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  1. #1
    Ritter Avatar von Tjordas
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    2171 - Citadel, Tayseri-Ward - Prof. Dr. Sergio Vittore (50)

    Im Grunde war es ein guter Vormittag gewesen, als Sergio sich entschloss, seine Arbeit für eine halbe Stunde zu unterbrechen und sich eine Pause zu gönnen. Wie immer etwas missmutigen Blickes ging er am Panoramafenster im Flur vorbei und erwiderte der allzu künstlichen Atmosphäre des Tayseri-Wards nur eine gerümpfte Nase. Zugegebenermaßen war der Ausblick auf die außergewöhnlich grün gestalteten und vergleichsweise niedrigen Bauten mit der Kuppel des gewaltigen Gaeron Botanikgartens im Zentrum eine Augenweide und die glitzernde Geschäftigkeit des Verkehrs darüber zog die meisten Besucher der Citadel sofort in den magischen Bann dieser intergalaktischen Zusammenkunft der größten Spezies. Sergios Forscherherz hatte dafür jedoch wenig übrig. Er hatte die erhöhten Schwierigkeiten der Wohnungsbeschaffung nicht für die gute Aussicht auf sich genommen, sondern, um eine sozial höher gestellte und daher weniger neugierige oder gar kriminelle Nachbarschaft zu gewährleisten. Die Zellenaufsicht hatte im Sinne der Geheimhaltung offenbar wenig dagegen zu setzen. Aber so teuer die Unterkunft war, sie blieb für den Hausherren unwohnlich. Sicher war die Ordnung der Citadel schön anzusehen – aber ohne salzige Meerluft und den Geruch eines irdischen Gartens und vor allem ohne die Möglichkeit auf einen Blick zum Horizont war jede noch so moderne Umgebung nicht mehr als ein kaltes, unlackiertes Stück Stahl.
    Das Brodeln der Espressokanne riss Sergio aus seinen etwas zu nostalgischen Gedanken. Es war ein fast schon alberner Anblick, wie dieses leicht rostige, achteckige und nahezu antike Gefäß auf der hochmodernen Heizfläche der Küche stand, nur damit sich der Herr des Hauses zu seiner gewohnten Stunde seinen Ristretto eingießen konnte, um sich damit auf die Terrasse zu setzen und beinahe meditativ die übergroße Nase in das winzige Tässchen zu hängen. Unter dem Einfluss der ätherischen Öle senkte der Doktor bald die Lider und ließ wie immer die Ergebnisse des Vormittags Revue passieren.
    Die Gewebeproben, die er Luceija am Vortag aus dem Rückenmark entnommen hatte, waren äußerst vielversprechend und belohnten die halbjährlich wiederholte Tortur, die er dem Mädchen damit zumuten musste zumindest annähernd. Ihr Nervensystem hatte im Vergleich zum Vorjahr bereits 17% mehr Eezo eingelagert, seit die beiden auf radikalere Therapien umgestiegen waren. Es waren die Nebenwirkungen, die ihm mehr Sorgen bereiteten. Zwar war es mitunter auch Sinn dieses Projekts, ebensolche negativen Auswirkungen mitzuerforschen, aber je mehr sich seine kleine Luci entwickelte und allmählich zu einer jungen Erwachsenen heranwuchs, desto mehr zweifelte Sergio daran, ob er das Recht dazu hatte, ihre Zukunft zu rauben, und sei es zu einem noch so hohen Ziel. Und darüber, dass sie heranwuchs, gab es keinen Zweifel mehr, so sehr wie sich sich ihrem Ziehvater in den letzten Monaten zunehmend widersetzt hatte. Zumindest aus dieser Sicht, war er froh, dass er sie inzwischen außerhalb des Labors herumstreunen lassen konnte, um derweil in Ruhe seinen Kaffee zu genießen und trotz aller Arbeit wieder zu sich selbst zu finden.
    Er neigte das Tässchen leicht, doch noch bevor der Pegel seine Lippen berührte, vibrierte das Kommunikationsgerät an seinem Handgelenk und ließ seine Bewegung erstarren. Gereizt knurrend hielt er noch einige Sekunden die Tasse an seinem Mund und starrte auf das blinkende Holodisplay wie ein Wachhund vor dem Zubeißen, ehe er sich dann doch entschloss, das Porzellan abzustellen und die Verbindung anzunehmen.
    "Hm", brummte er nur gereizt zu Bestätigung in das Mikrofon und wartete auf eine schnelle Erklärung.
    "Vittore", erwiderte die andere Seite, ebenfalls ohne Videosignal, und dennoch wusste der Sizilianer sofort, wer an der anderen Seite sprach – und genau genommen wusste er gleichzeitig nichts über ihn. Sergio war dem Zellenleiter, falls es überhaupt wirklich der Leiter war und nicht nur dessen Kontaktmann, nur einige wenige Male persönlich begegnet. Über das Extranet ließ er sich stets mit 'Mr. Frazier' ansprechen, obwohl die Tonführung eindeutig verriet, dass der Mann kein Amerikaner war, sondern Südländer wie Sergio; untereinander nannten er und seine Kollegen ihn aber stets nur 'den Alten.'
    "Ein persönlicher Anruf? Wie überaus erfreulich", brummte der Doktor, während er sich das Nasenbein rieb, um dem heranrollenden Stress Luft zu machen. Ein Anruf vom Alten persönlich verhieß nie etwas Gutes.
    "Sparen Sie sich Ihre Speichelleckerei für später auf, Vittore", erwiderte der Alte bissig, aber gehalten, da ihm der Sarkasmus der angeblichen Schmeichelei offenbar entgangen war.
    "Ich war gerade auf der Durchreise, um auf der Citadel nach dem Rechten zu sehen. Dabei ließ man mir zukommen, dass Ihr Zögling offenbar mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Was haben Sie dazu zu sagen, Doktor?"
    Sergio stockte der Atem und seine Nackenmuskeln verkrampften, als er versuchte, seinen ungläubigen Schock unartikuliert zu lassen. Luceija war erst seit drei, höchstens vier Stunden aus dem Haus, aber offenbar war das genug Zeit gewesen, Unruhe zu stiften.
    "Ich... kümmere mich bereits darum", stammelte er nur in einer improvisierten, neutralen Antwort, um sein Unwissen zu kaschieren. Wenn es etwas gab, das noch schlimmer war, als seine vernachlässigte Geheimhaltung durch mangelnde Aufsicht, dann, dass er noch nicht einmal von dem disziplinären Ausbruch wusste. Der Gedanke gärte dennoch in seinem hitzigen, südländischen Blut, sodass er, als ein Zusammenballen der Faust nicht genügte, das Mikrofon des Commlinks stumm schaltete und seine Espressotasse mit einem lauten "Porca puttana!" auf die Fliesen der Terrasse schleuderte, sodass sie in tausend Stücke zersprang.
    "Ich nehme an, ich muss mich nicht persönlich mit der C-Sec in Verbindung setzen? Ich habe noch andere Termine, Doktor"
    "Ich kümmere mich schon selbst um mein Mädchen, Frazier. Ich bin bereits unterwegs zum C-Sec Präsidium 9“, entgegnete er möglichst selbstbewusst, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    "Präsidium 9? Man hat mir gesagt, sie werde gerade in Präsidium 4 verhört?"
    Eilig notierte Sergio das Gesagte, erleichtert darüber, das sein Bluff ihm tatsächlich ohne weitere Peinlichkeiten die Informationen erschleichen konnte.
    "Ja, natürlich, Nummer 4, mein Fehler"
    "Machen Sie mich nicht noch ungehaltener, als ich ohnehin schon bin", giftete er Alte zurück und kappte die Verbindung. Den wütenden Ziehvater hielt es keine weitere Sekunde in der Wohnung. Unentschlossen zwischen wütendem Stampfen und eiligem Sprint wählte er bereits im Gehen das nächste Transportshuttle an. Noch hatte man ihn nicht kontaktiert, was hieß, dass das verhör tatsächlich noch nicht abgeschlossen war. Und worum auch immer es sich drehte, es konnte nur von Vorteil sein, eine Befragung so früh wie möglich zu unterbrechen.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:22 Uhr)

  2. #2
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    2171 - Citadel, Tayseri-Ward, C-SEC Präsidium 4 - Luceija Natalicia Ascaiath (15 ½)

    "No."
    So viel Arroganz, da war sich Seargant Iji sicher, hatte er seit seinen letzten 10 Jahren Dienstzeit noch nicht gesehen. Und jetzt, kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand, machte ihn diese Art von Verhalten nur umso wütender. Uneinsichtigkeit, obwohl die ein oder andere Marke an seiner Uniform deutlich machte, welchen Stand er hatte. Seit er bei C-SECURITY arbeitete, hatte er niemals mit so vielen Menschen zu tun gehabt wie jetzt. Dort, so leitete er ab, war wohl gerade eine regelrechte Citadel-Hype-Welle übergeschwappt und so gut wie jeder wollte die moderne Raumstation mit eigenen Augen sehen. So weit so gut. Er gönnte ihnen diese Neugier. Dass er seit dieser Welle an Neuzugängen aber nicht nur das dreifache an Papierkram zu erledigen hatte, sondern auch die Kriminalitätsrate deutlich angestiegen war, machte ihn rasend. Für einen Salarianer hatte er gefühlte Ewigkeiten verbracht daran Teil zu haben die Citadel zu einem sicheren Ort zu machen. Dann kamen diese Rotzgören von pubertären Menschenblagen um die Ecke und die Bemühungen versanken im Gulli. Und dann auch noch so ein Fall. "Das ist kein Spaß.", revidierte er mit zackigen Worten. Nach und nach hob er drei verschiedenen Päckchen kurz von der Tischplatte an, die ihn gerade so davon abhielt dem Menschenmädchen den Hals umzudrehen und beteuerte mit ausgeklügelten Phrasen, WIE gefährlich diese Mittel wirklich waren, die man ihr abgenommen hatte. "Seasulfit? Gut für Salarianer. Tödlich für alle anderen.", war er sich sicher und hob das nächste Päckchen, "Und das? Nicht registriert. Muss ins Labor. Dauert wieder Tage, aber sicher auch nicht besser als der Rest." Viel zu laut schlug das Tictacschachtelgrosse Päckchen auf dem metallernen Tisch auf und erzeugte einen deutlich zu lauten Hall für den kleinen Raum. "Sag uns, woher du das hast!", rief er einschüchternd, wobei sein Augenlid nur einen sehr dünnen, berechnenden Spalt seines vergleichsweise riesigen, rechten Auges NICHT bedeckte. Hätte man sich ein bisschen mit der Gestalt des Beamten auseinandergesetzt hätte man sogar bemerkt, dass das Lid in nervoeses Zucken geriet und sich perfekt an die unruhigen, dreigliedrigen Hände des Alien anpasste, die auffordernde Trommelgeraeusche erzeugten.
    "Hmm...", raunte es von der gegenüberliegenden Seite des Tisches. "No-ho.", singsangte die Gegenseite und widmete sich ohne weitere Umschweife wieder ihren kurzen Fingernägeln, die sie behäbig von etwas Dreck befreite. Das war nicht das erste Mal, dass er diese Antwort hörte und wahrscheinlich genau deshalb war er kurz davor, dass dem Alien eine Ader auf Stirnhöhe zu platzen drohte. Ijis Finger zogen nun akustisch deutliche Linien auf dem Metall, ehe er auf es schlug, dass ein kurzes Zittern durch die Verhörte zuckte, die sich kurz sogar hatte erdreisten wollen, es sich besonders gemütlich zu machen und die Füsse auf dem Tisch zu kreuzen. Kaum hatte er sie davon abgehalten wanderte er nachdenklich durch den Raum und kratzte sein Kinn.
    "Ho sempre detto che questa roba non è mio."1, entgegnete das schwarzhaarige Mädchen genervt auf den Ausbruch des Cops und missachtete dafür sogar die provisorische Maniküre. Eigenartigerweise passte ihr aufmüpfiges Verhalten nur wenig zu ihrem kränklich wirkenden Erscheinungsbild. "Komisch nur, dass wir das aus deiner Tasche gezogen haben.", mischte sich der Zweite im Bunde ein, der sich vom Universalübersetzer alles ins verständliche rücken lies. Sein voluminöser, plattenüberzogener Oberkörper lehnte sich über den Tisch und Raubtieraugen beobachteten das Menschenmädchen wachsam aber neutral. Officer Derim war deutlich weniger lange im Dienst, aber vielleicht war genau das sein Vorteil. Neuere Mitarbeiter der C-SEC-Enforcements hatten zum einen noch etwas mehr Distanz zu Einzelfällen wie diesem, aber zum anderen gehörte unterdessen auch eine kleine Weiterbildung in Sachen Umgang mit Menschen auf den Plan, von dem er jetzt ohne Zweifel profitierte. Er wusste nicht nur um genetisch vollkommen eingespeiste Arroganz sondern auch darum, wie wenig Kooperation mit dem Gesetz gezeigt wurde, wenn es eine unbekannte Einrichtung weit weg der Erde war, die sie anklagte. "Bist du abhängig?", fragte der Salarianer mit einem Mal unverblümt in seiner rassentypischen, zweifrequentigen Stimme. "Sind Sie wahnsinnig? Sehen Sie sich die ID an, das ist n Kind!", schlug Derim sofort ein. "Bedeutet garnichts. Sie kennen die Ratten. Aber ja. Gehörst du zu den Duct Rats? Wer hat dir das aufgetragen? Slingshot?"

    "Was? NEIN!", protestierte die junge Frau und sass mit einem Mal fast schon aufrecht. Die aggressiv verzogenen Augenbrauen unterstrichen den giftigen Blick klarer, grell-grüner Augen. Auftrumpfend wollte sie ihre Empörung direkt mit einem ausgestreckten Finger in die Richtung der Cops deutlich machen, woraufhin diese aber weniger ungehalten reagierten und sicherheitshalber zumindest eine dreifingrige Hand die Waffe an seiner Seite sicherheitshalber abtastete. Jugendlich oder nicht, potenziell war erstmal jeder eine Gefahr. "Stecken Sie mich besser nicht mit diesen asozialen Dreckstücken in eine Schublade!" Auch Luci sah schnell, dass die Hände der Beamten an Stellen gerieten, die sie besser nicht provozieren sollte und steckte vorerst zurück. "PASS AUF wem du hier drohst, Kleine!"
    Für einen Moment hielt sich die Stille wie ein dicker Nebel in der kleinen Verhörbox. Blicke tauschten sich aus. Langsame Schritte des Vorgesetzten zogen sich auf seiner Seite des Tisches hin und her, bis man meinen konnte, dass er eine Furche in den Boden treten wollte. "Das. Ist KEIN. Kavaliersdelikt.", sprach er deutlich aus, blieb irgendwann mitten in seinem Gang stehen und fokussierte die Halbitalienerin wieder. "Dealen. Auf meinem Ward. Auf MEINER Station. Gemeingefährlich. Naiv. Sehr naiv. Wird mit hoher Jugendstrafe versehen. "Knast". Auch für kleine Mädchen."

    "Ma non si può nemmeno dimostrare niente a me."2

    "Ach nicht? Überall sind Kameras. Kann jeden deiner Schritte nachprüfen, wenn ich will. Meinst du, das reicht nicht? Du bist außerdem auf frischer Tat ertappt. Schwer sich hier noch rauszureden. Siehst du?", bevor er den Gedanken zu Ende spinnte, nickte er Derim zu und der Officer führte nur wenige Eingaben in seinen Hololaptop aus, bevor er den Rahmen problemlos umdrehen konnte und die Kameras präsentierte. Iji schaltete sich inmitten der Aufnahmen, die zeigten, wie Luci bei zwei anderen Personen an einer Seitenstraße des Rejek-Bezirks stand und vorbeilaufende Passanten ansprach, ein. Die Absprache bei der Kette an Ereignissen schien gut ausgeklügelt für das Alter, aber längst nicht so gekonnt wie bei anderen Straftätern, soviel war sich Iji sicher. "Sieht ziemlich professionell aus. Nicht das erste Mal?" Als in die Szenerie die beiden Beamten kamen, die die Schwarzhaarige bei ihrer Straftat in flagranti erwischt hatten, drehte der Turianer das Bild wieder zu sich um. Ihre Begleiter waren schneller verschwunden, als sie bis drei zählen konnten, sodass die einzig Dumme die den Scheiß nun ausbaden durfte Luci war. Das hatte sie noch gut genug in Erinnerung, ohne das Video wirklich zu Ende sehen zu müssen.
    "Quante volte faccio a dire? Siamo stati in attesa di qualcuno. Questo non è il mio. È la loro merda!"3
    "Rospo ripugnante.."4, knurrte die Jugendliche hinterher - deutlich genug um wenigstens Fetzen davon auch bei des Salarianers Übersetzer ankommen zu lassen. Zwar war die Übersetzung alles andere als exakt, aber das, was ankam, reichte dem Beamten schon um das Verhör beinahe eskalieren zu lassen. Doch zum Glück für alle Beteiligten wurde Seargant Iji jäh unterbrochen, als es an der Türe klopfte und eine Asari den Kopf in die Verhandlungen steckte. "Sir, wir wären dann bereit für die Blutprobe. Und Tiang richtet aus, es will Sie dringend jemand sprechen."




    1 Ich hab schonmal gesagt, dass das Zeug nicht mir gehört.
    2 Ihr könnt mir doch nicht mal was nachweisen.
    3 Wie oft soll ich das noch sagen? Wir haben auf jemanden gewartet. Das gehört mir nicht. Ist deren Scheiße.
    4 Widerliche Kröte.
    Luceija ist offline Geändert von Luceija (10.07.2015 um 15:32 Uhr)

  3. #3
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Wäre das Skycar, das Sergio eilig zu seiner Position angefordert hatte, nicht auf den Autopiloten beschränkt gewesen, er hätte es sicher in das nächste Gebäude geflogen, so aufgebracht war er. Doch je mehr er sich in der Fahrerkabine notgedrungen zur Ruhe bringen ließ, desto mehr fand er Platz in seinen Gedanken für eine kurze Analyse der Situation. Systematisch ging er alle Möglichkeiten durch, welche Ordnungswidrigkeit oder welchen Gesetzesverstoß sich seine Adoptivtochter wohl hatte zu Schulden kommen lassen. Und auch, wenn er Diebstahl, Körperverletzung und sogar fahrlässige Tötung als Eventualitäten in Betracht zog, um wirklich auf jede Situation vorbereitet zu sein, so war er sich schnell im Klaren darüber, dass sich seine Luci offenbar am heimischen Medizinschrank bedient haben musste, um, sich selbst ihr Taschengeld aufzubessern. Und genau hier begann der Teil, der sich ihm nicht erschließen wollte: Wieso sollte sie das für Geld tun, wenn sie von Sergio doch fast alles bekam, wonach sie fragte?

    Schon wenig später durchschritt der Doktor die aufgleitende Glastür des Eingangsbereichs von Präsidium 4. Ein wirklicher Eingangsbereich war es im Grunde nicht: Direkt hinter der Tür stand Sergio bereits mitten in einem weitläufigen Großraumbüro, lediglich abgetrennt durch halbdurchsichtige Milchglaswände und die Schreibtische selbst. Es dauerte einen Augenblick, in dem Sergio in einer Mischung aus ungezielter Aggression und Verwirrung unruhig zappelnd hier stehen blieb, bis sich endlich ein recht klein gewachsener Asiate unter der hauptsächlich turianischen Belegschaft verantwortlich fühlte und sich von seinem Platz erhob.
    "Verzeihen Sie, Sir, aber die öffentlichen Kontaktzeiten sind seit einer Stunde vorüber. kommen Sie doch morgen ab-"
    "Ich bin der Vater eines Mädchens, das sie gerade zum Verhör hier haben", unterbrach Sergio den blassen Mann mit einem leichten Augenrollen, "Ihr Name ist Luceija Ascaiath. Und ich verlange als ihr Erziehungsberechtigter, dass Sie die Befragung sofort unterbrechen, bevor meine Tochter keinen rechtlichen Beistand erhalten hat", bemühte sich Sergio um einen halbwegs gehaltenen Ton, während er mit gestrecktem Haupt auf sein Gegenüber hinuntersah. Der Asiate hingegen hatte sichtlich Probleme, seine Frustration über den Neuankömmling nicht zu sehr zu zeigen.
    "Das ist nicht ganz, wie die Dinge hier auf der Citadel laufen, Mr. Ascaiat-"
    "Vittore", unterbrach er den Beamten korrigierend mit dem typisch italenisch gerollten R-Laut.
    "Mr. Vittore. Hier auf der Citadel gilt nicht das Rechtssysem der Erde. Und nach Ratsgesetzen dürfen wir Ihre Tochter so lange befragen, wie es nötig ist"
    Das war der Moment, in dem der Südländer seine Fassung verlor, sodass er dem C-Sec-Beamten den gestreckten Zeigefinger drohend auf die Brust drückte und sich leicht zu ihm hinunterbeugte.
    "Versuchen Sie nicht, mich zu veralbern. Ich weiß sehr wohl, dass die Gesetze der Erdenallianz seit einem halben Jahr auch im Ratssektor anerkannt werden, es sei denn, es läge ein besonderer Härtefall vor. Oder wollen Sie mir erzählen, meine 15-jährige Tochter wäre eine akute Bedrohung für die Öffentlichkeit? Was hat Sie getan, einen Amoklauf verübt oder Alienbabies verspeist?"
    "Nein, Sir, aber s-"
    "Dann möchte ich Sie erneut bitten, das Verhör unmittelbar zu unterbrechen. Am Rande möchte ich Sie daran erinnern... Officer Tiang, richtig?", las er beiläufig von seinem Omnitool ab, "dass Sie Ihre Arbeit hier dem Einfluss einer promenschlichen Organisation verdanken, die mit dem Verhör dieses Mädchens gar nicht einverstanden wäre"
    Es folgte keine Antwort, sondern lediglich das Entsetzen aus den flimmernden schwarzen Augen seines Gegenübers. Dann nickte Tiang schließig, wirbelte eilig herum und kontaktierte von seinem Schreibtisch aus seine Vorgesetzten. Sergio nickte zufrieden und lockerte seine grimmigen Züge etwas. Gerade jetzt während der Hochphase der menschlichen Expansion in den Ratssektor profitierte man enorm davon, mit einer Organisation wie Cerberus verbandelt zu sein, die so manchem Menschen zu einem besseren Status unter Aliens verholfen hatte. Und so fand sich Sergio bereits Minuten später im Flur vor dem Verhörzimmer wieder, aus dem gerade ein Salarianer und ein Turianer traten. Etwas weiter hinten im Raum, versperrt durch die breiten Rüstungen der beiden Beamten, konnte Sergio zunächst nur einen kurzen Blick auf seine Tochter erhaschen, die, so verriet ihre körpersprache, offenbar versuchte, die Sache durch Lässigkeit zu überspielen. Noch bevor Sergio sich vorstellen musste, neigte sich der Asiate zu seinen Kollegen nach vorne und ergriff sie bei den Schultern, um einige Schritte entfernt ein paar tuschelnde Worte mit ihnen zu wechseln. Was auch immer Tiang den beiden Aliens erzählte, es musste eine Ausrede sein, denn dass Cerberus etwas mit dem kurzgewachsenen Menschen zu schaffen hatte, wäre seiner beruflichen Laufbahn wohl kaum zuträglich gewesen. Derweil drehte Sergio seinen Kopf in Richtung des Verhörzimmers und warf Luceija aus der Distanz bereits einen bedrohlichen, tadelnden Blick zu, während er den Kopf leicht schüttelte. Dann riss der Turianer ihn aus seiner stummen Konversation.
    "Verzeihen Sie bitte, Mr. Vittore. Diplomaten genießen bei uns natürlich rechtlichen Sonderstatus"
    Sergio nickte lediglich leicht, ohne sein Pokerface fallen zu lassen, während er einen kurzen Blick zu Tiang warf. Es war offensichtlich, welche Lüge dieser hier vorgeschützt haben musste.
    "Gegen eine unerhebliche Kautionsgebühr von 24 000 Credits können wir den Vorfall ohne Aktenvermerk vorbeistreichen lassen"
    Wieder nickte der Doktor nur unbeeindruckt und ergänzte eine gewährende Geste, die wohl seiner Tarnung als menschlicher Diplomat entsprechen sollte. In ihm hingegen klang ein unartikulierter Seufzer nach, als er daran dachte, was für ein unnötiger Papierkram es werden würde, diese Summe über diverse verteilte Cerberus-Konten heranzuschaffen.
    Einige falsche Handschläge später und ohne Luceija auch nur ein einziges weiteres Mal angesehen zu haben, waren beide wieder freien Fußes am Skycar angelangt. Bis hierhin hatte ihr Ziehvater Luceija stets das Wort verboten, wenn sie zu Erklärungsversuchen angesetzt hatte, doch als sich jetzt endlich das Cockpitfenster über den beiden schloss, griff Serrgio in typischer Manier kopfschmerzlindernd an seine Stirn und brummte nach kurzer Zeit des Durchatmens schließlich nur: "Du weißt, wie gefährlich so etwas für uns ist"
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:24 Uhr)

  4. #4
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Einfach nur heilfroh endlich aus dem stickigen Kämmerchen raus zu sein und wieder frische, wenngleich künstliche Luft in ihre Lungen zu bekommen, stolzierte die Minderjährige dennoch ziemlich selbstbewusst und wenig eingeknickt neben ihrem Ziehvater her, was wahrscheinlich damit einher ging, dass sie vorher noch mit einem tiefdunklen, bittersüßen Grinsen an dem zähneknirschenden Salarianer vorbeigegangen war und "Questo è tutto quindi probabilmente con la vostra promozione."1 anhängte, bevor sie ihre damals schon ziemlich langen Haare hinter sich warf und das groteske Szenario verlies. Na zumindest hätte sie ihm das gerne gesagt, Sergio wusste allerdings genau, wie er Luci dazu bringen konnte, wenigstens auf halbem Weg die Klappe zu halten und so erübrigten sich vorerst weitere Zwischenfälle.

    Bald darauf lies sie sich schon zur Beifahrerseite in den Sitz sinken, so tief, dass die überaus schmale Gestalt dort drin beinahe unter ging. Scharf sog die Halbitalienerin die Luft durch die Zähne ein, als ihre viel zu lockere Haltung die Wirbelsaeule unangenehm kruemmte und die Proben, die der Doc ihr gestern erst entnommen hatte, ihren Tribut zollten. Die Anklage ihres gestressten Ziehvaters ignorierte sie dabei zunächst, antwortete lieber mit einem "Quelli erano idioti assoluti. Che cosa avrebbe dovuto fare già?"2
    Ihr Gesicht hatte die fünfzehneinhalbjährige in Richtung Fenster gedreht und den listigen Ausdruck darin längst verloren. Stattdessen erfreute sie sich in stiller Genugtuung daran, dass sie in ihrer Hosentasche noch eine angebrochene Zigarette fand, die sie sich dem kränklichen Erscheinungsbild zum Trotz in den rechten Mundwinkel schob und sie sich mit zittrigen Händen ansteckte. Nicht mehr viel, vielleicht ein, zwei Züge die man daraus entnehmen konnte aber im Augenblick war es besser als gar nichts zu haben. Das beruhigte wenigstens ihre eigenen Nerven.

    1 Das war's dann wohl mit deiner Beförderung.
    2 Das waren absolute Idioten. Was hätten die schon machen sollen?
    Luceija ist offline Geändert von Tjordas (10.07.2015 um 21:34 Uhr)

  5. #5
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Leise konnte man das Reiben seines Kiefers vernehmen, als er sich einen zornigen Ausbruch über die mehr als überhebliche Einstellung der Pubertiernden verkniff, doch dann fiel sein Blick für einen Moment auf den mickrigen Zigarettenstummel, den Luceija neben ihm im in der Fahrerkabine anzündete. Einen Zug ließ er sie daraus nehmen, dann entriss er ihr den selben, nur um dann selbst daran zu saugen, bis der Filter zu brennen begann und einen widerlichen Geschmack auf der Zunge hinterließ. Wenn man Cerberus-Mitglieder an etwas erkannte, dann wahrscheinlich an diesem archaischen Brauchtum aus alten Tagen, als man Tabak noch immer und zwar ausschließlich auf der Erde anbaute. Der Illusive Man lebte es vor, denn auch wenn kaum jemand je mit ihm persönlich sprechen durfte, die Erzählungen über seinen exzessiven Whiskey- und Tabakkonsum hatte jeder in Cerberus schon einmal gehört. Dennoch: Luceija wollte er diese schlechte Angewohnheit nicht gönnen. Nicht etwa aus Sorge - Lungenkrebs gehörte ohnehin den medizinischen Problemen des letzten Jahrhunderts an - sondern aus der Überzeugung heraus, dass man bei der Vielzahl an Experimenten und Wirkstoffen, die man bei Luceija anwendete, weitere unnötige Störfaktoren schon zu Gunsten der Testvalidität vermeiden musste.
    Beiläufig drückte er die Zigarette am Armaturenbrett aus und ließ sie dort für den nächsten Benutzer des Leihfahrzeugs liegen, während er mit der anderen Hand den automatischen Kurs zurück zu seiner Wohnung anwählte.
    "Vielleicht sind es Idioten, aber sie sind trotzdem Teil eines Systems, das selbst für Cerberus zu groß ist. Zumindest derzeit. Und wir wollen einfach keine schlafenden Hunde wecken, Luci", antwortete er ihr im selben breiten sizilianischen Dialekt, den sie von ihm gelernt hatte.
    Obwohl er sich selbst auf den Kurs natürlich nicht konzentrieren musste, blickte er dennoch die längste Zeit vor sich aus der Frontscheibe und drehte den Kopf nur hin und wieder zu seiner aufmüpfigen Adoptivtochter, um sich ihrer Reaktion zu vergewissern.
    "Und außerdem: 24 000 Credits, Luci. Das ist der Wert von mindestens drei Monaten pharmazeutischen Nachschubs. Und unser Budget wird im nächsten Geschäftsjahr vielleicht sowieso gekürzt, wenn die Testwerte sich nicht weiter verbessern"
    Eine kurze Weile ließ er das Gesagte schweigend setzen. Seltsamerweise war er jetzt, da sein Zögling bei ihm im Skycar saß, längst nicht mehr so aufgebracht wie zuvor, und das, obwohl von ihr bisher nichteinmal eine Entschuldigung erfolgt war.
    "Und das ist auch so etwas: Du verhökerst unser wertvolles Testmaterial gestreckt an irgendwelche Junkies? Das Zeug ist viel mehr wert, als du je auf der Straße dafür bekommen würdest. Und wofür solltest du das Geld schon brauchen? Wirklich, Luceija, ich hatte nach all unseren Jahren schon ein wenig mehr logisches Denken von dir erwartet"
    Er konnte jetzt schon die Stimme seiner Vorgesetzten hören, die ihn daran erinnern würden, dass es ohnehin sehr riskant war, ein Testsubjekt nicht abgeschottet von der Außenwelt auf irgendeiner Anlage im ewigen Eis auszuwerten, sondern es stattdessen in eine halbwegs normale Umwelt zu integrieren. Aber Sergio war nach wie vor überzeugt davon, dass soziale Kontakte und freier Handlungsspielraum wichtige psychosomatische Effekte auf die Testergebnisse hatten. Und in diesem Fall vielleicht auch auf seine eigene Psyche, wenn er dadurch nachts etwas besser schlief.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:24 Uhr)

  6. #6
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Lange und ausgiebig seufzte Luceija um ihren Unmut zu den Kommentaren eindeutig zu machen. Sie war deutlich angesäuert und machte auch nicht im geringsten einen Hehl aus ihrer Stimmungslage. "Mja, du kannst jetzt aufhören den Übervater raushängen zu lassen."
    Allem voran war die Halbitalienerin aber einfach nur müde. Ohne auf eine Uhr gesehen zu haben war ihr schnell klar, dass sie mehrere Stunden in den vier Wänden der C-SEC verbracht hatte und dabei nicht nur einmal die ein und die selbe Frage gestellt bekommen hatte, die sie ständig gleich beantwortete. Dazu spielte, dass sie eigentlich eingeplant hatte nach dem nächsten Deal einen netten Abend in diesem neuen Club auf der vierten Ebene des Plynkton-Towers zu genießen, von dem ihr jemand erzählt hatte..aber das Vorhaben war damit wohl hinüber. Zigaretten hatte sie auch nicht mehr. Der Tag konnte nur schlechter werden.
    Die Personen, die unter ihrem fliegenden Shuttle in den Gassen gingen und bei künstlicher Atmosphäre Drinks in ebenso künstlichen Terrassen genießen konnten, würden das wahrscheinlich in keinem Fall so sehen und Luci spürte, wie sie unbewusst mit ihren Zähnen knirschte. "Ich brauch die verdammten Credits nicht.", stellte sie leise und viel zu spät klar, bis sich ihr Atem an der vom Fahrtwind gekühlten Scheibe sammelte und ihr die Sicht benebelte.
    Unter leisem Stöhnen wandte sie sich nach vorne und versuchte ihre lädierte Rückenpartie nicht zu sehr mit ungewohnten Bewegungen zu belasten. Auch über ihr zogen Welten vorbei. Planeten. Der wundervoll-farbige Galaxienebel, der wie eine bezaubernde Deko über der gigantischen Raumstation haftete. Es war nicht so, dass ihr die Station nicht gefiel.. . Über die Citadel hatte sie viele, berauschende Geschichten gehört. Über schier unendliche Möglichkeiten, über ein potenzielles Schaltzentrum der menschlichen Rasse, das seinesgleichen suchen würde. Sie hatte Sergio oftmals an den Lippen geklebt, als er ihr über die technischen Details mit ein paar Leuten über Comm philosophiert hatte, aber alles in allem fehlte der Schwarzhaarigen vor allem das unverwechselbare Gefühl einer Heimat. Und das Meeresrauschen gehörte genauso dazu wie das kleine, hübsch ausgebaute Häuschen mit direkter Strandlage und dem gepflegten Garten, der sie mit einem zarten Geruch frischer Rosenblätter weckte. Jetzt hier eine Zukunft zu bestreiten schien ihr auf einmal fast zu viel zu sein. Also musste sie raus. Die stählernen, leblosen Wände der deutlich größeren Wohnung verlassen und ein bisschen dreckige Menschlichkeit in denen wecken, die ohnehin keine Menschlichkeit besaßen. Kurz gesagt: Sie hing nur zu gerne mit der vermeintlichen Gosse herum. Aber sondierte sich selbst unter den Kleinkriminellen und markierte hier den Lone Wolf. Sie würde es nicht wagen diese Schwäche ihm gegenüber zu äußern, aber sicher war für sie: Italien war so viel besser als die Citadel jemals sein konnte.
    Luceija ist offline

  7. #7
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Kaum hatte Luceija ihn aufgefordert, nicht nallzu väterlich zu klingen, wurde er tatsächlich seltsam still und krallte sich stattdessen in die Steuerungsarmaturen des Cockpits, obwohl er diese momentan gar nicht bediente. Es war nach all den Jahren immernoch ein seltsames Gefühl, wenn zwischen den beiden die Worte "Vater" oder "Tochter" fielen, und vielleicht wusste Luceija das auch und nutzte diese Schwachstelle jetzt gekonnt gegen ihn, damit er sie nicht weiter mit Moralpredigten belästigte. Erst ihr leises, verzögertes Gemurmel im Anschluss ließ ihn wieder seinen Blick zu ihr richten.
    "Wenn du Das Geld nicht brauchst, was soll dann das Ganze?"
    Einen Moment lang ließ er das Gesagte setzen, zog die Frage dann aber angesichts des erneut allzu väterlichen Tons wieder zurück, indem er das Thema umlenkte.
    "Deine Testergebnisse heute waren gut. Ich muss nachher nocheinmal zwei Blutproben nehmen und deine Medikation etwas anpassen. Vielleicht bekommen wir deine Schwindelanfälle und Atemprobleme so auch wieder in den Griff", brummte er in jetzt fast schon beruhigendem Ton, als sei es eine äußere, höhere Gewalt, die für Lucis Leiden verantwortlich war, dabei wusste er doch ganz genau, dass das Mädchen ohne all diese Experimente kerngesund gewesen wäre. Als auch auf diese Worte, die zugegebenermaßen ohnehin nicht der beste Anknüpfunspunkt für eine Konversation waren, Luceija nicht wirklich gesprächiger stimmten, wechselte Sergio erneut das Thema.
    "Hast du zufällig schon angefangen, eines der Bücher zu lesen, die ich dir empfohlen habe?" Und dann, als auch dies etwas zu lehrerhaft klang, ergänzte er: "Nicht, dass du mit deiner Freizeit nicht machen könntest was du willst... Es sind nur einfach wirklich gute Bücher"
    Leise seufzte Sergio, während er den Transitknotenpunkt in der Nähe ihres Wohngebäudes ansteuerte. Er hatte das Gefühl, weiter den disziplinären Zeigefinger heben zu müssen, dabei war es ihm doch im Grunde nicht wichtig, was Luceija außerhalb des Hauses tat, solang sie nur das Projekt nicht in Gefahr brachte. Und ihre Uneinsichtigkeit machte ihm die Sache zudem nicht wirklich einfacher.
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  8. #8
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    Es war, als hätte sie eine Weile über das Gesagte nachdenken müssen. Ruhe dominierte das Skycar und lediglich die sanfte Geräusche des Masseneffektantriebs surrte in angenehmer, monotoner Gewohnheit durch den metallernen Wagen. Beinahe hätte er es geschafft die ohnehin schon schläfrige, junge Frau nach etlichen Stunden Verhörtortur in den Schlaf zu wiegen wie ein sanftes Lied. Aber mehr, als dass ihr Kopf kurz an die Scheibe sank und ihre schweren Augenlider sich sanft schlossen, geschah nicht. Viel zu verspätet lächelte sie sogar und überging die Frage nach dem Buch zunächst. "Das heisst, heute wird auf Essen verzichtet?", lächelte sie mit geschlossenen Augen und schien sich an der Tatsache zu erfreuen, dass eine Gabel voll Fisch von einer deutlich erholsameren Spritze ersetzt wurde. Die ging schneller, Mittel in ihrem Blut hatten jegliches Hungergefühl von ihrem dürren Leib gelöst und der Einstich hatte bereits jetzt mit 15 1/2 Jahren schon eine solche Suchtwirkung auf sie, dass es jeder liebenden Mutter das Herz geschmerzt hätte. Die Normalität mit der die Behandlungen zwischen ihnen liefen, war allerdings schon sehr eingeprägt in ihrer beider Leben. Etwa so wie lustige Spieleabende in anderen Familien. Es gehörte nunmal dazu und war unvermeidlich. Und zumindest für die Kleine bisher auch ziemlich okay. Vielleicht nicht die auftretenden Schmerzen, aber der Schirm, der sich dort herum spannte.

    Luceija hatte mit ihrer Antwort wohl lange genug gewartet, dass jetzt das Shuttle zur Seite gerissen wurde und automatisch die Landesequenz eingeleitet wurde. Eine nette, angenehme Avina-Stimme unterstrich die Handlung derweil und nur noch kurz wurde der Antrieb lauter, als der Boden immer näher kam. Brummen war der letzte Klang, bevor ein Rütteln durch das Gefährt ging und es mit einem Mal verstummte. Sie waren angekommen.

    "Plan mich am Besten einfach nicht ein.", erwiderte sie mit dieser eingebildeten, jugendlichen 'coolness', als wolle sie sagen, dass sie besseres vor habe. Noch immer lies sie die Frage nach dem Buch außen vor. Eigenständig stiess sie die Türe auf, die mit einem Druckluftweichen nach oben flügelartig wich und stieg taumeliger als erwartet auf. Sie standen nicht mitten in einem Pulk von Personen, deshalb zeigte sie auch wenig Scheu beim angebrochenen Weg in Richtung Wohnung "Gib mir einfach was zum Wachbleiben und ich bin wieder weg."
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  9. #9
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Sergio entrann sofort ein tiefer Seufzer, als seine Adoptivtochter ihn mit der üblichen Respektlosigkeit behandelte und all die Vorzüge, die er ihr gewährte, als Selbstverständlichkeiten hinnahm, doch vermischte sich sein Laut der Frustration mit dem Druckausgleich der Fahrerkabine beim Anheben der Glaskuppel - nicht dass Luceija sich überhaupt für seine Emotionen interessiert hätte. Etwas entnervt stopfte er daher die Hände in seinen Laborkittel und sah dem schnippischen Gang seiner Luceija kopfschüttelnd hinterher, bis er ihr schließlich doch zum Eingang des Gebäudes folgte und dort seine Schlüsselkarte herauskramte.
    "Deine Pläne für heute Abend kannst du du vorerst abschreiben, junge Dame", brummte er etwas grimmig, aber insgesamt doch ohne den pädagogischen Unterton, den man darin vielleicht erwartet hätte. Die Eingangstür entriegelte sich und er schob Luceija in einer Mischung aus Zuneigung und Zwang mit einem Griff an der rechten Schulter hinein in das Treppenhaus.
    "Ich sagte doch: wir müssen deine Medikation noch anpassen. Und dein Spritzenfrühstück, das du immer so sehr bevorzugst, kannst du auch vergessen. Heute gibt es Seeteufelfilet mit Bratgemüse - und erst als Dessert dann deine Medikamente", schmunzelte er ihr kurz zu, während er die Treppe zum Wohnungseingang mit ihr hinaufging und an deren Ende die Wohnung für seinen Zögling aufschloss.
    "Und im Ernst, du solltest mehr essen. Sonst fällt dir noch deine Kleidung von den Schultern", stichelte er weiter und zupfte kurz an der Kapuze ihres schmalen Kapu-Jäckchens, das ihr Körper tatsächlich kaum ausfüllte und das vergleichsweise locker an ihrer unterernährten Gestalt hinunterfiel.
    In der Wohnung ging er dann voraus in die Küche, um dort direkt die am Morgen angefangenen Analysen wieder anprojizieren zu lassen, während er sich an dir Zubereitung des Essens machte.
    "Du kannst derweil schon mal ins Labor gehen und dich vorbereiten. Ich komme dann gleich nach... Und denk gar nicht daran, wieder etwas aus den Schränken mitgehen zu lassen - die Ampullen sind abgezählt!", rief er ihr aus der Küche zu, ehe er die beiden zurechtgelegten gefrorenen Fischfilets vorsichtig in die Pfanne legte. Wahrscheinlich war er beinahe der einzige Mensch auf der Citadel, der sich sein Mittagessen noch selbst zubereitete. Und dennoch war er mit der Nahrungsqualität hier alles andere als zufrieden. Ein gefrorenes und über wochenlange Routen importiertes Zuchtfischfilet war einfach nicht mit frischem Heimatfisch vergleichbar - von dem Gemüse gar nicht zu sprechen.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:24 Uhr)

  10. #10
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    "Die Ampullen sind abgezählt..", äffte die Jugendliche ihren Ziehvater nach, als sie ihm kaum den Rücken zugekehrt hatte. Die schmale Jacke, die kaum bis zur Mitte des Rückens ging und ihr dennoch viel zu groß war, streifte sie mit flatternden Armen ab, wagte es aber nicht sie an den Haken zu hängen. Sie warf sie lieber über eine Ecke der großzügigen Kücheninsel und ignorierte sie dort. Unter der Jacke trug die Halbitalienerin ein etwas zu weites, asymmetrisches Shirt, dass ihr ob der Größe sogar leicht über die linke Schulter fiel. Die Hose darunter sollte eigentlich enganliegend sein, verfehlte ihren Zweck aber um ein gutes Stück. Als Sergio schon dabei war, den zum Auftauen bereitgelegten Fisch in die schnell erwärmte Pfanne zu hauen, rümpfte die junge Frau leicht die Nase, bevor sie diese in den großen Kühlschrank steckte.
    Noch immer war sie sich unsicher, wie wohl sie sich in den neuen vier Wänden hatte fühlen sollen. Zwar hatten die Umstände dafür gesorgt, dass das Duo sich schnell einleben konnte, aber uneingeschränkt zufrieden war sie nicht. Und sie teilte Sergios Ansichten in Bezug auf die Lebensmittel stark. Es roch allein schon ganz anders, wenn das Meerestier angebraten wurde. Da lag es nicht an falscher Zubereitung sondern schlicht an eingeschränkten Ressourcen. Da erwies es sich als positive Eigenschaft, dass ihr Hunger sich auf ein Minimum reduzierte und auch sonstige Essgewohnheiten ungesund begrenzt waren.

    Gerade aber hatte sie Durst und musterte kritisch den Inhalt dieser Kühlmöglichkeit. Zu ihrem Missfallen musste sie feststellen, dass Sergio keine neuen Twinkies eingekauft hatte (etwas, dass sie verdächtig gerne aß), stattdessen aber preparierte 0,33 Liter Gefäße in hoher Stückzahl eine komplette Stufe einnahmen. Sie alle waren trüb, erinnerten an eine Zitronenmischung und wiesen ebenfalls solche kleinsten Teilchen auf, die an Fruchtfleischreste erinnerten. "Gibts auch irgendwas OHNE...wasauchimmer?", murmelte sie, ohne den Älteren dabei ansehen zu wollen und entschied sich kurzerhand dazu, den Kühlschrank etwas ungehaltener zu schließen, obwohl ihr die Kraft für einen wirklichen Knalleffekt fehlte. "Dann halt nicht."
    Ihre nächste Station war der Küchenschrank, dem sie ein Glas entnahm und es an der Spüle mit dem ekelhaft versetzten Wasser füllte nur, um es direkt zu leeren, auf den Abtropfteil derer zu werfen und dann vollends die offene Küche durch das Wohnzimmer zu verlassen. "Leck mich, Sergio.", murmelte sie auf dem Weg in den hinteren Bereich, den sie durch eine Tür verlies, die unweigerlich auch an der Eingangsgarderobe vorbei führte. Ein Willkommener Umweg um die Hand in eine Seitentasche seiner Jacke gleiten zu lassen und stattdessen SEINE Zigaretten zu klauen, bevor sie ins Labor verschwand. Und wäre hier nicht alles mit den automatischen Schiebetüren ausgestattet, wäre es mehr als der radikale Schlag auf das Panel, dass er von Luci noch gehört hätte.

    Das Labor selbst war vergleichsweise klein. Wenn man aber bedachte, dass sie zu Hause auf Palermo die Maschinen teilweise im Gang auslagern mussten, weil einfach zu wenig Platz für die vielen Geräte war, war es wieder geräumig. Vorallem der moderne Behandlungstisch mitsamt neuer Roboterarme als Unterstützung für die Behandlung war eine Verbesserung. Die, die sie auf Palermo benutzt haben hatten schon ein paar Reparaturen überstanden, eine nächste aber wohl eher nicht. Die bislang letzte Behandlung hatten sie auch noch auf dem alten Wege durchgeführt und deutlich länger gedauert. Jetzt stand sie also in einem länglichen Raum, deren eine Fassade in einen Innenhof der Citadel ragte, durch die Glasfassade aber viel Licht in das Gebäude drang. Jalousien verdeckten im Augenblick nur den oberen Teil der Front, also musste die Schwarzhaarige schützend einen Arm vor ihre Augen halten um nicht geblendet zu werden.

    Zigaretten zog sie gerne aus Schachteln. Steckte sie gerne zwischen ihre trockenen, dunklen Lippen und setzte sie kontrolliert in Brand. Ganz egal, wie viele Giftstoffe nun in dem Glimmstängel steckten, er nahm einfach immer noch den Stress aus ihrem völlig zerstörten Alltag. Die Polizisten auf der Wache wollten sie nicht rauchen lassen. Behaupteten, es wäre nicht Altersgerecht - darüber lachte sie nur. Was hatten ein paar dumme Aliens schon für eine Ahnung von menschlichem Verhalten. Wenn es nach ihnen gehen würde, wäre es wohl auch nicht angebracht, wie Luci jetzt - mit Zigarette im Mundwinkel - einen Scheiß auf die nicht eingeschaltene Verblendung gab und sich einfach so routiniert das zu weite Shirt über den Kopf zog. Sich jeden Moment einem deutlich Älteren im BH präsentieren würde. Wahrscheinlich würden sie noch Kindesmisshandlung in diese Beziehung hineininterpretieren. Diese Vollidioten wussten garnichts. Erstrecht nichts von einem vollkommenen, normalen Vater-Arzt-Tochter-Patienten Verhältnis.

    Lucis Schritte führten sie rauchend an den Behandlungstisch, wo sie sofort Platz nahm, die Beine auf die Trage schob und dann lediglich ans Kopfende greifen musste um ein Datapad zu erreichen, auf welchem sie ihre zuletzt gelesene Bücherreihe wieder abrief. Dabei handelte es sich um eine scheinbar vereinfachte Fassung von Dante Alighieris Werken in italienischer Sprache. Die originalen hatte sie bis dahin nicht gesehen und wären für ihre 15 Jahre wohl auch noch etwas zu Komplex. Zumindest hatte Sergio mal behauptet, dass das der Grund für die abgespeckte Version war und sie eines Tages seine Originalen erben würde. Altitalienische aber auch griechische Antikliteratur. Sie mochte ihre Bücher sehr. Vertiefte sich gern in den Geschichten und kreativen Ausdrücken. Vielleicht auch, weil es die einzige der wenigen Arten Bücher waren, die sie zugespielt bekommen hatte.

    Asche, die sie nicht beachtete, rieselte auf ihr Schlüsselbein.
    Luceija ist offline Geändert von Tjordas (12.07.2015 um 22:09 Uhr)

  11. #11
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    Bereits einige Minuten später war sämtliches Gemüse bereits liebevoll kleingeschnitten und die zweite Pfanne angewärmt, sodass sich Luceija gerade rechtzeitig hinter der Kühlschranktür versteckte, bevor ein lautes Zischen des eingeworfenen Gemüses neben ihr ertönte und eine große Dunstwolke aus der Pfanne aufstob. Ihren Missmut über den leeren Kühlschrank hörte er dennoch durch das Zischen des Wassers in Öl heraus und rief dagegen an.
    "Dieses 'wasauchimmer' ist Zitronenlimonade mit einem isotonischen Gemisch und einigen Kreislaufanregenden Hormonen. Wenn dir wieder schummrig werden sollte, trink einfach eine davon. Am besten sogar schon bevor dir schummrig wird"
    Kein einziges Mal sah er dabei von seinem Essen auf, das er gerade gewissenhaft mit Zitronensaft beträufelte. Eine frische Zitrone, wie er immer gerne auf Nachfrage Luceijas betonte, da sich Zitrusfrüchte lange genug für einen Import hielten. Ein teurer Spaß - und das nichtmal für den Transportweg, sondern für die Produktion auf der mittlerweile völlig übervölkerten Erde, wo lokale Landwirtschaft schlichte Platzverschwendung und ohnehin nur noch in vertikaler Kultur möglich war. Doch Sergio mochte den Gedanken, dass es tatsächlich die Sonnenstrahlen des Sol-Systems waren, die seinem Fisch die fruchtig-saure Kopfnote verliehen. Die gezielten Energiefelder der modernen Heizplatte wärmten das Essen überaus schnell, eine Eigenschaft, die Sergio trotz seiner Traditionsverliebtheit in Bezug auf Essen begrüßte. Ungünstigerweise versiegte so aber recht bald das Zischen der Pfanne, sodass er Luceijas "Leck mich, Sergio" noch gerade vernehmen konnte, woraufhin er, ohne zu zögern, den kleinen Löffel in seiner Hand nach Luceija warf, und sie damit genau am Hinterkopf traf, gerade bevor sie aus seinem Sichtfeld verschwinden konnte. Er war nicht einmal besonders wütend über die Bemerkung, fand einfach nur, dass er sie so nicht stehen lassen konnte. Immerhin war er es, der das rotzfreche Gör hier durchfütterte - auch wenn dies gewissermaßen zu seinen Pflichten des Projekts gehörte. Dennoch schmunzelte er fast etwas entschuldigend und zog seinen Kopf kurz an, als er seinen überraschend guten Treffer bemerkte.

    Kurz darauf war das Essen fertig und der Doktor gab sich überraschend viel Mühe dabei, den Gemüsesud aus der Pfanne gleichmäßig über das Essen auf den Tellern zu träufeln, beinahe liebevoll wie ein Restaurantkoch. Gekonnt balancierte er nun beide Teller in einer Hand, eine der 'Aufputschlimonaden' in der anderen, in Richtung Labor, wo Luceija bereits halb entblößt auf der Liege in ihrem Datapad schmökerte.
    "Siehst du dir Vids an?", rümpfte Sergio kurz die Nase, während er sich neben Luceija setzte und ihren Teller neben ihr auf der Polsterliege abstellte. Insgesamt hoffte er natürlich, dass sie die Frage verneinen würde, denn es war ihm tatsächlich ein persönliches Anliegen, dass sie seinen Alighieri las, und sei es nur in der bearbeiteten Version.
    Kurz desinfizierte er sich die Hände, stülpte anschließend aber nur über eine Hand einen Latexhandschuh, während er mit der anderen eine Gabel seines Essens gedankenverloren in seinen Mund stopfte. Mit der rechten griff er hingegen nach etwas, das an eine Wäscheklammer erinnerte, zeigte Luceija schmatzend unter einer Geste der Hand an, dass sie ihren Kopf drehen solle, sodass er die Klammer an ihr Ohrläppchen hinter dem dünnen, schwarzen Haar klemmen konnte. Dann stach für den Bruchteil einer Sekunde eine Nadel blitzschnell in ihr Fleisch und saugte das Blut daraus ab, ehe Sergio die Klammer wieder entfernte und einen Tropfen Medigel darauf verstrich. Der Auftakt von fast jeder Behandlung.
    Es folgte eine weitere Gabel, die er ungeduldig verschlang, bevor er unter lautem Kauen die Ergebnisse der Kurzanalyse genauer auf einer Monitorprojektion oberhalb von Luceijas liegendem Körper betrachtete.
    "Mhm... Wirklich keine allzu guten Werte. Die Leukozyten haben wir inzwischen wieder auf Normalniveau, aber deine Erythrozyten und deine Sauerstoffsättigung sind eine Katastrophe. Wir müssen irgendeine Medikation finden, die deine Blutzellteilung etwas weniger beeinflusst, sonst kann ich mit dir wieder den Boden wischen"
    Da ihn jetzt wieder sein voller Mund vom Reden abhielt, machte er mit dem Finger eine kreisende Geste, um ihr anzuzeigen, dass sie sich auf den Bauch wenden solle. Die Gabel behielt er kurz im Mund, um beide Hände freizuhaben, ihre BH-Klammer zu öffnen. Schon kurz darauf folgte die gewohnte Kälte eines stählernen Sensors, den Sergio an Luceijas Wirbelsäule entlang hinunterzog, wodurch sich über ihr eine halbdurchsichtige, freischwebende Projektion ihres Rückgrats aufbaute. Zwei routinierte Tastendrücke später legte sich ein Filter über das Bild und ließ einige hundert ungleichmäßig verteilte Partikel darauf blau leuchten.
    "Aber die Eezo-Distribution im Rückenmark geht gut voran. Also sollten wir andererseits vielleicht doch nicht zu viel an den Medikamenten ändern... Was meinst du: Hältst du ein wenig Schwindel und Kurzatmigkeit aus, oder soll ich die Dosis der Apoptosebeschleuniger etwas senken?"
    Er musste manchmal über sich selbst erschaudern, wie selbstverständlich er mit dem Wohlbefinden seiner Ziehtochter feilschte, doch das war nunmal sein tägliches Brot. Dennoch kam ihm hin und wieder ein komisches Gefühl dabei auf, wenn er ihr schmerzverzogenes Gesicht sah oder bemerkte, wie sie nach einer kurzen Treppe bereits schwer atmend in sich zusammensank.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:25 Uhr)

  12. #12
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    Bäuchlings auf der bepolsterten Liege lies die dürre Halbitalienerin die ersten Behandlungen anstandslos über sich ergehen. Wo andere in ihrem Alter laut gequiekt hätten als der Arzt den BH-Verschluss öffnete, konzentrierte sie sich hingegen primär auf das weiße Kunstleder unter ihr, auf welchem sie mit dem Zeigefingernagel kleine Furchen neben ihrem Teller zog. Sie mochte das Geräusch dabei - wie der abgeriebene Teil des synthetischen Materials eindeutig bewies, Sergio aber wohl vielleicht nicht besonders gefiel. Zum Glück stellte er sich nicht so an, dass sie im Mundwinkel die Zigarette klemmen hatte, in seine Richtung unbewusst den Rauch ausatmete und sich nicht daran störte, dass die abgeklopfte Asche ganz am Tellerrand herabgeklopft seine letzte Ruhe fand und dabei beinahe das Gemüse gestreift und kontaminiert hätte. Bei der Berührung des kühlen Scanners auf ihrer vergleichsweise warmen Haut, zuckte sie wie gewohnt leicht zusammen. "Gib mir das Zeug..", atmete sie aus, bevor der Kopf mit der rechten Wange auf dem Polster ankam und sie gleichzeitig mit maximal ausgestrecktem Arm das Datapad irgendwo auf Kopfhöhe wieder in ein Regal schob.

    Ein Seufzen folgte. Über einen Schnitz angebratene Aubergine hinweg begutachtete sie Sergios Taten. Auch, wenn sie keinen wirklichen Einfluss an den Testergebnissen hatte, fühlte sie sich unverhältnismäßig schuldig beim Gedanken daran, nicht die besten Ergebnisse geliefert zu haben. Entsprechend erschlagen, nicht unbedingt unterstützt von ihrer Blässe, blickte sie so zu ihm hinauf ohne sich zu bewegen und fragte kleinlaut nach: "Sind die wirklich so schlecht?"
    Ihre feingliedrige, freie Hand, die gerade die Zigarette hielt, führte den Stummel an ihre Lippen, bevor sie das sorgsam bereitete Essen mit dem Rauch anpustete. Die zuvor ziemlich arrogante Miene, die sich während der Wartezeit auf Sergio neutralisiert hatte, wurde nunmehr eher ins Negative gezogen. Tomatengeruch stieg ihr in die Nase und besonders der dominante Geruch von Basilikum und Rosmarin mischte sich in die ohnehin schon mediterrane Mixtur. Aber obwohl ihr Magen sich kräuselte und beim Anblick des Essens tatsächlichen Hunger verspürte, wollte ihr Kopf nicht danach greifen. Ganz gleich wie sehr sie davon benebelt wurde. Wahrscheinlich lag es auch schon daran, dass sie im schlimmsten Fall befürchtete, den gesamten Mageninhalt, den sie sich hier anfressen würde, nach gewissen Behandlungen ganz schnell wieder in einen Eimer verlieren würde. Es kam drauf an was es war und wie lange es andauerte. Die angekündigte Medimenge jedoch war schon eher ein Zeichen für mehr gefüllte Eimer und einen üblen Geschmack in ihrem Mund. Kurzum: Die effektive Lust am Essen war der Italienerin schon lange vergangen. Nur zu schade, wo die italienische, besonders die sizilianische Küche, doch so viel zu erzählen hatte.

    Nochmals atmete sie zu tief aus. "Das...heißt also, du bist nicht zufrieden mit mir.", stellte sie eher fest als zu fragen.
    Luceija ist offline

  13. #13
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Er nickte zufrieden, als sich Luceija damit einverstanden erklärte, ihr persönliches Wohlbefinden aufzuopfern, um das Projekt schneller voranzubringen. Er war beinahe stolz, wie gut sie sich in die Doktrin der Forschungszelle integrierte, doch andererseits machte es ihm auch etwas Sorge, wie bedingungslos sie ihr eigenes Leben damit riskierte. Wahrscheinlich sorgte sich Sergio darum sogar mehr als sie selbst, vielleicht auch, da sie gar nicht recht verstand, was man mit ihr genau anstellte. Und das erste Anzeichen für ihr schwindendes Wohlbefinden war ihr mangelnder Appetit.
    Erst als er selbst bereits den fünften großen Bissen von seiner selbstbereiteten Mahlzeit genommen hatte, und sich der zugegebenermaßen etwas zähe Seeteufel in seine Speiseröhre verabschiedte hatte, bemerkte er, dass Luceija bisher noch keinen einzigen Bissen von der Mahlzeit zu sich genommen hatte. Stattdessen fiel nun sogar Asche von ihrer Zigarette auf die mühevoll gekochte Speise, woraufhin Sergio erneut etwas empört die Nase rümpfte. An der Zigarette an sich schien er sich hingegen weniger zu stören, fühlte sich, im Gegenteil, eher animiert, sich nun selbst auch eine Zigarette zwischen die Lippen zu stecken und anzuzünden.
    "Das...heißt also, du bist nicht zufrieden mit mir.", vernahm er dann überrascht von seiner 'Patientin' und musste ersteinmal einen Rauchschwall langsam ausatmen, bevor er eine passende Antwort geben konnte.
    "Keine Sorge, Luci, deine Werte sind insgesamt hervorragend", versuchte er sie zu beruhigen, während er mit seinem Rollhocker zu den Medizinschränken hinüberglitt und die richtigen Ampullen für die weitere Behandlung heraussuchte, wobei ihm die unabgeklopfte Zigarette Asche auf die Hose fallen ließ. Erst als er die richtige Ampulle entdeckt hatte, rollte er zurück zu Luceija und steckte das Glasfläschchen in einen entsprechenden Zugang des Roboterarms, der so bedrohlich über ihr schwebte. Vollautomatisch orientierten sich nun acht Nadeln entlang des Rückgrats des jungen Mädchens und suchten mittels roter Lasermesspunkte und -gitter die richtigen Einstechpunkte an ihrer Wirbelsäule ab.
    "Was Cerberus interessiert, sind lediglich deine Eezo-Distributionswerte, und die werden in letzter Zeit immer besser. Aber was mich persönlich interessiert, ist deine sonstige Gesundheit. Und die wird wiederum immer schlechter, je vehementer wir die Sache vorantreiben wollen. Ich bin also nicht enttäuscht von dir, Luci, im Gegenteil: Ich bin positiv überrascht, wie gut du mit mir zusammenarbeitest"
    Inzwischen ertönte ein hydraulisches Zischen, als sich die bläuliche Flüssigkeit aus der Ampulle in die acht Spritzenkolben der Nadeln am Roboterarm verteilte und dieser sich hinabsenkte bis etwa zehn Zentimeter über die blasse Haut des Mädchens. Da diese das Geräusch wohl nur zu gut von den bisherigen Behandlungen kannte, wusste sie wohl auch, was ihr nun wieder bevorstand.
    "Und ich will dir etwas vorschlagen: Nachdem diese Behandlung vorbei ist und du zumindest ein bisschen etwas außer Nikotin zu dir genommen hast, sind wir beide für heute fertig mit dem Pflichtprogramm. Dann kannst du tun, was du willst. Also: bereit für die Spritzen?"
    Es war wohl eher eine rhetorische Frage oder eine Vorwarnung, sich nun nicht mehr zu bewegen, denn bereits in der nächsten Sekunde löste er die Injektion aus und die Spritzen senkten sich weiter hinab, bis sie jeweils die Haut eindrückten, aber nicht punktierten, verharrten für eine Sekunde so und stachen dann alle gleichzeitig ruckartig zu, um sich innert einer Sekunde in das Rückenmark des Mädchens zu entleeren und dann wieder in die Ausgangsstellung zurückzukehren. Selbst Sergio musste in dieser Sekunde jedes Mal die Luft anhalten.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:25 Uhr)

  14. #14
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "[...]also, bereit für die Spritzen?", war häufig eine Ankündigung, die von nicht viel Vorbereitungszeit untermalt wurde. Es reichte gerade so, damit sie schnell die Zigarette an den Rand des Tellers legen konnte und - aus Mangel eines anderen, schmerzfreieren Gegenstandes - sich in den linken Zeigefinger biss um den schnellen aber starken Schmerz zu kompensieren. Dann noch ein strenges Einatmen und ein gedrosselter Ausruf durch den blockierten Mund und alles war auch schon vorbei. Es erinnerte nur noch die rechte, auf dem Stoff des Stuhles verkrampfte Hand daran, dass unangenehm keine Bezeichnung für diese Behandlung war. Trotz Routine konnte sie den Schmerz dabei nicht ignorieren. Immerhin war es allein schon ekelhaft zu bemerken, wie sich mehrere Nadeln gleichzeitig in das junge Rückgrad bohrten.

    Etwas zu zittrig taute die Halbitalienerin wieder aus ihrer Starre auf und bewegte sich nur langsam, während der Roboterarm nach und nach die acht Spritzen über einem kleinen Behälter mit unbekannter Lösung loslies und sie beim Eintauchen eine hübsche, kleine, rote Blutwolke verloren. Die Lippen presste Luci fest gegeneinander als sie auch den Finger gelöst hatte und blickte erschlagen zu Sergio auf. "Bereit..", hängte sie sarkastisch viel zu spät nach, übte sich jetzt sogar in sowas wie einem schwachen Lächeln. Glücklicherweise konnte sie sich ziemlich schnell davon regenerieren, sodass sie bald schon wackelig aufsass, sich beidhändig an der Liege festhielt und schon fast demonstrativ danach den Teller Essen auf ihren Schoss stellte. Würde sie nun auch essen anstatt den langsam auskühlenden Fisch einfach nur anzustarren wie in Gemälde, wäre wohl auch Sergio gut getan. "Ugh...", seufzte sie und rieb sich die Unterlippe mit dem Daumen und Zeigefinger.
    Luceija ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:26 Uhr)

  15. #15
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Ihr behandelnder Arzt verzog während ihres kurzen, gedämpften Schreis nicht einmal eine Braue oder blinzelte, eher nickte er noch leicht zufrieden, als der Schrei endete und ihm somit bewusst machte, dass alles wie üblich nach Plan verlaufen war. Zweimals tätschelte er ihr daher die Schulter in lobender Manier, zugegebenermaßen etwas grob, ehe er mit seinem Hocker wieder zu einem anderen Medizinschrank glitt und dort eine der altbekannten Spritzen per Hand aufzog. Als er sich dann wieder umwandte, saß Luceija dort mit noch immer entblößtem Oberkörper und starrte auf den Teller in ihrem Schoß, als wolle sie es hypnotisieren. Sergio war den Anblick längst gewöhnt - den ihrer Appetitlosigkeit und ihrer Nacktheit - und so war es höchstens ein Schmunzeln, was sich auf seine Lippen schlich, als Luceija zudem begann, angewidert ihre Unterlippe zu kneten.
    "Glaub mir, wenn du noch länger als zehn Minuten wartest mit dem ersten Bissen, wird es erstens kalt und dir wird zwitens zu übel sein. Also rein damit. ein leerer Sack bleibt nicht stehen", trieb er sie weiter an, und so väterlich es klang, umso mehr versuchte er sich einzureden, dass es keine elterliche, sondern ärztliche Fürsorge war, die aus ihm sprach. Um diesen Gedanken zu bekräftigen, setzte er gleich die nächste Nadel an ihrem schmächtigen Körper an, diesmal intramuskulär am Oberarm, und leerte eine klare Flüssigkeit unter ihre Haut, während sie sich noch mit dem Gedanken an Essen quälte.
    "Das sind jetzt die besagten Apoptosebeschleuniger", murmelte er brummend, wie immer unsicher, ob Luceija sich überhaupt dafür interessierte.
    "Bevor wir dir übermorgen die Naniten spritzen, wird es dir dann erstmal weniger gut gehen. Übelkeit und vielleicht ein leichtes Brennen im Rücken, aber da hast du schon Schlimmeres durchgehalten", brummte er weiter in fast schon einschläfernd ruhigem Tonfall, zog dann die Spritze aus ihrem Oberarm und rollte wieder davon. Inzwischen war des Geräusch seiner Stuhlräder auf dem Fliesenboden wohl so vertraut wie der eigene Herzschlag, Mit Hilfe einer gerade errechneten Tabelle, die er neben der Vitrinentür ablas, warf er dann hier mal ein Pillchen, dort mal eine Kapsel in ein kleines Kästchen, deren einzelne Fächer mit Uhrzeiten beschriftet waren. Er wusste, dass sich Luceija nicht immer an die Vorgaben hielt und auch einmal alle Medikamente auf einmal nahm, um sich die Sache einfach zu machen, und daher hatte er die Dosen bereits so angepasst, dass dies keine größeren Komplikationen verursachen würde. Bei den Schmerzmitteln war er dieses Mal jedoch großzügiger, denn er ahnte, dass das brennende Gefühl in ihrem Rücken heute bereits ins periphäre Nervensystem ausstrahlen und somit den ganzen Körper durchziehen könnte. Das wäre ein gutes Zeichen für den Projektfortschritt, aber dennoch nicht gerade angenehm. Dazu wählte er noch Entzündungshemmer, diverse Hormone, Nahrungsergänzungsmittel - denn ohne die wäre Luci sicher längst verhungert, - und, erst seit Neuestem, eine Derivat von Red Sand, das deutlich weniger Suchtpotenzial und halluzinogene Wirkung zeigte, dafür aber umso mehr die Synapsen zur Integration von Element Zero anregte. Lediglich die Kopfschmerzen, eine verbleibende Entzugserscheinung, wurde er hierbei noch nicht ganz los, aber zusammen mit den Schmerzmitteln hielt er diese Nebenwirkung für tolerierbar. Mit diesem frisch geschnürten Tablettenpaket stieß er sich dann wieder vom Boden ab und rollte rauschend zu Luceija hinüber, der er das Kästchen neben den Teller auf den Schoß legte.
    "Dein Lunchpaket", ergänzte er in neutralem Tonfall. Was einmal ein Scherz gewesen war, war im Laufe der Jahre zu einem eingefahrenen Begriff unter den beiden geworden, der jedoch keine humoristische Wirkung mehr entfalten wollte, stattdessen eher ein wenig Zynismus zum Ausdruck brachte.
    "Ich sehe mir nachher den botanischen Garten zwei Blocks weiter an. Ich dachte mir, vielleicht kriechst du heute nicht mit den Straßenkindern durch irgendwelche Schächte und willst mitkommen. Deine Entscheidung"
    Sergio schien die Frage beinahe etwas unangenehm zu sein, vielleicht, da er ahnte, dass ein Teenager weniger Interesse an der intergalaktischen Flora zeigen würde als er selbst. Dennoch beobachtete er mit auf dem Instrumententablett aufgestütztem Kopf unterdessen ganz genau, wie viele Gabeln seine Adoptivtochter bereits hinuntergewürgt hatte und blickte dabei hin und wieder skeptisch auf die deutlich hervorstehenden Rippen unter ihrer dünnen, weißen Haut
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:26 Uhr)

  16. #16
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Es gestaltete sich schwieriger als erwartet zu essen. Ohnehin war das niemals wirklich leicht für die junge Frau und genau deswegen waren die nahrungsergänzenden Mittel vielleicht nicht besonders verkehrt. Auch, weil sie oft auch einfach nicht wollte. Chronische Appetitlosigkeit eine von vielen Nebenwirkungen, die eben passieren konnten. Damit lebte sie aber gut und gerne, einzig Sergio schien gelegentlich versuchen zu wollen daran etwas zu ändern, aber wahrscheinlich auch nur weil es ihn ärgerte wenn er kochte und das gute Essen jedes Mal zum großen Teil im Abfall landete.
    Luci hatte jetzt schon beinahe zu lange gewartet. Ihr wurde tatsächlich kalt, alleine schon weil sie als Südländerin ganz andere Temperaturen auf ihrer Haut gewohnt war als sie auf der Citadel herrschten. Aber selbst wenn sich die frische auf das Essen übertrug, machte das das eintretende Schwindelgefühl dabei nicht wett. Durch die Injektion viel schneller in seiner Wirkung, brauchte sie nun zwei Anläufe um nach der Gabel zu greifen und zitterte ein bisschen, als sie Gemüse und Fisch gleichzeitig auf die Gabel zwingen wollte. Es galt, jegliche Übelkeit konsequent zu ignorieren, was sie damit dann auch vollen Herzens versuchte umzusetzen und eine erste Ladung wie eine schlecht eingestellte Maschine kaute.
    "Ist gut..", erwähnte sie während des Kauens und beurteilte damit das Essen. Dass sie eigentlich schon zu der üppig gefüllten Tablettenschachtel sah und eigentlich nur aß, damit sie die Pillen danach nehmen konnte, erwähnte sie nicht, sondern mühte sich Gabel um Gabel weiter tapfer ab. Hin und wieder war ein zweiter Versuch nötig, weil der wackelige Griff um ihr Besteck das Gemüse wieder in ihren Schoß fallen lies.

    'Is gut' war damit aber auch die Antwort auf seine Frage. Ohnehin viel zu müde um heute noch zahlreiche Mittelchen unters Volk zu bringen oder sich in Clubs zu schleichen, willigte sie also auf den eigenwilligen Einflug ein. "...ich komm mit."

    Tiefes ein- und ausatmen deuteten nach einer Weile schon an, dass es besser war aufzuhören. Beide Hände griffen zittrig wie eine Parkinsonkranke nach dem Teller um ihn wieder neben sich zu platzieren, bevor sie nach ihrer Kleidung angeln konnte und dabei einfach direkt das Shirt über zog und die Unterwäsche ignorierte. Das Mädchen hob bald schon den Kopf und war nicht besonders zufrieden mit den Auswirkungen, die die Mittel auf sie hatten und nachdem es auch immer unterschiedlich verlief, konnte sie nie genau sagen, ob das nun eine eher kritische oder durchaus akzeptable Reaktion ihres Körpers war, die eventuell sogar wünschenswert hätte sein können. Nur zu stark fühlte sie sich gerade - besonders beim Hüpfen von der Liege - wie bei einem anderen Mal, als sie einen kurzen Ausfall ihrer rechten Hand gehabt hatte, als wohl das Eezo nach oben gestreut hatte. "Uh...weisst du...weisst du noch letztes Jahr?", atmete sie ein bisschen schwerfälliger aus. "Die Sache mit der Hand?" Ihr Blick traf endlich Sergios. "..ich glaub' es geht wieder los."
    Luceija ist offline Geändert von Tjordas (13.07.2015 um 14:44 Uhr)

  17. #17
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    Ein freudiges, aber in Sergios Gesicht dennoch ein wenig gruseliges Lächeln huschte über seine faltigen, leicht olivenartigen Teint und mit einem Schlag der Handflächen auf die Schenkel sprang er von seinem Hocker auf. In den letzten Wochen hatte es nicht viele Gelegenheiten gegeben, etwas mit Luceija außerhalb der Wohnung zu unternehmen, entweder, weil sie selbst in irgendwelchen Gassen herumstreunte, oder, weil Sergios Analyseauswertungen teilweise bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatten und ihn selbst sein Ristretto tagsüber nicht zu mehr als dem Nötigsten motivieren konnte. Nach Luceijas Zusage zu diesem kleinen Edutainment-Ausflug, schien es ihm auch plötzlich gar nicht mehr so wichtig zu sein, wie viel sie von ihrem Teller aß, sondern entriss ihn ihrer zitternden Hand sogar noch, bevor sie ihn abstellen konnte. Erst nach einem zweiten Blick auf ihre schmale Hand erkannte er ihr seltsames Symptom und hob etwas skeptisch eine Braue, beäugte sie mit einem Blick, der sie fast schon dafür tadelte, obwohl sie natürlich nicht absichtlich Nebenwirkungen entwickelte. Aufmerksam beobachtete er deshalb, ob sie beim Ankleiden die Finger noch präzise schließen und mit den Händen kräftig genug greifen konnte. Aber erst ihre Selbstdiagnose beunruhigte ihn dann wirklich für einen Moment.
    Etwa ein Jahr zuvor hatte Sergio es zum ersten Mal gewagt, die Eezo-Konzentration in den Medikamenten um etwa ein Drittel zu erhöhen, da selbst der eher schwache Organismus seines Mädchens in der Blüte der Pubertät nun widerstandsfähig genug für einige Veränderungen gewesen war. Doch schon einige Wochen später beim täglichen Heimunterricht fiel Luceija beim Zeichnen eines mathematischen Graphen der Stift immer wieder aus der Hand und auch die Verschlüsse ihrer Jacke konnte sie nur mit Mühe öffnen. Schon einige Stunden später war ihre Hand völlig bewegungsunfähig, bis die Lähmung am nächsten Tag sogar den gesamten Unterarm betraf. Sergio hatte schon damals die Panik ergriffen, so gelassen und manchmal sogar fahrlässig er mit anderen Komplikationen auch sonst umgegangen sein mochte, hiermit war nicht zu spaßen. Er hatte sogar befürchtet, die Lähmung könnte bald auf den Torso und ihre Atemmuskulatur übergehen, sodass sie ihm im Ernstfall einfach mitten in der Nacht hätte ersticken können. Erst rund dreißig arbeitsreiche und sorgenvolle Stunden später war ihm des Rätsels Lösung gekommen: Das Eezo hatte sich nicht nur im Rückenmark verteilt, sondern durch die Blutbahn auch andere Nervenstränge erreicht, wo kleinere Eezo-Partikel mit einem der Schmerzmittelbotenstoffe reagierten und dort nahezu verklumpten. Es hatte genügt, das Schmerzmittel einige Tage abzusetzen, um die elektrisch interferierenden Eezo-Partikel wieder aus ihrem Nervensystem zu bekommen. Bei so vielen Medikamenten zur gleichen Zeit waren die Kreuzwirkungen schlicht kaum vorherzusehen und die Veränderung eines Parameters hatte oft einen dramatischen Effekt zu Folge. So auch jetzt.
    "Tja, Luci, dann habe ich eine schlechte Nachricht für dich", reagierte er, nun da er sich erinnert hatte, doch wieder recht gelassen und griff nach ihrer rechten Hand, um sie sich genau anzusehen und die Sehnen des Unterarms abzutasten.
    "Du musst aus deiner Lunchbox heute alle hellgrünen Tabletten weglassen. Keine Schmerzmittel, bis deine Hand wieder ruhig wird, verstanden?"
    Und als er bemerkte, welchen Missmut dies Luci bereitete:
    "Nimm einfach einen Kaugummi mit und irgendeinen Handschmeichler zur Ablenkung. Es wird heute etwas mehr wehtun als sonst", stellte er schulterzuckend fest und presste die Lippen in halbherzigem Mitleid aufeinander. Was vielleicht etwas kühl wirkte, war seine Strategie, seiner Ziehtochter den Schmerz zu erleichtern: Sie durch diverse Aktivitäten davon abzulenken und die Sache nicht zu sehr zu thematisieren, um sie nicht zu sehr mit Ehrfurcht aufzuladen, hatte Luceija bisher besser auf eine Nacht voller Pein vorbereitet, als jedes säuselnd-zärtliche Wort des Trostes. Zudem war er weder Pädagoge noch Psychotherapeut sondern Arzt - ihn interessierten die feinen Nuancen des Umgangs mit Patienten schon lange nicht mehr, bereits Jahre bevor man ihm die damals Vierjährige Hals über Kopf anvertraut hatte.
    Und so verließ er das Labor vor ihr mit den wieder aufgenommenen Tellern in den Händen und räumte das Nötigste aus der Küche, bereit, bald mit ihr hinauszugehen.
    "Also, meine kleine Laborratte: Die hellgrünen Pillen aussortieren, Jacke anziehen und los", rief er dabei noch hinter sich.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:26 Uhr)

  18. #18
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    Und wieder aussortieren. Ihr tat es erschreckenderweise nicht nur leid, jede hellgrüne Tablette aus der kleinen, dafür vorgesehenen Box zu fischen, es tat ihr fast schon weh. Jedes Schmerzmittel wie ein kleiner Freund, der stets dabei half über die immer wieder neuen Schritte in ihrem Experimentenverlauf hinweg zu kommen und es mehr zu einem Spiel zu machen. Einer freudigen, schmerzlosen Behandlung die von Lernprozessen, Spiel oder einfach nur wundervoll bunten Trips gefüllt wurde. Ihre eigenartige Beziehung musste sie dennoch beenden. Fünf Grünlinge nahm sie mit einem Seufzen aus der Schachtel und war einen Moment lang - beim Anblick der Pharmazie - hin und her-gerissen, ob sie nicht in ihrem Magen besser aufgehoben wären. Vielleicht war es aber das Zittern ihrer Hand dass sie letztlich davon abhielt alle auf einmal zu schlucken und sie stattdessen beinahe gewissenhaft auf den Schreibtisch ihres Docs rieseln zu lassen - wo sie sogar die Zeit finden sollte, alle sorgfältig zu sortieren.

    Luci gähnte jetzt das dritte Mal, da war sie gerade erst an die Garderobe zurückgekehrt, nur um die achtlos hingeworfene Jacke eben nicht dort zu finden womit sie also nochmal einen Schlenker machen musste. Erst dann legte sich in einer genauso einschläfernden Geschwindigkeit die Jacke um, brauchte auch hier einen Extraanlauf um den Reißverschluss zu schließen und zupfte jetzt nur noch die Haare unter dem Textil hervor, die sie zwirbelte und über ihre linke Schulter legte. Bereits jetzt war der tiefschwarze Schopf schon lang genug, dass er erst auf höhe des Bauchnabels endete. Ans Abschneiden hatte sie mit 11 einmal gedacht und ein paar der Zotteln vor dem Spiegel gekürzt. Nicht, dass es eine Meisterleistung gewesen wäre. Eigentlich glich es eher einer Katastrophe, weshalb sie ab diesem Tag die Hände von der Schere ließ und sie seither wieder wie Unkraut gewachsen waren. Mitschuld daran, dass sie die Schere erstmal nicht mehr beachtete war aber auch Sergios wirklich zorniger Eingriff, weil er - sie alleine eingeschlossen im Bad mit einer Schere - sonstwas vermutet hatte. Absoluter Unsinn, das wusste sie sicher - wenn sie eines war, dann kein suizidgefährdetes, kleines Bündel. Literatur half, dieses Image aufrecht zu halten. Denn auch ohne einen definitiven Glauben zu verfolgen konnte der Gedanke an den Tod überaus unheimlich sein.

    "Wo genau is das..?", fragte sie benebelt, natürlich schon längst die 20:00 Uhr Tabletten eingenommen. Da war egal, dass es bis zur angegebenen Zeit noch eine gute Viertelstunde hin war. "Vielleicht kenn' ich ne Abkürzung. Bin mir sicher ich war häufiger draußen als du die letzten Wochen." Dabei grinste sie breit, was ihren verklärten Blick nur ulkiger machte.
    Luceija ist offline

  19. #19
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Gerade hatte Sergio das Gröbste weggeräumt und mit einem gekonnten Wurf den Säuberungsroboter wie einen Diskus durch die Terassentür nach draußen geworfen, auf dass er dort übereifrig und ungeachtet der Misshandlung die Reste des vergönnten Espressos bereinigte, da beäugte er Luceija schon wieder mit dem nächsten skeptischen Blick. Mit angehobener Augenbraue streckte er jetzt, leicht zu ihr hinuntergebeugt, seinen Zeigefinger aus und hielt ihn senkrecht zwischen ihre Augen, ließ ihn von links nach rechts und wieder zurückwandern und beobachtete dabei die Bewegungen ihrer Pupillen, als sie dem Finger folgten. Dann schnippte er, dank seiner etwas morschen Fingerknochen überraschend laut, direkt vor ihre Augen, um sie zurückschrecken zu lassen, und seufzte.
    "Ich sage das nur ungern, aber ich glaube ich muss dir irgendwann noch mehr von dem Zeug aus der Schachtel streichen. Noch ein Medikament mehr und jeder C-Sec-Agent im Viertel glaubt, du wärst permanent high", schmunzelte er mit sarkastischem Ton.
    So sehr er sie damit eventuell beleidigte oder verunsicherte, sie tat es ihm prompt gleich, indem sie ihn darauf hinwies, wie sehr er den ganzen Tag auf diese Wohnung bezogen war. Er grub sich meist in seiner Arbeit ein, mied nicht nur die Straßen, sondern sogar die Nähe seiner Fenster, da ihn der Anblick von wartenden Turianern, Asari, Salarianern und welchem Weltraumungeziefer auch immer an der Transithaltestelle meist zu sehr anwiderte, als dass er sich danach wirklich konzentrieren konnte. Doch da die Einkäufe per Abonnement stets in das Vorratsfach des Kühlschranks geliefert wurden, die Speziallampen stets ausreichend künstliches Sonnenlicht lieferten und das Trainingsgerät neben seinem Bett zu Genüge dafür sorgte, dass er sich einige Zivilisationsklrankheiten ersparte, gab es auch schlicht keine Notwendigkeit, das Haus zu verlassen. Tatsächlich hatte er das Labor schon so lange bewohnt, dass er am Vormittag im weißen Chemikerkittel das Haus verlassen hatte, da es ihm die natürlichste Kleidung zu sein schien. Es war ihm ein Stück weit peinlich - er musste ausgesehen haben wie ein exzentrischer Forscher aus billigen Romanen.
    "Weit ist es nicht. Die riesige Kuppel, die man von unserer Terasse aus sehen kann - das ist der botanische Garten. Nur habe ich tatsächlich keine Ahnung, wie man am besten den überfüllten Boulevard dorthin umgehen soll", brummte er seine Mundpartie reibend, während er nachdenklich zu Boden starrte. "Und einem Mädchen wie dir vertrauen und mir den Weg zeigen lassen - da ende ich wahrscheinlich mit leeren Taschen und besäuselt in der Gosse, wie jedes Mal, wenn ich mich auf junge Frauen einlasse", murmelte er weiterhin mit abgewandtem Blick im selben nachdenklichen Ton, wobei nur ein kurzes Zucken an seinem Munswinkel verriet, dass er nur herumalberte.
    "Also, kleine Laborratte: Finde den Weg durch da Labyrinth", stichelte er weiter, als er die Tür für sie öffnete und ihr den Weg hinauswies. Dabei zog er ihr im Vorbeigehen unauffällig am hinteren Kragen, um einen Blick auf die oberste Einstichwunde im Nackenwirbel zu werfen, die glücklicherweise diesmal nicht begann anzuschwellen, wie einige Male zuvor. Anschließend zupfte er zur Tarnung der prüfenden Geste ihre Kapuze zurecht und folgte ihr, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (01.09.2015 um 12:27 Uhr)

  20. #20
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Mehr als ein Blick über die Schulter widmete das Schwarzhaarige Mädchen ihrem Ziehvater nicht, als er die kleine Jacke zurechtzuppelte, gerade als sie aus der Tür geschritten waren. Es war dieser kleine Anflug von Normalität, der sie irgendwie berührte, sofern es etwas gab was eine fünfzehnjährige unter ihren Umständen berühren konnte. Dieses kleine bisschen heile Familienwelt, die ihr im Vergleich zu jeden anderen Momenten so unsagbar fremd vorkam, dass sie jedes Mal das Gefühl hatte, sich distanzieren zu müssen. Weil es irgendwie falsch war. Anders und ungewohnt. Nicht so, wie es jeden Tag war. Schnell entschied sich die junge Frau deshalb dazu, keine weitere Reaktion zu zeigen, sondern nach vorne zu sehen und durch schummrige Augen hindurch das grün der weit bepflanzten Anlage aufzunehmen.
    Annähernd konnte man sich eine gute, klare Luft einbilden, wo man so von Pflanzen umgeben war, wo eigentlich keine einzige hätte wachsen können. Zu vergleichen war aber auch das bisschen Grünzeug nicht mit ihrer geliebten Heimat Palermo, über die sie Wochen oder gar Tage lang hätte schwärmen können, als wolle sie Urlaubsreisen dorthin verkaufen. Und wäre sie sich dessen bewusst gewesen, wie lange sie den weiten Strand von Montello, die kleine, bezaubernde Altstadt oder die liebevoll gestaltete Promenade nicht mehr sehen würde, hätte sie wohl kaum aufgehört jemals davon zu schwärmen.

    "Hier lang", bestimmte sie fast schon zielsicher und zeigte dabei einen Weg entlang nach links hinunter, der einen eleganten Bogen um ihr Grundstück machte, aber an der entscheidenden Stelle noch einmal nach rechts abzweigte. Er war viel kleiner, auf der Erde wäre er vielleicht sowas wie ein abgehalfteter Radweg gewesen, das war alles. Aber um ihn erstmal zu erreichen, hatte Luci den Weg bis dorthin zu bewältigen und war im Grunde kein Stück schneller, nein, sogar langsamer als ihr älterer Herr. Mehr Spaß hatte sie aber definitiv dabei. Die Welt um sie herum eine gute Ebene intensiver, der Geruch um sie herum etwas stärker und die Geräusche ein Stück klarer. Da konnte sie nur zu gut den Arm ignorieren, der unwohl kribbelte und wogegen sie lediglich mit dem Öffnen und Schließen ihrer Faust konterte. Auch die Schmerzen in ihrem Rücken, die sie kaum so gerade und flott laufen ließen wie sonst. "Und weisst du-...", säuselte sie schon, "...wenigstens...bin ich 'ne gute Laborratte.", konnte sie hier sagen, wo zumindest in nächster Nähe niemand neugierig sein konnte. Und fast schon beiläufig zog sie eine kleine Creditcard aus der Jackentasche und hielt sie ihrem Vater hin. "..mit dem Zeug vorhin hab ich fast 300 Credits eingenommen UND...naja. N bisschen Spaß gehabt. Wenigstns lieg ich dir nich auf der Tasche."
    Luceija ist offline

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