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    Abenteurer Avatar von Delvin Corgano
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Die Triton, Karavelle der Händlergilde

    Es war eine äußerst beschwerliche Überfahrt vom Herzogtum Rivellon zur subtropischen Insel Argaan im myrtanischen Königreich gewesen. Das Schiff war derart voll beladen, dass noch nicht mal genügend Platz für die Schlafstellen der Besatzung übrig war. Von den Schlafmöglichkeiten der übrigen Personen ganz zu schweigen. Die Ladung beinhaltete vor Allem erlesene Waren und diverse Rohstoffe, die auf Argaan offenbar nur schwer zu bekommen waren. Die Karavelle hatte aber auch Fässer voller Getreide geladen, mit deren Hilfe Delvin Corgano etwas brisantere Ware durch die Hafenstadt transportieren wollte.

    Delvin Corgano war die rechte Hand des Burggrafen von Verdistis und nicht nur ein erfahrener Geschäftsmann, sondern vermochte auch spezielle Probleme auf kreative Weise zu lösen. Nicht zuletzt verstand er sich im Schmuggel von Waffen und anderer heißer Ware, die man besser vor den Blicken der Stadtwache schützen sollte. Das war auch einer der Gründe, warum Delvin Corgano aus der Händlergilde ausgeschlossen wurde. Seinerzeit duldete man solche Geschäfte noch nicht, zumindest dann nicht, wenn sie öffentlich wurden. Mittlerweile akzeptierte man in den Reihen der Händlergilde noch ganz andere Fragwürdigkeiten, wenn das jeweilige Mitglied nur einflussreich und vermögend genug war.

    Umso ironischer war es, dass sich Delvin Corgano auf einer Karavelle der Händlergilde befand und zudem auch noch von einem ranghohen Buch- und Schriftführer eben jener Gemeinschaft begleitet wurde. Zu den übrigen Passagieren gehörten Athera und ihre kleine Einheit von jungen Soldaten. Obwohl Delvin Corgano über viele Jahre hinweg mit ihr zu tun hatte, weil sie das Anwesen des Grafen in Verdistis bewachte, wusste er nur sehr wenig über sie. Er wusste nur, dass Athera tief in der Schuld des Grafen zu stehen schien aber überdies auch zu den engsten seiner Vertrauten gehörte. Dass Maximus sie dann trotzdem im Herzogtum zurückgelassen hatte, hatte für Delvin Corgano nie einen Sinn ergeben. Aber möglicherweise war sie auch mit einer Aufgabe betraut gewesen, von der er keine Kenntnis hatte. Ebenfalls an Bord befand sich ein Mann mittleren Alters namens Eduard, der wohl viele Jahre für einen gewissen Sir Patrick als Kammerdiener gearbeitet hatte und nun in den Dienst des Grafen gestellt werden sollte.

    Während das Schiff durch eine unruhige See leicht ins Schwanken geriet, stand Delvin Corgano an der Reling und streckte sich. Die Nacht auf den harten Holzboden unter Deck hatte ihn nicht besonders gut getan. Er sehnte den Augenblick entgegen, an dem die kleine Insel endlich zu sehen war und überlegte schon, ob er etwas von dem guten Wein öffnen sollte, um besser schlafen zu können. "Wir hätten ein größeres Schiff nehmen sollen!" sagte Galbor, der Schiffer des Burggrafen, der gerade an Deck gekommen war. Er war zusammen mit einer Delegation der Händlergilde zurück ins Herzogtum gereicht, um Maximus' Befehle umzusetzen. "Ihr könnt froh sein, dass man Euch diese Karavelle überhaupt zur Verfügung gestellt hat. Wie ich hörte, hat die Händlergilde einige Schiffe verloren und kann so manche Handelsroute nicht mehr auslasten." erwiderte Delvin. Galbor hingegen zuckte nur den Schultern: "Das kann sein, keine Ahnung. Na ja, wir haben Glück, dass uns Markom begleiten wollte. Ohne ihn hätten wir das Schiff nie bekommen!"
    Geändert von Delvin Corgano (23.04.2024 um 09:21 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #362
    Abenteurer Avatar von Delvin Corgano
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    Die Triton, Karavelle der Händlergilde

    Aus dem Frachtraum hörte man dumpfe Schläge und die aufgeregten Rufe einiger Matrosen, die händeringend versuchten, die sich aus der Befestigung gelösten Fässer wieder an ihren vorgesehenen Platz zu bringen. Doch die unruhige See, die die Karavelle der Händlergilde unbarmherzig schaukeln ließ, machte das Unterfangen nicht nur schwer, sondern auch gefährlich.

    Delvin Corgano stand derweil auf dem Deck und schaute in die blaue Unendlichkeit. Er wusste, dass das Großreich Myrtana weit entfernt war. Doch dass die Überfahrt so lange und so beschwerlich sein würde, hatte er nicht erwartet. Er hoffte, sich nach seiner Ankunft auf Argaan wenigstens von der Reise erholen zu können und nicht gleich die ersten Aufträge des Grafen auszuführen hatte. Doch Delvin wusste, dass das reines Wunschdenken war. Sehr wahrscheinlich würde er noch am Hafen die ersten Anweisungen erhalten.

    "Wir sollten die Insel bald erreicht haben!" ertönte es aus dem Hintergrund. Delvin drehte den Kopf zur Seite und sah im Augenwinkel, wie Galbor auf ihn zulief. Galbor war der langjährige Schiffer des Grafen, der bereits irgendwann in den letzten Jahren nach Argaan befohlen wurde. Davor war er für den Warentransport von Caldera nach Rivellon verantwortlich, mit dem der Großhändler den weit überwiegenden Anteil seines Vermögens verdient hatte. Der Schiffer war also zweifellos fähig und zuverlässig, doch er passte nicht so recht in das Bild der hohen Bediensteten des Grafen. Er war schmierig und einfach gekleidet, während man Delvin Corgano für einen Angehörigen des niederen Adels halten könnte.

    Galbor stellte sich neben Delvin an die Reling und ließ sein Blick ebenfalls über das Meer schweifen. "Sagt mal, warum verlangt der Graf nach Euch?" fragte der Schiffer ohne von den Wellen abzulassen. Delvin lachte auf, hatte er doch bereits vermutet, dass Galbor keine Ahnung über die Umstände hatte. Doch die rechte Hand des Grafen musste sich eingestehen, dass sie den Grund selbst nicht kannte. Die Pergamente, die Delvin erhalten hatte, enthielten zwar viele Anweisungen aber ließen doch jedwede Begründung dafür vermissen.

    "Das werde ich Euch wohl kaum mitteilen." erwiderte Delvin. "Ich bin die rechte Hand des Grafen geworden, weil er sich uneingeschränkt auf mich verlassen kann. Ihr solltet Euch stattdessen fragen, warum man Euch den Grund nicht mitgeteilt hat." Galbor schüttelte mit dem Kopf: "Ihr wisst es also selbst nicht! Na ja... es muss äußerst wichtig sein, wenn er selbst nach dieser Athera verlangt hat." schlussfolgerte der Schiffer. Unbewusst nickte Delvin beiläufig mit dem Kopf. Die Schlussfolgerung des Schiffers war zutreffend.
    Geändert von Delvin Corgano (04.05.2024 um 16:07 Uhr)

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Vor der Westküste Argaans, auf Höhe des Orkwaldes

    Es war gegen Mitternacht gewesen, als Yared am Strand eingetroffen war. Der Paladin war müde vom langen Tag und dem zügigen und der Göttin sei Dank ereignislosen Marsch über die Stege gewesen, doch Larah hatte ihre Proa schon zum Aufbruch bereit gehalten und so hatten sie noch in der Nacht vom Strand abgelegt. Die schmalen Gischtkronen der seicht wogenden See hatten wie weiße taubehangene Spinnennetze im Mondlicht geglitzerten, während die Kiele des Ausliegerkanus über die ruhige See unter dem wolkenlosen Firmament glitten. Yared hatte nicht viel gesagt, sondern sich erschöpft in das zwischen Hauptrumpf und Auslieger gespannte Netz gelegt und eine Runde geschlafen.

    Die Gedanken der blonden Gortharerin glitten zurück zum Vortag.
    Mit ihren Speerwurfversuchen, während sie auf Yareds Ankunft gewartet hatte, war sie nicht sehr erfolgreich gewesen. Die Richtung stimmte so einigermaßen, doch meist reichte ihre Reichweite nicht aus und sie spürte, dass sie die Kraft, die sie in die Waffe legte, nicht mit ausreichender Wucht in ihr Ziel übertrug, wenn sie denn einmal fast traf. Es war ihr noch nicht gelungen, dass die abgeflachte Raute ihrer Speerspitze tief genug in den Sand eindrang, schon gar nicht auf ihre selbstgewählte Zieldistanz.
    Es stand fest: Sie konnte das, was Jodas ihr nur ein einziges Mal genauer vorgeführt hatte, nicht gut genug reproduzieren. Larah würde sich einen anderen Lehrmeister vor Ort suchen müssen, der ihr den Speerwurf nochmals detaillierter zeigen, erklären und beibringen konnte.

    Als vor den ersten Strahlen der Sonne die türkisblauen Streifen der Morgendämmerung den Horizont im Osten erklommen, öffnete Yared wieder die Augen. Larah hatte die Proa zunächst vom Landwind hinaus aufs Meer und dann durch die späte Nacht vor dem mäßigen Westwind draußen vor der steilen Südwestküste der Insel nach Norden laufen lassen. Mittlerweile waren nördlich von ihnen im fahlen Aufhellen der einsetzenden Dämmerung bereits die ersten Türme Stewarks in Sicht, während an Steuerbord die langen Schatten der Wipfel des Orkwaldes an ihnen vorbeiglitten.
    „Gut geschlafen?“, fragte sie den Kapitän, der sich erst verschlafen die Augen frei rieb und dann die Kehle mit einem Schluck aus seinem Wasserschlauch befeuchtete.
    „Durchaus“, antwortete er, „Wie weit sind wir?“
    „Demnächst erreichen wir Südstewark.“, brachte sie ihn auf den neuesten Stand ihres Reisefortschritts.
    „Möchtest du dich etwas ausruhen? Soll ich übernehmen?“, bot er an.
    „Gerne“, antwortete sie lächelnd.
    Yared nahm nochmals einen Schluck Frischwasser, dann erklomm er die Planken des Hauptrumpfes. Larah erhob sich leicht, machte ihm Platz und übergab ihm Ruder und die Leine des Krebsscherensegels.
    „Frühstück?“, fragte sie, die Hand bereits am Proviantbeutel, um sich selbst noch ein Stück Früchtebrot zu nehmen.
    „Gern“, gab nun er grinsend zurück.
    Larah stopfte sich noch einen Fetz des nahrhaften Brotes in die Backen, dann reichte sie ihm
    Der Kapitän nahm sie mit der Linken entgegen, während er gekonnt Leine und Ruder für einen Moment allein mit der Rechten auf Kurs hielt. Schweigsam kauten sie eine kurze Weile gemeinsam vor sich hin, während sie mit den Nüstern die erfrischende Brise der über Nacht abgekühlten Luft und mit dem Gaumen die fruchtige Süße von getrockneten und eingebackenen Feigen, Datteln, Apfelstücken und Sultaninen genossen.

    „Was ist jetzt mit Jarvo?“, fragte sie schließlich in die beinahe Stille, der Kaugeräusche, des an Leinen und Segel zerrenden Windes, des fernen Juchzen der Möwen und das Rauschen der Dünung hinein, „Du hattest vorhin nur gemeint, er komme nicht.“
    Yared schluckte den letzten Bissen herunter, bevor er antwortete: „Er wird über den Landweg nachkommen. Sie haben seinen Plan, sich alleine nach Khorinis abzusetzen, nicht durchgehen lassen und ihm ein Ehrengeleit aufgebrummt.“
    „Wie hat er es aufgenommen?“
    „Er war weniger begeistert, konnte sich aber schlecht wehren.“
    Jarvo wollte vermutlich niemanden vor den Kopf stoßen, dachte sich die Fischjägerin. Vielleicht hatte er sich auch überzeugen lassen, dass es in seinem zwar gebesserten, aber noch nicht wieder gänzlich hergestellten Zustand besser war, nicht allein zu reisen.
    „Wie viele?“
    „Keine Handvoll, aber mit ihm selbst wohl mindestens drei.“
    Larah nickte unmerklich. „Gut, die hätten wir auf meiner Proa trotzdem nicht mehr gut unterbringen können.“
    „Das dachte ich mir auch“, stimmte Yared ihr zu, “Ich habe mit ihm ausgemacht, dass jeden Abend ein Beiboot am Weststrand südlich von Thorniara warten wird, um sie zur Santorija zu bringen und wir erst ablegen, wenn sie eingetroffen sind. Mehr als ein paar Tage werden sie ja nicht brauchen und ich habe sowieso noch die ein oder andere Formalität in Thorniara zu erledigen, bevor wir Segel setzen können.“
    „Alles klar“, erklärte Larah das Thema für abgeschlossen. Sie nahm selbst noch einen letzten Bissen. Dann verstaute sie den wasserdichten Proviantbeutel wieder, stand auf, räkelte sich erst in ausgiebig, um die etwas steif gewordenen Glieder und zog sich dann ihrerseits Richtung Auslieger auf das Netz zurück, um sich etwas Schlaf zu gönnen, bevor die Sonne wirklich aufging.

    „Was ist eigentlich mit Käpt'n Gray und deinem Onkel Reagan?“, fragte sie noch, während sie es sich bequem machte. Die Frage war ihr seit ihrer überstürzten Abreise aus Silden mehrfach gekommen, doch bislang hatte sich kein Moment ergeben, sie zu stellen.
    „Cotton wurde die Maera überschrieben und eine größere Summe, die es ihm ermöglichen sollte, ihren Betrieb eigenständig aufrecht zu erhalten“, erläuterte Yared, den Blick auf die Küstenlinie gerichtet, „Meinem Onkel hingegen habe ich bereits seine stille Einlage zurückerstattet, bevor wir nach Silden aufgebrochen sind.“
    „Mmh Hm“, bestätigte sie nur schläfrig die Entgegennahme seiner Erklärung, dann war sie auch schon eingeschlafen.

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    Die Triton, Karavelle der Händlergilde

    Auf der Karavelle der Händlergilde wurden die letzten Vorbereitungen getroffen, bevor man in den Hafen von Thorniara einlief. In weiter Ferne konnte man erste Ausläufer der subtropischen Insel erkennen, die Delvin Corgano für das rivellonische Festland eintauschen musste.

    Auf der langen Überfahrt hatte Delvin nicht nur vom Schiffer des Grafen, sondern auch von Markom, einem Buch- und Schriftführer der Händlergilde, zahlreiche Details über Argaan und ihre Hauptstadt erfahren. Es stand zweifelsfrei fest, dass Thorniara keineswegs mit Verdistis vergleichbar war. Nach den Schilderungen zu urteilen waren selbst kleinere Städte des rivellonischen Festlandes weit wohlhabender, als die vom Orden besetzte Hafenstadt. Je mehr Delvin über die subtropische Insel erfuhr, desto weniger verstand er, warum sich der Graf dort niedergelassen hatte.

    "Habt Ihr Waffen und Rüstungen in die Fässer verladen?" wollte Delvin von einen der Soldaten wissen. In den Befehlen des Grafen war vermerkt, dass die hiesige Stadtwache strenge Kontrollen durchführen würde und das Tragen von Waffen und Rüstungen nur mit sogenannter Reichsbürgerurkunde gestattet sei. Eine Urkunde, die weder Delvin Corgano besaß, noch die bewaffneten Männer, die Athera unterstanden. Der in feinen Zwirn gekleidete Händler seufzte genervt, als der Soldat nicht auf seine Nachfrage reagierte. Gerade, als er sich über die Respektlosigkeit aufregen wollte, ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund. "Er ist Euch keine Antwort schuldig und das wisst Ihr. Wie es uns der Graf aufgetragen hat, befinden sich Waffen und Rüstungen in den Salzfässern." antwortete Athera, die ebenfalls in einfache Arbeiterkleidung gehüllt war.

    "Gut, gut!" erwiderte Delvin genervt. "Sorgt einfach dafür, dass sich eure Männer unauffällig verhalten! Ihr seid Arbeiter, die nur die Waren entladen und danach mit dem Schiff in die Heimat zurückfahren wollen." Doch nun ließ auch Athera jede Reaktion vermissen und lief stattdessen in Begleitung mit dem jungen Soldaten wieder unter Deck. Zurück blieb ein mit dem Kopf schüttelnder Händler. Delvin war froh, wenn er sich in Zukunft nicht mehr mit Athera auseinandersetzen musste. Die Frau erhielt ihre Befehle direkt vom Grafen, war ansonsten sehr unnahbar und starrsinnig. In all den Jahren hatte Delvin nur wenige Worte mit ihr gewechselt.

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    General Avatar von Yared
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    An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, Sund von Drakia

    Wie eine Flottille aus holunderblauen Schiffsrümpfen lagen die Wolken Seit an Seit in den goldenen Fluten der untergehenden Abendsonne. Die Kiellinien in glühendem Rot ballten sie sich zu sich umschwärmenden Archipelen zusammen. Scheinbar lauernd und unendlich träge riesigen Raubfischen gleich umkreisten sie sich, während ihre Ränder auszufransen begannen, wie ein Schwarm von Graugänsen, der sich von der Flotte löste und dem heraufziehenden Nachthimmel im Osten entgegenstrebte.
    Immer mehr Schwärme schienen sich aus dem Konvoi der Rümpfe zu lösen und erhoben sich getrieben von der von den Kielen auf die Rumpfflanken übergreifende orangenen Glut. Unterdessen leckten die Gezeiten der Nacht an den Stränden der Archipelen, prägten sanfte Wellen in die auseinanderstrebenden Schwärme. Dann kippte die Glut in das flammende Violett brennenden magischen Erzes, bevor sie sich vor den einfallenden Schatten der Nacht nach Westen aus der sich immer noch umkreisenden Flotte zurückzuziehen schien. Graue Schlieren blieben zurück, Ruinen, die der Nacht, die zwischen ihre verlassenen erkalteten Mauern einsickerte, Plätze und Gassen füllte, sie gleichsam in Besitz nahm und ihren Griff um ihr neues Territorium festigte, nicht wichen.

    Dort, wo die himmlische Flotte im Dunkel des Nachthimmels unterging, schlug sich die Santorija als kleiner goldener, standhafter Funke, scheinbar ein letzter Widerschein von Innos' immerwährendem Richtfeuer, der Finsternis trotzend ihre Bahn durch die Fluten.
    Die Maate des Quartiermeisters entzündeten die Laternen.
    Wenig später verließen sie die Küstenlinie der Insel Khorinis – nach wie vor in Sichtweite der hinter ihnen wie zum Abschiedsgruße aufglimmenden Leuchtfeuer von Drakia – in Richtung Südmeer.

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    Fischjägerin Avatar von Larah
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    An Bord der Santorija, Südmeer vor Gorthar

    Larah war zufrieden mit sich und der Welt, als die das Achterdeck der Santorija erklomm. Sie freute sich bereits darauf ihre Eltern und Geschwister nach all den Wintern wiederzusehen und hoffte, dass es ihnen gut ergangen war und sie sie gesund und wohlauf antreffen würde.
    Doch sie machte sich auch Sorgen um den Mann, der einsam hier oben Wache und das Schiff auf Kurs hielt.
    „Wie ich sehe, hast du die Rudergänger unter Deck geschickt?“, hielt sie sich nicht mit langen Vorreden auf.
    „Sie sollen sich eine Mütze Schlaf holen.“, versuchte Yared den Anschein zu wahren, „Die Überfahrt nach Gal Ran wird noch anstrengend genug werden.“
    Larah schnaubte.
    „Die Geschichte kannst du vielleicht Jofua und den andern erzählen, glaubwürdiger wird sie dadurch nicht. Du bist doch schon seit gestern so komisch drauf.“
    Die goldblonde Gortharerin stützte sich auf die Reling und sah hinaus auf die See. Der Schein der Schiffslaternen erleuchtete die Windsee und glitzerte auf den Spitzen der Wellenkrönchen.

  7. Beiträge anzeigen #367
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    An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, Südmeer vor Gorthar

    „Du hast es also bemerkt.“
    „Nicht nur ich. Auch Jarvo.“
    Yared verdrehte leicht die Augen. Hatte sein alter Freund Larah auf ihn angesetzt? Nicht, dass es das bedurft hatte. Vermutlich war sie tatsächlich von allein darauf gekommen.

    Der Kapitän und Paladin hatte den ganzen letzten Abend in Drakia über nach außen hin fröhlich am Tisch gesessen und mitgespielt. Innerlich jedoch war er sehr nachdenklich gewesen. Vielleicht hatte er auch deshalb zweimal sein Blatt überreizt und als Reaktion darauf aus Vorsicht anschließend noch weniger Spiele gemacht.
    Abschied lag in der Luft, Trennung von Gegebenheiten, die sich für lange Zeit als ewig bestehend angefühlt hatten, und er wusste noch nicht, was an neuem das alte ersetzen würde. Er blickte nicht pessimistisch in die Zukunft, aber er trauerte dem nach, was sich schon lange angekündigt und langsam, kaum merklich vollzogen hatte, ehe es nun in Ereignissen, wie Jarvos Rückzug offensichtlich wurde – und er blickte nicht unbeschwert in die Zukunft.
    Ein bisschen schien es ihm, als schwinde seine Verbindung zum Waldvolk ebenso, wie Jarvos Kraft. Lange hatten sie ihr Joch für ihr Volk getragen. Zu lang?
    Yared vermisste die neuen aufregenden Zeiten seiner Anfänge in Silden, er blickte wehmütig zurück auf all die Freunde, die er dort gefunden und dann über Jahre hinweg verloren hatte, einzelne durch Schicksalsschläge, viele auch nur einfach aus den Augen. Er hatte seinen Gott gefunden, aber nicht die Gemeinschaft, das Zuhause, die er einst gehabt hatte und nach denen er noch immer eine tiefe Sehnsucht in sich trug.
    Er war dankbar für die Mitglieder seiner Familie und seine Gefolgsleute, allen voran Donna und Kaldrin, die ihn auf seinem Weg begleiteten. Aber er wusste, dass auch sie irgendwann ihre eigenen Wege würden gehen müssen. Nichts blieb für immer.
    Die Admiralität in Vengard betrachtete ihn mit Argwohn, der Großmeister in Gotha kannte ihn nur aus den Akten, für den König war er ein Rädchen im Getriebe und für die Frauen und Männer unter seinem Kommando regelmäßig nur der Vorgesetzte.
    Innos hatte ihn zum Orden geführt, nicht der Orden zu Innos, und obwohl er nun bereits Als Paladin diente er seinem Gott, doch das reichte nicht.

    „Einst hatte ich den Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Anerkennung. Dann hatte ich den Wunsch nach Geborgenheit, nach Familie. Zuletzt hatte ich nur noch den Wunsch nach Gerechtigkeit und er war der einzige, der mir erfüllt wurde. Doch nun fühlt sich vieles leer an und mir gibt nur noch mein Glaube Hoffnung. Das reicht für ein sinnvolles Leben, aber ich will nicht nur Sinn. Ich lebe nur mit dem Verstand, nicht mit dem Herzen.“
    Larah dachte kurz einen Moment nach bevor sie in die Ruhe des gleichmäßigen Rauschens der Wellen meinte: „Manchmal muss man Abstand zum Abenteuer nehmen, in den Heimathafen zurückkehren, das Schiff erstmal ordentlich kalfatern, verproviantieren und ein neues Ziel finden, bevor man einen neuen Kurs setzt und wieder ausläuft.“

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    Provinzheld Avatar von Arvideon
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    An Bord der Santorija, Südmeer vor Gorthar – Das letzte Wort an Bord

    „Da hat die güldene wendige Ricke Recht, weiß der unwillige Vornehmer so manch notwendiger Kurskorrektur beizupflichten.“
    Arvideon grinste breit, als Yared und Larah für einen kurzen Moment überrascht waren.
    „Seit wann belauscht Ihr uns bereits, werter Magister?“, fragte die blonde Gortharerin, die ihr Lächeln sehr schnell wiedergefunden hatte.
    „Lang genug.“ Die goldenen Augen des kleinwüchsigen Wandermönches blitzten im Widerschein der Schiffslaternen.
    „Ihr strahlt eine neue tiefe Zufriedenheit aus, seit Ihr aus Stewark zurückgekehrt seid, Magister Arvideon – mehr noch als Larah, die sich auf ihre Heimat freut. Ich hatte noch keine Gelegenheit Euch deswegen zu fragen, aber wenn Ihr schon hier seid?“
    Der Sohn des Feuers zögerte nicht mit seiner Antwort: „Der bescheidene Verkünder jeder Art Neuigkeiten ist gerne bereit, eure Neugier zu stillen. Über Jahre lag er darnieder im Ungewissen, doch nun ist er erhoben worden, hat göttliches Gehör gefunden. Arvideon steht auf seine alten Tage wieder im Stand der Gnade und darf auf seine Zukunft hoffen.“

    Larah seufzte.
    „Jetzt hast du erfolgreich vom Thema abgelenkt, Yared.“
    Der Kapitän atmete irgendwo zwischen angestrengt und geschlagen ein.
    Der alte Gnom lächelte und hüpfte von der Rolle aufgeschossenen dicken Tauwerks, auf der er die ganze Zeit gesessen hatte, und bedeutete der Fischjägerin ihm zu folgen.
    „Kommt, holde Maid des guten Rates, nach reichhaltigen Ratschlägen sollte stets reichhaltig Kost folgen. Vielleicht findet sich noch Gebratenes in der Kombüse.“
    Über die Jahre hatte er gelernt, dass es wichtiger war, zuzuhören und die richtigen Fragen zu stellen, als sie mit der eigenen Weisheit – wie groß sie auch war – und Ratschlägen zu malträtieren. Doch manchmal war es noch viel wichtiger, dem anderen Zeit und Raum zum Denken zu geben.

  9. Beiträge anzeigen #369
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    An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, Südmeer vor Gorthar

    Der Kapitän stand allein am Ruder. Seine Gedanken schweiften.
    Auf Steuerbord tat sich das von abertausenden funkelnden Punkten gesprenkelte Dunkeltürkis des nächtlichen Firmaments auf, während sich auf Backbord die Sonne in glühendem Rot hinter dem Horizont gleiten ließ. Der abendliche Landwind frischte von Nordosten her auf. Beinahe mühelos glitt die Santorija vor ihm her, voran durch die sanfte Dünung der Wellen des gortharischen Schelfmeeres.

  10. Beiträge anzeigen #370
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    An Bord der Santorija, Korsar unter myrtanäischer Flagge, Südmeer vor Gorthar

    Der Kapitän hatte sich hingelegt, nachdem sie die Straße von Gorthar, die an ihrer engsten Stelle auch als Sund von Drakia – oder von der Ozeanographie unkundigen als ‚Fjord‘ – bezeichnet wurde, verlassen hatten. Er hatte Anweisung gegeben, ihn zu wecken, sobald die vorgelagerte Inselkette, der sogenannte Schweif von Gorthar, in Sicht kam.
    Kurz nachdem der Schiffsjunge ihn in seiner Kajüte informiert hatte, stand er auch schon wieder in seinem schwarzen Uniformrock, den Zweispitz leicht ins Gesicht gezogen, auf dem Achterdeck, übernahm selbst das Steuerrad vom Rudergänger und gab die Kommandos für die Halse. Wenig später hatten sie das Kap von Usa umrundet und die Santorija lief in die westlichen Ausläufer des Golfs von Lederon.
    Yared ließ einen neuen Kurs setzten, zu auf das, was sie hinter dem Horizont erwartete –auf ein neues Morgen.

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    Waldläufer Avatar von Ravia
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    An Bord der Joka La Maji

    Die salzige Meeresbriese peitschte ihr durchs Gesicht, tanzte wild mit ihren Strähnen, während Ravia am Bug der Joka la Maji stand. Die Segel des Piratenschiffes waren voll aufgebläht und das Holz unter ihren Füßen knarrte bei jedem Wellenschlag. Über ihr kreischten Möwen, und die Wellen reflektierten das Licht der Sonne, die sich bis zum Horizont erstreckten.
    Ihr Blick wanderte über Deck, sie musterte die bunt gemischte Crew aus rauen Gestalten, jede mit ihrer eigenen Geschichte. Der Kapitän, ein bärtiger Mann mit Glatze und so groß, dass sie sich ohne Weiteres hinter ihm verstecken hätte können, stand am Steuer und navigierte das Schiff mit sicherer Hand durch die unberechenbaren Gewässer. Neben ihm lehnte der Quartiermeister an der Reling, ein betagter Mann namens Naut, und redete eindringlich auf Kapitän Arus ein. Ob Naut sein richiger Name war, hatte sie nie in Erfahrung bringen können, für jemanden, der von Khorinis stammte, wirkte er sehr seltsam.

    An Bord herrschte entspannte Ruhe. Der Kurs war gesetzt, die Brise günstig und so überließen die Matrosen ihre Arbeit den Gezeiten. Eine unterschwellige Vorfreude lag in der Luft, strafte die entspannte Atmosphäre Lügen. Seit langem war es die erste Fahrt, nachdem ihre letzte Prise sie mehrere Wochen über Wasser – oder wohl eher Land – gehalten hatte. Bisher waren sie auch von Regen verschont geblieben und so gab es noch kein Bilgewasser zu schöpfen.
    Kalypso, die Katze des Kochs, welche wohl schon so alt war, dass sich hartnäckig das Gerücht hielt, das Tier sei untot und der Koch ein Schwarzmagier – dabei war Jabari so ein lieber Kerl! – räkelte sich in der Sonne. Vermutlich hätte sie selbst eine Ratte ignoriert, die genau vor ihrer Nase her huschte.
    Außerdem erzählten manche, dass er sie alle mit seinem Essen langsam zu willenlosen Sklaven machte, obwohl meist ein Lachen in Begleitung mitschwang. Denn wer es sich mit dem Koch verscherzte, hatte wahrlich nichts mehr zu lachen.

    Die Joka la Maji pflügte mühelos durch die Wellen, welche am Bug brachen. Ravia schaute hinab ins Wasser, der Blick in die Tiefe verborgen unter dem Schaum, der die Wogen krönte. In der Ferne erschien eine mächtige Flosse, reckte sich gen Himmel und krachte mit einem lauten Klatschen auf die Wasseroberfläche, welches im Geräusch des tosenden Windes nahezu stumm wirkte. Die Glattwale waren auf Wanderschaft. Sie würden an den Küsten Torgaans und Korshaans den Herbst und Winter verbringen bis es sie im Frühjahr zur Paarung weit in den Norden zog, entlang der vielfältigen Landstriche des Festlands.
    Eine Möwe landete auf der Bugnase und putzte sich das von einem Fischfang nasse Federkleid, wobei sie leise krächzte, als würde sie einfach das Leben genießen, freu und sorgenfrei, den Himmel und das Meer erobernd.

    Ravia breitete die Arme aus und lachte auf.
    „Eine Möwe müsste man sein“, giggelte sie und strich sich die vom Wind zerzausten Haare aus dem Gesicht.
    Sie waren warm von der spätsommerlichen Hitze und feucht vom Schweiß und dem aufspritzenden Wasser, was sie für einen Moment an Ort und Stelle band, ehe sie von der nächsten neckischen Böe wieder losgelöst wurden, ungebändigt und frei. Kalypso öffnete schläfrig die Augen, um zu sehen, woher der plötzliche Aufruhe rührte, doch schloss sie gleich wieder, als sie bemerkte, dass es nichts zu sehen gab, nur einen Überschwang an geheiltem Fernweh.
    „Hey Ravia!“, rief Pakko ihr zu, ein schlaksiger Matrose, dessen Gesicht sich trotz seiner Anstrengungen hartnäckig weigerte, ihm einen Bart zu schenken, „Die Neuen wollen lernen wie man beim Würfelspielen verliert.
    Ein breites Grinsen spaltete das jugendliche Gesicht und offenbarte die ungewöhnlich weißen Zähne des Torgaaners, wobei einer seiner Schneidezähne fehlte. Beim letzten Überfall wurde er hart im Gesicht getroffen, war aber außer der Lücke noch glimpflich davongekommen.

    Mit einem Grinsen auf den Lippen, welches dem von Pakko glich, schlenderte die junge Frau zu den drei Männern, die sich auf dem Deck niedergelassen hatten. Acht Becher standen vor ihnen, vier für die Würfel, vier für den Trunk. So früh nach Aufbruch zu einer neuen Fahrt war das Wasser noch gut und sie sparten sich den Rum.
    „Soso, die Jacks wollen also ihren Anteil verspielen, bevor wir überhaupt eine Prise erbeutet haben?“, amüsierte sie sich in gewohnt rapider Sprechart.
    „Wir heißen gar nicht-“
    „Ich weiß Jack, aber ich kann mir keine Namen merken, also seid ihr Jack und Jack“, unterbrach sie den älteren Kerl, der als Zimmermann bei ihnen angeheuert hatte.
    Diese Unhöflichkeit gefiel ihm offensichtlich nicht, insbesondere nicht, weil sie von einer jüngeren Frau kam, doch das kümmerte Ravia herzlich wenig.
    „Spielen wir normal oder mit den Totenkopfregeln? Ich mag die Totenkopfregeln, ist sicherer für Neulinge, weißt du, Pakko?“, plapperte die Piratin munter drauf los und setzte sich schließlich zu ihren Kameraden.
    „Lass uns normal spielen“, schlug der Torgaaner vor und verteilte die Becher.
    „Ooooohhh, na gut, aber nur, bis die beiden Jacks die Regeln kapiert haben, ja? Es macht mehr Spaß, wenn es wahrscheinlicher ist, dass jemand nicht lügt!“
    „Was ist denn der Unterschied zwischen normal und Totenkopf?“, fragte der andere der beiden Neulinge, Fassbinder von Beruf.
    „Zerbrich dir dein hübsches Köpfchen nicht darüber, Jack. Pakko erklärt euch gleich die Regeln und selbst der betrunkenste Pirat könnte noch mitspielen. So einfach ist das Spiel!“, beruhigte sie den jungen Kerl mit einer Flut an Worten.

    Die Gesichter der beiden versprühten nicht gerade Begeisterung, seit Ravia zu ihnen gestoßen war, doch das kümmerte sie herzlich wenig. Viel mehr interessierte sie, was für Eigenheiten die beiden hatten. Wie der alte Jack seine Nase rümpfte, wenn sie ihm in die Augen schaute, oder der jüngere Jack Probleme hatte ihr zu folgen, wenn sie wie üblich sprach.
    Pakkos Mundwinkel hoben sich wissend, während er einen der Würfelbecher zu sich zog.
    „Also dann, die Regeln sind ganz einfach. Wir würfeln einer nach dem andern, linkerhand geht’s rum. Wer dran ist, schaut sich seinen Wurf an und sagt, wie viele Würfel die gleiche Anzahl Augen haben, also zum Beispiel drei vieren oder sowas. Dann ist der nächste dran und muss entscheiden, ob er dem andern glauben tut oder versuchen will was Besseres zu würfeln. Das müsste dann mindesten drei fünfen sein, soweit klar?“
    Die beiden nickten zustimmend.
    „Gut, Punkt ist, dass ihr nich‘ ehrlich sein müsst, aber wenn ihr beim Lügen erwischt werdet, dann gebt ihr einen Würfel ab. Der letzte, der noch einen Würfel hat, gewinnt“, führte der Matrose die Erklärung zu Ende und lächelte während er begann seinen Becher zu schütteln.
    „Was setzt ihr Grünohren?“
    „Setzen?“, fragte der jünger Jack.
    „Na sicher“, schaltete sich Ravia wieder ein, „Ohne macht es doch gar keinen Spaß!“
    Sie lächelte ihn zuckersüß an und zog aus einem kleinen Beutel an ihrem Gürtel fünf Kupfermünzen.
    „Ich fang heute mal klein an, Pakko“, meinte sie und schmiss das Geld in die Mitte.
    „Oho, vorsichtig, was?“
    „Die Wellen haben mir verraten, dass ich heute lieber nicht aufs Ganze gehen sollte“, gab sie zurück und lehnte sich entspannt zurück.
    Die beiden Jacks teilten einen unschlüssigen Blick, zuckten dann jedoch mit den Schultern und kramten ebenfalls ein wenig Kupfer hervor und warfen es zu denen von Ravia. Pakko fügte seine noch hinzu und knallte dann den Becker mit der Öffnung nach unten aufs Deck.

    „Oh, ich hab ein gutes Gefühl!“, rieb er sich die Hände und linste unter seinen Becher.
    Sein Grinsen wurde breiter und er schaute triumphierend in die Runde.
    „Vier Fünfen!“, verkündete er und sah sich wohl schon die Münzen einstreichen.
    „Niemals!“, rief Ravia laut.
    „Hey, du bist noch nicht dran, bist du nicht!“, gab er lautstark zurück und schaute herausfordernd den jüngeren Jack an, der zu seiner Linken saß.
    „Also, lüge ich oder glaubst du mir und versuchst höher zu würfeln, eh?“
    „Ich…glaube dir.“
    Verunsicherung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, als er seinen Becher nahm und würfelte. Beinahe wäre einer ausgebüxt, doch er drückte schnell genug nach unten, um ihn nicht entkommen zu lassen.
    „Ha, gute Reaktion, Jack!“
    Vorsichtig lugte er unter den Becher, hielt inne und schien zu überlegen.
    „Ooohhh, das muss schneller gehen, Jack. So sieht doch jeder, dass du zu wenig gewürfelt hast und nun darüber nachdenkst, was du sagen musst, damit du Pakko ausstichst“, beschwerte sich Ravia über den schlechten Spielzug.
    „Ähm…vier sechsen“, murmelte der Jungspund und lief sogar leicht rot an.
    Das war doch viel zu einfach! Doch leider war der andere Jack vor ihr am Zug und so schaute sie zu ihm. Sein Gesicht war kontrollierter, als das vom Fassbinder, doch dass er zögerte die Aussage anzuzweifeln, nervte die Blonde tierisch.
    „Na los!“
    „Hetz mich nicht, Mädchen!“, raunzte er sie an.
    „Mädchen?“, fragte sie mit süßlichem Unterton.
    Skeptisch schaute er sie von oben bis unten an, rümpfte wieder die Nase und blickte erneut auf seine Würfel. Scheinbar wollte er auf eine Antwort verzichten. Fein, dann würde sie ihn zuerst um seinen Einsatz bringen.

    „Ich sage du lügst“, entschied sich der ältere Jack schließlich und schaute den jüngeren an.
    „Erwischt“, lachte der Fassbinder nervös und zeigte seinen Wurf. Nicht einmal ein Paar hatte er.
    „Dann legst du jetzt einen Würfel beiseite und fängst die nächste Runde an“, nahm Pakko erneut die Rolle des Spielleiters ein.
    „Alles klar, verstanden.“
    Das Spiel fing gerade erst an, doch Ravia war bereits völlig entschlossen, dass sie diesen beiden zeigen würde, wie die Dinge an Bord liefen. Mädchen ließ sie sich nicht ohne Weiteres nennen, schon gar nicht herablassend wie es der Zimmermann getan hatte.

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    Mit seinen verbliebenen vier Würfeln schüttelte der junge Jack seinen Becher und drückte ihn auf den Boden. Vorsichtig linste er darunter. Ravia bohrte ihre Augen in sein Gesicht. Seine Brauen zogen sich zu einem finsteren Bogen zusammen, die Lippen presste er zu einem schmalen Strich. Die Pupillen schienen sich zu funkelnden Kohlen zu verengen.
    „Zwei Dreien“, verkündete er und schaute angespannt zu seinem linken Sitznachbarn.
    Der alte Jack nahm, ohne zu zögern, seinen eigenen Becher und steuerte seinen ersten Wurf der Runde bei. Sein fliehendes Haar am Hinterkopf glänzte vom Schweiß, hervorgerufen von der tropischen Hitze, die im südlichen Meer mehrere Monde lang im Jahr anhielt. Er presste die Zähne aufeinander, sorgte dafür, dass seine Kiefermuskulatur hervortrat, die unter einem rauen Stoppelbett verborgen lagen. Ein flüchtiger Blick in die Richtung der jungen Frau, bevor er schließlich sprach.
    „Zwei Fünfen.“
    „Du lügst“, klagte Ravia an, ohne den Bruchteil einer Sekunde abzuwarten.
    Pakko konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als sich die Augen des Zimmermanns weiteten.

    Zögerlich hob er seinen Becher hoch und offenbarte drei Dreien und einige einzelne Augen.
    „He! Du hättest auch drei Dreien sagen können“, wies der dunkelhäutige Matrose ihn auf seinen Fehler hin, „Ist größer als zwei Dreien, kueleweka?“
    „Ah, ich dachte es muss die nächsthöhere Zahl sein“, lachte der ältere Neuling etwas verlegen.
    „Mbaya yangu, meine Schuld“, räumte Pakko ein. Von mir aus kannste den Würfel behalten. Ravia?“, gab er sein Angebot an die Blonde weiter, damit sie es absegnete.
    Ein zuckersüßes Lächeln auf den Lippen nickte sie gönnerhaft.
    „Na klar, wenn der alte Jack hier die Regeln noch nicht kannte, ist es verständlich, wenn man Fehler macht und wir sind ja keine Unmenschen, nicht wahr Pakko? Dann mache ich mal weiter.“
    Dem Zimmermann schien ihre Art gar nicht zu gefallen, doch konnte er nichts dagegen tun, wenn sie ihm schon so entgegenkam. Sie selbst machte sich keine Sorgen, denn es wäre nicht die letzte Gelegenheit gewesen, ihn um seine Würfel und seinen Einsatz zu bringen.

    Lässig in einer Hand ließ sie den Becher kreisen, Öffnung nach oben, indem sie ihr Handgelenk rotierte. Das harte Leder knallte aufs Deck und sie schaute mit einem fast gelangweilten Gesicht darunter. Drei Vieren und zwei Zweien. Gar nicht schlecht.
    „Eine Sechs.“
    „Huh, scheint, als hätten die Wellen rechtgehabt, was?“, neckte Pakko sie und zwinkerte ihr zu, „Ach so, noch was! Selbst, wenn ich jetzt zwei Einsen werfe, ist es besser als Ravias Sechs.“
    Die beiden Jacks nickten und der Matrose würfelte.
    „Na also!“, rief er, „Drei Vieren!“
    Als langjähriges Mitglied der Mannschaft kannten die beiden Piraten sich gut und vermutlich wusste er, dass sie ihn durchschaut hatte. Doch für den Moment hielt sie sich zurück, fokussierte sich darauf zu erkennen, wann die beiden Neulinge logen, wie sie sich verhielten, wenn sie einen guten Wurf hatten oder wie lange sie brauchten, um zu entscheiden, was sie tun sollten.

    Im Fluss des Spiels wurde immer offensichtlicher, wie die oberflächlichen Charaktere der beiden Handwerker arbeiteten. Fassbinder Jack war von Natur aus nervös, tendierte dazu, lieber die Wahrheit zu sagen und zögerte einen bedeutenden Moment, ehe er sich zu einer Lüge durchringen konnte. Vermutlich wurde er als Bengel von seinem Vater verprügelt, wenn er ihn beim Lügen erwischt hatte. Oder die Mutter war streng innosgläubig und hatte ihm das Dogma mit der Milch in den Rachen gespült. Der tatsächliche Grund war unwichtig, doch Ravia mochte es sich Geschichten zu überlegen, wie es zu dem ein oder anderen Charakterzug gekommen war. Auf diese Weise konnte sie es sich auch besser merken, eine Erinnerungsstütze, denn man sah sich bekanntlich immer zweimal im Leben.
    Ob das wohl auch für sie und ihre leiblichen Eltern galt?
    Hör auf, du dummes Stück! Arus und die Crew sind deine Familie, ermahnte sie sich harsch selbst und konzentrierte sich wieder auf das Spiel vor ihr.
    Der alte Jack war wieder an der Reihe.

    „Vier Fünfen“, gab er seinen Wurf bekannt.
    Seine Gesichtszüge waren weniger angespannt, der Kiefer lose. Wortlos begann Ravia ihren Becher zu schütteln, diesmal mit beiden Händen, wobei sie die ganze Zeit in die Augen des Zimmermanns blickte. Hässliche Dinger, wässrig und blau, als hätte er eben noch seiner Familie hinterhergejammert, die er verlassen hatte, um das abenteuerliche Leben eines Piraten anzutreten. Ruhm und Reichtum in Aussicht, dem tristen Alltag in der Werkstatt hinter sich lassend.
    „Vier Sechsen“, sagte sie, ohne auch nur auf das Ergebnis ihres Wurfs zu schauen.
    Die Augen des älteren Jacks quollen hervor, als er Zeuge ihrer Dreistigkeit wurde. Sie lächelte ihn leicht an.
    „Unajua im ijayo haki, Rav?“, fragte Pakko auf torgaanisch.
    Seine Stimme verriet, dass er verunsichert war.
    „Bila shaka“, gab sie akzentfrei zurück.
    „Hey!“, begehrte der Zimmermann mit zittriger Stimme auf, „Ihr verbündet euch doch nicht gegen uns, oder?“
    „Verbünden? Bei diesem Spiel gibt es keine Verbündeten. Pakko hier hat lediglich gefragt, ob mir bewusst ist, dass er nach mir dran ist und nicht du“, klärte sie ihn auf, „Von mir aus kann er mich eine Lügnerin nennen. Die Frage ist, bin ich eine?“
    Ein herausforderndes Grinsen formte sich auf ihrem Gesicht und sie wandte sich zu Pakko. Wie würde er sich entscheiden? Das Glück war ihr heute fremdgeblieben, doch was, wenn sie dieses Mal dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen hatte? Wie großartig wäre es, wenn sich tatsächlich vier Sechsen unter dem Becher verbargen?

    „Uongo“, entschied er sich dafür, sie der Lüge zu bezichtigen.
    Gespannt hob sie den Becher an und-
    „Tja, da hatte ich wohl schon wieder Pech“, verkündete sie und man spürte merklich, wie die Anspannung von den drei Männern abfiel, „Macht euch mal locker. Das hier soll Spaß machen und da gehört ein wenig Risiko dazu!“, lachte sie und offenbarte auch ihnen ihren Wurf.
    „Das kann doch nicht-“
    „Bei Innos!“
    „Du bist völlig mambo, Schwester“, lachte Pakko laut auf, „fünf Fünfen!“, schrie er vor Lachen und hämmerte mit der Faust auf seinen Oberschenkel.
    Die Ironie war wirklich zum Schreien. Doch statt frustriert oder wütend zu sein, grinste Ravia einfach nur und sammelte ihre übrigen vier Würfel ein. Was hätte es für einen Sinn sich über eine vergeudete Chance aufzuregen, die sie freiwillig aus ihren Händen gegeben hatte? Vergangenes war eben das, vergangen, und so konzentrierte sie sich auf das, was vor ihr lag: Ein Sieg auf ganzer Linie.

    Je länger das Spiel sich hinzog – der junge Jack hätte längst keinen einzigen Würfel mehr, wenn die Blonde neben ihm säße – desto klarer wurde, dass der Zimmermann unverschämtes Glück hatte oder aber doch besser seine Emotionen und Reaktionen zu kontrollieren wusste, als die Piratin ihm zugestanden hatte. Jedes Mal, wenn er am Zug war, schien er den vorherigen Wurf zu überbieten und seine Körpersprache strafte ihn nicht der Lüge, weshalb auch Ravia sich mit einer Anschuldigung zurückhielt. Das hatte zur Folge, dass sie immer häufiger verbergen musste, wie ihr Ergebnis aussah und dummerweise war Pakko nach ihr am Zug, der Einzige, der sie tatsächlich aus dieser Runde kannte. Allerdings galt das auch andersherum und so spielte sie damit, dass er glaubte zu wissen, wann sie log und wann sie tatsächlich einen guten Wurf erzielt hatte. Doch so wie sie, nahm auch er es mit Humor und lachte, wenn er sich verschätzte. Immerhin musste er sich nur wenig Sorgen um seinen Nebenmann machen, der bisher kaum eine Lüge angeklagt hatte.

    Nur mehr drei Würfel unter ihrem Becher, hob Ravia ihn an und schaute auf einen ziemlich kläglichen Wurf.
    „Zwei Zweien“, verkündete sie mehr, als sie hatte, aber wenig genug, um es leicht schlagbar zu machen.
    Der Torgaaner schaute sie intensiv an, schien nach irgendwelchen Regungen in ihrem Gesicht zu schauen. Langsam formten sich die Lippen der Blonden zu einem Kreis, dann spitzte sie sie und warf ihm mit der rechten Hand einen Kuss zu. Ein dümmliches Grinsen ersetzte seine angestrengte Miene und er zuckte mit den Schultern, ehe er seinen eigenen Becher nahm und ihn schüttelte.
    „Unaweza kuwa na mzunguko“, witzelte er und blickte sein volles Würfelset an, was sein Grinsen nur verbreiterte.
    Innerlich stöhnte die Spielerin auf. Es war so offensichtlich, aber auch kein Wunder, denn es hatte bereits viele Runden auf diese Weise geklappt. Immer war der junge Jack auf die gespielte Selbstsicherheit des Matrosen hereingefallen.

    „Drei Vieren“, gab Pakko an und lehnte sich entspannt zurück.
    Er griff nach seinem Wasserbecher und wartete auf das Unvermeidliche.
    „Du lügst.“
    Stille legte sich für einen Moment über die vier Würfelspieler, ehe ein dreckiges Lachen sie durchbrauch. Ravia krümmte sich und hielt sich den Bauch.
    „Da hast du-“, sie japste nach Luft, „dich aber ganz schön-“, weiteres Gelächter, was ihren ganzen Körper durchschüttelte, „verkalkuliert, Pakko!“, brachte sie ihren Satz endlich zu Ende.
    Der Fassbinder hatte nur noch zwei Würfel übrig. Er konnte also unmöglich das genannte Ergebnis vom Torgaaner schlagen, weshalb der einzig logische Zug war, eine Lüge anzuklagen, selbst wenn es keine war. Immerhin hatte man so die Chance, keinen Würfel abgeben zu müssen. Scheinbar war der junge Kerl im Intelligenzsektor doch nicht völlig ohne Besitzanateile in die Welt ausgezogen.
    „Balaa!“, fluchte er, als er seinen eigenen Fehler bemerkte und offenbarte, dass er gelogen hatte.
    Der jüngere Jack staunte, dass er richtig gelegen hatte.
    „Merk dir das gut, Jacky, Pakko verarscht dich schon die ganze Zeit und du bist entweder nicht aufmerksam genug, hast Angst, dass er sauer wird, wenn du ihn erwischt oder bist einfach zu weit entfernt vom Ufer der Intelligenz gestrandet, als dass du es bemerkt hast. Wenn du hier ‘ne Weile bei uns bleiben willst, solltest du dir ein paar Eier wachsen lassen“, schrubbte Ravia ihm den Kopf.
    Der junge Mann lief rot an und nickte schließlich, ehe er sich an seinen nächsten Wurf machte.
    „Hey Pakko! Leg gefälligst einen deiner Würfel weg!“, herrschte die Blonde plötzlich ihren Freund bissig an.
    „Erwischt“, grinste er unverfroren und schob einen der Würfel zur Seite.

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    Entsprechend der Sonne, die langsam und stetig über den spätsommerlichen Himmel gekrochen war, dauerte das Spiel bereits einige Zeit an und tatsächlich kam langsam ein Ende in Sicht. Pakko hatte noch drei Würfel übrig, wobei er die meisten hatte. Der junge Jack war bereits ausgeschieden und sowohl Ravia, als auch der alte Jack hatten noch jeweils zwei Würfel. Doch für die Piratin gab es keinen Grund zur Sorge. Selbst wenn sie verlor, hatte sie die beiden neuen Crewmitglieder kennenlernen können und ein paar Kupferstücke war es allemal wert. Zwar hatte sie sich insbesondere beim Zimmermann unbeliebt gemacht, aber es lag nicht in ihrer Macht zu beeinflussen, wie er mit Frauen wie ihr zurechtkam.
    Doch trotz dieser Einstellung und Erkenntnis, war ihr Ehrgeiz zu gewinnen nicht verschwunden, brannte wie eh und je in ihrer Brust und kribbelte ihr in den Fingern, wann immer sie den Becher nahm, wenn sie am Zug war.
    „Zwei Dreien“, verkündete Pakko und spielte mit dem Boden seines Bechers, indem er den Finger über den Rand kreisen ließ.

    Seine Körperhaltung war gelassen, und es war unmöglich zu sagen, ob er log oder tatsächlich hatte, was er behauptete. Für ihn hatte sich das Spiel geändert, seit sein direkter Gegner ausgeschieden war und er versuchte nun so undurchsichtig wie möglich zu sein. Im Verlauf einer Partie lernte man seine Mitspieler einzuschätzen, unabhängig davon wie beschränkt man war. Eine Sache der Gewohnheit oder ein Instinkt wie bei einem Tier sorgten ungewollt dafür. Gleiches galt aber auch für die Eigenheiten die jeder besaß. Die meisten Menschen waren sich ihnen gar nicht richtig bewusst und auch, wenn man sich selbst gut kannte, war es nicht einfach Gewohnheiten abzulegen oder gar zu seinem Vorteil zu nutzen. Ravia war gut darin, aber längst keine Meisterin. Pakko war eine natürliche Frohnatur, der seine Freude über gute Würfe oder das erfolgreiche Enttarnen einer Lüge nur schwer verbergen konnte, selbst wenn er sich alle Mühe gab. Der alte Jack hingegen schaute einfach brummig drein und hatte zudem unverschämtes Glück. Bei ihm waren es die kleinen Änderungen im Gesicht und wie er den Becher losließ, nachdem er drunter geschaut hatte, die Hinweise darauf gaben, ob er gut oder schlecht gewürfelt hatte – meistens erstaunlich gut.

    „Zwei Vieren“, gab der Zimmermann bekannt und vermied den Blickkontakt mit der jungen Frau, die ihn unverhohlen anstarrte.
    Ein leichtes Lächeln spielte um ihre Lippen und sie strich sich einige im Wind tanzende Strähnen hinters Ohr.
    „Sag mal, Jack, hast du Familie? Du kamst auf Korshaan zu uns an Bord, richtig? Siehst aber gar nicht aus, wie die Leute von dort. Da frage ich mich, ob du in Sender gelebt hast und wenn ja, weshalb. Ein Zimmermann findet doch sicher auch im großen myrtanischen Reich Arbeit, oder nicht?“, begann Ravia ein scheinbar unverfängliches Gespräch.
    Endlich schaute er sie an, die Stirn in Falten gelegt, die Lippen geschürzt.
    „Was hat das mit dem Spiel zu tun?“, fragte er vorsichtig.
    „Nichts“, versicherte die Blonde, „Will nur ein wenig über dich erfahren, wenn wir mindestens eine Kaperfahrt zusammen auf demselben Deck leben, weißt du? Also? Frau und Kinder? Oder ein Mann vielleicht? Beides? Korshaaner sind ja nicht gerade prüde, soweit ich weiß“, grinste sie ihn an und spielte an einem ihrer Ohrringe herum.

    Eine leichte Röte stieg dem Neuling ins Gesicht, während er den Mund öffnete und ohne ein Wort wieder zuklappte. Offenbar war er alles andere als bereit über seine Familie oder das Leben vor der Piraterie zu sprechen.
    „Und wieso ein Piratenschiff? Ich beschwere mich nicht, denn Zimmermänner kann man immer gebrauchen. Pakko hier macht regelmäßig was kaputt und das will repariert werden.“
    „Hey! Das stimmt gar nicht!“, wehrte sich der Matrose empört ob der Anschuldigung.
    „Na gut, nicht regelmäßig, aber wenn es eine Liste gäbe, ständest du ganz oben, mein Freund!“, neckte sie ihn weiter.
    „Pfff, upuuzi!“
    „Das ist kein Unsinn, frag doch den Quartiermeister!“
    Daraufhin erwiderte der Torgaaner nichts mehr und schien zu schmollen. Doch das würde nicht lange anhalten, da war sich Ravia sicher.
    „Würfelst du jetzt, oder was?“, fragte der alte Jack, der wohl nichts lieber wollte, als das Thema zu vermeiden, was die Piratin angefangen hatte.
    „Ich denke nicht. Du lügst nämlich“, gab sie beiläufig zurück, was ihn aus dem Konzept brachte.

    Widerwillig hob er seinen Becher an und offenbarte das von seiner Behauptung abweichende Ergebnis. Er trennte sich von einem seiner Würfel und war damit so gut wie raus. Mit einem verbliebenen Würfel stand man in einer Nussschale dem mächtigen Stürmen auf hoher See ungeschützt gegenüber.
    „Ich mach dann mal weiter“, trällerte die Blonde fröhlich, was ihr einen weiteren finsteren Blick vom alten Jack einbrachte.
    Die Würfel klapperten laut aneinander, bevor sie den Becher auf das Deck schlug. Ihr Blick traf den von Pakko, der sie aufmerksam musterte.
    „Na, siehst du was, dass dir gefällt?“, fragte sie und drückte ihre Arme etwas zusammen.
    Statt sich verlegen abzuwenden, hustete er in seine Faust und lachte dann.
    „Der Käpt’n würde mich umbringen, wenn ich mit ja antworten würde“, wehrte er ab.
    „Ach, Arus ist doch gar nicht so schlimm“, stellte Ravia klar und schaute endlich auf ihr geworfenes Ergebnis, „Zwei Einsen.“
    „Das sagst du! Dich behütet er ja auch wie einen Topf voll Gold!“, beschwerte sich Pakko und schaute mit überlegender Miene auf die Hand seiner Freundin, die noch auf dem Becher ruhte.
    „So ein Quatsch! Jeder von euch ist für ihn Familie.“
    „Ja, nur manche gehören zum engeren Kreis und andere sind nur die bucklige Verwandtschaft, die man lieber nicht zu sich einlädt, es aus Sitte und Höflichkeit aber schlussendlich doch tut!“

    „Also, lüge ich oder würfelst du endlich?“
    „Du hast doch auch erstmal Jack hier ausgefragt, bevor du weitergespielt hast!“, beschwerte er sich.
    „Stimmt schon“, antwortete sie und stellte belustigt fest, dass auch Pakko ihn Jack nannte, „Aber ihn kennen wir auch noch nicht so gut und das wollte ich gern ändern. Aber wie du mitbekommen hast, ist er eher der mysteriöse und verschlossene Typ“, verteilte sie einen Seitenhieb.
    „Jetzt sei nicht so hart zu ihm“, protestierte der Torgaaner, „und ich denke, dass du lügst.“
    „Falsch gedacht!“, rief Ravia und hob triumphierend den Becher an, unter dem sich tatsächlich zwei Einsen befanden.
    „Ach komm!“, ärgerte sich der Matrose deutete mit der flachen Hand auf das Ergebnis, „Das ist doch scheiße!“
    „Nein, Pakko, das sind Würfel und jetzt mach weiter, sonst werden wir nicht mehr fertig, ehe wir im nächsten Hafen anlegen.“
    „Ist ja gut“, maulte er und nahm seinen Becher zur Hand, „Wohin geht’s überhaupt? Hat der Käpt’n dir schon was verraten?“
    „Nein, aber er wird heute Abend vorm Essen bekanntgeben, was unser Ziel ist. Bisher hieß es nur, dass wir nach Nordosten segeln.“
    „Ja, das habe ich mitbekommen. Khornis vielleicht?“
    „Weiß nicht. Kann schon sein. Vielleicht will er Greg besuchen“, überlegte die Piratin, wusste aber, dass das wohl kaum ein ausreichender Grund für eine so lange Reise wäre.
    Geändert von Ravia (12.09.2024 um 01:07 Uhr)

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    „Eine Vier“, äußerte Pakko etwas missmutig, als er sein Ergebnis betrachtete.
    Kein schlechter Wurf, wenn man bedachte, dass der alte Jack nur noch einen Würfel hatte und die Chancen lediglich zwei zu sechs standen, dass er die Vier überbieten konnte. Doch der Torgaaner hätte die Sache wohl lieber mit seinem Wurf abgeschlossen, auch wenn das bedeutete, dass es ein Duell gegen Ravia würde. Es wäre nicht das Erste, was die beiden jungen Matrosen sich lieferten und erfahrungsgemäß gaben sie sich nicht viel, was den Ausgang anging, obwohl die Piratin stets behauptete, dass sie häufiger gewann, als er. Vermutlich stimmte es sogar, doch das Zanken darüber gehörte zum Spaß dazu.
    „Jetzt wird’s eng, Jack“, triezte die Blonde den Zimmermann, der missmutig seinen letzten Würfel in den Becher fallen ließ und ihn zu schütteln begann, Hand auf der Öffnung.

    „Ich frage mich ja, ob wir Richtung Östliches Archipel segeln“, griff Pakko den Faden ihres Gespräches wieder auf und lehnte sich an der Reling an.
    „In den Gewässern sind wir schon länger nicht mehr gewesen. Es ist ewig her, dass wir ein Handelsschiff erwischt haben, was vollbeladen von dort kommt. Meistens waren es nur Koggen, die zu den östlichen Inseln unterwegs waren und die Waren lassen sich nur bedingt gut verkaufen. Uns fehlt einfach jemand im Archipel, der die Beute entgegennimmt“, schloss sich Ravia den Überlegungen ihres Freundes an.
    „Sterben Leute, wenn wir ein Schiff entern?“, fragte plötzlich der junge Jack, der schon eine geraume Zeit nur noch schweigend dabeigesessen hatte.
    „Meistens nicht“, antwortete Pakko und legte den Kopf etwas schief, „Ab und an gibt es Verletzte, wenn die Händler sich stark wehren oder sich Söldner an Bord befinden.“
    „Ich kann nicht kämpfen…ich…weiß nicht wie!“, bibberte der Fassbinder und schlang die Arme um seine Beine.
    „Keine Sorge, du bleibst beim Entern auf der Joka und beschützt sie. Ist recht langweilig, aber dein Anteil bleibt derselbe“, versuchte Ravia ihn zu beruhigen.

    Sie kannte die Angst in den Augen des Burschen. Ausgezogen, dem Versprechen von Reichtum und Abenteuer folgend, nur um wenig später zu realisieren, dass eine Werkstatt oder ein Feld weitaus sicherer waren, als die offene See oder das Entern eines Schiffes voller Menschen, die sich niemals freiwillig von ihrem Hab und Gut trennen würden. Den meisten dämmerte diese Erkenntnis erst, wenn sie sich einem Sturm auf dem Meer oder dem Angriff auf ein anderes Schiff ausgesetzt sahen. Wieder andere konnten sich besser darauf einstellen, sich mit dem Leben als Pirat arrangieren. Und dann gab es noch die Verrückten, die eben wegen der Gefahren an Bord eines Schiffes gingen, jene, die auch ohne den Reiz des Goldes den Einschränkungen der Gesellschaft entfliehen und ein Leben in unabhängiger Freiheit leben wollten.
    Ravia fiel in keine dieser Kategorien, hatte seit sie sich erinnern konnte, kein anderes Leben gekannt und liebte jede Facette davon. Selbst wenn der Proviant verdorben, das Wasser faulig und die Rumfässer leer waren, fand sie noch Freude im Wind, der ihr um die Nase wehte oder dem Lichterspiel der Natur bei Sturm.

    „Wenn dir wider erwarten etwas zustoßen sollte, wirst du mit einem Anteil aus der Prise ausgezahlt, der den üblichen übersteigt und für gewöhnlich für Reparaturen und Ausrüstung verwendet wird. Solltest du sterben, bekommt deine Familie dieselbe Menge in barer Münze“, erklärte die Blonde, um ihm zumindest ein wenig die Angst zu nehme, „Aber das wurde dir vom Quartiermeister bereits alles erzählt, als du den Kodex unterzeichnet hast, nicht wahr?“
    Der junge Jack nickte, doch seine Furcht schien ihn in festem Griff zu haben. Es gab nichts, was ihm in diesem Augenblick geholfen hätte, außer einem kräftigen Schluck Rum und genügend Zeit.
    „Halt dich einfach an die Regeln, fang keinen Streit an Bord an, verrate uns nicht und mach dich nützlich, dann werden wir am Ende dieser Reise alle ein wenig reicher sein“, steuerte Pakko bei und stupste den Fassbinder mit seinem Ellenbogen an.

    „Eine Fünf“, mischte der Zimmerman sich unerwartet ein.
    „Bei den Göttern. Wie unsensibel kann man sein, Mann?“, fauchte Ravia und ihre Augen blitzten gefährlich.
    „Was? Wenn ich mir weiter anhören muss, wie ihr den Bengel zu beruhigen versucht, bekomme ich auch noch kalte Füße!“, wehre sich der alte Jack und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
    „Ugh, du bist echt ein Arsch! Und außerdem lügst du!“, giftete sie.
    Es war keine rationale Beschuldigung, sondern viel mehr der Wunsch, dass er zu betrügen versuchte, damit er endlich ausschied.
    „Ich bin raus“, murrte der Neuling und erhob sich sogleich, ohne seinen Becher zu heben.
    „Wo willst du hin?“
    „Frische Luft schnappen“, gab er schnippisch zurück und entfernte sich von ihnen.
    „Was ein Arsch!“, wiederholte die Piratin und erhielt zustimmendes Nicken von Pakko.

    „Nur noch wir beiden, Dada“, versuchte er die Aufmerksamkeit zurück auf das Spiel zu lenken.
    „Mal wieder“, grinste sie ihn an.
    „Dein Wurf.“
    „Eine Fünf.“
    „Weißt du“, schnitt der Torgaaner ein neues Thema an, während er den Becher schüttelte, „Ich frage mich, wann wir mal wieder nach Torgaan fahren. Ich war schon lange nicht mehr bei meiner Familie. Zwei Dreien.“
    „Gute Frage. Der Käpt’n ist nicht gern dort. Zu viele schlechte Erinnerungen.“
    „Ja, ich weiß. Aber was ist mit all den anderen, die dort ihre Heimat haben?“, wollte der Matrose wissen.
    „Zwei Fünfen.“
    „Nyamaza!“, fluchte er.
    „Ich kann mit ihm reden, wenn du willst. Aber ich glaube nicht, dass er in dem Fall auf mich hören würde“, bot Ravia an.
    „Nein, schon gut. Ich werde einfach einen Brief aufsetzen lassen, wenn wir das nächste Mal in einem Hafen sind, wo man uns nicht direkt aufknüpfen will.“
    „Schreiben kann ich ihn dir, dann sparst du das Silber für den Schreiber.“
    „Danke dir“, sagte er und lächelte sie an, „Und jetzt zeig mir deine Würfel!“

    Die Piratin hob den Becher und feixte Pakko an. Sie hatte tatsächlich zwei Fünfen gewürfelt und damit war ihr der Sieg so gut wie gewiss.
    „Von wegen du hast heute kein Glück!“, beschwerte er sich lautstark und ließ seinen letzten Würfel in dem Becher verschwinden.
    „Können, mein Lieber. Ich spare mir das Glück für die Momente auf, wo es wirklich drauf ankommt!“
    „Du hast doch einen Pakt mit Beliar!“, beschuldigte er sie, woraufhin sie nur kicherte, „Eine Sechs. Ha!“
    Der beste Wurf, den er noch machen konnte, doch würde es reichen? Ravia brauchte nur einen Pasch und sie hätte gewonnen. Dass er log, glaubte sie nicht, dafür war seine Reaktion zu ehrlich ausgefallen. Mit einem Lächeln drückte sie ihre Lippen auf den Becher und begann ihn zu schütteln, sie zog es in die Länge, genoss die Anspannung, die sich im Gesicht des Torgaaners breitmachte.
    „Jetzt mach schon!“
    „Aber dann wäre es doch schon vorbei!“, trällerte sie und lachte, als er sie finster anblickte.
    Die Implikation, dass sie mit diesem Wurf gewann, war ihm nicht entgangen. Der Becher traf das Deck und sie hob ihn direkt an. Es hätte keinen Sinn das Ergebnis zu verbergen, denn er würde ohnehin eine Lüge ausrufen, wenn sie ihn überbot.

    „Das ist doch Scheiße!“, wiederholte er seinen Fluch von zuvor.
    „Es sind noch immer Würfel, Ndugu, und sie zeigen eindeutig zwei Dreien!“, rief Ravia und genoss den Sieg in vollen Zügen.
    Die ungläubige Wut in Pakkos Gebaren und das Gefühl des Triumphes belebten ihren Geist und sie begann gemächlich das Kupfer einzusammeln, welches zwischen ihnen in einer Schale lag. Elegant ließ sie eine der Münzen über ihre Knöchel tanzen.
    „Wie immer ein Vergnügen mit dir zu spielen, mein Lieber.“

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    An Bord der Joka La Maji

    „Kommt zusammen Leute!“, rief Naut, Quartiermeister und rechte Hand des Kapitäns.
    Er läutete die Glocke, das Zeichen, für allerhand Gründe, sich zusammenzufinden.
    „Bewegung, Bewegung!“
    Betont langsam, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, lief Ravia Richtung Heck des Schiffes, gesellte sich zu Pakko, der bereits vor Achtern wartete. Ihr Baba stand bereits oben und wartete, dass die Mannschaft sich vollständig vor ihm eingefunden hatte. Unterdessen beobachtete sie Naut, den Myrtaner, der einst unter der Flagge König Rhobars gesegelt war. Sie war nicht dabei gewesen, denn es war vor ihrer Zeit bei der Crew geschehen, doch scheinbar war Arus damals mit einem Schiff der königlichen Marine in ein Gefecht geraten. Das Glück war mit den Piraten gewesen, denn die Marinesoldaten waren nach einer Auseinandersetzung mit den Orks arg mitgenommen gewesen und so ergaben sie sich schnell, nachdem die ausgeruhte und aggressive Entercrew sie in die Enge getrieben hatte. Unter jenen, die sich ergaben und dem Angebot, die Seite zu wechseln, zustimmten, war auch Naut gewesen.

    Sein gealtertes Gesicht versteckte er mit einem dichten Vollbart, der ihm bis zur Brust reichte. Gegen seine Halbglatze, die ihm das Aussehen eines unfreiwilligen Mönches gab, hatte er jedoch kein Mittel gefunden und aus unerfindlichen Gründen weigerte er sich, das restliche Haar abzuschneiden. Ansonsten wirkte er wie ein durchschnittlicher Mann des Midlandes, der gut im Saft stand. Seine Kleidung spannte sich etwas um seine Körpermitte und an seiner Hüfte hing ein gepflegter Säbel.
    Ravias Blick wanderte zum Kapitän und sie konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Es tat gut ihn wieder dort oben stehen zu sehen, wie der Wind an seiner Kleidung zerrte und sein wachsamer Blick über jedes Mitglied seiner Crew wanderte. Es war sein Element, wie ein Schwertwal, der zur Jagd ansetzte, nachdem er lange Zeit untätig gewesen war. Wann immer sie eine Weile an Land waren, wirkte Arus wie ein eingesperrtes Tier, welches nichts lieber wollte, als wieder die Läufe ausstrecken zu können.
    Auch er trug einen Vollbart, der größtenteils grau war. Sein Haupt war kahl und seine breiten, muskulösen Arme waren stark tätowiert. Selbst unter Torgaanern war er eine Erscheinung, war er doch größer als der Durchschnitt und trotz seines Alters wohl kräftiger, als die meisten Matrosen an Bord. Eine Axt ruhte an seiner Hüfte, mit der er schon unzählige Kämpfe bestritten hatte. Er war ihr Baba und sie war stolz auf ihn.

    „Es sind jetzt alle da, Käpt’n“, informierte Naut ihn, was er mit einem Nicken bestätigte.
    „Meine Freunde!“, grüßte er die Mannschaft wie üblich.
    Er legte viel Wert darauf, dass er ein gutes Verhältnis zu seiner Crew hatte, denn die Gesetzte besagten, dass man ihn abwählen konnte, wenn eine Mehrheit unter den Leuten jemand anderen als besser geeignet empfanden. Derartig in Ungnade gefallene Kapitäne ereilte meist ein unschönes Ende, irgendwo allein auf einem Felsen im Meer, mit einem Messer und einer Flasche Rum.
    „Ich freue mich, dass ich so viele von euch wieder an Bord der Joka La Maji, dem Wasserdrachen für euch Nicht-Torgaaner, begrüßen darf. Und an die Neuen: willkommen! Ihr alle brennt sicher darauf zu erfahren, wohin die Reise geht, nicht wahr?“
    Die Mannschaft brach ihn lautstarke Zustimmung aus.
    „Ja!“, rief Ravia laut und lachte, weil sie bereits spürte, wie sich das Gefühl, am rechten Ort zu sein, einstellte.

    „Lange haben wir von der letzten Prise leben können, einige von euch habe ich häufiger im Bordell getroffen, als in der Taverne!“, scherzte er.
    Viele lachten, auch die Blonde, welche ihren Baba gut genug kannte, um zu wissen, wo er seine meiste Zeit an Land verbrachte.
    „Und auch dieses Mal wird es so sein!“, versprach er, was weiteren Jubel zur Folge hatte, „Ihr habt sicher bemerkt, dass wir nach Nordosten segeln und diesen Kurs werden wir auch bis zu den Drillingen beibehalten.“
    Die Drillinge waren eine Gesteinsformation, welche aus drei einzelnen Felssäulen bestand, die an einer schier zufälligen Stelle aus dem Wasser ragten und seit Jahrzehnten den tosenden Wellen standhielten. Sie waren eine wichtige Landmarke für die Seeleute und es war ein gutes Omen, wenn man sie bei strahlendem Sonnenschein passierte und eine Flasche Rum gegen den mittleren der Drei warf.

    „Danach werden wir weiter Richtung Osten segeln und die meisten von euch werden jetzt bereits ahnen, was unser Ziel ist“, fuhr Arus fort und begann auf und abzulaufen.
    „Das Östliche Archipel!“, rief Pakko begeistert, der sich in seiner Vermutung bestätigt fühlte.
    Der junge Kerl grinste Ravia breit an und stieß sie mit seinem Ellenbogen an. Sie erwiderte seine Freude mit ihrer eigenen und stellte sich bereits vor, wie sie ein reiches Handelsschiff sichteten.
    „Ganz richtig! Das Östliche Archipel! Wiege des besten Weins der Welt und Heimat der unterschiedlichsten Völker! Ich habe auf Korshaan von einem Handel erfahren, der bald stattfinden soll. Eine ganze Schiffsladung voll mit bestem Archolos Tropfen, der überall sonst in der bekannten Welt einen hohen Preis erzielt!“
    „Der gehört uns!“, schrie Ravia enthusiastisch, während einige andere ähnliche begeisterte Ausrufe beisteuerten.

    „Seid euch aber bewusst, dass die Handelskoggen, die von Archolos auslaufen meist besser bewacht sind, als die meisten anderen. Sie sind harte Hunde, die Menschen vom Östlichen Archipel, und ihre lange Unabhängigkeit hat ein Misstrauen in ihnen gefestigt, welches sie zur Vorsicht treibt. Wir werden auf günstigen Wind und eine gute Gelegenheit warten müssen. Je nachdem wie uns die Winde gewoben sind, werden wir am Riff vor Londram Anker werfen. Einige Tage wird es noch dauern, bis das Schiff in See sticht und wir wollen bereit sein!“, führte Arus den Plan aus.
    Es klang wie jeder andere Plan, den sie verfolgt hatten, doch die Mahnung zwischen den Zeilen, dass die letzte gute Prise kein Grund zur Unachtsamkeit geben sollte, blieb der Ziehtochter des Kapitäns nicht verborgen.

    „Das war alles. Jetzt geht wieder auf eure Posten. Jabari wird in drei Glasen zum Abendbrot läuten. Die Nachtwachen sind bereits eingeteilt.“
    Damit war die Ansprache beendet und Arus stapfte die kurze Treppe vom Achterdeck hinab, um in seine Kajüte zu gehen. Das Ruder würde der Navigator übernehmen. Der übliche Ablauf, den Ravia schon dutzende Male beobachtet hatte. Die Menge löste sich allmählich auf und sie drückte sich an einigen der Matrosen vorbei, um zu ihrem Baba zu kommen. Die Tür fiel bereits wieder hinter ihm zu, doch sie drückte sie erneut auf und betrat hinter ihm die Räume des Kapitäns.
    Auf dem Tisch, in der Mitte der Kajüte, war eine Karte ausgebreitet, beschwert mit einigen Büchern. Sie zeigte die Südlichen Meere, trügerische Untiefen und Landmarken, die ihnen zur Orientierung dienten. Ein Sextant lag daneben, doch hatte die Piratin nie verstanden, wie genau dieses Gerät funktionierte. Horas, der Navigator aus Varant, war bewandert in diesen Dingen und auch der Kapitän wusste damit umzugehen.

    „Eine gute Ansprache, Käpt’n!“, lobte Ravia ihn und kündigte damit ihre Anwesenheit an.
    Der Hüne wandte sich zu ihr um, die Miene versteinert. Er musste sich leicht geduckt fortbewegen, da er einfach zu groß für die kleine Kajüte war. Platz war auf einem Schiff ein wertvolles Gut und je mehr man ihn für Ladung nutzen konnte, desto besser. Abstriche mussten gemacht werden und dazu gehörte auch eine komfortable Unterkunft für den Befehlshaber.
    „Gewöhnlich wartete man, bis man hereingebeten wird, bevor man in die Räume des Käpt’n eintritt“, ermahnte er sie.
    Sie grinste ihn als Antwort frech an und bei dem Anblick konnte er seine strenge Fassade nicht lange aufrechterhalten. Seine Gesichtszüge entspannten sich und er zeigte sein goldenes Lächeln.
    „Komm her, msichana Wangu!“, lachte er und schloss sie in die Arme.
    Ein zufriedenes Seufzen entwich Ravia, als sie ihre Wange an seine Brust drückte.
    „Ich bin so froh, dass wir wieder auf hoher See sind, Baba“, meinte sie und löste sich wieder von ihm, nahm sich einen freien Stuhl und ließ sich lässig darauf nieder.
    „Ich auch!“, stimmte er zu und lachte sein bebendes Lachen, welches tief aus seinem Bauch kam.

    Die Piratin blickte sich um. Sie war gerne in der Kapitänskajüte. Logbücher, einige wenige Schätze aus besonderen Kaperfahrten und zusammengerollte Karten lagerten in einigen Regalen an den Wänden. Ein Rundfenster ließ Tageslicht hinein und eine einzelne Koje nahm das letzte Bisschen Platz im Raum ein.
    „Wie machen sich die Neuen?“, fragte Arus sie, der sich ebenfalls niedergelassen hatte.
    „Die beiden Jacks?“, fragte Ravia.
    „Sie heißen nicht-“
    „Ja ja, ich weiß. Jona und Louis, nicht wahr?“, kam sie ihm zuvor.
    Denn auch, wenn sie behauptet hatte, dass sie ein schlechtes Namensgedächtnis hatte, war es lediglich Teil des Spiels gewesen. Sie mochte es einfach die Menschen zu reizen, denn es brachte ihre ehrliche Natur hervor.
    „Schwierige Fälle. Jona ist ein Angsthase, der schon jetzt an seiner Entscheidung, auf einem Piratenschiff anzuheuern, zweifelt. Louis ist ein Griesgram, der keinen Spaß versteht“, fasste sie ihre ehrliche Meinung kurz zusammen.
    „Ein Griesgram zu sein ist nichts schlimmes“, erwiderte der Kapitän, der sich selbst gern als Griesgram ausprobierte.
    „Mag sein, aber dafür, dass er neu ist, zeigt er wenig Respekt.“
    „Er wird sich schon einfügen.“
    „Vielleicht hast du Recht, Baba.“

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    »Genug«, hallte die Stimme des Reiches durch den kleinen Raum, in dem sich einige wichtige Berater versammelt hatte. Wo vorher noch chaotisch wirkendes Stimmengewirr geherrscht hatte trat prompt Stille ein. Auch wenn die Stimme nicht laut gesprochen hatte, war sie autoritär und kraftvoll genug, dass alle Personen sich fügten. »Ich darf annehmen, dass ihr von eurem Vorhaben ablassen werden und tun werdet, was euch aufgetragen wird Ugrasal. Sonst erwäge ich euer Schicksal mit dem des Verräters zu verschmelzen«, wies König Rhobar, dritter seines Namens, Herrscher über das myrtanische Großreich, welches den Großteil von Morgrad umspann, an. Der Klingenmeister aus Varant schluckte, wusste, dass dieser Moment viel verändern würde. Eine innere Stimme flüsterte er solle es gut sein lassen. Der Ehre war Genüge getan worden. Er hatte es versucht und mehr konnte man von einem Menschen nicht erwarten, der vor dem Avatar des Gottes der Gerechtigkeit saß. In diesem nur von Fackeln des Nachts erleuchteten Raum hatte der Großmeister der Schwertkunst dennoch allen Mut den aufbringen konnte zusammengenommen. »Ich insistiere euer Gnaden. So groß die Gefahr auch sein mag die von ihm ausgeht, so sehr kann er ein nützlicher Faktor sein. Bakaresh hat einst das Knie vor ihm gebeugt und ich war anwesend als er die Anerkennung der Klingenmeister von Varant erlangte. Wenn wir ihn auf unsere Seite ziehen, dann ist er von unschätzbarem Wert. Denkt nur an die instabile Lage in Varant. Ich bitte euch mich den Versuch zu wagen ihn das Knie vor euch beugen zu lassen und seinen Schwur zu erneuern«. Stille. Fassungslosigkeit bei Einigen der Anwesenden. Bei einem gar Bestürzung. Bei anderen Häme. Der Monarch verzog missbilligend das adlige Gesicht. Widerspruch war nur in wenigen Fällen für Menschen in dieser Position vorgesehen. Dennoch antwortete er mit der Würde des Titels und im Sinne der Gerechtigkeit: »So soll es sein. Er zeigt sich würdig oder ihr brennt Beide. Lasst mich nicht bereuen euch einst begnadigt zu haben, als ihr im Wüstensand vor meinen Truppen gelegen habt und um eine Chance zur Bewährung gebeten habt«. Der Mann Isthar schluckte, dann nickte er demütig und ergeben. »Ihr werdet eure Großzügigkeit nicht bereuen«. Rhobar löste die Versammlung mit einer majestätischen Handbewegung auf und signalisierte, dass er wichtigere Aufgaben als einen alten Verräter hatte.

    Ugrasal wurde aus der Erinnerung gerissen, als er gewahr wurde, dass das Schiff, auf welchem er sich befand etwas in Schieflage geriet und Wellen etwas heftiger als bisher gegen eine der Flanken des Schiffs schlugen. »Stürmische See! Die Landratten unter Deck. Adanos zeigt seine hässliche Seite!«, der Seebär der sich Kapitän dieses Kahns nannte strahlte über das Gesicht als eine neuerliche Welle ihn mit Wasser übergoss. »Ist das alles was du drauf hast?!«, schrie er lachend der Wogen und Fluten entgegen. Der Klingenmeister konnte die Begeisterung wahrlich nicht teilen. Für einen Moment dachte er darüber nach ob Ertrinken oder Verbrennen wohl der gnädigere Tod war. Wenn er es nicht schaffte DraconiZ zu überzeugen, so würde er 10 Jahre wegwerfen, die er im Dienste der Krone tätig war. Nun im Notfall würde er den Kopf des Verräters bringen und auf Gnade hoffen. Dann würde er zumindest nur Reputation und nicht sein Leben verlieren. Doch er musste es versuchen. Es war nicht nur der Schwur der sie aneinander band. Der Assassine war wirklich der Meinung, dass es Stabilität in Varant brauchte. Zusammen mit seinem alten Waffengefährten wäre es möglich. Vielleicht sogar realistisch. »Unter Deck!«, schrie der Seebär wieder und diesmal folgte Ugrasal. Bei Beliar. Ob er wohl jemals mit einem königlichen Schiff reisen konnte?

    DraconiZ

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    An Bord der Joka La Maji

    „Machen wir Halt in Khorinis oder Gorthar, wenn das Östliche Archipel unser Ziel ist?“, fragte Ravia interessiert.
    „Nein, wir nehmen eine Route, die uns näher an Khorinis vorbeiführen wird, aber wir gehen nicht an Land. Unsere Vorräte sollten ohne Weiteres bis Archolos reichen und danach können wir die Lebensmittel der Handelskogge nutzen, die frisch aufgeladen wurden. Araxos ist selten knauserig, wenn es um die Verpflegung auf ihren Schiffen geht“, erklärte Arus entspannt und blickte aus dem Rundfenster, welches die Sicht aus dem Heck der Joka La Maji ermöglichte.
    Als seine Ziehtochter ahnte sie, was sich hinter seinen Augen abspielte.
    „Du denkst an Torgaan, nicht wahr?“, fragte sie leise.
    Der Kapitän nickte, schwieg jedoch.

    Sie wollte ihn fragen, ob er nach dieser Kaperfahrt nicht doch nach Jahren mal wieder seine Heimat besuchen wollte. Viele aus der Mannschaft würden sich freuen ihre Familien sehen zu können, ohne eine Überfahrt von Korshaan oder Argaan aus bezahlen zu müssen. Es gab schon jene, die die Crew verlassen hatten, weil sie die Trennung nicht mehr ertragen hatten. Doch Arus war der festen Meinung, dass solche, die ihr altes Leben nicht loslassen konnten, auf einem Piratenschiff ohnehin nicht glücklich werden würden. Als Seeräuber stand man immer mit einem Fuß auf dem Schafott und jeder Tag konnte der letzte sein, auch wenn die meisten Piraten sehr geschickt darin waren, diesen Umstand auszublenden. Meist hatte eine nicht zu verachtende Menge Rum etwas damit zu tun. Auch half dem ein oder anderen der Blick auf eine reiche Beute über das Heimweh hinweg. Gold war noch immer die Hauptmotivation ein ehrliches Leben hinter sich zu lassen, in welchem man am Hungertuch nagte und jeden Tag aufs Neue fürchten musste, von Steuern oder anderen Abgaben in den Ruin getrieben zu werden.

    „Vermisst du es?“, fragte sie stattdessen.
    „Natürlich“, brummte er und löste sich schwermütig vom Anblick der Wellen, die das Schiff hinter sich ließ, „Aber dort gibt es nichts mehr, was mich glücklich macht. Es ist ein Trugbild, was ich vermisse, nicht die Realität. Das Hier und Jetzt ist, was ich am meisten liebe.“
    Seine Worte wirkten stark und doch entging Ravia nicht, dass er sie bewusst gewählt hatte, statt wie sonst sein Herz auf der Zunge zu tragen.
    „Ich war erst zweimal dort“, änderte sie ihre Strategie, „Damals, kurz nachdem du mich gerettet hast und kurze Zeit später noch mal. Aber ich kann mich kaum erinnern.“
    „Das ist vielleicht auch besser so“, brummte er, „Es waren keine fröhlichen Besuche. Alte Rechnungen, die ich begleichen musste, um mich lossagen zu können.“
    „Ja, das sagst du immer, wenn wir darüber sprechen“, tadelte sie ihn.
    „Weil es so ist!“, erhob er leicht die Stimme.
    Sein Oberkörper richtete sich in seinem Stuhl auf. Arus, der Kapitän der Joka La Maji, mochte es nicht, wenn man ihn auf Dinge hinwies, die er an sich selbst nicht ausstehen konnte.

    „Ich werde mal sehen, ob Jabari meine Hilfe braucht“, sagte die Blonde kühl und richtete sich abrupt auf.
    Sie wusste, wann es Zeit war zu fliehen, doch konnte sie nicht anders, als ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Wenn er nur ab und zu über seine Sturheit hinauswachsen könnte!
    „Ravia, ich…“
    „Alles gut, Baba. Tut mir leid, dass ich wieder davon angefangen habe.“
    Sie beugte sich zu ihm herab und gab ihm einen Kuss auf die Wange, ehe sie die Kapitänskajüte verließ. An Deck herrschte wieder reges Treiben. Pakko arbeitete am Tauwerk, wobei seine Arme dem ansonsten jugendlichen Aussehen entgegenstanden. Kraftvolle Muskeln wölbten sich unter seiner Haut und wäre die Blonde gerade nicht verstimmt, hätte sie ihm wohl einen frechen Spruch zugerufen. So jedoch schlängelte sie sich an der übrigen Besatzung vorbei, wich Eimern und Tauwerk aus, welches auf dem Deck lag und trat an den gackernden Hühnern, die in den Käfigen vor der Kombüse gehalten wurden, durch die Tür.

    Das Innere war das Reich des Schiffskochs, Jabari. Ein Mann Ende Dreißig, ebenfalls torgaanischer Abstammung. In Sachen Körpergröße reichte er beinahe an Arus heran, war jedoch weniger stämmig und bevorzugte ein glatt rasiertes Gesicht. Geschickt führte er sein Messer und zerkleinerte bereits das Gemüse, welches auf dem heutigen Speiseplan stand. Dabei summte er ein fröhliches Lied und wirkte ausgelassen. Seine gute Laune war ansteckend und der Hauptgrund, warum Ravia sich all die Jahre nie beklagt hatte, die Aushilfsarbeiten eines Schiffsjungen zu übernehmen, wenn sie in die Kombüse geschickt wurde.
    „Hey, Jabari!“, kündigte sie sich an und konnte sich eines Grinsens nicht erwehren, als er sich ihr mit einem Lächeln auf den vollen Lippen zuwandte.
    „Ah, komm herein, binti mfalme!“, rief er freudig und deutete eine Verbeugung an, die er mit seiner Mimik ins Lächerliche zog.

    Es war keineswegs Spott, den er ihr gegenüber damit ausdrücken wollte, sondern seine Art einen Spaß zu machen. Als Ziehtochter des Kapitäns kamen irgendwann immer Gedanken der Bevorzugung unter der Mannschaft auf. Völlig unbegründet, doch Jabari wusste, dass sie diese Anschuldigungen häufig verletzten und tat sein Bestes, um dem Ungemach entgegenzuwirken. Dass er sie schnippisch Prinzessin nannte, gehörte ebenfalls dazu.
    „Hast du etwas zu tun für mich?“, fragte sie ihn ganz direkt.
    „Aber sicher, könntest du schauen, ob sich die Hühner schon dazu herabgelassen haben, uns einige Eier zu schenken, hm?“
    „Natürlich, wird erledigt!“
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief die Käfige auf der Suche nach frischen Eiern ab. Es war üblich einige Tiere an Bord zu haben. Sie sorgten für Essensnachschub und wenn das Futter für zur Neige ging, wurden sie geschlachtet und lieferten so zusätzliche Mahlzeiten, die häufig auch die schwindende Moral bei anhaltenden Seefahrten aufbesserte.

    Die Ausbeute war ernüchternd. Lediglich ein halbes Dutzend Eier hatten die Hühner gelegt. Allerdings waren sie auch noch nicht lange auf See und das Federvieh neigte dazu, sich erst an den Wellengang gewöhnen zu müssen, ehe sie regelmäßiger Eier legten. So oder so musste sie mit ihren dürftigen Funden zurück zum Smut.
    „War leider nicht sehr ergiebig“, warnte sie ihn und verzog das Gesicht.
    „Ach, das macht nichts!“, winkte er ab, „Dann nutzen wir sie einfach, um etwas mehr Geschmack ans Fleisch zu bekommen, nicht wahr?“
    Mit einer Gelassenheit, die sie stets bewundert hatte, hielt er beim Schneiden des Fleisches nicht einmal inne.
    „Leg sie einfach in die Schüssel da.“
    „Kein Problem. Kann ich dir sonst noch irgendwie helfen?“
    „Ich glaube, ich habe alles unter Kontrolle“, schätzte er und zwinkerte ihr zu, doch als er ihren Gesichtsausdruck sah, lenkte er ein, „Aber wenn du willst, kannst du mir Gesellschaft leisten und erzählen, warum du dein hübsches Gesicht mit diesem hässlichen Stirnrunzeln verunstaltest, hm? Wem soll ich mein Küchenmesser zwischen die Rippen jagen? Ich kann mehr, als nur Fisch filetieren!“
    Ravia musste lachen und spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel.
    „Erzähl du mir lieber, wie du damals auf deinem ersten Schiff angeheuert hast!“, erwiderte sie und schob sich auf die schmale Bank in der Ecke der Kombüse.
    „Schon wieder?“, fragte er gespielt gequält.
    „Ja!“
    „Also gut…“

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    „Und er hat nicht kapiert, dass es die ganze Zeit über Kalypso war?“, frage Ravia ungläubig.
    „Nein! Und das Beste war“, lachte Jabari und rieb sich eine Träne aus dem Augenwinkel, „dass er seitdem immer erst unter jede Koje, in jede Truhe und hinter jede Schranktür schaute, ehe wir in See stachen.“
    „Jetzt verarscht du mich doch!“, grinste die Piratin breit und schlug mit der Faust auf den kleinen Tisch, an dem sie saß.
    „Ich schwöre auf meine Ehre als Koch!“, beteuerte er Smut und schlug sich die Faust auf die Brust.
    „Unglaublich wie abergläubisch manche Seeleute sind, oder?“, amüsierte sich die Blonde köstlich.
    „Da sagst du was! Aber ist unser Käpt’n nicht vom gleichen Schlag?“
    „Wie meinst du das?“, hakte Ravia nach.
    „Na, ich glaube er macht es nicht mehr so häufig, weil wir ja kaum noch in die Heimat segeln, aber immer, wenn er die Möglichkeit hat, sucht er eine Sikio La Roho auf und lässt sich von ihr bestätigen, dass gute Winde und eine reiche Prise auf uns warten“, erläuterte Jabari seine Gedanken.

    „Hmm“, brummte sie nachdenklich, „Ich glaube, du hast Recht! Er hat mir mal erzählt, dass er eine bestimmte Route mied, weil ihn eine runzelige, alte Frau vorausgesagt hatte, dass er dort den Tod finden würde. Sie trug jede Menge Schmuck aus Knochen, Holz und auch ein wenig Gold mit weiten Roben und Kopfschmuck, der so alt aussah, wie die Zeit.“
    „Ha, Da hast du es doch!“, stieß der Koch aus, „Aber immerhin scheint die ehrwürdige Sikio La Roho nicht Unrecht gehabt zu haben.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na, unser Käpt’n lebt und ist putzmunter, oder nicht?“, witzelte Jabari und grinste breit.
    „Wo du Recht hast“, stimmte Ravia in sein Lachen ein.

    Sie beide verfielen in Schweigen. Es war nicht die Art von unangenehmer Stille, die sich ausbreitete, wenn man nichts mehr zu besprechen hatte. Eher eine angenehme Ruhe, in der man einfach nur die Gesellschaft des Anderen genoss, ohne dass es Worten bedurfte. Das beruhigende Blubbern der Suppe im Kochtopf schaffte neben den Geräuschen der Wellen, die gegen den Rumpf schlugen, die passende Atmosphäre. Sie lud ein die Gedanken schweifen zu lassen, sich abseits des Schiffes auf Reisen zu begeben und zu träumen, was in noch unentdeckten, fernen Ländern auf einen warten mochte.
    Drei kräftige Schläge mit der Kelle gegen den Suppentopf rissen Ravia aus ihrer Gedankenwelt heraus. Jabari stand über dem Essen gebeugt und nickte zufrieden.
    „Gut, das sollte reichen“, entschied er, „Würdest du die Glocke läuten? Und mir bei der Essensausgabe helfen?“
    „Na sicher“, stimmte die Blonde zu und schob sich von der Bank.

    Sie verließ die Kombüse und staunte, als sie sah, dass die Sonne am Horizont bereits nur noch eine Lippenspitze von der Wasseroberfläche entfernt war, bereit das Meer zu küssen und der Nacht das Zepter zu übergeben. Für einen Moment schaute sie fasziniert auf die Spiegelungen des Lichts, welche die weite See in ein Meer aus Flammen zu verwandeln schien. In Augenblicken wie diesen würde sie ihr Leben gegen nichts anderes eintauschen wollen.
    „Warum hast du noch nicht-“ , hörte sie Jabari fragen, der den Kopf aus der Tür gesteckt hatte.
    Doch als er sah, dass sie fasziniert auf das Wasser starrte, lächelte er.
    „Eine Romantikerin durch und durch“, neckte er sie und verschwand wieder ins Innere seines Reiches.
    Ravia schmunzelte bloß und beobachtete, wie sich die letzten Lichtstrahlen des Tages allmählich zurückzogen.

    Als die Sonne in den Tiefen des Meeres versunken war, besann sie sich wieder ihrer Aufgabe und schritt zur Glocke, die sie dreimal kräftig läutete, um die Ausgabe des Abendessens zu verkünden. Erleichterte Rufe waren zu hören und jene, die für die erste Nachtwache eingeteilt waren, seufzten sehnsüchtig. Die Piratin nahm sich vor, ihnen ebenfalls etwas zu essen zu bringen, wenn alle anderen versorgt waren. Deshalb stieß sie die Tür der Kombüse erneut auf, verkeilte sie mit einem Stück Holz und trug die mit reichhaltiger Suppe gefüllten Schalen hinaus, die Jabari ihr hinhielt. Dazu legte sie jedes Mal ein Stück Brot.
    Naut der Quartiermeister forderte die Männer und Frauen auf ihm Platz zu machen, als er ein großes Fass über das Deck rollte. Mit der Hilfe einiger Matrosen hievte er es auf und öffnete den Deckel mit geübtem Einsatz eines Werkzeugs.
    „Schnappt euch einen Krug und trinkt den ersten Schluck Rum auf dieser Reise, Leute!“, verkündete er laut, was mit johlendem Zuspruch begrüßt wurde.
    Das Leben war gut.

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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    »Die alten Verbindungen in Bakaresh reaktivieren, alle Klingenmeister von damals unterwerfen und Zuben töten, so er die Frechheit besitzt noch am Leben zu sein«, meinte DraconiZ zu Ugrasal an Bord des Handelsschiffes. Die See war ruhig und friedlich, doch der Streiter argwöhnte schon, dass es nicht lange dauern würde, dass er bereute, dass er auf dieses Schiff gestiegen war. Argaan verschwand langsam hinter Ihnen und bald würde er Varant und Bakaresh wiedersehen. Die Stadt in der er vernichtend geschlagen worden war. Die Stadt mit der er so viele Erinnerungen verband. Er war Jemand anders geworden in der Zeit wo er fort war und auch die Stadt würde anders sein, als seine Erinnerung ihm das weismachte. Sie würden das Heiligtum nicht unversehrt gelassen haben. Was würde er wohl fühlen würde, wenn er dort war? Dort nach all der Zeit. Ein lauer Wind und der wartende Blick von Ugrasal holten ihn aus seinen Erinnerungen. »Wir haben schon Schlimmeres er- und überlebt«, versuchte er die Gedanken die er bei seinem Gegenüber vermutete wegzuspülen. Doch der Mann aus Isthar blieb skeptisch. Natürlich.

    »Die Händlerfürsten schulden uns noch einige Gefallen. Diese werden wir einfordern. Die Klingenmeister sind gebeutelt und höchstwahrscheinlich schlecht ausgerüstet. Wenn wir Glück haben finden wir einfach die Gebeine deines früheren Meisters. Lass uns doch positiv denken«, meinte der Weißhaarige lachend und schaute über die Reling und erinnerte sich an Medin. Er hatte das Reisen über Wasser wahrlich verachtet. Zumindest litt er selbst nicht unter der Seekrankheit. »Du hast die Seelenprüfung vergessen«, erinnerte ihn Ugrasal. Der Weißhaarige nickte. »Die Mutter wird mich schützen. Der Pfad ist mir vorgezeichnet«, meinte er deutlich zuversichtlicher als er war. Das ganze Mysterium war noch nicht im Ansatz gelöst und jetzt davon auszugehen, dass er schon gut gehen würde war, gelinge gesagt, sehr optimistisch. »Wer wird sie durchführen?«, fragte er an den alten Waffengefährten gewandt und offenbarte damit seine doch vorhandenen Zweifel. »Ist in Klärung. Wir versuchen Jemanden dir wohl gesonnenen zu finden«, kam die Antwort. Der Paladin wollte fragen was genau das denn heißen sollte, doch er tat es nicht. Er wusste, dass er keine gewinnbringende Antwort erhalten würde.

    Einige Zeit schwiegen die Klingenmeister und schauten auf das Meer hinaus. Argaan war nun weitgehend verblasst und nur noch ein zwielichtiger Schemen am Horizont. »Du hast immer noch eine hohe Meinung von dir selbst«, meinte der Mann aus Isthar und genehmigte sich ein verziehen der Mundwinkel. »Einer muss ja an mich glauben«, gab er lachend zurück. »Hast du von den Anderen gehört?«, fragte er dann aus einer Laune heraus. »Vicious tut was sie immer tat. Joe Black ist in Verbindungen mit Schwarzmagiern aufgetaucht. Vom Rest wenig. Scheinbar untergetaucht« DraconiZ nickte. »Wir werden rufen und sehen wer antwortet«. Er dachte an Berash, Kire und all die Anderen.

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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Ravia ist offline

    An Bord der Joka La Maji

    Mit herabbaumelnden Beinen saß Ravia auf der Reling auf Achtern und blickte zum wolkenlosen Sternenhimmel empor. Hinter ihr am Steuerrad stand ihr Baba und hielt mithilfe des Kompasses den Kurs. So weit ab von Land gab es keine Riffe, um die sie sich sorgen mussten und auch Steinformationen gab es ihrer Erfahrung nach nicht in diesem Bereich des Ozeans. So war es, dass alle acht Glasen die Wache gewechselt wurde und man weiterhin Fahrt machte, wenn auch mit gerefften Segeln.
    „Hey Baba!“, rief sie leise ohne sich umzudrehen.
    „Hm?“, brummte er.
    „Werden wir jede Nacht Fahrt machen?“
    „Nein, wenn wir zwischen Khorinis und Gorthar hindurchsegeln und es Nacht ist, werden wir in Ufersichtweite ankern und sobald wir in den Gewässern des Östlichen Archipels ankommen, werden wir uns Buchten suchen, wo wir die Nacht ausharren können“, antwortete er ihr.
    „Alles klar.“
    „Warum fragst du?“
    „Ach, nur so.“

    Die Blonde legte den Kopf in den Nacken und suchte nach ihren liebsten Sternenbildern. Das Rauschen des Wassers, welches vom Rumpf der Joka La Maji vertrieben wurde, sorgte für eine beruhigende Hintergrundmelodie. Sie entdeckte als erstes den Schattenläufer, ein weitläufiges Gebilde, welches den südlichsten Stern als Spitze des Horns beinhaltete. Dieser Stern, der auch Südwächter genannt wurde, half ihnen, also den Seeleuten, stets bei der Bestimmung der Himmelsrichtungen, wenn der Kompass nicht in greifbarer Nähe war. Das Sternbild des Schattenläufers war eines von denen, die Ravia am liebsten mochte. Majestätisch und ein Symbol der Gefahren, die in der Nacht lauerten, selbst wenn es eine ruhige war wie diese. Seeungeheuer waren real und der Schrecken der Meere, nicht etwa die Piraten, wie manch Händler gern behauptete.

    Als nächstes suchte sie nach dem Wolfsrudel, eine Gruppe aus eng beieinander liegenden Himmelskörpern, welche in ihr ein Gefühl weckten. Ein Verlangen nach Zugehörigkeit und Familie, Verbundenheit und Treue, wie es in einem Wolfsrudel ebenfalls der Fall war. Das voranschreitende Jahr war eine gute Jahreszeit um diese Formation zu entdecken, denn sie hing tief am Firmament über dem Kontinent weit im Norden. Ob die Nordmarer es auch sehen konnten oder war das Wetter dort ganz anders als hier im Süden? Bestimmt war der Himmel in den eisigen Bergen wolkenverhangen und trist. Die freiheitsliebende Frau wollte sich gar nicht vorstellen, wie es war in so einer unwirtlichen Gegend überleben zu müssen. Sicher, auf die Südsee hatte ihre Tücken, doch wenigstens war es meist warm und man musste nicht mehrere Schichten Felle tragen, um nicht zu erfrieren. Wie sollte man denn unter all dem verlausten Haar gefüllte Lederbeutel entdecken ohne auf Tuchfühlung zu gehen?

    Der Kristallturm, ein Sternenbild, welches ihr von einem alten Leuchtturmwärter gezeigt worden war, als sie auf Eritrios gewesen waren. Die Insel war von wenig Interesse gewesen, doch an den alten Mann erinnerte sie sich gern zurück. Er hatte einen Vergleich zu seinem Leuchtturm gezogen und behauptet, man müsse nur den Kristallturm ansteuern und würde immer in jenem Hafen ankommen. Blödsinn, aber eine schöne Geschichte. Die fast in einem Rechteck angeordneten Sterne öffneten sich zu einer Art Kristall am vermeintlichen oberen Ende des Gebildes und erweckten so den Eindruck, als thronte ein Edelstein darauf.

    Zu guter Letzt fanden ihre Augen den Seefahrer, beliebtes Gebilde unter den Matrosen, da er sie daran erinnerte, wie auch sie durch ein Meer aus Sternen fuhren. Ravia blickte ins Wasser und tatsächlich wirkte es so, als würden sie durch den Himmel segeln und nicht etwa durch den Ozean. Pechschwarz war das Wasser und die Sterne spiegelten sich auf der dunklen Oberfläche. Wie auch der Seefahrer am Firmament folgten sie den Sternen zu Abenteuern und neuen Orten. Pirat oder nicht, auf dem Meer war man auf sich gestellt und gleichzeitig frei.
    „Baba?“
    „Ja, Rav?“
    „Ich bin froh, dass wir hier sind.“
    „Ich auch, msichana Wangu. Ich auch.“

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