Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 14 von 21 « Erste ... 37101112131415161718 ... Letzte »
Ergebnis 261 bis 280 von 402
  1. Beiträge anzeigen #261
    Veteran Avatar von Lukar
    Registriert seit
    Jan 2014
    Beiträge
    682
     
    Lukar ist offline

    Arenagebäude der Siedlung Silbersee

    Zusammen mit seinem alten Freund Slicer stand Lukar vor der Fassade des beeindruckenden aber leerstehend und verlassen wirkenden Steinbaus.
    Heulend und pfeifen fuhr ihnen der kalte Wind durch die klammen Glieder. Kalte, große Wassertropfen wurden hier und da von den kräftigen Winden mit sich getragen und trafen die beiden entweder im Gesicht oder krochen in ihre nur mässig wetterfeste Kleidung. Irgendwo am Himmel wurden auch die Wolken vom Wind gehetzt, jedoch war es bereits zu Dunkel um sie überhaupt ausmachen zu können.
    Trotz der ungemütlichen Wetterlage waren noch recht viele Leute unterwegs. Arbeiter schlenderten frohen Mutes durch die Siedlung um sich ein Bier nach getaner Mühen zu gönnen, oder torkelten bereits angetrunken nachhause. Ihre lachenden, gröhlenden und schneidend Stimmen klangen durch den Wind seltsam verzerrt und nur stückweise verstand man was gesprochen wurde. Ab und zu bellten Hunde. Und im ganzen Gewirr der Geräusche Schrie irgendwo eine Frau...

    Die beiden Kriminellen schenkten all den Leuten jedoch nicht mehr Beachtung als Nötig. Sie hatten ihr Ziel klar vor Augen, mussten jedoch wie es schien ein Hindernis überwinden. Ein Hindernis in Form einer Wache. Der grimmig dreinblickende Mann stand aufmerksam unter einem kleinen Unterstand aus Holz und bewachte die Tür in Lukars zukünftiges Händlerparadies. Seine Rüstung wies ihn als Klinge aus. Nachgebesserte und beschädigte Stellen an dem prächtigen Harnisch deuteten darauf, dass dieser Mann in der Schlacht um Setariff einiges durchgemacht hatte und ein fähiger Veteran sein musste. Bewaffnet war der Krieger mit einem Breitschwert sowie einer kürzeren Hellebade.

    "Halt, im Namen Ethorns!" Bellte der Mann, als sich Slicer und Lukar dem Eingang näherten.
    "Dies hier ist Privatgelände, ihr habt hier nichts verloren! Erst recht nicht zu dieser späten Stunde." Seine militante Stimme dröhnte den beiden in den Ohren und die eisblauen Augen des Mannes blitzten unnachgiebig. Zum Glück musste Lukar sich nicht auf eine längere Diskussion mit dem Wächter einlassen. Wortlos zog Lukar die Besitzurkunde für seinen Teil des Gebäudes aus der Tasche und reichte sie dem Krieger. Dieser nahm sie an sich und versuchte im finsteren Licht zu lesen. Mehrmals blickte er auf, als wollte er prüfen, dass sie beide keine Dummheit wagten. Schließlich reichte er ihnen das Schriftstück nach einer halben Ewigkeit wieder zurück.

    "Ah, Herr Durand. Ich habe euch früher erwartet. Ihr wurdest angekündigt, aber habt euch reichlich zeit gelassen wie mir scheint."
    Lukar zog eine Augenbraue hoch.
    "Angekündigt? Von wem, wenn ich nachfragen darf?"
    "Von einem Mann unserer Sache. Keine Sorge, ich bin über alles wichtige Informiert worden."
    Beteuerte der Wächter mit einem überschwänglichen nicken. Slicer und Lukar wechselten einen Seitenblick.
    "Ihr gehört dazu, Soldat?" Ergriff Slicer zum ersten Mal die Stimme. Hinter seinem gewohnt lässigen Tonfall hörte Lukar klaren argwohn heraus.
    "Ich stehe zumindest im Dienst eurer Gönner." Der Soldat griff an seinen Gürtel und nahm den Schlüsselbund ab der dort frei sichtbar hing.
    "Dies soll ich euch überlassen. Der größere Schlüssel ist für den Haupteingang des Komplexes, der kleinere dient für diese Tür hinter uns."
    Gönnerhaft trat er zur Zeite und reichte Lukar den Schlüsselbund...

  2. Beiträge anzeigen #262
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Inmitten der Siedlung

    Innerlich brodelnd starrte Chala in die Finsternis, vorbei an den kläglichen Flammenzungen, die ihr die nötigste Wärme spendeten. Schemenhaft konnte sie die Arena ausmachen, deren Eingang mit einer Fackel beleuchtet war. Vor einiger Zeit hatte sie beobachtet, wie zwei Gestalten darin verschwunden waren, nachdem sie eine Weile dort verharrt hatten. Da die Aranisaani erst seit wenigen Stunden wieder Interesse an ihrer Umwelt aufzubringen vermochte, konnte sie nicht sagen, ob häufiger Menschen im Gebäude waren. Wundern würde es sie jedenfalls, war es doch offiziell in Joe Blacks Besitz und demnach unbewohnt, bis auf Schlangenauge wohl gemerkt, der es sich dort sicherlich bequem gemacht hatte. Ob Gunnar wohl auch dort wohnte, wenn er nicht wieder in der Schenke am Tresen eingeschlafen war?
    Neugier hatte die junge Frau bei dem Anblick gepackt und es juckte ihr in den Beinen hinüberzugehen und sich selbst ein Bild davon zu machen, was dort vor sich ging. Immerhin hatte sie auch ein Anrecht auf den Bau, oder nicht?
    Jedenfalls machte ihr die Kälte langsam aber sicher zu schaffen und auch der Schlaf, den sie nachts bekam, litt darunter. Sie wollte nicht mehr wie ein Vagabund leben und am Ende noch Verhungern oder Erfrieren (unwahrscheinlich, aber wer konnte das schon wissen?), doch fürchtete sie, dass ihre Fingerfertigkeit unter der Untätigkeit gelitten hatte und im Kerker wollte sie um keinen Preis landen.

    Diese Sorgen bringen mich nicht weiter!, mahnte sie sich selbst, Solange ich mich nicht aufraffe, kann ich auch nicht wissen, ob mir ein einfacher Diebstahl nicht mehr gelingt.
    Gleich morgen würde sie schauen, was sie unternehmen konnte um ihren derzeitigen Lebensstil aufzubessern und sei es, indem sie Pete auftrieb und ihn zur Schnecke machte.
    Für den Moment jedoch richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Zorn, den sie heiß in sich brodeln spürte. Sollte sie Joe Black jemals wieder sehen, würde sie ihm die Eier abschneiden und seiner Dogge zu fressen geben.
    Ob sie das wirklich machen würde oder lediglich ihre Wut aufrechterhalten wollte, um Kraft aus ihr zu ziehen, war für den Moment nicht klar – vielleicht ein bisschen von beidem – doch wichtig war erst einmal nur wieder auf die Beine zu kommen und Anschluss an das alltägliche Leben zu finden, was um sie herum Tag für Tag ablief. Immerhin konnte sie mit einer Waffe umgehen, da sollte sich in Zeiten der ständigen Bedrohung doch etwas finden, mit dem man sich nützlich machen konnte.

  3. Beiträge anzeigen #263
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
    Registriert seit
    May 2014
    Ort
    Am Silbersee
    Beiträge
    71
     
    Geneviève ist offline

    Siedlung vor Burg Silbersee

    Ein, zwei Flocken fall'n herab,
    Weh'n herum im Himmelstrab.
    Ruh'n sich aus auf meinem Kopf,
    Schmelzen gleich zum Wassertropf'!

    Singend und hüpfend gab sich das Mädchen aus dem Wald wieder einmal ein Stelldichein mit den Menschen, die seit über einem Jahr nun schon am Silbersee wohnten, wie man ihr verraten hatte. Selten trieb sie sich hier herum, nahm sie es den Menschen doch immer noch übel, dass sie so viele der armen Bäume in schändlicher Manier getötet und zerschnitten hatten, um dann in ihrem Inneren zu wohnen, darauf zu schlafen, zu essen, ihre Kleider in den geschnittenen Überresten ihrer Freunde aufzubewahren oder sie schlichtweg ins Feuer zu werfen, um sich vor der Kälte des Winters zu schützen.
    Die Tochter des Sees konnte das alles nicht nachvollziehen. Sie lebte in ihrem kleinen Erdloch irgendwo in der Nähe des Sees und gab sich damit zufrieden, von ihren über den Sommer gesammelten Vorräten zu essen und von Zeit zu Zeit mit denen zu plaudern, die zu dieser Jahreszeit nicht die Müdigkeit packte. Da diese Menschen aber nun einmal da waren und auch nicht mehr verschwanden, so dachte sich Geneviève, konnte sie sich auch einmal zu ihnen gesellen.

    Eine dünne Spur von Schnee hatte sich wie ein seidenes Tuch über die Ebene am See gespannt, doch während das Erdenkind sich seinen Weg hinauf in die Siedlung vor der Burg bahnte, wo durch eifriges Fußgetrappel bereits alles Weiß zertreten war, war das dünne, weiße Band über der Erde bereits wieder im Schmelzen begriffen. Dennoch bereitete es der Fee große Freude, mit den Zehen in den Resten der kühlen Himmelsgabe herumzuspielen, wofür sie von Zeit zu Zeit immer wieder einmal stehen blieb und in eine Ecke am Wegesrand hüpfte, in der der Schnee vielleicht etwas deutlicher zu sehen war.
    Ja, Geneviève lief selbst jetzt, bei diesem Wetter, mit baren Füßen durch die Welt und trug wie eh und je immer noch nur ihr weißes Kleid. Die Kälte schien ihr nicht das Geringste auszumachen, und so erregte sie so manchen fragenden Blick, als sie durch die Gassen der Siedlung tänzelte. Es war schön, wieder einmal die Gesichter der Menschen zu sehen, die trotz all ihrer Fehler doch spannende Spielgesellen waren.

    Schließlich blieb Geneviève auf einem kleineren Plätzchen, auf dem der zerfurchte Schlamm schon längst wieder gegen den zarten Schnee gewonnen hatte, stehen und verharrte. Es war immer wieder erstaunlich für sie, wie sehr sich die Stimmung der Menschen im Winter eintrübte, wie weit die Mundwinkel so mancher nach unten zeigten. Eine Freu die da auf dem Platz stand, war ein gutes Beispiel dafür. Die Fee fand sie dennoch ziemlich interessant, denn irgendwie schien sie nicht zu den anderen gewöhnlichen Bewohnern hier zu gehören. Ihr dunkler Teint ging recht nahtlos über in die vor Dreck stehende Kleidung, die einen heftigen Geruch von sich gab - nichts aber, was ein ausgiebiges Bad im eiskalten Silbersee nicht bereinigt hätte.
    "Warum machst du denn so ein Schmollgesicht?", sprach sie die Fremde einfach an und versuchte ihren griesgrämigen Ausdruck mit leicht aufgeblasenen Backen und gespielten Zornesfalten auf der Stirn zu imitieren, bevor sie ihr in die Seite knuffte.
    "Schau mal, wie schön der Himmel ist, wie klar die Luft, die ein Lied um unsere Ohren spielt!"
    Lachend griff sie zu ihrer Flöte, die wirklich das Einzige war, das sie immer mit sich herum trug, und spielte eine fröhliche Melodie an, die zum Tanzen einlud - eine Einladung, der sie selbst während des Flötenspiels gerne nachkam. Die andere aber starrte sie nur an und regte sich nicht. Ungläubig, argwöhnisch, wütend? Wer wusste das schon so genau?
    "Du musst dich regen und die Musik den Körper berühren lassen! Glaub mir, das hilft gegen das böse Funkeln in den Augen und die kleinen Schmollbacken."
    Lachend steckte sie die Flöte wieder unter das Lederband an ihrem Bein.
    "Ich bin Vivi, die Fee vom Silbersee. Du solltest mal in ihm schwimmen gehen, das macht Spaß und regt an!"

  4. Beiträge anzeigen #264
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Siedlung vor Burg Silbersee

    Nach all der Stumpfsinnigkeit, die ihr Leben in den letzten Monaten beherrscht hatte, sollte dies wohl ein Tag werden, der verrückter kaum hätte sein können. Dort stehend, wo einige freie Händler ihre Waren in der Siedlung feilboten, da sie nichts von Interesse für die Herren und Damen der Burg bei sich trugen, hatte Chala sich nicht zwischen einigen Mettwürsten und einem Laib Zwiebelbrot entscheiden können. Noch ehe sie einem von beiden Mahlzeiten den Vorzug geben konnte, hüpfte – wortwörtlich – eine junge Frau, ihrem Gebaren nach eher noch ein Mädchen auf sie zu, brabbelte mit schneller, glockenklarer Stimme drauflos und schlug ihr dabei beinahe freundschaftlich in die Seite. Kein Wort kam der Aranisaani über die Lippen, so baff war sie. Erwartungsvoll schaute die sonderbare Fremde sie aus großen, klaren Augen an, die an den Himmel erinnerten.
    Erst jetzt fiel der Dunkelhäutigen auf, dass nichts weiter als ein luftiges, hellblaues Kleid den elfenartigen Körper ihrer Gegenüber bedeckte und dass einige Zweige sich in den bernsteinfarbigen Haarsträhnen verfangen hatten, als wäre sie durch den tiefsten Wald gerannt, ungeachtet der tiefhängenden Äste.
    Doch war es nicht schon sonderbar genug, holte die junge Frau eine Flöte hervor und spielte eine fröhliche Melodie, wobei sie selbst von einem Bein aufs andere hüpfte.
    „…das böse Funkeln in den Augen und die kleinen Schmollbacken.“, hörte sie die Worte der Fremden und griff sich dabei verwundert an die Wangen, als wollte sie überprüfen, ob sie wirklich Schmollbacken hatte.

    Als sie langsam die Situation zu verarbeiten schien, ließ die die Hand schnell wieder sinken und ihr Blick verfinsterte sich umso mehr. Das Flötenspiel hatte aufgehört, doch noch immer fixierten diese großen, unschuldig-neugierigen Augen sie und schienen etwas in ihr zu bewegen, gar zu verhindern, dass sie ohne eine Antwort sich einfach umdrehte und die Frau in dem Kleidchen stehen ließ.
    „Ich bin Vivi, die Fee vom Silbersee. Du solltest mal in ihm schwimmen gehen, das macht Spaß und regt an.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde war Vered geneigt ihr zuzustimmen, konnte sie doch nicht leugnen ein Bad vertragen zu können, doch besann sich eines besseren, ehe die nächsten Worte über ihre Lippen kamen, wenn auch nicht ganz so schlagfertig, wie sie es von ihrem Mund gewohnt war.
    „Pass auf, dass ich dich nicht in dem See ertränke und jetzt lass mich in Ruhe!“
    Damit war für sie das Gespräch beendet und sie wandte sich ab, um sich wieder ihrer Entscheidungsfindung zu widmen, was sie denn essen sollte. Leider schien diese Vivi nicht zu denken, dass ihr Dialog vorüber war, rührte sie sich doch nicht von der Stelle. Sprichwörtlich wohlgemerkt, hüpfte die wohlgemute Frau doch eifrig um sie herum.
    „Was – soll – das?“, fragte Chala gereizt, wobei sie jedes Wort einem Bellen gleich einzeln ausstieß.

  5. Beiträge anzeigen #265
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Arko machte ein bisschen den Eindruck, als wollte er eine Schmeißfliege mit einem Käsemesser erschlagen, wie er Edon mit seinem Übungsschwert das Seeufer auf und ab jagte. Ob er nun innerlich den Dieb, sich selbst, das Schwert, Schmeißfliegen, den Waffenschmied oder in seinem inneren Protest das Leben an sich verfluchte war dem Gejagten noch nicht ganz klar geworden, nur, dass der Seefahrer mittlerweile von ihren Übungskämpfen reichlich angepisst war. Edon war zwischenzeitlich dahinter gekommen, dass es nicht nur angenehmer für ihn war, Arkos Schlägen ganz auszuweichen, anstatt sie abzublocken, er hatte auch erfreut festgestellt, wie sehr es seinen Trainingspartner nervte, wenn Edon um ihn herumtanzte wie eine Blutfliege mit einem Alkoholproblem. Arko führte einen schrägen Hieb von oben und Edon machte einen schnellen Ausweichschritt zur Seite, Arko fuhr die Klinge quer hinauf und Edon tauchte unter dem Schwert weg, Arko brachte einen schnellen Stoß nach vorne an und Edon schob sich seitlich am Schwert vorbei, um seine eigene Klinge nach vorne zu ziehen und Arko zum hastigen Sprung nach hinten zu zwingen, während der Dieb leutselig lächelte. Arko fuhr mit dem Schwert nach ihm, wie man nach einer Mücke schlägt, die einem um den Kopf schwirrt, und Edon grinste, als er auswich. Für Arko war das, was Edon ihm da bot, kein Schwertkampf, sondern ein Narrenumzug und das schien ihn fortwährend sauer zu machen. Und das machte ihn unvorsichtig. Edon grinste noch breiter. Mit einem schnellen Schnitt drang er nun vorwärts, führte einen Hieb gegen Arkos Schulter, der pariert wurde, zog sich fix zurück und setzte zu einem Stoß in die Magendgegend an, diesmal schob sein Gegner die Klinge seitlich weg, Edon nutzte den Schwung, drehte sich aus dem Manöver heraus und fuhr mitsamt seines Körpers um Arko herum, um die Klinge einmal quer über dessen Gesäß anzubringen. Mit einer scharfen Klinge hätte er dem Seefahrer den Hintern umdekoriert und beide Arschbacken horizontal aufgeschnitten. Eine sehr unkonventionelle Kriegsverletzung, aber sicherlich ausreichend, damit er sich selbst ganz persönlich zum Sieger dieses Schaukampfes erklären konnte. War so eine Verletzung nicht vielleicht sogar tödlich? Also, nicht im herkömmlichen Sinne, aber der Verletzte könnte die nächsten Wochen nicht einmal scheißen gehen, ohne sich die Wunde erneut aufzureißen. Und wenn er das tat, dann konnte er sich sicher sein, dass sich die Wunde entzünden würde. Oder aber er musste auf's Essen verzichten, bis die Wunde verheilt war und hoffen, dass sie ausheilte, bevor er im Hungertod draufging. Eine Wunde mit alternativen Todesfolgen. Das sollte sich der Dieb vielleicht im Hinterkopf abspeichern. Vielleicht gab es ja jemanden, der ihn solange dichtlabern wollte, bis Edon ihn zum freiwilligen Testobjekt erklärte...

  6. Beiträge anzeigen #266
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
    Registriert seit
    May 2014
    Ort
    Am Silbersee
    Beiträge
    71
     
    Geneviève ist offline

    Siedlung vor Burg Silbersee

    "Ach nun sei doch nicht so. Wütend sein macht hässlich, weißt du das nicht?", kicherte Geneviève und beugte sich von der Seite so vor die sich abwendende Frau, dass die sich schon große Mühe geben musste, wenn sie an dem Mädchen vorbeischauen wollte.
    "Versuch's doch lieber mal mit einem Lächeln! Soll ich dir zeigen, wie es geht?"
    Sie stecke die Daumen in die Mundwinkel und zog sie auseinander, sodass eine aberwitzige, lächelnde Fratze entstand.
    "Und wenn du mehr lächelst, brauchst du auch keinen Dreck mehr im Gesicht zu tragen, um die Zornesfalten zu verstecken."

    Die abweisende Frau schien nur noch gereizter zu werden und funkelte schon böse, doch die selbsterklärte Fee störte sich daran nicht sonderlich.
    "Du solltest mal mit mir raus in den Wald kommen. Wenn du die Vögel singen hörst und die halbstarken Marder, die im Unterholz spielen, siehst, wird dir bestimmt auch gleich ganz anders zumute. Wenn man durch die Natur streift, weiß man, was wichtig ist, und zwar mit sich selbst und seiner Umgebung im Reinen zu stehen."
    Wieder knuffte sie der Anderen in die Seite.
    "Was du dann brauchst, ist nicht mehr viel. Schau mich an: die meisten würden sagen, ich habe nichts, und trotzdem bin ich glücklich. Und keiner kann's mir nehmen."

  7. Beiträge anzeigen #267
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Siedlung vor Burg Silbersee

    Sturheit war im Inbegriff sich einzustellen, als die verrückte Frau nicht verschwinden wollte. Wieder hatte sie es gewagt Chala spielerisch in die Seite zu boxen und ließ sich offenkundig nicht von ihrer ablehnenden Haltung abschrecken.
    „Ich habe keinen Grund zu Lächeln“, erwiderte die Aranisaani unbeeindruckt auf die Grimasse, die diese Vivi da zog, „Und wenn du mich nicht zufriedenlässt, gibt’s für dich sehr bald auch keinen mehr!“, warf sie eine Drohung hinterher.
    Noch während sich Vered wieder abwendete, plapperte die Elfenartige munter weiter und lud sie gar zu einem Spaziergang im Wald ein. Als hätte sie nichts Besseres zu tun! Hatte sie zwar wirklich nicht, aber sie würde einen Teufel tun das zuzugeben.

    „Um der Götter Willen!“, fluchte die Dunkelhäutige, als es ihr endgültig reichte, „Was muss ich tun, damit du aufhörst mich zu plagen?“
    Zähneknirschend funkelte sie die Unschuld in Person an, wohlwissend, dass sie nicht die Kraft aufbringen konnte, ihr eine zu verpassen. Sie musste sich sogar zu ihrer Wut zwingen, als würde eine seltsame, unsichtbare Hand besänftigend auf sie einwirken.

  8. Beiträge anzeigen #268
    Veteran Avatar von Lukar
    Registriert seit
    Jan 2014
    Beiträge
    682
     
    Lukar ist offline

    Quartier des dunklen Bundes - Lagerräume

    "Ich hätte wohl ein paar mehr Fenster eingeplant."
    Sich mit dem Zeigefinger klug durch den kratzigen Bart streichend wandelte Slicer zusammen mit seinem Freund und Partner Lukar durch den langen Flur des Untergeschosses. Obwohl sie eine Fackel dabei hatten wirkte der Gang finster, ausladend und bedrohlich. In regelmässigen Abständen führten verschlossene Türen in kleinere oder größere Lagerräume die aber noch leer waren. Auf dem Boden war eine leichte Staubschicht auszumachen, die wohl von den Arbeiten herrührte.
    Lukar schüttelte langsam den Kopf indes sie weiter auf das Ende des Ganges zuliefen. Laut Joe Blacks Skizzenplan musste dort irgendwo sein Büro liegen, sowie ein Fluchttunnel. Der gewitzte Schlächter hatte tatsächlich an alles gedacht. An alles, außer zum richtigen Zeitpunkt dazusein wenn sie ihn brauchten...
    "Ich denke, die Konstruktion ist gut so, wie sie ist. Für die Waren reicht das voll und ganz. Wir werden wohl nur ein paar Fackeln oder Öllampen brauchen."
    Der Händler schätzte ab, wie viel Lagerraum ihm mit diesen Räumen insgesamt zur Verfügung stehen würde. Eines war allerdings klar: Für die Importwaren von Graf Maximuss würde der Platz auf alle Fälle reichen. In Anbetracht dieser vielen Räume sollte es jedoch leicht werden, auch andere Quellen zu beziehen.
    Irgendwo hinter ihm in der undurchschaubaren Finsternis schnaubte Slicer, der kurz zurückgeblieben war um eine der Türen zu inspizieren. Sie waren schwer und massiv und würden für einen Dieb nur schwer bis garnicht zu knacken sein. Zumindest vermittelten sie diesen Eindruck.
    Belustigt dachte Lukar an Slicers Auftritt bei dem Schuldner Mehrus in Setariff. Statt wie ein echter Gauner das Schloss zu knacken, war Slicer mit brutaler Gewalt vorgegangen und hatte die Türe eingetreten. Ein Mann seines Schlages würde sich hier aber wohl bloss Schmerzen holen.
    Als Slicer wieder zu ihm aufschloss und den alten Lächeln sah, verzog er das Gesicht. Er wusste sofort woran der Alte dachte.
    "Diese Sache wirst du mir ewig nachhängen, hm Lukar?" Fragte er Halb im Ernst und halb im spaß.
    Lukar offenbare die gepflegten Zähne in grausamer Freundlichkeit.
    "Natürlich."

  9. Beiträge anzeigen #269
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
    Registriert seit
    May 2014
    Ort
    Am Silbersee
    Beiträge
    71
     
    Geneviève ist offline

    Siedlung vor Burg Silbersee

    Gespielt empört stemmte Geneviève ihre Fäuste in die Hüften und blickte die Andere belehrend an.
    "Aha, so hörst du mir also zu. Ich will nur, dass dein säuerliches Gesicht verschwindet! Schwimm dich im See frei, lache dir die Sorgen von der Seele, freue dich über die Dinge, die du hast, statt dich über das zu ärgern, was dir fehlt. Ihr Menschen hängt immer viel zu sehr an dem, was ihr nicht habt - entweder hat es ein anderer und ihr seid neidisch, oder ihr habt es verloren und anstatt euch über die Zeit zu freuen, die ihr mit dem Ding hattet, weint ihr darüber, dass es nicht mehr da ist."
    Sie warf dem Händler, an dessen Auslage sie immer noch standen, ein keckes Lächeln zu und stolzierte kurzerhand zu ihm hinüber, während sie einen fröhlichen Gesang anstimmte.

    "Bist du traurig oder wütend,
    lass die Sorgen hinter dir!
    Leg ein Lächeln auf die Lippen,
    es zählt nur das jetzt und hier!"

    Spielerisch begab sie sich hinter den Händler und griff um ihn herum, um ihm die Mundwinkel hochzuziehen. Der ließ es mit sich geschehen und die tanzende Fee hüpfte weiter zu einer wahllosen Passantin. Es war, als läge Musik in der Luft.

    "Und was braucht man schon zum Leben?
    Ja, du hast doch alles hier!
    Wenn du es dann nicht seh'n willst,
    dann liegt es allein bei dir!"

    Auch der Frau wurde ein Lächeln aufgesetzt und während das Erdenkind wieder zu der mürrischen Fremden getanzt kam, flogen zwitschernd einige Meisen über sie hinweg, als ob sie in die Harmonie einstimmen wollten.

    "Also lass das böse Funkeln,
    setz ein Lächeln ins Gesicht!
    Dann bleibt dein Herz auch nicht im Dunkeln,
    sondern taucht ein in das Sonnenlicht!"

    Nun war auch sie an der Reihe, ein Lächeln aufgesetzt zu bekommen, doch noch bevor sich die perplexe Frau gegen die erneute Aufdringlichkeit wehren konnte, wirbelte Geneviève schon wieder von ihr weg und brachte ihr Lied zum Ende.

    "Also lass uns schwimmen geh'n,
    singen, tanzen, lachen, leben!
    Denn das Leben ist zu schön,
    um's nur durch finstere Blicke zu seh'n!

    Nur ein Leben hast du hier,
    dann verschwend's doch nicht auf's Traurigsein!
    Dinge kommen und sie geh'n,
    doch dein Glück liegt im Herz alleeeeeeein!"

    Tanz und Gesang endeten damit, dass Geneviève mit einladend ausgebreiteten Armen vor der Frau verharrte. Die Musik im Wind verebbte schnell wieder und der übliche Lärm einer Menschensiedlung schwappte wieder über sie herein, doch die Tochter des Sees strahlte weiter und hoffte, ein wenig davon an ihr Gegenüber übertragen zu können.
    "Na komm schon, lass die Zähnchen sehen! Das macht dich auch gleich viel schöner! Du weißt, dass ich nicht gehe, bevor du mitspielst!"

  10. Beiträge anzeigen #270
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Siedlung vor Burg Silbersee

    Wie angewurzelt stand Chala an Ort und Stelle und wollte ihren Augen und Ohren nicht trauen, was soeben geschehen war. Die junge Frau war singend und tanzend über den Platz geschwebt, als hätte der Wind sie getragen. Ihre klare, wohlklingende Stimme hatte die Geräusche des Tages übertönt, sie wie der schöne Anstrich einer Fassade übertüncht.
    Nicht nur die Aranisaani schien verwirrt, so auch der Händler, der sich verwundert die Mundwinkel rieb und die Frau, welche wohl nur zufällig vorübergekommen war und nun scheinbar ohne zu wissen, was sie gewollt hatte, sich umschaute.

    Was passiert hier bloß?, fragte sich Vered und starrte in das strahlende Gesicht dieser Vivi, die einen zugleich freudigen, als auch ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte - wohl um ihr Anliegen zu untermauern- welcher ihr ein absurd süßes Aussehen verlieh.
    Ganz langsam hob sich ein Mundwinkel der Verbitterten, was ein Funkeln in den Augen der Feengleichen hervorrief. Kurz darauf gesellte sich der zweite dazu und keinen Atemzug später brach die Dunkelhäutige in schallendes Lachen aus. Diejenigen, die von dem Gesang noch nicht verwirrt gewesen waren, schauten nun verdutzt die scheinbar ebenso verrückte Frau an, die vor lauter Lachen kaum mehr Luft bekam und der die Tränen in den Augen standen.
    Es tat gut loszulassen und den Ärger, die Trauer und die Unsicherheit in einem Anfall plötzlicher Heiterkeit mit einem guten Anteil Hysterie hinauszulachen.

    Minuten vergingen, ehe sich Chala wieder einkriegte. Die Hände in die schmerzenden Seiten gestemmt schaute sie die Verursacherin dieser Idiotie grinsend an.
    „Das war nötig“, meinte sie nur und nach kurzem Zögern fügte sie noch hinzu: „Mein Name ist Chala…wie war das noch mit dem Schwimmen im See?

  11. Beiträge anzeigen #271
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
    Registriert seit
    May 2014
    Ort
    Am Silbersee
    Beiträge
    71
     
    Geneviève ist offline

    Am Silbersee

    Ein breites Lächeln legte sich auf das Gesicht des Mädchens.
    "Na siehst du, geht doch! Und jetzt sag mir nicht, dass es dir jetzt schlechter geht als vorher!"
    Endlich war die Frau aufgetaut und hatte ihr mürrisches Verhalten fallen lassen - und darüber hinaus hatte sie auch ihren Namen verraten.
    "Chala also. Freut mich! Chala, etwa so wie 'Schalala la la, la la la' ", zweimal klatschen folgte, "Schalala la la, la la la", wieder zweimal klatschen, "Schalala la la, la la la", noch zwei Klatscher, "Wir geh'n jetzt schwimmen!"
    Nachdem sie den Jubelgesang fertig skandiert hatte, wurde sie doch langsam von so manchem argwöhnischen Blick getroffen, doch die Fee vom Silbersee machte sich daraus herzlich wenig.
    "Wie das war mit dem schwimmen, fragst du?"
    Sie warf sich an einer Stelle, an der etwas Stroh auf dem Boden lag, nieder und deutete Schwimmbewegungen an.
    "So war das. Nicht zu langsam, dann bleibst du oben."
    Eilfertig sprang sie wieder auf.
    "Folge mir!"

    Mit einem Lachen auf den Lippen eilte Geneviève voran, hinaus aus der Siedlung und hinab in Richtung des Seeufers.
    "Hallo Papa!", rief sie fröhlich, als sie am Wasser ankam. "Ich habe eine neue Freundin gefunden. Sie heißt Chala und würde auch gern mal in dich hinein kriechen."
    Auf eine Antwort wartete sie freilich nicht, wusste sie doch, dass ein altehrwürdiger See nicht zu sprechen pflegte - nicht auf normalem Wege jedenfalls, denn tiefe Wässer waren still (und umgekehrt). Stattdessen zog sie sich ihr Kleid vom Leib, legte es auf einen Stein und ließ ihre Flöte darauf zurück, um unverrichteter Dinge in das kalte Nass zu springen.
    "Du könntest das Wasser etwas kalt finden", rief sie noch, ohne sich zu vergewissern, ob Chala ihr wirklich gefolgt war, und tauchte in die frostigen Fluten.

  12. Beiträge anzeigen #272
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Am Silbersee

    Chala war der vorauseilenden Vivi gefolgt, welche den kürzesten Weg zum See genommen hatte. Neben dem allgemeinunangenehmen Geruch, der auf der Siedlung lag, erzeugt durch die Ansammlung vieler Menschen, wehte ihr ein Hauch von Waldluft um die Nase, der keine Erklärung fand.
    Am Ufer angekommen reihte die elfenartige Frau einen weiteren Punkt an die Liste Absonderlichkeiten an, die sie so ausmachten, nannte sie den Silbersee doch tatsächlich „Papa“, als sei ihr Beiname „Tochter vom Silbersee“ nicht nur einen Hinweis auf ihre Herkunft, sondern wörtlich gemeint gewesen. Mit leicht gerunzelter Stirn sah die dunkelhäutige Südländerin dabei zu, wie sich die lebhafte Fee ihres leichten Kleides entledigte und so, wie von der Natur erschaffen, ins eisige Wasser sprang, ohne sich allzu viel Zeit dabei zu lassen.
    Für den Moment, in dem Vered das ansehnliche Hinterteil ihrer neuen Freundin – wenn sie denn eine war, mied Chala doch eigentlich die Gesellschaft so wunderlicher Menschen – bewunderte, erinnerte sie sich daran, dass sie im letzten Winter auch schon im Silbersee gewesen war, um sich von einem üblen Kater zu erholen. Man mochte sagen, was man wollte, aber nichts bekämpfte die Nachwirkungen von Alkohol so gut, wie eiskaltes Wasser – außer noch mehr Alkohol.

    Da die Aranisaani nicht weiterhin nur zuschauen wollte, wie Vivi auf die Mitte des Sees zusteuerte, ließ sie ihren Beutel neben sich auf den Sand fallen und begann, die Schnüre ihrer Weste zu öffnen. Nach und nach entledigte sie sich ihrer Kleidung, die ebenfalls eine Wäsche vertragen konnte. Allerdings konnte dies warten, bis sie selbst wieder sauber war.
    Als auch Stophium und Lendenschurz sich zu ihrer übrigen Kleidung gesellten, lief sie nicht minder nackt als Vivi in den See. Der erste Kontakt jagte ihr einen Schauer durch den ganzen Körper und sie unterdrückte ein Keuchen, als das Taubheitsgefühl in ihren Zehen einsetzte.
    Nach nur einem Augenblick des Zögerns lief sie weiter in den See hinein, bis sie bis zur Hüfte im Wasser stand. Dann jedoch sprang sie hechtartig vor und tauchte ein. Es rauschte in ihren Ohren und ihr Kopf rauschte, als würde er reingewaschen von Zweifel, Bedauern und Zorn.

    Spritzend tauchte sie wieder auf, lachte laut und rieb sich das Gesicht, welches im kalten Wind brannte. Nahe bei ihr schwamm auch trieb auch Vivi, die sie mit diesen strahlenden Augen ansah, welche dem See selbst ähnelten.
    Chala spürte förmlich wie der Schmutz von ihr gewaschen wurde und mit ihm der Gram. Die Zukunft war es, die wichtig war, nicht die Vergangenheit, der sie nachhing und in der sie nur Enttäuschung fand.

  13. Beiträge anzeigen #273
    Abenteurer Avatar von Charn
    Registriert seit
    Sep 2015
    Ort
    auf der Straße
    Beiträge
    53
     
    Charn ist offline
    Er war nicht verrückt. Nein, war er nicht. Da ist etwas, etwas ist da. Hinter ihm.
    Charn hetzte panisch den Weg entlang, der aus dem Wald heraus nach Süden führte. Er spürte Zweige, die ihm ins Gesicht schlugen, kleine Äste, die er panisch mit den Händen wedelnd zur Seite schlug. Etwas war in diesem Wald! Etwas Dorniges im Unterholz streifte sein Bein und hinterließ einen Riss in einem Hosenbein. Etwas suchte ihn heim! Charn lief einfach weiter, weiter den Weg entlang. Bis er nur irgendwann diesem Wald entkommen war. Das Blätterdach endete jäh und ließ den Verfolgten unter freiem Himmel zurück. Den Tränen nahe fiel er auf die Knie. War er entkommen? Er wollte nicht zurück schauen.
    "Ich bin nicht verrückt. Da ist etwas. Der Wald."
    "Ist recht."
    Eine Stimme antwortete ihm. Er kannte sie. Immer noch japsend wollte er sich in die Höhe stemmen. Eine Hand packte ihn am Gürtel, nahm seinen Arm und schlang ihn um etwas, das sich bewegte. Es zog ihn vorwärts. Charn taumelte einen Schritt mit. Dann noch einen. Ehe er es sich versehen konnte hatte ihn die Gestalt schon in einen Trab gezogen. Charns Gedanken waren noch immer wie leergewischt. Er wusste, er war nicht verrückt. Da war wirklich etwas. Etwas im Wald, das ihn verfolgte. Oder war es der Wald selbst? Er wollte es der Gestalt erklären, die ihn schleifte, wollte ihr erklären, dass etwas im Wald hauste, das ihn heimsuchte. Die Gestalt brummte nur etwas unverständliches, das Charn bedeutete, sein Gerede doch lieber sein zu lassen.
    "Aber der Wald..."
    Die Hand, die seinen linken Arm festhielt, verdrehte ihm das Handgelenk und bedeutete ihm sehr klar, dass er einfach nur den Sabbel halten sollte. Charn schwieg. Er taumelte eine Weile lang einfach mit, die Augen geschlossen, während in seinem Kopf ein Schattenläufer einen Stepptanz aufführte. Sie hielten plötzlich an. Die Hand, die eben noch einen Arm gegriffen hatte, löste sich und packte ihn im Nacken. Er merkte, wie sich auch der Arm, der ihn am Gürtel genommen hatte, sich spannte. Dann gab es einen schnellen Ruck nach vorne und alles wurde furchtbar kalt. Charn stieß einen gellen Schrei aus, ruderte wild mit den Armen, durchbrach mit dem Kopf wieder die Wasseroberfläche und prustete Seewasser aus. Hustend torkelte er wieder an Land und sah die Gestalt böse an. Charon grinste schon, als hätte er nie einen besseren Tag gehabt...

  14. Beiträge anzeigen #274
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    "Ich bin nicht verrückt. Da ist etwas. Der Wald."
    Schien einleuchtend. Was viele Menschen bisher noch nicht begriffen hatten war ja, dass Edon auch nicht verrückt war, sondern schlichtweg andere Auffassungen davon hatte, wie er in seiner Existenz als geistig völlig gesundes Individuum auf gewisse Dinge zu reagieren hatte. Immerhin hatte er es noch nicht zum Kreuzzug erhoben, wegen eines Waldes komplett auszurasten, der, soweit war er sich sicher, nicht erst seit gestern da stand und -wenn nicht gerade einer der vielen teilzeitumnächtigten Baumkuschler anderes in Szene setzte- im Allgemeinen eher wenig Anstalten machte, friedliebende Einheimische auf ihrem Lebensweg mit mehr als einem vielleicht etwas unansehnlichen Holzgewirr zu belästigen. Ja, der Wald war da und sofern die fliegende Feuerechse nicht spontanen Stimmungsschwankungen anheimfiel würde der da auch noch eine Weile weiter stehen, das war selbst für chronischen Baumhasser erstmal wenig Anlass zur Verzweiflung. Charn hingegen schien ja quasi davon überzeugt, dass aus der Friede heuchelnden Blätterwand gleich eine der Unterwelt entflohener, auf flammenden Schattenläufern reitende Horde Dämonen hervorbrechen würde, die unschuldige Umstehende zerfleischen, kleine Kinder grillen und mit den Köpfen unbescholtener Jungfrauen kegeln würde.
    Vermutlich war es besser so, dass Charn mitten in der Nacht beschlossen hatte, neue Fluchtruten vor wildgewordenen Bäumen zu testen. Tagsüber wäre er vermutlich an irgendwen geraten, der für solche Anzeichen ausufernder Drogenexzesse nur allzu wenig Verständnis aufgebracht hätte. Edon war da selbstredend ein viel aufgeschlosseneres Gemüt, der jedem sein Recht einräumte, das eigene Stammhirn in so vielen Substanzen weichzukochen, wie man irgendmöglich noch in den eigenen Schädel pumpen konnte. Und er hatte noch obendrein eine passende Expertise parat, falls mal jemand akut eine kleine Auszeit von seinen eigenen Wahnvorstellungen brauchte. Er grinste feierlich als der prustende Charn wieder an Land getapst kam.
    "Kaum lässt man einen unbescholtenen Bürgern bei den bösen, bösen Waldläufern allein, schon trifft man ihn als seelischen Fußabtritt wieder. Hat dir deine Mutti denn nicht beiebracht, dass man nicht alles rauchen soll, von dem es heißt, es fördere die Verdauung?"

  15. Beiträge anzeigen #275
    Abenteurer Avatar von Charn
    Registriert seit
    Sep 2015
    Ort
    auf der Straße
    Beiträge
    53
     
    Charn ist offline
    Charn antwortete mit einem neuerlichen Husten. Er hatte sicher schon vorher gewusst, dass der Dieb diese Art von Humor haben würde, es aber bis zum gegebenen Zeitpunkt irgendwie geschafft, es zu verdrängen. Er wischte sich die klatschnassen Haare aus dem Gesicht und tastete die ebenso triefend nasse Kleidung ab, um nachzusehen, ob er irgendeine von seinen spärlichen Habseligkeiten verloren hatte. Pfeife war noch da, sein Geldbeutel war auch noch da und wog genau so wenig wie und je. Das kleine Beutelchen mit dem Sumpfkraut war auch noch an Ort und Stelle. Der Wanderer öffnete es und fuhr mit einem Finger hinein, ehe er den Inhalt seufzend dem Silbersee schenkte. Völlig durchnässt und ungenießbar geworden. Charon grinste bei dem Anblick hinterhältig und Charn zuckte nur unwillig mit den Schultern. Das Rauchen hatte er sich wohl erst nach ihrem letzten Treffen angewöhnt. Er ließ sich auf den Erdboden fallen und starrte auf den Silbersee. Sein Kopf erschien ihm so frei wie schon lange nicht mehr, nur ein kleiner, kleiner Teil in seinem Hinterkopf pochte noch ein bisschen. Er sah zum Wald hinüber. Er schauderte und drehte sich schnell wieder weg. Ob der Wald ihn wohl nicht leiden konnte? Charn schnaubte leise aus. Er war erst seit ein paar Wochen hier und machte sich schon Gedanken darüber, was der Wald als Wald wohl von ihm halten mochte. Vielleicht war die Sache mit der Insel, die Verrückte macht, doch nicht ganz so verrückt wie die Bewohner ebenjenen Insel.
    "Ich hätte nie auf diese Insel kommen sollen. Seit Wochen lauf ich durch das Fort, fasse hier mit an, helfe dort mit und habe das Gefühl, als würde ich verfolgt - vom Wald selbst! Ich kriege Kopfschmerzen zur unmöglichsten Zeit, ich habe Fieberträume, ich hab dieses Gefühl, als würde mich etwas beobachten. Manchmal fange ich an, Dinge zu sehen, die gar nicht da sind, ich glaube, Schatten würden sich bewegen und mich umzingeln. Ich wache mitten in der Nacht auf und merke, dass ich mich völlig zusammengekauert habe. Und das einzige, was da irgendwie zu helfen scheint..."
    Charn hielt seine Pfeife in die Höhe.
    "...ist Sumpfkraut. Ich versteh's nicht mehr. Ich verstehe die Welt -und den Wald- nicht mehr. Ich versteh mich selbst nicht mehr."

  16. Beiträge anzeigen #276
    Schwertmeister Avatar von Edon Mesotes
    Registriert seit
    Jan 2012
    Ort
    Im Mäander des illustren Irrsinns
    Beiträge
    855
     
    Edon Mesotes ist offline
    Edon warf einen kurzen Blick auf den dämonisch im Hintergrund aufragenden Wald und wäre vielleicht nur halb überrascht gewesen, wenn ein von spontaner Zersötrungswut getriebener Baum heftig mit den Ästen wackelnd aus jener grünen Wand herausgestürzt wäre, Charn auf einer Wurzel aufgespießt und ihn als abstruse Zweigdekoration fortan durch die Gegend getragen hätte. Das geschah nicht. Dieses durchtriebene Gehölz kleidete sich mit dem Deckmantel des Pazifismus unter dem schon so viele verkappte Mörder ihren schlußendlichen Sieg und den Kopf eines Unglücklichen davongetragen hatten. Oder aber es hatte in bester Waldesmanier einfach kein Interesse daran, unschuldige Seepassanten hinterhältig wegzumeucheln, mindestens deswegen, weil ein mordender Baum nur selten einen anständigen Prozess erhielt bevor ihn ein wütender Mob zur Grillbeihilfe für's nächste Dorffest wegholzte.
    "Ich wusste schon immer, dass ich gar nicht wissen will, was ein Baumkuschler sich früh morgens alles in den Tee schüttet."
    Der Dieb ließ sich neben Charn in den Dreck fallen und streckte sich auf dem Boden aus um die Sterne beobachten zu können.
    "Vielleicht lebt auch einfach nur eine riesige Kröte in einem Tunnel unter dem Bluttal und panscht ein paar zusätzliche Substanzen ins Grundwasser. Scheißegal, wir sind hier alle verrückt, da machen ein paar Paranoia dich nicht gleich zum Ausgegrenzten Grenzdebilen. Wie sagt man so schön: nur weil du paranid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind."

  17. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #277
    Schwertmeister Avatar von HerrBrom
    Registriert seit
    Apr 2014
    Ort
    Im dichtesten Nebel
    Beiträge
    842
     
    HerrBrom ist offline
    Da saß Brom nun in seiner dunklen Kammer. Ihm war schlecht. Nein, kotzübel. Doch das drücken in seinem Bauch und seiner Magengrube unterdrückte er nicht. Dennoch trank er weiter. Um ihn herum lagen Massen an Flaschen und Stummel von Sumpfkrautstängeln, gemeinsam mit einer beiseite gelegten Nadel, deren Schnur den Boden dunkelblau betröpfelte. Durch ein großes Fenster am anderen Ende des Raumes fiel dunkles Mondlicht herein. Der mittlerweile starke Drang des Diebes nach Alkohol und Drogen und zudem die immer heftiger werdenden Streitereien zwischen den baldigen Eltern... Trauer, Wut, Hass, Eifersucht,... Alles dies huschte dem Nordmarer durch seinen geschwächten und benebelten Kopf. Seit Wochen schon konnte er nichtmehr klar denken. Langsam erhob er sich, bevor er wackelig zur Tür taumelte. Diese bekam er nach einigen Versuchen auf, stolperte hindurch und schlug sie wieder zu. Dann schlich er auf das Geländer gestützt die Treppen herunter um die Taverne durch den leeren Schankraum zu verlassen. Draussen angekommen verlor er das erste mal den Halt und stürzte hart auf den Erdboden , wobei er sich jedoch schnell wieder aufrappelte. An die Aussenwand gestützt entfloh ihm ein kurzes Würgen, bevor ein plätschern ertönte. Das Nebelkind stieß sich ab von der Wand und versuchte wieder einige Schritte, als er immer schneller wurde und schlussendlich ein weiteres mal über den steinigen Boden schlitterte. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch gab er noch nicht auf. Ein paar mal versuchte er sich noch auf die Füße zu kommen, doch scheiterte er jämmerlich dabei. So drehte er sich irgendwann auf den Rücken. Sein Atem verlangsamte sich, gemeinsam mit seinem Herzschlag bis letzteres nurnoch in etwas längeren Abständen als dem einer Sekunde pochte.

    *klopfklopf*...............*Klopfklopf*...............*Klopfklopf*

    Was für einen Sinn macht das Leben wenn man eh irgendwann sterben sollte? Ein Leben existierte um weitere Leben zu bilden und um ein Zeichen auf der Welt zu setzen. Zeichen, die die Welt langsam dem Untergang näher brachten. Die Welt existierte also ebenfalls nur um zu sterben. Würde sie dann auch eine neue hinterlassen, welche dazu bestimmt war zu sterben? Warum das alles? Was taugte ein Leben, wenn es stehts im Tod endete?

    Ein weiteres Würgen, sowie ein Röcheln ertönte, bevor der Dieb den Kopf auf die Seite legte. Aus seinem Mund tropfte eine Mischung aus Blut und Erbrochenem. So lag er da noch eine ganze Weile, bis seine Wahrnehmung komplett schwand. Seine Gedanken knickten ein, gemeinsam mit seinem Körper. Doch ein leises Pochen blieb in der Finsternis zurück.

    *klopfklopf*...............*Klopfklopf*...............*Klopfklopf*

  18. Beiträge anzeigen #278
    Abenteurerin Avatar von Geneviève
    Registriert seit
    May 2014
    Ort
    Am Silbersee
    Beiträge
    71
     
    Geneviève ist offline

    Silbersee

    Still trieben die beiden dahin auf der glatten Oberfläche des eiskalten Sees und ließen die Sorgen der Welt von ihren Schultern abfallen. Nicht, dass es bei Geneviève allzu viele Sorgen gegeben hätte, die sie hätte abfallen lassen müssen - sie lebte prinzipiell möglichst Sorgenfrei, das machte das Leben angenehmer. Doch gerade Chala, ihre neue Freundin, schien durch das kleine Bad wie ausgewechselt.
    Langsam und spielerisch stieß sich die Tochter des Sees so im Wasser ab, dass sie langsam zu de Mitschwimmerin hinüber trieb, und hob einen Arm aus dem Wasser, um ihr auf die Nase zu stupsen.
    "Jetzt bist du gleich wieder viel hübscher! Nein, nicht wegen dem Dreck. Du lächelst!"

    Tatsächlich war dem Mädchen noch nie eine derartige Person untergekommen. Nicht, was das Innere betraf - die Menschen waren doch alle gleich, nur die Umstände vermochten ihre Neigungen in die eine oder andere Richtung zu bewegen - nein, diese spannende, irdene Hautfarbe war es, die Geneviève unheimlich spannend fand. In ihrem Leben hatte sie noch niemanden mit solch einer Haut gesehen.
    "Sag mal, Chala, wo wird man denn so hübsch und dunkel? Woher kommst du? Oder hast du einfach nur ganz viel Zeit in der Sonne verbracht? Ich werde da ja nie besonders braun."
    Während sie so dahin trieb, spürte sie doch langsam, dass ihre Glieder ein wenig taub wurden. Ihr Vater hatte wohl genug und wollte wieder seine winterliche Ruhe genießen.
    "Wir sollten wieder rausgehen. Wenn wir zu lang in Papas Schoß schwimmen, macht er uns müde und wir wachen erst irgendwann viel später an seinem Ufer wieder auf. Das ist mir schon ein paar mal passiert."
    Den Willen der Eltern musste man schließich respektieren, nicht wahr?

  19. Beiträge anzeigen #279
    Abenteurer Avatar von Charn
    Registriert seit
    Sep 2015
    Ort
    auf der Straße
    Beiträge
    53
     
    Charn ist offline
    "Schön, dass du Spaß dran hast zu, sehen, wie scheiße..."
    Ein lautes Krähen unterbrach den Heimatlosen. Charn spürte einen Luftzug und einen Wimpernschlag später saß wieder ein Rabe auf seiner Schulter und krächzte ihm ins Ohr. Charn schaute dem schwarz gefiederten Gesellen einen Moment lang misstrauisch an. War das derselbe Vogel, der ihn schon im Bluttal hinterher geflogen war? Er hielt dem Raben seine Hand hin und versuchte, ob er ihm nicht über das Gefieder streichen konnte. Der Rabe hackte ihm in den Finger, schlug mit den Flügeln, flatterte einen Moment über ihm und setzte sich dann auf Charns Kopf. Der lugte zu dem unverschämten Federvieh hoch und hätte ihn am liebsten eine gelangt. Wenn der Vogel nicht bereits bewiesen hätte, dass er genaue Vorstellungen davon hatte, wie sich Charn ihm gegenüber zu verhalten hatte und bereit war, jeden Fehltritt von ihm zu sühnen, ganz egal, welches Körperteil des Wanderers unter seinem Diktat zu büßen hatte. Charn machte einen unwirschen Laut und ließ die Schultern hängen. Jetzt stand sein Leben schon unter dem Oberkommando eines Vogels.
    "Ich hätte in Khorinis bleiben, die Tochter des Bürgermeisters verführen und mir von der Mitgift ein Fischerboot kaufen sollen."
    lamentierte Charn vor sich hin. Vielleicht wollte die Welt ihn für den Frevel büßen lassen, in einem Anflug von Größenwahn den Weg verlassen zu haben, den das Schicksal ihm vorgezeichnet hatte. Vielleicht wäre es seine Bestimmung gewesen, so lange auf der kleinen Insel im Osten zu hocken, bis ihm die Knochen faulten und das Fleisch ihm vom modrigen Skelett gammelte. Dabei glaubte er nicht mal an Schicksal, an Bestimmung oder an sonst einen vorgezeichneten Lauf der Welt.
    Gut so.
    "Was?"
    "Hä?"
    "Ich dachte du hättest was gesagt."
    Charon lag neben ihm Gras und beobachtete den Raben, der immer noch auf Charns Kopf thronte. Wahrscheinlich sah das Geflügel gerade aus wie ein Oberfeldherr, der die größte Luschenkompanie der versammelten Nation auf und ab schritt...

  20. Beiträge anzeigen #280
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Am Silbersee

    Aus der eiskalten Umarmung des Silbersees ließen sich Chala und Vivi treiben. Der Tag war schon weit vorangeschritten und die Winde, welche über die Oberfläche des Wassers strichen, ließen es kälter erscheinen, als es eigentlich war. Sanfter Schneefall hatte wieder eingesetzt und umso unwilliger sah die Dunkelhäutige der Tatsache entgegen, dass sie keine Kleidung zum Wechseln besaß, sobald sie Lederweste, Hose und Unterkleider gesäubert hatte. Doch sie war willens, der Kälte zu trotzen und dennoch nicht zu erkranken, auch wenn es ihr nicht gefallen mochte.
    Am Ufer angekommen begann sie, ihre Kleider zu waschen, während die redselige Frau bereits wieder ihr dünnes Kleid übergeworfen hatte.
    „Ich hatte schon immer so dunkle Haut“, antwortete Vered auf die Frage ihrer Gefährtin, „Alle haben das von dort, wo ich komme. Manche sind sogar noch dunkler, fast so dunkel wie die Nacht.“

    Mit energischen Bewegungen befreite sie ihre Hose von einem hartnäckigen Schmutzfleck. Worin bei Beliar hatte sie in den letzten Wochen gesessen?
    „Ich komme aus Aranisa, eine Insel im Süden von Argaan“, erklärte sie weiter. Wir haben dort viele Wälder, würde dir sicher gefallen.“
    Mit einem Blick auf den Fleck, der sich eher vergrößert zu haben schien, zuckte Chala nur mit den Schultern und legte das Stück zur Seite, um sich das nächste Stoffteil, ihr Stophium, zu nehmen.

    „Und was ist mit dir? Du hast selbst für die Menschen auf Argaan helle Haut und wirkst so anders, als die anderen.“
    Neugierig musterte die Aranisaani ihre neue Bekanntschaft, während eine Briese sie frösteln ließ. Wider besseren Wissens zog sie ihren Beutel heran, öffnete die Klappe und blickte in der Annahme, es würde nichts weiter als ihr Goldbeutel und ihr Trinkschlauch darin sein – Sumpfkraut hatte sie schon lange keines mehr gehabt. Überraschung machte sie auf ihrem Gesicht breit als sie einen grünen Stoff sah, den sie völlig vergessen hatte. Sie zog das Kleid, das sie vor einer halben Ewigkeit von einem Händlerkarren gestohlen hatte, hervor und inspizierte es. Für gut befunden warf sie es sich über, um wenigstens nicht völlig nackt in die Siedlung zurückkehren zu müssen.

Seite 14 von 21 « Erste ... 37101112131415161718 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide