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  1. Beiträge anzeigen #1
    Deus Avatar von Sly
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    gildenloser Druide irgendwo in khorinis ;) skills: Speer 2, Bogen2 , Schleichen2, einhand1, druidenmagie 2 progress finished
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    Sly ist offline

    Das Land Gorthar #5

    Sly nickte und schon wieder erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Soso. Das ehrliche Interesse daran, dass du dich verbesser willst. Aber du bist soeben durch die erste Prüfung gefallen, die ich dir gestellt habe. Ich sehe dir an, wie die Wut in dir tobt. Du scheinst zwar nach Außen hin ein Mensch , der sich äußert kühl und reserviert gibt, aber in deinem Inneren kocht und brodelt es. Es mag für dich durchaus eine Stärke sein, wenn du mit dem Schwert auf jemanden Losgehst und in Bosheit auf ihn einschlägst, wie ein Berserker und wenn du ehrlich mit dir selbst bist, musst du zugeben, dass dies bei dir zumindest einige male der Fall war. Aber darin liegt schon allein dein Problem. Du darfst dich nicht Reizen lassen und musst kontrolliert sein, wenn du kämpfst, vor allem, wenn du den Speer als Waffe nutzen willst, das sollte dir klar sein, bevor du auch nur anfängst damit diese Waffenkunst zu erlenen. Außerdem lässt es dich um einiges Reifer werden."

    Das Gesicht des Druiden war jetzt sehr ernst und nicht die Spur eines Lächelns war darauf zu sehen. "Ich hatte mal einen Schüler, der gehörte auch zu euch Lees, der war ähnlich Arrogant und sich seiner Fähigkeiten mehr als bewusst. Er war kein schlechter Schüler, aber er hatte viel zu lernen. " einen Moment machte Sly Pause bevor er dann ruhig , aber eindringlich weitersprach "Ich bin bereit dich zu unterricht. Aber ich werde keinen Widerspruch an meinen Trainingsmethoden dulden. Du wirst das machen, was ich dir sage, wenn dir das nicht gefällt, wirst du jederzeit gehen können. "

  2. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #2
    Drachentöter Avatar von kire
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    kire ist offline
    Kire konnte sich selbst ein erleichtertes »endlich« murmeln hören, weshalb auch alle weiteren Kommentare seitens seines neuen Lehrers an ihm vorbeirauschten, als hätte er nicht einmal Notiz davon genommen. Tatsächlich musste er zugeben, dass Sly sein Verhalten richtig eingeschätzt hatte und er wusste zu gut selbst, dass dies seine große Schwäche war. Er war schon immer übermäßig jähzornig gewesen und genauso oft wie es ihm aufgefallen war, hatte er auch versucht sich zu bändigen... doch nie war es ihm wirklich gelungen und vielleicht war es das, was ihn ausmachte.
    Sly hatte es allerdings auch nicht anders gewollt, indem er mit seinen Antworten immer wieder neue Aggressionen in dem Drachenjäger provoziert hatte. Die Forderungen des Gildenlosen akzeptierte er dagegen ohne Murren. Selbst war er lange genug Lehrmeister des einhändigen Kampfes gewesen, um zu wissen wie man sich gegenüber seinen Schülern am besten den Respekt erhalten konnte.
    »Wenn’s weiter nichts ist«, meinte er lässig und würde das wahrscheinlich bald schon bereuen. Außerdem brannte ihm eine andere Frage auf der Zunge, nämlich die nach dem anderen Schüler, der ebenfalls Lee unterstanden hatte. Er kannte die Männer Lees sehr gut, kannte er aber auch diesen ominösen Speerkämpfer? Er verzichtete jedoch darauf zu fragen, da er sich auf das Wesentliche beschränken wollte. Vorerst war er froh, dass Sly ihn ausbilden wollte und der Umgang mit ihm zumindest gerade jetzt halbwegs erträglich war.
    »Also, wann fangen wir an?«, sprach er nun plötzlich hochmotiviert, schließlich schien er seinem Ziel endlich näher gekommen zu sein. »Kann ich den jetzt überhaupt schon gebrauchen?«, fragte er und deutete auf den Speer, der noch immer im Boden steckte.

  3. Beiträge anzeigen #3
    Schwertmeisterin Avatar von Narya
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    Die Toten Lande - Reich Beliars auf Erden
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    Narya ist offline
    Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf Odies Atmung und seinen Herzschlag. Sie liebte das sanfte Pochen und genoss seine Berührungen. Doch im Gegensatz zu früheren Zeiten konnte sie ihre Freude mit nicht mehr als einem einfachen Lächeln zum Ausdruck bringen. Dafür hatte Kazir sie zu sehr verändert. Emotionen hatte Dorkov ihr erfolgreich abtrainiert.

    "Wenn Du deinem Gegner in die Augen siehst und er dich flehentlich um Schonung anbettelt, dann wirst du als schwacher Gladiator dich umdrehen und um seine Begnadigung bitten. Das wird dein Ende sein, denn der Mensch ist falsch und daher wirst Du in dem Moment da Du für den am Boden liegenden Fürbitte vorträgt, deinen eigenen Tod durch den verschlagen Bettelnden mit einem Dolch im Rücken finden. Du wirst für deine Barmherzigkeit, deine Schwäche mit deinem Leben bezahlen. Drum wappne deinen Geist und bleibe hart. Wer in der Arena als Erster Emotionen zeigt, der wird als Erster sterben." Sie zuckte bei der Erinnerung an diese Sätze zusammen. Ein plötzlich aufkommender Windstoss, der ihr dutzende Sandkörner aus der Wüste ins Gesicht schleuderte, ließ sie in die Gegenwart zurückkehren.

    Odies Frage schwebte immernoch unbeantwortet zwischen ihnen. Sie merkte deutlich, dass er seine Worte mit Bedacht gewählt hatte. Er schien sie nicht verletzen zu wollen und dieses Anliegen zauberte allem Leid zum Trotz ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. "Du denkst, dass ich mich verändert habe?", hakte sie nach und wusste, dass die Antwort nur Ja lauten konnte. Sie strich ihm sanft über den Rücken. "Mag sein. Kazir war eine harte Schule.", gab sie schließlich kurz und knapp zu und sah in weite Ferne.

    Die Dünen, die einen ewigen Kampf gegen den schmalen Grünsteifen an den Ufern des Al Brandi führten, türmten sich in den blauen Himmel soweit das Auge reichte. Sie wollte weiterreden - ihrem Freund sagen, was sie dachte, was sie empfand, aber sie konnte sich nicht ausdrücken. Hilflos bewegte sie die Lippen ohne ein Wort von sich zu geben.

    "Wir sind bald da", ertönte Dorkovs Stimme hinter ihnen und ließ sie zusammenzucken. Schutzsuchend kuschelte sie sich enger an den Söldner. Sie hasste und liebte ihren Trainer, so wie sie Kazir hasste und liebte. Kein Tag war vergangen, an dem er sie nicht zum üben gezwungen hatte. Sie mochten Bürger Kazirs sein, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass dieser Mann aus ihnen die perfekten Kämpfer machen wollte und dafür alles von ihnen abverlangte (und es änderte selbstverständlich nichts an ihrer Behandlung).

    "Kazir hat euch Gnade geschenkt, also bedankt euch mit einem Sieg bei den Gladiatorenfestspielen.", sagte Dorkov immer wieder und mehr als einmal wiederholte er die Parolen, die jedes Kind der Schwarzen Stadt von der Muttermilch an in sich aufgesogen hatte und die die Stärke, den Mut und den messerscharfen Verstand eines jeden Usaren in den Himmel priesen. "Wir sind Hustrans Lieblinge, seine dunkle Stärke wird ihm Kampf in uns aufgehen und wir werden die Trophäe erringen und unsere Gegner zerschmettern", schallte es tagtäglich euphorisch über Deck. Narya, die beim letzten Mal über ihrer Schüssel mit Eintopf und Reis gebeugt gesessen hatte, wurde dabei jedesmal innerlich zerrissen. Die Vorstellung weiter morden zu müssen, ließ sie schaudern und zugleich begannen die Parolen zu wirken. Sie wollte diese Trophäe - nicht für sich, sondern für ihren gehassten Geliebten Kazir. Wie schleichend wirkendes Gift setzten sich die anfeuernden Phrasen in ihrem Geist fest und ergriffen Besitz von ihr, sodass sie gar nicht merkte, dass sie nicht mehr nur Dorkov für sein Perfektionsstreben bewunderte, sondern in gewisser Weise Lust beim Töten empfand. Diese grauenhafte Erkenntnis entzog sich noch ihrem Bewusstsein. Innerlich glich sie in Bezug auf diese neue Lust einem kleinen Kind, das freudig erregt einem bunten Schmetterling hinterherjagte und dabei immer wieder mit seinen Händen ins Leere griff. So wie der Schmetterling immer wieder den haschenden Händen des Kindes entfloh, so schien die Erkenntnis vor ihrem suchenden Bewusstsein zu entwischen.

    "Eine harte Schule", wiederholte sie leise und kaum hörbar für Odie. Verzweifelt versuchte sie sich dadurch zurück in die Gegenwart zu bringen. Viel zu oft entglitten ihr ihre Gedanke. Am schlimmsten war es nachts, wenn düstere Träume kamen, sie umnebelten und in dunkle Welten entführten. "Ich ähm...", begann sie und sah einen Moment zu Odie hoch. "Ich habe das Gefühl, das mir irgendetwas fehlt seit ich in Kazir war. Ich kann nicht so genau sagen was. Es ist als, ob ein Teil von mir verloren gegangen wäre.", erklärte sie und wunderte sich wie einfach es war diese Worte vor Odie auszusprechen.
    Sie zögerte einen Moment, atmete tief durch und setzte dann erneut an, ehe ihr Gefährte auch nur Stellung beziehen konnte. "Ich kann aber nicht gerade sagen, dass es mir fehlt." Und das erschreckt mich, setzte sie in Gedanken hinzu, denn sie wusste, dass es sich um ihre Menschlichkeit handelte. Skrupel jemanden zu töten hatte sie nicht mehr - und Gnade und Erbarmen gehörten auch nicht mehr zu ihren Stärken. "Stattdessen scheint etwas neues in mir zu erwachen oder... " Sie zögerte einen Moment. "...zu wachsen. Ich weiß nicht, was es ist." Sie legte die Hand auf den Bauch und blickte Odie in die Augen. Wieso machte er es ihr so schwer? Wieso stellte er nicht die erlösende Frage, ob es sein konnte, dass sie schwanger war? War sie es überhaupt? Oder wieso hatte sie das Gefühl, dass sie sich etwas in ihrem Inneren veränderte, etwas heranwuchs und sie dennoch kein Kind unter dem Herzen trug? Konnte sie dieses Gefühl trügen? War es nur ein Schutzmechanismus aus Angst in diese Welt und unter diesen Strapazen ein Kind zu gebären?

    All diese Fragen schwirrten in ihrem Kopf und letztlich wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mit Odie darüber zu reden. In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass ihr Blick zu flehend, zu hilfesuchend und voller Tränen war. Sie war zu schwach. Sie hielt seinen dunklen, forschenden Augen nicht länger stand und schaute gen Ufer. "Ich rede dummes Zeug", sagte sie leichthin und schluckte die aufkeimende Panik, die sie bei dem Gedanken an ein Kind jedesmal befiel, herunter. "Der dunkle Tempel hat mich verwirrt." Erst jetzt realisierte sie, dass sie Odie nichts von ihrem kurzen Aufenthalt im dunklen Tempel Hustrans erzählt hatte. In knappen, kühlen Worten berichtete sie von ihrer Entführung, vom aufwachen auf dem Opferaltar und von den Worten des Hohepriesters und seiner Vermutung, dass sie in den Toten Landen sterben würde. Als "lächerlich" tat sie seine Worte ab und versuchte die in ihrem Unterbewusstsein nagende Frage zu verdrängen, wieso alle Legenden davon ausgingen, dass sie alleine in diesen verfluchten Fleck der Erde ging und Odie somit nicht mehr bei ihr sein würde.

    "Jedenfalls hat er mir mit einem Opferdolch in die Arem gestochen, mein Blut aufgefangen und es Hustran geopfert, damit mein Schicksal fortan an das von Kazir gebunden ist. Mein Schicksal ist an Kazir geknüpft". Sie löste sich aus der Umarmung und seufzte. Den Gedanken an eine Schwangerschaft schob sie weit von sich und auch den leichten Ärger,dass Odie nicht einfach nachfragte . Und so kam es, dass Narya inmitten einer endlosen, heißen Wüste sich hinter einem Schutzwall aus Eis zurückzog.

  4. Beiträge anzeigen #4
    Ehrengarde Avatar von Odie
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    Odie ist offline
    Argwöhnisch blickte der Landstreicher in die Ferne, das der Hohepriester Naryas Schicksal an das Kazir's gebunden hatte und ihr dennnoch einen Tod voraussagte war ein Widerspruch in sich. Warum sollte er Angst vor jemandem haben, der vielleicht in ein paar Wochen oder Monaten bereits durch Beliars Reich wanderte ?
    "Sollte vielleicht mal darüber nachdenken, sich eine andere Arbeit zu suchen." huschte ihm ein Gedanke durch den Kopf, in genau der ironisch-witzigen Art, in der er normalerweise versuchte seine eigene Unsicherheit zu verbergen.
    Mit Todesvoraussagen durfte man nicht fahrlässig umgehen, er kannte Magier des ZuX, die mit ihren Kräften Tote zum Leben und Licht in eine undurchdringliche Finsternis hatten bringen können... warum also nicht in die Zukunft schauen ?
    Mit einem Kopfschütteln vertrieb er diese beängstigenden Gedanken, bevor er schließlich abermals über die Worte Naryas nachdachte.
    Ihre Worte waren verwirrend, oder er war im Moment einfach nicht in der Lage ihren Sinn zu verstehen, doch eine Sache beunruhigte ihn zutiefst; Ihr Blick war einen Moment lang anders gewesen, als das was er in den letzten Wochen von ihr gewohnt war. Die Kraft und Emotionslosigkeit mit der sie in den letzten Wochen vielleicht sogar Monaten, trainiert, gekämpft und auch gesiegt hatte, war verschwunden gewesen.
    Stattdessen blickte sie einen Moment hilfesuchend und mit wässrigen Augen in sein Gesicht, ein Blick, der seinem Herzen einen kleinen Stich gegeben hatte. Ein paar Momente war es still zwischen den beiden, nur die Unterhaltungen der Gladiatoren, ihr schallendes Gelächter und ihre Parolen, die die Kraft Kazir's anpriesen, wurden vom Wind zu ihnen getragen.
    Einen Moment öffnete der Jäger seinen Mund, wollte eine weitere Frage stellen, doch bevor er anfing zu sprechen schloß er seinen Mund wieder, ein Bild huschte durch seinen Kopf und plötzlich ergaben die Wörter der Gladiatorin einen Sinn.
    "Bist du vielleicht..." der Söldner stockte kurz, abermals gab es eine kleine Pause, bevor er fortfuhr. "... schwanger ?"
    Ungläubig wartete er darauf, dass Narya sich umdrehte und zu dieser Frage Stellung bezog, die die einzige Erklärung war, die der Landstreicher momentan für ihr Verhalten hatte.

  5. Beiträge anzeigen #5
    Cheshire Cat  Avatar von Superluemmel
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    Superluemmel ist offline
    Seit Wochen reduzierte sich Frosts Leben auf ein Ritual, das er tagtäglich wiederholte. Jeden Abend fand man ihn am nördlichen Tor des Schlosses, wie er mit dunkel unterlaufenen Augen in die Nacht hinausstarrte. Lange Stunden blieb er dort, reglos unter dem Torbogen stehend, den Blick unaufhörlich auf die Straße gerichtet, die in Richtung Tiefenfurth führte. Wenn sich der Schatten eines Wanderers in der Dunkelheit abzeichnete, kniff er die müden Augen zusammen und das Herz begann in stiller Sehnsucht schneller zu pochen. Dann, wenn der Wanderer in einer der Tavernen verschwand, sank sein Kopf und sein Mut. Erst wenn sich die Sonne im Osten hinter den Kirschbäumen des Tafelberges abzeichnete, machte er mit hängenden Schultern kehrt und verzog sich in den Turm des Schlosses.
    Die Nächte wurden länger, als der kommende Herbst die Kirschhaine braun zu färben begann. Ebenso wuchsen die Schatten unter Frosts Lidern. Der sonst sorgsam auf wenige Millimeter gestutzte Bart hatte längst nichts Edles mehr an sich und kräuselte sich an den Kinnrändern. Die Lippen waren farblos, das silberne Haar ohne Glanz. An Augenwinkeln und Wangen wirkten die Falten als hätte jemand einen Pflug hindurch gezogen.
    Vor zwei Wochen hatte er begonnen, sich bei der nächtlichen Wacht an der Mauer des Torhauses zu stützen. Vor einigen Tagen war sein verbleibendes Auge fast vollständig in der Höhle untergetaucht. Gestern hatte es angefangen, wie aus Kübeln zu gießen. Frost war bis auf die Knochen durchnässt am Morgen in sein Quartier zurückgekehrt. Diesen Abend stand er wieder unter dem Torhaus, während der Wind den Sprühregen in sein Gesicht trieb. Es war derselbe Anblick wie jeden Abend: Die linke Hand stützte ihn an der Mauer, während der Mantel im Wind flatterte und der Kopf zwischen den Schultern hängend die Straße hinabspähte. Von Haaren und Kinn perlte das Wasser in dicken Tropfen.
    Als Sturm die Hand auf Frosts Schulter legte, rührte der sich keinen Deut.
    „Komm schon. Du holst dir noch den Tod.“
    In den Regenrinnen herrschte Hochwasser. In immer größer werdenen Güssen trat das Wasser über und schwappte hinunter auf die Straße. Die hatte sich längst in ein Flussdelta verwandelt, aus dem die größten Pflastersteine wie Inselchen hervorschauten. Der Wind trug eine gewaltige Komposition heran, indem er an Fensterläden rüttelte oder sie gegen die Hauswände schlug.
    „Komm schon. Nichtmal ich will bei dem Wetter lange draußen bleiben.“
    Eine der Dachrinnen brach unter der Wasserlast zusammen. Ein lautes Poltern, dann klatschte sie in eine Pfütze. Wasserfälle stürzten auf das Bruchstück hinab. Hinter einem der Fensterläden ging Licht an. Gedämpftes Fluchen war zu hören.
    Sturm seufzte.
    „Du tust niemandem einen Gefallen, indem du dir eine Lungenentzündung holst. Shilendra hat dich bereits einmal gerettet – willst du ihr das wirklich antun?“
    Frosts Blick blieb ausdruckslos. Gerade als Sturm resigniert aufgeben wollte, bewegte er die Lippen.
    „Ich spüre ihn nicht mehr.“
    Die Stimme war leise und heiser. Die Worte schleppten sich mühsam über steifgefrorene Lippen.
    „Wen spürst du nicht mehr?“
    Sturm bewegte sein Ohr dicht an Frosts Mund.
    „Der Jäger. Er ist fort.“
    Gräben zogen sich durch Sturms Stirn.
    „Du meinst, Sheyra hat es geschafft?“
    Frost war das Zögern nicht entgangen, als Sturm den Satz beendete. Er war nicht abgeschlossen. Die Oder-Frage fehlte. Oder Sheyra war tot. Er wollte nicht daran denken.
    Sturm sagte nichts mehr. Er wusste, dass es unmöglich war, Frost umzustimmen. Genau wie sein Vater. Seine Hand lag noch immer auf Frosts Schulter, als er sich abwandte.
    „Weißt du... Du hast immer noch Freunde, denen du eine Menge bedeutest. Es tut weh, dich so zu sehen.“
    Frosts Aufmerksamkeit galt der im Regen ertrinkenden Straße. Sturm presste die Lippen zusammen, als ob er noch etwas hinzufügen wollte. Dann beließ er es bei einem Klopfen auf Frosts Schulter und verschwand in der Dunkelheit. Irgendwo im Norden zerschlug ein Blitz die Finsternis. Das Grollen rollte über Frost hinweg, doch die Straße blieb leer.

  6. Beiträge anzeigen #6
    Deus Avatar von Sly
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    gildenloser Druide irgendwo in khorinis ;) skills: Speer 2, Bogen2 , Schleichen2, einhand1, druidenmagie 2 progress finished
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    Sly ist offline
    Der Gildenlose betrachtete Kire mit einem Lächeln. "Den Speer wirst du vorläufig mal Speer sein lassen, ich kann doch nicht verantworten, dass du dich damit verletzt. Ich werde dir einen Stab besorgen, der für diese Ideen geeignet sein wird. " meinte er zu dem Drachenjäger.

    Der Druide blickte sich etwas im Geäst der Bäume über ihm um. Die unteren Äste waren viel zu dick , als dass er sie als eine Art Stock benutzen konnte. Erst die Äste, die einige Meter über dem Boden hingen würden dafür zu nutzen sein. Aber seit seinem Druidendastein war Höhe kein Problem mehr. Erneut nutzte er die Energie, die in diesem Hain steckte und band sie an sich. Er zwang ihr seinen Willen auf und leitete sie erneut in seine Beinmuskeln. Wie so oft begannen sie leicht zu Kribbeln und die Luft um seine Stiefel begann zu wabern. Sly ging kurz in die Hocke und sprang dann in die Luft. Innerhalb von ein paar Augenblicken hatte er so einige Meter hinter sich gebracht, links und rechts von ihm tauchten die Bäume auf. Jetzt würde er mal sehen, wie gut sich seine Elfenstiefel tatsächlich nutzen liesen. Er rammte einen Stiefel gegen den Stamm und drückte sich erneut ab um wieder etwas hochzuschießen. Seine Hände umschlangen einen der dünneren Äste. Der Ast gab nach, dehnte sich zu seiner vollen Belastbarkeit, musste aber letztendlich doch nachgeben und brach ab. Der Gildenlose fiel vom Baum herunter und landete sanft auf dank der Elfenstiefel auf dem Boden. Schnell zückte er ein Messer und entfernte die überflüssigen Blätter und kleineren Verzweigungen. Schließlich überreichte er den Stab Kire , der ihn immernoch etwas ungläubig ansah.

    "So diese Übung werde ich nutzen um auch meine Zauber etwas zu trainieren. Ich will sehen, was du mit dem Stab beherrschst und wie du dich anstellst. Du sollst mich einfach nur angreifen. "

    Kire schien noch etwas zu zögern und diese Zeit nutzte Sly um seinen Zauber vorzubereiten, diesen hatte er noch nie genutzt und es wäre sicherlich interessant zu sehen, wie er sich anstellen würde. Erneut nutzte er die Magie , die es hier im Hain im Überfluss gab. Doch diesesmal sog er sie garnicht erst in Sich hinein, er kristalisierte sie um sich herum, verdichtete sie und machte sie fest. Ein bläulicher Schimmer umfing den Krieger und deckte ihn etwa zehn Zentimeter von seiner Haut entfernt, ein wie ein Mantel. Er grinste Sly durch den hellblauen Schimmer, der wie ein Vorhang wirkte an und nickte ihm zu "Los."

    Kire ging ohne zu zögern auf ihn los und schwang sehr ungeschickt den Stab so, dass er Sly wohl am Kopf treffen müsste. Doch dort kam er niemals an, ein paar Zentimeter vor Sly stoppte der Stab, es knisterte und der Stab wurde zurückgeworfen. Das Gesicht das der Drachenjäger jetzt aufsetzte, war Gold wert und hätte es bereits diese modern Dinger gegeben , die so blitzen, Sly hätte es wohl verewigen wollen. "Immer weiter. " sprach der Gildenlose.

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    Drachentöter Avatar von kire
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    kire ist offline
    Mit hochgezogener Augenbraue und verschränkten Armen beobachtete Kire, was vor seinen Augen vonstatten ging. Die Überheblichkeit, mit der sich sein Lehrer ihm am Anfang ihres Treffens gegenüber gezeigt hatte, schien sich langsam aber sicher zu rechtfertigen. Was dieser Mann vollbrachte, hatte er noch nie in seinem Leben zuvor gesehen und es erstaunte ihn, festzustellen wie stark man doch mit der Natur verwachsen konnte. Mit einem Mal schien sich Sly sogar ein wenig Respekt bei ihm erarbeitet zu haben. Davon hatte Kire bisher immer nur sehr wenig für andere Menschen übrig gehabt.
    Etwas unentschlossen, was er nun mit diesem Ding anstellen sollte, nahm er schließlich den fertigen Stab entgegen und begann mit leichten Pendelbewegungen sich warm zu machen und sich an die Waffe zu gewöhnen. Das gelang ihm aber nur wenig, denn wider erwarten war die Führung einer solchen Waffe ungleich schwerer als die eines einfachen Schwertes. Sie war länger, damit auch unhandlicher und der Schwerpunkt, an dem man die Balance halten musste, lag woanders, sodass seine Bewegungen alles andere als flüssig aussahen.
    Nun hatte er zwei Möglichkeiten, den Stab anzufassen, entweder er würde ihn mit beiden Händen am unteren Ende greifen oder seine Hände an den Dritteln des Astes fassen lassen. Kire entschloss sich spontan für die erste Variante, die der Führung eines Zweihänders glich und stürmte kaum später auf seinen von einem merkwürdigen Schild umgebenen Gegner zu.
    »Endlich darf ich«, freute er sich bereits schelmisch und erhob mit kriegerischer Anmut seine Waffe, um sie direkt auf den Kopf Slys niederfahren zu lassen. Dort, wo es am meisten Schmerzen bereiten sollte.
    Doch er hätte wissen müssen, dass sich sein Lehrer nicht so einfach verprügeln lassen würde. Der Stab wurde wuchtig nach hinten gerissen und hinterließ seinen Träger zwei Schritte zurücktorkelnd und mit halb offenem Mund den Speermeister betrachtend. »Na toll. Und was soll das bringen?«, murmelte er missmutig, dass er überhaupt keine Chance hatte, ihm überhaupt in irgendeiner Weise zu schaden.
    Zuerst mit ganz langsamen Bewegungen bückte sich Kire nach seiner Waffe, um den Eindruck zu erwecken, dass er sich Zeit ließe, um dann ganz plötzlich erneut auf den ehemaligen Lee zuzustürmen und vielleicht dadurch einen Überraschungsmoment zu nutzen. Doch abermals rührte Sly sich nicht einen Schritt von der Stelle, als er zwar unbeholfen, aber mit äußerst viel Kraft seitlich auf den Körper des Mannes einschlug, in der Hoffnung dort eine Schwachstelle in dem Schild aufzudecken.
    Wie ein Donnern schlugen ihm die Laute um die Ohren, während der Stab ihm ein weiteres Mal aus den Händen glitt und meterweit zurückgeschleudert wurde, sodass Kire ihm nur mit etwas gleichgültigem Gesichtsausdruck folgen konnte. Sly hingegen hatte in der Zwischenzeit einmal geblinzelt und bedachte ihn nun mit einem genugtuendem Lächeln. Der Drachenjäger spürte den Zorn in sich aufsteigen, hielt aber an sich selbst an, die Ruhe zu bewahren und einfach abzuwarten wie es sich in den nächsten Wochen verhalten würde. Irgendwann würde er sich schon daran gewöhnen, unterlegen zu sein. Denn anscheinend wandelte er hier kämpferisch gesehen in anderen Dimensionen. Derweil war ihm die Schwarzmagierin längst wieder in Vergessenheit geraten, als er sich erneut nach seiner Waffe bückte um einen nächsten Angriff zu wagen.
    Jetzt wollte er es auf eine andere Weise probieren. Der Krieger machte mit dem Stab in der Hand eine halbe Drehung um seinen Lehrer und versuchte irgendwo eine Lücke in dem System zu finden. Obwohl wie zu erwarten keine zu finden war, hoffte er trotzdem, dass in dem Rücken des Mannes die Konzentration dieses wabernden magischen Umhangs schwächer sei. Kire stieß mit der Spitze der Waffe nach vorne und versuchte den Stab in den Rücken Slys zu rammen. Jedoch berührte der Stab den Schild nur für einen winzigen Augenblick, ehe er den Rückwärtsgang einlegte und stattdessen dem Drachenjäger entgegen schoss, der ungeschickt wie er war die Wucht nicht abfangen konnte und mit dem Stab zusammen einige Meter zurücktorkelte.
    »Es reicht«, dachte er sich danach zornig ohne den Gedanken auszusprechen. Er war nicht der Typ, der schnell aufgab, doch in dieser Situation erschien es ihm mehr als ausweglos.

  8. Beiträge anzeigen #8
    Deus Avatar von Sly
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    Sly ist offline
    "Stop!" rief Sly und beendete auch den Schutzzauber der ihn umgang, sofort verschwand das bläuliche Schimmern , das soeben noch um Sly herum schwebte, doch Kire schien festentschlossen noch einen Schlag zu setzen. Er holte ein weiteresmal aus, um den Kopf des Druiden zu treffen. Sly war sofort klar, dass er in der Zeit niemals den Schild rechtzeitig aufbauen könnte und ließ seine Beine einknicken, er duckte sich so unter dem Schlag hinweg und stand direkt wieder gerade, für diese Aktion des Drachenjägers hatte er nur einen abschätzigen Blick übrig. "Dieser Stock ist kein Zweihänder und du solltest dir den Gedanken aus dem Kopf schlagen, dass du Leute mit einem Speer totprügeln kannst. Normalerweise kämpfen so ungestüme Menschen, wie du mit einem Kriegshammer und schlagen damit alles kurz und klein. MIt einem Speer fügst du stichverletzungen zu, oder auch Schnittverletzungen, wenn die Seiten des Speeres ebenfalls scharf sind und nicht nur die Spitze. Ich finde den Vergleich passend, dass man ihn wie eine Biene ihren Stachel einsetzen sollte, um seinen Gegner so langsam ausbluten zu lassen. Egal, lass uns weitergehen."

    Der Gildenlose und der Drachenjäger maschierten durch die dunkle Nacht. Der Mond konnte kaum durch das Blätterdach der Bäume scheinen und so lag alles in einem dunklen Zwilicht vor ihnen, aber dennoch lief Sly durch diesen Wald als wäre es helligter Tag. Hinter ihnen schrien die Nymphen, die es um jedenfall vermeiden wollten , dass ihr Herr den hain verließ, aber es war Zeit zu gehen. Eine klammerte sich an ihn , doch ein Blick des Druiden genügte um sie zurückweichen zu lassen. Das was den Krieger jedoch wirklich beschäftigte war Lina. Sie war seit kurzem in eine regelrechte Apathie gefallen und sprach kein Wort mehr zu ihm. Er musterte sie halb von der Seite. Sie war ganz auf ihren Stab fixiert und hörte wohl dem Gespräch der Beiden kaum zu. War sie wieder in einer ihrer Traumwelten gefangen? Der ehemalige Söldner seufzte. Er hatte die Magierin sehr lieb gewonnen und wollte vermeiden, sie zu verlieren, aber irgendwie war ihm klar, dass sie wohl nicht hier bleiben wollte. Sie hatte sich ohne, dass er es bemerkt hatte tief in sein Herz gegraben, durch die lange Zeit in der er mit ihr zusammen war, aber jetzt schien er den Kontakt zu ihr verloren zu haben. Oh man. Ich werfe mich freudig jedem Gegner entgegen, aber über meine Gefühle zu reden, dazu bin ich unfähig." ein stummer seufzer verlies seine Lippen und Sly widmete sich wieder der Unterweisung seines Schülers.

    Schon seit einiger Zeit durchleuchtete er den Wald nach einem geeigneten Trainingsobjekt und er fand auch ein passendes. Es war ein alter Keiler , schon lange über den Zenit seiner Stärke hinaus, aber immernoch nicht ungefährlich, vor allem für einen Schüler. Bewusst begann er jetzt in seine Richtung zu laufen, damit sein Schüler keinen Wind von seinen Plänen bekam, begann er mit einer weitern Lektion "Es ist wichtig, dass du beim Speer , deinen Gegner auf Abstand hälst, das ist dein größter Vorteil und den solltest du immer nutzen. Der Gegner kann dich nicht verletzen aber du ihn, das ist der Vorteil des Speeres im Zweikampf. "

    Inzwischen hatten sie auch die Lichtung erreicht auf der der Keiler rumlief. Sly nickte Kire zu "Das ist deine erste Aufgabe. Halte dieses Vieh auf abstand und rechne dir keine Chancen aus es zu besiegen, das wird dir nicht möglich sein, ich werde einschreiten, wenn ich es für richtig erachte. "

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    Drachentöter Avatar von kire
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    kire ist offline
    »Verstehe«, gab er knapp zurück und wandte sich nun dem inzwischen zur Ruhe gekommenen Tier zu. Mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht dachte Kire für einen Moment daran, einfach seinen Bogen zu ziehen und den Keiler damit auf Distanz zu halten. Zu schade aber auch, dass er sich mit dieser Aktion sicher Ärger von seinem Lehrer einhandeln würde.
    Trotzdem entschlossen trat er wenige Schritte auf den Keiler zu, der ihn bereits argwöhnisch aus der Ferne betrachtet hatte und dann mit wildem Gegrunze ungehalten auf ihn zustürmte. Eigentlich hielt er es für absurd, dieses Mistvieh nicht einfach abschlachten zu können, hatte er es doch schon mit weitaus schwierigeren Viechern zu tun gehabt. Aber wieder einmal musste er sich dem Willen Slys beugen und griff somit zu dem Stab, den er rein instinktiv wieder am unteren Ende packte um möglichst weit ausholen zu können. Bevor der Keiler ihn erreichen konnte, schlug Kire einen großen Bogen mit der Waffe um sich selbst. Schnaubend hielt sein Gegner inne und beschloss kurzerhand in einer Kreisbahn um den Drachenjäger herum zu laufen. Dieser drehte sich ebenfalls um seine eigene Achse, um die Bewegungen des Keilers immer im Auge zu behalten.
    »Stechen, nicht schlagen!«, brüllte Sly von der Seite, was ihn reflexartig umgreifen ließ, als hätte er soeben den größten Fehler seines Lebens begangen. »Jaja«, quittierte er die Anweisung daraufhin abwehrend und hielt die Waffe nun mit der Spitze auf das Tier gerichtet, wobei eine Hand etwas weiter vorne fasste, während die andere noch immer am hinteren Ende griff. »Wie eine Biene«, murmelte er.
    Wie es sich herausstellte, ließ sich der Keiler nun wesentlich einfacher zurückhalten, da er nicht andauernd in die entstandene Lücke seiner Deckung stieß und dann wieder zurückgeschlagen werden musste.
    Während des Stechens schlängelte sich sein Gegner ab und an an der Waffe vorbei, was ihn kurzzeitig stocken ließ. Schnell versuchte er sich wegzudrehen und suchte dann rückwärtsgehend die Flucht nach hinten, um schließlich in ausreichender Distanz wiederum mit einem Stich das Biest von sich zu halten. Er musste zugeben, dass sein Gegner flinker war als zunächst angenommen und schon nach einigem hin und her zeigten sich die ersten Schweißperlen auf seiner Stirn. Wie gerne hätte er jetzt einfach sein Schwert gezogen und diesem lästigen Drecksvieh ein jähes Ende bereitet, doch stattdessen stieß er mit der Waffe nach vorne gerichtet ein weiteres Mal für seine Verhältnisse relativ schnell zu, was den Keiler hingegen unverletzt zurückstauchen ließ. Er hatte nun Lust, der Bestie gegen den Willen Slys doch Schaden zuzufügen, weshalb er die Chance nutzte und einen blitzschnellen Stich nachlegte und nun mit freudiger Erwartung wie Sly ihn wohl davon abhalten wollte, seinen Lehrer leicht von der Seite anschielte.
    Geändert von kire (07.10.2006 um 12:11 Uhr)

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    Deus Avatar von Sly
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    Doch der Keiler war von dem Angriff nicht so angetan, wie sich das Kire vielleicht vorgestellt hat. Es wurde Zeit , dass der Gildenlose einen neuen Zauber ausprobierte, er würde den geist des Tieres beeinflussen.

    Erneut griff er die Magie um sich und zwang ihr seinen Wunsch auf. Jetzt wo sie vom Hain weg waren fiel es ihm wieder um einiges schwieriger die Magie zu greifen, sie war nicht mehr allgegenwärtig, doch durch seine Übungen hatte er zumindest gelernt diesen Nachteil halbwegs durch bessere Kontrolle dieser wilden Magie auszugleichen. Jetzt da er die Magie besaß griff er mit seinen geistigen Fühlern aus und streckte sich nach dem Geist des Ebers.

    Der Eber war sehr wütend, wusste aber nicht , wie er agieren sollte, da er die Waffe seines Gegners wohl gefährlicher einschätzte , als sie das tatsächlich war. Sly strich mit seinen Gedanken kurz über den Geist und fegte alle bedenken weg. Der Eber würde einen Sturmangriff ausführen und danach in den Wald davonpreschen.

    Kire war immernoch leicht unaufmerksam. Er schien auf eine Reaktion von Seiten Slys zu warten und dies würde ihm zu verhängnis werden. Der Eber seinerseits schnaubte wie eine wilde Bestie und lief im Schweinsgallopp auf den Drachenjäger zu, der erkannte zu spät die gefahr und konnte nurnoch einen verzweifelten Stoß landen, der an der Flanke des Tieres vorbeischrabbte. Dann war das Tier auch schon heran und stieß mit voller Wucht gegen den Drachenjäger. Sly betrachtete mit genugtuung, wie dieser mit schmerzen zu boden fiel und der Eber über ihn drüber stampfte und schließlich im Wald verschwand.

    Sly ging zu Kire, der sich seinen Brustkorb hielt und betrachtete ihn von oben herab. Er hatte keine Wunden von den Hörnern davon getragen, sein panzer hatte ihn ordentlich geschützt, jedoch der Aufprall hatte ihm vermutlich die Brust eingequetscht. "Zu dieser Situation ist es aus zwei Gründen gekommen. 1. Du warst unachtsam und nicht vorbereitet 2. Ich habe den Geist des Ebers beeinflusst, weil ich deinen Schwachpunkt erkannt habe. Punkt 2 resultiert aus Punkt 1 , aber vor allem daraus, dass du dich meinen direkten Anordnungen widersetzt hast. Wenn ich soetwas nochmal erlebe, werde ich Konsequenzen daraus ziehen und die reichen vom Abbruch des Unterrichts bis zu deinem Tod."

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    Drachentöter Avatar von kire
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    Völlig überrumpelt von der plötzlichen Attacke des Keilers wurde Kire unsanft zu Boden gestoßen, bevor das Vieh zu allem Überfluss ihn auch noch als zu übertrampelnden Untersatz nutzte.
    Nachdem Sly seine Lektion beendet hatte und Kire einfach das Gefühl nicht loswurde, dass er hier anscheinend als sein persönliches Trainingsobjekt herhielt, richtete er sich auf und suchte sich hustend noch einmal nach dem Paarhufer um. Doch der Keiler war längst in den Wäldern verschwunden und hatte den Drachenjäger zurückgelassen, der nun ein schmerzhaftes Pochen in seiner Brust spürte und sich selbst für seine zeitweilige Unachtsamkeit ärgerte.
    Natürlich nutzte der Gildenlose erneut den Moment, um ihn bloßzustellen und seine Überlegenheit hervorzuheben, und obwohl Kire dies über alle Maßen verabscheute, konnte er es einfach nicht lassen, sich den Forderungen Slys immer wieder zu widersetzen. Es interessierte ihn jedes Mal aufs Neue wie er wohl reagieren würde – dass der Depp ihm nun mit dem Tod kam, war für ihn momentan nichts weiter als eine leere Drohung.
    Er merkte selbst, dass er seinem Lehrer gegenüber nicht sehr gesprächig war, aber was sollte er auch anderes sagen als ihm nur resignierend zuzustimmen und mit dem Kopf zu nicken. Alles andere wurde von ihm nicht geduldet. Kein Wunder also, dass Kire dann und wann die Chance nutzte, um sich einen aus seinen Augen kleinen Spaß zu erlauben.
    »Harte Methoden«, kommentierte er die Ansage seines Lehrers nicht ganz ohne Ironie, wobei er doch zugeben musste, dass ihm die Ausbildung bisher interessanter erschien als die meisten, die er zuvor hatte über sich ergehen lassen müssen. Kire setzte sich auf einen moosbewachsenen Felsen, legte den Ast kurz beiseite und öffnete dann an den seitlich befindlichen Schnallen den Plattenpanzer, sodass er mit der Hand die Prellung erfühlen konnte. Die Wunde schmerzte, als er mit den Fingern hinüberstrich, auf seinem Gesicht zeigte sich jedoch nur ein kleines Zucken. Alles andere verbarg er zähnezusammenbeißend vor seinem spottenden Ausbilder um sich selbst nicht die Blöße und ihm nicht seine Genugtuung zu verschaffen.
    »Wie lange lebst du eigentlich schon hier?«, fragte er aus reiner Neugierde und band sich kaum später die Rüstung an der Seite wieder zu. Zugleich ergriff er die provisorische Waffe und richtete sich vor dem Speerkämpfer keine Anzeichen von Schwäche zeigend wieder auf. »Ich bin fertig, wir können weiter machen.«

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    Chosen One Avatar von Taeris
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    Gelangweilt starrte Taeris stumm über den Übungsplatz. Schwerter klirrten und Rufe schallten über die Lichtung. Lustlos hielt er die Klinge in der Hand und bohrte mit der Spitze im Staub. Lediglich sein Kurzschwert hatten sie ihm wiedergegeben. Der Rest seiner Waffen lag noch in Alriks Höhle. Blinzelnd betrachtete Taeris das Duell zweier junger Männer. Nacheinander ließ man sie gegeneinander antreten. Und es war immer das Gleiche. Die Sieger wechselten manchmal, doch im Grunde bot es wenig Abwechslung. Das laufende Duell würde nicht mehr allzu lange dauern und Taeris wäre wieder an der Reihe. Aus den Augenwinkel heraus spähte er zu den Bogenschützen hinüber, die auf einer kleineren benachbarten Lichtung auf Puppen aus geflochtenem Reisig schossen. Wieso ließ man ihn nicht zur Abwechslung dort ein bisschen trainieren. Seinen Bogen hatte man ihm ebenfalls abgenommen. Seufzend schloss er die Augen und lehnte sich gegen einen Baumstumpf.
    Doch plötzlich erschallten Rufe um ihn herum. Mit einem Mal schien der ganze Platz in Aufruhr zu geraten. Den Rufen zu urteilen waren einige Krieger zurückgekehrt. Beiläufig hatte Taeris mitbekommen, wie vor einigen Tagen ein kleinerer Trupp losgeschickt wurde um ein Lager der Söldner aus zu kundschaften, in dem sie einige Gefangene und Vorräte aufbewahrten. Wie es sich anhörte, waren sie nicht besonders erfolgreich dabei gewesen.
    Aus Gewohnheit tastete der Veteran nach seinen Taschen, nur um wenig später resignierend feststellen zu müssen, dass er ja auch sein Sumpfkraut verloren hatte. Es war zum aus der Haut fahren. Mürrisch richtete er sich auf und sah sich um. Die Trainierenden waren verschwunden. Stattdessen hatte sich inmitten der Unterstände und Schlafplätze eine tumultartige Versammlung gebildet. Abseits des Tumultes wurden Verletzte und Tote aufgebahrt, um die sich einige Frauen kümmerten. Die Männer und Frauen des tobenden Mobs schienen sich darüber zu streiten. Jetzt kam auch Alrik mit seinen Orkjägern aus seiner Höhle, woraufhin der Mob mehr oder weniger verstummte. „Wo ist Erik?!“ schallte es über den Platz, so dass selbst Taeris es von weitem mehr als klar und deutlich verstehen konnte. Einige der versammelten Männer deuteten auf einen der reglosen Körper auf dem Boden. Zwei Frauen waren über ihn gebeugt. Alrik schien darüber nicht sehr erbaut. Schnaubend bahnte er sich einen Weg durch die Menge. Interessiert trottete Taeris auf den Platz zu um den Worten des Hauptmanns –wie sie ihn nannten- zu lauschen. „Erstattet mir vielleicht endlich jemand Bericht? Was ist passiert?!“
    Einer der Krieger trat aus der Menge hervor und stellte sich neben Alrik, der auf den Gefallenen hinunter blickte. Taeris stand nun nicht mehr als zehn Schritt von ihnen entfernt und lehnte sich neben einen Baum am Rande der Lichtung, während er gespannt dem Gespräch lauschte. „Wir waren gerade dabei uns zurück zu ziehen, als man uns plötzlich entdeckte. Plötzlich waren überall diese verdammten Bogenschützen. Von überall flogen Pfeile über unsere Köpfe hinweg. Erik war als einer der ersten getroffen worden. Erst dachten wir noch er schafft es, weil er sich nur einen am Bein eingefangen hatte. Doch dann fing er den nächsten…“ Er deutete auf die tiefe Wunde, die Eriks Brust dicht unterhalb der Stelle, wo das rechte Schlüsselbein den Hals erreichte. „Wir haben den Pfeil rausgezogen, weil wir dachten dass er so vielleicht noch durchkommt… Aber die Blutungen…“ Doch Alrik winkte ab und wandte sich wieder der Menschenmenge zu, musterte sie und versuchte sich ein Bild der Lage zu machen.
    „Du wirst dir die Übrigen nehmen, die die noch weitgehend unverletzt sind. Ihr werdet im Morgengrauen angreifen… Umgeht das Lager um die Ostseite und fallt ihnen diesmal aus der anderen Richtung in den Rücken. Sie werden damit rechnen dass wir angreifen… doch nicht von dort… Und nimm Taeris mit.“[/I] Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit, als er die Worte des Hauptmanns vernahm. Was hatte er mit diesen Leuten zu schaffen… Wieso sollte er für sie seinen Kopf hinhalten? Dies war nicht sein Krieg und er hatte nie erwähnt, dass er für sie kämpfen würde. Auch wenn er ohnehin keine Wahl hatte…eine Entscheidung hatte er nicht getroffen. Glaubte er zumindest… irgendwie.
    „Taeris? Bist du sicher? Er könnte uns ebenfalls einfach an dieses Söldnerpack verraten.“ Alriks bellende Stimme wurde plötzlich ruhig und leise. Trotzdem konnte Taeris sie noch mit Mühe verstehen. „Wenn du das glaubst bist du ein größerer Idiot als ich dachte. Den Söldnern ist es scheißegal wer zu ihnen überlaufen will. Sie würden ihn ohnehin töten. Und jetzt such dir deine Leute zusammen. Vynce wird euch ebenfalls begleiten. Er wird schon drauf achten dass Taeris euch nicht alle im Schlaf tötet.“
    Doch dies hatte Taeris schon nicht mehr mitbekommen. Er hatte genug gehört, war wieder zum Trainingsplatz zurück geschlurft und betrachtete griesgrämig seine Klinge.
    „Wo sind meine Waffen…“ murmelte Taeris in seinen mittlerweile schon ziemlich ungepflegt und unkontrolliert wachsenden Bart. Er wusste dass Vynce schon hinter ihm stand und ihn gerade ansprechen wollte. Seine Schritte waren nicht zu überhören gewesen, obwohl er sich eher leichtfüßig fortbewegte. „Du hast doch eine.“ Sprach er und trat vor ihn. „Verarschen kann ich mich selbst. Ich will meinen Bogen und meine anderen Klingen.“ Antwortete Taeris tonlos und hackte mit seinem Schwert auf einen auf dem Boden liegenden Tannenzapfen ein, ehe er sein gegenüber funkelnd ansah.
    „Ich habe eben jemanden geschickt um deinen anderen Kram zu holen. Du hast zehn Minuten um dich fertig zu machen, wir brechen sofort auf. Diese Söldnerschweine werden nicht damit rechnen, dass wir dumm genug sind es in so kurzer Zeit noch mal zu versuchen.“
    Mit gehobener Augenbraue blickte Taeris in Richtung der dicht beieinander gewachsenen Bäume, die die Lichtung umgaben. Der Sinn dieses Plans verschloss sich ihm zwar… aber andererseits kümmerte es ihn auch nicht. Sie würden ohnehin nicht zurückkommen. Die wenigsten dieser Männer hier schienen wirklich viel auf dem Kasten zu haben. Zumindest wenn man nach ihren Duellen auf dem Trainingsplatz ging.

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    Schwärze. Der Himmel war schwarz, durch die mächtigen, dunklen Wolken, die Berge waren schwarz, hoch und bedrohlich bildeten sie den Horizont, der Boden war schwarz, durch das Vulkangestein, das die Erde vor vielen Jahrzehnten von sich gegeben hatte, ja sogar die Reisenden wirkten schwarz. Ihre Haut war durch den Vulkanstaub verdunkelt und mit dem seltsamen Licht, das in dieser Gegend vorherrschte, erschienen die Gesichter der vier Wanderer grau und krank.
    Troan untersuchte mit der Hand, ob sein Halstuch noch gut befestigt war und das schwarze Mal auch gut verbarg. Bissige, aber umso wärmere und trockene Winde fegten über die trostlose Ebene und trieb schwarzen Sand vor sich her, der sich wie tausende kleine Nadeln in jedes freie Stückchen Haut der Wanderer vergrub.
    „Ich hasse dieser Land. Wäre hier nicht irgendwo ein Drache, würden mich hier keine zehn Pferde mehr halten“, wiederholte Gilborn noch einmal das, was er jeden Tag von sich gab. Der mächtige Drachenjäger stapfte wie ein Fels in einer Sturmbrandung. Er und der Wind schienen sich ein richtiges Duell zu liefern.
    Die vier waren nun schon drei Tage unterwegs. Die Distanz war viel länger, als Troan es vermutet hatte. Wenigstens war sie auch viel friedlicher. Bisher hatte es keinen Grund gegeben um ihre Waffen zu ziehen. Nun erwarteten sie heute Abend ihr Ziel zu erreichen. Alena hatte von einigen Informanten in der Stadt erfahren, dass ein kleiner Trupp der Echsenmenschen sich auf diesem Pfad befand. Sie sollten auch einen Schamanen dabei haben. Nun blieb nur noch zu hoffen, dass sie dieser Informant nicht betrogen hatte und dieser Schamane auch einen solchen Almanach dabei hatte, nach dem Sir Magenius Ardrodkel verlangte.
    Wenn Troan auch nur der Name dieses Mannes im Kopf herum schwirrte, schien ihm die Galle hochkommen zu müssen. Am liebsten hätte er diesem arroganten Trankpfuscher seinen Speer in die Brust gebohrt, doch verschiedene Umstände wussten dies zu verhindern. Der Lee hasste es von einem Menschen so stark abhängig zu sein und noch mehr hasste er es, wenn die Menschen diese Abhängigkeit auch noch ausnutzten.
    Seit eh und je bist du von ihr stärker abhängig als von jedem anderen Menschen…, schoss es Troan durch den Kopf und er schloss die Augen, als würde der Gedanke so verschwinden.

    Tatsächlich schien an diesem Abend das Ziel greifbar zu sein. Im Schatten der mächtigen Bergkette erkannte man mit blossem Auge einen schwachen Feuerschein, der im Wind unruhig flackerte.
    „Das müssen die Echsenmenschen sein. Sie erwarten keine Feinde und haben es so gewagt ein Feuer zu entfachen. Ich schlage vor, dass wir noch etwas schlafen und dann vor Morgengrauen angreifen. Dann überraschen wir unsere Feinde im Schlaf“, heckte Alena einen Schlachtplan aus und rollte ihre warme Wolldecke auf dem Boden aus.
    Troan, Gilborn und Aurrius hatten nichts einzuwenden. Sie wickelten sich ihrerseits in die warme Wolldecke und machten dann noch die Wacheinteilung auf. Troan übernahm die erste Wache, dann sollte Aurrius ihn ablösen, danach folgte Gilborn und am Ende Alena. Sie sollte dann noch vor Sonnenaufgang die anderen aus dem Schlaf rütteln.
    „Troan, hier!“, meinte Aurrius und reichte dem Lee eine weitere kleine Glasampulle. Unterdessen schien das Schlucken der Medizin zur Gewohnheit verkommen zu sein.
    „Wie lange reicht dein Vorrat noch?“, fragte Troan den Alchemisten, während er das Gesicht verzog. An den bitteren Geschmack des Mittels würde er sich niemals gewöhnen.
    „Vier Tage. Es reicht ziemlich genau, wenn wir keine Zwischenfälle haben. In vier Tagen solltest du die endgültige Medizin erhalten.“
    „Okay. Danke dir vielmals. Ohne dich…“

    Der Mann winkte lächelnd ab.
    „Wie geht es dir“, fragte Troan nach einer kurzen Pause. Dem Alchemisten schien die Reise am meisten zu zusetzen. Er schien sich solch lange Reisen in diesem unwirtlichen Land nicht gewöhnt zu sein. Er wirkte schwach und ausgemergelt.
    „Mir? Blenden…ich geniesse die Reise. Je älter ich werde, desto weniger werde ich in der Welt herum kommen“, meinte er blinzelnd, doch seine Augen gaben seine Lüge zu erkennen.
    Doch Troan nickte nur schwer und setzte sich dann auf einen warmen Stein. Trotz der dicken Wolkenschicht, die die Sonne jeden Tag versteckt hielt, wurde er durch den Tag enorm heiss. Die Steine glühten bei Tageslicht beinahe vor Hitze. Jetzt am Abend waren sie jedoch willkommene Wärmespender, denn die Nächte waren bitterkalt.
    Aurrius legte sich schlafen und auch die beiden anderen Drachenjäger hatten sich in ihre Decken eingerollt. Alena benutzte Gilborns Bauch als Kissen. Sofort wirbelte in Troans Kopf die Vorstellung herum, wie er mit Narya reisen würde. Wären sie auch immer so gut gelaunt, wie die beiden dort? Es war töricht sich solche Gedanken zu machen, mahnte Troan sich selbst und zog einen Schleifstein aus seiner Manteltasche. Obwohl Silbermond so scharf war, wie am ersten Tag, wetzte der Lee das Schwert weiter. Immer dieselben ruhigen Bewegungen an der Klinge. Ein leises Schaben von Stein auf Metall. Selten einige Funken, die durch die kalte Nachtluft wirbelten. Wie viel Blut würde bei Sonnenaufgang auf dieser Klinge kleben?

  14. Beiträge anzeigen #14
    Deus Avatar von Sly
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    "Ich lebe nicht wirklich hier. Ich bin zwar seit einiger Zeit in Gorthar und schon länger nicht mehr in Khorinis gewesen, aber dennoch lebe ich deshalb nicht gleich hier. Aber vom Hof an sich bin ich schon über drei Jahre weg, vermutlich warst du dann noch nicht dort gewesen." meinte dr Gildenlose nachdem beide wieder ein Stück durch den Wald gezogen sind. Sly musste etwas an der Treffsicherheit seines Schülers verbessern das war ihm inzwischen klar geworden. Lina verharrte immernoch in ihrer Schweigsamkeit und auch als er ein paar gespräche versucht hatte, so war sie ihm doch mehr oder weniger ausgewichen und meistens sehr Wortkarg geblieben. Gespräche wie Was hast du jetzt vor? Wie findest du den Stab? und ähnliche Dinge blieben meist erfolglos.

    Mitten im Wald blieb er stehen und fuhr erneut seine Sinne aus. Tiere dies ich dafür eigneten waren leider keine zu finden , er musste improvisieren. Es würde wohl Zeit etwas neues auszuprobieren. Sly griff in seine Beuteltasche und zog eine kleine Eichel heraus. Es war erstaunlich was für eine kraft in diesen kleinen Dingern schlummerte. "Also wir werden jetzt übungen machen für deine Treffsicherheit."

    Sly bückte sich und buddelte ein kleines Loch in den Boden. Die Eichel legte er hinein und buddelte es wieder zu. "Sollen wir jetzt warten bis ein kleiner Baum da steht oder was?" sprach der Drachenjäger hinter ihm. "Ja und es wird nicht lange dauern." Slys Geist begann wieder aus seinem Körper zu ziehen und streckte die Fühler nach der Eichel aus. Er spürte das kleine Ding, aber es strahlte eine unfassbare Energie aus, die so nur den Früchten der Bäume zu eigen war. Da würde man jetzt etwas nachhelfen. Sly griff gleichzeitig nach der Magie um sich herum und zwang sie in die kleine Eichel hinein. Er spürte, wie die Frucht anfing zu keimen und sich langsam im Erdreich ausbreite, ein kleiner Sproß drückte sich zögerlich aus der Erde hinaus , so als würde er schnuppern , ob die Luft rein ist. Dann schoss sie in die Höhe etwa auf Slys größe und schob 4 Äste hinfort, während sie sich an der Spitze verdickte. Auf Slys Kopf standen die Schweißperlen , als er sich zurückzog und sein Atmen ging nur schwer. Dieser Zauber hatte ihn extrem verausgabt, aber er hatte Erfolg. Jetzt stand vor ihm eine junge Eiche , fast gänzlich ohne Blätter bedeckt und erinnerte stark an einen Menschen. "So , du wirst jetzt üben zielgenau zu treffen. Kopf, Brust , Bauch und auch die Gliedmaßen. Und nebenbei erzählst du mir was in deiner Kindheit so schlimmes passiert ist, dass du jetzt so ein misstrauischer, aufsässiger und ignoranter Mensch geworden bist. Scheinst wohl wirklich wenig Liebe bekommen zu haben. "

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    Drachentöter Avatar von kire
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    Gute Frage, Kire hatte selbst noch nie darüber nach gedacht, warum er so war wie er war und warum er sich im letzten Jahr so sehr verändert hatte. Nachdem er sich erneut mit der Waffe eingefunden hatte und nun dieser jungen Eiche gegenüber stand, deren dünne Äste leicht im schwachen Wind wiegten, überlegte er für einen Moment, ehe er begann sich den Baum als stillstehenden Gegner vorzustellen.
    »Ich denke, das Leben auf der Insel hat mich zu dem gemacht«, entgegnete er, ohne in irgendeiner Weise sauer über den Kommentar Slys zu sein, da dieser nur die Tatsachen genannt hatte. »Man überlebt nicht lange, wenn man sich nicht durchbeißt und sich gegenüber anderen behauptet, vor allem nicht, wenn man auf dem Hof lebt und zwischen Söldnern und Banditen haust.«
    »Erst auf die Brust«, unterbrach ihn derweil Sly, woraufhin er sich wieder auf die Aufgabe konzentrierte. Mit seinem Stab, der einer Pike nicht unähnlich war, stellte er sich in reichlicher Entfernung zu der Eiche auf, die Waffe in Stichhaltung und begann unkoordiniert auf den Baum einzustechen. Natürlich gingen die ersten Stiche kräftig daneben, oder an den Randbereich seines Gegners, was eigentlich schon nicht mehr als Brust gelten konnte.
    »Besser konzentieren!«, tönte es von der Seite und ließ Kire noch einmal langsam von vorne beginnen. Der Drachenjäger fasste die Pflanze stärker in sein Visier und setzte mit einem Ausfallschritt nach vorne, wobei er auch mit den Armen den Stab nach vorne schnellen ließ, um somit die Kraft des Angriffes noch zu verstärken. Ein lautes Klacken war zu vernehmen, als die beiden Hölzer kraftvoll aufeinander schlugen und die etwa mannshohe Eiche dadurch leicht zurückschwenkte, die noch jungen Wurzeln es aber dennoch schafften, den Baum aufrecht zu halten. Das ging noch einige Male so, wobei Kire darauf achtete, dass er weniger Kraft verwendete, um seinen Gegner nicht schon von Beginn an umzuwerfen.
    »Die andere Wahl, die ich gehabt hätte, wäre dem fetten Onar und den anderen Kerlen in ihren Arsch zu kriechen und das war nun mal nicht mein Fall«, setzte er fort, da nun nicht mehr allzu viel Konzentration vonnöten war. Dass ihn vor allen Dingen die Trennung von Succa bedrückte, verschwieg er vorerst, denn obwohl er bei ihm nun den Speerkampf lernte, traute er Sly noch immer nicht genug, um ihm solche Details aus seinem Leben zu verraten. Immerhin hatte er seinen Stolz behalten, auch wenn er sich dem Lehrer dauernd widerwillig unterwerfen musste.
    Der Gildenlose schien das vorerst zur Kenntnis zu nehmen und gab schließlich die nächste Anweisung, die sich auf »jetzt auf die Arme“ beschränkte. Kire tat wie ihm geheißen und fixierte nun die relativ dünnen Äste, geriet dabei in Versuchung diese einfach mit einem kraftvollen Hieb abzuschlagen, doch sollte er es wohl besser nicht wagen, dies zu tun. Ihm war noch immer nicht klar, zu was Sly alles fähig sein konnte.
    Natürlich war es noch viel schwieriger die »Arme« der Eiche zu treffen, nicht nur weil sie dünner waren als der Stamm, sondern auch weil sie keinen festen Halt besaßen. Auf gut Glück stach Kire in kurzer Abfolge ein paar Mal zu, nachdem er erneut den Gegner in sein durch den Kampf mit dem Bogen relativ gut geschultes Auge gefasst hatte. Doch das Licht hier in den Wäldern war ziemlich schlecht, was wohl auch nicht der einzige Grund war, warum er schon wieder mehrmals daneben langte. Seufzend stellte er fest wie Sly sein übliches Grinsen aufgesetzt hatte, das er doch so gerne zeigte, wenn ihm mal etwas nicht gelang, und würde ihm am liebsten links und rechts eine langen, wenn das nicht die Ausbildung aufs Spiel setzen würde.
    »Jedenfalls bin ich froh, dass ich nicht mehr so oft da rumlungern muss«, ergänzte er, während er dem »Kopf« einen kräftigen Stich versetzte, der zur Abwechslung sogar mal mitten ins Schwarze traf. Ob es daran lag, dass er sich insgeheim die Fratze seines Lehrers darin vorgestellt hatte?

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    Ehrengarde Avatar von Troan
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    Troan ist offline
    Silbern zogen sich einige Wolkenfetzen über den sonst strahlend blauen Himmel. Die Sonne brannte erbarmungslos auf alles hinab und brachte Troan in seiner schweren Rüstung zum Schwitzen. Er rannte über die graue Einöde ohne ein wirkliches Ziel vor Augen. Am Horizont hob sich schwarz und bedrohlich eine Bergkette vom Himmel ab. Der Geruch von Staub und Sonne lag in der Luft. Diese Gegend sah höchst selten so etwas wie Regen und die Vegetation hatte sich dem angepasst: Niedere, knorrige Bäume und dornenbewehrte Büsche. In der Ferne sah der Drachenjäger jedoch einen braunen Flusslauf, der sich seinen Weg durch die Einöde bahnte. Dort schien das Leben zu gedeihen, jedenfalls säumten zig Bäume den Fluss lauf, der von den Bergen her zu kommen schien. Immer wieder sah er Skelette neben sich auf dem Weg. Ob Mensch oder Tier konnte der Lee nicht erkennen.

    Der Schweiss rann Troan zähflüssig die Stirn hinab und tropfte in seine Augen. Das salzige Nass brannte fürchterlich in den Augen, so dass er sie immer wieder zusammen kneifen und sich mit den Händen die Augen reiben musste. Er wusste nicht wie nahe seine Verfolger bisher an ihn heran gelangt waren. Er schaute sich noch einmal um und erschrak. Die rote Linie seiner Verfolger war bereits erheblich näher gekommen. Mussten diese Bestien den niemals rasten? Noch einmal raffte der Lee seine verbleibenden Kräfte zusammen und spornte sich selber zum weiter rennen an. Seine Beinmuskeln rebellierten stumm aber schmerzhaft, doch Troan blieb keine andere Wahl. Entweder er rannte weiter oder er würde bald ebenfalls einer dieser vielen Toten sein, die seinen Weg säumten.

    Er wandte seinen Blick wieder nach vorne und rannte weiter. Er stieg einen Hügel hinauf und hatte fest vor auf der anderen Seite wieder hinab zu steigen. Doch dann sah er sein Verderben: Vor ihm rannten drei echsenähnliche Gestalten die Anhöhe hinauf, genau auf ihn zu. Sie hatten ihn längst erblickt und brüllten einige für Menschen unverständliche Laute. Dann zogen sie ihre mit Rost und getrocknetem Blut bedeckten Kriegsäxte. Ihre rote Schuppenhaut glänzte in der Mittagssonne. In ihren schwarzen Augen schien der Blutdurst zu tanzen.
    Jetzt war er tot, schoss es dem Lee durch den Kopf. Doch ganz einfach aufgeben wollte er nicht, er konnte es nicht. Sein Leben schien nur aus kämpfen zu bestehen, dann sollte er auch so sterben. Kämpfend.

    Irgendwo hatte er einen Fehler gemacht. Irgendwo war ihm die Kontrolle über das Ganze aus den Händen geglitten. Als würde er an einem Seil baumeln, unter sich den gähnenden Abgrund, und das Seil würde zwischen seinen Fingern hindurch gleiten. Er suchte nach diesem Fehler, fand ihn jedoch nicht. Viel eher fielen ihm all die kleinen Fehler in seinem Leben auf, die sich wohl irgendwie aufsummiert hatten. Er hätte Narya nie alleine ziehen lassen sollen. Er hätte sich nie mit dieser Latraviata einlassen sollen. Er hätte nie den Auftrag von Frost annehmen sollen. Er hätte nie…
    Schliesslich waren die Echsenmenschen bei ihm angelangt. Ein Blick über seine Schultern verrieten Troan, dass auch die Echsenmenschen, die ihn verfolgten ihn beinahe eingeholt hatten. Er war umzingelt und hatte vielleicht gerade mal die Kraft um gegen einen dieser Gegner gewinnen zu können. Nun standen ihm mehr als zwei Dutzend gegenüber.
    Er erhob seinen Speer, dessen Spitze im Sonnenlicht blau schimmerte. Flamme Adanos’, wirklich ein passender Name für diesen Speer. Die erste Kriegsaxt sauste nieder. Flink sprang Troan zur Seite und stach mit seiner Waffe zu. Die Spitze bohrte sich zwischen den Schuppen des Gegners in das dunkle Fleisch. Ein krächzender Aufschrei erklang und bevor die Echse zusammen brach schwang sie ihre Axt noch ein letztes Mal. Wieder schaffte es Troan dem Tod auszuweichen, jedenfalls für einen Moment. Schon hörte er ein Sirren in der Luft und der Lee warf sich geistesgegenwärtig zur Seite. Keinen Augenblick zu spät, denn dort wo er gerade noch gestanden hatte, sass nun ein kurzer Breitkopfpfeil. Doch bereits der nächste Pfeil erwischte ihn. Das Projektil bohrte sich durch die Platten seiner Rüstung in seinen Oberschenkel. Dunkles Blut quoll hervor.
    Den Schmerzensschrei verwandelte Troan in einen Angriffsruf und warf sich mit seinem Speer auf den nächsten Echsenmenschen. Zwei weitere brachte er zu Fall ohne weiter verletzt zu werden. Dann spürte er, wie ihn eine Axt traf und die Panzerplatten an seinem Rücken verbog. Schmerzhaft gruben sie sich in seinen Körper und liessen den Lee zusammen zucken. Er wollte seinen Speer in den Körper seines Peinigers rammen, doch wurde ihm dieser vorher aus der Hand geschlagen. Er sah, wie eine Echse grinsend ihre Axt hob und es schien Troan, als würde die Echse ihn auslachen. Dann sauste die Axt nieder und zerschmetterte Troans Gesicht. Schmerzen und Dunkelheit…
    Geändert von Troan (10.10.2006 um 10:13 Uhr)

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    Er wachte auf und sofort tasten seine Hände seinen eigenen Körper ab. Es war eher unbewusst als gesteuert. Er musste sich versichern, dass er noch am Leben war und warmes Blut seinen Körper in Bewegung hielt. Danach beruhigte er sich langsam wieder. Sein Atem kehrte wieder in den Normalzustand zurück und der kalte Schweiss schien zu verschwinden. Der Lee vergrub sein Gesicht in der Wolldecke und wischte sich die letzten Schweissreste von der Stirn.
    „Du hast im Schlaf geweint. Kein guter Traum, schätze ich“, meinte Alena über ihm. Der Lee schrak zusammen, als glaubte er in der jungen Frau einen Feind zu sehen. Doch im selben Augenblick erkannte er, was er gesehen hatte. Er hatte in Alena Narya gesehen. Sie waren sich ja auch ähnlich. Dieselbe kämpferische Natur.
    „Über schöne Träume weint man nicht, oder?“, fragte Troan und setzte sich auf. Es war ein seltsames Gefühl, das sich um seine Augen breit machte. Hatte er wirklich geweint? Unvorstellbar. So lange Zeit hatte es keine Träne geschafft in seine Augen zu dringen und wegen einem normalen Traum soll er jetzt geweint haben?
    „Nun ja. Man sagt sich, dass in solchen Sturmnächten Träume wahr werden“, sprach Alena und deutete mit ihrem Jagdspeer gegen den Himmel. Dieser war so schwarz, das man es beinahe mit der Angst zu tun bekam. Als Troan sich vollends von seinem Nachtlager erhoben hatte, spürte er auch den starken Wind, der über die Ebene fegte.
    „Wir werden wohl beim Einsetzten des Gewitters die Echsenmenschen überraschen. Das ist ein weiterer Vorteil. Bis sie endlich begreifen, dass es nicht nur der Sturm ist, der ihrer Gruppe zusetzt sondern auch noch Menschenwaffen, sind sie schon längst tot. Mach dich bereit. Ich wecke die anderen.“
    Troan nickte schweigend und packte seine wenigen Sachen zusammen. Er war erstaunlich ruhig, wenn er der bevorstehenden Schlacht entgegen blickte. So abgestumpft war er dem Blutvergiessen gegenüber bereits. Da er auch nicht an die Bewahrheitung von Träumen dachte, machte er sich auch nicht allzu viel Sorgen um sein Leben. Wenn er starb, dann war es sein Verschulden, seine Unfähigkeit und nicht irgendeine Bestimmung eines Traumes. Er hatte nicht vor zu sterben, denn schliesslich machte er das alles nur um weiter leben zu können.

    Eine halbe Stunde später hatte der Wind noch stärker zugenommen und hatte eine wirkliche Kraft entwickelt, die sich gegen die vier Wanderer stemmte. Gilborn fluchte laut, doch wurden seine Worte vom Tosen des Windes davon getragen.
    Genau vor der Gruppe sah man noch immer den Feuerschein, der manchmal zu einem schwachen Glühen verglomm um dann wieder aufzuflackern und wild gegen den Wind zu kämpfen.
    „So…wir sind da“, rief Gilborn gegen den Sturm an. Die Echsenmenschen würden sein Brüllen sicherlich nicht hören, schliesslich verstand es Troan nur knapp und der stand einige Schritte hinter dem Krieger.
    „Reinrennen prügeln oder haben wir eine Taktik?“, fragte Gilborn an die anderen gewandt und auf seinem Gesicht war ein siegessicheres Grinsen zu erkennen.
    „Zuerst erledigen wir mit dem Bogen die Echsen, die Wache halten. Das sollten nicht mehr als drei Echsen sein. Danach stürzen wir uns auf den Rest. Zuerst die Fernkämpfer. Der Schamane den wir suchen sollten wir auch möglichst früh erledigen, schliesslich kann er Magie wirken. Noch Fragen?“
    Es gab keine. Alle nickten grimmig und entschlossen und packten ihre Waffen hervor. Troan zog einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn bereits auf die Sehne von Drachenflügel. Dann pirschten sie zu Viert voran.

    Die Echsen hatten eine kleine Senke als Nachtlager gewählt. Ein grosses Feuer erhellte den grössten Teil des Lagers. Es waren vier provisorische Zelte aus Fellen und Leinen aufgestellt worden. Bis auf das Brüllen des Windes war es still.
    „Eine Wache am Feuer, eine im östlichen Teil des Lagers, eine im westlichen. Insgesammt etwa 15 Echsen, schätze ich“, flüsterte Troan und hob seinen Bogen. Die anderen beiden Drachenjäger nickten. Aurrius umklammerte seinen Stab.
    Der Lee visierte die Echse am Feuer an, während Gilborn und Alena die anderen beiden ins Visier nahmen. Als alle drei die Geschosse abfeuerten, fielen die ersten Regentropfen. Somit gingen die gurgelnden Todeslaute der drei Echsen im lauten Regen unter.
    Nun hob Aurrius seinen Stab, umklammerte eine eingeschnitzte Rune in dessen schwarzen Holz und stiess den Stab dann entschlossen nach vorne, in Richtung eines der Zelte. Ein oranger Lichtblitz erhellte die Nacht und dann stand eines der Zelte in Flammen. Das Chaos nahm seinen Lauf. Schreie gellten durch die Nacht, Klingen wurden gezogen und gekreuzt, Pfeile segelten durch die Luft und über all dem veranstaltete der Himmel ein Feuerwerk. Rollender Donner und Blitze, die die Nacht zum Tage machten untermalten das Kriegsschauspiel.

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    Der Regen rann Troan die Arme hinab, über die Stirn, unter der Rüstung; Kurz: Er durchnässte alles bis auf die Haut. Einen solchen Wolkenbruch hatte der Lee bisher selten erlebt. Es schien, als würde der Himmel alles Blut, dass diese Nacht vergossen wurde, wegwaschen wollen und vernichten.
    Troan hatte schon mit drei Echsenmenschen seine Klinge gekreuzt. Sie alle waren ihm erlegen. Jedoch hatte er die Kämpfe nicht ganz unverletzt überstanden: Ein kleiner Schnitt am Oberarm, durch den Dolch einer Echse und eine äusserst Schmerzhafte Beule am linken Schienbein. Sein Pech hatte ihn geradewegs auf einen spitzen Stein fallen lassen, dafür war er der einen Klinge entkommen, die Troans Blut gerne gekostet hätte.
    Ein Blitz durchzuckte den Himmel und schien alles in zwei Teile zu spalten. Rund um Troan wurden Schatten erkennbar. Er hatte einen neuen Gegner ins Auge gefasst, der wutentbrannt aus einem der Zelte stürmte. Flammen spiegelten sich in seinen tiefschwarzen Augen ab. Flammen, die gerade ein weiteres Zelt verschlangen. Aurrius war wirklich Goldwert.
    Troan hob seinen Speer leicht an und blickte seinem neuen Gegner entgegen. Es war ein kräftiger Echsenmensch, wenn auch nicht so kräftig wie die drei vorherigen. Seine Muskeln umspannten Beine und Unterarme, doch war er eher eine schlanke Erscheinung. In seiner linken Hand führte er ein kurzes Schwert, das im Lichte eines weiteren Blitzschlages aufleuchtete.
    Die Echse brüllte und sprang in einem Satz nach vorne. Da war bereits die erste Überraschung für Troan: Das Vieh konnte meterweit springen! Haarscharf konnte sich Troan zur Seite werfen, ehe die Füsse der Echse auf seiner Brust landeten. Er landete elegant wieder auf den Füssen und stiess seinen Speer nach vorne. Treffer! Der Speer versenkte sich in der linken Schulterpartie der Echse. Erneutes Brüllen war seine Antwort auf den Schmerz. In dem Moment fuhr die rechte Hand der Echse nach vorne und viele schwarze Punkte rasten auf Troans Gesicht zu. Das war die zweite Überraschung und diesmal kam er nicht so glimpflich davon. Die vielen Enden der schwarzen Peitsche schlugen dermassen hart auf Troans Gesicht auf, dass dieser einen Moment lang die Besinnung verlor. Das war eine völlig neue Dimension von Schmerz. Als die Kontrolle über seinen Körper zurückkehrte, sah er die ganze Welt rot und verschwommen. Blut floss in Strömen von seiner Stirn und Wangen hinab. Es fühlte sich an, als sei sein halber Kopf weggerissen worden.
    Der Lee taumelte zurück und versuchte seine Augen von Blut zu säubern, denn ansonsten sah er gar nichts, ausser seinem eigenen Blut, das seinen Körper verliess. Nach einer halben Minute konnte er wieder einigermassen sehen. Die Echse trat mit wutverzerrtem Gesicht auf ihn zu. Troan wollte ihm seinen Speer entgegen stellen, doch erst jetzt bemerkte er, dass er gar keinen Speer mehr in den Händen hielt! Er musste ihn fallen gelassen haben.
    Das Zögern Troans benutzte die Echse um erneut die Peitsche zu schwingen. Diesmal war Troan jedoch vorbereitet und wich aus. Ein fürchterlicher Knall durchdrang die Geräusche der Kämpfe und des Gewitters.
    Nun hatte Troan sein Schwert gezogen und griff die Echse an. Ein Angriff links, dann einer rechts, links, Schritt zurück. Die Kombination war fest in Troans Kopf einprogrammiert. Er hatte sie schon so oft vollführt. Die schnellen Attacken machten der Echse zu schaffen und schliesslich machte sie einen Fehler. Mit dem Schwert schien sie nicht allzu gut umzugehen zu können. Troan vollführte einen eleganten Endstoss und durchbohrte mit seiner Klinge die Brust der Echse. Ächzend und gurgelnd sackte diese auf die Knie, warf dem Lee einen letzten hasserfüllten Blick zu und hauchte dann sein Leben aus, indem er Troan mit Speichel und Blut bespuckte. Genau in die offenen Wunden in seinem Gesicht. Es brannte höllisch!
    Doch auch diesen Schmerz überwand der Lee und rasch zog er seine Klinge aus dem toten Echsenkörper. Er sammelte seinen Speer wieder vom Boden auf und blickte sich um:
    Der Widerstand der Echsen schien gebrochen zu sein: Alle drei Zelte waren in Rauch aufgegangen, die letzten zwei Echsen wurden von Gilborn und Alena in Schach gehalten und schliesslich getötet. Dann kehrte eine gespenstische Ruhe im Lager ein. Das Feuer knisterte, ein weiterer Donner rollte heran und das monotone Plätschern des Regen hörte Troan beinahe nicht mehr.
    Sein Gesicht war immer noch äusserst schmerzhaft zugerichtet und bei jeder kleinen Bewegung seines Antlitzes musste er schmerzerfüllt zusammenzucken, was wiederum weitere Schmerzen hervorrief.
    „Hat jemand einen Schamanen gesehen?“, fragte der Lee seine drei Gefährten. Alena nickte und zeigte mit ihrem Speer auf eine Echsenleiche.
    „Er kam schlaftrunken aus einem Zelt gestolpert. Es war einfach ihn zu töten“, erwiderte sie und drehte mit ihrem Fuss die Leiche auf den Rücken. Die gebrochenen Augen der Echse starrten regungslos in den schwarzen Himmel.
    Troans Blick suchte sofort den Körper des Schamanen nach einem kleinen Buch ab und fand tatsächlich wonach er suchte: In einer kleinen Beuteltasche am Gürtel befand sich ein kleines, mit Fell bezogenes Buch. Die Schrift auf dem Deckel konnte Troan nicht lesen. Er war der Echsensprache schliesslich nicht mächtig. Ob Magenius den Text lesen konnte, wusste er nicht. Hauptsache er war zufrieden und Troan bekam endlich sein Heilmittel.
    „Wir kehren sofort zurück…wir dürfen keine Zeit verlieren“, meinte Troan ernst und nahm das Buch an sich. Ihm blieben noch vier ganze Tage, bevor er keine Medizin mehr besass.

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    Sie waren bereits einige Wegstunden vom Schlachtfeld entfernt und kämpften gegen viel erbitterte Feinde, als das die Echsen es je sein würden: Den Sturm und die Müdigkeit.
    Das Gewitter hatte in dieser Zeit nichts an seiner Stärke verloren. Immerwährend prasselte der Regen eimerweise auf sie hinab und durchnässte sie bis auf die Knochen. Dann kam der schneidende Wind, der die Nässe noch unerträglicher machte. Sie alle zitterten am ganzen Leibe.
    Die Müdigkeit war etwas, dass sie beseitigen konnten, wenn sie sich nur ihrem Drang hingaben. Sich einfach auf den Boden legten und versuchten zu schlafen. Es war nicht eigentlich Troans Krankheit, die sie weiter trieb, vielmehr das Wetter. Wenn sie hier, mitten auf der Ebene rasteten, würden sie sich nur den Tod holen. Da konnten sie genauso gut weitermarschieren. Hinzu kam noch etwas viel schlimmeres: Alena wollte gesehen haben, wie eine Echse geflohen sei. Wenn das der Wahrheit entsprach, so würden sie innerhalb weniger Stunden Verfolger an den Fersen haben. Echsenmenschen marschierten schneller als Menschen und sie brauchten keinen Rast.
    Doch langsam war der Wille zum Weitergehen gebrochen und alle vier waren missmutig und mürrisch. Die Kälte und die Müdigkeit machte sie zu unliebsamen Menschen.
    „Wenn wir so weitermarschieren, klappe ich gleich zusammen“, murrte Gilborn und drehte sich um.
    „Wir können keine Pause machen“, gab Troan kalt zurück und wich Gilborn aus, der sich ihm in den Weg gestellt hatte.
    „Natürlich können wir! Nur eine Stunde um etwas zu Kräften zu kommen. Die Echsen werden wir schon abhängen.“
    „Ach ja? Die werden uns schon nicht einholen. Erst einmal muss diese entflohene Echse noch seine Kumpanen in der Gegend zusammen trommeln!“
    „Hier wimmelt es von Truppen der Echsen. Der wird innerhalb einer halben Stunde bereits zwanzig Mann zusammen haben“
    , hielt Troan dagegen.
    „Ach ja…jetzt plötzlich wirst du hier zum Waldläufer, der die Gegend hier wie seine Westentasche kennt! Ich sage dir, wir müssen rasten!“
    Bevor Troan etwas erwidern konnte, sprang Alena dazwischen:
    „Ihr Dummköpfe! Das Streiten bringt uns nicht weiter. Wir rasten eine halbe Stunde, dann schauen wir weiter. Ich mache mir Sorgen wegen Aurrius, er scheint das ganze gar nicht gut verkraften zu können.“
    Besorgt blickte Troan auf. Der Alchemist, der ihn seit Gorthar begleitete, stiess erst jetzt zu den drei. Er war zurück geblieben. Der Mann sah wirklich arg mitgenommen aus. Seine grüne Robe klebte an seinem Körper und erst jetzt erkannte man, wie dürr der Mann eigentlich war. An seiner linken Seite hatte sich sie Robe dunkel verfärbt.
    „Du bist verletzt“, sprach Troan verwundert. Er hatte die Wunde bisher nicht bemerkt.
    „Halb so wild. Ich hatte eine Echse etwas unterschätzt und da hat sie mich mit ihrem Schwert getroffen. Es geht schon. Aber ich wäre froh um eine kleine Pause.“
    Nun nickte Troan verständnisvoll. Aurrius widersprach er sicherlich nicht, ihm verdankte Troan sein ganzes Leben.

    Die Vier setzten sich auf den durchnässten Boden und tranken aus ihren Wasserschläuchen. An ein Feuer war nicht zu denken bei dieser Nässe. Man ass noch etwas Brot und einen alten Apfel, den Alena vom Markt Danreens mitgenommen hatte. Vermutlich war der Apfel gestohlen, ansonsten wäre er nämlich ziemlich teuer gewesen, doch wen kümmerte es?
    Dann rückte Troan in Aurrius Nähe.
    „Wie tief ist die Wunde?“, fragte der Lee besorgt und versuchte einen Blick auf die Wunde zu werfen.
    „Nicht allzu tief. In wenigen Tagen sind wir ja wieder in der Stadt und dann kann ich sie versorgen. Bis dahin geht es schon. Ich mache mir viel mehr Sorgen darum, dass ihr wegen mir wertvolle Zeit verliert.“
    „Die Medizin reicht ja gut…in drei Tagen sollten wir Danreen erreichen. Vielleicht früher, wenn wir weiter so rasch marschieren.“
    „Mach dir keine Illusionen. Wir werden langsamer werden, da uns alle die Energie verlässt. Bereits beim Hinmarsch machten wir kaum Pausen und dann das Gefecht…Wir werden zu mehr Pausen gezwungen sein!“
    „Du meinst die Medizin reicht nicht?“
    „Nicht, wenn ihr einen Verletzten wie mich bei mir habt.“
    „Ich lasse dich sicherlich nicht alleine.“
    „Eine Wegstunde von hier in südöstlicher Richtung gibt ein altes Gasthaus. Es wird von einigen Soldaten bewacht und ist vor den Echsen sicher. Dorthin kann ich gehen und mich grob erholen, ehe ich von dort aus nach Danreen aufbreche. Du kannst den direkten Weg einschlagen.“
    „Dann werden Alena und Gilborn aber mit dir gehen.“
    „Ein Krieger reicht. Der andere kann dich begleiten.“
    „Ob die beiden sich trennen?“

    Sie verschwiegen einen Moment, als müssten sie die Möglichkeiten noch einmal abwägen, ehe sie den Plan den anderen unterbreiteten. Alena und Gilborn trauten der Sache erst nicht, doch dann sahen sie ein, dass es das Klügste war. Nur blieb eine grosse Frage offen und es dauerte eine Weile, bis Gilborn sie endlich aussprach:
    „Warum zum Teufel musst du so dringend nach Danreen? Du hast dir das Buch unter den Nagel gerissen, das du so dringend brauchst. Kann sich dein Auftraggeber nicht noch drei Tage gedulden?“
    Bisher war Troan den beiden äusserst dankbar gewesen, dass sie keine Fragen stellten. Sie fragten weder nach dem Auftraggeber, noch dem Sinn dieses Buches, noch nach dem Gewinn, der für Troan heraussprang. Für die beiden war das ganze Abenteuer eher eine Freizeitbeschäftigung gewesen, die jetzt jedoch jeglichen Spass verloren hatte.
    „Ich…“, der Lee stockte. Wenn er von seiner Krankheit erzählte, würden die beiden sicherlich sofort von hier verschwinden. Jeder Mensch würde die Gesellschaft eines Pestkranken meiden und nicht mit ihm auf Echsenjagd gehen.
    „Ich begleite Troan“, fiel Alena ihm ins Wort, als wolle sie die Sache gar nicht zur Sprache bringen. Sie schien zu ahnen, dass Troan mit der Sache nicht heraus rücken wollte.
    „Dann gehe ich eben mit dem Alchemisten“, meinte Gilborn mürrisch und taxierte Troan mit einem misstrauischen Blick. Dieser senkte beschämt den Blick.

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    Nun kroch Troan doch einen Schauer über den Rücken, als er bei Tagesanbruch erkannte, dass die ihm gegebene Situation schon arg seinem letzten Traum ähnelte. Im Traum war er durch eine ähnliche Gegend gegangen, wenn auch nicht ganz dieselbe. Was ihn ungemein beruhigte, war die Tatsache, dass Alena ihn begleitete. Im Traum, war er nämlich alleine von den Echsen gejagt worden.
    Mit dem ersten Tageslicht stoppte der Regen ziemlich plötzlich. Einige Wolken brachen sogar auf und liessen die ersten Sonnenstrahlen zur Erde hinab. Nun hatten sie zwar keinen Regen mehr, jedoch wieder diese schwüle, üppige Hitze. Gegen Mittag würde das sicherlich wieder unerträglich werden.
    „Im Sommer ist es hier die Hölle“, meinte Alena, die Troans Blick zum Himmel bemerkt hatte, „da bist du froh um jeden Tropfen Regen, dass der Boden erreicht und jedes Fetzchen Wolke, dass den Himmel ziert.“
    Troan schwieg. Ihm war unwohl zu Mute. Sie waren nun schon zwei Stunden von den anderen beiden getrennt und hatten einiges an Distanz zurückgelegt. Ohne jeden Rast. Sein Atem ging schwer und keuchend, seine Kehle war ausgedörrt und seine Füsse schmerzten. Von seinem Gesicht ganz zu schweigen. Immer wieder rannen Schweissperlen in die offenen Wunden der Peitsche und schmerzten sosehr, dass er sich am liebsten gleich das ganze Gesicht abgekratzt hätte.
    Aurrius hatte vor der Trennung seine Wunden noch begutachtet. Auch wenn die Peitschenstriemen schmerzten, wie Troan es noch nie erlebt hatte, tief waren sie nicht. Sie würden ohne grosse Narben verheilen und das in wenigen Tagen. Bereits jetzt hatten sich erste Wunden geschlossen. Nun juckte es dafür dauernd. Alles nur wegen einer dämlichen Peitsche.
    „Wir sollten mal wieder eine Pause machen. Wir sind gut vorwärts gekommen“, schnaufte Troan und hielt an. Alena drehte sich grinsend um.
    „Vorher wolltest du noch auf keinen Fall Pause machen. Aber okay, ich habe es auch nötig.“
    Die beiden setzten sich auf einige grosse Steine und beglückten ihre Kehlen mit lauwarmem, schalem Wasser.
    „Möchtest du immer noch nicht damit herausrücken, warum du so eilig zurück nach Danreen musst. Du eilst, als würde der Tod persönlich dir hinterher hetzten. Es hat was mit diesen Tränken, die du jeden Tag trinkst, und dem Alchemisten zu tun, oder? Du bist krank.“
    Troan war nicht sonderlich verblüfft darüber, dass Alina das so treffend kombiniert hatte. Er hatte aus den Tränken kein Geheimnis gemacht. Jetzt klirrten sie leise in seinem Rucksack. Drei Ampullen pro Tag ergaben insgesamt 12 Ampullen, die nun in seinem Rucksack verstaut waren. Eine musste er jetzt gleich schlucken.
    „Wenn ich es dir sage, würdest du dir nur Sorgen machen“, versuchte Troan von der Sache abzukommen. Er begann in seinem Rucksack nach einer Ampulle zu suchen.
    „Mache ich mir jetzt aber auch schon. So viel Medizin wie du schluckst, muss es ja etwas Schreckliches sein. Vermutlich aber nicht allzu ansteckend, denn du bist keiner, der wegen deinem Leben die Leben anderer aufs Spiel setzt.“
    Troan musste lächeln. Anscheinend war es leicht, ihm seine Charakterzüge von der Nase abzulesen. Er entkorkte geräuschvoll eine der Ampullen und blickte Alena in ihre braunen Augen.
    „Und was wen doch? Was wenn ich ein egoistisches Arschloch bin, der euch alle dem Tod weiht, nur um mir selber zu helfen?“
    Er stürzte die orange Flüssigkeit hinab und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Alena lachte leise.
    „Nun gut. Dann wirst du halt durch meinen Speer sterben, wegen deiner Gräueltat. Nun sag aber schon, was dich plagt.“
    Noch immer zögerte der Lee, dann aber löste er das Band um seinen Hals und neigte den Kopf zur Seite, so dass man die Stelle an seinem Hals gut sah. Dabei beobachtete er das Gesicht der Drachenjägerin. Erst war es Abscheu die ihre Gesichtszüge beherrschte, danach schlug es in eine Art Panik um, aber schliesslich schien es sich in Trauer zu verwandeln.
    „Es ist keine normale Pest. Schlimmer und besser zugleich. Die Dämonenpest. Sie ist in vielem gefährlicher als die normale Beulenpest, jedoch nicht sehr ansteckend. Trotzdem komm mir nicht zu nahe.“
    Den letzten Satz hätte er am liebsten ungehört wieder verschluckt. Jetzt würde sie ihm sicher nicht mehr zu nahe kommen. Vermutlich packte sie gleich ihre Sachen und verschwand um Gilborn zu suchen und Troan alleine zu lassen.
    „Okay…“, murmelte sie, als sei sie sich selber nicht im Klaren, was sie tun wollte.
    „Wenn sie wirklich nicht ansteckend ist, ist es ja halb so wild. Dann vermute ich mal, dass du zu diesem Oberguru von Quacksalber gehen willst, diesem reichen Schwein…ah wie heisst der Geldsack noch einmal…“
    „Sir Magenius Ardrodkel von Blutdrache“
    , leierte Troan den Namen wie ein eingeübtes Gedicht hinab.
    „Ah ja…und du hast nicht so viel Gold wie der Mann verlangt und anstatt Gold bringst du ihm dieses Buch, dass keine Sau versteht. Doch sehr interessant. Einen solch seltsamen Auftrag hatte ich selten gehört. Und wie kommt der Typ darauf, dass ein tot kranker Mensch alleine gegen eine Horde von Echsen kämpfen soll?“
    Troan zuckte mit den Achseln. Er wollte lieber keinen Gedanken an Magenius verschwenden, ansonsten würde er nur wieder rasend vor Wut und Abscheu.
    „Gehen wir weiter?“, fragte er stattdessen und kam wieder auf die Beine. Alena lachte kurz und eilte dann wieder weiter, Troan im Schlepptau.

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