König in Gelb, es sei ein politisch völlig ungefährliches Buch, weil es gar nichts diesseitiges behandelt. Der erste Akt gilt als beinahe lächerlich gewöhnlich, aber wer einmal den zweiten Akt gelesen hat... Ob das Buch mehr Akte hat, weiß man nicht, es wird jedenfalls keiner mehr erwähnt, weil der Schaden bereits mit dem zweiten Akt angerichtet ist. Angeblich treibt es seinen Leser in den Wahnsinn.

    Die Protagonisten der Kurzgeschichten sind samt und sonders aus bessergestellten Kreisen in New York oder Paris. Fast immer handelt es sich um Künstler, genauer Maler, die einen dekadenten Lebensstil pflegen und sich mit ihresgleichen beschäftigen. In den ersten vier Geschichten tritt der König in Gelb auf verschiedene Weise in ihr Leben gleich einer verheerenden Krankheit. Die weiteren Geschichten greifen Motive aus dem König auf. Den genauen Inhalt des Königs deutet Chambers nur an. Das Buch (also welches wir als Leser in den Händen halten) wird mit einem Gedicht aus Akt 1 eingeleitet, ähnliches gilt für die einzelnen Kurzgeschichten. Wir lernen Namen von Protagonisten des Stückes kennen, andersweltliche Orte und erfahren Beschreibungen der schrecklichen Gestalt des König in Gelb.

    Es ist kaum genug um besonders sichere Aussagen über den Inhalt des Stücks zu treffen, aber ein fruchtbarer Nährboden für Spekulationen. Der König in Gelb wirkt uns zum Greifen nah, entzieht sich dem Leser aber sofort wie ein schnell vergessener Alptraum. Mich persönlich erinnert Der König in Gelb an meine liebste Edgar Allen Poe Geschichte, Die Maske des Roten Todes. Tatsächlich war Poe auch eine der Inspirationsquellen für Chambers, doch noch viel mehr wohl Das Bildnis des Dorian Grey, Schauergeschichten von Ambroce Bryce (aus denen er sich Namen entlehnte) und ein Buch über die Dekandenz Pariser Künstlerkreise namens Gegen den Strich.

    Chambers selbst lebte das Leben seiner Protagonisten. Als Spross einer sehr wohlhabenden usamerikanischen Familie verbrachte er einige Zeit als Maler in Paris und verkehrte ebenso in dekadenten New Yorker Kreisen bis er schließlich Bestsellerautor wurde. Zwar versuchte er sich noch an weiteren phantastischen Büchern, doch dem Horrorgenre blieb er nicht treu. Etwas das insbesondere Lovecraft bedauerte. Chambers wurde nach Der König in Gelb ein eher an der literarischen Mode orientierter Autor, der alles schrieb was sich potentiell verkaufte.

    Dennoch vererbte er sozusagen mit dem König in Gelb dem Horrorgenre ein einflussreiches Stück Literatur. An das Theaterstück angelehnt erdachte Lovecraft ein ähnliches Buch innerhalb seiner Fiktion, mit denselben Eigenschaften, das Necronomicon. Chambers außerirdisch anmutendes Carcosa steht der versunkenen Stadt R'yleh gegenüber. Der König in Gelb und der Name Hastur fanden ihren Platz unter den Dunklen Göttern des Mythos.

    Zum König in Gelb kehrten noch viele andere Autoren in späterer Zeit zurück, griffen ihn direkt auf oder spielten auf ihn an. Musikalisch schlug die Idee mit der Band King Crimson ihre Wellen. Zuletzt veröffentlichte ein deutsche Newcomerautor Manuel Filsinger einen Versuch das Theaterstück Wirklichkeit werden zu lassen. Aus heutiger Sicht liegt der Wert des König in Gelb wohl eher in seiner Bedeutung für die Literaturgeschichte. Doch zwei seiner Geschichten hinterließen dennoch einen besonders guten Eindruck auf mich: Der Wiederhersteller der Ehre und Das Gelbe Zeichen.

    Schließen muss ich meine Review mit etwas Gemecker, nicht am Werk sondern dem Verlag. Die mir vorliegende Ausgabe erschien im FESTA Verlag, einen auf Horror und Pulp spezialisierten Verlag aus der Nähe von Leipzig. Während das Buch ein solides Softcover ist, befand man es für nötig das Cover dick mit Werbung zu verschandeln. Was ich für einen Abziehaufkleber hielt, der auf die Serie "True Detective" aufmerksam macht, handelte sich um einen Aufdruck. Damit verschandelte man völlig unnötigerweise ein sehr schönes Cover-Artwork. Unnötig, da sich die Werbung schon in den ersten Zeilen der Inhaltsangabe auf dem Buchrücken doppelt. Was hat man sich denn bitte dabei gedacht?
    HerrFenrisWolf ist offline Geändert von HerrFenrisWolf (05.10.2021 um 06:42 Uhr)

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    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Walter Moers - Der Bücherdrache

    Am 6. Oktober 2021 wurde Käptn Blaubär 30 Jahre alt, bzw. feierte die Sendung ihr 30 jähriges Jubiläum. Die von Walter Moers erdachte Kinderfernsehfigur machte der Autor im Roman 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Ende der 90er zur Initialzündung seiner phantastischen Bücherwelt Zamonien. Grund genug mich einem seiner Bücher zu widmen, welches seit 2019 unter seinesgleichen in meinem Regal wartete.

    Bis dato ist Der Bücherdrache Moers aktuellster Roman. Nach der letzten Schwarte, veröffentlichte Moers in den vergangenen Jahren es als eines von zwei dünneren Büchern. Dementsprechend ist der Bücherdrache ein kurzes Vergnügen, welches es im Umfang nicht mit den epischen Abenteuern der 2000er Jahre aufnehmen kann.

    Der Name impliziert es, der Bücherdrache spielt in Moers legendärer Literaturstadt Buchhain bzw. deren Katakomben. Es ist damit der dritte Roman, der sich auf diesen Ort konzentriert. Atypischerweise für die Buchhain-Romane ist Hildegunst von Mythenmetz nicht der Protagonist, sondern der kleine Buchling Hildegunst II. Besagter Buchling macht sich in den Katakomben auf den Weg zum namensgebenden Bücherdrache, der im nahen Ormsumpf lebt.

    Den Hauptteil des Buches bildet die Interaktion des winzigen Buchlings mit dem gewaltigen Drachen. Drumherum ist das Buch wie jedes von Moers Werken angereichert mit starken bildlichen Beschreibungen der phantastischen Umwelt in den Katakomben, der außergewöhnlichen Flora & Fauna, den Gerüchen und Geräuschen. Da Drache und Buchling im Vordergrund stehen, erhalten wir als Leser zwei vielschichtige Charaktere als Träger der Handlung.

    Es ist ein Abenteuer im Umfang eines Märchens (das Buch hat etwa 185 Seiten). An sich passiert nicht besonders viel. Dadurch gerät das Buch eher zum Appetithappen, zur Zwischenmahlzeit für alle Leser die auf Das Schloss der träumenden Bücher warten. So mag Der Bücherdrache nicht das sein was Zamonienfans sich ersehnt haben, aber es bleibt eine willkommene Rückkehr in die Welt und ein noch willkommenerer Beweis des Autoren für seine anhaltende Schaffenskraft.

    Die letzten Seiten des Bücherdrachen warten mit einer Leserprobe von Die Insel der 1000 Leuchttürme auf. Laut einem Interview mit Moers aus dem Jahr 2020 wird dies wohl sein nächstes veröffentlichungsreifes Buch bzw. Sieger seines Schneckenrennens (er arbeitet an mehreren Bücher parallel). Mir gefiel das erste Kapitel des zamonischen Briefromans sehr und ich mochte die Dreingabe im Bücherdrache.
    HerrFenrisWolf ist offline

  18. #498 Zitieren
    Dea Avatar von Solitaire
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    Nacht im Central Park - Guilliaume Musso

    [Bild: 44096256z.jpg]

    Letzte Woche im Urlaub dort in der Ferienwohnung gefunden, Zusammenfassung für ganz interessant befungen und in 3 Tagen dann auch ausgelesen.

    Eine frz. Polizistin und ein amer. Jazzpianist wachen eines Morgen mit Handschellen aneinander gefesselt auf einer Bank im Central Park auf. Beide sind sich vorher nie begegnet und haben keine Erinnerung mehr, wie sie dort hingekommen sind und was passiert ist.

    So viel zum Inhalt, mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Die Geschichte ist äußerst kurzweilig und wartet mit vielen unerwarteten Wendungen auf. Kann man durchaus mal lesen und miträsteln.
    Solitaire ist offline

  19. #499 Zitieren
    Halbgott Avatar von Progrinator
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    Der Hobbit als Hörbuch. Drauf geachtet, dass es auch eine komplett Version ist.

    Jape hat mir gefallen. Die Charaktere gefallen mir im Buch auch besser
    Progrinator ist offline Geändert von HerrFenrisWolf (21.11.2021 um 07:18 Uhr) Grund: In diesem Thread Signatur bitte deaktivieren.

  20. #500 Zitieren
    Bücherwolf  Avatar von HerrFenrisWolf
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    Robert Shea und Robert Anton Wilson - Illuminatus! Die Trilogie: Das Auge in der Pyramide

    An der Illuminatus! Trilogie habe ich Interesse seit ich an einem verregneten Nachmittag 23 – Nichts ist so wie es scheint sah. Der Film, basierend auf dem zeithistorischen deutschen Hacker Karl Koch, präsentierte dessen angebliche Lieblingslektüre Illuminatus! als Buch mit extremer Sogkraft und voller radikaler Ideen. Inzwischen habe ich den ersten Teil der Trilogie durch, durchgequält sollte ich wohl sagen.

    Ich hatte fast keine Freude an diesem Buch. Die Autoren konfrontieren den Leser mit einem Ensemble von Protagonisten: dem alten Polizisten, den Reporter einer Undergroundzeitung, den Chef-Redakteur der Underground-Zeitung, eine Prostituierte in Las Vegas, eine Parodie auf James Bond, einen Hippie... dann nehmen sie einen großen Löffel und verrühren diesen Figureneintopf bis zur beinahen Unnachvollziehbarkeit ins Unchronologische. Gewürzt wird der Sud mit einer Liste an Namen historischer und fiktionaler Figuren im Umfang des Telefonbuchs einer kleinen Gemeinde.

    Sachen werden als wichtig gerahmt und drei Absätze später wieder entwertet. Menschen springen wild durch die Zeitlinie, John Dillinger lebt, die Illuminaten sind Anarchisten, nein sind Satanisten, nein, sind Katholiken, sind Kommunisten, sind Nazis und das Ganze gilt auch für die Leute, die gegen sie kämpfen. Die Rebellen sind auch Illuminaten oder doch nicht oder eine von einem Dutzend anderer Geheimorganisationen und deren Splittergruppen, mit Namen wie JAM, ELF oder FUCKUP... Einzig sicher ist, dass ein Typ namens Hagbard Celine auf seinem goldenen Uboot in den Ruinen von Atlantis an der Seite von Delphinen gegen die Illuminaten kämpft, wegen dem Gold und der Pyramide.

    Das Buch ist ein unkonzentrierter Wust, der gleichzeitig versucht jede popkulturelle Idee über ein geheimes Wesen der Welt gleichzeitig unter einen Hut zu bringen, ohne sich jemals festzulegen wie das eigentlich funktionieren soll. Selbst die Erzählperspektive wechselt ständig von der dritten in die erste Person und wieder zurück. Der Widerspruch ist gewollt. Im Buch selbst, liest jemand eine Buchkritik, die ich hier hätte abtippen können, weil sie (weniger spezifisch) genau auf Illuminatus! passt. Den Autoren war völlig bewusst, was sie da anrichten. Es ist als sei man als Leser auf einem LSD Trip gefangen, der andauernd springt, aussetzt, sich wiederholt, kurz aufklart, um dann völlig davonzuwirbeln.

    Einzig und allein für Sex-Szenen bringen die Autoren genug Konzentration auf, sie nachvollziehbar genug zu schreiben, dass dem Leser auch wirklich bewusst ist, was da passiert. Damit sind es die Sex-Szenen, die in diesem Buch für mich tatsächlich am besten funktioniert haben. Weil ich sie verstehen konnte. Immerhin sollte ich sie auch verstehen.

    Vielleicht habe ich dieses Buch viel zu spät in meinem Leben angefangen. Vielleicht ist es ein Stück zeitgeistiger Literatur, das bei Erscheinen deutlich besser funktioniert hat. Ich finde es nur einfach nicht besonders clever. Das mag auch daran liegen, dass ich einen spannenden und durchdachten "Kampf um die Seele der Welt mit den Illuminaten" Plot schon sehr viel besser durchdacht gesehen habe, mit ähnlichen Griffen in die Geheimnis-Popkultur und zwar als der Comic "Department of Truth". Ich werde mir noch hart überlegen müssen, ob ich die restlichen Teile der Illuminatus-Trilogie überhaupt lesen will.
    HerrFenrisWolf ist offline

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