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Den Sieg verschenken

  1. #1 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    Nicht so, wie man vielleicht meinen mag. Nicht in irgend einer Situation, in der man den Sack zumachen könnte, doch noch voll verkacken aus eigener Dummheit... Oder doch?
    Ich hatte letztens eine Unterhaltung mit einem Kumpel, der sich arg darüber aufregte, dass so ein dreister Mitspieler bei "Twilight Imperium 3" einfach *gasp* GEWONNEN hat. Weil er gerade eine Möglichkeit gesehen hat, um das Ding gegen alle Widerstände nach Hause zu fahren. Der Argumentationsfaden meines Kumpels dabei war, der Mitspieler hätte in dem Augenblick einfach nicht gewinnen , sondern dafür sorgen sollen, dass das Spiel weiter läuft, um dann am "Ende" sagen zu können "Ach ja, vor fünf Runden hätte ich übrigens gewinnen können, habe ich aber nicht". Ich kann ihn ein Stück weit verstehen, gerade bei so epischen Sachen wie "TI3" (obwohl ich die Scheiße nie wieder spielen werde, aber ja, lang isses). Da will man natürlich nicht, dass das so unspektakulär endet. Nach der "Ach ja, ich mach das, und das, und das, und hab meine zehn Punkte, gewonnen"-Geschichte. Aber andererseits... Herrgott, Spiele enden. Und wenn jemand den Sieg schon in der Hand hat, dann ist es doch bescheuert, ihn aus prinzipiellen Gründen wieder abzugeben. Wem nützt es denn, wenn man sich den Sieg "aufspart"? Wenn ich gewinne und mir dann jemand erzählt, dass er ja eigentlich hätte gewinnen können, es aber nicht getan hat, dann komm ich mir doch ziemlich dumm vor. Dann habe ich doch nicht gewonnen, weil ich der coolste und cleverste Typ am Tisch bin, sondern weil sich jemand anders entschieden hat, nicht zu gewinnen. Habe ich dann überhaupt gewonnen? Oder steht der Sieg ihm zu? Vice versa muss derjenige sich doch auch doof vorkommen, wenn er den Sieg schon in Griffweite hatte, letzten Endes aber - objektiv betrachtet - verliert, oder? Hatte ich vorhin gegen den Kumpel, der zweitere These vertritt. Wir spielten "Magestorm" und kurz vor Schluss deklamierte ich "Ich hab jetzt eigentlich gewonnen, aber ich geh jetzt einfach mal auf Angriffskurs, weil fuck it, ist ja langweilig sonst". Ergebnis: Ich habe krass verloren, weil ich im letzten Kampf ziemlich vernichtet wurde. Fühlte sich für mich ziemlich meh an. Ich habe nicht nachgefragt, wie's meinem Kumpel dabei ging, aber ich glaube nicht, dass er so thrilled war, dann aufgrund MEINER Entscheidung doch noch zu gewinnen.
    Ich möchte auf jeden Fall betonen, ich bin kein krass kompetitiver Spieler. Ich spiele nicht um zu gewinnen (jeder, der schon mal mit mir gespielt hat, müsste jetz in Gelächter ausbrechen, denn wenn DAS meine Motivation wäre, dann hätte ich schon längst frustriert aufgeben müssen, denn ich bin SCHEISSE in ALLEN Brettspielen), aber... Irgendwann geht die Sache halt zu Ende. Und dann sollte meiner Meinung nach auch der gewinnen, der es *ahem* verdient hat. Zustimmung? Widerspruch? Wie seht ihr das? Würdet ihr um "des Spaßes Willen" den Sieg verschenken? Falsche Frage, klar würde ich das. Würdet ihr das auf die oben beschriebene Art und Weise?
    Harbinger ist offline

  2. #2 Zitieren
    Deus Avatar von Filben
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    Dein Kumpel ist eine Heulsuse

    Klar geht es auch um den gemeinen Spaß. Da trägt jeder ne Verantwortung. Aber wenn der Aufbau nicht gerade 2h dauert und das Spiel dann in 15 Minuten beendet wird, ist einfach das Ziel erreicht. Die Leute wurden unterhalten, es gibt Gewinner und Verlierer. Das ist immer noch der Hauptsinn eines Spiels. Wettstreit. Erst danach kommt der soziale Faktor. Ohne Spielziel könnte man einfach Geldstücke auf einem Stück Pappe umherschubsen und dabei sein Bier zusammen schlürfen und die neuesten Damenmode-Trends bekaspern, die sich die Der-hat-einfach-so-gewonnen-!-Fraktion anziehen darf. Dann bräuchte man keine Gewinnregel, sondern stellt sich einen Timer auf 3h und packt ein, wenn der um ist.
    Filben ist offline

  3. #3 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    Zitat Zitat von Filben Beitrag anzeigen
    Dein Kumpel ist eine Heulsuse
    DAS steht eh außer Frage
    Klar geht es auch um den gemeinen Spaß. Da trägt jeder ne Verantwortung. Aber wenn der Aufbau nicht gerade 2h dauert und das Spiel dann in 15 Minuten beendet wird, ist einfach das Ziel erreicht. Die Leute wurden unterhalten, es gibt Gewinner und Verlierer. Das ist immer noch der Hauptsinn eines Spiels. Wettstreit. Erst danach kommt der soziale Faktor. Ohne Spielziel könnte man einfach Geldstücke auf einem Stück Pappe umherschubsen und dabei sein Bier zusammen schlürfen und die neuesten Damenmode-Trends bekaspern, die sich die Der-hat-einfach-so-gewonnen-!-Fraktion anziehen darf. Dann bräuchte man keine Gewinnregel, sondern stellt sich einen Timer auf 3h und packt ein, wenn der um ist.
    Wobei es Spiele gibt, die genau das machen Also einen Timer benutzen, um das Spielende abzupassen.
    Ich weiß nicht, ist wirklich "Wettstreit" der Hauptsinn? Was ist dann mit rein kooperativen Spielen? Da gibt es ja keinen Wettstreit zwischen den Spielern. Nicht, dass ich da ein großer Fan von bin, aber hey... Ich geh so weit mit dir Konform, dass Spaß, Unterhaltung wohl der Hauptsinn ist, aber da macht die soziale Komponente doch oft einen elementaren Teil von aus. Ist doch langweilig, wenn alle schweigend dasitzen und ihren Zug machen. What I'm sayin' is, kann man das so genau abgrenzen? Und von reinen Verhandlungsspielen will ich da gar nicht mal anfangen. Ich glaube, eine schweigsame Runde "Cosmic Encounter" ist ziemlich witzlos.
    Aber vielleicht meinst du das ja anders, oder? Dass die "außerspielerische" soziale Komponente nicht so wichtig ist?
    Harbinger ist offline

  4. #4 Zitieren
    Deus Avatar von Filben
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    Natürlich ist die soziale Komponente wichtig. Nur wenn es eine Rangfolge GÄBE und unbedingt benötigte, dann käme sie nach dem Wettstreit. Wenn es keinen Wettstreit gibt, spielbedingt durch Kooperation, dann rückt sie einfach nach und damit an erste Stelle. Natürlich kann man das Spiel auch nur als Anlass nehmen für eine Zusammenkunft. Aber das wäre gegenüber teilweise echt gut und liebevoll gestalteten Spielen gegenüber etwas zu "banal". Wenn man einen Grund braucht, reicht doch eben oft nur ein Bier. Und wenn das Spiel nicht von Grund auf als Kooperationsspiel kreiert wurde, dann natürlich mit dem Aspekt des Wettsreits. Weil... nun ja, ansonsten hätte man ja auch ein Koop-Spiel entwerfen können, wenn der Wettstreit nicht wichtig sei. Die zahlreichen kompetitiven Spiele sagen eben etwas anderes. Und Koop-Spiele kann man theoretisch auch alleine spielen... das ist in so fern wichtig, weil ich gerade sagen wollte, dass die soziale Komponente Bedingung für das Spiel ist. Und das zählt umso mehr bei wettstreitorientieren Spielen.

    Meine liebste Art zu spielen ist ja, sich auch in die Figuren und die Welt hineinzuversetzen und auch mal entsprechende Kommentare zu geben. Dass man vielleicht ein beschriebenes Szenario auch mal schauspielerisch kurz darstellt oder wenigstens mit Worten ausschmückt. Und das macht umso mehr Spaß, je "aktiver" oder "sozialer" die Runde/Leute. Aber deswegen würde ich es ja auf einer Rangliste auf Platz 2 und nicht 18 schieben.
    Filben ist offline

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