Zum Glück war der Weg vom Dacheingang bis zur Wohnung nicht besonders lang - auch, wenn Luceija in diesen Momenten alles so vor kam, als seien sie schon Stunden unterwegs. Der sperrige Menschenkörper, den sie drapiert und unter höchster Anstrengung ins Innere der fremden Wohnung trugen, raubte selbst der Schwarzhaarigen längst nötigen Atem und ließ sie kurz hinterrücks gegen das nahe Sofa lehnen, wo sie sich hielt und das längst angetrocknete Blut auf ihren Fingern unbewusst in winzigen Mengen auf dem Stoff zurückließ. "Kommst du klar?", fragte sie, fing ihren Atem deutlich schneller wieder als Sergio es tat, der noch von den Nachwirkungen der Drogen geschwächt schien. Sie beobachtete ihn genauestens und fluchte schließlich einen sizilianischen Fluch ins Wohnzimmer, den sie zu lange gehalten hatte. Diese Wichser. Was hatten sie ihm da gegeben? War es ein Gift? "Was hat die Schlampe dir gegeben? "Nur" ein Opiat?", wollte sie wissen, wartete aber kaum auf eine Antwort, sondern stieß sich von ihrer Lehne ab und trat kurz und plötzlich und wie aus einem Reflex heraus gegen die schmale Schulter des leicht älteren Mädchens, sodass sie sich wand und einen Schrei ausstieß. Luci verriet zu viel über ihre Medikamentenkenntnisse. Etwas, dass auf andere Vaterfiguren vermutlich abscheulich und abstoßend wirken musste, dem Älteren aber sichtlich nicht missfiel. Die Sizilianerin schnaubte stattdessen mit ihrer Restnervosität, rieb sich mit dem Handrücken ein paar juckende Blutreste aus dem Gesicht und ging ein paar Schritte rückwärts bis sie sich abwandte und sich in die Küche begab. Die war offen und sehr klein, aber so klinisch rein, dass es unwahrscheinlich war, dass hier IRGENDJEMAND kochte. Entsprechend erwartete sie auch kein grosses Equipment im großzügigen Kühlschrank, stellte beim Öffnen dessen aber dennoch fest, dass zumindest etwas Wasser in kleinen Flaschen kalt gestellt war. Sie griff es sich und ging zu Sergio zurück, dem sie die Flasche entgegen hielt, wissend, dass etwas zu Trinken für ihn nun wohl alles andere als ein Fehler war. "Hier.", äußerte sich das Mädchen kurz angebunden, bevor sie mit einem Knurren auf Goda hinab sah, und diese todbringende Blicke sie durchlöcherten ehe sie sie an den Fesseln packte und mit kleinen, angestrengten Schritten zum Sofa zog. So wie angegeben und ohne auch nur eine Sekunde zu hinterfragen, was sie da tat. Oder wozu es unweigerlich führen würde - etwas, was ihr nach Godas Aktion garnicht mehr so sehr missfiel.