Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 16 von 17 « Erste ... 59121314151617 Letzte »
Ergebnis 301 bis 320 von 338
  1. Beiträge anzeigen #301 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Curt
    Registriert seit
    May 2012
    Beiträge
    782
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline

    Wildnis östlich von Thorniara

    Obwohl Curt stets auf einen Ausgleich von körperlicher und geistiger Fitness bedacht war und er auch lange Märsche über Stock und über Stein nicht scheute, würde aus ihm wohl nie ein begeisterter Pilzsammler werden. Er bevorzugte es eher, seinen Blick in die Ferne oder gen Himmel zu richten und nicht beständig zu Boden wie ein Bückling oder ein Trüffelschwein. Er senkte sein Haupt nur für Innos.
    „Hoppala!“
    Curt geriet ins Taumeln, denn sein Mantel verfing sich irgendwo im Unterholz. Novize Rüdiger war zum Glück zur Stelle und bewahrte ihn vor einem Sturz.
    „Vorsicht Meister, Ihr wollt Euch doch nicht die gute Sonntagskluft dreckig machen.“
    Rüdiger schenkte ihm sein schelmisches Grinsen, das kaum über die Zwiespältigkeit seiner Zunge hinwegtäuschen konnte. Der Novize nutzte wirklich jede Gelegenheit aus, sich über Curts einfachen Mantel lustig zu machen.
    „Deine Rücksicht in allen Ehren, aber richte deine Augen besser auf die Umgebung, dann sind wir vielleicht heute noch fündig und müssen kein Lager in der Wildnis aufschlagen.“
    Darauf hatte der Feuermagier weiß Innos keine Lust. Ein bisschen bereute er es bereits, Meister Ventros um Hilfe gebeten zu haben. Brauchten sie wirklich unbedingt diesen seltenen Pilz? Würde es nicht auch etwas anderes tun? Man könnte auch ein Absperrseil um den Teleportpunkt stecken, das täte gewiss seinen Zweck. Ein wenig beschlich Curt das Gefühl, dass Ventros sie nur nach den Pilzen ausgesandt hatte, weil er selbst damit herumexperimentieren wollte.

    So verstrichen eine halbe Stunde oder zwei, in denen sie allerlei Pilze ausfindig machten und einige seltene oder nahrhafte Exemplare auch einsammelten, doch von dem gesuchten Eisendotterschirmling fehlte jede Spur. Das Waldstück hatten sie beinahe hinter sich gelassen und folgten dabei Thelyrons Gespür, das sie in einen steinigeren, aber auch steileren Abschnitt der Wildnis führte. Hier wurden sie schlussendlich auch ein erstes Mal fündig und konnten der Natur ein paar kleine, junge Kappen entreißen. Zu wenig für ein vollständiges Experiment, aber zumindest ein Anfang. Curt sehnte sich nach dem Ausgang des Waldes, der einen schönen, sonnigen Hang darstellte.
    „Sucht noch etwas weiter“, wies er die Novizen an. „Ich werde mir indes ein Bild von der Umgebung machen. Wir wollen schließlich keine unangenehmen Überraschungen erleben.“
    Er wollte vor allem den Hang inspizieren. Vielleicht bot er sich ja als Anbaufläche für seine Weinkultur an.

  2. Beiträge anzeigen #302 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Thelyron
    Registriert seit
    Feb 2016
    Ort
    Thorniara
    Beiträge
    76
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Thelyron ist offline

    Wildnis östlich von Thorniara

    Die Gruppe war tief in das Dickicht vorgedrungen und hatte eine Vielzahl an interessanten und seltenen Pilzen entdeckt. Das Sammeln war zäh und anstrengend, doch die Erwartung, schon bald wieder zurück in Thorniara zu sein, trieb sie an.

    Schließlich erreichten sie den Bereich, in dem der Eisendotterschirmling gedeihen sollte. Große, teils zerklüftete Felsbrocken, die wie Riesen aus dem Waldboden ragten, bildeten die Szenerie. Die Gruppe verteilte sich, jeder suchte zwischen den Felsen nach den begehrten Pilzen. Einige kleinere Exemplare fanden sie, ihre Köpfe glänzten in der Sonne, doch es war weit nicht genug, um das zu rechtfertigen, was sie sich erhofft hatten.

    Thelyron stützte sich auf einen Felsen, die Stirn in Falten, während er die kleine Sammlung in seinem Korb betrachtete, die er nach zwei Stunden zusammengetragen hatte. Die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben. Er war vorsichtig mit seinen Worten, als er sich schließlich zu den anderen umdrehte.

    "Nein, das reicht leider nicht..." sagte er leise. "Die Ausbeute ist zu gering. Die Pilze hier sind spärlich und ich bezweifle, dass wir genug sammeln können, um den Auftrag zu erfüllen." Ein kurzer Moment der Stille folgte, in dem nur das Rascheln der Blätter und das entfernte Knistern des Waldbodens zu hören war.

    "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter zum Weißaugengebirge zu ziehen. Aber es ist nicht so schlimm, wie es klingt!" versicherte er der Gruppe. "Das Gelände ist unwegsam aber es gibt einen kleinen Trampelpfad. Mit etwas Glück finden wir die Pilze recht schnell. Ich bin dort bisher immer fündig geworden!"

    Ernüchternd packte die Gruppe ihre wenigen Habseligkeiten und begann den Rückweg zum Waldweg. Die Bäume lichteten sich allmählich und der Wald begann, sich in eine ländlichere Gegend zu verwandeln. Vögel zwitscherten in den Bäumen, und das leise Plätschern eines Baches war in der Ferne zu hören.

    Mit jedem Schritt öffnete sich der Wald weiter, bis sie schließlich eine weite Ebene vor sich hatten. In der Ferne ragte ein Bauernhof auf, die Silhouetten der Scheune und des Wohnhauses waren am Horizont sichtbar. Rauch stieg aus dem Kamin auf, und der Duft von frischem Brot lag in der Luft.

    "Da hinten ist der Hof von Bauer Hektor." erklärte Thelyron, als er den Blick auf das Gebäude richtete. "Ich war schon einige Male bei ihm. Vielleicht können wir uns dort für einen Moment ausruhen, ehe wir weiterziehen." So setzte die Gruppe ihren Weg fort, bis sie schließlich den Bauernhof erreichten, auf dem der Bauer Hektor sie mit grimmigen Blick musterte.

    Er war ein mittelgroßer Mann, mit wettergegerbtem Gesicht und grauen Haaren, die wild unter seiner Kappe hervorstachen. Die harten Jahre auf dem Land hatten ihm einen ständigen, entschlossenen Ausdruck verliehen. Er hatte genug von den vielen Novizen und Wanderern, die sich auf seinem Hof niederließen, um eine Rast einzulegen. Doch er wusste, dass er zumindest den Gesandten Innos' keinen Wunsch abschlagen sollte.

    "Ja ja, ich weiß schon!" sagte Hektor schroff, seine Stimme rau und ernst. "Ihr könnt euch hier ein wenig ausruhen aber nicht zu lange! Wir haben viel zu tun und können niemanden gebrauchen, der im Weg rumsteht!" Der Bauer betrachtete sie einen Augenblick, seine Miene blieb undurchdringlich. Dann seufzte er tief, als ob er sich ein weiteres Mal mit dem Gedanken versöhnen musste. Doch gerade als sich Bauer Hektor abwenden wollte, warf er einen Blick auf den Esel, den Feuermagier Curt mit sich führte. Seine Augen verengten sich, und er ging einen Schritt näher. "Moment mal..." murmelte er mit einem misstrauischen Blick auf den Esel. „Ist das der Esel, den Ihr Euch ausgeliehen aber nie zurückgebracht habt!?"
    Geändert von Maximus (26.02.2025 um 11:50 Uhr)

  3. Beiträge anzeigen #303 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Curt
    Registriert seit
    May 2012
    Beiträge
    782
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline

    Hektors Hof

    „Achtet auf Euren Tonfall, Bauer, wenn Ihr mit einem heiligen Magier des Feuers sprecht!“, herrschte Curt den älteren Mann an, ohne sich die Mühe einer förmlichen Begrüßung zu machen. Dabei streckte er die Hand nach seinem Gegenüber aus und wirkte dabei einen Hauch von Magie, welche die Macht seiner Stimme verstärkte. Hektor hielt zumindest in seiner Empörung inne.

    „Fürwahr, das ist Euer Esel Rüdiger und er erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit. Ich bin gekommen, um meine Schuld bei Euch zu begleichen. Rüdiger!“
    Curt hob die Hand, aber es dauerte einen Moment, bis der angesprochene Novize reagierte.
    „Oh ja, sofort“, murmelte er und machte sich an den Satteltaschen des Esels zu schaffen. Daraus kramte er ein schweres Säckchen hervor. Es enthielt 250 Goldmünzen, eine stolze Summe und mehr, als der Esel vermutlich wert war.
    „Ich habe Euch bereits 100 Münzen gezahlt und mit diesem Rest sollen die Kosten für das Tier und die Unannehmlichkeiten gedeckt sein, die sich durch die Verspätung ergeben haben. Außerdem soll Euch Rüdiger hier auf dem Hof ab sofort zur Hand gehen.“
    „Ihr lasst mir den Esel wieder da?“, fragte Hektor und lächelte leicht. Anscheinend hatte er gerade erkannt, was für ein Glückstag das heute für ihn war. Doch er irrte sich.
    „Wo denkt Ihr hin? Der Esel bleibt im Dienste des Ordens. Ich rede selbstverständlich von dem Novizen.“
    „Was?“, kam es wie im Chor von Hektor und Novize Rüdiger gleichermaßen.
    „So ist es. Du wirst hier auf dem Hof aushelfen, die Bauern mit Kampfstab und Feuerpfeil beschützen und dafür sorgen, dass ein großes Weinfeld dort am Hang des Berges angelegt wird. Wenn alles gut läuft, lasse ich dir noch zwei Adlaten zur Unterstützung schicken.“

    Curt nickte zuversichtlich. Das war genau der richtige Job für Rüdiger, eine fromme Arbeit mit den Händen. Doch die Freude des Novizen schien sich in Grenzen zu halten. Kein Grund für Curt, sich dadurch die gute Laune verderben zu lassen.

    „So, da die geschäftlichen Angelegenheiten geklärt sind, wie wäre es mit einem kleinen Mittagbrot? Thelyron, wärst du so freundlich?“

  4. Beiträge anzeigen #304 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Thelyron
    Registriert seit
    Feb 2016
    Ort
    Thorniara
    Beiträge
    76
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Thelyron ist offline

    Hektors Hof

    Thelyron stand etwas abseits und beobachtete die Auseinandersetzung zwischen Curt und dem Bauern Hektor mit einem Gefühl der Verblüffung. Es war selten, dass er sah, wie ein einfacher Mann es wagte, so direkt mit einem Magier des Feuers zu sprechen, ohne einen Funken Respekt zu zeigen. Hektor hatte keine Angst vor Curt, obwohl er doch wissen musste, dass die Magier einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hatten. Thelyron hatte solche respektlosen Begegnungen in letzter Zeit immer häufiger erlebt. Es schien, als ob die Menschen immer weniger Ehrfurcht vor den höheren Kasten und ihren Rechten hatten. Es war eine Entwicklung, die ihm Sorgen bereitete.

    "Achtet auf Euren Tonfall, Bauer, wenn Ihr mit einem heiligen Magier des Feuers sprecht!" herrschte Curt den älteren Mann an, während er mit einer leichten Geste seine Magie einsetzte, um die Macht seiner Worte zu unterstreichen. Hektor hielt zumindest einen Moment inne, als die Magie in der Luft flirrte und seine Empörung sich in einem verhaltenen Blick ausdrückte.

    Doch als Curt schließlich den goldenen Sack hervorholte und die 250 Goldmünzen übergab, schien der Bauer schnell zu begreifen, dass er sich besser zurückhielt. Der Tonfall, der noch eben so scharf gewesen war, glättete sich in dem Moment, als Hektor das Gold in den Händen hielt und die zusätzliche Entschädigung für den Esel annahm. Ein Lächeln, ein zufriedenes Lächeln, legte sich auf das Gesicht des Bauern, als er den Wert des Goldes und die Aussicht auf eine gute Entlohnung für seine Hilfe erkannte. Es war fast erstaunlich, wie schnell der Respekt des Mannes wieder zurückkehrte, als er sah, dass die finanzielle Seite der Angelegenheit geklärt war.

    Nachdem der Bauer den Esel zufrieden in Richtung einer etwas heruntergekommenen Scheune führte, wandte sich Curt an Thelyron: "So, da die geschäftlichen Angelegenheiten geklärt sind, wie wäre es mit einem kleinen Mittagbrot? Thelyron, wärst du so freundlich?"

    Thelyron nickte ruhig und trat dann vor. „Natürlich, Curt“, antwortete er mit einer Gelassenheit, die im Gegensatz zu der lauten Auseinandersetzung stand, die gerade eben stattgefunden hatte.

    Er holte einen Teil der Rationen aus seinem Rucksack, die er am frühen Morgen aus der Küche im Tempelviertel abgeholt hatte. Es war nicht viel, aber genug, um den Hunger zu stillen. Thelyron stellte die getrockneten Früchte, das Brot, ein Stück Trockenfleisch und eine Flasche Wasser auf einen Holztisch in der Stube des Bauern. Der Tisch war schlicht, der Raum um sie herum von rustikaler Einfachheit, aber die ruckartige Ruhe, die sich nach der Auseinandersetzung einstellte, machte es zu einem angenehmen Ort für eine kleine Rast.

  5. Beiträge anzeigen #305 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Curt
    Registriert seit
    May 2012
    Beiträge
    782
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline

    Hektors Hof

    Nach einer schlichten, aber dennoch sättigenden Mahlzeit dankte Curt dem Bauern Hektor für seine Kooperationsbereitschaft und die beiden schlugen auf ein hoffentlich warmes und fruchtbares Jahr ein. Der Erfolg ihrer geplanten Weinwirtschaft würde maßgeblich von der Ernte vor Ort abhängen und Curt konnte, selbst wenn er die Zeit auf den Weinbergen genoss, wirklich nicht ständig präsent sein. Er war schließlich ein vielbeschäftigter Mann, musste sich um den Ausbau der Kellerei und seine eigenen Studien der Magie kümmern. Nicht zuletzt musste - nein - wollte er auch einen angemessenen Teil seiner Zeit mit seiner liebsten Felia verbringen. All dies erforderte seine Präsenz in Thorniara selbst und so würde leider ein wesentlicher Teil des Erfolgs der Weinernte auf den schmächtigen Schultern von Rüdiger liegen. Keine rosigen Aussichten, darüber war sich Curt im Klaren, aber er würde schon dafür sorgen, dass der Novize seiner neuen Rolle als Vorsteher der Weinernte gerecht wurde.
    „Ich hoffe, du hast etwas zum Schreiben dabei“, meinte der angehende Winzer zu Rüdiger und deutete auf den auserkorenen Hügel in der Ferne. „Wenn nicht, schreib es dir hinter die Ohren.“
    „Ich versuche es mir zu merken“, erwiderte der Novize betont neutral.
    Curt atmete hörbar aus, aber fuhr dann unbeirrt fort: „Das ganze Gelände von hier bis zur Klippe da hinten muss gerodet und von Unkraut befreit werden. Hektor hat sicher einen Ochsen, der dich dabei unterstützen kann. Dann wird der Boden gelockert und Dung oder Asche untergemischt. Sieh es als zusätzliches Training für deine Feuermagie. Das Ganze sollte bis zum Frühsommer fertig sein.“
    „Ah ja … natürlich …“
    „Ich werde dir noch ein paar Adlaten zur Seite stellen und Hektor hat sicher auch ein paar Knechte und Tagelöhner, die du einspannen kannst. Er wird davon schließlich auch profitieren. Und im Sommer pflanzen wir dann Setzlinge ein.“
    Curt fuhr sich nachdenklich durch den Bart. Er würde sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach geeigneten Rebsorten machen. Im Garten des Tempelviertels gab es sicherlich eine kleine Auswahl, aber wenn er wirklich guten Wein anbauen wollte, würde er auf dem Festland oder besser noch aus Khorinis etwas bestellen müssen. Vielleicht konnte er sogar selbst zu einer Reise aufbrechen, ein Treffen mit Meister Gorax war längst überfällig.

    Damit wünschte er Rüdiger viel Erfolg und wies Thelyron an, den Esel fertigzumachen, damit sie sich wieder der Pilzsuche widmen konnten. Bis zum Einbruch der Nacht wollte Curt wieder in Thorniara sein und sich die Füße an seinem Kamin wärmen. Während er und Thelyron sich auf den Weg machten, blieb Rüdiger auf dem Feld zurück und wirkte dabei ein wenig so wie eine einsame Vogelscheuche …

  6. Beiträge anzeigen #306 Zitieren
    Abenteurer Avatar von Thelyron
    Registriert seit
    Feb 2016
    Ort
    Thorniara
    Beiträge
    76
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Thelyron ist offline
    Nachdem die Mahlzeit beendet war und Curt seinem Novizen die Details des kommenden Weinanbaus erklärt hatte, machten sich Thelyron, Curt und der Esel wieder auf den Weg. Der Pfad, der sie in Richtung des Weißaugengebirges führte, war noch immer von den letzten Stunden der Sonne beleuchtet, doch die kühle Dämmerung zog schnell herauf.

    Thelyron lief ein paar Schritte hinter Curt, seine Gedanken waren jedoch bei dem Gespräch, das sie gerade geführt hatten. Es war selten, dass ein einfacher Mann, selbst ein Bauer wie Hektor, sich so respektlos einem Feuermagier gegenüber verhielt. Allein die Robe eines Feuermagiers war ein klarer Hinweis auf den Respekt, den der Bauer eigentlich zollen sollte, doch Hektor hatte dies kaum erwidert und das war für Thelyron etwas Ungewöhnliches. In den letzten Monaten häuften sich solche Vorfälle. Immer wieder begegneten ihm Menschen, die nicht mehr den nötigen Respekt vor den Magiern des Feuers zeigten. In einer Zeit, in der die Magie immer stärker in den Hintergrund zu treten schien, war das eine beunruhigende Entwicklung.

    Die letzten Gedanken an Hektor und das Verhalten der Menschen gegenüber den Magiern ließen Thelyron mit einem unbehaglichen Gefühl zurück, als sie die weiten Felder hinter sich ließen und einen schmalen Waldpfad entlanggingen. Vielleicht war es die Verunsicherung der Zeit oder die Schwächung des Ordens, aber etwas in der Luft schien sich zu verändern.

    Als sie schließlich das Weißaugengebirge erreichten, wurde die Landschaft rauer. Die Bäume wichen größeren Felsen, und der Weg, den sie nun betraten, führte sie zwischen gewaltigen Felspartien hindurch. Es war ein anstrengender Marsch, aber Thelyron wusste, dass sie sich dem Ziel näherten.

    "Wir müssen hier irgendwo die Stelle finden..." sagte der hochgewachsene Novize, während er die Umgebung betrachtete. "Die Pilze sollten in den Ritzen und Spalten der Felsen wachsen."

    "Dort drüben!" sagte Thelyron schließlich, als sein Blick auf eine Reihe von Felsen fiel, die sich weit in den Hang zogen. Zwischen den Ritzen der großen Steine konnte er die ersten Anzeichen von Pilzen erkennen – die dünnen, grauen Stiele des Eisendotterschirmlings, die in kleinen Gruppen aus den Felsen wuchsen. "Ich denke, das ist es!" fügte er hinzu und machte sich sofort daran, die Pilze zu sammeln. Curt und der Esel folgten ihm, und bald war der Boden um sie herum von den silbrig schimmernden Pilzen bedeckt.

    Thelyron achtete darauf, die Pilze vorsichtig abzuschneiden, um ihre Wurzeln nicht zu beschädigen. Es dauerte nicht lange, bis sie genug gesammelt hatten, und der Korb war gut gefüllt mit den begehrten Eisendotterschirmlingen. "Das sollte ausreichen." sagte Thelyron, als er den Korb schloss und sich aufrichtete. "Wir haben mehr als genug, um den Auftrag zu erfüllen."

    Curt nickte zufrieden, und nachdem sie noch einmal den Bereich abgesucht hatten, um sicherzugehen, dass sie keine Pilze übersehen hatten, machten sie sich wieder auf den Rückweg. Der Weg zurück zum Fuß des Gebirges war genauso steil und steinig, aber die gesammelten Pilze gaben ihnen einen gewissen Anreiz, die Anstrengung auf sich zu nehmen. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder den vertrauten Wald erreichten, der sich bald zu den offenen Feldern und der nahen Stadt Thorniara hin öffnete. Thelyron atmete tief durch, froh, die Reise hinter sich zu haben. Sie würden die Pilze sicher und wohlbehalten zur Stadt bringen können.

    "Ich hoffe, wir kommen noch vor Einbruch der Nacht an..." sagte Thelyron mit einem Blick auf den Horizont, der langsam dunkler wurde. "Ich kann es kaum erwarten, Meister Ventros unsere Ernte zu zeigen und sie für das bevorstehende Experiment vorzubereiten."

  7. Beiträge anzeigen #307 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Curt
    Registriert seit
    May 2012
    Beiträge
    782
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline

    Wildnis östlich von Thorniara

    Ein erfolgreicher Tag mit einer erfolgreichen Ernte neigte sich dem Ende entgegen. Curt war überaus froh darüber, den Esel dabeizuhaben, denn in dessen Satteltaschen fand eine große Menge an Pilzen Platz, die er nur sehr ungern selbst herumgebuckelt hätte. Irgendwann hatten sie eine Fläche erreicht, auf der selbst sein ungeübtes Auge die gewünschten Eisendotterschirmlinge erspähen konnte. Mit weniger Sorgfalt als Thelyron riss Curt sie mitsamt der Wurzeln aus dem felsigen Boden. Dazwischen fand er sogar noch einige andere, essbare Sorten, an denen er sich auch bediente. Daraus könnte er sich eine leckere Pilzpfanne zum Abendessen machen oder … sie in der Küche abgeben und sich ein Essen zubereiten lassen. Er war ja jetzt Magier, da sollte er sich auch standesgemäß verhalten und die niederen Aufgaben den niederen Rängen überlassen.

    Sie erreichten das Osttor Thorniaras im Halbdunkel. Thelyron äußerte sich sehr zufrieden zu ihrer Ausbeute, es war einer der wenigen Momente, in denen der stille Hüne eine Gefühlsregung von sich gab. Curt wollte das würdigen.
    „Ja, das hast du gut gemacht“, lobte er ihn. „Du wirst die Ernte zu Meister Ventros bringen und mich darüber in Kenntnis setzen, sobald das Experiment abgeschlossen ist. Ich werde mich bis dahin weiter meinen Studien über die Teleportation widmen und dafür sorgen, dass der Ausbau der Kellerei in Angriff genommen wird.“
    Curt hatte mit dem Gedanken gespielt, Thelyron in eine der beiden Aufgaben - das Anlegen des Weinberges oder den Ausbau der Kellerei - zu integrieren, doch er hatte das Gefühl, dass sich der junge Mann nur im Wald oder im Labor wohlfühlt. Vielleicht konnte er ja irgendwann in der Zukunft noch sein Interesse für die Kellerwirtschaft wecken, immerhin kam das einem alchimistischen Labor noch am nächsten.

  8. Beiträge anzeigen #308 Zitieren
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline
    Nein, so wird das nichts. Unser Handgelenk ist viel zu steif, merkte Sorgfalt nachdenklich an.
    Chala ließ mit einem frustrierten Knurren ihr Schwert sinken. Schweiß perlte von ihrem Gesicht, verklebte ihr Haar mit ihrer dunklen Haut auf der Stirn, angespornt von der schwülen Hitze des Dschungels. Wenn sie es nach all der Zeit nicht besser wüsste, würde sie behaupten, dass allein ihr Körpergeruch alle Raubtiere innerhalb der nächsten zehn Baumreihen anlocken müsste. Doch bisher war das nie geschehen. Bis auf die übergroße, schwarze Katze, welche sie immer wieder aus dem Dickicht mit gelb leuchtenden Augen zu beobachten schien, waren keine gefährlichen Wesen auch nur in die Nähe des Felsens gekommen, auf dem sie seit mehr als einem Dutzend Tagen ausharrte.

    Immerhin fand sie ausreichend Nahrung in Form von essbaren Pflanzen, die sie zumindest von ihrer Heimat her kannte, wo die Vegetation gar nicht so verschieden war wie hier im Dschungel. Lediglich für Trinkwasser musste sie jeden Tag ein gutes Stück wandern, da sie lediglich von den Strömen an den Ausläufern des Weißaugengebirges sammelte. Sie traute dem Wasser nicht, sobald es sich zwischen den Palmen und alten Bäumen durchschlängelte.
    Von eben jenem Wasser nahm sie nun einige große Schlucke, um den Flüssigkeitsverlust von ihren Übungen auszugleichen. Selbst wenn sie keinen Durst hatte, konnte sie nicht riskieren zu dehydrieren.

    Du hast es fast, erklang Empathies zaghafte Stimme in ihren Gedanken, Nur noch ein wenig mehr, und du kannst das Schwert auch mit der Linken führen.
    Narzissmus brauchte dieses gute Zureden nicht. Sie wusste, dass sie es irgendwann schaffen würde. Es frustrierte sie nur, dass es ihr mehr Zeit abverlangte, als sie angenommen hatte. Doch sie hatte gelernt, dass es wenig Sinn hatte sich mit den anderen in im Streit anzulegen. Ignorieren funktionierte auch nicht wirklich, weil sie ihre eigenen Gedanken schließlich auch nicht stumm stellen konnte. Einzig im Schlaf fand sie etwas Ruhe.

    „Und nochmal…“, murmelte sie, nachdem sie den nun fast leeren Wasserschlauch beiseite geworfen hatte.
    Sie nahm wieder die gewohnte Grundhaltung ein, Wildkatze in ihrer Linken, während sie die Rechte für diese Übung hinter dem Rücken hielt. Wie vor all den Jahren führte sie die grundlegenden Bewegungen aus. Ihre Beinarbeit brauchte keine Verbesserung, wohl aber ihre Schwertkunst mit der nicht-dominanten Hand.

    Stich
    Parade
    Hieb von der Seite
    Schneller Schritt nach hinten
    Schlag gegen den Kopf
    Grundstellung

    Sie würde diese Schritte und weitere so lange wiederholen, bis ihr Körper keinen Unterschied mehr zwischen rechts und links machte.

  9. Beiträge anzeigen #309 Zitieren
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Dschungel

    Das Licht des Morgens fiel gedämpft durch das grüne Dach des Dschungels. Feuchtwarme Luft kroch über die Haut wie klebrige Finger, während Chala sich mit gemessenem Schritt dem schmalen Bach näherte, der sich am Fuß der Felsformation entlangschlängelte. Eine ihrer wenigen verlässlichen Wasserquellen. Sie hasste es, so offen zu sein. Keine Deckung, kaum Fluchtwege. Doch Durst war schlimmer als Angst.
    Wildkatze ruhte sicher in ihrer Scheide. Heute ging es nur um das Wasser. Kein Training, kein Gedankengezänk.
    Noch nicht.

    Sie kniete sich an den moosüberzogenen Rand, die Muskeln unter der glatten Haut entspannt, die Augen halb geschlossen. Der erste Schluck war immer der süßeste.
    Dann war es da.
    Ein Klatschen. Scharf, nass, wie ein Steinwurf ins flache Becken.
    Der Schrei kam kaum über ihre Lippen, als eine wuchtige Masse aus dem Unterholz brach – nasser Glanz auf schwarzer Haut, Maul aufgerissen, Fangzähne wie gebrochene Dolche. Ein Lurker. Groß. Zu groß. Und viel zu nah.

    Chala warf sich zur Seite, spürte, wie die Krallen des Wesens dort ins Erdreich fuhren, wo eben noch ihr Rücken gewesen war. Kein Platz für Fehler.
    Links!, brüllte Narzissmus in Gedanken, während ihre rechte Hand – ihre stärkere – leer blieb.
    Sie zog die Klinge.
    Links.
    Die Kälte des Metalls durchfuhr sie wie eine Droge. Die Finger lagen unsicher, beinahe fremd um den Griff, doch sie hielt durch.
    Der Lurker wandte sich sofort, eine Mischung aus geschmeidiger Eleganz und tosender Wildheit. Er wusste, wie man tötete.
    Er war kein gewöhnliches Tier.

    Sie wich dem ersten Satz nur knapp aus, der gestreckte Leib des Monsters riss eine Schneise durch Ranken und Bambus, aber sie war schneller. Ihre Beine fanden Halt auf dem nassen Boden, Sand knirschte unter den Sohlen.
    Stell dich ihm. Keine Spiralen. Kein Rückzug.
    Das war Exzentrik. Natürlich.

    Chala blieb stehen. Der Lurker schnaubte. Schwarzes Wasser tropfte ihm vom Kinn. Seine Bewegungen waren abgehackt, unruhig – verletzt?
    Rechts lahmt er…, murmelte Sorgfalt leise.
    Und da war die Öffnung.
    Chala griff mit der Linken an. Tief. Zielte unter die Schulter, doch der Lurker drehte sich geistesgegenwärtig ein, die harte, ledrige Haut fing den Schlag ab – ein metallisches Kreischen. Die Klinge vibrierte in ihrer Hand, schmerzhaft. Sie biss die Zähne zusammen.

    Der Gegenangriff war ein Ausfall nach vorn, fauchend, mit gespreizten Klauen. Chala wich zurück, zu spät – ein tiefer Schnitt riss ihr die Lederrüstung an der Flanke auf. Blut, oberflächlich, und doch da.
    Kein Raum für Fehler.
    Wieder der Griff. Wieder der Schlag. Von unten diesmal, aus der Hüfte. Linke Hand. Die Wildkatze bog sich, schrammte über das Kiefergelenk des Biests. Kein Durchdringen – aber es schrie.
    Sie drängte nach. Nicht mehr fliehen.
    „Zwingen wir ihn in die Knie“, fauchte Narzissmus herrisch.
    Chala ließ sich fallen. Ein tiefer Ausfallschritt, die Klinge kam von links. Der Lurker schlug aus, doch diesmal war sie schneller. Sie duckte sich unter der Pranke hindurch, ihre Linke führte, nicht sauber, aber stark genug. Die Klinge drang ein – am Halsansatz, dort wo die Haut tief hing und weicher war.
    Das Biest brüllte, zuckte, trat zurück.Noch einmal. Ein Schrei, mehr Instinkt als Technik, als sie sich hochriss, den Griff mit beiden Händen packte, als wollte sie die eigene Schwäche fortreißen. Sie stieß zu.
    Der Lurker wankte, schwankte, und fiel.

    Atemlos stand Chala über ihm, ihr Körper bebte. Der Schmerz an ihrer Seite war dumpf, der Schnitt nicht tief, aber es war nicht die Wunde, die sie zermürbte. Es war die Erkenntnis, dass sie es…
    Geschafft! hauchte Empathie, leise und voller Staunen.
    Nicht elegant, knurrte Exzentrik.
    Aber effektiv, bestätigte Sorgfalt.
    Chala ließ sich sinken. Nicht zu Boden, nicht in die Knie. Nur… tiefer. Die Linke zitterte noch, aber das würde sich legen. Heute hatte sie mit ihrer linken Hand getötet.

  10. Beiträge anzeigen #310 Zitieren
    Schwertmeisterin Avatar von Chala Vered
    Registriert seit
    Jul 2014
    Beiträge
    744
     
    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Chala Vered ist offline

    Dschungel

    Der Tag roch nach fauliger Feuchtigkeit und metallischem Dunst.
    So roch der Dschungel immer, wenn er etwas verbergen wollte. Wenn die Sonne noch nicht durch das Blätterdach brach, das Licht aber schon in den Pfützen schimmerte, als müsste es sich ducken.
    Ein falscher Morgen.
    Und Chala wusste, dass solche Morgen nichts Gutes brachten.

    Sie saß am Rand eines umgestürzten Baumes, die Füße in der knöcheltiefen, moorigen Schneise eines Seitenbaches. Ihre Finger führten eine abgewetzte Stoffbinde über den Schenkel, knoteten, prüften, strafften.
    Die Ränder ihrer Lederrüstung waren dort aufgerissen, wo die Klaue des Lurkers sie erwischt hatte. Die Wunde selbst war nicht tief, aber die Stelle schmerzte, als hätte das Biest ihr Gift dagelassen – etwas Altes, Warmes, das sich in die Haut fraß, ohne zu bluten.
    „Nur Haut“, murmelte sie.
    Mehr zu ihren Muskeln als zu sich selbst.
    Es ist stabil. Keine tieferen Faszien betroffen. Aber beobachte die Hitzeentwicklung, analysierte Sorgfalt.
    Wenn es zu eitern beginnt, brauchen wir Hilfe. Nicht heute. Aber bald, warnte Empathie.
    „Wir zeigen dem Dschungel keine Schwäche. Nicht einmal dem Wasser", knurrte Narzissmus nur.

    Sie band den letzten Knoten fest, schnitt das überstehende Ende mit der Spitze ihres Wurfmessers ab. Ihre Bewegungen waren ruhig. Berechnet. Doch ein leiser Zorn vibrierte unter der Oberfläche.
    Nicht gegen das Tier. Nicht gegen den Schmerz.
    Gegen die eigene Langsamkeit. Gegen den Moment, in dem sie nicht ausweichen konnte.
    Sie war aufgestanden, trat zurück in die Schlammfurche – und da sah sie ihn. Wie aus dem Nebel gemeißelt.
    Der Panther.
    Kein Laut. Kein Zucken. Nur Präsenz.
    Er lag nicht, er schwebte fast zwischen den Ästen eines entwurzelten Baumes. Seine Augen waren goldgelb, nicht leuchtend, aber tief wie ein Spiegel in ruhigem Wasser. Er beobachtete sie. Nicht als Beute. Nicht als Feind. Nicht einmal als Tier.
    Er war einfach da. Zum vierten Mal? Fünften?

    Chala spürte weder Furcht noch Bedrohung.
    Nur Scham, dass sie saß und sich verband, während er stand wie ein Schatten aus Stein.
    „Was immer du bist… du hast noch nicht geurteilt.“
    Vielleicht will er sehen, wie schön wir fallen, schnurrte Exzentrik mit einer Spur Fatalismus.
    Naivität: „Ich glaube, er mag uns[/i], gluckste Naivität.
    „Er prüft uns. Wie alles hier", beschied Narzissmus pragmatisch.

    ---

    Sie verließ die Stelle eine halbe Stunde später, Wasser in der Flasche, Schweiß im Nacken.
    Die Wolken hingen tief. Die Insekten verstummten plötzlich. Ein anderes Geräusch trat an ihre Stelle. Nicht laut. Aber falsch.
    Blätter, die zu früh raschelten. Zweige, die nicht brachen, aber zitterten. Geruch. Kein Tier.
    Sie roch Metall. Fell. Feuerstein.
    Als sie es sah, war es zu spät. Die ersten Spuren – nicht allein. Kein einzelner. Größer als alles, was sich sonst im Unterholz bewegte. Tiefe Abdrücke. Mehrere.
    Sie atmete ein. Flach. Leise. Dann ging sie nicht, jedoch nicht zurück zur Höhle.
    Sie rannte.

    ---

    Ihre Beine bewegten sich wie Wasser. Nicht stolpernd. Nicht hektisch. Ein Fluss durch das Dickicht. Aber sie war verletzt und die Aranisaani war nicht dumm. Sie wusste, das war kein Spiel.

    Drei hinter uns. Einer voraus. Bewegungsmuster koordiniert. Fallen möglich, schätzte Sorgfalt die Situation kühl ein.
    Der erste Schatten brach aus einem Seitengraben. Ein Ork. Groß. Grau. Wild. Aber nicht unüberlegt.
    Sie wich zur Seite aus, rammte ihm ein Messer in die Schulter, trat zurück, ließ ihn ins Geäst taumeln, mehr vor Überraschung, als Schmerz. Dann weiter. Ihre Füße kannten den Hang, doch der Boden war nass, durchweicht. Ein falscher Schritt – sie fiel nicht, sie glitt.

    Und wieder hoch.
    Da – ein zweiter. Mit Keule. Sie duckte sich, sprang ihm in den Rücken. Klinge nach all den Wochen Training in der Linken – Schnitt über die Rippen. Kein Tod. Aber eine Warnung.
    Dann kam der dritte.
    Ein Arm wie ein Baumstamm traf sie an der Schulter. Sie verlor das Gleichgewicht. Kein Schrei. Nur ein Atemstoß.
    Sie rollte, riss sich die Seite auf, wo das frische Leinen längst durchweicht war. Noch einmal aufstehen. Noch einmal. Wildkatze in der linken Hand. Atmen. Fixieren.
    Der letzte Schlag kam von hinten. Wuchtig. Geplant.
    Der Boden nahm sie auf, zitterte.
    Ihr Sichtfeld verschwamm.

    ---

    Und wieder: Die gelben Augen.
    Der Panther stand über ihr, auf einem Ast. Kein Laut. Nur das Gefühl, dass er alles gesehen hatte. Ihre Flucht ihren Kampf, und dass sie gefallen war. Aber nicht gebrochen.
    Chala spuckte Erde aus. Blut.
    Lächelte. Nur ein wenig. Nur für ihn.

    ---

    Ein Geräusch zog sie zurück. Tief. Unrhythmisch. Schwer. Wie Schritte, aber größer. Näher. Fremder.
    Chala blinzelte. Nur Blätter über ihr. Und ein Himmel, der nicht mehr grün, sondern graublau war.
    Ihre Hände… gebunden. Das Gesicht – trocken, aber verkrustet. Das Leinen auf ihrer Seite spannte schmerzhaft. Ein Schatten bewegte sich an ihr vorbei. Dann ein zweiter. Gutturale Laute drangen an ihre Ohren wie durch dicke Molasse. Keine Sprache, die sie verstand. Nur das Gewicht eines Körpers, der getragen wurde – der ihre.
    Einer der riesigen Orks hatte sie sich über die Schulter geworfen wie ein erlegtes Beutetier.

    Die Luft roch anders. Mehr Stein. Weniger Leben.
    Nordnordwestlich. Entfernung zur Ruine weniger als eine Meile. Wir werden in die Stadt gebracht.
    Wenn sie mich einsperren wollen, sollen sie es versuchen. Ich habe auch Zähne!, gab sich Narzissmus kämpferisch trotz der schwierigen Lage.
    Vielleicht… reden sie. Vielleicht ist es nicht sofort ein Kerker, wagte Empathie zu hoffen.
    Ich will nicht zurück ins Dunkle…, wimmerte Naivität.
    Chala schwieg. Noch hatte sie keine Worte. Aber sie ließ sich nicht hängen. Ihr Blick war klar.
    Und irgendetwas sagte ihr – der Panther war noch da. Zum Guten oder Schlechten.

  11. Beiträge anzeigen #311 Zitieren
    Lucky 7 Avatar von Venom
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    777
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline

    Südspitze von Argaan

    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sich die Gruppe vom düsteren Kastell aufmachte. Der schmale Pfad wand sich entlang der schroffen Felsen wie eine Narbe durch graues Gestein, ein Zeugnis der Jahrtausende, die Wind und Salz an ihm genagt hatten. Zu ihrer Linken fiel das Gelände jäh ab – dort donnerte das Meer gegen die schwarzen Klippen, der Wind trug die Gischt hinauf, wo sie sich als kühler Hauch auf ihren Gesichtern niederlegte. Es schmeckte nach Salz und nach uralter Kraft. Venom sog die Luft ein, als wolle er darin eine Antwort finden.
    Er ging vorn, neben ihm Ska’ri, die schweigsam, aber aufmerksam war. Ihre Augen glitten über die Umgebung, wachsam – nicht aus Angst, sondern aus instinktiver Bereitschaft. Dahinter Arzu, Thara und Corsika, in ein Gespräch vertieft, während Dion sich immer wieder schnaufend an seiner Kleidung zupfte und versuchte, mit dem Tempo der anderen mitzuhalten.
    Venoms Gedanken waren weit weg – tiefer noch als das Meer, das sich neben ihnen auftat.
    Was genau würden sie finden?
    Die Worte Arzus hallten noch in ihm nach. „Nur Stärke zählt.“
    Er merkte kaum, dass er langsamer wurde. Erst als Ska’ri ihn leicht mit der Schulter anstieß, hob er den Kopf.
    „Du denkst zu viel“, sagte sie, und ein spitzes Grinsen zeigte ihre Zähne. „Lass den Körper denken.“
    Er folgte ihrem Blick – zu einer Reihe schmaler Felszacken, die sich vom Wegesrand nach außen über die Klippen zogen wie die Finger einer uralten, versteinerten Hand. Der Wind zerrte dort stärker, die Gischt hatte die Steine glatt gewaschen. Es war eine gefährliche Stelle – und genau das sah Ska’ri wohl als Einladung.
    „Du willst also tanzen?“ fragte Venom trocken.
    Ska’ri zuckte mit den Schultern. „Was bist du wert, wenn du den Wind nicht im Gleichgewicht überstehst?“
    Er konnte nicht anders als grinsen. Es war verrückt, aber es war auch ein Test.
    Ohne ein weiteres Wort trat er vom Pfad, hin zu den Felsen.
    Venom balancierte vorsichtig auf den ersten Zacken. Der Stein war warm von der Sonne. Der Wind war stark. Gnadenlos. Doch er ließ sich darauf ein.
    Ska’ri trat neben ihn auf einen anderen Zacken. Ihre Bewegungen waren erstaunlich elegant, beinahe anmutig. Für eine Kriegerin dieser Masse hatte sie eine erschreckende Körperbeherrschung.
    „Also?“ fragte sie.
    Venom antwortete nicht. Stattdessen ging er los – Schritt für Schritt über den zackigen Grat. Unter ihm toste das Meer. Ein falscher Tritt, und er könnte sich böse verletzen.
    Er blieb stehen um sein Gleichgewicht zu behalten, er hörte Ska'ri hinter sich und dachte daran wie viel geschickter sie war. Die kurze Unaufmerksamkeit reichte aus ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er begann zu taumeln und drehte sich vorsichtig zurück, sprang und stolperte halb zurück auf sicheren Boden.
    „Was war das?“ fragte Corsika sofort.
    „Eine Übung“, antwortete er knapp. Doch seine Stimme klang leicht außer Atem.
    Dann sah er Ska’ri an. Sie balancierte noch auf den Felsen. Er würde noch weiter üben müssen.

  12. Beiträge anzeigen #312 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ska'ri
    Registriert seit
    Jun 2023
    Ort
    Auf der Jagd nach Hauern!
    Beiträge
    139
     
    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline

    Schwarze Schluchten, nordwestlich des Kastells

    „Oh, schon keine Lust mehr?“, feixte Ska’ri und grinste Venom an. Sie balancierte demonstrativ nur auf einem Bein auf dem schmalen Felsenkamm herum, fast als wollte sie einen exotischen Tanz aufführen. Die bohrenden Kopfschmerzen, die von der körperlichen Anstrengung nicht gerade besser wurden, waren es wert – auch wenn Ska‘ri sich fragte, warum sie mit dem Aufbruch nicht noch einen Tag hatten warten können. Aber es war auch nicht das erste Mal, dass sie völlig verkatert auf Abenteuer auszog. Im Grunde war es ein wenig wie mit Krul, wenn er mal wieder eine seiner bekloppten Ideen hatte, die er natürlich sofort in die Tat umsetzen musste, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob seine Schwester überhaupt nüchtern genug war, um auch nur geradeaus zu laufen. Aber wenn sie ihn allein hätte ziehen lassen, dann hätte er sich dabei nur umgebracht. Genau wie Venom.

    Plötzlich hopste ein kleines schwarzes Etwas an ihr vorbei und brachte sie dabei fast aus dem Gleichgewicht.
    „Hey!“, rief Ska’ri empört. Timo, der Ziegenbock des dicken Jungen, der mit seiner Herde die Nachhut bildete, drehte sich um und meckerte sie an, als würde er sie auslachen, bevor er weiter von einem Felszacken zum nächsten sprang. Dass Dion nach ihm rief, interessiert den kleinen schwarzen Teufel nicht die Bohne.
    Ska’ri bleckte die Zähne. „Du willst es wohl wissen, hä? Na warte, ich lass mich doch nicht von einer Ziege veralbern! Ich krieg dich, und dann landest du heute Abend auf dem Grill, wo du hingehörst!“
    Mit raschen, federnden Schritten, die Arme ausgebreitet für besseres Gleichgewicht, sprang Ska’ri von einem Felszacken zum nächsten. Zu ihrer Linken der tosende Abgrund des Meeres, die Sonne auf ihrer Haut, der Wind, der ihr Haar zerzauste – die Mischung aus Gefahr und Freiheit ließ ihre Augen leuchten. Timo schien es ähnlich zu gehen, der kleine Ziegenbock hüpfte von Felsen zu Felsen und blieb seiner Verfolgerin immer einen Schritt voraus.

    Den Rest der Gruppe hatten sie bereits ein gutes Stück hinter sich gelassen, als Timo plötzlich die Richtung wechselte. Anstatt weiter den Grad neben der Steilküste entlangzuspringen, erklomm er eine Formation aus Felsen und Bruchgestein, die sich rechter Hand daneben erstreckte. Der Pfad wand sich darum herum, wobei er so eng wurde, dass sich Ska’ri fragte, ob der dicke Dion überhaupt hindurchpassen würde.
    Hops-hops-hops hatte Timo auch schon die Formation erklommen und stand triumphierend auf dem Gipfel. Er schaute zu Ska’ri herab und fixierte sie mit seinen unergründlichen gelben Ziegenaugen. Sein Blick war herausfordernd und sein hohes Meckern klang für Ska’ris Geschmack fast ein wenig zu sehr nach Gelächter.
    „Na warte, du kleiner Beliarsbraten! Ich krieg dich!“, rief sie ihm entgegen. Sie atmete schwer und spürte die Anstrengung mittlerweile deutlich in den Beinen (der Restalkohol machte es nicht besser), aber sie würde den Teufel tun, sich diesem kleinen Biest geschlagen zu geben!

    Als Ska’ri den Felsen hinaufkletterte, blieb Timo an Ort und Stelle und schien auf sie zu warten. Er legte den Kopf leicht schief und beobachtete, wie seine Verfolgerin sich mit gekonnten Handgriffen rasch zu ihm empor hangelte. Erst, als Ska’ri den Gipfel erreicht hatte und sich mit einem letzten Klimmzug über die Kante hievte, machte Timo kehrt und sprang meckernd (lachend?) auf der anderen Seite herunter.
    Ska’ri schaute ihm entgeistert hinterher. „Zur Hölle mit dir!“, rief sie. Schwer atmend stützte sie sich auf ihren Knien ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihr Schädel dröhnte, ihre Lungen schrien nach Sauerstoff und ihre Muskeln brannten, aber dieser blöde kleine Ziegenbock schien noch kein Stück müde geworden zu sein. Die Runde ging wohl an Timo …

    Plötzlich rumpelte es. Ska’ri schrie überrascht auf und wäre um ein Haar von der Klippe gestürzt, als sich der Boden unter ihren Füßen auf einmal bewegte. Ein kurzer, heftiger Stoß.
    Was zum …? – Ska’ri bekam keine Gelegenheit, den Gedanken zu Ende zu führen, bevor erneut ein Ruck durch den Fels ging. Sie ging ein wenig in die Hocke, um besser das Gleichgewicht halten zu können. Unten auf dem Weg stand Timo und fixierte sie mit seinen hinterhältigen gelben Ziegenaugen, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Ska’ri konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Ziegenbock spöttisch grinste.
    Erneut rumpelte und knirschte es, ein zittern ging durch die ganze Felsformation. Geröll löste sich und polterte auf den Pfad. Ska’ri blieb nichts anderes übrig, als sich mit jeder Faser ihres Körpers darauf zu konzentrieren, das Gleichgewicht zu behalten und nicht von dem Plateau zu stürzen, das auf einmal in die Höhe zu wachen schien. Sie krallte sich an einer Spalte im Fels fest, ihre Finger schmerzten von der Anstrengung.
    Du hast es gewusst!, schoss es ihr durch den Kopf, als sie Timo sah, der hin und her tippelte, als wollte er einen möglichst guten Blick auf das Schauspiel bekommen, Du verfluchtes Mistvieh hast es gewusst und mich mit Absicht hierhergelockt!

    Eine unbändige Wut stieg in Ska’ri auf, ungeachtet der Tatsache, dass sie sich gerade im wahrsten Sinne des Wortes an ihr Leben klammern musste. Sie hatte zwar keine Erklärung dafür, wie das möglich war, aber dieser verfluchte Ziegenbock hatte sie in eine Falle gelockt und amüsierte sich jetzt großartig darüber, wie sie um ihr Leben kämpfte. Dafür würde sie ihm verflucht nochmal das Fell über die Ohren ziehen!

    Der Felsen war inzwischen vollkommen in Bewegung geraten. Links und rechts des Plateaus lösten sich zwei lange, steinerne Arme aus der Formation, die in kurzen, dicken Fingern endeten, und schließlich machte das ganze Gebilde einen Schritt nach vorn. Ein Steingolem – wie ihn Grash-Varrag Arzu ihn beschworen hatte, nur um einiges größer, sicher mindestens zehn oder zwölf Fuß! Und Ska’ri saß auf seinem Kopf!
    Leider war dieser Golem keineswegs gewillt, einen Reiter zu tragen. Träge hob er einen seiner langen Arme und versuchte, den ungebetenen Gast hinunter zu wischen. Ska’ri konnte sich gerade noch aus der Gefahrenzone bringen, hing dafür aber nun halb an der Schulter der gewaltigen Kreatur. Der Golem machte einen Schritt auf den Pfad und beugte sich unvermittelt nach vorn, um Ska’ri abzuschütteln.
    Mit letzter Kraft gelang es der Orkin, sich an dem rissigen Gestein festzuklammern, das wie Messerklingen in ihre Handflächen schnitt. Sie presste einen Fluch zwischen den Zähnen hindurch und überlegte fieberhaft, wie sie aus ihrer verzwickten Lage herauskommen konnte. Ihr blieben zwei Möglichkeiten – versuchen, unbeschadet auf festen Boden zu gelangen, oder wieder auf den Kopf des Golems zu klettern. Ersteres schien ihr leider gerade unmöglich – die Bewegungen des Golems waren zu erratisch, und sie hing zu hoch oben, als dass sie gefahrlos hätte abspringen können. Die Gefahr, dass sie sich bei der Landung verletzen und dann unweigerlich als rote Paste unter einem tonnenschweren Steinfuß enden würde, war zu groß.
    Also blieb ihr nur, sich vorerst weiter festzuklammern, Rodeo zu spielen und zu hoffen, dass ihre Begleiter bald eintreffen und irgendeine Idee haben würden, wie sie den wildgewordenen Felsen bändigen konnten …

  13. Beiträge anzeigen #313 Zitieren
    Lucky 7 Avatar von Venom
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    777
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Die Sonne brannte weiterhin gnadenlos auf den Pfad herab, als der Moment der Ruhe nach dem Balanceakt allmählich wieder in Bewegung überging. Venom war leicht ins Schwitzen geraten durch die Kletterpartie, doch der Klang des tosenden Meeres wurde bald durch einen anderen unterbrochen – das helle Meckern einer Ziege.
    „Ska’ri?! Was zur Hölle machst du da?“ rief Corsika, als sie aufsah.
    Ein gutes Stück vom Pfad entfernt war Ska’ri mit einer von Dions Ziegen – der kleinen Schwarzen – die Felszacken weiter nach oben geklettert. Die Orkin lachte, wie von einer inneren Kraft beflügelt, während sie der Ziege hinterherjagte, als wäre das eine Art Training oder Spiel. Oder beides.
    Doch Ska’ri hörte nicht. Oder wollte nicht hören.
    Mit einiger Anstrengung schwang sich Ska’ri auf eine flache Felsterrasse, auf der die Ziege mittlerweile stand. Doch kaum hatte sie den Boden berührt, bebte der Fels unter ihren Füßen.
    Zuerst war es kaum spürbar. Ein Zittern. Ein Knirschen.
    Dann ein Dröhnen.
    Die vermeintliche Felsterrasse hob sich mit ruckartiger Gewalt. Staub quoll aus Ritzen, Felsen fielen wie lose Splitter herab, als sich der gewaltige Steinkoloss langsam aufrichtete. Arme dick wie Baumstämme rangen sich aus dem Gestein, eine Brust aus massiven Steinplatten erhob sich, als wäre sie vom Herzschlag der Erde selbst erfüllt. Und über allem: der Kopf – kantig, unförmig, gesichtslos bis auf zwei Augenhöhlen.
    Ska’ri klammerte sich krampfhaft an dem Haupt des Golems fest um nicht herabzustürzen.
    Und zum ersten Mal – wirklich zum ersten Mal – wirkte sie panisch auf Venom. Sie versuchte, das Gleichgewicht zu halten, rutschte beinahe ab, klammerte sich an eine Felsspitze und blickte hinunter.
    „Bei Beliar… das war kein Felsvorsprung!“
    „Was .. ist das?“ wimmerte Dion, der sich hinter Corsika verkroch.
    Venom blieb regungslos. Seine Gedanken überschlugen sich.
    Der Golem war ein uraltes Wesen. Keine beschworene Kreatur, kein Tier. Er war Teil der Welt selbst. Eine Manifestation von Kraft, Geduld und Gewalt. Und vor allem: Er war nahezu unverwundbar.
    Zweimal so hoch wie er selbst. So schwer wie ein Haus.
    Und Ska’ri… war nun auf die Schulter des Golems herabgerutscht. Das Geschöpf schien sie verständlicher Weise loswerden zu wollen.
    „Beweg dich so wenig wie möglich und versuch von ihm runter zu kommen!“ rief Venom. „Er hat dich vielleicht noch nicht als Feind erkannt.“
    Der Golem richtete sich ganz auf. Zwölf Fuß pures Gestein. Der Boden bebte unter seinen Schritten, und lose Steine stürzten den Hang hinab. Die Ziege hatte sich mit einem jämmerlichen Meckern in eine Felsspalte gerettet.

  14. Beiträge anzeigen #314 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Thara
    Registriert seit
    May 2023
    Ort
    Somewhere between the darkened shards of a shattered mind...
    Beiträge
    315
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Thara ist offline
    Thara starrte schockiert auf das gewaltige steinerne Ungetüm, das plötzlich der Gruppe den Weg versperrte. Erinnerungen an ihre erste, unangenehme Begegnung mit einem dieser Kolosse standen ihr nur allzu lebhaft vor Augen. Damals war sie gerade so mit dem Leben davongekommen, und ihr Angreifer war nicht halb so groß gewesen, wie der lebende Berg, der sich jetzt vor ihnen auftürmte. Warum hatten sie nicht einfach im Kastell bleiben können …?

    Ska’ri rief irgendetwas, aber ihre Worte gingen im Getöse unter. Jede Bewegung des Golems hörte sich an, als würden dutzende Mahlsteine auf einmal in Betrieb genommen, und wenn er einen Schritt machte, bebte die Erde. Die Orkin hielt sich verzweifelt an der Schulter des Ungetüms fest und schien nach einer Gelegenheit für einen Absprung zu suchen, aber der Golem bot ihr keine. Er schüttelte sich langsam und stapfte mal hier hin, mal dort hin. Wenn sie versucht hätte, sich fallen zu lassen, wäre Ska’ri mit ziemlicher Sicherheit unter seinen steinernen Füßen gelandet, oder er hätte sie wie eine lästige Fliege mit seiner gewaltigen Pranke erschlagen. Tatsächlich war es für die Orkin auf dem Rücken des Golems wohl gerade noch am sichersten, denn so konnte er sie zumindest nicht sehen und obwohl er immer wieder nach ihr tastete, konnte sie sich auf ihm entlanghangeln und den steinernen Händen entgehen. Aber wie lange würde das noch gutgehen?

    Der Golem setzte gerade zu einem erneuten Versuch an, seine unfreiwillige Reiterin zu erwischen, als er plötzlich innehielt, den gewaltigen Arm halb erhoben. Mit einem lauten Knirschen ruckte der massige Kopf, der ohne erkennbaren Hals zwischen den ausladenden Schultern saß, herum. Die winzigen, pechschwarzen Obsidianscherben, die ihm als Augen dienten, schienen regelrecht Funken zu sprühen, als sich die Strahlen der Sonne in ihnen brachen. Sein Blick war starr auf die kleine Gruppe von Reisenden gerichtet.
    „Oh“, kommentierte Arzu treffend.
    Dann setzte sich der Koloss in Bewegung. Von einer wilden Bestie oder auch einem feindlichen Krieger hätte man in diesem Moment einen Kampfschrei erwartet, ein herausforderndes, einschüchterndes Brüllen – doch der Golem blieb stumm. Sein Ansturm verursachte zwar einen Höllenlärm, aber seine Bewegungen waren
    mechanisch, bar jeder Emotion, unpersönlich wie eine Naturgewalt.
    „Aus dem Weg!“, schrie Ska’ri überflüssigerweise. Ihre Stimme überschlug sich beinahe. Sie klammerte sich noch immer an der Schulter des Golems fest, ihre Augen waren weit aufgerissen und die nackte Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben.

    Wie eine Lawine walzte der Golem den schmalen Pfad entlang. Er hob den Arm, ballte die kurzen Finger zu einer Faust groß wie ein Mann und ließ sie seiner ganzen geballten Urgewalt auf die Stelle herabfahren, an der Venom stand. Thara hielt entsetzt die Luft an und erwartete, nur noch bis zur völligen Unkenntlichkeit zerschmetterte Überreste des schweigsamen Mannes zu sehen, doch als der Staub sich zu lichten begann, rappelte sich der Krieger einige Schritte weiter gerade wieder auf. Er musste es geschafft haben, im letzten Moment zur Seite zu springen.

    „Lauft, ihr Narren!“, kreischte Dion und wollte es seinen Ziegen gleichtun, die meckernd den Weg zurückrannten, den sie gekommen waren (abgesehen von Timo, der das Geschehen aus der Sicherheit seiner Felsspalte heraus beobachtete). Im nächsten Augenblick aber stolperte er schon über seine eigenen Füße und schlug der Länge nach hin.
    Thara sah sich hektisch um, war jedoch unschlüssig. Wegrennen? Der enge Pfad schlängelte sich ein ganzes Stück die Klippen entlang, einer Hand das Meer, anderer Hand hohe, glatte Felswände – keine Möglichkeit, irgendwohin auszuweichen. Sie war sich sicher, dass der Golem sie einholen würde. Aber was sollten sie sonst tun? Hoffnungsvoll hob sie den Blick zu Arzu. Ihr musste doch etwas einfallen! Schließlich war sie eine ungeheuer mächtige Schwarzmagierin und hatte selbst schon Golems beschworen!

    Und genau das tat sie auch jetzt. Mit einigen schwungvollen Gesten, begleitet von dunklen, geradezu verführerisch klingenden Worten, öffnete sie ein Portal in Beliars Reich, aus der sich ein Vetter ihres Angreifers den Weg in die Wirklichkeit bahnte.
    Leider war der Größenunterschied offensichtlich. Obwohl der beschworene Golem jeden der Reisenden um mindestens eine Haupteslänge überragte, wirkte er fast zwergenhaft im Vergleich zu dem gewaltigen Monstrum, das sich aus dem Fels geschält hatte. Trotzdem stürzte er sich ungeachtet seiner eigenen Sicherheit auf den Widersacher.
    Der „Kampf“ währte kaum eine Sekunde. Noch bevor die beschworene Kreatur ihn erreicht hatte, holte der Riesengolem aus und empfing seinen Widersacher mit einer langen Geraden, die eines geübten Boxers würdig gewesen wäre. Die gewaltige Granitfaust kollidierte mit ohrenbetäubendem Krachen mit dem Brustkorb der beschworenen Kreatur – die augenblicklich in tausende Splitter zerbarst, als wäre sie nichts weiter als eine Figur aus sprödem Ton. Einer der herumfliegenden Splitter traf Thara unterhalb des Auges und fügte ihr dabei einen blutigen Schnitt zu, was sie in der Hitze des Gefechts jedoch gar nicht bemerkte.

    „Das ist nicht gut …“, stellte Arzu fest, und zu Tharas Entsetzen schwang etwas wie Unsicherheit in der Stimme der Varanterin mit. Was, wenn nicht einmal mehr Arzu wusste, was zu tun war?
    Der Golem richtete sich nach der ebenso raschen wie vollständigen Vernichtung seines Gegners wieder zu voller Größe auf. Thara sah, dass Ska’ri sich in seinen Nacken gehangelt hatte und plötzlich ihr Schwert in der Hand hielt. Sie hielt es wie einen Dolch im umgekehrten Griff, zog sich auf den Kopf des Golems und begann, mit der Klinge auf seine Augen einzuhacken.
    Der Golem hielt einen kurzen Moment inne, als wäre er von dem unerwarteten Angriff irritiert, aber dann griff er einfach nach oben. Diesmal war Ska’ri zu langsam. Sie versuchte, sich zur Seite wegzurollen, aber die steinerne Pranke bekam sie zu fassen und der Golem pflückte sie wie ein lästiges Insekt von seinen Schultern. Der kurze Schmerzensschrei der Orkin ging rasch in ein gequältes Röcheln über, als der Golem zuzudrücken begann.

    „HALT!“, kreischte Thara plötzlich und machte einen Schritt nach vorn. Ohne darüber nachzudenken, bündelte sie all ihre Magie und schleuderte sie dem Golem entgegen. Sie spürte, wie sie eine Verbindung zu der Monstrosität aufbaute, brüchig wie eine Brücke aus in der Sonne verwittertem Sandstein, aber sie bestand.
    Thara blickte in einen schwarzen Abgrund völlig unerklärlicher Triebkräfte, die weder einer wahren Intelligenz noch tierischen Instinkten entsprangen, sondern Gesetzmäßigkeiten folgten, die ein anderer Meister ihnen auferlegt hatte, in Zeiten, da die Welt noch jung war.
    „Halt!“, sagte sie noch einmal und verstärkte ihren magischen Druck. Der Golem, bewusst oder nicht, wehrte sich, und Thara spürte, wie gewaltige Kräfte sie wieder hinauszudrängen versuchten. Aber ihre eigene Kraft reichte aus, dass der Golem innehielt und sich sein Griff um Ska’ri ein wenig lockerte.
    Die Orkin sog japsend die Luft ein und zappelte wie ein Fisch am Trockenen in dem Versuch, sich zu befreien. Venom zögerte nicht lange und kam ihr zu Hilfe, und Thara versuchte, dem Golem zu befehlen, sie gehen zu lassen – sie alle gehen zu lassen.
    Doch der Widerstand, auf den sie stieß, wurde stärker. Sie musste ihre eigenen Kräfte bereits bis zum Äußersten beanspruchen, um den Golem nur davon abzuhalten, Ska’ri zu zerquetschen. Jeder Versuch, tiefer vorzudringen und das gewaltige Geschöpf unter ihren Willen zu zwingen, ließ die Welt vor ihren Augen verschwimmen. Kopfschmerzen bohrten sich wie sengende Blitze in ihre Schläfen und Thara merkte, wie ihr die Kontrolle zu entgleiten begann. Sie taumelte und griff blindlings nach Arzu. Irgendwie bekam sie die Hand der Varanterin zu fassen und drückte mit einer Kraft zu, die man ihr kaum zugetraut hätte.
    „H-hilf mir …“, brachte sie gerade so über ihre zitternden, vor Anspannung verzerrten Lippen, „Schnell!“

  15. Beiträge anzeigen #315 Zitieren
    Local Hero Avatar von Arzu
    Registriert seit
    Apr 2023
    Beiträge
    204
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Arzu ist offline
    Die Angst ihrer Zirkelschwester war buchstäblich spürbar. Thara quetschte die Hand der Nekromantin so hart, dass Arzu schmerzerfüllt das Gesicht verzehrte. Alles andere als ideale Bedingungen, um sich ausgerechnet gegen einen Koloss zur Wehr zu setzen, wie sie ihn in diesem Augenblick vor sich hatten. Zu ihrem Glück reichte die magische Energie des dürren Mädchen gerade dazu aus, ihn zum Stillstand zu bringen. Wie genau sie das überhaupt geschafft hatte, war der Priesterin ein Rätsel. Thara war nicht für ihre Beschwörungsmagie bekannt. Das fiel in Arzus Metier. So gesellte sich zum Schmerz auch noch Neid hinzu. Schließlich konnte die Priesterin der dunklen Mächte keineswegs ihrer Zirkelschwester in etwas nachstehen.
    Arzu konzentrierte sich auf die Magie, die Thara wirkte. Versuchte ihre Struktur zu erkennen. Was sie spürte, war primitiv, aber kraftvoll. Geschwind imitierte die Nekromantin es und variierte es da und dort, um eine wahrhafte Zauberformel daraus zu erschaffen. Ihr freie Hand hob sie dem gigantischen Golem entgegen. Die Magie strömte der Priesterin durch den Arm und griff nach dem, was dem Geist des Wesens am nächsten kam. Sofort machte sich Widerstand spürbar. Daran musste Thara gescheitert sein. Selbst Arzu musste sich eingestehen, dass sie dort mit etwas konfrontiert war, wie sie es bisher noch nicht erlebt hatte. Ihre eigenen Diener, ob Skelett, Zombie oder auch Golems, waren für sie wie eine leere Leinwand, auf der sie ihren Willen malen konnte. Hier hatte offenbar jemand anderes das bereits getan. Diese magische Signatur zu übertünchen, war eine immense Herausforderung für die junge Beschwörerin.
    Mutig trat nun Arzu einen Schritt vor und zog Thara ungefragt mit sich. Ihre eigne Macht schöpfte die Nekromantin bereits aus und dennoch brauchte sie mehr. So nahm sie sich, was vorhanden war. Arzus Hand schloss sich wie eine Schraubzwinge um die von Thara. Ohne die Einwilligung des dürren Mädchens, sog die Priesterin der dunklen Mächte die magische Kraft aus ihr ab. Was sollte sich auch damit?! Tharas Ansatz war primitiv, ohne Fokus. Arzu hingegen war von sich und ihren Fähigkeiten absolut überzeugt. Alles was sie brauchte, war nur ein wenig mehr Energie.
    Während die eine Hand die magische Kraft aus Thara usurpierte, sprühte die kombinierte Magie aus der anderen förmlich heraus. Den Willen eines längst vergessenen Meisters überwältigte die Priesterin der dunklen Mächte und zwang dem Giganten statt dessen ihren eigenen auf. Ihre großen Augen funkelten, als der Widerstand der Kreatur brach und sie sich Arzu fügte. Was für ein Triumph! Der Golem rührte sich nicht. Nicht, weil die Magie des dürren Mädchens ihn hinderte, sondern weil es der Befehl der Nekromantin war.
    »Los! Komm schon runter!«, rief Arzu in einem herrischen Ton zur Orkin hinauf. Ska'ri hatte sich während des ganzen Hin und Her erfolgreich auf den Schultern des Steinriesens halten können. Eine beachtliche Leistung. Wenngleich selbst die beeindruckendsten körperlichen Leistungen im Vergleich zu magischen doch kläglich verblassten!
    Als die Orkkriegerin es endlich auf den Boden geschafft hatte und gebührlichen Abstand zum Golem nahm, sandte Arzu ihrem Diener einen neuen Befehl. Schwerfällig trat er an den Rand der Klippe und nahm dann den nächsten, verhängnisvollen Schritt. Der Koloss stürzte in die Tiefe, doch noch bevor er unten an den zerklüfteten Felsen zerschellte, griff er mit seiner Pranke in einem letzten vergeblichen Akt nach Halt. Für die Umstehenden ein kurioses, wenngleich bedeutungsloses Detail. In Wahrheit war es genau in dem Moment geschehen, als Arzu ihre Verbindung zu der Kreatur kappte. Selbst mit der von Thara angeeigneten magischen Kraft gelangte die Priesterin der dunklen Mächte an ihre Grenzen, was die Kontrolle über das Wesen anging. Dass sie es geschafft hatte, es über die Klippen zu lenken, war ein immenser Kraftakt und nur mit äußerster Konzentration möglich gewesen. Zu mehr war Arzu nicht in der Lage - noch nicht.
    Eine geistige Müdigkeit machte sich in der Nekromantin breit. Sie bräuchte eine Weile, um wieder zaubern zu können. Natürlich setzte sie dennoch einen stolzen Gesichtsausdruck auf und blickte zu ihren Gefährten herüber, als ob sie Lobpreisungen erwartete.
    »Du kannst loslassen.«, sagte sie dann, denn Thara hielt immer noch ihre Hand. Als ihre Zirkelschwester nicht sofort ihrer Ansage nachkam, blickte Arzu zu ihr herüber. Erschrocken sah sie das dürre Mädchen an. Sie wirkte noch hagerer und ausgemergelt als ohnehin schon. Ruckartig zog Arzu ihre Hand fort; fast so, als wolle sie verhindern, dass das, was Thara widerfahren war, auch ihr widerfuhr. Dabei war sie es, die das verursacht hatte.

  16. Beiträge anzeigen #316 Zitieren
    Lucky 7 Avatar von Venom
    Registriert seit
    Sep 2008
    Beiträge
    777
     
    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
    Venom ist offline
    Noch lag ein letzter Hauch von Staub in der Luft, als sich die Stille über den Felsenpfad senkte – die Art von Stille, die nach einem Gewitter einkehrt. Ein trügerischer Frieden, untermalt vom ewigen Rauschen der Brandung und dem rhythmischen, beruhigenden Tosen der Wellen, die sich an den Klippen brachen. Als wäre nichts geschehen. Als hätte es diesen urzeitlichen Golem nie gegeben.
    Venom stand langsam auf, richtete sich auf, und klopfte sich schweigend den Staub von der Kleidung. Feiner, grauer Schmutz rieselte aus den Falten seines Umhangs. Auf seiner Schulter haftete ein Stückchen Gestein – brüchig, bröselig. Mit einer knappen Bewegung wischte er es fort.
    Noch eben hatte er sich mit einem beherzten Hechtsprung zur Seite geworfen, um dem ausholenden Arm des Golems zu entgehen – ein Arm, der einen menschlichen Körper mit einem Schlag zerschmettert hätte. Jetzt prüfte er seine Glieder. Keine Wunden. Kein Blut. Nur Herzrasen.
    Thara und Arzu standen nebeneinander, beide schienen von ihrer Tat erschöpft, wobei bei Thara es fast mehr als nur Erschöpfung zu sein schien. Was sie getan hatten, hatte Venom nicht im Detail mitbekommen – zu schnell war alles gegangen. Doch das Ergebnis war klar: Der Golem war gefallen. Wortwörtlich.
    „Alle noch ganz?“ fragte Venom knapp und blickte in die Runde.
    Ein Nicken hier, ein Stoßseufzer da. Selbst Dion, bleich wie Kreide, schien unverletzt.
    Mit bedachten Schritten trat Venom an die Felsen am Rand des Pfads heran, dort, wo sie sich zur See hin absenkten. Keine überhasteten Bewegungen – nicht nach dem, was gerade geschehen war. Der Wind hatte sich ein wenig gelegt, die Hitze war geblieben, und der salzige Geschmack der Luft lag schwer auf der Zunge.
    Er hob einen Fuß, tastete nach einem ersten sicheren Stand. Sein Gewicht verlagerte sich behutsam nach vorn, während er die Hand zur Unterstützung an eine Rinne im Fels legte. Der Stein war warm von der Sonne, aber rau und zuverlässig. Ein Tritt, ein fester Stand. Dann der nächste. Er streckte ein Bein aus, prüfte mit der Fußspitze den Halt, verlagerte dann sein Gewicht langsam. Wieder ein Griff – diesmal an einem schmalen, schräg stehenden Brocken, der nur auf der rechten Seite Halt bot. Venom ging in die Knie, stemmte sich mit der Hüfte gegen das Gestein, schob sich daran entlang. So beinahe auf allen vieren bewegte er sich vorsichtig vorwärts.
    Ein Riss im Stein erlaubte ihm, sich mit dem Oberschenkel abzustützen, während er die rechte Schulter in eine Felsspalte drückte. Seine Finger tasteten, ertasteten den nächsten Halt, den nächsten sicheren Tritt, ohne zu hetzen. Er spürte, wie sich der Untergrund unter ihm leicht bröckelte, wartete, verlagerte das Gewicht zurück, korrigierte. Der Golem hatte alles noch deutlich instabiler gemacht.
    Dann war er schon an der Abbruchkante.
    Der Wind strich ihm durch die Haare und unter ihm öffnete sich das Meer. Der Horizont verschwamm mit dem Himmel, und tief unter ihm schlug die Brandung donnernd gegen die Klippen.
    Dort, wo der Golem gefallen war, lagen jetzt nur noch Trümmer.
    Zerborstene Felsbrocken, einige so groß wie Ochsen, andere kaum größer als eine Faust, lagen verstreut am Fuße der Steilwand. Zwischen ihnen das weiße Schäumen der Gischt, das die Überreste des uralten Wesens umspielte, als wären es nur Steine wie jeder andere. Vom Golem selbst keine Spur mehr – kein Glühen, kein Leben.
    Nur Stille. Und das Meer.
    Venom verharrte noch einen Moment.
    Nicht alles, was in dieser Welt lebte, hatte einen Namen oder ein Ziel. Manche Dinge waren einfach nur da. Teil der uralten Ordnung. Und wenn man sie störte, verteidigten sie sich. Einfach so.
    Dann drehte er sich um und kletterte mit derselben Sorgfalt zurück.

  17. Beiträge anzeigen #317 Zitieren
    Kämpfer Avatar von Thara
    Registriert seit
    May 2023
    Ort
    Somewhere between the darkened shards of a shattered mind...
    Beiträge
    315
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Thara ist offline
    Thara wankte, kaum mehr in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Sie hob den Kopf und ihre Lippen bewegten sich, aber sie brachte keinen verständlichen Ton hervor. Vergeblich versuchte sie, Arzu mit ihrem gesunden Auge zu fixieren, aber ihre Sicht war so verschwommen und unscharf, dass sie kaum noch Konturen wahrnehmen konnte.
    Die körperliche Schwäche verblasste jedoch im Vergleich zu der unsagbaren Leere, die sie auf einmal empfand. Es war ein magischer Kraftakt ohne Gleichen gewesen, mehr, als sie bisher jemals ausgeführt hatte. Aber das war nicht alles.
    Sie hatte Arzu an ihrer eigenen Magie teilhaben lassen. Freiwillig erst. Doch dann … Arzu hatte immer mehr und mehr haben wollen, und Thara hatte es ihr gegeben. Aber es hatte sich nicht mehr danach angefühlt, als würden sie einander helfen – sondern Arzu hatte sich einfach von ihr genommen, was sie wollte, ohne jede Rücksicht …

    Kraftlos ließ sich Thara zu Boden sinken. Ihr Kopf schwirrte, Gedanken hämmerten auf sie ein, die sie mit aller Kraft zu verdrängen versuchte. Arzu hatte ihre Kraft gebraucht, um den Golem zu stoppen, und das hatte sie getan! Sie hatten gemeinsam das Monstrum zur Strecke gebracht, es ihrem kombinierten Willen unterworfen! Gemeinsam …

    „Wirklich?“, meldete sich eine hinterhältige, vor sadistischer Schadenfreude triefende Stimme tief in ihrem Innerem zu Wort. „Hat sie dir geholfen, oder – hat sie dich nicht einfach nur benutzt?“
    Thara schüttelte schwach den Kopf, zog die Beine eng an ihren Körper und schlang die Arme um die Knie.
    Das würde sie nicht tun …
    „Nein?“, fragte der Dämon, eine schwarze Schlange, die sich in ihrem Verstand wand, ihr Gift hineinträufelte.
    Thara wusste keine Antwort.

  18. Beiträge anzeigen #318 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ska'ri
    Registriert seit
    Jun 2023
    Ort
    Auf der Jagd nach Hauern!
    Beiträge
    139
     
    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    „Du hinterhältiges … kleines … Mistvieh! Ich mach‘ Sh’ke-pap aus dir!“, fluchte Ska’ri und rappelte sich auf, kaum dass der Golem sie aus seinem Griff entlassen und sich selbst über die Klippe in sein Ende gestürzt hatte. Sie wusste, dass sie ihr Leben den beiden Schamagierinnen zu verdanken hatte, aber der ehrerbietige Dank musste warten. Zu heiß loderte die Wut in ihr. Wut auf – die Ziege Timo.
    „Was gibt’s da zu meckern, naga gar’mash ka vartak? Verfluchtes Scheißvieh!“
    Zwischen dem Geröll fand Ska’ri ihr Schwert, hob es auf und stürmte mit erhobener Klinge auf den kleinen Ziegenbock zu, der inzwischen aus dem Versteck gekommen war, von dem aus er das Spektakel beobachtet hatte. Ihr ganzer Körper protestierte unter Schmerzen – Ska‘ri vermutete, dass mindestens eine Rippe angeknackst, wenn nicht gar gebrochen war –, aber das ignorierte sie. Timo riss die Augen auf, und zu ihrer Genugtuung meinte Ska’ri, Angst, vielleicht sogar Panik in dem undurchschaubaren Ziegenblick erkennen zu können. Das Tier versuchte, wieder in die Felsspalte zu flüchten, aus der es gerade hervorgekommen war, aber die Orkin schnitt ihm mit einem gewaltigen Satz den Weg ab und ließ zugleich ihre Klinge auf ihn niedersausen. Zu Timos Glück rutschte Ska’ri bei ihrer Landung auf losen Steinchen aus, so dass ihr Hieb nicht so gezielt landete wie beabsichtigt und den Kopf der Ziege um Haaresbreite verfehlte.
    Timo schlug erschrocken einen Haken und rannte in die andere Richtung davon, bevor Ska’ri nachsetzen konnte. Kläglich meckernd versteckte er sich zwischen den Beinen des dicken Jungen, der gerade mit großen Kulleraugen und dümmlich offenstehendem Mund die Ereignisse beobachtet hatte. Er hatte eine blutende Wunde am Kinn, die er sich vermutlich bei seinem Sturz zugezogen hatte, die er aber gar nicht zu bemerken schien.

    Schnaufend wie ein Stier und noch immer wutentbrannt stapfte Ska’ri auf Dion zu und deutete mit der Schwertspitze auf Timo: „Rück dieses kleine Drecksvieh raus, damit ich ihm das Fell über die Ohren ziehen kann!“
    Dion schüttelte den Kopf – es wirkte mehr wie ein Automatismus als eine bewusste Handlung. Ska’ri schnaubte und kam bedrohlich näher. Timo versteckte sich weiter hinter Dions Beinen.
    „Aus dem Weg, na los!“, knurrte die Orkin und hob das Schwert. Doch Dion schüttelte noch immer den Kopf.
    „Nein!“, erwiderte er plötzlich mit einer Festigkeit in der Stimme, die ihm niemand zugetraut hätte. Ska’ri blieb stehen und sah ihn verwundert an.
    „Nein? Glaubst du, du kannst mich davon abhalten, du dämlicher kleiner Fettklops?“
    „Warum willst du Timo umbringen? Er hat dir überhaupt nichts getan! Er ist doch nur eine harmlose Ziege!“, rief Dion. Seine Stimme zitterte, aber er hielt die Stellung und wich nicht einmal dem Blickkontakt aus.
    „Harmlose Ziege?“, spottete Ska’ri, „Ich hab‘ keine Ahnung, was dieses Ding ist, aber sicher keine harmlose Ziege! Er wusste, was hier lauert! Er hat mich mit Absicht auf dieses … Ding klettern lassen! Er wollte mich verdammt nochmal umbringen, shutta naga!“
    Ska‘ri sah sich um, suchte in den Gesichtern der anderen nach Bestätigung. Doch alles, was ihr entgegenschlug, war Unverständnis. „Habt ihr … habt ihr etwa nicht gesehen, wie er …? Scheiße, er hat mich regelrecht ausgelacht! Kommt schon!“
    Geändert von Ska'ri (15.07.2025 um 00:07 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #319 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Corsika
    Registriert seit
    Mar 2024
    Beiträge
    109
     
    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Corsika ist offline
    Corsika hatte die Auseinandersetzung mit dem wandelnden Steinwesen mit dem Rücken zur Wand und völlig regungslos verfolgt. Wenn sie geahnt hätte, dass derartige Kreaturen hierzulande die Wildnis durchstreiften, hätte sie sich vermutlich niemals so leichtsinnig auf den Weg ins Kastell begeben. Oder auf den Rückweg. Ihre unterbewusste Hoffnung lag einzig und allein in den Fähigkeiten der beiden Schwarzmagierinnen und diese Hoffnung sollte belohnt werden. Einmal mehr wussten die beiden, dieser brenzligen Situation Herrin zu werden, wenngleich auch ihnen der Schock ins Gesicht geschrieben stand.

    Doch kaum hatten sie dieses Problem hinter sich gelassen, schien bereits das nächste hochzukochen, diesmal manifestiert in einer regelrechten Rage von Ska’ri, die in Ziege Timo den Schuldigen für ihren Beinahetod suchte. Und ausgerechnet der feige Dion stellte sich schützend vor seinen gehörnten Vierbeiner. Früher hätte sich Corsika ein solches Theater nur aus der Entfernung angeschaut, aber durch diese Aktion verdiente sich Dion einen gewissen Respekt. Er hätte es nicht verdient, von der Orkin aufgeschlitzt zu werden, zumal ihre Wut vielleicht gänzlich unbegründet war.
    „Ska’ri hat recht. Timo ist ganz sicher keine harmlose Ziege“, brachte Corsika hervor, hielt aber nach wie vor einen gesunden Sicherheitsabstand zu dem Schwert der Orkin ein. „Aber er ist auch kein feiger Mörder. Er hat Dion und mich bei unserer Reise zum Kastell sicher durch diese felsige Wildnis geführt. Gut möglich, dass wir alle nur überlebt haben, weil du den Golem abgelenkt hast, damit Arzu und Thara ihre Magie vorbereiten konnten. Der Weg wird dort vorn immer enger. Ohne Timo hätte uns das Monster eiskalt erwischt. Und außerdem …“
    Sie lächelte ein wenig verwegen.
    „… kannst du jetzt ein Leben lang von dem Tag erzählen, an dem du auf einem steinernen Ungetüm geritten bist. Sind das keine ehrenhaften Lagerfeuergeschichten?“
    Dann trat Corsika neben Venom, denn sie konnte immer noch nicht abschätzen, wie jähzornig Ska’ri wohl reagieren würde. Sicherlich würde sie ihr Schwert nicht in Richtung ihres Wegbegleiters schwingen. Das hoffte Corsika zumindest.

    „Wir sollten weiter. Nicht, dass uns hier noch weitere Golems auflauern. Wie kommt es überhaupt dazu, dass sie in der Wildnis auftauchen und selbst die Schwarzmagier angreifen?“ Dabei wanderte Corsikas Blick zu Thara und Arzu.
    „Ich dachte, Ihr wärt diejenigen, die solche Wesen erst in die Welt entlasst.“

  20. Beiträge anzeigen #320 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Ska'ri
    Registriert seit
    Jun 2023
    Ort
    Auf der Jagd nach Hauern!
    Beiträge
    139
     
    Die Orks im Forenrollenspiel
    Ska'ri ist offline
    Ska’ri hielt das Schwert noch immer erhoben, aber ihr Arm zitterte bereits vor Anstrengung. Bei ihrem Ritt auf dem Golem hatte sie all ihre Kraftreserven mobilisieren müssen, um sich festzuhalten, und jetzt, wo die unmittelbare Gefahr vorbei war und das Adrenalin nachließ, machte sich neben schmerzenden Verletzungen auch die Erschöpfung rasch bemerkbar. Und dieser dicke kleine Morra dachte gar nicht daran, aus dem Weg zu gehen – obwohl er eine Grimasse zog, als würde ihm etwas quer im Hintern stecken, hielt er sehr zu Ska’ris Frust die Stellung, so dass Timo hinter seinem breiten Arsch vor der Klinge der Orkin in Sicherheit war.
    Ska’ris Blick wanderte zwischen Dion und Corsika hin und her: „Eine ehrenvolle Geschichte?“, schnaubte sie verächtlich, „Die bringt mir herzlich wenig, wenn ich tot bin, Mädchen!“ Trotzdem machte sie schließlich einen Schritt zurück und ließ das Schwert sinken: „Na schön … Aber das nächste Mal, wenn eure besondere Ziege irgendeine Scheiße baut, ist sie dran! Und wenn der Fettklops dann wieder meint, sich zwischen uns stellen zu müssen, dann Gnade ihm der Schöpfer!“

    Ohne Dion noch eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte sich Ska’ri ab und ließ sich auf einem Felsen nieder. Vorsichtig tastete sie ihre Rippen ab und kam zu ihrer Erleichterung zu dem Ergebnis, dass sie zwar die eine oder andere unangenehme Quetschung, aber entgegen ihren anfänglichen Befürchtungen zumindest keine Brüche davongetragen hatte. Als sie wieder aufstand, musste sie dennoch kurz die Zähne zusammenbeißen.
    „Was auch immer hier in der Gegend vor sich geht, wir sollten zusehen, dass wir verschwinden! Der Sumpf ist zwar auch nicht ungefährlich, aber zumindest weiß ich, was uns dort erwartet – nämlich keine randalierenden Felsen!“
    Ihr Blick fiel auf Thara, die noch immer zusammengekauert auf dem Boden saß und stumm die Lippen bewegte. Das halbblinde Mädchen schien vollkommen abwesend zu sein, als würde es in eine andere Welt blicken. Ska’ri runzelte zweifelnd die Stirn: „Ist … sie okay?“

Seite 16 von 17 « Erste ... 59121314151617 Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide