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  1. #81
    Harivald
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    »Naja, um ehrlich zu sein«, Harivald schaute verlegen drein und runzelte die Stirn. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wenn ich auch schon einige Male hier hinuntergestiegen bin. Doch ob uns das helfen würde, hier wieder rauszufinden, wage ich mal zu bezweifeln.«
    Die ärgerliche Erinnerung der Zeitverschwendung mit dem Erfinder Radzinsky war noch immer frisch in seinem lädierten Gedächtnis. Damals hatte er sich, nur um ein paar Münzen zu verdienen, in den sicheren Tod begeben, um eine neuartige Rattenfalle, welche Radzinsky gebaut hatte, in den dunklen Löchern der Kanalisation auszuprobieren. Doch es hatte nicht gut geendet für den damals noch mittellosen Neuankömmling vom Festland, genauer gesagt hatte es zu der Zerstörung der Falle und seinem eigenen Kerkeraufenthalt geführt. Und noch immer, wenn Harivald wach in seinem Bett lag, dachte er manchmal darüber nach, wie er es Radzinsky am besten wieder heimzahlen könnte. Leider war der Erfinder lange Zeit verschwunden gewesen. Harivald hoffte, dass er nicht in dem Drachenangriff sein Leben verloren hatte.

    Während er noch über die alte Zeit nachdachte, wiederholte Daranis seine Frage und brachte den Adlaten damit wieder in das Hier und Jetzt.
    »Ich habe mal in einem Buch gelesen von einem, der nur als der "Abenteurer" bekannt war. Eines Tages, als er sich wieder seiner liebsten Beschäftigung, dem Erforschen dunkler Höhlen widmete, löschte der starke Wind seine Fackel aus, also wollte der Abenteurer so schnell wie möglich zurück zum Eingang der Höhle kommen. Doch egal wie oft er es versuchte, er kam immer wieder an den Ausgangspunkt zurück. Also ließ er sich etwas einfallen. Er riss einen Faden seines Umhangs aus und befestigte ihn an einem festen Gegenstand. So suchte er sich mit neuer Hoffnung den Weg nach draußen und merkte gar nicht, dass der Faden nach einer kurzen Strecke riss. Doch er schaffte es trotzdem und entkam der Höhle. Erst, als er seit Stunden wieder Tageslicht erblickte, bemerkte er dann auch den abgerissenen Faden. Ich denke, wir sollten den selben Versuch unternehmen, zumal unsere Roben aus sehr einfachem, groben Stoff gefertigt sind. So schnell sollte hier also nichts reißen. Was meint Ihr?«
    Geändert von Harivald (30.08.2015 um 17:11 Uhr)

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    Abenteurer Avatar von Der Orden Innos
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    Nachdenklich strich sich Daranis über seinen kurzen Bart. Die Idee hatte was. Obwohl ihnen vermutlich der Stoff unterwegs ausgehen würde.
    »Wir können es versuchen.«, sagte der Feuermagier schließlich. »So leid es mir tut, aber im Anbetracht ihres Zustands werden wir deine Robe zuerst benutzen. Hoffen wir, dass die Leute den Hinweis auch verstehen. Jedenfalls die, die uns nicht über den Weg laufen. Binde das Ende gleich hier an den Fackelhalter. Das spart uns ein kleines bisschen Stoff, den wir bestimmt noch gut gebrauchen können.«
    Während Harivald darum kümmern sollte, trat Daranis an den Kreuzung. Rechts oder links? Beide Wege waren gleich gut, dachte sich der Magier. Deshalb entschied er sich für den linken, nur um ein Stückchen weiter in einer Sackgasse zu landen. Eine Art Lagerraum befand sich dort. Hier kamen vermutlich die Menschen her, die ihnen kurz nach dem Betreten der Kanalisation entgegen geströmt waren.
    So kam der Feuermagier wieder zurück an die Kreuzung und nahm dieses Mal den rechten Weg. Es dauerte nicht lange, bis er erneut an eine Weggablung gelangte. Er konnte weiter geradeaus gehen oder nach links. Unschlüssig überlegte Daranis und kam schließlich auf eine Idee, die zumindest verhinderte, wieder in eine Sackgasse zu rennen. Er nahm das Licht, das über seinem Kopf schwebte, und schickte es geradeaus weiter den Gang entlang. Das Licht wurde zunehmend kleiner in der Ferne, bis es an einer Wand stoppte. Dort schien sich ebenfalls eine Abbiegung nach links zu befinden. Mit einem Fingerschnippen verschwand das Licht und ein neues tauchte über dem Feuermagier auf, das dieser gleich wieder auf die Reise schickte. Dieses Mal den linken Gang entlang. Er war wesentlich kürzer und endete in einer weiteren Weggablung. Der Feuermagier seufzte.
    »Kommst du, Harivald?«, rief der Magier und entschied sich den linken Weg zu nehmen. Wer den langen Gang vor sich hatte, so dachte er, konnte sowieso nur geradeaus und würde dann auf ihren Hinweis stoßen.

    Françoise

  3. #83
    Harivald
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    "So, wir können los", meinte Harivald und wickelte sich eine gute Länge des Fadens um den rechten Zeigefinger. So würde er stets die Kontrolle darüber behalten und sie müssten sich keine Sorgen darüber machen, dass der Stoff ihnen unterwegs abhanden kommen würde.
    Daranis lief mit seiner Lichtkugel vornweg und beschien ihren finsteren Weg. Dies war zwar gut, doch wünschte sich Harivald, der Magier hätte auch einen Zauber, der die drückende Luft an diesem Ort erfrischen könnte, in petto. Nichts war schlimmer, als in einem dunklen Loch gefangen zu sein, in dem man ständig von dem Gefühl des drohenden Erstickungstodes eingenommen wurde. Harivald besaß da so seine Erfahrungen.
    Plötzlich hielt Daranis an.
    "Was ist? Hast du was gehört?" Angestrengt lauschte Harivald in die tiefe Dunkelheit.
    Ohne Antwort zu geben führte der Magier sie weiter in die verzweigte Kanalisation hinein. Sollte er tatsächlich ein verdächtiges Geräusch vernommen haben, so ließ er das zumindest Harivald nicht wissen, welcher jetzt immer schneller den Faden seiner Robe abwickeln musste.
    Nach vielen weiteren wirren Abbiegungen erreichten sie eine feuerbeschienene Kreuzung, an der es sonst nichts weiter Wichtiges gab. Bis auf das Häuflein Elend, das, die Arme verschränkend, in der Ecke lag und mit sich selbst zu reden schien. Etwas befremdet ging Harivald an Daranis vorbei, direkt auf den Elenden zu.
    "Geht weg, geht weg, geht weg", echote es kontinuierlich.
    "Wir wollen dir helfen, mein Freund", sprach Harivald in einem sanften Tonfall. "Der Drache ist geflohen, aber hier wird bald alles unter Wasser stehen. Bitte, komm mit uns."
    "Nein! Ich geh nie wieder da raus. Nie, nie, nie.... "
    Allmählich reichte dem Adlaten die nervige Quasselei. Wenn der Kerl eben nicht mit Worten zu überreden war, musste es eben Gewalt im Sinne Innos´tun. Schließlich konnten sie den armen Irren ja nicht hier sterben lassen. Als Harivald seine Arme ausstreckte, um dem Mann auf die Beine zu helfen, heulte dieser nur in sehr verstörenden Lauten, die schon beinahe an ein Tier anmuteten, auf und biss sogar nach seinen Händen.
    Hilfesuchend schaute Harivald zu Daranis.
    Geändert von Harivald (30.08.2015 um 23:04 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #84
    Abenteurer Avatar von Der Orden Innos
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    Was für eine verzwickte Lage, dachte sich Daranis und wägte ab, was er tun sollte. Auf das Zureden des Adlatus hörte der Mann offensichtlich nicht. Ihn zu zweit hinauszutragen wäre natürlich eine Alternativ, aber dafür blieb keine Zeit. Sie mussten weiter. Vermutlich hätte sich der arme Kerl sowieso mit Händen und Füßen dagegen gewehrt und es ihnen damit nur noch schwerer gemacht. Ein Grund mehr eine andere Lösung zu finden.
    Daranis wagte nicht zu hoffen, hinter der nächsten Ecke weitere Flüchtlinge zu finden, denen er den Mann anvertrauen konnte. Selbst wenn, bezweifelte der Magier, dass sie ihn den ganzen Weg mit sich mitschleppten. Viel wahrscheinlich war, dass sie ihn an der nächsten Ecke einfach zurückließen. In der Not waren sich viele Menschen leider selbst die nächsten. Als Diener Innos‘ stand es für Daranis indes natürlich außer Frage. Selbst zurücklassen, nur um ihn auf dem Rückweg einzusammeln, wagte der Feuermagier nicht. In diesem Zustand blieb zu befürchten, dass der Mann eher ertrinken würde als sich freiwillig von der Stelle zu rühren.
    Der Magier legte Harivald eine Hand auf die Schulter, damit er Platz für ihn machte. Dann hockte sich Daranis vor dem zusammengekauerten Mann nieder. Schmutziges Regenwasser zog in den schweren Stoff der Feuerrobe.
    »Sich mich an.«, sagte der Feuermagier und drehte Kopf des Mannes behutsam in seine Richtung. »Du musst keine Angst haben. Ich bin ein Feuermagier, siehst du. Ich verspreche, dass dir draußen nichts geschehen wird.«
    Wie bei Harivald schüttelte der Mann vehement den Kopf und zog die Beine näher an sich heran. Daranis seufzte, gab aber nicht auf. Er packte den Mann an den Schulter und dieses Mal klang seine Stimme wesentlich eindringlicher und bestimmter als noch einen Moment zuvor.
    »Hör mir zu, der Drache ist weg! Er wurde verjagt! Aber du musst jetzt hier raus oder du ersäufst elendig!«
    Die Worte schienen zu wirken. Zwar blickte der Mann immer noch panisch drein, jetzt aber eher aufgrund des ansteigenden Wassers um sie herum. Etwas unbeholfen und steif rappelte er sich auf.
    »Hier, folg diesem Faden.«, erklärte der Feuermagier in unverändertem Tonfall und zeigte dem verängstigen Mann die Schnur, die Harivald hinter sich herzog. »Sie führt dich nach draußen, in Sicherheit. Du kannst mir vertrauen.«
    »Da… Danke.«, antwortete der Mann und hangelte sich am Faden entlang in die Dunkelheit des Gangs.
    »Manche muss man zu ihrem Glück zwingen. Ich hoffe nur, dass er den Faden nicht zerreißt.«, sagte Daranis. Anschließend trat er an die Wand und sengte mit einem Feuerzauber einen Pfeil ins Mauerwerk. Solange die Fackel brannte, konnte jeder den Hinweis entdecken. Erst jetzt kam Daranis auf den Gedanken, dass der Mann die Fackel gut hätte gebrauchen können. Jetzt war es zu spät dafür.
    Inzwischen stand ihnen das Wasser fast bis zu den Knien. Ein falscher Tritt im Dunkeln und sogar ein erwachsener Mann könnte darin sein Ende finden.
    »Wir müssen weiter, wir haben nicht mehr viel Zeit.«

    Françoise

  5. Beiträge anzeigen #85
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    Das Hafenviertel, Karavelle des Herzogtums Rivellon

    Gewaltige Rauchsäulen stiegen auf, als ein heftiger Niederschlag die Hafenstadt vor dem sicheren Ende bewahrte. Die Wassermassen bahnten sich einen Weg durch Thorniara und offenbarten das wahre Ausmaß der Zerstörung. Weite Teile des Hafenviertels waren schwer beschädigt. Der schwarze Rauch, der über dem Armenviertel empor stieg, zeugte von einer fast vollständigen Zerstörung des vom Leben gezeichneten Bezirks.

    Auch das Händler- und Handwerkerviertel wurde von den vernichtenden Flammen der Kreatur heimgesucht. Besonders der westliche Teil des Viertels schien niedergebrannt zu sein. Ein lautes Grummeln war das Ergebnis eines einstürzenden Gebäudes im Tempelviertel und die Flammen im einst so wohlhabendem Reichenviertel beugten sich nur äußerst schwerlich dem kalten Nass.

    Der Regel prasselte auf die Rüstungen jener Soldaten, die unter dem Befehl des königlichen Kurators Proventus Sarethi standen. Es wäre eine wochenlange Reparatur von Nöten, um die Karavelle wieder seetauglich zu machen.

    "Bericht!" befahl der Kurator einer seiner Männer. Dieser trat hervor und rang nach Luft. Die Aufregung und die Ungewissheit waren zu viel für diesen Soldaten, der erst seit einigen Monaten im Dienst der königlichen Hoheit Janus Aventus Geminus II. stand. "Vier unserer Männer sind verletzt und wir haben insgesamt sechs Verluste zu beklagen. Der Rest ist einsatzbereit, mein Herr."

    Der Gesichtsausdruck des Kurators war von Zorn geprägt. Es sollte eine routinemäßige Überprüfung einer Zweigstelle der Händlergilde werden. Im Anschluss wollte Proventus Sarethi ein vorgeschobenes Lager im Fürstentum Ordanai aufsuchen. Doch seine Männer waren verletzt und die prächtige Karavelle fast irreparabel beschädigt.

    "Versorgt die Verwundeten und sichert die Karavelle. Wir werden einige Zeit hier bleiben müssen." erwiderte der Kurator und bahnte sich ein Weg in seine Kajüte. Unterdessen sammelten sich die Soldaten und teilten sich auf.

    Maximuss

  6. Beiträge anzeigen #86
    Kämpfer Avatar von Die Bürger
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    Das Händler- und Handwerkerviertel

    Hastig eilten einige Männer durch das Händler- und Handwerkerviertel. Sie schienen auf dem direkten Weg die Hafenstadt verlassen zu wollen. Es waren die leichtgepanzerten und fremdartigen Gestalten, die vor einigen Monaten in Thorniara angekommen waren. Auf ihrem Rücken trugen sie ihre Armbrust und sorgten sich um einen weniger trainierten Mann, der offenbar der Anführer war. Dieser hielt in seinen Händen eine reichlich verzierte Schatulle, dessen Inhalt offenbar von großer Wichtigkeit war.

    Doch auch wenn die Stadt in Trümmern lag und das Chaos allgegenwärtig war, wurden die Männer von einem gewissenhaften Soldaten des Königs entdeckt. Es dauerte einige wenige Augenblicke, bis sich der Soldat des Anblicks bewusst wurde. Dann jedoch griff er nach seinem Schwert und rannte den sonderbaren Gestalten hinterher. "Im Namen des Königs, stehenbleiben!" rief er.

    Der Anführer schaute in seiner Eile besorgt nach hinten und erblickte den Soldaten. Auch die anderen Männer hatten den Soldaten entdeckt, der die Operation gefährdete. Fast hatten sie das Westtor erreicht, da erhob der Anführer in einem sehr eindringlichen Ton seine Stimme: "Sha!" rief er. Einer seiner Männer nahm die Armbrust und feuerte auf den Soldaten des Königs.

    Den ersten Schuss konnte der Soldat noch elegant ausweichen. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass die Armbrust mehrere Male hintereinander feuern konnte ohne dabei zuvor wieder gespannt werden zu müssen. So wurde er von dem zweiten, dem dritten und dem vierten Bolzen getroffen und regelrecht niedergestreckt. Er fiel zu Boden und nahm seinem letzten Atemzug.

    Wenige Augenblicke später waren die Männer verschwunden. Ein Zeugnis von ihrer Anwesenheit war nun der Soldat, der mit Bolzen getötet wurde, dessen Spitze auffällig grün war.

    Maximuss

  7. Beiträge anzeigen #87
    General Avatar von Yared
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    Auf dem Bastionsplatz

    Yared hatte alle in der Bastion befindlichen Milizionäre, die sie nicht für die Bemannung der Ballistenstellung auf dem Dach benötigten - schließlich wollte er kein Risiko für den Fall, das der Drache es sich nochmal anders überlegen sollte, eingehen - losgeschickt, die Leute aus der Kanalisation zu holen.
    Als der Korsar und Leutnant Deveer kurz darauf den Bastionsplatz betraten, machte der Schiffshauptmann angesichts der großen jubelnden Menge kurzen Prozess. Jetzt war nicht die Zeit zum Feiern, noch nicht.
    "Leutnant, lasst zum Appell blasen!"
    Deveer nickte und holte Trommler und Pfeifer zusammen. Wenig später erschallen der rhythmische Klang der Trommeln und das Hornsignal der Spielleute und trieben die zuvor noch im Regen tanzenden Soldaten in Reih und Glied.
    "Männer, ja, wir haben den Drachen verjagt, aber jetzt ist nicht die Zeit zum Feiern, noch nicht.", wiederholte er laut schreiend, um das Tosen des Regens zu übertönen, seine Gedanken, "Die Stadt muss gesichert, die verbliebenen Brände gelöscht und die Trümmer nach Überlebenden durchsucht werden. Leutnant Deveer wird nun Löschmannschaften einteilen lassen und Einheiten, die die Tore sichern, anschließend wird eine Rotte zur Zitadelle entsandt, um dort nach Verletzten zu suchen. Die Angehörigen der Kerker- und Nachtwache, melden sich jetzt gleich bei mir. Alle andern folgen Leutnant Deveer."
    Dann wandte er sich kurz um zu Deveer, der neben ihm Position eingenommen hatte und nickte diesem zu. Der Adjutant des Garnisonsquartiermeisters salutierte und strebte dann zum anderen Ende des Platzes, während Yared den Spielleuten mit einem Handzeichen deutete, das Signal zur Auflösung der Reihen zu geben.
    Geändert von Yared (02.09.2015 um 03:35 Uhr)

  8. #88
    Harivald
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    Manche muss man zu ihrem Glück zwingen.

    Harivald konnte diese Worte Daranis' einfach nicht ausblenden. Immer wieder ließ er sie sich von seinem Gehirn rezitieren, während die beiden Magier tiefer in die Kanalisation eindrangen.
    Hatte Daranis den Mann aber wirklich gezwungen? Und wenn ja, inwiefern? Schließlich war dieser uneinsichtig und stur wie ein kleines Kind gewesen. Daranis hatte dem seltsamen Kerl nicht einmal gedroht, lediglich mit etwas kräftigerer Stimme auf ihn eingeredet, woraufhin dieser gleich aufgestanden war. Harivald kam das alles nicht ganz real vor. Wenn es nach seiner Meinung ginge, würde der Adlatus sogar so weit gehen zu sagen, sein Mitbruder hätte sich zusätzlich der Magie bedient, um den Irren zu überzeugen. Aber was wusste er schon? Einmal hatte er selbst erlebt, wie Françoise ihn mittels ihrer Stimme korrumpierte, doch Daranis war lange nicht so mächtig wie die oberste Feuermagierin und seine Überzeugungskünste ließen sich vielleicht auf eine ganz simple Ursache zurückführen.
    Trotzdem ließ Harivald es sich nicht nehmen, dem Magier die Frage persönlich zu stellen.

    »Daranis, beantwortet mir doch bitte eine Frage. Was Ihr da vorhin mit dem ängstlichen Kerl angestellt habt lief doch nicht ganz mit rechten Dingen zu, nicht wahr? Ich habe da etwas gefühlt in mir drin, und es schien mir so, als hättet Ihr Magie gewirkt? Wollt Ihr dies abstreiten?«

  9. Beiträge anzeigen #89
    Hexenmeister Avatar von Trilo
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    Trilo ist offline
    Die Gefahr war gebannt. Zumindest die Gefahr des Drachen. Keuchend hatte sich das ungleiche Paar auf den Bastionsplatz im Regen vorgekämpft. Alle Menschen jubelten und freuten sich, dass die beinahe alle lebend davon gekommen waren. Ein Orchester aus Freude und Glückseligkeit. Nur nicht für Trilo. Dieser realisierte nämlich genau in diesem Moment, dass nun seine kritischste Zeit angebrochen war. Es würde nicht lang dauern bis auffiel, dass er hier frei herum spazierte und eigentlich noch sein Richtspruch erfolgen musste. Es galt nun keine Zeit zu verlieren.

    "Dann
    haben wir es wohl geschafft Redlef und sind noch einmal heil weggekommen. Apropos Heil, setz dich kurz heir hin, ich frag mal rum ob jemand einen Heiler entbehren kann für eure Wunde. Oder zumindest jemanden der mehr Ahnung von Wundversorgung hat als wir beide. Von Letzteren sollte es vermutlich mehrere geben."

    Noch ehe der Kerkermeister richtig reagieren konnte, hatte sich Trilo auch schon abgesetzt und war in den Menschenmengen abgetaucht. Eilig hastete er von der Bastion weg und machte sich auf den Weg zu den kaum bewachten Ställen. Selbige hatten offenbar Glück gehabt und kaum etwas vom alles versengenden Drachenfeuer abbekommen. Das dort dusselig drein schauende gescheckte Pferd hatte es dem Flüchtling besonders angetan. Offenbar wollte dieses Pferd demnächst jemand für irgendetwas verwenden, da es bereits gesattelt war. Zum Glück für den ehemaligen Hexer, denn von Pferden hatte er in etwa so viel Ahnung wie ein Mistkäfer von höfischer Dichtkunst: Er wusste wo vorn und hinten ist.

    In Windeseile sprang er also auf dieses Ross und wollte schnurstracks durch das offenen und gerade nicht sonderlich bewachte Osttür entfleuchen. Nunja, es dauerte einige Momente, bis das störrische Vieh aus der Box war, aber es ging irgendwie. Soweit ich weiß, muss man das Ding jetzt heftig hinten mit den Hacken treten und dann galoppiert man in Windeseile davon. Gesagt, getan, gescheitert. Ja, das Pferd ging in den Galopp. Lauthals sogar, so dass alle Augen auf Ihn lagen als er beinahe von dem sich aufbäumenden Pferd fiel und nur der beherzte feste Griff in die Mähne das Schlimmste verhinderte. Mit einer Geschwindigkeit und Wildheit, die Trilo völligst überraschte preschte das Tier sinnlos nach vorn durch das Tor. Zwei Wachposten versuchten zunächst noch auf stark zu machen und sich mit Hellebarden in den Weg zu stellen, unterließen dies jedoch im letzten Moment dann doch und sprachen zur Seite.
    Vollkommen unkontrolliert ritt Trilo nun also aus der Stadt heraus und hoffte inständig, dass er am Ende des Schauspiels noch alle wichtigen Teile seines Schritts vollständig und vor allem funktionsfähig behalten würde. Dennoch war es nur eine Frage der zeit wann genau das Monster von Pferd sich Ihm entledigen würde und entlich Freiheit schnuppern würde...

  10. Beiträge anzeigen #90
    Abenteurer Avatar von Der Orden Innos
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Die Kanalisation schien kein Ende zu nehmen. Überall gab es weitere Verzweigungen, die sie noch tiefer in dieses finstere Labyrinth führten. Unterdessen stieg das Wasser, was das Vorankommen umso schwieriger gestaltete. Von dem penetranten Gestank ganz zu schweigen. Bisher hatte Daranis es ohne Murren in Kauf genommen, denn schließlich standen Menschenleben auf dem Spiel. Doch das war das Problem.
    Der letzte, den sie gefunden hatten, war der verängstigte Mann gewesen. Seit dem hatten nur noch schwimmende Ratten ihren Weg gekreuzt. Dem Feuermagier schwante nichts Gutes dabei. Inzwischen kam in ihm nämlich der Verdacht auf, dass sie die letzten in der Kanalisation waren. Auf ihrer Suche nach Flüchtlingen waren sie viel zu tief vorgedrungen. Dabei hatten sich die meisten der Flüchtlinge vermutlich niemals besonders weit von den Eingängen entfernt. Nur der arme Kerl, der seiner Hysterie nachgegeben hatte, war so tief in die Gänge geflüchtet.
    Sie gelangten an eine weitere Kreuzung, deren Abzweigungen beide ins Dunkel führten. In diesem Augenblick war Daranis froh darüber, dass sie den Faden noch hatten.
    »Was hast du gesagt?«, fragte der Feuermagier aus Gedanken gerissen und drehte sich zu Harivald um. »Ob es mit rechten Dingen zuging? Selbstverständlich!«
    Er sah den Adlatus ernst an. Das war einer der Gründe, weshalb er kein Lehrmeister war. Er war eindeutig zu nachsichtig.
    »Harivald, ich bin ein Feuermagier. Weder gebrauch ich irgendeinen faulen Zauber, noch müsste ich dir Rechenschaft darüber ablegen! Abstreiten… also wirklich.«
    Er dreht sich wieder der Weggablung zu. Links, da stank die Luft mehr nach Rauch als nach Kloake.
    »Hier lang!«
    Sie wateten weiter durch das Hüfthohe Schmutzwasser. Inzwischen war sich Daranis sicher, dass sich niemand mehr tiefer als sie in der Kanalisation aufhielt. Nicht bei diesem rasanten Wasseranstieg. Bald erreichten sie eine weitere Abzweigung, die sich allerdings als Lagerraum entpuppte. Ganz ähnlich dem, den Daranis in der Nähe des anderen Eingangs gefunden hatte. Auch dieser war Menschenleer.
    »Wenn ich mich nicht täusche, gibt es hier in der Nähe bestimmt einen Weg an die Oberfläche.«, sagte der Feuermagier. Doch er erwartete keine Antwort und folgte dem Gang, an den der Lagerraum anschloss.
    »Du musst wirklich an deinem Benehmen arbeiten, Harivald. Ich drücke bei Förmlichkeiten vielleicht öfter ein Auge zu, aber trotzdem bist du immer noch ein Adlatus und ich ein Feuermagier. Dieses Privileg hab ich mir hart erarbeitet. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn du so mit Icarion geredet hättest. Schwamm drüber. Wir haben jetzt wichtigeres zu tun.«
    Kaum hatte er ausgesprochen, stand Daranis vor einer Leiter. Sie war so schwarz vom Aschewasser, das sie selbst im magischen Licht kaum von der dahinterliegenden Wand zu unterscheiden war. Der Feuermagier blickte nach oben. Grauer Himmel und es regnete immer noch.
    »Ich fürchte, wir müssen unsere Suche abbrechen.«
    Die Entscheidung in die Kanalisation zu gehen, war ein Schnellschuss gewesen. Das sah der Feuermagier jetzt ein. Er hatte unterschätzt, wie weitläufig dieses unterirdische Labyrinth war. Zu zweit und so dürftig ausgerüstet, konnten sie kaum etwas ausrichten. Blieb zu hoffen, dass noch andere gesucht hatten und vor allem die Flüchtlinge so geistesgegenwärtig waren von allein aus der Kanalisation zu fliehen.
    »Lass mich den Faden an die Leiter binden. Für den Fall der Fälle. Kletter schon nach oben.«
    Zügig befestigte der Feuermagier den Faden und sah nach einmal den dunkeln Gang entlang. Plötzlich erstarrte er. Am Rand des Lichtscheins seines magischen Lichts stand eine mannshohe Kreatur im dreckigen Wasser und guckte Daranis verwundert an. Es sah aus wie eine riesige Schildkröte. Der Magier blinzelte und sie war fort. Ein Schaudern durchfuhr ihn, als er darüber nachdachte, was noch alles in dem trüben, hüfthohen Wasser um ihn herum schwamm. Wie von einer Blutfliege gestochen griff Daranis nach der Leiter und übersprang mehrere Sprossen.
    Oben angekommen fand sich der Feuermagier in den niedergebrannten Überresten eines Hauses wieder. Daher kamen also der Rauchgestank und die Asche. Vorsichtig blickte er noch einmal hinab in die Tiefe. Außer dem Kopf einer Puppe, der über das dreckige Wasser schwamm, war dort nichts zu sehen. Er entschloss sich, Harivald nichts von seiner Entdeckung zu sagen. Es gab schließlich auch nichts zu sagen.
    Der Adlatus stand unterdessen nicht weit von dem Kanalisationsausgang entfernt. Seine Robe befand sich jetzt sogar in einem noch miserableren Zustand als vorher. Als Daranis an sich herunterguckte, machte seine eigene Robe auch keinen besonders guten Eindruck. Sie hatte sich bis über den Gürtel mit dem Schmutzwasser vollgesogen und roch entsprechend streng.
    »Wir gehen am besten zum Tempel und wechseln die Kleidung.«
    Auf dem Weg dorthin liefen sie an zahlreichen Häuserruinen vorbei. Seine Vermutung bestätigte sich; sie konnten besser neue Häuser errichten, als versuchen diese kläglichen Überreste zu retten.
    »Um noch mal auf deine Frage zurückzukommen. Ja, ich hab Magie verwendet. Es war die einzige Möglichkeit, dem armen Kerl Beine zu machen. Zugegeben, ich benutz den Zauber sehr selten, aber es hat geklappt. Das ist die Hauptsache. War das nicht sogar der Zauber, den du noch lernen wolltest? Ich erinnere mich nicht mehr.«

    Françoise

  11. #91
    Harivald
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    Für einen kurzen Moment starrte Harivald Daranis nur verdutzt an. Hatte er tatsächlich gerade vorgeschlagen... ihm die Macht der Stimme beizubringen? Oder sagte er dies nur bloß, um es am Ende doch nicht zu tun, und dem naiven Adlatus eine Lektion für seinen mangelnden Respekt zu erteilen?
    Nachdenklich schaute Harivald in die Ferne und sah nur Zerstörung, ohne einen Schimmer Hoffnung zwischen all den Trümmern. War Thorniara so viel wert, dass seine Bürger es wieder aufrichten würden? Hatten sie gemerkt, dass dies vielleicht wirklich eine göttliche Prüfung war, die es zu bestehen galt? Nun, wenn Harivald einer von ihnen gewesen wäre, hätte er der Stadt den Rücken gekehrt und sein Glück in einer anderen versucht. Immerhin war der Drache nicht tot, sondern nur geflohen. Nicht tot! Er konnte jeden Tag wieder zuschlagen und dennoch hielten die Bürger dieser Stadt stand. Vielleicht hatte er sie falsch eingeschätzt. Vielleicht gab es hier doch einen guten Kern, der das Leben dieses Ortes pulsieren ließ und es nicht den Mächten dieses falschen Gottes mitsamt seiner niederen Kreaturen opferte. Harivald musste dem unbedingt auf den Grund gehen. Doch das müsste warten.

    »Verzeiht mir nochmals, Daranis, für meinen schlechten Ton. Ich hatte es im Grunde genommen richtig gemeint und mich nur der falschen Worte bedient. Das ich Euch damit getroffen habe, tut mit Leid.«
    Die Miene des Magiers wirkte sogleich entspannter.
    »Und ja, sofern es in Eurer Macht und Eurer Zeit steht, würde ich gerne erfahren, wie man seine Stimme mit Hilfe der Magie beeinflussen kann.«

  12. Beiträge anzeigen #92
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Kaum von Trilo überstürzt zurückgelassen, war Redlef klar, dass er heute keinen Heiler mehr zu Gesicht bekommen würde. Zu mindestens keinen, der von Trilo geschickt worden war. Der verfluchte Mistkerl war weg. Red sah ihn noch, wie er wirschen den Männern auf dem Platz verschwand. Keiner drehte sich nach ihm um. „Haltet ihn“, wollte Redlef brüllen, doch seine Stimme war nicht mehr lautgenug, um das Treiben auf dem Platz und den Regen zu übertönen. Da war ihm der Gefangenen so kurz vor dem Ende, doch noch durch die Lappen gegangen.
    Verärgert schlug sich Red mit der Faust auf sein Knie. Eine hilflose Geste der Wut doch völlig sinnlos. So rappelte er sich auf die Füße und hielt auf die Menge zu. Die Soldaten waren inzwischen still geworden, hatten sich gesammelt. Leise hörte er die Stimme eines Mannes, der zu ihnen sprach. „…Kerker- und Nachtwache, melden sich jetzt gleich bei mir. Alle andern folgen Leutnant Deveer.“ Wer war dieser Leutnant Deever? Red hatte sich in das Zentrum des Platzes vorgekämpft, dort erblickte er auch den Mann, der soeben gesprochen hatte. Er entließ die Soldaten mit einem Handzeichen.
    Da es einen Befehl gegeben hatte hielt er auf den grauhaarigen Mann zu. Er trug eine Marineuniform, Red fragte sich, warum ein solcher Kerl hier das Sagen hatte? Wo waren die Offiziere der Stadtwache? Redlef kam vor ihm zum Stehen, salutierte kurz und hielt sich dann wieder die Seite. „Redlef Cast von der Kerkerwache. Ich muss Meldung machen…“ Er kam ins Stocken. Der Offizier vor ihm hatte ein hartes, wettergegerbtes Gesicht. Seine Augen erfassten mit schneller Routine die Situation. Red stand vor Jemanden, der durchaus wusste, was er hier tat. Die Last der Verantwortung lag auf seinen Schultern. Es war eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt, um von der Flucht eines Verurteilten zu berichten während die ganze Stadt niederbrannte. Doch es war seine Pflicht davon zu berichten, so kamen die Worte wie von selbst aus einem Mund: „…das ein Gefangener soeben entflohen ist. Er ist in Richtung der Ställe entflohen. Ich bin nicht in der Lage ihn zu verfolgen. Und wo der Rest meiner Männer ist, kann ich Euch leider auch nicht sagen, wir wurden während des Drachenangriffes getrennt. Verzeiht, Herr!“

  13. Beiträge anzeigen #93
    Abenteurer Avatar von Der Orden Innos
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    Der Orden Innos ist offline
    Daranis blickte den Adlatus an und dann an ihm vorbei über die Stadt. Beide ähnelten einander. Harivald in seiner zerschlissenen Robe und die Stadt in ihrem verheerten Zustand. Er würde beiden helfen.
    »Warum nicht.«, antwortete der Feuermagier und setzte den Weg zum Tempel fort. »Ich glaube, ich hatte es dir schon beim letzten Mal zugesagt. Daran halt ich mich. Obwohl es in der derzeitigen Lage vermutlich nicht einfach wird, Zeit dafür zu finden. Der Stadt zu helfen ist wichtiger als einen Zauberspruch zu lernen.«
    Sie erreichten den Tempel. Das große Gebäude, das so prominent auf den Berg stand, hatte den Angriff des Drachen augenscheinlich unbeschadet überstanden. Den Feuermagier hätte es nicht gewundert, wenn das Weissauge trotz seiner unglaublichen Macht den Tempel absichtlich gemieden hatte. Immerhin handelte es sich um ein Heiligtum Innos‘.
    Die praktische Seite daran war, dass seine Kammer und damit auch seine Habseligkeiten in Ordnung wären. Ein beruhigender Gedanke, wie Daranis fand.
    »Wie ich schon sagte, ich benutz den Zauber nicht sehr häufig.«, erklärte der Feuermagier, während sie durch die Gänge des Tempels liefen. »Er ist ziemlich kompliziert, weil er so anders als die anderen Zaubersprüche ist. Für die Grundlagen wird es aber reichen.«
    Kurze Zeit später erreichten sie die Kammer des Feuermagiers. Er zog sich um und durchwühlte anschließend eine große, alte Truhe.
    »Ich war mir sicher, noch meine alte Adlatirobe hier irgendwo zu haben. Hab mich wohl geirrt. Wir holen aus dem Lagerhaus eine. Bruder Michael wird zwar nicht besonders erfreut sein, wenn er deine Robe sieht, aber ich werde ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Als sie aus dem Tempel kamen, regnete es immer noch. Anfangs hatte Daranis gedacht, dass einige der anderen Feuermagier das Unwetter beschworen hatten. Die Vielzahl der Blitze hatte es vermuten lassen. Doch den Regen hatte bestimmt kein Feuermagier beschworen. Allerdings musste sich Daranis selbst eingestehen, von den Wechselwirkungen höherer Magie auch nur wenig zu verstehen.
    Sein Wissen sollte aber ausreichen, um Harivald einen weiteren Zauberspruch beizubringen und der Gedanke erfüllte ihn mit einem gewissen Stolz.
    »Wir werden so oder so nass.«, sagte der Feuermagier und ging los. »Also, der Stimmzauber. Mit deinen beiden anderen Zaubern kannst du ihn eigentlich nicht vergleichen. Fängt damit an, dass du nicht mit den Händen zauberst, sondern, nun ja, die Worte an sich. Lass es mich so erklären. Wenn du einen Feuerpfeil beschwörst, konzentrierst du die Magie ja über deiner Hand und formst sie zu einem Feuerpfeil. Bei der Stimme musst du die Magie quasi um die Worte wickeln wie eine Hülse. Gleichzeitig müssen deine Worte von der Magie auch durchdrungen sein. Herrje, das zu erklären ist doch wesentlich schwieriger als ich mir das vorgestellt hab.
    Fangen wir am besten damit an, was man mit dem Stimmzauber anstellen kann. Im Grunde alles, was du auch mit deiner normalen Stimme könntest, nur um ein Vielfaches verstärkt. Falls du ein guter Redner bist, kommt dir das natürlich zugute. Aber du könntest auch ein eher mittelmäßiger Redner sein und durch den Zauber trotzdem tolle Reden halten. Der Zauber wird nicht die Worte verändern oder den Inhalt, aber er kann ihnen die richtige Wirkung verpassen. Wie vorhin. Was ich zu dem Mann gesagt hab, war zwar richtig, aber es war keine weltbewegende Rede. Nur meine Worte hätten ihn nicht überzeugt. Durch den Zauber wurde ihre Bedeutung so sehr verstärkt, dass er die Richtigkeit meiner Worte erkannte. Natürlich wäre es auch möglich, mit dem Zauber etwas besser klingen zu lassen als es ist. Solche Täuschungen sind nicht unbedingt innosgefällig und seine Worte so zu verschleiern noch komplizierter. Wir konzentrieren uns deshalb erst mal auf das andere.
    Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es sogar noch etwas Einfacheres mit dem wir anfangen könnten. Mit dem Zauber kannst du nämlich deine Stimme auch verändern. Du kannst so wie ich klingen. Oder du kannst auch richtig laut werden. Solche Sachen eben.
    Womit wir wieder bei der Frage sind: wie die Stimme verzaubern? Das Wort oder Geräusch, das du von dir gibst, muss von der magischen Kraft durchdrungen sein und getragen werden. Dieser Kraft musst du die entsprechende Wirkung verleihen. Ein Vergleich: bei einem Feuerpfeil willst du ja, dass er brennt. Das Prinzip musst du auch für deine Worte benutzen. Nur, dass die nicht brennen sollen, natürlich.«
    Der lange Monolog des Magiers hatte sie durch den Regen bis zum Lagerhaus begleitet, wo ein geschäftiges Treiben herrschte. Offenbar hatte es Order gegeben, dass die niederen Ränge mithelfen sollten das Chaos in der Stadt zu beseitigen und den Überlebenden zu helfen. Mitten unter den umherlaufenden Novizen und Adlati standen Icarion, Michael und Neoras, die das ganze koordinierten.

    Françoise

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    Mythos Avatar von Ferox
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    Alles fließt, dachte er, das ist Adanos.
    Innos strömt, wenn ich ihn rufe, in mir. Ich bin die Verbindung zwischen Innos und Adanos, zwischen dem Guten und dem Ausgleich. Durch mich speist seine Kraft den Strom dieser Welt, fließt aus mir heraus in jedes Geschöpf, in jeden Teil, meiner Umgebung. Durch eine Regung meines Körpers. Oder meines Geistes.


    Ferox schlug die Augen auf. Sie leuchteten weiß. Innos verdeckte die farbigen Ringe und das Schwarz, das sie umschlossen. Seine Kraft, ein neues Lid, niemals blinzelnd. Zwei Lichtkugeln über der Feuerhitze, die dem Streiter, unsichtbar, aus den Nüstern strömte. Seine Haut bedeckte der kupfernde Glanz der heilenden Kraft Innos‘.
    Ferox wollte sie dem Boden aufzwingen. Das war sein Ziel. Einen geheilten Boden erschaffen.

    Sein vernebelter Blick streifte noch einmal den Aufbau des Gebets, den er in den letzten Monaten so oft in der Arena wiederholt hatte. Schwert. Kelch. Blutkreis. Das Pochen in der Handfläche spürte Ferox schon lange nicht mehr. Auch Innos liebte das Opfer.
    Kaum hatte das Blut den Boden berührt, spürte Ferox die bestätigende Kraft seines Gottes in Kopf und Körper. Und die Verbindung zum Grund. Mitsamt all der glorreichen Taten, die auf ihm begangen worden sind und jetzt ein Rauschen im Ohr der Betenden waren. Alle Sinne vereint.

    So wie dieser Gedanke zuende geformt war, sah er es. Der Sand veränderte sich. Von Ferox ausgehend legte sich die magische Farbe seiner Haut über den Boden, breitete sich schleichend aus, bis sie die Blutmarke traf und anhielt. Ferox musste den Kreis immer enger um sich herum ziehen, bis er nur noch eine Hand breit von ihm entfernt war. Seitdem klappte es endlich. Er jubelte in Gedanken.

    Innos!

    Keine Kraft für die Stimme.

    Aber der Schimmer war blass. Wie viel mochte er abhalten?
    Ferox wusste die Antwort und drückte weiter Energie hinein. Sie strömte ihm aus den Gliedern, ließ seinen Kopf schmerzen. Die Zunge taub, trocken der Mund und die Lippen aufgeplatzt. Falten pflügten das Gesicht des Kriegers. Viele waren neu.
    Die Magie war wichtiger.

    Als Ferox glaubte, eine kräftigere Färbung des Bodens erreicht zu haben als beim vorherigen Versuch, hielt er den Fluss noch einige rasende Herzschläge aufrecht. Das gewöhnte ihn an den Kraftverlust. Mit einem blinzeln brach er ab und der Zauber war aus.

    Wackelig stemmte er sich nach oben. Auf sein Schwert gestützt hielt er sich einige Augenblicke. Dann wankte er nach hause.

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    General Avatar von Yared
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    Auf dem Bastionsplatz

    Der rothaarige schlaksige Unteroffizier vor ihm überragte Yared um vielleicht gut zwei Handbreit. Die Überraschung im unnatürlich fahlen Gesicht seines Gegenüber überging er kurzerhand. Sie musste wohl daher stammen, dass er den Kapitän nicht kannte. Vermutlich hatte er mit dem Garnisonsquartiermeister, dem derzeit vierthöchsten Offizier in Thorniara, wenn nicht sogar mit Sir Jun oder Lord Hagen gerechnet.
    "Ihr seid, Sergeant Cast, der Kerkermeister nehme ich an?" Der Schiffshauptmann hatte den Namen schon mal in irgendeiner Besprechung aufgeschnappt und, dass er von der Kerkerwache als 'seinen Männern' sprach, fügte nur die letzten Steinchen ein, um das Mosaik an Informationen zu vervollständigen.
    "Wir hatten, soweit ich weiß, noch nicht das Vergnügen: Sir Yared, Korsar der myrtanischen Krone im Rang eines Hauptmanns.", stellte sich der Kapitän knapp vor. Der Titel, der ihn als Reichsritter auswies, war doch noch immer sehr ungewohnt, zumal er ihn, wie er nun gedanklich feststellte, sehr selten benutzte, nannte ihn doch sonst jeder der Einfachheit halber und Tradition wegen Käpt'n.
    "Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun, als nach entflohenen Gefangen zu fahnden. Er wird auf Argaan schon nicht weit kommen.", versuchte er die Bedenken Redlefs bezüglich des Entflohenen zu mindern, "Ich möchte, dass die Kerkerwache vorerst den Garnisonsdienst in der Bastion übernimmt. Bis auf die Geschützmannschaften auf dem Dach werde ich nämlich alle Truppen in die Stadt und zur Zitadelle entsenden. Die Nachtwache wird Euch dann ab Mitternacht ablösen."
    Noch während er das sagte verspürte er eine plötzliche Regung, ein Kribbeln fast an der Schmerzgrenze in seinem linken Unterarm und für den Bruchteil eines Augenblicks meinte er dumpf und aus weiter Ferne wenigstens das Echo dessen zu verspüren, was er früher einmal als den übernatürlichen Ruf einer Naturgewalt gekannt hatte. Doch so unmittelbar es aufkeimte, so schnell war das Gefühl auch schon wieder abgeklungen. Unwillkürlich wandte er seinen Blick für einen Moment dem südlichen Firmament zu. Ob in Tooshoo etwas vorgefallen war? Oder war das nur eine Art naturmagischen Phantomschmerzes?
    Zumindest ließ er sich nichts anmerken, was ihm auch gewohnt gut gelang.
    Erst jetzt bemerkte der Kapitän das dunkle Rot, das das hellere des Haares des Kerkermeisters tränkte und verklebte. Der Sergeant hatte sich irgendwo eine nicht unerhebliche Kopfwunde zugezogen. "Aber bevor Ihr daran geht eure Männer zu sammeln, schlage ich vor, dass Ihr Euch zumindest notdürftig verarzten lasst. Ich kann hier und jetzt niemanden gebrauchen, der Gefahr läuft mitten im Dienst zusammenzuklappen, Kerkermeister."
    Der Kapitän wandte sich kurzerhand an einen der Unteroffiziere, die seinem Aufruf, sich bei ihm zu sammeln, gefolgt war: "Korporal, bringt Sergeant Cast zu einem der Heiler in der Bastion.", bevor er abermals noch ein paar Worte an Redlef adressierte: "Ihr habt ab jetzt das Kommando über die Bastion, Cast."

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    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Ruhig lauschte Redlef den Worten des Mannes. Ein Marineoffizier war er also. Redlef hatte in der Bastion an dem einen oder anderen Gespräch der stationierten Streiter teilgenommen. Besonders in den letzten Tagen waren immer wieder der Außenposten und die Zerstörung der Brücke in Ost-Argaan ein Thema gewesen. Nun nachdem sich der Kapitän vorgestellt hatte, erinnerte sich Red seinen Namen in diesem Zusammenhang schon gehört zu heben. Er und seine Männer haben den Angriff auf diese Brücke gefahren. Damit waren die Echsen, solange sie keine Flügel entwickelten vorerst einmal sicher aufgehalten.
    Den kurzen Moment, in dem der Hauptmann sich nach Süden wandte, nutzte Red um sich etwas entspannter hinzustellen. Seine Seite schmerzte immer noch und Strammstehen machte diese Angelegenheit nicht angenehmer.
    In knappen Orten beendete Hauptmann Yared seinen Befehl und rief einen Korporal herbei.
    Als Zeichen des Verstehens nickte der Kerkermeister kurz und antwortete: „Jawohl! Zusammenklappen käme mir nicht in den Sinn, Hauptmann!“ Soviel Zeit musste sein…

    Der Korporal führte Red in Richtung der Bastion. Während diesem noch durch den Kopf ging, warum die Soldaten alle zur Zitadelle gezogen werden sollten und dass ihm diese merkwürdigen ost-myratnischen Rangbezeichnungen immer noch nicht geläufig waren, sickerte die eigentliche Bedeutung von Yareds Worten nur langsam durch Redlefs Verstand.
    Die Bastion ist unter meinem Kommando? Unter meinem…? Es wäre gelogen zu behaupten, das dies nicht schon ein lang gehegter Wunsch von ihm gewesen war. Er hatte sich schon immer gewünscht die Rangleiter hinaufzuklettern, Verantwortung zu übernehmen. Doch nun, da er vor dieser Aufgabe stand, war er sich nicht so ganz sicher, was alles von ihm Verlangt wurde. Bisher hatte er kleine Truppen in Scharmützel und Spähmissionen geführt, doch plötzlich die ganze Bastion unter seiner Verantwortung zu haben?
    Was genau sollte er dort machen? Im Kerker war dies einfacher, da gab es klar difffinierte Aufgaben und vor allem eine Menge Leute, die versorgt werden musten.
    Red wurde schwindelig, würde er das alles schaffen können?
    „Heyda!“, sprach ihn der Korporal von der Seite an, griff nach seinem Arm und hinderte ihn daran zu fallen. „Ihr seht ganz schön zerrupft aus. Wie hat Euch der Drache so zugerichtet?“
    Durch seinen Griff und die Worte wurde Redlef aus dem Strudel seiner außer Kontrolle geratenen Gedanken gerissen. Er brauchte zwei Atemzüge, um sich zu sammeln.
    „Es war nicht der Drache, sondern ein zusammenstürzender Hausgiebel. Das Übrige hat dann der Mob erledigt.“ Erst jetzt erinnerte sich an das, was im Reichenviertel geschehen war. An die Männer und Frauen, die Noxus verbrannt hatten. Der Gestank von schmorendem Fleisch… der rotgesichtige Priester…
    Red schüttelte den Kopf, um seine Gedanken daran zu hindern wieder abzuschweifen.
    „Der Mob?“, fragte sein Begleiter ungläubig.
    „Nun ja, eine gruppe fliehender, verängstigter Menschen“, log Redlef im Flüsterton. Die wahre Geschichte musste er später erzählen, es war nun nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
    „Wir haben es gleich geschafft, Sergeant“, ermutigte ihn der Korporal.
    Und tatsächlich standen sie kurze Zeit später in der Heilerkammer. Sie war abgesehen von der Einrichtung und der zurückgelassenen Utensilien leer. „Oh nein!“, melde sich der Mann zu seiner Seite, „alle heiler sind wahrscheinlich draußen unterwegs und Helfen den Verletzten! Wartet hier, ich werde sehen ob ich jemanden finden kann!“
    „Nein, nein, schon in Ordnung! Gebt mir zuerst ein Becher Wasser, und dann helft Ihr mir. Den Rest kann ich selbst besorgen, Korporal.“
    Der Mann reichte ihm das gewünschte Wasser. Red trank den ganzen Becher in einen Zug. Das kühle Nass durchfloss seine Kehle wie flüssiges Leben. Nach einem zweiten Becher ließ er sich einen sauberen Lappen bringen, setzte sich auf die Pritsche und begann damit sein Wams abzustreifen. Die Wunde in seiner Seite hatte viel Blut an den Stoff abgegeben. So klebte der Stoff an seiner Haut und riss an schmerzhaft an der Wunde.
    Vorsichtig reinigte er mit Wasser das Blut herunter. Der schnitt war nicht so groß wie Red vermutet hatte, doch groß genug, um genäht werden zu müssen.
    Nadel und Faden fanden sich nach kurzer Suche in einer Kiste. Beides tauchte der Kerkermeister in scharf riechenden Alkohol und setzte dann zum ersten Stich an. Der Korporal sah ihm interessiert zu. Einmal musste Red ihn aus dem Licht schieben, um selbst etwas sehen zu können.
    Seine Zähne knirschten heftig, als die Nadel die haut durchdrang. Der er verbat sich zu schreien. Der Korporal hatte ein Auge auf ihn und das war gut so. Da konnte er sich sicher sein, nicht in fernen Stunden auf dem kalten Boden aufwachen zu müssen.
    Nach vier Stichen war die Wunde verschlossen, blutete kaum noch und schmerzte unverändert. Mit den Leinenstreifen, die die beiden Männer in der Kammer fanden, konnte sich Red einen guten Verband anlegen.
    Dann war sein Kopf dran. Er bat den Korporal im das Wasser über die Wunde zu schütten. So wurde sie gereinigt und alle seine Haare ebenfalls zu Seite gedrückt. Da Red sich nicht selbst auf den Kopf gucken konnte, musste er den Worten seines Helfers glauben. Auch diese Wunde blutete erwartungsgemäß stark und Mark, mit diesem Namen hatte sich der Korporal inzwischen vorgestellt, vermutete, dass auch sie genäht werden musste. Da Redlef dies selbst nicht leisten konnte, musste jedoch ein einfacher Verband reichen. Den Rest konnte später ein Heiler erledigen.
    Zuerst drückte er ein zusammengerolltes Stück Stoff auf den Kopf und fixierte dieses dann mit Marks Hilfe. Gegen die Schmerzen hätte er jetzt noch gern etwas Sumpfkraut gehabt, doch dieses war natürlich nicht in der Kammer zu finden. Er brauchte Rupert!
    Mit dem Auftrag, jeden der im Kerker nicht hinter Gittern saß herzubefehlen, schickte er ihn fort. Er konnte nur darauf hoffen, dass sich seine Männer zum Schutz vor dem Feuer dort verkrochen hatten.

    Redlef erwartete seine Männer am Aufgang. Sie waren alle im Zellengang gewesen, Rupert, Hannes (dem kaum ein Vorwurf gemacht werden konnte), Harald und Lenn, der Neue. Nur Pons fehlte.
    „Ihr seid ein feiges Pack!“, zischte ihr Weibel wütend, „Doch dazu kommen wir später. Jetzt werden wir hier die Stellung halten. Der Drache ist vorerst verjagt und während die Soldaten der Bastion ausschwärmen um zu retten, was noch zu retten ist, werden wir die Bastion bewachen! Wo ist Pons?“
    Rupert war es der antwortete, während der Rest noch schuldbewusst auf die Stiefelspitzen starrte. „Pons habe ich das letzte Mal vor dem alten Kerker gesehen. Ich glaube er hat Leute dort hinunter gelootst.“
    Red nickte und wandte sich dann den anderen zu. Harald und Lenn, ihr nehmt hannes und werdet was Tor der Bastion bewachen. Zivilisten haben hier nicht zu suchen, solange der Drache nicht wieder über der Stadt kreist. Sollte er das tun, wird Lenn Fliehende in den großen Versammlungsraum schaffen und ihr beide“, Redlef warf besonders Harald einen strengen Blick zu, „Werdet weiter auf Eurem Posten bleiben. Verstanden?“ Sie nickten und traten dann ab. Nun stand nur noch Rupert vor ihm. „Was soll ich tun?“, fragte er.
    „Du wirst rüber zum Kerker laufen und Pons herholen. Wer sich auch immer darin versteckt hält kann nun nach Hause gehen. Vorerst ist es sicher. Auch und… bring mir aus der Asservatenkammer etwas kraut mit, sonst überstehe ich die Nacht nicht.“ Den letzten Teil des Satzes flüsterte er. Zwar war niemand mehr im Eingangsbereich der Bastion, doch dieses heikle Thema sollte einfach nie laut ausgesprochen werden.

    Als Rupert durch das Hauptportal verschwand hatte Red sich bereits einen Plan zurecht gelegt. Er sollte die Bastion bewachen. Das war nicht besonders schwer. Warum hatte er sich vorhin nur solche Gedanken gemacht? Völlig überflüssig…
    Es war ein großes, starkes Gebäude, auf das er aufpassen sollte. Es bestand nicht die Gefahr, dass es ihm weglief. Alles was er tun musste, war dafür zu sorgen, dass sie Niemand wiederrechtlich Zutritt verschaffte. Immerhin lagerten hier einige Schätze, so auch die Soldkassen und allerlei geheime Informationen. Wie Redlef nur zu gut wusste, gab es leider Menschen und Wichte, für die eine solche chaotische Situation wie gerufen kam, um sich an der Schwäche eines Hauptquartiers zu bereichern. Doch da es nur den einen großen Eingang gab, wenn er den Rest der Türen gleich fest verrammelte. Also sollte die Bewachung machbar sein. Während die Drei, die er gerade dafür abkommandiert hatte, also die Tür bewachten, würde er mit Rupert die Bastion durchsuchen und jeden vor die Tür setzten, der sich vielleicht ich ihre Gänge verirrt hatte. Danach wäre dann die Versorgung der wenigen Gefangenen dran, die weiterhin in den Zellen schmoren mussten. Pons sollte sich währenddessen um die Geschützmannschaften auf dem Dach kümmern. Immerhin hing von ihnen die Sicherheit der Stadt ab.
    Alles in allem eine zu bewältigende Aufgabe. Einen Grund zur Sorge oder gar Panik. Redlef lächelte schief, als er sich an seine Angst vor einer halben Stunde zurückerinnerte. Alles war gut! Er würde sich beweisen können. Und schon um Mitternacht käme die Ablösung…
    Alles war gut… War es?
    Hoffentlich kam Rupert mit dem Sumpfkraut bald.

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    Gath ist offline
    Gath und Traér hatten sich gemütlich in der Hafenschänke niedergelassen. Wenn alles klappte, würden sie morgen auf ein Schiff steigen und dann richtung Festland aufbrechen. Traér konnte es eigentlich schon länger nicht mehr erwarten, nach Hause zu kommen, und Gath wollte endlich ein freier Mann sein. Ohne Schulden und Schuldigkeiten.
    Bis plötzlich...
    Plötzlich war gar nichts mehr in Ordnung und so, wie ihnen das vorgeschwebt war. Plötzlich musste Gath zum zweiten Mal ein Wesen sehen, dass er nicht noch einmal in seinem leben hatte erblicken wollen: Der Drache war aufgetaucht!
    Er war in Thorniara!
    Sollten sie es riskieren, zum Schiff zurück zu rennen? Denn eines war klar, sie mussten rennen.
    Sobald die Nachricht in der Taverne verbreitet worden war, stürmten die zwei so schnell es ging hinaus auf die Straße. Im Schutz einer Hauswand waren sie vermutlich weit sicherer, als in einem Gebäude, das eventuell feuerfing. Natürlich mussten sie weg von der Straßenmitte, sonst würden sie sogleich in Flammen aufgehen, aber draußen war trotzdem um längen besser als drinnen.

    Zuerst hielten sie sich tatsächlich in Richtung Kai, und kamen in die ausgesprochen unschöne Situation, das Weißauge einmal genau von unten betrachten zu dürfen. Es war faszinierend. Die Schuppen des Dachen funkelten leicht, die Schwingen sahen majestätisch aus - so ganz anders als das kleine Wesen aus dem Gebirge.
    Was es natürlich keinen Deut besser machte, eher im Gegenteil. Gegen dieses Vieh, das in klein die Stadtwache, Orks und Setarrifer in die Flucht geschlagen, würden sie vermutlich ziemlich wenig Chancen haben.
    Zumindest nicht die der Flucht per Schiff, denn die Karawelle des fernen Fürstentums war gerade dabei, sich zum Aufbrechen bereit zu machen, als der Drache den Mast kappte. Nur kurze augenblicke später waren auch auf der Taube alle Mann unter Deck verschwunden.
    Offenbar hofften sie, dass ihr Schiff nicht in Brand gesteckt werden würde - oder dass sie in diesem Fall schnell genug an Land kämen.
    Auf jeden Fall würden Kaddour und die weiteren wohl da bleiben.

    Der Drache drehte indes in Richtung Zitadelle ab, wo sich irgendetwas erstaunlich helles ereignete.
    Was, das war zumindest Gath in diesem Moment vollkommen egal. Das Weißauge war nicht mehr genau über ihnen und damit war genug Zeit, zum Friedhof zu sprinten. Denn dort gab es ein Lagerhaus und einen Keller - und genau dort unten würden sie sich verstecken. Reyn hatte hoffentlich gut genug gebaut, dass oberirdisches Feuer seinem Reich nicht zu viel Schaden zufügte.
    Den Varanter schleifte er einfach mit, wobei dieser nach ein paar Schritten auch erkannte, wo der Bootsbauer hin wollte. Blieb nur das Problem viel zu vieler Menschen auf der Straße, durch die es sich sehr mühsam nach vorne kämpfte.

    Gefühlte Ewigkeiten später waren sie schnaufend da. Noch stand das Lagerhaus, in dem der Eingang versteckt war, nicht in Flammen und so stürmten sie hinein, hinunter, hetzten durch den dunklen Gang und schnauften erst durch, als sie das Büro betreten hatten.
    Lukar war nicht da. Und das war gar nicht mal so gut, denn Gath bezweifelte sehr stark, dass er sich dann an einem sicheren Ort befand. Aber tun konnten sie nichts für ihn.
    Sie konnten nur abwarten.

    Warten, bangen, bis man irgendwann gefühlte Stunden später das starke Geräusch von Wasser vernahm.
    "Ich glaube... Wir können raus. Drachen und Regen passen nicht so wirklich zusammen.", brummelte Traér und Gath konnte ihm nur zustimmen.
    "Vielleicht hat die Stadt überlebt. Wenn nicht, haben wir ein Problem und sollten schnellstmöglich das Weite suchen."
    "Mhm..."

    Langsam und verschreckt stiegen die zwei Gestalten den Gang zurück und hinauf zur Luke, die sich auch öffnen ließ. Vorsichtig spähte Gath hindurch: Die Lagerhalle stand noch - größtenteils. Irgendwer hatte sich wohl alle Mühe gegeben, diesen Ort zu erhalten.
    Und irgendjemand waren wohl gar nicht mal so wenige Menschen, denn er hörte eine vielzahl von Stimmen.
    Schnell schloss er die Luke wieder, nicht ohne eine gewisse Erleichterung. Die Stadt hatte wohl wirklich überlebt. Thorniara war kein zweites Setarrif geworden. Innos hatte wohl tatsächlich seine schützende Hand über sie gehalten und seine Stadt nicht verbrennen lassen.
    Er hatte wohl erheblich aktiver eingegriffen als Adanos damals.
    "Wir müssen wohl hier übernachten, da draußen sind zu viele Leute.", berichtete Gath, während er Traér wieder in den Gang zurückdrängte. "Morgen gucken wir dann mal, dass Kaddour uns mitnimmt, sofern..."
    Sofern er noch lebte.

  18. Beiträge anzeigen #98
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Redlef ist offline
    Der Alptraum war überstanden. Um Mitternacht, war wie befohlen, die Ablösung gekommen und Redlef und seine Kerkerwache hatten die Bastion ohne weitere Vorkommnisse in die Hände der Nachtwächter übergeben können. Die kleineren Brände waren von ihnen gelöscht worden und auch war sichergestellt, das sich Niemand unbefugtes im Gemäuer aufgehalten hatte.
    Und da das Schicksal ihnen gnädig war, war nicht einmal der Drache zurückgekehrt. Dennoch hatten die Mannschaften an den Geschützen, versorgt durch Pons mit heißer Suppe und warme Decken, weiter ihren Dienst vollrichtet.

    Erst die Morgensonne zeigte das volle Ausmaß der Schäden. Diese waren wiedererwartend geringer als befürchtet. Gleich nachdem er die Gefangenen versorgt hatte, die alle unbeschadet den Angriff ihn ihren Zellen überstanden hatten, machte sich Redlef auf sein eigenes Haus zu kontrollieren. Ein Feuer hatte ein Loch in seinen Dachstuhl gebrannt, doch die alten Holzschindeln, vollgesogen mit Regenwasser hatten nicht allzu lange gebrannt. So war der Schaden überschaubar. Es wäre auch zu ärgerlich gewesen, das Haus zu verlieren. Immerhin hatte er es bei Maximuss noch nicht einmal abbezahlt.
    Das Loch im Dach war über dem ehemaligen Archiv entstanden. Da Red hier, seit dem Umzug, nur ein paar Salben, Tinkturen und Kräuter lagerte, hatte der Regen auch her keinen größeren Schaden angerichtet. Aus seiner Tasche fügte er den Rest Sumpfkraut zu dieser Sammlung hinzu. Dieses Mittelchen hatte ihm gestern den Hintern gerettet. Nachdem er einen tiefen Zug aus der mit Kraut gestopften Pfeife genommen hatte, beruhigten sich seine Nerven, seine Zweifel wurden beiseitegeschoben und er überstand die Nacht, konzentriert auf seine Aufgabe.

    Die Stadt erwachte nach dieser Schreckensnacht wieder zu altem Leben. Als Redlef nach der notdürftigen Flickung seines Daches, durch die Straßen der Stadt schlenderte, sah er überall Handwerker und Helfer, die alles wieder in Ordnung brachten. Es war gut zu sehen wie stark die Menschen in Thorniara waren. Dieses Inselvolk trotzte auch dem Schrecken des Drachen, im Glauben an Innos überstanden sie auch solche Gefahren. Sie machten unermüdlich weiter und würden auch dieses Mal die Stadt zu neuer Blüte bringen.

    Da Red seinen Gefangenen versprochen hatte, sich nach ihren Familien zu erkundigen, bog er in die Straße im Handwerkerviertel ab, in dem das Haus stand, welches er zuerst aufsuchen wollte. Energisch klopfte er an die Tür. Ein Mütterchen öffnete ihm nach einiger Zeit. Als sie erkannte, wer da vor ihr stand, verschloss sich ihr Gesicht. Wahrscheinlich vermutete sie, dass das Auftauchen und Anklopfen des Kerkermeisters nichts Gutes für ihren Sohn in der Zelle bedeuten konnte. Doch diese Angst konnte ihr Redlef schnell nehmen.
    Er erklärte ihr, dass ihr einziger Junge die Nacht gut überstanden hatte und nun nur wissen wollte, ob es seiner Familie ebenso ergangen war. Redlef ließ sich genau schildern, was die besorgte Mutter zu berichten hatte. Das Meiste interessierte ihn nicht wirklich, doch er merkte, dass es der Frau gut tat, zu reden. Ihrer Familie ging es gut, sie hatten jedoch einige Schäden am Haus, die dringen repariert werden mussten. Sie bat Redlef auch, ob ihr Sohn nicht endlich gehen dürfte: Er hatte sich doch bloß in der Marktschänke geschlagen und hatte seine Lektion in Gefangenschaft nun sicherlich gelernt. Außerdem waren seine Fähigkeiten als Zimmermann für die Familie nun von höchster Bedeutung.
    Diese Bitte konnte Red nur zu gut nachvollziehen. Er versprach der Mutter den entsprechenden Antrag zu stellen und sich darum zu kümmern. Die Alte dankte ihm mit Tränen in den Augen.

    Als die Tür hinter ihr zugefallen war, atmete der Weibel tief durch und wandte sich dann ab. Sein Weg führte ihn weiter über die vom Gewitter immer noch durchnässten Straßen durch die aufgeschreckte Stadt. Er hatte noch einige andere Häuser aufzusuchen und hoffte inständig, dass alle Bewohner so gute Nachrichten zu verkünden hatten, wie die Mutter des Zimmermanns.
    Geändert von Redlef (14.09.2015 um 17:42 Uhr)

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    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Uriel schlug die Augen auf. Es war finstere Nacht und er war schweißgebadet. Er hatte wieder einen Fiebertraum gehabt. Stets war es der gleiche grausame Traum, der seine Nächte plagte, seit ihn das Fieber vor einigen Monaten gepackt hatte. Es kam Uriel wie eine Ewigkeit vor und doch waren die Bilder so schrecklich und zermürbend wie in der ersten Nacht. Thorniara brannte. Die Stadt stand in Flammen, Menschen schrien, während sie abgeschlachtet wurden und stets dröhnte in seinem Schädel das Lachen dunkler Magier und Dämonenbeschwörer. Immer wieder versuchte Uriel die Traumgestalten erschlagen und immer wieder scheiterte er und war gezwungen, seinen eigenen Tod und den seiner Stadt mitzuerleben. Dann erwachte er.
    Sein Mund war trocken und desorientiert versuchte der Adelssohn sich zu erinnern, wo er eigentlich war. Langsam fiel es ihm wieder ein. Er war in seinem eigenen Haus. Auf seinen persönlichen Wunsch hin hatte er die Zitadelle verlassen, um sich in seinem eigenen Haus auszukurieren, sowohl zu seinem eigenen als auch dem Schutz seiner Ordensbrüder. Doch es hatte nicht geholfen. Das Fieber hatte den weißhaarigen Krieger weiter geplagt. Oft hatte Uriel geglaubt, dass er sterben müsse. Sein Testament hatte er schon längst gemacht, ebenso hatte er einen Brief an seinen Vater geschrieben, den Falsir nach seinem Ableben abschicken sollte, in dem er seinen Vater um Verzeihung bat, der Familie keine Ehre gemacht zu haben. Dann hatten ihm die Heiler versichert, er sei auf dem Wege der Besserung und die Krankheit sei so gut wie überstanden. Doch sie hatten sich geirrt. Wohl wurde es nicht schlimmer, doch seine Kraft kehrte nicht zurück und so blieb Uriel schwach und dahinsiechend in seinem Haus. Seine einzige Medizin war fortan das Gebet, sein einziger Pfleger sein Diener Falsir. Dieser hatte keine Ahnung, doch Uriel hatte ihm in seinem Testament das Haus und alle Besitztümer vermacht. doch auch wenn Falsir es gewusst hätte, seine Pflege wäre nicht ein Stück weniger sorgsam und hingebungsvoll gewesen.
    Uriel setzte sich auf und griff nach dem Wasserkrug, um die schreckliche Trockenheit seines Mundes zu beseitigen. In gierigen Schlucken kippte er den gesamten Inhalt des Kruges hinunter und stellte es zurück an seinen Platz. Langsam wie ein alter Greis erhob sich Uriel aus seinem Bett und ging gebeugten Schrittes zu seinem kleinen privaten Schrein und öffnete ihn. Die goldene Innosstatue glänzte leicht im Mondlicht, das sanft durch das Fenster schien und Uriel ließ sich langsam auf die Knie sinken.
    "Herr des Lichts, Bringer von Frieden und Ordnung, Herrscher über die Welt, ich bitte dich, sei bei mir. Gib mir die Kraft, das Fieber zu besiegen. Ich will für dich streiten und in deinem göttlichen Namen der Welt dein Licht bringen, doch brauche ich dafür Stärke und Gesundheit. Innos, steh mir bei und befreie mich von diesem Fluch, auf dass ich dir wieder bis ans Ende meiner Tage mit Kraft und Stärke dienen kann!"
    Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, ließ Uriel noch ein wenig seinen Kopf gesenkt und verharrte in seiner Gebetshaltung. Dann erhob er sich langsam und unter Schmerzen, wobei er sich auf einem kleinen Gebetsschemel stützen musste. Vor Anstrenung keuchend trat der Kranke an das Fenster und schaute hinaus auf das nächtliche Thorniara. Er sah den Schein der Fackeln, die die nächtliche Patrouille trug, hörte den Lärm einer nahen Taverne und spürte die leichte Brise. Hustend verkrampfte er sich plötzlich und sank unter dem Fenster zu Boden, wobei er am ganzen Körper zitterte.
    "Mein Gott, wann nimmst du diesen Fluch endlich von mir?", fragte er voll Verzweiflung und sank kurz darauf in einen traumlosen Schlaf, während er nach wie vor unter dem Fenster lag.

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    Schwarzes Feuer fiel vom Himmel herab und übersäte die gesamte Stadt mit Dunkelheit. Dort, wo sie aufschlugen, richteten sie eine schreckliche Zerstörung an und brannten sich wie Säure durch alles, was von den Menschen dieses Ortes geschaffen worden war. Sobald sie den Boden berührten, platzte dieser auf und Hände griffen aus den sich bildenden Spalten nach oben und zogen Monstrositäten aus der Tiefe hervor, wie Uriel sie noch nie gesehen hatte. Untote wie Skelette und Zombies, doch auch Mutanten und Dämonen erhoben sich aus der Dunkelheit und fielen über die Stadt her, um alles und jeden zu töten, dem sie begegneten. Über der gesamten Szenerie hing eine bösartige aus Wolken geformte Fratze dicht über der Stadt, den Mund zu einem spöttischen Lachen geöffnet.
    Uriel wollte vor Wut schreien, Kommandos an die Milizionäre brüllen, die sich den dämonischen Scharen entgegen stellten, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst. Stumm und mit lodernder Wut sprang er zu seinem Waffenständer und wollte sein Schwert packen, doch es war nicht da. Jemand hatte es gestohlen und gegen ein Holzschwert vertauscht. In seiner Verzweiflung griff Uriel danach, doch verwandelte es sich in seiner Hand in einen mumifizierten Arm, der anfing nach dem Ordensbruder zu greifen. Angewidert warf Uriel das Leichenteil von sich und eilte zur Tür. Er riss sie auf und stürmte hindurch, bevor er sah, dass sich dahinter ein gähnender Abgrund befand. Uriel stürzte hinab und wollte wiederum schreien, doch noch immer war er stumm. Schier endlos dauerte der Fall, der in einem stinkenden Haufen menschlicher Überreste endete. Uriel sah im Schein von Fackeln einen Mann in der Gewandung eines Metzgers, der gerade mit Hilfe eines Tuches sein Beil von Blut und Eingeweiden reinigte.
    "Ah, unser Ehrengast ist eingetroffen. Bitte, mache es dir doch bequem", sagte er mit einer hämischen Stimme und auf einmal war Uriel mit Lederriemen an Händen und Füßen an einen Tisch gefesselt, an den der Metzger nun heran trat.
    "Es freut uns sehr, dass du zum Essen vorbei gekommen bist. Wir hatten schon gedacht, unsere Einladung hätte dich verpasst. Doch da du nun hier bist, können wir anfangen."
    Mit diesen Worten hob der Metzger das Beil und ließ es gegen Uriel Brust niederfahren.

    Mit einem erschrockenen Schrei erwachte Uriel ruckartig aus seinem Schlaf. Es war bereits mittag und die Sonne schien verdeckt von Wolken durch das Fenster, unter dem er geschlafen hatte. Er erinnerte sich an die letzte Nacht. Sein Nacken schmerzte unglaublich von der unbequemen Nachtruhe. Wobei man das nicht als Ruhe bezeichnen konnte. Angstschweiß stand ihm auf der Stirn und hatte sein Gewand durchfeuchtet. So konnte das nicht mehr weiter gehen. Normalerweise hätte Uriel es um jeden Preis versucht zu vermeiden, dass noch mehr Leute von seiner Krankheit erfuhren, doch so ging das nicht mehr weiter. Er würde sich an die Priester Innos' wenden, damit sie ihn mit ihrer Magie heilen konnten. Bisher hatte er diesen Schritt vermieden, da er glaubte, dass Innos ihn auf eine Probe stellte, um seinen Willen zu testen, doch nach Monten des Siechtums war sich Uriel sicher, dass Innos ihm die Hilfe seiner Priester gewähren würde.
    "Falsir", rief Uriel mit schwacher Stimme, doch sofort kam sein Diener herbei.
    "Ja, Herr Ventris?", fragte dieser voller Respekt und half seinem Herrn nach kurzem Überlegen auf.
    "Du musst für mich zu den Tempelanlagen gehen. Bestell einen der Priester her, wenn ihre Pflichten es ihnen erlauben. Doch bedränge sie nicht. Denke immer daran, es ist wichtig den Respekt gegenüber den Erwählten Innos' zu wahren, selbst in größter Not und Eile."
    "Jawohl, mein Herr, ich werde mich beeilen", sagte Falsir, brachte Uriel zurück in dessen Bett und eilte aus dem Raum.

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