Redlef drehte sich zu dem weißhaarigen Mann um.
„Ich sprach von einer Verhandlung, noch nicht von dem Urteil. Darüber muss der Richter entscheiden, besser gesagt das Gericht. Es wird einen vorsitzenden Richter geben, zwei bürgerliche Beisitzer und noch jemanden aus dem Orden, vielleicht ein Priester. Wer die Beisitzer sind weiß ich nicht, ihre Zusammenstellung wechselt. Den Richter kenne ich nicht besonders gut. Habe ihn nur einmal gesehen, während der Verhandlung gegen Ritter Medin.
Wie er entscheidet oder ob er Euch einen letzten Willen gestattet, kann ich nicht sagen.“
Red hielt einen Moment inne. Er betrachtete Trilo, der Gefangen in der Zelle saß. Er machte den Anschein eines ganz normalen Mannes. Red hatte schon viele Menschen in den Zellen gesehen. Viele waren deutlich von ihrem unrühmlichen Leben gezeichnet, doch Trilo sah man die ihm vorgeworfenen Taten nicht an. Ein merkwürdiger Gedanke, dass er wohl in wenigen Tagen tot sein würde.
„Sollte kein anderer Henker berufen werden, dann fällt mir diese Aufgabe zu.“ Der Kerkermeister sah Trilo in die Augen. In ihnen war keine Angst zu sehen. Er war ein eigenartiger Mann. Oder Untoter. Wie auch immer. Nun, da sich alles dem Ende zu zuwenden schien, sah er den Delinquenten in einem anderen Licht. Es mochte vielleicht sogar alles stimmen, was ihm zur Last gelegt wurde, doch war er dennoch ein böser Mensch? Hätte er in brenzlichen Situationen anders reagieren können, anders handeln müssen. Er würde es wohl nie erfahren.

In einer langsamen Bewegung wandte Red Trilo den Rücken zu. Er musste dringend Noxus Zelle schließen. Da der Schwarzmagier dazu neigte, das Essgeschirr durch die Gegend zu werfen wartet er immer, bis er aufgegessen hatte um das Geschirr dann gleich wieder einzusammeln. Dann verschloss er die schwere Tür und löschte die überzähligen Lichter. Es wurde dunkel in dem feuchten Gang.
„Ich werde Euch auf dem Laufenden halten“, Red machte sich auf den Weg zum Treppenaufgang, „bis morgen.“