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    Abenteurer Avatar von Charn
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    "Na sieh mal einer an? Du traust dich ja was, hier noch einmal aufzuschlagen."
    Die Stimme wanderte zwischen Belustigung und unverhohlener Drohung hin und her. Charn schreckte aus seinen Gedanken hoch, da er bis eben auf den See hinaus gestarrt und nicht einmal mitbekommen hatte, dass jemand hinter ihm stand. Er drehte den Kopf zum Ursprung der Stimme und schlug dabei die Kapuze zurück. Er kannte den Mann nicht, ein grobschlächtiger Zeitgenosse, dessen kantiger Kopf nur noch von ein paar Stoppeln auf dem Kopf und im Gesicht umkränzt wurde, ein paar langer Affenarme vor der breiten Brust verschränkt. Der grinste nur herausfordernd. Charn konnte sich nicht einmal vorstellen, wie er überhaupt glauben konnte, jemanden erkennen zu können, der sich in einen Umhang gehüllt hatte und den er nur von hinten im Dämmerlicht erkennen konnte. Er musterte sein Gegenüber kurz, ehe er antwortete.
    "Kennen wir uns?"
    "Na, du hast ja Nerven. Verschwindest einfach so mit meinem Gold, tauchst wieder auf und behauptest dann, du kennst mich nicht mehr? Ich bin gekränkt."
    "Hör mal, ich weiß nicht, wer dir wann was gestohlen hat, aber ich war es nicht und ich will auch einfach keinen Ärger haben."
    "Gut, ich will dir auch keinen machen müssen. Gib mir einfach das Gold zurück und..."
    "Ich habe dein Gold nicht. Ich habe ja nicht mal selber welches..."
    "Lügner! Gib mir dein Gold. Sofort!"
    "Ich hab kein Gold!"
    "Du hast ihn gehört. Gib uns dein Gold oder wir müssen dir wehtun."
    Ein zweiter und ein dritter Schatten schälten sich aus der Dunkelheit, eine weitere bullige und eine überraschend kleine und schmale Gestalt. Charn presste angespannt die Luft aus seinen Lungen. Strauchdiebe und Wegelagerer. Er hatte nicht geglaubt, dass ihn jemand so nah an der Siedlung überfallen würde. Aber er hätte es wohl besser wissen müssen. Er schnürte seinen Geldbeutel ab und warf ihn den Räubern vor die Füße. Die drei Münzen, die drin waren klimperten nicht einmal leise. Er hatte ja selber nichts. Der erste der drei hab den Beutel auf, schaute hinein und grunzte unzufrieden.
    "Bist wohl ein Spaßvogel. Her jetzt mit dem Gold, ich verliere die Geduld."
    Charn kam nicht einmal mehr dazu, etwas entschuldigendes zu sagen, als ihn eine Faust in der Magengrube traf. Er sackte ächzend zusammen, doch jemand packte ihn am Kragen, wuchtete ihn hoch und schlug ihm ins Gesicht. Charn spürte, wie sich heißes Blut in seiner Wange sammelte. Etwas krachte auf seinen Schädel, blendender Schmerz, dann wurde die Welt schwarz...

  2. Beiträge anzeigen #282
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Ein klagendes Heulen schallte über die Siedlung am Silbersee hinweg, ein panischer Schrei und erneut ein langgezogenes Heulen. Die Geräusche ließen Turang schaudern. Wenn er hier am See das Heulen eines Wolfes hörte, dann war er sich fast sicher, dass es Fenris sein musste. Oder Arsorn. Aber Brom hielt seinen zottigen Gefährten eigentlich stets in seiner Nähe und Fenris - Fenris mied Menschen ganz von selbst. Der Magier hastete in die Richtung, aus der die Stimmen gekommen waren. Das erste, was er sah, war eine Frau mittleren Alters, die schreckensstarr auf die Szene starrte, die sich ihr bot. Ein weißer Wolf hatte die Zähne gefletscht und knurrte sie an. Das Tier stand über einem leblosen Männerkörper, der auf dem Bauch lag. Der Wolf hörte sofort auf zu knurren, als er den Magier registrierte, setzte sich auf die Hinterpfoten und fing an, dem Fremden am Arm zu zerren. Verwundert trat der Magier näher. Er hatte noch nie erlebt, dass sich Fenris so seltsam gebärdete. Der Brustkorb des Bewusstlosen hob und senkte sich in scharfen Zügen, tot war er nicht. Langsam drehte Turang ihn auf die Seite. Ein junger, abgemagerter Mann mit schwarzen Haaren, einem Landstreicherbart und kantigen Zügen. Das Gesicht war mit Dreck und Blut verklebt, das ihm über die Stirn ins Gesicht geronnen war. Fenris winselte leise und schaute seinen Menschenfreund ungeduldig an. Turang zog den Bewusstlosen an einem Arm in die Höhe und sah nach der Frau, die immer noch regungslos dastand und den Wolf ängstlich beobachtete.Gutes tun "Wenn ihr etwas Gutes tun wollt, dann bitte, sucht eine Burgwache und schickt sie in meine Richtung. Fenris wird euch nichts tun, das verspreche ich. Er folgt nur seinem Beschützerinstinkt."
    Die Frau nickt entgeistert und rannte davon. Turang wuchtete sich den leblosen Körper auf die Schulter und begann den Marsch zurück zur Burg. Er konnte nur hoffen, dass bald eine Wache kommen und ihm helfen würde...

  3. Beiträge anzeigen #283
    Abenteurer Avatar von Charn
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    Charn ist offline
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    Halunken, Schweine, Volksverräter!
    Irgendetwas in seinem Kopf sprang wild auf und ab und hinterließ ein dumpfes Pochen in seinem Schädel.
    Weißt du, wenn du mehr Zeit verbringst, deinen Fieberträumen nachzujagen, als irgendeiner Arbeit nachzugehen, dann scheinst du in der Welt nicht allzu viel zu tun zu haben.
    Charn schreckte hoch und bedauerte sofort wieder, zurück in die Welt gefunden zu haben. Nicht nur sein Schädel pochte wild, seine Rippen schmerzten und er hatte den metallischen Geschmack von Blut im Mund. Aber er lag federweich. Er ließ sich langsam zurückfallen, schloss die Augen und glaubte fast, zu schweben. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er irgendwann einmal so wunderbar gelegen hätte, trotz der Schmerzen in seinem Körper. Ein feuchtes Etwas fuhr im das Gesicht entlang, das kurze, schnelle Züge Luft einsog und wieder ausstieß. Er tastete danach und hatte etwas längliches, fellbewachsenes in der Hand. Das Ding zuckte verärgert und schob sich zurück. Charn machte die Augen wieder auf und schaute in blaue, fellumrahmte Augen. Vor Schreck wäre der Landstreicher fast aus dem Bett gefallen, als er statt eines Hundes einen ausgewachsenen Silberwolf ansah. Nervös strich er sich die Haare aus dem Gesicht und schaute sich um. Er lag in einem länglichen Raum voller Betten zwischen den Gestalten in blauen Roben hin- und herliefen. Eine dieser Gestalten saß auf einem Hocker neben seinem Bett und beobachtete ihn interessiert, in der Hand einen Tonbecher mit einer dampfenden Flüssigkeit. Er musterte den Magier genau, ehe er sich auf seine Geschichte besann und den Grund, warum er irgendwo bewusstlos im Dreck gelegen hatte. Der Landstreicher hob entschuldigend die Schultern.
    ​"Ich habe kein Gold mehr."

  4. Beiträge anzeigen #284
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    "Dann sollte ich dich wohl besser gleich rausschmeißen! Den Dreck wieder ins Gesicht und in die Wunden wischen und dich da hinwerfen, wo man dich gefunden hat... wo er dich gefunden hat, um genau zu sein."
    Turang deutete amüsiert auf Fenris, der an der anderen Seite der Pritsche des Fremden stand, während er hinter seinem Lächeln einen scharfen Gesichtsasudruck verbarg. Es war nicht die Art des Wolfes, auf Menschen zuzugehen, sie zu bewachen, als wären sie ein Teil seines Rudels wo eigentlich auch nicht, aber dass er freiwillig bis in die Burg mitgegangen war, um den Bewusstlosen im Auge zu behalten war mehr als nur merkwürdig. Ob sein fellbewachsener Begleiter etwas an dieser Person witterte? Oder ob er schon wieder mehr sah, als wirklich da war?
    Nun, wo Turang die Züge des Fremden von Schmutz und Blut befreit hatte, konnte er einen etwas genaueren Blick auf dessen Züge werfen. Er war ein junger Mann, wenn er überhaupt schon 20 Lenze zählte, blasse Haut, markante Züge im Gesicht und grüne Augen, die so dunkel waren, dass man sie schon fast für gänzlich schwarz halten konnte.
    "Das meiste, was du dir eingefangen hast, sieht schlimmer aus -und fühlt sich wohl schlimmer an- als es eigentlich ist. Du hast eine offene Wunde am Hinterkopf, Blutergüsse und Schrammen im Rippenbereich und für die nächsten zwei Tage besser nicht viel Grund durch die Gegend zu streunern. Aber sobald der Schmerz vergeht, kannst du wieder deiner Wege gehen."
    Turang stand auf und goss von einem nahen Tisch einen zwieten Becher Tee ein, den er seinem neu gewonnenen Patienten reichte, während er noch immer versuchte, zu verstehen, warum Fenris so besessen davon war, dem Fremden zu helfen.
    "Du hast ja sicher einen Namen und einen Grund für deinen Zustand?"

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    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Gesäubert, getrocknet, frisiert und ihrer Ziele wieder gewiss, schulterte Chala ihr Bündel mit den wenigen Habseligkeiten und machte sich auf den Weg zu der kleinen Anhöhe, wo sich das Gebäude befand, welches Arena, Bordell und Unterschlupf für ihre Unternehmung hatte darstellen sollen. Das Unterfangen jedoch stand auf der Kippe, wenn Joe Black nicht mehr aufzufinden war. Um dies herauszufinden, machte sich die Aranisaani auf dem Weg dorthin, um Pete zur Rede zu stellen.
    Vivi war nach ihrem gemeinsamen Badeausflug im Silbersee mit einer melodiösen Verabschiedung wieder verschwunden, beinahe so sonderbar, wie sie aufgetaucht war – glücklicherweise jedoch ohne ein weiteres Lied zum Besten zu geben. Dennoch fragte sich die Dunkelhäutige, ob sie sich noch einmal begegnen würden.
    Den kleinen Anstieg leichtfüßig hinter sich lassend, sah sich Vered alsbald dem stattlichen Gebäude gegenüber, dessen Eingang von einem zwielichtigen Typen bewacht wurde, der sie leicht überheblich und gleichwohl argwöhnisch begaffte. Chala hingegen setzte ein süffisantes Lächeln auf und lief selbstbewusst auf den Wächter zu.

    „Wo denkst du, gehst du hin, Kleine?“, fragte der Kerl selbstgefällig, während er locker gegen die Außenwand lehnte.
    „Da rein“, entgegnete die Aranisaani postwendend und wirkte nicht wenige gelassen.
    „Denkst du? Ich glaube nicht“, meinte der hochgewachsene Handlanger und schaute theatralisch auf seine Fingernägel, als fände er die ganze Unterhaltung müßig.
    Langsam bildeten sich Falten auf Chalas Stirn, die der Wut Tribut zollten, die in ihr wuchs.
    „Und du meinst, du könntest mich daran hindern in mein Haus zu kommen?“, fragte sie mit honigsüßer Stimme, während sie weiter auf ihn zu lief bis sie nur noch wenige Schritte voneinander entfernt standen.
    Der Wachmann sah sich spielerisch grinsend um, ehe er sie wieder fixierte.
    „Verzeihung, aber habe ich das gerade richtig verstanden? Dein Haus?“
    „Richtig, mein Haus!“
    „Phahaha, du redest zu viel, Süße. Ich wüsste da eine durchaus bessere Verwendung für deinen Mund“, tönte er lachend und griff sich vielsagend an seinen Gürtel.
    „Pass lieber auf, dass ich dir nicht die Eier abschneide und damit deinen Mund stopfe!“, fauchte die Aranisaani zornig.

    Just in diesem Moment schwang die Tür der Arena auf und ein grinsender Kerl, unschwer erkennbar als Pete Schlangenzunge, stand im Halbdunkeln des Inneren.
    „Wusste ich doch, dass ich diese liebliche Stimme kenne. Lange nicht mehr gesehen, Chala“, grüßte er sie wie einen alten Freund.
    Nun war es an der Dunkelhäutigen zu grinsen, sprach die Miene des Wachmanns doch Bände.
    „Wie stehen die Dinge, Pete?“, erwiderte sie die Begrüßung indirekt, „Was von Joe gehört?“
    „Komm rein, dann reden wir“, meinte Schlangenzunge nur und verschwand wieder im Innern des Gebäudes.
    Chala folgte ihm, versäumte es jedoch nicht, dem Typen vor der Tür eine Grimasse zu schneiden, die er jedoch mit einem gelassenen Grinsen und einem respektvollen Nicken erwiderte. Seltsamer Kerl.

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    Abenteurer Avatar von Charn
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    Charn ist offline
    "Mein Name ist Charn."
    Der Heimatlose betrachtete wieder den Wolf. Ein seltsames Tier. Bisher hatte er nur glauben können, dass es überhaupt Wölfe auf Argaan gab, aber sicher hätte er geschworen, dass wenn, sie ganz sicher nicht schneeweiß gewesen wären und mit den Magiern durch die Lande streiften, um bewusstlose Fremde aus der Gosse zu retten. Diese ganze Insel wurde wirklich von Tag zu Tag verschrobener.
    "Ich komme eigentlich, nun ja, ich lebe gerade, beziehungsweise ich besuche gerade... ach, also ich bin vom Waldvolk - irgendwie... ein bisschen. Fast."
    Nun konnte er der Insel wohl doch nicht mehr allzu viel vorhalten, als er begriff, dass er genauso mit jedem Tag ein kleines bisschen weniger der Mensch war, den es auf Khorinis nach unentdeckten Küsten, unbesiedelten Weiten und -auch wenn er es nie zugegeben hätte- Abenteuern verlangt hatte. Vielleicht waren die Südlichen Inseln ein bisschen wie ein kosmischer Knoblaucheintopf: hier schwammen so viele Bekloppte hin und her, dass man sich nach und nach dran gewöhnte, bis man selber so durchtränkt von all den Wunderlichkeiten war, dass man selbst als nicht mehr normal erschien. Der Wahnsinn kam schleichend über ihn.
    "Jedenfalls bin ich hier zum See gepilgert, weil ich angefangen habe, im Wald Paranoia zu entwickeln - vor Bäumen. Auf jeden Fall wurde ich von ein paar Banditen ausgenommen und - eben zugerichtet. Für drei Goldstücke und eine Pfeife."

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    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline

    Quartier des dunklen Bundes - Bürozimmer

    Einige Wochen waren in die Lande gegangen, seitdem Lukar nicht nur seinen alten Freund Slicer wiedergetroffen hatte, sondern auch noch seinen Teil des beschaulichen Black Anwesens offiziel in Besitz genommen hatte. Bürokratisch war die Sache kein Problem gewessen, die neuen Verwalter der Siedlung arbeiteten ebenso effizient wie schnell, so das Lukar direkt zum logistischen Part hatte überspringen können.
    Angespornt von einem fast unverschähmten Lohn hatte ein Heer an regulären Arbeitern, Knechten oder Tagelöhnern mitangepackt und die kostbaren Waren der Händlergilde in die Lagerräume des Anwesens geschafft. Noch ein wenig Gold mehr und Lukar hatte auch zwei ausgezeichnete und vertrauenswürdige Händler anwerben können, die die Waren in seinem Auftrag an den Mann brachten. Einer verkaufte die alltäglichsten Dinge inmitten der Siedlung an einem ausgewählten Stand, während größere und "spezielle" Lieferungen direkt beim Hauptquartier vom Verkauf angeboten wurden.
    Lukar neigte mehr und mehr dazu, gewöhnliche Aufgaben an diese beiden Handlanger zu deligieren: Erledigte die wichtigsten Geschäfte mit den größen Gewinnen jedoch nach wie vor lieber selbst. Vorallem der Sumpfkrauthandel, der dank der regelmässigen Versorgung durch die Männer Borrans so reibungslos funktionierte, sollte nicht in die Hände Anderer fallen. Einzig Slicer hatte noch etwas mitzureden, doch war der gerissene Halunke kein Mann fürs Geschäft. Seine Fähigkeiten lang auf anderen gebieten, doch dieser Branche konnte und wollte er nichts abgewinnen. Er hatte aber auch so genug zu tun, sich um ihre Kontakte in und außerhalb Silbersees zu kümmern. Demzufolge war Slicer immer häufiger auf Achse: Unterwegs ins Fort der Wäldläufer, zu den kleineren Baronien und einmal sogar nach Thorniara, wo die Geschäfte ebenfalls gut zu laufen schienen. Alles in allem hatten die Pest und der Drache nicht ausgereicht, um die innosfürchtigen Menschen der prächtigen Küstenstadt niederzuringen.
    Lukar baute darauf, dass es so blieb. Gedachte er doch, alsbald wieder Kontakt mit der Händergilde aufzunehmen. Seine Vorräte, noch immer beachtlich zwar, schrumpften langsam aber sicher dahin. Es gab zwar einige Warenquellen in der Nähe die er beziehen konnte und möglicherweise gab das Land auch noch einiges an Resourcen her die man mit fachkundiger Arbeit und entsprechenden Rechten vonseiten des Königs nutzen konnte, doch vorerst war Thorniara die beste Anlaufstelle für Waren. Alles weitere wollte er noch mit den Beamten des Königs besprechen, sowie natürlich seinen Bundsgenossen.
    Black war verhindert, doch sein Freund Pete gab sich redlich Mühe die Dinge am Laufen zu halten. Da Lukars Büro über eine zweite Tür direkt mit dem restlichen Gebäude verbunden war, konnte der listige Geselle hineinschneien wann immer er es grade für angemessen hielt. Das geschah zu Lukars verärgerung oft genug, aber dafür verschwendete Pete seine Zeit nie mit Dingen, die nicht auch wirklich wichtig waren.

  8. Beiträge anzeigen #288
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Quartier des dunklen Bundes - Petes Arbeitszimmer

    Die Arena war ziemlich schmucklos im Innern, selbst wenn man bedachte, dass Chala nicht durch den Haupteingang, sondern den für die Dienstboten gekommen war. Ob sie das ändern wollte? Vielleicht, doch gewiss nicht jetzt und wohl auch nicht in nächster Zeit. Es standen wichtigere Dinge auf dem Plan, unteranderem brauchte sie einen Überblick über die Dinge, wie sie sich während ihrer…Auszeit entwickelt hatten und darüber hinaus benötigte sie einen Punkt, an dem sie ansetzen konnte, um sich wieder in ihr umfangreiches Projekt einzugliedern.
    Schweigend folgte sie Pete durch die steinernen Gänge, wobei jeder Schritt von den Wänden widerhallte, obwohl diese doch lediglich zwei Schulternbreiten auseinander lagen. Die eine oder andere Tür ließen sie wortwörtlich links liegen, befand sie rechts von ihnen wohl die Außenwand, bis sie schließlich zu einem Raum kamen, der offenbar Petes Arbeitszimmer war. Er bat sie mit einer Bewegung herein, doch rührte sie sich nicht. Ein theatralisches Seufzen gefolgt von einem breiten Grinsen später betrat Schlangenauge das Zimmer zuerst, die Aranisaani hinter sich.

    Die spartanische Einrichtung passte zu dem kargen Gemäuer, welches ein wenig den Anschein einer Zelle erweckte, der die Gitterstäbe fehlten. Zwei Schränke standen zu beiden Seiten des Eingangs, ein Schreibtisch mitten im Raum mit je einem Stuhl davor und dahinter.
    „Heimelig, nicht wahr?“, fragte Pete mit lächelnden Augen.
    „Immens“, kommentierte Vered knapp, „Was ist mit dem Kellergewölbe, wo wir unseren eigentlichen Unterschlupf haben sollten?“
    „Die Arbeiten dort unten sind noch nicht zur Gänze abgeschlossen. Wir können nur“, Pete überlegte kurz ehe er fortfuhr, „vertrauenswürdige Arbeitskräfte einsetzen. Immerhin soll nicht gleich jeder wissen, was sich hinter der Fassade verbirgt. Was mich auch schon zum Thema bringt, das ich mit dir besprechen muss.“
    Schlangenauge zog eine Schublade an seinem Schreibtisch auf und fischte wenige Augenblicke nach etwas, ehe er einen Stapel Papiere hervorholte und Chala entgegenhielt.
    „Was ist das?“, wollte sie wissen und nahm die Dokumente entgegen.
    „Orte, wo du Frauen findest, die sich für unsere Zwecke eignen könnten und Kontakte, an die du dich vor Ort wenden kannst, wo du unterkommen kannst und wo du mit dem Nötigsten versorgt wirst“, klärte Pete sie auf und zeigte ihr dabei die Stellen auf den Dokumenten, wo sie was finden konnte.

    Die Dunkelhäutige ging die Notizen durch. Schon erstaunlich, was Pete als Auge und Ohr des Bundes zustande brachte. Wenn sie daran dachte, dass sie ihn am Anfang für eher weniger interessant gehalten hatte, bewies er ein ums andere Mal seinen Wert, den Black wohl sehr gut einzuschätzen gewusst hatte.
    „Was ist eigentlich mit dem Mädchen passiert, dass ich von meiner letzten Reise mitgebracht habe?“, erkundigte sie sich.
    „Die junge Magd? Ist durchgebrannt mit einem der ehemaligen Kämpfer aus der setarrifer Arena.“
    Der ärgerliche Unterton in Schlangenauges Stimme war nicht zu überhören, doch seine Mimik blieb davon unberührt, schien sich eher über diesen Umstand zu amüsieren.
    „Verstehe“, erwiderte Vered nur, warf einen weiteren flüchtigen Blick über ihre bevorstehenden Ziele und schaute dann wieder dem gerissenen Mann hinter dem Schreibtisch in die Augen.
    „Hast du einen Vorschlag, wo ich zuerst hin sollte?“, fragte sie und machte eine ruckartige Kopfbewegung in Richtung der Papiere.
    „Mmh“, überlegte Pete, ehe er eine Antwort gab“, Thorniara dürfte eine gute Anlaufstelle sein. Die Menschen im Armenviertel sind ziemlich angefressen von der Situation in der Stadt und die Garde hat längst die Kontrolle über dieses Viertel verloren. Dort findest du sicher einige junge Dinger, die für ein bisschen Sumpfkraut und ne warme Mahlzeit pro Tag alles tun würden.“
    „Gut, die Stadt liegt im Norden, oder?“
    Pete nickte und sprach dann weiter: „Es dürfte sicher gut bei den Leuten hier ankommen, wenn wir ihnen anbieten, die Frauen der Feinde König Ethorns flachzulegen. Da können sie sich unserem gelobten König gleich viel näher fühlen.“
    Der Halunke grinste hämisch.
    „Aber jetzt komm, ich zeig dir dein vorübergehendes Zimmer, bis das Kellergewölbe fertig ist.“

  9. Beiträge anzeigen #289
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    Redsonja ist offline
    Leicht niedergeschlagen erreichte Redsonja nach sehr langem Marsch die Silberseeburg. Sie hatte Madlen in Setarrif nicht gefunden, keine Spur. Schlussendlich hatte sie aufgeben müssen, was ihr durch und durch widerstrebte. Trotzdem setzte sie in einen Menschen eine gewisse Hoffnung. Wenn jemand viel wusste, dann war es Sarpedon. Der alte Gauner war ihr sowieso noch etwas schuldig. Deshalb betrat sie als erstes die Taverne und bestellte sich gleich einen Schnaps und ein Bier und stürzte beides hinunter. Dann schaute sie sich erst um, ob sie jemanden erkannte. Aber es war wohl noch etwas zu früh. Also bestellte sie nochmals ein Bier und beobachtete, wie der Schnaps ein wohliges Gefühl in ihr ausbreitete. Wenigstens etwas.

  10. Beiträge anzeigen #290
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Im Angesicht eines ereignisslosen Tages hatten sich Lukar und sein Freund Slicer die Freiheit eines Ausganges erlaubt.
    Lukar machte sich dessen keien Vorwürfe indes sie durch die Siedlung schlenderten. Er hatte Einiges zustande gebracht in den letzten Tagen und konnte sich über die Leistung seiner Handlanger auch nicht sonderlich beklagen. Sie taten was sie konnten und das war überraschend viel. Ohne zu Murren hätten sie wohl auch heute weitergearbeitet, doch Lukar wollte sich als großzügiger Arbeitgeber präsentieren und hatte den Leuten deshalb ebenfalls Freigang erlaubt. Die zu erwartenden Verluste würden gering ausfallen wenn man das regnerische Wetter betrachtete. Heute war kaum jemand zwischen den Häusern unterwegs, es sei den, es lies sich nicht anders vermeiden.
    Auch Lukar und Slicer wollten nicht länger auf den Wegen bleiben als nötiog und so steuerten sie die Kneipe der Siedlung an. Der Sturzkampfmöve in Setariff nachempfunden, hies die Kneipe auch ganz genau so, auch wenn man Möven über dem Silbersee nicht zu sehen bekam. Sturzkampfwasseramsel oder Sturzkampfrabe hätte die Bürger jedoch zu sehr verwirrt und dem Laden das nostaligsche Ambient geraubt, weshalb man wohl keinen anderen Namen hatte nehmen wollten. Es war imn Grunde ja auch gleichgültig, welchen kreativen Namen diese Säuferbuden trugen.
    Auch die Sturzkampfmöve erwies sich am heutigen Tage als eher Menschenleer. Vereinzelte Arbeiter, Mägte oder Soldaten beugten sich über die Tische, tranken Bier oder aßen schweigend Etwas. Viel Stimmung war hier nicht zu machen und die beiden lässig plaudernden Gestalten die grade hereinschlenderten, schienen die Anwesenden fast zu stören. Doch weder Lukar noch sein Freund störten sich daran was die Leute über sie denken mochten.
    Ein Bier für Slicer, sowie etwas Wasser und Trockenfleisch für Lukar waren schnell bestellt. Nachdem das Gold den Besitzer gewechselt hatte, sahen sie sich nach einem passenden Tisch um. Für gewöhnlich wäre ihre Wahl wohl auf einem abgelegenen, unauffälligen Platz gefallen, doch heute hatten sie nichts zu verbergen.
    Unter den nichtssagenden Gesichtern der Anwesenden fand Lukar dann jemanden, der seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine Frau mit auffälligem roten Haar, die ihm nicht unbekannt zu sein schien. Er hatte sie in Setariff schon einmal gesehen, dessen war er sich sicher. Doch bedurfte es einen Moment, bis ihm einfiel, wann und wo das gewessen war. Die Bilder von Feuer, sterbenden und toten Männern schossen ihm, dem ansonsten so gefühlskalten Mann ins Gedächtniss. Natürlich. Es war während der Verteidigung der Stadt gegen die unbarmherzigen Echsen gewessen. Die Dame hatte einen nicht zu verachtenden Rang innegehabt, wenn er sich recht erinnerte. Vielleicht war ein Kontakt für ihn nützlich? Kurzentschlossen hielt er auf den Tisch zu.
    "Verzeiht. Ist hier noch frei?"

  11. Beiträge anzeigen #291
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Eine zerrissene Wolkendecke hing über den Südlichen Inseln, tauchte das Land hier in Dunkelheit, warf dort helle Strahlen. Der Nordwind ließ die Oberfläche des Silbersees kräuseln und trug die Geräusche des nahen Waldes hinunter zur schlafenden Burg. Trügerischer Frieden. Die Vertriebenen von Setarrif mochten außer einigem Geplänkel an den Grenzen und der Kunde von den streifenden Echsen im Osten der Berge nicht mehr viel von den Wirren ihrer Zeit mitbekommen, sie mochten sich in ihrem neuen Leben gefunden haben und die Anstrengungen vom Krieg und ihrer Flucht dämmerte immer mehr vom Bewusstsein hinab in die Erinnerungen eines anderen Jahres. Wenn der Magier den Menschen zuhörte, merkte er immer mehr, wie die Bewohner des Silbersees durchatmeten. Sie hatten den Drachen nicht vergessen, auch nicht die Rote Stadt im Norden, aber er hörte es immer wieder, wie die Menschen munkelten, dass Rhobar und der Drache sie vielleicht vergessen hätten. Feuer mit Feuer bekämpfen, das schien seit dem Fall von Setarrif eine völlig neue Bedeutung bekommen zu haben. Insgeheim machten sich die Menschen langsam Hoffnung, dass die Myrtaner und die Echsenmenschen vielleicht gleich stark waren, dass sich sie gegenseitig aufreiben würden und sie am Ende ihre Insel wieder für sich selbst haben würden. Sie alle wussten, dass es Wunschdenken war, aber was machte schon Wissen gegen den heimlichen Gedanken aus, der so viel Hoffnung spendete, dass es bald geschafft sein würde?
    Turang starrte gedankenversunken auf den See hinaus, neben ihm Fenris, der sich zusammengerollt hatte und die Luft in schweren, langsamen Atemzügen ausstieß. Der Wolf schlief und der Mann fand keine Ruhe. Er wollte fortgehen, in ein fernes Land, er wollte Antworten auf die Fragen suchen, die sich die Menschen nicht einmal zu stellen schienen. Er wollte etwas tun, das veränderte, dass er nicht hinnehmen musste, dass die Welt war, wie sie gerade war. Er seufzte und hob die Hand. Das Wasser zu seinen Füßen gefror zu Eis. Er setzte einen Fuß nach vorn und fand sicheren Halt auf dem gefrorenen See. Er machte noch einen Schritt, den Arm vor sich ausgestreckt, als hielte er ein unsichtbares Zepter in der Hand und wie er weiter nach vorne Schritt, gefror auch das Wasser vor seinen Füßen. Er ging noch ein halbes Dutzend Schritte und stand dann umringt von Wasser auf einer kleinen Eisscholle im See. Er fand keine Antwort auf seine Fragen, so starrte er einfach nur weiter auf den See und nicht zurück...

  12. Beiträge anzeigen #292
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
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    Am Silbersee

    Sie liebte Nachtspaziergänge. Wenn die Augen den Kopf nicht so ablenkten, ließen sich die zwitschernden Laute der Vögel, die im Winter hier gastierten, viel besser vernehmen. Den Weg zwischen den Felsen und Bäumen hindurch kannte sie ohnehin, war dies doch ihr Zuhause, und die feuchte, schwere Stille, wenn alles um sie herum schlief, vermittelte eine unbescholtene Seligkeit, in der man einfach ganz großartig umherwandeln und schlichtweg sein konnte.
    Geneviève zwitscherte selbst wie ein kleines Vögelchen, weil sie die Melodien der Vögel nachzuahmen versuchte, als sie auf den See zuhielt, denn ein jeder Spaziergang musste den Besuch ihres Vaters enthalten, das gebot die Höflichkeit gegenüber den Eltern. Schließlich lief sie auch jeden Tag auf dem Schoße ihrer Mutter, der Erde, umher, da konnte sie von Zeit zu Zeit auch den Silbersee besuchen.

    Strahlend dachte das Erdenkind an den kleinen Badeausflug zusammen mit ihrer neuen Freundin Chala zurück. Sie war ein wirklich nettes Mädchen, die zwar zunächst stachelig wie eine Kastanie in ihrer Hülle daherkam, doch wenn man die Schale knackte, konnte man sich an dem schönen, braunen Inneren erfreuen. Ähnlich war ihr Aufeinandertreffen gewesen, denn nachdem die Tochter des Sees Chalas Panzer der Ablehnung durchbrochen und das Grummelchen Dreck und Trübsal im klaren Wasser des Sees von sich abgespült hatte, war es ein wirklich fröhliches und friedliches Beisammensein gewesen.
    Als sie das Seeufer erreichte, erblickte Geneviève auch diesmal einen schemenhaften Umriss und hoffte einen Moment lang, Chala wäre wieder da, um mit ihr zu baden, doch es war nur ein Wölfchen, das am Ufer saß. Als die Fee ihren Blick aber auf das Wasser schweifen ließ, sah sie ein anderes Wesen - eines mit menschlichen Umrissen, doch es stand fest auf der Oberfläche des Sees selbst!

    Mit schnellen Schritten kam Geneviève dorthin getrippelt, wo der Wolf am Ufer saß, tätschelte kurz kichernd seinen Kopf und legte dann die Hände trichterförmig an ihren Mund, um der Gestalt auf dem See zuzurufen.
    "Hey, du da! Papa mag es nicht, wenn man auf ihm steht! Er sagt immer, er ist zum Schwimmen da! Komm da lieber runter, sonst verschluckt er dich gleich!"
    Wenn sie ehrlich war, wusste sie gar nicht, dass ihr Vater es überhaupt irgendjemandem gestattete, auf seinem Haupte zu laufen. Sie hatte es jedenfalls noch nie gesehen, und selbst sie tauchte stets in das stille Nass ein, wenn sie ihre Füße auf die Oberfläche des Wassers setzte.
    Als der Mensch, der eigentlich näher war, als sie dachte, sich zu ihr umwandte und dabei etwas unter seinen Füßen schwankte, dachte sie schon, jetzt sei der Moment gekommen, dass ihr Vater ihn verschluckte, doch erst jetzt sah sie, dass die Gestalt auf einer Scholle aus Eis stand! Beeindruckt verzog sie das Gesicht, verschränkte aber schließlich die Arme und rief ihm zu:
    "Das mit dem Eis ist ja Betrug. Ohne würdest du auch untergehen."
    Einen Moment lang sah sie den Menschen an, wie er da so auf seiner Scholle stand, dann löste sie die verschränkten Arme und fragte gerade heraus:
    "Wie machst du das?"

  13. Beiträge anzeigen #293
    Ritter Avatar von Turang
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    Ein Stimme rief ihm aufgeregt etwas zu, darüber, dass der See ihn gleich fressen würde. Er lächelte amüsiert und drehte sich nach der Quelle des Rufes um. Am Seeufer stand ein Mädchen neben Fenris, die den weißen Wolf überhaupt nicht zu beachten schien und ihm zu mogeln vorwarf. Der Magier zog die Augenbraue hoch. Er wusste nicht einmal, das er mit jemandem gewettet hätte, dass er nicht über Wasser laufen könne.
    "Würde ich das?"
    Er setzte einen Fuß von der Eisscholle auf den See, dann den zweiten und ging so gemächlich und selbstverständlich über das Wasser zurück ans Ufer, als ob er eine breite Straße entlang liefe. Er blieb einen Schritt vor der kleinen Gestalt auf dem Wasser stehen und musterte sie ruhig. Kein Mädchen, verbesserte er sich, eine junge Frau. Glatte, volle Züge, langes Haar, ein wenig ungebändigt, aber gepflegt. Er hatte sie zuerst für jünger gehalten, als sie war, wegen der verspielten, ja naiven Worte. Aber sie schien ihrer Kindheit doch entwachsen, wenigstens den Jahren nach. Er hob ein weiteres Mal die Hand und die kleine Eisscholle im See löste sich auf, keine Spur zurücklassend, dass es sie je gegeben hatte, wenigstens für jeden, der in diesem See nicht jeden winzigen, magischen Hauch entdecken konnte, der tief im Wasser ruhte. Und selbst ein Meister konnte das kaum.
    "Sagen wir, ich bin ein alter Freund deines Vaters. Ich erzähle ihm Geschichten, er hört mir zu, manchmal erzählt er mir eine Geschichte und ich höre ihm zu. Und hin und wieder teilen wir ein kleines Geheimnis, das wir bewahren."
    Turang sprach in heiterer Stimme über den See, aber insgeheim fragte er sich, wer die junge Frau wohl war, die den See so leichthin ihren Vater nannte. Sie lebte wohl schon lange hier, wenn sie im See schon ihren Vater sah.
    ​"Aber wer bist du? Von dir hat der See, glaube ich, noch nie gesprochen."

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    Abenteurerin Avatar von Geneviève
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    Die Augen des Mädchens gingen über vor Erstaunen. Nicht so sehr wegen der Kunststücke, die der Mann da vollführte - die waren toll, keine Frage, doch seine Worte interessierten die Tochter des Sees noch viel mehr.
    "Du bist ein Freund von Papa? Das ist ja toll! Ich habe noch nie einen von Papas Freunden getroffen. Und dir erlaubt er einfach so, Eisschollen auf seinen Kopf zu setzen? Das macht doch sonst nur Frau Winter!"
    Und das auch nur zu ausgewählten Anlässen, die jedoch in den letzten Jahren immer rarer geworden waren.
    "Das wundert mich gar nicht, dass er mich noch nicht erwähnt hat. Er erzählt nie von anderen Leuten, da wird er auch dir nicht von mir erzählen. Außerdem will er mich bestimmt beschützen."
    Mit einem kecken Lächeln fügte sie hinzu: "Vielleicht vertraut er dir ja nicht genug."
    Einen Moment lang betrachtete sie ihr nun besser erkennbareres Gegenüber. Der Mann war ein sehr großer Mensch, soweit ihre Erfahrungen reichten, dafür aber dennoch ziemlich schmal gebaut. Auch sein Gesicht war schmal und wurde von den Haaren, die im aus Kinn und Kopfhaut sprossen, dominiert. Vor allem die grauen Augen sahen sehr spannend aus, aber auch das hübsche blaue Kleid gefiel ihr. Der nette Tinquilius, den sie vor einiger Zeit in der Stadt mit den goldenen Dächern getroffen hatte, war ähnlich gekleidet gewesen.
    "Mein Name ist Geneviève, aber da du ein Freund von Papa bist, darfst du mich gerne Vivi nennen. Der Silbersee ist mein Vater und die Erde meine Mutter, und die Pflanzen und Vögel meine Freunde. Manchmal auch die Steine, aber nicht alle von denen sind nett. Ich wohne hier schon immer und du hast immer noch nicht auf meine Frage geantwortet. Dachtest du, ich merke das nicht?"
    Sagte sie und zwinkerte kichernd. Dann fügte sie neugierig hinzu:
    "Und wer bist du? Woher kennst du Papa und wie seid ihr Freunde geworden?"

  15. Beiträge anzeigen #295
    Ritter Avatar von Turang
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    "Oder habe ich dir schon geantwortet und du hast es nur nicht verstanden?"
    gab Turang zurück. Er setzte seinen Fuß wieder an Land und setzte sich ans Ufer neben Fenris, der langsam das Interesse an der jungen Dame verloren hatte. Er trottete noch ein wenig zwischen ihr und seinem alten Freund hin und her, ehe er sich umdrehte und auf zum Wald davonlief. Turang sah ihm noch kurz nach, ehe er sich wieder seinem Gespräch zuwandte. Sie war seltsam, ganz sicher. Aber war sie verrückt oder war sie nur ein Kind geblieben oder war sie etwas anderes?
    "Vielleicht hat mir der See erklärt, wie ich auf ihm laufen kann, oder ich habe ihm gesagt, wie er mich tragen muss. Es bleibt ein Geheimnis unter Freunden."
    Der Magier zwinkerte zurück, schob seine Hände in den Ärmel des jeweils anderen Arms, schloss die Augen und schwieg einen Moment nachdenklich. Er war es nicht gewohnt, so spät in der Nacht noch jemanden zu treffen und sich mit ihm über Seen und Geheimnisse und Freunde zu unterhalten, aber in diesem Moment amüsierte es ihn einfach, sich mit jemandem zu unterhalten, der anders dachte, gab es doch wenige genug, die in dem See überhaupt mehr sahen, als eine riesige Pfütze, in der Fische und Pflanzen und alte Schuhe schwammen, mehr als ein Gewässer, in dem man schwimmen und rudern und Wäsche waschen konnte.
    "Ich heiße Turang und ich kannte diesen See nicht immer. Ich wanderte früher und sammelte Geschichten, ich hörte zu und ich erzählte und ich erinnerte und ich zog weiter durch das Land. Erst erzählten mir nur Menschen Geschichten, bis mich jemand lehrte, auch dem Wasser zuzuhören. In der Stadt jenseits dieser Berge. Ich hörte dem Meer zu und ich lernte seine Geheimnisse, ich stieg die Berge hinauf und lernte von einer Bergquell. Dann brannte die Stadt und ich zog mit den Menschen über die Berge hierher und ich kam an diesen See."
    Turang erzählte erinnerungsselig vor sich hin während er weiter auf den See schaute. Manchmal vergaß er die Jahre, die er schon auf Argaan lebte und fühlte sich hier wie ein Fremder. Vielleicht war es auch ganz egal, wie viele lange Jahre er auf dieser Insel noch erleben würde, am Ende würde er doch immer ein Heimatloser bleiben.
    "Dieser See ist so voller Geschichten. Er schweigt nicht. Er redet mit uns, ohne Unterlass. Nur haben die meisten ganz vergessen, wie es geht, ihm zuzuhören..."

  16. Beiträge anzeigen #296
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
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    Der Lebenslauf von diesem Turang beeindruckte die Fee vom Silbersee doch sehr. Sie hatte noch nie einen Menschen getroffen, der sich mit den Gewässern der Insel beschäftigte oder sogar mit ihnen sprach, und Turang schien sich wirklich gut mit ihrem Vater zu verstehen, wenn der ihn auf seinem Haupte herumlaufen ließ.
    "Du musst ganz schön alt sein, wenn du schon so viel erlebt hast. So runzlig siehst du gar nicht aus dafür", stellte sie ganz unbescholten fest. Alter war ohnehin nur ein sehr abstrakter Begriff für Geneviève, deren Kenntnisse über das Altern bis dahin reichten, dass man bereits viele Jahre durchlebt hatte - was nicht zwangsweise bedeuten musste, dass man auch viel erlebte - und grau und faltig wurde. Doch direkt danach erschöpfte sich ihr Erfahrungsschatz schlagartig.

    Geneviève blickte zu Boden und scharrte verlegen mit den baren Füßen im Uferkies herum während sie die Hände auf dem Rücken ineinander verschränkte. Schließlich fasste sie ein wenig Mut, die Verlegenheit zu durchbrechen, und blickte ihrem Gegenüber in die grauen Augen.
    "Onkel Turang? Kannst du mir beibringen, wie man mit ihm redet?", fragte sie kleinlaut. Es war ihr ein wenig peinlich, darum bitten zu müssen, doch er schien sich gut mit ihrem Vater zu verstehen.
    "Ich spreche zwar auch immer zu ihm, aber er behandelt mich wie ein kleines Kind und schweigt sich über so vieles aus. Und da du so ein netter Onkel bist der gut mit ihm reden kann, kannst du mir ja vielleicht zeigen, wie man das macht. Nur so ein bisschen. Damit ich auch einmal auf seinem Köpfchen tanzen kann... irgendwann."
    Ob Vater Silbersee ihr das erlauben würde? Bestimmt, sie musste nur die richtigen Worte finden

  17. Beiträge anzeigen #297
    Schmetterling  Avatar von Redsonja
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    "Sieht frei aus ja."

    Brummte Redsonja und ihre Augen funkelte ein feines Lächeln. Sie hatte sich hier ordentlich an die Gepflogenheiten angepasst. Fremde waren willkommen, aber übermässig höflich musste man deswegen noch lange nicht sein. Sie musterte die beiden direkt und kippte dann das nächste Bier einfach runter.

    "Ihr passt irgendwie nicht hier ins Bild."

    Stellte sie nach einiger Zeit gelassen fest. Warum wusste sie auch nicht. Vielleicht weil die beiden noch nüchtern waren.

  18. Beiträge anzeigen #298
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Die mehr oder weniger ansehnliche Frau kippte ihr Bier einfach hinunter, wie eine mürrische Vettel nach einem schweren Tag mit lärmenden Kindern, einem schimpfenden Ehemann und einem nicht schrumpfen wollenden Berg an Hausarbeit. Slicer zog Anerkennend die Augenbrauen hoch, indes Lukar es schweigend hinnahm. Die bereits lleren Gefässe auf dem Tisch sprachen für ihn genug Bände.
    Als die rothaarigen gelassen und erstaunlich nüchtern kommentierte, dass die beiden nicht so recht hier her zu gehören schienen, brach Lukars Freund in einem schallenden Lachen aus.
    "Siehst du, Lukar, dass kommt davon wenn man zulange von Zuhause weg ist. Jeder hält einen plötzlich für Fremde."
    Lukar fand es weniger amüsant, gestatte sich jedoch ein breites Lächeln um die Atmosphäre nicht zu stören. Gönnerhaft nickte er Slicer bevor er sich der Frau zuwandte.
    "Mein Freund hat recht. Wir gehören in dieses Bild mehr als in jedes andere auf dieser verdammten Insel."
    Er lehnte sich zurück, griff nach seiner Pfeife in der Hemdtasche.
    "Zugegeben, oft war ich nicht mehr in der Sturzkampfmöve. Das letze Mal stand sie noch woanders."

  19. Beiträge anzeigen #299
    Ritter Avatar von Turang
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    "Nenn' mich lieber nicht Onkel. So alt bin ich nun wirklich nicht."
    Turangs Lächeln war ein wenig erstarrt. Es brauchte ihn kaum zu wundern, wenn Vivi etwas von seiner Magie lernen wollte. Sie war neugierig wie ein Kind und schien genauso fasziniert von dem, was sie sah, sie verstand nicht, nach wie viel mehr sie fragte, als einem kleinen Kunststück.
    "Ich kann es dir nicht beibringen. Es ist ein zu altes Geheimnis, schwer zu begreifen und gefährlich für die, die es nicht verstehen oder die es missbrauchen."
    Er stand langsam auf und wandte sich ab, zu gehen. Es war dumm von ihm gewesen, so viel zu erzählen, überhaupt anzudeuten, dass es so viele Geheimnisse hinter dem Schein der Dinge gab, nach denen man suchen konnte. Für einen Moment überlegte der Magier, ob er nicht einfach mit einem Teleport-Zauber verschwinden und darauf hoffen sollte, dass sie später glauben würde, nur geträumt zu haben. Er schloss kurz die Augen, besann sich dann aber doch anders.
    "Vielleicht erzählt der See dir ja sein Geheimnis. Wenn du bereit bist, ihm zuzuhören, redet er ja vielleicht doch mit dir... oder du findest etwas in dir, mit dem der See reden möchte."

  20. Beiträge anzeigen #300
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
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    Geneviève ist offline

    Am Silbersee

    Geneviève verschränkte die Arme.
    "Jetzt redest du aber Unsinn, Onkel Turang, und selbstsüchtig bist du auch."
    In ihrer immerfröhlichen Stimme lag nicht die geringste Anklage. Es war eine bloße Feststellung.
    "Ich versuche doch schon mein ganzes Leben lang, mit ihm vernünftig zu reden, und es klappt nicht. Warum sollte es dann gerade jetzt funktionieren, dass ihn meine Worte interessieren? Und wenn das Geheimnis wirklich gefährlich für die ist, die es nicht verstehen, solltest du mich dann nicht gerade deshalb anleiten, damit ich es nicht falsch mache?"
    Belustigt schüttelte sie den Kopf.
    "Du hältst mich für zu dumm, um es zu verstehen. Du siehst in mir nur das kleine Kind, so wie Papa. Dabei hast du selbst gesagt, dass viel zu wenige auf seine Worte hören. Wenn du anderen also nicht zeigen willst, wie man richtig hinhört, dann willst du gar nicht, dass andere es tun. Du willst allein mit Papa reden!"

    Das Mädchen trippelte auf den seltsamen Mann zu, legte die Hände wieder auf den Rücken und beugte sich ein Stück vor, um ihm forschend in die Augen hinauf zu sehen.
    "Du hast Angst, dass er lieber mit den anderen redet, wenn du zu vielen Leuten beibringst, richtig zuzuhören, hmm? Dabei solltest du doch froh sein, wenn du dein Wissen an andere weitergeben kannst, denn was bringt dir dein Wissen denn, wenn Papa es dir schenkt und du es nur für dich behältst? Aber wie du willst, dann sei eben selbstsüchtig und verrate mir nicht dein Geheimnis."
    Geneviève wandte sich ab und ließ sich auf einem nahen Stein nieder, das Gesicht auf die Handballen gestützt.
    "Aber wenn du wieder in das große Steinhaus gehst, aus dem ihr Menschen alle kommt, sag deinen Eisenfreunden darin, dass sie nicht noch mehr Bäume töten sollen, wenn du ein Freund von Papa sein willst! Er schenkt den Holzmännern nicht sein Wasser, damit ihr Menschen sie einfach aus der Erde reißt und vertrocknen lasst und in Streifen geschnitten übereinander stapelt."
    Menschen waren seltsam, das wusste Geneviève. Dennoch musste sie immer wieder aufs Neue feststellen, dass ihre Denkweisen keinen Sinn für sie machten und ihre Prioritäten bei ihrer Meinung nach völlig falschen Dingen lagen.

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