Ergebnis 1 bis 3 von 3

[Leseprobe] Anriel

  1. #1 Zitieren
    General Avatar von Hodor
    Registriert seit
    Sep 2011
    Ort
    Hodor!
    Beiträge
    3.117
    Ich schreibe aktuell seit längerem an einem Fantasy-Roman. Hier eine kleine Leseprobe daraus (Das erste Kapitel). Über ein wenig Feedback dazu würde ich mich freuen

    1
    15.Juli 1186

    „Euer Bier.“
    Die knurrende Stimme des Wirts riss Valon aus seinen Gedanken. Er blickte auf, direkt in das bärtige, schmutzige Gesicht des Inhabers der Taverne Zum grunzenden Eber. Dann nahm er den Humpen aus dessen übergroßer Hand und bezahlte die Zeche, ehe er einen großen Schluck nahm. Das Bier schmeckte schlimmer, als es aussah, aber zumindest löschte es den Durst und das genügte Valon erst einmal. Der Wirt grunzte mürrisch und bediente weiter seine magere Kundschaft, welche zum größten Teil aus zwielichtigen Gestalten bestand, die in Schmutz und Lumpen gekleidet ihre kläglichen Geldreserven in das miserable Bier investierten. Valon zählte sich selbst nicht hinzu, auch wenn seine Geldreserven bedenklich gesunken waren. Seine Kleidung war nach der langen Reise durch Ödnis ebenfalls zerlumpt und schmutzig. Lediglich sein Schwert - aus reinstem Mondstahl geschmiedet - welches er mitsamt der Rückenscheide an den morschen Tisch gelehnt hatte, glänzte fahl im blassen Licht, welches von den spärlich im Raum verteilten Kerzen ausging. Valon spürte die gierigen Blicke mehrerer Zecher auf sich ruhen. Mondstahl galt als äußerst selten und kostbar. Entsprechend begehrt - allerdings auch genauso sehr gefürchtet - war er bei Strauchdieben und Halunken. Valon ignorierte die Blicke und trank weiter sein Bier. Ein besonders großer Kerl, ein wahrer Hüne, stand letztlich auf und wankte zu Valons Tisch herüber. Valon würdigte ihn keines Blickes, während er sein Bier trank. Der Große stellte sich vor ihm auf und grinste schief. Valon fiel nach einem kurzen Blick nach oben auf, dass dem Kerl mehrere Vorderzähne fehlten. Auch der Gestank nach Alkohol und Fäkalien, welcher von dem Hünen ausging, entging Valon nicht, welcher nur still die Nase rümpfte. Der Große zog hörbar die Nase hoch und spuckte dann in Valons Bierhumpen. Dieser blieb gelassen und sah stumm hoch. „Trink“, sagte der Große, Valon sah ihn an. Der Große verzog die Mine. „Der große Baldur sagte, du sollst das trinken!“ Rief ein Spießgeselle aus den hinteren Reihen. Der große Baldur grinste wieder. „Du hast meinen Freund gehört“, sagte er. Valon machte keine Anstalten, zu trinken. Baldur wechselte das Thema. „Schöne Klinge hast du da, Hänfling. Mondstahl bei einem wie dir? Kannst doch sicher nicht mal damit umgehen!“ Baldur hob die Hand und wollte nach Valons Schwert greifen, doch dieser war schneller. Mit einer flinken Bewegung griff Valon nach Baldurs Daumen, drückte den Arm nach hinten und brach ihm das Handgelenk. Der Hüne heulte auf und versuchte, mit der anderen Hand nach Valon zu schlagen. Dieser duckte sich geschickt weg, griff Baldur in den Nacken und schlug dann dessen Schädel mit voller Wucht gegen die Tischkante. Mit einem leisen Stöhnen brach Baldur zusammen und blieb bewusstlos liegen. „Ihr solltet euren Freund versorgen“, sagte Valon lediglich mit ruhiger Stimme, 'Und der nächste, der nach Löwenkralle greifen sollte, endet ohne Arme.“ Das zeigte Wirkung. Die anderen Lumpen wichen vor ihm zurück, während zwei der Kerle den ohnmächtigen Baldur wegtrugen. „Wirt, das nächste Bier geht auf den großen Baldur“, sagte Valon. Der erschrockene Wirt nickte eifrig und brachte Valon ein frisches Bier.

    Später mietete Valon sich ein Zimmer und ließ sich voll bekleidet im Bett nieder. Löwenkralle legte er sacht neben sein Bett, sodass er im Bedarfsfall direkt zugreifen konnte. Dann fiel er in einen traumlosen Schlaf.

    Als Valon am Morgen aufstand, war es bereits hell. Er hörte von draußen einen Vogel zwitschern. Er stand auf und ging zum Fenster, welches mit einem Gitter aus rostigem Eisen versehen war. Draußen war es sommerlich. Strahlend blauer Himmel, keine Wolke am Himmel und die Sonne verbreitete ihre Wärme über das Land. Valon lächelte. Solche Tage mochte er. Er gürtete sich Löwenkralle um und verließ das Zimmer.

    Im Schankraum herrschte gähnende Leere. Von Baldur dem großen und seinen Kumpanen fehlte jede Spur. Der Wirt schrubbte die Theke mit einem schmutzigen Lappen. Als er Valon sah, wurde er bleich und beschleunigte seine Bewegungen. In einer Ecke spielten zwei Zwerge Karten. Valon bezahlte das Zimmer und sah mürrisch seine Geldbestände durch. Nur noch 25 Silberfüchse. Ich brauche baldigst einen neuen Auftrag, dachte er bei sich. Einer der Zwerge sah kurz zu ihm herüber und grinste breit. „Hey, Fremder! Ihr spielt nicht zufällig Zwergenskat? Zu dritt macht es mehr Spaß und mein Kamerad hier ist ein wirklich beschissener Spieler!“
    Der Zwerg lachte, während sein Kumpan ihn böse anfunkelte. Der lachende störte sich daran jedoch nicht und strich sich mit der Hand durch den Haselnussbraunen Bart. Valon überlegte, ehe er antwortete. Er hatte nicht wirklich Lust auf Kartenspiele, allerdings wussten die Zwerge vielleicht, wo es Arbeit gab. „Also gut“, sagte er. „Ich bin übrigens Dilli und das ist mein Bruder Bilgrim“, erklärte der Braunhaarige Zwerg. „Valon“, sagte Valon knapp und setzte sich.

    Es war bereits spät, als sie die letzte Runde beendeten. Sie hatten den ganzen Tag gelacht, getrunken und gegessen. Valon hatte außerdem festgestellt, dass er ein ganz passabler Spieler war. „Ihr habt euch gut geschlagen, für einen Menschen“, meinte Dilli. „Doch war ich sogar schlechter als Bilgrim“, feixte Valon, worauf alle drei lachen mussten. „Was habt Ihr eigentlich als nächstes vor, wenn man so fragen darf“, fragte Valon die Zwerge. Diese blickten sich kurz an, ehe Dilli antwortete. „Wir müssen geschäftlich nach Teont. Dort findet ein Fest statt und somit ist das eine gute Gelegenheit für uns ein wenig Gold zu verdienen.“ Valon war verwundert. „Ein Fest?“
    „Ja, zu Ehren des Kaisers oder so etwas in die Richtung. Es gibt Tänze, ein Turnier, einen Jahrmarkt und die Händlergilde veranstaltet einen gewaltigen Markt im Herzen der Stadt. Da können wir als treue Bürger des Kaiserreiches doch nicht fehlen!“ Valon fiel auf, mit wie viel Verachtung der Zwerg das aussprach. „Ihr mögt den Kaiser nicht“, stellte er fest. Dilli machte eine wegwerfende Bewegung mit der Linken. „Nein, es ist nicht der Kaiser“, erklärte er, „Es ist das Kaiserreich. Wir Zwerge bevorzugen Demokratie.“ „Demokrawas?“ Valon wusste mit dem Begriff nichts anzufangen. Dilli lachte. „Demokratie. Das bedeutet, das Volk wählt selbst per Auszählung den Herrscher. Dieser herrscht eine Periode, ehe dann ein neuer gewählt wird.“ Valon nickte, wenngleich er kaum etwas verstanden hatte. Politik war nicht sein Interessengebiet, daher beschloss er, unauffällig das Thema zu wechseln. „Und es gibt ein Turnier?“, fragte er. Dilli grinste wissend. „Ihr wollt euch wohl mit den Großen prügeln, was?“ Nun war es an Valon, zu grinsen. „Meine Geldbörse muss schließlich auch mal gefüttert werden.“ Dilli nickte. „Dann viel Erfolg, ihr werdet ihn brauchen. Bei diesem Turnier treten wahre Größen der Kampfkunst an. Es heißt, selbst Sir Gelwas von Stahlfurt findet sich ein. Und er ist ein wahrer Virtuose mit dem Schwert.“ Dillis weitere Ausführungen und Nennungen berühmter Kämpfer wurden durch Bilgrims lautes Rülpsen unterbrochen. Dilli rümpfte die Nase und sah Bilgrim mit bösem Blick an. „Das war wohl unser berühmter Kämpfer Sir Stinkemaul mit seinem Kampfschrei“, feixte er und lachte. Valon stimmte in das Lachen ein, während Bilgrim nur zufrieden grinste. Valon trank den letzten Schluck Bier aus seinem Humpen und wollte aufstehen. „Ich bezahle dann nun meine Zeche und begebe mich auf den Weg, vielleicht begegnet man sich ja wieder“, sagte er. Dilli sah zu ihm auf. „Die Zeche geht auf mich. Und ich möchte Euch gern fragen, ob Ihr uns nicht lieber begleiten möchtet. Der Weg nach Teont ist lang und fad, da reist es sich angenehmer mit lustiger Gesellschaft. Was sagt Ihr, werter Freund?“ Dilli hob die Hand. Valon zögerte. Er reiste eigentlich lieber alleine, aber diese Zwerge waren wirklich nette Gesellen und es konnte ja nicht schaden, unterwegs ein wenig mehr zu erfahren. Valon war zu lange nicht in Gesellschaft gereist und somit war dies eine gute Gelegenheit, dies nachzuholen. Er schlug ein. „Nun gut“, sagte er, „Dann machen wir uns doch auf.
    Hodor ist offline

  2. #2 Zitieren
    Mies drauf  Avatar von Mr Sulak
    Registriert seit
    May 2006
    Ort
    Somewhere, over the rainbow...
    Beiträge
    1.239
    Servus Hodor,

    Zuerst einmal schön, dass Du schreibst! Ich hoffe, dein Buch kommt gut voran und Du hast vor allen Dingen Spaß daran. Deiner Bitte nach einer kleinen Kritik will ich natürlich auch nachkommen, fangen wir also gleich damit an.

    Zuerst einmal Gratulation zu deiner Fantasie! Das kurze Textstück strotzt stellenweise geradeso vor kleinen Details und netten Einwürfen. Pass allerdings auf, dass Du es auch nicht übertreibst; zu viel Detailreichtum ermüdet und langweilt auf Dauer, denn der Leser will nicht unbedingt wissen, wie der frisch gebohrte Popel aus der Nase des Protagonisten ausschaut, sondern wie dessen Geschichte weitergeht, drastisch ausgedrückt.

    Womit wir bei einem Problem sind: Die Formatierung. Ich rate dringend, nach jeder wörtlichen Rede einen Absatz einzubauen, um so einen vernünftigen Lesefluss zu gewährleisten. Ich habe mir teilweise schwer getan, die richtige Zeile zu treffen und von flüssigem Lesen kann nicht eben die Rede sein. Auch solltest Du darauf achten, nicht allzu lange Sätze zu verwenden, sondern sie in der Mitte beenden und einen neuen Satz anfangen. Bisher geht das bei Dir noch in Ordnung, aber manche Sätze lesen sich schon recht langatmig.

    Dann ist da die Sache mit den Wortwiederholungen, die ich immer wieder bei Dir finde, etwa hier:

    Der Große zog hörbar die Nase hoch und spuckte dann in Valons Bierhumpen. Dieser blieb gelassen und sah stumm hoch. „Trink“, sagte der Große, Valon sah ihn an. Der Große verzog die Mine. „Der große Baldur sagte, du sollst das trinken!“ Rief ein Spießgeselle aus den hinteren Reihen. Der große Baldur grinste wieder. „Du hast meinen Freund gehört“, sagte er.
    Sowas ist unbedingt zu vermeiden. Es liest sich nicht schön, es zeugt von Ideenlosigkeit und erzeugt dadurch Langeweile. Dasselbe gilt übrigens auch für Valon. Es sollten sich relativ problemlos Synonyme finden lassen, um die verschiedenen Charaktere mit etwas anderem als ihren Namen zu beschreiben ("sein Gegenüber", "der vor ihm Stehende/Sitzende", "der Mann / die Frau" für allgemeine Bezeichnungen; "der Riese", "der Raufbold", "die hünenhafte Gestalt", "der Betrunkene", "der Stinkende" etc. beispielsweise für Baldur).

    Damit ist für mich erstmal das Formale abgehandelt, was mir grob auffällt; kommen wir also zum Inhalt, bei dem ich einige kleine Bedenken habe. (Wobei angemerkt sei, dass dies ausschließlich meine persönliche Meinung und keinesfalls das Optimum aller Dinge ist.)

    Punkt 1 ist das gebrochene Handgelenk über den Daumen. Zweifellos tut es höllisch weh, wenn jemand den Daumen seines Feindes in den Fingern hat und diesen beispielsweise gnadenlos zurück biegt. (Habe ich schon probiert, und ich rate dringend, es zu unterlassen.) Das Handgelenk ist allerdings eine ganz andere Sache; dieses zu brechen, bedarf brachialer Gewalt und ist nicht ohne weiteres mit dem Daumen in der Hand zu bewerkstelligen. Andererseits möchte ich hinzufügen, dass ein gebrochener Daumen sehr einfach zu bewerkstelligen und außerdem sehr unangenehm in jeder alltäglichen (und auch jeder besonderen) Situation ist.

    Punkt 2 ist deine Art, einige Dinge bis zur Erschöpfung zu beschreiben (s. Taverne) und andere Dinge dann Schlag auf Schlag abzuhandeln (s. fast alles nach der Taverne). Es wäre zum Beispiel interessant zu erfahren, ob und wie die anderen Gäste auf Valor reagieren, während er sein zweites Bier schlürft. Hier könnten Dinge wie eifriges Getuschel, böse, aber auch ängstliche Blicke, allgemeines Stuhlscharren und das Wechseln von Plätzen eintreten. Es sollte auch hervorkommen, dass jetzt vermutlich eher noch mehr Spannung in der Luft liegt als vorher, eben weil gerade der dickste und stämmigste Bauernbursche der ganzen Taverne flach auf dem Boden liegt.

    Punkt 3 sind schließlich die Zwerge. Sie selbst stellen kein sonderlich großes Problem dar, aber die Tatsache, dass sie auf der Reise zu einem Turnier sind und dennoch die Zeit haben, einen ganzen Tag Karten zu spielen, macht mich stutzig. Wäre es Abend und es ginge auf die Nachtruhe zu, sähe die Sache anders aus, aber so ist das Szenario recht unglaubwürdig.

    Soweit von meiner Seite! Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Denkanstöße geben, und ich wünsche Dir auch weiterhin viel Spaß und Glück mit deinem Buch!

    Gruß,
    Mr Sulak
    Mr Sulak ist offline

  3. #3 Zitieren
    General Avatar von Hodor
    Registriert seit
    Sep 2011
    Ort
    Hodor!
    Beiträge
    3.117
    Zitat Zitat von Mr Sulak Beitrag anzeigen
    Servus Hodor,

    [...]

    Gruß,
    Mr Sulak
    Vielen Dank für die wirklich umfangreiche und auch hilfreiche Kritik
    Hodor ist offline

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •