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  1. #61
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Glandis' Kampf ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]
    Glandis stimmte der Idee, das Reh zu vergraben zu. Aril hatte das Seil geholt, hielt es in den Händen, während Glandis einmal um sie herumschlich wie eine Wildkatze. Fehlte nur noch der Blick des Tieres, dachte sich Aril. Doch die Elfe erklärte ihr Verhalten: »Du bist ein Schatz! Denn das Seil können wir an die Beine der Toten anbinden. An jeden Fuß ein Ende und dann ziehen wir in der Mitte diese Dinger alle zusammen. Ich bin so froh, dass ich sie nicht groß anfassen muss.« Zuerst Glandis, dann Aril hoben nacheinander das Loch aus. Aril wollte dem Rücken der Elfin nicht noch mehr zumuten als ohnehin schon notwendig gewesen war. Wir die Dalish es vorgeschlagen hatte, banden sie das Seil immer um die Beine und beim Begraben wurde das Seil immer über den Knöcheln abgeschnitten. Tatsächlich war es Aril angenehm, diese Brutwesen nicht anfassen zu müssen, auch wenn sie sich sicher war, dass es Gandis weit mehr gekostet hätte. Sie konnte es kaum erwarten, endlich mehr über dieses geeimnisvolle delos und den verborgenen Kampfstil zu erfahren.

    Schließlich begrunben sie auch alles, was die brut noch hatte herumliegen lassen und gemeinsam stampften sie die Erde fest, sodass Tiere, die das Vergrabene wittern würden, es schwerer hatten, die Erde wieder aufzuwühlen. Als sie fertig waren fragte Glandis Aril lachen:»Schau, es ist schon Mittag. Mal sehen, was es bei uns zu essen gibt?«

    "Ich nehme an, die zweite Rehkeule, oder? Ein paar Äpfel sind auch noch im Eimer - falls Trovao und Gwess sie dort gelassen haben."
    Gesagt, getan - die beiden Frauen waren schnell an ihrem Lager angekommen, Glandis entfachte das Feuer und hängte die verbliebenen Keulenteile an ihrem Gestell auf, Aril sah nach den Pferden, die träge grasten und sich rundum wohl zu fühlen schienen. Die Wunde von Gwess heilte zwar, war aber immer noch deutlich sichtbar.
    Die Adlige lief zu dem Holzeimer, in dem sie die Äpfel gesammelt hatte, und tatsächlich waren noch einige darin. Aril zählte nach (es verblieben noch 4 ) und kehrte zu Glandis ans Feuer zurück, wo es gut nach Keule duftete. Sie entpackte das zusammengeräumte einfache Geschirr, lief zum Fluss und füllte die Becher mit klarem Wasser.
    Gemeinsam speisten sie das Mahl und ließen es sich schmecken. Die Ferelderin war voll des Lobes für das so einfach zubereitete Mahl.
    "Nun Glandis," sprach Aril träge, als sie fertig gegessen und sich im Gras ausgestreckt hatte. "Was machn wir nun? Mein Vater pflegte immer zu sagen: 'Nach dem Essen sollst du ruhn, oder tausend Schritte tun.' Er selbst ruhte natürlich lieber, aber wir können auch die tausend Schritte machen, und uns das Lager bei Tageslicht ansehen. Es ist groß genug, als dass wir etwas übersehen haben könnten. Was denkst du?"
    Fawks ist offline
  2. #62
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Ideensuche

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „… aber wir können auch die tausend Schritte machen, und uns das Lager bei Tageslicht ansehen. Es ist groß genug, als dass wir etwas übersehen haben könnten. Was denkst du?“ Dieser Vorschlag beendete für Glandis ein Erlebnis, bei dem sie der Meinung war: »Das hatten wir schon mal?« sicher, sie waren gut zurückgekommen und hatten auch einen Teil der verbliebenen Rehkeule aufgegessen, die Pferde waren noch da und hatten auch etwas bekommen.

    Sie brauchte nicht zu überlegen, sondern sprang auf und sagte zu Aril: »Dann los! Reiten wir beide auf deinem Pferd? Oder laufen wir? Ich würde schon gern ins Lager. Habe ja nichts weiter gesehen. War ja bei Gwess geblieben. Und die eine oder andere Sache könnten wir hier schon gebrauchen. Wir könnten mit einer gründlichen Suche ausschließen, dass dein Bruder noch dort ist. Das ist mir sehr wichtig, damit du den Kopf freibekommst.«
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  3. #63
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Mittagspause ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]
    Glandis überlegte nicht lang, sondern zeigte sich fast schon begeistert: »Dann los! Reiten wir beide auf deinem Pferd? Oder laufen wir? Ich würde schon gern ins Lager. Habe ja nichts weiter gesehen. War ja bei Gwess geblieben. Und die eine oder andere Sache könnten wir hier schon gebrauchen. Wir könnten mit einer gründlichen Suche ausschließen, dass dein Bruder noch dort ist. Das ist mir sehr wichtig, damit du den Kopf freibekommst.«

    Ein wenig erstaunt - wie eifrig die Elfe war und wir gut es ihrem Rücken doch ging - erhob sie sich ebenfalls, trank ihren Becher in einem Zug aus und stapelte das Geschirr. "Ich gehe das kurz im Fluss abwaschen. Du bindest schon mal Trovao los!" schlug sie Glandis vor. Sie wollte, dass die stute nun, da sie auf dem Hengst mitreiten würde, sich auch ein wenig mit ihm vertraut machte.
    Also marschierte sie richtung Ufer, tauchte die Holzteller und Becherchen hinein und ließ sie von der Strömung ausspülen, soweit eben Strömung da war.

    Das Feuer hatten sie ausgemacht und so lehnte Aril die Teler und Becher an die begrenzenden Steine, die noch warm waren.
    Dann blickte sie auf und näherte sich ihrem Pferd, das die Elfin aufmerksam betrachtete und ihr einen Stups an die Schulter mit dem Maul gab.
    Fawks ist offline
  4. #64
    Deus Avatar von VRanger
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    vorheriger Post: Am Flussbaum • Ideensuche ~ Antwort von: Aril

    Glandis | Am Flussbaum • Trovao

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „… ich gehe das kurz im Fluss abwaschen. Du bindest schon mal Trovao los!“ hörte die Dalish und entnahm daraus zum einen, dass es zum Lager gehen sollte. Zum anderen gab es erneut so einen »Dienstbotenauftrag«, der ihr überhaupt nicht behagte. Nicht, dass sich Glandis zu fein war, das Pferd zu holen. Darum ging es in der Tat nicht. Es gehörte ihr nicht und vielleicht musste sie es Aril mal erklären. Doch dazu war jetzt weder Zeit noch Muße. So ergab sie sich in ihre Aufgabe. Der Hengst schien aber den gewissen Unwillen zu spüren. Denn ihm gefiel es auch, wenn er frei herumlaufen konnte. Der Grasflecken am Flussbaum hatte sich als überaus saftig und nahrhaft erwiesen, ebenso der Korb Äpfel. Auch die braune Stute hatte in dem Lebensgeist des Tieres genug bewirkt. Und so war es nicht verwunderlich, dass er Gwess einfach stupste. Sie lies es geschehen. Dalish können so sein. Sie war bereits weg. Weg in den Gedanken. Sie sah sich durch das Lager gehen. Sie hatte es gesehen voller Menschen, auch Templer, Abenteurer und Flüchtlinge. Wieder kam ihr der alte Mann mit der störrischen Ziege in den Sinn.

    »Was aus ihm wohl geworden sein mag?« fragte sie sich. Doch das Pferd gab keine Ruhe. Im Gegenteil es steckte auch noch Gwess an. Der Stute ging es wesentlich besser. Aril hatte nach dem Eintreffen sich das Pferd und deren Wunde angesehen und gesagt: „Sie ist wohl über den Berg. Aber sie braucht noch ihre Zeit.“

    Glandis griff eher mechanisch die Zügel des Rappen und sagte:»Komm, Aril wartet!« und das Pferd lies es geschehen. Zu Gwess sagte die Dalish noch: » Pass auf und futtere nicht die ganzen Äpfel weg!« Als wenn Trovao das ebenso verstanden hatte, schnaubte er. Gwess ging mit dem Pferd am Zügel zu Aril, reichte ihr die Zügel und erklärte: »Wir könnten dann los.«

    nächster Post: verlockende Aussichten
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  5. #65
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Das Gute an gewöhnlichen Fußsoldaten war, dass sie einen Rastplatz in Windeseile aufbauen konnten. Wann immer ihnen ihre Vorgesetzten erlaubten, ihre faulen Ärsche in den schützenden Zelten, oder am wärmenden Feuer zu platzieren, dauerte es keine Stunde bis ein vollständig hergerichtetes Lager bereitstand und ein knisterndes Feuer in Erwartung, der Anführer zauberte besten Proviant hervor, entfacht worden war. Die Männer des Banns bildeten dabei keine Ausnahme.

    Schon bald standen sieben Zwei-Mann Zelte bereit, sechs von ihnen aus einfachen Laken in dreckigem Weiß, eines aus schwerem, schwarzen Stoff auf dessen Außenseite die Templerinsigne prangte.

    Da Ser Robert das Zelt nahezu allein ausfüllte, einigten sich Kilian und der Templer rasch darauf, dass Robert die erste Hälfte der Nacht schlafen würde, der Hauptmann dann die Zweite. Cedric solle sich ein Zelt mit Rafael teilen, den Elfenmagier würde man in warme Decken packen und ihm einen kleinen zeltähnlichen Unterstand bauen. Kilian befürchtete, dass der Magier das Zelt aus Frust ruinieren würde, was in Anbetracht der bevorstehenden Reisedauer wahrlich keine Freude wäre.

    Zwei Männer aus der Truppe des Banns würden indes die ganze Nacht lang Wache halten.
    Kilian begutachtete das Lager. Das Zentrum bildete das eineinhalb Schritt im Durchmesser breite Lagerfeuer, dass von einem steinernen Ring gesäumt wurde. In einen unregelmäßigen Halbkreis darum waren die Zelte aufgeschlagen. Besonderheiten bildeten nur das improvisierte Zeltgestänge für den Elfenmagier und der schwere Ochsenkarren, der nun das wirre Durcheinander verschiedenster Mitbringsel auf der Ladefläche offenbarte. Auch er stand in Reichweite der Zelte, sodass die Wache stets ein Auge darauf hatte. Das Lager war über einem sanft ansteigenden, gräsernen Abhang errichtet worden. Der Blick gab eine recht ebene und freundlich-grüne Landschaft frei, deren weite Felder nur von einzelnen Ansammlungen von Obstbäumen unterbrochen wurden, gefolgt von vier kleineren Höfen, einer davon mit einer dickbauchigen Windmühle, und einem ziegelgedeckten Gut.

    Auch hinter dem Lager des Trosses befand sich ein kleines Waldstück, wenn man den losen Verbund verschiedener, dünner Stämme denn einen Wald nennen möchte. Kilian schickte drei Freiwillige aus, Obst zu sammeln und ließ die Pferde und Ochsen nahe der Waldgrenze grasen. Während der Elfenmagier alleine, aber mit einem Auge stets von Ser Robert bewacht vor sich hin schmollte, hatte Rafael sich bereits unter die Soldaten gemischt. Ein sehr junger Bursche, vielleicht sogar noch jünger als Cedric, der Templerrekrut selbst und Rafael waren gerade in ein Kartenspiel, auf der den Soldaten gegenüberliegenden Seite des Lagerfeuers, vertieft. Kilian war zwar über den Umgang des Magiers und des jungen Cedric sehr erfreut, missbilligte allerdings das Glücksspiel, an dem der Templerrekrut zwar nicht teilnahm, dem geschickten Blatt des Magiers jedoch begeistert folgte. Er würde das Verhalten der Beiden im Auge behalten. Rafael grinste breit und steckte Cedric damit an. Der junge Soldat hingegen wurde zunehmend mieser gelaunt und als Rafael ein obszönes Gelächter hören ließ (in etwa sowas wie „Jetzt hab ich dir aber den Arsch versohlt“) beschloss Kilian einzuschreiten.

    Mit langen Schritten kam er zum Feuer, nickte Ser Robert zu, der einen der von den Soldaten mitgebrachten Schemel beanspruchte und bedeutungsschwer das riesige Schwert mit einem Lappen putzte. Die Soldaten vermieden es, dem bärtigen Riesen ins Gesicht zu schauen. Kilian schaute zu den Männern des Banns, die entweder wegschauten oder ihm respektvoll zunickten, mit Ausnahme von Eke. Dieser Bastard funkelte Kilian wie immer bösartig an und der Templer war sich sicher, dass er noch vor dem Ende der Reise seine Position gegenüber dem Offizier klar machen musste. Ein Rudel funktionierte nicht mit zwei Alpha-Tieren, das wusste sogar Kilian.
    Mit diesem Gedanken ließ er sich auf eine der grob zugehackten Baumstümpfe nieder, die um das Feuer postiert worden waren. Cedric verstummte sofort und wischte sich rasch das Grinsen aus dem Gesicht. Auch der junge Soldat schien eingeschüchtert, was der Hauptmann nur mäßig verstehen konnte, bedachte man doch, dass er die letzte Stunde in Gesellschaft eines Magiers verbracht hatte.

    Mein Herr Marlov, ich habe mir erlaubt Euch ein Zelt mit Rekrut Cedric zuzuweisen. Ich hoffe Ihr seid einverstanden. Während dieser Reise ist uns leider kein großer Komfort gewährleistet, doch wenigstens liegt Ihr dort warm und trocken. Mit etwas Glück halten wir bei einigen Gasthäusern, Höfen oder sogar Anwesen. Templer sind gern gesehene Gäste in den meisten Haushalten, sagte er und verbarg den Stolz in seiner Stimme. Es stimmte, viele Bürger Fereldens, vor allem jene einfachen Leute wussten die Anwesenheit eines Templers in ihrem Heim durchaus zu schätzen. Nicht selten tischten sie dann ihre besten Speisen auf und berichteten das Erlebnis stolz ihren Nächsten. Kilian schätze die Gastfreundschaft, würde sie jedoch auch nicht überstrapazieren. Sein Handeln als Templer fiel stets auf den Orden zurück, das vergaß er nie.

    Kilian griff zur Seite und zog seinen Kriegshammer, den Rabenschnabel hervor. Er fühlte sich beim sitzen sehr unangenehm an, stach die Spitze der Waffe ihn doch ständig leicht in die Seite. Cedric, dessen Waffe ja nur ein einfacher Streitkolben war und dessen Augen schon beim Überreichen der Waffe an seinen Hauptmann geleuchtet hatten, fragte vorsichtig: „Darf ich mal sehen, Seir?“
    Kilian wandte die Waffe in den Händen, fand er doch nichts Besonderes daran, zuckte dann mit den Schultern und reichte sie dem jungen Templer.
    Wenn wir wieder im Turm sind, kannst du die Waffe behalten. Ich bekomme schon eine Neue…, sagte Kilian. Cedric schaute ihn mit großen Augen an. „Aber Seir, warum wollt ihr eine Waffe nicht mehr tragen, die euch so trefflich gedient?“
    Kilian lächelte kurz auf, dann antwortete er: „Diese Waffe habe ich erst in der Kirche in Denerim bekommen, kurz bevor Ihr und Ser Robert mich dort aufgesucht habt. Ich hatte zuvor einen Zweihänder als Ersatzwaffe, doch zerbrach die Klinge vor nicht langer Zeit. Dieser Kriegshammer ist… nun ja, er ist weniger elegant aber tödlich“.

    Er wandte sich zu Rafael: „Mein Herr Marlov! Ihr und unser Rekrut tauschtet bereits Geschichten aus der Heimat aus? Ich wäre geehrt, wenn Ihr diese auch mit mir teilen würdet. Ich würde gerne wissen, wie es in der Heimat ist, obgleich Kirkwall wohl kaum für die gesamten Freien Marschen stehen kann“.

    Auf Rafaels fragenden Blick nach dem plötzlichen Interesse an ihm oder seiner Heimat antwortete der Templer: „Ich selbst bin ebenfalls in den Marschen geboren und aufgewachsen. Ich stamme aus Starkhaven, wart Ihr schon einmal dort?

    [Bild: Rafael_2.jpg]
    Frustriert schob Mannek weitere zwanzig Kupfermünzen in die Mitte des provisorischen Spielfelds, an dem er und Rafael sich gegenüber saßen. Der junge Soldat hatte die letzten drei Runden verloren und schien nun einen Sieg herbeizwingen zu wollen, indem er möglichst aggressiv spielte. Vermutlich bereute er es inzwischen, dass er sich von dem Magier zu einem Spiel hatte überreden lassen, aber hatte er bereits zu viel Geld verloren, um einfach aufzugeben. Cedric, der sich am Vormittag eine Weile mit ihm unterhalten hatte, saß neben den beiden Spielern und beobachtete die Bewegungen von Händen, Karten und Einsätzen. Nicht zuletzt ihm hatte Rafael es zu verdanken, dass er einen Mitspieler gefunden hatte, schließlich wusste der Templer aus dem Gespräch, dass Mannek einem Spiel selten abgeneigt war. Tatsächlich war der junge Mann ein ziemlich versierter Spieler und wäre für Rafael vermutlich ein mehr als ebenbürtiger Gegner gewesen, wenn der Magier nicht schamlos betrogen hätte. Bei nur zwei Spielern gehörte ein gewisses Geschick dazu, um nicht erwischt zu werden, doch hatte Rafael aus seinem Leben in Kirkwall mehr als genug Erfahrung darin, Verbotenes direkt vor wachsamen Augen zu tun ohne dabei entdeckt zu werden.
    ,,Verflucht!'', entfuhr es Mannek, als Rafael sein Blatt offenbarte und den Einsatz einstrich. Gute Spieler waren nicht immer auch gute Verlierer und jetzt wo ihn der Ärger gepackt hatte würde der Soldat gewiss weitere Fehler machen. ,,Nur zu, wenn Du mir das Geld weiterhin in die Taschen stopfen willst werde ich mich nicht wehren!'', reizte der Magier ihn noch zusätzlich. Mannek verzog stumm das Gesicht und verteilte die Karten für eine neue Runde. Rafael rechnete es ihm hoch an, dass er nicht schon längst behauptet hatte, dass er das Spiel mit Magie manipulieren würde. Selbst wenn dies nicht der Fall war bedienten sich manche Spieler sehr gern dieses Arguments um eine Demütigung abzuwenden. Rafael nutze zwar wirklich nur seine Finger um die Karten zu seinen Gunsten zu verschieben, aber das hätte ihm in Zweifelsfall ohnehin niemand geglaubt. Grade als er sein Blatt begutachtet und beschlossen hatte, das auch dieses einiger Verbesserungen bedürfen würde, wurde er einer Gestalt gewahr, die sich den Spielern näherte. Er wandte sich um und erkannte Kilian, dessen Ankunft Manneks Laune von Ärger in verhaltene Angst umschlagen ließ. Vermutlich konnte sich der Soldat nicht vorstellen, dass ein Templer allzu begeistert von Glückspiel war.
    Ohne ein Wort über die Karten oder das Geld zu verlieren, klärte der Hauptmann Rafael über sein Nachtlager auf: „Mein Herr Marlov, ich habe mir erlaubt Euch ein Zelt mit Rekrut Cedric zuzuweisen. Ich hoffe Ihr seid einverstanden. Während dieser Reise ist uns leider kein großer Komfort gewährleistet, doch wenigstens liegt Ihr dort warm und trocken. Mit etwas Glück halten wir bei einigen Gasthäusern, Höfen oder sogar Anwesen. Templer sind gern gesehene Gäste in den meisten Haushalten
    Rafael schaute kurz zu Cedric und hatte bereits wieder einen zotigen Spruch im Sinn, verkniff ihn sich aber angesichts des ernsten Gesichts, das der junge Templer machte. Ihm schien die Anerkennung von Kilian viel zu bedeuten und er hatte kein Interesse daran ihn vor seinem Vorgesetzten bloßzustellen. Cedrics Bewunderung für den Hauptmann schien sich auch auf dessen Waffe auszustrecken, welche er auf Nachfrage geradezu ehrfürchtig entgegennahm. Rafael würde die Begeisterung, die manch einer für derart simple Tötungswerkzeuge empfand, vermutlich nie verstehen können. Sie waren nur für einen Zweck gut und seiner Meinung nach generell kein gutes Objekt für den Heldenkult der sich um einige Waffen rankte.
    ,,Das ich warm und trocken liegen darf freut mich, Ser von Xerox.'', warf er höflich ein, als Kilian sein Fachgespräch über Waffen mit Cedric beendet hatte. Doch anstatt wie üblich wortkarg zu seinen Aufgaben zurück zu kehren erkundigte sich der Hauptmann nach Kirkwall und gab sich selbst als Sohn Starkhavens zu erkennen, was Rafael auf einmal einiges erklärte: Er war nur einmal in der zweitgrößten Stadt der Freien Marschen gewesen und hatte außer dem Zirkel dort praktisch nichts gesehen, aber selbst sein kurzer Einblick in das Leben dort hatte ihn zu der Überzeugung kommen lassen, dass Starkhavens Magier und Templer gleichermaßen sehr steif und auf Ordnung bedacht waren. Das Oberhaupt des Zirkels, der Erste Verzauberer Raddick, hatte nach Rafaels Ansicht mehr mit einem Buchhalter als einem Magier gemein und schien den größten Teil seines Arbeitstages damit zu verbringen Protokolle zu schreiben und zu sortieren. Sollte dich Kilian seine Templersporen da verdient haben, so war es kaum ein Wunder, dass er inzwischen selbst so akkurat funktionierte wie der gesamte Tagesablauf im Zirkel dort. Zum ersten Mal fiel dem Magier auch der leichte Akzent in der Stimme des Hauptmanns auf, die ihn als Abkömmling der Freien Marschen verriet. Da er selbst genau so sprach, hatte Rafael es vorher vermutlich einfach überhört.
    ,,Da fährt man um die halbe Welt und das erste Gesicht, das man dort trifft, kommt auch aus den Marschen.'', schmunzelte der Magier und legte die Karten beiseite. ,,Ich will Euch natürlich nicht widersprechen, aber auch wenn Kirkwall nicht für die ganzen Marschen steht, so ist es doch das schlagende Herz des Städtebundes . Über die Stadt an sich kann ich nicht viel berichten, aber wenn Ihr etwas über den Zirkel wissen wollt, so fragt nur. Ich erzählte Cedric bereits ein wenig über das Leben dort.'', fuhr er fort und zog nach einigem Suchen seine Pfeife hervor, die er stopfte und ansteckte, während Cedric kaum merklich rot wurde und ertappt dreinblickte. Rafael hatte ihm über einige Bereiche des Lebens in Kirkwall mehr erzählt als über andere.
    ,,Aber wo wir gerade über die Heimat reden, Hauptmann, was hat Euch hierher verschlagen? Mir würde nichts einfallen, was an Starkhaven so schlecht ist, dass man es verlassen müsste.'' Rafael machte beim Sprechen kurze Pausen um an seiner Pfeife zu ziehen und die Glut in Gang kommen zu lassen. Mannek hatte sich bereits heimlich davon gemacht und die Karten sowie seinen letzten Einsatz mitgenommen. Der Magier ließ ihn unbehelligt ziehen, er hatte dem Soldaten schon mehr als genug Geld aus der Tasche gezogen.
    Khardim ist offline Geändert von Khardim (15.02.2015 um 19:21 Uhr)
  6. #66
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Rafael_2.jpg]
    Frustriert schob Mannek weitere zwanzig Kupfermünzen in die Mitte des provisorischen Spielfelds, an dem er und Rafael sich gegenüber saßen. Der junge Soldat hatte die letzten drei Runden verloren und schien nun einen Sieg herbeizwingen zu wollen, indem er möglichst aggressiv spielte. Vermutlich bereute er es inzwischen, dass er sich von dem Magier zu einem Spiel hatte überreden lassen, aber hatte er bereits zu viel Geld verloren, um einfach aufzugeben. Cedric, der sich am Vormittag eine Weile mit ihm unterhalten hatte, saß neben den beiden Spielern und beobachtete die Bewegungen von Händen, Karten und Einsätzen. Nicht zuletzt ihm hatte Rafael es zu verdanken, dass er einen Mitspieler gefunden hatte, schließlich wusste der Templer aus dem Gespräch, dass Mannek einem Spiel selten abgeneigt war. Tatsächlich war der junge Mann ein ziemlich versierter Spieler und wäre für Rafael vermutlich ein mehr als ebenbürtiger Gegner gewesen, wenn der Magier nicht schamlos betrogen hätte. Bei nur zwei Spielern gehörte ein gewisses Geschick dazu, um nicht erwischt zu werden, doch hatte Rafael aus seinem Leben in Kirkwall mehr als genug Erfahrung darin, Verbotenes direkt vor wachsamen Augen zu tun ohne dabei entdeckt zu werden.
    ,,Verflucht!'', entfuhr es Mannek, als Rafael sein Blatt offenbarte und den Einsatz einstrich. Gute Spieler waren nicht immer auch gute Verlierer und jetzt wo ihn der Ärger gepackt hatte würde der Soldat gewiss weitere Fehler machen. ,,Nur zu, wenn Du mir das Geld weiterhin in die Taschen stopfen willst werde ich mich nicht wehren!'', reizte der Magier ihn noch zusätzlich. Mannek verzog stumm das Gesicht und verteilte die Karten für eine neue Runde. Rafael rechnete es ihm hoch an, dass er nicht schon längst behauptet hatte, dass er das Spiel mit Magie manipulieren würde. Selbst wenn dies nicht der Fall war bedienten sich manche Spieler sehr gern dieses Arguments um eine Demütigung abzuwenden. Rafael nutze zwar wirklich nur seine Finger um die Karten zu seinen Gunsten zu verschieben, aber das hätte ihm in Zweifelsfall ohnehin niemand geglaubt. Grade als er sein Blatt begutachtet und beschlossen hatte, das auch dieses einiger Verbesserungen bedürfen würde, wurde er einer Gestalt gewahr, die sich den Spielern näherte. Er wandte sich um und erkannte Kilian, dessen Ankunft Manneks Laune von Ärger in verhaltene Angst umschlagen ließ. Vermutlich konnte sich der Soldat nicht vorstellen, dass ein Templer allzu begeistert von Glückspiel war.
    Ohne ein Wort über die Karten oder das Geld zu verlieren, klärte der Hauptmann Rafael über sein Nachtlager auf: „Mein Herr Marlov, ich habe mir erlaubt Euch ein Zelt mit Rekrut Cedric zuzuweisen. Ich hoffe Ihr seid einverstanden. Während dieser Reise ist uns leider kein großer Komfort gewährleistet, doch wenigstens liegt Ihr dort warm und trocken. Mit etwas Glück halten wir bei einigen Gasthäusern, Höfen oder sogar Anwesen. Templer sind gern gesehene Gäste in den meisten Haushalten
    Rafael schaute kurz zu Cedric und hatte bereits wieder einen zotigen Spruch im Sinn, verkniff ihn sich aber angesichts des ernsten Gesichts, das der junge Templer machte. Ihm schien die Anerkennung von Kilian viel zu bedeuten und er hatte kein Interesse daran ihn vor seinem Vorgesetzten bloßzustellen. Cedrics Bewunderung für den Hauptmann schien sich auch auf dessen Waffe auszustrecken, welche er auf Nachfrage geradezu ehrfürchtig entgegennahm. Rafael würde die Begeisterung, die manch einer für derart simple Tötungswerkzeuge empfand, vermutlich nie verstehen können. Sie waren nur für einen Zweck gut und seiner Meinung nach generell kein gutes Objekt für den Heldenkult der sich um einige Waffen rankte.
    ,,Das ich warm und trocken liegen darf freut mich, Ser von Xerox.'', warf er höflich ein, als Kilian sein Fachgespräch über Waffen mit Cedric beendet hatte. Doch anstatt wie üblich wortkarg zu seinen Aufgaben zurück zu kehren erkundigte sich der Hauptmann nach Kirkwall und gab sich selbst als Sohn Starkhavens zu erkennen, was Rafael auf einmal einiges erklärte: Er war nur einmal in der zweitgrößten Stadt der Freien Marschen gewesen und hatte außer dem Zirkel dort praktisch nichts gesehen, aber selbst sein kurzer Einblick in das Leben dort hatte ihn zu der Überzeugung kommen lassen, dass Starkhavens Magier und Templer gleichermaßen sehr steif und auf Ordnung bedacht waren. Das Oberhaupt des Zirkels, der Erste Verzauberer Raddick, hatte nach Rafaels Ansicht mehr mit einem Buchhalter als einem Magier gemein und schien den größten Teil seines Arbeitstages damit zu verbringen Protokolle zu schreiben und zu sortieren. Sollte dich Kilian seine Templersporen da verdient haben, so war es kaum ein Wunder, dass er inzwischen selbst so akkurat funktionierte wie der gesamte Tagesablauf im Zirkel dort. Zum ersten Mal fiel dem Magier auch der leichte Akzent in der Stimme des Hauptmanns auf, die ihn als Abkömmling der Freien Marschen verriet. Da er selbst genau so sprach, hatte Rafael es vorher vermutlich einfach überhört.
    ,,Da fährt man um die halbe Welt und das erste Gesicht, das man dort trifft, kommt auch aus den Marschen.'', schmunzelte der Magier und legte die Karten beiseite. ,,Ich will Euch natürlich nicht widersprechen, aber auch wenn Kirkwall nicht für die ganzen Marschen steht, so ist es doch das schlagende Herz des Städtebundes . Über die Stadt an sich kann ich nicht viel berichten, aber wenn Ihr etwas über den Zirkel wissen wollt, so fragt nur. Ich erzählte Cedric bereits ein wenig über das Leben dort.'', fuhr er fort und zog nach einigem Suchen seine Pfeife hervor, die er stopfte und ansteckte, während Cedric kaum merklich rot wurde und ertappt dreinblickte. Rafael hatte ihm über einige Bereiche des Lebens in Kirkwall mehr erzählt als über andere.
    ,,Aber wo wir gerade über die Heimat reden, Hauptmann, was hat Euch hierher verschlagen? Mir würde nichts einfallen, was an Starkhaven so schlecht ist, dass man es verlassen müsste.'' Rafael machte beim Sprechen kurze Pausen um an seiner Pfeife zu ziehen und die Glut in Gang kommen zu lassen. Mannek hatte sich bereits heimlich davon gemacht und die Karten sowie seinen letzten Einsatz mitgenommen. Der Magier ließ ihn unbehelligt ziehen, er hatte dem Soldaten schon mehr als genug Geld aus der Tasche gezogen.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Befehle“, antwortete Kilian kurz. Er war nicht erpicht darauf seine Verfehlung mit einer Magierin und der darauffolgenden Versetzung ins Exil mit Rafael oder dem jungen Cedric zu teilen, obgleich er nicht wusste, ob Letzterer es nicht schon bereits vernommen hatte. Ser Robert wusste es, schwieg aber respektvoll und wenn Cedric Kenntnis von Kilians Vergangenheit hatte, so hatte er bisher nicht den Mut dazu aufbringen können, das Thema anzuschneiden.
    Plötzlich fragte sich Kilian, wieso er Rafael überhaupt angesprochen und nach den Marschen gefragt hatte. Hatte der Templer wirklich gedacht so vielleicht an Neuigkeiten über seine Geliebte und das Kind zu kommen? War es wirklich klug die Wunde aufzureißen? Zudem gab der Magier an, kaum Kenntnisse über das Leben außerhalb des Zirkels zu haben. Nicht einmal von Kirkwall wusste er etwas zu berichten.

    Kilian zögerte eine Frage hinaus, während er einen angekokelten Ast auflas, der halb aus dem Feuer ragte und mit diesem im Flammenmeer zu seinen Füßen stocherte. Die Hitze des Feuers erwärmte die gepanzerten Elemente seiner Rüstung und die Schnallen, welche die Armschienen am Handgelenk befestigt hielten, begannen auf der Haut zu glühen. Rasch zog Kilian die Hand vom Feuer, warf den Ast vollends hinein und fragte ohne Rafael anzuschauen: „Gehen viele Magier aus dem Zirkel Kirkwalls fort? Oder kommen auch manchmal… welche aus den anderen Zirkeln zu ihm?
    Sein Herz begann stärker zu pochen, nachdem er die Frage gestellt hatte. Er wusste nicht, was er sich von der Antwort erhoffte, oder was er mit ihr anfangen sollte. Doch zu einer Antwort kam es nicht.

    Du zauberndes Stück Hundekott!“

    Die am Feuer Sitzenden wandten sich um. Eke kam wütend auf Rafael zu, zeigte mit dem Finger auf ihn und fluchte nur so, dass die Spucke flog. Hinter ihm eilten ein paar der Wachen, darunter auch der junge Mannek, der aufgelöst und entschuldigend zugleich dreinschaute und in Ekes Schimpftiraden reinredete: „Ich hab nicht gesagt, dass Ihr betrogen habt, Rafael, ehrlich!“
    Eke wischte Wort und Mann unwirsch beiseite und baute sich vor Rafael auf, der sich ebenso wie die anderen Beiden erhoben hatte. Cedric stellte sich solidarisch neben ihn, den Streithammer noch immer in der Hand und jetzt mit festem Griff umschlossen.

    Du meinst du kannst ehrliche Männer ihres Geldes berauben? Wo du herkommst mag das vielleicht gehen, du Wurmschiss, aber hier verlieren Diebe ihre Hand! Was hast du gemacht? Hast du ihn verhext ist es das? Mannek ist einer der besten Kartenspieler den ich kenne und ein daher gekrochener Marschenabschaum wird wohl kaum ohne miese Tricks gewinnen können!“
    Scheinbar hatte sich der Offizier über Rafael informiert, doch konnte der Seitenhieb auch auf Kilians Herkunft gemeint sein. Dieser trat nun in Ekes Sichtfeld und versperrte ihm den Blick auf Rafael.
    Es wird kein Glückspiel mehr geben, verkündete er autoritär. Er sah Eke an, dessen Nasenflügel noch immer gewaltig zitterten.
    Wäre die Sache damit geklärt?, sprach Kilian, als ob es ihm lästig sei, zu reden.
    Der Bastard soll Mannek sein Geld wiedergeben und Entschädigung zahlen! Ich verlange Satisfaktion!“
    Kilian schnaubte.
    Satisfaktion? Das ist ein hoch gewähltes Wort für derlei Bagatellen!“ Er sah Mannek an und fragte: „Siehst du das auch wie dein Anführer hier? Willst du dein Geld zurück, dass du beim Glücksspiel verloren hast? Willst du Wiedergutmachung oder…“, er schaute Eke mit durchdringendem Blick an und knurrte: „...Satisfaktion?
    Der junge Soldat schüttelte den Kopf so verneinend, dass Kilian es sogar aus den Augenwinkeln sehen konnte.
    Gut! Dann zurück auf eure Posten!, wies er an. Geschäftiges Klirren und Knatschen breitete sich aus, als sich die Wachen, welche die Szene angespannt verfolgt hatten, sich umkehrten und zurück auf die gewohnten Plätze gehen wollten, doch Eke unterbrach sie dabei.
    Nein! Ihr Templer seid offenbar die Stiefellecker der Magier, doch hier herrscht ein anderes Gesetz!

    Er tat einen Schritt an Kilian vorbei, während seine Hand sein Schwert berührte. Kilian stieß ihn kräftig beiseite, sodass Eke strauchelte, sich jedoch noch fing und den Templer voller Wut anschaute. Dieser griff nun selbst an den Griff seines Schwertes.
    Wollt Ihr das wirklich tun?“, brüllte Eke ihn an. Sein Wesen hatte einen Anflug des Wahnsinns in sich aufgenommen, der ihn nun rasch den Kopf zu den perplex dreinschauenden Soldaten, dem Magier, Kilian, wieder den Soldaten und wieder Kilian schauen ließ.
    Wenn ich muss, antwortete der Hauptmann ruhig.
    Eke sah den Templer lange und abschätzend an, dann wich das Wilde aus seinem Blick, er nahm Finger vom Schwertgriff und hob sie entwaffnend in die Höhe.
    Schon gut! Ich habe schon verstanden…“
    Ohne einen weiteren Blick zu Rafael oder Cedric stapfte er davon, während er leise Flüche vor sich hinmurmelte.

    Kilian bebte innerlich. Ihm war klar gewesen, dass eine Konfrontation mit Eke unvermeidlich gewesen war, doch hatte er gehofft dies bis mindestens zur Hälfte der Reise hätte hinauszögern können. Der Streit würde nun wie ein drohender Schatten über ihnen hängen und dem Soldaten gewiss noch mehr Anlass zu Feindseligkeiten liefern. Vielleicht wäre es schlauer ein Exempel zu statuieren, Eke solange zu reizen bis er einem Kampf zustimmte und ihn dann zu erschlagen. Kilian wog die Optionen ab, war jedoch zu müde um jetzt eine Entscheidung zu fällen. Er konnte diese auch noch Morgen treffen und da der Abend nahte ging er zu Cedric und Rafael und teilte diesen mit:
    Cedric, ich gehe jetzt Schlafen. Zünde eine der Zeitkerzen an und geh beim vierten Strich ins Bett. Solange hältst du Wache! Wecke mich, wenn du dich schlafen legst!

    Der Rekrut nickte, huschte zu seinem Pferd und zog eine dicke, aber kurze weiße Kerze hervor.In die wachserne Oberfläche der Kerze waren in regelmäßigen Abstand Kerben geritzt worden.
    Ihr könnt euch Schlafen legen, wann immer ihr möchtet, sagte Kilian an Rafael gewandt.
    Kilian hatte die Wache so eingeteilt, dass Cedric bis zum Anbruch der Nacht wachen würde, dann Kilian selbst und zuletzt schließlich Robert. Um der Wahrscheinlichkeit entgegen zu wirken, bei seiner Wache vor Müdigkeit in Unachtsamkeit zu verfallen, ging Kilian schon jetzt ins Zelt, legte sein Wehrgehänge ab und legte sich auf die dünne Matratze. Mit seiner Dalishdecke, die er einst einem Clan abkaufte, deckte er sich zu. Sofort umfing ihn wohlige Wärme und schon bald dämmerte er davon.

    Cedric sah Rafael an, den Streithammer behutsam in den Schoss gelegt, als hätte er Angst er wäre aus Glas und könne jeden Moment zerbrechen. Kilian hatte die Waffe anscheinend vergessen und Cedric hütete sie nun wie seinen Augapfel.
    Glaubt ihr, wir werden noch Schwierigkeiten mit diesem Soldaten bekommen?“
    D
    ann seufzte er schwermütig.
    Schade, dass Kartenspielen jetzt verboten ist… ich hätte gerne von Euch gelernt, Herr“.
    Mit einem wiederum schnell wechselnden Lächeln, welches das Bedauern in seinem Gesicht sofort löschte sagte er jedoch: „Danke übrigens, dass Ihr mich nicht an den Hauptmann verraten habt. Ich glaube er findet Gerede über Weiber nicht so interessant wie ich“.
    Er zwinkerte Rafael zu. Offenbar erwartete er eine weitere, schlüpfrige Geschichte um die nun langsam um sich greifende Kälte der Nacht zumindest etwas verdrängen zu können.
    Shepard Commander ist offline
  7. #67
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Weiter geht es ~ Antwort von: Glandis


    [Bild: Aril_Ava.png] Glandis hatte Trovao doch tatsächlich beim Zügel genommen, nachdem sie ihn losgebunden hatte, und führte ihn am Baum vorbei die seichte Böschung hinauf.

    Aril hörte noch, wie Glandis zu ihm »Komm, Aril wartet!« sagte sich dann zu Gwess wandte und dieser ermahnte:» Pass auf und futtere nicht die ganzen Äpfel weg!«
    Der Hengst schnaubte zustimmend, als wolle er auch noch ein paar Äpfel haben wenn er zurückkam.
    Glandis kam bei ihr an und übergäb ihr die Zügel mit den Worten: »Wir könnten dann los.«

    Aril lachte. Die Zügel in der Hand zu halten, jetzt wieder auf einem Pferd sitzen zu können - überhaupt noch am Leben zu sein - das alles kam ihr auf einmal traumhaft vor. Sie stemmte einen Fuß in den Steigbügel, der vom Sattel hing, drückte das Bein durch ein landete mit Schwung auf dem Hengst, der es geduldig über sich ergehen ließ. sie hatte Jahre gebraucht, um selbstständig auf das Pferd zu kommen. Zuerst war sie zu klein gewesen, dann zu schwach. Dann, im Verhältnis wieder zu schwach und zu klein, aber schließlich hatte sie es gemeistert. Sie saß im Sattel als hätte sie ihr halbes Leben darin verbracht.
    Doch dass es bei der Dalish nicht so war, konnte sie sich denken, also beugte sie sich hinab, reichte Glandis die Hand und umschloss ihren Arm mit festem Griff. Auf ein gemeinsames Nicken hin stieg die Elfe ebenso schwungvoll auf wie Aril und landete vor ihr im Sattel. Hastig rutschte Aril ein Stück zurück, um ihr Platz zu machen.
    Der Hengst schnaubte nur leise ob des zusätzlichen Gewichts.
    Aril griff um Glandis herum um an die Zügel zu kommen, die sie beim aufstiegversuch hatte liegen lassen.
    Sie nahm sie in die Hand gab Trovao damit das Zeichen sich in Bewegung zu setzen und die Richtung vor, dann ließ sie die beiden Riemen locker, vor Glandis Bauch positioniert und Arils Arme unter ihren hindurchgeschoben.

    Wieder überquerten sie das Feld. Wieder stank es abscheulich. Und wieder fragte sich Aril, was mit all den Leichen hier geschehen würde. Sie begannen sich zu zersetzen, ja, aber wie lange würde es dauern, bis nichts mehr davon zu sehen war?
    Dann schüttelte sie den Kopf. Es würde immer da sein. Dieses Feld war als ein Schlachtfeld gekennzeichnet, gebranntmarkt. Das würde sich nie wieder ändern.

    "Die Erde nimmt es auf, nicht?"
    fragte Aril die stille Elfe ganz in Gedanken. "Der Tod verseucht sie. Sie wird nie mehr so sein wie zuvor."
    Aril wollte sich besser erklären, sich rechtfertigen, woher diese naturverbundene Rührseligkeit kam - aber sie wusste genau, dass es nichts ändern würde. Glandis verstand. Und das Seltsamste war, sie verstand am besten, wenn man gar nicht redete.

    Also deutete sie schweigend mit dem Arm schräg nach rechts. Die Elfe folgte mit dem Blick dem Arm. Aril zeigte auf einen Teil des Schlachtfeldes, der besonders wüst aussah. Hervorstechend war besonders ein großer Hurlock, der in sich zusammengefallen dalag, in unnatürlicher und verkrümmter Position.
    Die Menschenfrau sagte nichts. Glandis würde wissen, was es zu bedeuten hatte, sie hatte die Stelle schon einmal gesehen. Hier hatte sie sie gefunden.

    Das Lager war schon längst in Sichtweite, aber Aril kam der Weg unendlich lang vor. Sie wollte Trovao ungeduldig anspornen, schneller zu laufen, aber etwas hielt sie davon ab. War es Vorsicht?
    Ob in dem Lager noch Dunkle Brut sein würde? Oder wieder? Hatte der Spähtrupp Verstärkung rufen können?

    Trovao hielt auf das weit offenstehende Tor zu und verlangsamte seinen Schritt.
    "Nun, wir werden es gleich herausfinden," murmelte Aril gedankenverloren und hielt den Hengst an.
    Fawks ist offline
  8. #68
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: Arian__klein.jpg]

    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    Arian lag noch wach und dachte über Claudettes Worte nach, während Abyss schon wieder im Reich der Träume und Geister verschwunden war. Die Kriegerin hatte Recht. Ein Duell in seinem Alter war gewiss kein Pappenstiel. Und auch über Abyss hatte Claudette natürlich Recht. Beinahe als hätte er Angst, die kleine Elfe würde plötzlich verschwunden sein legte er den Arm erneut in Position und fuhr ihr über den Rücken, was von einem zufriedenen Schnurren Seitens Abyss kommentiert wurde. Dann wanderten seine Gedanken woanders hin. Zu seinem Sohn.

    Er hatte sich seit der freiwilligen Abkehr seines Sohnes versucht gedanklich immer weniger mit dem Thema zu beschäftigen, doch nun im Angesicht eines vielleicht baldigen Todes keimte in ihm altes Bedauern wieder auf. Der Ritter blinzelte die Tränen weg, die ihm bei dem Gedanken in die Augen stiegen, seinen Sohn vielleicht nie mehr zu sehen. Seit einiger Zeit war Abyss alles, was von seinem Leben geblieben schien. Sein König war tot, ebenso wie seine Freunde und Gefährten, die sich in Ostagar versammelt hatten. Das Land stand am Abgrund und zerfleischte sich, wenn man Claudettes Worten Glauben schenkte, bald schon gegenseitig. Monster durchstreiften die Wälder und das Böse keimte in den Herzen der Menschen. Wo war bloß die Zeit geblieben, in der die Hoffnung gleich der Sonne schien. In der man noch zu träumen wagte, ohne es sofort und mit leiser Verzweiflung dem Irrationalen zu zuschreiben?

    Doch Recht ist Recht und fair ist fair. Und was Recht ist muss Recht bleiben. Er hatte dem Kampf zugesagt. Abyss sollte einst seine Erbin werden und würde demnach in den Adel gehoben, sobald er sie legitimieren würde. Die schändliche Zunge eines Schlächters sollte ihren Ruf nicht besudeln, denn es war schon schwer genug mit dem Adel umzugehen, ohne den Ruf einer Diebin und Lügnerin zu haben. Plötzlich fragte sich Arian, ob man eine Elfe überhaupt in den Adelsstand lassen würde? Abgesehen von den geheimnisvollen Dalish kannte man das Volk der Elvhenan nur als Bedienstete und arme, aber hübsche Kreaturen welche die Gesindeviertel der großen Städte bevölkerten und für einen Hungerlohn niedere Arbeiten verrichteten. Mit dem Grübeln darüber schlief er schließlich wieder ein und erwachte erst Stunden später.

    Das morgendliche Essen verlief in aller Stille. Die meisten Templer waren nicht anwesend und die dort sitzenden Gäste plus Clementine, Emile und zwei weiteren Templern, die schon bald zu ihrer Wache vor der Kirche aufbrachen, war kaum jemand in der Kaserne. Die lange Tafel wirkte, im Vergleich zu dem reich gedeckten Tisch von gestern, traurig und spiegelte das allgemeine Meinungsbild wieder. Es war eine Sache von einem Angriff überrascht zu werden und sofort zu handeln, oder aber auf ein so unmissverständliches Kräftemessen zu warten, welches einem jeden Herzschlag wie den letzten erscheinen ließ. Arian kaute das gereichte Brot und trank Milch, doch schmeckte er es nicht. Es tat ihm Leid in Abyss verweinte Augen zu sehen, die sie nach dem Aufstehen noch versucht hatte trocken zu tupfen. Auch die anderen waren mehr oder weniger betroffen. Kommandantin Mayhem betrachtete den Ritter vom Kopf der Tafel mit einem besorgten Blick während Leutnant Emiles Gesicht nachdenklich dreinschaute. Orphania und Chilo verstanden wohl, dass etwas im Argen war, da Arian jedoch davon ausging, dass Claudette sie nicht über Bevorstehendes aufgeklärt hatte, schauten zu den Umhersitzenden. Claudette war offenbar noch immer fassungslos von Arians Vorhaben, schien mit den Gedanken aber woanders zu sein. Abyss hatte Arian beim Anziehen erzählt, es um die Familie der Kriegerin ginge, was Arian Erklärung genug war. Sein erster Gedanke war gewesen, Claudette nach dem Duell danach zu frage, doch schon im nächsten Augenblick fasste Trauer sein Herz an, denn vielleicht würde er keine Chance mehr haben.

    Werdet Ihr mit uns in die Kirche kommen, Ser Arian?“, fragte Emile plötzlich über das geschäftige Mampfen hinweg. Arian schaute auf und seufzte schwer.
    Ich fürchte dazu bleibt mir wenig Zeit. Der Mittag rückt schnell näher. Ich muss noch meine Rüstung holen und… noch ein paar Dinge erledigen.
    Der Templer neigte verständnisvoll den Kopf und fragte dann an Claudette gewandt: „Und Ihr, Lady Vance?“

    Nach dem Essen verließen Arian und Abyss die Kaserne und eilten zum Wirtshaus, wo sie ihr Zimmer betraten und Arians Waffen und Rüstungen holte. Es war so schwer, dass sie zweimal laufen mussten. Abyss wankte ein wenig, während sie Arians Schild vor sich herschleppte und diesen auf dem eine leichte Biegung vollführenden Weg mehrfach absetzten musste. Mehr als einmal hatte Arian das Gefühl die kleine Abyss würde gleich zu weinen Anfangen und mitten auf der Straße zusammenbrechen, doch diese blieb stark und verkniff sich jeden noch so kleinen Schluchzer. Den Streitkolben wollte er, nach Angabe, alleine holen und ließ Abyss in der Obhut der Templer zurück. Er betrat das Gasthaus und verlangte nach Pergament und Feder, was ihm beides gegen geringes Bezahlung übergeben wurden.

    Zuerst schrieb er sein Testament in dem er Abyss als Erbin seiner Ländereien und als legitime Tochter einsetzte. Das mit dem Siegelring und Unterschrift versehene Dokument schob er in einen Kuvert, den er mit Wachs verschloss. Der zweite Brief war an seinen Sohn gerichtet, indem er ihm all das schrieb, was er zu sagen verpasst hatte. Auch diesen versiegelte er und steckte ihn in eine Umhängetasche aus hellem Stoff, deren Öffnung mit einem breiten Lederband zu verschließen war. So bewaffnet schritt er dann die mit runden Kopfsteinen gepflasterte Straße hinab. Der Himmel war von wolkenlosem Blau.

    Gut, dachte Arian „Kämpfen im Regen hast du ja schon immer gehasst…
    Bemüht, Abyss nicht über den Weg zu laufen die mit Sicherheit nach dem Inhalt der Tasche gefragt hätte, stapfte Arian umher bis er schließlich Claudette fand und sie heranwinkte.
    Kommandantin Mayhem hat mir angeboten sie aufzunehmen, falls… Nun ja, ich glaube nicht, dass sie das wollen würde. Beim Erbauer…, seine Stimme klang dünn und brüchig und passte so gar nicht zu dem gestandenen Krieger, der er war.
    Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht was sie will! Ich schätze, sie will nicht, dass ich sterbe aber…

    Wieder verhallten ungesagte Worte, während Arian an Claudette vorbeischaute. Was hatte er da bloß getan? Abyss Eltern waren tot. Er war die einzige Bezugsperson und wegen eines dummen Wortgefechtes und seines ritterlichen Stolzes, nie einen Zweikampf auszuschlagen, aus dem er seit seiner törichten Jugend nie raus gewachsen war, hatten ihn nun dazu veranlasst der unschuldigen Elfe auch noch den letzten „Angehörigen“ zu nehmen.

    Ich habe zu eifrig reagiert, gestand Arian. „Es war dumm dem Gerichtskampf zuzusagen. Wäre ich dreißig Jahre jünger, dann würde ich nicht hier stehen und dies zugeben aber… ich glaube ich werde zu alt für das ganze Kämpfen und schlachten“.
    Müde schüttelte er den Kopf und seufzte. Dann sah er Claudette in die grünen Augen.
    Doch ich habe akzeptiert. Es ist das Gesetz des Königs. Ich will nicht, dass Abyss alleine zurückbleibt, deshalb…, er zog die beiden Dokumente hervor.

    Dieses hier setzt die Kleine als meine Erbin ein und als mein legitimes Kind. Ich bitte Euch, unterstützt Abyss mit dem Erbe. Sie ist doch noch ein kleines Kind… Vielleicht hat die Brut aber auch schon alles verschlungen, dann… ich trage einen Schlüssel bei mir. Er öffnet die Familiengruft in der einige Schätze liegen. Auch sie gehören dann Abyss. Ihr habt Euch mein Vertrauen verdient, daher sage ich es euch. Der Schlüssel liegt bei den anderen Wertsachen. Sollte ich fallen, nehmt ihn an euch und verwahrt ihn gut!
    Arian überreichte Claudette den einen Umschlag. Dann wog er den anderen in der Hand.
    Dieser hier ist für meinen Sohn… ich weiß nicht, wie er darauf reagieren wird. Er ist ein guter Mann, schätze ich, doch sehr enttäuscht von mir. Der Brief… soll ihm zeigen, dass ich dennoch an ihn dachte, auch wenn er vermutlich mit Recht erbost darüber sein wird, dass Abyss alles erbt. Doch er ist ein gemachter Mann und vereidigter Ritter und Ehemann einer wohlhabenden Arlessa. Abyss braucht mein Erbe dringender“.
    So hatte Arian entschieden und so stand er auch dazu.
    In dem Brief bitte ich Ihn außerdem, sich um Abyss zu kümmern. Sollte er dies ausschlagen…, er stockte.
    Nach einem schweren, tiefen Seufzer sagte er: „Hoffen wir einfach, dass er es nicht ausschlägt“.
    Claudette nahm den Brief zögernd entgegen. Sie schien sich ihrer Sache kein bisschen mehr bewusst, als der Ritter der sich mit der Herausgabe der Dokumente so fühlte, als hätte er seinen eigenen Urteilsspruch zum Tode verkündigt. Die Sonne brach durch die Fenster und flutete den Gang von rechter Seite, ließ die kalten Steine im warmen Licht erstrahlen und verlieh dem Tag eine skurrile Schönheit.
    Ich glaube, es wird Zeit… ich werde… ich will noch mit Abyss reden.

    Arian verbrachte die nächste Zeit damit seine Rüstung auf Schwachstellen zu untersuchen, seinen Schild auf tiefe Schnitte und prüfte die Riemen. Das verzauberte Familienschwert war scharf wie eh und je und der Morgenstern hatte außer geringem Rost keinerlei Unterschied zu einer neuen Waffe. Seine Rüstung war zwar seit der letzten, viel zu häufig auftretenden Kämpfen schon stark verkratzt, doch wies sie keinerlei Sollbruchstellen oder wirklich ernsthafte Schäden auf. Sein Kettenhemd hatte er Abyss gegeben, sie solle es mit Sand abreiben und ihm zurückbringen. So hatte er sich Zeit erkauft, sich den traurigen Blicken der honigbraunen Augen zu entziehen und Worte zurechtzulegen, die er der Elfe mit auf den Weg geben wollte, welche er jedoch sofort wieder vergaß, als die kleine Elfe das schwere Rüstungselement in den Raum schleppte und lustlos vor ihm auf den Boden scheppern ließ. Sie verschränkte die Arme und sah Arian mit einer Mischung aus Wut und Trauer an, ihre Augen fragten nach Antworten und ihre Stimme zitterte, als sie zu sprechen begann: „Was nun, Arian?

    Der Ritter wollte keine Schwäche zugeben, wollte sie nicht zeigen und die Elfe weiter verunsichern. Doch wusste er auch keine gute Antwort und so antwortete er ehrlich.
    Ich weiß es nicht, meine Kleine“.
    Abyss schien nicht zufrieden und so fragte Arian: „Weißt du, warum ich es tue?“
    Wegen mir?

    Arian wollte eigentlich eine gescheitere Antwort geben, doch im Prinzip war dies der Grund. Er nickte.
    Ja… wegen dir“.
    Die Augen der Elfe füllten sich mit Tränen und nur Augenblicke später weinte sie herzzerreißend und fiel Arian um den Hals.
    Ich will das nicht!, rief sie und schluchzte laut.
    Wenn du es für mich tust, dann will ich, dass du es nicht tust!
    Ihre Worte verschwammen in dem Meer aus Tränen, doch auch so verstand Arian jedes Wort. Er hielt die Elfe fest und in dem Moment der Schwäche rollten auch seine Tränen, wenngleich er sie schnell wieder wegwischte.
    Alles wird gut. Keine Sorge, meine Kleine“.
    Versprichst du es?
    Ja. Ich verspreche es dir!
    , sagte Arian. Die Phrase klang hol und leblos und Arian fühlte sich schlecht, Abyss anzulügen, doch wusste er das der kleinen mit Sicherheit schlechter gehen würde, wenn er ehrlich gewesen wäre. Er spürte wie Abyss Arme sich so fest um einen Hals schlangen, dass er fast Schwierigkeiten mit dem Atmen bekam. Er tätschelte ihren Kopf, während in Abyss Rücken Emile du Chateau auftauchte. Er beobachtete die Szene mit seinen kalten Augen, lehnte sich an den Türrahmen und wartete, bis Arian die Elfe sanft von sich gelöst hatte. Er zwang sich zu einem Lächeln und wischte ihr über die verweinten Wangen.
    Emile nickte Arian bedeutungsschwer zu. Dieser nickte kurz zurück und sagte an Abyss gewandt: „Geh nun. Ich muss mich fertig machen. Suche Claudette oder Clementine“.
    Abyss senkte den Kopf, ließ sich noch über den Kopf streichen und schlurfte geschlagen davon. Sie ignorierte Emile, der nun den Raum betrat.
    Seid ihr bereit, Ser Arian?“, fragte er.
    Ich bin immer bereit…, antwortete der Ritter. Emile hob eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen.
    Natürlich seid ihr das“, kommentierte er trocken.

    Der Leutnant half Arian beim Anlegen der Rüstung. Arian trug sein Kettenhemd, darüber seine Kettenrüstung. Eine gute zwergische Arbeit aus dunklem Stahl und erdbraunem Leder. Dazu trug er seine zusätzlichen Plattenbein- und Armschienen, welche die eines Ritters waren. Bevor er sein Wehrgehänge anlegte schaute er auf den schwarzen Wappenrock, der kein Zeichen trug. Zu lange war er als schwarzer Ritter gereist. Auch sein Schild war mit schwarzer Bespannung versehen und verbarg seine Identität. Wenn er schon starb, dann sollte man wenigstens wissen, wer er war und dass Ser Arian vom weißen Turm gut gekämpft hatte! Tief in der Tasche befand sich sein Wappenrock. Er war blattgrün und das Wappen seines Hauses, der weiße Turm, dessen unteres Ende starke, dicke Wurzeln bildeten die weit reichten und das untere Viertel des Wappens bildeten. Arian zog den Bezug vom Schild und auch er war grün bemalt und der weiße, bewurzelte Turm zierte die Oberfläche der Schutzwaffe. Dann gürtete er sich, das Schwert links, den Dolch rechts. Emile nickte ihm zu. Der Templer trug dieselben edlen Klamotten wie am vorangegangenen Tag. Die dunkelblaue Tunika, welche silberne, runde Nieten beinhaltete, den Umhang und sein Schwert und er erinnerte somit mehr an einen Adligen, denn an einen Templer.

    „Ihr könnt noch immer jemand anderen für den Kampf vorschlagen“, sagte Emile ruhig.
    Claudette… ich meine, Lady Vance schlug dies ebenfalls vor. Sie wollte den Kampf selbst bestreiten. Doch das kann ich nicht. Sie hat selbst zwei Kinder und ist noch jung. Ich kann mich im Falle ihres Ablebens nicht um drei Elfen kümmern…
    „Ah, Lady Vance. Ja, die Frau ist alles, was ein Mann verlangen kann“, schwärmte Emile, wurde jedoch sofort wieder ernst: „Ich sprach jedoch nicht von ihr. Ich rede von mir, Ser Arian. Ihr seid ohne Zweifel ein großer Krieger gewesen. Widersprecht mir, wenn ich falsch liege aber ihr habt schon bessere Jahre gesehen“.

    Obwohl Arian die Wahrheit ärgerte, nickte er zustimmend. Emile kam näher: „Lasst mich diesen Hund für euch töten, Ser Arian! Er verdient die Gerechtigkeit eines fairen Kampfes kaum, doch ich werde ihm die Gerechtigkeit des Erbauers bringen… mit meiner Klinge!“
    Emiles Augen funkelten und jagten Arian einen dunklen Schauer über den Rücken.
    Arian überlegte lange. Emile legte den Kopf schief, während seine Augen sich in Arian bohrten und sein Herz durchforsteten, bis in die dunkelste, verzweifelste Ecke in der eine kleine, weinende Abyss kniete und über ihren verstorbenen Freund weinte.
    Emile lächelte, als Arian ihn ansah, denn er kannte die Antwort bereits.
    Einverstanden, Leutnant. Kämpft für mich und bringt Gerechtigkeit, sprach Arian monoton.
    Das werde ich!“, sagte der Templer und verließ den Raum eiligen Schrittes.

    *

    Abyss eilte die dunklen Gänge entlang. Zu groß war der Schmerz in der Anwesenheit des traurigen Kriegers. Alles änderte sich so rasend schnell. Gestern noch waren sie glücklich, waren sie sicher. Und nur weil sie, die törichte Abyss, ihre Grenzen überschritt wandte sich das Blatt nun zum Schlechten. Es war ihre Strafe. Arian würde leiden, doch Abyss würde es zerreißen! Sie verfluchte sich laut, dann bog sie ab und suchte sich eine stille Kammer. Dort zog sie ein kleines Gebetsbuch hervor, einer der wenigen Gegenstände, der sie an ihr altes Leben auf dem Anwesen erinnerte, als Arian noch mit „Seir“ angesprochen wurde und es für Abyss nichts aufregenderes gab, als ihren Vater zu begleiten, wenn er im Wald Holz suchte, oder wenn sie am Teich in eben jenem Gehölz Dalish spielte und Frösche fing. Diese Zeiten schienen unendlich weit entfernt zu sein, oder aus einem anderen Leben zu stammen, das sie nur aus Erzählungen oder von Büchern her kannte. Zuviel war geschehen, als dass sie zu einem normalen Leben zurückkehren konnte. Und doch musste sie sich eingestehen, dass die Reise mit Arian der Höhepunkt ihres bisherigen Lebens darstellte. Und so zog sie das Gebetsbuch, kniete nieder und sprach inbrünstig zum Erbauer.
    Schritte verkündigten das Herannahen einer Person und als Abyss sich umsah, huschte die große Gestalt Claudettes vorbei.

    Claudette!, rief Abyss. Sekunden später tauchte der rotschöpfige Kopf der Kriegerin im Türrahmen auf. Als sie sah, wie traurig Abyss war, betrat sie den Raum und fragte, was denn los sei. Abyss schüttelte den Kopf, winkte sie aber heran.
    Glaubt Ihr, Arian wird sterben?, fragte sie direkt. Claudette antwortete nicht sofort, sondern seufzte nur. Das reichte Abyss als Antwort und wieder rannen Tränen über ihr Gesicht. Fast hätte sich die Elfe gewundert, dass sie überhaupt noch weinen konnte, aber Tränen schienen kein Ende zu kennen.
    Wenn…“, begann sie, mochte dann jedoch nicht weitersprechen. Stattdessen hielt sie ihr Gebetsbuch in die Höhe und fragte leise: „Betest du mit mir?

    *

    Arians Füße waren schwer wie Blei. Noch immer erschien es ihm so surreal, was gerade passiert war. Er trat die breiten Stufen der Kaserne hinab, wo die Sonne auf ihn wartete und ihm ins Gesicht schien. Der Morgenstern schwang sachte bei jedem seiner Schritte mit. Seltsam wie ruhig sich eine derart brutale Waffe verhalten kann. Die Sonne stand nun hoch am Himmel und Arian wusste, dass es Zeit war. Doch eilte es ihn nicht. Das regelmäßig schleppende Klirren einer Plattenrüstung hinter Arian ließ diesen sich umdrehen. Wie erwartet sah er den Templer, welcher seine komplette Rüstung angelegt hatte. Das Silberit spiegelte die Sonne wieder, ließ sie in unheimlich gleißendem Licht erstrahlen und erinnerte Arian an das Bild der Ritter in den Legenden, welche auszogen um Drachen zu erschlagen und Jungfrauen zu retten. Emiles fast makelloses Gesicht, das aus dem aufgeklappten Visierhelm herausschaute, tat sein Übriges um das Bild abzurunden. Er trug einen Rotschild mit dem Zeichen der Templer und den schönen, aber offensichtlich tödlichen Streitkolben, den Arian schon beim ersten Treffen mit dem Leutnant bemerkt hatte. Er wirkte beunruhigender weise freudig erregt und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verwehren.
    Gerechtigkeit“, sagte er und schaute Arian feurig an. Der Ritter nickte stumm.

    Schweigend schritten die beiden den kurzen Weg zum vorderen Marktplatz, der gleich an den Vorplatz der Kirche angrenzte. Schon von Weitem konnte man die Masse an bunt gekleideten Menschen sehen, die von dem Kampf gehört hatten und diesen nun schaulustig verfolgen zu suchten. Beim Näherkommen erspähte Arian eine schlichte, hölzerne Erhöhung, die an eine Tribüne erinnerte. Diese war improvisiert hergestellt. Auf der hölzernen Plattform standen drei Stühlen. Zwei davon waren besetzt, beide Männer waren Arian unbekannt. Vor der Bühne standen sechs bewaffnete Wachen mit Speeren und runden Schilden. Arian und Emile bahnten sich ihren Weg durch die Masse und betraten den sandigen Kampfplatz. Gerade eben noch konnte Arian sehen, wie Clementine eine Linie mit dem Dorn ihres Speeres in den sandverbackenen Boden kratze und die Leute anwies, von dieser wegzutreten. Arian trat in den quadratisch angelegten Kampfplatz. Auf der, von der Bühne aus gesehen, rechten Seite stand der Söldner Loki Eoton. Er ließ seine Äxte durch die Luft sausen, welche sie pfeifend zerschnitten. Sein kahlgeschorener Kopf war von einem Vendelhelm bedeckt, unter dem sein Vollbart hervorluckte und ihm ein grimmiges Aussehen verlieh.

    Arian sah sich um und entdeckte Claudette. Vor der Kriegerin stand Abyss, die Arian wie gebannt anstarrte. Steapa, der Arian nun auch sah, eilte zu ihm.
    Is´ gut, dass ihr hier seid. Fühlt ihr euch bereit?“
    Nicht halb so bereit, wie ich sollte… daher habe ich beschlossen Emile als meinen Kempen zu wählen“.

    Steapa grinste schief.
    Gute Wahl… schätz´ ich ma´“.
    Dann klopfte er Arian auf die Schulter und eilte zur Tribüne. Er nahm den dritten Stuhl in Beschlag und bildete damit offenbar die Richter des Kampfes.
    Ein weiterer Mann trat hervor. Er trug die Farben des Königs und auf seiner Brust prangte das Wappen Fereldens. Ein Herold, wie sich herausstellte, als er mit lauter, raumfüllender Stimme seine Ansage begann.

    Im Namen Königin Enoras von Ferelden verkünde ich hiermit die Anwesenheit der Kontrahenten des heutigen Gerichtskampfes vor den Augen des Erbauers und im Angesicht der hier Versammelten! Ihr kamt in einer Sache der Ehre und die Kommandantin der Templer, Clementine Mayhem, wird dafür Sorge tragen, dass ihr diese Ehre aufrecht erhaltet. Es gibt keinen Rücktritt und die Klingen werden nicht geworfen“.

    Arian fühlte sich wegen der ungeklärten Angelegenheit seines Kempen äußerst unwohl und schaute zu dem Herold, der damit begann die Kampfrichter vorzustellen.

    Als Richter und Gericht dieses Kampfes melde ich den Hauptmann der Stadtwache Steapa von Elloar, den Bürgermeister der Stadt Odo Firuz und Bruder Heinrik der Kirche von Eckstein“.
    Arian schaute die Vorgestellten an. Steapa saß mit weit gespreizten Beinen, auf deren Knie er sich lehnte ganz Links, das einzige Auge auf den Herold gerichtet. Die leere Höhle starrte grimmig vor sich her. Der Mittlere war offensichtlich der Bürgermeister. Ein großer, fülliger Mann mit verschlagenem Blick und ineinander verschränkten, ringbesetzten Fingern vor dem dicken Bauch, in einen weinrotem Mantel gehüllt und behängt mit einer schweren Goldkette, die seinen Reichtum widerspiegelte. Arian schätzte, dass es sich bei dem Bürgermeister vormals um einen erfolgreichen Kaufmann handelte hatte, ehe er sich in die Lokalpolitik verdrückte. Der Letzte im Bunde war zweifellos ein Kirchenbruder, dessen Haarkranz schon stark ins Grau überging und der vermutlich noch zehn Jahre älter war, als Arian selbst. Er trug die Robe der andrastischen Kirche und blicke abwesend gen Himmel, wo ein Wanderfalke gerade einen Schwarm Vögel attackierte. Dabei drehte er vermutlich ein Kirchensymbol in den Fingern.

    Mylords und Ladies!“, rief Arian. Die Augen der Versammelten sammelten sich auf ihm.Ich möchte hiermit bekannt geben, dass ich nicht selbst streiten werde! Ich wähle einen Kempen. Leutnant Emile du Chateau vom Orden der Templer!

    Lautes Murmeln ging durch die Menge und Köpfe steckten sich flüsternd zusammen. Der Kirchenbruder war aufgeschreckt und riss seinen Blick von dem Falken, um ihn auf Emile zu richten, der in die Mitte des Platzes getreten war. Obwohl Arian es nur peripher wahrnahm, sah er wie der Söldner sich entsetzt zu den Richtern hindrehte. Arian schaute zu Abyss, die seufzte. Die Erleichterung war ihr ins Gesicht geschrieben.
    Der Bürgermeister stand aus und hob eine Hand, was die Menge verstummen ließ.

    Nein!“, verkündigte er mit quarkiger Stimme.
    WAS?“, entfuhr es Arian und Emile gleichzeitig und erneut hob ein Murmeln an.
    Ruhe! RUHE!“, rief der Bürgermeister. Auch Steapa wandte sich verwirrt zu dem Bürgermeister.
    Ihr habt den Kampf akzeptiert. Ihr seid zudem offenbar ein Krieger! Außerdem ist Ser du Chateau ein Templer und hat somit nur das Recht einen Kampf zu bestreiten, ginge es um seine eigene Ehre, die einer Frau oder eines Gebrechlichen. Ihr zählt zu keiner der Kategorien“, maulte Bürgermeister Firuz.
    Arian schaute zu Loki, dessen hässliche Fratze sich unter dem Helm zu einem breiten Grinsen verzog.

    Kämpfer, geht auf eure Positionen“, tönte der Herold routiniert, während der Bürgermeister sich auf den ächzenden Stuhl niederließ.
    Abyss riss sich auf der Masse los und sprintete zu Arian. Sie erreichte ihn, ehe jemand sie packen konnte und umklammerte seine Hüfte.

    Nein! Nein! Nein!, jammerte sie und Arian überkam eine Woge der Ruhe. Seine Ohren schienen zu ertauben und die Welt begann vor seinen Augen zu flackern. Plötzlich durchflutete ihn ein Gefühl der Ordnung und des Friedens. Er hörte sein eigenes Herz pochen, wie es langsamer wurde, genau so als wäre er aus einem bösen Traum erwacht und stellte nun fest, dass alles gut war. Er schaute hinab in Abyss verheultes Gesicht und hörte sich selbst sagen: „Es ist alles gut, Abyss. Alles ist so, wie es sein soll“. Dann kniete er sich nieder, fasste Abyss an der Schulter und lächelte sie an.
    Alles ist gut. Geh nun!“.
    Aber…
    , begann Abyss aufgelöst. Arian fuhr ihr über den Kopf und wiederholte: „Alles ist gut. Sei tapfer, hörst du?
    Abyss schluchzte zwar, doch nickte sie auch verständnisvoll.
    Gut. Ich hab dich lieb, meine kleine Abyss“.
    Ich hab dich auch lieb, Arian!

    Noch einmal umarmte Abyss ihren Freund, dann drückte sie ihm einen Kuss auf die kratzige Wange und löste sich von ihm. Die ersten Schritte ging sie Rückwärts, den Krieger im Blick, dann wandte sie sich um, beschleunigte ihren Gang und lief zu Claudette.
    Arian erhob sich, sammelte den Morgenstern vom Boden auf, den er fallen gelassen hatte, als Abyss zu ihm gekommen war und wandte sich dem Söldner zu. Emile hatte indes aufgehört zu fluchen, seinen Streitkolben, Schild und Helm verschiedenen Brüdern zugeworfen und war wütend neben Claudette zum Stehen gekommen.

    Auf mein Zeichen beginnt der Kampf!“, rief der Herold. Clementine trat zwischen die beiden Kontrahenten und sagte: „Alle Waffen sind erlaubt. Sollte einer der Kämpfenden um Gnade bitten…“
    „… es wird keine Gnade geben!“
    , unterbrach Loki Eoton sie. Dann sah er Arian an und rief: „Auf Tod und Leben!“.
    Arian erwiderte den Schlachtruf, der normalerweise nur von sich duellierenden Rittern benutzt wurde. Clementine nickte und trat zurück.
    Möge der Erbauer über Euch wachen“, flüsterte sie Arian zu. Dieser nickte und trat zwei Schritte zurück.

    Der trockene Sand knirschte unter Arians Stiefeln, wie er über die darunterliegenden Pflastersteine rieb, während Arian und Loki damit begannen sich langsam zu umkreisen, zu mustern und mögliche Schwächen des Anderen zu erkennen. Dass der Söldner nicht sofort angegriffen hatte zeigte, dass er ein durchaus erfahrener Kämpfer war. Doch auch Arian kannte den Tanz. Er beobachtete den Gegner, der seine beiden Äxte provokant drehte. Beide waren aus gutem Stahl gefertigt und besaßen stabile Holzstiele. Die rechte der Beiden hatte ein schmaleres Axtblatt, war länger gezogen und wirkte eher wie eine Wurfaxt. Auf der entgegengesetzten Seite der Schneide hatte sie einen spitzen, daumenlangen Dorn. Das helle Holz war bis zum ledernen Griff von einer einzelnen roten Schnurr geschmückte, die sich spiralförmig um den Stiel wund. Die andere Axt hatte eine längere Schneide, war kunstvoll geschwungen und unverkennbar eine Waffe der Aschekrieger, jener unbarmherzigen, wilden Krieger, die sich den Zwergen gleich dem Blutrausch hingaben, der sie keinerlei Schmerzen fühlen ließ.

    Arian griff als erster an. Er ließ seinen Morgenstern kreisen. Die schwere, dornenbesetzte Kugel sauste durch die Luft und Arian tat einen Schritt nach Vorn und schickte die Kugel in weitem Bogen gen Loki. Dieser wich ein Stück zurück, doch Arian setzte sofort nach. Die Kugel drehte sich um Arians Achse und schoss auf den Söldner zu, der sich geschickt unter ihr wegduckte. Arian wirbelte herum und schlug senkrecht zu. Wieder sprang Loki beiseite und der Morgenstern schmetterte auf den Grund, was Sand und Staub aufwirbeln ließ. Nun war Loki am Zug. Er sprang vor und ließ einen Hagel aus Axtschlägen auf Arian niedergehen, welchen dieser seinen Schild entgegenstreckte. Der Angriff hämmerte grausame Kerben in den Schild, doch Arian blieb unversehrt. Arian zog indes den Morgenstern in einem Schwung von rechts nach links, doch Loki sprang hoch, sodass die Kette seine Schuhsollen fast streifte. Für seine Größe war der Söldner unglaublich flink und auch der nächsten Attacke wich er geschickt aus.

    Arian sprang einen Schritt zurück und musterte seinen Gegner. Er spürte, dass ihn die Angriffe Kraft kosteten, doch auch sein Gegenüber atmete heftig. Arian sprang einen Schritt vor, wirbelte dann aber auf der Stelle um die rechte Achse und zog den Morgenstern nach. Dieser sauste los und verfehlte Lokis behelmten Kopf nur knapp. Dieser sprang vor, duckte sich unter der zweiten Runde der Waffe weg und stieg die Aschekriegeraxt gegen Arians Bein vor. Gerade noch rechtzeitig senkte dieser den Schild und ließ die Axt knirschend in den Sand fahren. Das war Arians Chance. Er holte aus und ließ den Morgenstern von Oben herab auf Loki zu sausen. Dieser sprang zurück und streckte die eben noch am Boden gehaltene Axt empor. Der Morgenstern kreischte, während sich die Kette um den Stiel der Waffe schlang und zwei der Dornen über Lokis Helm kratzen und dort tiefe Kerben hinterließen. Beide Krieger richteten sich auf und zogen mit aller Kraft an ihren Waffen. Plötzlich schlug Loki wie toll mit der freien Axt auf Arian ein, der sich alle Mühe geben musste, die Angriffe mit dem Schild abzufangen. Viermal donnerte es auf den Ritterschild ein, jedes Mal begleitet von dem erschreckten Aufjauchzen der Menge, die mit jedem Hieb Arians Tod kommen sahen. Arian meinte, irgendwo Abyss kreischen zu hören, war jedoch zu beschäftigt sich umzusehen. Mit einem starken Ruck entriss er dem Söldner die Axt, die nun am Ende seines Morgensterns wie ein erhängtes, verkrüppeltes Wesen baumelte. Arian versuchte kurz, die Waffe abzuschütteln, doch als es ihm nicht gelang, warf er ihn achtlos in den Staub. Zischend fuhr Arians Schwert aus der Scheide. Es glänzte im Sonnenlicht und Arian fühlte, wie sein Arm die elegantere und leichtere Waffe händelte. Loki nahm indes eine Stellung ein, die Arian eher von den Werwölfen her kannte, den Rücken zum Buckel, die Beine O-förmig gespreizt und die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. Arian zeichnete mit der Klinge ein X in die Luft, trat vor und attackierte den Söldner, der den Schlag mit der Axt abfing und zur Seite ablenkte. Der Schwung brachte Arian ins Trudeln, der drehte er sich um 180 Grad und ließ sein Schwert durch die Luft sausen, in der Absicht den Söldner zu enthaupten. Dieser bog sich so weit zurück, dass das Schwert über ihm hinweg sauste. Lokis freie Hand fuhr über seinen Gürtel und berührte die verschiedenen Dolchgriffe. Nach mehrmaligem Berühren wählte er einen aus und zückte die Waffe. Er griff an.

    Die Axt donnerte auf den Schild, während die Spitze des Dolches auf Arian zuschoss. Dieser wehrte sie behände ab, doch der Söldner war gut und warf sich um Moment des Fehlstoßes mit seinem Körper gegen Arian. Dieser kam dadurch aus dem Gleichgewicht und stolperte zurück. Loki ließ die Axt langsam aber gezielt hinter den Rand von Arians Schild fahren, hakte dahinter und riss die Deckung hinab. Er stieß vor! Arian biss sich auf die Zähne, als die Schneide sich in die ungeschützte Stelle am unteren Ende der Panzerplatte bohrte und seinen Oberarm einen tiefen Schnitt versetzte. Er trat dem Söldner derart kräftig in den Bauch, dass dieser ein paar Schritte rückwärts flog. Obwohl die Schmerzen noch immer aufblüten, setzte Arian dem nach und hieb Loki den Helm vom Kopf. Klatschend riss er das Eisen von dem Schädel. Der Helm flog ein paar Meter durch die Luft und landete dann scheppernd auf dem Boden, wo er kurz rollte, ehe er zum Liegen kam. Arian sprang vor und schlug auf Loki ein, der zwei Schläge mit dem Dolch parierte, obwohl ihm offenbar die Ohren klingelten. Den dritten Schlag fing er mit der Axt ab, drehte die in der Höhe gekreuzten Waffen geschickt auf Höhe der Knie und zog Arian den Dolch am Hals entlang. Der Ritter zuckte ein Stück zur Seite, sodass der Angriff größtenteils über Metall kratzte, doch schnitt die Klinge auch in Arians Fleisch, zwischen Ohr und Nacken. Zum Glück verfehlte sie die Halsschlagader, doch der Schmerz war enorm. Arian brüllte und hieb dem Söldner auf den dolchführenden Unterarm. Klirrend fiel der Dolch zu Boden und die Hand, deren Innenfläche sich mit Blut zu füllen begann verkrampfte sich. Arian schaute in das wütende Gesicht des Söldners und versetzte diesem einen Knaufschlag, der ihn zurücktaumeln ließ.

    Doch auch der Ritter kämpfte nun mit sich. Er stützte sich auf das Schwert, während er spürte, wie die Kraft schwand. In den Augenwinkeln sah er Clementine, die sich zackig bewegt, eine Hand an dem Hallahorngriff ihres langen Jagdmessers. Dann sah Arian die in Gelb gewandte Person Lokis, wie sie mit weit aufgerissenen Augen und einem wütenden Schrei auf ihn zusprang. Elegant parierte Arian den Axthieb, der seinem Nacken gelten soll. Gelernt ist gelernt. Doch der Söldner packte plötzlich Arians Schild und rüttelte an ihm, wie an einem Apfelbaum. Er war zu nah, um Loki einen Schwertstreich zu versetzten, der noch immer wie ein Irrer an dem Schild zerrte. Schließlich gab Arian nach, zog seinen Arm aus dem Schild und drückte ihn zu Loki, der ihn mit beiden Händen umklammert. Der Ritter trat noch nach, was Loki zurücktaumeln ließ. Dieser warf den Schild beiseite, wo er unweit der Zuschauermenge landete. Arian stellte sich in Kampfhaltung und ließ das Schwert kreisen. Loki zückte währenddessen einen weiteren Dolch und schleuderte diesen plötzlich nach Arian.

    Der Ritter handelte instinktiv. Klirrend traf Metall auf Metall und der Dolch sauste davon. Arian war sich sicher, das Geschoss dumpf auf eines der Rundschilder der Wachen aufprallen zu hören. Seine Vermutung wurde von einem erschreckten Aufschrei bestätigt. Noch zwei Dolche verblieben, Loki zückte einen davon. Die Waffe hatte eine sehr breite Klinge, fast breiter als Arians Schwert und der Ritter erkennt die charakteristischen Zähne eines Klingenbrechers. Loki grinste, obwohl seine Zähne rot glänzten vor Blut. Arians Knaufhieb hatte wohl doch besser gesessen, als der Ritter vermutet hatte. Arian schaute den Söldner an, dann seine Klinge. Mit der beringten Hand furh er über die Waffe und die hellen Flammen des Zaubers leckten über die Schneide des Schwertes. Loki staunte nicht schlecht ebenso wie die Umherstehenden, von denen ein bewunderndes „Woh“ hervorging. Die Klinge sang, als Arian sie durch die Luft zog und er sah, wie Loki vorsichtiger wird.

    Der Söldner griff an. Er drehte sich pirouettengleich und ließ abwechselnd den Dolch und die Axt auf Arian niedergehen. Dieser hielt dagegen und fing jeden Schlag ab. Er nahm Haltung an, das Schwert über dem Kopf erhoben. Dann setzte er zu einer Reihe senkrechter Schläge an, von denen Loki Mühe hatte, sie abzuwehren. Ein Stoß der brennenden Waffe wurde dann jedoch von Lokis Dolch abgefangen. Knirschend schob sich Arians Schwert in die Zähne der Waffe und Loki drückte diese zu Boden. Zur selben Zeit sauste die Axt heran, verkehrt herum gehalten.

    Arian spürte, wie die Luft den Schmerzen weicht, als sich der Dorn der Axt mit gewaltiger Wucht in seine Seite bohrte. Die Zeit schien einen Moment still zu stehen. Nein, sie lief langsam… sie plätscherte wie Wasser. Arian schaute zu Claudette. Seine Augen suchen Abyss und er sah, wie die kleine Elfe kraftlos zusammenbrach, von der Ohnmacht erfasst. Claudette fing sie auf, ehe sie den Boden berührt. Arian schaute in den Himmel. Der Falke war verschwunden, ebenso wie die anderen Vögel, doch die Sonne beschien noch immer diesen unendlichen blauen Himmel. Alles war nichtig. Es gab nichts, außer diesem unglaublichen, blauen Himmel.

    Doch dann fasste ihn die Realität an, als sich der Dorn schmatzend aus dem Fleisch befreite und eine offene, blutige Wunde hinterließ. Loki lächelte und plötzlich versetze Arian ihm eine Kopfnuss. Die Benommenheit des Gegners nutzend drückte Arian die brennende Klinge auf die Dolchhand, die sein Schwert in Gefangenschaft hielt. Loki schrie auf, als das feurige Eisen seine Haut berührte und diese in Sekunden verbrannte. Er ließ den Dolch los, der schwer zu Boden fiel, zog die Hand zurück und hieb mit der Axt zu. Arian blockte den Schlag, setzte nach doch Loki sprang zurück. Die von Brandblasen übersäte Hand an sich gedrückt weicht er dem nun am Ende seiner Kräfte stehenden Arian immer weiter aus. Obwohl ihn die Schmerzen wahnsinnig machen müssten, tänzelte der Söldner vor Arian davon, duckte sich unter den immer kraftloseren Hieben weg. Schließlich sprang er neben Arian, lenkte einen Streich ab und trat den Krieger in die Kniekehle.

    Arian war zu erschöpft. Sein Körper fühlte sich schwer an, so schwer als hätte er wieder den Karren auf den Schultern, nur das diesmal nicht Claudette, sondern ein Bataillon gepanzerter Krieger auf der Ladefläche verweilen würde. Hart schlugen seine Knie auf dem Boden auf und die Luft presste sich aus seiner Lunge. Loki sah den endgültigen Sieg gekommen und umrundete Arian. Dieser holte noch einmal aus. Der müde, letzte Streich wurde von dem Söldner halbherzig abgeblockt. Dann packte dieser den Schwertarm und schlug mit voller Wucht auf die Klinge. Sie fiel scheppernd zu Boden und erlosch dort ungewöhnlicherweise. Als nächstes spürte Arian, wie der Axtstiel seinen Kiefer traktierte.
    Das ist für den Knaufschlag!“, wütete Loki. Er hatte Arian nun umrundet und stand triumphierend vor ihm. Dann legte er die scharfe Schneide der Axt an Arians Hals…

    Leb wohl, meine kleine Aybss, flüsterte Arian, obgleich er wusste, dass sie ihn nicht hörte. Dann schloss er die Augen. Die Sonne strömte durch die geschlossenen Lider, sie küsste seine Haut und plötzlich schienen alle Sorgen, alle Ängste wie ausgelöscht. Er spürte… Frieden. Und dann tauchten Bilder vor Arian auf. Erinnerungen an eine glücklichere Zeit. Er sah seine Frau, dann sah er seinen Sohn. Er sah sein Anwesen, dass nahe dem grünen, sonnenbeschienenen Wald stand und dessen Mauern freundlich warm schienen, während das massive Holztor einladend geöffnet war. Er sah seinen hübschen, jungen Sohn auf die Bäume klettern und wie er fasziniert den Geschichten über die Elfen lauschte. Und er sah seine Frau, wie sie vor ihm stand. Jung, wunderschön und nur mit einem dünnen Kleid bedeckt. Er sah den leise plätschernden Bach, der in den spiegelglatten Teich mündete, den er so liebte. Und dann sah er Abyss. Wie sie lachte und ihre Lachen klang in seinen Ohren wider.

    Nicht so!“, flüsterte eine Stimme, weit, weit hinten in seinem Kopf. War es Abyss? Nein, Abyss Lachen war noch präsent, doch dann schon wieder: „Nicht so!
    Die Stimme war diesmal lauter. Der Satz wiederholte sich, wurde lauter und lauter.
    Nicht so!
    Schließlich verschwand Abyss Lachen und auch die Bilder verschwanden nur noch das dröhnende, zu einem Schrei erwachsene „Nicht so!“ war an deren Stelle und dann hörte Arian es sich selbst sagen.
    Obwohl sein Kiefer schmerzte, öffnete er den Mund: „Nicht so!

    Er riss die Augen auf, seine linke Hand fingdie herab sausende Axt am Stiel ab, während seine Rechte nach unten griff, den Klingenbrecher aufhob und diesen dann mit aller Wucht in den Bauch des verwunderten Lokis stieß. Arian packte die Griffe beider Waffen und raffte sich an diesen auf, während an seiner statt Loki auf die Knie sank, Augen und Mund vor Schreck weit aufgerissen. Arian griff weit zur Seite. Seine Finger umschlossen den Heft des Schwertes, hoben es von der Erde auf. Arian packte Loki, setzte die Spitze der Klinge zwischen Hals und Schulter und stieß sie mit aller aufzubringender Kraft in seinen Gegner. Das Schwert drückte sich Stück für Stück in sein Opfer, bis die Schneide zu Zweidrittel in Lokis Körper verschwunden war und der Söldner leblos nach Vorne fiel.

    Schweigen hüllte die Menge ein, die noch immer nicht verstanden hatte, was los war.
    Der Kampf ist vorbei!“, tönte der Herold mit trockener Stimme. Arian schaute auf die Gestalt Lokis, in der noch immer das Schwert steckte und von der aus sich nun rasch eine Blutlache bildete. Dann sah er zu Claudette, die noch immer Abyss stützte. Seine Augen wanderten in den Himmel. In diesen unendlichen, blauen Himmel.

    Dann wurde es Schwarz um ihn.


    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Der nächste Morgen verlief so friedlich wie bisher seit sie in diese Stadt gekommen waren. Jedoch hing eine drückende Aura in der Luft, etwas, das schwer zu fassen war, aber die Anwesenden dennoch belastete. Das spürten auch die Zwillinge und gaben sich noch umgänglicher gegenüber Claudette, als sie es ohnehin taten.
    Sie wissen, dass ich in Gedanken abgelenkt bin... und verhalten sich dementsprechend.
    Die Kriegerin half schweigend den Kindern bei deren Morgentoilette, ehe sie sich selbst fertig machte und die kleine Gruppe zum Speisesaal auf brach...

    Auch das Essen verlief in beinahe schon erdrückendem Schweigen. Chilo und Orphania verhielten sich weiterhin ruhig, sahen sich mehrmals nach den Erwachsenen um, ohne jedoch typisch kindliche Fragen zu stellen.
    Für Orphania mit ihrer Art muss das Ganze eine Belastung sein... irgendwie. Wie kann ich ihr aber erklären, was sich bald abspielen wird und im schlimmsten Fall das Ergebnis davon ist? Ich meine, Arian ist nicht ihre erste Bezugsperson und sie kennt ihn so wie mich ja auch erst seit einigen Tagen. Und dennoch steht unsere Gruppe an einem Scheideweg! Einen der nicht plötzlich auftaucht wie diese Werwölfe, nein, einen, den wir kommen sehen...
    Sie musterte die Kinder abwechselnd aus den Augenwinkeln.
    Chilo... für ihn ist diese Ruhe nichts ungewöhnliches. Wobei ich, wenn auch erst ansatzweise, mitbekommen habe, da ist mehr, als der normale Beobachter vermuten würde. Und dann... Emile's Angebot, den Jungen betreffend. Ich muss mir wirklich Gedanken darum machen...
    Sie seufzte leise.
    Was nicht so leicht ist, wenn ich meine eigene familiäre Situation bedenke. Wo ist Leina? Wohin will sie diesmal? Was wird Vater tun? Eine Belohnung für denjenigen, der sie zurück bringt? Beim Erbauer, es wird genug geben, die Leina eher in Stücken zurück bringen als im Ganzen!
    Sie sah es vor sich, wie die gröberen der Kopfgeldjäger sowas handhaben würden: Mit Gewalt ihre jüngere Halbschwester einfangen und wenn diese sich wehrte - Eine Hand oder einen Fuß abtrennen! Es würde zwar mächtigen Ärger mit ihrem Vater bedeuten, doch was war das schon im Hinblick auf eine stattliche Belohnung?
    Verdammt seien die Umstände, dass ich Ferelden nicht selbst nach ihr absuchen kann! Ich bete, dass Elina losgezogen ist und unsere Schwester als erstes findet... denn alles andere bereitet mir Sorgen!
    Dann ein schneller Blick auf ihren Reisegefährten.
    Und die wichtigste Frage: Was erwartet uns heute nach dem Gottesurteil? Arian, wenn es nicht so wichtig wäre und ihr nicht all eure Kraft benötigen würdet... ich wäre in diesem Augenblick aufgesprungen und hätte euch so lange verprügelt, bis ihr gar nicht mehr in der Lage wärt, diesen Schwachsinn an Duell mitzumachen! Und wenn diese Ratte an Söldner sich dann um seine Satisfaktion gebracht fühlte, hätte ich ihm mit meinem Schwert so viel Satisfaktion gegeben, bis man ihn in kleinen Streifen von der Straße kratzen müsste!
    So aß sie weiter und durch all die Ablenkung an Problemen, unternahm auch sie keinen Versuch, die Stimmung aufzuhellen...

    Werdet Ihr mit uns in die Kirche kommen, Ser Arian?“
    Ich fürchte dazu bleibt mir wenig Zeit. Der Mittag rückt schnell näher. Ich muss noch meine Rüstung holen und… noch ein paar Dinge erledigen.
    Und Ihr, Lady Vance?“
    Nach dem Essen befragte Emile sie, ob jemand gedenke, ihn in die Kirche zu begleiten. Um sich abzulenken, bejahte Claudette dies spontan und Emile nahm es mit einer leichten Kopfbewegung zur Kenntnis. So verabschiedete sie sich kurz von Arian und folgte dann dem Templer zusammen mit den Kindern zur Kirche...

    "Nun, Lady Vance-"
    "Claudette. Es soll in einem Gotteshaus mein Vorname genügen, so wir doch alle gleich vor dem Erbauer sind!"
    Emile schien überrascht, doch die Rothaarige wischte das lächelnd beiseite.
    "Seht es mir nach, dass ich... weniger nach Konformitäten und Protokollen mich bewege. Zudem... heute liegt mein Haupt schwer ob der bevorstehenden Dinge."
    "Natürlich... Claudette."
    Emile lächelte zurück, doch seinen Augen sah man an, dass ihre Worte sehr wohl die Tragweite ihrer Gedanken übermitteltet hatten. Sie nahm die Geste verständnisvoll an und trat dann mit dem Templer und den Kindern an einen Altar.
    "Nun, ich denke, ein ruhiges Gebet, um neue Kraft zu schöpfen, wäre jetzt eine wohl überlegte Tat. Und vielleicht möchten ja auch die Kinder eine Zwiesprache mit dem Erbauer halten."
    Chilo schien nicht so recht zu wissen, was er davon halten sollte, doch Orphania gewann genug Selbstvertrauen, um die Stille zu durchbrechen.
    "D-der Erbauer? Kann er... dafür sorgen, dass Arian nichts geschieht?"
    "Orphania!?"
    "Nicht doch, nicht doch. Schon gut."
    Emile beruhigte alle mit wissendem Ausdruck.
    "Die Kleine ist noch ein Kind und weiß noch nicht alles, was in der Welt geschieht. Und selbst wir Erwachsenen sollten uns niemals erdreisten, anzunehmen, wirklich alles zu wissen. Schon gar nicht die Wege unseres Herrn."
    "Äh..."
    Claudette wusste, das es an der Zeit war, so offen, wie nur möglich zu sein. Also nahm sie die Kinder an die Hand und begann zu erklären.
    "Chilo, Orphania. Arian wird heute etwas wichtiges machen müssen. Dabei geht es um eine Frage, die nur vom Erbauer beantwortet werden kann. Und um zu sehen, welche Antwort denn von unserem Herrn kommt, duelliert er sich mit diesem anderen... Kerl."
    Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, mögliche Beleidigungen zu umschiffen.
    "Der Gewinner wird vom Erbauer ausgesucht und somit die Antwort geben. Und das bedeutet, dass auch wir das zu akzeptieren haben."
    "Und was... passiert, wenn Arian verliert?"
    Da Chilo die Frage stellte, war mal wieder jeder für eine Sekunde verblüfft.
    "Nun, auch dann hat der Erbauer ein Urteil gefällt. Keine Sorge, ich bleibe euch erhalten, egal, was heute geschieht. Und damit uns auch Arian erhalten bleibt und mit ihm Abyss, sollten wir den Erbauer um Beistand im Gebet für die Wahrheit bitten."
    "Hm... okay."
    Claudette wollte das Gespräch weg von den schweren Gedanken einer Niederlage von Arian ziehen und Emile schien ihr mit einem Nicken Respekt für diese Entscheidung zu zollen. Jedenfalls half er den kleinen dabei, eine gute Gebetsposition einzunehmen und auch Claudette sank auf die Knie.
    Erbauer, auch wenn gepredigt wird, du hättest die Menschheit verlassen ob unserer Sünden, so beten wir dennoch zu dir, in der Hoffnung, dass du unsere Bitten erhörst. Und so wende ich mich heute mit der Bitte an dich, dass du auf Arian Acht geben sollst! Er mag töricht gehandelt haben, doch wenn ihr wirklich ein Auge auf den Kampf werft und den Grund, warum dieser zustande kam, dann wisst ihr, welche Antwort die Richtige ist!
    Sie atmete langsam ein und aus.
    Auch erbitte ich euren Schutz für meine Schwestern, besonders in Zeiten wie diesen, wo sich eine von ihnen... auf ihrem Weg verirrt hat. Welchen Weg sie auch suchen mag, so hoffe ich, ihr vermögt ihr einen sicheren aufzuzeigen.
    Kurz huschte eine alte Erinnerung durch ihren Kopf, dann betete sie weiter.
    Und zu guter Letzt erbitte ich selbst Rat bei einer Entscheidung, die ich für ein Kind baldmöglichst treffen sollte. Es geht um den Knaben hier vor eurem Altar, dem ein Angebot vorliegt, in eure Dienste als Templer zu treten. Es ist schwer für mich, da eine Entscheidung zu fällen, kenne ich ihn doch auch erst seit einigen Tagen. Und dennoch ist er mir ans Herz gewachsen und so hoffe ich, ihr könnt mir wenigstens eine Richtung für den Jungen weisen...
    Claudette hatte heute volle Montur angelegt, was eigentlich in ihrem Falle nur bedeutete, dass sie halt auch den Umhang wieder trug und ihren mächtigen Zweihänder dabei hatte. Denn sie riss die Augen auf, schaute den Altar grimmig an und begann zu flüstern.
    "Und sollten euch die Probleme eurer Geschöpfe egal sein und auch der Ausgang dieses leidlichen Duells... dann ersucht Gande bei eurer Gemahlin Andraste, denn ich werde sie nicht zeigen, sollte meine Zeit kommen und ich meine letzte Reise antreten, um euch gegenüber zu stehen!"
    "Sagtet ihr etwas?"
    "Nur etwas vages Richtung Erbauer."
    Claudette erhob sich und auch die Kinder standen wieder auf.
    "Emile... was euer Angebot angeht. Ich denke, ihr wisst, dass ich noch nicht wirklich ob der Ereignisse darüber nachdenken konnte."
    "Natürlich. Lasst euch Zeit und wartet erst ab, was heute noch geschehen wird. Ich bin hier, falls ihr etwas braucht."
    "Ich danke euch. Ich denke, ich verabschiede mich erstmal zu einem kleinen Spaziergang mit den Kindern."
    "Gewiss doch."

    Die Kriegerin schlenderte eine Zeit lang planlos durch die Stadt - planlos für einen Außenstehenden. Denn während die Kinder tatsächlich dachten, sie vertrete sich nur die Füße und überlege dabei, suchte Claudette systematisch die Straßen ab.
    Wieder kein Anzeichen!
    Sie blickte sich ein paar mal um, nahm dann wieder Schritt auf und ging zur nächsten Straße. Sie wusste, den Söldner hier zu finden entbahrte jeder Wahrscheinlichkeit, dazu hatte sie die Kinder dabei. Diese ließen sie zwar größtmöglich in Ruhe und sahen sich lieber nach neuen Dingen in der Stadt um, die sie noch nicht gesehen hatten. Dennoch musste Claudette immer wieder stehen bleiben, teils etwas erklären oder auch einfach nur schauen, was die Zwei gerade taten.
    So finde ich ihn erst recht nicht! Und Arian hat keine Zeit mehr... Aber wem mache ich etwas vor. Sollte ich ihn finden, was dann? Ihn töten, während die Kinder anwesend sind? Sie fortschicken und alleine weiter suchen? Und falls ich ihn töte, er war ersucht für ein Gottesduell - was wird aus mir? Und dadurch aus den Kindern?
    Etwas entnervt, aber irgendwo auch erleichtert, dass sie den Söldner nicht gefunden hatte, gab sie die Suche auf und widmete sich jetzt wieder hingebungsvoll den beiden Elfenkindern...

    Während diese gerade an einem Baum spielten, kam Arian vorbei und winkte sie heran. Sie spürte die verhängnisvolle Atmosphäre mit einem Schlag wiederkehren, sagte aber nichts und ließ stattdessen den Krieger sich etwas Luft verschaffen.
    Kommandantin Mayhem hat mir angeboten sie aufzunehmen, falls… Nun ja, ich glaube nicht, dass sie das wollen würde. Beim Erbauer…
    Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht was sie will! Ich schätze, sie will nicht, dass ich sterbe aber…
    Ich habe zu eifrig reagiert. Es war dumm dem Gerichtskampf zuzusagen. Wäre ich dreißig Jahre jünger, dann würde ich nicht hier stehen und dies zugeben aber… ich glaube ich werde zu alt für das ganze Kämpfen und schlachten“.
    Doch ich habe akzeptiert. Es ist das Gesetz des Königs. Ich will nicht, dass Abyss alleine zurückbleibt, deshalb…,
    Er zog zwei Dokumente hervor.
    Dieses hier setzt die Kleine als meine Erbin ein und als mein legitimes Kind. Ich bitte Euch, unterstützt Abyss mit dem Erbe. Sie ist doch noch ein kleines Kind… Vielleicht hat die Brut aber auch schon alles verschlungen, dann… ich trage einen Schlüssel bei mir. Er öffnet die Familiengruft in der einige Schätze liegen. Auch sie gehören dann Abyss. Ihr habt Euch mein Vertrauen verdient, daher sage ich es euch. Der Schlüssel liegt bei den anderen Wertsachen. Sollte ich fallen, nehmt ihn an euch und verwahrt ihn gut!
    Arian überreichte Claudette den einen Umschlag. Dann wog er den anderen in der Hand.
    Dieser hier ist für meinen Sohn… ich weiß nicht, wie er darauf reagieren wird. Er ist ein guter Mann, schätze ich, doch sehr enttäuscht von mir. Der Brief… soll ihm zeigen, dass ich dennoch an ihn dachte, auch wenn er vermutlich mit Recht erbost darüber sein wird, dass Abyss alles erbt. Doch er ist ein gemachter Mann und vereidigter Ritter und Ehemann einer wohlhabenden Arlessa. Abyss braucht mein Erbe dringender“.
    So hatte Arian entschieden und so stand er auch dazu.
    In dem Brief bitte ich Ihn außerdem, sich um Abyss zu kümmern. Sollte er dies ausschlagen…,
    Er stockte.
    Hoffen wir einfach, dass er es nicht ausschlägt“.
    Claudette nahm den Brief zögernd entgegen.
    Ich glaube, es wird Zeit… ich werde… ich will noch mit Abyss reden.
    "Arian!"
    Claudette hielt ihn zurück.
    "Ich... will nicht wieder von dieser Torheit anfangen zu reden. Es ist jetzt nunmal so, wie es ist. Daran werden wir nichts mehr ändern können. Aber was eure Bitte betrifft. Ja, ich werde Abyss unterstützen, wie ich nur kann, darauf mein Ehrenwort als Kriegerin!"
    Sie nahm bewusst das Ehrenwort einer Kriegerin und nicht einer Adligen, denn Arian musste sie mittlerweile soweit einschätzen können, um zu wissen, was ihr wichtiger war.
    "Was auch kommen mag, ihr kennt mich mittlerweile genug, um zu wissen, wie ernst ich es meine. Abyss wird Hilfe von mir erhalten. Und auch euren Sohn werde ich aufsuchen. Und ihm von dem Arian erzählen, den zu Treffen ich das Vergnügen hatte!"
    Ich weiß nicht, was zwischen eurem Sohn und euch war, aber ich will verdammt sein, wenn er sich nicht wenigstens anhört, was ich über euch zu berichten habe - und wenn ich es ihm mit meinen Fäusten einbläuen muss!
    Sie gab ihm einen Kriegerehrengruß, den er erwiderte und sich dann verabschiedete.
    "C-claudette?"
    Orphania sprach sie vorsichtig von der Seite an.
    "Schon gut, meine Kleine, schon gut. Lass uns gehen und über etwas anderes reden."

    Sie kehrte mit den Kindern zurück und ließ diese sich ein wenig auf dem Zimmer ausruhen, während sie selbst nochmals kurz in den Speisesaal wollte. Als sie an Abyss Zimmer vorbei kam, wurde sie von dieser mit einem Ruf aufgehalten.
    Claudette!
    Glaubt Ihr, Arian wird sterben?
    Claudette antwortete nicht sofort, sondern seufzte nur. Das reichte Abyss als Antwort und wieder rannen Tränen über ihr Gesicht.
    Wenn…“,Betest du Auch mit mir?
    "Abyss..."
    Claudette betrat das Zimmer.
    "Hör mir zu, ja? Was auch immer geschieht, der Erbauer wacht über Arian. Er wird... das richtige tun."
    "Arian sterben zu lassen?"
    Die Kriegerin nahm eine Hand von Abyss.
    "Vertraust du Arian? Vertraust du ihm wirklich?"
    Abyss mochte erst 13 Jahre alt sein, doch erkannte sie die Schwere in Claudette's Worten.
    "Ja... ich vertraue ihm. Aber-"
    "Dann soll ihm das Genügen!"
    Claudette wollte eigentlich nicht barsch erscheinen, auf der anderen Seite wollte sie, dass Abyss an Arian glaubte.
    "Wenn du wirklich an ihn glaubst, wird er es wissen und Alles geben. Mehr kannst du von ihm nicht verlangen."
    "Aber ich will nicht, dass er wegen mir stirbt! Glaube hin oder her, Vertrauen hin oder her, er wird-"
    "Nicht sterben! Abyss, ich weiß, es ist eine schwere Last für dich. Aber ich habe mit Arian gesprochen. Er... er liebt euch wie ein eigenes Kind und wird das nicht wegwerfen, versprochen! Und nun lass uns beten, ja?"
    Abyss schien, als wolle sie noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber und nahm das Gebetsbuch. Sie schlug es auf und begann daraus zu zitieren und auch Claudette gab sich allem Anschein nach dem Gebet hin. Dem Anschein nach.
    Arian, da ich dem Erbauer schon gedroht habe... wenn es so kommt, dass ihr Abyss alleine durch diese Torheit zurück lasst, dann werde ich auch euch aufsuchen, wenn ich meine letzte Reise antrete. Und das wollt ihr nicht!
    Sie wusste nicht, ob sie sich selbst beruhigen wollte oder hoffte, dass neben Gebeten auch ihre Drohungen etwas am Verlauf zu Gunsten ihrer kleinen Gemeinschaft verändern würden. Dennoch hatte sie sie in Gedanken verschickt, wenn sie so schon keinen Einfluss auf das Geschehen hatte. Dann bemerkte sie, wie die Worte von Abyss verstummt waren und öffnete wieder ihre Augen. Das Tränen verschmierte Gesicht der Elfe war ein Anblick, der ihr Herz erweichte und ohne weitere Worte nahm sie Abyss in ihre Arme und hielt sie einfach nur eine Zeit lang, was diese ohne Widerstand geschehen ließ...

    "Claudette? Was wird heute geschehen?"
    Chilo fragte zaghaft als er mit der Kriegerin alleine im zimmer war. Claudette hatte Orphania ausgesandt, ein wenig Obst zu holen.
    "Der Erbauer wird für Gerechtigkeit sorgen!"
    Ich wünschte, das wäre auch meine volle Überzeugung...

    "Wird Arian siegen?"
    "Ja, davon bin ich überzeugt."
    "Wirklich? Ich meine... du klingst nicht... so."
    Sie war baff. War es einfach nur eine kindliche Frage? War es geraten? Oder hatte Chilo ihre Unsicherheit ob des Ausgangs wirklich bemerkt? Sie vermochte es nicht zu sagen und in die folgende Stille hinein schwieg auch der Elf mit etwas roten Wangen, da er sich wohl schämte, sie so direkt darauf angesprochen zu haben.
    "Das... hast du wohl gut erkannt."
    Sie legte Chilo eine Hand auf die Schulter.
    "Chilo, was auch immer passiert, ich bin für dich da. Und für deine Schwester. Merke dir das."
    Der Kleine nickte eifrig.
    "Was den Kampf angeht, ich vertraue Arian und ihr vertraut mir. Deswegen macht euch keine Sorgen. Ihr werdet hier bleiben, bis ich zurück bin, versprecht mir das! Und du vor allem, dass du deine Schwester beschützt!"
    "J-ja Claudette."
    "Gut!"
    Sie überlegte kurz, dann sprach sie weiter.
    "Chilo, während ihr wartet, möchte ich, dass du über etwas nachdenkst. Ich möchte, dass du sehr genau überlegst, wie es wäre... ein Leben als Kämpfer für Gerechtigkeit zu führen! Gegen das Böse zu kämpfen! Zum Wohle deiner Schwester!"
    Sie vermied es bewusst, die Templer explizit zu erwähnen. Sie wollte einfach, dass er darüber nachdachte, ein Leben als Kämpfer zu führen. Was auch eine Trennung von seiner Schwester bedeuten würde.
    "Ich... ich-"
    "Immer langsam! Ich weiß, dass ist viel auf einmal. Nimm dir die Zeit darüber nachzudenken, während ich jetzt zu Arians Kampf aufbreche."
    "Worüber soll er nachdenken?"
    Orphania war zurückgekehrt und hatte ein paar Äpfel und Birnen dabei.
    "Das kann er dir gleich selbst erklären."
    Sie zwinkerte den Beiden zu und wollte sich gerade verabschieden, ehe sie sich noch schnell dazu entschloss das Obst zu zerteilen - was schnell ging, als sie die Früchte auf einen Schrank legte und insgesamt 6-mal schnell ihr Schwert schwang, auf das die Kinder mit offenen Mündern sie anstarrten.
    "So, ihr bleibt hier bis ich zurück bin. Und wie ihr gerade gesehen habt, kann die gute Claudette das ein oder andere... also habt keine Angst, mir fällt schon noch was ein."
    Dann zog sie los, dabei überhaupt nicht so sicher wie sie vorgab, zu sein...

    Auf dem Weg zum Kampfplatz traf sie auf Abyss. Ihr erster Gedanke war, sie wegzuscheuchen, wenn es sein müsse, doch irgendwie glaubte sie auch es wäre ein zusätzlicher Ansporn, wenn Arian vor seinen Augen hätte, um was es denn ging. Gewiss, es könnte auch nach hinten losgehen, doch war da auch der Gedanke, dass Abyss es wohl niemals verziehen hätte, wenn sie heute nicht dabei sein durfte. Und so nahm sie die Elfe an der Hand, beide schweigend dreinblickend. Bis Abyss mit einem Händedruck signalisierte, dass sie mit wollte und Claudette sich wieder in Bewegung setzte...

    Der Kampfplatz war direkt an der Kirche und es hatte sich schon eine schaulustige Menge gebildet. Der großen Frau, bewaffnet mit einem Zweihänder, machte man jedoch nach kurzem Blick sofort Platz, denn niemand verspürte den drang ihr etwas zu verwehren. Und was sie wollte, war klar: Einen Platz direkt am Rand der Stelle des Duells! Sie ließ ihren Blick wandern und begann sogleich Pläne zu schmieden, von denen sie wusste, dass sie absurd waren.
    6 Wachen. Speere und Schilde. Genug, um mit den Schaulustigen fertig zu werden. Nicht mobil genug, sollte ich vorstürmen und das Schwein an Söldner hier und jetzt erschlagen.
    Sie sah, wie Arian sich näherte und betrachtete gleichzeitig den Söldner. Sie hielt ihn für fähig, würde aber nach eigener Überzeugung mit ihm fertig werden.
    Und was dann? Mit der kompletten Stadt anlegen? Flucht? Was ist mit den Kindern? Wie sicher ist Abyss bei einem solchen Tumult?
    Sie hatte einfach genug an Personen, die auf sie angewiesen waren. Und selbst wenn sie hier alleine gewesen wäre, so war es immer noch ein völlig durchgeknallter Gedanke, sich mit einer ganzen Stadt anzulegen. Und trotzdem machte ein Teil von ihr weiter mit den Plänen. Auch als ein Herold hervor trat und den Kampf mit dessen Zeugen ankündigte: Steapa kannte sie bereits. Den Bürgermeister tat sie als windiges Wiesel ab und der Kirchenbruder vervollständigte das Bild. Bis sie aus ihren Gedanken gerissen wurde.
    Mylords und Ladies!“, rief Arian.
    Ich möchte hiermit bekannt geben, dass ich nicht selbst streiten werde! Ich wähle einen Kempen. Leutnant Emile du Chateau vom Orden der Templer!
    Endlich! Er macht endlich das, was die Situation erfordert!
    Claudette war erleichtert. Wie es auch ausgehen mochte, Arian würde Abyss erhalten bleiben. Da spielte eine eventuell verlorene Ehre nur eine äußerst geringe Rolle. Doch wieder erwarten wendete sich ein weiteres mal das Blatt, als der Bürgermeister die Entscheidung für nichtig erklärte.
    "Verdammtes Wiesel!"
    Sie konnte von Glück sagen, dass ihr geflüsterter Ausdruck im Gemurmel der Menge unterging.
    Ob Schmiergeld geflossen ist? Gibt es solche Bestimmungen? Was wird hier gespielt?
    Sie überlegte fieberhaft, ob alles mit rechten Dingen zu ging. Ja kurz sann sie darüber nach, Thunderclap zu nehmen und dem Bürgermeister das schwere Schwert einfach in seine fette Visage zu werfen. Doch auch das war ein Plan den sie nicht ausführen sollte. Denn durch ihre Unaufmerksamkeit rannte Abyss zu Arian und es entstand eine rührende Szene, bei der man glauben konnte, sie nahmen Abschied voneinander. Bis Abyss wieder bei ihr war.
    "Wird Arian es schaffen?"
    "Ja, das wird er."
    Sie klang hohl und nicht überzeugend, dafür schwor sie sich etwas anderes.
    Und wenn er es nicht schafft... dann knöpfe ich mir den Söldner vor!
    Während sie Abyss hielt, traten die beiden Kontrahenten in den improvisierten Kampfplatz und dann begann das Duell...

    Während die Kämpfer ihre Waffen kreuzten, analysierte Claudette den Ablauf.
    Arian ist erfahren und hat gutes Rüstzeug. Er wird aus einer Defensive heraus agieren. Der Söldner ist eher leicht geschützt, dafür flink und mit der Kraft der geringen Jahreszahl an Leben. Also wird er Arian zusetzen und diesen versuchen zu zermürben... oder auf eine offene Stellung warten, um einen gezielten Treffer anzubringen. Ob Arian genug Kraft hat einen Kampf durchzustehen, der eventuell länger dauert?
    Und so kam es, wie sie es vorher gesagt hatte: Arian kämpfte mit der besseren Rüstung, der Söldner mit der flinkeren Bewaffnung und der Beweglichkeit. Es wog hin und her, Morgenstern gegen Äxte. Es wurde mehrmals haarscharf für die Kontrahenten und auch Claudette hielt sich nicht zurück, sondern warf einige Rufe dazwischen, die jedoch ungehört verhallten. Als Arian seinen Morgenstern verlor, war sie drauf und dran einzuschreiten, bis dieser seine magische Klinge zog und die Menge dies mit einem 'Wow' quittierte. Weiter ging es, einige Treffer wurden angebracht, bis Arian erwischt wurde.
    "NEIN..."
    Abyss schrie auf, nur um dann direkt von einer Ohnmacht umfangen zu werden. Claudette reagierte sofort und fing die kleine Elfe auf.
    "Verdammt! Arian... nicht so!"
    Während sie Abyss stabilisierte, schaute sie auch immer wieder, was geschah.
    "Jetzt hat der ihn!"
    Ein neben ihr stehender Mann machte sie auf die bedrohliche Lage aufmerksam.
    "Komm hoch! Komm schon! Für... Abyss!"
    "Für wen? Diese kleine Elfe? Was hat die-"
    Unter den brennenden Blick von Claudette schwieg der Mann, der jetzt wohl darüber nachdachte, was ihm selbst blühen könnte, würde er auch nur ein weiteres Wort sagen. Fast hätte sie deswegen verpasst, wie Arian sich gegen die Niederlage stemmte und es im letzten Moment schaffte, den Söldner zu besiegen.
    "JA!"
    Die Erleichterung war riesig. Doch währte nur kurz, als Arian auch zusammen brach.
    "Tse, sein Leben doch versch-"
    Weiter kam der Mann nicht, da eine Faust von Claudette ihm ins Gesicht flog, während sie mit der anderen Hand Abyss stützte. Ohne den umgehenden Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm sie die Elfe auf und ging Richtung Arian...

    "Medicus!"
    Clementine wie auch Emile waren herangetreten und sofort wurde nach einem Medicus gerufen. Claudette sah, dass sich Steapa der Wunde annahm. Er löste das Kettenhemd und presste dann Stoff fest auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
    "Felderfahrun´, Ma´!"
    Claudette nickte dankend, dass so schnell für Arian gesorgt wurde.
    "Alles in Ordnung mit der Kleinen?"
    Emile war an sie heran getreten.
    "Ja, nur bewusstlos ob der Schrecksekunde. Doch wenn sie hören wird, das Arian lebt, wird ihr das egal sein!"
    Der Templer wusste, was sie meinte. Derweil war jemand aufgetaucht, von dem sie annahm, dass es sich um den Medicus handelte. Er untersuchte den Krieger und befand, dass es nichts tödliches war. Dringend war jetzt die Wunde zu reinigen und zu verbinden, woraufhin die Kommandantin der Templer vorschlug, dass man Arian in ihre Kaserne bringe. Eine Trage war schnell herbeigeschafft und schließlich brachte man den Krieger in die Räumlichkeiten der Templer. Claudette trug Abyss und Emile und die Kommandantin gingen mit ihr.
    Gut, dass ihr überlebt habt, alter Krieger. Jetzt könnt ihr es eurem Sohn selbst mitteilen und Abyss mit eigenen Augen aufwachsen sehen...
    Önee-sama ist offline
  9. #69
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • verlockende Aussichten

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Es war ein angenehmer Ritt auf Trovao. Ihn schien es nicht zu kümmern, wie viele auf seinem Rücken saßen. Wobei die zwei Frauen auch nicht mit einem Mann unter Stahl und Eisen zu vergleichen waren. Bei dem Galopp entlang des Schlachtfeldes hatte Glandis etwas gesehen. Nur in einer Ahnung. Doch die Worte von Aril: „Die Erde nimmt es auf, nicht?“ Weckte ihn ihr eine Assoziation. Sie erinnerte sich an ihren Gang der Dunklen Brut entgegen. An das Abenteuer mit den Wölfen, den alten Mann mit der Ziege und an den Weg, auf das Schlachtfeld zurück, nach dem sie das Lager gewarnt hatte.

    Als dann Aril, etwas gedankenverloren am Eingang des aus seinen Angel gerissenen und verkohlten Tores sagte: „ Nun, wir werden es gleich herausfinden …“ nickte Glandis mit dem Kopf und hielt Aril fest am Arm. »Aril, ich glaube …« die Dalish unterbrach sich selbst, um ihre Aussage zu prüfen und sagte dann sehr bewusst: »… ich weiß, wie wir meinen Bogen suchen sollten. Bei dem Ritt erst habe ich den Kampfplatz gesehen und ich habe mich an so viele Dinge erinnert. Ich konnte das Lager warnen, bin aber dann zurück gegen die Dunkle Brut. Und als es dann nicht mehr ging mit dem Bogen muss ich ihn abgelegt haben. Es sollte schon in der Nähe des Kampfplatzes sein, aber mehr zum Lager hin. Denn von hier aus bin ich ja zurück.«

    Der Elfin war die Freude über den Gedächtnisgewinn sehr gut anzumerken. Sie sprühte förmlich vor Tatendrang. Sie lies Aril los und sagte: »Arl, lasse uns das Lager durchstöbern, deinen Bruder suchen, hier beginnen. Doch ich möchte so zurück, dass ich noch im Hellen zu dem Kampfplatz zu Fuß gehen kann. Dann werde ich meinen Bogen finden. Ja? Können wir das so machen.«

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (21.02.2015 um 09:23 Uhr) Grund: verlinkt
  10. #70
    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: P5ZGFpxJunbUdIw3Haesten_small.jpg]


    Die Begrüßung der Gäste des Lords fiel weit weniger freundlich aus, als man es von einem Adligen erwarten mochte. Haesten warf der untreuen Sklavin zornige Blicke zu, denn schon den ganzen Weg hatte sie sich auf beinahe arrogante Art und Weise von ihm abgewandt, nicht mit ihm gesprochen und ihre Worte nur an den Anführer der Berittenen, einen gewissen Finley, gerichtet. Sie waren gerade einmal ein paar Schritte im moderigen Innenhof dieses zerfallenen Steinhaufens, als Finley ihnen ein „Schweigt!“ zuwarf. Haesten wurde wütend. Wie konnte dieser Wurm es wagen, ihm einen Befehl zu erteilen? Egal welchem Herrn er diente, selbst wenn es die Kaiserin von Orlais persönlich wäre, es gab nur einen Menschen der Haesten Befehle erteilen konnte und das war er selbst!

    Haesten verstand jedoch schnell, dass es unklug war diesem Wurmschiss seinen Platz zuzuweisen, denn der erste Raum, in den der Reiter sie führte war eine einfache Kammer in der sich dicht an dicht bewaffnete Wachen drückten. Auf der rechten Seite des schmucklosen Raumes stand ein stabiler Eschenholztisch, hinter dem ein dicker Mann mit schütteren Haar und weiß-grauen Bart stand.

    Finley forderte Haesten, Rollo und Kjartan auf ihre Waffen abzulegen, was letzterer mit einem Knurren beantwortete, dass die Wachen ihre Speere fester umfassen ließ. Haesten schüttelte mit einem sanften Lächeln den Kopf, doch als Lucs bittenden Blick sah, verstand er erneut, dass dies der falsche Ort für Stolz und Prinzipientreue war. Wenn er Gold anstatt eiserner Klingen sehen wollte, sollte er besser Folge leisten. Er bezweifelte zwar nicht, dass er es mit dem Gesocks aufnehmen könne, doch wäre der Weg zum Schiff zu Fuß sicherlich kein Pappenstiel. Wiederwillig legte er also seine Waffen ab. Dann folgten sie, begleitet von einer bewaffneten Eskorte, Finley in den „Thronsaal“.

    Der Raum war hoch und lang und von unfassbarem Verfall gekennzeichnet. Die pockennarbigen Wände schälten ihre steinerne Haut, die sich dann in kleinen Häufchen an deren Fuße sammelte. Der von der Zeit glattgeschliffene Steinboden war mit einem mottenzerfessenen Teppich ausgelegt, der das langsame Sterben des Saales jedoch eher untermalte, als es zu verbergen. Die hohen, spitz zulaufenden Fenster hatten keine Gardinen und eisiger Wind pfiff durch das zerbrochene Glas. Doch war der Raum gut besucht. An den Wänden parallel zu dem ausgelegten, dunkelroten Teppich drängten sich Männer und im Halbdunkel hinter dem Thron konnte Haesten einige Frauen ausmachen, die sich schüchtern vor seinen Blicken verbargen. Aus der Masse um einen etwas zu groß geratenen Lesesessel trat ein Mann von gepflegtem Äußeren hervor.

    Das ist der Lord! Verbeugt euch!“, rief Finley gebietend. Sofort und mit kriecherischem Charakter fiel Luc auf die Knie und neigte tief ihr Haupt.
    Du kniest nur, wenn dein Herr es dir befiehlt!“, knurrte Kjartan Luc zu, doch diese schien ihn nicht zu hören. Zu viele Eindrücke prasselten auf sie ein. Haesten und seine Krieger verneigten sich nicht. Der Blonde schaute stattdessen den nun wütend dreiblickenden Finley an.
    Verbeugt euch!“, zischte dieser, doch Haesten schüttelte bestimmend den Kopf und raunte: „Wir verneigen uns vor niemandem…

    Den Lord schien dies nicht zu stören, denn er rief vergnügt aus: „Willkommen in meinem bescheidenen… Sommerhaus. Ich weiß, es ist nicht gerade in einem guten Zustand, doch ausreichend für die Verhandlungen, wegen denen wir hier sind“.
    Haesten nickte ihm anerkennend zu. „Ich danke euch, Lord, sagte er und betonte den Titel, den er nicht wirklich ernst nahm, besonders. Haesten war überrascht, als der Mann sofort nach Dienern schickte, um die „Gäste“ in ihre Gemächer zu führen. Was sollte der Mist? Haesten war hier um einen Preis zu verhandeln, die Sklaven vom Schiff zu holen, sein Gold einzusacken und heute Abend noch wieder auf See zu sein. Doch schienen sich seine Pläne nicht mit denen des Lords zu decken. Dieser winkte nun ein wirklich hübsches, junges Mädchen heran. Haesten schätze sie auf irgendwo zwischen fünfzehn und siebzehn Jahren. Mit einem Verweis auf das anstehende Abendmahl verließ der Lord seinen Thronsaal und ließ Haesten, der gerade zu einer Tirade von Fragen und Erklärungen ansetzten wollte, genervt zurück. Stattdessen bedeutete Luc dem Krieger nun, es ihr gleich zu tun und dem hübschen Mädchen zu folgen. Zähneknirschend ließ Haesten sich durch ein Wirrwarr von Gängen führen, die schwach beleuchtet waren und allesamt gleich aussahen. Haesten verstand nicht, wieso die Herrscher des Festlandes ihre Macht mit derlei komplizierten Bauwerken manifestieren mussten. In seiner Heimat waren die Häuser der Anführer, der Jarle, natürlich auch pompöser. Doch brauchten sie nicht diese hohen Gänge und dutzende Hallen aus Stein.

    Schließlich gelangten sie an ihr Ziel. Haesten hatte nachdem was er bisher vom Schloss kannte kein derlei pompöses Zimmer erwartet. Alles darin war übertrieben groß, bunt und verziert. Das Bett war mit rosenroter Seide bezogen und auf der dem Schlossinneren zugewandten Mauer prasselte ein einladender Kamin. Doch stand dort nur dieses eine Bett. Haesten, Luc und auch Kjartan und Rollo schauten die junge Dienstmagd fragend an, die nun merklich zu zittern anfing. Haesten konnte es ihr nicht verdenken, hatte Kjartan diese Wirkung doch auch durchaus auf gestandene Männer. Verängstigt erklärte sie, dass dies lediglich das Zimmer von „Mylady“, also von Luc war. Diese fragte sofort nach den Gemächern von Haesten, worauf die junge Millie ihr erklärte, dass dieser und seine Krieger im Ostflügel schlafen würden, also auf der entgegengesetzten Seite der Burg. Haesten schäumte vor Wut. Nicht nur, dass dieser dreiste Bastard von Lord ihn hier festhielt, nun trennte er ihn auch noch von seinem Eigentum. Zuerst überraschte Luc Haesten mit einem Funken von Loyalität, als sie darauf beharrte, bei ihm zu bleiben. Doch als das junge Ding den Tränen nahe war, da sie offenbar fürchtete ihren Herrn zu enttäuschen, stimmte sie letztlich zu. Bevor Milie die Krieger zu ihren Quartieren führte stoppte Haesten bei Luc.

    Seid bitte nicht grausam zu ihr. Wir werden das Missverständnis sicher mit dem Lord klären können“, bat diese. Haesten grinste bösartig.
    Zu ihr? Nein, wieso sollte ich? Aber ich rate dir, Sklavin, dass dieser Lord mit einen Batzen Gold hinlegt und dich am besten gleich hier behält! Denn ansonsten….
    Dieses dreiste Flittchen wagte es, in seinem Namen zu sprechen, Entscheidungen zu fällen, die er zu fällen hatte! Sie hatte ihn in diese Lage gebracht und nun verlangte sie auch noch, dass er sich nach ihr zu richten habe. Haesten war das Interesse des Lords an der Schwarzhaarigen durchaus aufgefallen und er hoffte auf einen reichen Gewinn. Anderenfalls hätte er die dreiste Sklavin sofort aus dem Burgfenster geworfen.
    Bevor Haesten das Zimmer letztlich verließ wandte er sich nochmals an Luc und sagte in bedrohlichem Tonfall: „Wenn du irgendetwas Dummes tust, Weib, dann schlage ich dir deinen hübschen Kopf ab und pflanze ihn auf meinen Bug, verstanden!?

    Haesten eilte schnell voran, seine schweren Stiefelschritte hallten durch die leergefegten Gänge, bis er schließlich die junge Millie erreichte. Sie wagte nicht, sich umzudrehen, als er sich in ihrem Rücken näherte, doch schrie sie erschrocken auf, als er ihren Haarschopf packte und sie ruckartig zu sich zog.

    Führ uns zu unserem Zimmer!, keifte er.
    Natürlich! Natürlich, Herr!“, brachte Millie ängstlich hervor, während die ersten Tränen des Schreckens und der Angst aus ihren Augen quollen und ihre Wangen hinunterglitten. Mitleid erfasste Haestens Herz und er ließ sie los, strich entschuldigend über ihre Frisur und murmelte ein: „Is schon gut, Kleine. Ich wollte nicht so grob zu dir sein.
    Milie schluchzte und sah zu Haesten. Dieser seufzte und wischte mit seinem Handrücken die Tränen von Millies Wangen.
    Na los, geh schon, sagte er in sanfterem Tonfall. Und Milie gehorchte.

    Haestens Raum war nicht annähernd so gut ausgestattet, wie Lucs. Er glich eher einer Kaserne. Zumindest glaubte Haesten das, war er doch noch nie in einer gewesen. Bei Überfällen fackelten sie die Kasernen immer als erstes ab. Millie schaute entschuldigend zu Boden. Haesten schickte sie fort, damit er seinen langsam wiederkehrenden Frust nicht doch an der Kleinen auslassen würde.

    Der Krieger hatte nicht viel Zeit sich zu überlegen, was als nächstes geschehen mochte. Zudem war er sowieso eher der spontane Mensch. Pläne schmieden war etwas für Strategen, nicht für Krieger… nicht für Männer! Männer finden eine Situation vor und reagieren darauf. Schon bald klopfte es an ihrer Tür und ein elfischer Dienstbote brachte die Drei zum Speisesaal. Dort angelangt fand Haesten sich in der Gesellschaft seiner Luc, die dicht bei dem in feinste Stoffe gekleideten Lord saß. Das Mahl war prächtig und widersprach allem, was Haesten bisher von der Gastfreundschaft dieses „Lords“ erfahren hatte. Es gab feinstes, mageres Fleisch, geräucherten Fisch, frischgebackenes Weizenbrot und helles Bier aus dem Landesinneren Fereldens. Luc langte sofort zu, allerdings eher zu den goldenen Karaffen, in denen sich roter Wein befand. Den ersten Becher leerte sie, ohne anzustoßen. Haesten und seine Männer begannen ungeachtet dessen, sich an den Speisen gütlich zu tun. Der Krieger musste zugeben, dass er schon lange nicht mehr derart Erlesenes genossen hatte. Im Laufe des Essens fragte der Lord schließlich: „Sagt mir eins, Kapitän. Wie seid Ihr an die Sklaven gekommen?“

    Haesten kaute gerade schmatzend auf einem Stück Entenkeule herum, als er antwortete: „Mhh, also Erstens heißt es nicht Kapitän sondern Jarl! Und Zweitens war das ganz leicht. Ich habe das Schiff geentert, auf denen die Weiber waren, habe die Wachen und deren alte Besitzer getötet und sie auf mein eigenes Schiff gebracht, erklärte er und fuchtelte untermalend mit dem blanken Knochen herum. Er grinste schurkisch. Dann nahm er einen weiteren Schluck aus seinem Bierkrug, rülpste laut und schaute dann erneut zu seinem Gastgeber.
    Und Ihr? Wie ist eigentlich euer Name? Sicherlich nicht nur >Lord<. Und seit wann kaufen Fereldener eigentlich Sklaven? Ich dachte in eurer kultivierten Gesellschaft sei dies verboten?

    Schließlich, zwei Laiber Brot und ein schönes Stück Jagdwurst lehnte sich Haesten nach vorne, schob das Geschirr von sich weg und schaute den Lord direkt an und begann mit ernsthafter Stimme zu sprechen:
    Kommen wir also zum Grund unseres Hierseins. Fereldens Gesetze kümmern mich nicht. Ich will nur mein Gold! Also ich bin bereit euch alle meine Sklavinnen zu verkaufen, inklusive meiner reizenden Begleiterin hier“, sagte Haesten und nickte zu Lucretia, die mittlerweile vier oder fünf Becher des Rotweins intus hatte.
    Doch solltet ihr mir ein angemessenes Angebot machen. Sobald wir uns einig sind, können eure Männer die Frauen von meinem Schiff holen!
    Haesten lehnte sich in seinen Stuhl zurück und öffnete gestikulierend die Arme.


    [Bild: Lucretia_Avatar.jpg]

    Dadurch, dass ich kaum aß und dafür um so mehr dem Wein zusprach, spürte ich schon bald dieses wohlige Gefühl der Schwerelosigkeit, die meine Glieder befiel. Es war mir höchst willkommen nach dem vorangegangenen Erlebnis. So störte es mich auch nicht sonderlich, dass der Krieger und seine beiden Gefährten, die ebenfalls mit am Tisch saßen, keine sonderlich appetitlichen Tischmanieren an den Tag legten. Wie aus weiter Entfernung bekam ich mit, als Haesten den Lord belehrte, dass er ein Jarl wäre – was auch immer das heißen mag und er brüstete sich damit, wie er das Schiff geentert und die Besatzung getötet hatte.

    „Und Ihr? Wie ist eigentlich euer Name? Sicherlich nicht nur >Lord<. Und seit wann kaufen Fereldener eigentlich Sklaven? Ich dachte in eurer kultivierten Gesellschaft sei dies verboten?“

    Nur mühsam nahm ich Bedeutung der Frage auf und so zwang ich mich, dem Geplänkel zu folgen. Der Lord lachte, seine Augen blieben jedoch kalt. „Natürlich ist mein Name nicht Lord, sondern mein Titel. Ich bin Lord Isaac Howe, Großneffe des Arl von Amaranthine. Und ja, es ist in Ferelden verboten, Sklaven zu kaufen.“ Damit blickte er zu mir, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es gab Momente, da verachtete ich, was ich war.

    Währenddessen hatte sich Haesten nicht beim Essen stören lassen. Nachdem er sich das letzte Stück Wurst in den Mund schob, lehnte er sich zurück und kam gleich zum Punkt: „Kommen wir also zum Grund unseres Hierseins. Fereldens Gesetze kümmern mich nicht. Ich will nur mein Gold! Also ich bin bereit euch alle meine Sklavinnen zu verkaufen, inklusive meiner reizenden Begleiterin hier“, sagte Haesten und nickte zu mir.

    „Doch solltet ihr mir ein angemessenes Angebot machen. Sobald wir uns einig sind, können eure Männer die Frauen von meinem Schiff holen!“

    „Ich glaube, ich war nicht deutlich genug. An Euren Sklavinnen habe ich kein Interesse. Ich habe nur an einer ganz besonderen Frau Interesse, die sich fälschlicher Weise in Eurem Besitz befindet. Da ich schon für sie bezahlt habe, habt Ihr sie widerrechtlich an Euch gebracht und ich mag es nicht, wenn man mir mein Eigentum stiehlt.“

    Bevor auch nur einer reagieren konnte, war der Lord schon aufgesprungen und drückte Haesten eine Klinge an die Kehle. Als ich aufblickte, sah ich, dass die Gefährten Haestens sich ebenfalls bewaffneten Männern gegenüber fanden.

    „Nein!“ ertönte da ein Schrei. Ich brauchte einen Moment, bevor ich begriffen hatte, dass der Schrei von mir war.

    „Nun, wie es aussieht, ist es Euer Glückstag. Ich werde Euch nicht töten. Vorerst.“ Der Lord hob seine Hand und kurz darauf kamen zwei Wachen. „Nehmt ihn mit und sperrt ihn ein. Seine Gefährten ebenfalls.“

    Nicht gerade zimperlich nahmen sie Haesten zwischen sich und bugsierten ihn zur Tür. Der Lord indes wandte sich nun mir zu. „Jetzt haben wir ausreichend Zeit, uns besser kennen zu lernen und zu sehen, ob du auch wirklich hältst, was Do Luca mir versprochen hat.“ Seine Finger wanderten fast zärtlich über mein Gesicht, dann packte er mich an den Haaren. Ein Wimmern entwich mir. Angst erfüllte mich. „Du bist jetzt lang genug an dem Tisch gesessen. Mach dich nützlich!“ Damit riss er mich vom Stuhl hoch und schleuderte mich auf den Boden. Er lachte dröhnend. Ihn nicht aus den Augen lassend, wich ich vor ihm zurück, doch er hatte schon das Interesse an mir verloren und wandte sich wieder den Männern zu.

    Eine Hand berührte mich und ich erstarrte vor Angst. Als ich mich panisch umschaute, beugte sich ein Mädchen über mich. Es war nicht älter als Millie. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. Wir gingen einen langen, dunklen Gang entlang, er war kalt und feucht. Er endete an einer schlichten Holztür. Das Mädchen öffnete die Tür und wir standen in einer riesigen Küche. Ein Feuer brannte im Herd und im Gegensatz zum Rest der Burg strahlte dieser Raum Gemütlichkeit aus. Hier befanden sich nur Frauen. Ein Teil von ihnen widmete sich dem Abwasch und die anderen schienen zu nähen oder auch nur Kleidungen auszubessern. Eine ältere Frau drehte sich zu mir um. „Willkommen, mein Kind! Komm, setz dich zu uns.“ Wortlos nahm ich auf einem einfachen Holzstuhl Platz. Ich wandte ich wieder dem Mädchen zu, welches mich her gebracht hatte: Was geschieht jetzt? Warum hat Lord Howe das getan, weißt du es? Und wo sind die Männer, mit denen ich her gekommen bin?“

    Es war die ältere Frau, die mir antwortete: „Man hat sie in den Kerker eingesperrt. Warum der Herr so etwas tut, weiß wohl nur er selbst. Aber das ist der Grund, warum sein Vater ihn hier auf diese Burg geschickt hat.“ Sie seufzte schwer, bevor sie fortfuhr: „Du bist ziemlich hübsch mein Kind. Bete zum Erbauer, dass der Herr trotzdem bald das Interesse an dir verliert.“

    „Euer Erbauer kann mir nicht helfen, denn Lusacan, mein Gott, hat mich auserwählt, genau sowas zu erdulden.“

    Aber eigentlich wollte ich nicht hier bleiben. Der Lord machte mir Angst. Ich musste mir nur überlegen, wie ich von hier fliehen könnte. Doch zuerst musste ich mich in mein Schicksal fügen. Als ich am Abend auf mein Zimmer ging, erfuhr ich, dass es eigentlich das Gemach des Lords war. Darauf hätte ich auch alleine kommen können. Wenigstens ließ er mich an diesem Abend weitgehendst in Ruhe, indem er keine außergewöhnlichen Spielereien verlangte. Meine Bitte jedoch, Haesten besuchen zu dürfen, schmetterte er ab. Ich blieb hartnäckig und wiederholte meine Bitte täglich aufs Neue.

    Mit den anderen Frauen kam ich gut aus, schnell hatten sie mich in ihr Herz geschlossen. Ich erfuhr, dass der Lord schon immer einen ausgeprägten Hang zur Grausamkeit hatte und sein Vater, der ein treuer Vasall seines Onkels war, ihn einfach nicht mehr in der Nähe haben wollte. Er hatte Angst, dass die gesamte Familie unter dem Verhalten litt. Das Gerede durfte man natürlich auch nicht außer Acht lassen.

    Besonders angefreundet hatte ich mich mit Millie, dem Mädchen, dass uns die Zimmer gezeigt hatte. Sie war gerade mal 15 Lenze und es hatte meinen Unmut erweckt, dass sogar sie schon dem Lord zu „Diensten“ sein musste. Ein Kind!

    Da ich ihm in den nächsten Tagen jede seiner speziellen Gelüste erfüllte und er mir zufrieden schien, willigte er schließlich ein und ich durfte in den Kerker. Ich hatte auch schon einen Plan ausgeheckt. In zwei Tagen würde der Lord mit einem Teil seiner Männer zur Jagd aufbrechen und an diesem Tag würde sich Millie zum Strand schleichen und versuchen, das Schiff von Haesten zu finden. Da die Burg nämlich nicht in der Nähe des Strandes lag, war es kein Wunder, dass die Männer sie noch nicht gefunden hatten.

    Was ich nicht bedacht hatte, war die Begleitung, mit der ich zu den Kerker geführt wurde. Wie sollte ich jetzt Haesten von meinem Plan zur Flucht erzählen? Und würde er mich überhaupt anhören? Als wir vor der Zelle standen, erschrak ich. So verwahrlost sahen die drei Männer aus! Ich hatte mich auch nicht in Haesten getäuscht, er gab mir die Schuld an allem! Da die Wache mir nicht von der Seite wich, hatte ich keine Chance, in der Sprache der Fereldener mit ihm zu sprechen. Daher versuchte ich es einfach auf orlaisianisch, in der Hoffnung, er oder einer seiner Männer würde mich verstehen.

    „Mein Herr, könnt Ihr mich verstehen?“
    Emerahl ist offline
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    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen

    [Bild: Lucretia_Avatar.jpg]

    Dadurch, dass ich kaum aß und dafür um so mehr dem Wein zusprach, spürte ich schon bald dieses wohlige Gefühl der Schwerelosigkeit, die meine Glieder befiel. Es war mir höchst willkommen nach dem vorangegangenen Erlebnis. So störte es mich auch nicht sonderlich, dass der Krieger und seine beiden Gefährten, die ebenfalls mit am Tisch saßen, keine sonderlich appetitlichen Tischmanieren an den Tag legten. Wie aus weiter Entfernung bekam ich mit, als Haesten den Lord belehrte, dass er ein Jarl wäre – was auch immer das heißen mag und er brüstete sich damit, wie er das Schiff geentert und die Besatzung getötet hatte.

    „Und Ihr? Wie ist eigentlich euer Name? Sicherlich nicht nur >Lord<. Und seit wann kaufen Fereldener eigentlich Sklaven? Ich dachte in eurer kultivierten Gesellschaft sei dies verboten?“

    Nur mühsam nahm ich Bedeutung der Frage auf und so zwang ich mich, dem Geplänkel zu folgen. Der Lord lachte, seine Augen blieben jedoch kalt. „Natürlich ist mein Name nicht Lord, sondern mein Titel. Ich bin Lord Isaac Howe, Großneffe des Arl von Amaranthine. Und ja, es ist in Ferelden verboten, Sklaven zu kaufen.“ Damit blickte er zu mir, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es gab Momente, da verachtete ich, was ich war.

    Währenddessen hatte sich Haesten nicht beim Essen stören lassen. Nachdem er sich das letzte Stück Wurst in den Mund schob, lehnte er sich zurück und kam gleich zum Punkt: „Kommen wir also zum Grund unseres Hierseins. Fereldens Gesetze kümmern mich nicht. Ich will nur mein Gold! Also ich bin bereit euch alle meine Sklavinnen zu verkaufen, inklusive meiner reizenden Begleiterin hier“, sagte Haesten und nickte zu mir.

    „Doch solltet ihr mir ein angemessenes Angebot machen. Sobald wir uns einig sind, können eure Männer die Frauen von meinem Schiff holen!“

    „Ich glaube, ich war nicht deutlich genug. An Euren Sklavinnen habe ich kein Interesse. Ich habe nur an einer ganz besonderen Frau Interesse, die sich fälschlicher Weise in Eurem Besitz befindet. Da ich schon für sie bezahlt habe, habt Ihr sie widerrechtlich an Euch gebracht und ich mag es nicht, wenn man mir mein Eigentum stiehlt.“

    Bevor auch nur einer reagieren konnte, war der Lord schon aufgesprungen und drückte Haesten eine Klinge an die Kehle. Als ich aufblickte, sah ich, dass die Gefährten Haestens sich ebenfalls bewaffneten Männern gegenüber fanden.

    „Nein!“ ertönte da ein Schrei. Ich brauchte einen Moment, bevor ich begriffen hatte, dass der Schrei von mir war.

    „Nun, wie es aussieht, ist es Euer Glückstag. Ich werde Euch nicht töten. Vorerst.“ Der Lord hob seine Hand und kurz darauf kamen zwei Wachen. „Nehmt ihn mit und sperrt ihn ein. Seine Gefährten ebenfalls.“

    Nicht gerade zimperlich nahmen sie Haesten zwischen sich und bugsierten ihn zur Tür. Der Lord indes wandte sich nun mir zu. „Jetzt haben wir ausreichend Zeit, uns besser kennen zu lernen und zu sehen, ob du auch wirklich hältst, was Do Luca mir versprochen hat.“ Seine Finger wanderten fast zärtlich über mein Gesicht, dann packte er mich an den Haaren. Ein Wimmern entwich mir. Angst erfüllte mich. „Du bist jetzt lang genug an dem Tisch gesessen. Mach dich nützlich!“ Damit riss er mich vom Stuhl hoch und schleuderte mich auf den Boden. Er lachte dröhnend. Ihn nicht aus den Augen lassend, wich ich vor ihm zurück, doch er hatte schon das Interesse an mir verloren und wandte sich wieder den Männern zu.

    Eine Hand berührte mich und ich erstarrte vor Angst. Als ich mich panisch umschaute, beugte sich ein Mädchen über mich. Es war nicht älter als Millie. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. Wir gingen einen langen, dunklen Gang entlang, er war kalt und feucht. Er endete an einer schlichten Holztür. Das Mädchen öffnete die Tür und wir standen in einer riesigen Küche. Ein Feuer brannte im Herd und im Gegensatz zum Rest der Burg strahlte dieser Raum Gemütlichkeit aus. Hier befanden sich nur Frauen. Ein Teil von ihnen widmete sich dem Abwasch und die anderen schienen zu nähen oder auch nur Kleidungen auszubessern. Eine ältere Frau drehte sich zu mir um. „Willkommen, mein Kind! Komm, setz dich zu uns.“ Wortlos nahm ich auf einem einfachen Holzstuhl Platz. Ich wandte ich wieder dem Mädchen zu, welches mich her gebracht hatte: Was geschieht jetzt? Warum hat Lord Howe das getan, weißt du es? Und wo sind die Männer, mit denen ich her gekommen bin?“

    Es war die ältere Frau, die mir antwortete: „Man hat sie in den Kerker eingesperrt. Warum der Herr so etwas tut, weiß wohl nur er selbst. Aber das ist der Grund, warum sein Vater ihn hier auf diese Burg geschickt hat.“ Sie seufzte schwer, bevor sie fortfuhr: „Du bist ziemlich hübsch mein Kind. Bete zum Erbauer, dass der Herr trotzdem bald das Interesse an dir verliert.“

    „Euer Erbauer kann mir nicht helfen, denn Lusacan, mein Gott, hat mich auserwählt, genau sowas zu erdulden.“

    Aber eigentlich wollte ich nicht hier bleiben. Der Lord machte mir Angst. Ich musste mir nur überlegen, wie ich von hier fliehen könnte. Doch zuerst musste ich mich in mein Schicksal fügen. Als ich am Abend auf mein Zimmer ging, erfuhr ich, dass es eigentlich das Gemach des Lords war. Darauf hätte ich auch alleine kommen können. Wenigstens ließ er mich an diesem Abend weitgehendst in Ruhe, indem er keine außergewöhnlichen Spielereien verlangte. Meine Bitte jedoch, Haesten besuchen zu dürfen, schmetterte er ab. Ich blieb hartnäckig und wiederholte meine Bitte täglich aufs Neue.

    Mit den anderen Frauen kam ich gut aus, schnell hatten sie mich in ihr Herz geschlossen. Ich erfuhr, dass der Lord schon immer einen ausgeprägten Hang zur Grausamkeit hatte und sein Vater, der ein treuer Vasall seines Onkels war, ihn einfach nicht mehr in der Nähe haben wollte. Er hatte Angst, dass die gesamte Familie unter dem Verhalten litt. Das Gerede durfte man natürlich auch nicht außer Acht lassen.

    Besonders angefreundet hatte ich mich mit Millie, dem Mädchen, dass uns die Zimmer gezeigt hatte. Sie war gerade mal 15 Lenze und es hatte meinen Unmut erweckt, dass sogar sie schon dem Lord zu „Diensten“ sein musste. Ein Kind!

    Da ich ihm in den nächsten Tagen jede seiner speziellen Gelüste erfüllte und er mir zufrieden schien, willigte er schließlich ein und ich durfte in den Kerker. Ich hatte auch schon einen Plan ausgeheckt. In zwei Tagen würde der Lord mit einem Teil seiner Männer zur Jagd aufbrechen und an diesem Tag würde sich Millie zum Strand schleichen und versuchen, das Schiff von Haesten zu finden. Da die Burg nämlich nicht in der Nähe des Strandes lag, war es kein Wunder, dass die Männer sie noch nicht gefunden hatten.

    Was ich nicht bedacht hatte, war die Begleitung, mit der ich zu den Kerker geführt wurde. Wie sollte ich jetzt Haesten von meinem Plan zur Flucht erzählen? Und würde er mich überhaupt anhören? Als wir vor der Zelle standen, erschrak ich. So verwahrlost sahen die drei Männer aus! Ich hatte mich auch nicht in Haesten getäuscht, er gab mir die Schuld an allem! Da die Wache mir nicht von der Seite wich, hatte ich keine Chance, in der Sprache der Fereldener mit ihm zu sprechen. Daher versuchte ich es einfach auf orlaisianisch, in der Hoffnung, er oder einer seiner Männer würde mich verstehen.

    „Mein Herr, könnt Ihr mich verstehen?“


    Haesten hatte geflucht und gedroht, als der komische Lord und seine Bastarde ihn, Kjartan und Rollo in den Kerker gebracht hatten. Er versprach diesem Howe einen wunderbar langsamen Tod für jeden Augenschlag, den Haesten in diesem verrottenden Gemäuer von Schloss tat und dass der Leichnam so lange an die Fische verfüttert werden würde, dass nicht mal die stinkende Hure von Mutter, die den Lord ausgeschissen hat, ihn wiederkennen würde. Das war so ziemlich genau der genutzte Wortlaut, wenngleich nicht sehr eloquent. Doch geholfen hatte es nichts und nun verrottete er schon drei lange Tage in diesem Rattenloch.
    Irgendwann ist wohl immer das erste Mal“, fluchte Haesten laut, als er sich den Kerker angesehen hatte, dessen Inneneinrichtung jeder Beschreibung spottete.

    Am dritten, trostlosen Tag, an dem die Wachen vorbeikamen um den Männern karge Rationen pisswarmen Wassers und steinharten Brotes zu bringen, dazu wenn es übrig geblieben war, zerkochtes Gemüse, wurden ihre Kerkermeister von einer Person begleitet, deren ungesehene Schönheit dieses Gefängnis wohl noch nie erblicken durfte.

    Eine Stimme drang an Haestens Ohr. Er hatte nicht aufgeschaut, als die Wachen die lange Treppe hinab watschelten, doch kam die Stimme bekannt vor. Allerdings konnte er die Worte nicht verstehen. Die geschwungenen Laute waren ganz klar orlaisianischer Natur. Doch Haesten kannte nur „Geld“, „Gnade“, „Angriff“ und ein paar weiterer, unnützer Worte die sich allesamt auf Dirnen oder alkoholische Getränke bezogen aus der privilegiertesten Sprache Thedas.
    Zu seiner Überraschung begann Kjartan mit seiner kratzigen Stimme zu antworten, die immer so unangenehm in den Ohren nachhalte. Als würde man Stahl über Stein ziehen. Die Männer rappelten sich auf und traten an das mit drei schweren Eisenstangen vergitterte Fenster. Da stand sie, Lucretia. Die junge Frau war allem Anschein nach nicht glücklich, schien sich sogar fast zu schämen dem Jarl unter die Augen zu treten, doch erging es ihr sichtlich besser, als den anderen Gefangenen. Ihre Wangen waren rosig und ihre Haare gekämmt. Ihre Kleidung fein und nicht diese stinkenden, zerlumpten Fetzten welche man ihnen gebracht hatte und die Haesten sich beharrlich weigerte anzulegen und daher splitternackt in seiner Zelle umherlief.

    Das du es tatsächlich wagst mich überhaupt noch anzusprechen, Miststück!“, fauchte er.
    Kjartan hatte inzwischen geantwortet, dass Haesten hier sei und ihr zuhören würde. Woher das Narbengesicht Orlaisianisch konnte war Haesten schleierhaft, doch hatte er sicherlich noch sehr viel Zeit ihn danach zu fragen

    Was wollt ihr?“, fragte Kjartan mit merklichem Akzent.
    Warte!“, brach es aus Haesten heraus. In sekundenbruchteilen hatte sich eine Idee entwickelt. Er zog Kjartan beiseite und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte und zusammen traten die Männer wieder ans Gitter. Kjartan begann: „Jarl Haesten ist bereit dir für deine Untreue zu vergeben, wenn du dich nun als würdig erweist! Öffnest du die Zelle und verschaffst und Waffen, ist er geneigt dich einfach hier zurückzulassen, anstatt dich für deine Taten zu Vierteilen. Welche Möglichkeiten stehen dir offen, Weib? Kannst du für Ablenkung sorgen, sobald du die Zellentür öffnest oder uns einen Schlüssel übergibst?“
    Lucretia schien ein wenig überrumpelt, denn scheinbar hatte sie das Gespräch suchen wollen.
    Kjartan beruhigte sie: „Wir wollen nicht, dass du die Zelle jetzt sofort öffnest, Mädchen! Denk doch nach! Das muss sorgfältig geplant sein. Also, was sind deine Möglichkeiten?“

    *

    Der Abend war angebrochen und Haesten, Rolle und Kjartan waren noch immer nicht zurück. Thorin wanderte nervös auf den Planken des Schiffes umher, den Blick stets auf den Wald gerichtet in dem sein Freund verschwunden war.

    Vielleicht dauern die Verhandlungen länger als gedacht?“, sagte der Zwerg Korta in dem Versuch den Schwarzhaarigen zu beruhigen. Dieser nickte stumm, gab dann aber zurück: „Wenn er bis Morgengrauen noch nicht wieder hier ist, ist etwas passiert! Er würde sein Schiff nie solange ohne Aufsicht lassen…“.
    „… er würde mich nie solange allein lassen“, flüsterte er an sich selbst gewandt. Doch die Sterne begannen ihre leuchtend helle Wanderung über den Nachthimmel, zerrissene Wolken eilten in aller Stille vorbei und hinterließen in Thorin das Gefühl, dass irgendetwas in der Welt gerade gehörig falsch lief.

    Die Sonne ging sehr rasch auf und erhellte den Himmel und die Länder Fereldens in freundlichster Art und Weise. Und noch immer waren dort kein Zeichen von Haesten und kein dröhnender Hornstoß, der seine Rückkehr ankündigte. Kein Reiter, der verkündete dass ihr Jarl noch länger auf dem Schloss bleiben würde… nichts. Der Sand unter Thorins stiefeln knirschte, als dieser von der Arya sprang und den Strand abschritt. Er trat an den Waldrand, legte die Hände wie einen Trichter an den Mund und brüllte laut: „Haaaaesteeeen!
    Keine Antwort. Er wiederholte den Vorgang so lange, bis sich eine Hand auf seine Schulter legte und die mittlerweile heisere Stimme zum Verstummen brachte. Es war Kari, deren Augen mit Tränen gefüllt waren, bereit jeden Moment loszubrechen.

    Glaubst du wirklich, dass da etwas nicht stimmt?“, fragte sie zittrig.
    Der Krieger atmete laut dann nickte er und sagte: „Er würde nicht einfach so wegbleiben… ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Das würde er nie tun! Niemals!“
    Karis Händedruck verstärkte sich.
    Dann ist er tot!“, sagte sie entschieden und nahm einen harten, wenngleich noch immer traurigen Gesichtsausdruck an.
    Wir sollten…“, begann sie, kam jedoch nicht weiter. Thorin packte sie am Hals und hob sie hoch.
    Gar nichts sollten wir! Er ist nicht tot, hast du das verstanden? Er ist nicht tot und ich werde ihn zurückholen!“

    Er hob die Elfe so weit vom Boden, dass ihre Füße auf Höhe seiner Knie zappelten. Thorins Augen füllten sich mit Tränen. Kari versuchte verzweifelt etwas zu entgegnen doch bekam sie kein Wort heraus. Ihre Hände packten Thorins Handgelenk, denn der Krieger brauchte nur seine Rechte um die zierliche Elfengestalt empor zuhalten. Sie wandte sich panisch während ihre grünen Augen versuchten das Schiff anzuschauen. Thorins Hand schloss sich fester um die Kehle der Rothaarigen und er brüllte: „Nein! Wir segeln nicht ohne ihn! Hast du das verstanden, Kari!? Wir bleiben und wir holen ihn zurück wenn es sein muss!“

    Karis Versuche Luft zu holen erstarben, während ihre Augen den Mann anflehten loszulassen. Doch Thorin war zu sehr damit beschäftigt, sich die eigenen Tränen aus dem Auge zu wischen und so zuckte Kari nur noch leicht. Ihr Körper kapitulierte vor der Stärke des Mannes. Thorin erschrak, als er sah, was er tat und ließ die Elfe urplötzlich los. Matt fiel der Körper zu Boden und regte sich nicht.

    Doch dann keuchte Kari und holte Luft, als wäre sie gerade den stürmischen Wellen des Meeres entkommen.
    Es… tut mir Leid…“, flüsterte sie tonlos, während sie sich Vorne überbeugte. Thorin sah auf die Elfe hinab und knirschte mit den Zähnen. Dann, ohne ein Wort zu sagen stapfte er über den Strand zurück und rief: „Männer, runter vom Schiff! Korta, nimmt dir zehn Männer und fälle ein paar Bäume! Leyf, du bringst Ausrüstung an Land, nimm dir dafür zwei Männer mit! Arn und Thorbjörn, ihr Zwei schafft dieses Weibsvolk da von Haestens Schiff! Und der Rest von euch: sucht die Umgebung fünfhundert Schritt in jede Richtung ab und erstattet mir dann Bericht!!!
    Er schaute die Krieger an, die sich nun langsam um ihn zu sammeln begannen.

    Wir errichten hier ein Lager, dafür brauchen wir Schutz! Barrieren und angespitzte Pfähle! Bei Nacht schieben wir die Arya vom Ufer weg, wenn es sein muss, doch wir bleiben hier bis Haesten zurückkehrt! Wenn er morgen noch nicht wieder hier ist, gehen wir ihn suchen!“
    Er könnte längst tot sein…“, meldete sich Vlaric zu Worte, ein ungeduldiger und blutrünstiger Antivaner, der sich Haesten schon vor langer Zeit angeschlossen hatte.

    Thorin trat nahe an ihn heran und zischte: „Und was dann? Wer soll mit seinem Schiff segeln und Beute machen? Du etwas, Vlaric?“

    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.
    Ich finde wir sollten nicht zu viel Zeit verschwenden. Vielleicht sollten wir auch die Meinung der anderen hören“, erwiderte Vlaric angriffslustig. „Immerhin bist du genau so wenig Schiffsführer wie ich“.
    Sehen das alle so?“, fragte Thorin laut in die Runde, aus der sich ein unterschwelliges Murmeln erhob.

    Ich fragte, ob das alle so sehen?“, wiederholte Thorin nun lauter.
    Thorin, jetzt lass den Sch…“, begann Vlaric. Ein Zischen durchschnitt die Luft und noch im selben Augenblick krachte Thorins Schwert in Vlarics Schädel und spaltete den Mann bis zum Hals und noch tief bis in den Brustkorb hinein. Vlarcis Blut spritze auf und besudelte Thorins Gesicht, der nun sein Schwert auf der überrascht dreinschauenden, gespaltenen Fratze des Sterbenden zog und sich zu den anderen umdrehte.

    OB DAS ALLE SO SEHEN, FRAGE ICH!?“, donnerte er, Haare und Gesicht in dem rubinroten Schimmer frischen Blutes getaucht, während das klebrige Rot die Schneide seines Schwertes herunter kroch und lange, dickflüssige Fäden zog.
    Die Mannschaft blieb still.

    Wir warten auf Haesten!“
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen

    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Der nächste Morgen verlief so friedlich wie bisher seit sie in diese Stadt gekommen waren. Jedoch hing eine drückende Aura in der Luft, etwas, das schwer zu fassen war, aber die Anwesenden dennoch belastete. Das spürten auch die Zwillinge und gaben sich noch umgänglicher gegenüber Claudette, als sie es ohnehin taten.
    Sie wissen, dass ich in Gedanken abgelenkt bin... und verhalten sich dementsprechend.
    Die Kriegerin half schweigend den Kindern bei deren Morgentoilette, ehe sie sich selbst fertig machte und die kleine Gruppe zum Speisesaal auf brach...

    Auch das Essen verlief in beinahe schon erdrückendem Schweigen. Chilo und Orphania verhielten sich weiterhin ruhig, sahen sich mehrmals nach den Erwachsenen um, ohne jedoch typisch kindliche Fragen zu stellen.
    Für Orphania mit ihrer Art muss das Ganze eine Belastung sein... irgendwie. Wie kann ich ihr aber erklären, was sich bald abspielen wird und im schlimmsten Fall das Ergebnis davon ist? Ich meine, Arian ist nicht ihre erste Bezugsperson und sie kennt ihn so wie mich ja auch erst seit einigen Tagen. Und dennoch steht unsere Gruppe an einem Scheideweg! Einen der nicht plötzlich auftaucht wie diese Werwölfe, nein, einen, den wir kommen sehen...
    Sie musterte die Kinder abwechselnd aus den Augenwinkeln.
    Chilo... für ihn ist diese Ruhe nichts ungewöhnliches. Wobei ich, wenn auch erst ansatzweise, mitbekommen habe, da ist mehr, als der normale Beobachter vermuten würde. Und dann... Emile's Angebot, den Jungen betreffend. Ich muss mir wirklich Gedanken darum machen...
    Sie seufzte leise.
    Was nicht so leicht ist, wenn ich meine eigene familiäre Situation bedenke. Wo ist Leina? Wohin will sie diesmal? Was wird Vater tun? Eine Belohnung für denjenigen, der sie zurück bringt? Beim Erbauer, es wird genug geben, die Leina eher in Stücken zurück bringen als im Ganzen!
    Sie sah es vor sich, wie die gröberen der Kopfgeldjäger sowas handhaben würden: Mit Gewalt ihre jüngere Halbschwester einfangen und wenn diese sich wehrte - Eine Hand oder einen Fuß abtrennen! Es würde zwar mächtigen Ärger mit ihrem Vater bedeuten, doch was war das schon im Hinblick auf eine stattliche Belohnung?
    Verdammt seien die Umstände, dass ich Ferelden nicht selbst nach ihr absuchen kann! Ich bete, dass Elina losgezogen ist und unsere Schwester als erstes findet... denn alles andere bereitet mir Sorgen!
    Dann ein schneller Blick auf ihren Reisegefährten.
    Und die wichtigste Frage: Was erwartet uns heute nach dem Gottesurteil? Arian, wenn es nicht so wichtig wäre und ihr nicht all eure Kraft benötigen würdet... ich wäre in diesem Augenblick aufgesprungen und hätte euch so lange verprügelt, bis ihr gar nicht mehr in der Lage wärt, diesen Schwachsinn an Duell mitzumachen! Und wenn diese Ratte an Söldner sich dann um seine Satisfaktion gebracht fühlte, hätte ich ihm mit meinem Schwert so viel Satisfaktion gegeben, bis man ihn in kleinen Streifen von der Straße kratzen müsste!
    So aß sie weiter und durch all die Ablenkung an Problemen, unternahm auch sie keinen Versuch, die Stimmung aufzuhellen...

    Werdet Ihr mit uns in die Kirche kommen, Ser Arian?“
    Ich fürchte dazu bleibt mir wenig Zeit. Der Mittag rückt schnell näher. Ich muss noch meine Rüstung holen und… noch ein paar Dinge erledigen.
    Und Ihr, Lady Vance?“
    Nach dem Essen befragte Emile sie, ob jemand gedenke, ihn in die Kirche zu begleiten. Um sich abzulenken, bejahte Claudette dies spontan und Emile nahm es mit einer leichten Kopfbewegung zur Kenntnis. So verabschiedete sie sich kurz von Arian und folgte dann dem Templer zusammen mit den Kindern zur Kirche...

    "Nun, Lady Vance-"
    "Claudette. Es soll in einem Gotteshaus mein Vorname genügen, so wir doch alle gleich vor dem Erbauer sind!"
    Emile schien überrascht, doch die Rothaarige wischte das lächelnd beiseite.
    "Seht es mir nach, dass ich... weniger nach Konformitäten und Protokollen mich bewege. Zudem... heute liegt mein Haupt schwer ob der bevorstehenden Dinge."
    "Natürlich... Claudette."
    Emile lächelte zurück, doch seinen Augen sah man an, dass ihre Worte sehr wohl die Tragweite ihrer Gedanken übermitteltet hatten. Sie nahm die Geste verständnisvoll an und trat dann mit dem Templer und den Kindern an einen Altar.
    "Nun, ich denke, ein ruhiges Gebet, um neue Kraft zu schöpfen, wäre jetzt eine wohl überlegte Tat. Und vielleicht möchten ja auch die Kinder eine Zwiesprache mit dem Erbauer halten."
    Chilo schien nicht so recht zu wissen, was er davon halten sollte, doch Orphania gewann genug Selbstvertrauen, um die Stille zu durchbrechen.
    "D-der Erbauer? Kann er... dafür sorgen, dass Arian nichts geschieht?"
    "Orphania!?"
    "Nicht doch, nicht doch. Schon gut."
    Emile beruhigte alle mit wissendem Ausdruck.
    "Die Kleine ist noch ein Kind und weiß noch nicht alles, was in der Welt geschieht. Und selbst wir Erwachsenen sollten uns niemals erdreisten, anzunehmen, wirklich alles zu wissen. Schon gar nicht die Wege unseres Herrn."
    "Äh..."
    Claudette wusste, das es an der Zeit war, so offen, wie nur möglich zu sein. Also nahm sie die Kinder an die Hand und begann zu erklären.
    "Chilo, Orphania. Arian wird heute etwas wichtiges machen müssen. Dabei geht es um eine Frage, die nur vom Erbauer beantwortet werden kann. Und um zu sehen, welche Antwort denn von unserem Herrn kommt, duelliert er sich mit diesem anderen... Kerl."
    Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, mögliche Beleidigungen zu umschiffen.
    "Der Gewinner wird vom Erbauer ausgesucht und somit die Antwort geben. Und das bedeutet, dass auch wir das zu akzeptieren haben."
    "Und was... passiert, wenn Arian verliert?"
    Da Chilo die Frage stellte, war mal wieder jeder für eine Sekunde verblüfft.
    "Nun, auch dann hat der Erbauer ein Urteil gefällt. Keine Sorge, ich bleibe euch erhalten, egal, was heute geschieht. Und damit uns auch Arian erhalten bleibt und mit ihm Abyss, sollten wir den Erbauer um Beistand im Gebet für die Wahrheit bitten."
    "Hm... okay."
    Claudette wollte das Gespräch weg von den schweren Gedanken einer Niederlage von Arian ziehen und Emile schien ihr mit einem Nicken Respekt für diese Entscheidung zu zollen. Jedenfalls half er den kleinen dabei, eine gute Gebetsposition einzunehmen und auch Claudette sank auf die Knie.
    Erbauer, auch wenn gepredigt wird, du hättest die Menschheit verlassen ob unserer Sünden, so beten wir dennoch zu dir, in der Hoffnung, dass du unsere Bitten erhörst. Und so wende ich mich heute mit der Bitte an dich, dass du auf Arian Acht geben sollst! Er mag töricht gehandelt haben, doch wenn ihr wirklich ein Auge auf den Kampf werft und den Grund, warum dieser zustande kam, dann wisst ihr, welche Antwort die Richtige ist!
    Sie atmete langsam ein und aus.
    Auch erbitte ich euren Schutz für meine Schwestern, besonders in Zeiten wie diesen, wo sich eine von ihnen... auf ihrem Weg verirrt hat. Welchen Weg sie auch suchen mag, so hoffe ich, ihr vermögt ihr einen sicheren aufzuzeigen.
    Kurz huschte eine alte Erinnerung durch ihren Kopf, dann betete sie weiter.
    Und zu guter Letzt erbitte ich selbst Rat bei einer Entscheidung, die ich für ein Kind baldmöglichst treffen sollte. Es geht um den Knaben hier vor eurem Altar, dem ein Angebot vorliegt, in eure Dienste als Templer zu treten. Es ist schwer für mich, da eine Entscheidung zu fällen, kenne ich ihn doch auch erst seit einigen Tagen. Und dennoch ist er mir ans Herz gewachsen und so hoffe ich, ihr könnt mir wenigstens eine Richtung für den Jungen weisen...
    Claudette hatte heute volle Montur angelegt, was eigentlich in ihrem Falle nur bedeutete, dass sie halt auch den Umhang wieder trug und ihren mächtigen Zweihänder dabei hatte. Denn sie riss die Augen auf, schaute den Altar grimmig an und begann zu flüstern.
    "Und sollten euch die Probleme eurer Geschöpfe egal sein und auch der Ausgang dieses leidlichen Duells... dann ersucht Gande bei eurer Gemahlin Andraste, denn ich werde sie nicht zeigen, sollte meine Zeit kommen und ich meine letzte Reise antreten, um euch gegenüber zu stehen!"
    "Sagtet ihr etwas?"
    "Nur etwas vages Richtung Erbauer."
    Claudette erhob sich und auch die Kinder standen wieder auf.
    "Emile... was euer Angebot angeht. Ich denke, ihr wisst, dass ich noch nicht wirklich ob der Ereignisse darüber nachdenken konnte."
    "Natürlich. Lasst euch Zeit und wartet erst ab, was heute noch geschehen wird. Ich bin hier, falls ihr etwas braucht."
    "Ich danke euch. Ich denke, ich verabschiede mich erstmal zu einem kleinen Spaziergang mit den Kindern."
    "Gewiss doch."

    Die Kriegerin schlenderte eine Zeit lang planlos durch die Stadt - planlos für einen Außenstehenden. Denn während die Kinder tatsächlich dachten, sie vertrete sich nur die Füße und überlege dabei, suchte Claudette systematisch die Straßen ab.
    Wieder kein Anzeichen!
    Sie blickte sich ein paar mal um, nahm dann wieder Schritt auf und ging zur nächsten Straße. Sie wusste, den Söldner hier zu finden entbahrte jeder Wahrscheinlichkeit, dazu hatte sie die Kinder dabei. Diese ließen sie zwar größtmöglich in Ruhe und sahen sich lieber nach neuen Dingen in der Stadt um, die sie noch nicht gesehen hatten. Dennoch musste Claudette immer wieder stehen bleiben, teils etwas erklären oder auch einfach nur schauen, was die Zwei gerade taten.
    So finde ich ihn erst recht nicht! Und Arian hat keine Zeit mehr... Aber wem mache ich etwas vor. Sollte ich ihn finden, was dann? Ihn töten, während die Kinder anwesend sind? Sie fortschicken und alleine weiter suchen? Und falls ich ihn töte, er war ersucht für ein Gottesduell - was wird aus mir? Und dadurch aus den Kindern?
    Etwas entnervt, aber irgendwo auch erleichtert, dass sie den Söldner nicht gefunden hatte, gab sie die Suche auf und widmete sich jetzt wieder hingebungsvoll den beiden Elfenkindern...

    Während diese gerade an einem Baum spielten, kam Arian vorbei und winkte sie heran. Sie spürte die verhängnisvolle Atmosphäre mit einem Schlag wiederkehren, sagte aber nichts und ließ stattdessen den Krieger sich etwas Luft verschaffen.
    Kommandantin Mayhem hat mir angeboten sie aufzunehmen, falls… Nun ja, ich glaube nicht, dass sie das wollen würde. Beim Erbauer…
    Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht was sie will! Ich schätze, sie will nicht, dass ich sterbe aber…
    Ich habe zu eifrig reagiert. Es war dumm dem Gerichtskampf zuzusagen. Wäre ich dreißig Jahre jünger, dann würde ich nicht hier stehen und dies zugeben aber… ich glaube ich werde zu alt für das ganze Kämpfen und schlachten“.
    Doch ich habe akzeptiert. Es ist das Gesetz des Königs. Ich will nicht, dass Abyss alleine zurückbleibt, deshalb…,
    Er zog zwei Dokumente hervor.
    Dieses hier setzt die Kleine als meine Erbin ein und als mein legitimes Kind. Ich bitte Euch, unterstützt Abyss mit dem Erbe. Sie ist doch noch ein kleines Kind… Vielleicht hat die Brut aber auch schon alles verschlungen, dann… ich trage einen Schlüssel bei mir. Er öffnet die Familiengruft in der einige Schätze liegen. Auch sie gehören dann Abyss. Ihr habt Euch mein Vertrauen verdient, daher sage ich es euch. Der Schlüssel liegt bei den anderen Wertsachen. Sollte ich fallen, nehmt ihn an euch und verwahrt ihn gut!
    Arian überreichte Claudette den einen Umschlag. Dann wog er den anderen in der Hand.
    Dieser hier ist für meinen Sohn… ich weiß nicht, wie er darauf reagieren wird. Er ist ein guter Mann, schätze ich, doch sehr enttäuscht von mir. Der Brief… soll ihm zeigen, dass ich dennoch an ihn dachte, auch wenn er vermutlich mit Recht erbost darüber sein wird, dass Abyss alles erbt. Doch er ist ein gemachter Mann und vereidigter Ritter und Ehemann einer wohlhabenden Arlessa. Abyss braucht mein Erbe dringender“.
    So hatte Arian entschieden und so stand er auch dazu.
    In dem Brief bitte ich Ihn außerdem, sich um Abyss zu kümmern. Sollte er dies ausschlagen…,
    Er stockte.
    Hoffen wir einfach, dass er es nicht ausschlägt“.
    Claudette nahm den Brief zögernd entgegen.
    Ich glaube, es wird Zeit… ich werde… ich will noch mit Abyss reden.
    "Arian!"
    Claudette hielt ihn zurück.
    "Ich... will nicht wieder von dieser Torheit anfangen zu reden. Es ist jetzt nunmal so, wie es ist. Daran werden wir nichts mehr ändern können. Aber was eure Bitte betrifft. Ja, ich werde Abyss unterstützen, wie ich nur kann, darauf mein Ehrenwort als Kriegerin!"
    Sie nahm bewusst das Ehrenwort einer Kriegerin und nicht einer Adligen, denn Arian musste sie mittlerweile soweit einschätzen können, um zu wissen, was ihr wichtiger war.
    "Was auch kommen mag, ihr kennt mich mittlerweile genug, um zu wissen, wie ernst ich es meine. Abyss wird Hilfe von mir erhalten. Und auch euren Sohn werde ich aufsuchen. Und ihm von dem Arian erzählen, den zu Treffen ich das Vergnügen hatte!"
    Ich weiß nicht, was zwischen eurem Sohn und euch war, aber ich will verdammt sein, wenn er sich nicht wenigstens anhört, was ich über euch zu berichten habe - und wenn ich es ihm mit meinen Fäusten einbläuen muss!
    Sie gab ihm einen Kriegerehrengruß, den er erwiderte und sich dann verabschiedete.
    "C-claudette?"
    Orphania sprach sie vorsichtig von der Seite an.
    "Schon gut, meine Kleine, schon gut. Lass uns gehen und über etwas anderes reden."

    Sie kehrte mit den Kindern zurück und ließ diese sich ein wenig auf dem Zimmer ausruhen, während sie selbst nochmals kurz in den Speisesaal wollte. Als sie an Abyss Zimmer vorbei kam, wurde sie von dieser mit einem Ruf aufgehalten.
    Claudette!
    Glaubt Ihr, Arian wird sterben?
    Claudette antwortete nicht sofort, sondern seufzte nur. Das reichte Abyss als Antwort und wieder rannen Tränen über ihr Gesicht.
    Wenn…“,Betest du Auch mit mir?
    "Abyss..."
    Claudette betrat das Zimmer.
    "Hör mir zu, ja? Was auch immer geschieht, der Erbauer wacht über Arian. Er wird... das richtige tun."
    "Arian sterben zu lassen?"
    Die Kriegerin nahm eine Hand von Abyss.
    "Vertraust du Arian? Vertraust du ihm wirklich?"
    Abyss mochte erst 13 Jahre alt sein, doch erkannte sie die Schwere in Claudette's Worten.
    "Ja... ich vertraue ihm. Aber-"
    "Dann soll ihm das Genügen!"
    Claudette wollte eigentlich nicht barsch erscheinen, auf der anderen Seite wollte sie, dass Abyss an Arian glaubte.
    "Wenn du wirklich an ihn glaubst, wird er es wissen und Alles geben. Mehr kannst du von ihm nicht verlangen."
    "Aber ich will nicht, dass er wegen mir stirbt! Glaube hin oder her, Vertrauen hin oder her, er wird-"
    "Nicht sterben! Abyss, ich weiß, es ist eine schwere Last für dich. Aber ich habe mit Arian gesprochen. Er... er liebt euch wie ein eigenes Kind und wird das nicht wegwerfen, versprochen! Und nun lass uns beten, ja?"
    Abyss schien, als wolle sie noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber und nahm das Gebetsbuch. Sie schlug es auf und begann daraus zu zitieren und auch Claudette gab sich allem Anschein nach dem Gebet hin. Dem Anschein nach.
    Arian, da ich dem Erbauer schon gedroht habe... wenn es so kommt, dass ihr Abyss alleine durch diese Torheit zurück lasst, dann werde ich auch euch aufsuchen, wenn ich meine letzte Reise antrete. Und das wollt ihr nicht!
    Sie wusste nicht, ob sie sich selbst beruhigen wollte oder hoffte, dass neben Gebeten auch ihre Drohungen etwas am Verlauf zu Gunsten ihrer kleinen Gemeinschaft verändern würden. Dennoch hatte sie sie in Gedanken verschickt, wenn sie so schon keinen Einfluss auf das Geschehen hatte. Dann bemerkte sie, wie die Worte von Abyss verstummt waren und öffnete wieder ihre Augen. Das Tränen verschmierte Gesicht der Elfe war ein Anblick, der ihr Herz erweichte und ohne weitere Worte nahm sie Abyss in ihre Arme und hielt sie einfach nur eine Zeit lang, was diese ohne Widerstand geschehen ließ...

    "Claudette? Was wird heute geschehen?"
    Chilo fragte zaghaft als er mit der Kriegerin alleine im zimmer war. Claudette hatte Orphania ausgesandt, ein wenig Obst zu holen.
    "Der Erbauer wird für Gerechtigkeit sorgen!"
    Ich wünschte, das wäre auch meine volle Überzeugung...

    "Wird Arian siegen?"
    "Ja, davon bin ich überzeugt."
    "Wirklich? Ich meine... du klingst nicht... so."
    Sie war baff. War es einfach nur eine kindliche Frage? War es geraten? Oder hatte Chilo ihre Unsicherheit ob des Ausgangs wirklich bemerkt? Sie vermochte es nicht zu sagen und in die folgende Stille hinein schwieg auch der Elf mit etwas roten Wangen, da er sich wohl schämte, sie so direkt darauf angesprochen zu haben.
    "Das... hast du wohl gut erkannt."
    Sie legte Chilo eine Hand auf die Schulter.
    "Chilo, was auch immer passiert, ich bin für dich da. Und für deine Schwester. Merke dir das."
    Der Kleine nickte eifrig.
    "Was den Kampf angeht, ich vertraue Arian und ihr vertraut mir. Deswegen macht euch keine Sorgen. Ihr werdet hier bleiben, bis ich zurück bin, versprecht mir das! Und du vor allem, dass du deine Schwester beschützt!"
    "J-ja Claudette."
    "Gut!"
    Sie überlegte kurz, dann sprach sie weiter.
    "Chilo, während ihr wartet, möchte ich, dass du über etwas nachdenkst. Ich möchte, dass du sehr genau überlegst, wie es wäre... ein Leben als Kämpfer für Gerechtigkeit zu führen! Gegen das Böse zu kämpfen! Zum Wohle deiner Schwester!"
    Sie vermied es bewusst, die Templer explizit zu erwähnen. Sie wollte einfach, dass er darüber nachdachte, ein Leben als Kämpfer zu führen. Was auch eine Trennung von seiner Schwester bedeuten würde.
    "Ich... ich-"
    "Immer langsam! Ich weiß, dass ist viel auf einmal. Nimm dir die Zeit darüber nachzudenken, während ich jetzt zu Arians Kampf aufbreche."
    "Worüber soll er nachdenken?"
    Orphania war zurückgekehrt und hatte ein paar Äpfel und Birnen dabei.
    "Das kann er dir gleich selbst erklären."
    Sie zwinkerte den Beiden zu und wollte sich gerade verabschieden, ehe sie sich noch schnell dazu entschloss das Obst zu zerteilen - was schnell ging, als sie die Früchte auf einen Schrank legte und insgesamt 6-mal schnell ihr Schwert schwang, auf das die Kinder mit offenen Mündern sie anstarrten.
    "So, ihr bleibt hier bis ich zurück bin. Und wie ihr gerade gesehen habt, kann die gute Claudette das ein oder andere... also habt keine Angst, mir fällt schon noch was ein."
    Dann zog sie los, dabei überhaupt nicht so sicher wie sie vorgab, zu sein...

    Auf dem Weg zum Kampfplatz traf sie auf Abyss. Ihr erster Gedanke war, sie wegzuscheuchen, wenn es sein müsse, doch irgendwie glaubte sie auch es wäre ein zusätzlicher Ansporn, wenn Arian vor seinen Augen hätte, um was es denn ging. Gewiss, es könnte auch nach hinten losgehen, doch war da auch der Gedanke, dass Abyss es wohl niemals verziehen hätte, wenn sie heute nicht dabei sein durfte. Und so nahm sie die Elfe an der Hand, beide schweigend dreinblickend. Bis Abyss mit einem Händedruck signalisierte, dass sie mit wollte und Claudette sich wieder in Bewegung setzte...

    Der Kampfplatz war direkt an der Kirche und es hatte sich schon eine schaulustige Menge gebildet. Der großen Frau, bewaffnet mit einem Zweihänder, machte man jedoch nach kurzem Blick sofort Platz, denn niemand verspürte den drang ihr etwas zu verwehren. Und was sie wollte, war klar: Einen Platz direkt am Rand der Stelle des Duells! Sie ließ ihren Blick wandern und begann sogleich Pläne zu schmieden, von denen sie wusste, dass sie absurd waren.
    6 Wachen. Speere und Schilde. Genug, um mit den Schaulustigen fertig zu werden. Nicht mobil genug, sollte ich vorstürmen und das Schwein an Söldner hier und jetzt erschlagen.
    Sie sah, wie Arian sich näherte und betrachtete gleichzeitig den Söldner. Sie hielt ihn für fähig, würde aber nach eigener Überzeugung mit ihm fertig werden.
    Und was dann? Mit der kompletten Stadt anlegen? Flucht? Was ist mit den Kindern? Wie sicher ist Abyss bei einem solchen Tumult?
    Sie hatte einfach genug an Personen, die auf sie angewiesen waren. Und selbst wenn sie hier alleine gewesen wäre, so war es immer noch ein völlig durchgeknallter Gedanke, sich mit einer ganzen Stadt anzulegen. Und trotzdem machte ein Teil von ihr weiter mit den Plänen. Auch als ein Herold hervor trat und den Kampf mit dessen Zeugen ankündigte: Steapa kannte sie bereits. Den Bürgermeister tat sie als windiges Wiesel ab und der Kirchenbruder vervollständigte das Bild. Bis sie aus ihren Gedanken gerissen wurde.
    Mylords und Ladies!“, rief Arian.
    Ich möchte hiermit bekannt geben, dass ich nicht selbst streiten werde! Ich wähle einen Kempen. Leutnant Emile du Chateau vom Orden der Templer!
    Endlich! Er macht endlich das, was die Situation erfordert!
    Claudette war erleichtert. Wie es auch ausgehen mochte, Arian würde Abyss erhalten bleiben. Da spielte eine eventuell verlorene Ehre nur eine äußerst geringe Rolle. Doch wieder erwarten wendete sich ein weiteres mal das Blatt, als der Bürgermeister die Entscheidung für nichtig erklärte.
    "Verdammtes Wiesel!"
    Sie konnte von Glück sagen, dass ihr geflüsterter Ausdruck im Gemurmel der Menge unterging.
    Ob Schmiergeld geflossen ist? Gibt es solche Bestimmungen? Was wird hier gespielt?
    Sie überlegte fieberhaft, ob alles mit rechten Dingen zu ging. Ja kurz sann sie darüber nach, Thunderclap zu nehmen und dem Bürgermeister das schwere Schwert einfach in seine fette Visage zu werfen. Doch auch das war ein Plan den sie nicht ausführen sollte. Denn durch ihre Unaufmerksamkeit rannte Abyss zu Arian und es entstand eine rührende Szene, bei der man glauben konnte, sie nahmen Abschied voneinander. Bis Abyss wieder bei ihr war.
    "Wird Arian es schaffen?"
    "Ja, das wird er."
    Sie klang hohl und nicht überzeugend, dafür schwor sie sich etwas anderes.
    Und wenn er es nicht schafft... dann knöpfe ich mir den Söldner vor!
    Während sie Abyss hielt, traten die beiden Kontrahenten in den improvisierten Kampfplatz und dann begann das Duell...

    Während die Kämpfer ihre Waffen kreuzten, analysierte Claudette den Ablauf.
    Arian ist erfahren und hat gutes Rüstzeug. Er wird aus einer Defensive heraus agieren. Der Söldner ist eher leicht geschützt, dafür flink und mit der Kraft der geringen Jahreszahl an Leben. Also wird er Arian zusetzen und diesen versuchen zu zermürben... oder auf eine offene Stellung warten, um einen gezielten Treffer anzubringen. Ob Arian genug Kraft hat einen Kampf durchzustehen, der eventuell länger dauert?
    Und so kam es, wie sie es vorher gesagt hatte: Arian kämpfte mit der besseren Rüstung, der Söldner mit der flinkeren Bewaffnung und der Beweglichkeit. Es wog hin und her, Morgenstern gegen Äxte. Es wurde mehrmals haarscharf für die Kontrahenten und auch Claudette hielt sich nicht zurück, sondern warf einige Rufe dazwischen, die jedoch ungehört verhallten. Als Arian seinen Morgenstern verlor, war sie drauf und dran einzuschreiten, bis dieser seine magische Klinge zog und die Menge dies mit einem 'Wow' quittierte. Weiter ging es, einige Treffer wurden angebracht, bis Arian erwischt wurde.
    "NEIN..."
    Abyss schrie auf, nur um dann direkt von einer Ohnmacht umfangen zu werden. Claudette reagierte sofort und fing die kleine Elfe auf.
    "Verdammt! Arian... nicht so!"
    Während sie Abyss stabilisierte, schaute sie auch immer wieder, was geschah.
    "Jetzt hat der ihn!"
    Ein neben ihr stehender Mann machte sie auf die bedrohliche Lage aufmerksam.
    "Komm hoch! Komm schon! Für... Abyss!"
    "Für wen? Diese kleine Elfe? Was hat die-"
    Unter den brennenden Blick von Claudette schwieg der Mann, der jetzt wohl darüber nachdachte, was ihm selbst blühen könnte, würde er auch nur ein weiteres Wort sagen. Fast hätte sie deswegen verpasst, wie Arian sich gegen die Niederlage stemmte und es im letzten Moment schaffte, den Söldner zu besiegen.
    "JA!"
    Die Erleichterung war riesig. Doch währte nur kurz, als Arian auch zusammen brach.
    "Tse, sein Leben doch versch-"
    Weiter kam der Mann nicht, da eine Faust von Claudette ihm ins Gesicht flog, während sie mit der anderen Hand Abyss stützte. Ohne den umgehenden Mann eines weiteren Blickes zu würdigen, nahm sie die Elfe auf und ging Richtung Arian...

    "Medicus!"
    Clementine wie auch Emile waren herangetreten und sofort wurde nach einem Medicus gerufen. Claudette sah, dass sich Steapa der Wunde annahm. Er löste das Kettenhemd und presste dann Stoff fest auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.
    "Felderfahrun´, Ma´!"
    Claudette nickte dankend, dass so schnell für Arian gesorgt wurde.
    "Alles in Ordnung mit der Kleinen?"
    Emile war an sie heran getreten.
    "Ja, nur bewusstlos ob der Schrecksekunde. Doch wenn sie hören wird, das Arian lebt, wird ihr das egal sein!"
    Der Templer wusste, was sie meinte. Derweil war jemand aufgetaucht, von dem sie annahm, dass es sich um den Medicus handelte. Er untersuchte den Krieger und befand, dass es nichts tödliches war. Dringend war jetzt die Wunde zu reinigen und zu verbinden, woraufhin die Kommandantin der Templer vorschlug, dass man Arian in ihre Kaserne bringe. Eine Trage war schnell herbeigeschafft und schließlich brachte man den Krieger in die Räumlichkeiten der Templer. Claudette trug Abyss und Emile und die Kommandantin gingen mit ihr.
    Gut, dass ihr überlebt habt, alter Krieger. Jetzt könnt ihr es eurem Sohn selbst mitteilen und Abyss mit eigenen Augen aufwachsen sehen...


    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    Abyss schlug die Augen auf. Sie fühlte sich benommen und kraftlos und die ersten Sekunden nach ihrem Erwachen auf eine schrecklich abstrakte Art verlassen und hilflos. Zudem begann ihr Herz so stark in der Brust zu schlagen, dass sie Angst hätte es würde gleich zerspringen, doch war ihr der Grund dafür noch schleierhaft. Gedanken fluteten ihren Kopf und plötzlich erinnerte sie sich an die letzten Augenblicke vor der gnädigen Umarmung der Ohnmacht.

    Arian?“, fragte sie, ohne jemanden zu sehen, den Blick der braunen Augen starr an die von Holzbalken verschränkte Zimmerdecke geheftet. Sie hörte Stimmengewirr zu ihrer Rechten und hastige Bewegungen, doch war das Bett in dem sie lag von einem breiten Rand gesäumt, der ihrem tiefliegenden Kopf nicht die Möglichkeit gab, darüber hinweg zu blicken. Also erhob sie sich ein Stück und sofort erfasste sie Schwindel. Kraftlos und mit einem lauten „Ufff“ fiel sie zurück auf die unbequem harte Strohmatratze, deren Halme sie durch ihr Kleidchen malträtierten und fiese, kleine rote Punkte auf der weißen Elfenhaut hinterließen die barbarisch zu jucken begannen.

    Arian…“, flüsterte sie erneut. Doch anstatt des Kriegers tauchte ein anderes, ihr unbekanntes Gesicht auf. Ein Mann, dessen älteres Gesicht pockennarbig war und eine riesige, knollenartige Nase beherbergte. Auf seinem Kopf saß eine seltsam zylindrische Haube von gold-roter Farbe.
    Abyss schrie ängstlich auf, denn das fremde Gesicht war dem ihren unheimlich nahe und die Elfe roch den unangenehmen Atem des Mannes. Also schrie sie schrill auf, konnte sie sich doch nicht weiter in das Bett verkriechen. Sofort tauchten mehr Gesichter auf, während der Grund für den Anfall sie mit zischendem „Shhhht!“ zu beruhigen versuchte. Aybss verstummte jedoch, als auch das hübsche Gesicht von Kommandantin Mayhem auftauchte und ihr beruhigend zuflüsterte: „Es ist alles gut, meine Liebe! Du bist im Hospital“.

    Wo ist Arian? Wo ist Claudette?, fragte Abyss leise jedoch etwas ruhiger.
    Sie sind beide hier“, antwortete Mayhem ehrlich, lag Arian doch nur zwei Zimmer weiter, während Claudette sicherlich schon auf dem Weg in Abyss Zimmer war. Ersteres Detail verschwieg Clementine der kleinen Elfe jedoch vorerst. Schon hörte man lautes Poltern und Abyss setzte sich, diesmal mit Hilfe der Kommandantin auf. Claudette stürzte in den Raum, die Hand an ihr Schwert gelegt. Als sie sah, dass es der Elfe gut ging und ihr Schrei wohl nur aus der ersten Angst herausgekommen war, ließ sie die Hand sinken und schaute erleichtert drein. Ein Mann, der ein paar Betten neben Abyss lag, zuckte beim Anblick der Rothaarigen zusammen und hielt sich schnell die Hände an den Kiefer. Abyss konnte erkennen, dass dieser bandagiert war und die Kriegerin sich einem strengen Kopfschütteln des Pockengesichts unterziehen musste.
    Was ist passiert? Lebt Arian also?
    Ja, er hat den Kampf gewonnen. Aber er wurde… verwundet“, erklärte Mayhem, was Abyss ein entsetztes Gesicht ziehen ließ.
    V-verwundet?“, wiederholte sie, gerade so als hätten ihre spitzen Ohren das Wort falsch verstanden. Clementine nickte, setzte jedoch sofort nach und sagte: „Aber keine Sorge. Er wird überleben! Der Medicus“, sie deutete auf den Knollennasigen „tut alles in seiner Macht stehende! Und er ist ein weiser und fähiger Heiler“.

    Der Mann schaute leicht verlegen drein, zog die Kommandantin dann jedoch von Abyss Bett weg und murmelte besorgniserregend. Abyss war jedoch noch zu schwach um sich ohne die Hilfe von Clementine lange aufrecht zu halten und ließ sich erschöpft ins Bett gleiten.
    Claudette…, hauchte sie. „Ich bin so froh, dass Ihr hier seid!
    Und das war sie ehrlich, wie ihr Gesichtsausdruck verriet. Zwar war sie vormals eher verängstig gewesen, doch seit dem vergangenem Erlebnis versprach Claudettes Anwesenheit Sicherheit und eine gewisse Geborgenheit. Ich kenne sie, ihr kann ich vertrauen.

    Claudette war offensichtlich erleichtert, dass Abyss keinen bleibenden Schaden erlitten hatte und nickte ihr dankend zu, während sie die Elfe warmherzig begutachtete. Dennoch war sich Abyss sicher, dass Claudette auch froh war, dass sie sie nicht als weitere Last mitnehmen musste. Die kleine Elfe mochte jung sein, aber nicht dumm. Sie wusste, dass sie zum Beispiel Arian mehr Scherereien einbrachte, als sie für die kleine Gemeinschaft beitragen konnte. Kinder waren immer eine Belastung und Abyss beschloss daher, auf ihrer picksenden Matratze liegend, nie selbst welche zu haben. Bevor Claudette sich von dem Bett abwandte, da eine Stimme aus dem Dunkel nach ihr rief, stoppte Abyss die Kriegerin.
    Claudette! Danke, dass ihr mit mir gebetet habt. Ich glaube der Erbauer hat uns erhört“.
    Sie sagte dies mit solcher Inbrunst, dass kein Zweifel daran blieb, dass sie dies wirklich glaubte.

    *

    Ich habe die Wunde soweit ich kann versorgt. Der Schlagdorn hat seine Innereien nicht zerfetzt, jedoch ihnen ordentlich zugesetzt. Die Haut und die Muskeln werden heilen, doch müssen wir einen Trank herstellen, der von innen heraus wirkt. Ohne diesen Trank, welcher die inneren Häute widerstandfähig macht, könnte es sein, dass er bleibende Schäden erleidet und nie wieder gehen kann. Manchmal sterben bei solchen Wunden die Beine ab und seltener entzündet sich die Wunde dann innerlich und der Verwundete stirbt an Fieber. Doch das ist der schlimmste Fall und sollte nicht eintreten. Dennoch halte ich es für notwendig diesen Trank herzustellen!“, erklärte der Medicus nachdem sich Claudette und Clementine bei ihm eingefunden hatte. Er stand vor der geschlossenen Holztür zu Arians Krankenzimmer, in dem der Krieger in ein weißes Nachthemd gesteckt und noch immer ohne Bewusstsein ruhte.
    Clementine nickte leicht.

    „Dann müssen wir diesen Trank brauen!“, sagte sie entschieden.
    Ich kenne die Formel, doch fehlen mir dafür die Ingredienzen…“, erwiderte der Medicus.
    Dann werden wir diese halt besorgen!, schaltete sich Claudette ungeduldig ein, während Clementine unterstützend nickte.

    Der Medicus nickte zum Zeichen verstanden zu haben und verschwand in einer unaufgeräumten Kammer voller bunter Gefäße und Gläser. Er klirrte und knisterte im Inneren, dann kam er wieder heraus und reichte Claudette eine ausgefranste und mit der Zeit vergilbte Pergamentrolle.

    Hier stehen alle benötigten Reagenzien drauf“, sagte er und warf einen prüfenden Blick auf das Rezept.
    Hmm… Elfenwurzel und Steinpilze habe ich auf Lager…“.
    Er schaute wissentlich drein, als er die Liste dann losließ und sie Claudettes Fingern übergab. Clementine schaute der Kriegerin über die Schulter, bzw. schaute an dieser vorbei auf die Liste und las laut vor:
    Nachtschatten, weißer Germer (vorsicht: sehr giftig), Lavendel, Leber einer Wildnug, unbearbeitetes Wilderz und Baumharz

    Sie hob eine ihrer dicken, schwarzen Augenbrauen und sah Claudette zweifelnd an.
    Glaubt Ihr, das finden wir alles?“
    Ihr sowieso nicht, Kommandantin!“, drang da eine Stimme an ihr Ohr. Die zwei Frauen wandten sich um und sahen Emile auf sie zu stiefeln.
    Ihr solltet hier bleiben und euch um eure Templer kümmern, Mylady! Ich jedoch werde Lady Vance mit Freude begleite, so sie es wünscht“ eröffnete er pathetisch. Ein jugendliches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
    Bitte schlagt mir meinen Wunsch nicht ab. Ich konnte schon nicht für Ser Arian streiten, dann lasst mich wenigstens helfen, ihn zu heilen!“
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  13. #73
    Ritter Avatar von Khardim
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Befehle“, antwortete Kilian kurz. Er war nicht erpicht darauf seine Verfehlung mit einer Magierin und der darauffolgenden Versetzung ins Exil mit Rafael oder dem jungen Cedric zu teilen, obgleich er nicht wusste, ob Letzterer es nicht schon bereits vernommen hatte. Ser Robert wusste es, schwieg aber respektvoll und wenn Cedric Kenntnis von Kilians Vergangenheit hatte, so hatte er bisher nicht den Mut dazu aufbringen können, das Thema anzuschneiden.
    Plötzlich fragte sich Kilian, wieso er Rafael überhaupt angesprochen und nach den Marschen gefragt hatte. Hatte der Templer wirklich gedacht so vielleicht an Neuigkeiten über seine Geliebte und das Kind zu kommen? War es wirklich klug die Wunde aufzureißen? Zudem gab der Magier an, kaum Kenntnisse über das Leben außerhalb des Zirkels zu haben. Nicht einmal von Kirkwall wusste er etwas zu berichten.

    Kilian zögerte eine Frage hinaus, während er einen angekokelten Ast auflas, der halb aus dem Feuer ragte und mit diesem im Flammenmeer zu seinen Füßen stocherte. Die Hitze des Feuers erwärmte die gepanzerten Elemente seiner Rüstung und die Schnallen, welche die Armschienen am Handgelenk befestigt hielten, begannen auf der Haut zu glühen. Rasch zog Kilian die Hand vom Feuer, warf den Ast vollends hinein und fragte ohne Rafael anzuschauen: „Gehen viele Magier aus dem Zirkel Kirkwalls fort? Oder kommen auch manchmal… welche aus den anderen Zirkeln zu ihm?
    Sein Herz begann stärker zu pochen, nachdem er die Frage gestellt hatte. Er wusste nicht, was er sich von der Antwort erhoffte, oder was er mit ihr anfangen sollte. Doch zu einer Antwort kam es nicht.

    Du zauberndes Stück Hundekott!“

    Die am Feuer Sitzenden wandten sich um. Eke kam wütend auf Rafael zu, zeigte mit dem Finger auf ihn und fluchte nur so, dass die Spucke flog. Hinter ihm eilten ein paar der Wachen, darunter auch der junge Mannek, der aufgelöst und entschuldigend zugleich dreinschaute und in Ekes Schimpftiraden reinredete: „Ich hab nicht gesagt, dass Ihr betrogen habt, Rafael, ehrlich!“
    Eke wischte Wort und Mann unwirsch beiseite und baute sich vor Rafael auf, der sich ebenso wie die anderen Beiden erhoben hatte. Cedric stellte sich solidarisch neben ihn, den Streithammer noch immer in der Hand und jetzt mit festem Griff umschlossen.

    Du meinst du kannst ehrliche Männer ihres Geldes berauben? Wo du herkommst mag das vielleicht gehen, du Wurmschiss, aber hier verlieren Diebe ihre Hand! Was hast du gemacht? Hast du ihn verhext ist es das? Mannek ist einer der besten Kartenspieler den ich kenne und ein daher gekrochener Marschenabschaum wird wohl kaum ohne miese Tricks gewinnen können!“
    Scheinbar hatte sich der Offizier über Rafael informiert, doch konnte der Seitenhieb auch auf Kilians Herkunft gemeint sein. Dieser trat nun in Ekes Sichtfeld und versperrte ihm den Blick auf Rafael.
    Es wird kein Glückspiel mehr geben, verkündete er autoritär. Er sah Eke an, dessen Nasenflügel noch immer gewaltig zitterten.
    Wäre die Sache damit geklärt?, sprach Kilian, als ob es ihm lästig sei, zu reden.
    Der Bastard soll Mannek sein Geld wiedergeben und Entschädigung zahlen! Ich verlange Satisfaktion!“
    Kilian schnaubte.
    Satisfaktion? Das ist ein hoch gewähltes Wort für derlei Bagatellen!“ Er sah Mannek an und fragte: „Siehst du das auch wie dein Anführer hier? Willst du dein Geld zurück, dass du beim Glücksspiel verloren hast? Willst du Wiedergutmachung oder…“, er schaute Eke mit durchdringendem Blick an und knurrte: „...Satisfaktion?
    Der junge Soldat schüttelte den Kopf so verneinend, dass Kilian es sogar aus den Augenwinkeln sehen konnte.
    Gut! Dann zurück auf eure Posten!, wies er an. Geschäftiges Klirren und Knatschen breitete sich aus, als sich die Wachen, welche die Szene angespannt verfolgt hatten, sich umkehrten und zurück auf die gewohnten Plätze gehen wollten, doch Eke unterbrach sie dabei.
    Nein! Ihr Templer seid offenbar die Stiefellecker der Magier, doch hier herrscht ein anderes Gesetz!

    Er tat einen Schritt an Kilian vorbei, während seine Hand sein Schwert berührte. Kilian stieß ihn kräftig beiseite, sodass Eke strauchelte, sich jedoch noch fing und den Templer voller Wut anschaute. Dieser griff nun selbst an den Griff seines Schwertes.
    Wollt Ihr das wirklich tun?“, brüllte Eke ihn an. Sein Wesen hatte einen Anflug des Wahnsinns in sich aufgenommen, der ihn nun rasch den Kopf zu den perplex dreinschauenden Soldaten, dem Magier, Kilian, wieder den Soldaten und wieder Kilian schauen ließ.
    Wenn ich muss, antwortete der Hauptmann ruhig.
    Eke sah den Templer lange und abschätzend an, dann wich das Wilde aus seinem Blick, er nahm Finger vom Schwertgriff und hob sie entwaffnend in die Höhe.
    Schon gut! Ich habe schon verstanden…“
    Ohne einen weiteren Blick zu Rafael oder Cedric stapfte er davon, während er leise Flüche vor sich hinmurmelte.

    Kilian bebte innerlich. Ihm war klar gewesen, dass eine Konfrontation mit Eke unvermeidlich gewesen war, doch hatte er gehofft dies bis mindestens zur Hälfte der Reise hätte hinauszögern können. Der Streit würde nun wie ein drohender Schatten über ihnen hängen und dem Soldaten gewiss noch mehr Anlass zu Feindseligkeiten liefern. Vielleicht wäre es schlauer ein Exempel zu statuieren, Eke solange zu reizen bis er einem Kampf zustimmte und ihn dann zu erschlagen. Kilian wog die Optionen ab, war jedoch zu müde um jetzt eine Entscheidung zu fällen. Er konnte diese auch noch Morgen treffen und da der Abend nahte ging er zu Cedric und Rafael und teilte diesen mit:
    Cedric, ich gehe jetzt Schlafen. Zünde eine der Zeitkerzen an und geh beim vierten Strich ins Bett. Solange hältst du Wache! Wecke mich, wenn du dich schlafen legst!

    Der Rekrut nickte, huschte zu seinem Pferd und zog eine dicke, aber kurze weiße Kerze hervor.In die wachserne Oberfläche der Kerze waren in regelmäßigen Abstand Kerben geritzt worden.
    Ihr könnt euch Schlafen legen, wann immer ihr möchtet, sagte Kilian an Rafael gewandt.
    Kilian hatte die Wache so eingeteilt, dass Cedric bis zum Anbruch der Nacht wachen würde, dann Kilian selbst und zuletzt schließlich Robert. Um der Wahrscheinlichkeit entgegen zu wirken, bei seiner Wache vor Müdigkeit in Unachtsamkeit zu verfallen, ging Kilian schon jetzt ins Zelt, legte sein Wehrgehänge ab und legte sich auf die dünne Matratze. Mit seiner Dalishdecke, die er einst einem Clan abkaufte, deckte er sich zu. Sofort umfing ihn wohlige Wärme und schon bald dämmerte er davon.

    Cedric sah Rafael an, den Streithammer behutsam in den Schoss gelegt, als hätte er Angst er wäre aus Glas und könne jeden Moment zerbrechen. Kilian hatte die Waffe anscheinend vergessen und Cedric hütete sie nun wie seinen Augapfel.
    Glaubt ihr, wir werden noch Schwierigkeiten mit diesem Soldaten bekommen?“
    D
    ann seufzte er schwermütig.
    Schade, dass Kartenspielen jetzt verboten ist… ich hätte gerne von Euch gelernt, Herr“.
    Mit einem wiederum schnell wechselnden Lächeln, welches das Bedauern in seinem Gesicht sofort löschte sagte er jedoch: „Danke übrigens, dass Ihr mich nicht an den Hauptmann verraten habt. Ich glaube er findet Gerede über Weiber nicht so interessant wie ich“.
    Er zwinkerte Rafael zu. Offenbar erwartete er eine weitere, schlüpfrige Geschichte um die nun langsam um sich greifende Kälte der Nacht zumindest etwas verdrängen zu können.

    [Bild: Rafael_2.jpg]Auch wenn Kilian nicht weiter nach den Marschen oder Kirkwall fragte, so hatte Refael doch das Gefühl, dass der Templer Heimweh hatte. Er starrte gedankenverloren ins Feuer, das außer ihnen die Gesichter von einigen der Soldaten beleuchtete. Der Magier war sich sicher, dass sein Gesprächspartner sich auf Befehl ohne ein Wort der Klage auch ins Imperium oder die Tiefen Wege hätte versetzen lassen, doch merkte man ihm an, dass er lieber wieder in der Heimat wäre. Vermutlich fehlte ihm der strikt organisierte Alltag in Starkhaven und wenn sich Rafael im Augenwinkel den Haufen besah, mit dem der Templer nun unterwegs war, konnte er es ihm kaum verübeln. Zwar hatten sich die Soldaten bisher keines Vergehens schuldig gemacht, doch war der Unterschied zwischen ihnen und den drei Templern derart himmelschreiend, dass sich der Magier nicht vorstellen konnte, dass sie Kilians Vorstellungen von einer angemessenen Eskorte für einen widerspenstigen Magier entsprachen.
    Während der Hauptmann weiter in sich und die Flammen versunken schwieg sah Rafael kurz zu dem Elfen, der nach wie vor gefesselt am Rande des Lagers saß und ununterbrochen bewacht wurde. Er würdigte niemanden eines Blickes und war bewegungslos wie Mahnmal, doch zweifelte der Magier nicht daran, dass er bei der ersten Gelegenheit einen weiteren Fluchtversuch unternehmen oder noch dümmere Ideen umsetzen würde.

    Gehen viele Magier aus dem Zirkel Kirkwalls fort? Oder kommen auch manchmal… welche aus den anderen Zirkeln zu ihm?“, fragte Kilian unvermittelt, hatte aber weiterhin nur Augen für das Feuer.
    ,,Klar, der jährliche Schüleraustausch erfreut sich grade seit Meredith das Kommando hat wachsender Beliebtheit!'', dachte Rafael bei sich und setzte grade zu einer richtigen, etwas diplomatischeren Antwort an als der Anführer der Soldaten fluchend von der anderen Seite des Lagers herüberkam und offenbar auf Ärger aus war:
    „Du zauberndes Stück Hundekot!“
    Während die anderen Männer ihre Gespräche unterbrachen und zu ihrem Vorgesetzten blickten erhoben sich Rafael und die Templer nahezu gleichzeitig. Rafael, weil er Schlägereien lieber im Stehen begann, die beiden anderen vermutlich weil sie sich durch ihren Auftrag irgendwie für den Magier verantwortlich fühlten. Rafaels Hand fuhr reflexartig in seine Manteltasche und ergriff seinen Schlagring. Nicht nur beim Kartenspielen kam in der Regel gut ohne Magie über die Runden.
    „Du meinst du kannst ehrliche Männer ihres Geldes berauben? Wo du herkommst mag das vielleicht gehen, du Wurmschiss, aber hier verlieren Diebe ihre Hand! Was hast du gemacht? Hast du ihn verhext ist es das? Mannek ist einer der besten Kartenspieler den ich kenne und ein daher gekrochener Marschenabschaum wird wohl kaum ohne miese Tricks gewinnen können!“, zeterte der Mann weiter und baute sich groß vor Rafael auf. Zugegebenermaßen hatte er vollkommen Recht, aber das würde ihm der Magier niemals zugestehen. Hinter dem Soldaten, grade am Rande des Feuerscheins, erkannte er, dass der inzwischen auch der Gefangene zum Spektakel herüberblickte. Rafaels Griff um den Schlagring wurde fester.
    Es wird kein Glückspiel mehr geben. Wäre die Sache damit geklärt? Kilian schritt ein bevor sich die Lage noch weiter zuspitzen konnte. Was sich dann entwickelte war ein typischer Machtkampf zwischen zwei Charakteren, die keine Widerworte gewohnt waren: Rüstungen schepperten, Drohungen und Beleidigungen wurden ausgetauscht und es hätte Rafael nicht gewundert, wenn die beiden angefangen hätten, sich auf der Brust herumzutrommeln um ihren Führungsanspruch durchzusetzen. Der Magier gab nebenbei Mannek, der seinem tobenden Vorgesetzten kleinlaut gefolgt war mit einer Geste zu verstehen, dass er keinen Groll gegen ihn hegte und zog die Hand wieder aus seiner Manteltasche.
    Schlussendlich behielt der Templer wie zu erwarten war die Oberhand und der Besiegte zog den Schwanz ein und trollte sich. Rafael seufzte innerlich. Die nächste Auseinandersetzung war auch ohne Kartenspiel unausweichlich und vermutlich würde das nächste Mal Blut fließen.
    Nachdem Kilian Cedric einige Befehle für die Nacht gegeben hatte zog auch er davon um sich nieder zu legen und ließ seinen Rekruten mit Rafael allein am Feuer zurück. Bei den Soldaten war auch wieder Ruhe eingekehrt und nur leise Gesprächsfetzen huschten durch das kleine Lager inmitten der Dunkelheit. Von dem Anführer war keine Spur mehr zu sehen, entweder hatte er sich auch in sein Zelt verkrochen um seine Wunden zu lecken oder schmiedete irgendwo außerhalb des Feuerscheins seine Ränke.
    „Glaubt ihr, wir werden noch Schwierigkeiten mit diesem Soldaten bekommen?“, fragte Cedric während er weiter Kilians Streithammer in der Hand wog.
    ,,Jep.'', erwiderte Rafael knapp. Er wusste es, Cedric wusste es und Rafael wusste, dass Cedric es wusste: Es war nur eine Frage der Zeit bis es wieder Ärger geben würde und die Reise war noch lang.
    ,,Schade, dass Kartenspielen jetzt verboten ist… ich hätte gerne von Euch gelernt, Herr. Danke übrigens, dass Ihr mich nicht an den Hauptmann verraten habt. Ich glaube er findet Gerede über Weiber nicht so interessant wie ich“., fuhr Cedric weiter fort und ließ sich von Rafaels Einsilbigkeit nicht entmutigen. Das verschwörerische Zwinkern, das er dem Magier bei den letzten Worten zuwarf gab ihm weitere Informationen über den Hauptmann. Nicht das es ihn interessiert oder gar gestört hätte, an wem oder was Kilian Interesse fand. An Cedrics Begeisterung für das andere Geschlecht bestand jedoch gewiss kein Zweifel und Rafael schmunzelte innerlich über seine Besessenheit mit Geschichten über Frauen, die er vermutlich niemals zu Gesicht bekommen würde.
    ,,Gerede über Frauen, Cedric. Ich erzähle keine Geschichten über Weiber sondern über Frauen. Weiber findest Du jederzeit überall, aber glaube mir, was Du suchst sind Frauen.'', sprach Rafael mit einem geheimnisvollen Unterton, der sofort das Interesse des jungen Templers weckte. ,,Pass auf, wir machen folgendes: Wenn wir beide wohlbehalten im Zirkel ankommen findet sich bestimmt eine Gelegenheit für ein paar Runden Sündenfall, dann bringe ich Dir das Wichtigste bei. Jetzt werde ich mich aber ins Zelt begeben, denn wenn ich Dir noch mehr über die schönen Seiten Kirkwalls erzähle kannst Du nachher nicht mehr auf dem Bauch schlafen.'' Der Magier erhob sich mit einer schwungvollen Bewegung, streckte Beine und Rücken durch und bückte sich dann noch einmal um die Pfeife aufzuheben, die er bei der Auseinandersetzung mit dem Soldaten fallen gelassen hatte. Er klopfte schnell die Asche aus dem Kopf und machte sich dann auf zum Zelt, das er mit Cedric teilen würde.
    ,,Ach übrigens,'', rief er dem Templer zu, der schon wieder dazu übergegangen war der Waffe seines Hauptmanns liebevolle Blicke zu schenken, ,,wenn ich morgen nackt und mit Schmerzen im Arsch aufwachen sollte, schläfst Du für den Rest der Reise draußen, klar?''
    Anstatt wie üblich zu erröten setzte Cedric ein schiefes Grinsen auf und machte eine Geste die nicht weniger obszön war als Rafaels Drohung. Auch wenn er sich dabei kurz umsah, ob sein Hauptmann in Sichtweite war, hatte Rafael doch das Gefühl, dass der Junge auf einem guten Weg war.
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    [Bild: Rafael_2.jpg]Auch wenn Kilian nicht weiter nach den Marschen oder Kirkwall fragte, so hatte Refael doch das Gefühl, dass der Templer Heimweh hatte. Er starrte gedankenverloren ins Feuer, das außer ihnen die Gesichter von einigen der Soldaten beleuchtete. Der Magier war sich sicher, dass sein Gesprächspartner sich auf Befehl ohne ein Wort der Klage auch ins Imperium oder die Tiefen Wege hätte versetzen lassen, doch merkte man ihm an, dass er lieber wieder in der Heimat wäre. Vermutlich fehlte ihm der strikt organisierte Alltag in Starkhaven und wenn sich Rafael im Augenwinkel den Haufen besah, mit dem der Templer nun unterwegs war, konnte er es ihm kaum verübeln. Zwar hatten sich die Soldaten bisher keines Vergehens schuldig gemacht, doch war der Unterschied zwischen ihnen und den drei Templern derart himmelschreiend, dass sich der Magier nicht vorstellen konnte, dass sie Kilians Vorstellungen von einer angemessenen Eskorte für einen widerspenstigen Magier entsprachen.
    Während der Hauptmann weiter in sich und die Flammen versunken schwieg sah Rafael kurz zu dem Elfen, der nach wie vor gefesselt am Rande des Lagers saß und ununterbrochen bewacht wurde. Er würdigte niemanden eines Blickes und war bewegungslos wie Mahnmal, doch zweifelte der Magier nicht daran, dass er bei der ersten Gelegenheit einen weiteren Fluchtversuch unternehmen oder noch dümmere Ideen umsetzen würde.

    Gehen viele Magier aus dem Zirkel Kirkwalls fort? Oder kommen auch manchmal… welche aus den anderen Zirkeln zu ihm?“, fragte Kilian unvermittelt, hatte aber weiterhin nur Augen für das Feuer.
    ,,Klar, der jährliche Schüleraustausch erfreut sich grade seit Meredith das Kommando hat wachsender Beliebtheit!'', dachte Rafael bei sich und setzte grade zu einer richtigen, etwas diplomatischeren Antwort an als der Anführer der Soldaten fluchend von der anderen Seite des Lagers herüberkam und offenbar auf Ärger aus war:
    „Du zauberndes Stück Hundekot!“
    Während die anderen Männer ihre Gespräche unterbrachen und zu ihrem Vorgesetzten blickten erhoben sich Rafael und die Templer nahezu gleichzeitig. Rafael, weil er Schlägereien lieber im Stehen begann, die beiden anderen vermutlich weil sie sich durch ihren Auftrag irgendwie für den Magier verantwortlich fühlten. Rafaels Hand fuhr reflexartig in seine Manteltasche und ergriff seinen Schlagring. Nicht nur beim Kartenspielen kam in der Regel gut ohne Magie über die Runden.
    „Du meinst du kannst ehrliche Männer ihres Geldes berauben? Wo du herkommst mag das vielleicht gehen, du Wurmschiss, aber hier verlieren Diebe ihre Hand! Was hast du gemacht? Hast du ihn verhext ist es das? Mannek ist einer der besten Kartenspieler den ich kenne und ein daher gekrochener Marschenabschaum wird wohl kaum ohne miese Tricks gewinnen können!“, zeterte der Mann weiter und baute sich groß vor Rafael auf. Zugegebenermaßen hatte er vollkommen Recht, aber das würde ihm der Magier niemals zugestehen. Hinter dem Soldaten, grade am Rande des Feuerscheins, erkannte er, dass der inzwischen auch der Gefangene zum Spektakel herüberblickte. Rafaels Griff um den Schlagring wurde fester.
    Es wird kein Glückspiel mehr geben. Wäre die Sache damit geklärt? Kilian schritt ein bevor sich die Lage noch weiter zuspitzen konnte. Was sich dann entwickelte war ein typischer Machtkampf zwischen zwei Charakteren, die keine Widerworte gewohnt waren: Rüstungen schepperten, Drohungen und Beleidigungen wurden ausgetauscht und es hätte Rafael nicht gewundert, wenn die beiden angefangen hätten, sich auf der Brust herumzutrommeln um ihren Führungsanspruch durchzusetzen. Der Magier gab nebenbei Mannek, der seinem tobenden Vorgesetzten kleinlaut gefolgt war mit einer Geste zu verstehen, dass er keinen Groll gegen ihn hegte und zog die Hand wieder aus seiner Manteltasche.
    Schlussendlich behielt der Templer wie zu erwarten war die Oberhand und der Besiegte zog den Schwanz ein und trollte sich. Rafael seufzte innerlich. Die nächste Auseinandersetzung war auch ohne Kartenspiel unausweichlich und vermutlich würde das nächste Mal Blut fließen.
    Nachdem Kilian Cedric einige Befehle für die Nacht gegeben hatte zog auch er davon um sich nieder zu legen und ließ seinen Rekruten mit Rafael allein am Feuer zurück. Bei den Soldaten war auch wieder Ruhe eingekehrt und nur leise Gesprächsfetzen huschten durch das kleine Lager inmitten der Dunkelheit. Von dem Anführer war keine Spur mehr zu sehen, entweder hatte er sich auch in sein Zelt verkrochen um seine Wunden zu lecken oder schmiedete irgendwo außerhalb des Feuerscheins seine Ränke.
    „Glaubt ihr, wir werden noch Schwierigkeiten mit diesem Soldaten bekommen?“, fragte Cedric während er weiter Kilians Streithammer in der Hand wog.
    ,,Jep.'', erwiderte Rafael knapp. Er wusste es, Cedric wusste es und Rafael wusste, dass Cedric es wusste: Es war nur eine Frage der Zeit bis es wieder Ärger geben würde und die Reise war noch lang.
    ,,Schade, dass Kartenspielen jetzt verboten ist… ich hätte gerne von Euch gelernt, Herr. Danke übrigens, dass Ihr mich nicht an den Hauptmann verraten habt. Ich glaube er findet Gerede über Weiber nicht so interessant wie ich“., fuhr Cedric weiter fort und ließ sich von Rafaels Einsilbigkeit nicht entmutigen. Das verschwörerische Zwinkern, das er dem Magier bei den letzten Worten zuwarf gab ihm weitere Informationen über den Hauptmann. Nicht das es ihn interessiert oder gar gestört hätte, an wem oder was Kilian Interesse fand. An Cedrics Begeisterung für das andere Geschlecht bestand jedoch gewiss kein Zweifel und Rafael schmunzelte innerlich über seine Besessenheit mit Geschichten über Frauen, die er vermutlich niemals zu Gesicht bekommen würde.
    ,,Gerede über Frauen, Cedric. Ich erzähle keine Geschichten über Weiber sondern über Frauen. Weiber findest Du jederzeit überall, aber glaube mir, was Du suchst sind Frauen.'', sprach Rafael mit einem geheimnisvollen Unterton, der sofort das Interesse des jungen Templers weckte. ,,Pass auf, wir machen folgendes: Wenn wir beide wohlbehalten im Zirkel ankommen findet sich bestimmt eine Gelegenheit für ein paar Runden Sündenfall, dann bringe ich Dir das Wichtigste bei. Jetzt werde ich mich aber ins Zelt begeben, denn wenn ich Dir noch mehr über die schönen Seiten Kirkwalls erzähle kannst Du nachher nicht mehr auf dem Bauch schlafen.'' Der Magier erhob sich mit einer schwungvollen Bewegung, streckte Beine und Rücken durch und bückte sich dann noch einmal um die Pfeife aufzuheben, die er bei der Auseinandersetzung mit dem Soldaten fallen gelassen hatte. Er klopfte schnell die Asche aus dem Kopf und machte sich dann auf zum Zelt, das er mit Cedric teilen würde.
    ,,Ach übrigens,'', rief er dem Templer zu, der schon wieder dazu übergegangen war der Waffe seines Hauptmanns liebevolle Blicke zu schenken, ,,wenn ich morgen nackt und mit Schmerzen im Arsch aufwachen sollte, schläfst Du für den Rest der Reise draußen, klar?''
    Anstatt wie üblich zu erröten setzte Cedric ein schiefes Grinsen auf und machte eine Geste die nicht weniger obszön war als Rafaels Drohung. Auch wenn er sich dabei kurz umsah, ob sein Hauptmann in Sichtweite war, hatte Rafael doch das Gefühl, dass der Junge auf einem guten Weg war.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Der erste Tag neigt sich dem Ende und schon jetzt bereue ich, dass ich diesen anderen Magier und die Söldner des Banns mitgenommen habe. Verdammt, ich hätte einfach meinen Befehlen folgen und Rafael Marlov in den Turm bringen sollen. Jetzt gestaltet sich die Reise mit dieser kleinen Gemeinschaft zunehmend als schwierig.

    Ich weiß nicht, was ich von Marlov halten soll. Er ist sehr ungezügelt und für sein Alter reichlich unreif. Zudem hat er offenbar eine Vorliebe für das Glücksspiel. Bisher hat er mit jedoch noch keinen Grund für Misstrauen geliefert, sodass ich keinerlei Schwierigkeiten seinerseits erwarte. Diese verfluchten Wachen, allen voran Eke, machen mir mehr Sorgen...

    Kilian seufzte und klappte den Lederband zu. Zärtlich strich er über dessen Rücken und dachte daran, dass auch seine Liebste dieses Buch schon in der Hand gehabt hatte. Dann riss er sich los von dem unerträglichen Gedanken an sie. Er musste sich konzentrieren und konnte sich derlei Schwäche momentan nicht leisten! Fast wütend schleuderte er das Buch auf neben die dünne Matratze, legte sich lang hin und zog die Decke über sich. Mit geöffneten Augen starrte er an die Zeltdecke.
    Schlaf jetzt!, befahl er sich und schloss die Augen. „Schlaf! Ruh dich aus! Und wage es nicht zu träumen“.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, in der sich die Minuten zäh und klebrig in die Länge zogen und Kilian jedes noch so kleine Geräusch sofort wieder in den Wachzustand versetzte, doch schließlich dämmerte er leicht weg, wenngleich ihm die Tiefe eines wahrlich erholsamen Schlafes verwehrt bleiben sollte.

    Er hatte sich gerade an die Stille gewöhnt, als hastiges Stimmengewirr von außerhalb des Zeltes drang und sein Unterbewusstsein zu merkwürdig phantastischen Illusionen anregte, die wie wilde Blitze vor seinen Augen zuckten. Dann raschelte es und eine entfernte Stimme rief seinen Namen.

    Das stimmte eigentlich nicht wirklich, denn die gedämpfte Stimme rief: „Seir!“. Kilian grummelte, doch als etwas ihn berührte fuhr er hoch und starrte in Cedrics erschrockenes Gesicht.
    Was? Bin ich dran?, knurrte er angesichts des vergangenen, leichten Schlafes, aus dem man ihn viel zu früh geweckt hatte. Cedric schüttelte den Kopf, was Kilian zu einem entnervten Stöhnen bewog.

    Seir, das solltet Ihr euch ansehen!“, beharrte Cedric unverändert angespannt dreinschauend. Kilian erhob sich langsam. Seine müden Glieder protestierten und versuchten den Templer zurück in die warme Decke zu ziehen, doch dieser wuschelte sich nun durch die Haare, fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und wischte sich so die Müdigkeit hinfort. Nachdem er in die Stiefel geschlüpft, den Umhang umgeworfen und sicherheitshalber auch das Schwert umgegürtet hatte, trat er aus dem Zelt.

    Was ist denn, Cedric?“, fragte er und hoffte, dass er Rekrut einen sehr guten Grund hatte ihm die wenigen Stunden der Ruhe zu stehlen. Der junge Templer huschte zwischen den Bänken hindurch und winkte Kilian zum Zeichen, dass er folgen solle. Etwas unbeholfen trat er über die Holzbalken, die den Soldaten als Sitze dienten, trat dabei ein Holzbecher, der durch die Luft flog und geräuschvoll landete und sah sich plötzlich entsetzt dreinblickenden Gesichtern der Soldaten gegenüber, die sich allesamt mit ihren Waffen und Helme ausgerüstet hatten. Einer der Männer zischte sogar „Shhht!“, vermutlich ohne zu wissen, wer den Lärm verursacht hatte. Kilian wunderte sich nun ehrlich über die überzogenen Reaktionen der Männer, doch achtete er nicht weiter auf sie. Er folgte der zitternden Silhouette Cedrics, der ihn bis zum Ende des Lagers leitete, wo sich der Großteil der Soldaten versammelt hatte. Sie bildeten eine schweigende Mauer schattiger Rückseiten und schienen wie gebannt ins Tal zu schauen. Kilian schob einige von ihnen Beiseite und schaute nun seinerseits auf die sich vor ihnen erstreckende Ebene.
    Der dunkle Mantel der Nacht lag auf dem Land, verwandelte die Wälder in eine schwarze Masse unheimlicher Größe und ließ die Flüsse gespenstisch silbern im Sichelmondlicht tanzen, das in jener Nacht schwach-zittrige Strahlen warf. Doch vor Kilian erleuchtete noch etwas die Nacht.

    Ein großes Feuer, ein Feuer das glühende Funken in den nachtblauen Himmel spuckte und dessen Ursprung ein brennendes Dach eines der kleinen Gehöfte darstellte, die der Templer beim Aufschlagen des Lagers noch beobachtet hatte. Das Haupthaus stand lichterloh in Flammen.
    Sollen wir heruntergehen und helfen?“, fragte einer der Soldaten, doch seine Antwort erübrigte sich, als Schreie an die Ohren der Umherstehenden drangen. Wie begannt starten sie auf den nur schwer zu erkennenden Hofplatz, auf den nun schwarze Gestalten huschten. Die grellen Schreie illustrierten den Schauer mehr, als das Gesehene.

    Beim Erbauer!“, keuchte Cedric, als drei der Schattengestalten, anhand der Schreie vermutete Kilian Frauen, über den Hof huschten und sich plötzlich weitere Gestalten hinzugesellten. Diese waren jedoch riesig und schienen vier Beine zu haben. Dann erkannte Kilian jedoch, dass es sich um Berittene handelte. Plötzlich kippte eine der kleineren Figuren um und ein kaltes aber helles Lachen klang in Kilians Ohren.

    Was zum…“, begann einer der Soldaten, doch Kilian erkannte sofort, was dort gesah.
    Löscht da Feuer!, befahl er. Der Befehl wurde sofort von zwei Wachen aufgeführt.
    Cedric, hol Ser Robert! Er soll den Elfen bewachen und aufpassen, dass dieser keinen Lärm macht! Danach gehst du zu Herrn Marlov. Beschütze ihn, falls nötig aber halte ihn von hier fern!
    Cedric nickte: „Ja Seir!“, dann verschwand er im Dunklen.
    Kilian starrte auf die vom roten Schein des Feuers beleuchtete Szenerie, die sich direkt vor seinen Augen abspielte. Ein bizarres Bild offenbarte sich, als mehr Bewohner des kleinen Hofes auf die Freiflächen gescheucht wurden und eines der beiden kleineren Gebäude Feuer fing. Die Bewohner versuchten zu flüchten, als die Berittenen ihre Pferde antrieben und durch die Reihen der Entkommenden fegten. Kilian meinte im Mondschein blitzenden Stahl zu sehen und als die Reiter ihre Pferde wendeten stand keiner der Flüchtenden mehr auf den Füßen. Was dann passierte, raubte auch Kilian den Atem. Zu den Pferden gesellten sich weitere, vierbeinige Wesen. Kleiner zwar, aber breit und zottelig. Mabari… oder Wölfe. Sie fielen über die im Schatten des Bodens verschwundenen Personen her und markerschütterndes Kreischen verkündete deren tragisches Ableben.

    Die Soldaten um Kilian rüsteten sich nun völlig. Mehrmals wurde zur Ruhe gemahnt, als die Krieger ihre Rüstungen von dem Holzkarren zogen und dabei scheppernde Geräusche erklingen ließen. „Glücklicherweise“ übertönten die Schreie und das Geräusch eines der Last nachgebenden Dachstuhls dessen Balken vom Feuer reichlich zerfressen waren, die Beschäftigung der Wachen. Eke tauchte neben Kilian auf und grunzte: „Gehen wir und kämpfen!

    Der Hauptmann schaute zur Seite. Eke trug einen seltsamen, sehr hässlichen Helm, vermutlich eine Sonderanfertigung, deren Wangenschutz sich bis ins Gesicht klappen ließ und dadurch die Identität des Trägers verbarg. Jetzt jedoch lugte Ekes Fratze aus dem stählernen Rahmen und schaute Kilian im schwachen Mondlicht grimmig an.
    Wir gehen nicht!, sagte Kilian mit entschiedener Ruhe.
    Feigling!“
    Ihr wollt gehen? Bitte schön, geht! Aber dann geht ihr allein! Werft Euer Leben ruhig weg, mir soll´s recht sein!
    , entgegnete Kilian. Eke knurrte, wandte sich dann aber ab und verzog sich zum zweiten Mal an diesem Abend wortlos. Kilian wusste nicht, ob er dies als gutes oder schlechtes Omen ansehen sollte, hatte jedoch auch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen.

    Sind das Wölfe?“, fragte Cedric, der plötzlich an Ekes Stelle neben Kilian auftauchte. Er trug nun seinen Schild, den Streitkolben hatte an dem breiten Gürtel eingehakt und seine behandschuhte Hand umfasste Kilians Streithammer. Als Kilians Blick darauf fiel, schaute der Rekrut schuldbewusst nach unten und hielt dem Hauptmann die Waffe hin.
    Du kannst ihn für´s Erste behalten, beruhigte Kilian. „Wo ist Herr Marlov?
    Cedric zuckte mit den Schultern.
    Im Zelt, vermute ich. Ich hab ihn geweckt und ihm gesagt, er sollte dort bleiben“.
    Cedrics Stimme verlor während er sprach an Intensität, als er scheinbar begriff, dass seine Rückkehr zu Kilian nicht Teil seines Auftrags gewesen war. Er schluckte geräuschvoll, hielt dem strengen Blick des Älteren jedoch stand.

    Zurück zum Zelt!, befahl Kilian. Cedric sputete sich und auch Kilian ging zu seinem Zelt. Dort legte er seine Ausrüstung an. An die verpatzte Nachtruhe verschwendete er nicht einen Gedanken mehr. Irgendetwas regte sich im Bannorn und Kilian vermutete, dass seine Reise gerade nochmals um Einiges erschwert wurde.
    Shepard Commander ist offline
  15. #75
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Weg zum Lager ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]»Aril, ich glaube … ich weiß, wie wir meinen Bogen suchen sollten. Bei dem Ritt erst habe ich den Kampfplatz gesehen und ich habe mich an so viele Dinge erinnert. Ich konnte das Lager warnen, bin aber dann zurück gegen die Dunkle Brut. Und als es dann nicht mehr ging mit dem Bogen muss ich ihn abgelegt haben. Es sollte schon in der Nähe des Kampfplatzes sein, aber mehr zum Lager hin. Denn von hier aus bin ich ja zurück.«
    Glandis war vor Freude ganz einfrig, ließ Aril los und fuhr fort:»Arl, lasse uns das Lager durchstöbern, deinen Bruder suchen, hier beginnen. Doch ich möchte so zurück, dass ich noch im Hellen zu dem Kampfplatz zu Fuß gehen kann. Dann werde ich meinen Bogen finden. Ja? Können wir das so machen.«

    "Na klar," gab Aril zurück, "es ist toll, dass du eine Idee hast, wo du beginnen kannst! Kommen deine Erinnerungen also immer mehr zurück? Keine Sorge, wir finden deinen Bogen!" Aril half der Elfe abzusteigen, und schwang dann selbst schwungvoll ein Bein über den Sattel und rutschte an Trovaos Seite herunter. sie nahm ihm beim Zügel und ging langsam mit ihm durch das offene Tor.

    "Es ist immer noch so unheimlich - so als könnte alles hier lauern. So als würde das Lager gleich wieder überfallen werden...," sagte Aril, undwillkürlich flüsternd, zu Glandis.
    Trovao machte das zunichte indem er laut schnaubte und ein Wiehern hören ließ.
    vorsichtig näherte sich Aril dem ehemaligen Verkaufsstand, der recht zentral stand. Von dort aus hatte man einen guten Überblick über das Lager. Dort angekommen wandte sie sich an Glandis. "Wohin sollen wir nun zuerst gehen? Wer war wo im Lager? Wo könnte mein Bruder als Soldat und Truppführer gewesen sein?"

    Aril ließ den Blick über das Lager schweifen. Alles sah genauso zerrissen und zerstört aus wie beim letzten Mal. Die ehemals unbschädigten Zelte knickten langsam ein, der Wind verrichtete sein Tagewerk sorgfältig und die Sonne bleichte den Zeltstoff scheinbar viel intensiver als wenn Menschen hier gelebt hätten. Alles wirkte vollkommen trostlos.
    "Das Wappen habe ich dir ja bereits beschrieben. Vielleicht hast du meinen Bruder ja auch gesehen? Er heißt Nien. Nien Nuemb. Das Auffälligste an ihm ist Mamas rabenschwarzes Haar und Papas stahlgraue Augen. Er sieht mir nicht sehr ähnlich - bis auf die Haare. Die sind fast so lang wie meine und er trägt immer einen Teil anch hinten gebunden. Er sagt, das gibt ihm etwas Wildes," Aril grinste als sie daran dachte. "Mama will ihm seit er sich die Haare hat wachsen lassen nachts mit der Schere den Kopf kahl schneiden, weil sie es für unanständig hält, aber Nien hat sich immer geweigert und sein Zimmer unzugänglich gemacht, sodass es nicht erst versuchen würde."

    Kurz pausierte sie um in die Gegenwart zurückzukehren. "Erinnerst du dich an einen Mann, der so aussah?" fragte sie mit zitternder Stimme.
    Fawks ist offline
  16. #76
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Flüchtlingslager • Eine Personenbeschreibung

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „Erinnerst du dich an einen Mann, der so aussah?“ Glandis schüttelte den Kopf und sagte: »Nein. Nein, ich denke, dein Bruder war nicht hier.« Sie schaute zu Aril und hatte deren Beschreibung zu ihrem Bruder Nien, aber auch die Erklärungen zum Wappen der Familie jetzt wieder gut zusammen. Deshalb sprach sie weiter, wieso sie zu dieser Auffassung kam: »Nun, ich denke, dein Bruder hat so eine Art aufzutreten wie du. Dich würde man sofort wieder erkennen. Du hast eine gewisse Aura, die aus der Erziehung, aber auch von deinem Aufwachsen herrührt. Du würdest bestimmte Dinge in einem Lager nicht tun. Deshalb glaube ich nicht, dass ich dich bei den Bettlern finden würde. Du wärst auch nicht bei den Templern, die es hier doch zu einer gewissen Anzahl gab. Du würdest auffallen, weil du vielleicht gerade einem alten Mann helfen würdest, dessen Wagenrad gebrochen ist. Und andere sich fragen: „Warum macht sie das? Sie ist doch klar als Adlige, als Kriegerin zu erkennen“.«

    Glandis schaute weiter zu Aril, auch um die Wirkung ihrer Worte zu ergründen. Dann sagte sie: »Er wäre aufgefallen. Aber nicht so wie die Möchtegerns und Abenteurer, die es hier auch gab. Ich hätte ihn spätestens erkennen müssen, als meine Nachricht der anstürmenden Dunklen Brut das Lager erreichte. Wäre er da nicht in vorderer Reihe gewesen?« fragte sie Aril. Die stand einfach da und vernahm diese nüchterne Logik der Dalish. »Nein, Aril. Er war nicht hier. Wir sollten beraten, wo er sein könnte, doch hier war er nicht«, wiederholte sie sich.

    Um aber es nicht ganz so abzuschneiden, fügte sie noch an: »Aber du kannst sicher sein, ich werden trotzdem nach ihm schauen. Ist versprochen. Doch lasse uns jetzt mal das Lager erkunden. Machst du mit?«

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    VRanger ist offline Geändert von VRanger (28.02.2015 um 08:40 Uhr) Grund: verlinkt
  17. #77
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    [Bild: AvatarNic.png]Zwischen den Lippen lugte eine rosarote Zungenspitze hervor, während die Zähne sanft und konzentriert auf ihr kauten. Die zusammengekniffenen Augenbrauen bildeten senkrechte Fältchen, die ihr einen grimmigen Ausdruck auf das Gesicht legten.
    Doch was die junge Frau bewegte und ausstrahlte, war in diesem Moment die pure Konzentration. Immer wieder zuckten die dunkelgrauen Augen nach oben, prüften das Objekt der Beobachtung und zuckten dann rasch wieder hinunter auf das kleine gebundene Buch, das auf ihren Knien lag.
    Eine kleine, knubbelige Hand führte das schmale Kohlestück, das sie zum Zeichnen benutzte, während sich nach und nach die Konturen des Wappens in schwarzen Strichen auf dem Papier abzeichneten: ein Bär, das Gesicht nach links, auf kariertem Hintergrund. Die Farb-Legende würde folgen, für den Zeichner, der später dieses Wappen in das fertige Werk malen würde.

    Die junge Frau saß am Gebäude gegenüber auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Die Füße hatte sie aufgestellt, sodass ihre Oberschenkel als Ablage für das Notizbuch dienten, in das sie eifrig zeichnete.
    Neben ihr lag eine halbfertige Stadtkarte, die sie ebenfalls selbst angefertigt hatte. In sie waren alle Gebäude und Sehenswürdigkeiten wie Statuen, Gärten oder Brunnen eingezeichnet, die sie bisher auf ihrer Wanderung durch die Stadt gesehen hatte. Akribisch genau war alles bezeichnet und an den richtigen Ort gezeichnet worden.
    Das Pergament flatterte leicht bei jedem Atemstoß, den der große Mabari neben ihr machte. Er schlief und schien sich wohl auch nicht daran zu stören, dass das Pergament auf seine Nasenspitze lag. Nur das gelegentliche Zucken der Ohren verriet, dass er sich nicht im Tiefschlaf befand, sondern unterbewusst immer mit einem Ohr auf Gefahren vorbereitet war.


    Nic unterdrückte ein Gähnen. Es war schon Nachmittag und sie hatte sich bei Sonnenaufgang schon auf den Weg in die Stadt gemacht. Von dem billigen Gasthaus vor der Stadt bis hinein waren es nur wenige Minuten gewesen und so hatte sie ausgiebig Zeit gehabt, die Stadt zu erkunden und zu kartographieren. Trotzdem würde sie den morgigen Tag sicher auch noch benötigen, bis sie sich auf die Suche nach lokalen Legenden und Geschichten machen würde. Die Kirche würde die erste Anlaufstelle sein, doch manche Dinge erfuhr man nur auf der Straße oder in Gasthäusern und Kneipen. Dies war immer der unangenehme Teil, weswegen sie das Sitzen auf dem Boden und die Kartographie bevorzugte und meist damit begann.

    Baran neben ihr schnaubte und nieste schließlich, sodass die halbfertige Karte einige Zentimeter in die Luft flog. Nic sah auf, lächelte liebevoll und griff nach der Karte, um sie im Notizbuch zu verstauen. Der Mabari dagegen blinzelte und ließ mit einem Gähnen scharfe Zähne und eine lange rosane Zunge sehen. Er schmatzte genüsslich, während die junge Frau den Arm ausstreckte und ihn an den Ohren kraulte. "Ich bin gleich fertig, dann können wir zurückgehen", sprach sie zu ihm, woraufhin er sie mit leicht schief liegendem Kopf und aufgestellten Ohren ansah. Ein Hecheln signalisierte ihr seine Zustimmung und nach einem letzten zärtlichen Zupfer an seinem Ohr schwenkte ihr Blick zurück auf das Wappen, das auf einem Banner an einem der Wachtürme hing.

    Gerade hatte sie den Blick wieder zum Zeichnen gesenkt, als sie ein Pling hörte. Irritiert sah sie auf und sah noch den Rücken eines gut gekleideten Herren, der ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, seinen Weg die Straße entlang fortsetzte. Baran hatte den Kopf abrupt gehoben und starrte auf eine Stelle am Boden, neben Nics Füßen. Sie lehnte sich seitlich und dann sah auch sie die silbern glänzende Münze, die dort im Dreck der Straße lag. Die Kleine runzelte die Stirn und griff schließlich nach der Münze, dann suchte sie die Straße nach dem gut gekleideten Mann ab, fest entschlossen ihm sein Geld zurückzugeben und die Situation aufzuklären. "Ich bin kein Bettler. Hier habt Ihr Euer Geld zurück, mein Herr. Doch ich freue mich, dass Ihr so großherzig seid", hörte sie sich in ihrem Kopf sagen, doch der Mann war verschwunden.

    Sie seufzte. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass sie jemand unterschätzte und nicht das in ihr sah, was sie war. Oder was sie hoffte zu sein. Doch meist hatte sie aufklären können, das Geld zurückgeben können. Sie war auf Almosen nicht angewiesen und wünschte auch keine zu bekommen. Es gab genug arme Seelen auf der Welt, die sei nötiger hatten. Und doch waren ihr solche Verwechslungen fast noch die liebsten.
    Aufgrund ihrer kleinen Größe und der knubbeligen Hände waren die häufigsten Reaktionen ein Starren, missbilligende Blicke, belustigtes Zeigen mit dem Finger, lautes Tuscheln. Einmal war ein kleines Kind auf sie zugelaufen und hatte sie gefragt, wann denn die Vorstellung begänne, wann sie denn mit ihrem Hund einen Tanz aufführen würde. Dies alles waren Momente, die ihr furchtbar unangenehm waren. Sie hatte sich immer gewünscht, dass die Leute sie einfach so nahmen wie sie war, und nicht auf ihre kurzen Beine zu starren oder sie im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab zu behandeln.

    Nachdenklich starrte sie auf die Münze in ihrer Hand. Baran streckte den Hals und schnupperte daran, dann stubste er sie an. "In Ordnung", stimmte sie ihrem haarigen Freund zu, schloss die Hand um die Münze und schob sie in ihre Tasche. Dann klappte sie das Notizbuch zu, erhob sich und klopfte Hintern und Rücken sauber. Auch Baran sprang auf, wedelte mit dem Schwanz und lief einige Schritte voraus, bis er wieder zurückkehrte. Die kleine Frau dagegen streckte erst einmal ihre vom Sitzen steifen Glieder, packte ihren Kram zusammen und schloss dann zu dem Mabari auf. "Na komm, Feierabend für heute."
    Glorichen ist offline Geändert von Glorichen (04.03.2015 um 21:07 Uhr)
  18. #78
    #16  Avatar von Forenperser
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    Auch wenn er aufgrund seiner nicht gerade wasserdichten Rüstung bereits von oben bis unten durchnässt war hielt er das für keine gute Idee.
    "Wir sollten hier nicht bleiben! Diese Hütte ist mir nicht fremd, ich habe schon einmal hier die Nacht verbracht und wäre fast im Schlaf von Banditen getötet worden. Und gerade zu diesen Zeiten...."
    Durch das Rauschen des Regens lauschte er und vernahm einige Geräusche welche ihm ganz und gar nicht gefielen.
    Er hatte die Gerüchte von marodierender dunkle Brut gehört, und nun die Rebellionen im Turm der Magier.....nein, er hatte ganz und gar kein gutes Gefühl jetzt schon wieder zu rasten.
    Jedoch hatte er, trotz aller Abneigung, nicht vor dies alleine festzulegen. Widerwillig sah er zu dem Magier-Jungen. Sollte er entscheiden ob sie durch das Unwetter weiter sollten oder lieber rasten.
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  19. #79
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    Abyss schlug die Augen auf. Sie fühlte sich benommen und kraftlos und die ersten Sekunden nach ihrem Erwachen auf eine schrecklich abstrakte Art verlassen und hilflos. Zudem begann ihr Herz so stark in der Brust zu schlagen, dass sie Angst hätte es würde gleich zerspringen, doch war ihr der Grund dafür noch schleierhaft. Gedanken fluteten ihren Kopf und plötzlich erinnerte sie sich an die letzten Augenblicke vor der gnädigen Umarmung der Ohnmacht.

    Arian?“, fragte sie, ohne jemanden zu sehen, den Blick der braunen Augen starr an die von Holzbalken verschränkte Zimmerdecke geheftet. Sie hörte Stimmengewirr zu ihrer Rechten und hastige Bewegungen, doch war das Bett in dem sie lag von einem breiten Rand gesäumt, der ihrem tiefliegenden Kopf nicht die Möglichkeit gab, darüber hinweg zu blicken. Also erhob sie sich ein Stück und sofort erfasste sie Schwindel. Kraftlos und mit einem lauten „Ufff“ fiel sie zurück auf die unbequem harte Strohmatratze, deren Halme sie durch ihr Kleidchen malträtierten und fiese, kleine rote Punkte auf der weißen Elfenhaut hinterließen die barbarisch zu jucken begannen.

    Arian…“, flüsterte sie erneut. Doch anstatt des Kriegers tauchte ein anderes, ihr unbekanntes Gesicht auf. Ein Mann, dessen älteres Gesicht pockennarbig war und eine riesige, knollenartige Nase beherbergte. Auf seinem Kopf saß eine seltsam zylindrische Haube von gold-roter Farbe.
    Abyss schrie ängstlich auf, denn das fremde Gesicht war dem ihren unheimlich nahe und die Elfe roch den unangenehmen Atem des Mannes. Also schrie sie schrill auf, konnte sie sich doch nicht weiter in das Bett verkriechen. Sofort tauchten mehr Gesichter auf, während der Grund für den Anfall sie mit zischendem „Shhhht!“ zu beruhigen versuchte. Aybss verstummte jedoch, als auch das hübsche Gesicht von Kommandantin Mayhem auftauchte und ihr beruhigend zuflüsterte: „Es ist alles gut, meine Liebe! Du bist im Hospital“.

    Wo ist Arian? Wo ist Claudette?, fragte Abyss leise jedoch etwas ruhiger.
    Sie sind beide hier“, antwortete Mayhem ehrlich, lag Arian doch nur zwei Zimmer weiter, während Claudette sicherlich schon auf dem Weg in Abyss Zimmer war. Ersteres Detail verschwieg Clementine der kleinen Elfe jedoch vorerst. Schon hörte man lautes Poltern und Abyss setzte sich, diesmal mit Hilfe der Kommandantin auf. Claudette stürzte in den Raum, die Hand an ihr Schwert gelegt. Als sie sah, dass es der Elfe gut ging und ihr Schrei wohl nur aus der ersten Angst herausgekommen war, ließ sie die Hand sinken und schaute erleichtert drein. Ein Mann, der ein paar Betten neben Abyss lag, zuckte beim Anblick der Rothaarigen zusammen und hielt sich schnell die Hände an den Kiefer. Abyss konnte erkennen, dass dieser bandagiert war und die Kriegerin sich einem strengen Kopfschütteln des Pockengesichts unterziehen musste.
    Was ist passiert? Lebt Arian also?
    Ja, er hat den Kampf gewonnen. Aber er wurde… verwundet“, erklärte Mayhem, was Abyss ein entsetztes Gesicht ziehen ließ.
    V-verwundet?“, wiederholte sie, gerade so als hätten ihre spitzen Ohren das Wort falsch verstanden. Clementine nickte, setzte jedoch sofort nach und sagte: „Aber keine Sorge. Er wird überleben! Der Medicus“, sie deutete auf den Knollennasigen „tut alles in seiner Macht stehende! Und er ist ein weiser und fähiger Heiler“.

    Der Mann schaute leicht verlegen drein, zog die Kommandantin dann jedoch von Abyss Bett weg und murmelte besorgniserregend. Abyss war jedoch noch zu schwach um sich ohne die Hilfe von Clementine lange aufrecht zu halten und ließ sich erschöpft ins Bett gleiten.
    Claudette…, hauchte sie. „Ich bin so froh, dass Ihr hier seid!
    Und das war sie ehrlich, wie ihr Gesichtsausdruck verriet. Zwar war sie vormals eher verängstig gewesen, doch seit dem vergangenem Erlebnis versprach Claudettes Anwesenheit Sicherheit und eine gewisse Geborgenheit. Ich kenne sie, ihr kann ich vertrauen.

    Claudette war offensichtlich erleichtert, dass Abyss keinen bleibenden Schaden erlitten hatte und nickte ihr dankend zu, während sie die Elfe warmherzig begutachtete. Dennoch war sich Abyss sicher, dass Claudette auch froh war, dass sie sie nicht als weitere Last mitnehmen musste. Die kleine Elfe mochte jung sein, aber nicht dumm. Sie wusste, dass sie zum Beispiel Arian mehr Scherereien einbrachte, als sie für die kleine Gemeinschaft beitragen konnte. Kinder waren immer eine Belastung und Abyss beschloss daher, auf ihrer picksenden Matratze liegend, nie selbst welche zu haben. Bevor Claudette sich von dem Bett abwandte, da eine Stimme aus dem Dunkel nach ihr rief, stoppte Abyss die Kriegerin.
    Claudette! Danke, dass ihr mit mir gebetet habt. Ich glaube der Erbauer hat uns erhört“.
    Sie sagte dies mit solcher Inbrunst, dass kein Zweifel daran blieb, dass sie dies wirklich glaubte.

    *

    Ich habe die Wunde soweit ich kann versorgt. Der Schlagdorn hat seine Innereien nicht zerfetzt, jedoch ihnen ordentlich zugesetzt. Die Haut und die Muskeln werden heilen, doch müssen wir einen Trank herstellen, der von innen heraus wirkt. Ohne diesen Trank, welcher die inneren Häute widerstandfähig macht, könnte es sein, dass er bleibende Schäden erleidet und nie wieder gehen kann. Manchmal sterben bei solchen Wunden die Beine ab und seltener entzündet sich die Wunde dann innerlich und der Verwundete stirbt an Fieber. Doch das ist der schlimmste Fall und sollte nicht eintreten. Dennoch halte ich es für notwendig diesen Trank herzustellen!“, erklärte der Medicus nachdem sich Claudette und Clementine bei ihm eingefunden hatte. Er stand vor der geschlossenen Holztür zu Arians Krankenzimmer, in dem der Krieger in ein weißes Nachthemd gesteckt und noch immer ohne Bewusstsein ruhte.
    Clementine nickte leicht.

    „Dann müssen wir diesen Trank brauen!“, sagte sie entschieden.
    Ich kenne die Formel, doch fehlen mir dafür die Ingredienzen…“, erwiderte der Medicus.
    Dann werden wir diese halt besorgen!, schaltete sich Claudette ungeduldig ein, während Clementine unterstützend nickte.

    Der Medicus nickte zum Zeichen verstanden zu haben und verschwand in einer unaufgeräumten Kammer voller bunter Gefäße und Gläser. Er klirrte und knisterte im Inneren, dann kam er wieder heraus und reichte Claudette eine ausgefranste und mit der Zeit vergilbte Pergamentrolle.

    Hier stehen alle benötigten Reagenzien drauf“, sagte er und warf einen prüfenden Blick auf das Rezept.
    Hmm… Elfenwurzel und Steinpilze habe ich auf Lager…“.
    Er schaute wissentlich drein, als er die Liste dann losließ und sie Claudettes Fingern übergab. Clementine schaute der Kriegerin über die Schulter, bzw. schaute an dieser vorbei auf die Liste und las laut vor:
    Nachtschatten, weißer Germer (vorsicht: sehr giftig), Lavendel, Leber einer Wildnug, unbearbeitetes Wilderz und Baumharz

    Sie hob eine ihrer dicken, schwarzen Augenbrauen und sah Claudette zweifelnd an.
    Glaubt Ihr, das finden wir alles?“
    Ihr sowieso nicht, Kommandantin!“, drang da eine Stimme an ihr Ohr. Die zwei Frauen wandten sich um und sahen Emile auf sie zu stiefeln.
    Ihr solltet hier bleiben und euch um eure Templer kümmern, Mylady! Ich jedoch werde Lady Vance mit Freude begleite, so sie es wünscht“ eröffnete er pathetisch. Ein jugendliches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
    Bitte schlagt mir meinen Wunsch nicht ab. Ich konnte schon nicht für Ser Arian streiten, dann lasst mich wenigstens helfen, ihn zu heilen!“


    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Claudette stand am Bett von Arian. Während sie selbst Abyss getragen hatte, war sie der Prozession um den Trägern mit dem alten Krieger auf der Trage ins Krankenlager der Templerkaserne gefolgt. Man hatte ihr nahe gelegt, Abyss in einem separaten Zimmer unterzubringen, damit sie nicht gleich von Arians Zustand geschockt sein würde. Zwar hatte der Medicus festgestellt, die Wunde wäre nicht tödlich, dennoch war relativ gesehen viel Blut geflossen und Arian gab zwischenzeitlich keinen Anblick ab, dem man einem 13-jährigen Mädchen antun sollte. Sie wachte eine Weile bei Abyss und ließ den Medicus in ruhe seine Arbeit tun. Als dieser fertig war und nach der Elfe schauen wollte, wechselte Claudette das Zimmer und sah mit eigenen Augen nach dem Krieger.
    Gut, dass ihr überlebt habt.
    Sie lächelte den schlafenden Mann an.
    Jetzt muss niemand sich Vorwürfe für irgendetwas geben. Abyss hat auch weiterhin einen treu fürsorgenden... Vater. Und was auch immer ihr eurem Sohn sagen wolltet, jetzt könnt ihr es selbst tun!
    Sie hatte den Brief von ihm an seinen Sohn immer noch einstecken. Doch verspürte sie keine Last mehr deswegen.
    Aber!
    Ihr Gesicht wurde wieder ernst.
    So leicht werde ich euch nicht davon kommen lassen! Diese Riesendummheit lasse ich euch die nächste Zeit spüren... mindestens so lange, bis ihr einmal einer gewissen anwesenden Rothaarigen versprochen habt, dass ihr ab sofort wieder den Weisen geben werdet und dieser Hitzköpfigen als Vorbild dient! Auch wenn ihr es hassen werdet und mich vermutlich verteufelt - aber ich werde euch schon noch den Kopf waschen!
    Dann umspielte ein Lächeln ihre Mundwinkel.
    Und natürlich werde ich dafür sorgen, dass ihr euch bei Abyss entschuldigt! Da führt kein Weg vorbei. Mindestens eine Strafe ist dafür angesagt: Vielleicht solltet ihr der Kleinen einen Tag lang auf Knien folgen? Oder vielleicht eine Woche lang Knecht und Diener spielen? Irgendetwas passendes finden wir schon... Schließlich sind Abyss und ich Frauen. Und die haben immer Ideen!
    Sie lachte verschwörerisch in eine Hand, dann sah sie wieder aufs Bett.
    Jedenfalls, wenn ihr euch ausgeruht habt, muss ich euch-
    Ein Mädchenschrei unterbrach sie jäh.
    "Abyss!"
    Sie wusste sofort, um wen es ging. Also eilte sie aus Arians Zimmer und rannte in den Raum, wo die kleine Elfe lag...

    Mit der Hand am Schwert trat sie ein, bereit jeden zu töten, der der Elfe an was auch immer wollte - nur um festzstellen, dass es Abyss gut ging.
    Hahhh... Nur der erste Schreck beim Aufwachen in unbekannter Umgebung.
    Erleichtert ließ sie die Hand sinken und musterte jetzt den gesamten Raum: Neben dem Bett von Abyss standen die Kommandantin Clementine und der Medicus. Zwei Betten weiter... lag der Kerl, den sie kurz nach Arians Zusammenbruch eine runter geschlagen hatte. Etwas verängstigt hielt dieser sich seinen Kiefer und als die Kriegerin sich wieder umwandte, sah der Medicus sie streng an.
    Ich weiß ja, ich weiß... er soll einfach froh sein, dass ich mit einer Hand Abyss gestützt habe, sonst könnte er jetzt für den Rest seines Lebens sich von Suppe ernähren!
    Während sie zu Abyss schaute und ihr Dankbarkeit signalisierte, nahm der Medicus die Kommandantin zur Seite. Bevor sie jedoch etwas fragen konnte, wurde auch sie gerufen. Jedoch meldete Abyss sich nochmals zu Wort, bevor die Rothaarige sich auf den Weg machte.
    Claudette! Danke, dass ihr mit mir gebetet habt. Ich glaube der Erbauer hat uns erhört“.
    Sie blieb stehen, fasste dann nach einer Hand der Elfe und sprach ihr gut zu.
    "Natürlich Abyss. Es war mir eine Ehre für eine Freundin da zu sein. Und sobald Arian wieder genesen ist, lassen wir ihn das auch wissen!"
    Fast schon verschwörerisch lächelte sie Abyss an, was der Elfe aber eher ein Fragezeichen aufs Gesicht zauberte.
    "Äh... ja denke ich, oder?"
    "Vertrau mir einfach. Und jetzt ruh dich aus."
    Sie verabschiedete sich und ging zum Medicus und Clementine...

    "Dann werden wir diese halt besorgen!"
    Ungeduldig unterbrach Claudette den Heiler. Wie ihr gerade mitgeteilt wurde, war Arian soweit in Ordnung - soweit man nach einem solchen Treffer halt in Ordnung sein konnte! Denn es bestanden reale Chancen für Komplikationen, die zwar nicht unbedingt tödlich sein mussten, für einen Krieger aber unter Umständen noch schwerwiegender waren.
    Nie wieder gehen! Ich habe schon Veteranen getroffen, denen es nichts ausgemacht hatte, dass sie ihre Bewegungsfähigkeit verloren hatten. Jedoch waren es meist die gewesen, die sich aufopferungsvoll für andere in die Bresche geworfen hatten... Denn wiederum andere Veteranen sind daran zerbrochen! Ich schätze mal, Arian würde damit umgehen können. Er scheint ein soweit erfülltes Leben gehabt zu haben und hadert nicht mit dessen Verlauf... und doch, ich kenne ihn erst kurz, also kann ich mir nicht sicher sein. Außerdem... braucht Abyss ihn noch eine ganze Weile. Mindestens die nächsten 5 bis 8 Jahre. Und in denen sollte er gehen können, wenn er sie wirklich zu seiner Erbin macht.
    Als der Medicus schließlich mit einer Liste für einen wichtigen Heiltrank erschien, mit dem sie sicher stellen konnten, das Arian auch wirklich nichts widerfuhr, laß die Kommandantin die Zutaten vor.
    Ich... kenne keine davon!
    Claudette musste sich eingestehen, dass Pflanzenkunde nicht zu ihren Stärken gehörte. Gewiss, sie war schon fast eine Meisterin darin, Gegner zu bekämpfen und zu besiegen, auf nicht tödlicher wie tödlicher Art und Weise. Welche Pflanzen aber hinterher bei Wunden helfen konnten, das vermochte sie nicht zu sagen. Zumindest nicht über rudimentäre Kenntnisse hinaus. Doch bevor sie etwas sagen konnte, war Emile hereingekommen.
    Ihr sowieso nicht, Kommandantin!“
    Die zwei Frauen wandten sich um und sahen Emile auf sie zu stiefeln.
    Ihr solltet hier bleiben und euch um eure Templer kümmern, Mylady! Ich jedoch werde Lady Vance mit Freude begleite, so sie es wünscht“
    Bitte schlagt mir meinen Wunsch nicht ab. Ich konnte schon nicht für Ser Arian streiten, dann lasst mich wenigstens helfen, ihn zu heilen!“
    Claudette musterte ihn neugierig, dann handelte sie.
    "Einverstanden! Zwei sollten bessere Chancen haben, alles zu finden..."
    Dann kam ihr ein Gedanke.
    "Kennt ihr euch mit Pflanzen aus, Ser Emile?"
    "Nun, ich besitze die Grundkenntnisse... darüber hinaus aber..."
    Etwas bedröppelt ob Claudette's Frage verschwand das Lächeln des Templers.
    "Ich denke, das wird kein Problem sein."
    Sie ließ vom sie fragend anschauenden Templer ab und sah den Medicus an.
    "Ich darf mir die Rolle doch ein wenig ausborgen?"
    "Gewiss, Mylady."
    "Wie dringend braucht ihr die Ingredienzen?"
    "Je rascher, desto besser natürlich."
    Claudette nickte einmal. Es war schon Nachmittag und sehr lange hatten sie nicht mehr, bis die Sonne untergehen würde. Entweder, sie brachen jetzt alsbald auf oder sie mussten die suche auf Morgen verschieben.
    "Gewiss."
    Mehr entgegnete sie nicht.
    "Ser Emile, ihr könnt im Hof auf mich warten. Ich möchte nur schnell den Kindern bescheid geben... und dann noch eine dritte Person abholen!"
    Wieder sah der Templer sie fragend an, doch die Kriegerin winkte nur freundlich ab und Emile verneigte sich kurz, ehe er schon mal in den Hof ging. Claudette machte sich unterdessen, nachdem sie sich auch von der Kommandantin und dem Medicus verabschiedet hatte, auf den Weg zu Orphania und Chilo...

    "Claudette! Wie-"
    "Beruhigt euch! Alles ist gut gegangen. Arian lebt noch!"
    Kaum war sie ins Zimmer getreten, waren beide Kinder auf sie zugestürmt. Man merkte ihnen die Anspannung an, doch fiel diese Last ob ihrer Worte wie ein Stein von ihnen.
    "Das ist gut!"
    "Ja. Wir werden auch weiterhin zusammen reisen."
    Beide strahlten sie an.
    "Dann muss ich nicht alleine... vor... Monsterspinnen Angst haben!"
    Claudette hob fragend eine Augenbraue und Orphania schien am liebsten im Boden versinken zu wollen.
    "Natürlich nicht. Auch davor werde ich dich schützen."
    "G-gut..."
    Plötzlich trat Chilo neben sie.
    "C-claudette? Was... das Nachdenken betrifft-"
    "Hast du dich damit beschäftigt?"
    "Ah... a-also... ich... nun... ich..."
    "Ist schon okay. Du kannst es mir ruhig sagen!"
    Er sah seine Schwester an, die plötzlich kreidebleich im Gesicht wurde.
    "I-ich... wollte... aber Orphania wollte lieber Prinzessin und Ritter spielen! Da ich ja ein Schwert habe! Und zusammen haben wir den bösen Drachen besiegt. Und... und-"
    "Du wolltest doch selbst spielen! Und außerdem wolltest du Claudette nichts-"
    "Ja, aber du hast doch-"

    "Kinder, Kinder. Immer mit der Ruhe!"
    Claudette versuchte streng auszusehen, musste aber an sich halten, sich ein Lachen zu verkneifen
    "Schon gut. Es ist nichts, was du sofort dir vorstellen musst, Chilo. Mir ist nur wichtig, dass du einfach darüber nachdenkst. Außerdem... Prinzessin und Ritter, ja? Hat sich Chilo denn gegen den Drachen bewährt?"
    "Und wie! Mein Bruder ist ein guter Ritter!"
    "Das hört man doch gerne."
    Dann wurde ihr Gesicht etwas ernster.
    "Hört mal ihr Beiden. Könnt ihr der guten Claudette zuliebe noch ein wenig länger hier bleiben und spielen? Denn ich muss eine dringende Besorgung erledigen."
    Als sie die fragenden und ein wenig enttäuscht drein blickenden Gesichter sah, fügte sie hastig etwas zur Beruhigung an.
    "Ich machs auch wieder gut, versprochen!"
    "Dann... ists okay!"
    Orphania lächelte sie kokett an. Die Drei wechselten noch ein paar Sätze, ehe Claudette das Zimmer wieder verließ...

    Auf dem Weg zu Abyss kam ihr ein Gedanke.
    Sie haben gesagt, sie gaben den bösen Drachen besiegt... Wie war das nochmal? Beteten die Magister nicht zu Drachen oder sowas? Hm, etwas länger her der Schulunterricht für Adelssprösslinge... vielleicht sollte ich Emile später dazu befragen. Denn wenn es so ist, dann könnte Chilo wirklich daran gelegen sein, gegen das Böse zu kämpfen.
    Sie lachte kurz trocken auf.
    Wobei ich ein Spiel von zwei Kindern nicht überbewerten sollte... auch wenn Chilo längst im richtigen Alter ist, um mit einer Ausbildung zu beginnen...


    "ClaudetteJa. Ich kann auch schon wieder ruhig sitzen.!"
    Kaum betrat sie den Raum, drehte die kleine Elfe sich zu ihr um. Sie saß mittlerweile aufrecht im Bett und Claudette nahm an, dass die gröbsten Auswirkungen der Ohnmacht nun vergangen waren.
    "Abyss. Wie ich sehe, geht es dir besser."
    "Außerdem war ich auch schon aufgestanden, um... um..."
    "Ich versteh schon. Du wolltest Arian sehen, richtig?"
    "Ja! Aber außerdem..."
    Abyss schien sich kurz zu genieren und senkte ihre Stimme zu einem Flüsterton
    "Außerdem musste ich mal!"
    Dann sah sie die Kriegerin etwas hilfesuchend an.
    "Sie wollten mich nicht zu Arian lassen. Ist doch etwas mit ihm? Warum kann ich ihn nicht sehen? Geht es ihm schlecht?"
    Claudette überlegte, wie sie es am besten sagen konnte und als Abyss das Zögern ausnutzen wollte, um mehr zu erfahren, antwortete sie.
    "Nein, du kannst dich beruhigen, Arian geht es wirklich gut. Im Moment schläft er und erholt sich von dem Kampf..."
    "Aber?"
    Abyss schien nicht auf den Mund gefallen zu sein, sondern ein zumindest cleveres Mädchen, dass auch nachhaken konnte. Was Claudetet einen kleinen Seufzer abrang.
    "Hör mir zu, Abyss. Arian geht es soweit gut. Er wird es überleben. Jedoch möchte der Medicus ganz auf Nummer sicher gehen und bat mich, ihm Zutaten für einen Trank zu holen. Mit diesem Trank sorgen wir dafür, dass Arian auf jeden Fall gesund wird wie zuvor. Da ich mich aber leider... nicht so gut mit Pflanzen auskenne, du mich aber schon einmal versorgt hast, wollte ich dich fragen, ob du mich begleiten magst. Zusammen suchen wir schnell die Ingredienzen und tun so etwas gutes für den alten Krieger. Ich bin mir sicher, er würde das Gleiche für dich tun, keine Frage."
    Sie sah Abyss erwartungsvoll an.
    "Was sagst du dazu? Bist du dabei? Für den guten Arian?"
    Ein wenig ärgerte es sie, dass sie nicht alles sagte, hatte aber im Endeffekt ja nicht mal gelogen, sondern nur nicht so ausführlich wie der Medicus erklärt...
    Önee-sama ist offline
  20. #80
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Aril_Ava.png] auf Aril Frage kam ein deutliches, hoffnungsmilderndes»Nein. Nein, ich denke, dein Bruder war nicht hier.«
    Aril biss sich auf die Lippe. Sie hatte es nicht erwartet. Es war unwahrscheinlich, dass Glandis gerade Nien gesehen hatte. Vielleicht konnte sie Menschen gut auseinander halten, weil sie eine Elfe war. Vielleicht war er aber auch einfach nicht hiergewesen. Sie lauschte der Erklärung von Glandis.
    »Nun, ich denke, dein Bruder hat so eine Art aufzutreten wie du. Dich würde man sofort wieder erkennen. Du hast eine gewisse Aura, die aus der Erziehung, aber auch von deinem Aufwachsen herrührt. Du würdest bestimmte Dinge in einem Lager nicht tun. Deshalb glaube ich nicht, dass ich dich bei den Bettlern finden würde. Du wärst auch nicht bei den Templern, die es hier doch zu einer gewissen Anzahl gab. Du würdest auffallen, weil du vielleicht gerade einem alten Mann helfen würdest, dessen Wagenrad gebrochen ist. Und andere sich fragen: „Warum macht sie das? Sie ist doch klar als Adlige, als Kriegerin zu erkennen“.«
    Aril hob eine Augenbraue. Fast unwillkürlich ließ sie sie sofort wieder sinken. Die "alte" Aril hätte sich einen Dreck um den Herrn mit Wagenrad geschert - außer es hätte ihrem Ruf genützt oder sie hätte anders daraus Profit schlagen können. Mittlerweile aber war nicht mehr allzuviel von dem Mädchen übrig, das einst so hochnäsig durch die Gänge des Schlosses stolziert war. Aril seufzte.
    »Er wäre aufgefallen. Aber nicht so wie die Möchtegerns und Abenteurer, die es hier auch gab. Ich hätte ihn spätestens erkennen müssen, als meine Nachricht der anstürmenden Dunklen Brut das Lager erreichte. Wäre er da nicht in vorderer Reihe gewesen? Nein, Aril. Er war nicht hier. Wir sollten beraten, wo er sein könnte, doch hier war er nicht«

    Aril nickte. Es ergab Sinn, was Glandis sagte. Leider. Oder vielleicht doch zum Glück? Das hieß wenigstens, dass er nicht unten den Leichen war. Oder unter den Verschleppten? »Aber du kannst sicher sein, ich werden trotzdem nach ihm schauen. Ist versprochen. Doch lasse uns jetzt mal das Lager erkunden. Machst du mit?«
    "Ja," rief Aril aus, ohne zu zögern. "Selbstverständlich! Und ich verspreche dir, dass ich auf der Suche nach deinem Bogen helfen werde!"
    Sie blickte sich um. "Es ist eine gute Frage: Wenn er nicht hier war, wo war er dann? Ist er nicht angekommen? Hat er nicht Halt gemacht und ist als Späher vorausgeritten? Ich weiß nicht einmal, wenn er hier angekommen ist!" Ärgerlich warf Aril die Hände in die Luft.
    Dann richtete sie den Blick auf die Elfin. "Also gut, wo fangen wir an? Wo war das Soldatenlager?"
    Fawks ist offline
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