Vorausschicken möchte ich, daß ich 'Codename Statyk' eigentlich - ohne es zu beabsichtigen - in einem Rutsch durchgelesen habe (zum Glück lese ich schnell *grins*). Das ist schon einmal ein sehr gutes Zeichen, denn es gab in der gesamten Story keine Längen und langweiligen Stellen, auch scheinbar Nebensächliches wird gut und detailreich beschrieben. Ebenfalls klarstellen möchte ich, daß dieser Kommentar meine ganz persönliche Meinung darstellt und keine in Stein gemeißelte 'endgültige und absolut objekive' Beurteilung.
Ganz allgemein bin ich in zweierlei Hinsicht sehr beeindruckt:
1.) Es wird hier ein komplett neues SciFi/Fantasy-Universum beschrieben (wobei mehr Hintergrundinfos nicht schaden könnten – dazu später noch mehr) und das in einer zumindest soweit ausreichenden Art und Weise, daß man sich als Leser mühelos zurechtfindet. Aufkommende Fragen währendes des Lesens, die ich mir bei Kommentaren zu Geschichten immer notiere, wurden fast alle nach und nach in den nachfolgenden Kapiteln beantwortet.
2.) Auch wenn dein/euer Englisch tlw. an manchen Stellen noch hakt, ist es SEHR beeindruckend, daß ihr einen ganzen Roman als Nicht-native speaker in Englisch geschrieben habt. Und ich meine, wirklich beeindruckend, denn es gibt eigentlich keine Stelle, bei der ich sagen würde, oh Mann, das schmerzt beim Lesen... es finden sich so gut wie keine Germanismen, die Zeitenfolge ist fast immer korrekt, die Wortwahl ist breiter gefächert als bei so manchem 'echten' Engländer/Amerikaner und Tippfehler gibt es (weil uns ja keine hilfreichen Lektoren unter die Arme greifen) in jeder selbst geschriebenen Geschichte; ich selbst kann ein Lied davon singen.
Jetzt zu ein paar Einzelheiten. Man merkt dir an, daß du wohl auch eine sehr romantische und einfühlsame Person bist, denn einige der Naturbeschreibungen sind wirklich gelungen und sehr schön:
They faded away like morning mist as the sun climbed higher on a summer day.
Oder auch im 3. Kapitel, wo eine Szene beschrieben wird, als ein Blatt von einem Baum fällt und damit den nahenden Winter ankündigt, was Überlegungen zum Kreislauf des Lebens und der Natur zur Folge hat. Sehr schöne Details!
Ebenso verhält es sich mit den verschiedenen beschriebenen gefühlsbetonten Szenen, sei es zwischen den Eltern und ihren Söhnen, den Schulfreunden, aber auch z.B. zwischen Yetshi und Sirena, seiner späteren Freundin. Im Großen und Ganzen driftet es nie in Kitsch ab, als ganz persönliche Anmerkung möchte ich sagen, daß in hoffentlich folgenden zukünftigen Romanen der 'Reptilica's Chronicles' die Protagonisten vielleicht ein kleines Bißchen weniger weinen... hin und wieder Freudentränen sind ok, aber man sollte es damit nicht übertreiben.
Witzig fand ich den Bandnamen 'Yoshin Park', eine Anspielung auf eine durchaus bekannte reale Gruppe
[Bild: smilie_musik_011.gif] [Bild: biggrin_girl.gif]
Ebenfalls sehr gut gemacht ist im 3. Kapitel der Gegensatz zwischen den fröhlichen, unbeschwerten Feiervorbereitungen und dem eigentlich völlig unerwarteten Wechsel zu einer Beinahe-Katastrophe, die gleichzeitig auch den Beginn der eigentlichen Haupthandlung markiert.
Überhaupt ist dir bei jedem Kapitel ein sehr guter Schluß gelungen, der einen förmlich zwingt, weiterzulesen. Und das, ohne das Stilmittel des Cliffhanger überzustrapazieren... an solchen Details glaube ich zu erkennen, daß du im Schreiben bereits ordentlich Erfahrung mitbringst und 'Codename Statyk' nicht dein erstes Werk ist. Außerdem ist ganz allgmein zu erkennen, daß du dich am SciFi/Fantasy-Sektor ziemlich gut auskennst, glaube ich doch diverse Anleihen aus einschlägigen 'Universen' erkannt zu haben (was in keinster Weise schlecht ist).
Sehr schön auch wie am Schluß der Introliedtext von Nocreeps Sinn macht. Solche Details liebe ich!
Was mir aufgefallen ist und wo vielleicht noch Raum für Verbesserungen ist
Obwohl sehr gut beschrieben wird, wie sich die Persönlichkeit Yetshis durch den Unfall verändert (und auch sein Aussehen), wäre es mMn für den Leser von Interesse, wenn irgendwann kurz eingefügt worden wäre, welche Zukunftspläne Yethsi ursprünglich gehabt hat. Wollte er studieren? Wollte er einen Beruf ergreifen, wenn ja, welchen? Was für Interessen hat er, welche Hobbies (abgesehen vom Musizieren)? Was plant sein Bruder im Leben? In Kapitel 7 wird zumindest kurz erwähnt, daß er studiert.
Solche Infos helfen, den/die Protagonisten plastischer zu machen, mehr 'realer'. Auf der anderen Seite beschreibst du häufig innere Monologe Yetshis, die ebenfalls sehr gut dazu geeignet sind, die Persönlichkeit des Protas herauszuarbeiten.
Gut hat mir auch die Figur 'Draeter' gefallen, ein offensichtlicher Nonkonformist, der mir sofort sympathisch war. Er und Yetshi werden 'Bro's', sehr nachvollziehbar, aber... wo ist er am Schluß? Es gibt keine weitere Erwähnung, vor allem nicht nachdem Yetshi Sirena kennenlernt. Draeter wäre ein Charakter, den man unbedingt in der Geschichte behalten und auch noch weiter ausbauen sollte.
Ein bißchen verwundert war ich auch, daß Yetshi, Sirena und Yash in einem Haus miteinanderleben. Ich meine, Bruder hin oder her... ist das nicht ein kleines Bißchen seltsam, daß Yash als Erwachsener kein eigenes Leben hat? Oder wenn er dort lebt, was macht er? Auch hier würden einige Erklärungen ein wenig helfen.
Auch interessant – obwohl das ganze Ambiente Science Fiction-artig ist (Raumfahrt, Teleportation etc.) - benutzt Yethsi im Tempel eine Fackel... wäre hier nicht eine Taschenlampe angebrachter gewesen?
Weiters hast du mehrmals das Wort 'Argonier' verwendet. Bisher dachte ich eigentlich, das wäre TES-exklusiv. Gibts dazu vielleicht eine Erklärung, verwendest du es beispielsweise einfach auch als Synonym für Echsen im Allgemeinen?
Und dann noch: der Gangsterboss Erzia bedient sich offensichtlich Agentur-Soldaten, die auch noch in der passenden Uniform gekleidet sind? Oder gehören sie doch nicht zur Agentur, haben sie die Uniformen nur gestohlen? Ist die Agentur irgendwie mit den Gangstern unter einer Decke? Helfen sie heimlich gar den Morphs? (Eher weniger vorstellbar, denke ich). Auch hier wäre eine Erklärung gut, denn diesen Punkt, gebe ich zu, habe ich nicht ganz verstanden.
Weiters wäre es äußerst hilfreich, wenn man als Leser einige Basisinfos zu Reptilica (und Umgebung) bekäme. Als da wären:
.) Es gibt die Akademie, die offensichtlich Leute zu Söldnern ausbildet. Wie sieht es mit einer 'regulären' Armee aus? Wenn es aber Söldner/Kopfgeldjäger gibt, wer sind die Feinde? Gut, einen der Feinde lernt man später – wenn auch nur kurz – kennen. Einen Gangsterboss... gibt es noch mehr maföse Strukturen, mehr Gangstersyndikate? Und welchen Sinn hat nun wirklich die Akademie?
.) Welche Machtverhältnisse herrschen auf Reptilica? Welche Fraktionen gibt es? Derzeit scheint auf dem Planeten Frieden zu sein.
.) Wie heißen die bekanntesten Planeten/Monde des Systems? Einige werden im Zuge des Romans namentlich erwähnt, aber es gibt absolut keine weiteren Informationen darüber. Das wäre für den Leser schon sehr hilfreich, wenn er eine grobe Idee hätte, welche Planeten von den Reptilien besiedelt worden sind und welche Funktion sie haben.
Ja, das wären eigentlich all meine Beobachtungen, wie gesagt, ich bin sehr sehr beeindruckt, was ihr da geschaffen habt und die von mir oben aufgezählten Verbesserungspunkte tun der Großartigkeit des Romans keinerlei Abbruch. Was bleibt ist die Frage:
wann erscheint der nächste Teil???