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Sie lachte wieder. Diesmal aus Erleichterung, als durch die Ironie des Lebens. "Beim Schläfer..", murmelte sie, sprang schnell auf ihre Füße solange die Puppen noch benommen auf den Boden lagen, packte ihr Schwert und rammte es mitten in die Brust einer Puppe. Sie zappelte weiter. Ungläubig riss die Templerin ihre Augen auf. Verzweifelt bemühte sich diese kleine Ding das Schwert aus ihrer Brust zu ziehen- vergeblich, Scarlett war immernoch die Größere. Dankbar für diesen Umstand zog sie ihr Schwert wieder aus der verhexten Puppe, führte einen Streich gegen eine weitere aus und beobachtete fasziniert, wie diese umfiel sich nicht um ihr zerrissenes Kleid kümmerte und sich wieder aufzurappeln um ihren Auftrag zu erfüllen. Scarlett kroch es eiskalt den Rücken herunter. Es waren nicht viele. Sie schienen in ihrer Zahl beinahe unendlich. Ihr Magen drehte sich. "Nicht mehr lange Scarlett, nicht mehr lange..", sie lächelte und stieß eine Puppe um. Plötzlich war ihr alles so furchtbar egal. Kein Hass, keine Wut riss an ihrem Herzen, keine Trauer erfüllte sie bei dem Anblick der einstigen Spielzeuge- jetzt zählte nur noch der Instinkt. Entspannt atmete sie auf, ließ ihr Schwert locker und mähte sogleich eine Puppe nieder. Eine nach der anderen fielen, eine nach der anderen standen wieder auf; immer und immer mehr kamen. Verrückt. Als würden sie sich aus dem Schatten formen. Kamen au dem Schatten, liefen wie die Schatten, gingen in den Schatten.. Bis auf die Flammen der Feuermagier war Gorthar tiefchwarz. Wie kleine Gespenster, Seelen von verstorbenen Kindern huschten die Puppen umher und stürzten sich ohne jede Gefühlsregung auf die Widersacher. "Verflucht! Es hat keinen Zweck!", rief sie wutentbrannt als ihre Gefühle sich wieder regten. Sie hatte die Nase voll von diesen schrecklichen Biestern, sie hatte genug davon, Puppe um Puppe niederzumachen, wenn es doch nichts bewirkte, wenn sie immer wieder aufstanden, wenn immer mehr von diesen verfluchten Biestern kam, es war einfach aussichtslos! Die 6 hatten nicht die geringste Chance. Sie konnten nichts ausrichten, gegen die Puppen kam niemand an, es war unmöglich. Keuchend trat sie ein Mistvieh um, trat selber einen Schritt zurück als immer mehr von diesen Puppen auf sie zukamen und fluchte erschrocken. Eine Wand. Hinter ihr war eine harte Wand. Sie hatten sie in die Enge gedrängt. "Meine Zeit ist noch nicht gekommen.. darauf könnt ihr wetten..", zischte sie zwischen ihren Zähnen und stduierte aus den Augenwinkeln ihre Umgebung. Fässer. Immerhin. Mit einem überraschenden Kampfschrei fuhr die Sumpflerin zu einem starken Schlag aus, nutzte die Verwirrung der Angreifer und sprang auf ein Fass. Ihr Hirn arbeitete auf Hochturen. Egal wie erbittert sie auch kämpften, sie würden diese Biester nicht kleinkriegen. Gegen Magie war keine Waffe, keine Wendigkeit, keine Ausdauer gefeit, wahrscheinlich konnten diese Puppen noch ewig so weitermachen. "Scheiße, scheiße, scheiße!" Sie fluchte, schüttelte ihren Kopf und verpasste sich selber eine Backpfeife. "Bloß nicht die Neren verlieren, konzentrier dich!", ermahnte die junge Frau sich selbst, atmete tief ein und aus und hielt nach ihren Mitstreitern Ausschau. Keiner von ihnen hatte es leicht und sie wurde immer mehr und mehr auseinander getrieben, es sah schlecht aus. Verzweifelt schlug sie gegen die Wand. Das durfte es nicht gewesen sein, jetzt durften sie nicht aufgeben, jetzt, wo sie schon so weit standen, schon scheinbar verflucht lange Tage in dieser finsteren Stadt verbrachten- sie mussten etwas tun und sie mussten es schnell tun. Das hatten auch die anderen erkannt und riefen durcheinander- durch das Keifen und Zischen der Puppen verstand die Rothaarige kein Wort. Unruhig gingen ihre Augen von den Magier zu den Kämpfern- so sehr sich beide auch abmühte, zueinander zu finden war zwecklos. Entschieden schüttelte Scarlett ihren Kopf. Nichts war zwecklos, solange sie noch einen Atemzug tat und ihr Überlebenswille sie weitermachen ließ. Noch war es nicht zu spät, noch nicht. Mit einem großen Sprung verließ die Templerin das Fass, kam unglücklich auf, knickte mit ihrem Fuß ein und fiel direkt auf ein Puppe. Ächzend hielt sie sich die Seite, es hatte ihr die Luft verschlagen. Winzige Füße kamen auf sie zugetrippelt, doch die Rothaarige wartete nicht ab, bis sie eine von diesen schmecken konnte, griff sich den Knöchel des Biestes und warf sie durch die Welt. Ein Fehler. Sofort kam eine Zweite, trat ihr in die Seite, warf sich auf die Sumpflerin und legte ihre Hände auf ihren Hals- wie die Ausgeburt der Hölle grinste diese Puppe und ihre Augen flackerten im Schein des Feuers unheimlich. "Nicht mit mir!" Ein versteckter Rest Trotz regte sich in der zierlichen Frau, fuhr in ihren Arm, hackte der Puppen böswillig den Kopf ab und fuhr durch ihr Hemd. Sie schluckte. Warmes Blut floss träge auf ihre Schultern hinab, schwarze Sterne tanzten vor den Augen der Templerin. Was für eine Ironie. Vom eigenen Schwert verwundert.., dachte sie gallig. Doch noch ehe sie resignieren konnte, dem Schläfer vorwurfsvoll eine Predigt halten konnte, spürte sie zwei Arme unter ihren eigenen und die Welt verdrehte sich eigenartig. Sie stand wieder. "Schnell! Wir müssen weg von hier!" Scarlett nickte Bardasch matt zu und folgte den drei Kämpfern die sich mutig einen Weg zu den Magiern schlugen. Einige Puppen lagen auf dem Boden und schienen sich nicht mehr zu rühren. Eine Hallutination.., schüttelte sie ihren Kopf, nur eine Hallutination.
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Wie gerne hätte sie die Worte aus ihrem Mund sprudeln lassen, sich davon befreit. Jedes Detail wollte sie der Tochter Frosts erzählen, doch kam kein Laut über ihre Lippen, nur ein flehender Blick deutete an, dass sie nicht sprechen konnte, zumindest nicht so, wie sie wollte.
Sheyra ihrerseits wartete geduldig, machte keine Anstalten die Stille zu durchbrechen.
„Es ist…“ Weiter kam Redsonja nicht.
„Es ist schwierig darüber zu sprechen.“ Beendete sie den Satz, gab ihm jedoch nicht das einst vorgesehene Ende. Sie spürte den freundlichen Blick Sheyras auf sich ruhen. Sie hatten Zeit.
„Ich habe einige Unkontrolliertheiten meinerseits festgestellt und deinen Vater schlussendlich gebeten zu meinem Lehrmeister zu werden. Ob dies eine gute Idee ist, sei dahingestellt.“ Sie lächelte schief. „Aber ein Versuch wäre es wert. Vielleicht lässt er sich dadurch auch etwas von Sturms Tod ablenken.“ Viel Hoffnung, dass dies tatsächlich der Fall sein würde, schwang jedoch nicht in ihrer kaum hörbaren Stimme mit.
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Was soll das werden? Sie flohen. Was dachten sich diese Trottel dabei. Rhen war noch vollkommen fit und hätte noch Stunden lang gekämpft, hätte Bardasch ihn nicht aus dem Gefecht gezogen. Nun waren sie die Gejagten. Diese Trottel! Rhen war nicht gerade der größte Stratege, jedoch machte dieser Fluchtversuch keinen Sinn. Denn die Puppen würden sie verfolgen, dadurch hatten sie keine längere Verschnaufpause. Ebenfalls schien niemand einen Plan zu haben, sodass die Mädchengestalten vielleicht in eine Falle tappten. Wir sind geflohen. Dadurch haben wir verloren! Doch konnte er nicht weiter über die Situation nachdenken, da die Verfolgungsjagd immer noch am Laufen war. Sie hatten die Puppen schon ein Stück hinter sich gelassen. Dies hatte nichts zu bedeuten. Sie hatten nicht genügend Vorsprung um sie endgültig abzuhängen. Der Milizsoldat hatte die schnellsten Füße. Er hätte ohne Probleme entkommen könne, doch würde er nie wie ein Angsthase davon rennen. Er hatte Scarlett auf den Arm. Sie war verwundet, eine mitteltiefe Schnittwunde, wie Rhen noch feststellen konnte. Doch die Templerin schien es nicht zu mögen, per Anhalter getragen zu werden. „Lass mich runter, du Klotz. Sonst…“ Rhen hatte schon oft genug Drohungen gehört. Ihn juckte nichts mehr, angesichts der Tatsache, dass ER fliehen musste. „Sonst was? Wirst du mich solange mit Blut bespritzen, bis ich ertrinke. Du kannst kaum noch gehen. Hättest du selber fliehen können, dann hätte ich dich lieber laufen lassen, da ich so nicht so schnell bin. Auch brauchst du nicht dankbar zu sein. Freu dich lieber, dass du noch lebst. Mit Dank kann ich nichts anfangen.“ Seine kühle Wortwahl erschreckte die Frau. Sie verstummte wieder und klammerte sich nun fest an Rhens Körper. Schlaues Mädchen. So musste sich der Milizsoldat nicht so konzentrieren, dass sein Passagier nicht herunter fiel.
Trotz des kleinen Gewichtes in seinen Armen – gutes Training – konnte er sich kurz umschauen. Was er sah, stimmte ihn etwas zuversichtlicher. Er schloss sofort zu Lopadas auf, der zusammen mit Ed und Bardasch die Gruppe anführte. Die Letzte war Latraviata. Sie hatte auch das schwerere Gepäck zu tragen. „Lopadas! Du brauchst nicht zu antworten, doch höre genau zu.“ Rhen schaute noch einmal nach Hinten und vergewissert sich, dass es kein Trugbild gewesen war. „Wir haben eine sehr gute Chance, uns noch einmal zu sammeln. Die Armee der Puppen ist immer noch hinter uns. Jedoch kann man nun erkennen, wie viele es noch sind. Wenn ihr euch ein gutes Versteck kennt, dann sagt es. Denn dadurch könnten wir die Mädchen vorerst in die Irre führen.“ Er holte kurz Luft und redete weiter. „Eine winzige Gruppe ist vorhin in der Stadt geblieben. Ich vermute, dass dort die Anführerin ist und sich um die gefallenen Puppen kümmert. Wenn ich Glück habe, schaffe ich es mit Scarlett unbemerkt wieder in die Stadt zu kommen. Dort werden wir nur noch die kleine Gruppe vorfinden. Ich werde die Anführerin gefangen nehmen, sie fesseln und anschließend und sicher verwahren. Es wäre unsere Chance.“ Lopadas dachte nach. „Warum Scarlett?“ „Wollt ihr sie tragen?“ Der Feuermagier nickte Bedächtig mit dem Kopf. Also konnte es losgehen!
Geändert von Medin (08.12.2006 um 16:07 Uhr)
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Monoton hallte das Trommeln der Regentropfen in den Ohren des Söldners, leise vernahm er den sacht und dennoch schneidend kalt durch die sich kahl in den wolkenbedeckten Himmel reckenden Äste der Bäume streichenden Wind. Es schien kein kalter Winter zu werden. Zumindest ließ die wohl von einigen erwartete Kälte sich nicht sehen, die sonst den nahenden Winter ankündigte. Stattdessen gewährte sie der feuchten Kühle Einzug, die nicht an ihre Ablöse zu denken schien. Die schneidende Kälte blieb somit aus. Vielmehr erinnerten die Regengüsse, die mit penibel gleich bleibender Heftigkeit unaufhörlich niedergingen, an Herbsttage, nur die blattlosen, kahlen Kronen der Bäume zeugten von dem, was eigentlich schon längst hätte einziehen sollen. Doch noch sah es nicht so aus, als wolle der stetige Regen einer weißen Decke, die das Land bedeckte, weichen, und der teils kalte, teils aber fast laue Wind, der stetig neue feuchte Luft und die schweren Wolken, die den Himmel bedeckten, herbei zu tragen schien säuselte dazu sein eigenes Lied in den Wipfeln der Bäume. Sich gegen die sich bewegenden Luftmassen stemmend wankten sie leicht im Wind. Ohne ihr Kleid schienen sie in den Augen Ferol gebrochen, alt. Ihre dunklen Stämme ragten licht umher aus der braunen Laubdecke, unter die sich immer mehr Dreck und Schlamm mischte, seit der Regen unaufhörlich zu fallen schien, welcher die umliegende Landschaft grau und öde aussehen ließ. Die dunkelgrauen Wolkenbänder am Himmel, trist und dem Spiel des Windes ausgesetzt, schienen sich ebenso fügen zu wollen und vervollständigten das farblose Bild, welches sich dem Söldner am Eingang der Höhle bot.
Mit den Fingern schnippte er einen kleinen Stein in den Regen, sah ihm kurz nach, wie er in dem den Boden verdeckenden Schlamm und Laub verschwand. Er genoss die frische Luft, die seine Lungenflügel füllte, in der von der Natur ausgewaschenen Höhle, in welcher die anderen sich befanden, war es stickiger und rauchig von dem Feuer, das noch immer von den Scheiten genährt wurde, die sie von ihrem schnell schrumpfenden Vorrat im hinteren Teil der Höhle nahmen und welche nur darauf warteten, von den züngelnden Flammen gefressen zu werden, und welches zudem angenehme Wärme in der Höhle ausbreitete, welche die Gedanken von dem Wetter, das herrschte, ein manches Mal ablenkte. Dennoch, lange hatte er sich nicht mehr richtig bewegt. Er fühlte sich träge, nachdem sie Tage hintereinander gewandert waren um hierher zu gelangen. Ihm fehlte diese Bewegung, er merkte es. Zwar war er noch nie der geeignete Wanderer oder Läufer gewesen, dennoch meinte er die Muskeln seiner kräftigen Statur, die er immer noch besaß, nach Anspannung und Gebrauch schreien zu hören. Es verwunderte ihn zwar, dass er erstaunlich mehr Ausdauer zu besitzen schien, als noch vor knapp einem Jahr, dennoch nützte diese ihm wenig, wenn er nur hier in der Höhle saß bei den anderen, mit tausenden Fragen im Kopf, die ihm wohl sowieso nie jemand beantworten würde, das Wetter mochte seinen Teil dazu beitragen. Überhaupt war er wieder einmal überrascht, was sich alles in einem Jahr ändern konnte. Es war damals ein Winter mit Schnee gewesen, als er beschlossen hatte, die Stadt Kohrinis zu verlassen, nun saß er hier, an einem Ort, von dessen Existenz er womöglich noch nicht einmal geträumt hätte. Aber ihn beschäftigte auch etwas anderes. Der Tag seiner Geburt, er musste in den letzten Tagen irgendwann gewesen sein. Wann genau, konnte er nicht sagen, er hatte beinahe jegliches Gefühl für Zeit verloren, außer dem ständigen Wechsel zwischen Tag und Nacht hatte er keinen Anhalspunkt, welcher Tag es genau sein mochte.
Seit Redsonja und Frost wieder zurückgekehrt waren, war sonst nicht viel geschehen. Wo sie gewesen waren, geschweige denn was sie dort gemacht hatten, wagte Ferol nicht zu fragen. Er glaubte schon zu wissen, dass es weder für ihn bestimmt noch sonderlich wissenswert für ihn sein würde, deshalb beließ er es dabei, sich selbst Fragen zu stellen, die er nach gewisser Zeit ohnehin wieder in den Hintergrund seiner Gedanken abschob, vermochte er doch keine Antworten darauf zu finden. Rangor hatte sich unentschlossen gezeigt, was die Frage anging, ob er Ferol zurück nach Kohrinis begleiten würde. Konnte er es ihm verübeln, wo er doch noch nicht einmal selbst wusste, ob es das richtige war? Ihn hielt hier nicht viel, er schien sich nur eine Barrikade von Fragen aufzutürmen, die stetig höher wurde. Am liebsten würde er unten einen Stein hinausziehen um zu sehen, wie alles von sich zusammenbrechen würde, doch er glaubte, dass es besser war, zu gehen. Redsonja würde ihn wohl ohnehin kaum hinter sich haben wollen, auch wenn er diesen Gedankengang noch in wage Zweifel stellte. Es betrübte ihn zwar, dennoch hatte er eingesehen, dass es wohl das Beste war, Gorthar nach Beendigung der Lehre wieder zu verlassen. Die unbeantworteten Fragen hinter sich lassen, eine flüchtige Alternative zu dem Suchen nach Antworten. Doch blieb ihm etwas anderes? Es würde sich zeigen, noch war es nicht soweit. Und er lauschte wieder dem steten Trommeln der Regentropfen, die ihrem eigenen Rhythmus folgten...
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Es war ein waghalsiger Plan, den der Gardler aufgestellt hatte, aber dieser Kämpfer schien anders als normal zu sein, denn er kämpfte mit einer Kraft und einer Ausdauer, wie es der Magier noch nie gesehen hatte. Doch allein könnte er mit Scarlett die Anführerin, sofern es eine gab gefangen nehmen. Es musste besser geplant sein. "Warte einen Moment. Die Sumpflerin ist zu verletzt, doch Ed ist Heilerin, die Wunde dürfte kein Problem sein. Und außerdem bringt es nichts ihnen einfach entgegen zu stürmen, denn so kommen wir nie zur Anführerin. Rhen, ich habe eine Aufgabe für dich, weil du am kräftigsten bist, dienst du uns als Lockvogel. Wir verstecken uns in einer Seitengasse, du rennst jetzt hinunter und lockst die Armee hier hoch und wenn sie an uns vorbei laufen, dann schlagen wir von hinten zu. Ich denke, dass ihre wichtigste Puppe wahrscheinlich hinten laufen wird, damit ihr nicht sofort etwas passiert." Der Gardler nickte, setzte die Sumpflerin ab und rannte los. Der Rest der Gruppe hatte nicht mehr viel Zeit, sofort liefen sie in eine Nebengasse der Straße, auf der sie sich befanden. Der Barbier wollte eigentlich der Magierin die Verletzte überlassen, doch die Heilerin meinte, dass die Wunde nicht so groß sei und dass er sie auch heilen könnte. Lopadas wollte es nochmal versuchen, doch sich diesmal besser konzentrieren, damit er nicht seine ganze Energie auf einmal verschwendete. Doch die Sumpflerin wehrte sich etwas, scheinbar wollte sie nicht mit Magie behandelt werden. Bardasch und Latri hielten sie fest, weil sie sich doch sehr arg wehrte und Lopadas hob die Hand knapp über die Wunde. Dann schloss er die Augen und kanalisierte seine Magie. Er konzentrierte sich auf die Wunde und auf die Magie gleichzeitig, sodass diese beiden Elemente in seinem Kopf zu einem wurden und er somit auch die echte Wunde heilen konnte. Der Barbier spürte die Wärme der Innos gegebenen Magie und wie diese wie eine zähfließende Masse auf die Wunde tropfte und diese Stück für Stück verschloss. Es dauerte eine Weile bis Ergebnisse zu sehen oder für ihn zu spüren waren. Doch wollte er sich trotz des Umstandes, dass gleich etliche Puppen um sie rum stehen konnten, nicht aufhören, sondern zog die Heilung bis zum Ende durch. Vor seinem inneren Auge hatte sich die Wunde mit der Magie gefüllt und nur etwas davon schwappte über den Hals, dies war für Außenstehende nicht zu erkennen. Die beiden Kämpfer ließen die Sumpflerin los und dies sprang sofort auf die Beine. Alsob Lopadas ihr etwas angetan hätte, betastete die Rothaarige ihren Hals und weil sie keine Wunde mehr vorfand, schaute sie den Magier verdutzt an. Er lächelte und hoffte ihr somit ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Da die Wunde geheilt war, war die einzige Sorge die Puppen, die scheinbar auch schon auf dem Weg zu der Gruppe waren.
Geändert von Lopadas (08.12.2006 um 16:49 Uhr)
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Vorsichtig lugte sie um die Ecke. Noch waren weder Rhen oder die Puppen zu sehen oder gar zu hören. Scarlett könnte ihm immernoch hinterhereilen.. Sie schüttelte den Kopf. Das war keine so gute Idee, aber vielleicht.. sie drehte ihren Kopf zur anderen Seite und machte ihm Dunkeln ein paar Fässer aus. Wenn sie..
"Ihr werdet hierbleiben, euch mucksmäuschenstill verhalten und warten bis die vorderen Puppen vorbei gezogen sind, dann könnt ihr euch auf die Anführerin stürzen-", sie brach ab. Wenn die Anführerin denn überhaupt dabei war.. bei den Puppen konnte man mit allem rechnen und großartige Kriegsstrategen war keiner von ihnen. "Ich werde mit einer Fackel vorauslaufen- vorrausgesetzt einer der Feuermagie bringt es fertig mir dieses Holzstück anzuzünden", zog sie grinsend eine Holzlatte hervor, wurde aber sofort wieder ernst. "Das sollte reichen um sie lange genug abzulenken- denn es würden sich sicher nicht genug Puppen auf Rhen stürzen." Sie legte ihren Kopf in den Nacken und hielt nach dem Mond Ausschau- vergeblich. Über Gorthar lag eine dicke Wolkendecke und die Nacht war pechschwarz. Eine angemessene Atmosphäre um diesen Spuk zu beenden..
Zögerlich, mit der Hand auf der Stelle wo noch vor einigen Minuten ihre blutende Wunde war, trat die Rothaarige auf Lopadas zu, murmelte ein kleines Danke und hielt ihm die Holzlatte hin. Der Fuermagier sprach kein Wort sondern nickte nur und schon bald hüpfte ein kleiner Feuerball auf die Latte und machte sich am Holz zu schaffen. Ohne eine weitere Sekunde zu verlieren, drehte die Templerin dem Magier den Rücken zu und rannte um die Ecke, ein kalter Schauer überlief sie, als die Schatten auf der Wand umhersprangen- sie konnte förmlich auf der Zunge schmecken, dass es bald passierte. Was auch immer 'es' war.., schauderte sie.
Wie eine Armee aus verdorbenen Kinderträume trippelten die Puppen aus dem Schatten, hatten ihren Blick auf den davonlaufenden Rhen fixiert und fast schien es Scarlett, als könnte sie den unbändigen Willen dieser Mistviecher sehen, der ihnen im Moment nichts anderes sagte als diesen Menschen in ihre Finger zu kriegen und umzubringen. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper war angespannt, das laute Echo der unzähligen Puppenfüße kam immer näher und näher, ihr Kreischen und Fiepsen schmerzte in ihren Ohren, ihre nach Blut gierenden Gedanken quollen gerade aus ihnen heraus. Scarlett fixiert Rhen's Schpf; immer wieder drehte er sich zu den Puppen um, kam ihnen aber nie zu nahe. Sie atmete tief ein und aus. Jetzt durfte einfach nichts schief gehen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, welche Folgen es für sie und Rhen hätte, wenn ihre Gefährten entdeckt wurden, sie die Anführerin gar nicht in die Finger bekamen, oder.. Energisch schüttelte Scarlett ihren Kopf. Dafür war jetzt keine Zeit. "Hey ihr Mistviecher! Habt ihr mich vermisst?" Fast schon widerwillig wandten einige Puppen den Blick von Rhen ab und nahmen Scarlett ins Visir. "Eins.. zwei..", zählte sie und beachtete Rhen's wütenden Blick nicht. "Drei!" Mit einem Satz drehte sie sich um, rannte was das Zeug hielt- aber blieb schon nach wenigen Schritten entsetzt stehen. Wie ein Unheilverkündendes Etwas erhob sich die Steinmauer vor ihr- eine Sackgasse, sie waren genau in eine Sackgasse reingerannt. Spöttisch lächelte sie, drehte sich beinahe gemütlich wieder zu den Puppen und ihren Gefährten um, lehnte sich an die Wand und fluchte als ihr die Flamme ihrer provisorischen Fackeln zu Nahe kam. Verdutzt hob sie wieder ihren Kopf und grinste. "Rhen, geh zur Seite!" Noch ehe der Milizsoldat tun konnte, wie ihm befohlen, schleuderte Scarlett ihre Fackel mitten in die aufgebrachte Meute. Mit einem zufriedenen Grinsen nahm sie wahr, wie einige Kleider Feuer fingen und zog langsam ihr Schwert.
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Die Falle hatte wirklich gut funktioniert, auch wenn sich die Sumpflerin eingemischt hatte, doch das wirkte sich nicht negativ aus, sondern die Puppen waren noch mehr abgelenkt. Während die Armee an der kleinen Gasse, in der die vier anderen saßen, vorbei rauschte, suchten alle gespannt nach einer besonderen Puppe. Plötzlich blitzte etwas in der Nacht an ihnen vorbei und Lopadas spürte eine stärkere Magie als bei den üblichen Puppen. Er schaute zu Ed und diese nickte nur, sie hatte es scheinbar auch gespürt. Vorsichtig ging die Gruppe aus ihrer Deckung hinaus, denn die Puppen waren vorbei gerannt. Bei dieser starken Aura konnte es nicht schwer werden die Anfüherin rauszufiltern. Während sie vorsichtig hinter der Armee her liefen, sahen sie wie die vorderen Reihen zu brennen anfingen, wahrscheinlich hatte der Rotschopf die Fackel direkt in die Masse hineingeworfen, was natürlich nur mehr Unruhe stiftete. Die vier Gefährten waren der Armee schon sehr nahe und Latri und Bardasch schlugen die hinterste Reihe der Puppen nieder. Diese standen auch nicht mehr auf, scheinbar konnte nur die Anführerin heilen oder jedenfalls soetwas in der Art. Nun war ein großes Geheimnis der Armee gelüftet und wenn jetzt nur die Anführerin aus dem Weg geräumt werden könnte, dann wäre der Spuk vorbei, doch erstmal heran kommen. Da die beiden Feuermagier mit ihrer Magie nur zu viel Aufsehen erregen würden, schalteten die beiden Kämpfer eine Puppe nach der anderen aus, die dann wie Müll nach einem großen Festival auf der Straße lagen. Die Anführerin war nicht mehr weit entfernt, da sie wie gehofft im hinteren Teil der Armee mitlief. Bald konnte der entscheide Punkt kommen und der Sieg über diese Puppen war greifbar nahe.
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Der Ergraute dachte schon, es würde ewig so weiter gehen - eine Puppe nach der anderen würde umfallen, als ob man sie nur mit dem Finger anzustupsen bräuchte. Der Überraschungsmoment war gelungen und zusammen mit Latraviata konnte er relativ problemlos eine Puppe nach der anderen ausschalten und damit den beiden Magiern den Weg bahnen.
Zack - die nächste fiel - zack - und wieder eine, doch aufeinmal machte sich ein Kopfschmerz in dem Ergrauten breit, der es ihm allmählich unmöglich machte, einen klaren Blick zu behalten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und zusammen gebissenen Zähnen schlug er immer und immer wieder mit seinem Schwert um sich, schlug der einen Puppe den Kopf ab und stach der nächsten ein Auge aus. Doch je mehr er von diesen Biestern erledigte, umso größer wurde der Schmerz in seinem Schädel. Scheinbar war es so, daß sie der Quelle des Übels nicht mehr weit waren und das diese ganz bewußt ihre gesammte Energie darauf verwendete, die beiden Kämpfer zu stören.
Lopadas äußerte ebenfalls ein starkes Gespür von Magie - also war die Anführerin, oder mit was auch immer sie es zu tun hatten, in unmittelbarer Nähe. Bardasch spürte, wie etwas an seinem Geist zerrte und im nächsten Moment spürte er Erleichterung - so etwas wie ein Hauch, der das Übel wegzublasen versuchte. Ein Wirrwarr von Empfindungen, mal abgesehen von den hölzernen Krallen, die sich nun in seine Beine gruben - oder waren es Zähne?
Bardaschs Schlag traf er das Ziel, denn der Schmerz in seinem Bein lies nach. Ruhe war ihm allerdings nicht vergönnt, denn etwas schien von hinten an seinem Hals zu hängen und nahm ihm dabei die Luft. Es mußte sich um eines dieser Biester handeln, das seine Arme um seinen Hals schlang und dabei sich kräftig mit den Füßen in seinem Rücken abstützte. Bardasch griff mit seiner freien Hand über die Schulter und bekam diese Puppe zu packen, die er dann von sich riss und im weiten Bogen mit aller Wucht von sich warf - scheinbar ein Volltreffer, denn es hörte sich an, als hätte er beim Kegeln alles abgeräumt.
Eine brennende Puppe lief auf den Gardler zu, stolperte und kam vor dem Ergrauten zu liegen. Er schob sie mit dem Fuß beiseite und schritt mit Latraviata an der Seite weiter vorran. Hatte er sich getäuscht, oder erteilte da jemand Befehle, die nicht von seinen Gefährten stammten?
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Die Tage waren nicht wirklich das gewesen, was man sich unter einem Ausflug vorstellte und seit Ritley irgendwie verschwunden war, Latri konnte sich auch nur noch verschwommen daran erinnern, war es immer schwerer geworden sich an jemandem festzuhalten, geistig und trotz der tatsache dass da noch Scari und Lopadas und Bardasch war und Rhen und...so gesehen kannte sie doch alle, aber es war für sie trotzdem nicht das selbe ob sie mit Leuten zusammen unterwegs war die sie von irgend woher kannte, oder mit denen sie mal zu tun gehabt hatte oder ob es solche waren mit denen sie von vorn herein gut auskam und die sie nur sehen brauchte um glücklich zu sein.
Sogleich drehte sich die Söldnerin um und blickte um sich, aber die Sumpflerin war nicht zu sehen, auch nicht, obwohl es nicht so lange her gewesen war, dass sie ihr aufgefallen war, wo das das letzte mal gewesen sein mochte..."Latri!", hörte sie es schallend an ihr Ohr vorstoßen, wurde innerlich wieder zum Hier und Jetzt gezogen und schwang gerade noch rechtzeitig ihr Schwert herum, bevor sie einen hölzernen Arm im Gesicht stecken gehabt hätte. Ein fester tritt und der Puppe brachen die Knie nach hinten weg und sie sackte einfach zusammen, kroch aber noch immer weiter auf sie zu und versuchte sich an ihr hochzuziehen. Ein Tritt, ein Hieb, der Kopf war ab, aber kaum war ein Übel von vielen beseitigt tauchte das nächste auf und stürmte wie verrückt aus der Menge heraus und hatte sich offensichtlich Latri als Opfer ausgesucht. Das Ding sprang unbeeindruckt über tote, teilweise brennende Puppengenossen, schien völlig unbeeindruckt und rannte ungebremst weiter. Drei Meter, zwei...die Diebin ging geschwind in die Knie, machte einen Satz und stemmte sich mit der linken Hand gegen die Schulter des Dings, zog die Beine erneut an und steckte sie wieder aus, als sie über der Puppe war. Sozusagen ein Handstand, welcher fatal für das Holzviech ausging, da es böse zu Boden gedrückt wurde, nach vorne stolperte und sich versuchte verzweifelt sich irgendwo fest zu halten. Latra, die inzwischen ihre Halbdrehung vollendet hatte, ließ die Klinge niederfahren, teilte ihr Gegenüber vom Halsansatz bis zur unteren Brustgegend in zwei Teile. Ein schwungvoller Schlag zur Seite riss den Kopf und auch noch ein wenig mehr vom Korpus.
Bis jetzt war alles gut gegangen, wenn man die Umstände in betracht zog...ja Latri konnte zufrieden sein bis urplötzlich ein kleiner Blitz, oder ähnliches Magiezeug ihr für eine Sekunde die Sicht raubte, sie sich dann aber wieder schnell orientiert hatte und versuchte näher zu Bardasch zu kommen. Ein Hieb links, einer Rechts, eine Schraube seitlich und wieder lagen sich krümmende Gegner am Boden. Ermüdend, geistig ermüdend und verwirrt...verwirrt und...die Söldnerin wurde zur Seite gestoßen, fiel über eine scheinbar 'tote' Pulle und rollte sich zur Seite, als sich eine Puppe mit den Händen vorangestreckt fallen ließ...dann war wieder Bardasch da, half ihr schnell hoch, aber kaum stand sie wieder auf ihren Füßen wusste sie nicht mehr wo sie war und..."Nimm du wieder die rechte Seite?!". Latra verstand wieder, lief los um ihre Arbeit zu tun, damit Lopadas und Ed sorgenfrei weiterwerken konnten, aber kaum hatte sie die schwarfe Klinge erhoben versank sie wieder in Gedanken, wurde erneut nach hinten geschleudert, fing sich aber und hackte dem ding erzürnt die Gliedmaßen ab. Was war da los. Warum wurde sie ständig unterbrochen, unterbrochen in dem was sie dachte? "Bardasch, da stimmt was nicht!", aber es kam nur eine wütende, schmerzerfüllte Antwort zurück, welche in dem Kampfeslärm schier unterging, die junge Frau konnte sich aber denken, dass er ihr zustimmte...wobei zustimmte...aber gerade noch...Ein Feuerball zischte am Kopf der Leelerin vorbei und sie versuchte einen Gedanken zu halten...den zu töten und kein Dings durchzulassen.
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Standhafte Kämpfer waren es, die sie dort begleiteten. Auch die Tränen Innos', von denen Ed getrunken hatte, verliehen ihr nicht unerschöpfliche Macht. Es war keine einfache Aufgabe sich so vielen Angreifern zu erwehren und deshalb waren die Söldnerin und der Soldat eine sehr willkommene Unterstützung. Unterdessen galt die Aufmerksamkeit der beiden Feuermagier den Puppen, die vor ihnen fielen oder noch marschierten. Zwar kamen sie der Anführerin offenbar näher, aber dennoch war sie nicht auszumachen.
Weiter und immer weiter voran kamen sie, allerdings würden die beiden Kämpfer das ebenso wenig auf Dauer aushalten. Ed bereute es nicht noch einmal in ihren Turm gegangen zu sein bevor sie aufbrach, denn das Mondsilber hätten sie in dieser Situation wohl gebrauchen können. Aber sei es drum, sie hatten es nicht und ihre Konzentration sollte auf anderen Dingen ruhen. Die Blicke der Zauberin huschten von einer Puppe zur nächsten, allerdings ergebnislos. So kämen sie niemals weiter. Selbst wenn sie die Anführerin sähen, wer konnte mit Gewissheit sagen, dass es nicht nur eines exaktes Replikat war, das ihr in Gestalt glich? Während Bardasch und Latraviata sich weiter ihren Weg bahnten sprach Ed ihrem Ordensbruder einige Worte zu und woraufhin Lopadas an ihrer Seite blieb. Sie schloss ihre Augen und verweilte an Ort und Stelle. So wie sie es beim Erzdämon Marius getan hatte suchte die Magierin nun nach der Aura der Anführerin. Einfach war es keineswegs, denn mit einem Erzdämon konnte sich diese Puppe nicht messen, aber zumindest hob sie sich von den vielen anderen ab. So sehr, dass es der Zauberin letztlich möglich war sie auszumachen. Unterdessen schien Lopadas ihren Weggefährten Feuerunterstützung zu geben, denn gegen die mentalen Attacken waren sie nicht gefeit. Jetzt müssten sie schnell und präzise handeln, denn zum einen würde der Einfluss der Puppen auf ihre Gefährten nicht geringer werden und zum anderen würde die Anführerin gewiss nicht lange dort bleiben. Ed eilte gefolgt von Lopadas voraus, holte die beiden Kämpfer ein, die sich ihnen anschlossen und dann deutete die Magierin auf eine bestimmte Puppe, die mitten in einem Pulk vieler anderer steckte. Ohne ihre Anführerin, so hofften sie zumindest, wären die anderen Puppen verloren. Daher war es nur logisch sie so schnell wie möglich auszuschalten, auch wenn sie dabei nun die Aufmerksamkeit der restlichen Puppen auf sich ziehen würden.
So stürmten sie voran und noch ehe sie den Pulk erreicht hatten waren die ersten Gegner auf sie aufmerksam geworden und schoben sich zwischen die Angreifer und deren Ziel. Wie aber schon zuvor bewiesen die Kämpfer ihre Talente und bahnten sich den Weg hindurch. Da ihre Tarnung jetzt ohnehin nicht mehr länger von Belang war gingen Lopadas und Ed ihren Gefährten offensiver zur Hand und unterstützten sie mit ihren Zauberkünsten. Gleißend helle Lichtblitze zuckten durch die Reihen der Holzfiguren. Und jedes Mal, wenn eine von ihnen getroffen wurde kippte sie um und blieb vollkommen regungslos am Boden liegen. Es war sehr gezielt, aber verlangte der Magierin einiges ab. Gerade für solche Situationen war ihr Feuerregen wie geschaffen, jedoch verbot es sich von selbst ihn zu benutzen. Letztlich war es aber vollkommen egal, denn jetzt standen sie vor ihr. Funkelnd schwarze Augen hatte die Puppe. Sie bewegte sich nicht und erwiderte nur den starren Blick der Gefährten. Von ihren Kameraden waren viele weiter gezogen, um die beiden anderen Krieger einzuholen oder waren den Attacken der Vier zum Opfer gefallen. Sicherlich wäre es nur eine Frage der Zeit, bis hier eine ganze Schar Puppen ankam. Bevor das passierte müssten sie handeln.
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Nun endlich war es soweit. Die Anführerin der Armee war in Reichweite, doch kam die Gruppe nur mit Mühe durch die sich verteidigenden Puppen. Nach einiger Zeit waren die Kräfte des Magiers schon fast erschöpft, aber er wollte in Innos' Namen diese Puppe erwischen. Mit einem gewaltigen Satz sprang er nach vorne, griff um den Brustkorb der Anführerin und riss diese zu Boden. Jetzt lag er doch tatsächlich mit einer Puppe auf dem kalten Boden der Stadt Gorthar, so ein Bild bekamen Zuschauer in tausend Jahren nie mehr. Doch in diesen Moment versuchten andere Puppen sich auf ihn zu stürzen, doch durch ein paar gezielte Schwerthiebe oder Feuerzauber, wurden diesen schnell der Gar ausgemacht. Lopadas rappelte sich auf und versuchte gegen die mentalen Angriffe der Anführerin anzukommen und diese waren wirklich stark, da diese Puppen viel Magie in sich konzentrierte. Nachdem die Gefahr etwas abgewandt war, sprang der Barbier wieder aus der Armee heraus und stellte die Anführerin auf den Boden. "So du bist unsere Gefangene. Am besten beantwortest du unsere Fragen oder wir werden sehen, was wir mit dir anstellen.", sprach der Magier zu der Anführerin, diese antwortete aber nur:"Ihr könnt mir garnichts, ihr seid nur einfache Magier und ihr könnt meinen Zauber niemals brechen!", bei diesen Worten funkelte die Puppe den Klosterling mit ihren großen Augen an. "Was wollt ihr in Gorthar?", fragte Lopadas. Die Puppe antwortete, während die Kämpfer sich um die Armee kümmerten und schon einige Puppen erlegt hatten:"Wir haben einen Plan und in diesen ist beschrieben, dass wir die Stadt einnehmen sollen." - "Wer gab euch den Auftrag?", fragte Lopadas sofort nach der Aussage. Die Anführerin schien zu überlegen, aber es konnte doch nicht so schwer sein den Planer preiszugeben, außer sie wollte es nicht. "Der Plan ist einfach da!" Der Magier schaute die Anführerin verdutzt an und fragte: "Einfach da?" "Ja, wir handeln nach einem Gedanken, der in unserem Kopf verankert ist und den wir nicht verdrängen können. "Ihr habt wirklich keinen Chef oder so etwas?" Der Barbier war noch immer verwundert, denn sowas war ein Ding der Unmöglichkeit, jemand musste sie befehlen. "Ihr lügt mich an!", rief er aus, doch die Puppe antwortete:"Es gibt niemanden, der höher steht als ich und ich habe mir den Plan nicht ausgedacht, dieser ist einfach festgelegt. Es gab nie einen anderen Plan." Verdutzt schaute er zu seiner Begleiterin, die sich ebenfalls an dem Verhör beteiligte. Ed schien noch zu überlegen, jedenfalls bezog sie keine Meinung zu dieser Aussage. "Wenn ihr keinen Meister habt, dann würde ich gern wissen, was euch treibt." Die Puppe schwieg, würde sie jetzt antworten, wäre dies der Untergang der Armee und das wusste die Anführerin. Sie mussten diese Oberpuppe irgendwie davon zu überzeugen, die Seite zu wechseln, denn Gorthar anzugreifen, war ein Hirngespinst.
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„Nu Menschenskinder - nun macht mal hinne da. Ich hab nicht ewig Zeit“, brüllte der Ergraute den Magiern zu, wärend er sich immer noch gemeinsam mit Latraviata um die Puppen kümmerte.
Die Beiden waren damit beschäftigt, die Puppen daran zu hindern, bei dem Verhör zu stören und zum anderen kamen langsam Rhen und Scarlett zum Vorschein, die sich aus der Sackgasse hervor gearbeitet hatten und Bardasch beobachtete zumindest aus dem Augenwinkel, ob es ihnen gut ging.
Langsam wurden die kleinen Wesen weniger und die Gruppe näherte sich wieder etwas mehr, aber die Anführerin gab scheinbar immer noch nicht die gewünschten Informationen preis. Warum sonst sollten die beiden Magier sie immer noch in die Mangel nehmen?
„Bei Innos! Dreht Ihr die Gurgel um und dann können wir endlich gehen“, kam es lautstark aus Bardaschs Mund. Er sah keinen Sinn in diesem Gespräch und die Sache begann ihm langsam komisch vorzukommen. Dazu kam noch, daß er immer noch von Kopfschmerzen geplagt wurde, von denen er sich sicher war, daß sie mit Fall der ganzen Puppenbrut enden würden.
„Vorsicht!“, rief der Ergraute Rhen zu, um im nächsten Moment zu sehen, daß dieser die garstige Puppe mit dem brennenden Puppenarm in der Hand bemerkt hatte. Dieses kleine Biest hatte sich wohl gedacht, daß sie die großen Menschen genauso in Flammen setzen könnte, aber dazu kam sie nicht, als Rhen sie ruck zuck kampfunfähig machte. Außerdem zeugte es nicht grade von intelligenz, wenn man als Holzding mit Feuer spielte. Egal - Bardasch wandte sich wieder ab und näherte sich Lopadas, der im Begriff war, von einer in Blümchenkleid gekleideten Puppe bedrängt zu werden. Er stach ihr mitten in den Rücken, um sich kurz danach eine klammernde Babypuppe vom Bein zu schütteln. Ihm kam kurzzeitig der Verdacht, daß mit dieser etwas nicht stimmte, denn sie nannte ihn Mama und erzählte was von Durst und Hunger, blinzelte ihn mit herzzereißendem Blick an und warf ihre Arme erneut um das Bein des Gardlers... hinterlistiges Biest, die kleine Kreatur schien in fies anzugrinsen, wärend sie sein Bein kaute, was sie allerdings nicht lange tat.
Er rupfte sich die Puppe vom Bein, nahm sie an beiden Armen und riss mit einem Ruck an ihnen, das sich diese lösten. Gerne hätte er mit ihrem Gesicht auch noch etwas angestellt, aber Scarlett, die sich dem Ergrauten mittlerweile genähert hatte, sah ihn merkwürdig an, auf das er sich wieder auf das Kämpfen besann.
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Lehrling
Es war das eingetreten, was die Anführerin auf jeden Fall vermeiden wollte, doch scheinbar wurden sie alle von den Menschen reingelegt. Soviel taktisches Wissen hätte sie den Störenfrieden garnicht zu getraut und schien die ganze Mission zu scheitern, da sie selbst keine Puppen mehr zum Leben erwecken konnte, wenn diese einmal tot waren, waren sie tot. Außerdem spürte sie etwas seltsames, als sie von den beiden Magiern verhört wurde. Es war schon seltsam, denn eigentlich hätte die Oberpuppe gedacht, dass die Magier mit ihr kurzen Prozess machen würden, was ihnen aber auf Grund der starken Magie der Anfüherin nicht so einfach gelungen wäre. Aber nein, sie redeten mit ihr und versuchten den Grund für den Angriff auf die Stadt rauszufinden. Sie wusste nicht, was dies für einen Zweck hatte, aber sie merkte, dass sie keine Antwort wusste und das machte ihr zu schaffen. Sie griff in den letzten Tagen eine Stadt an, weil es ihr Plan war, ihr Ziel, doch sie wusste nicht von wem dieser Plan ihr erteilt wurde oder wie dieser in die Köpfe der Puppen gekommen sei. Doch wollte sie nicht an der Mission zweifel und gab deswegen immer wieder als Antwort, dass es keinen Anführer sei und dass sie nach freien Stücken handeln. Plötzlich tat die Magierin eine Aussage, die die Anführerin schwer beeindruckte. Sie meinte, dass, wenn die Puppen so frei in ihren Gedanken wären, sie nicht einfach eine Stadt ohne Grund angreifen würden, weil es unlogisch ist, dass sie eben nicht aus freien Stücken handeln, weil sie einen vorgegebenen Plan verfolgen. Diese Worte hämmerten in ihrem hölzernen Kopf, wie eine Axt in einem zu fällenden Baum. Hatte diese Frau recht? Waren sie nur Marionetten ohne eigenen Willen? Aber wer lenkte sie? Da kam ihr ein Gedanke, der alles veränderte. Sie war frei in ihren Willen und wollte es auch bleiben und kein unnütziger Gedanke sollte sie daran hindern. In ihren Inneren kämpfte der Missionsgedanke und ihre eigene Logik, es waren zwei Sachen, die sich nicht verbinden ließen und somit musste eine Seite irgendwann die über Hand nehmen. Sie wollte die Mission erfüllen, doch aus welchen Grund? Sie musste frei im Denken sein, doch war der Missionsgedanke nicht einer ihrer Gedanken? Dieser Gegensatz machte die kleine Puppe fertig, die magische Aura in ihr schien immer zu versiegen, je mehr sie der Logik folgte, ihren eigenen Gedanken. Dann schrie die Anführerin laut in einer kleinen Mädchenstimme:"Ich bin frei in meinen Gedanken und niemand, wirklich niemand wird mich in diesen unterdrücken!" Dann griff sie nach ihren Augen, welche Fragmente des seltsamen Steines waren, die den Puppen ihre Kraft gaben und riss diese gleichzeitig aus ihren hölzernen Kopf. Sofort fiel sie in sich zusammen, leblos und unbewegt. Und auch in den anderen Puppen erlosch die Magie und diese fielen auf den Boden. Als wäre nichts passiert, als wären sie schon immer diese ruhigen Spielzeuge gewesen.
Lopadas
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Die Dächer von Danreen lagen vor ihm. Man konnte beinahe die ganze Stadt überblicken, mit ihren goldenen Kuppen, hohen, schmalen Türmen, aber auch schäbigen Holzdächern. Gross baute sich der Regierungspalast im Süden auf. Die Untergehende Sonne tauchte alles in blutrotes Licht. Man konnte glauben die Apokalypse stehe vor der Tür.
Vom Markt waren noch immer laute Rufe und Schreie zu hören. In den Strassen begann das Leben erst jetzt, wo die Temperaturen wieder auf ein erträgliches Mass hinab gesunken waren.
Troan klammerte sich mit beiden Händen an die Balustrade des kleinen Balkons. Er umklammerte das morsche Holz so stark, dass es zu splittern drohte. Sein Gesicht war leichenblass und seine ganzen Muskeln schienen zu zittern. Seine Beine fühlten sich wie Pudding an, doch er zwang sich, weiter zu stehen und den Sonnenuntergang zu geniessen.
Heute Abend sollte es soweit sein. Sie würden Troan aus der Stadt schmuggeln. Unterdessen glaubte Troan nicht mehr an diesen Plan. Sie würden es sicherlich nicht lebend aus Danreen schaffen, doch es war ihm auch egal. Erschreckend wie rasch seine Bereitschaft zum Tod gestiegen war. Woran lag das nur? Wohl daran, dass es nichts mehr gab, was ihn an dieser Welt hielt. Narya war weg, enge Freunde hatte er keine und selbst Lee fühlte er sich nicht mehr verpflichtet. Er hatte alles hinter sich gelassen, nur um sich selbst zu retten. Vermutlich war das selbst sein Todesurteil gewesen. Doch aufgeben konnte er nicht. Aurrius, Alena und Gilborn hatten sich bereits so stark für ihn aufgeopfert, da durfte er gar nicht aufgeben.
Die Tür hinter ihm in seinem Schlafzimmer öffnete sich. Er hörte bedächtige, sanfte Schritte, die auf dem morschen Holz immerwährend knacksten.
“Ist es soweit, Aurrius? Können wir gehen?“
Aurrius stellte sich neben Troan auf den Balkon.
“Hier, schluck deine Medizin“, meinte Aurrius und hielt Troan eine Glasampulle unter die Nase.
“Nein…ich muss doch tot krank aussehen, wenn wir es aus der Stadt schaffen wollen.“
„Vorbei…ich habe eine bessere Lösung gefunden“, sagte Aurrius und auf seinem Gesicht zeichnete sich grossen Stolz ab.
“Und die wäre?“
„Ich habe einen Schmuggler im Hafenviertel getroffen, der bereit ist uns nach Drakia hoch zu segeln, gegen eine entsprechende Bezahlung natürlich.“
„Achja…und weshalb will der uns nicht verraten?“
“Er ist selber auf jeder Menge von Steckbriefen abgebildet…wenn er uns verraten will, dann landet er selbst ebenfalls im Kerker…“
Langsam entfachte sich eine kleine Hoffnungsflamme…
“Und du meinst das klappt?“
„Das Risiko ist es wert? Jedenfalls ist es weniger gefährlich als der bisherige Plan…also schluck deine Medizin. Morgen in der Früh musst du wieder fit sein, denn dann legen wir ab.“
Zögernd griff Troan nach der Ampulle, doch dann wurden seine Bewegungen selbstsicherer. Er umschloss die Ampulle, schüttete den Inhalt in sich hinein. Dann wankte er unsicher zu seinem Bett und liess sich in die harte Matratze fallen.
“Ich verdanke dir alles Aurrius…wie soll ich meine Schuld je wieder begleichen?“
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War ja klar! Rhen gähnte kurz und schaute wieder in die Runde. Ein kleines Lagerfeuer diente der Erwärmung. Trotz des großen Gewinns in der vorigen Nacht, herrschte eine gedrückte Stimmung. Der Milizsoldat machte die Erschöpfung dafür verantwortlich. Vielleicht wusste auch niemand, wie man den Anlass feiern sollte. Doch am wahrscheinlichsten war wohl die Tatsache, dass niemand wusste, was er als nächstes machen sollte. Die beiden Magier unterhielten sich lang, doch anscheinend hatten sie keine Idee, was man nun tun sollte. Der Blondschopf grinste in sich hinein, zeigte diese Belustigung jedoch nicht. Es ist noch nicht zu Ende! Alle fühlten wahrscheinlich das Selbe, doch niemand sprach es aus. Eine dunkle Vorahnung regte sich in jeden aus der kleinen Gruppe. Diese düsteren Gedanken drückten die Stimmung. Rhen war es nur Recht, er konnte sich sowieso so nicht amüsieren. Gut, er könnte schon. Jedoch würde er dann wieder einen Anfall erleiden. Dabei fiel dem Milizsoldaten auf, dass die letzte Attacke schon über einen Monat her war. Dies machte ihn als Einziges Gedanken.
Der sonstige Rest war ihm eigentlich egal geworden. Er würde die Gruppe verlassen und zurück in die Stadt gehen. Dort würde er seine Ausbildung beenden und anschließend in das Minental gehen, dort würde er ein bisschen kämpfen, bis wieder ein großer Auftrag anstand. Lord André wusste davon, dass er mit bei der Mission gewesen war, also konnte er auch gleich seinen Lohn abholen. Was dann kam, wusste der Blondschopf noch nicht. Die Zukunft konnte niemand erahnen, er am allerwenigsten. Jedoch hatte er sich vorgenommen, sein Leben weiter auszugestalten. Abenteuer, Kraft und Erfahrenheit. Seine Ziele, die er sich vorgenommen hatte. Apropos Erfahrenheit: Was macht Phili eigentlich? Er hatte den Händler schon eine lange Zeit nicht mehr gesehen. Das letzte Mal… war schon ein Stück zurück. Die Expedition ins Minental wegen der Pflanze, dies war wirklich schon etwas her. Was macht der alte Innosfreund? Er würde Lopadas fragen, sobald dieser seine Unterhaltung beendet hatte.
Er dauerte nicht mehr lange, als sich die beiden Magier wieder ans Lagerfeuer setzten. Sie waren schweigsam. Vielleicht hatten sie keine Lösung, oder doch? „Lopadas, ich wollte sie etwas fragen.“ Der Magie schaute auf und blickte mit argwöhnischem Blick zu Rhen. „Ja, was ist, Kämpfer?“ Fühlt der sich als etwas Besseres und kann der sich meinen Namen nicht merken? „Ich wollte fragen, was mein Freund Phili so macht?“ Der Blick des Feuermagiers verdunkelte sich zunehmend. Was war passiert? Lopadas schaute zum Himmel hinauf. Er sah nur dicke Wolken. Schreckliches Wetter! „Der Mann von dem du sprichst, hat sich gegen den Orden gewannt.“ Er ist wohl endlich zur Vernunft gekommen. „Er hat sich gegen einen ehrwürdigen Feuermagier gewendet und seine Stellung als Novize aufgegeben.“ Richtig so! Rhen war wirklich nicht gläubig, auch wenn er in der Garde Innos´ war. Der Milizsoldat nickte, sagte jedoch nichts mehr, auch Lopadas verstummte. Entweder wusste er nicht mehr oder wollte keine weiteren Dinge ausplaudern. Rhen stand nun auf. „Gut, ich denke, dass diese Sache für mich beendet ist. Der Kampf hat mir gut getan und ich hab Erfahrung gewonnen. Zudem konnte ich helfen, was eine Freude ist.“ Er wandte sich an Scarlett. „Ich hoffe, dir geht es wieder gut. Du warst die erste Frau, die in meinen Armen lag.“ Er hoffte, dass er nicht log, jedoch konnte er sich nur spärlich an vergangene Zeiten, dir vor der Vergiftung waren, erinnern. Zum Schluss richtete er seine Worte an Bardasch. „Ich weiß nicht, was du vorhast, doch ich gehe erst einmal zur Stadt und hole den Boten. Danach werde ich nach Khorinis aufbrechen. Was machst du?“ Bardasch konnte sich Stolz schätzen, denn so eine Frage, stellte der Milizsoldat nut vertrauten Personen. Den Rückweg würde er auch allein schaffen, denn er spürte, wie so oft, keinerlei Erschöpfung.
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Der nächste Morgen war kalt, grau und ohne Sonne. An den Berghängen drückte eine graue Nebeldecke schwer auf die Bäume. Über die Nacht schien das Tal drastisch geschrumpft zu sein. Von der Sonne keine Spur. Nur die Wolken dicht über dem Kopf und eine Welt, die ihrer Farben beraubt worden war.
Es hatte aufgehört zu regnen, doch die Luft war schwanger mit feuchtem Dunst, der vom Waldboden und den Wiesen am Fluss aufstieg. Trotz des miesen Wetters konnte Frost in weiter Ferne den weißen Turm des Schlosses von Rynthal in die Wolken stechen sehen. Über dem Turm waren die Wolken besonders dicht. Ab und zu schien es in ihnen zu flackern. Ein kalter, nach Moder stinkender Wind kam aus dieser Richtung. In einiger Entfernung klaffte eine schwarze Narbe im Wald. Verbrannte Bäume, tote Erde und wie er wusste, mindestens genauso viele tote Menschen. Die Bäume, die noch standen, waren kaum mehr als Skelette. Vom Feuer abgenagt wie Fischleichen.
„Schrecklich.“
Shilendra war aus der Höhle getreten. Die Erinnerung an schlechten Schlaf lag in dunklen Schatten unter ihren Augen. Die Erschöpfung war nicht nur körperlich. Für Frost war sie ebenso erschreckend wie bezeichnend für die gesamte Reise. Er hatte sie als blankpolierten, schimmernden Smaragd kennengelernt. Nun war der Edelstein staubig und abgenutzt. Ja, teilweise sogar gesplittert.
„Konntest du schlafen?“
„Etwas.“ Shilendra hob die Schultern. „Und du?“
Zwischen den Wolken über Rynthal bewegte sich etwas. Schattenwanderungen. Etwas kreiste über dem Turm. Etwas Großes.
„Du hast mir etwas verheimlicht. Woher kennst du Arjak?“
„'s eine lange Geschichte.“
„Weich nicht aus. Du wolltest mit ihm abrechnen. Und dazu meine Hilfe. Ich verlange Antworten.“
Er hatte erwartet, dass Shilendra zurückweichen oder zusammenzucken würde. Stattdessen stand sie einfach da und starrte auf die Narbe im Wald, als ob dort ihr Henker warten würde.
„Dieses Land gehörte einst meiner Familie. Nicht alles. Ein guter Teil davon. Dieses Tal, die Wälder im Westen, der Grünaugensumpf...“
„Und ihr habt Arjak unterstützt“, vermutete Frost.
„Anfangs, ja. Wir hatten die Wahl zwischen der Schwarzen Rose und Arjak. Lange Zeit ging es ja auch gut. Doch Arjaks Hunger wuchs und wuchs und nichts schien ihn stillen zu können. Er hätte sich so oder so gegen uns gewandt. Es war nur eine Frage der Zeit.“
„Also habt ihr die Hand gebissen, die euch fütterte.“
Shilendras Augen glänzten wässrig. Regentropfen, die den Staub vom Smaragd zu spülen versuchten.
„Er hat alle umgebracht. Die ganze Burg. Ich kann noch heute die Schreie hören. Manchmal... in der Nacht...“
„Warum hat er dich verschont?“
Sie versuchte ihm in die Augen zu sehen, wich aus, riss sich sichtbar zusammen.
„Ich... ich bin...“
Sie brach ab, fuhr sich flüchtig mit der Hand über die Augen.
„Ich habe keinen Anspruch. Auf das Erbe, meine ich. Zumindest nicht direkt...“
Wie vermutet. Keine Seltenheit in reichen Häusern. Er nickte verstehend.
„Und jetzt? Wie sehen deine Pläne aus?“
„Ich...“ Ihre Hände fanden zueinander, rangen kurz. „Ich weiß es nicht.“
„Willst du immer noch Rache?“
Shilendras Augen weiteten sich, ihr Mund stand halb offen.
„Willst du Arjak tot sehen?“
Sie blickte zu Boden, beschämt. Dann nickte sie.
„Ja. Ich will, dass er bezahlt. Für alles.“
Schritte näherten sich. Sheyra kam aus der Höhle, blinzelte verschlafen und streckte sich ausgiebig.
„Guten Morgen.“
„Morgen Sheyra.“
Blinzelnd musterte Sheyra ihren Vater, bevor sie den Kopf auf die Seite legte und feststellte:
„Du siehst übel aus. Wie geht es deinem Auge?“
„Gut.“ Den Umständen entsprechend. „Ab und zu wird mir etwas schwindelig, aber ich beginne mich daran zu gewöhnen. Sind die anderen schon wach?“
Ein Achselzucken.
„Mehr oder weniger“, meinte Sheyra und verzog das Gesicht.
„Wir müssen so bald wie möglich aufbrechen.“ Frost richtete den Blick zurück auf die Wolken über dem Turm. Entweder hatten sich die Schatten vermehrt, oder sie kreisten schneller.
„Arjak wird keine Ruhe geben, bis er das Auge in seiner Gewalt hat.“
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„Ich werde Dich in die Stadt begleiten“, antwortete der Ergraute und schenkte Rhen ein entspanntes und vorfreudiges Lächeln, „Ich kann es kaum erwarten zurück zu kommen. Wie wohl alle hier, bin ich vollkommen am Ende und sehne mich nach einem...“, Bardasch stutzte und kratzte sich seinen Bart, „Bier - ich sehne mich nach einem Bier - nach EINEM Bier - keine Sorge. Ich werde mich nicht wieder gehen lassen. Die Zeiten sind vorbei“. Der Ergraute wußte nicht, ob Rhen dies überhaupt interessierte, doch er hatte das Gefühl es ihm versichern zu müssen. Bardasch lächelte wieder und vernahm ein leichtes Nicken von Rhen.
Der ergraute Gardist wandte sich an die neben ihm sitzende Latraviata, die wie abwesend ins Feuer sah. „Was ist mit Dir? Wirst Du uns Begleiten? Ich nehme mal an, daß Du an den Hof zurück kehren wirst. Vielleicht begleitetest Du uns bis Khorinis und machst Dich von dort aus auf den Weg“. Latraviata blickte in den Himmel, als ob sie dort nach der Antwort suchen müsste. „Warum nicht“, sagte sie schließlich, wieder in das Feuer blickend, „allerdings...“, sie machte eine Pause, „Ich werde Euch bis Drakia begleiten und dann dort von Bort gehen“, fuhr sie schließlich fort. Bardasch sah darin kein Problem und auch Rhen schien nichts dagegen zu haben, daß sie mit auf das Schiff ging. Nun war nur noch die Frage, was Scarlett und die beiden Magier vor hatten. Der Ergraute blickte durch die Runde, aber von den beiden Ordensmitgliedern war nichts zu sehen. „Wo sind die Beiden?“, fragte er, erntete aber nur ein Schulterzucken der Anwesenden. Keiner von ihnen schien bemerkt zu haben, daß sie sich von der Gruppe entfernten. Sie werden schon kommen - hoffendlich rechtzeitig, denn ich will endlich zurück.
Rhen erhob sich, um wie er sagte, den Boten aufzusuchen. Den boten hatte der Ergraute ganz vergessen. Er war doch der Grund, warum sie sich auf den Weg nach Gothar machten. Er hoffte, daß dieser Wohlauf war und nicht das Weite gesucht hatte. Andre´ wäre wohl nicht sehr erbaut, wenn sie seine Leiche mitbringen, oder gar ohne ihn wieder auftauchen würden... oder wenn sie dem Lord nichts über die Erfolgreiche Mission des Boten berichten konnten. Was sollte der überhaupt hier?, dachte er sich und wurde von Scarlett unterbrochen. Die zierliche Sumpflerin bat darum, die Gruppe ebenfalls begleiten zu dürfen und schien etwas beleidigt darüber, daß man sie nicht schon längst darum gebeten hatte. Überhaupt wurde der gardler aus ihr nicht schlau. Teilweise erschien es ihm, als könne man mit dieser Frau Pferde stehlen und sich auf sie verlassen, wenn man ihre Unterstützung brauchte, aber in anderen Momenten war ihr Verhalten wiederum abweisend und einfach nur seltsam, aber er konnte sich auch täuschen. Vielleicht war er einfach auch nur übermüdet und so schenkte er ihr ein Lächeln und versicherte ihr, daß er sie natürlich nicht alleine zurück lassen würde.
Alleine - ja, das wäre sie, denn die beiden Magier waren immer noch nciht an das Feuer zurück gekehrt und auch Rhen lies sich Zeit. Bardasch wurde langsam ungeduldig und erhob sich, um im Stand mehr zu sehen. Die kühle Brise strich um seinen Hals und lies ihn frösteln und seine Hände waren kalt vor Kühle und Müdigkeit. Er wollte den beiden Frauen schon mitteilen, daß er nach dem rechten sehen würde, als Rhen mit einem mal aus der Dunkelheit auftauchte. Dieser schüttelte den Kopf und sagte, daß man ohne den Boten gehen würde. Diesem ginge es gut, auch wenn er noch etwas schwach war und verwirrt schien. Zwar hätte der Ergraute sich gerne noch von den beiden Magiern verabschiedet, doch wie auch er, hielt es keinen mehr an diesem Ort und so beschloss man, sich auf den Weg zu machen, bevor es zu spät würde.
Glücklicherweise fand sich ein Fischer, der bereit war für einige stattliche Münzen die Gruppe an Bort zu nehmen, denn der Bootsbesitzer, mit dem sie ursprünlich Gothar erreichten, hatte es wohl vorgezogen, weg zu bleiben. Wie jedes Mal beschlich Bardasch ein komisches Gefühl, als er als letzter das Boot betrat, daß seiner Meinung nach bedenklich tief im Wasser lag. Er versuchte sich mit anderen schönen Gedanken abzulenken - zum Beispiel mit dem Gedanken, daß er Anáwiel bald wieder sehen würde...
Langsam legte das Schiffchen ab und bewegte sich durch den schmalen Kanal hindurch aufs weite Meer hinaus. Ein kräftiger Wind empfing die gefährten und lies das Boot schaukeln, so daß Bardasch das Holz fester packte, um blos nicht über Bort zu gehen. Keiner der Anwesenden sprach ein Wort und auch Bardasch schien langsam von der Müdigkeit übermannt zu werden. Seine Augenlieder wurden immer schwerer, bis sie sich schließlich schlossen und er die Geräusche des Windes und des Meeres immer leiser wahrnahm.
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„Komm mit!“ Die Stimme Redsonjas schreckte ihn auf. Hatte er geschlafen? Sein wegen der Müdigkeit trüber Blick wurde klar, er sah in das markante Gesicht der Lehrmeisterin, die ich nach wie vor auffordernd anblickte. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Er musste an die Höhlenwand gelehnt eingeschlafen sein, kein Wunder, es war nicht viel aufregendes passiert in der kleinen Höhle und um das Feuer, welches Ferol nun als fast gänzlich heruntergebrannt erkannte, als er einen Blick an der Rothaarigen vorbei warf. Dabei erhellte es die kahlen Wände nur äußerst spärlich und der flackernde Schein der Flammen schaffte ein düsteres Zwielicht. Die anderen schienen ebenfalls zu schlafen. Redsonja? Er kehrte aus seinen schweifenden Gedanken zurück zu ihr, deren fragender Blick nach wie vor auf ihm ruhte. Er sah ihr kurz in die grünen Augen, die äußerst wach, beinahe gespannt schienen. „Was gibt es denn?“, bemerkte er leise und meinte zu hören, wie träge die Worte seine Lippen verließen. Doch zu weiterem blieb ihm keine Zeit, schon antwortete ihm wieder die Stimme der Lehrmeisterin.
„Komm einfach mit, ich will dir etwas zeigen.“ Zeigen? Nun gut. Er rappelte sich auf, stemmte sich hoch und stand wenige Augenblicke wieder auf den Beinen, um Redsonja zu folgen, die sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. Wenige Augenblicke später traten sie aus dem Höhleneingang. Dunkelheit umfing sie schlagartig, nur schemenhaft glaubte Ferol die wenigen Baumstämme auszumachen, die sich bedrohlich wirkend aus dem laubbedeckten Boden emporhoben. Es hatte zu regnen aufgehört, dennoch vernahm der Söldner immer wieder das leise Trommeln letzter Wassertropfen, die sich von den Zweigen der Bäume lösten und auf die Laubdecke trafen. So war es nur ein kurzer Moment, in welchem er die klare Nachtluft genoss, die tief in seine Lunge strömte bei jedem Atemzug. Dann musste er sich schon wieder darauf konzentrieren, der dunklen Gestalt zu folgen, die sich kaum vom Hintergrund abzuheben schien und die er wohl unter diesen Umständen nie als Redsonja erkannt hätte, wüsste er nicht, um wen es sich handelte.
Während sie ihren Weg durch die lichten Baumreihen fortsetzten und der kalte Wind ihnen entgegenschlug, der leise seine eigene Weise in den hohen Ästen der Baumwipfel in der nächtlichen Stille zu spielen schien, wurde der Untergrund erst leicht abschüssig, dann stieg er wieder an. Ferol eilte der Lehrmeisterin nach, die ungewöhnlich schnell an ihr Ziel zu kommen wollen schien. Dabei drängte sich dem Söldner die Frage auf, was dieser nächtliche Ausflug zu bedeuten hatte. Etwas zeigen wollte sie ihm, was war es? Er schob den Gedanken beiseite, stolperte Redsonja weiterhin hinterher über den erdigen Boden, der nun nur noch an wenigen Stellen mit feuchten Laub bedeckt schien, hatten sie doch die Baumreihen hinter sich gelassen. Sie würde es ihm schon sagen, zumal er sich selbst anstieß, erst auf das zu warten, was sie ihm letztendlich vorführen würde.
Ein Ast brach geräuschvoll unter den Sohlen der ledernen Schuhe des Söldners und zerriss die nächtliche Stille, die sie umgeben hatte. Irgendwo flattert ein Vogel auf, sein Ruf gellte kurz durch die Dunkelheit, dann war es wieder ruhig. Redsonja war stehen geblieben zwischen den Bäumen eines kleinen Haines, nachdem das Gelände zuvor wieder etwas angestiegen war. Sie schien ihn einen Moment zu taxieren, genau erkannte er ihre Augen nicht in der Finsternis, welche sie umgab. Dennoch blieb sie ruhig. Der Söldner trat neben sie blickte umher Nichts außer den schemenhaften Baumstämmen ließ sich erkennen. Sind wir schon dort, wo sie mit mir hinwollte? Zweifel kamen ihm.
„Und wo sind wir jetzt? Was machen wir hier?“, erklang seine fragende Stimme, in der deutlich etwas Unsicherheit mitschwang. Gleichzeitig drehte er sich wieder ihr zu. Und erschrak. Wo war Redsonja? Der dunkle Schemen ihrer Gestalt war verschwunden.
„Redsonja?“ Unsicherer als zuvor ertönte seine Stimme erneut. Er sollte keine Antwort erhalten...
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Er schien im Kreis zu laufen. Es musste schon das zweite Mal sein, dass er dieses Waldstück passierte und die lichten Baumreihen durchquerte. Flüchtig warf er einen Blick zu den kahlen Ästen, die sich über ihm wie sehnige Finger in den wolkenbehangenen Himmel reckten. Sie wogten leicht in dem Wind, der gleichzeitig auch dem Söldner entgegenfuhr und ihn mit seiner schneidenden Kälte frösteln ließ. Er blickte wieder vor sich, beschleunigte seinen Schritt. Dabei versuchte er, weiterhin stets wachsam zu sein und seinen Blick schweifen zu lassen, um jede Gefahr rechtzeitig zu erkennen. Schon zweimal hatte er einem Wolf den Garaus machen müssen, nachdem diese sich als äußerst angriffslustig und hungrig zugleich erwiesen hatten und sich nicht hatten abschütteln lassen. Dass er es dabei nie mit ganzen Rudeln zu tun gehabt hatte, deutete er vorerst als gutes Zeichen. Die Tierwelt Rynthals schien sich wenig von der Kohrins’ zu unterscheiden, und so bedachte Ferol die Gegend immer mit wachsamen Blicken, um solchen Vorfällen, wie sie sich kurz vor und nach dem Morgengrauen ereignet hatten, tunlichst zu vermeiden, bis er zu der Höhle zurückgefunden hatte, von welcher er und Redsonja in der gestrigen Dunkelheit aufgebrochen waren.
Überhaupt beschäftigte ihn vor allem anderen die Frage, was Redsonja beabsichtigte. Eindeutig war es ein Vorwand gewesen, ihm etwas zeigen zu wollen, doch was hatte sie davon, ihn mitten in der Wildnis in einer unbekannten Gegend und zudem noch bei Nacht alleine zu lassen, nachdem sie ihn aus der Höhle der anderen geführt hatte? Trotz reger Zweifel wies er ihr keine Schuld zu, er meinte zu wissen, dass sie dies aus einem ganz bestimmten Grund heraus getan hatte, der nicht von Nachteil für ihn sein würde. Doch welcher war es? Eine Frage, die er wohl nur beantworten konnte, wenn er zurückfinden würde. Oder war es das? Eine Prüfung, ob er es schaffte, zurückzufinden? Skurril. Er würde sie zur Rede stellen, wenn er zurückgelangte, innerlich war er schon jetzt gespannt auf die Antworten, die sich letztendlich hoffentlich auf seine Fragen hierzu ergeben würden.
Ferol stapfte weiter über die Laubdecke des Bodens, die langsam in lehmigen Matsch überging, als er die Reihen der Bäume verlassen hatte. Er fluchte leise. Er kannte sich hier nicht aus, weder wusste er, woher er gestrige Naht gekommen war, noch wo genau er sich befinden mochte. Er bedachte die Umstände, bei denen sie hier in Rynthal angekommen waren. Nebel. Kaum etwas war damals als Fixpunkt in seinem Gedanken hängen geblieben, an den er sich nun erinnern würde, er kannte lediglich die nähere Umgebung der Höhle, doch diese würde er eben nur dann erkennen, wenn er sich auch in unmittelbarer Nähe der Höhle befinden würde, und dahin hieß es erst einmal zu kommen. Zudem die nächtliche Dunkelheit, die nicht mehr als schemenhafte Umrisse der Umgebung hatte erkennen lassen, sicher nicht von ungefähr von Redsonja gewählt worden war. Langsam glaubte der Söldner immer mehr, dass sie ihn auf eine Art Probe stellen wollte. Wie dies mit ihrer Lehre zusammenhing, konnte er sich zwar momentan noch nicht ganz erschließen, doch dadurch war ihm nur umso sicherer, dass er sie anschließend fragen würde, wenn sie nicht von sich aus antworten wollte. Dass der Lehrmeisterin etwas zugestoßen war, was ihr plötzliches Verschwinden in der Nacht begründete, schloss er aus. So lautlos konnte sich keiner an jemanden heranschleichen und ihn gegen seinen Willen binnen weniger Sekunden wieder mitnehmen. Zumindest glaubte Ferol dies.
Er blieb stehen, vor ihm stieg das Gelände etwas an, ein kleiner Hain ließ sich in naher Entfernung erkennen, daneben erhob sich eine kleine Formation an Felsen, die grau und trist das farblose Bild noch weiter zu gestalten schienen, dass sich den Augen Ferols bot. Einen Moment stutze er. Ein Flackern? Rötlicher Schein, drang an einer schmalen Stelle aus dem Gestein hervor. Schnell setzte er sich wieder in Bewegung, erkannte bei näherer Betrachtung nun eine Höhle, aus der Licht eines Feuers zu dringen schien. Die Höhle? In Gedanken schüttelte er seinen Kopf. Diese hier sah anders aus... oder? Vorsichtshalber die Hand auf den Schwertgriff legend trat er näher, blickte letztendlich in die Höhle, aus welcher der flackernde Schein eines Feuers ins freie fiel. Was er sah, überraschte ihn vollkommen, dennoch veranlasste ihn das aufgeregte, helle Geschrei, welches Augenblicke später erklang, dazu, die Klinge ruckartig ihrer Halterung zu entreißen...
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„Wo ist eigentlich Redsonja?“
Frosts Blick unternahm eine kleine Wanderung zum Höhleneingang und zum Waldrand.
„Ich habe sie heute noch nicht gesehen.“
Er hat eine Vermutung, glaubte Sheyra zu wissen, Warum spricht er sie nicht aus?
„Du hast doch gestern noch mit ihr geredet?“
„Ja“, gab Sheyra zu, „Aber sie hat nichts gesagt. Machst du dir keine Sorgen?“
Ihr Vater schüttelte den Kopf.
„Wir können nicht warten. Je länger wir hierbleiben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Arjak uns findet.“
Er deutete auf die Wolken, die sich um den Turm Rynthals ballten.
„Siehst du diese Wolken?“
„Ja. Natürlich. Was ist mit ihnen?“
„Sieh genauer hin.“
Sheyra kniff die Augen zusammen. Das Grau bewegte sich kaum, trotz des kalten Windes. Es sah aus, als hinge die Turmspitze in einem riesigen Wattebausch fest.
„Ich seh nichts“, schüttelte sie schließlich den Kopf.
Frost runzelte die Stirn und sah selbst hin. Seine Miene wurde härter, die Augen zu Schlitzen. Wieder schien es, als ob er seine Gedanken vorm Rest der Welt verschließen wollte.
„Was siehst du?“
„Nichts...“ Er schwang seine Tasche über die Schulter. „Wir müssen aufbrechen.“
Er wollte bereits losgehen, doch Sheyra fasste seinen Arm.
„Was hast du gesehen? Warum willst du es nicht sagen?“
Er nahm ihre Hand und sah sie aus beiden Augen an. Feuer und Eis. Und doch war die Flamme kalt. Sheyra fröstelte.
„Schatten“, sagte er. „Ich sehe Schatten über dem Turm.“
„Arjak...“, flüsterte Sheyra.
Frost nickte.
„Pack deine Sachen. Und sag den anderen Bescheid. Sie sollen selbst entscheiden, ob sie mitkommen wollen oder nicht.“
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