Ungeduldig wippte der Italiener mit dem Fuß, den er über sein Bein geschwungen hatte, während er auf der zugegebenermaßen äußerst bequemen Couch in einer der VIP-Booths saß. Er beobachtete den Club gelangweilt, und das obwohl der Schuppen sogar gar nicht mal minderwertig war. Ein Lichtspiel unterschiedlichster Farben des Regenbogens zog sich im Rhyhtmus der Musik wellenartig über die durchgehend beleuchteten Decken und Böden, wobei sich die Farben hin und wieder zu abstrakten Formen zusammenfügten und dann wieder in das Chaos aus Lichtern verschwanden. Hologramme, Lichtstrahlen und Stroboskoplichter unterstrichen die klimatischen Momente jedes Songs, ein Dutzend Tänzerinnen und Tänzer jeder Spezies und jedes Typus animierten auf einer leicht erhöhten Bühne um den DJ des Abends herum zum Tanzen, während sich schon jetzt am frühen Abend die Tanzfläche selbst schnell füllte. Ebenfalls leicht erhöht von dieser war die elliptische Tanzfläche umgeben von den surrealen Strukutren, die sich als die VIP-Zellen erwiesen. Dort wo über dem Tanzparkett gläserne Zapfen wie Stalaktiten die Decke zierten, die rhythmisch von den Farbewellen durchzogen wurden, verbanden sich Bündel der filigranen Zapfen am Randbereich mit Stalakmiten aus dem Boden von gleicher Struktur. So ergaben sich organische und doch seltsam geometrische Bündel aus Glas, in deren hohlen Innenräumen sich die halb einsehbaren Sitzbereiche befanden, zu denen jedoch nur reservierte Gäste wie Sergio Zugang hatten. Dabei umgaben ihn die blickverzerrenden Glasstrukutren nicht gänzlich, sondern in unregelmäßigen Streifen wie ein um ihn herum gefrorener Wasserfall, durch den die Lichtwellen waberten. Umso leichter war es, von hier aus unbeobachtet dennoch die gesamte Besucherschaft des Clubs im Auge zu behalten. Wie erwartet war bisher weder der Besitzer des Clubs, noch sein Geschäftspartner Everett eingetroffen und so war Sergio beinahe erleichtert, als ihn wenigstens eine eingehende Nachricht auf seinem Omnitool etwas zerstreute. Sie war von Luceija, die nach dem richtigen Getränk fragte. Sergio bemühte sich gar nicht erst zu antworten - er hatte lange genug herumgesessen und wollte nun nicht weitere zehn Minuten mit einem Wechsel aus vagen Textnachrichten verbringen.
Es war nicht schwer, Luceija ausfindig zu machen, und dennoch traute Sergio seinen Augen kaum. Natürlich musste es unter den wenigen Gästen des frühen Abends seine Luci sein, die seiner Erwartung entsprechend an der Bar saß, doch mit diesem doch extrem freizügigen Kleid, dem offenen Haar und dem äußerst betörenden Makeup wirkte sie so gar nicht wie die Luci, die er kannte. Nachdem er sie eine Weile aus der Ferne ungläubig angestiert hatte, war er sich jedoch sicher und schüttelte mit einem sich langsam entwickelnden Grinsen den Kopf und achtungsvoller Fassungslosigkeit.
"Guten Rotwein hat kein Club auf der Citadel", beantwortete er ihre Frage von zuvor nach langer Verzögerung, indem er sich ihr von hinten annäherte und ihr direkt in ihr Ohr sprach. Dann griff er sie sachte an der Schulter, um sie samt dem Drehpolster, auf dem sie saß, zu sich umzudrehen. Er kam nicht umhin sie kurz aber ausgiebig zu mustern und dabei beeindruckt zu lächeln.
"So sparen sich die Securitys zumindest das Abtasten - man sieht ja ohnehin fast alles von dir", neckte er sie etwas und hob dabei kurz die Brauen. Es fiel ihm schwer die Blicke von ihrer Kleidung und dem was dahinter war zu lassen und so war der neckische Spott wohl nur ein Mittel, von seiner eigenen Unfähigkeit zum Taktgefühl abzulenken. Eine willkommene Ablenkung war daher der Barkeeper, der den bestellten Longdrink neben Luci stellte und den Sergio prompt für sie zahlte, indem er einen Creditchip zum Hüter der Theke schnippte. Nicht nur, weil es sich gehörte, sondern weil er natürlich den Eindruck eines Liebhabers machen wollte, der nur aus niederen Instinkten heraus ein Gespräch mit der vermeintlich fremden Schwarzhaarigen begann.
"Wie gefällt dir der Laden bisher?", hakte er nach, während er dem Barkeeper mit einer kurzen Geste andeutete, dass er selbst den gleichen Drink bestellte.