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  1. #81
    Grisha Avatar von Emerahl
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    Sie waren lange gewandert. Arwan hatte die Zeit über kaum gesprochen, war viel zu sehr in seinen Gedanken versunken. So merkte er auch gar nicht, wie die Wolken sich über ihnen zu einem Unwetter zusammen brauten. Als die ersten Tropfen herunter prasselten, schreckte Arwan aus seinen Gedanken auf.

    Es blitzte und donnerte, dazu schüttete es wie aus Kübeln. Arwan begann zu zittern, nicht nur wegen der Kälte. Seine Augen rasten panisch hin und her, er fühlte sich zurück in den Turm versetzt, als der Übergriff los ging.

    Vor ihnen war eine Hütte aufgetaucht. Was die beiden Qunaris sprachen, begriff er nicht, so sehr war er in seiner Angst gefangen. Als ein Blitz recht nahe von ihnen hernieder ging, schrie Arwan angsterfüllt auf. "Dämonen!"

    Dann stürzte er auf die Tür zu, riß sie auf und betrat sie, nicht darauf achtend, ob es in der Hütte eine weitere Gefahrensituation gab.
    Emerahl ist offline Geändert von Emerahl (04.03.2015 um 21:07 Uhr)
  2. #82
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen

    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Claudette stand am Bett von Arian. Während sie selbst Abyss getragen hatte, war sie der Prozession um den Trägern mit dem alten Krieger auf der Trage ins Krankenlager der Templerkaserne gefolgt. Man hatte ihr nahe gelegt, Abyss in einem separaten Zimmer unterzubringen, damit sie nicht gleich von Arians Zustand geschockt sein würde. Zwar hatte der Medicus festgestellt, die Wunde wäre nicht tödlich, dennoch war relativ gesehen viel Blut geflossen und Arian gab zwischenzeitlich keinen Anblick ab, dem man einem 13-jährigen Mädchen antun sollte. Sie wachte eine Weile bei Abyss und ließ den Medicus in ruhe seine Arbeit tun. Als dieser fertig war und nach der Elfe schauen wollte, wechselte Claudette das Zimmer und sah mit eigenen Augen nach dem Krieger.
    Gut, dass ihr überlebt habt.
    Sie lächelte den schlafenden Mann an.
    Jetzt muss niemand sich Vorwürfe für irgendetwas geben. Abyss hat auch weiterhin einen treu fürsorgenden... Vater. Und was auch immer ihr eurem Sohn sagen wolltet, jetzt könnt ihr es selbst tun!
    Sie hatte den Brief von ihm an seinen Sohn immer noch einstecken. Doch verspürte sie keine Last mehr deswegen.
    Aber!
    Ihr Gesicht wurde wieder ernst.
    So leicht werde ich euch nicht davon kommen lassen! Diese Riesendummheit lasse ich euch die nächste Zeit spüren... mindestens so lange, bis ihr einmal einer gewissen anwesenden Rothaarigen versprochen habt, dass ihr ab sofort wieder den Weisen geben werdet und dieser Hitzköpfigen als Vorbild dient! Auch wenn ihr es hassen werdet und mich vermutlich verteufelt - aber ich werde euch schon noch den Kopf waschen!
    Dann umspielte ein Lächeln ihre Mundwinkel.
    Und natürlich werde ich dafür sorgen, dass ihr euch bei Abyss entschuldigt! Da führt kein Weg vorbei. Mindestens eine Strafe ist dafür angesagt: Vielleicht solltet ihr der Kleinen einen Tag lang auf Knien folgen? Oder vielleicht eine Woche lang Knecht und Diener spielen? Irgendetwas passendes finden wir schon... Schließlich sind Abyss und ich Frauen. Und die haben immer Ideen!
    Sie lachte verschwörerisch in eine Hand, dann sah sie wieder aufs Bett.
    Jedenfalls, wenn ihr euch ausgeruht habt, muss ich euch-
    Ein Mädchenschrei unterbrach sie jäh.
    "Abyss!"
    Sie wusste sofort, um wen es ging. Also eilte sie aus Arians Zimmer und rannte in den Raum, wo die kleine Elfe lag...

    Mit der Hand am Schwert trat sie ein, bereit jeden zu töten, der der Elfe an was auch immer wollte - nur um festzstellen, dass es Abyss gut ging.
    Hahhh... Nur der erste Schreck beim Aufwachen in unbekannter Umgebung.
    Erleichtert ließ sie die Hand sinken und musterte jetzt den gesamten Raum: Neben dem Bett von Abyss standen die Kommandantin Clementine und der Medicus. Zwei Betten weiter... lag der Kerl, den sie kurz nach Arians Zusammenbruch eine runter geschlagen hatte. Etwas verängstigt hielt dieser sich seinen Kiefer und als die Kriegerin sich wieder umwandte, sah der Medicus sie streng an.
    Ich weiß ja, ich weiß... er soll einfach froh sein, dass ich mit einer Hand Abyss gestützt habe, sonst könnte er jetzt für den Rest seines Lebens sich von Suppe ernähren!
    Während sie zu Abyss schaute und ihr Dankbarkeit signalisierte, nahm der Medicus die Kommandantin zur Seite. Bevor sie jedoch etwas fragen konnte, wurde auch sie gerufen. Jedoch meldete Abyss sich nochmals zu Wort, bevor die Rothaarige sich auf den Weg machte.
    Claudette! Danke, dass ihr mit mir gebetet habt. Ich glaube der Erbauer hat uns erhört“.
    Sie blieb stehen, fasste dann nach einer Hand der Elfe und sprach ihr gut zu.
    "Natürlich Abyss. Es war mir eine Ehre für eine Freundin da zu sein. Und sobald Arian wieder genesen ist, lassen wir ihn das auch wissen!"
    Fast schon verschwörerisch lächelte sie Abyss an, was der Elfe aber eher ein Fragezeichen aufs Gesicht zauberte.
    "Äh... ja denke ich, oder?"
    "Vertrau mir einfach. Und jetzt ruh dich aus."
    Sie verabschiedete sich und ging zum Medicus und Clementine...

    "Dann werden wir diese halt besorgen!"
    Ungeduldig unterbrach Claudette den Heiler. Wie ihr gerade mitgeteilt wurde, war Arian soweit in Ordnung - soweit man nach einem solchen Treffer halt in Ordnung sein konnte! Denn es bestanden reale Chancen für Komplikationen, die zwar nicht unbedingt tödlich sein mussten, für einen Krieger aber unter Umständen noch schwerwiegender waren.
    Nie wieder gehen! Ich habe schon Veteranen getroffen, denen es nichts ausgemacht hatte, dass sie ihre Bewegungsfähigkeit verloren hatten. Jedoch waren es meist die gewesen, die sich aufopferungsvoll für andere in die Bresche geworfen hatten... Denn wiederum andere Veteranen sind daran zerbrochen! Ich schätze mal, Arian würde damit umgehen können. Er scheint ein soweit erfülltes Leben gehabt zu haben und hadert nicht mit dessen Verlauf... und doch, ich kenne ihn erst kurz, also kann ich mir nicht sicher sein. Außerdem... braucht Abyss ihn noch eine ganze Weile. Mindestens die nächsten 5 bis 8 Jahre. Und in denen sollte er gehen können, wenn er sie wirklich zu seiner Erbin macht.
    Als der Medicus schließlich mit einer Liste für einen wichtigen Heiltrank erschien, mit dem sie sicher stellen konnten, das Arian auch wirklich nichts widerfuhr, laß die Kommandantin die Zutaten vor.
    Ich... kenne keine davon!
    Claudette musste sich eingestehen, dass Pflanzenkunde nicht zu ihren Stärken gehörte. Gewiss, sie war schon fast eine Meisterin darin, Gegner zu bekämpfen und zu besiegen, auf nicht tödlicher wie tödlicher Art und Weise. Welche Pflanzen aber hinterher bei Wunden helfen konnten, das vermochte sie nicht zu sagen. Zumindest nicht über rudimentäre Kenntnisse hinaus. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war Emile hereingekommen.
    Ihr sowieso nicht, Kommandantin!“
    Die zwei Frauen wandten sich um und sahen Emile auf sie zu stiefeln.
    Ihr solltet hier bleiben und euch um eure Templer kümmern, Mylady! Ich jedoch werde Lady Vance mit Freude begleite, so sie es wünscht“
    Bitte schlagt mir meinen Wunsch nicht ab. Ich konnte schon nicht für Ser Arian streiten, dann lasst mich wenigstens helfen, ihn zu heilen!“
    Claudette musterte ihn neugierig, dann handelte sie.
    "Einverstanden! Zwei sollten bessere Chancen haben, alles zu finden..."
    Dann kam ihr ein Gedanke.
    "Kennt ihr euch mit Pflanzen aus, Ser Emile?"
    "Nun, ich besitze die Grundkenntnisse... darüber hinaus aber..."
    Etwas bedröppelt ob Claudette's Frage verschwand das Lächeln des Templers.
    "Ich denke, das wird kein Problem sein."
    Sie ließ vom sie fragend anschauenden Templer ab und sah den Medicus an.
    "Ich darf mir die Rolle doch ein wenig ausborgen?"
    "Gewiss, Mylady."
    "Wie dringend braucht ihr die Ingredienzen?"
    "Je rascher, desto besser natürlich."
    Claudette nickte einmal. Es war schon Nachmittag und sehr lange hatten sie nicht mehr, bis die Sonne untergehen würde. Entweder, sie brachen jetzt alsbald auf oder sie mussten die suche auf Morgen verschieben.
    "Gewiss."
    Mehr entgegnete sie nicht.
    "Ser Emile, ihr könnt im Hof auf mich warten. Ich möchte nur schnell den Kindern bescheid geben... und dann noch eine dritte Person abholen!"
    Wieder sah der Templer sie fragend an, doch die Kriegerin winkte nur freundlich ab und Emile verneigte sich kurz, ehe er schon mal in den Hof ging. Claudette machte sich unterdessen, nachdem sie sich auch von der Kommandantin und dem Medicus verabschiedet hatte, auf den Weg zu Orphania und Chilo...

    "Claudette! Wie-"
    "Beruhigt euch! Alles ist gut gegangen. Arian lebt noch!"
    Kaum war sie ins Zimmer getreten, waren beide Kinder auf sie zugestürmt. Man merkte ihnen die Anspannung an, doch fiel diese Last ob ihrer Worte wie ein Stein von ihnen.
    "Das ist gut!"
    "Ja. Wir werden auch weiterhin zusammen reisen."
    Beide strahlten sie an.
    "Dann muss ich nicht alleine... vor... Monsterspinnen Angst haben!"
    Claudette hob fragend eine Augenbraue und Orphania schien am liebsten im Boden versinken zu wollen.
    "Natürlich nicht. Auch davor werde ich dich schützen."
    "G-gut..."
    Plötzlich trat Chilo neben sie.
    "C-claudette? Was... das Nachdenken betrifft-"
    "Hast du dich damit beschäftigt?"
    "Ah... a-also... ich... nun... ich..."
    "Ist schon okay. Du kannst es mir ruhig sagen!"
    Er sah seine Schwester an, die plötzlich kreidebleich im Gesicht wurde.
    "I-ich... wollte... aber Orphania wollte lieber Prinzessin und Ritter spielen! Da ich ja ein Schwert habe! Und zusammen haben wir den bösen Drachen besiegt. Und... und-"
    "Du wolltest doch selbst spielen! Und außerdem wolltest du Claudette nichts-"
    "Ja, aber du hast doch-"

    "Kinder, Kinder. Immer mit der Ruhe!"
    Claudette versuchte streng auszusehen, musste aber an sich halten, sich ein Lachen zu verkneifen
    "Schon gut. Es ist nichts, was du sofort dir vorstellen musst, Chilo. Mir ist nur wichtig, dass du einfach darüber nachdenkst. Außerdem... Prinzessin und Ritter, ja? Hat sich Chilo denn gegen den Drachen bewährt?"
    "Und wie! Mein Bruder ist ein guter Ritter!"
    "Das hört man doch gerne."
    Dann wurde ihr Gesicht etwas ernster.
    "Hört mal ihr Beiden. Könnt ihr der guten Claudette zuliebe noch ein wenig länger hier bleiben und spielen? Denn ich muss eine dringende Besorgung erledigen."
    Als sie die fragenden und ein wenig enttäuscht drein blickenden Gesichter sah, fügte sie hastig etwas zur Beruhigung an.
    "Ich machs auch wieder gut, versprochen!"
    "Dann... ists okay!"
    Orphania lächelte sie kokett an. Die Drei wechselten noch ein paar Sätze, ehe Claudette das Zimmer wieder verließ...

    Auf dem Weg zu Abyss kam ihr ein Gedanke.
    Sie haben gesagt, sie gaben den bösen Drachen besiegt... Wie war das nochmal? Beteten die Magister nicht zu Drachen oder sowas? Hm, etwas länger her der Schulunterricht für Adelssprösslinge... vielleicht sollte ich Emile später dazu befragen. Denn wenn es so ist, dann könnte Chilo wirklich daran gelegen sein, gegen das Böse zu kämpfen.
    Sie lachte kurz trocken auf.
    Wobei ich ein Spiel von zwei Kindern nicht überbewerten sollte... auch wenn Chilo längst im richtigen Alter ist, um mit einer Ausbildung zu beginnen...


    "ClaudetteJa. Ich kann auch schon wieder ruhig sitzen.!"
    Kaum betrat sie den Raum, drehte die kleine Elfe sich zu ihr um. Sie saß mittlerweile aufrecht im Bett und Claudette nahm an, dass die gröbsten Auswirkungen der Ohnmacht nun vergangen waren.
    "Abyss. Wie ich sehe, geht es dir besser."
    "Außerdem war ich auch schon aufgestanden, um... um..."
    "Ich versteh schon. Du wolltest Arian sehen, richtig?"
    "Ja! Aber außerdem..."
    Abyss schien sich kurz zu genieren und senkte ihre Stimme zu einem Flüsterton
    "Außerdem musste ich mal!"
    Dann sah sie die Kriegerin etwas hilfesuchend an.
    "Sie wollten mich nicht zu Arian lassen. Ist doch etwas mit ihm? Warum kann ich ihn nicht sehen? Geht es ihm schlecht?"
    Claudette überlegte, wie sie es am besten sagen konnte und als Abyss das Zögern ausnutzen wollte, um mehr zu erfahren, antwortete sie.
    "Nein, du kannst dich beruhigen, Arian geht es wirklich gut. Im Moment schläft er und erholt sich von dem Kampf..."
    "Aber?"
    Abyss schien nicht auf den Mund gefallen zu sein, sondern ein zumindest cleveres Mädchen, dass auch nachhaken konnte. Was Claudetet einen kleinen Seufzer abrang.
    "Hör mir zu, Abyss. Arian geht es soweit gut. Er wird es überleben. Jedoch möchte der Medicus ganz auf Nummer sicher gehen und bat mich, ihm Zutaten für einen Trank zu holen. Mit diesem Trank sorgen wir dafür, dass Arian auf jeden Fall gesund wird wie zuvor. Da ich mich aber leider... nicht so gut mit Pflanzen auskenne, du mich aber schon einmal versorgt hast, wollte ich dich fragen, ob du mich begleiten magst. Zusammen suchen wir schnell die Ingredienzen und tun so etwas gutes für den alten Krieger. Ich bin mir sicher, er würde das Gleiche für dich tun, keine Frage."
    Sie sah Abyss erwartungsvoll an.
    "Was sagst du dazu? Bist du dabei? Für den guten Arian?"
    Ein wenig ärgerte es sie, dass sie nicht alles sagte, hatte aber im Endeffekt ja nicht mal gelogen, sondern nur nicht so ausführlich wie der Medicus erklärt...


    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    Abyss fluchte innerlich. Die ganze Zeit lag sie nur herum, machte sich Gedanken um Arian und trank einen Becher des kühlen, beruhigenden Wasser nach dem nächsten. Sie spürte, wie mit sie mit jedem Schluck an Kraft zunahm, doch begann das Wasser auch auf ihre zugegeben kleine Blase zu drücken. Schließlich stieg sie aus dem Bett und tippelte nackten Fußes aus dem Zimmer. Der Mann mit dem Verband am Kiefer schnarchte und sabberte dabei unablässig. Angewidert verzog die Elfe das Gesicht und glitt hinaus. Leise huschte sie den Flur entlang und schiele um eine Ecke, ein paar Zimmer links von ihrem eigenen. Tatsächlich vernahm sie Stimmengewirr hinter einer der schwere Holztüren. Abyss spitze ihm wahrsten Sinne des Wortes die Ohren und meinte, Clementine Mayhems Stimme herauszufiltern. Vorsichtig drückte sie die Tür auf…

    Wusch

    Die Tür öffnete sich ungeahnt schnell. Abyss wäre fast gegen die nun vor ihr stehende Person gestürzt, konnte sich jedoch noch am Türrahmen festhalten.
    I-i-ich… ääh“, begann sie stotternd, als sie in Clementines ärgerliche Miene schaute.
    Was machst du hier, Abyss? Du solltest im Bett sein und dich ausruhen!“, tadelte diese gebieterisch.
    Ich… ich… ich muss mal
    „Du musst mal was?“
    Mal!

    Clementine schüttelte verwirrt den Kopf, was ihren Schlangenzopf mächtig mitschwingen ließ. Dann zuckte Verständnis über ihre Gesicht und mit einem lauten „Aaaah“ begann sie zu nicken.
    Wolltest du neben Arians Bett machen?“, fragte die Kommandantin mit ironischem Ernst und begann zu schmunzeln. Abyss lief knallrot an und stammelte: „Ich.. also… Was? Das ist Arians Zimmer?
    Den gespielten Unglaube kaufte sich Abyss nicht einmal selbst ab und so schaute sie zu Boden und sagte resignierend: „Schon guuut“.

    Clementine lächelte, deutete auf ein Zimmer am Ende des Flures und verwies so auf das stille Örtchen, welches die Elfe schlurfend aufsuchte. Bei einem Blick zurück sah sie, dass die Kommandantin sie den ganzen Weg über im Auge behielt und vermutlich erst wieder ins Zimmer zurückkehrte, als Abyss die Tür hinter sich zugezogen hatte.

    Der Ort stank! Abyss wusste nicht, wie es war im Winter für kleine Mädchen zu müssen, doch zog sie ein dichtes Gebüsch im Wald diesem kleinen, miefenden Räumchen vor. Während sie ihr Kleid lüftete und sich auf dem splitterfasrigen Holzbalken, in dessen Mitte ein nicht ganz kreisrundes Loch gesägt worden war, niederließ fragte sie sich wieso man ihr den Zutritt zu Arian verwehrte. Sie hatte den Krieger gesehen, wie sich die flinke Axt des Söldners in seine Seite bohrte. Abyss wurde schummrig vor Augen. Zu frisch waren die Bilder der schmerzverzerrten Miene des Kriegers. Das Piecksen der kleinen Holzsplitter, welche wie ein Heer winziger Lanzen aus dem Balken hervorragten und in die zarte Haut von Oberschenkel und Hintern stachen bewahrten sie jedoch vor der Ohnmacht.

    Bemüht leise erledigte sie ihr kleines Geschäft, wobei sie jedes Mal stoppte, wenn schwere Schritte die Balken vor ihrer Tür zum Knarren brachten. Danach schlüpfte sie schnell zurück in ihr Zimmer, fast schleichend und legte sich zurück ins Bett. Vorher hatte sie einen Blick auf die verschlossene Tür geworfen, hinter der Arian noch immer ruhte. Abyss hoffte, dass es ihm wirklich so gut ging, wie Claudette gesagt hatte…

    Die Kriegerin erschien ein paar Stunden später und fragte sie nach dem aktuellen Stand. Abyss, die sich nun wieder erholt fühlte und deren Gedanken lediglich von Arians Wohlbefinden beschwert wurden, fragte auch mehrfach explizit nach dem Ritter, doch Claudette beruhigte die Elfe mit den üblichen Aussagen, denen Abyss langsam nicht mehr geneigt war zu glauben. Allerdings sprach die Rothaarige darauf von einer Arznei, welche Arian schneller helfen würde. Abyss horchte auf.

    Zusammen suchen wir schnell die Ingredienzen und tun so etwas gutes für den alten Krieger. Ich bin mir sicher, er würde das Gleiche für dich tun, keine Frage“.
    Natürlich würde er das tun… er hat gekämpft für mich. Er hat gesiegt für mich. Er wäre gestorben für mich, hallte es stimmenlos in Abyss Kopf wider.
    Was sagst du dazu? Bist du dabei? Für den guten Arian?
    Arian ist gar nicht so alt, finde ich…, protestierte Abyss kleinlaut, nickte aber auf Claudettes Vorschlag hin. Dann streckte sie ihre Hand aus und forderte die Liste mit den Ingredienzen, die Claudette ihr übergab. Abyss Augen wanderten über die krakeligen, pechschwarzen Buchstaben. Ihre Lippen bewegten sich und formten die Buchstaben, während sie die krummlinigen Hieroglyphen welche die Handschrift des Medicus bildeten, entzifferten. Dann stockte ihr der Atem und die Pupillen ihrer ohnehin schon großen Augen weiteten sich und verliehen ihr ein fast paretisches Aussehen.

    Ihr wollt einen stummen Barden herstellen…, sagte sie mit trockener Kehle.
    Arian kann vielleicht nie wieder laufen, wenn er die Salbe nicht bekommt!
    Claudette schien sich zu wundern, nickte dann aber wortlos. Abyss kletterte sofort aus dem Bett und rief: „Wir vergeuden Zeit! Ich sammle nur ein paar Sachen und dann können wir los!

    *

    Abyss Vorbereitungen dauerten etwa eine halbe Stunde, dann betrat sie den Vorhof der Kirche. Sie schaute zu ihrer Rechten und sah einen dunklen Fleck sandbestreuten Etwas auf dem Erdboden. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass es sich um Blut handelte und hoffte inständig, dass es nicht Arians sei. Auf dem Hof stand bereits Ser Emile. Der Templer trug seine übliche, adlig aussehende Kleidung, war mit Schwert und Armbrust bewaffnet. Er lächelte der kleinen Elfe zu, die ihrerseits den Bogen und den Köcher trug, den sie mit einigen, den Zielscheiben der Garnison entwendeten, Pfeilen gefüllt hatte. Neben Emile standen zwei Pferde, ein großer Schimmel, dessen lederner Sattel das Insigne der Templer aufwies und ein braunes Pferd mit weißer Blässe.
    Auch Claudette trat nun hinaus, gut gerüstete und scheinbar voller Tatendrang. Emile reichte ihr die Zügel des braunen Pferdes.

    Das ist Shoggot. Mein Geschenk an Euch und Ser Arian, ihr erinnert Euch? Ich hoffe, er wird euch ebenso treue Dienste leisten wie mir. Eine Dame aus vornehmen Hause die dazu das Schwert schwingt, als wäre sie dazu geboren worden ist des Reitens sicherlich mächtig dachte ich mir. Hier bitte sehr“.

    Ein Lächeln umspiele sein tugendhaftes Gesicht und mit verzücktem Blick beobachtete er, wie Claudette die Zügel ergriff und sie behände in den Sattel schwang. Die „Rüstung“ der Kriegerin ermöglichte ihr ein problemloses Sitzen in dem alten, aber guten Ledersattel. Abyss streckte ihre kleine Hand aus und Claudette zog die Elfe zu sich auf den Sattel, wobei die Pfeile im Köcher geräuschvoll klapperten. Auch Emile saß auf dem Rücken seines weißen Pferdes und ritt voraus. Gemächlich klapperten die Hufeisen über die gepflasterte Straße. Der Ort wirkte mit einem Mal wieder so friedlich, wie die kleine Gruppe ihn vorgefunden hatte. Träge summten ein paar Bienen zwischen den Sträuchern umher, welche sich der Sonne zugewandt an den Häusern hochzogen und die Sonne des Tages lächelte mit freundlicher Wärme auf sie hinab. Fast wäre es ein schöner Tag, wenn Abyss nicht hätte befürchten müssen, die einzige lebende Bezugsperson zu verlieren, die nun ohne Bewusstsein in einem Bett dahindämmerte, verzweifelt gegen eine Infektion ankämpfend, die mir keinem Schwert der Welt zu besiegen sei.

    So ritten sie eine ganze Weile, passierten das geöffnete, aber bewachte Westtor an dem die Soldaten sich ehrfürchtig vor Emile verneigten. Abyss wusste nichts über den Templer. Er war nett, fand sie. Er hatte für Arian in die Bresche springen wollen und auch Claudette schien ihm zu vertrauen. Doch im Prinzip wusste sie nicht, wieso die Männer sowohl der gemeinen Stadtwache als auch seine Ordensbrüder dem zugegeben hübschen Mann solchen Respekt entgegenbrachten. Abyss zuckte, für jeden Beobachter zusammenhangslos, mit den Schultern und dachte dass schöne Männer vielleicht immer bevorzugt behandelt wurden.

    Abyss beobachtete Claudette beim Ritt. Sie wirkte ein wenig angespannt, doch auch so, als wäre sie des Reitens durchaus Herr. Ihr üppiger Busen wogte sanft und Abyss verglich ihn gedanklich mit ihrem eigenen, geradezu Lächerlichen oder dem von Kommandantin Clementine, der zwar wohl geformt aber nur die Hälfte von Claudettes ausmachte. Es musste schwer sein, so einen großen Busen wie die Kriegerin zu haben und doch hatte sie in der Stadt so manchen Mann beobachtet, wie dieser sich den Hals verrenkte um einen Blick auf Claudettes Oberweite zu erhaschen. Das rote Haar der Reiterin hing lang und offen über ihre Schultern und korrespondierte auf beinahe majestätische Weise mit ihren grünen Augen. Alles in allem, entschied die Elfe, schien auch Claudette eine hübsche Person zu sein.

    Da der Ritt nun einige Zeit schweigend verlief, die Stadt hatte sich zu einem kleiner werdenden Gewirr spitzer Dächer über denen ein Schwall weißen Rauchs lag, der aus den vielen Lagerplätzen resultierte, zurückgezogen und die Straße von Pflastersteinen in einen aus festgetretener Erde bestehenden Pfad gewandelt, beschloss Abyss ein wenig Unterhaltung einzubringen und schnitt das Thema, dass sie nun schon den schaukelnden Ritt über beschäftigte an.

    Claudette…, ihr fiel gar nicht auf, dass sie über das Lady Vance nun schon hinaus war: „… Ihr seid ja sehr hübsch. Würdet Ihr sagen, dass ihr dadurch eine einfacheres Leben habt, als eine normale Frau?

    Claudettes Mund klappte auf und Verwirrung über diese ungewöhnliche Frage, wie auch Belustigung betraten ihr Gesicht. Auch Emile lachte laut und ließ sein Pferd nun neben Claudette traben, die noch immer ihre Gedanken sammelte.
    Die Kleine hat Recht, Lady Vance. Ihr seid sehr hübsch. Streitet nicht ab, dass Euer Anmut den der normalen, fereldrischen Dame bei weitem schlägt!“
    Abyss nickte zustimmend und wartete auf die Antwort.
    Wenn man es dadurch nämlich leichter hat, dann will ich auch hübsch werden!
    Wieder lachte Emile und auch Claudette stimmte mit ein. In ihrer Stimme schwang etwas Erleichterung mit, dass die Frage sich vermutlich erübrigt hatte.
    Aber, aber, kleine Elfe. Du bist doch schon sehr hübsch“, sagte Emile und zwinkerte Abyss zu, die plötzlich rot wurde und verlegen lächelte.

    Alle Elfendamen sind hübsch, das liegt in ihrer Natur“, fuhr Emile fort, setzte bei Abyss abflauender Röte jedoch nach: „Aber du bist natürlich besonders liebreizend“.
    Wieder schoss die Röte in Abyss Wangen und sie drehte sich scheu weg. Emile griente Claudette an, die sich ebenfalls amüsierte. Vielleicht würde Abyss ja später eine Antwort von Claudette erhalten, doch für den Moment versuchte sie die Verlegenheit vor den beiden Reitern zu verbergen.

    Die erste Zutat war leicht gefunden. Dicke Büsche voller Lavendel säumten eine alte, überwuchterte Erdwallanlage, die in vergangenen Tagen vielleicht einmal zu einer Befestigung gehört hatten. Abyss rupfte ein paar Stängel des Gewächses heraus und verstaute sie in einem von Emile mitgebrachten Jutesack.
    Für den weißen Germer müssen wir möglichst nasse Stellen finden… etwa ein Moor oder eine geflutete Wiese, erklärte Abyss.
    Baumharz sollte nicht schwierig werden, da dort kein besonderes verlangt wird. Die Nug finden wir bestimmt in einer Höhle, wo wir auch gleich das Wilderz finden können… und nach demNachtschatten können wir am Wegrand Ausschau halten. Haltet die Augen nach einer weißen, sternenförmigen Pflanze mit gelben Stempel offen".

    Um einen genaueren Blick werfen zu können rutschten die Drei aus ihren Sätteln und führten die Pferde an der Trense weiter, während sie mehr oder weniger gemächlich schlenderten. Sie kamen zu einer verwucherten, dachähnlichen Verzweigung verschiedenster Gewächse, darunter welche mit Dornen, deren lange Ranken sich ineinander verflochten und so einen tunnelartigen Durchgang vor ihnen öffneten, gerade groß genug, dass die Pferde hindurch passten. Claudette und Emile mussten sich jedoch ducken und auch Abyss zog den Kopf etwas ein, wenn auch nur zur Vorsicht. Von der Decke dieses mystischen Durchgangs blühten dutzende bunter Blüten und die unzähligen Auswüchse der Pflanzen knatschten hölzern, während sie sich mit gesunder Vitalität zu winden schienen.

    Da, Nachtschatten!, rief Abyss und pflückte vorsichtig einer der Pflanzen zu ihren Füßen. Wie auf Kommando zuckten alle Blüten in diesem seltsamen Tunnel, als Abyss die Pflanze abriss. Die Blüten zogen sich zusammen, verbargen ihre Köpfe. Eine merkwürdige Reaktion… Abyss war unwohl und entschuldigte sich murmelnd bei dem Gewächs. Sie erklärte der Pflanze neben sich, dass sie damit jemanden retten wolle, den sie sehr gern habe. Emile beobachtete die Handlung der Elfe mit fast entdeckerischer Neugier und als die Pflanze sich plötzlich wieder öffnete zuckte er fast zusammen. Der Tunnel hellte auf, als auch die anderen Pflanzen ihre Pracht wieder offenbarten und das einfallende Tageslicht, das schwerfällig durch das Gewirr aus Ranken brach, in hundert verschiedenen Farben aufleuchten ließ.

    Sie ließen den Tunnel hinter sich und kamen in einen dichten Wald voller dünner, aber schöner Bäume. Die Sonne warf ihre goldenen Strahlen durch das Blätterdach und erleuchtete bestimmte Stellen in fast heilig wirkendem Glanz. Ein großer von der Sonne beschienener Bereich war zum Beispiel ein Plateau grünen Krautes mit weißen Blüten, ein weiterer ein mächtiger uralt wirkender Stein von drei Metern Höhe und sicherlich fünf Meter im Durchmesser, der majestätisch aus der Landschaft ragte.
    Ich wette da wohnen Wichtel oder Gnome!, sagte Abyss mit gewissem Respekt. Emile rief die Elfe zu sich und reichte ihr einen Dolch.
    Was ist das?, fragte diese.
    Ein Dolch, Abyss. Er gehört dir!“
    Abyss zog die Klinge vorsichtig aus der roten Lederscheide, die mit schwarzer Schnurr umwickelt war.

    Die Waffe lief nicht wie gewohnt als breite Schneide, sondern begann sich von dem Heft an zu einer an einen Reißzahn erinnernde Spitze zu verjüngen. Auch war nur eine der beiden Seiten geschliffen. Es war klar, dass diese Waffe zum durchstoßen von Kettenpanzern oder Schwachstellen in der Rüstung eines Feindes benutzt wurde.

    Man weiß ja nie…“, sagte Emile und gab Abyss, die keinen Gürtel hatte, eine weitere Schnurr aus Flachs die mit drei silbernen Kordeln durchzogen war. Abyss dankte ihm und befestigte den Dolch an ihrer schmalen Hüfte. Claudette schaute Emile fragend an. Als Abyss außer Hörweite war erklärte der Templer: „Das war eine der Waffen von dem Söldner Loki. Sein Körper wird verbrannt, seine Gegenstände gehen in den Besitz der Stadt über. Ich habe mir einen der Dolche für Abyss mitgenommen. Ich dachte das ist das mindeste, was der Bastard der Kleinen schuldet“.
    Sie gingen weiter, während Abyss in einiger Entfernung nach den anderen Zutaten die Augen offen hielt.

    Mylady, versteht mich nicht falsch aber… so wie Abyss gerade mit den Pflanzen sprach und sie… reagierten. Ich weiß beim Erbauer mehr über die verschiedenen Schattierungen der Welt, als die meisten Anderen, doch muss ich als Templer fragen: habt ihr bei Abyss jemals magische Begabungen gesehen? Hat sie Zauber gewirkt?“
    Er sah Claudette durchdringend an und erwartete eine ehrliche Antwort. Seine eisblauen Augen würden jede Lüge durchschauen, davon war auszugehen. Doch Claudette verneinte, worauf der Templer nickte und das Thema nicht weiter behandelte.
    Ich vertraue Euch, Claudette“, war alles, was er sagte.

    Weder Emile noch Claudette noch Abyss sprachen während sie eine Weile dem immer verschlungener werdenden Pfad folgten. Zu ihrer linken offenbarte sich dann jedoch ein See dessen Ufer mit Lilien und Rosen gesäumt war und aus dessen Zentrum sich eine kleine verträumte Insel mit einem einzelnen Apfelbaum erhob.

    Hier finden wir sicherlich den weißen Germer!, brach es euphorisch aus Abyss hervor. Sie stürzte los und tapselte durch die hohen Farngewächse, die ihre den Weg zum See versperrten, den Blick immer auf ihre Füße gerichtet. Emile und Claudette befestigten die Pferdezügel an einem der zahlreichen Bäume und begannen ebenfalls nach der Pflanze Ausschau zu halten.
    Ein hochgewachsener Strauch mit vielen weißen Blüten!, rief Abyss quer über die Lichtung.
    Hab Dank!“, riefen Emile und Claudette gleichzeitig, was Abyss ein Grinsen abrang.

    Die Suche gestaltete sich als schwieriger als gedacht. Abyss wischte die hohen, bauschigen Gewächse beiseite, die wie riesige Blätter wippten und ihr die Sicht auf die kleineren Pflanzen versperrten. Der Boden wurde zunehmend feuchter und gab schmatzende Geräusche von sich, wenn sie ihre ohnehin schon hässlichen Stiefel aus ihm befreite. Auch Claudette und Emile suchten nun schon sicherlich zwanzig Minuten erfolglos.
    Der Templer trat an Claudette heran.
    Mylady“.

    Die Kriegerin wandte den Blick vom Boden ab und schaute zu dem Leutnant.
    Emile hielt Claudette eine feuerrote Rose hin.
    Nicht, was wir suchen, schätze ich. Doch erinnerte sie mich derart an euch, dass ich sie einfach haben müssen. Das flammendrote Haupt, die verhaften Dornen… so schön und doch so kompromislos gefährlich. Ein Mann wäre unermesslich reich, fände er eine solche Rose und könnte sie behalten. Doch diese gebührt euch, Mylady“.
    Er zwinkerte. Dann nahm er Claudettes Hand. Sie wehrte sich nicht, ließ es geschehen. Vielleicht aus Neugierde, vielleicht aus Überraschung. Vielleicht, weil sie es wollte. Vorsichtig strich er ihre Handfläche, dann legte er den Rosenstiel hinein und schloss die Hand, bedacht darauf, dass die Dornen nicht Claudettes Haut stachen.
    Ich kenne diesen Ort hier von Erzählungen der Bewohner Ecksteins. Sie nennen ihn den See der blühenden Herzen. In vergangenen Tagen kamen liebende Paare hierher und es heißt, wenn sie sich nahe diesen Ufers küssten, würde das Glück sie stets begleiten… solange sie zusammen sind“.
    Er trat dichter an die Rothaarige heran.
    Glaubt Ihr an so etwas, Mylady? An Glück und die Wirkung eines Kusses?“

    Abyss beobachtete die Szenerie aus den Augenwinkeln. Irgendwie fand sie es herzerwärmend, wie die beiden dort standen. Zudem war Emile, wie sie ja bereits festgestellt hatte, ein stattlicher Mann. „Claudette könnte es wirklich schlechter treffen“, dachte sie bei sich, fand jedoch, dass ihr beobachten unangebracht sei und entfernte sich etwas von den Beiden. Sie gelangte an einen flachen Abhang, der von dem See der offenbar höher gelegen war, auf eine weitere kleine Lichtung zeigte. Und auf dieser Lichtung, Abyss erschrak fast, befanden sich seltsame Wesen. „Gnome!“, schoss es ihr zuerst durch den Kopf. Doch bei genauerer Betrachtung stellte sie fest, dass es sich um Zwerge handelte. Die langen, vollen Bärte, die Waffen und Rüstungen und ihre kleinen, aber muskelbepackten Körper. Sie saßen um ein kleines Lagerfeuer und schienen allen Anschein nach Bier zu trinken und zu diskutieren. Vorsichtig näherte sich die Elfe der Gesellschaft.

    Ich hab dir doch gesagt, hier gibt es keine Dalish, Owen!“, grummelte ein ungewöhnlich muskulöser Zwerg mit geflochtenem, schwarzem Bart. Seine Stimme war tief und brummend und wirkte irgendwie seltsam, betrachtete man die geringe Größe des Volkes.
    Nur weil du keine gesehen hast, bedeutete das nicht, dass es hier keine gibt!“, widersprach der andere, der offenbar Owen hieß und der auf einem Stammrest saß, ein etwas weniger muskulöser Artgenosse dessen lange hellrote Haare in einem Zopf zusammengefasst wurden, der jedoch hinter dem Lederhaarband wieder auffächerte und den ganzen, Abyss zugewandten, Rücken bedeckte. Neben Owen stand eine mannshohe Streitaxt.

    „Willst du etwas sagen, dass ich blind bin?“, fuhr ihn ersterer an.
    Hört auf zu streiten!“, fuhr da ein weiterer Zwerg dazwischen. Sein Gesicht wirkte jung, mit einer großen etwas hackenförmigen Nase und einem breiten, von einem hellbraunen Bart bedeckten Kinn. Auch seine schulterlangen, vollen Haare waren in diesem Braunton gehalten. Sie fielen auf einen Harnisch aus reinstem Silberit und über seine muskulösen Oberarme spannten sich die Ärmel eines Kettenhemdes.
    Bist du sicher, dass es hier weiter nach Norden geht, Bors?“, fragte der Gepanzerte den Schwarzhaarigen. Dieser nickte.
    Und wieso haben wir dann den Pfad aus den Augen verloren?“

    Der Andere grummelte etwas Entschuldigendes. Abyss Augen wanderten zu den anderen Mitgliedern des Lagers. Sie alle waren Zwerge und alle schienen mittleren Alters zu sein. Die meisten trugen Rüstungen und in einer Ecke des Lagers sammelten sich dutzende Waffen. Dann fiel Abyss Blick auf drei, auf eine Stange gespießte und über das Feuer gelegte Nug. Ihre Augen hellten auf. Das waren bestimmt Wildnug! Vielleicht hatten die Zwerge ja noch etwas Leber übrig, oder wussten zumindest, wo man welche fand.
    Abyss trat aus dem Gebüsch hervor.

    Entschuldigt bitte, Mylords!, rief sie. Die Zwerge zuckten vor Schreck zusammen und der Rotschopf fiel bei seinem Versuch sich in Sicherheit zu bringen von dem Holzbalken. Sofort klirrte es, als Klingen und Äxte gezogen wurden und sich die Zwerge skeptisch der sich näherenden Elfe zuwandten. Abyss müsste lächeln, als ihr auffiel, dass jeder der Bärtigen kleiner war, als sie selbst. Das war ihr noch nie passiert, dass sie die größte Person in einer Ansammlung war.

    Ich hab es doch gesagt! Ich hab doch gesagt es gibt Dalish hier!“, rief Owen triumphierend. Abyss lachte belustigt.
    Aber nein, ich bin keine Dalish“.
    „Keine Dalish? Spitze Ohren, ein Bogen, im Wald? Also wenn ihr keine Dalish seid, dann bin ich kein Zwerg!“
    , beharrte der Rotschopf, der den Griff um seine Streitaxt lockerte.
    Abyss öffnete den Mund, wurde aber von dem offensichtlichen Anführer, dem braunhaarigen Jüngling unterbrochen.
    Wenn du keine Dalish bist, was bist du dann?“
    Verwirrt ob der Frage trat Abyss noch einen Schritt vor, was die Zwerge geräuschvoll zusammenrücken ließ.
    Ich bin schon eine Elfe, aber ich komme aus einer kleinen Stadt hier am Waldrand“, erklärte sie geduldig. Der Zwerg trat vor. Abyss konnte nun sehen, dass er blass-blaue Augen hatte, die unter dicken Augenbrauen hervorstachen.

    Wie alt bist du, Kleine?“, fragte er verunsichert. Abyss schaute ihn trotzig an. „13! Wieso?
    „Kleine Elflinge sollten nicht alleine im Wald sein! Es ist zu gefährlich!“
    Ich kann schon auf mich selbst aufpassen!, antwortete Abyss widerspenstig. „Außerdem bin ich nicht allein. Meine Freunde sind da Oben beim See. Ich wollte auch nur fragen, ob das da“, sie deutete auf die gebratenen Nug: „Wildnug ist!

    Die Zwergenköpfe nickten alle einstimmig und ein summendes, bejahendes „Mmhh“ ging von ihnen aus. Die Schwerter und Äxte der Gesellschaft verschwanden bei dem Thema essen und der Braunhaarige deutete auf das Lagerfeuer: „Möchtest du etwas? Wir haben genug“.
    Habt ihr noch rohe Nugleber?, fragte Abyss, worauf die Zwerge angewidert das Gesicht verzogen.
    Isst man das so hier an der Oberfläche? Ist ja widerwärtig!“, schimpfte Owen, handelte sich jedoch einen strengen Blick des Anführers und ein „Scht!“ diesen ein.
    Verzeiht meine Freunde hier. Sie sind die Essgewohnheiten hier Oben noch nicht gewohnt“.
    Nun verzog Abyss das Gesicht.
    Rohe Leber? Iiiih, sie schüttelte sich. „Nein, ich brauche sie für ein Rezept für eine Medizin.
    Tut mir Leid, Kleine, aber das haben wir nicht
    Wo habt ihr sie denn gefangen?
    „Es gibt eine kleine Höhle etwa zwanzig Minuten zu Fuß von hier. Dort gibt es einige Wildnug. Du solltest also Glück haben“
    , erklärte der Anführer und deutete mit ausladender Handbewegung die Richtung in welche die Höhle lag an.
    Danke! Ich bin übrigens Abyss!
    „Sehr erfreut Abyss. Ich bin Hauptmann Hagar“
    .
    Shepard Commander ist offline
  3. #83
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Flüchtlingslager • Ein Blick zurück

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „Es ist eine gute Frage: Wenn er nicht hier war, wo war er dann? Ist er nicht angekommen? Hat er nicht Halt gemacht und ist als Späher vorausgeritten? Ich weiß nicht einmal, wenn er hier angekommen ist!“ Glandis versuchte zu verstehen, konnte es aber nicht. Sie verkniff sich die Bemerkung, dass sie ihren Vater auch all die Jahre suchte, es aber manchmal einfach nicht so dringend war. Es hatte sich so ergeben. Und bei dem, was sie bisher von Aril erfahren hatte, wäre sie auch ausgerissen. Doch das wiederum getraute sie sich nicht zu sagen. Es war ja nicht ihr zu Hause. Deshalb sagte sie: »Aril, wenn er hier gewesen sein sollte, finden wir es heraus.« Doch die nachfolgende Frage irritierte die Dalish, denn ihre Erinnerungen waren wieder hergestellt. Zumindest glaubte sie das. „Also gut, wo fangen wir an? Wo war das Soldatenlager?“

    Sie musste sich große Mühe geben, um Aril nicht zu belehren. Wo um alles sollte hier in den Wäldern Fereldens so ein Lager herkommen? Man sah es doch auf einem Blick, es war keine Struktur vorhanden. Weder bei den Zelten, den wenigen Hütten, der Befestigung. Deshalb sagte sie:»Mich wundert es, dass sie überhaupt ein Tor hatten. Schau dich um. Es ist ein Sammelpunkt, wo durch die nah gelegene Straße, der kleinen Senke hier im Wald die Leute einfach Schutz gesucht haben. Wenn die ersten Zelte stehen, kommen noch weitere hinzu. Es muss hier für Ferelden einen spirituellen Ort geben. Ein alter Mann wollte da drüben …« sie zeigte auf ein nah gelegenes Waldstück … »an einen Opferstein eine Ziege dem Erbauer schenken. Es waren ein guter Teil Templer hier. Ich habe auch einen Stand gesehen, wo es Essen gab. Er müsste dort hinten sein,« sagte Glandis und schaute in die gedachte Richtung.

    »Es gab auch einen, der hatte alte Bücher, Schriften, Schriftrollen dabei. Was der hier mit so einem Kram wollte? Nun es sah schon wie ein kleiner Marktplatz aus. Es gab ein einziges festes Gebäude. Dort hatten sie einen Qunari in einem Käfig gefangen. Ja einige Hütten aus Holz gab es auch.« berichtigte Glandis ihre Erzählung.

    Sie schaute zu Aril und fragte: »Wollen wir von der Mitte aus anfangen, dort bei dem Eselskarren oder von hier aus und im Kreis laufen?«

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (12.03.2015 um 17:26 Uhr) Grund: verlinkt
  4. #84
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    [Bild: AvatarAreion.png]Kaum hörbar landete er auf dem kleinen Balkon vor ihrem Fenster. Leise klopfte er an die Scheibe und fast sofort wurde es geöffnet. "Da bist du", stellte sie mit ihrem Mädchenlächeln fest und trat zur Seite um ihn einzulassen. Areion ließ den Blick vorsichtig durch ihr Zimmer schweifen, bevor er sich durch das Fenster schwang. "Ist es sicher? Ich glaube ich habe Euren Vater heute noch gesehen", fragte er misstrauisch. Doch sie tänzelte längst zu ihrem Bett und setzte sich auf das blaue Laken. "Er ist auf ein Fest eingeladen, das heißt wir haben viel Zeit bis er Heim kommt."
    Areion nickte etwas abwesend, dann musterte er sie: Ein junges Gesicht, braunes welliges Haar, dunkelbraune Augen. Sie war erst zarte 17, doch genauso gierig wie seine anderen Damen: einsame Witwen, Ehefrauen, die verheiratet worden waren und ihren Mann nicht liebten - oder deren Mann sich nicht für sie interessierte, Frauen deren Männer viele Monate auf Reisen waren oder sich mit anderen vergnügten. Manche wünschten auch einfach eine 'exotische Abwechslung', wie sie es nannten. Es spielte keine Rolle, sie alle waren sehr lange Zeit abstinent gewesen und Areion gefiel es, sie zu erlösen.
    Unter den Frauen der Elite Gwarens war er vielleicht so etwas wie ein Geheimtipp. Jedenfalls hatte er sich nie anbiedern müssen, auf der Straße oder gar in einem Bordell, und sicherlich hätte er so etwas dann auch nicht getan. Egal wie andere ihn nennen mochten: männliche Hure, Stricher, Liebesknabe ... er selbst sah diese gelegentlichen Abende eher als Gelegenheits-Affären mit finanzieller Unterstützung.

    "Habt Ihr ...", begann er und die junge Frau nickte sofort. Sie griff nach etwas Glänzendem, ging zu ihm hinüber und legte es in seine geöffnete Hand, nicht ohne wie zufällig über seinen Arm zu streichen. Zwischen seinen Fingern lag ein offensichtlich wertvolles Medaillon, mit bunten, glänzenden Steinchen besetzt. Sie zahlten oft mit Schmuck. Es fiel nicht auf, denn davon hatten sie viel. Im Gegensatz zu baren Münzen. Die waren meist Männersache. Er verstaute sie sicher in seinen Taschen, während sie ihn schon erwartungsvoll beobachtete. Es bedurfte keiner Worte: er ging den letzten Schritt auf sie zu, griff sanft aber bestimmt nach ihrem Nacken und begann sie zu küssen.

    ***

    Ihre Welt verkleinerte sich auf die fast schon zu weiche Matratze und das blaue Laken des Bettes. Dass da jemand auf der Treppe war bemerkten sie daher erst, als die Tür mit einem lauten und splitterndem Krachen aufflog.
    Ehe er überhaupt schalten konnte, wurde Areion gepackt und vom Bett gerissen. Unsanft landete er auf dem Boden, dann traf eine Faust sein Gesicht, begleitet vom Aufkreischen der jungen Frau. "WAS SOLL DAS HIER WERDEN!?" Der junge Elf starrte in das wutentbrannte Gesicht des Kaufmanns, der sich eigentlich gerade auf einem Fest befinden sollte. "Hast du geglaubt dich hier reinschleichen zu können, ohne dass du gesehen wirst???"
    Areion schmeckte Blut, wo er sich beim Schlag auf die Zunge gebissen hatte. Er spuckte es aus. Ein schneller Blick zum Bett zeigte ihm dass seine Tochter mit entsetzen Blick ein Kissen griff um ihre entblößten Brüste zu bedecken. Sein Glück dass sie noch gar nicht soweit gekommen waren.

    "Wage es nicht, sie anzusehen!" Erneut schlug eine Faust in seinem Gesicht ein und während sein Kopf zu Seite ruckte, war er wieder da. Er sprang er auf die Beine und spuckte mehr Blut aus. Doch bevor er auch nur an Flucht denken konnte, wurde er am Kragen gepackt.
    "Sie ist meine Tochter du kranker elfischer Bastard!" Sein weingeschwängerter Atem schlug ihm ins Gesicht. Er war sich sicher, auch Knoblauch zu riechen, als er mit Wucht gegen die Wand gedrückt wurde und es ihm so kurz den Atem raubte. "Ein jungfräuliches junges Mädchen, und du wagst es ... !"
    Selbst wenn er gekonnt hätte, Areion hätte sich diese Antwort gespart. Die für ihren Vater so heilige Jungfräulichkeit hatte er ihr bereits vor vier Monaten genommen. Auf ihren Wunsch. Statt dessen starrte er zurück in diese vor Wut kochenden Augen und wartete ab. Schließlich wurde er für dem dritten Faustschlag losgelassen. Doch dieser endete, von einem wütenden Schnaufen des Menschen begleitet, in der Wand, statt im Gesicht des Elfen. Denn dieser hatte sich schlichtweg geduckt und war bereits auf dem Weg zum Fenster, als der wütende Vater seine schmerzende Hand ausschüttelte.
    Dadurch drehte er sich nur verzögert zu Areion und eilte ihm nach, doch ein wohl gezielter Tritt gab dem Elfen genug Zeit um sich auf das Dach zu retten.
    "Ich krieg dich du dreckiges Stück Elfenpisse! Ich lasse die ganze Stadt nach dir absuchen! Und wenn ich dich habe dreh ich dir eigenhändig den dürren Hals um!" Mit diesen Worten im Ohr sprang Areion auf das Dach des Nachbarhauses. Wenn das Mädchen klug war, würde sie ihrem Vater etwas von Vergewaltigung erzählen. Doch ihr Schicksal lag nicht bei ihm.

    ***

    Während er über Dächer und durch Gassen floh, arbeitete sein Hirn. Areion hatte keinen Zweifel daran, dass der Mensch seine Drohung wahr machen würde. Niemand würde etwas sagen, wenn ein Stadtelf hingerichtet oder ermordet wurde, egal wie brutal. Und er hatte das dumpfe Gefühl, dass es kein schneller Tod sein würde.
    Verstecken hatte keinen Zweck: sie würden zur Not das ganze Gesindeviertel auseinander nehmen um ihn zu finden. Und dann ...
    Wenn sie herausfanden, dass er Mutter und Schwester, dazu einen kaputten, wehrlosen Vater hatte ... Er wusste genug über Shems um sich Sorgen zu machen. Es gab nur eine Lösung: weg hier! Und zwar wenn möglich für eine sehr, sehr lange Zeit.

    Er hatte das Gesindeviertel erreicht. Je später die Nacht wurde, desto frischer wurde es. Ein Blick auf seine Kleidung verriet ihm auch, wieso es ihn fröstelte: Hemd und Weste hingen immer noch geöffnet an ihm herab - halb ausgezogen wie er gewesen war, als sie unterbrochen worden waren. Er knöpfte es rasch zu, als er durch die schlammigen Straßen des Gesindeviertels schlich.
    So leise wie möglich strebte er zur Hütte, die er seiner Familie zusammengespart hatte. Drinnen lauschte er auf ein Zeichen, ob seine beiden Mädchen schliefen. Ihr regelmäßiges Atmen und ein leises Schnarchen bestätigten ihm das, und so griff er nach Schwert, Dolch und begann eilig drei, vier weitere Dinge zu packen.

    "Was ist los?", hörte er schließlich die leise Stimme seiner Schwester. Er schloss bestürzt die Augen: er hatte heimlich gehen wollen, damit sie nichts wussten, außer Gefahr waren.
    "Schhhht", macht er leise und warf einen besorgten Blick zum Bett seiner Mutter herüber, doch die war dem Erbauer sei Dank immer noch tief am schlafen. Dann ging er zur kleinen Miamiel und kniete sich neben ihr Bett, sodass er mit seinem Gesicht ganz nah an ihrem war.
    "Ich muss fortgehen, um euch zu schützen." Sie sah ihn blinzelnd an. "Du blutest", stellte sie fest, doch ihr Bruder legte ihr einen Finger auf die Lippen. "Mir geht es gut." Er versuchte ein Lächeln, wurde aber schnell wieder ernst.
    "Hör zu: ich muss mich für lange Zeit verstecken. Ich habe etwas Geld hinter einem losen Stein in der Küche versteckt. Das wird euch helfen." Sie nickte verschlafen. Er drücke der Kleinen einen Kuss auf die Stirn.
    "Bleib tapfer und passt auf euch auf!", beschwor er sie und griff nach seinem Gepäck. Dann huschte er ohne einen Blick zurück aus der Stadt ...
    Glorichen ist offline Geändert von Glorichen (04.03.2015 um 21:12 Uhr)
  5. #85
    Legende Avatar von Annalena
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    Talorr

    Arwan

    [Bild: Char_Yonice.png]

    Yonice hörte die Einwände von Talorr und sah, wie beunruhigt er sich umsah. Er schien sich gut auszukennen und obwohl es ihr ganz und gar nicht gefiel in dem Unwetter weiterzuziehen, sollte sie wohl auf ihn hören. Auch sie bekam jetzt ein ungutes Gefühl und ihre rechte Hand ging vorsichtig zum Griff ihrer Waffe. Er wandte sich gerade dem jungen Mann zu als sie ihn ansprach. „Ihr habt Recht, Talorr, mir gefällt es nicht, aber…“

    Sie wurde unterbrochen als plötzlich ein Blitz ziemlich nah von ihnen einschlug. Der Magier rief etwas von Dämonen und mit einem geübten schnellen Handgriff zog sie ihr Schwert und aktivierte sofort die Feuerrune. Sie tat all das während sie sich blitzschnell umdrehte. Obwohl die Wolken den Tag verdunkelten war es nicht dunkel genug um nichts erkennen zu können und die junge Frau sah nichts, was ein Dämon sein könnte. „Arwan, was habt Ihr gesehen?“

    Doch der junge Mann rannte in die Hütte ohne etwas zu sagen. Leise fluchte sie vor sich hin, verärgert über seine unbedachte Handlung. Yonice senkte ihre Aufmerksamkeit nicht als sie den anderen Qunari ansah und mit einer Kopfbewegung zu der Hütte deutete. Sie selbst war erfahren genug um nicht sofort loszustürmen, doch sie wollte den Magier nicht zu lange allein lassen. Wer weiß ob die Hütte leer war. „Wir sollten ihm folgen. Vorsichtig“, sagte sie leise. "Soll ich allein gehen oder begleitet Ihr mich?" Yonice wartete ab, ob Talorr zusammen mit ihr die Hütte betreten wollte oder ob sie allein gehen musste. Sie hoffte, dass der Qunari sich nicht zu lange Zeit ließ mit seiner Entscheidung.
    Annalena ist offline
  6. #86
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Überlegung ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]
    Aril fühlte sich getröstet, als die Elfe ihr sagte: »Aril, wenn er hier gewesen sein sollte, finden wir es heraus.«
    Glandis war eine Jägerin. Sie war gut im Spuren lesen. Sie konnte in der Natur all das, was Aril nicht konnte. Daher nickte sie zuversichtlich.
    Glandis unterdessen deutete auf die unterschiedlichen Richtungen und erklärte: »Mich wundert es, dass sie überhaupt ein Tor hatten. Schau dich um. Es ist ein Sammelpunkt, wo durch die nah gelegene Straße, der kleinen Senke hier im Wald die Leute einfach Schutz gesucht haben. Wenn die ersten Zelte stehen, kommen noch weitere hinzu. Es muss hier für Ferelden einen spirituellen Ort geben. Ein alter Mann wollte da drüben an einen Opferstein eine Ziege dem Erbauer schenken. Es waren ein guter Teil Templer hier. Ich habe auch einen Stand gesehen, wo es Essen gab. Er müsste dort hinten sein. Es gab auch einen, der hatte alte Bücher, Schriften, Schriftrollen dabei. Was der hier mit so einem Kram wollte? Nun es sah schon wie ein kleiner Marktplatz aus. Es gab ein einziges festes Gebäude. Dort hatten sie einen Qunari in einem Käfig gefangen. Ja einige Hütten aus Holz gab es auch.«
    Aril folgte den Blick und Gesten und ein altes Schaudern überfiel sie, als sie bemerkte, dass dies wirklich nur ein Stützpunkt der gröbsten Art war. Hier gab es sicherlich keine Künstler, Maler oder Kleiderhändler. Es war hier ums nackte Überleben gegangen und wenn man zu mehreren war, bot sich ein Lagerpunkt aus Gründen der Sicherheit an. Dass ein Schmied seine Rüstungen loswurde und ein reisender Buchhändler versuchte, seine Schriften unter die Verzweifelten zu bringen, war völlig klar.

    »Wollen wir von der Mitte aus anfangen, dort bei dem Eselskarren oder von hier aus und im Kreis laufen?« [/QUOTE]
    Aril überlegte kurz.
    Sie sah sich alles gerne aus der Nähe an. Sie war neugierig, ob sie nicht doch noch etwas nützliches - oder vielleicht Wertvolles - finden würden. Daher bot es sich eher an, näher an die einzelnen Plätze heranzugehen. Sie sagte es Glandis und setzte hinzu: "Vor allem das mit der Ziege erstaunt mich. Von so etwas habe ich noch nie gehört. Andraste opfert man doch Blumen oder guten Wein, aber eine Ziege? Naja, vielleicht hatte er nichts anderes. Oder er glaubt an die heidnischen Götter..." Zu spät fiel ihr ein, dass Glandis wohl auch nicht gerade an Andraste glauben würde. Oder doch?
    Unsicher sah sie die Elfe an, denn einen Streit aufgrund von Gottheiten zwischen Mensch und Elf - dazu war es zu früh, definitiv.

    "Also, ähm, zum Karren?"
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  7. #87
    Deus Avatar von VRanger
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    vorheriger Post: Ein Blick zurück ~ Antwort von: Aril

    Glandis | Flüchtlingslager • Ein alter Mann und seine Ziege

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Auf ihre Frage: »Wollen wir von der Mitte aus anfangen, dort bei dem Eselskarren oder von hier aus und im Kreis laufen?« antwortete Aril: „Also, ähm, zum Karren?“. Glandis hatte zu vor noch gehört: „Vor allem das mit der Ziege erstaunt mich. Von so etwas habe ich noch nie gehört. Andraste opfert man doch Blumen oder guten Wein, aber eine Ziege? Naja, vielleicht hatte er nichts anderes. Oder er glaubt an die heidnischen Götter ...“

    Sie hielt inne und sagte: »Aril, glaube mir, es war ein groteskes Bild. Ein alter Mann zieht eine klapprige, alte Ziege hinter sich her. Die sperrt sich, wo sie nur kann. Die Ziege war so alt, dass sie in einem Flüchtlingslager überleben konnte. Zäh, ja zäh. Man sah es an den Knochen, die überall nur vom Fell bedeckt waren. Doch der Alte lies sich nicht abbringen. Ich habe ihn ja getroffen, als ich auf meinen Spähgang los bin. Habe ich gefragt was er mit der Ziege, will: „Wo wollt Ihr hin mit dem Tier?“« Sie schaute zu Aril, die aufmerksam zuhörte. So erzählte die Dalish weiter: »Zum Opferstein sagte er mit einer Überzeugung, die selbst mich überrascht hatte und es war ein Ton von Entrüstung dabei. Ich hatte ihm geantwortet, dass ich hier fremd sei. Daraufhin entspannte er sich etwas und die Ziege bekam wieder Luft, weil er den Strick etwas nachließ. Er hatte dann noch gesagt: „Im nahen Wald ist ein Opferstein und er wolle zum Erbauer beten.“ Dann musste ich weiter und habe ihn aus den Augen verloren. Ich habe den alten Mann nie wieder gesehen, aber den Opferstein auch nicht. Es war ein sehr merkwürdiger Moment.«

    Die Dalish griff der Adligen nach der Schulter und sagte selbst mit einer überraschten Weise: »Aril, es war das erste, an was ich mich nach dem Kampf mit den Hurlocks auf dem Schlachtfeld erinnern konnte. Danach hatte ich mich gefragt, warum ich nicht aufstehen kann.« Sie löste die Verbindung und erklärte zu Aril: »Dann lasse uns zu dem Karren gehen. Vielleicht verrätst Du mir auf den wenigen Schritten an Weg, was für Beute du zu finden hoffst.«

    nächster Post: Eine Wunschliste
    VRanger ist offline Geändert von VRanger (08.03.2015 um 07:27 Uhr) Grund: verlinkt
  8. #88
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    vorherige Posts: Walla, Maeya'alinh, Gisele,

    [Bild: Walla_100P.png]
    "Ein Templér…", murmelte Gisele vor sich hin, wobei sie den Blick nicht von debn Flammen nahm. Und noch einmal: "Ein Templér…" Die Essschüssel zitterte leicht in ihrer Hand. Langsam kehrte die Erinnerungen zurück.
    Walla sah sie besorgt an. Was würde passieren, wenn sie sich wieder an jede Einzelheit erinnerte? Würde sie wieder zornig werden? Würde der Streit, den Wallas Spezialgetränk gestern glücklicherweise verhindert hatte, nun unausweichlich eskalieren? Würde sie doch auf die Idee kommen, Maeya'alinh an die Templer ausliefern zu wollen? Immerhin hatte sie ja ein recht inniges Verhältnis zu diesen Blechheinis, wenn Walla das richtig mitbekommen hatte.
    Wie durch Zauberei lag ihre Hand bereits wieder auf der Flasche. Doch diesmal zog sie sie energisch weg. Nein, der Schnaps war keine wirkliche Hilfe. Nicht in diesem Fall. Selbst wenn sie Gisele überreden könnte, sich erneut volllaufen zu lassen, so hätten sie damit bestenfalls ein paar Stunden gewonnen. Und genau genommen war der Alkohol für solche Spielchen auch viel zu schade. Wer wusste schon, wann sich die Gelegenehit ergeben würde, Nachschub zu beschaffen.
    Walla legte die sauber ausgekratzte Schüssel beiseite, leckte den Löffel noch einmal ab und wandte sich dann an die Menschenfrau: "Ja, ein Templer", begann sie in einem Ton, in dem man kleinen Kindern die Welt erklärt. "Ein böser Templer." Sie ließ die Worte kurz wirken, schaute dabei Gisele fest an, die widerum immer noch in die Flammen starrte. Vielleicht zuckte ihr Körper etwas, vielleicht war es eine Täuschung der heißen Luft, die vor ihnen aufstieg. Walla jedenfalls sprach langsam weiter."Dieser Templer hat Maeya'alinh angegriffen. Einfach so, ohne Warnung. Das gehört sich nicht, nicht wahr? Und dann wollte er auch mich abmurksen und dich auch. Aber wir haben zusammengehalten und uns gewehrt. Tja und dann ... dann haben wir eben gewonnen. So ist das nun mal."
    Vorsichtig zog sie Gisele die leere Schüssel aus den Fingern.
    "Wir hatten keine andere Wahl, Maeya'alinh genauso wenig wie du oder ich", schob sie noch nach, bevor sie auch den Rest des Geschirrs zusammenraffte und sich erhob, um die Sachen am kleinen Tümpel am Rande der Lichtung zu reinigen.
    Nach ein paar kurzen Schritten drehte sie sich noch einmal um und betrachtete die beiden Frauen am Feuer. Wenn sie die Elfe richtig einschätzte, so hätte diese alles dafür gegeben, jetzt mit Walla den Abwasch machen zu dürfen. Aber sie bleib sitzen und das war gut so. Die beiden mussten sich aussprechen, bevor sie gemeinsam weiterziehen konnten. Ein toter Templer durfte nicht zwischen ihnen stehen, und Walla hoffte, den Weg für ein klärendes Gespräch etwas geebnet zu haben.
    Wenn nicht, würde sie das totsicher auch am Tümpel mitbekommen.
    Still seufzend drückte sie das Geschirr fester an ihren fülligen Leib, wandte ihnen den Rücken zu und ließ sie allein.
    Moonlord ist offline
  9. #89
    Grisha Avatar von Emerahl
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    Samira

    Lana

    Halward

    [Bild: Bastien_Avatar.jpg]

    Elias versuchte, Bastien zu beruhigen, damit dieser nicht gleich los stürzen konnte, um Dämonen zu töten. „Ihr seid also auf gestohlenen Pferden geritten und habt Euch nun als einen der Diebe entlarvt.“ Dies stellte Elias belustigt fest. Bastien, der den Mann nicht aus den Augen ließ, sah, wie dieser erbleichte. „Ich denke, dass wir Euch hier lassen sollten, natürlich werden wir Eure Fesseln nicht lösen, und auf dem Rückweg nehmen wir Euch mit um Euch vor Gericht zu stellen.“ Der Mann wurde noch bleicher und fing an zu stottern. „Aber… aber der Dämon…“

    Elias wandte sich an Lana mit der Aussage, dass er sich mit Dämonen nicht auskenne. Auch Bastien blickte nun zu Selbiger.

    „Warum schaut Ihr mich so an? Sehe ich etwa aus wie ein Dämon oder ist es weil ich eine Magierin bin?“ Sie erläuterte noch, dass es hier sicher keine Dämonen gäbe, denn der Schleier wäre hier schwer zu durchdringen. Was dies im Einzelnen bedeutete, wusste Bastien nicht, aber er wusste grob, was es mit dem Schleier auf sich hatte. Sie war auch der Überzeugung, dass ein Dämon den Mann wohl nicht am Leben gelassen hätte. Bastien musste dieser Logik innerlich zustimmen. Bevor er äußern konnte, dass der Dämon vielleicht Halward gewesen war, war auch Lana schon zu dem Schluss gekommen und hatte ihre Meinung dazu geäußert. „Euer Dämon, Ser du Launcet, ist kein geringerer als unser verschwundener Freund Halward! Zumindest wenn mich nicht alles täuscht und das hier keine Seemannsknoten sind. Kaum jemand aus dem gemeinen Volk, nicht einmal der Adel oder die Krieger können derart feste Meisterwerke aus Tauen schaffen“

    "Seht Ihr, Halward steckt doch nicht mit den Dieben unter einer Decke."

    Lana ignorierte Bastiens Einwurf. Stattdessen wandte sie sich wieder dem Dieb zu und begann ihn nach den Pferden und dem Lager zu befragen. Der Ton, den sie dabei anschlug, ließ Bastien einen kalten Schauer über den Rücken laufen. „Sag es mir! Sag es mir sofort oder ich reiße dir dein Herz heraus und zerquetsche es zu Brei“ Bei diesem Satz musste Bastien schlucken. "Lana!" sagte er eindringlich. Keine Reaktion. Zu tief war sie in die Befragung versunken. Als nächstes drohte sie dem Mann, ihn zu verzaubern, doch selbst da wurde er nicht schwach. Konnten Magier so etwas tatsächlich? Man hatte ihm solche Drohungen auch erzählt, als er ein Kind war, doch irgendwann hatte er es als Unsinn abgetan. Aber was, wenn es doch stimmte? Schließlich war Lana streng genommen eine Abtrünnige! Ein markerschütternder Schrei ertönte. Bastien sah, wie plötzlich aus dem Bein des Mannes Blut floß. Plötzlich wandelte sich Lanas Stimmung. Sie redete jetzt beruhigend auf den Dieb ein, versicherte ihm, ihm nicht mehr weh tun zu wollen. Ja, sie setzte sogar Heilmagie ein. Bastien konnte das Leuchten sehen, welches von ihrer Hand ausging. Dann riß sie seine Hose auf, um ihm zu zeigen, dass sie ihn wirklich geheilt hätte. Der Dieb wollte sich gerade bedanken, als er erneut zu Schreien begann. Lana hatte erneut ihren Dolch in sein Bein gestoßen. „Ich habe keine Zeit dafür! Aber wenn du meine Zeit stiehlst, dann nehme ich sie mir halt hierfür! Ich kann das die ganze Nacht machen!“, keifte Lana ohne jegliches Bedauern. „Wo sind die Pferde? Wo ist das Lager? Sag es, oder ich wende mich nicht so schmerzfreien Stellen zu!“ Der Dieb gab sich geschlagen und schilderte ihnen genau den Weg zu dem Lager und meinte, die Pferde wären wohl weg. Anschließend bettelte er um Hilfe, die Lana zu gewähren gewillt schien. Doch Bastien hatte sich geirrt, genauso wie der Dieb. Sie rammte dem Mann den Dolch in den Hals.

    Bastien, der inzwischen näher getreten war, blickte Lana fassungslos an. „Warum starrt Ihr mich so an? Der war doch schon tot, als ich mein Spiel begonnen hatte. Tut nicht so, als hättet Ihr nicht gewusst, wie das hier endet. Tzzz…“. Dann ging sie ein paar Schritte weg und fügte hinzu: „Ich hatte mich geirrt… der nütze uns doch was“.

    "Ich kann es nur nicht begreifen, dass IHR dazu in der Lage seid, so etwas mit solch einer Brutalität zu tun. Sicher, ich hätte ihn wohl auch gezwungen, uns Rede und Antwort zu stehen. Ich wäre auch nicht zurück geschreckt, ihn zur letzten Ruhe zu betten. Doch wäre ich nicht mit solch Kaltblütigkeit vorgegangen wie Ihr. Ich hoffe, ich werde nie Euer Feind sein!" Wider Willen empfand Bastien allerdings Respekt vor Lana.

    "Wir sollten uns jetzt jedoch nicht mit solch Nebensächlichkeiten aufhalten, sondern uns lieber auf den Weg zu dem Lager machen. Langsam befürchte ich nämlich, dass man Halward entdeckt haben muss."

    Er beugte sich noch zu dem Dieb, durchsuchte seine Taschen. Einen Beutel mit Goldmünzen fand er, die er Elias zuwarf. "Hier, für die Menschen im Dorf." Außerdem fand er noch einen Dolch, der eine wellenförmige Klinge besaß. Wortlos steckte er sie sich in seinen Gürtel. Alles andere ließ er der Leiche.

    Anschließend wandte er sich um und begann in die Richtung zu laufen, in der das Lager liegen sollte.
    Emerahl ist offline
  10. #90
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    So stand der Kossith da und schnaubt einige male kräftige um den letzten brennenden Rauch aus den Nasenlöchern zu bekommen. Es war still, kein Kampfeslärm mehr, nur noch der leise Wind der sich seinen Weg durch das Gras bahnte....und das leise Fluchen der Elfe die gerade dabei war sich wieder anzukleiden.
    Haarun schulterte sein Schwert und ging langsam auf sie. Ihr Körper war ansehnlich und der Kossith musterte sie ausgiebig. Allzu gerne würde er ihr zeigen wo ihr Platz ist auf die eine oder andere Art. Ihr loses Mundwerk würde nochmals ihren Untergang bedeuten. Er erinnerte sich daran wie jemand ihnm mal erzählte dass Elfenfleisch besonders zart sein soll.

    Nach einigen Schritten stand er da unweit entfernt von der Elfe die gerade dabei die letzten Stücke ihrer Rüstung anzulegen. Er sagte nicht, starrte sie einfach nur an.

    Es war still...eine gefühlte Ewigkeit. Doch dann! Ein markerschütterndes Gebrüll dran aus dem nahen Wald! Haarun wendete seine Blick in jene Richtung. Mit stampfenden Schritten näherte sich etwas, was auch es sein ist, es scheint groß und wütend zu sein...
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  11. #91
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: Mini3.jpg]

    Nachdem Walla sie bei der Hand genommen, zum Feuer geführt und ihr eine hölzerne, vermutlich selbstgeschnitzte, Schüssel graubrauner Grütze in die Hand gedrückt hatte, die zwar wunderbar roch und vermutlich auch so schmecken würde allerdings Aussehen und Konsistenz von Brontomist aufwies, schaute die Zwergin Gisele mit ebenso neugierigem wie besorgten Blick an. Gisele selbst wunderte sich noch immer über diesen sonderbaren Morgen. Vor allem Wallas Formulierung „Über alles reden“, ließ auf keine guten Neuigkeiten hoffen. Auch Maeya´alin gesellte sich zu ihnen, schaute der Kriegerin aber nicht in die Augen. Eine Aura konzentrierter Unbehaglichkeit umgab die zierliche Elfe und Gisele zeigte sich merklich erschüttert über die große Kluft, die anscheinend über Nacht zwischen den beiden Frauen entstanden war.

    Walla packte eine Flasche aus und entkorkte sie. Ein beißender Geruch stieg Gisele in die gerade gewachsene Nase und löste in ihrem Hals einen unwillkürlichen Würgereflex aus. Nur mit Mühe konnte Gisele sich beherrschen Walla, welche ihr gegenübersaß, nicht an den kupferroten Kopf zu speien. Allerdings schien die Zwergin diese Befürchtung zu teilen, denn ohne die Flasche auch nur zum Mund geführt zu haben, verschloss sie diese schnell wieder.

    Gisele beobachtete wie Maeya´alinh mit dem etwas zu kurz geratenen, vermutlich für Zwergenhände geschaffenen, Holzlöffel in der dickflüssigen Substanz herumrührte, den Kopf leicht gesenkt, die Augenlider etwa halb geschlossen. Dann jedoch schaute sie auf und fragte kleinlaut: „An was erinnerst Du Dich denn noch, Gisele?

    Das war eine sehr berechtigte Frage, doch kannte sie kaum eine hinreichende Antwort. Tatsächlich schien die letzte Nacht bis auf wenige, unzusammenhängende Fetzten, vollständig aus Giseles Gedächtnis gelöscht worden zu sein. Gisele sah, wie Maeya´alinh sich hastig einen Löffel des nahrhaften, aber noch dampfenden Breis in den Mund stopfte und darauf kurz das Gesicht verzog, es jedoch tunlichst vermied die Kriegerin erneut anzuschauen.
    Isch bin in Schwierischkeiten… stimmt´s?“, schlussfolgerte Gisele in Anbetracht all jener unwiderlegbaren Beweise. Vermutlich hatte sie sich betrunken, sich der jungen Elfe gegenüber zu anzüglich verhalten, die Zwergin wegen ihrer geringen Größe aufgezogen und lauthals getönt, dass Orlais das großartigste Land der Welt sei und alle Übrigen nur stinkende Provinzen ungebildeter Lakaien. Ja, das würde zu ihr passen…

    Die anderen Beiden schauten sich kurz aber bedeutungsschwer an, sagten jedoch vorerst nichts und so begann Gisele, deren leerer Magen vernehmlich knurrte, den wie sich herausstellte köstlichen Brei zu löffeln. Die Kriegerin seufzte innerlich. Vermutlich würden die die Walla und Maeya´alinh sie aus ihrer Gruppe werfen und dies wäre das letzte Mal, dass Gisele Wallas Kochkünste genießen durfte. Es schien ihr seltsam paradox, dass sie sich noch vor nicht allzu langer Zeit keine Gesellschaft gewünscht hatte und dem drohenden Ende nun mit derartigem Bedauern entgegensah. Dennoch beschloss sie aus vielleicht falschen Stolz und Eitelkeit nicht um eine zweite Chance zu betteln.

    Während sie in rythmischen Zügen kaute, schluckte und den nächsten Löffel nachschob starrten Giseles Augen ziellos auf einen unbestimmten Punkt zwischen der feinen Asche und den noch sanft vor sich herglimmenden Hölzern der Lagerstelle. Angestrengt versuche sie zu rekapitulieren, was letzte Nacht passiert war. Doch blockierte eine scheinbar psychische Sperre ihr den Zugang zu jeglichen Erinnerungen, die sich nun jedoch mit jedem Löffel der gesundheitsbringenden Nahrung ein wenig lockerte. Zäh und klebrig krochen einzelne Eindrücke in Giseles verstand, ließen sich jedoch kaum oder gar nicht in auch nur irgendeinen Kontext einfügen. Von Seiten ihrer Gefährtinnen erhielt Gisele keinerlei Hilfe. Es schien sogar so weit zu gehen, dass die Beiden fast froh über den temporären Gedächtnisverlust zu sein, den Gisele durchlebte. Doch Stück für Stück reihten sich weitere Bilder und Gefühle ein. Ein Templer, gezogene Schwerter, eine verängstige Elfe…

    Im Verlauf weniger Minuten trat außerdem das Element der Wut in zunehmendem Maße in Erscheinung. Das war zu dem Zeitpunkt, als die vielen verschiedenen Eindrücke so unverkennbar den Charakter von wiederkehrenden Erinnerungen annahmen und als Gisele begann, diese mit wachsender Besorgnis über das, was letzte Nacht geschehen war in Verbindung zu bringen.

    Ein Templér…, begann Gisele zu Murmeln, ohne den Blick von dem knisternden Holz abzuwenden, dessen orangenes Glühen sich in der Pupille ihrer Augen widerspiegelte.
    Ein Templér….

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    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    vorherige Posts: Walla, Maeya'alinh, Gisele,

    [Bild: Walla_100P.png]
    "Ein Templér…", murmelte Gisele vor sich hin, wobei sie den Blick nicht von debn Flammen nahm. Und noch einmal: "Ein Templér…" Die Essschüssel zitterte leicht in ihrer Hand. Langsam kehrte die Erinnerungen zurück.
    Walla sah sie besorgt an. Was würde passieren, wenn sie sich wieder an jede Einzelheit erinnerte? Würde sie wieder zornig werden? Würde der Streit, den Wallas Spezialgetränk gestern glücklicherweise verhindert hatte, nun unausweichlich eskalieren? Würde sie doch auf die Idee kommen, Maeya'alinh an die Templer ausliefern zu wollen? Immerhin hatte sie ja ein recht inniges Verhältnis zu diesen Blechheinis, wenn Walla das richtig mitbekommen hatte.
    Wie durch Zauberei lag ihre Hand bereits wieder auf der Flasche. Doch diesmal zog sie sie energisch weg. Nein, der Schnaps war keine wirkliche Hilfe. Nicht in diesem Fall. Selbst wenn sie Gisele überreden könnte, sich erneut volllaufen zu lassen, so hätten sie damit bestenfalls ein paar Stunden gewonnen. Und genau genommen war der Alkohol für solche Spielchen auch viel zu schade. Wer wusste schon, wann sich die Gelegenehit ergeben würde, Nachschub zu beschaffen.
    Walla legte die sauber ausgekratzte Schüssel beiseite, leckte den Löffel noch einmal ab und wandte sich dann an die Menschenfrau: "Ja, ein Templer", begann sie in einem Ton, in dem man kleinen Kindern die Welt erklärt. "Ein böser Templer." Sie ließ die Worte kurz wirken, schaute dabei Gisele fest an, die widerum immer noch in die Flammen starrte. Vielleicht zuckte ihr Körper etwas, vielleicht war es eine Täuschung der heißen Luft, die vor ihnen aufstieg. Walla jedenfalls sprach langsam weiter."Dieser Templer hat Maeya'alinh angegriffen. Einfach so, ohne Warnung. Das gehört sich nicht, nicht wahr? Und dann wollte er auch mich abmurksen und dich auch. Aber wir haben zusammengehalten und uns gewehrt. Tja und dann ... dann haben wir eben gewonnen. So ist das nun mal."
    Vorsichtig zog sie Gisele die leere Schüssel aus den Fingern.
    "Wir hatten keine andere Wahl, Maeya'alinh genauso wenig wie du oder ich", schob sie noch nach, bevor sie auch den Rest des Geschirrs zusammenraffte und sich erhob, um die Sachen am kleinen Tümpel am Rande der Lichtung zu reinigen.
    Nach ein paar kurzen Schritten drehte sie sich noch einmal um und betrachtete die beiden Frauen am Feuer. Wenn sie die Elfe richtig einschätzte, so hätte diese alles dafür gegeben, jetzt mit Walla den Abwasch machen zu dürfen. Aber sie bleib sitzen und das war gut so. Die beiden mussten sich aussprechen, bevor sie gemeinsam weiterziehen konnten. Ein toter Templer durfte nicht zwischen ihnen stehen, und Walla hoffte, den Weg für ein klärendes Gespräch etwas geebnet zu haben.
    Wenn nicht, würde sie das totsicher auch am Tümpel mitbekommen.
    Still seufzend drückte sie das Geschirr fester an ihren fülligen Leib, wandte ihnen den Rücken zu und ließ sie allein.

    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]"Wir hatten keine andere Wahl, Maeya'alinh genauso wenig wie du oder ich" Wallas Worte durchpflügten Maeya'alinhs Geist wie einen alten Acker, auf dem Blut vergossen worden war. Die Zwergin hatte Gisele in knappen Sätzen erklärt, was in der Nacht geschehen und dann von der Kriegerin vergessen worden war, doch war sich die Elfe nicht sicher, ob Gisele alles verstanden hatten. Nicht nur, weil ihr Geist schon bei der Erwähnung eines bösen Templers verschiedene Fragen aufzuwerfen schien, sondern vor allem weil Walla einige Details aufgelassen hatte. Details, die Gisele ohne Zweifel wissen wollte, wissen musste.
    Nachdem die fürsorgliche Köchin zum Teich aufgebrochen war um das Essgeschirr abzuwaschen legte sich eine drückende Stille über die beiden zurückbleibenden Frauen. Gisele saß leicht vornüber gebeugt und massierte sich von Zeit zu Zeit die Schläfen während sie über das Gehörte nachdachte und ihr Verstand sich daran abarbeitete es zu einem Bild zusammenzufügen. Maeya'alinh saß ihr gegenüber und lauschte der stummen Qual ihrer Gefährtin. Für die Elfe, die Zeit ohnehin anders empfand als Gisele oder Walla, schienen Jahre in diesem Moment zu liegen.
    ,,Ich habe den Templer getötet.''
    Anstatt die Stille wie eine Klinge zu durchdringen fielen die Worte eher wie ein Stein, ein Schuldstein, auf das zähe, undurchdringliche Vergessen, das über der letzten Nacht lag und schlugen nur gepämpfte Wellen. Gisele schaute langsam auf und sah die Elfe an. Es fiel Maeya'alinh schwer ihrem Blick stand zu halten, doch sie schaffte es. Sie hatte schon so viel Leid hinter sich und auch wenn sie die Bedeutung ihrer Tat, die Bedeutung von Almoris Tod, niemals unterschlagen würde, so war ihr doch bewusst, dass sie nicht daran zerbrechen würde, genau so wenig wie sie an all dem zerbrochen war, was hinter ihr lag.
    In der Miene der Kriegerin lagen ungezählte Fragen und ihr Lippen bewegten sich bereits vorsichtig, während sie noch darauf warteten welche sie zuerst aussprechen sollten. In der Ferne klapperten Wallas Schüsseln beim Abwasch.
    ,,Es war wie Walla gesagt hat, er hat uns, mich, aus dem Hinterhalt angegriffen. Du und Walla kamt mir zur Hilfe und wäret dabei fast von ihm getötet worden.''
    Ein heftiges Schaudern, fast ein Zucken ging über Giseles Gesicht. Man hätte meinen können das Bilder der vergangenen Nacht zu ihr zurück kehrten. Maeya'alinh war sich sicher, dass es keine schönen waren.
    ,,Der Kampf nahm dann jedoch eine Wendung, von der Walla noch nicht gesprochen hat. Wenn Du willst, werde ich Dir alles erklären.'', fuhr sie fort und sprach dabei mit einer langsam zu ihr zurück kehrenden Sicherheit. Sie wusste, dass sie das Richtige tat.
    Gisele setzte prompt zu einer Frage an, zögerte dann jedoch kurz, hatte sogleich eine andere im Sinn und ließ sie dann doch unausgesprochen. Ihr musste unglaublich viel durch den Kopf gehen. Maeya'alinh blickte zu dem Baum unter dem sie den Templer beerdigt hatte. Er würde sich von dem Schaden erholen, den ihre Magie angerichtet hatte und stets die Stelle markieren, an der ein junger Ehemann und Vater sein Ende gefunden hatte.
    ,,Sein Name war Almori.'', sagte die Elfe leise und wandte sich wieder zu Gisele um.


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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Der erste Tag neigt sich dem Ende und schon jetzt bereue ich, dass ich diesen anderen Magier und die Söldner des Banns mitgenommen habe. Verdammt, ich hätte einfach meinen Befehlen folgen und Rafael Marlov in den Turm bringen sollen. Jetzt gestaltet sich die Reise mit dieser kleinen Gemeinschaft zunehmend als schwierig.

    Ich weiß nicht, was ich von Marlov halten soll. Er ist sehr ungezügelt und für sein Alter reichlich unreif. Zudem hat er offenbar eine Vorliebe für das Glücksspiel. Bisher hat er mit jedoch noch keinen Grund für Misstrauen geliefert, sodass ich keinerlei Schwierigkeiten seinerseits erwarte. Diese verfluchten Wachen, allen voran Eke, machen mir mehr Sorgen...

    Kilian seufzte und klappte den Lederband zu. Zärtlich strich er über dessen Rücken und dachte daran, dass auch seine Liebste dieses Buch schon in der Hand gehabt hatte. Dann riss er sich los von dem unerträglichen Gedanken an sie. Er musste sich konzentrieren und konnte sich derlei Schwäche momentan nicht leisten! Fast wütend schleuderte er das Buch auf neben die dünne Matratze, legte sich lang hin und zog die Decke über sich. Mit geöffneten Augen starrte er an die Zeltdecke.
    Schlaf jetzt!, befahl er sich und schloss die Augen. „Schlaf! Ruh dich aus! Und wage es nicht zu träumen“.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, in der sich die Minuten zäh und klebrig in die Länge zogen und Kilian jedes noch so kleine Geräusch sofort wieder in den Wachzustand versetzte, doch schließlich dämmerte er leicht weg, wenngleich ihm die Tiefe eines wahrlich erholsamen Schlafes verwehrt bleiben sollte.

    Er hatte sich gerade an die Stille gewöhnt, als hastiges Stimmengewirr von außerhalb des Zeltes drang und sein Unterbewusstsein zu merkwürdig phantastischen Illusionen anregte, die wie wilde Blitze vor seinen Augen zuckten. Dann raschelte es und eine entfernte Stimme rief seinen Namen.

    Das stimmte eigentlich nicht wirklich, denn die gedämpfte Stimme rief: „Seir!“. Kilian grummelte, doch als etwas ihn berührte fuhr er hoch und starrte in Cedrics erschrockenes Gesicht.
    Was? Bin ich dran?, knurrte er angesichts des vergangenen, leichten Schlafes, aus dem man ihn viel zu früh geweckt hatte. Cedric schüttelte den Kopf, was Kilian zu einem entnervten Stöhnen bewog.

    Seir, das solltet Ihr euch ansehen!“, beharrte Cedric unverändert angespannt dreinschauend. Kilian erhob sich langsam. Seine müden Glieder protestierten und versuchten den Templer zurück in die warme Decke zu ziehen, doch dieser wuschelte sich nun durch die Haare, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und wischte sich so die Müdigkeit hinfort. Nachdem er in die Stiefel geschlüpft, den Umhang umgeworfen und sicherheitshalber auch das Schwert umgegürtet hatte, trat er aus dem Zelt.

    Was ist denn, Cedric?“, fragte er und hoffte, dass er Rekrut einen sehr guten Grund hatte ihm die wenigen Stunden der Ruhe zu stehlen. Der junge Templer huschte zwischen den Bänken hindurch und winkte Kilian zum Zeichen, dass er folgen solle. Etwas unbeholfen trat er über die Holzbalken, die den Soldaten als Sitze dienten, trat dabei ein Holzbecher, der durch die Luft flog und geräuschvoll landete und sah sich plötzlich entsetzt dreinblickenden Gesichtern der Soldaten gegenüber, die sich allesamt mit ihren Waffen und Helme ausgerüstet hatten. Einer der Männer zischte sogar „Shhht!“, vermutlich ohne zu wissen, wer den Lärm verursacht hatte. Kilian wunderte sich nun ehrlich über die überzogenen Reaktionen der Männer, doch achtete er nicht weiter auf sie. Er folgte der zitternden Silhouette Cedrics, der ihn bis zum Ende des Lagers leitete, wo sich der Großteil der Soldaten versammelt hatte. Sie bildeten eine schweigende Mauer schattiger Rückseiten und schienen wie gebannt ins Tal zu schauen. Kilian schob einige von ihnen Beiseite und schaute nun seinerseits auf die sich vor ihnen erstreckende Ebene.
    Der dunkle Mantel der Nacht lag auf dem Land, verwandelte die Wälder in eine schwarze Masse unheimlicher Größe und ließ die Flüsse gespenstisch silbern im Sichelmondlicht tanzen, das in jener Nacht schwach-zittrige Strahlen warf. Doch vor Kilian erleuchtete noch etwas die Nacht.

    Ein großes Feuer, ein Feuer das glühende Funken in den nachtblauen Himmel spuckte und dessen Ursprung ein brennendes Dach eines der kleinen Gehöfte darstellte, die der Templer beim Aufschlagen des Lagers noch beobachtet hatte. Das Haupthaus stand lichterloh in Flammen.
    Sollen wir heruntergehen und helfen?“, fragte einer der Soldaten, doch seine Antwort erübrigte sich, als Schreie an die Ohren der Umherstehenden drangen. Wie begannt starten sie auf den nur schwer zu erkennenden Hofplatz, auf den nun schwarze Gestalten huschten. Die grellen Schreie illustrierten den Schauer mehr, als das Gesehene.

    Beim Erbauer!“, keuchte Cedric, als drei der Schattengestalten, anhand der Schreie vermutete Kilian Frauen, über den Hof huschten und sich plötzlich weitere Gestalten hinzugesellten. Diese waren jedoch riesig und schienen vier Beine zu haben. Dann erkannte Kilian jedoch, dass es sich um Berittene handelte. Plötzlich kippte eine der kleineren Figuren um und ein kaltes aber helles Lachen klang in Kilians Ohren.

    Was zum…“, begann einer der Soldaten, doch Kilian erkannte sofort, was dort gesah.
    Löscht da Feuer!, befahl er. Der Befehl wurde sofort von zwei Wachen aufgeführt.
    Cedric, hol Ser Robert! Er soll den Elfen bewachen und aufpassen, dass dieser keinen Lärm macht! Danach gehst du zu Herrn Marlov. Beschütze ihn, falls nötig aber halte ihn von hier fern!
    Cedric nickte: „Ja Seir!“, dann verschwand er im Dunklen.
    Kilian starrte auf die vom roten Schein des Feuers beleuchtete Szenerie, die sich direkt vor seinen Augen abspielte. Ein bizarres Bild offenbarte sich, als mehr Bewohner des kleinen Hofes auf die Freiflächen gescheucht wurden und eines der beiden kleineren Gebäude Feuer fing. Die Bewohner versuchten zu flüchten, als die Berittenen ihre Pferde antrieben und durch die Reihen der Entkommenden fegten. Kilian meinte im Mondschein blitzenden Stahl zu sehen und als die Reiter ihre Pferde wendeten stand keiner der Flüchtenden mehr auf den Füßen. Was dann passierte, raubte auch Kilian den Atem. Zu den Pferden gesellten sich weitere, vierbeinige Wesen. Kleiner zwar, aber breit und zottelig. Mabari… oder Wölfe. Sie fielen über die im Schatten des Bodens verschwundenen Personen her und markerschütterndes Kreischen verkündete deren tragisches Ableben.

    Die Soldaten um Kilian rüsteten sich nun völlig. Mehrmals wurde zur Ruhe gemahnt, als die Krieger ihre Rüstungen von dem Holzkarren zogen und dabei scheppernde Geräusche erklingen ließen. „Glücklicherweise“ übertönten die Schreie und das Geräusch eines der Last nachgebenden Dachstuhls dessen Balken vom Feuer reichlich zerfressen waren, die Beschäftigung der Wachen. Eke tauchte neben Kilian auf und grunzte: „Gehen wir und kämpfen!

    Der Hauptmann schaute zur Seite. Eke trug einen seltsamen, sehr hässlichen Helm, vermutlich eine Sonderanfertigung, deren Wangenschutz sich bis ins Gesicht klappen ließ und dadurch die Identität des Trägers verbarg. Jetzt jedoch lugte Ekes Fratze aus dem stählernen Rahmen und schaute Kilian im schwachen Mondlicht grimmig an.
    Wir gehen nicht!, sagte Kilian mit entschiedener Ruhe.
    Feigling!“
    Ihr wollt gehen? Bitte schön, geht! Aber dann geht ihr allein! Werft Euer Leben ruhig weg, mir soll´s recht sein!
    , entgegnete Kilian. Eke knurrte, wandte sich dann aber ab und verzog sich zum zweiten Mal an diesem Abend wortlos. Kilian wusste nicht, ob er dies als gutes oder schlechtes Omen ansehen sollte, hatte jedoch auch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen.

    Sind das Wölfe?“, fragte Cedric, der plötzlich an Ekes Stelle neben Kilian auftauchte. Er trug nun seinen Schild, den Streitkolben hatte an dem breiten Gürtel eingehakt und seine behandschuhte Hand umfasste Kilians Streithammer. Als Kilians Blick darauf fiel, schaute der Rekrut schuldbewusst nach unten und hielt dem Hauptmann die Waffe hin.
    Du kannst ihn für´s Erste behalten, beruhigte Kilian. „Wo ist Herr Marlov?
    Cedric zuckte mit den Schultern.
    Im Zelt, vermute ich. Ich hab ihn geweckt und ihm gesagt, er sollte dort bleiben“.
    Cedrics Stimme verlor während er sprach an Intensität, als er scheinbar begriff, dass seine Rückkehr zu Kilian nicht Teil seines Auftrags gewesen war. Er schluckte geräuschvoll, hielt dem strengen Blick des Älteren jedoch stand.

    Zurück zum Zelt!, befahl Kilian. Cedric sputete sich und auch Kilian ging zu seinem Zelt. Dort legte er seine Ausrüstung an. An die verpatzte Nachtruhe verschwendete er nicht einen Gedanken mehr. Irgendetwas regte sich im Bannorn und Kilian vermutete, dass seine Reise gerade nochmals um Einiges erschwert wurde.

    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafael stand mit seiner Mutter auf einer scheinbar unendlich großen Wiese unter blauem Himmel. Obwohl er sie nicht mehr gesehen hatte, seit er in den Zirkel gebracht worden war, wusste er sicher, dass sie es war. Sie kam auf ihn zu, nickte kurz und hakte sich dann bei ihrem Sohn unter. Zusammen gingen sie ein paar Schritte und sprachen über all die Jahre, die vergangen waren. Die Sonne bewegte sich nicht und auch das Grün unter ihren Füßen nahm kein Ende als sie langsam spazieren gingen. Nach einer Weile blieben sie stehen und sahen sich an. Er überragte seine Mutter um mehr als einen Kopf. ,,Du musst gehen.'', sagte sie. Rafael nickte, denn sie hatte Recht. Er nahm sie in den Arm und küsste sie sanft auf die Stirn.

    ,,Herr Marlov! Herr Marlov!'' Cedric rüttelte mit zunehmender Kraft an Rafaels Bein als er ihn mit gepresster Stimme immer und immer wieder anrief. Der Verstand des Magiers war sofort wach und klar. Irgendetwas stimmte nicht. Er hob den Kopf. ,,Was ist passiert?''
    ,,Der Hauptmann fürchtet, dass Gefahr im Verzug ist. Ich soll Euch wecken und ausrichten, dass Ihr im Zelt bleiben mögt, bis Klarheit herrscht.'' Wären das hektische Wecken und das Geräusch von sich bewegenden Menschen, das in Zelt drang nicht genug gewesen, um Rafael klar zu machen, dass etwas Unerwartetes wenn nicht Schlimmes im Gange war, so hätte spätestens Cedrics ungewohnt steifer Ton ihm das gesagt. ,,Der Elf?'', fragte er und richtete sich mit einer schnellen Bewegung ins Sitzen auf. Sollte der Junge Ärger machen, würde Rafael garantiert nicht untätig im Zelt sitzen bleiben. ,,Nein. Ser Robert ist bei ihm und gibt Acht.'' Dieses Wissen beruhigte den Magier, der nach seinen Sachen griff und bereits ein Bein in der Hose hatte, als ihm auffiel, dass der junge Templer scheinbar grade damit haderte. ,,Ser Kilian hat angeordnet, dass ihr im Zelt bleiben sollt.'', sagte er mit einem Unterton in der Stimme, der ihn anflehte, sich nicht anzuziehen und raus zu gehen. Rafael sah ihn mit einer entnervten Miene an, die bei der Finsternis vermutlich überhaupt nicht zu sehen war und steckte das zweite Bein in die Hose. ,,Cedric, selbst wenn ich im Zelt bleibe, so möchte ich doch nicht in Unterwäsche angetroffen werden, falls diese Gefahr, die da draußen irgendwo im Verzuge sein soll, beschließt hier vorbei zu kommen. Das wäre unwürdig.'' Ein Seufzen entwich dem jungen Mann, dessen Körperhaltung sich sogleich entspannte. ,,Danke, Herr Marlov. Sobald es etwas Neues gibt, sage ich Bescheid.'', sagte er und zog sich aus dem Zelt zurück. Das Geräusch seiner Schritte verschwand in dem von vielen Füßen, die sich draußen möglichst leise zu bewegen versuchten.
    Während der Magier sich weiter mit schnellen Handgriffen ankleidete und sicherstellte, dass sein Schlagring am altbekannten Ort in der Manteltasche war, ging er im Geiste die möglichen Ursachen für die nächtliche Störung durch. Von einem Angriff auf das Lager hätte er schon früher Wind bekommen, außerdem hielt er es für unwahrscheinlich, dass Banditen einen derart gut bewaffneten Zug wie den ihren attackierten. Als er fertig war nahm er seinen Stab zur Hand und krabbelte mit dem Kopf voran aus dem Zelt. Er hatte sofort beschlossen die Anweisung des Hauptmanns zu ignorieren als Cedric davon gesprochen hatte und machte sich nun auf die Suche nach den Templern. Auch wenn Kilians Befehl Schwachsinn war, er hatte immer noch das Kommando über diese Expedition, die im Übrigen ebenfalls Schwachsinn war.
    Er brauchte nicht lange zu suchen, da ihm Cedric mit dem Anführer der Soldaten im Schlepptau bereits entgegen kam. Während der junge Templer mit verkniffener Miene voran ging, gestikulierte der andere heftig und redete mit unterdrückter, aber dadurch nicht weniger eindringlich auf ihn ein und war sichtlich aufgebracht. ,,Dein Vorgesetzter ist ein Idiot und jetzt lässt er die Leute da unten verrecken! Wir müssen kämpfen, mit oder ohne ihn!'' Cedric blieb auf der Stelle stehen und wandte sich ungewohnt energisch zu dem Soldaten um. Scheinbar hatte er nicht vor diese Beleidigung ungestraft durchgehen zu lassen obwohl sein Gegenüber ihn an Größe und Masse deutlich übertraf. Noch bevor der junge Templer zu seiner Waffe greifen oder dem Mann den Finger auf die Brust setzen konnte erreichte Rafael die beiden und erinnerte Cedric damit an seine eigentliche Aufgabe.
    ,,Herr Marlov, geht bitte zurück ins Zelt, es ist nicht sicher hier draußen.''
    ,,Nicht sicher, dass ich nicht lache. Da unten ist es nicht sicher, da sterben die Leute während ihr hier oben sitzt und euch versteckt!'' fiel der Andere ein und stieß dabei Cedric grob am Oberarm. ,,Feiglinge!'' ,,Was ist hier los?'', forderte der Magier zu wissen ohne auf die Provokation durch den Soldaten einzugehen. Den würde Kilian zur rechten Zeit gewiss noch zurecht stutzen, möglicherweise sogar im wörtlichen Sinne.
    ,,Da hinten brennen Räuber einen Hof nieder, das ist los, du Robenfurzer! Und deine Aufpasser legen die Hände in den Schoß und tun nichts!'', antwortete der sichtlich wütende Anführer der Eskorte. Rafael bezweifelte zwar, dass es ihm um das Wohl der Bauern ging, doch wenigstens sagte ihm endlich mal jemand, was geschah. ,,Cedric?'' Ohne weitere Worte verlangte er eine Bestätigung von dem Templer. Er stand zwar vollkommen außerhalb der Befehlskette, doch war er sich sicher, die geforderten Informationen zu bekommen. Cedric nickte nur unzufrieden, trat kurz unentschlossen auf der Stelle umher und schloss dann an: ,,Wenn wir da runter gehen könnte der Elf entkommen oder Euch etwas geschehen, Herr Marlov! Hauptmann von Xerox will die Lage unter Kontrolle behalten!'' Unabhängig von der Tatsache, dass Rafael gravierende Zweifel daran hatte, dass dieser Gefangenentransport mitten durchs Land überhaupt unter Kontrolle gehalten werden konnte, teilte er Kilians Ansicht was den Elfen anging. Sollte er in der Finsternis der Nacht entkommen könnte er einen massiven Vorsprung aufbauen, bevor die Templer ihm würden folgen können.
    ,,Schwachsinn!'', tönte der Soldat, diesmal mit deutlich weniger gedämpfter Stimme und trat gefährlich nahe an Cedric heran. ,,Ihr habt nur nicht den Schneid zu kämpfen und hockt lieber bei diesen Missgeburten herum! Die sind doch überhaupt Schuld an...'', fuhr er mit seiner Tirade fort, wurde dann aber unterbrochen als sich Cedric mit einem Schritt zu Seite von ihm frei machte und plötzlich den Kriegshammer in der Hand hatte, den ihm Kilian gegeben hatte.
    ,,Geht zurück zu Euren Männer und sorgt dafür, dass Ruhe herrscht!'', befahl er mit Macht in der Stimme. Rafael staunte und zog anerkennungsvoll eine Augenbraue hoch. So hatte er den jungen Cedric noch nicht erlebt.
    ,,Na warte, Bürschchen, Dir werde ich es zeigen!'', herrschte sein Gegenüber ihn an und griff nach seinem Schwert. Plötzlich tauchte Kilian hinter ihm auf und hielt seinen Arm fest. Der Soldat drehte sich um, erkannte den Hauptmann und lieferte sich einen stummen Machtkampf in der Finsternis mit ihm. Obwohl sich keiner von ihnen bewegte war die Spannung in den Körpern der beiden nahezu spürbar. Schlussendlich gab erneut der Schwächere nach und ließ von seiner Waffe ab. Er spukte gut hörbar vor den Templern aus und ging zu seinen Männern, die ein geringer Entfernung hockten und das Geschehen zu beobachten schienen. Kilian nickte Cedric zu, der den Kriegshammer inzwischen hatte sinken lassen. Rafael war klar, dass er sich nun mit dem Hauptmann auseinandersetzen musste, doch wollte er von ihm direkt wissen, was vor sich ging und was sein Plan war. Grade als er an die beiden Templer herantrat um sich im kommenden Gespräch wenigstens der Vorteil der Offensive zu sichern, erklang von links lautes Gebell und ein Schrei, der ein hektisches Gewirr von Stimmen nach sich zog. Alle drehten sich um und obwohl das Feuer bereits gelöscht worden war konnte man sehen das Chaos unter den Soldaten ausgebrochen war und eilig Waffen gezogen wurden. ,,Mabaris!'', rief der Anführer der Eskorte, mit dem Cedric diskutiert hatte. Ohne ein weiteres Wort lief Kilian los und verließ sich offenbar darauf, dass Cedric ihm folgte. Wenn er bereits von Rafael Notiz genommen hatte, so ließ er durch kein Zeichen darauf schließen. Der Magier folgte ihm ebenso im Laufschritt und umgriff seinen Stab fest als sie sich dem Kampfeslärm näherten.
    Plötzlich hörte er hinter sich das laute Krachen einer gewaltigen Waffe, die ihr Ziel fand, gefolgt von einem Winseln und plötzlich einsetzendem Gebell mehrer Hunde. ,,Ser Robert!'', schoss es dem Magier durch den Kopf. Cedric hatte erzählt, dass der Hüne den Elfen bewachen sollte. Wenn der Templer bereits in den Kampf verwickelt war, konnte niemand sagen, wie es um den Gefangenen bestellt war. ,,Hauptmann! Sie sind bei dem Elfen!'', schrie Rafael nach vorn, ohne überhaupt zu wissen, wer Sie überhaupt waren. Er machte auf dem Absatz kehrt und folgte dem Geräusch des riesigen Schwertes, das unentwegt auf seine Feinde niederging.
    Khardim ist offline
  12. #92
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    Was bisher geschah: Erik & Faren

    [Bild: TiadenPic2.png]Tiaden hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht irgendetwas zu den Einfällen der beiden Männer - oder besser des Mannes und des Halbmannes - zu äußern. Sie folgte. Sie folgte immer, ohne Einwände.
    Das war es was sie stetig tat und augenscheinlich auch wirklich beherrschte, wenn man sie nicht gerade aus viel zu niedriger Höhe zerrte, so dass die Elfe unweigerlich beim Laufen nach unten gezogen wurde.
    Also stand die Besänftigte schlussendlich einfach nur noch da - da sie nach der Flucht durch das mit Magie in die Palisade geschlagene Loch niemanden mehr folgen musste. Es rannte ja niemand mehr. Stattdessen schienen der Mensch und vor allen Dingen der Zwerg sich Gedanken zu machen, wie sie mit der Öffnung verfahren sollten. Zumindest im ersten Augenblick, bevor ihr kurzbeiniger Begleiter ihr und dem blonden Fremdling einen Befehl erteilt hatte. In dem Fall war es also nur noch der Mensch, der sich Gedanken zu machen schien. Und sie natürlich.
    Bevor Tiaden begann sich umzuschauen, ob es vielleicht irgendetwas Brauchbares gab um den langsam schlurfenden Fleischfressern den Weg zu blockieren, fiel ihr Blick auf den Bärtigen. Mit einem Schritt näherte sie sich ihm, legte beide Hände auf seine Schultern und sah abwechselnd zu dem Loch und dem kleinen Kerl.
    Wenn er sich in das Loch stellte, sollte es verschlossen sein. Die richtige Größe dafür hatte er.
    Doch war dieser Plan alles andere als ausgereift, würde sie den Zwerg wohl kaum mit eigener Kraft dort hinein schieben können, geschweige denn er sich freiwillig für sie und den Bogenträger opfern.
    Vielleicht konnte man ja auch den Menschenmann zurück in das Loch schieben?
    Tiaden war unzufrieden, mehr oder weniger. Keiner ihrer Einfälle war eine endgültige Lösung für das Verschließen des Loches. Immerhin müsste man dafür einen der Männer zurücklassen - sie selbst war ja keine Option, sollte sie ja heil bleiben. Was an sich natürlich kein Problem darstellte, außer wenn man deren Widerwillen mit einbezog.
    Ruckartig drehte sich die blonde Elfe herum, ließ gänzlich von dem Zwerg ab und machte einige Schritte auf einen nicht weit von ihr entfernten Baum zu. Er war nicht besonders hoch gewachsen, schien aber schon einige Jahrzehnte miterlebt zu haben.
    Sie erinnerte sich an die Magier im Zirkel. Wenn Faren ein ebenso begabter Magieweber war, dann würde er damit etwas anzufangen wissen. Noch während sie die Arme hob und einen Ast des Baumes zu greifen, ruckartig daran zu ziehen und zu versuchen diesen vom Stamm zu trennen, erhob sie ihre Stimme.
    „Ser Faren, beherrscht ihr andere Schulen außer der urtümlichen?“


    Was bisher geschah: Lothar & Vitus

    [Bild: JosefinaPic2.png]Trotz der Tatsache, dass Jo einen erbitterten Kampf mit einem Gockel hatte führen müssen, über den sie versehentlich gestolpert war, als sie nach etwas Ausschau hielt was wie ein Dorfplatz aussah. Trotz der Tatsache, dass sie zwei Bauernmädchen hatte fragen müssen und es am Ende trotzdem nicht geschafft hatte - obwohl sie jedes Mal am Ziel vorbeigelaufen war, was aber schwer zu erkennen war wenn keiner der Begleiter dort verweilte. Trotz der Tatsache, dass sie es ohnehin nie hinbekommen würde, sich jemals zurechtzufinden, hatte die Templerin es geschafft.
    Sie hatte den Dorfplatz gefunden. Nicht zuletzt, weil Pferd und Ross kaum zu übersehen waren, als sie erneut über den Platz schritt, fast schon mit einer Träne in den Augen.
    Den Kampf gegen das Federvieh hatte sie übrigens verloren, durch das Ergreifen der Flucht. Vielleicht war das gar keine so gute Idee gewesen, es hätte sie immerhin nicht gewundert wenn der Hahn verderbt gewesen wär, so wie er sich auf sie gestürzt hatte.
    Als dann auch endlich die kratzige Stimme - wie von einem Alkoholiker zu erwarten - des raubeinigen Raufboldes hinter ihr erklang, wandte sich die junge Frau sofort um.
    „Beehrt ihr uns also auch endlich mit eurer Anwesenheit.“
    Mit einem tiefen Schnauben, welches ihre Nasenlöcher wie die Nüstern eines Pferdes aufblähte, sah sie den Mann erwartungsvoll an. Es musste so wirken - was zum Teil auch beabsichtig war - als würde Jo seit einer geschlagenen Ewigkeit auf Vitus warten. Der Ritter dagegen schien die Ruhe selbst zu sein, wie man es eben von ihm gewohnt war, was man selbst nach so kurzer Zeit sicher behaupten konnte.
    Natürlich war Jo selbst nur wenige Minuten vor Vitus zu dem Ritter gestoßen, war sie ja immerhin mindestens ebenso beschäftigt gewesen. Aber das musste sie ihm ja nicht sagen.
    „Ich weiß das unser Ziel ein anderes war und ihr wahrscheinlich noch nicht einmal ansatzweise nüchtern seid, jedoch muss ich zu diesem Schloss. Komme, was wolle.“
    Mit starrem Blick sah sie den Rüpel an, Entschlossenheit flammte in ihren blauen Augen, ohne auch nur an irgendeine Erklärung zu denken. Dieses Schloss war eine doch recht wage Bezeichnung, wobei sie es ohnehin nicht ohne Hilfe finden konnte. Es war also nicht nötig es genauer zu benennen.
    Unsicher ob ihre Begleiter ihr überhaupt folgen könnten, es guthießen dass sie über ihren Kopf hinweg entschieden hatte, wenn es auch nur irgendeinen Ort in dieser Gegend gab, an dem sich ihre Elfe hätte aufhalten können, dann wäre es wohl dieses Schloss gewesen. Oder das dort gelegene Gesindevirtel.
    „Werdet ihr mich begleiten?“
    Ungestüm wie sie war, drehte sich Jo abermals auf dem Absatz herum und bedachte dieses Mal den betagten Ritter mit ihrem unbeirrten Blick.
    BlackShial ist offline Geändert von BlackShial (07.03.2015 um 20:13 Uhr)
  13. #93
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Überlegung ~ Antwort von:

    Glandis


    [Bild: Aril_Ava.png] Glandis schien

    das Ereignis mit der Ziege auch so merkwürdig vorgekommen zu sein, dass sie Aril

    gleich weitausholend alles dazu erzählte: »Aril, glaube mir, es war

    ein groteskes Bild. Ein alter Mann zieht eine klapprige, alte Ziege hinter sich her.

    Die sperrt sich, wo sie nur kann. Die Ziege war so alt, dass sie in einem

    Flüchtlingslager überleben konnte. Zäh, ja zäh. Man sah es an den Knochen, die

    überall nur vom Fell bedeckt waren. Doch der Alte lies sich nicht abbringen. Ich

    habe ihn ja getroffen, als ich auf meinen Spähgang los bin. Habe ich gefragt was er

    mit der Ziege, will: „Wo wollt Ihr hin mit dem Tier?“ Zum Opferstein sagte er mit

    einer Überzeugung, die selbst mich überrascht hatte und es war ein Ton von

    Entrüstung dabei. Ich hatte ihm geantwortet, dass ich hier fremd sei. Daraufhin

    entspannte er sich etwas und die Ziege bekam wieder Luft, weil er den Strick etwas

    nachließ. Er hatte dann noch gesagt: „Im nahen Wald ist ein Opferstein und er wolle

    zum Erbauer beten.“ Dann musste ich weiter und habe ihn aus den Augen verloren. Ich

    habe den alten Mann nie wieder gesehen, aber den Opferstein auch nicht. Es war ein

    sehr merkwürdiger Moment.«


    Glandis fasst Aril bei der Schulter und gestand ihr: »Aril, es war

    das erste, an was ich mich nach dem Kampf mit den Hurlocks auf dem Schlachtfeld

    erinnern konnte. Danach hatte ich mich gefragt, warum ich nicht aufstehen kann.«

    Aril konnte nicht anders, ein Lächeln, breit und fröhlich, zog sich über

    ihr Gesicht. Sie lachte Glandis nicht aus, im Gegenteil, nach einem solchen Erlebnis

    wäre sie sicherlich mit einer ähnlichen Erinnerung aufgewacht. Glandis währenddessen

    war schon gedanklich einen Schritt weiter.
    »Dann lasse uns zu dem Karren gehen. Vielleicht verrätst Du mir auf

    den wenigen Schritten an Weg, was für Beute du zu finden hoffst.«


    "In Ordnung," erwiderte Glandis und die beiden Frauen gingen, Aril Trovao am Zügel

    fährend auf die Mitte des Lagers zu. Die Fetzer, die ehemals Zelte gewesen waren,

    standen immer noch, wenngleich um einiges windschiefer als zuvor. Aril konnte

    keinerlei Getier entdecken, wahrscheinlich witterten die Waldbewohner, dass hier

    etwas ganz und gar Widernatürliches zugeschlagen hatte. Sie erinnerte sich mit einem

    Erschauern an die Wölfe, die sie entdeckt hatte, bevor sie auf das Schlachtfeld

    geritten war.
    "Also, was hoffe ich zu finden...," begann Aril langsam und sortierte ihre Gedanken.

    "Wir haben Decken. Wir haben Seile. Wir haben Eimer, ein wenig Geschirr und

    Wundumschläge. Ich würde versuchen, Feuerstein und Feuerschläger aufzutreiben, damit

    wir beide eine Ausrüstung haben, um Feuer zu machen. Sicherlich hatte hier jemand

    etwas dergleichen, denn im Lager brennt doch immer ein Feuer, allein um den Soldaten

    vorzutäuschen, es gibt so etwas wie Geborgenheit."


    Nachdenklich ließ Aril den Blick schweifen. "Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir

    können immer Nahrung gebrauchen, aber die Sachen, die wir hier finden sind

    vielleicht mittlerweile schon schlecht und außerdem können wir auch gar nicht so

    viel tragen. Wir sollten schauen, ob wir noch saubere Leinen zum Umwickeln von

    Wunden finden, dann können wir deine Gwess noch besser verarzten. Fällt dir noch

    etwas ein? Du kennst dich im Freien auf jeden Fall besser aus als ich. Gibt es noch etwas, was uns helfen könnte, deinen Bogen wiederzubeschaffen? Brauchst du neue Pfeile?"

    Sie waren mittlerweile am Karren angekommen, und Aril begann gleich, ihn zu durchsuchen, doch konnte nichts nennenswertes finden.
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (07.03.2015 um 21:20 Uhr)
  14. #94
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    Wie alles begann ...

    [Bild: AvatarAreion.png]Irgendwie hatte sich sein Leben 'draußen', außerhalb der Stadt Gwaren, nicht gerade als besonders rosig herausgestellt. Zwar hatte er früher nie Ambitionen gehabt, die Stadt zu verlassen, dafür waren zu viele Kontakte und Möglichkeiten vorhanden gewesen. Doch Areion sehnte sich immer mehr das raue Leben des Gesindeviertels zurück.
    Während er Strohballen von der Scheune zum Pferdestall schleppte (was ihm einige Mühe bereitete, da er solche Arbeiten nicht gewohnt war), sinnierte er über die vergangenen Wochen:

    Er war damals direkt aus dem Gesindeviertel geflohen und hatte in einer verkommenen Hafenschenke Schutz gesucht. Der Plan kam schnell und war einfach: auf einem Schiff anheuern und so weit fort von Gwaren wie möglich. Schnell hatte sich jedoch herausgestellt, dass das gar nicht so einfach war, wie Gerüchte und Geschichten immer behaupteten. Selbst die verruchtesten Kapitäne der klapprigsten Schiffe wollten ihn weder mitnehmen noch ihn als Seemann anheuern. Schuld war fehlendes Geld für eine bezahlte Überfahrt und seine völlige Unwissenheit über Segelschiffe und alles, was die Schifffahrt betraf.
    Schließlich hatte er sich auf ein kleines Handelsschiff geschlichen und hatte die ersten Tage zwischen Kisten und Säcken geklemmt verbracht, während das Meer ihn hin und her schaukelte. Wenigstens war er nicht seekrank geworden, das war aber im nachhinein das Einzige, was positiv an dieser Überfahrt gelaufen war: denn natürlich musste ein Elf auch seine körperlichen Bedürfnisse befriedigen, und so war er nachts heimlich an Deck geschlichen, um von der Reling zu pissen. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, denn unter Deck wäre der Gestank irgendwann aufgefallen, und er wollte ihn sich auch nicht selbst antun, wenn es vermeidbar war.
    Das klappte zwei Nächte ganz gut, dann war er erwischt worden. Sein Glück, dass er auf ein königliches Handelsschiff gelangt war und nicht an einen Schmuggler oder Seeräuber, denn die hätten ihn sicherlich einfach über Bord geworfen. Und ihm war erst auf dem Schiff bewusst geworden, dass er gar nicht schwimmen konnte - es wäre sein sicherer Tod gewesen. Statt dessen wurde er zur Arbeit an Deck verdonnert, um sich nützlich zu machen. Sie wussten, dass er nicht fliehen konnte und so sollte er arbeiten, bis sie ihn am nächsten Hafen der königlichen Wache übergeben konnten.
    Doch Areion war nicht aus seiner Heimatstadt geflohen, um von dem nächsten reichen Mann festgehalten und wer weiß wie bestraft zu werden. Also übte er sich in Geduld und wartete, bis sie den nächsten Hafen anfuhren. Zu seinem Glück legten sie spät am Abend an und würden erst am nächsten Tag ausladen, sowohl die Ware als auch den 'Gefangenen' - und beides schlossen sie so über Nacht im Schiffsbauch ein.
    Hierraus zu entkommen war dann für Areion ein Leichtes. Und tatsächlich war es ihm gelungen, ungesehen das Schiff verlassen und ins Land um Amaranthine entkommen zu können.

    Eine ganze Weile war er durch die Gegend gestreift, ratlos was er nun tun sollte. In die Stadt konnte er nicht zurückkehren. Die Gefahr, dass sie ihn dort suchten, war zu groß - auch wenn er fand, dass der Aufwand der Wache sicherlich zu groß war. Aber er ging trotzdem kein Risiko ein. Und so hielt er sich abseits, aber immer in der Nähe der Straßen. Völlig willkürlich hatte er eine gewählt, da er eh nicht wusste, wohin sie führten. Irgendwann zu einer Stadt, soviel war er sich jedenfalls sicher.
    Doch die Probleme begannen früh, denn weder auf dem Schiff noch während seiner Flucht aus der Stadt hatte er einen Gedanken daran verschwendet, etwas Essbares mitzunehmen. Einmal hatte er versucht einen Hasen zu jagen, doch er hatte nur zwei Schritt getan, da war das kleine Tier erschrocken davongehoppelt, ohne dass Areion auch nur im Ansatz Dolch oder Schwert hatte nutzen können.
    Er war an Hunger gewöhnt, das war immer mal wieder vorgekommen - aber in solchen Fällen hatte er dann auf dem Marktplatz oder von Wagen auf der Straße gestohlen. Hier gab es sowas nicht, und die zwei Händler, die an ihm vorbeikamen, hatten wohlweislich Wachen dabei gehabt. Aber Hunger macht irgendwann unvorsichtig und dumm, das hatte er erfahren müssen. Eines Nachts hatte er sich an zwei lagernde Männer herangeschlichen. Sie hatten ein kleines, gestreiftes Tierchen gefangen und über dem Feuer gebraten. Sie hatten geschlafen, während dem Elfen bei dem Geruch des Fleisches der Magen geknurrt hatte. Schnell stand der ziemlich dämliche Plan: den Rest des Fleisches und eines der Pferde stehlen, um schneller voran zu kommen (das Reiten würde schon irgendwie klappen).

    ***

    Und jetzt war er hier. Es hatte sich herausgestellt, dass die Männer Bote und Soldat des Lord Isaac Howe waren und dieser unheimlich wütend wurde, wenn man versuchte eines seiner Pferde zu stehlen. Die Folge waren Züchtigungen mit dem Stock und der lebenslange Dienst auf seiner 'schönen' Burg gewesen.
    Areion begann schnell, dem Schloss und seinem 'Herrn' gegenüber ziemlich große Abneigung zu hegen - ganz davon abgesehen, dass er bis zu einem gewissen Grade Freiheit gewohnt war und jetzt wie ein dummes Stück Holz herumgescheut zu werden: Botengänge, Stroh und Wasser schleppen, Ställe ausmisten, Abfall aus der Küche herausbringen.

    Er blieb stehen, als Männer in den Innenhof geritten kamen. Sie begleiteten einen merkwürdigen Haufen Leute, die er bisher nie gesehen hatte: wild aussehende Männer und eine zerlumpt aussehende Frau. "Neues Spielzeug ...", schloss er, ließ den Blick aber nicht ab. Es war das Interessanteste, was er seit Wochen gesehen hatte.
    Und es sollte sich herausstellen, dass die 'Gäste' des Lords ihm noch einige Male über den Weg laufen sollten: einige Zeit später war er ausgeschickt worden, die Männer (Seemänner, wie der Lord sie nannte) zu Tisch zu bringen, und auch dort Stand er, mit einer Karaffe 'bewaffnet' und goss Wein nach. Wie er es hasste, diesem brutalen Kerl zu dienen, als sei er der König höchstselbst. Doch immerhin hatte das den Vorteil, dass er dem Tischgespräch lauschen konnte.

    Der Lord schien sich heißblütige Gäste eingeladen zu haben, denn schnell geriet das Gespräch außer Kontrolle und irgendwann sprang Howe auf, ein Messer in der Hand und Areion konnte gerade noch so zur Seite springen. "Heilige Andraste, was ...", schoss es ihm durch den Kopf, als bewaffnete Männer an die anderen Gäste herantraten. Schnell wurde die Situation bereinigt: die männlichen Gäste wurden hinausgeführt, während 'sein' Lord der jungen Frau unsanft klar machte, was er von ihr erwartete. Er machte noch einen Satz zur Seite, als er sie vom Stuhl riss und sie dem Boden entgegenwarf.
    Gewalt gegenüber Frauen war ihm nicht neu. So etwas sah man gerade im Gesindeviertel häufig, wenn sich Elfenmädchen auf der Straße den Shem-Männern anboten und er hatte früh gelernt, sich nicht einzumischen. Es war nicht an ihm, das Schicksal anderer zu beeinflussen. Einzig das eigene und das seiner Familie war entscheidend. Und so betrachtete er die Situation und die folgenden Tage mit so viel Neutralität wie möglich. Der Lord hatte ein neues Spielzeug, schön für ihn.

    ***

    Das Ganze wurde für ihn erst einige Tage später interessant, als er Gemurmel aus einer Kammer hörte. Aus Gewohnheit schlich er sich an die Tür und hörte die Stimme der 'Neuen', wie sie ... ja offenbar einen Fluchtplan schmiedete. Er hörte etwas von einem Schiff, einem Thorin - was auch immer das war und den Namen des Seemannes, der einige Tage zuvor von Lord Howe gefangen gesetzt worden war.
    Als die Tür sich öffnete, presste er sich an die Wand und zu seinem Glück verließ die neue Dienstmagd (oder was sie auch war) die Kammer in die andere Richtung. Kurz darauf verließ eine weitere Person das kleine Räumchen und als Areion Millie erkannte, schoß sein Arm hervor.
    "Nicht doch!", keuchte das junge Mädchen, doch der Elf legte einen Finger auf die Lippen. "Was habt ihr da besprochen?", fragte er neugierig, denn in seinem Kopf begann bereits eine Idee heranzureifen.
    "Nichts weiter", wandt das Mädchen sich heraus, doch Areion schüttelte den Kopf. "Ich habs doch gehört. Sie will mit ihren Kerlen fliehen, mit einem Schiff, und du sollst helfen, richtig?" Das betretene Gesicht und die rot werdenden Wangen bestätigten ihm das.
    "Hör zu", begann er, nachdem er sie wieder losgelassen hatte, "ich will auch weg von hier, und ich kann mir vorstellen, dass sie jemanden brauchen, der ihnen diverse Türen öffnet." Millie prüfte lange, ziemlich lange seinen Blick, bis sie offenbar entschied, ihm zu glauben und dass seine Hilfe wirklich notwendig sein konnte. "Wenn du so etwas kannst ...", sprach sie leise und zog ihn dann zurück in die Kammer, wo sie ihm den Plan - soweit er bisher stand - erklärte.

    Areions Stärke war das Einbrechen, nicht das Ausbrechen, doch wenn die Männer wirklich noch einige Krieger auf einem Schiff vor der Küste hatten, konnte das wirklich funktionieren. Sie mussten nur hier herausgelangen. Und ... wenn sie jemanden benötigten, der Schleichen und Schlösser öffnen konnte ... ließ sich da sicher ein Deal aushandeln. Freiheit für die Mitnahme seiner Wenigkeit auf dem Schiff.
    "Wo ist sie jetzt hin?", fragte er das Mädchen. "Zum Kerker, sie will mir etwas geben, damit die Seeleute mir nichts tun und mir glauben, wenn ich sie hole", erklärte sie und klang ein wenig nervös dabei.

    Areion nickte, klopfte ihr ermutigend auf die Schulter und eilte dann die Gänge entlang. "Kerker, Kerker ... wo war der verdammte Kerker nochmal?", grübelte er und fand schließlich endlich nach einiger Zeit die entsprechende Tür. Jetzt musste er nur noch warten, bis die Frau herauskam - denn hinter der Tür waren Wachen, das wusste er. Also suchte er sich eine etwas dunklere Ecke, an der sie auf jeden Fall vorbeikommen musste.
    Schließlich hörte er leise Schritte, zu leicht für Männerfüße und sobald er sich sicher war, dass es die 'Neue' war, griff er nach ihrem Arm und zog sie heran: "Warte, hör mir zu!", sprach er leise und in ruhigem Ton, während er sie in den Schatten zog.
    Glorichen ist offline
  15. #95
    Deus Avatar von VRanger
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    vorheriger Post: Ein alter Mann und seine Ziege ~ Antwort von: Aril

    Glandis | Flüchtlingslager • Eine Wunschliste

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Aril antwortete langsam und als wenn sie ihre Gedanken sortierte: „Also, was hoffe ich zu finden ... wir haben Decken, wir haben Seile, wir haben Eimer, ein wenig Geschirr und Wundumschläge. Ich würde versuchen, Feuerstein und Feuerschläger aufzutreiben, damit wir beide eine Ausrüstung haben, um Feuer zu machen. Sicherlich hatte hier jemand etwas dergleichen, denn im Lager brennt doch immer ein Feuer, allein um den Soldaten vorzutäuschen, es gibt so etwas wie Geborgenheit.“. Dann schaute sich die Adlige etwas um, schien aber nichts Besonderes zu erblicken und sprach weiter: „Ich bin mir nicht ganz sicher. Wir können immer Nahrung gebrauchen, aber die Sachen, die wir hier finden, sind vielleicht mittlerweile schon schlecht und außerdem können wir auch gar nicht so viel tragen. Wir sollten schauen, ob wir noch saubere Leinen zum Umwickeln von Wunden finden, dann können wir deine Gwess noch besser verarzten. Fällt dir noch etwas ein? Du kennst dich im Freien auf jeden Fall besser aus als ich. Gibt es noch etwas, was uns helfen könnte, deinen Bogen wiederzubeschaffen? Brauchst du neue Pfeile?“

    Dann waren sie am Karren angelangt und die Ferelderin prüfte diese, fand aber nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ihr Pferd mit sich führte. Denn so konnte man ja nicht in den letzten Winkel kriechen. Aber überraschenderweise hatte sie in der Aufzählung doch einiges vergessen. Glandis überlegte und fragte sich, wann sie hier gewesen waren. »Gestern«, merkwürdig. Es kam ihr vor, als wäre es sein Jahr. Doch wie es auch sei, sie wollte es richtigstellen. Deshalb sagte sie: »Aril, du hast in deiner Aufzählung übersehen, dass wir eine Rolle Draht zum Erstellen größerer Fallen mitgenommen haben. Und es war auch ein gut gefüllter lederner Beutel dabei. In diesem sind Pfeilspitzen. Konnte diese zwar noch nicht prüfen. Aber da kannst du die Pfeile mal streichen. Es sei denn, wir finden wirklich welche. Was ich nicht glaube. Denn die Sieger …«, die wechselte bei dem Wort in einen ironischen Tonfall und musste schlucken sprach aber weiter: »… sie werden die aus ihrer Sicht vorhandene Beute, eben auch Waffen, mitgenommen haben.«

    Sie schaute so, wie Aril es erst getan hatte, in die Runde und erklärte: »Nach deiner Wunschliste können wir ja vorgehen und prüfen, was es gibt. Doch willst du dein Pferd die ganze Zeit am Zügel mitnehmen? Wird schwierig, wenn man in ein Zelt will und möchtest du zu zweit suchen. Wenn ja, dann sollten wir uns das Holzhaus ansehen, wo der Kommandant sein Zimmer hatte.«

    nächster Post: Willkommene Beute
    VRanger ist offline Geändert von VRanger (15.03.2015 um 09:11 Uhr) Grund: verlinkt
  16. #96
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    vorherige Posts: Walla, Maeya'alinh, Gisele,

    [Bild: Walla_100P.png]
    "Ein Templér…", murmelte Gisele vor sich hin, wobei sie den Blick nicht von debn Flammen nahm. Und noch einmal: "Ein Templér…" Die Essschüssel zitterte leicht in ihrer Hand. Langsam kehrte die Erinnerungen zurück.
    Walla sah sie besorgt an. Was würde passieren, wenn sie sich wieder an jede Einzelheit erinnerte? Würde sie wieder zornig werden? Würde der Streit, den Wallas Spezialgetränk gestern glücklicherweise verhindert hatte, nun unausweichlich eskalieren? Würde sie doch auf die Idee kommen, Maeya'alinh an die Templer ausliefern zu wollen? Immerhin hatte sie ja ein recht inniges Verhältnis zu diesen Blechheinis, wenn Walla das richtig mitbekommen hatte.
    Wie durch Zauberei lag ihre Hand bereits wieder auf der Flasche. Doch diesmal zog sie sie energisch weg. Nein, der Schnaps war keine wirkliche Hilfe. Nicht in diesem Fall. Selbst wenn sie Gisele überreden könnte, sich erneut volllaufen zu lassen, so hätten sie damit bestenfalls ein paar Stunden gewonnen. Und genau genommen war der Alkohol für solche Spielchen auch viel zu schade. Wer wusste schon, wann sich die Gelegenehit ergeben würde, Nachschub zu beschaffen.
    Walla legte die sauber ausgekratzte Schüssel beiseite, leckte den Löffel noch einmal ab und wandte sich dann an die Menschenfrau: "Ja, ein Templer", begann sie in einem Ton, in dem man kleinen Kindern die Welt erklärt. "Ein böser Templer." Sie ließ die Worte kurz wirken, schaute dabei Gisele fest an, die widerum immer noch in die Flammen starrte. Vielleicht zuckte ihr Körper etwas, vielleicht war es eine Täuschung der heißen Luft, die vor ihnen aufstieg. Walla jedenfalls sprach langsam weiter."Dieser Templer hat Maeya'alinh angegriffen. Einfach so, ohne Warnung. Das gehört sich nicht, nicht wahr? Und dann wollte er auch mich abmurksen und dich auch. Aber wir haben zusammengehalten und uns gewehrt. Tja und dann ... dann haben wir eben gewonnen. So ist das nun mal."
    Vorsichtig zog sie Gisele die leere Schüssel aus den Fingern.
    "Wir hatten keine andere Wahl, Maeya'alinh genauso wenig wie du oder ich", schob sie noch nach, bevor sie auch den Rest des Geschirrs zusammenraffte und sich erhob, um die Sachen am kleinen Tümpel am Rande der Lichtung zu reinigen.
    Nach ein paar kurzen Schritten drehte sie sich noch einmal um und betrachtete die beiden Frauen am Feuer. Wenn sie die Elfe richtig einschätzte, so hätte diese alles dafür gegeben, jetzt mit Walla den Abwasch machen zu dürfen. Aber sie bleib sitzen und das war gut so. Die beiden mussten sich aussprechen, bevor sie gemeinsam weiterziehen konnten. Ein toter Templer durfte nicht zwischen ihnen stehen, und Walla hoffte, den Weg für ein klärendes Gespräch etwas geebnet zu haben.
    Wenn nicht, würde sie das totsicher auch am Tümpel mitbekommen.
    Still seufzend drückte sie das Geschirr fester an ihren fülligen Leib, wandte ihnen den Rücken zu und ließ sie allein.
    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen

    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]"Wir hatten keine andere Wahl, Maeya'alinh genauso wenig wie du oder ich" Wallas Worte durchpflügten Maeya'alinhs Geist wie einen alten Acker, auf dem Blut vergossen worden war. Die Zwergin hatte Gisele in knappen Sätzen erklärt, was in der Nacht geschehen und dann von der Kriegerin vergessen worden war, doch war sich die Elfe nicht sicher, ob Gisele alles verstanden hatten. Nicht nur, weil ihr Geist schon bei der Erwähnung eines bösen Templers verschiedene Fragen aufzuwerfen schien, sondern vor allem weil Walla einige Details aufgelassen hatte. Details, die Gisele ohne Zweifel wissen wollte, wissen musste.
    Nachdem die fürsorgliche Köchin zum Teich aufgebrochen war um das Essgeschirr abzuwaschen legte sich eine drückende Stille über die beiden zurückbleibenden Frauen. Gisele saß leicht vornüber gebeugt und massierte sich von Zeit zu Zeit die Schläfen während sie über das Gehörte nachdachte und ihr Verstand sich daran abarbeitete es zu einem Bild zusammenzufügen. Maeya'alinh saß ihr gegenüber und lauschte der stummen Qual ihrer Gefährtin. Für die Elfe, die Zeit ohnehin anders empfand als Gisele oder Walla, schienen Jahre in diesem Moment zu liegen.
    ,,Ich habe den Templer getötet.''
    Anstatt die Stille wie eine Klinge zu durchdringen fielen die Worte eher wie ein Stein, ein Schuldstein, auf das zähe, undurchdringliche Vergessen, das über der letzten Nacht lag und schlugen nur gepämpfte Wellen. Gisele schaute langsam auf und sah die Elfe an. Es fiel Maeya'alinh schwer ihrem Blick stand zu halten, doch sie schaffte es. Sie hatte schon so viel Leid hinter sich und auch wenn sie die Bedeutung ihrer Tat, die Bedeutung von Almoris Tod, niemals unterschlagen würde, so war ihr doch bewusst, dass sie nicht daran zerbrechen würde, genau so wenig wie sie an all dem zerbrochen war, was hinter ihr lag.
    In der Miene der Kriegerin lagen ungezählte Fragen und ihr Lippen bewegten sich bereits vorsichtig, während sie noch darauf warteten welche sie zuerst aussprechen sollten. In der Ferne klapperten Wallas Schüsseln beim Abwasch.
    ,,Es war wie Walla gesagt hat, er hat uns, mich, aus dem Hinterhalt angegriffen. Du und Walla kamt mir zur Hilfe und wäret dabei fast von ihm getötet worden.''
    Ein heftiges Schaudern, fast ein Zucken ging über Giseles Gesicht. Man hätte meinen können das Bilder der vergangenen Nacht zu ihr zurück kehrten. Maeya'alinh war sich sicher, dass es keine schönen waren.
    ,,Der Kampf nahm dann jedoch eine Wendung, von der Walla noch nicht gesprochen hat. Wenn Du willst, werde ich Dir alles erklären.'', fuhr sie fort und sprach dabei mit einer langsam zu ihr zurück kehrenden Sicherheit. Sie wusste, dass sie das Richtige tat.
    Gisele setzte prompt zu einer Frage an, zögerte dann jedoch kurz, hatte sogleich eine andere im Sinn und ließ sie dann doch unausgesprochen. Ihr musste unglaublich viel durch den Kopf gehen. Maeya'alinh blickte zu dem Baum unter dem sie den Templer beerdigt hatte. Er würde sich von dem Schaden erholen, den ihre Magie angerichtet hatte und stets die Stelle markieren, an der ein junger Ehemann und Vater sein Ende gefunden hatte.
    ,,Sein Name war Almori.'', sagte die Elfe leise und wandte sich wieder zu Gisele um.



    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafael stand mit seiner Mutter auf einer scheinbar unendlich großen Wiese unter blauem Himmel. Obwohl er sie nicht mehr gesehen hatte, seit er in den Zirkel gebracht worden war, wusste er sicher, dass sie es war. Sie kam auf ihn zu, nickte kurz und hakte sich dann bei ihrem Sohn unter. Zusammen gingen sie ein paar Schritte und sprachen über all die Jahre, die vergangen waren. Die Sonne bewegte sich nicht und auch das Grün unter ihren Füßen nahm kein Ende als sie langsam spazieren gingen. Nach einer Weile blieben sie stehen und sahen sich an. Er überragte seine Mutter um mehr als einen Kopf. ,,Du musst gehen.'', sagte sie. Rafael nickte, denn sie hatte Recht. Er nahm sie in den Arm und küsste sie sanft auf die Stirn.

    ,,Herr Marlov! Herr Marlov!'' Cedric rüttelte mit zunehmender Kraft an Rafaels Bein als er ihn mit gepresster Stimme immer und immer wieder anrief. Der Verstand des Magiers war sofort wach und klar. Irgendetwas stimmte nicht. Er hob den Kopf. ,,Was ist passiert?''
    ,,Der Hauptmann fürchtet, dass Gefahr im Verzug ist. Ich soll Euch wecken und ausrichten, dass Ihr im Zelt bleiben mögt, bis Klarheit herrscht.'' Wären das hektische Wecken und das Geräusch von sich bewegenden Menschen, das in Zelt drang nicht genug gewesen, um Rafael klar zu machen, dass etwas Unerwartetes wenn nicht Schlimmes im Gange war, so hätte spätestens Cedrics ungewohnt steifer Ton ihm das gesagt. ,,Der Elf?'', fragte er und richtete sich mit einer schnellen Bewegung ins Sitzen auf. Sollte der Junge Ärger machen, würde Rafael garantiert nicht untätig im Zelt sitzen bleiben. ,,Nein. Ser Robert ist bei ihm und gibt Acht.'' Dieses Wissen beruhigte den Magier, der nach seinen Sachen griff und bereits ein Bein in der Hose hatte, als ihm auffiel, dass der junge Templer scheinbar grade damit haderte. ,,Ser Kilian hat angeordnet, dass ihr im Zelt bleiben sollt.'', sagte er mit einem Unterton in der Stimme, der ihn anflehte, sich nicht anzuziehen und raus zu gehen. Rafael sah ihn mit einer entnervten Miene an, die bei der Finsternis vermutlich überhaupt nicht zu sehen war und steckte das zweite Bein in die Hose. ,,Cedric, selbst wenn ich im Zelt bleibe, so möchte ich doch nicht in Unterwäsche angetroffen werden, falls diese Gefahr, die da draußen irgendwo im Verzuge sein soll, beschließt hier vorbei zu kommen. Das wäre unwürdig.'' Ein Seufzen entwich dem jungen Mann, dessen Körperhaltung sich sogleich entspannte. ,,Danke, Herr Marlov. Sobald es etwas Neues gibt, sage ich Bescheid.'', sagte er und zog sich aus dem Zelt zurück. Das Geräusch seiner Schritte verschwand in dem von vielen Füßen, die sich draußen möglichst leise zu bewegen versuchten.
    Während der Magier sich weiter mit schnellen Handgriffen ankleidete und sicherstellte, dass sein Schlagring am altbekannten Ort in der Manteltasche war, ging er im Geiste die möglichen Ursachen für die nächtliche Störung durch. Von einem Angriff auf das Lager hätte er schon früher Wind bekommen, außerdem hielt er es für unwahrscheinlich, dass Banditen einen derart gut bewaffneten Zug wie den ihren attackierten. Als er fertig war nahm er seinen Stab zur Hand und krabbelte mit dem Kopf voran aus dem Zelt. Er hatte sofort beschlossen die Anweisung des Hauptmanns zu ignorieren als Cedric davon gesprochen hatte und machte sich nun auf die Suche nach den Templern. Auch wenn Kilians Befehl Schwachsinn war, er hatte immer noch das Kommando über diese Expedition, die im Übrigen ebenfalls Schwachsinn war.
    Er brauchte nicht lange zu suchen, da ihm Cedric mit dem Anführer der Soldaten im Schlepptau bereits entgegen kam. Während der junge Templer mit verkniffener Miene voran ging, gestikulierte der andere heftig und redete mit unterdrückter, aber dadurch nicht weniger eindringlich auf ihn ein und war sichtlich aufgebracht. ,,Dein Vorgesetzter ist ein Idiot und jetzt lässt er die Leute da unten verrecken! Wir müssen kämpfen, mit oder ohne ihn!'' Cedric blieb auf der Stelle stehen und wandte sich ungewohnt energisch zu dem Soldaten um. Scheinbar hatte er nicht vor diese Beleidigung ungestraft durchgehen zu lassen obwohl sein Gegenüber ihn an Größe und Masse deutlich übertraf. Noch bevor der junge Templer zu seiner Waffe greifen oder dem Mann den Finger auf die Brust setzen konnte erreichte Rafael die beiden und erinnerte Cedric damit an seine eigentliche Aufgabe.
    ,,Herr Marlov, geht bitte zurück ins Zelt, es ist nicht sicher hier draußen.''
    ,,Nicht sicher, dass ich nicht lache. Da unten ist es nicht sicher, da sterben die Leute während ihr hier oben sitzt und euch versteckt!'' fiel der Andere ein und stieß dabei Cedric grob am Oberarm. ,,Feiglinge!'' ,,Was ist hier los?'', forderte der Magier zu wissen ohne auf die Provokation durch den Soldaten einzugehen. Den würde Kilian zur rechten Zeit gewiss noch zurecht stutzen, möglicherweise sogar im wörtlichen Sinne.
    ,,Da hinten brennen Räuber einen Hof nieder, das ist los, du Robenfurzer! Und deine Aufpasser legen die Hände in den Schoß und tun nichts!'', antwortete der sichtlich wütende Anführer der Eskorte. Rafael bezweifelte zwar, dass es ihm um das Wohl der Bauern ging, doch wenigstens sagte ihm endlich mal jemand, was geschah. ,,Cedric?'' Ohne weitere Worte verlangte er eine Bestätigung von dem Templer. Er stand zwar vollkommen außerhalb der Befehlskette, doch war er sich sicher, die geforderten Informationen zu bekommen. Cedric nickte nur unzufrieden, trat kurz unentschlossen auf der Stelle umher und schloss dann an: ,,Wenn wir da runter gehen könnte der Elf entkommen oder Euch etwas geschehen, Herr Marlov! Hauptmann von Xerox will die Lage unter Kontrolle behalten!'' Unabhängig von der Tatsache, dass Rafael gravierende Zweifel daran hatte, dass dieser Gefangenentransport mitten durchs Land überhaupt unter Kontrolle gehalten werden konnte, teilte er Kilians Ansicht was den Elfen anging. Sollte er in der Finsternis der Nacht entkommen könnte er einen massiven Vorsprung aufbauen, bevor die Templer ihm würden folgen können.
    ,,Schwachsinn!'', tönte der Soldat, diesmal mit deutlich weniger gedämpfter Stimme und trat gefährlich nahe an Cedric heran. ,,Ihr habt nur nicht den Schneid zu kämpfen und hockt lieber bei diesen Missgeburten herum! Die sind doch überhaupt Schuld an...'', fuhr er mit seiner Tirade fort, wurde dann aber unterbrochen als sich Cedric mit einem Schritt zu Seite von ihm frei machte und plötzlich den Kriegshammer in der Hand hatte, den ihm Kilian gegeben hatte.
    ,,Geht zurück zu Euren Männer und sorgt dafür, dass Ruhe herrscht!'', befahl er mit Macht in der Stimme. Rafael staunte und zog anerkennungsvoll eine Augenbraue hoch. So hatte er den jungen Cedric noch nicht erlebt.
    ,,Na warte, Bürschchen, Dir werde ich es zeigen!'', herrschte sein Gegenüber ihn an und griff nach seinem Schwert. Plötzlich tauchte Kilian hinter ihm auf und hielt seinen Arm fest. Der Soldat drehte sich um, erkannte den Hauptmann und lieferte sich einen stummen Machtkampf in der Finsternis mit ihm. Obwohl sich keiner von ihnen bewegte war die Spannung in den Körpern der beiden nahezu spürbar. Schlussendlich gab erneut der Schwächere nach und ließ von seiner Waffe ab. Er spukte gut hörbar vor den Templern aus und ging zu seinen Männern, die ein geringer Entfernung hockten und das Geschehen zu beobachten schienen. Kilian nickte Cedric zu, der den Kriegshammer inzwischen hatte sinken lassen. Rafael war klar, dass er sich nun mit dem Hauptmann auseinandersetzen musste, doch wollte er von ihm direkt wissen, was vor sich ging und was sein Plan war. Grade als er an die beiden Templer herantrat um sich im kommenden Gespräch wenigstens der Vorteil der Offensive zu sichern, erklang von links lautes Gebell und ein Schrei, der ein hektisches Gewirr von Stimmen nach sich zog. Alle drehten sich um und obwohl das Feuer bereits gelöscht worden war konnte man sehen das Chaos unter den Soldaten ausgebrochen war und eilig Waffen gezogen wurden. ,,Mabaris!'', rief der Anführer der Eskorte, mit dem Cedric diskutiert hatte. Ohne ein weiteres Wort lief Kilian los und verließ sich offenbar darauf, dass Cedric ihm folgte. Wenn er bereits von Rafael Notiz genommen hatte, so ließ er durch kein Zeichen darauf schließen. Der Magier folgte ihm ebenso im Laufschritt und umgriff seinen Stab fest als sie sich dem Kampfeslärm näherten.
    Plötzlich hörte er hinter sich das laute Krachen einer gewaltigen Waffe, die ihr Ziel fand, gefolgt von einem Winseln und plötzlich einsetzendem Gebell mehrer Hunde. ,,Ser Robert!'', schoss es dem Magier durch den Kopf. Cedric hatte erzählt, dass der Hüne den Elfen bewachen sollte. Wenn der Templer bereits in den Kampf verwickelt war, konnte niemand sagen, wie es um den Gefangenen bestellt war. ,,Hauptmann! Sie sind bei dem Elfen!'', schrie Rafael nach vorn, ohne überhaupt zu wissen, wer Sie überhaupt waren. Er machte auf dem Absatz kehrt und folgte dem Geräusch des riesigen Schwertes, das unentwegt auf seine Feinde niederging.


    [Bild: Mini3.jpg]

    Gisele fasste sich an den Kopf, als erst die Worte Wallas, dann die folgende Erklärung Maeya´alinhs die eigentümlichen Erinnerungen an die vergangenen Stunden bombardierten. Zudem schienen die Nachwirkungen dieses merkwürdigen Gebräus noch immer nicht ganz abgeklungen zu sein und galleartige Flüssigkeit verbreitete garstigen Geschmack in Gisele Kehle, den sie nur mit Mühe herunterwürgen konnte. Wallas Speisen halfen, dem Erbauer sei Dank, dabei.

    Die Zwergin wollte sie offensichtlich beschwichtigen und ob ihre Worte, die klangen als erkläre sie einem Kleinkind die Welt, angefüllt mit Wahrheit oder doch nur Ausreden waren, vermochte Gisele noch nicht zu sagen. Ein böser Templer klang zu willkürlich und verzerrte ihr Bild von den strahlenden Rittern der Kirche zu sehr um es als real zu zulassen. Allerdings war die Elfe unbestreitbar eine Magierin und Gisele wusste sehr wohl wie die Kriegsmönche auf Abtrünnige reagierten. Dennoch… ein unvermittelter Angriff auf sie Drei? Auf eine unbewaffnete, Gisele schmunzelte fast, und alte Zwergin? Und auf sie? Nein, da stimmte etwas nicht!

    Beinahe hätte die Aussage Wallas über die Geschehnisse der letzten Nacht Gisele an ihrer ohnehin erschütterte Urteilskraft zweifeln lassen, wäre da nicht der elende Beweis der Wahrheit das es den Templer und den Kampf wirklich gegeben hatte. In Gestalt der verschüchtert dreinblickenden Elfe, die immer wieder verstohlene Blicke gen Waldesrand warf, dessen irdener Grund an einer Stelle, nun da Gisele ihn genauer in Augenschein nahm, merkwürdig aufgewühlt, ja geradezu zerfleischt wirkte. Langsam, ganz langsam und mit ungewohnter Kälte krochen die von Wallas Alkohol zerrissenen und auf der Lichtung verteilten Fetzen der Erinnerungen zurück zu der Kriegerin. Nun sah sie ihn vor sich, den Templer mit zwei blitzenden Klingen. Und sie vernahm das Geräusch von aufeinandertreffendem Stahl…

    Maeya´alinh gab an den Templer getötet zu haben und nannte, nahezu zusammenhangslos, seinen Namen. Tatsächlich schien die Elfe auf eine merkwürdige Weise mehr zu leiden, als man es einer gerade dem Tod entkommenen Abtrünnigen.

    Merde, murmelte Gisele, als ihr mit schrecklicher Gewissheit klar wurde, wie der Kampf letzte Nacht geendet hatte. Ihre Erinnerungen kehrten zurück und plötzlich existierte außerhalb des schwachen Feuerscheins, der nur die Kriegerin und die Elfe zu beleuchten schien, nichts mehr. Das Klappern der Schüsseln, das Säuseln des Windes, ja sogar das beruhigende Schnauben des Pferdes war wie weggeblasen. Giseles blaue Augen fassten die ebenfalls blauen, verunsichert dreinblickenden Augen Maeya´alinhs an. Die Kriegerin öffnete den Mund und sagte seltsam tonlos:
    Getötét? Du ´ast ihn nischt getötét… du ´ast ihn ermordet!

    Ihre Kehle zog sich trocken zu, als sie die unabwendbare Wahrheit aus ihr herausgequetscht hatte, eine Wahrheit die sie daran erinnerte wieso sie sich gestern dem stummen, zeitweiligen Vergessen in Wallas Alkohol zugewandt hatte.
    Diese Elfe! Diese verfluchte Elfe! Diese Elfe, die eine tödliche Faszination auf Gisele auswirkte. Die Kriegerin erinnerte sich an den Lichtblitz der nicht von dieser Welt stammte und den unheilvoll brennenden Körper Almoris.

    Sie wandte den Blick nicht ab, hielt ihn weiterhin stramm auf die Elfe gerichtet, die nun merklich nervöser wurde. Gisele konnte sich zwar nicht mehr an den genauen Inhalt erinnern, doch wusste sie nun wieder, dass es einen Streit gegeben hatte. Einen recht einseitigen Streit.
    Du… du wolltést zum Zirkél der Magje, rischtisch? Du wolltést…“.

    Sie schüttelte nachdenklich den Kopf, doch die Erinnerungen purzelten nicht darin herum. Daraufhin hob sie ihre Hände und begann erneut ihre Schläfen zu massieren, die stechend gegen die vorherige Handlung protestiert hatten.
    Verfluchter Alko´ol… erinnere misch daran den nie wiedér su trinkén!

    Gisele erhob sich. Ihr Gleichgewicht hatte sich mittlerweile wieder eingestellt, wenngleich sie ihre Beine etwas breiter auseinanderstellte, als gewöhnlich. Während sie ihre Kleidung abklopfte kam Walla wieder angewatschelt. Die laut klirrenden Schüsseln und das Besteck, welches sie ineinander gestapelt vor ihrem Bauch trug kündigten ihre Rückkehr bereits über die ganze Lichtung an. Zudem pfiff sie merklich schief und scheinbar völlig unkontrolliert. Vermutlich hatte die Zwergin sich beim Abspülen selbst etwas von diesem giftigen Alkohol einverleibt.
    Als die Zwergin die beiden erreichte klopfte Gisele ihr dankbar auf die Schultern, sagte jedoch nichts. Die Zwergin schaute allerdings gar nicht so glücklich drein, ließ sie der sanfte Schlag doch fast aus dem ohnehin kippligen Gleichgewicht rutschten, wodurch sie fast gestürzt wäre.

    Isch will ´ören was i´r zwei nun su sagen ´abt. Scheinbár bin isch die einsige gewesén, die ein Problém mit dem Templer friedlisch gelöst ´ätte… und nun ´aben wir ein Problém. Die Kirsche… Kirsche…“,
    Gisele bemühte sich das Wort auszusprechen ohne dabei den Gedanken die die süßen, roten Früchte in ihren Gefährtinnen zu wecken: „Kir-sssch…, sie gab auf: „die Église ´alt schätzt es nischt, wenn Magjier sisch frei bewegen und sie schätzt auch jené nischt, welsche diesé verstecken“.

    Sie musterte die Zwergin und die Elfe.

    Alsó? Was íst der Plán? Wartén bis die Erleuschtung euch trifft?“ Und speziell an Maeya´alinh gewandt: „Willst du ímmer noch sum Turm, Maeya? Isch ´alte das nämlisch für eine dumme Idéé! Da könnte isch disch auch gleisch ´ier köpfen, dann sparen wír uns den Weg….
    Sie schaute sich um.
    Nebenbei… ´at jemand mein Schwért gese´en?
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen

    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]"Wir hatten keine andere Wahl, Maeya'alinh genauso wenig wie du oder ich" Wallas Worte durchpflügten Maeya'alinhs Geist wie einen alten Acker, auf dem Blut vergossen worden war. Die Zwergin hatte Gisele in knappen Sätzen erklärt, was in der Nacht geschehen und dann von der Kriegerin vergessen worden war, doch war sich die Elfe nicht sicher, ob Gisele alles verstanden hatten. Nicht nur, weil ihr Geist schon bei der Erwähnung eines bösen Templers verschiedene Fragen aufzuwerfen schien, sondern vor allem weil Walla einige Details aufgelassen hatte. Details, die Gisele ohne Zweifel wissen wollte, wissen musste.
    Nachdem die fürsorgliche Köchin zum Teich aufgebrochen war um das Essgeschirr abzuwaschen legte sich eine drückende Stille über die beiden zurückbleibenden Frauen. Gisele saß leicht vornüber gebeugt und massierte sich von Zeit zu Zeit die Schläfen während sie über das Gehörte nachdachte und ihr Verstand sich daran abarbeitete es zu einem Bild zusammenzufügen. Maeya'alinh saß ihr gegenüber und lauschte der stummen Qual ihrer Gefährtin. Für die Elfe, die Zeit ohnehin anders empfand als Gisele oder Walla, schienen Jahre in diesem Moment zu liegen.
    ,,Ich habe den Templer getötet.''
    Anstatt die Stille wie eine Klinge zu durchdringen fielen die Worte eher wie ein Stein, ein Schuldstein, auf das zähe, undurchdringliche Vergessen, das über der letzten Nacht lag und schlugen nur gepämpfte Wellen. Gisele schaute langsam auf und sah die Elfe an. Es fiel Maeya'alinh schwer ihrem Blick stand zu halten, doch sie schaffte es. Sie hatte schon so viel Leid hinter sich und auch wenn sie die Bedeutung ihrer Tat, die Bedeutung von Almoris Tod, niemals unterschlagen würde, so war ihr doch bewusst, dass sie nicht daran zerbrechen würde, genau so wenig wie sie an all dem zerbrochen war, was hinter ihr lag.
    In der Miene der Kriegerin lagen ungezählte Fragen und ihr Lippen bewegten sich bereits vorsichtig, während sie noch darauf warteten welche sie zuerst aussprechen sollten. In der Ferne klapperten Wallas Schüsseln beim Abwasch.
    ,,Es war wie Walla gesagt hat, er hat uns, mich, aus dem Hinterhalt angegriffen. Du und Walla kamt mir zur Hilfe und wäret dabei fast von ihm getötet worden.''
    Ein heftiges Schaudern, fast ein Zucken ging über Giseles Gesicht. Man hätte meinen können das Bilder der vergangenen Nacht zu ihr zurück kehrten. Maeya'alinh war sich sicher, dass es keine schönen waren.
    ,,Der Kampf nahm dann jedoch eine Wendung, von der Walla noch nicht gesprochen hat. Wenn Du willst, werde ich Dir alles erklären.'', fuhr sie fort und sprach dabei mit einer langsam zu ihr zurück kehrenden Sicherheit. Sie wusste, dass sie das Richtige tat.
    Gisele setzte prompt zu einer Frage an, zögerte dann jedoch kurz, hatte sogleich eine andere im Sinn und ließ sie dann doch unausgesprochen. Ihr musste unglaublich viel durch den Kopf gehen. Maeya'alinh blickte zu dem Baum unter dem sie den Templer beerdigt hatte. Er würde sich von dem Schaden erholen, den ihre Magie angerichtet hatte und stets die Stelle markieren, an der ein junger Ehemann und Vater sein Ende gefunden hatte.
    ,,Sein Name war Almori.'', sagte die Elfe leise und wandte sich wieder zu Gisele um.



    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafael stand mit seiner Mutter auf einer scheinbar unendlich großen Wiese unter blauem Himmel. Obwohl er sie nicht mehr gesehen hatte, seit er in den Zirkel gebracht worden war, wusste er sicher, dass sie es war. Sie kam auf ihn zu, nickte kurz und hakte sich dann bei ihrem Sohn unter. Zusammen gingen sie ein paar Schritte und sprachen über all die Jahre, die vergangen waren. Die Sonne bewegte sich nicht und auch das Grün unter ihren Füßen nahm kein Ende als sie langsam spazieren gingen. Nach einer Weile blieben sie stehen und sahen sich an. Er überragte seine Mutter um mehr als einen Kopf. ,,Du musst gehen.'', sagte sie. Rafael nickte, denn sie hatte Recht. Er nahm sie in den Arm und küsste sie sanft auf die Stirn.

    ,,Herr Marlov! Herr Marlov!'' Cedric rüttelte mit zunehmender Kraft an Rafaels Bein als er ihn mit gepresster Stimme immer und immer wieder anrief. Der Verstand des Magiers war sofort wach und klar. Irgendetwas stimmte nicht. Er hob den Kopf. ,,Was ist passiert?''
    ,,Der Hauptmann fürchtet, dass Gefahr im Verzug ist. Ich soll Euch wecken und ausrichten, dass Ihr im Zelt bleiben mögt, bis Klarheit herrscht.'' Wären das hektische Wecken und das Geräusch von sich bewegenden Menschen, das in Zelt drang nicht genug gewesen, um Rafael klar zu machen, dass etwas Unerwartetes wenn nicht Schlimmes im Gange war, so hätte spätestens Cedrics ungewohnt steifer Ton ihm das gesagt. ,,Der Elf?'', fragte er und richtete sich mit einer schnellen Bewegung ins Sitzen auf. Sollte der Junge Ärger machen, würde Rafael garantiert nicht untätig im Zelt sitzen bleiben. ,,Nein. Ser Robert ist bei ihm und gibt Acht.'' Dieses Wissen beruhigte den Magier, der nach seinen Sachen griff und bereits ein Bein in der Hose hatte, als ihm auffiel, dass der junge Templer scheinbar grade damit haderte. ,,Ser Kilian hat angeordnet, dass ihr im Zelt bleiben sollt.'', sagte er mit einem Unterton in der Stimme, der ihn anflehte, sich nicht anzuziehen und raus zu gehen. Rafael sah ihn mit einer entnervten Miene an, die bei der Finsternis vermutlich überhaupt nicht zu sehen war und steckte das zweite Bein in die Hose. ,,Cedric, selbst wenn ich im Zelt bleibe, so möchte ich doch nicht in Unterwäsche angetroffen werden, falls diese Gefahr, die da draußen irgendwo im Verzuge sein soll, beschließt hier vorbei zu kommen. Das wäre unwürdig.'' Ein Seufzen entwich dem jungen Mann, dessen Körperhaltung sich sogleich entspannte. ,,Danke, Herr Marlov. Sobald es etwas Neues gibt, sage ich Bescheid.'', sagte er und zog sich aus dem Zelt zurück. Das Geräusch seiner Schritte verschwand in dem von vielen Füßen, die sich draußen möglichst leise zu bewegen versuchten.
    Während der Magier sich weiter mit schnellen Handgriffen ankleidete und sicherstellte, dass sein Schlagring am altbekannten Ort in der Manteltasche war, ging er im Geiste die möglichen Ursachen für die nächtliche Störung durch. Von einem Angriff auf das Lager hätte er schon früher Wind bekommen, außerdem hielt er es für unwahrscheinlich, dass Banditen einen derart gut bewaffneten Zug wie den ihren attackierten. Als er fertig war nahm er seinen Stab zur Hand und krabbelte mit dem Kopf voran aus dem Zelt. Er hatte sofort beschlossen die Anweisung des Hauptmanns zu ignorieren als Cedric davon gesprochen hatte und machte sich nun auf die Suche nach den Templern. Auch wenn Kilians Befehl Schwachsinn war, er hatte immer noch das Kommando über diese Expedition, die im Übrigen ebenfalls Schwachsinn war.
    Er brauchte nicht lange zu suchen, da ihm Cedric mit dem Anführer der Soldaten im Schlepptau bereits entgegen kam. Während der junge Templer mit verkniffener Miene voran ging, gestikulierte der andere heftig und redete mit unterdrückter, aber dadurch nicht weniger eindringlich auf ihn ein und war sichtlich aufgebracht. ,,Dein Vorgesetzter ist ein Idiot und jetzt lässt er die Leute da unten verrecken! Wir müssen kämpfen, mit oder ohne ihn!'' Cedric blieb auf der Stelle stehen und wandte sich ungewohnt energisch zu dem Soldaten um. Scheinbar hatte er nicht vor diese Beleidigung ungestraft durchgehen zu lassen obwohl sein Gegenüber ihn an Größe und Masse deutlich übertraf. Noch bevor der junge Templer zu seiner Waffe greifen oder dem Mann den Finger auf die Brust setzen konnte erreichte Rafael die beiden und erinnerte Cedric damit an seine eigentliche Aufgabe.
    ,,Herr Marlov, geht bitte zurück ins Zelt, es ist nicht sicher hier draußen.''
    ,,Nicht sicher, dass ich nicht lache. Da unten ist es nicht sicher, da sterben die Leute während ihr hier oben sitzt und euch versteckt!'' fiel der Andere ein und stieß dabei Cedric grob am Oberarm. ,,Feiglinge!'' ,,Was ist hier los?'', forderte der Magier zu wissen ohne auf die Provokation durch den Soldaten einzugehen. Den würde Kilian zur rechten Zeit gewiss noch zurecht stutzen, möglicherweise sogar im wörtlichen Sinne.
    ,,Da hinten brennen Räuber einen Hof nieder, das ist los, du Robenfurzer! Und deine Aufpasser legen die Hände in den Schoß und tun nichts!'', antwortete der sichtlich wütende Anführer der Eskorte. Rafael bezweifelte zwar, dass es ihm um das Wohl der Bauern ging, doch wenigstens sagte ihm endlich mal jemand, was geschah. ,,Cedric?'' Ohne weitere Worte verlangte er eine Bestätigung von dem Templer. Er stand zwar vollkommen außerhalb der Befehlskette, doch war er sich sicher, die geforderten Informationen zu bekommen. Cedric nickte nur unzufrieden, trat kurz unentschlossen auf der Stelle umher und schloss dann an: ,,Wenn wir da runter gehen könnte der Elf entkommen oder Euch etwas geschehen, Herr Marlov! Hauptmann von Xerox will die Lage unter Kontrolle behalten!'' Unabhängig von der Tatsache, dass Rafael gravierende Zweifel daran hatte, dass dieser Gefangenentransport mitten durchs Land überhaupt unter Kontrolle gehalten werden konnte, teilte er Kilians Ansicht was den Elfen anging. Sollte er in der Finsternis der Nacht entkommen könnte er einen massiven Vorsprung aufbauen, bevor die Templer ihm würden folgen können.
    ,,Schwachsinn!'', tönte der Soldat, diesmal mit deutlich weniger gedämpfter Stimme und trat gefährlich nahe an Cedric heran. ,,Ihr habt nur nicht den Schneid zu kämpfen und hockt lieber bei diesen Missgeburten herum! Die sind doch überhaupt Schuld an...'', fuhr er mit seiner Tirade fort, wurde dann aber unterbrochen als sich Cedric mit einem Schritt zu Seite von ihm frei machte und plötzlich den Kriegshammer in der Hand hatte, den ihm Kilian gegeben hatte.
    ,,Geht zurück zu Euren Männer und sorgt dafür, dass Ruhe herrscht!'', befahl er mit Macht in der Stimme. Rafael staunte und zog anerkennungsvoll eine Augenbraue hoch. So hatte er den jungen Cedric noch nicht erlebt.
    ,,Na warte, Bürschchen, Dir werde ich es zeigen!'', herrschte sein Gegenüber ihn an und griff nach seinem Schwert. Plötzlich tauchte Kilian hinter ihm auf und hielt seinen Arm fest. Der Soldat drehte sich um, erkannte den Hauptmann und lieferte sich einen stummen Machtkampf in der Finsternis mit ihm. Obwohl sich keiner von ihnen bewegte war die Spannung in den Körpern der beiden nahezu spürbar. Schlussendlich gab erneut der Schwächere nach und ließ von seiner Waffe ab. Er spukte gut hörbar vor den Templern aus und ging zu seinen Männern, die ein geringer Entfernung hockten und das Geschehen zu beobachten schienen. Kilian nickte Cedric zu, der den Kriegshammer inzwischen hatte sinken lassen. Rafael war klar, dass er sich nun mit dem Hauptmann auseinandersetzen musste, doch wollte er von ihm direkt wissen, was vor sich ging und was sein Plan war. Grade als er an die beiden Templer herantrat um sich im kommenden Gespräch wenigstens der Vorteil der Offensive zu sichern, erklang von links lautes Gebell und ein Schrei, der ein hektisches Gewirr von Stimmen nach sich zog. Alle drehten sich um und obwohl das Feuer bereits gelöscht worden war konnte man sehen das Chaos unter den Soldaten ausgebrochen war und eilig Waffen gezogen wurden. ,,Mabaris!'', rief der Anführer der Eskorte, mit dem Cedric diskutiert hatte. Ohne ein weiteres Wort lief Kilian los und verließ sich offenbar darauf, dass Cedric ihm folgte. Wenn er bereits von Rafael Notiz genommen hatte, so ließ er durch kein Zeichen darauf schließen. Der Magier folgte ihm ebenso im Laufschritt und umgriff seinen Stab fest als sie sich dem Kampfeslärm näherten.
    Plötzlich hörte er hinter sich das laute Krachen einer gewaltigen Waffe, die ihr Ziel fand, gefolgt von einem Winseln und plötzlich einsetzendem Gebell mehrer Hunde. ,,Ser Robert!'', schoss es dem Magier durch den Kopf. Cedric hatte erzählt, dass der Hüne den Elfen bewachen sollte. Wenn der Templer bereits in den Kampf verwickelt war, konnte niemand sagen, wie es um den Gefangenen bestellt war. ,,Hauptmann! Sie sind bei dem Elfen!'', schrie Rafael nach vorn, ohne überhaupt zu wissen, wer Sie überhaupt waren. Er machte auf dem Absatz kehrt und folgte dem Geräusch des riesigen Schwertes, das unentwegt auf seine Feinde niederging.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Man sollte meinen, dass Mabari die als fast genauso schlau galten, wie es die Menschen, Elfen und Zwerge genug Verstand besäßen, einen Mann wie Ser Robert, der zudem noch in einer fast undurchdringlichen Rüstung steckte, nicht anzugreifen. Ihre Intelligenz wurde scheinbar überschätzt oder künstlich herbeigeredet, um das Wappentier Fereldens mit dem Drachen des Hauses Teyrn oder dem Bären des Hauses Howe ebenbürtig zu machen. Denn als die kleine Gruppe, bestehend aus Kilian, Cedric, Rafael und vier Wachen bei dem riesigen Templer ankam, lagen schon zwei der Tiere erschlagen am Boden.

    Kilian zog sein Schwert und erblickte noch drei weitere Kampfhunde, darunter auch einen sehr großen mit langer Schnauze und schwarzem verfilzten Fell, dessen gelbe Augen durch das Dunkel der Nacht brannten. Irgendetwas an diesem Tier war von uralter Bosheit und grenzte es von den seinen beiden knurrenden, kurzhaarigen Artgenossen ab, so es sich denn überhaupt um dieselbe Rasse handeln mochte.

    Der Hauptmann sah sich um. Während der schwarze Hund, der scheinbar der Alpha war, im Schatten der Bäume schlich und die Situation mit fast menschlicher Genauigkeit zu beobachten schien, stoben die beiden Mabari mit wild sabbernden Mäulern von einer Seite auf die andere und kläfften den Eisenmann mit dem Zweihänder bösartig an. Ser Robert stand vor dem noch immer gefesselten Elfenmagier, der aber vor Furcht scheinbar vollkommen erstarrt schien und mit weit aufgerissenen Augen und wimmerndem Blick hinter dem Templer kauerte.

    Verjagt sie! Aber versucht sie nicht in die Ecke zu treiben!“, befahl Kilian.
    Und denkt daran: nicht zu viel Lärm machen!
    Die Männer nickten und rückten vorsichtig vor. Einer der Pikeniere schwenkte seine lange Waffe gen Mabari, die knurrten aber tatsächlich langsam zurückwichen. Auch einer der zwei Bogenschützen tippelte vorsichtig hinter Eke, der sich mit seinem Schild vor den wütenden Blicken des Tieres direkt vor ihm abschirmte. Der Schütze legte einen Pfeil auf die Sehne, zog sie und schoss das Holz ab. Der Hund jaulte auf, als der Pfeil seine Seite traf und dort stecken blieb.

    Erwischt!“, rief der Bogenschütze noch siegessicher, doch im nächsten Moment sprang der nun von Raserei gepackte Mabari an Eke vorbei, der sein Schwer hinab sausen ließ und den Hund nur knapp verfehlte und biss seinem Peiniger kraftvoll in den Hals. Ein übles, grauenerregendes Schmatzen und Brechen, untermalt von dem blubbernden Gurgeln des Soldaten durchzog den Kampfplatz. Kilian hätte den Schrecken nicht geglaubt, hätte er ihn nicht mit eigenen Augen gesehen, als der Hund seine Beute „totschütteln“ wollte und dabei den Schädel den Schützen von seinem lädierten Hals riss. Eke bewies in diesem Moment mehr Kampfgeist als der Rest der Soldaten, die allesamt gleichsam schockiert und vom Ekel überwältigt auf das verblassende Spottbild ihres ehemaligen Kameraden schauten und grub seine Klinge tief in das Rückenmark des Mabari, der augenblicklich und noch auf der Leiche des Schützen zusammenbrach.

    Sein Artgenosse brach in ein fürchterliches Heulen aus und fletschte die Zähne gegen den Offizier. Dessen Gesicht war hinter dem hässlichsten Helm der Welt verborgen, doch war sich Kilian sicher ebenso sabbernde Laute aus seinem Inneren zu vernehmen. Der Mabari stürzte vor, doch der Pikenier rammte seine Langwaffe gegen den Hund und erwischte ihn an der rechten Vorderpfote. Der Hund machte einen Satz, scheinbar um der Lanze zu entgehen und landete direkt vor Eke der nun abwechselnd mit Schwert und Schild auf ihn einhieb und so die verzweifelten Versuche des Tieres sich aufzurichten untergrub. Schließlich erstarb das erbärmlich winselnde Kläffen. Das letzte Tier, diese schwarze Bestie die sich während des Kampfes bedrohlich genähert hatte und sich nun unverkennbar als Wolf herausstellte, wenngleich von erschreckender Größe und Breite, drehte sich nun jedoch plötzlich um und tapste scheinbar ohne den Hauch von Eile zum Waldrand zurück.

    Komm zurück!“, brüllte Eke. Seine Stimme klang aufgeregt, aber dumpf und blechern. Der Wolf wandte darauf den Kopf zurück und bellte den Soldaten mit einem derart lauten und durchdringenden Laut an, dass sich sogar Kilian die Nackenhaare ähnlich einem Heer aus Lanzen aufrichteten. Dann verschwand er im leichtpfotigen Schritt und mit wedelnder Rute im nebulösen Schwarz zwischen den Bäumen.

    Die Menge aus Soldaten, Templern und Magiern blieb zugleich staunend wie auch mit erschütterter Verzögerung und unsicher im Dunkel suchenden Augen zurück. Die Nacht schien von urplötzlicher Kälte erfüllt zu sein und der Atem der Männer zeichnete sich als stoßweise erscheinende Fetzen sichtbar gegen den Nachthimmel ab.

    Was bei Andraste war das für ein Wesen?“, flüsterte einer der Soldaten leise, die Augen immer noch starr auf den Punkt gerichtet an dem der seltsame Wolf verschwunden war.
    Keine Ahnung“, antwortete einer. „Ein Dämon in Wolfsgestalt…“
    Haltet die Klappe, oder ich stopfe sie euch!“, keifte Eke dazwischen. Auch er schien von eigentümlicher Furcht ergriffen. Einer der Männer musste sich vor Angst sogar nass gemacht haben, denn Kilian vernahm den beißenden Geruch von Urin. Er rümpfte die Nase und lauschte dem flachen Atmen der Wartenden. Dann wandte er sich um, sah zu Cedric dessen Brustkorb zwar vor Ausregung bebte, der jedoch einen festen starken Blick aufrecht hielt und bereit schien jeder Gefahr zu trotzen. Dann zu Ser Robert von dessen gewellter Klinge zähes Blut tropfte. Er schien jedoch in Ordnung zu sein und so nickte der Hauptmann seinen beiden Templern zu, ehe er sich zu den Magiern wandte. Der Elfe war noch immer völlig versteinert und rührte sich nicht während Rafael sich hinter den Soldaten postiert hatte, den unverkennbaren Magierstab in den Händen.

    Cedric hatte Euch gesagt Ihr solltest im Zelt bleiben, Herr Marlov!“, fuhr er ihn streng an und tat einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu.
    Es ist nicht Eure Aufgabe sich an Gefechten zu beteiligen, oder das Lager zu beaufsichtigen. Ebenso wenig Euch in Gefahr zu begeben, oder den Männern euren Mut zu beweisen! Euer Auftrag ist es zum Zirkel zu gelangen, meiner ist es euch sicher dorthin zu bringen! Ich brauche keine Hasardeure in meiner Truppe!
    Ruckartig steckte er sein Schwert in die Scheide und fügte hinzu: „Zumindest nicht mehr, als uns ohnehin schon folgen…

    Damit wandte er sich ab und befahl den Männern, den Kern des Lagers zu sichern und sich weiterhin still zu verhalten. Sie alle folgten ohne Murren. Selbst Eke schien vom Kämpfen genug für eine Nacht zu haben und fügte sich. Ebenso zerrten die Templer den lethargischen Elf zum Feuer, gaben ihm eine Decke und stellten diesmal Cedric zur Bewachung ab.

    Kilian beobachtete die langsam schwächer werdende Intensität des Feuers, bis sie schließlich von der aufgehenden roten Sonne verschluckt wurde. Die Reiter waren abgezogen und hinterließen zwei zerstörte Gebäude und kleine, schwarze Erhebungen im hohen Gras vor dem Gut. Zum frühen Morgen hin hatte Kilian ein weiteres, schwächeres Glimmen zur Linken wahrgenommen. Vielleicht hatte diese marodierende Bande ein weiteres Ziel gefunden, vielleicht rasteten sie auch nur. Sie würden es bald wissen, denn der Schein strahlte unweit ihrer geplanten Weges in den Himmel. Kilian ließ das Lager abbauen. Bedrückende Schwere lag auf dem Schweigen, welches durch das sich langsam auflösende Lager hallte. Die Männer flüsterten als sie die toten Mabari untersuchten, eine Grube aushoben und ihren gefallenen Kameraden beerdigten, welchem die Templer mit ehrfürchtig gesenktem Haupt beiwohnten. Kilian konnte sich kaum vorstellen, dass es sich bei dem Getöteten um einen noblen Mann gehandelt haben konnte, doch stand es ihm nicht zu über die Toten zu urteilen.

    *

    Die Gemeinschaft bewegte sich in derselben Stille fort, welche auch den Morgen in ihrem eisernen Griff gehabt hatte. Kilian überhörte das weit entfernt scheinende Hufgeklapper seines Pferdes, als sie die altertümlich gepflasterte Straße entlangkamen, die zu beiden Seiten von hohem und sich schwer auf die Straße neigendem Gras gesäumt war. Mit der Zeit stieg ihm jedoch ein eigentümlicher Geruch in die Nase. Der unverkennbare Gestank brennender Häuser gemischt mit dem Ludergeruch verkohlender Leichen. Schon bald erreichten sie die Quelle, eine in den Himmel aufsteigende Säule schwarzen Rauches deren Ursprung ein mittelgroßen, hölzernes Gebäude, oder vielmehr die Überreste davon, ausmachte. Vor dem Gebäude, dessen halb verbrannte Wände von kunstvollen Reliefs geschmückt waren, steckten Lanzen im Boden und, Kilian erschauerte, auf den Lanzen steckte abgeschlagene Köpfe, sowohl die von vier Menschen, als auch von zwei Hunden und einem Pferd. Die dazugehörigen Körper lagen zum Großteil unweit des Hauseingangs, während Kilian auch verkohlte Silhouetten im aschebedeckten, bereits abgebrannten Teil des Hauses erkennen konnte.

    Aus den Leichen ragten schwarzgefiederte Pfeile und ihnen schienen teilweise die Gliedmaßen abgehackt worden zu sein. Kilian stieg ab, ebenso wie Robert, Cedric und die Soldaten, denen das Unwohlsein ins blasse Gesicht geritzt worden war.

    Beim Erbauer…“, wiederholte einer der Männer immer und immer wieder, wobei seine Stimme mit jedem Mal stärker zu schwanken begann. Ein anderer fand deutlichere Worte, indem er sich geräuschvoll übergab. Kilian untersuchte die Körper. Wie er zudem vermutete hatte waren sie von Reißzähnen angenagt worden, teilweise waren ganze Fetzten aus dem Fleisch gerissen worden und hatten tiefe, großflächige Wunden hinterlassen, in denen sich nun allerlei Ungeziefer tummelte.

    Herr“, rief einer der Soldaten, ein schlaksiger Mann mit pechschwarzem Haar und der einzige Armbrustschütze in der Truppe. Er hatte, mit der Waffe im Anschlag, die andere Hausseite abgesucht und deutete nun auf Etwas. Kilian trat näher heran und seufzte schwer. Das Haus verfügte, wie üblich, über einen massiven aus grobem Fels gehauenen Schornstein, der sich an der Rückseite hochzog und im Gegensatz zu dem Holz dem Feuer standgehalten hatte. Irgendjemand hatte lange Balken in das obere Ende geschoben und von dort drei dicke Seile herunter geführt. Diese endeten an den Handgelenken dreier Personen, einem älteren Mann in guter Kleidung in der Mitte und zwei jungen, ebenfalls gut gekleideten Frauen, jeweils Rechts und Links von ihm. Kilian vermutete, dass es sich um den Gutsbesitzer handelte und die Frauen wohl seine Töchter gewesen waren. Die Leichen vor dem Haus waren in einfache Kleidung gewandet und wohl eher der Dienerschaft angehörig.

    Die drei Körper wurden von den Seilen in einer aufrechten Position gehalten. Die schwarzgefiederten Pfeile ragten zu Hauf aus ihren verdreckten Körpern, was Kilian darauf schließen ließ, dass man sie erst gequält, gedemütigt und in den Staub getreten hatte, ehe man sie exekutierte. Die Frauen waren mit acht und zehn Pfeilen gespickt, der Mann in der Mitte „nur“ mit fünf. Dafür wurde ihm wohl von Hand ein abgebrochener Pfeil zwischen die Brustmuskeln geschoben, an dessen hölzernen Ende ein Pergament flatterte. Die feinsäuberlich geschriebene Botschaft in hübsch geschwungenen Lettern, die auf einen intelligenten Urheber schließen ließen, lautete: „So enden Verräter. Verrottet in der Hölle!

    Kilians Blick fiel auf ein blutbesudeltes Banner, das zu den Füßen der drei Geschundenen lag. Er las es auf und schüttelte den verkrusteten und sandverbackenen Stoff, sodass das Wappen zum Vorschein kam. Drei Raben im Sturzflug auf einen goldenen Acker. Kilian erkannte weder das Wappen noch den Zusammenhang, wirkte der Hof hier zwar imposanter als der Durchschnitt, jedoch noch weit nicht groß genug für ein eigenes Wappen. Er zeigte es dem Armbrustschützen, welcher jedoch enttäuschender weise ebenfalls nicht weiter wusste. Kilian kannte die meisten hohen und mittleren Adelshäuser, doch dieses blieb ihm ein Rätsel.

    Nehmt Euch ein paar Männer, schneidet sie los und vergrabt sie“, befahl Kilian dem Armbrustschützen, welcher nickte und davon trabte. Der Templer selbst ging schweren Schrittes zu der Karawane zurück und berichtete von dem grausamen Fund. Auch Rafael und der Elf standen nahe. Kilian war sich sicher, dass der Marschenmagier, sich eine eigene Meinung zu der Situation machte, legte er seine Stirn doch in Falten und befingerte das Ende seines Stabes. Der Hauptmann schaute Rafael an, der etwas zu sagen wollen schien und hob eine Augenbraue…

    *

    Der Gestank des Todes schlug der Gruppe entgegen worauf Cedric begann vor seiner Nase mit der Hand zu fuchteln und die Luft aufzuwirbeln.
    Verdammt… noch ein Feuer…“, erwähnte er das Offensichtliche und sah zu Rafael.
    Der Kampf dort unten letzte Nacht hat alle ganz schön mitgenommen. Der Hauptmann hat mir noch nicht einmal die Leviten gelesen. Ganz nebenbei, ich bin gar nicht erfreut, dass Ihr mich in so eine Lage bringt… aber, was ich eigentlich fragen wollte: geht es Euch gut? Ihr seid so schweigsam“.

    Der Schönling schaute in Rafaels ernst dreinblickendes Gesicht.
    Ich denke mal, dass waren Banditen, oder? Die werden uns mit Sicherheit nicht angreifen. Nur Narren würden unsere Gruppe attackieren…“, sagte er fast überzeugt, wobei er wohl mehr sich selbst als den Magier beruhigen wollte. Dabei schielte er zu Ser Robert der wie immer eine respekteinflößende, reitende Statur seiner selbst war. Dann wanderte sein Blick zu dem Elfen, der stumm auf einen Punkt vor sich blickte.

    Unser schweigsamer Elfenmagier scheint die letzte Nacht noch weniger zu verdauen als wir“.
    Plötzlich drehte der Erwähnte seinen Kopf zu Cedric und Rafael. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Mund auf fast dümmlich wirkende Weise geöffnet.
    Diese Biester… ich wusste nicht, dass es das wirklich gibt“, pfiff er fast tonlos.
    Sie konnten… sie haben ihm einfach den Kopf…“. Sein Blick wurde schummerig und fast schien er in Ohnmacht zu fallen, doch dann fing er sich und sagte hastig: „Im Zirkel gibt es sie nicht, oder? Herr Templer, sagt mir, dass es im Zirkel keine dieser Biester gibt!

    Cedric gestikulierte beruhigend mit der Hand und sprach auf den Elfen ein: „Nein, habt keine Angst. Im Zirkel gibt es keine Tiere, auch keine Mabari. Es gibt keinen sichereren Platz in Thedas“. Und so wie er es sagte, konnte man davon ausgehen, dass er es auch glaubte.
    Gut… gut“, hauchte der Elf beruhigt und sah zur Erde. Dann schaute er die Beiden wieder an und sagte: „Ihr seid Ser Cedric, richtig?“

    Cedric lächelte, was seine wohlgeordneten, hellen Zähne zum Vorschein brachte und ihm ein nahezu jugendliches Aussehen verlieh.
    Ja und nein. Ich bin Cedric, aber ich bin noch kein Ser, also kein Ritter. Ich bin noch ein Templerrekrut und der Ritterschlag und Eid sind nur optional und auch nicht jedem Templer gestattet“. In der Stimme des Jünglings lag etwas Verträumtes.

    Und Ihr seid…“, richtete sich der Elf an Rafael, der ihn jedoch misstrauisch musterte.
    Das ist Rafael Marlov, ein Magier aus den Freien Marschen und ein guter Mann“, sagte Cedric beschwingt und lächelte Rafael zu. Für einen Moment schien er zu vergessen, dass sie sich gerade einer Ansammlung von Tod und Verderben näherten. „Und Euer Name?“, fragte Cedric.

    Nennt mich Ismael“, entgegnete der Elf.
    Shepard Commander ist offline
  18. #98
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Moku Beitrag anzeigen
    Vitus | Waffenpflege
    Was bisher geschah: Lothar

    [Bild: 8fpNsU0vitus.png]Vitus runzelte die Stirn als er nur wenige Schritte vor der Waffenschmiede stehen blieb und resigniert feststellen musste, dass es in diesem Ort keinen Schmied, sondern eine Schmiedin gab. Die Frau hatte muskulösere Arme als ein Qunari—und vielleicht war sie auch eine Mischung aus Mensch und Qunari, Vitus war sich nicht wirklich sicher, ob das unmöglich war—Haare zu einem kurzen Zopf nach hinten gebunden, ihr Blick mürrischer als Jos, wenn er Verstopfungen hatte, während sie mit nahezu aggressiver Gewalt den Hammer schwang.

    Sie erinnerte Vitus sehr an seine Mutter.

    Für einen Moment überlegte er einfach wieder auf dem Absatz kehrt zu machen. Allerdings war dies keine wirkliche Option, hatte sein aufgegabeltes Großschwert sichtlich viel Schaden auf der Reise von Ostagar in den Norden genommen—und unterwegs, nicht wirklich überraschend, hatte er keine wirkliche Möglichkeit gefunden dieses ordnungsgemäß in Stand zu setzen, vor allem ohne Schmalz und Polierpulver, das er gleich kaufen sollte.

    Vielleicht kam er mit minimaler Kommunikation aus. Also korrigierte er resolut seine Schulterhaltung und sprühte hoffentlich vor freundlicher Unnahbarkeit, als er sich dem kleinen Laden näherte. Die Frau am Schmiedeeisen widmeten ihn keines Blickes, stattdessen schob sich eine petite Zwergin zwischen ihnen und musterte ihn aus großen, funkelnden Augen.

    „Kann ich helfen, Ser?“ fragte sie, hob skeptisch eine Augenbraue während sie ihren Blick über Vitus gleiten ließ. Zugegebener Maßen, er sah aus wie ein Vagabund mit seiner verschlissenen Kleidung und einem ungepflegten Großschwert, das stumpfer war als ein altes Küchenmesser. Nicht dass die Schärfe der Scheide deutlich von Bedeutung war bei Großschwertern, aber es sollte doch mehr hergeben als zackige Kanten.

    Damals hatte er ein Templergroßschwert besessen, mit edlen Verzierungen in Gold und dem geflügelten Templerwappen am Griff—er hatte es zurück gelassen, hätte es ihn zu sehr zurückgehalten, zu leicht erkennbar gemacht.

    „Schwertpflege,“ brummte er als Antwort, erntete dafür eine weitere gehobene Augenbraue. Vitus räusperte sich einmal, versuchte es dann mit etwas mehr Höflichkeit. „Verzeiht,“ begann er erneut, „die Reise war lang und ermüdend.“ Ungelogen, sie war lang, aber mit Jo an der Seite alles andere als ermüdend. „Ich müsste nur meine Waffe pflegen, habe allerdings alles an Räuber unterwegs verloren.“ Gelogen, er hatte sich nicht einmal etwas mitgenommen, weil er nicht geglaubt hatte, dass er überhaupt so lange am Leben bleiben würde.

    „Setzt euch, Ser, ich bringe euch, was ihr benötigt,“ meinte sie, winkte dann in die generelle Richtung der Schmiedin. Vitus nickte dankend. Es dauerte nicht lange, bis die Zwergin zurück kam und eine schwarze Ledertasche vor ihm ablegte. Vitus warf einen kurzen Blick rein, um den Inhalt zu kontrollieren, drückte dann der Zwergin einige Münzen in die Hand.

    Das Reinigen der Waffe war ein schwierigeres Unterfangen als er angenommen hatte, war das Schwert tatsächlich schmutziger und teilweise rostiger als erwartet. Vermutlich hatte er Glück, dass er in seinen Rekrutenjahren soviel Unfug angestellt hatte, dass er fast jeden Abend damit verbringen durfte, die Übungsschwerter für die nächsten Trainingseinheiten wieder herzurichten, weshalb er sich mit geübter Leichtigkeit daran setzte Hohlkehle und Scheide mit einem Tuch zu reinigen. Nur im Unterbewusstsein registrierte er die Gespräche um ihn herum, zwischen der Schmiedin und der Zwergin, einigen Dorfbewohnern, die sich zum Tratschen trafen.

    Einmal sah er runzelnd auf, als er hörte, dass der hiesige Bann seine Wachen vor Ostagar zurückgehalten hatte, verzog dabei die Mundwinkel bevor er seine Arbeit stur fortsetzte. Vermutlich war er nicht der einzige, der lieber seinen Wohnsitz als sein Land schützen wollte, dennoch kam Vitus nicht umhin unterschwellige Wut zu spüren.

    Er wusste nicht wie lange er die Scheide geputzt, mit Stahlstücken leicht geschärft und dann geölt hatte, bis er sich dem Griff widmete, erst aufsah als das Sonnenlicht nicht mehr in der Scheide reflektiert wurde. Für einen Moment war er von der weitergezogenen Sonne irritiert, bis er realisierte, dass er sich mit seinen Gefährten verabredet hatte. Es war bereits zu lange her, dass er mit anderen gereist war und sich ihnen anpassen musste.

    Er schulterte das Schwert, warf sich die Ledertasche um die Hüften und machte sich auf den Weg zum Marktplatz, wo sie sich verabredet hatten. Tatsächlich war er der letzte, der eintraf. Jo hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während sein Blick gewohnt mürrisch war. Der Ritter jedoch stand ruhig neben seinem Pferd, streichelte beruhigend dessen Flanken und wirkte wenig erbost über das Warten.

    Nicht dass Vitus sagen konnte, ob der Jüngling genervt war, aber das würde er recht schnell herausfinden.

    Für einen Moment blieb Vitus in der Masse stehen, beobachtete die beiden Männer. Es war ein ungewohntes Gefühl, musste er feststellen, erneut jemanden zu haben, den er aufsuchen konnte, der bereit war auf ihn zu warten. Es sollte nicht unbekannt sein, aber dennoch war es befremdlich, weil diese beiden nicht niederrangig Soldaten waren, sondern Männer, die sich freiwillig entschieden nicht ohne ihn weiter zu reisen, scheinbar egal wie lange sie warten mussten.

    Grimmig stellte er fest, dass er pseudo-philosophisch und sentimental wurde.

    Mürrisch schüttelte er den Kopf, trat dann an die beiden heran. „Entschuldigt die Verspätung,“ meinte er knapp und Jo schnellte wie ein Wirbelwind herum.

    Vitus hob abwartend eine Augenbraue.


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    Zitat Zitat von BlackShial Beitrag anzeigen
    Was bisher geschah: Lothar & Vitus

    [Bild: JosefinaPic2.png]Trotz der Tatsache, dass Jo einen erbitterten Kampf mit einem Gockel hatte führen müssen, über den sie versehentlich gestolpert war, als sie nach etwas Ausschau hielt was wie ein Dorfplatz aussah. Trotz der Tatsache, dass sie zwei Bauernmädchen hatte fragen müssen und es am Ende trotzdem nicht geschafft hatte - obwohl sie jedes Mal am Ziel vorbeigelaufen war, was aber schwer zu erkennen war wenn keiner der Begleiter dort verweilte. Trotz der Tatsache, dass sie es ohnehin nie hinbekommen würde, sich jemals zurechtzufinden, hatte die Templerin es geschafft.
    Sie hatte den Dorfplatz gefunden. Nicht zuletzt, weil Pferd und Ross kaum zu übersehen waren, als sie erneut über den Platz schritt, fast schon mit einer Träne in den Augen.
    Den Kampf gegen das Federvieh hatte sie übrigens verloren, durch das Ergreifen der Flucht. Vielleicht war das gar keine so gute Idee gewesen, es hätte sie immerhin nicht gewundert wenn der Hahn verderbt gewesen wär, so wie er sich auf sie gestürzt hatte.
    Als dann auch endlich die kratzige Stimme - wie von einem Alkoholiker zu erwarten - des raubeinigen Raufboldes hinter ihr erklang, wandte sich die junge Frau sofort um.
    „Beehrt ihr uns also auch endlich mit eurer Anwesenheit.“
    Mit einem tiefen Schnauben, welches ihre Nasenlöcher wie die Nüstern eines Pferdes aufblähte, sah sie den Mann erwartungsvoll an. Es musste so wirken - was zum Teil auch beabsichtig war - als würde Jo seit einer geschlagenen Ewigkeit auf Vitus warten. Der Ritter dagegen schien die Ruhe selbst zu sein, wie man es eben von ihm gewohnt war, was man selbst nach so kurzer Zeit sicher behaupten konnte.
    Natürlich war Jo selbst nur wenige Minuten vor Vitus zu dem Ritter gestoßen, war sie ja immerhin mindestens ebenso beschäftigt gewesen. Aber das musste sie ihm ja nicht sagen.
    „Ich weiß das unser Ziel ein anderes war und ihr wahrscheinlich noch nicht einmal ansatzweise nüchtern seid, jedoch muss ich zu diesem Schloss. Komme, was wolle.“
    Mit starrem Blick sah sie den Rüpel an, Entschlossenheit flammte in ihren blauen Augen, ohne auch nur an irgendeine Erklärung zu denken. Dieses Schloss war eine doch recht wage Bezeichnung, wobei sie es ohnehin nicht ohne Hilfe finden konnte. Es war also nicht nötig es genauer zu benennen.
    Unsicher ob ihre Begleiter ihr überhaupt folgen könnten, es guthießen dass sie über ihren Kopf hinweg entschieden hatte, wenn es auch nur irgendeinen Ort in dieser Gegend gab, an dem sich ihre Elfe hätte aufhalten können, dann wäre es wohl dieses Schloss gewesen. Oder das dort gelegene Gesindevirtel.
    „Werdet ihr mich begleiten?“
    Ungestüm wie sie war, drehte sich Jo abermals auf dem Absatz herum und bedachte dieses Mal den betagten Ritter mit ihrem unbeirrten Blick.

    [Bild: Char_Lothar.png],,Warme Brötchen, Stollen und Kekse! Tretet näher und berauscht Euch an den köstlichen Leckereien aus meinem Ofen! Warme Brötchen, Stollen und Kekse!...'' Man musste dem Bäcker lassen, dass er es nicht nur schaffte den ganzen Marktplatz mit dem wirklich köstlichen Geruch seiner Waren zu erfüllen, sondern darüber hinaus auch noch in einer scheinbar unendlichen Litanei sein Werk anzupreisen ohne dabei auch nur im Ansatz heiser zu werden. Ser Lothar saß bereits eine Weile auf der Mauer eines schmucken kleinen Brunnens, der vor der Dorfkirche stand und sah dem Treiben der Menschen und der Sonne beim Untergehen zu. ,,Tretet näher und berauscht Euch an den köstlichen Leckerein aus meinem Ofen!''
    Der Ritter überlegte tatsächlich schon seit einer Weile hinüber zu gehen und etwas vom Bäcker zu kaufen, wusste aber nicht sicher, ob der Wunsch tatsächlich vom Hunger entfacht worden war oder viel mehr darauf zurück ging, dass er heimlich hoffte der Mann würde verstummen wenn er nur genug ,,Warme Brötchen, Stollen und Kekse!'' verkaufte. Proviant für die weitere Reise hatte er bereits auf dem Rückweg zum Marktplatz gekauft, kurz nachdem er von dem Mann beim Schrein der Heiligen Andraste angegriffen worden war. Die ganze Zeit schon überlegte der Ritter schon, welchen Reim er sich auf das machen sollte, was ihm der Angreifer erzählt hatte. Warum war der Bann dieses Ortes nicht mit Cailan in den Krieg gezogen? Wenn er tatsächlich gehofft hatte, die Dunkle Brut alleine von seinen Länderein fernhalten zu können, warum beging er dann Selbstmord? Und wer war dieser Lord, der inmitten von Bürgerkrieg und Verderbnis seine Hochzeit feierte? Ser Lothar wendete in Gedanken zwischen seinen Fingern immer wieder die Kupfermünze, die er zur Hand genommen hatte als ihm der Bäcker zum achten Mal lautstark befohlen hatte näher zu treten und sich an den köstlichen Leckerein aus seinem Ofen zu berauschen. Statt der Order Folge zu leisten, warf der Ritter das Geldstück hinter sich in den Brunnen und richtete ein Stoßgebet an den Erbauer und bat ihn, über die Seele des Banns zu wachen. Er hatte lange genug am Hof gelebt um sich sicher zu sein, dass mehr mit dessen Tod zusammenhing als Scham. Er stand von der Brunnenmauer auf und nahm wieder das Geschirr seines Pferdes zur Hand, das er für ein paar Schritte auf dem Marktplatz am kurzen Zügel führte. Er hielt dabei Ausschau nach seinen beiden Gefährten, die auffällig lange für ihre Besorgungen brauchten. Grade Vitus schien kein Mann ausgefallener Bedürfnisse zu sein und würde wohl kaum jeden Markstand durchwühlen. Vielleicht würde er für ,,Warme Brötchen, Stollen und Kekse!'' eine Ausnahme machen, aber wer vermochte das schon zu sagen? Der Ritter war auf jeden Fall langsam genervt von dem lautstarken Bäcker.
    Als Ser Lothar bereits überlegte zurück zur Kirche zu gehen, vor der sich bereits die ersten Gläubigen zum Abendgebet versammelten und sich ihnen anzuschließen, bahnte sich von rechts her kommenden Jo seinen Weg durch die Leute. Der Ritter hob die Hand, um den jungen Templer auf sich aufmerksam zu machen und erkannte, dass dieser reichlich abgekämpft aussah und scheinbar einen deutlich längeren Weg hinter sich hatte, als er selbst.
    Kaum war Jo bei ihm angekommen und hatte selbst grade die Hand erhoben um einen Moment zum Durchatmen einzufordern, als hinter ihm auch schon Vitus aus der Masse auftauchte und sich für seine Verspätung entschuldigte. Entgegen seiner Gewohnheit beließ es der Templer diesmal bei einer kurzen abfälligen Bemerkung über seinen Begleiter und eröffnete diesem und Ser Lothar, dass er nun unbedingt zum Schloss müsse. Eine genaue Erklärung blieb er ihnen schuldig, doch sah der Ritter lodernde Entschlossenheit in seinen Augen, als er ihn ansah. Was auch immer Jo während seinem Streifzug durch das Dorf erlebt hatte, es schien das Wache Meer auf einmal komplett aus seinem Geist verdrängt zu haben. Woher rührte dieser Sinneswandel?
    Ser Lothar betrachtete seinen Gegenüber skeptisch und sah über dessen Schulter hinweg auch einen mehr als nur unsicheren Blick aus Vitus Augen sprechen. Zwar machte ihn der plötzliche Wunsch des Templers stutzig, doch wäre das Schloss vermutlich der beste Ort um heraus zu finden, weswegen der Bann seinem König die Gefolgschaft verweigert und sich dann das Leben genommen hatte. Auch wenn es nicht seine Angelegenheit war, so fühlte sich der Ritter in den Belangen der Krone, grade nach Cailans Tod, doch auch immer persönlich betroffen: Hier war sein Lehnsherr verraten worden und wenn der Umweg über das Schloss ihm die Gelegenheit geben sollte, Licht in diese Angelegenheit zu bringen, so würde er sich gewiss nicht sträuben.
    ,,So sei es.'', verkündete er und nickte dabei zustimmend. ,,Ich weiß nicht, wie viel Ihr schon von den Geschehnissen hier mitbekommen habt, aber ich glaube, dass hier Unrecht im Gange ist und dass es seinen Ursprung im Schloss nimmt.'' An Vitus gewandt fügte er hinzu: ,,Ich hoffe, dass dies auch in Eurem Sinne ist, Vitus. Oder würdet Ihr eine rasche Reise nach Norden bevorzugen?'' Ser Lothar glaubte nicht, dass Vitus seinen Begleiter zurück lassen würde und war daher zuversichtlich, dass er sie beiden zum Schloss begleitete, doch erforderten es die Höflichkeit und der gegenseitige Respekt, dass er fragte. Immerhin war er mit Gefährten unterwegs und nicht mit Soldaten, über die er verfügen konnte. Andernfalls hätte er sie schon längst ,,Warme Brötchen, Stollen und Kekse!'' holen lassen und zwar so viele, dass der Bäcker keine mehr hätte, um sie anzupreisen.
    Khardim ist offline
  19. #99
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    Lana

    Bastien

    [Bild: Stefano_klein.png] [Bild: Char_Samira.png]
    Je länger er warten musste umso ärgerlicher wurde er, auch wenn man es ihm nicht ansah. Wo blieb sie nur? Als ob sie seine Gedanken gehört hätte, öffnete sich die Tür und Samira trat in die Gaststube. Sein Ärger verflog ein wenig als er sie erblickte. Die junge Frau hatte sich umgezogen und sah nun noch bezaubernder aus. Sofort war er bei ihr und küsste ihre Hand. Er sagte ihre noch einige Floskeln und war amüsiert, dass es ihr scheinbar die Sprache verschlagen hatte. So unschuldig und naiv, alles womit er hervorragend arbeiten konnte. Er begleitete sie zu der Erhöhung, von der er vermutete, dass sie ihre kleine Bühne war, und begab sich dann wieder an den Tisch. Kaum hatte er sich gesetzt begann Samira zu spielen und er erstarrte. Ihre Finger glitten über die Seiten ihrer Harfe und die Töne, die sie dem Instrument entlockte, kribbelten auf seiner Haut und brachten sein Blut in Wallung. Stefano hatte schon einige Minstrel gehörte, dich ihr Spiel war wahrhaftig bezaubernd. Als er schon dachte, dass es nicht besser werden kann, fing sie an zu singen und Stefano lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss die Darbietung.

    Die Tür zum Gasthof öffnete sich und der Bürgermeister trat ein. Nervös blickte er sich um und als er den Bann sah war er sofort bei ihm und verbeugte sich, auch wenn der Bann die Augen geschlossen hatte und ihn somit nicht sehen konnte. „Ihr wolltet…“, begann er doch der Bann hob nur seine Hand um ihm anzudeuten zu schweigen. Der Bürgermeister tat wie ihm geheißen und lauschte Samira. Er lächelte leicht, da er ihre Musik sehr mochte und ihr immer wieder gerne zuhörte.

    Samira war erleichtert, dass Bann Colston nicht verärgert über ihr spätes Erscheinen war und sie sogar zu ihrer kleinen Bühne geleitete. Immer noch sprachlos wartete sie bis er wieder Platz genommen hatte und atmete ein paar Mal tief ein und aus um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Es half nur etwas und sie zuckte zusammen als sie plötzlich etwas Warmes an ihren Beinen spürte. Ein Blick nach unten zeigte ihr, dass Schneeflocke es sich zu ihren Füßen bequem gemacht hatte und er blickte sie nun mit großen Augen an. Die junge Frau lächelte, brachte ihre Harfe in die richtige Position und begann zu spielen. Ihre Augen schlossen sich automatisch als sie immer ruhiger wurde je länger sie spielte und bald sang sie auch und vergaß alles um sich herum.

    Als sie ihr Lied beendet hatte öffnete sie wieder ihre Augen und hörte den Bann und seine Begleiter laut klatschen. Ihre Wangen röteten sich leicht und erst jetzt erblickte sie den Bürgermeister. „Meine Dame“, rief Bann Colston ihr nun zu, „würdet Ihr so nett sein und uns kurz allein lassen? Ich lasse nach Euch schicken, sobald ich mein Gespräch mit dem Bürgermeister beendet habe, und ich würde mich freuen, wenn Ihr dann noch etwas für uns spielt.“ Samira stand auf und knickste höflich. „Natürlich Bann Colston.“ Dann verließ sie den Gastraum und ging in die Küche zu ihrer Mutter. Schneeflocke folgte ihr natürlich.

    Bann Colston wartete bis sie verschwunden war bevor er den Bürgermeister bat Platz zu nehmen. Robin, der kurz nach dem Bürgermeister den Gastraum betreten hatte, stellte diesem ein Glas Wein hin. Dann verschwand er wieder hinter dem Tresen, welcher sich außerhalb der Hörweite des Tisches vom Bann befand. „Was kann ich für Euch tun, Bann Colston“, fragte der Bürgermeister als er dankbar einen Schluck Wein trank. „Leider habe ich keine guten Nachrichten“, begann der Bann, „Ostagar ist gefallen und mit ihm unser König, der Erbauer möge seine Seele schützen, und ein großer Teil unserer Armee.“ Der Bürgermeister holte tief Luft und trank sein Glas in einem Zug leer. „Dann sind die Gerüchte also wahr“, sagte er leise. Stefano nickte nur. „Teyrn Loghain, oberster Befehlshaber der Armee, hat einen Erlass an alle Arls und Banns von Ferelden verschickt, unterzeichnet von Königin Anora.“ Er machte eine Pause und holte den königlichen Erlass hervor. „Hiermit sind alle kampftüchtigen Männer und Frauen von Ferelden verpflichtet sich der königlichen Armee anzuschließen. Zuwiderhandlung wird als Hochverrat angesehen und mit dem Tod bestraft.“

    Während sein Gesichtsausdruck sein Bedauern zeigte, war Stefano innerlich sehr zufrieden mit dieser glücklichen Fügung. Nun musste Elias seine vier Söhne in den Krieg schicken und, falls er nicht gnädig war (was er nicht war), würde auch Elias dieses Schicksal teilen. Elias mag älter sein, aber laut den Berichten seiner Spione war er noch sehr fit. Nicht das er vorhatte Elias in den Krieg zu schicken, nein, er hatte andere Pläne für ihn. Nur durch seine eiserne Disziplin gelang es ihm nicht zu lächeln. Sein Blick glitt zu der Tür durch die Samira verschwunden war. Er würde es genießen Elias leiden zu sehen, wenn er nach und nach dessen Familie zerstörte. Elias würde sein letztes Opfer sein, denn er soll miterleben wie Stefano seine Rache vollzieht.

    [Bild: elias_klein.png]
    „Warum schaut Ihr mich so an? Sehe ich etwa aus wie ein Dämon oder ist es weil ich eine Magierin bin?“

    Elias seufzte laut über den Ausbruch der Elfe. Musste sie immer alles so persönlich nehmen? „Natürlich habe ich Euch angesehen, weil Ihr eine Magierin seid“, knurrte er. „Woher soll ich wissen, wie ein Dämon aussieht…“ Zumindest dachte sie über seine Worte nach und er war beruhigt, dass es hier keine Dämonen gibt auch wenn er mit den Zähnen knirschte als sie wieder ihre Überheblichkeit spielen ließ. Er hatte noch nie einen Dämonen gesehen und konnte also nicht sagen, was dieser tun würde oder nicht. Natürlich gab es Geschichten über Dämonen, Blutrituale und andere Dinge, die Magier tun oder nicht tun. Er gab allerdings nicht viel auf Gerüchte und verließ sich lieber auf Dinge, die wahr waren und nicht irgendwelche Gerüchte.

    Lana glitt nun zu dem gefesselten Mann als ob sie ihn verführen wollte. Irritiert wollte er einen Schritt vorgehen, aber ließ es dann doch bleiben und wartete lieber ab was sie tun würde. Er hatte keine Ahnung wie er sie einschätzen sollte, doch eines war ihm klar, je eher sie wieder verschwand umso besser. Als sie anfing den Banditen zu befragen musste Elias schlucken. Einerseits war er gegen Folter, egal welcher Art… Zarahs geschundener Körper kam ihm wieder in den Sinn und sein Blick verfinsterte sich. Doch wenn er Lana Einhalt gebieten würde, dann wäre er ein Heuchler. Er hatte nicht vergessen, was er mit dem Schwachkopf Michael gemacht hatte, als dieser seine Tochter entführen wollte. Bastien rief kurz ihren Namen, doch sie reagierte nicht. Elias hielt seinen Blick auf Lana und drehte sich nicht zu dem jungen Mann um. Seine Lippen waren zu einer feinen Linie gepresst als er seine Fäuste ballte während Lana ihre Befragung fortsetzte. Die Informationen waren sehr gut, auch wenn er mit den Methoden nicht einverstanden war. Ihm kam es vor als ob sie es absichtlich herauszögerte, weil sie Spaß daran hatte, aber natürlich konnte er sich auch irren. Immerhin kannte er sie nicht gut genug und er hatte auch kein Bedürfnis sie besser kennenzulernen.

    „Ich hatte mich geirrt… der nütze uns doch was“,

    Ihre Stimme war kalt als ob es ihr egal war, dass sie gerade jemanden getötet hatte. Elias seufzte leise als er nun Bastien anblickte. Dieser war nun näher an die Elfe herangetreten, vermutlich um mit ihr zu reden.

    "Ich kann es nur nicht begreifen, dass IHR dazu in der Lage seid, so etwas mit solch einer Brutalität zu tun. Sicher, ich hätte ihn wohl auch gezwungen, uns Rede und Antwort zu stehen. Ich wäre auch nicht zurück geschreckt, ihn zur letzten Ruhe zu betten. Doch wäre ich nicht mit solch Kaltblütigkeit vorgegangen wie Ihr. Ich hoffe, ich werde nie Euer Feind sein!"

    Elias blickte den Burschen verwundert an, denn das hatte er nicht erwartet. Er klang fast respektvoll und der ältere Mann seufzte erneut. „Ich hätte die Befragung anders durchgeführt, aber wir wissen nun, was wir wissen wollten. Je eher wir die Banditen ausschalten desto eher kann ich zurück zum Gasthaus gehen. Also kommt schon.“ Er würde sich jetzt nicht auf eine Debatte mit der Elfe einlassen, denn das würde ihm sicherlich nur Kopfschmerzen bereiten. Bastien hingegen machte sich Sorgen um Halward und Elias war erfreut, dass der junge Mann sich auch Gedanken um andere machte. Nachdem Bastien die Taschen des Banditen durchsuchte warf er ihm einen Beutel mit Gold zu.

    "Hier, für die Menschen im Dorf."

    Elias fing es geschickt auf. „Ich danke Euch. Es gibt einige Familien, die bestohlen wurden, und diese könnten das Gold gut gebrauchen.“ Er sah noch wie Bastien einen Dolch an seinen Gürtel steckte, doch er sagte nichts dazu. Er nickte der Elfe noch leicht zu bevor er Bastien zum Lager folgte.

    Tatsächlich war das Lager dort, wo es laut des Diebes sein sollte, und Elias beobachtete aus sicherer Entfernung, versteckt hinter einigen Büschen, das Treiben in dem Lager. Zum Glück hatte man sie nicht bemerkt, doch er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Alle drei waren in schwerer Rüstung und keiner von ihnen konnte sich leise wie ein Schurke bewegen. Wieso hatte man sie nicht gehört? Wo waren die Wachen? Ein großes Lagerfeuer war in der Mitte des Lagers und etliche Banditen saßen oder standen um das Feuer herum. Auf einem Spieß über dem Feuer brutzelte ein Wildschwein, wenn er es richtig erkennen konnte. Außerdem sah er noch einen Eingang zu einer Höhle. Er blickte sich um, doch er konnte Halward nicht sehen. War er in der Höhle? Oder war er gar nicht hier? War er vielleicht schon tot?

    Elias runzelte die Stirn als er darüber nachdachte wie sie am besten vorgehen sollten. Er war kein Befehlshaber und hatte wirklich keine Ahnung von Taktik und Strategie. Außerdem hatten die drei noch nie zusammen gekämpft. Die Gefahr war groß, dass sie sich gegenseitig in die Quere kamen. Er blickte seine beiden Begleiter an. „Wie sollen wir vorgehen“, sagte er so leise wie möglich. „Können wir drei es mit all diesen Banditen aufnehmen? Außerdem kann ich Halward nicht sehen. Vielleicht ist er ja in dieser Höhle.“ Er zeigte nicht in die Richtung der Höhle, da sie diese sicher schon selbst gesehen hatten. Er blickte nun Bastien an. „Habt Ihr in Eurer Ausbildung zum Chevalier irgendwas über Taktik gelernt, das uns vielleicht helfen könnte?“
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    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen
    Samira

    Lana

    Halward

    [Bild: Bastien_Avatar.jpg]

    Elias versuchte, Bastien zu beruhigen, damit dieser nicht gleich los stürzen konnte, um Dämonen zu töten. „Ihr seid also auf gestohlenen Pferden geritten und habt Euch nun als einen der Diebe entlarvt.“ Dies stellte Elias belustigt fest. Bastien, der den Mann nicht aus den Augen ließ, sah, wie dieser erbleichte. „Ich denke, dass wir Euch hier lassen sollten, natürlich werden wir Eure Fesseln nicht lösen, und auf dem Rückweg nehmen wir Euch mit um Euch vor Gericht zu stellen.“ Der Mann wurde noch bleicher und fing an zu stottern. „Aber… aber der Dämon…“

    Elias wandte sich an Lana mit der Aussage, dass er sich mit Dämonen nicht auskenne. Auch Bastien blickte nun zu Selbiger.

    „Warum schaut Ihr mich so an? Sehe ich etwa aus wie ein Dämon oder ist es weil ich eine Magierin bin?“ Sie erläuterte noch, dass es hier sicher keine Dämonen gäbe, denn der Schleier wäre hier schwer zu durchdringen. Was dies im Einzelnen bedeutete, wusste Bastien nicht, aber er wusste grob, was es mit dem Schleier auf sich hatte. Sie war auch der Überzeugung, dass ein Dämon den Mann wohl nicht am Leben gelassen hätte. Bastien musste dieser Logik innerlich zustimmen. Bevor er äußern konnte, dass der Dämon vielleicht Halward gewesen war, war auch Lana schon zu dem Schluss gekommen und hatte ihre Meinung dazu geäußert. „Euer Dämon, Ser du Launcet, ist kein geringerer als unser verschwundener Freund Halward! Zumindest wenn mich nicht alles täuscht und das hier keine Seemannsknoten sind. Kaum jemand aus dem gemeinen Volk, nicht einmal der Adel oder die Krieger können derart feste Meisterwerke aus Tauen schaffen“

    "Seht Ihr, Halward steckt doch nicht mit den Dieben unter einer Decke."

    Lana ignorierte Bastiens Einwurf. Stattdessen wandte sie sich wieder dem Dieb zu und begann ihn nach den Pferden und dem Lager zu befragen. Der Ton, den sie dabei anschlug, ließ Bastien einen kalten Schauer über den Rücken laufen. „Sag es mir! Sag es mir sofort oder ich reiße dir dein Herz heraus und zerquetsche es zu Brei“ Bei diesem Satz musste Bastien schlucken. "Lana!" sagte er eindringlich. Keine Reaktion. Zu tief war sie in die Befragung versunken. Als nächstes drohte sie dem Mann, ihn zu verzaubern, doch selbst da wurde er nicht schwach. Konnten Magier so etwas tatsächlich? Man hatte ihm solche Drohungen auch erzählt, als er ein Kind war, doch irgendwann hatte er es als Unsinn abgetan. Aber was, wenn es doch stimmte? Schließlich war Lana streng genommen eine Abtrünnige! Ein markerschütternder Schrei ertönte. Bastien sah, wie plötzlich aus dem Bein des Mannes Blut floß. Plötzlich wandelte sich Lanas Stimmung. Sie redete jetzt beruhigend auf den Dieb ein, versicherte ihm, ihm nicht mehr weh tun zu wollen. Ja, sie setzte sogar Heilmagie ein. Bastien konnte das Leuchten sehen, welches von ihrer Hand ausging. Dann riß sie seine Hose auf, um ihm zu zeigen, dass sie ihn wirklich geheilt hätte. Der Dieb wollte sich gerade bedanken, als er erneut zu Schreien begann. Lana hatte erneut ihren Dolch in sein Bein gestoßen. „Ich habe keine Zeit dafür! Aber wenn du meine Zeit stiehlst, dann nehme ich sie mir halt hierfür! Ich kann das die ganze Nacht machen!“, keifte Lana ohne jegliches Bedauern. „Wo sind die Pferde? Wo ist das Lager? Sag es, oder ich wende mich nicht so schmerzfreien Stellen zu!“ Der Dieb gab sich geschlagen und schilderte ihnen genau den Weg zu dem Lager und meinte, die Pferde wären wohl weg. Anschließend bettelte er um Hilfe, die Lana zu gewähren gewillt schien. Doch Bastien hatte sich geirrt, genauso wie der Dieb. Sie rammte dem Mann den Dolch in den Hals.

    Bastien, der inzwischen näher getreten war, blickte Lana fassungslos an. „Warum starrt Ihr mich so an? Der war doch schon tot, als ich mein Spiel begonnen hatte. Tut nicht so, als hättet Ihr nicht gewusst, wie das hier endet. Tzzz…“. Dann ging sie ein paar Schritte weg und fügte hinzu: „Ich hatte mich geirrt… der nütze uns doch was“.

    "Ich kann es nur nicht begreifen, dass IHR dazu in der Lage seid, so etwas mit solch einer Brutalität zu tun. Sicher, ich hätte ihn wohl auch gezwungen, uns Rede und Antwort zu stehen. Ich wäre auch nicht zurück geschreckt, ihn zur letzten Ruhe zu betten. Doch wäre ich nicht mit solch Kaltblütigkeit vorgegangen wie Ihr. Ich hoffe, ich werde nie Euer Feind sein!" Wider Willen empfand Bastien allerdings Respekt vor Lana.

    "Wir sollten uns jetzt jedoch nicht mit solch Nebensächlichkeiten aufhalten, sondern uns lieber auf den Weg zu dem Lager machen. Langsam befürchte ich nämlich, dass man Halward entdeckt haben muss."

    Er beugte sich noch zu dem Dieb, durchsuchte seine Taschen. Einen Beutel mit Goldmünzen fand er, die er Elias zuwarf. "Hier, für die Menschen im Dorf." Außerdem fand er noch einen Dolch, der eine wellenförmige Klinge besaß. Wortlos steckte er sie sich in seinen Gürtel. Alles andere ließ er der Leiche.

    Anschließend wandte er sich um und begann in die Richtung zu laufen, in der das Lager liegen sollte.
    Zitat Zitat von Annalena Beitrag anzeigen
    Halward

    Lana

    Bastien

    [Bild: Stefano_klein.png] [Bild: Char_Samira.png]
    Je länger er warten musste umso ärgerlicher wurde er, auch wenn man es ihm nicht ansah. Wo blieb sie nur? Als ob sie seine Gedanken gehört hätte, öffnete sich die Tür und Samira trat in die Gaststube. Sein Ärger verflog ein wenig als er sie erblickte. Die junge Frau hatte sich umgezogen und sah nun noch bezaubernder aus. Sofort war er bei ihr und küsste ihre Hand. Er sagte ihre noch einige Floskeln und war amüsiert, dass es ihr scheinbar die Sprache verschlagen hatte. So unschuldig und naiv, alles womit er hervorragend arbeiten konnte. Er begleitete sie zu der Erhöhung, von der er vermutete, dass sie ihre kleine Bühne war, und begab sich dann wieder an den Tisch. Kaum hatte er sich gesetzt begann Samira zu spielen und er erstarrte. Ihre Finger glitten über die Seiten ihrer Harfe und die Töne, die sie dem Instrument entlockte, kribbelten auf seiner Haut und brachten sein Blut in Wallung. Stefano hatte schon einige Minstrel gehörte, dich ihr Spiel war wahrhaftig bezaubernd. Als er schon dachte, dass es nicht besser werden kann, fing sie an zu singen und Stefano lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss die Darbietung.

    Die Tür zum Gasthof öffnete sich und der Bürgermeister trat ein. Nervös blickte er sich um und als er den Bann sah war er sofort bei ihm und verbeugte sich, auch wenn der Bann die Augen geschlossen hatte und ihn somit nicht sehen konnte. „Ihr wolltet…“, begann er doch der Bann hob nur seine Hand um ihm anzudeuten zu schweigen. Der Bürgermeister tat wie ihm geheißen und lauschte Samira. Er lächelte leicht, da er ihre Musik sehr mochte und ihr immer wieder gerne zuhörte.

    Samira war erleichtert, dass Bann Colston nicht verärgert über ihr spätes Erscheinen war und sie sogar zu ihrer kleinen Bühne geleitete. Immer noch sprachlos wartete sie bis er wieder Platz genommen hatte und atmete ein paar Mal tief ein und aus um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Es half nur etwas und sie zuckte zusammen als sie plötzlich etwas Warmes an ihren Beinen spürte. Ein Blick nach unten zeigte ihr, dass Schneeflocke es sich zu ihren Füßen bequem gemacht hatte und er blickte sie nun mit großen Augen an. Die junge Frau lächelte, brachte ihre Harfe in die richtige Position und begann zu spielen. Ihre Augen schlossen sich automatisch als sie immer ruhiger wurde je länger sie spielte und bald sang sie auch und vergaß alles um sich herum.

    Als sie ihr Lied beendet hatte öffnete sie wieder ihre Augen und hörte den Bann und seine Begleiter laut klatschen. Ihre Wangen röteten sich leicht und erst jetzt erblickte sie den Bürgermeister. „Meine Dame“, rief Bann Colston ihr nun zu, „würdet Ihr so nett sein und uns kurz allein lassen? Ich lasse nach Euch schicken, sobald ich mein Gespräch mit dem Bürgermeister beendet habe, und ich würde mich freuen, wenn Ihr dann noch etwas für uns spielt.“ Samira stand auf und knickste höflich. „Natürlich Bann Colston.“ Dann verließ sie den Gastraum und ging in die Küche zu ihrer Mutter. Schneeflocke folgte ihr natürlich.

    Bann Colston wartete bis sie verschwunden war bevor er den Bürgermeister bat Platz zu nehmen. Robin, der kurz nach dem Bürgermeister den Gastraum betreten hatte, stellte diesem ein Glas Wein hin. Dann verschwand er wieder hinter dem Tresen, welcher sich außerhalb der Hörweite des Tisches vom Bann befand. „Was kann ich für Euch tun, Bann Colston“, fragte der Bürgermeister als er dankbar einen Schluck Wein trank. „Leider habe ich keine guten Nachrichten“, begann der Bann, „Ostagar ist gefallen und mit ihm unser König, der Erbauer möge seine Seele schützen, und ein großer Teil unserer Armee.“ Der Bürgermeister holte tief Luft und trank sein Glas in einem Zug leer. „Dann sind die Gerüchte also wahr“, sagte er leise. Stefano nickte nur. „Teyrn Loghain, oberster Befehlshaber der Armee, hat einen Erlass an alle Arls und Banns von Ferelden verschickt, unterzeichnet von Königin Anora.“ Er machte eine Pause und holte den königlichen Erlass hervor. „Hiermit sind alle kampftüchtigen Männer und Frauen von Ferelden verpflichtet sich der königlichen Armee anzuschließen. Zuwiderhandlung wird als Hochverrat angesehen und mit dem Tod bestraft.“

    Während sein Gesichtsausdruck sein Bedauern zeigte, war Stefano innerlich sehr zufrieden mit dieser glücklichen Fügung. Nun musste Elias seine vier Söhne in den Krieg schicken und, falls er nicht gnädig war (was er nicht war), würde auch Elias dieses Schicksal teilen. Elias mag älter sein, aber laut den Berichten seiner Spione war er noch sehr fit. Nicht das er vorhatte Elias in den Krieg zu schicken, nein, er hatte andere Pläne für ihn. Nur durch seine eiserne Disziplin gelang es ihm nicht zu lächeln. Sein Blick glitt zu der Tür durch die Samira verschwunden war. Er würde es genießen Elias leiden zu sehen, wenn er nach und nach dessen Familie zerstörte. Elias würde sein letztes Opfer sein, denn er soll miterleben wie Stefano seine Rache vollzieht.

    [Bild: elias_klein.png]
    „Warum schaut Ihr mich so an? Sehe ich etwa aus wie ein Dämon oder ist es weil ich eine Magierin bin?“

    Elias seufzte laut über den Ausbruch der Elfe. Musste sie immer alles so persönlich nehmen? „Natürlich habe ich Euch angesehen, weil Ihr eine Magierin seid“, knurrte er. „Woher soll ich wissen, wie ein Dämon aussieht…“ Zumindest dachte sie über seine Worte nach und er war beruhigt, dass es hier keine Dämonen gibt auch wenn er mit den Zähnen knirschte als sie wieder ihre Überheblichkeit spielen ließ. Er hatte noch nie einen Dämonen gesehen und konnte also nicht sagen, was dieser tun würde oder nicht. Natürlich gab es Geschichten über Dämonen, Blutrituale und andere Dinge, die Magier tun oder nicht tun. Er gab allerdings nicht viel auf Gerüchte und verließ sich lieber auf Dinge, die wahr waren und nicht irgendwelche Gerüchte.

    Lana glitt nun zu dem gefesselten Mann als ob sie ihn verführen wollte. Irritiert wollte er einen Schritt vorgehen, aber ließ es dann doch bleiben und wartete lieber ab was sie tun würde. Er hatte keine Ahnung wie er sie einschätzen sollte, doch eines war ihm klar, je eher sie wieder verschwand umso besser. Als sie anfing den Banditen zu befragen musste Elias schlucken. Einerseits war er gegen Folter, egal welcher Art… Zarahs geschundener Körper kam ihm wieder in den Sinn und sein Blick verfinsterte sich. Doch wenn er Lana Einhalt gebieten würde, dann wäre er ein Heuchler. Er hatte nicht vergessen, was er mit dem Schwachkopf Michael gemacht hatte, als dieser seine Tochter entführen wollte. Bastien rief kurz ihren Namen, doch sie reagierte nicht. Elias hielt seinen Blick auf Lana und drehte sich nicht zu dem jungen Mann um. Seine Lippen waren zu einer feinen Linie gepresst als er seine Fäuste ballte während Lana ihre Befragung fortsetzte. Die Informationen waren sehr gut, auch wenn er mit den Methoden nicht einverstanden war. Ihm kam es vor als ob sie es absichtlich herauszögerte, weil sie Spaß daran hatte, aber natürlich konnte er sich auch irren. Immerhin kannte er sie nicht gut genug und er hatte auch kein Bedürfnis sie besser kennenzulernen.

    „Ich hatte mich geirrt… der nütze uns doch was“,

    Ihre Stimme war kalt als ob es ihr egal war, dass sie gerade jemanden getötet hatte. Elias seufzte leise als er nun Bastien anblickte. Dieser war nun näher an die Elfe herangetreten, vermutlich um mit ihr zu reden.

    "Ich kann es nur nicht begreifen, dass IHR dazu in der Lage seid, so etwas mit solch einer Brutalität zu tun. Sicher, ich hätte ihn wohl auch gezwungen, uns Rede und Antwort zu stehen. Ich wäre auch nicht zurück geschreckt, ihn zur letzten Ruhe zu betten. Doch wäre ich nicht mit solch Kaltblütigkeit vorgegangen wie Ihr. Ich hoffe, ich werde nie Euer Feind sein!"

    Elias blickte den Burschen verwundert an, denn das hatte er nicht erwartet. Er klang fast respektvoll und der ältere Mann seufzte erneut. „Ich hätte die Befragung anders durchgeführt, aber wir wissen nun, was wir wissen wollten. Je eher wir die Banditen ausschalten desto eher kann ich zurück zum Gasthaus gehen. Also kommt schon.“ Er würde sich jetzt nicht auf eine Debatte mit der Elfe einlassen, denn das würde ihm sicherlich nur Kopfschmerzen bereiten. Bastien hingegen machte sich Sorgen um Halward und Elias war erfreut, dass der junge Mann sich auch Gedanken um andere machte. Nachdem Bastien die Taschen des Banditen durchsuchte warf er ihm einen Beutel mit Gold zu.

    "Hier, für die Menschen im Dorf."

    Elias fing es geschickt auf. „Ich danke Euch. Es gibt einige Familien, die bestohlen wurden, und diese könnten das Gold gut gebrauchen.“ Er sah noch wie Bastien einen Dolch an seinen Gürtel steckte, doch er sagte nichts dazu. Er nickte der Elfe noch leicht zu bevor er Bastien zum Lager folgte.

    Tatsächlich war das Lager dort, wo es laut des Diebes sein sollte, und Elias beobachtete aus sicherer Entfernung, versteckt hinter einigen Büschen, das Treiben in dem Lager. Zum Glück hatte man sie nicht bemerkt, doch er hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Alle drei waren in schwerer Rüstung und keiner von ihnen konnte sich leise wie ein Schurke bewegen. Wieso hatte man sie nicht gehört? Wo waren die Wachen? Ein großes Lagerfeuer war in der Mitte des Lagers und etliche Banditen saßen oder standen um das Feuer herum. Auf einem Spieß über dem Feuer brutzelte ein Wildschwein, wenn er es richtig erkennen konnte. Außerdem sah er noch einen Eingang zu einer Höhle. Er blickte sich um, doch er konnte Halward nicht sehen. War er in der Höhle? Oder war er gar nicht hier? War er vielleicht schon tot?

    Elias runzelte die Stirn als er darüber nachdachte wie sie am besten vorgehen sollten. Er war kein Befehlshaber und hatte wirklich keine Ahnung von Taktik und Strategie. Außerdem hatten die drei noch nie zusammen gekämpft. Die Gefahr war groß, dass sie sich gegenseitig in die Quere kamen. Er blickte seine beiden Begleiter an. „Wie sollen wir vorgehen“, sagte er so leise wie möglich. „Können wir drei es mit all diesen Banditen aufnehmen? Außerdem kann ich Halward nicht sehen. Vielleicht ist er ja in dieser Höhle.“ Er zeigte nicht in die Richtung der Höhle, da sie diese sicher schon selbst gesehen hatten. Er blickte nun Bastien an. „Habt Ihr in Eurer Ausbildung zum Chevalier irgendwas über Taktik gelernt, das uns vielleicht helfen könnte?“


    [Bild: wDMU1xILana_Klein.jpg]

    Ich kann es nur nicht begreifen, dass IHR dazu in der Lage seid, so etwas mit solch einer Brutalität zu tun. Sicher, ich hätte ihn wohl auch gezwungen, uns Rede und Antwort zu stehen. Ich wäre auch nicht zurück geschreckt, ihn zur letzten Ruhe zu betten. Doch wäre ich nicht mit solch Kaltblütigkeit vorgegangen wie Ihr. Ich hoffe, ich werde nie Euer Feind sein!“, schoss es teils verblüfft, teils aber auch mit unterschwelliger Bewunderung aus Bastien heraus, als die Elfe neben ihn getreten war.
    Da habt Ihr aber Glück, dass ich nicht nachtragend bin, Comte, denke ich da an Eure Worte im Gasthaus zurück…, sagte Lana schelmisch.

    Zudem: was bedeutet IHR in diesem Zusammenhang? Wäre es legitimer gewesen wenn ich ein Gehänge und die dazugehörigen Eier hätte? Denkt Ihr, nur Männer könnten derart effektive Befragungen durchführen? Mein lieber Comte, Ihr habt noch so viel über die Welt zu lernen!
    Bastien schwieg und wandte sich der Leiche zu, welche er um ihr Gold erleichterte, was Lana zu einem kalten, unangenehmen Auflachen verleitete. „Leichenfledderer“, mischte sich unter das kehlige Geräusch, obgleich Bastien das Gold später mit dem Verweis auf die Dörfler an Elias weitergab.

    Ich hätte die Befragung anders durchgeführt, aber wir wissen nun, was wir wissen wollten. Je eher wir die Banditen ausschalten desto eher kann ich zurück zum Gasthaus gehen. Also kommt schon“, sagte nun auch Elias. Diesmal war Lanas Lachen durchzogen mit Ungläubigkeit.

    Ihr, Wirt, seid ein verdammter Heuchler!“ Sie kicherte, dann fuhr sie fort: „Außer natürlich Ihr wolltet sagen, dass Ihr ihm die Gedärme aus dem Hals gezogen hättet oder Ähnliches, aber stellt Euch bitte nicht als eine bessere, umgänglichere Person dar, als ich es bin“.
    Elias schaute sie verdutzt an, schien verärgert aber auch neugierig.
    Den kleinen Liebhaber Eurer Tochter… Ihr erinnert Euch? Mimi, oder so nannte er sich. Kann aber auch sein, dass er einfach nicht mehr herausbekam... Ich hab ihn gefunden. Auf dem Acker. Wunderbare Arbeit, Elias, vollkommen rücksichtslos und brutal. Und dann auch noch den Wölfen zum Fraße vorwerfen? Lebendig?
    Wieder lachte sie.
    Ich war wenigstens höflich! Ich durchschnitt seine Kehle“. Sie zuckte mit den Achseln.
    Aber Ihr…, begann sie nun leiser sprechend und trat an den Wirt heran: „Seid ein verdammter, sadistischer Bastard, ganz gleich was Eure Gründe angeht. Denkt Ihr wirklich Eure Tat wäre weniger grausam, nur weil Ihr Euch auf den Schutz Eurer Familie beruft? Erbärmlich!
    Sie trat einen Schritt von Elias weg, der nun wie versteinert in das Dunkel der Nacht schaute.
    Aber Ihr habt Recht!, singsangte sie dann beschwingt: „Wir sollten zu dem Lager gehen…

    *

    Das Lager erstreckte sich im Schein eines großen Lagerfeuers direkt vor den Dreien, welchewie Feiglinge in den nachdunklen Büschen kauerten. „Genau wie der Kerl gesagt hat“, dachte Lana und nickte zufrieden. Der Schurke hätte sie gut gelinkt, hätte er selbst unter Schmerzen die Unwahrheit gesprochen, denn im Endeffekt hätte sie ihn nicht einmal bestrafen können. Doch da war es, das Lager der Banditen, welches sich seltsam zerzaust wirkend und nahezu unbewacht an den Hang eines niedrigen Berges schmiegte, dessen pechschwarzer Gipfel sich bedrohlich gegen den dunkelblauen, vom kalten Mond beleuchteten Nachthimmel abzeichnete und in dessen Tiefen natürliche Grotten oder Höhlenkomplexe zu führen schienen. Die Männer und Frauen, die dort um das Feuer saßen waren zahlreich und schienen keine natürlichen Gegner zu haben, oder zu erwarten. Denn bewaffnete Aufpasser waren nirgends zusehen.

    Was Lana allerdings ein seltsam vorkam war die unwiderlegbare Aura der Angespanntheit, welche die Senke füllte, in der das Lager aufgebaut worden war und die Stille, die von der doch nicht zu unterschätzenden Ansammlung an Personen unterhalb ausging. Irgendetwas stimmte nicht… das waren keine gewöhnlichen Strauchdiebe! Eine… lauernde Furcht schien Besitz von ihnen ergriffen zu haben und verweigerte ihnen jegliche natürliche Handlung.

    Elias, der unterdessen die Lage sondiert hatte, fragte nun ob jemand einen Plan hatte und ob Bastien während seiner Ausbildung vielleicht etwas über Taktik erfahren hatte. Die Frage war durchaus berechtigt, da die Chevaliers sogar den Pandaemonio gefährlich werden konnten. Ihre Attacken waren hochdiszipliniert, gut durchdacht und endeten zumeist erfolgreich. Doch Bastien? Lana grinste heimlich, schien der Comte seine Schlachten doch eher in den Betten der Frauen des Hofes, denn auf den Feldern Orlais ausgetragen zu haben. Letztlich war es ihr auch egal, denn plötzlich sah sie etwas, was ihre volle Aufmerksamkeit erregte.

    Unweit des Lagers standen einige Pferde. Gesattelte, aber herrenlose Pferde, deren Zügel nutzlos von ihren Trensen baumelten, während die Tiere sich ohne Hast an Moos und Gras gütig taten.
    Garm, zischte Lana, als sie das Pferd erkannte, welches man aus dem Stall des Dorfes entwendet hatte. Geduckt beeilte sie sich zu dem Tier zu gelangen.
    Was habt Ihr vor?“, flüsterte Elias, da Lana sich nicht erklärt hatte und sah sie verwirrt an. Auch Bastien lenkte nun seinen Blick vom Lager ab und ließ ihn auf Lana ruhen. Die Elfe schaute die beiden Männer an.
    Ich hole mir weshalb ich hier bin: das Pferd! Ich hätte gekämpft wenn es nötig gewesen wäre, ist es jetzt aber nicht!, sagte sie mit unschuldiger Stimme und verzeihendem Blick.
    „Ihr könnt uns jetzt nicht allein lassen“, sagte Elias etwas lauter und sichtlich verärgert.
    Wieso nicht, Elias? Ich schulde Euch nichts, ebenso wenig dem Dorf! Ich habe eine sehr wichtige Mission! Und das hier ist nicht Teil davon. Sollte ich, widererwarten, getötet oder verwundet werden kann ich den Auftrag nicht mehr erfüllen… das will ich nicht riskieren. Nehmt es mir nicht übel, aber das Schicksal der Dörfler ist mir vollkommen gleich… ebenso das Eure“.
    Damit wandte sie sich ab und schlich vorsichtig etwas weiter. Ob die Männer sie aufzuhalten versuchten wusste sie nicht, doch drehte sie sich nochmals um und wisperte: Zudem, denke ich an das letzte Mal, als Ihr kämpftet, Elias, weiß ich nicht ob ich überhaupt neben Euch streiten möchte. Vermutlich würdet Ihr mir in Eurer Rage den Kopf abtrennen… vermutlich sogar absichtlich. Ich respektiere Eure Stärk und wenn Ihr wirklich kämpfen wollt wünsche ich Euch Glück“.

    Lana ließ die ungläubig dreinblickenden Männer hinter sich. Sie fühlte kein Bedauern, sah es auch nicht als Verrat an. Was hatten die Zwei ihr schon Gutes getan? Der eine war ein arroganter Schnösel, der sie beim ersten Treffen aufs Schärfste beleidigt hatte, ihr Duell ausschlug und sie hinterher nicht einmal beim Kampf gegen den Anderen der Beiden unterstütze, der versucht hatte sie umzubringen und sie der Blutmagie bezichtigte, obgleich er später zugab von derlei Dingen keine Ahnung zu haben. Und die Leute im Dorf? Ein Haufen Schwächlinge, die nicht einmal ihr Hab und Gut gegen eine Gruppe abgehalfterter Banditen verteidigen konnte.
    Garm!, zischte sie zwischen zusammen gepressen Zähnen und in autoritären Ton. Die Ohren des Pferdes wackelten und sein Kopf reckte sich in die Höhe.
    Komm her!, befahl sie. Da Ross wieherte kurz und setzte sich dann langsam trottend in Bewegung Richtung Gebüsch. Die anderen Pferde schauten kurz auf, ignorierten dann jedoch die Handlung ihres Artgenossen.

    Was haben wir denn hier?“, drang da plötzlich eine krächzende Stimme an Lanas Ohr. Sie schreckte fast auf, dachte sie schon jemand hätte sie entdeckt. Tatsächlich näherte eine Gestalt sich dem Gebüsch. Die blonde Elfin spähte zwischen den kleinen, ovalen Blättern hindurch und sah einen humpelnden Mann auf sie zukommen. Er stütze sich auf einen Stock oder Speer und schien schon in die Jahre gekommen zu sein, leuchtete das vom spöttisch grinsenden Mond beschienene Haar doch in silbrigem Weiß.

    Was bist du denn für eine Hübsche?“, murmelte die Gestalt, als sie näher und näher kam. Lana füllte ihre Lungen mit Luft, dann bemerkte sie jedoch, dass der Mann scheinbar mit Garm, denn er streckte eine knochige Hand nach der Mähne des Tieres aus.
    Oder bist du ein Männchen?“, sagte er und umfasste die Haare des Pferdes. Lana bemühte sich ihr Schwert leise zu ziehen…
    Keine Besitzer, hmm? Na, du und deine Gefährten werden es bei uns sicherlich gut haben… so ein starkes Pferd. Dich essen wir wohl nicht“, sagte den Mann beruhigend, während er die Mähne Garms streichelte.
    Und ein tolles Schwert steckte da. Ich bin aber viel zu alt für diese Waffe“, setzte der Mann fort und lachte. „Aber ich kenne jemanden, der…“

    Er brach ab und wandte sich um. Ein unverkennbar scharfes Knacken hatte ihn zusammenzucken und sich hektisch umdrehen lassen. Seine Augen weiteten sich, als die Elfe, die nun ihren Helm trug und somit um einiges einschüchternder aussah mit gezogener Klinge aus dem Gebüsch kam. Ihre Schritte waren gerade und bestimmt.

    Ohh, verzeiht Herrin, ich wusste nicht, dass das Eure Pferde sind“, begann er beschwichtigend und verneigte sich unterwürfig. Als Lanas Schritte jedoch nicht langsamer wurde, setzte er zunehmend panisch werdend fort: „Ich… ich habe sie gerade erst gefunden und ihnen kein Haar gekrümmt. Ihr… ihr könnt sie gerne alle haben. Wartet! Halt, was macht ihr?!“, rief er schockiert aus, als Lana ihr Schwert beidhändig und in einer kreisenden Bewegung über ihren Kopf hob.
    Nein! Neeeeiiin!“, brachte er noch aus, dann ließ Lana schon den Weißstahl hinab sausen und hackte den Alten mit vier schnellen, senkrecht geführten Schlägen in Stücke. Der Klang des Schwertes, das Knochen und Fleisch durchschlug und Tod säte war dumpf aber vernehmlich und hallte vibrierend von den Bäumen wider. Alle Pferdeköpfe schreckten hoch, als der erste Streich den Schädel des Alten aufriss und die Tiere schauten gelassen zu, während Lana die nächsten Schläge vollführte. Mit dem letzten, knirschenden Hieb, der den Körper endgültig zu Boden schickte flatterte ein erschreckter Schwarm schwarzer Vögel aus einer Baumkrone über ihnen auf und eine Sekunde später zerriss das laute Gebell eines Hundes die Stille des verschlafen blinzelnden Waldes. Lana wandte sich zur Quelle des Lärms, die vermutlich im Lager der Banditen zu liegen schien. Die Elfe wischte ihre Klinge an der zerlumpten Kleidung des Toten ab, trat in einen Steigbügel und schwang sich in den Sattel. Sie hörte lauter werdendes Stimmengewirr.
    Jetzt aber los, Garm!, sagte sie und gab dem Pferd die Sporen, welches wiederwillig wieherte, dann aber doch mit steigender Geschwindigkeit los ritt.

    *

    Der Ritt dauerte nicht lange, da Dorf und Banditen quasi Nachbarn waren und schon bald lenkte Lana ihr Ross über die menschenleeren Straßen von Klingenbach und zurück zum Gasthaus. Dort stieg sie ab und band Garm an einem nahen Zaun fest. Nochmal sollte er nicht gestohlen werden. Die Elfe zog den Helm vom Kopf und schüttelte das platinblonde Haare das nun wie fließendes Wasser auf ihren Rücken hinab glitt.

    Wenn du dich wieder stehlen lässt, weide ich dich aus! Verstanden?, sagte Lana nicht halb so überzeugend wie sie es geplant hatte, was von Garm mit einem ernsthaft zweifelnden Blick beantwortet wurde. Dann betrat sie die Schenke.

    Im Inneren fand sich ein fast leerer Saal vor. Natürlich hatte Lana nicht die gewaltige Figur des Wirtes erwartet, doch zumindest seine Frau oder einen der unzähligen Söhne. Auch waren kaum Gäste und keine rotgelockte Samira zu sehen. Nur eine kleine Ansammlung Menschen, drei Männer und eine Frau, die sich alle zusammen an einen Tisch drückten. Ihre Kleidung verriet, dass sie von höherem Stand waren als die meisten Menschen, die Lana in diesem Dorf angetroffen hatte.

    Reisende? Oder Händler vielleicht?, dachte Lana, kümmerte sich aber nicht weiter um sie. Sie ignorierte die Gesellschaft und stapfte mit klirrenden Waffen an ihnen vorbei, suchte sich einen Tisch in einer etwas dunkleren Ecke aus und ließ sich nieder. Sie würde von ihrem lebenslangen Recht auf Getränke Gebrauch machen, ehe sie ihre Sachen packen und dieses lächerliche Dorf mit seinen merkwürdigen Einwohnern hoffentlich für immer verlassen würde. Lana grinste.
    Lebenslang frei Trinken und Essen… Narren! Ich sollte hier noch einkehren, wenn Elias Urenkel den Laden übernommen haben.
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