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    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von Deeman Beitrag anzeigen
    Lana

    Bastien

    Samira



    [Bild: Kopie_von_viking_warrior_by_g_freeman200_d4bcjlf.png]

    Der Schädel dröhnte immer noch von dem Zauber der ihn erwischt, der Seebär musste sich unweigerlich an die ausschweifensten Feiern erinnern die er in seinem Leben hatte. Dennoch war keine Zeit diesem Schmerz weiter Aufmerksamkeit zu schenken, nun war es an der Zeit einen Weg aus der Grube zu finden. Halward blickte sich um, keine Leiter oder andere Hilfsmittel waren sichtbar.
    Und wieder! Dieses seltsame Krächzen. Der Seebär runzelte die Stirn, es kam aus einer der Wände. Wie kann das sein?
    "Bist du bereit, Drachentöter?" erschallte es auf einmal von oben herab. Die vermummte Gestalt stand am Rand der Grube und blickte hinab. Lediglich das zu einem Grinsen verzogene Gesicht konnte man im dumpfen Licht erkennen. "Bereit? Wofür?" fragt der brummige Seebär. Der Unbekannte deutete auf die Stelle von der das Krächzen kam "Dafür!" mit einem Fingerschnippen fing die Wand an sich zu bewegen und bildete einen Durchgang.
    Ehe Halward einen Gedanken fassen konnte, was es damit auf sich hat, kamen plötzlich zwei gerüstete Gestalten und mit schartigen Schwerter auf ihn zugestürmt. Dunkle Brut! Genlocks!
    Missmutig brummt der Seebär, er zog seine Axt und Schild hervor und ging in Abwehrstellung. "Tod den Dunklen!" brüllte er ihnen entgegen. Die beiden Genlocks stürmten ohne Rücksicht auf Verluste auf Halward zu, sie schwangen die Schwerter und die Hiebe landeten krachend auf Halwards Schild, den er den beiden zur Verteidigung entgegen hielt. Dumme Wesen! Sie kennen keine Strategie. Halward wartete ab, bis sie ihre Deckung vernachlässigten.
    Der erste Genlock wurde sofort mit einem gezielten Hieb geköpft nachdem er vor Zorn brüllte. Dem Zweiten sollte ein schmerzvollerere Tod erwarten, als er mit dem Rücken zur Grubenwand stand, nahm der Seebär Anlauf, wie eine Dampframme stürmt er auf den Genlock zu, dieser zwischen Halward und der felsigen Wand regelrecht zusammengepresst. Man konnte die Knochen knacken hören, aus dem Mund des Genlocks rinnte das schwarze Blut, einige male holte er noch Luft ehe er reglos zusammensackte.
    Schnaubend blickte Halward nach oben auf den Rand, doch da war niemand zu sehen. "War das etwa alles?" brüllte er erbost nach oben. Als Antwort erschallte nur höhnisches Gelächter....genau aus der Richtung von der die Genlocks kamen. Mit grimmigen Gesichtsausdruck und gezogener Waffe beschloss der Seebär dem Lachenden zu folgen...
    Zitat Zitat von Emerahl Beitrag anzeigen
    [Bild: 45jszjNzBastien_Avatar.jpg]

    Samira/Elias


    Halward

    Lana


    „Vorsichtig! Das könnte eine Falle sein und dieser Mann der Köder dafür.“ sprach Elias und blickte Bastien an. Dachte er, er würde irgendwelchen Unsinn machen? Er sagte jedoch nichts weiter, sondern kniete sich neben den Mann und hob vorsichtig sein Kinn an. Deutlich konnte man die Verletzungen im Gesicht sehen. Das eine Auge schimmerte schon in den schrillsten Farben. „Was sollen wir jetzt tun? Versuchen ihn munter zu bekommen um ihn zu befragen? Oder sollen wir ihn lassen wo er ist und uns um die Banditen kümmern? Dann könnten wir später zurückkehren und uns dann um ihn kümmern?“

    Elias ließ den Mann los und richtete sich wieder auf. „Vorschläge?“

    Der nützt uns nichts…“ raunte die Elfe.

    „Und was schlagt Ihr stattdessen vor? Dass wir ihn einfach liegen lassen?" wandte sich Bastien nun an Lana.

    Ein markerschütternder Schrei ertönte. Bastien zuckte zusammen und wandte sich um. Es musste der Mann gewesen sein. Er hatte seine gefesselte Hände vor das Gesicht gerissen. „Tu… Tut mir bi... bitte nichts!“ Bastien ließ sich neben dem Mann nieder.

    „Wir tun Euch nichts, guter Mann! Habt keine Angst!“ redete er beruhigend auf ihn ein. Es dauerte einen Moment, bis der Mann so viel Vertrauen gefasst hatte und seine Arme sinken ließ.

    „Was ist Euch geschehen?“ , fragte Bastien.

    „E… Es war ei… ein Monster! E… Er kam aus dem Nichts! Ganz sicher!“ Der Mann litt sichtlich unter seiner Angst. „Die Pferde ha… hatten Angst vor ihm. Er hat mich gepackt und vom Pferd gerissen, dabei gewürgt und verlangt, dass ich ihm verrate, wo meine Fa… Familie ist.“

    „Ein Dämon? Hier? In unserer Gegend? Wo ist er? Bastien drehte sich zu seinen Gefährten um.

    „Wir müssen den Dämon finden und töten, bevor er Menschen tötet.“
    Zitat Zitat von Annalena Beitrag anzeigen
    Lana

    Halward

    Bastien

    [Bild: Char_Samira.png] [Bild: Stefano_klein.png] [Bild: gN6VhOoQ2twWzOnelena_klein.png]
    Stefano blickte den beiden Frauen hinterher bis sie aus dem Gastraum verschwunden waren. Dann wandte er sich an den jungen Mann, der ihnen den Wein gebracht hatte. „Könntet Ihr den Bürgermeister für mich holen?“ Robin verneigte sich kurz und verließ dann das Gasthaus um dem Wunsch des Banns nachzukommen. Sobald sie allein waren löste sich eine Gestalt aus den Schatten und kniete sich neben Stefano hin. Der junge Mann war darüber nicht überrascht und erklärte seinen Begleitern von den geänderten Plänen. Der kniende Mann erhob sich und verschwand um die Vorbereitungen seines Herrn zu treffen. Nadia grinste voller Vorfreude während Martin immer noch nachdenklich auf die Tür zur Küche blickte.

    Samira war sehr nervös und sobald sie in der Küche waren sprach sie ihre Mutter an. „Ich kann nicht vor ihm spielen… er ist der Bann und… ich kann nicht, es sind doch keine anderen Leute im Gasthaus... wie soll ich so spielen oder singen oder…“ Sie hörte auf als sie eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Als sie aufblickte sah sie in die warmen Augen ihrer Mutter, die sie aufmunternd anlächelte. „Es ist doch nicht anders als wenn du in einer vollen Gaststube spielst. Sei einfach du selbst und gebe dein bestes. Bann Colston wird deine Musik lieben, da bin ich mir sicher.“ Nervös biss die junge Frau in ihre Unterlippe, denn sie verstand nicht wirklich, was ihr Problem war. Es bereitete ihr keine Mühe vor einem großen Publikum zu spielen, doch nur vor dem Bann zu spielen war fast schon… intim. Ihre Wangen röteten sich und sie senkte den Blick. „Samira, ich weiß, dass du es kannst. Du bist eine junge, hübsche Frau und die Musik liegt dir im Blut. Die ersten Minuten werden sicherlich nicht leicht sein, doch sobald du diese überwunden hast, wird es leichter und du wirst den Bann beeindrucken.“

    Die junge Frau blickte wieder auf. „Wirklich?“ Ihre Stimme war leise und Elena nahm sie liebevoll in ihre Arme um sie zu drücken. „Ganz sicher.“ Ein unsicheres Lächeln stahl sich auf Samiras Gesicht, doch mit einer neugewonnenen Entschlossenheit ging sie auf ihr Zimmer um ihre Harfe zu holen. Elena bereitete inzwischen eine kleine Platte mit Käse, Schinken und Brot vor, die sie ihren Gästen servierte um die Zeit bis zum Mittagessen zu überbrücken. Diese servierte sie dem Bann, der sich höflich bedankte, bevor sie zurück in die Küche ging um das Essen zu machen.

    Samira war in ihrem Zimmer und überlegte sich noch, ob sie sich umziehen sollte oder nicht. Zum einen würde es etwas dauern und sie wollte den Bann nicht zu lange warten lassen, zum anderen würde es einen besseren Eindruck machen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. War es überhaupt wichtig wie sie aussah? Sie überlegte noch kurz, ob sie mit ihrer Mutter reden sollte, doch das würde noch mehr Zeit in Anspruch nehmen und da sie nicht wusste wie Bann Colston auf unnötige Verzögerungen reagieren würde, musste sie wohl selbst entscheiden. Hastig streifte sie ihr Kleid ab und zog das Kleid, was sie in der Nacht zuvor getragen hatte, wieder an. Sie hatte Mühe mit den Schnüren und rannte schnell zu ihrer Mutter um diese um Hilfe zu bitten. Ohne etwas zu sagen half Elena ihre und sobald das Kleid richtig saß, eilte die junge Frau wieder nach oben. Dabei wäre sie fast über Schneeflocke gestolpert, die ihr auf Schritt und Tritt folgte. Natürlich hatte sie keine Zeit sich die Haare besonders herzurichten und entschied sich, diese offen zu tragen. Sie bürstete diese nur kurz durch bevor sie sich ihre große Spange mit den Blumen ins Haar steckte.

    Ein kurzer Blick in den Spiegel stellte sie zufrieden und sie eilte mit ihrer Harfe nach unten. Mit klopfenden Herzen öffnete sie die Tür zur Gaststube und trat ein. Schneeflocke, der ihre Nervosität spürte, drückte sich an ihre Beine und seine Nähe beruhigte sie etwas. Doch diese Ruhe war sofort wieder vorbei als sie in die blauen Augen des Banns blickte. Ihre Stimme versagte ihr und ein einziger Gedanke schoss ihr durch den Kopf; wieso stand er plötzlich vor ihr? Seine Stimme war warm als er sich herab beugte, ihre Hand in die seine nahm und diese leicht küsste. „Das Warten hat sich gelohnt, meine Dame, denn Ihr seht bezaubernder aus denn je. Ich kann es kaum erwarten Eurer Musik zu lauschen.“ War das ein Kompliment? Was sollte sie jetzt sagen? Sollte sie überhaupt was sagen? Wieso funktionierte ihre Stimme nicht?

    [Bild: elias_klein.png]
    Die Elfe war nicht sehr hilfreich und sagte fast teilnahmslos,

    Der nützt uns nichts…“.

    Interessant, da Elias eher dachte, dass sie sich sofort auf diesen Mann stürzen würde. Anscheinend gab es doch mehr Facetten als die blutdürstige, hochnäsige Elfe. Bastien hingegen war anscheinend immer noch davon überzeugt, dass der zerlumpte Mann ein hilfloses Opfer war. Während er sein gutes Herz durchaus bewunderte, konnte dieses Verhalten ihm durchaus einmal schaden. Der Mann wachte auf und faselte etwas von Dämonen und Pferden. Aha, da war der Hinweis, auf den Elias gewartet hatte.

    „Wir müssen den Dämon finden und töten, bevor er Menschen tötet.“

    Es war überraschend, dass der junge Mann nicht sofort losstürmte. „Immer mit der Ruhe Bastien.“ Dann wandte er sich an den Banditen, der sich nun selbst verraten hatte. „Ihr seid also auf gestohlenen Pferden geritten und habt Euch nun als einen der Diebe entlarvt.“ Amüsiert beobachtete Elias wie der Mann kreidebleich wurde. „Ich denke, dass wir Euch hier lassen sollten, natürlich werden wir Eure Fesseln nicht lösen, und auf dem Rückweg nehmen wir Euch mit um Euch vor Gericht zu stellen.“ Der Mann wurde noch bleicher und fing an zu stottern. „Aber… aber der Dämon…“

    Elias strich sich nachdenklich über das Kinn bevor er sich Lana zuwandte. „Dämonen, hm, das ist ein Gebiet auf dem ich mich nicht auskenne.“ Er zog eine Augenbraue nach oben und hoffte, dass Lana verstand, das er ihre Hilfe diesbezüglich benötigte. Er wollte nicht aussprechen, dass sie eine Magierin war, denn der Bandit sollte das nicht wissen. Er hoffte, dass sie helfen konnte, denn Magier und Dämonen wurden immer in einem Satz genannt, auch wenn er natürlich keine Ahnung hatte, inwieweit Magier tatsächlich mit Dämonen zu tun hatten.


    [Bild: wDMU1xILana_Klein.jpg]

    Lana wollte gerade dazu ansetzten auf Bastiens Frage zu antworten, als ein markerschütternder Schrei dem vermeintlich Bewusstlosen entfuhr. Bastien eilte sofort zu ihm, kniete sich neben den Gefesselten und sprach ihm beruhigend zu.

    Die Elfe traute ihren spitzen Ohren nicht, als der entlarvte Bandit von Dämonen faselte und sich Elias daraufhin mit fragendem Blick zu ihr wandte, während Bastien einem Anfall ritterlicher Tapferkeit erlag und sich daraufhin zum Dämonentöter und Champion von Klingenbach zu erklären schien.

    Warum schaut Ihr mich so an? Sehe ich etwa aus wie ein Dämon oder ist es weil ich eine Magierin bin?“, fragte sie lauthals heraus. Sollte dieser armselige Wicht der dort unter dem Baum kauert doch wissen, was sie war. Immerhin hatte der Wirt ein gutes Gehör und scharfen Verstand bewiesen, indem er aus dem Gestammel über den Dämonenüberfall herausgelesen hatte, dass dieser Mann einer der Diebe war, welche die Pferde entwendet hatten. Da nun einer von ihnen hier lag, bestand noch Hoffnung Garm, Lanas Pferd, gesund wiederzubekommen.
    Lana seufzte laut, schaute erst Elias und dann Bastien an, ließ den Blick wieder zum Wirt wandern und sagte autoritär und überzeugend: „Es gibt hier keinen Dämon, das versichere ich Euch! Der Schleier ist hier genauso schwer zu durchdringen, wie in den meisten Gegenden Thedas. Zudem…, sie schaute zu dem Banditen hinab: „...schlagen Dämonen keine Menschen bewusstlos, fesseln sie dann und lassen sie zurück. Hätte ein Dämon dem da eine gewischt, könnten wir seine Kopf und Körper an verschiedenen Orten bewundern“.
    Letztere Erklärung war an Bastien gewandt.
    Dieser Kerl hier ist also, wie Elias schon feststellte und was der Rüpel nicht einmal zu leugnen wagt, einer der Banditen, welche die Pferde stahlen“.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Ich sehe keinen Grund mir über dessen Zukunft oder irgendwelche Angreifer Gedanken zu machen“.
    Sachte und unter Einsatz der Hüften glitt Lana auf den Banditen zu, einen Fuß bedacht vor den Anderen setzend. Dessen Empfindungen sprangen ganz offensichtlich zwischen Erstaunen, Neugierde und Furcht hin- und her. Lana ging vor ihm in die Hocke und legte den schwarzen Helm ins Gras, welchen der Bandit ungewöhnlich lange anstarrte. Lana fasste die zusammengebundenen Hände des Anderen an.

    Danke! Oh, danke Mylady!“, begann dieser, da er dachte Lana wolle ihn von den Fesseln lösen, doch diese schnitt ihm mit einem „Ruhe!, das Wort ab. Sie drehte die Hände hin und her und begutachtete den Knoten. Aus einer Ahnung heraus wollte sie die Seilarbeit betrachten und nun nickte sie zufrieden und rief über die Schulter: „Euer Dämon, Ser du Launcet, ist kein geringerer als unser verschwundener Freund Halward! Zumindest wenn mich nicht alles täuscht und das hier keine Seemannsknoten sind. Kaum jemand aus dem gemeinen Volk, nicht einmal der Adel oder die Krieger können derart feste Meisterwerke aus Tauen schaffen, sagte sie bewundernd und ließ die Hände los, die daraufhin auf die Oberschenkel des Banditen plumpsten.

    Lanas eisblaue Augen drangen in die von trübem Grau Erscheinenden ihres Gegenübers und mit langsamer, genauester Betonung fragte sie: „Wo sind die Pferde? Wo ist euer Lager?
    Der Bandit schüttelte ängstlich den Kopf.
    Sag es mir! Sag es mir sofort oder ich reiße dir dein Herz heraus und zerquetsche es zu Brei“, argumentierte sie und schnippte scherenartig mit den unheimlich spitzen Fingerkuppen ihrer Panzerhandschuhe vor der Nase des kreidebleichen Banditen.
    Das… das w-w-würdet i-ihr nicht tun!“, stotterte der Mann wenig überzeugt von seinen eigenen Worten.
    Glaub mir, Schätzchen, das würde ich!, versicherte Lana. Die Augen des Schurken weiteten sich plötzlich, denn ein schwach phosphoreszierendes Leuchten ging plötzlich von Lanas Handfläche aus.
    Oder soll ich dich lieber in eine Kröte verwandeln?, drohte sie, obwohl dieser märchenhafte Zauber von keinem Magier der Welt gewirkt werden konnte.
    Die Orlaisianer lieben Froschschenkel, wenn ich mich nicht irre, fügte sie hinzu und deutete mit einem Zucken ihres blonden Kopfes auf Bastien, der in seiner Rüstung mächtig Eindruck machte, sich jedoch etwas entfernter aufhielt. Vermutlich behagte ihm Lanas Verhörmethode ebenso wenig, wie dem Verhörten selbst.

    Der Gauner schien mit sich selbst zu ringen, dann schüttelte er erneut den Kopf.
    Bitte… ich KANN es nicht sagen… Ihr habt ja keine Ahnung was… argh!“
    Der Satz endete in einem Schmerzensschrei, als Lana das Gefasel zu viel wurde. Sie zückte ihren langen, dünnen Dreikantdolch und stieß ihn dem Banditen in den Oberschenkel. Die lumpige, braune Hose sog das ausströmende Rot auf, als Lana das Messer wieder hervorzog. Hinter sich hörte sie Bewegung und ein dumpfes Rascheln. Wenn sie raten müsste, würde sie sagen dass Bastien ihrem frevelhaften Treiben Einhalt gebieten wollte, von Elias dem wiederum jede Methode reicht zu sein schien, aufgehalten worden zu sein.

    Sag es mir!, fauchte Lana dem Mann ins Gesicht, wobei ihre grausig spitzen Eckzähne hervor blitzen. Der Bandit begann jedoch zu jammern und zu klagen. Entnervt sah Lana sich zu ihren Begleitern um. Bastien schaute sie entgeistert an, während Elias Gesicht eine versteinerte Miene war. Sie wusste, dass sie Zeit vergeudeten und so schaute sie wieder zum Banditen, dessen schmutziges, von einem ungepflegten Stoppelfeld bedecktes Gesicht sich qualvoll verzog.
    Hör zu, sag mir was ich wissen will, dann tue ich dir nicht mehr weh, versprach Lana ruhig.

    Der Bandit wimmerte nur umso mehr. Lana schaute ihn nun plötzlich mitleidig an, sie schüttelte sanft ihren Kopf, wobei ihr langer Zopf taktvoll mitschwang, dann zog sie einen ihrer Handschuhe aus und murmelte: „Sssht, es tut mir Leid. Sieh, ich helfe dir. Sie legte die nackte Hand auf die Stelle wo ungefähr der Einstich sein sollte und sprach tonlos eine Formel. Blaues Licht kleckerte, ähnlich wie Wasser, aus ihrer Handfläche drang durch den Hosenstoff und verwandelte die Stelle darunter zu einem Feld strahlender Energie. Auf das zuerst erschreckte Gesicht des Banditen trat ein Ausdruck befriedigender Glücksseligkeit und er lächelte angesichts der rasch heilenden Wunde. Lana riss die Hose an der durchstochenen Stelle auf und zeigte zart lächelnd auf die verheilte Haut, die nun nur noch ein paar kleinere, weiße Stellen aufwies.

    Das schweißperlengeschmückte Gesicht des Banditen schaute sichtlich erleichtert drein und mit zitternder Stimme begann er: „Danke. Ich wusste Ihr könntet nicht so… aaaargh!“
    Wieder schrie der Mann gepeinigt von Schmerzen, als Lana den Dolch erneut in sein Fleisch grub, ungefähr dort wo sie noch vor wenigen Augenblicken ihre heilende Magier gewirkt hatte. Diesmal zog sie die Klinge jedoch nicht sofort wieder heraus sondern trieb sie etwa eine handlang den Oberschenkel hinab, sodass sich das Fleisch in eine klaffende Wunde verwandelte, aus der das Blut nun nur so zu quellen begann.
    Aaaargh! Beim Erbauer, hört aaauuf!“, brüllte der Bandit flehend.
    Ich habe keine Zeit dafür! Aber wenn du meine Zeit stiehlst, dann nehme ich sie mir halt hierfür! Ich kann das die ganze Nacht machen!, keifte Lana ohne jegliches Bedauern.
    Wo sind die Pferde? Wo ist das Lager? Sag es, oder ich wende mich nicht so schmerzfreien Stellen zu!
    Der Bandit, dessen Kopf lethargisch umherschwang, resignierte schließlich und heulte: „Ja! Ja, Herrin, was immer ihr verlangt! Nur lasst es aufhören! Heilt die Wunde, ehe ich verblute!“
    Lana wedelte mit dem blutgetränkten Dolch vor dem Gesicht des Banditen, wie mit einem lehrerhaft erhobenen Zeigefinger.

    Sprich!, zischte sie und der Bandit offenbarte alle Geheimnisse, wo sich das Lager befand, dass die Pferde vermutlich in alle Himmelrichtungen geflohen waren, oder aber ins Lager ritten. Er berichtete auch von einer Grotte oder Höhle und einem seltsam gekleideten Mann, den niemand der einfachen Bandenmitglieder mit Namen ansprach, teils aus Furcht, teils weil kaum einer zu wissen schien, wer der Mann, welchen sie verdächtigten ein Blutmagier zu sein, überhaupt kannte. Lana nickte zuhörend und auch Bastien und Elias lauschten gespannt.
    Das… das war alles, was ich weiß! Ich schwöre! Unsere Waffen reichen gegen die Dorfbewohner, aber nicht gegen Ritter und Magier! Ihr… ihr werdet eure Pferde kampflos wiederhaben können, das verspreche ich euch!“

    Er schaute Lana an. „Helft… helft Ihr mir jetzt?“, fragte er leise und schaute auf sein Bein, aus dem schon sehr viel Blut ausgetreten war, welches den gräsernen und wurzeldurchzogenen Erdboden glänzend überzog.
    Lana lächelte. „Sicher, sagte sie, hob den Dolch und schob ihn dem Mann in den Hals. Der Bandit gurgelte, während seine Augen die Elfe ungläubig anstarrten. Er öffnete seinen Mund, doch anstatt worten floß ein Schwall dunklen Blutes heraus, lief über das Kinn und tropfte ihm auf die Brust. Bevor seine Augen den leeren Ausdruck des Todes annahmen, schwenkte sein Blick zu Bastien, der während der Ausführung des Banditen näher getreten war.

    Lana zog den Dolch aus dem Hals des Mannes, dessen Kopf daraufhin auf dessen blutbesudelte Brust sackte, streifte die Klinge in der Kleidung des Mannes ab und erhob sich. Auf Bastiens bösen Blick, der nahezu denselben Unglauben wie der des gerade Verschiedenen angenommen hatte, sagte sie nur trocken: „Warum starrt Ihr mich so an? Der war doch schon tot, als ich mein Spiel begonnen hatte. Tut nicht so, als hättet Ihr nicht gewusst, wie das hier endet. Tzzz…“.

    Lana sammelte ihren Helm auf und trat ein paar Schritte von der Leiche weg. Dann schaute sie zu Elias, der noch immer ohne eine merkliche Emotion dreinblickte.

    Ich hatte mich geirrt… der nütze uns doch was, gestand sie kaltherzig.
    Shepard Commander ist offline
  2. #42
    Ritter Avatar von Khardim
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    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Der Magier hatte einen starken Griff, viel stärker als man es von einem Bücherwurm und Stabschwinger erwarten mochte, was die Zirkelmagier ohne Zweifel waren, hatten sie ja auch kaum eine Chance etwas anderes zu werden.

    Der Templer nickte, als Rafael vorschlug dem regennassen Wetter zu entfliehen und einen überdachten Unterschlupf zu suchen. Und er dankte dem Erbauer für seine Funktion im Orden, die ihm neben vielen Pflichten auch einige Annehmlichkeiten zusicherte. In diesem Falle, dass der Templer und seine Begleiter im königlichen Palast hausieren durften. Einer der adligen Banns hatte ihn ohnehin zu einem Gespräch am nächsten Morgen bitten lassen. Über einen Boten, versteht sich. Kilian wusste nicht, ob er die Gespräche mit dem Adel hasste oder sehr amüsant fand, da er sich als Vertreter der Kirche nahezu jede Äußerung erlauben konnte und mit seinen Vorschlägen selten auf taube Ohren stieß. Die Menschen Fereldens respektierten den Erbauer und Kilian war froh, nicht in Rivain oder gar Tevinter dienen zu müssen.

    Auch wenn ich hier nur das Transportgut bin, schlage ich vor, dass wir zügig zusehen, ins Trockene zu kommen“, hatte der Magier gesagt und hinzugefügt: „Es wäre schließlich ein Jammer, wenn das Schwert von Eurem Ordensbruder hier Rost ansetzen würde“. Kilian lächelte nicht, als er den spöttischen Unterton Rafaels durchaus wahrnahm. Es war offensichtlich, dass dieser Magier hier eine gewisse Art der Abneigung an sich haften hatte, die man im Zirkel Fereldens meistens vermissen durfte.

    Macht Euch keine Sorgen um die Schwerter meiner Brüder, mein Herr Marlov!, rief Kilian gegen den in Böen zuckenden Wind an. „Und ich hoffe Ihr beliebtet zu scherzen, indem ihr euch als Transportgut betiteltet. Ihr seid jetzt ein Magier des Zirkels von Ferelden und somit ein vollwertiges UND wertvolles Mitglied der Gemeinschaft Diesens!

    Er wandte sich um und bedeutete den anderen mit einer schweren Geste, ihm zu folgen. Gegen Wind und Regen, Zeit und Dunkelheit kämpften sie sich durch die konfus geschlängelten, engen und gepflasterten Gassen Denerims, deren spitzgieblige Dächer sich im Halbdunkel wirr und absonderlich zu neigen schienen. Die Straßen waren nicht weniger nass, als die Docks von denen sie heraufstiegen und Kilian rutschte mehr als einmal auf den glitschigen, moosüberzogenen Steinen eines unfassbar steilen Anstiegs aus und konnte sich nur mit Mühe halten. Als die Gruppe Oben angelangt waren atmete der Templer schwer, hatte er noch nie eine derart steile Straße hinaufsteigen müssen. Sie glich fast mehr einer Klippe und offenbarte hin und wieder sogar Treppenfluchten und wies ein unregelmäßiges Pflaster auf. Sie folgten einer weiteren, überschwemmten Straße und steuerten schließlich eilends auf ein hoch aufragendes Gebäude zu, welches in prächtigem Schwarz über den Dächern der Stadt thronte.

    Halt, wer da? Erklärt euch!“, rief eine gut gerüstete Wache, dessen Schild das königliche Siegel und dessen Gesicht, das von einem Barbuta halb verdeckt wurde, blankes Abscheu gegen dieses unwirkliche Wetter zeigte.
    Ser Kilian von Xerox, Abgesandter des Templerordens!“, stellte Kilian sich laut vor, sodass die Wache auch alles verstand.
    Meine Begleiter und ich ersuchen Einlass. Ich habe ein Dokument bei mir, dass mir Zugang zum königlichen Palast und einen Schlafplatz zusichert!“
    Wo ist dieses Dokument?“, fragte die Wache misstrauisch.
    In meiner Tasche. Ich zeige es Eurem Kommandanten, werde mich jedoch hüten es hier im strömenden Regen zu zücken“.
    Die Wache schaute die Männer an, inspizierte das Schwert der Gnade, dass an jedem Templer zu finden war und blieb schließlich mit den Augen an Rafaels Stab hängen.
    Ist das ein Magier?“
    Das ist er
    , sagte Kilian ruhig, fügte aber sofort hinzu: „Er steht unter meinem Schutz und damit dem Schutz des Ordens. Lasst uns jetzt eintreten!

    Die Wache nickte und winkte die kleine Gruppe durch. Begleitet von einigen weiteren Soldaten, deren meisterhaften Silberitrüstungen vom Regen nur so glänzten betraten sie das Palastgebäude. Sofort schlug ihnen Wärme entgegen, die von vier großen Feuerstellen entlang des Eingangssaales rührten, vor denen jeweils sechs Bankreihen aufgestellt waren. Auf den vorderen zwei Reihen tummelten sich etliche Gesellen, hauptsächlich durchnässte Wachen.
    Die weit ausschweifende Halle wurde von acht Säulen, jeweils vier auf jeder Seite gestützt und auf dem aus schweren, dunkelgrauen Steinquarzen gehauenen Steinboden erstreckte sich ein fünf Schritt breiter, dunkelroter Teppich, dessen Rand mit goldenen Ornamenten verziert war. In der Mitte des Teppichs fand sich eine Stickerei aus goldenem Faden, die einen Mabari zeigte welcher ein Zepter in der Pfote hielt. Ziemlich genau auf diesem Mabari stand ein junger Elf, der passend zum Teppich in dunkles Rot gewandt war. Seine Haare waren ordentlicher als die von Kilian, der sich im Angesicht eines so schicken Dieners fast ein wenig fehl an Platz vorkam. Der Elf räusperte sich geräuschvoll, als die Gruppe zu ihm trat.

    Willkommen im Palast des Königs, Ser Kilian! Ich wurde bereits im Vorfeld von Bann Lorens Raymosfield über euer mögliches Eintreffen informiert. Bitte, hier entlang!“

    Für einen Elfen sprach der junge Mann ungewöhnlich stark durch die Nase und betonte die einzelnen Worte mit überaus strenger Genauigkeit. Nun schritt er wiegenden Schrittes los, gefolgt von Kilian, der seine Kapuze beim Betreten der Halle abgezogen hatte und dessen langer Umhang vom Regen beschwert an ihm zu kleben schien.

    Eure Überkleider werden wir zum Trocknen mitnehmen. Weder König Cailan noch Königin Anora sind derzeit zugegen, doch könnt ihr trotzdem an der königlichen Tafel speisen. Ihr seid hier Gast des Königs, doch bitte respektiert diese Hallen und wartet hier“, er deutete auf die ausladende Eingangshalle „oder im Speisesaal bis wir Zimmer für Eurer Gnaden und seine Begleiter gefunden haben“.

    Habt Dank, erwiderte Kilian freundlich. Der Elf schnippte und zwei weitere Elfen kamen herbei, beides Frauen, die schüchtern zu Boden blickten und nicht annähernd so gut gekleidet waren, wie ihr Empfänger. Sie baten um die nassen Überkleider und Kilian zog seinen Umhang ab und überreichte diesen einer der Dienerinnen.

    Ich bin übrigens Cedric“, wisperte der junge Templeranwärter Rafael zu, als er seinen nicht halb so langen Umhang, wie der von Kilian, abgab. Dabei lächelte er den Magier freundlich an. Cedric war mit seinen Anfang zwanzig noch voller Neugierde auf die Magier, anders als Robert der in seinem Leben sicherlich schon so manchen Abtrünnigen bekämpfen musste. Cedrics blonder Lockenkopf, seine kastanienbraunen, fröhlich blitzenden Augen und sein glattes Gesicht, dessen Kinn ein verspieltes Grübchen aufwies, spiegelten diese Naivität perfekt wider.
    Es ist sehr aufregend mal einen anderen Magier zu treffen, als unsere eigenen… also ich meine nicht unsere eigenen wie als wären es unsere Sklaven oder so… nein ich meine unsere hier in Ferelden“, plapperte er unbeholfen.

    Ich… ähm… also du siehst auch ganz anders aus, als die Magier bei uns im Turm. Aber das wirst du ja schon selbst sehen, wenn wir erst mal da sind. Oooh, ich hoffe das klang jetzt nicht wie eine Drohung! Tat es das? Wenn ja, dann lass dir gesagt sein, es sollte keine sein“, fuhr er fort und stolperte dabei über die eigenen Wörter. Entschuldigend lächelte er breiter.

    [Bild: Rafael_2.jpg]Die Augenbrauen des Templers zuckten kurz verständnislos und ließen dabei einen Schwarm winziger Regentropfen aufsteigen und dem dunklen Kai entgegenstürzen.
    Macht Euch keine Sorgen um die Schwerter meiner Brüder, mein Herr Marlov! Und ich hoffe Ihr beliebtet zu scherzen, indem ihr euch als Transportgut betiteltet. Ihr seid jetzt ein Magier des Zirkels von Ferelden und somit ein vollwertiges UND wertvolles Mitglied der Gemeinschaft Diesens!
    Entweder war dieser Kilian von Xerox gegen jede Form von Humor immun oder die Templer in Ferelden hatten tatsächlich ein grundlegend anderes Verhältnis zu Magiern, als die in Kirkwall. Rafael nickte schweigend und sagte nichts. Er war gespannt, wie sich die weitere Reise zum Zirkel gestalten würde, zumal er keine genaue Vorstellung hatte, wie lange sie dauern würde. Dementsprechend fromm folgte Rafael den Templern durch die Stadt, in der er sich bei der Dunkelheit allein vermutlich hoffnungslos verlaufen hätte. Er konnte sich sogar vorstellen, dass die engen Gassen Denerims bei Tag einen gewissen rustikalen Charme haben mochten, doch waren sie in einer pechschwarzen und vor allem regnerischen Nacht genau so hässlich wie alles andere um ihn herum. Rafael zog seinen Mantel fester um sich und strich von Zeit zu Zeit das Wasser aus seinem Bart, das sich dort sammelte.
    Der Marsch schien ewig zu dauern und spätestens als der Weg steil anzusteigen begann, fragte sich der Magier, ob er grade irgendein abstruses Ritual der Aufnahme durchmachte, mit dem man in Ferelden begrüßt wurde. Mit gesenktem Kopf behielt er das unebene Pflaster im Auge, um nicht fehl zu treten und versuchte, nicht hinter dem riesigen Templer mit dem Schwert zu gehen, dessen massige Gestalt auch das letzte Licht verschluckte. Seine Begleiter quälten sich schweigsam den Weg hinauf und außer gelegentlichem Ächzen war auch kein anderer Laut von den Templern zu hören. Das miserable Wetter erstickte jeden Anflug eines Gesprächs im Keim.
    Als ihnen aus der Dunkelheit vor ihnen ein scharfes „Halt, wer da? Erklärt euch!“ entgegen kam und die Gruppe zum Stehen brachte, atmete Rafael durch. Wenn sein Leben in Ferelden so weiterging, würde er sich keine Sorgen machen müssen, außer Form zu geraten. Kilian regelte mit dem Torwächter, der sie angerufen hatte, die üblichen Formalitäten, die der Magier am liebsten direkt übersprungen hätte, um schneller in was auch immer für ein Gebäude zu kommen, das der Posten bewachte. Aber wenigstens im Umgang mit Protokoll und Etikette schienen sich Templer in ganz Theadas nicht viel zu nehmen: Wo auch immer man auf Männer mit dem Schwert der Gnade auf der Brust traf, musste erst ausführlich debattiert werden, wer wem erlaubt hatte mit welchem Auftrag durch welche Tür zu gehen.
    Endlich im Inneren angekommen, merkte Rafael sofort, dass es sich hierbei nicht um den Zirkel handeln konnte, auch wenn er in Anbetracht der beeindruckenden Maße und der warmen Feuer nichts dagegen gehabt hätte. Sie wurden zügig und etwas hochnäsig von einem Bediensteten empfangen, dem Rafael trotz seines affektierten Verhaltens dankbar war, dass er nicht noch mehr Zeit mit Begrüßungsformeln und ähnlichem verschwendete.
    Er überreichte seinen Mantel, der vom Regen klamm und schwer geworden war, einer Dienerin und schüttelte sein Haar aus, um es trocknen zu lassen.
    Ich bin übrigens Cedric“, flüsterte es plötzlich von der Seite. Rafael wandte sich um und stellte fest, dass die kleinere der beiden schweigsamen Statuen vom Hafen scheinbar tatsächlich lebendig war und sprechen konnte.
    Es ist sehr aufregend mal einen anderen Magier zu treffen, als unsere eigenen… also ich meine nicht unsere eigenen wie als wären es unsere Sklaven oder so… nein ich meine unsere hier in Ferelden. Ich… ähm… also du siehst auch ganz anders aus, als die Magier bei uns im Turm. Aber das wirst du ja schon selbst sehen, wenn wir erst mal da sind. Oooh, ich hoffe das klang jetzt nicht wie eine Drohung! Tat es das? Wenn ja, dann lass dir gesagt sein, es sollte keine sein“
    Rafael schaute sich kurz um. Kilian besprach sich leise mit seinem anderen Ordensbruder und auch sonst schenkte niemand ihm oder dem jungen Templer, der ihn etwas nervös angrinste, besondere Beachtung.
    ,,Cedric, wieso flüsterst Du?''
    Sein Gegenüber stutze und bevor er sich in weitere Erklärungen verrennen konnte, klopfte Rafael ihm auf die Schulter.
    ,,Alles in Ordnung, ich bin mir sicher, dass Du's nur gut meinst.'' Cedric entspannte sich sichtlich, er war offensichtlich bemüht, keinen schlechten Eindruck zu machen. Eine Eigenschaft, die Rafael schon lagen nicht mehr bei einem Templer gesehen hatte und ihn an frühere Tage erinnerte. An Tage, an denen man einfach normal miteinander reden konnte, ohne das gleich Worte wie Blutmagie oder Unterdrückung fielen.
    ,,Ich weiß nicht, wie eure Magier hier so sind, aber das werde ich ja noch früh genug herausfinden. Bis dahin hoffe ich natürlich, Deine Erwartungen nicht zu enttäuschen. Komm, wir setzen uns ans Feuer.'', sagte er freundlich zu dem jungen Mann und deutete zu den Bänken am Feuer, auf denen sich einige Wachsoldaten aufwärmten und sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Er gab Kilian noch ein Handzeichen, damit dieser nicht gleich annahm, dass er im Begriff war zu flüchten und ging dann mit Cedric herüber.

    Als die Wachen sie kommen sahen, stand ihnen die Skepsis ins Gesicht geschrieben. Templer wurden in der Regel zwar hoch geachtet, aber ihr Eintreffen verhieß selten etwas Gutes. Auch seine eigene Gestalt wurde von den Sitzenden gemustert und Rafael fragte sich kurz, ob sich seine Erscheinung tatsächlich so sehr von der Magier Fereldens unterschied, dass sie ihn nur für einen heruntergekommenen Landstreicher mit einem Stab hielten und nicht für einen potentiell besessenen Magier, der sie alle in Kröten verwandeln würde. In der Regel hatte er einen guten Draht zum Volk, aber das Volk leider einen schlechten zur Magie.
    Nonchalant setzte sich Rafael auf eine der Bänke und beobachtete das Spiel. Cedric setzte sich ihm gegenüber und beobachtete ihn, wie er bemerkte. Zwar spürte er nichts von dem Misstrauen, mit dem Lerion ihn auf der Reise nach Ferelden gemustert hatte, doch fragte er sich langsam, was genau an seinem Aussehen so andersartig war.
    ,,Sie spielen Sündenfall.'', sagte Rafael mehr zu sich selbst als zu dem Templer. Jede Form von Glücksspiel war in der Galgenburg verboten worden, nachdem Meredith dort das Kommando übernommen hatte. Das hielt seinerzeit zwar niemanden wirklich davon ab, hin und wieder zu spielen, aber mit dem Spiel war wieder ein Stück der Freiheit im Zirkel gestorben und es jetzt wieder zu sehen gab dem Magier das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er rückte näher an die Spielenden heran.
    ,,Sagt, Freunde, darf ich mitspielen?''
    Zaghaft hoben sich einige der Köpfe, die bisher konzentriert auf Karten und Einsätze gerichtet waren. ,,Kannst Du bezahlen?'', fragte einer der Soldaten. Egal ob sie ihn für einen Landstreicher oder einen Magier hielten, große finanzielle Möglichkeiten wurden ihm offenbar nicht zugetraut.
    ,,Natürlich!'', erwiderte Rafael und zog einen Beutel mit Münzen aus seiner Umhängetasche hervor. ,,Gebt mir ein paar Karten!''
    Die Wachen schauten sich untereinander an und es schienen Jahre zu vergehen, bis einer den Kartenstapel nahm und Rafael seine Hand austeilte. Die Karten waren alt und vergilbt, aber sein Blatt war ganz ordentlich. ,,Zehn Kupfer.'', kündigte er an und schob die Münzen in die Mitte. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich Rafael wieder richtig frei.
    Khardim ist offline Geändert von Khardim (05.02.2015 um 18:43 Uhr)
  3. #43
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Rafael_2.jpg]Die Augenbrauen des Templers zuckten kurz verständnislos und ließen dabei einen Schwarm winziger Regentropfen aufsteigen und dem dunklen Kai entgegenstürzen.
    Macht Euch keine Sorgen um die Schwerter meiner Brüder, mein Herr Marlov! Und ich hoffe Ihr beliebtet zu scherzen, indem ihr euch als Transportgut betiteltet. Ihr seid jetzt ein Magier des Zirkels von Ferelden und somit ein vollwertiges UND wertvolles Mitglied der Gemeinschaft Diesens!
    Entweder war dieser Kilian von Xerox gegen jede Form von Humor immun oder die Templer in Ferelden hatten tatsächlich ein grundlegend anderes Verhältnis zu Magiern, als die in Kirkwall. Rafael nickte schweigend und sagte nichts. Er war gespannt, wie sich die weitere Reise zum Zirkel gestalten würde, zumal er keine genaue Vorstellung hatte, wie lange sie dauern würde. Dementsprechend fromm folgte Rafael den Templern durch die Stadt, in der er sich bei der Dunkelheit allein vermutlich hoffnungslos verlaufen hätte. Er konnte sich sogar vorstellen, dass die engen Gassen Denerims bei Tag einen gewissen rustikalen Charme haben mochten, doch waren sie in einer pechschwarzen und vor allem regnerischen Nacht genau so hässlich wie alles andere um ihn herum. Rafael zog seinen Mantel fester um sich und strich von Zeit zu Zeit das Wasser aus seinem Bart, das sich dort sammelte.
    Der Marsch schien ewig zu dauern und spätestens als der Weg steil anzusteigen begann, fragte sich der Magier, ob er grade irgendein abstruses Ritual der Aufnahme durchmachte, mit dem man in Ferelden begrüßt wurde. Mit gesenktem Kopf behielt er das unebene Pflaster im Auge, um nicht fehl zu treten und versuchte, nicht hinter dem riesigen Templer mit dem Schwert zu gehen, dessen massige Gestalt auch das letzte Licht verschluckte. Seine Begleiter quälten sich schweigsam den Weg hinauf und außer gelegentlichem Ächzen war auch kein anderer Laut von den Templern zu hören. Das miserable Wetter erstickte jeden Anflug eines Gesprächs im Keim.
    Als ihnen aus der Dunkelheit vor ihnen ein scharfes „Halt, wer da? Erklärt euch!“ entgegen kam und die Gruppe zum Stehen brachte, atmete Rafael durch. Wenn sein Leben in Ferelden so weiterging, würde er sich keine Sorgen machen müssen, außer Form zu geraten. Kilian regelte mit dem Torwächter, der sie angerufen hatte, die üblichen Formalitäten, die der Magier am liebsten direkt übersprungen hätte, um schneller in was auch immer für ein Gebäude zu kommen, das der Posten bewachte. Aber wenigstens im Umgang mit Protokoll und Etikette schienen sich Templer in ganz Theadas nicht viel zu nehmen: Wo auch immer man auf Männer mit dem Schwert der Gnade auf der Brust traf, musste erst ausführlich debattiert werden, wer wem erlaubt hatte mit welchem Auftrag durch welche Tür zu gehen.
    Endlich im Inneren angekommen, merkte Rafael sofort, dass es sich hierbei nicht um den Zirkel handeln konnte, auch wenn er in Anbetracht der beeindruckenden Maße und der warmen Feuer nichts dagegen gehabt hätte. Sie wurden zügig und etwas hochnäsig von einem Bediensteten empfangen, dem Rafael trotz seines affektierten Verhaltens dankbar war, dass er nicht noch mehr Zeit mit Begrüßungsformeln und ähnlichem verschwendete.
    Er überreichte seinen Mantel, der vom Regen klamm und schwer geworden war, einer Dienerin und schüttelte sein Haar aus, um es trocknen zu lassen.
    Ich bin übrigens Cedric“, flüsterte es plötzlich von der Seite. Rafael wandte sich um und stellte fest, dass die kleinere der beiden schweigsamen Statuen vom Hafen scheinbar tatsächlich lebendig war und sprechen konnte.
    Es ist sehr aufregend mal einen anderen Magier zu treffen, als unsere eigenen… also ich meine nicht unsere eigenen wie als wären es unsere Sklaven oder so… nein ich meine unsere hier in Ferelden. Ich… ähm… also du siehst auch ganz anders aus, als die Magier bei uns im Turm. Aber das wirst du ja schon selbst sehen, wenn wir erst mal da sind. Oooh, ich hoffe das klang jetzt nicht wie eine Drohung! Tat es das? Wenn ja, dann lass dir gesagt sein, es sollte keine sein“
    Rafael schaute sich kurz um. Kilian besprach sich leise mit seinem anderen Ordensbruder und auch sonst schenkte niemand ihm oder dem jungen Templer, der ihn etwas nervös angrinste, besondere Beachtung.
    ,,Cedric, wieso flüsterst Du?''
    Sein Gegenüber stutze und bevor er sich in weitere Erklärungen verrennen konnte, klopfte Rafael ihm auf die Schulter.
    ,,Alles in Ordnung, ich bin mir sicher, dass Du's nur gut meinst.'' Cedric entspannte sich sichtlich, er war offensichtlich bemüht, keinen schlechten Eindruck zu machen. Eine Eigenschaft, die Rafael schon lagen nicht mehr bei einem Templer gesehen hatte und ihn an frühere Tage erinnerte. An Tage, an denen man einfach normal miteinander reden konnte, ohne das gleich Worte wie Blutmagie oder Unterdrückung fielen.
    ,,Ich weiß nicht, wie eure Magier hier so sind, aber das werde ich ja noch früh genug herausfinden. Bis dahin hoffe ich natürlich, Deine Erwartungen nicht zu enttäuschen. Komm, wir setzen uns ans Feuer.'', sagte er freundlich zu dem jungen Mann und deutete zu den Bänken am Feuer, auf denen sich einige Wachsoldaten aufwärmten und sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben. Er gab Kilian noch ein Handzeichen, damit dieser nicht gleich annahm, dass er im Begriff war zu flüchten und ging dann mit Cedric herüber.

    Als die Wachen sie kommen sahen, stand ihnen die Skepsis ins Gesicht geschrieben. Templer wurden in der Regel zwar hoch geachtet, aber ihr Eintreffen verhieß selten etwas Gutes. Auch seine eigene Gestalt wurde von den Sitzenden gemustert und Rafael fragte sich kurz, ob sich seine Erscheinung tatsächlich so sehr von der Magier Fereldens unterschied, dass sie ihn nur für einen heruntergekommenen Landstreicher mit einem Stab hielten und nicht für einen potentiell besessenen Magier, der sie alle in Kröten verwandeln würde. In der Regel hatte er einen guten Draht zum Volk, aber das Volk leider einen schlechten zur Magie.
    Nonchalant setzte sich Rafael auf eine der Bänke und beobachtete das Spiel. Cedric setzte sich ihm gegenüber und beobachtete ihn, wie er bemerkte. Zwar spürte er nichts von dem Misstrauen, mit dem Lerion ihn auf der Reise nach Ferelden gemustert hatte, doch fragte er sich langsam, was genau an seinem Aussehen so andersartig war.
    ,,Sie spielen Sündenfall.'', sagte Rafael mehr zu sich selbst als zu dem Templer. Jede Form von Glücksspiel war in der Galgenburg verboten worden, nachdem Meredith dort das Kommando übernommen hatte. Das hielt seinerzeit zwar niemanden wirklich davon ab, hin und wieder zu spielen, aber mit dem Spiel war wieder ein Stück der Freiheit im Zirkel gestorben und es jetzt wieder zu sehen gab dem Magier das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er rückte näher an die Spielenden heran.
    ,,Sagt, Freunde, darf ich mitspielen?''
    Zaghaft hoben sich einige der Köpfe, die bisher konzentriert auf Karten und Einsätze gerichtet waren. ,,Kannst Du bezahlen?'', fragte einer der Soldaten. Egal ob sie ihn für einen Landstreicher oder einen Magier hielten, große finanzielle Möglichkeiten wurden ihm offenbar nicht zugetraut.
    ,,Natürlich!'', erwiderte Rafael und zog einen Beutel mit Münzen aus seiner Umhängetasche hervor. ,,Gebt mir ein paar Karten!''
    Die Wachen schauten sich untereinander an und es schienen Jahre zu vergehen, bis einer den Kartenstapel nahm und Rafael seine Hand austeilte. Die Karten waren alt und vergilbt, aber sein Blatt war ganz ordentlich. ,,Zehn Kupfer.'', kündigte er an und schob die Münzen in die Mitte. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich Rafael wieder richtig frei.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Cedrics Augen folgten dem Spiel der kleinen Gruppe, die so nah am Feuer saß, dass er sich manchmal bewegen musste um der aus dem Kamin dröhnenden Hitze zu entkommen. Rafaels letztes Spiel war wohl einige Zeit her, schaute er sich die Karten beim ersten Zug lange und genau an, während sein Blick manchmal gedankenversunken abdriftete, sich dann aber fing und er sein Blatt spielte. Mit zunehmender Zeit kam auch die Routine wieder und der junge Templeranwärter staunte nicht schlecht, wie zügig der Magier den Wachen die kleinen, bräunlichen Münzen entlocken konnte. Auf jede Niederlage kamen drei bis vier Siege und schon bald stieg die Stammbesetzung aus dem Spiel aus und neue Soldaten gesellten sich dazu. Cedric beobachtete die Hände des Magiers genau, denn vielleicht nutze er ja Magie, um seine Siegeschancen zu fördern. Doch scheinbar hatte er nur großes Glück oder verfügte über enormes Können auf diesem Gebiet. Das Seltsame war, dass der Magier sogar breit lächelte, wenn er verlor.

    Nach ein paar weiteren Runden und nachfolgenden Flüchen der Soldaten über das vermaledeite Glücksspiel löste sich die Gesellschaft auf. Die Soldaten verschwanden größtenteils in den Wirren des Palastes, während die gewonnenen Münzen ihren Weg in Rafaels Geldbeutel fanden.
    Wisst ihr… Herr, die Magier bei uns haben oftmals gar nicht so viel Geld. Was sollen sie auch damit im Zirkel?“, gluckste er, schaute dann aber sofort beschämt zu Boden.
    Verzeiht, Herr. Ich wollte die Magier nicht beleidigen. Ich weiß, dass Manche den Zirkel auch wegen der fehlenden Freiheit Dinge zu kaufen nicht mögen. Aber ich hoffe, dass Ihr es dort mögen werdet!“, schloss er versöhnlich und lächelte wieder.

    Eine Zeitlang saßen die Beiden am Feuer und schauten den knisternden Flammen zu, wie sie erst neugierig über das Holz leckten, es für schmackhaft befanden und zu fressen begannen, während die wohlige Wärme ihre Gesichter bedrängte und schattenhafte Züge sich auf den Wangen des Magiers zeigten, dessen schwarzer Kinnbart Rafaels Gesicht merklich in die Länge zog. Schließlich fasste Cedric neuen Mut, räusperte sich und fragte schüchtern: „Habt ihr… habt ihr hübsche Frauen in den Freien Marschen?“ Verstohlen blickte er sich um, beinahe so als fühle er sich bei etwas Verbotenem beobachtet, doch Kilian war Nirgends zu sehen. Begierig auf die Antwort wandte er sich wieder Rafael zu…

    *

    Die breite Holzbank ächzte bedrohlich, als sich der über zwei Meter große Templer auf ihr niederließ. Ein halbes Dutzend Bedienstete beobachtete das Schauspiel mit angespannter Miene, während Ser Robert auf der Bank hin und her rutschte, ehe er angenehm saß, seine langen Beine unter dem Tisch ausgestreckt und seine unter schweren Brauen liegenden Augen über die aufgetischten Speisen wandern ließ. Kilian setzte sich ihm gegenüber. Ein dröhnendes Grummeln, welches an das angriffslustige Knurren eines Mabari erinnerte, drang aus Roberts Magengegend, während sich sein Blick an ein saftiges Hühnchen heftete. Beide Templer zogen ihre Handschuhe ab, was in Roberts Fall vom Geräusche klirrenden Metalls begleitet wurde. Die Männer legten die Hände ineinander und sprachen ein kurzes Gebet, welches die Diener interessiert beäugten. Dann begannen sie zu essen.

    Was denkt Ihr über den Magier, Seir?“, schmatze Robert mit vollem Mund, während seine riesigen Finger das eben noch ganze Hühnchen in holzsplittergroße Einzelteile zerpflückte und diese dann, begleitet von Wein und hellem Brot, in seinen Magen beförderte.
    Kilian schwenkte seinen silbernen Becher, in dem ebenfalls das charakteristische Rot eines preisgekrönten nevarrischen Weines schwappte.

    Ich denke, er ist froh hier zu sein. Für ihn muss der Umgang mit den Templern Fereldens jedoch wahrhaft verstörend sein. Ich traf vor nicht allzu langer Zeit einen Templer, der in Kirkwall stationiert ist. Dort steht jeder Magier unter Generalverdacht und zwischen dem Orden und dem Zirkel herrscht ein offener Machtkampf. Der einzige Grund, warum es dort noch zu keinen größeren Problemen gekommen ist, ist wohl die oberste Klerikerin, sagte er trübsinnig und nahm einen Schluck des Weins. Er schmeckte verschiedenste Beeren, die zusammen eine wahre Gaumenfreude ergaben.
    Und die Kommandantin….?“, begann Robert.
    …führt ein strenges Regiment“, beendete Kilian den Satz. „Zu streng vielleicht. Die Templer sind Krieger, keine Frage, aber die Disziplin eines Templers sollte sogar der eines Chevaliers in nichts nachstehen“.

    Kilian zweifelte allerdings an dem Wahrheitsgehalt dieses Satzes, als Robert laut rülpste, was die zumeist elfischen Diener vor Schreck zusammenzucken ließ und dann seelenruhig weiter aß. Der größere der Beiden griff zu einem ganzen Brotlaib und setzte zur nächsten Frage an: „Und wie macht sich der junge Cedric in Euren Augen? Er ist gerade bei dem Magier“.
    Bitte, Ser Robert, dieser Magier hat einen Namen. Wir müssen aufhören sie als magisch begabte Anderswesen zu betrachten und die Person hinter ihnen sehen.
    Ser Robert stockte einen Moment im Kaufen, zuckte dann aber mit den gewaltigen Schultern und zermahlte beim Kauen aus Versehen ein Stück Knochen.

    Aber um Eure Frage zu beantworten: ich denke Cedric ist auf dem besten Weg. Ja, er ist noch jung und naiv und bevor er nicht seine erste Läuterung überstanden hat, kann man nicht sagen ob er wirklich das Zeug zum Templer hat. Aber er ist eine Person, der die Magier vertrauen werden. Sie werden reden, vielleicht sogar voneinander lernen und wenn die Magier so die Notwendigkeit des Zirkels verstehen und die Templer nicht als Kerkermeister, sondern als Freunde und Beschützer ansehen, dann akzeptieren vielleicht viel mehr dieses Leben“.

    Nun griff auch Kilian zu einem Brot, legte sich zudem zwei gelbe Beeren, ein großes Stück Hartkäse und mehrere Scheiben einer fingerdick geschnittenen Wurst auf den großen Teller. Kilian winkte einen der Diener heran und sagte: „Bei einem der Feuer in der Eingangshalle sitzen ein Templer und ein weiterer Mann. Richtet ihnen aus, dass sie zum Essen kommen sollen, so sie denn Hunger haben“. Der Elf nickte eifrig und verschwand in einem Gang mit hoher Decke, der parallel zum Hauptweg verlief. Die beiden sollten ordentlich Essen und zu Kräften kommen. Morgen, nach dem Gespräch mit dem Bann, würden sie ihren langen Marsch zu Rafaels neuer Heimat antreten.
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  4. #44
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen
    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Cedrics Augen folgten dem Spiel der kleinen Gruppe, die so nah am Feuer saß, dass er sich manchmal bewegen musste um der aus dem Kamin dröhnenden Hitze zu entkommen. Rafaels letztes Spiel war wohl einige Zeit her, schaute er sich die Karten beim ersten Zug lange und genau an, während sein Blick manchmal gedankenversunken abdriftete, sich dann aber fing und er sein Blatt spielte. Mit zunehmender Zeit kam auch die Routine wieder und der junge Templeranwärter staunte nicht schlecht, wie zügig der Magier den Wachen die kleinen, bräunlichen Münzen entlocken konnte. Auf jede Niederlage kamen drei bis vier Siege und schon bald stieg die Stammbesetzung aus dem Spiel aus und neue Soldaten gesellten sich dazu. Cedric beobachtete die Hände des Magiers genau, denn vielleicht nutze er ja Magie, um seine Siegeschancen zu fördern. Doch scheinbar hatte er nur großes Glück oder verfügte über enormes Können auf diesem Gebiet. Das Seltsame war, dass der Magier sogar breit lächelte, wenn er verlor.

    Nach ein paar weiteren Runden und nachfolgenden Flüchen der Soldaten über das vermaledeite Glücksspiel löste sich die Gesellschaft auf. Die Soldaten verschwanden größtenteils in den Wirren des Palastes, während die gewonnenen Münzen ihren Weg in Rafaels Geldbeutel fanden.
    Wisst ihr… Herr, die Magier bei uns haben oftmals gar nicht so viel Geld. Was sollen sie auch damit im Zirkel?“, gluckste er, schaute dann aber sofort beschämt zu Boden.
    Verzeiht, Herr. Ich wollte die Magier nicht beleidigen. Ich weiß, dass Manche den Zirkel auch wegen der fehlenden Freiheit Dinge zu kaufen nicht mögen. Aber ich hoffe, dass Ihr es dort mögen werdet!“, schloss er versöhnlich und lächelte wieder.

    Eine Zeitlang saßen die Beiden am Feuer und schauten den knisternden Flammen zu, wie sie erst neugierig über das Holz leckten, es für schmackhaft befanden und zu fressen begannen, während die wohlige Wärme ihre Gesichter bedrängte und schattenhafte Züge sich auf den Wangen des Magiers zeigten, dessen schwarzer Kinnbart Rafaels Gesicht merklich in die Länge zog. Schließlich fasste Cedric neuen Mut, räusperte sich und fragte schüchtern: „Habt ihr… habt ihr hübsche Frauen in den Freien Marschen?“ Verstohlen blickte er sich um, beinahe so als fühle er sich bei etwas Verbotenem beobachtet, doch Kilian war Nirgends zu sehen. Begierig auf die Antwort wandte er sich wieder Rafael zu…

    *

    Die breite Holzbank ächzte bedrohlich, als sich der über zwei Meter große Templer auf ihr niederließ. Ein halbes Dutzend Bedienstete beobachtete das Schauspiel mit angespannter Miene, während Ser Robert auf der Bank hin und her rutschte, ehe er angenehm saß, seine langen Beine unter dem Tisch ausgestreckt und seine unter schweren Brauen liegenden Augen über die aufgetischten Speisen wandern ließ. Kilian setzte sich ihm gegenüber. Ein dröhnendes Grummeln, welches an das angriffslustige Knurren eines Mabari erinnerte, drang aus Roberts Magengegend, während sich sein Blick an ein saftiges Hühnchen heftete. Beide Templer zogen ihre Handschuhe ab, was in Roberts Fall vom Geräusche klirrenden Metalls begleitet wurde. Die Männer legten die Hände ineinander und sprachen ein kurzes Gebet, welches die Diener interessiert beäugten. Dann begannen sie zu essen.

    Was denkt Ihr über den Magier, Seir?“, schmatze Robert mit vollem Mund, während seine riesigen Finger das eben noch ganze Hühnchen in holzsplittergroße Einzelteile zerpflückte und diese dann, begleitet von Wein und hellem Brot, in seinen Magen beförderte.
    Kilian schwenkte seinen silbernen Becher, in dem ebenfalls das charakteristische Rot eines preisgekrönten nevarrischen Weines schwappte.

    Ich denke, er ist froh hier zu sein. Für ihn muss der Umgang mit den Templern Fereldens jedoch wahrhaft verstörend sein. Ich traf vor nicht allzu langer Zeit einen Templer, der in Kirkwall stationiert ist. Dort steht jeder Magier unter Generalverdacht und zwischen dem Orden und dem Zirkel herrscht ein offener Machtkampf. Der einzige Grund, warum es dort noch zu keinen größeren Problemen gekommen ist, ist wohl die oberste Klerikerin, sagte er trübsinnig und nahm einen Schluck des Weins. Er schmeckte verschiedenste Beeren, die zusammen eine wahre Gaumenfreude ergaben.
    Und die Kommandantin….?“, begann Robert.
    …führt ein strenges Regiment“, beendete Kilian den Satz. „Zu streng vielleicht. Die Templer sind Krieger, keine Frage, aber die Disziplin eines Templers sollte sogar der eines Chevaliers in nichts nachstehen“.

    Kilian zweifelte allerdings an dem Wahrheitsgehalt dieses Satzes, als Robert laut rülpste, was die zumeist elfischen Diener vor Schreck zusammenzucken ließ und dann seelenruhig weiter aß. Der größere der Beiden griff zu einem ganzen Brotlaib und setzte zur nächsten Frage an: „Und wie macht sich der junge Cedric in Euren Augen? Er ist gerade bei dem Magier“.
    Bitte, Ser Robert, dieser Magier hat einen Namen. Wir müssen aufhören sie als magisch begabte Anderswesen zu betrachten und die Person hinter ihnen sehen.
    Ser Robert stockte einen Moment im Kaufen, zuckte dann aber mit den gewaltigen Schultern und zermahlte beim Kauen aus Versehen ein Stück Knochen.

    Aber um Eure Frage zu beantworten: ich denke Cedric ist auf dem besten Weg. Ja, er ist noch jung und naiv und bevor er nicht seine erste Läuterung überstanden hat, kann man nicht sagen ob er wirklich das Zeug zum Templer hat. Aber er ist eine Person, der die Magier vertrauen werden. Sie werden reden, vielleicht sogar voneinander lernen und wenn die Magier so die Notwendigkeit des Zirkels verstehen und die Templer nicht als Kerkermeister, sondern als Freunde und Beschützer ansehen, dann akzeptieren vielleicht viel mehr dieses Leben“.

    Nun griff auch Kilian zu einem Brot, legte sich zudem zwei gelbe Beeren, ein großes Stück Hartkäse und mehrere Scheiben einer fingerdick geschnittenen Wurst auf den großen Teller. Kilian winkte einen der Diener heran und sagte: „Bei einem der Feuer in der Eingangshalle sitzen ein Templer und ein weiterer Mann. Richtet ihnen aus, dass sie zum Essen kommen sollen, so sie denn Hunger haben“. Der Elf nickte eifrig und verschwand in einem Gang mit hoher Decke, der parallel zum Hauptweg verlief. Die beiden sollten ordentlich Essen und zu Kräften kommen. Morgen, nach dem Gespräch mit dem Bann, würden sie ihren langen Marsch zu Rafaels neuer Heimat antreten.

    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafaels Pfeife hing locker in seinem Mundwinkel, als er die Karten mischte und eine neue Runde an die Soldaten austeilte. Die dünne Rauchfahne, die daraus aufstieg, hüllte den Magier ein und verbreitete einen grade so wahrnehmbaren Geruch von Zimt. Das Spiel lief überraschend gut für ihn, so gut sogar, dass er von seinem ursprünglichen Vorhaben abgelassen hatte und ehrlich spielte. ,,Zwei Drachen und drei Schwerter, tut mir Leid, Freunde.'', sagte er achselzuckend, als er sein Blatt offenbarte und den Einsatz seiner Mitspieler einstrich. Es war eine lustige Runde, auch wenn seine Glückssträhne zwischendurch mehr oder weniger laut hinterfragt wurde. Nach und nach schieden die Soldaten aus dem Spiel aus oder mussten zu irgendeinem Dienst antreten, um den sie Rafael bei diesem Wetter wahrhaftig nicht beneidete. Der letzte, der ging, nahm die Karten an sich und verabschiedete sich mit einem Handschlag von Rafael. Ob sie nun wussten, dass er ein Magier war oder nicht, sie hatten einfach zusammen Karten gespielt.
    Der Magier stopfte seine Pfeife neu und setzte sich zu Cedric herüber, der das Spiel die ganze Zeit über schweigsam beobachtet hatte. Er streckte seine Füße in den immer noch etwas feuchten Stiefeln zum Kamin aus, legte den Kopf in den Nacken und tat einen langen, tiefen Atemzug. Seine Zeit in Ferelden hätte einen deutlich schlimmeren Anfang nehmen können.
    „Wisst ihr… Herr, die Magier bei uns haben oftmals gar nicht so viel Geld. Was sollen sie auch damit im Zirkel?“, sagte Cedric unvermittelt. Rafael drehte ihm den Kopf zu und hob eine Augenbraue. „Verzeiht, Herr. Ich wollte die Magier nicht beleidigen. Ich weiß, dass Manche den Zirkel auch wegen der fehlenden Freiheit Dinge zu kaufen nicht mögen. Aber ich hoffe, dass Ihr es dort mögen werdet!“
    ,,Ach, weißt Du, für Geld findet sich immer irgendeine Verwendung. Und falls mir wirklich keine einfallen sollte, dann werfe ich mit den Münzen einfach nach Templern, die mir auf den Geist gehen.'', antwortete Rafael und verpasste dem Templer einen gut gemeinten Stoß gegen den Oberarm. Der Junge hatte ja nicht einmal Unrecht. Die Magier in den Zirkeln hatten effektiv keine Verwendung für Geld, da sie alles, was sie zum Leben brauchten, gestellt bekamen. Es mochte Unterschiede zwischen den einzelnen Zirkeln geben, aber generell war die Versorgung sehr gut. Besser auf jeden Fall als die der meisten Menschen, die jeden Tag in Werkstätten oder auf Feldern für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten. Interessant wurde Geld erst, wenn es um Dinge ging, die man normalerweise nicht so leicht bekam: Bücher, die unter Verschluss oder nicht im Fundus des Zirkels zu bekommen waren oder einfach harter Alkohol, um sich von den immer gleichen Mauern, die man jeden Tag von innen sah, abzulenken. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Zirkel vermutlich kein bisschen von einem Gefägnis und ganz abwegig war dieser Vergleich wahrlich nicht. Rafael war gespannt, ob sich auch hier in Ferelden innerhalb des Zirkels eine Art Netzwerk von Leuten gebildet hatte, die einen mit fast allem versorgen konnten, wenn das Geld stimmte. Er war sich fast sicher, dass es so sein würde.
    Habt ihr… habt ihr hübsche Frauen in den Freien Marschen?“, fragte Cedric auf einmal ganz leise.
    Es verging eine Ewigkeit in Stille.

    Rafael ließ eine kleine Rauchwolke aus seinem Mund zur Decke aufsteigen. ,,Wieso? Willst Du hinfahren und eine zur Frau nehmen, Chorknabe?'' Verlegenes Schweigen.
    Der Magier schmunzelte. Er glaubte es zwar nicht, aber sollten alle Templer hier so sein wie Cedric, würde er gewiss eine Menge Spaß in Ferelden haben. Da der junge Mann keinerlei Anstalten machte, das Gespräch fortzusetzen, richtete sich Rafael aus seiner schon fast liegenden Position auf und sah Cedric an:
    ,,Natürlich haben wir schöne Frauen in den Freien Marschen! Wunderschöne sogar, innerhalb des Zirkels genau wie draußen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch hier solche gibt, oder? Das hoffe ich zumindest! Schau, drüben in Kirkwall war das so...''
    Grade als Rafael anfangen wollte, die Vorzüge des schönen Geschlechts seiner Heimat zu erläutern, trat aus dem Schatten ein Elf hervor, der sie darauf hinwies, dass sie herzlich eingeladen seien, sich Ser Kilian beim Essen anzuschließen. Rafael fragte sich kurz, ob es exakt diese Worte gewesen waren, mit denen der Templer den Diener auf den Weg geschickt hatte, ließ den Gedanken dann aber fahren und nickte nur.
    ,,Komm, wir gehen Essen, dann können wir mit Deinen Kameraden zusammen über Frauen debattieren!'' Cedric, der schlagartig rote Ohren bekam, wollte grade zu einem Widerspruch ansetzen, als Rafael ihm das Wort abschnitt. ,,War nur ein Spaß. Darüber reden wir ein einer ruhigen Minute mal ausführlich. Jetzt wird erst einmal gegessen.'' Der Magier schwang sich auf, steckte sich die Pfeife wieder in den Mund und machte sich mit Cedric zusammen auf den Weg in den Speisesaal. Der war trotz der Größe des Gebäudes schnell gefunden, da sich aus ihm der himmlische Duft verschiedenster Gerichte in die Flure und Gänge des Schlosses ergoss. Vor Ort sah sich Rafael kurz um und ging dann zielstrebig zu den beiden anderen Templern, die im Halbschatten des nicht vollständig beleuchteten Saales saßen. ,,Vielen Dank für Eure freundliche Einladung, Ser von Xerox!'', rief er, als er sich schwungvoll zu den beiden setzte und dabei etwas Asche aus dem Kopf seiner Pfeife verlor.
    ,,Was ich vorhin vergaß zu fragen: Wer ist Bann Lorens Raymosfield? Ich will mich keineswegs einmischen, aber ich wüsste schon gern, an wessen Feuer ich mich hier wärme.'' Noch bevor der Templer antworten konnte, hatte sich Rafael schon zu einem Teller verholfen und schob Cedric auch einen hin, bevor er begann, sich an der reichhaltigen Auswahl auf dem Tisch zu bedienen.
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    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafaels Pfeife hing locker in seinem Mundwinkel, als er die Karten mischte und eine neue Runde an die Soldaten austeilte. Die dünne Rauchfahne, die daraus aufstieg, hüllte den Magier ein und verbreitete einen grade so wahrnehmbaren Geruch von Zimt. Das Spiel lief überraschend gut für ihn, so gut sogar, dass er von seinem ursprünglichen Vorhaben abgelassen hatte und ehrlich spielte. ,,Zwei Drachen und drei Schwerter, tut mir Leid, Freunde.'', sagte er achselzuckend, als er sein Blatt offenbarte und den Einsatz seiner Mitspieler einstrich. Es war eine lustige Runde, auch wenn seine Glückssträhne zwischendurch mehr oder weniger laut hinterfragt wurde. Nach und nach schieden die Soldaten aus dem Spiel aus oder mussten zu irgendeinem Dienst antreten, um den sie Rafael bei diesem Wetter wahrhaftig nicht beneidete. Der letzte, der ging, nahm die Karten an sich und verabschiedete sich mit einem Handschlag von Rafael. Ob sie nun wussten, dass er ein Magier war oder nicht, sie hatten einfach zusammen Karten gespielt.
    Der Magier stopfte seine Pfeife neu und setzte sich zu Cedric herüber, der das Spiel die ganze Zeit über schweigsam beobachtet hatte. Er streckte seine Füße in den immer noch etwas feuchten Stiefeln zum Kamin aus, legte den Kopf in den Nacken und tat einen langen, tiefen Atemzug. Seine Zeit in Ferelden hätte einen deutlich schlimmeren Anfang nehmen können.
    „Wisst ihr… Herr, die Magier bei uns haben oftmals gar nicht so viel Geld. Was sollen sie auch damit im Zirkel?“, sagte Cedric unvermittelt. Rafael drehte ihm den Kopf zu und hob eine Augenbraue. „Verzeiht, Herr. Ich wollte die Magier nicht beleidigen. Ich weiß, dass Manche den Zirkel auch wegen der fehlenden Freiheit Dinge zu kaufen nicht mögen. Aber ich hoffe, dass Ihr es dort mögen werdet!“
    ,,Ach, weißt Du, für Geld findet sich immer irgendeine Verwendung. Und falls mir wirklich keine einfallen sollte, dann werfe ich mit den Münzen einfach nach Templern, die mir auf den Geist gehen.'', antwortete Rafael und verpasste dem Templer einen gut gemeinten Stoß gegen den Oberarm. Der Junge hatte ja nicht einmal Unrecht. Die Magier in den Zirkeln hatten effektiv keine Verwendung für Geld, da sie alles, was sie zum Leben brauchten, gestellt bekamen. Es mochte Unterschiede zwischen den einzelnen Zirkeln geben, aber generell war die Versorgung sehr gut. Besser auf jeden Fall als die der meisten Menschen, die jeden Tag in Werkstätten oder auf Feldern für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten. Interessant wurde Geld erst, wenn es um Dinge ging, die man normalerweise nicht so leicht bekam: Bücher, die unter Verschluss oder nicht im Fundus des Zirkels zu bekommen waren oder einfach harter Alkohol, um sich von den immer gleichen Mauern, die man jeden Tag von innen sah, abzulenken. In dieser Hinsicht unterschieden sich die Zirkel vermutlich kein bisschen von einem Gefägnis und ganz abwegig war dieser Vergleich wahrlich nicht. Rafael war gespannt, ob sich auch hier in Ferelden innerhalb des Zirkels eine Art Netzwerk von Leuten gebildet hatte, die einen mit fast allem versorgen konnten, wenn das Geld stimmte. Er war sich fast sicher, dass es so sein würde.
    Habt ihr… habt ihr hübsche Frauen in den Freien Marschen?“, fragte Cedric auf einmal ganz leise.
    Es verging eine Ewigkeit in Stille.

    Rafael ließ eine kleine Rauchwolke aus seinem Mund zur Decke aufsteigen. ,,Wieso? Willst Du hinfahren und eine zur Frau nehmen, Chorknabe?'' Verlegenes Schweigen.
    Der Magier schmunzelte. Er glaubte es zwar nicht, aber sollten alle Templer hier so sein wie Cedric, würde er gewiss eine Menge Spaß in Ferelden haben. Da der junge Mann keinerlei Anstalten machte, das Gespräch fortzusetzen, richtete sich Rafael aus seiner schon fast liegenden Position auf und sah Cedric an:
    ,,Natürlich haben wir schöne Frauen in den Freien Marschen! Wunderschöne sogar, innerhalb des Zirkels genau wie draußen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch hier solche gibt, oder? Das hoffe ich zumindest! Schau, drüben in Kirkwall war das so...''
    Grade als Rafael anfangen wollte, die Vorzüge des schönen Geschlechts seiner Heimat zu erläutern, trat aus dem Schatten ein Elf hervor, der sie darauf hinwies, dass sie herzlich eingeladen seien, sich Ser Kilian beim Essen anzuschließen. Rafael fragte sich kurz, ob es exakt diese Worte gewesen waren, mit denen der Templer den Diener auf den Weg geschickt hatte, ließ den Gedanken dann aber fahren und nickte nur.
    ,,Komm, wir gehen Essen, dann können wir mit Deinen Kameraden zusammen über Frauen debattieren!'' Cedric, der schlagartig rote Ohren bekam, wollte grade zu einem Widerspruch ansetzen, als Rafael ihm das Wort abschnitt. ,,War nur ein Spaß. Darüber reden wir ein einer ruhigen Minute mal ausführlich. Jetzt wird erst einmal gegessen.'' Der Magier schwang sich auf, steckte sich die Pfeife wieder in den Mund und machte sich mit Cedric zusammen auf den Weg in den Speisesaal. Der war trotz der Größe des Gebäudes schnell gefunden, da sich aus ihm der himmlische Duft verschiedenster Gerichte in die Flure und Gänge des Schlosses ergoss. Vor Ort sah sich Rafael kurz um und ging dann zielstrebig zu den beiden anderen Templern, die im Halbschatten des nicht vollständig beleuchteten Saales saßen. ,,Vielen Dank für Eure freundliche Einladung, Ser von Xerox!'', rief er, als er sich schwungvoll zu den beiden setzte und dabei etwas Asche aus dem Kopf seiner Pfeife verlor.
    ,,Was ich vorhin vergaß zu fragen: Wer ist Bann Lorens Raymosfield? Ich will mich keineswegs einmischen, aber ich wüsste schon gern, an wessen Feuer ich mich hier wärme.'' Noch bevor der Templer antworten konnte, hatte sich Rafael schon zu einem Teller verholfen und schob Cedric auch einen hin, bevor er begann, sich an der reichhaltigen Auswahl auf dem Tisch zu bedienen.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Der Magier schwang sich derart locker auf die Bank zu seiner Rechten, dass Kilian befürchtete er würde gleich wieder herunterrutschen. Dabei schoss ein feiner Hauch Asche aus seiner langen, gebogenen Pfeife und rieselte leise auf einen Teller unberührten Gemüses. Der Templer nickte, auf Rafaels Dank hin, dem Magier respektvoll zu, sagte jedoch nichts da seine Zähne gerade ein Stück des Käses zerkleinerten. Kratzend schob Rafael dem jungen Cedric, welcher sich schweigend dazugesetzt hatte, einen Teller zu. Dieser lächelte kurz auf und murmelte seinen Dank, ehe er damit begann gemeinsam mit Rafael das Buffet zu plündern. Viel von dem guten Fleisch war nach Ser Roberts Raubzug auf der Tafel allerdings nicht geblieben und der junge Templer bemühte sich, immer erst nach dem Magier zuzugreifen und so möglichst keine Stücke zu erhaschen, die sein Gegenüber eigentlich beanspruchte.

    Was ich vorhin vergaß zu fragen: Wer ist Bann Lorens Raymosfield? Ich will mich keineswegs einmischen, aber ich wüsste schon gern, an wessen Feuer ich mich hier wärme“, hatte der Magier noch gesagt, ehe er ans Werk ging und sich Hände voll mit Walnuss gefühlte Pasteten auf den Teller lud, während seine erkaltete Pfeife noch immer zwischen seinen Lippen wippte. Kilian stellte den Becher, der nur noch einen Bodensatz des Weins beinhaltete, auf den feingemaserten, meisterlich geschreinerten Tisch ab, der für die hohe Qualität ihres Gastquartiers sprach.

    Euch wärmt das Feuer Königs Cailans von Ferelden, mein Herr Marlov“, antwortete Kilian mit ernstem Gesichtsausdruck. Dann fuhr er jedoch fort: „Was Bann Raymosfield angeht, muss ich gestehen, dass ich nicht weiß um wen es sich dabei handelt. Ich kenne nicht einmal den Hochadel Fereldens auswendig und dieser Bann gehört lediglich zum mittleren Adelsstand dieses Landes.
    Ich bin mir nicht einmal sicher, was Loren Raymosfield von mir wollen würde, gestand er ehrlicherweise und schaute Ser Robert an, dessen hohe Stirn sich in Falten legte und der ebenso fragend dreinblickte. „Ich bin in diplomatischer Funktion des Ordens unterwegs und so ist es meine Pflicht, mich mit den Adligen auseinanderzusetzen, so sie es wünschen. Ich treffe ihn morgen früh hier im Palast. Die Unterredung sollte allerdings nicht lange dauern…“, schloss er und hoffte damit die Frage des Magiers hinreichend beantwortet zu haben.

    Nach dem Essen, dass sich noch etwa eine Stunde in die Länge zog, während der die dünnen Kerzen in dem fünfarmigen Leuchtern ausgetauscht werden mussten, führte der Elf, der sie auch in Empfang genommen hatte zu ihren Wohnquartieren im Westflügel des Palastes. Es handelte sich dabei um ein Vier-Mann-Zimmer, in dem zwei große Eichenholzschränke, ein Tisch den per Dolch kunstvoll eingearbeitete obszöne Schnitzereien zierten und vier einfache Betten, wie sie die Wachen benutzten.

    Verzeiht, meine Herren, aber leider sind die Gästeflügel gerade belegt, da die Familien vieler Adligen derzeit hier residieren, während die hohen Herren und Damen König Cailan im Süden dienen“, erklärte er mit Blick auf Rafael, Cedric und Robert.
    Für euch, Mylord, konnten wir jedoch ein Zimmer freimachen“, berichtete er stolz an Kilian gewandt.
    Das ist nicht nötig. Ich kann ebenfalls hier nächtigen“.
    Der Elf schüttelte vehement den Kopf.
    „Es wäre eine Schande, wenn ein Hauptmann der Templer in den Quartieren der Soldaten schläft, wenn er den königlichen Palast besucht. Ich habe strikte Anweisungen Euch denselben Komfort zu bieten, wie es einem Adligen des hohen Standes zusteht!“
    Da der Diener kaum von seinem Standpunkt abweichen würde und der Abend bereits reichlich fortgeschritten war, nickte Kilian zustimmend zu, wünschte eine ruhige Nacht und verschwand gemeinsam mit dem Elfen.

    Ser Robert legte sein Schwert ab, das beinahe die Länge eines Kinderbettes hatte und ein solches ohne Probleme zu Kleinholz verarbeiten könnte. Unter Klirren legte er die schwere Plattenrüstung ab unter der er ein sehr feines Kettenhemd trug, welches zusätzlichen Schutz versprach. Auch dieses legte er von dem Zubettgehen ab. Cedric entwaffnete sich ebenfalls und nestelte gerade an seinem Gürtel, als die Tür leise aufglitt und eine junge Dienerin mit überaus weiblichen Rundungen vor den dreien stand. Robert war ihr nur einen kurzen, musternden Blick zu eher er die Bettdecke zurückzog und in den Raum starrte. Zwar bemühte er es zu verbergen, doch schauten seine Augen wachsam zu Rafael, der sich ebenfalls auf das Bett vorbereitete.
    Cedric hingegen hauchte ein überraschtes „Hhuuh wow“, während seine Haselnussaugen am Körper der schüchternen Frau klebten.
    Wenn die Herren noch etwas wünschen, so mögen sie es mir jetzt bitte mitteilen“.
    Cedric war offenbar gelähmt und so übernahm Robert, knurrte ein kurzes: „Wir brauchen nichts! Habt Dank!“ und scheuchte die junge Frau mit einem Blick zur Tür wieder aus dem Raum. Cedric schaute Rafael an und formte mit den Lippen „WOW!“. Der Magier grinste.

    Kilian setzte die Feder auf derselben Seite an, die er schon vor Rafaels Ankunft beschrieben hatte.

    Der Magier Rafael Marlov scheint vernünftiger zu sein, als ich es gedacht hätte. Vermutlich ist er noch etwas eingeschüchtert von den Erlebnissen in Kirkwall, oder aber er ist so dankbar, dass er es sich hier nicht verbauen will. Wenn er sich weiterhin so unauffällig verhält wird das eine ruhige und problemlose Reise.

    *

    Der nächste Tag kam wiegenden Schrittes und Ferelden zeigte sich von seiner schönen Seite, denn mit dem ersten Tageslicht kam die Sonne, die mächtig durch die Wolken brach und die Dächer und die Straßen in helles Licht tauchte und Mensch, Zwerg, Elf und Tier auf die Straßen lockte. Kilian wurde von den Strahlen geweckt, die durch das hochgezogene, oben spitz zulaufende Fenster drang und den Raum flutete. Obwohl er sich gerne nochmal umgedreht hätte und sich in der feingewebten, weichen Decke ein gemurmelt hätte, stand er auf. Die am Vortag noch nasskalten Sachen waren über Nacht getrocknet worden hatte er sie doch bei dem kleinen Feuer platziert, das den großen rundlichen Raum erwärmt hatte. Rasch zog er sich an, zurrte die Lederrüstung fest, die mit eisernen Ketten an anfälligen Stellen verstärkt worden war, schlüpfte in die bequemen Reisestiefel, deren Schaft jedoch hoch genug reichte um auch die Schienbeine zu schützen, gürtete sein Wehrgehänge um, an dem sowohl Templerschwert als auch Parierdolch links hingen, steckte zuletzt Tagebuch und Feder in die Tasche an seinem Gürtel und verließ den Raum ohne Blick zurück.

    Allein fand er den Weg zu dem Schlafgemach seiner Waffenbrüder und des Magiers und klopfte dreimal kräftig gegen die Tür. Es dauerte ein paar Augenblicke, ehe etwas passierte. Kilian überkam plötzlich ein Schauer. Was wenn der Magier die beiden Templer im Schlaf überlistete und fliehen konnte? Schon wollte er, in einem Anflug der Panik, zu seinem Schwert greifen als die Tür aufschwang und Ser Robert, gerüstet und bereit, auf ihn hinabblickte.

    Alles in Ordnung?, fragte Kilian knapp und versuchte an Robert vorbei in den Raum zu spähen. Der Riese zuckte mit den Schultern und tönte ein: „Keine Probleme“.
    Gut, erwiderte Kilian tonlos und rief dann in den Raum: „Cedric, Herr Marlov! Bereitet euch auf die Abreise vor!

    Doch zuerst würden sie den Bann treffen. Kilian hätte die Unterredung lieber privat geführt, doch wollte er die Angelegenheit nicht verkomplizieren und mehr als nötig in die Länge ziehen.
    Shepard Commander ist offline
  6. #46
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Der Fragensturm ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png]
    Als Arils Fragenansturm beendet war, hatte die Elfe sich bereits entschieden, dass sie auch antworten würde. Und das nicht zu knapp!
    »Ich war zu spät! Das, was Du hier liegen siehst, ist ein Elitebogenschütze der Dunklen Brut. Und einer, wie Du richtig erkannt hast, der eine zwergische Brutmutter hatte. Einen solchen gut ausgebildeten Bogenschützen lenkt man nicht ab, in dem man ihn anschreit oder einen Gegenstand wirft. Er hatte Dich fest anvisiert, einen weiteren Pfeil bereits in seinem Maul und alle seine Muskeln waren angespannt. Vermutlich hatte er den Bogenschuss, der Dich aus der Bahn geworfen hätte, getötet nicht, aber schwer getroffen, nur noch nicht abgeschickt, weil einer der Hurlocks in die Schussbahn gelaufen ist. Das hat Dir Zeit verschafft, aber Dich nicht gerettet. Denn wenn der Erste einem deiner Hiebe ausgewichen wäre, war sein Ziel frei. Darauf hat er gewartet.«

    Aril wollte schon etwas einwerfen, aber sie sah die Dalish schlucken witterte, dass da noch etwas kommen musste. Also hielt sie den Mund und ließ die Elfe ausreden.
    »Aril, aus dem Verborgenen handeln ist nicht so, wie du kämpfst. Ich warte ab, lasse jemanden vorbei rennen, kann mich geschickt mit der Umgebung in Einklang bringen, du siehst mich nicht. Selbst wenn ich geduckt laufe, würdest du mich nicht sehen. Aber wenn ich mit den Dolchen von hinten zu steche, dann erkennt man die Gefahr. Deshalb muss der Stoß sitzen: es ist immer ein kritischer Treffer! Das war mein Plan. Du solltest sie locken und ich hätte von hinten mir einen nach dem anderen geschnappt. Aber ich habe mich überschätzt. Meine Kopfverletzung und der wunde Rücken, das tagelange Liegen, aber auch das Anschleichen haben mehr Zeit gebraucht, als sonst. Deshalb verzeih mir. Ich werde Dir die ganze Sache hier zu Ende erzählen, aber ich möchte erst wissen, ob Du mit einer wie mit mir weiter zusammen sein willst?«

    Aril merkte gar nicht, wie ihre Augen groß und größer wurden. Sie konnte nicht gesehen werden? Nicht einmal, wenn sie geduckt irgendwo hindurch huschte?
    "Ähm, verstehe ich das richtig ..." begann Aril sehr zögerlich, "du bist also .. unsichtbar? Nicht nur getarnt, sondern wirklich nicht zu entdecken, bis du zustichst?"
    Fassungslosigkeit und ein klein wenig Entsetzen breiteten sich in der Adligen aus. Sie wollte diese Elfe wirklich nicht zum Feind haben. Aber wie konnte es dann sein, dass sie so verwundet worden war?!
    "Also heißt dein 'delos', dass du sozusagen ganz in deiner Kampfart aufgehst? Dass du unsichtbar bist? Aber was musstest du daran überwinden? Du bist doch auch jetzt nicht im delos, oder?" Aril verstand das Konzept ganz offensichtlich nicht.
    Wie sollte sie auch, sie hat nur mit rechtschaffenen und sehr unrechtschaffenen, die sich als noch viel rechtschaffener darstellten, Kriegern zu tun gehabt. Bei einem Krieger wusste ma genau woran man war. Einhandwaffe-Schild, Zweihandwaffe, in manchen Fällen auch zwei Einhandwaffen. Klar, berechenbar. Und die "Feiglinge", wie sie oft genannt wurden, standen mit den Bögen oben auf der Mauer.

    "Außerdem,"
    fiel es Aril ein. "Du hast dich hier für gar nichts zu entschuldigen! Ich habe dir mein Leben zu verdanken, und solange wir das beide akzeptieren, musst du für nichts um Verzeihung bitten. Viel eher tut es mir Leid, dass ich nicht eher gefragt habe, was du hier durchgemacht hast. Ach Glandis, wenn es so weitergeht, bringen wir deinen Rücken nicht in Form ..." murmelte die Adlige.
    "Kannst du mir sagen, was genau diese Viecher sind? Du nennst den da einen Genlock und die anderen hast du Hurlocks genannt. Ich sehe, dass sie widerlich, widernatürlich und ekelhaft sind. Aber was genau tun sie? Wo kommen sie her?"
    Fawks ist offline
  7. #47
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 11

    [Bild: VR_Gladis_1.png] „Also heißt dein 'delos', dass du sozusagen ganz in deiner Kampfart aufgehst? Dass du unsichtbar bist? Aber was musstest du daran überwinden? Du bist doch auch jetzt nicht im delos, oder? “ Glandis lächelte Aril bei der Frage einfach an. Sie freute sich über das nun scheinbar erwachte Interesse an ihrer Art zu leben und zu denken. Sie hatte die anderen Dinge gut gehört, doch sie wollte zuerst darauf antworten.

    »Aril, bei den Dalish steht ,delos’ für Abscheu, Ekel. Den musste ich überwinden. Ich hatte nicht damit gerechnet, in so eine Situation zu kommen. Ich hatte ja keinen Bogen. Doch am Ende des Kampfes gab es ja einen. Doch der ist eben unrein ,gwaur‘. Ich hatte also in Sekundenbruchteilen mich zu entscheiden …« hier schluckte die junge Frau, bevor sie weitersprach und man konnte erkennen, wie dieses Nacherzählen erneut diese Situation für sie wachwerden lies. Doch sie erzählte weiter: »Was wichtiger ist. Du und möglicherweise dein Leben oder meine elfische Abscheu mit solchen widerwärtigen Waffen zu kämpfen. Das Ergebnis kennst du ja und …«

    Diesmal blieb sie nicht so ernst und ihre Anspannung löste sich merklich: »zu allem Übel war der erste Pfeil, den ich mir griff, jener, den der Genlock in seinem Maul bereits bereitgehalten hatte. Es war widerlich, denn ich musste den Bogen samt Pfeil bis zur Kinnspitze durchziehen. Wobei, …« dabei zeigte sie auf die Waffe, die sie gestern achtlos ins Gras geschmissen hatte, »Es ist von der Wirkung ein sehr effektiver Bogen und die Weite bis zum Kampfplatz von dir und den Hurlocks hast du ja abgeschritten.«

    Sie holte ein wenig Luft, wechselte die Fußstellung und fügte weiter an: »Hurlocks, Genlocks unterscheiden sich durch ihre Brutmütter. Genlocks haben ehemalige Zwerginnen als Mutter. Darum sind sie auch so häufig. Eher einfache Kämpfer, aber auch sehr gute Bogenschützen oder Magiebegabte gibt es auch. Die Letzteren sind immer zu beachten.« Sie hatte das Wort »immer« stark betont.

    „Aril, bevor ich die Dinge zu dem Kampf weiter erzähle und auch etwas zu dem Verborgenen sage, meine Frage an dich: Möchtest du dazu noch etwas fragen?“ Und als ob sie es vergessen haben könnte, aber noch sagen wollte, merkte sie schnell noch an: »Und danke für dein Vertrauen. Es kommt nicht sehr oft vor, dass ich einer aus Ferelden solche Dinge erzählen kann.«
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  8. #48
    Ritter Avatar von Khardim
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    Der Magier schwang sich derart locker auf die Bank zu seiner Rechten, dass Kilian befürchtete er würde gleich wieder herunterrutschen. Dabei schoss ein feiner Hauch Asche aus seiner langen, gebogenen Pfeife und rieselte leise auf einen Teller unberührten Gemüses. Der Templer nickte, auf Rafaels Dank hin, dem Magier respektvoll zu, sagte jedoch nichts da seine Zähne gerade ein Stück des Käses zerkleinerten. Kratzend schob Rafael dem jungen Cedric, welcher sich schweigend dazugesetzt hatte, einen Teller zu. Dieser lächelte kurz auf und murmelte seinen Dank, ehe er damit begann gemeinsam mit Rafael das Buffet zu plündern. Viel von dem guten Fleisch war nach Ser Roberts Raubzug auf der Tafel allerdings nicht geblieben und der junge Templer bemühte sich, immer erst nach dem Magier zuzugreifen und so möglichst keine Stücke zu erhaschen, die sein Gegenüber eigentlich beanspruchte.

    Was ich vorhin vergaß zu fragen: Wer ist Bann Lorens Raymosfield? Ich will mich keineswegs einmischen, aber ich wüsste schon gern, an wessen Feuer ich mich hier wärme“, hatte der Magier noch gesagt, ehe er ans Werk ging und sich Hände voll mit Walnuss gefühlte Pasteten auf den Teller lud, während seine erkaltete Pfeife noch immer zwischen seinen Lippen wippte. Kilian stellte den Becher, der nur noch einen Bodensatz des Weins beinhaltete, auf den feingemaserten, meisterlich geschreinerten Tisch ab, der für die hohe Qualität ihres Gastquartiers sprach.

    Euch wärmt das Feuer Königs Cailans von Ferelden, mein Herr Marlov“, antwortete Kilian mit ernstem Gesichtsausdruck. Dann fuhr er jedoch fort: „Was Bann Raymosfield angeht, muss ich gestehen, dass ich nicht weiß um wen es sich dabei handelt. Ich kenne nicht einmal den Hochadel Fereldens auswendig und dieser Bann gehört lediglich zum mittleren Adelsstand dieses Landes.
    Ich bin mir nicht einmal sicher, was Loren Raymosfield von mir wollen würde, gestand er ehrlicherweise und schaute Ser Robert an, dessen hohe Stirn sich in Falten legte und der ebenso fragend dreinblickte. „Ich bin in diplomatischer Funktion des Ordens unterwegs und so ist es meine Pflicht, mich mit den Adligen auseinanderzusetzen, so sie es wünschen. Ich treffe ihn morgen früh hier im Palast. Die Unterredung sollte allerdings nicht lange dauern…“, schloss er und hoffte damit die Frage des Magiers hinreichend beantwortet zu haben.

    Nach dem Essen, dass sich noch etwa eine Stunde in die Länge zog, während der die dünnen Kerzen in dem fünfarmigen Leuchtern ausgetauscht werden mussten, führte der Elf, der sie auch in Empfang genommen hatte zu ihren Wohnquartieren im Westflügel des Palastes. Es handelte sich dabei um ein Vier-Mann-Zimmer, in dem zwei große Eichenholzschränke, ein Tisch den per Dolch kunstvoll eingearbeitete obszöne Schnitzereien zierten und vier einfache Betten, wie sie die Wachen benutzten.

    Verzeiht, meine Herren, aber leider sind die Gästeflügel gerade belegt, da die Familien vieler Adligen derzeit hier residieren, während die hohen Herren und Damen König Cailan im Süden dienen“, erklärte er mit Blick auf Rafael, Cedric und Robert.
    Für euch, Mylord, konnten wir jedoch ein Zimmer freimachen“, berichtete er stolz an Kilian gewandt.
    Das ist nicht nötig. Ich kann ebenfalls hier nächtigen“.
    Der Elf schüttelte vehement den Kopf.
    „Es wäre eine Schande, wenn ein Hauptmann der Templer in den Quartieren der Soldaten schläft, wenn er den königlichen Palast besucht. Ich habe strikte Anweisungen Euch denselben Komfort zu bieten, wie es einem Adligen des hohen Standes zusteht!“
    Da der Diener kaum von seinem Standpunkt abweichen würde und der Abend bereits reichlich fortgeschritten war, nickte Kilian zustimmend zu, wünschte eine ruhige Nacht und verschwand gemeinsam mit dem Elfen.

    Ser Robert legte sein Schwert ab, das beinahe die Länge eines Kinderbettes hatte und ein solches ohne Probleme zu Kleinholz verarbeiten könnte. Unter Klirren legte er die schwere Plattenrüstung ab unter der er ein sehr feines Kettenhemd trug, welches zusätzlichen Schutz versprach. Auch dieses legte er von dem Zubettgehen ab. Cedric entwaffnete sich ebenfalls und nestelte gerade an seinem Gürtel, als die Tür leise aufglitt und eine junge Dienerin mit überaus weiblichen Rundungen vor den dreien stand. Robert war ihr nur einen kurzen, musternden Blick zu eher er die Bettdecke zurückzog und in den Raum starrte. Zwar bemühte er es zu verbergen, doch schauten seine Augen wachsam zu Rafael, der sich ebenfalls auf das Bett vorbereitete.
    Cedric hingegen hauchte ein überraschtes „Hhuuh wow“, während seine Haselnussaugen am Körper der schüchternen Frau klebten.
    Wenn die Herren noch etwas wünschen, so mögen sie es mir jetzt bitte mitteilen“.
    Cedric war offenbar gelähmt und so übernahm Robert, knurrte ein kurzes: „Wir brauchen nichts! Habt Dank!“ und scheuchte die junge Frau mit einem Blick zur Tür wieder aus dem Raum. Cedric schaute Rafael an und formte mit den Lippen „WOW!“. Der Magier grinste.

    Kilian setzte die Feder auf derselben Seite an, die er schon vor Rafaels Ankunft beschrieben hatte.

    Der Magier Rafael Marlov scheint vernünftiger zu sein, als ich es gedacht hätte. Vermutlich ist er noch etwas eingeschüchtert von den Erlebnissen in Kirkwall, oder aber er ist so dankbar, dass er es sich hier nicht verbauen will. Wenn er sich weiterhin so unauffällig verhält wird das eine ruhige und problemlose Reise.

    *

    Der nächste Tag kam wiegenden Schrittes und Ferelden zeigte sich von seiner schönen Seite, denn mit dem ersten Tageslicht kam die Sonne, die mächtig durch die Wolken brach und die Dächer und die Straßen in helles Licht tauchte und Mensch, Zwerg, Elf und Tier auf die Straßen lockte. Kilian wurde von den Strahlen geweckt, die durch das hochgezogene, oben spitz zulaufende Fenster drang und den Raum flutete. Obwohl er sich gerne nochmal umgedreht hätte und sich in der feingewebten, weichen Decke ein gemurmelt hätte, stand er auf. Die am Vortag noch nasskalten Sachen waren über Nacht getrocknet worden hatte er sie doch bei dem kleinen Feuer platziert, das den großen rundlichen Raum erwärmt hatte. Rasch zog er sich an, zurrte die Lederrüstung fest, die mit eisernen Ketten an anfälligen Stellen verstärkt worden war, schlüpfte in die bequemen Reisestiefel, deren Schaft jedoch hoch genug reichte um auch die Schienbeine zu schützen, gürtete sein Wehrgehänge um, an dem sowohl Templerschwert als auch Parierdolch links hingen, steckte zuletzt Tagebuch und Feder in die Tasche an seinem Gürtel und verließ den Raum ohne Blick zurück.

    Allein fand er den Weg zu dem Schlafgemach seiner Waffenbrüder und des Magiers und klopfte dreimal kräftig gegen die Tür. Es dauerte ein paar Augenblicke, ehe etwas passierte. Kilian überkam plötzlich ein Schauer. Was wenn der Magier die beiden Templer im Schlaf überlistete und fliehen konnte? Schon wollte er, in einem Anflug der Panik, zu seinem Schwert greifen als die Tür aufschwang und Ser Robert, gerüstet und bereit, auf ihn hinabblickte.

    Alles in Ordnung?, fragte Kilian knapp und versuchte an Robert vorbei in den Raum zu spähen. Der Riese zuckte mit den Schultern und tönte ein: „Keine Probleme“.
    Gut, erwiderte Kilian tonlos und rief dann in den Raum: „Cedric, Herr Marlov! Bereitet euch auf die Abreise vor!

    Doch zuerst würden sie den Bann treffen. Kilian hätte die Unterredung lieber privat geführt, doch wollte er die Angelegenheit nicht verkomplizieren und mehr als nötig in die Länge ziehen.

    [Bild: Rafael_2.jpg]Während er genüsslich kaute und innständig hoffte, dass seine Verpflegung hier in Ferelden auf derart hohem Niveau bleiben würde, lauschte Rafael der Erklärung des Templers, der nicht von vollkommen unbedeutender Position sein konnte, wenn der Orden ihn auf solche Missionen schickte. Für seinen Teil hoffte er, dass die Gespräche tatsächlich schnell vorübergehen und vor allem nicht seine Anwesenheit erfordern würden: Wenn die Adligen hier nur im Entferntesten etwas mit den Magistraten seiner Heimat gemein hatten, war er über jeden Meter froh, der zwischen ihm und diesem verwöhnten Pack lag.
    ,,Gut, dann weiß ich Bescheid. Vermutlich will dieser Kerl irgendetwas von Euch oder Eurem Orden. Aber in Anbetracht dieser Unterbringung..'', Rafael zeigte ausschweifend auf das Essen und den gewaltigen Saal, ,,bin ich der Meinung, dass man ihm wenigstens einmal zuhören kann.'' Kilian nickte, zeigte aber mit seinem Gesichtsausdruck, dass auch er sich angenehmere Beschäftigungen vorstellen konnte, als mit Adligen zu sprechen.
    Der Rest des Abends wurde größtenteils in gefräßiger Stille verbracht, die Kilians hünenhafter Gefährte dazu nutzte, in etwa sein eigenes Körpergewicht in Fleisch zu vertilgen. Der Magier fand den Anblick zwar teilweise unappetitlich, war aber trotzdem froh, dass er auf der gleichen Seite stand wie dieses Monstrum von einem Templer.
    Nachdem das Quartett fertig gespeist und auch ein paar Kelche Wein zu sich genommen hatte, erschienen wieder wie aus dem Nichts dienstbare Geister mit spitzen Ohren, die Besteck und Teller zügig verschwinden ließen. Als sich der Elf, der sie zuvor in Empfang genommen hatte, anschickte, ihnen ihre Zimmer zu zeigen, klopfte sich Rafael noch schnell ein paar Krümel vom Hemd und stand dann mit den anderen auf. Mit einem Kerzenleuchter bewaffnet, der die weitläufigen Gänge vor ihnen erhellte, führte der Diener sie durch das Schloss und blieb schließlich vor einer massiven Tür stehen.
    „Verzeiht, meine Herren, aber leider sind die Gästeflügel gerade belegt, da die Familien vieler Adligen derzeit hier residieren, während die hohen Herren und Damen König Cailan im Süden dienen“, erklärte er, als er ihnen das einfache, aber saubere Zimmer zeigte. Rafael fragte sich, wie groß das Schloss sein musste, dass er bisher nichts von irgendwelchen anderen Gästen mitbekommen hatte, die angeblich hier hausten. ,,Vermutlich alle schon in ihren Himmelbetten und träumen von Reichtum und Ländereien.'' Der Magier hätte bei dem Gedanken wieder ausspucken mögen, beherrschte sich dann aber doch. Als der Elf dann jedoch fortfuhr und Kilian ein eigenes Zimmer versprach, spürte der Magier die Galle deutlich in sich aufwallen. ,,Elende Zweiklassengesellschaft!''
    Er rechnete es dem Templer hoch an, dass er sich zumindest vorübergehend dieser Sonderbehandlung verwehrte, obwohl er ja ein ach so wichtiger Hauptmann des Ordens war.
    Als Kilian schließlich doch mit dem Diener zu dem anderen Zimmer weiter ging, konnte sich der Magier ein verächtliches Schnauben, das er dem Elfen hinterher schickte, nicht verkneifen, Gastfreundschaft hin oder her.

    Während sich Cedric und der dritte Templer mit mehr oder weniger lautem Geklirr aus ihren Rüstungen schälten, sah sich Rafael kurz in dem Zimmer um, das ihnen zur Verfügung gestellt wurde. Auch wenn es wahrlich nichts besonderes war, musste er zugeben, dass er schon schlechter gehaust hatte. Er wollte grade Cedric auf die markanten Schnitzereien auf dem Tisch hinweisen, die bei dem jungen Mann vermutlich einen Blutsturz ausgelöst hätten, als sich leise die Tür öffnete und eine unauffällige, aber auffällig hübsche junge Frau eintrat und die Männer fragte, ob sie noch etwas für die Nacht bräuchten. Rafael kamen schlagartig zahlreiche Ideen, die jedoch Cedric an seiner Stelle mit einem unterdrückten, aber trotzdem gut hörbaren Laut der Überraschung in so etwas ähnliches wie Worte verpackte.
    „Wir brauchen nichts! Habt Dank!“, antwortete der Riese mit dem Schwert unwirsch. Es waren die ersten Worte, die Rafael von dem Templer hörte und sie trugen wahrlich nicht dazu bei, dass er ihm sympathischer wurde. Die junge Dienerin entfernte sich und ließ die drei in ihrem Zimmer zurück. Cedrics Gedanken standen ihm offensichtlich ins Gesicht geschrieben und auch Rafael leistete sich ein frivoles Grinsen, beschloss aber, keine großen Worte über diese unverhoffte Begegnung zu verlieren. Dafür war später noch Zeit. Stattdessen wandte er sich dem anderen Templer zu, der ihn und Cedric grade um ihren Augenschmaus gebracht hatte: ,,Verzeiht meine Manieren, Ser Templer, ich habe mich Euch noch nicht vorgestellt. Rafael Marlov, es ist mir ein Vergnügen!'', plauderte er los und streckte dem Hünen seine Hand entgegen. Sein Verhalten war mit Absicht affektiert, es gab kaum etwas, das ihm mehr Freude bereitete, als humorlose Templer zu reizen. Der andere ergriff seine Hand und stellte sich mit einem Wort als Robert vor. In seinem Blick lag kaum verhohlen die Frage, unter welchem Stein der Magier wohl hervorgekrochen sein mochte. ,,Sehr schön, geruhet wohl.'', sagte Rafael und entledigte sich seiner Kleidung, bevor er sich ins Bett legte. Cedric löschte kurz danach das Licht, sodass das Zimmer im Dunkeln versank und die vier Betten wie flache Boote auf dem bewegungslosen Meer des dunklen Zimmerbodens trieben. Eins davon war leer, eingetauscht gegen eine bequemere Ruhestätte. ,,Adelspack!'', dachte sich Rafael, zog die Decke hoch und drehte sich um.

    Er erwachte in vollkommener Finsternis und es dauerte einen Moment, bis er sich erinnerte, wo er war. Er richtete sich leise im Bett auf und lauschte dem gleichmäßigen Atem der beiden Templer. Es erinnerte ihn an die riesigen Schlafsäle in der der Galgenburg, die von den jüngsten Lehrlingen bewohnt wurden. Es waren muffige Hallen, besonders im Sommer und irgendjemand schnarchte immer, aber es war ein Dach über dem Kopf und somit mehr, als er die meiste Zeit zuvor gehabt hatte. Rafael stand auf und ging zum Fenster. Von der Stadt war nichts zu erkennen, nur Dunkelheit lag jenseits des stumpfen Bleiglases. Einmal kurz tauchte der Mond aus der dichten Wolkendecke auf und warf den Schatten des Magiers weit in das kleine Zimmer hinein. Es war frisch und Rafael spürte Gänsehaut auf seinem Körper, als er darüber nachdachte, was alles geschehen war, seit er vor all den Jahren in den Schlafsälen gelegen hatte. Damals war er fast nie nachts aufgewacht, die Tage im Zirkel waren für Kinder oft anstrengend und die Betten waren trotz ihres Alters meist weich genug, um einen erschöpften Lehrling die ganze Nacht ruhen zu lassen. Er stand eine lange Zeit am Fenster und durchforstete alte Erinnerungen an Kirkwall, seine Heimat. Selbst als er merkte, dass sich das Atmen der beiden Schlafenden verändert hatte, bewegte er sich nicht.
    ,,Schlaft ruhig weiter, Ser Robert. Ich habe keinen Grund zu fliehen.'', sprach er irgendwann, diesmal ohne jede Ironie in der Stimme, in die Dunkelheit. Der Templer antwortete nicht, aber Rafael war sich sicher, dass er wach war ihn beobachte. Schlussendlich legte er sich wieder in sein Bett und schloss die Augen.

    Das Geräusch von Metall, das aneinander rieb und mit routinierten Bewegungen angelegt wurde, weckte Rafael, der sofort hellwach war. Er war stets ein Morgenmensch gewesen, sehr zum Verdruss seiner Lehrlinge. Während die Templer dabei waren, sich reisefertig zu machen, schwang er sich aus dem Bett und wurde von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Durch das Fenster war schon reges Treiben auf den Straßen der Stadt zu sehen und das pulsierende Leben erinnerte ihn an Kirkwall, die Stadt, die niemals wirklich zur Ruhe kam.
    Er zog sich an und klaubte seinen Mantel vom Bettgestell, der über Nacht wie durch Zauberhand trocken dort aufgetaucht war. Er dachte noch einmal an die junge Frau von letzter Nacht und kämmte dann seine Haare, die sich wie ein Dornengestrüpp um seinen Kopf rankten. Als es klopfte, hantierte Robert etwas ungeschickt am Schloss herum und öffnete schließlich die Tür für seinen Hauptmann, der mit alarmiertem Gesichtsausdruck auf der anderen Seite stand und sich sogleich erkundigte, ob alles in Ordnung sei.
    Nachdem Ser Robert ihm dies versichert hatte, wies Kilian die Gruppe an, sich reisefertig zu machen. Rafael warf sich seinen Mantel über und steckte den Stab wieder in die für ihn vorgesehene Schlaufe. ,,Kann losgehen.'', erwiderte er knapp.
    Khardim ist offline Geändert von Khardim (07.02.2015 um 17:14 Uhr)
  9. #49
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Aril_Ava.png]

    Wieder antwortete Glandis ausführlich auf ihre rage. Den "delos" erläuterte sie auch so, dass Aril ansatzweise verstand, was damit gemeint war.
    »Aril, bei den Dalish steht ,delos’ für Abscheu, Ekel. Den musste ich überwinden. Ich hatte nicht damit gerechnet, in so eine Situation zu kommen. Ich hatte ja keinen Bogen. Doch am Ende des Kampfes gab es ja einen. Doch der ist eben unrein ,gwaur‘. Ich hatte also in Sekundenbruchteilen mich zu entscheiden … Was wichtiger ist. Du und möglicherweise dein Leben oder meine elfische Abscheu mit solchen widerwärtigen Waffen zu kämpfen. Das Ergebnis kennst du ja und …« hier pausierte sie sodass Aril ohne jeden Zweifel sah, wie schwer ihr das gefallen sein musste. Sie begriff, dass der Ekel den Glandis meite nicht gleichzusetzen war mit einem Ekel wie zum Beispiel gegenüber einer Schlange. Oder einem Nahrungsmittel das man nicht mochte. Nein, dieser Ekel war sehr viel tiefgreifender und schien die klutur der Dalish mitzubestimmen. Sie wunderte sich langsam nicht mehr, warum die elfen als "rein" galten.
    Diesmal blieb sie nicht so ernst und ihre Anspannung löste sich merklich: »zu allem Übel war der erste Pfeil, den ich mir griff, jener, den der Genlock in seinem Maul bereits bereitgehalten hatte. Es war widerlich, denn ich musste den Bogen samt Pfeil bis zur Kinnspitze durchziehen. Wobei, … Es ist von der Wirkung ein sehr effektiver Bogen und die Weite bis zum Kampfplatz von dir und den Hurlocks hast du ja abgeschritten.«
    Wie zuvor ließ Aril Glandis zu Ende sprechen, um ja nichts zu verpassen, wenn die Elfin ihr schon die Informatinen mitteilte. Ganz still, wie ein kleines Kind, dem eine versprochene Geschichte erzählt wurde, hing sie an den Lippen der Dalish.

    »Hurlocks, Genlocks unterscheiden sich durch ihre Brutmütter. Genlocks haben ehemalige Zwerginnen als Mutter. Darum sind sie auch so häufig. Eher einfache Kämpfer, aber auch sehr gute Bogenschützen oder Magiebegabte gibt es auch. Die Letzteren sind immer zu beachten. Aril, bevor ich die Dinge zu dem Kampf weiter erzähle und auch etwas zu dem Verborgenen sage, meine Frage an dich: Möchtest du dazu noch etwas fragen? Und danke für dein Vertrauen. Es kommt nicht sehr oft vor, dass ich einer aus Ferelden solche Dinge erzählen kann.«

    Aril nickte langsam. Den letzten Teil konnte sie sich ausnehmend gut vorstellen. Sie war zwar überzeugt davon, dass Glandis auch innerhalb ihres Clans nicht die Gesprächigste gewesen war, aber das Misstrauen gegenüber Fremdem hatten die Elfen nicht nur für sich gepachtet.

    "Heißt das, indem du den Bogen verwendet hast, hast du dich gegen deine Erziehung und gegen deine Kultur gestellt? Ich erinnere mich an unser Gespräch, dass wir beide Außenseiter sind. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu einer gemacht - noch mehr als du es ohnehin fühltest."
    Dann deutete sie auf den Boden, wo der Bogen lag. "Brutmütter, das klingt, als würden sie einfach.... massenweise geboren. Und es klingt falsch. Es sind keine richtigen Zwergenmütter mehr, oder? Es sind irgendwelche ... Mischwesen? Die längst hätten tot sein müssen, oder nicht? Ich kann es nicht mit Worten fassen, aber ich wusste von Anfang an, dass diese Wesen so widerwärtig sind wie nichts anderes, was ich in Ferelden kenne."
    Sie blickte auf die hässliche Schnauze des Genlocks. "Warum streunen sie hier herum? Sie leben doch nicht hier - sonst hätte ich einen gesehen oder von ihnen gehört. Sie scheinen nur aufs Morden auszusein, man sollte sie einfach alle... entsorgen."
    Sie dachte an den Hurlock, den sie von Glandis gezogen hatte. Besser, den Trovão von Glandis gezogen hatte. Es war offensichtlich, dass die Biester nichts als Ärger machten.
    Fawks ist offline
  10. #50
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 12

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Es war gekommen, wie es kommen musste. Glandis hatte geantwortet und mehr gesagt, wie sie es sonst für gewöhnlich tat. Aril hatte geduldig zugehört und Fragen um Fragen produziert. Deshalb sagte Glandis: »Aril, Aril, du fragst mir ja ein Loch in den Bauch …« dabei lachte sie und man merkte, dass sie es aus freien Stücken tun konnte. Das hatte einen befreienden Effekt für sie.

    »Aril, das mit der Dunklen Brut ist etwas für das Lagerfeuer am Abend. Doch zu dem Bogen, es stimmt. Wenn ich es innerhalb meines Clans getan hätte, wäre es ein Tabubruch gewesen. Aber es war ja keiner dabei und es war für dich …« fügte sie an. »Doch ich möchte zuerst auf deine Frage von vorhin eingehen. Du hast nach dem Kampf gefragt. Ich kann es dir im Lager mal zeigen, was es bedeutet aus dem Verborgenen zu handeln. Das hat jetzt nichts mit Prahlerei zu tun, sondern ist für uns beide nützlich. Denn ich beherrsche zwei Kampfweisen und es ist gut für einen Kampf, wenn man flexibel sein muss, die Taktik des anderen zu kennen. Vielleicht kann ich dir auch etwas davon zeigen.« Dabei huschte ein Lächeln über das Gesicht. Vielleicht dachte die Dalish in diesem Moment an ihre ersten Anfängerübungen. Es war auf jeden Fall ein Moment des Erinnerns. Mitten in dieses Nachdenken fragte sie Aril: »Hast Du meinen Ruf „Mach ihn fertig! Töte ihn!“ gehört? Denn ich musste mich stark konzentrieren, als ich den Hurlock anvisierte. „gova, mae gova …“ „treffen, ja treffen ...“ habe ich mir auferlegt. Denn der Kampf mit dem Bogenschützen war sehr schwer für mich. Denn er blieb, obwohl meine Sprungrolle erfolgreich war und ich ihn mit meinen Beinen traf, stehen. Verstehst du das?« Glandis Frage war eher rhetorischer Natur.

    »Er blieb einfach stehen. Viele hätte es umgerissen, ihn nicht. Er war gut. So habe ich in seine Fratze geschrien: „gwanna hû!“. Das bedeutet in eurer Sprache etwa: „sterbe Hund!“. Er nahm seinen Bogen in beide Hände und mir war es, als wenn mein Spiegelbild vor mir steht. Ich hätte auch so einen Angriff geblockt. Aber ich habe ihn getäuscht. Es war nur eine Finte mit wenig Kraft. Er ist darauf reingefallen. Er war auch nicht ganz bei der Abwehr dabei, denn sicherlich hat er beim Kampf sein Hirn zermartert, wo ich hergekommen bin. Jedenfalls habe ich seinen Schlag unterlaufen, mich eingedreht und anschließend beide Dolche nach und nach zielsicher zum Stoß gebracht. Man konnte das Knirschen hören, als der Brustpanzer durchdrungen wurde. Doch er wollte den Tod nicht wahrhaben und so habe ich beide Dolche seinen Hals gerammt und seinen fallenden Körper mit einem Tritt beschleunigt.«

    Dann schaute Glandis zu Aril, die die gesamte Zeit zugehört hatte. Die Dalish nickte kurz mit ihrem Kopf, die rosenblonden Haare wippten dabei ein wenig und sie sagte zu Aril: »Aril, lasse uns ein Seil oder etwas Ähnliches suchen, meinem ,delos‘ zu liebe und dann die Leichen vergraben. Ich möchte dann, so schnell wie möglich zum Lager zurück.«

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (12.02.2015 um 17:49 Uhr) Grund: verlinkt
  11. #51
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Rafael_2.jpg]Während er genüsslich kaute und innständig hoffte, dass seine Verpflegung hier in Ferelden auf derart hohem Niveau bleiben würde, lauschte Rafael der Erklärung des Templers, der nicht von vollkommen unbedeutender Position sein konnte, wenn der Orden ihn auf solche Missionen schickte. Für seinen Teil hoffte er, dass die Gespräche tatsächlich schnell vorübergehen und vor allem nicht seine Anwesenheit erfordern würden: Wenn die Adligen hier nur im Entferntesten etwas mit den Magistraten seiner Heimat gemein hatten, war er über jeden Meter froh, der zwischen ihm und diesem verwöhnten Pack lag.
    ,,Gut, dann weiß ich Bescheid. Vermutlich will dieser Kerl irgendetwas von Euch oder Eurem Orden. Aber in Anbetracht dieser Unterbringung..'', Rafael zeigte ausschweifend auf das Essen und den gewaltigen Saal, ,,bin ich der Meinung, dass man ihm wenigstens einmal zuhören kann.'' Kilian nickte, zeigte aber mit seinem Gesichtsausdruck, dass auch er sich angenehmere Beschäftigungen vorstellen konnte, als mit Adligen zu sprechen.
    Der Rest des Abends wurde größtenteils in gefräßiger Stille verbracht, die Kilians hünenhafter Gefährte dazu nutzte, in etwa sein eigenes Körpergewicht in Fleisch zu vertilgen. Der Magier fand den Anblick zwar teilweise unappetitlich, war aber trotzdem froh, dass er auf der gleichen Seite stand wie dieses Monstrum von einem Templer.
    Nachdem das Quartett fertig gespeist und auch ein paar Kelche Wein zu sich genommen hatte, erschienen wieder wie aus dem Nichts dienstbare Geister mit spitzen Ohren, die Besteck und Teller zügig verschwinden ließen. Als sich der Elf, der sie zuvor in Empfang genommen hatte, anschickte, ihnen ihre Zimmer zu zeigen, klopfte sich Rafael noch schnell ein paar Krümel vom Hemd und stand dann mit den anderen auf. Mit einem Kerzenleuchter bewaffnet, der die weitläufigen Gänge vor ihnen erhellte, führte der Diener sie durch das Schloss und blieb schließlich vor einer massiven Tür stehen.
    „Verzeiht, meine Herren, aber leider sind die Gästeflügel gerade belegt, da die Familien vieler Adligen derzeit hier residieren, während die hohen Herren und Damen König Cailan im Süden dienen“, erklärte er, als er ihnen das einfache, aber saubere Zimmer zeigte. Rafael fragte sich, wie groß das Schloss sein musste, dass er bisher nichts von irgendwelchen anderen Gästen mitbekommen hatte, die angeblich hier hausten. ,,Vermutlich alle schon in ihren Himmelbetten und träumen von Reichtum und Ländereien.'' Der Magier hätte bei dem Gedanken wieder ausspucken mögen, beherrschte sich dann aber doch. Als der Elf dann jedoch fortfuhr und Kilian ein eigenes Zimmer versprach, spürte der Magier die Galle deutlich in sich aufwallen. ,,Elende Zweiklassengesellschaft!''
    Er rechnete es dem Templer hoch an, dass er sich zumindest vorübergehend dieser Sonderbehandlung verwehrte, obwohl er ja ein ach so wichtiger Hauptmann des Ordens war.
    Als Kilian schließlich doch mit dem Diener zu dem anderen Zimmer weiter ging, konnte sich der Magier ein verächtliches Schnauben, das er dem Elfen hinterher schickte, nicht verkneifen, Gastfreundschaft hin oder her.

    Während sich Cedric und der dritte Templer mit mehr oder weniger lautem Geklirr aus ihren Rüstungen schälten, sah sich Rafael kurz in dem Zimmer um, das ihnen zur Verfügung gestellt wurde. Auch wenn es wahrlich nichts besonderes war, musste er zugeben, dass er schon schlechter gehaust hatte. Er wollte grade Cedric auf die markanten Schnitzereien auf dem Tisch hinweisen, die bei dem jungen Mann vermutlich einen Blutsturz ausgelöst hätten, als sich leise die Tür öffnete und eine unauffällige, aber auffällig hübsche junge Frau eintrat und die Männer fragte, ob sie noch etwas für die Nacht bräuchten. Rafael kamen schlagartig zahlreiche Ideen, die jedoch Cedric an seiner Stelle mit einem unterdrückten, aber trotzdem gut hörbaren Laut der Überraschung in so etwas ähnliches wie Worte verpackte.
    „Wir brauchen nichts! Habt Dank!“, antwortete der Riese mit dem Schwert unwirsch. Es waren die ersten Worte, die Rafael von dem Templer hörte und sie trugen wahrlich nicht dazu bei, dass er ihm sympathischer wurde. Die junge Dienerin entfernte sich und ließ die drei in ihrem Zimmer zurück. Cedrics Gedanken standen ihm offensichtlich ins Gesicht geschrieben und auch Rafael leistete sich ein frivoles Grinsen, beschloss aber, keine großen Worte über diese unverhoffte Begegnung zu verlieren. Dafür war später noch Zeit. Stattdessen wandte er sich dem anderen Templer zu, der ihn und Cedric grade um ihren Augenschmaus gebracht hatte: ,,Verzeiht meine Manieren, Ser Templer, ich habe mich Euch noch nicht vorgestellt. Rafael Marlov, es ist mir ein Vergnügen!'', plauderte er los und streckte dem Hünen seine Hand entgegen. Sein Verhalten war mit Absicht affektiert, es gab kaum etwas, das ihm mehr Freude bereitete, als humorlose Templer zu reizen. Der andere ergriff seine Hand und stellte sich mit einem Wort als Robert vor. In seinem Blick lag kaum verhohlen die Frage, unter welchem Stein der Magier wohl hervorgekrochen sein mochte. ,,Sehr schön, geruhet wohl.'', sagte Rafael und entledigte sich seiner Kleidung, bevor er sich ins Bett legte. Cedric löschte kurz danach das Licht, sodass das Zimmer im Dunkeln versank und die vier Betten wie flache Boote auf dem bewegungslosen Meer des dunklen Zimmerbodens trieben. Eins davon war leer, eingetauscht gegen eine bequemere Ruhestätte. ,,Adelspack!'', dachte sich Rafael, zog die Decke hoch und drehte sich um.

    Er erwachte in vollkommener Finsternis und es dauerte einen Moment, bis er sich erinnerte, wo er war. Er richtete sich leise im Bett auf und lauschte dem gleichmäßigen Atem der beiden Templer. Es erinnerte ihn an die riesigen Schlafsäle in der der Galgenburg, die von den jüngsten Lehrlingen bewohnt wurden. Es waren muffige Hallen, besonders im Sommer und irgendjemand schnarchte immer, aber es war ein Dach über dem Kopf und somit mehr, als er die meiste Zeit zuvor gehabt hatte. Rafael stand auf und ging zum Fenster. Von der Stadt war nichts zu erkennen, nur Dunkelheit lag jenseits des stumpfen Bleiglases. Einmal kurz tauchte der Mond aus der dichten Wolkendecke auf und warf den Schatten des Magiers weit in das kleine Zimmer hinein. Es war frisch und Rafael spürte Gänsehaut auf seinem Körper, als er darüber nachdachte, was alles geschehen war, seit er vor all den Jahren in den Schlafsälen gelegen hatte. Damals war er fast nie nachts aufgewacht, die Tage im Zirkel waren für Kinder oft anstrengend und die Betten waren trotz ihres Alters meist weich genug, um einen erschöpften Lehrling die ganze Nacht ruhen zu lassen. Er stand eine lange Zeit am Fenster und durchforstete alte Erinnerungen an Kirkwall, seine Heimat. Selbst als er merkte, dass sich das Atmen der beiden Schlafenden verändert hatte, bewegte er sich nicht.
    ,,Schlaft ruhig weiter, Ser Robert. Ich habe keinen Grund zu fliehen.'', sprach er irgendwann, diesmal ohne jede Ironie in der Stimme, in die Dunkelheit. Der Templer antwortete nicht, aber Rafael war sich sicher, dass er wach war ihn beobachte. Schlussendlich legte er sich wieder in sein Bett und schloss die Augen.

    Das Geräusch von Metall, das aneinander rieb und mit routinierten Bewegungen angelegt wurde, weckte Rafael, der sofort hellwach war. Er war stets ein Morgenmensch gewesen, sehr zum Verdruss seiner Lehrlinge. Während die Templer dabei waren, sich reisefertig zu machen, schwang er sich aus dem Bett und wurde von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Durch das Fenster war schon reges Treiben auf den Straßen der Stadt zu sehen und das pulsierende Leben erinnerte ihn an Kirkwall, die Stadt, die niemals wirklich zur Ruhe kam.
    Er zog sich an und klaubte seinen Mantel vom Bettgestell, der über Nacht wie durch Zauberhand trocken dort aufgetaucht war. Er dachte noch einmal an die junge Frau von letzter Nacht und kämmte dann seine Haare, die sich wie ein Dornengestrüpp um seinen Kopf rankten. Als es klopfte, hantierte Robert etwas ungeschickt am Schloss herum und öffnete schließlich die Tür für seinen Hauptmann, der mit alarmiertem Gesichtsausdruck auf der anderen Seite stand und sich sogleich erkundigte, ob alles in Ordnung sei.
    Nachdem Ser Robert ihm dies versichert hatte, wies Kilian die Gruppe an, sich reisefertig zu machen. Rafael warf sich seinen Mantel über und steckte den Stab wieder in die für ihn vorgesehene Schlaufe. ,,Kann losgehen.'', erwiderte er knapp.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, mein Herr Marlov, doch kann ich euch das Beisein im Gespräch mit Bann Raymosfield leider nicht ersparen. Ich wünschte wahrlich ich könnte“, entschuldigte sich Kilian, während die Templer gemächlichen Schrittes in Richtung der großen Empfangshalle gingen.

    Die Tonalität in Kilians Stimme verriet ehrliches Bedauern aus, während seine Augenbrauen sich in Vorbereitung auf das Kommende zu einer geraden, unterbrochenen Linie zusammenzogen.
    Dennoch hoffe ich, dass dies hier nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen wird

    Die großen, bei dem durch die runden Fenster gut sichtbaren, kunstvoll geschnitzten Flügeltüren schwangen auf. Kilian, Rafael und die anderen beiden betraten die weit ausladende Halle. Die Feuer von letzter Nacht waren inzwischen bereits erloschen und die Bänke leer. Nur eine einzige Person saß auf einer Holzbank nahe dem Haupttor. Um sie herum standen einige bunt gekleidete Männer, manche von ihnen bewaffnet und offensichtlich zum Schutz des Mannes dort. Dieser erhob sich beim näherkommen der Gruppe, deren Schritte sobald sie auf Stein trafen, von Wand und Decke des an ein Kirchenschiff erinnernden Saales widerhallten.

    Der Mann, der ihnen nun entgegentrat war von kleiner und etwas rundlicher Gestalt mit dünnem Haar, das in schmutziger Goldfarbe unter einem dunkelroten Barett mit schwarzer Feder verschwand. Das Gesicht des Mannes zierte ein dünner Oberlippenbart und ein struppiger Kinnbart, ähnlich also Rafaels Bartfrisur wenngleich sie ihm Gegensatz zu der des Magiers geradezu lächerlich wirkte. Der Bart sollte wohl das rötliche und pausbäckige Gesicht etwas in die Länge ziehen, das mit wässrigen, kleinen Augen merklich an ein Schwein erinnerte.
    Die Kleidung des Mannes war jedoch an Pracht nicht zu übertreffen. Ein maßgeschneidertes Hemd aus rotem Samt, dessen Ballonärmel in gleichmäßigen rot-goldenen Streifen genährt waren und so gut wie möglich die die Figur des Mannes kaschierte. Auch die enge Hose und die Schuhe schienen besser in einen Tanzsaal Orlais, denn in die wettergegerbte Landschaft Fereldens zu passen. Kilian wunderte sich sehr über das merkwürdige Äußere des Mannes.

    Aaah, Hauptmann Xerox!“, rief der kleine Mann und schritt wippend auf Kilian zu.
    Von Xerox“, berichtige der Templer, was den Mann in übertriebener Gestik eine Hand vor den Mund halten ließ. Kilian stoppte vor dem Mann und verneigte sich leicht.
    Verzeiht mir, Hauptmann VON Xerox“, sagte der Mann betonend und stellte sich vor: „Mein Name ist, wie Ihr sicherlich bereits erraten habt, Bann Lorens Raymosfield. Getreuer Diener unseres großen Königs Cailan und momentan stellvertretender Stadthalter Denerims“.
    Die Stimme des Banns war ungewöhnlich schrill und er untermalte seine Introduktion mit ausschweifend gestikulierenden Händen.

    Obwohl Kilian die Affektivität dieses Mannes missfiel, blieb er betont höflich, als er fragte: „Wie kann euch der Orden behilflich sein, Bann Raymosfield?
    Der Bann lächelte aufgesetzt und wedelte mit dem erhobenen Zeigefinger herum.
    Tatsächlich“, begann er laut: „kann ich dem Orden helfen!“ Er wartete einen Moment, ehe er fortfuhr. „Meine Männer dienen in einem Großteil der Stadtwache und hatten in letzter Zeit wieder mehrfach Scherereien mit dem Elfenpack im Gesindeviertel. Ich sage Ihnen, Haputmann, da muss man manchmal hart durchgreifen. Glücklicherweise sind diese Bastarde nur selten bewaffnet, doch als einer meiner Offiziere gerade eine verdächtige Elfin nach Waffen und Schmuggelware durchsuchen wollten, attackierte ihr Bruder den Mann mit einem Zauber!“

    Kilian hatte sich schon gefragt, warum der Bann ihn zu sich hatte rufen lassen. Sicherlich nicht wegen den fehlenden Manieren seiner Offiziere oder Bagatelldelikten der Elfen, mit denen Kilian schon immer Mitleid gehabt hatte. Er hatte mehr als einmal in die Gesindeviertel der Marschen gehen und besessene Elfen finden müssen, deren magische Begabung nicht erkannt oder aber absichtlich verschwiegen worden war. Nun horchte der Templer jedoch auf und forderte mit dem Wink seiner Hand zum Weitersprechen auf. Der Bann lächelte erfreut über das aufkeimende Interesse und erklärte: „Wir haben den Kerl dann aber überwältigen können“.
    Wie?
    , fragte Kilian, obwohl er die Antwort schon zu kennen schien. Der Bann zögerte. Seine Augen zuckten hilfesuchend über den bestickten Teppich. „Nun…“.
    Ein Magier in Rage ist nicht leicht zu überwältigen, ich frage mich nur, wie ihr das geschafft habt“.
    „Wir… wir hatten ja noch seine Schwester“
    , setzte der Bann an und bestätigte Kilians Vorahnung.
    Lebt sie noch?
    „Oh ja… Es wurde ihr kein Haar gekrümmt!“
    , versprach Lorens lautstark.
    Gut. Denn ich kann mir denken, warum Ihr mich habt rufen lassen. Ihr habt eure Pflicht getan, den Templerorden zu informieren. Ich nehme an, der Bursche ist noch am Leben?
    „Ja, ja das ist er!“,
    sagte Lorens und war sichtlich enttäuscht über das Ausbleiben eines Lobes für die Tapferkeit seiner Männer, das auf ihn als ihren Dienstherren zurückfallen würde.
    Wo ist er, Bann Raymosfield?
    „Meine Männer halten ihn auf meinem Anwesen fest, Hauptmann. Ihr kommt an ihm vorbei, wenn ihr die Stadt verlassen wollt. Ich werde ihn euch dort übergeben“.
    Gut
    , sagte Kilian und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab. Es wäre ihm lieber gewesen, die Schläger des Banns hätten den Magier in Ruhe gelassen und die Templer informiert.

    Das Leder des mattschwarzen Sattels knatschte gemütlich, als Kilian in die eisernen Steigbügel trat und sich auf sein Ross schwang. Ein starkes, treues Tier mit dunkelbraunem Fell und weißer Blesse. Auch sehr Robert schwang sich auf seine Stute, die um einiges größer war als gewöhnliche Reittiere, was angesichts ihres Herrn aber auch nötig war. Cedric, der einen schweren Reisebeutel um die Schultern geschwungen hatte, holte noch zwei Pferde von dem Gehöft nahe der Kirche Denerims, wo die reisenden Templer sie für gewöhnlich unterbrachten. Die Zügel eines davon, einen Schimmel, reichte er mit einladendem Lächeln Rafael.

    Könnt Ihr reiten, mein Herr Marlov?, fragte Kilian und lehnte sich im Sattel nach vorne.
    Solltet Ihr Schwierigkeiten haben, dann helfe ich Euch!“, schaltete sich Cedric munter ein und vollführte elegant einen Aufschwung auf sein Pferd, wo er dann in ungewohnt stolzer Haltung verweilte und seinen blonden Lockenkopf aufschüttelte, sodass die Haare sich wie von selbst legten.

    Cedric!, rief Kilian und winkte dem jungen Templer zu. Dieser verstand offensichtlich sofort, denn er ließ sein Pferd zu Kilian traben und zog auf dem Bündel von Gegenständen, die sich in dem Reisesack befanden, einen Rabenschnabel hervor, einen Streithammer dessen eine Schlagseite den namensgebenden, charakteristischen Dornen besitzt. Gut geeignet um Rüstungen zu durchschlagen und tiefe, knochenzerschmetternde Wunden zu schlagen. Er reichte die Waffe dem Hauptmann, welcher sie in eine Schlaufe seines Sattels schob. Nach einem Kopfnicken seinerseits setzte sich die Gruppe Richtung Haupttor in Bewegung.

    Lange Zeit hörte Kilian nichts, als das Klacken der Hufeisen auf dem vom gestrigen Regen blankpolierten Steinen der Hauptstraße. Viele Menschen, einige Elfen und sogar eine kleine Grube geschäftig dreinblickender Zwerge begegnete dem Tross, doch schoben sich die Gestalten nur achtlos an ihnen vorbei oder machten einen großen Bogen um die Templer, deren vierter Begleiter mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Magier war. Der Himmel war von intensivem Hellblau, verstärkt durch die kräftigen Strahlen der Sonne, welche das Nass des Regengusses erst verstohlen glitzern und schließlich verschwinden ließ. Die Luft war kühl und angenehm klar und Kilian genoss sie in vollen Zügen. Städte oder größere Ortschaften nahmen viel zu schnell die muffigen Gerüche auf, welche unweigerlich von einer breiten Masse an zusammengefurchten Individuen begleiteten. Schon bald würden sie diesen Moloch von Stadt hinter sich lassen.
    Das Anwesend des Banns war leicht zu finden. Wie er gesagt hatte, passierte man es, sobald man versuchte die Stadt durch das Haupttor zu verlassen. Seine Banner, welches einen schwarzen zweiköpfigen Adler auf rotem Grund darstellte, zierten die hohen Mauerwände, welche das eigentliche Anwesen umschlossen. Vor dem Tor standen bewaffnete Wachen, welche den Templer kommen sahen und sofort Meldung machten, voraus ein großer, grobschlächtig aussehender Mann in Uniform vor das Tor trat und auf die Gruppe wartete. Kilian erreichte ihn als erste, hob die Hand und ließ seine Gefährten so anhalten.

    Hauptmann“, grüßte der offensichtliche Wachhabende. Kilian nickte.
    Der Gefangene wird gerade vorgeführt und auch der Bann wird gleich erscheinen“.
    Ich warte, sagte Kilian tonlos und schaute den Mann an, der vor ihm stand. Dieser trug zwar eine gut gearbeitete Kettenrüstung aus Rotstahl, in deren Harnisch das Hauswappen gestanzt war, doch schien sein Gesicht eher das eines Banditen zu sein, ungewaschen und von einem Stoppelfeld an Bartwuchs bedeckt. Seine schulterlangen, angegrauten Haare waren wohl schwer zu bändigen und schienen zudem schon seit Ewigkeiten keinen Kamm mehr gesehen zu haben. Grimmige Hartherzigkeit stand in seinem von einigen tiefen Falten zerfurchtem Gesicht. Trotz seiner geschätzt fünfzig Jahren strahlte der Mann noch immer Brutalität und Gefahr aus und Kilian bezweifelte nicht, dass der Krieger sich im Kampf gegen Orlais seine Sporen verdient hatte.
    Ihr solltet nicht zögern und dem Bastard gleich den Garaus machen“, spuckte der Wachmann nach einiger Zeit des stillen Wartens. Langsam drehte Kilian den Kopf zu ihm und starrte ihn wütend an.
    Was?
    Ich meine ja nur… wenn ich ein Templer wäre…“
    …würdet Ihr nicht derartige Mist von Euch geben!
    , unterbrach ihn Kilian. Nun war es an dem Soldaten wütend zu starren.

    Was habt ihr da gerade…“, hob er an, doch das vom Absatzklicken begleitete Eintreffen des Banns unterbrach ihn. Die Anwesenden wandten sich zu dem näherkommenden Haufen, deren voran der bunte Bann Raymosfield tippelte. Begleitet wurde er von einer Gruppe Soldaten, welche dieselbe Art von Rüstung trugen, wie der unwirsche Wachmann und in deren Mitte schleppte sich ein in schwere Ketten gelegter Elf den Weg entlang, bemüht bei dem eilends huschenden Bann mitzuhalten. Kilian inspizierte den Neuankömmling. Er war noch sehr jung, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt, hatte struppige hellbraune Haare und elfentypisch Spitze Ohren. Er wirkte verschlossen, jedoch nicht gebrochen und Kilian witterte Ärger Angesicht der Wut, die in seinen Augen lag.

    Der Elf funkelte die Umherstehenden böse an, allen voran Bann Raymosfield, der keinen Augenkontakt wagte, dem Wachmann, welche so aussah als wolle er dem Elfen die Augäpfel zerdrücken und Kilian, der anfing ruhig zu sprechen: „Mein Name ist Kilian von Xerox. Ich weiß, dass Euch das nicht gefallen wird, aber wir werden Euch mitnehmen und zur Ausbildung eurer magischen Fähigkeiten zum Zirkel bringen. Ich wünschte es wäre anders gekommen, Ihr hättet Euch freiwillig gezeigt und einen schöneren Abschied von eurem früheren Leben nehmen können, doch der Erbauer hatte andere Pläne. Doch ich schwöre Euch, ich werde mein Möglichstes tun, Euch einen guten Einstieg in euer Leben als Zirkelmagier zu ermöglichen“.
    Der Soldat schnaubte laut, was ihm einen finsteren Blick des Templers einbrachte.
    Darf ich euren Namen erfahren?

    Der Elf hatte Kilian während dessen Ansprache fixiert, schaute ihn noch immer feindselig an und schwieg beharrlich.

    Er hat dich was gefragt, Bastard!“, brüllte der Soldat, der Kilian zwar offensichtlich nicht leiden konnte, aber kaum darauf verzichten mochte den gefesselten Elf zu drangsalieren. Dieser schaute den Mann jetzt an und spuckte ihm plötzlich ins Gesicht.
    Sprich mich nie wieder an!“, brüllte er, während der Krieger sich wütend durchs Gesicht fuhr.
    Du hast meine Schwester vergewaltigen wollen! Du hast sie bedroht und geschlagen! Brenn in der Hölle!“, keifte der Elf.

    Du kleiner…!“, donnerte den Soldat und griff zu einem sehr breiten Schwert, dass an seinem Gürtel hing. Da der Bann keine Anstalten machte, seinen Bluthund zurückzupfeifen, trieb Kilian sein Pferd zwischen den Soldaten und den Elf und rief: „Dieser Magier steht jetzt unter dem Schutz des Ordens! Fasst ihn an und ihr verliert Eure Hand!
    Der Soldat ließ die halbgezückte Klinge wieder zurückgleiten. Kilian wandte sich nun an den Bann.

    Ich habe meine Befehle. Einen Magier zu überführen, der sich offensichtlich nicht kooperativ verhält gehört nicht dazu. Behaltet ihn hier und ich komme mit mehr Templern zurück“.
    Der Bann schüttelte entrüstet den Kopf.
    Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist furchtbar inakzeptabel! Ich… ich will ihn nicht hier haben!“
    Kilian zuckte mit den Schultern.
    Was schlagt Ihr also vor?
    Ich… ich gebe euch ein paar meiner Männer als Unterstützung mit!“
    Kilian überlegte kurz, sah Robert an, der beinahe unmerklich nickte, sah den Elfen an, der kein bisschen freundlicher schien und dann zu dem Bann.
    Einverstanden. Und ein Pferd für den Mann“.
    Bann Raymosfield nickte eifrig und veranlasste die Organisation des Reittiers und einiger Vorräte.

    Ich gebe Euch acht meiner Soldaten und Eke hier“, sagte er und deutete auf den nun plötzlich ungläubig dreinschauenden Krieger, der sich so offensichtlich mit Kilian anlegen wollte. Der Templer fragte sich, ob das wohl eine Art Bestrafung des Banns sein sollte, akzeptierte jedoch. Ser Robert würde den Aufmüpfigen bei Bedarf schon unter Kontrolle behalten.
    Gut. Bereitet alles vor. Wir reiten noch heute!
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  12. #52
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    [Bild: Arian__klein.jpg]

    Betretenes Schweigen herrschte, als Arian den Kampf akzeptierte. Es schien als würde die ganze Stadt den Atem anhalten. Nicht einmal das geschäftige Klopfen der Zimmermänner, die unentwegt an der Ausbesserung der Stadt arbeiteten, noch das Scharren der Pflüge vor den Toren der Stadt war zu hören.

    Der Axtträger lächelte grimmig und trat dicht an Arian heran.
    Mutige Entscheidung, alter Mann!“. Obwohl er nicht größer als Arian war wirkte er, von bedrohlicher Entschlossenheit erfüllt, wie ein zyklopischer Feind. Mehr ein Qunari, als ein Mensch.
    Euer Tod wird mir eine Freude sein…“, drohte er genüsslich, dann wanderten seine Augen zu Abyss: „… und dann hole ich mir deinen Kopf, Süße!“. Die kleine Elfe winselte und versteckte sich hinter Arian, der dem Blick des Kopfgeldjägers im Gegensatz zu seinem Mündel tapfer standhielt.

    Genug jetzt!“, unterbrach Steapa, bevor Arian etwas erwidern konnte.
    Wie is´ euer Name, Kopfgeldjäger?“
    Loki Eoton!“, tönte er. Kommandantin Mayhem hob eine ihrer dicken Augenbrauen.
    Loko Eoton… wart Ihr nicht Teil der Söldnertruppe >Schwarze Drachen<, welche die Jagd auf eine Gruppe Abtrünniger durchführten?“, fragte sie nachdenklich.
    „So ist es!“, antwortete Loki mit Stolz geschwollener Brust. Clementines hübsches Gesicht verzog sich zu einem angewiderten Ausdruck.
    Ihr habt die Magier getötet. Und auch diejenigen, mit denen sie sich versteckten“.
    „Und nicht einen, der es nicht verdient hätte!“
    „Soweit ich weiß waren auch Alte und Kinder unter der Gruppe um die Abtrünnigen. Es ist wahr, geflohene Magier stellen eine Gefahr dar, doch könnt Ihr es den armen Leuten nicht verdenken, die sich schutzsuchend um sie scharen!“

    Loki zuckte mit den Schultern.

    Hört zu, Kommandantin. Ich wurde von dem Bann angeheuert die Gefahr durch die Magier auf seinem Land zu bannen und habe genau das getan. Es ist nichts falsch daran für Gold zu töten und ich frage nicht nach den Motivationen meiner Feinde“.
    „Das ist nich´ Teil eures Kampfes“, sagte Steapa nun, worauf sich die Köpfe der Umherstehenden zu ihm drehten. „Der Kampf wird morgen vollzogen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat. Kommandantin Mayhem, erweist uns die Ehre und überwacht den Kampf auf seinen gerecht´n Ablauf“.

    Clementine nickte zustimmend.

    So treffen wir uns Morgen auf dem Platz vor der Kirche. Ich werde ein Gericht zusammenrufen, welches dem Kampf beiwohnen wird. Sollte einer der Kontrahenten flieh´n wird er vor den Aug´n des Erbauers für schuldig befund´n und für vogelfrei erklärt, so will es das Gesetz!“
    Sowohl Arian als auch Loki nickten deutlich, als Zeichen die Ernsthaftigkeit ihres Kampfes akzeptiert zu haben.

    Dann geht nun, betet um Vergebung für eure Sünden und bereitet euch vor!“, rief Steapa bedeutete mit einem Wink, dass alles gesagt war. Arian verneigte sich leicht, der Kopfgeldjäger jedoch wandte sich zackig um und stapfte die Straße entlang. Steapa erwiderte die respektable Geste des Ritters, ehe er sich mit seinem Gefolge auf seine Aussichtsplattform zurückzog. Als Arian sich umwandte, bemerkte er eine Gruppe Außenstehender, die sich etwas abseits des Haupttores drückten, aber dennoch in Sicht- und Hörreichweite waren. Sofort erkannte Arian Claudettes flammenrotes Haar, das im Licht der Sonne zu brennen schien. Auch Orphania, Chilo und der Templerleutnant Emile waren dort. Claudette schien fassungslos, während die beiden Elfenkinder verwirrt und unwissend dreinschauten. Einzig Emile sah unverändert aus. Seine kalten Augen lagen auf Arians Gesicht, doch zeigte sein Gesicht keine erkennbare Emotion. Doch winkte er Arian und Abyss heran, denen Kommandatin Mayhem folgte, die ihren Speer sobald möglich wieder in die Halterung auf ihrem Rücken gleiten ließ.

    Ein Gerichtskampf? Wirklich?“, forschte der Templer, nachdem Clementine die frisch eingetroffenen über die Szene am Tor aufgeklärt hatte. Arian nickte stumm, während Abyss, die seit Arians Einwilligung zum Kampf nicht mehr aufgehört hatte, leise zu schluchzen und mit einem permanenten Ausdruck der Trauer auf dem Gesicht melancholisch neben dem Krieger hertrottete. Mit beiden Händen klammerte sie sich an die Pranke Arians, die nutzlos neben seinem Körper mitschwang. Es war ihm unerklärlich, wieso der ausstehende Kampf einen derart dunklen Schatten warf und sogar er selbst voller Sorge war. Emile lenkte ein und sagte: „Kommandantin, mit eurer Erlaubnis würde ich die hier Anwesenden gerne als unsere Gäste in die Kaserne der Templer einladen. Unser Essen ist nicht weniger köstlich, als jenes das sie zu überteuerten Preisen im Gasthaus erwerben können und ich glaube, alle hier brauchen ein wenig Ruhe und Ser Arian feste Nahrung. Außerdem sollte der Ser die Chance haben, Beistand im Gebet in der Kirche zu erbitten“.

    Kommandantin Mayhems Augen ruhten auf Arians Gesicht, dessen Blick taub ins Leere schaute. Sie nickte und eröffnete: „Natürlich. Ser Arian Ihr und eure Begleiter seid heute Abend die Gäste der Templer, sofern es Euch beliebt! Und natürlich auch Euch, Mylady“, wandte sie sich an Claudette.

    Nachdem diese eingewilligt hatte, führten die beiden Templer die Gruppe zur Kirche, neben deren hohen Mauern ein weiteren Gebäude emporragte und, wenngleich nicht so hoch wie die Kirche selbst, die meisten anderen Dächer in der Umgebung überragte. Das Gebäude verfügte über zwei gewaltige Flügel, jeweils rechts und links des von Holzsäulen gestützten Eingangs. Mehrere große spitzgieblige Fenster ließen genug Tageslicht in die Säle fluten, dass man die prachtvollen Schnitzereien betrachten konnte, die mit meisterlicher Fertigkeit in die hellholzigen Innenwände eingearbeitet worden waren und Szenen aus dem Leben der Andraste bis hin zu ihrem Feuertod zeigten. Das Dach schwebte in unfassbarer Höhe über ihnen und bestand aus einem Kreuz- und Quer schwerer Balken, die in raffiniert ausgearbeiteten Stellungen aufeinander aufbauten und so das gewaltige Dach stützten. Die dunkleren, von Regalen voller Bücher gesäumten Wände wurden vom flackernden Kerzenschein erleuchtet und im hinteren, vorher nicht sichtbaren Teil des Gebäudes, einem Raum der sich vor ihren Füßen mindestens achtzig Meter weit erstreckte und dessen Boden mit einem Teppich aus einem vergangenen Zeitalter ausgelegt war, dessen volles Rot von gelben Webereien unterbrochen wurden, die bei genauerer Betrachtung das Muster eines gewaltigen Flammenmeeres darstellten und wohl die reinigenden Flammen der Kirche darstellen sollten. An den fensterlosen Wänden dieses langgezogenen Pfades reihten sich hölzerne Gebilde, ähnlich übergroßen Puppen, wie Abyss eine besaß, doch waren sie gesichtslos und nackt und erst bei der Dritten auf der rechten Seite verdeutlichte sich ihr Sinn. Sie war bestückt mit der vollen Rüstung eines Templers und ihr Kopf war geziert von dem schweren Topfhelm, in dessen Sehschlitz nun nur dunkle Schatten wohnten, die verstohlen blinzelten, als Abyss die Rüstung passierte. Kommandantin Mayhem verabschiedete sich, versicherte der Gruppe jedoch, dass sie Ben, dem alten Diener der Kirche, Anweisungen für das Abendessen geben würde, sodass die Gruppe zum frühen Abend hin speisen könne. Emile führte sie unterdessen alleine weiter.

    Auch der hintere Teil der Kaserne war vom Licht dickbäuchiger Kerzen erhellt, von denen manche sogar drei Dochte hatten. Dort standen einige bequem aussehende Betten mit Daunenkissen und Decken. Hinter jedem Bett stand eine eisenbeschlagene Holztruhe, doch manche von ihnen standen mit geöffnetem Deckel dort und offenbarten gähnende Leere. Auf Claudettes Blick zu einer der leeren Kisten erklärte Emile: „Die Stadt verfügt kaum über Templer. Mit der Kommandantin sind wir gerade mal achtzehn Templer. Allerdings gehören drei davon und ich selbst eigentlich zum Zirkel von Ferelden und werden, nun da die Kommandantin eingetroffen ist, bald wieder abreisen. Allerdings vermutet auch kaum jemand Abtrünnige oder Dämonengezücht hier draußen und so dienen die Templer mehr der öffentlichen Ordnung und dem Schutz der Kirche vor Gaunern, die sich des Spendenbeutels bedienen wollen…“.

    Er schüttelte leicht den Kopf und als er wieder zu sprechen begann, schwang ein Hauch Frustration mit: „Öffentlich Ordnung… als würde die hier benötigt werden. Die Stadtwachen sind fähige und gut ausgebildete Soldaten. Die Templer sollten draußen in der Welt sein und diese Monster bekämpfen, die sich durch den Schleier wagen. Oder die Magier jagen, die sich der Obhut der Kirche entziehen. Habt ihr schon mal einen Dämon gesehen, Ser Arian?“
    Ja, einmal
    , antwortete Arian tonlos.
    Ich habe schon so viele von ihnen erschlagen und es kommen trotzdem immer wieder Neue. Ich sah zum Beispiel, wie ein einfaches magiebegabtes Kind von einem Dämon des Zorns übernommen wurde. Die Abscheulichkeit brannte das halbe Dorf nieder, bevor wir Templer ihn einkesseln und erschlagen konnten…“.
    Wütend schnaubte er, dann fuhr er fort: „Die Eltern des Kindes waren seine ersten Opfer. Ich weiß nicht einmal, ob ich Mitleid mit ihnen haben kann“.
    Es ist grausam so etwas zu sagen!
    , sagte Arian. Emile blieb stehen und sah ihn an.
    Wirklich? Ist es das? Sie hätten ihren Sohn in den Zirkel bringen sollen, als er das erste Mal Magie wirkte. Die Dorfbewohner erzählten, dass sie es schon seit geraumer Zeit wussten da der Junge sich einen Spaß daraus machte, seinen Vater bei der Jagd zu begleiten und die Tiere mit Feuer aus ihren Höhlen zu scheuchen“.
    Arian schaute den Templer an, dessen Augen plötzlich gefährlich funkelten.
    >Er ist doch nur ein kleiner Junge! <, hat seine Mutter gejammert, als der Dämon seinen Körper schon übernommen, seine Haut verbrannt und seinen Körper gesprengte hatte, um sich aus seinem Gefängnis zu befreien. >Nur ein kleiner Junge<, sagte sie und stellte sich schützend vor das Feuerwesen, nur Augenblicke bevor es sie packte und entzweiriss wie Papier!“.
    In des Leutnants Stimme lag eine ungewohnte Schärfe und die vollkommene Betonung jedes Wortes untermalte seine Angespanntheit in dieser Sache.

    Plötzlich hellte sich sein Gesicht wieder auf.
    Aber das ist nicht von Belangen! Wie ihr also sehen könnt, verfügen wir über ausreichend Betten und ihr könnt wenn ihr wollt die Nacht hier verbringen. Ich bezweifle zwar, dass dieser Loki die nötige Abgebrühtheit besitzt, aber selbst wenn: hier seid ihr auch vor nächtlichen Überfallen sicher!“
    Die Gruppe dankte dem Templer, der in die Hände klatschte und sich lächelnd verabschiedete. Arian suchte für sich und Abyss zwei Betten, legte sein Schwert und sein Kettenhemd, das ungewöhnlich schwer auf seinen Schultern lastete ab und deponierte die Dinge am Fußende des Bettes.

    Wie lange bleiben wir hier?, wollte Abyss wissen.
    Nur eine Nacht, meine Kleine. Wieso? Magst du es nicht hier?
    Abyss sah sich um, ihr Blick ging in die hohe Decke und wanderte in die weiten Ecken der Gebäudes.
    Es ist okay, murmelte sie schließlich. Dann setzte sie sich auf das Bett und legte ihren Bogen und den Köcher ab, aus dem die die Pfeile schüttete. Klappernd fielen sie zu Boden und Abyss hob einen auf und fuchtelte mit dem eigentlich spitzen Ende vor Arian herum. Dieser schaute schuldbewusst drein und verbarg ein Lächeln, angesichts Abyss anklagender Miene.
    Sicher ist sicher! Und sobald du etwas geübt hast und besser bist, bekommst du auch richtige Pfeile!

    *

    Der Tag schritt reichlich schnell voran. Schon neigte sich die Sonne so tief, dass ihre Strahlen die Dächer der Stadt in rötliches Licht tauchten. Abyss und Orphania saßen lange auf einer Bank nahe der Kasernenmauer und betrachtete einen großen, freien Platz auf der von dem Marktplatz abgewandten Seite des linken Gebäudeflügels. Er bestand aus festgetretener Erde und wies nur geringen Grasbewuchs auf und er diente den Templern als Übungsplatz, was seinen Desolaten Zustand schnell erklärte. Auch Arian saß auf einer Bank, gemeinsam mit Kommandantin Mayhem, mit der er sich angeregt unterhielt. Claudette lehnte indes an der von der Sonne erwärmten Holzmauer und ließ sich die letzten Strahlen des Tages schmecken.

    Abyss und Orphania beobachteten Chilo, der mit seinem neuen Übungsschwert herumgefuchtelt hatte, bis eine kleine Gruppe Templer heran gestapft war und ihm neugierig, aber belustigt zugesehen hatte. Schüchtern ließ der Elf die Waffe sinken. Auch Emile stapfte nun heran, was die Templer zu einem ehrfürchtigen „Leutnant“ und einem Schlag gegen den eigenen Harnisch veranlasste.

    Na mein Junge, hast du bereits gut geübt?“, fragte er. Chilo, eingeschüchtert wie er war, nickte stumm. „Willst du ein wenig mehr üben?“, erkundigte sich der Temper und schaute den Jungen an. Dieser nickte erneut, schaute sich aber scheu um. Emile deutete diesen Blick und schickte die anderen Templer fort, die ohne zu murren Folge leisteten.
    Emile ging zu einem Fass aus dem einige alte und abgenutzte Schwertgriffe ragten. Er wählte eine Klinge und prüfte die Schneide.
    Keine Sorge, Mylady! Das sind stumpfe Übungsschwerter!“, rief er Claudette zu, die bei dieser Szenerie sichtlich angespannt von der Mauer getreten war, sich nun aber wieder etwa entspannte.

    Emile ging auf Chilo zu und forderte ihn zu einem Angriff heraus. Nach anfänglichem Zögern attackierte der Elf unbeholfen, was der Templer problemlos abwehrte.
    So ging es eine ganze Weile und jauchzend kämpfte Chilo gegen seinen übermächtigen Gegner, obwohl er keinerlei Chancen hatte. Emile zeigte ihm hier und da kleine Kniffe oder Parierhaltungen, die Chilo daraufhin umzusetzen versuchte. Er verlor trotzdem. Nur hin und wieder, wenn der Schlag aus Emiles Sicht gut ausgeführt war, ließ der Templer sich treffen, was jedes Mal ein Leuchten in Chilos Augen hervorrief.

    Unter dem Geräusch des Übungskampfes sprachen Arian und die Kommandantin darüber, wie sie hierher gelangt seien.
    Ihr habt also in Ostagar gekämpft?“
    Genau wie Lady Vance, ja“.
    „Ist es wahr, dass es eher ein grausames Gemetzel war denn eine Schlacht?“

    Arian nickte traurig.
    Wie habt ihr überlebt?“
    Arian zuckte mit den Schultern.
    Glück?!
    „Es gibt kein Glück! Nur den Willen des Erbauers!“
    , beharrte Clementine. Arian nickte stumm.
    Wurde euer Anwesen von der dunklen Brut überrannt?“
    Vermutlich ist es das jetzt, sollte die Brut tatsächlich über eine derart breite Front verfügen, wie Teyrn Loghain vermutete. Aber ich verließ es zuvor… mit Abyss, oder besser gesagt: wegen Abyss“.

    Die Kommandantin horchte auf.
    Ich habe mir bereits gedacht, dass da eine interessante Geschichte hinter steckt. Ich treffe nicht häufig Ritter, deren einziges Gefolge ein zerlumptes Elfenkind ist“.
    Es ist wohl eher eine traurige Geschichte“,
    erwiderte Arian traurig.
    Erzählt sie mir!“

    Arian zögerte einen Moment, doch dann löste er seine Zunge und berichtete von Wolpe und seinen Schergen und dem Mord an Abyss Familie. Wie er beschlossen hatte für sie zu sorgen und dass sie seitdem gemeinsam reisen.

    Armes Kind“, seufzte Clementine, als Arian endete. Der Krieger nickte abermals. Plötzlich spürte er die warme Hand der Kommandantin auf der Seinen. Sie drückte diese und schaute ihm in die Augen. Arian schaute zurück und verlor sich in dem Goldgelb, dass ihre Pupillen umspielte.
    Ihr seid ein warmherziger Edelmann und davon gibt es, weiß der Erbauer, nicht mehr sehr viele“.
    Clementine ließ die Hand wieder los, die noch immer fassungslos verkrampft wirkte.
    Ich danke euch, murmelte Arian sprachlos. Clementine lächelte und offenbarte so die Schönheit ihres Gesichtes. Um den Moment des unangenehmen Schweigens zu überbrücken fragte Arian nach der Geschichte der Templerin. Sie erzählte, wie sie aus den Freien Marschen gekommen war, weil dort zwar nicht weniger Bedarf an Templern bestünde, die Rekrutierung jener aber wesentlich erfolgsversprechender war, als in Ferelden.
    Habt ihr keine Familie? Kein Zuhause?

    Die Kommandantin lachte trocken.

    Ich diene dem Orden. Er ist mein Zuhause und die Templer meine Kirche. Suche ich Beistand gehe ich zur Kirche, suche ich Freunde, gehe ich zu den Brüdern und Schwestern des Ordens“.
    Sie zuckte leichthin mit den Schultern.
    Was ist mit eurer Abyss? Was wird aus ihr, solltet ihr den Kampf verlieren?“
    Damit hatte sich Arian natürlich beschäftigt, doch hatte er noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Natürlich hoffte er auf den Sieg, doch für den Fall der Niederlage…
    Ich… ich werde sie wohl Lady Vance anvertrauen… sie ist… vertrauenswürdig“.
    Clementine schwieg und betrachtete Arian nachdenklich. Schließlich öffnete sie ihre spröden Lippen und sagte: „Macht euch keine Sorgen, Arian. Ihr werdet siegen. Und solltet ihr fallen, so nehme ich mich persönlich Abyss Schutz an, so ihr es wünscht. Ich verspreche euch, sie würde es bei mir gut haben“.

    *

    Abyss nahm ihren Mut zusammen, als sie an Claudette herantrat. Sie hatte noch immer nicht vergessen, was die rothaarige Kriegerin in jener verhängnisvollen Nacht gesagt hatte, aus der die Narbe in ihrem Gesicht stammte. Doch obwohl sie sich vor der Kriegerin nicht zu fürchten brauchte, es dennoch tat und sie eher mied, fühlte sie sich schuldig ihr von dem Gespräch, das Loki und die Stadtwachen geführt hatten, zu erzählen. Sie räusperte sich halbstark, was Claudette dazu veranlaste auf sie herabzuschauen.

    L…Lady Vance, i-ich…, die Elfe spürte, wie sie rot anlief, doch Claudette lächelte sie beruhigend an, was Abyss veranlasste ihren Mut zu fassen und weiterzusprechen: „Ich habe den Mann, der morgen mit Arian kämpfen will gehört, als er sich mit Wachen von hier unterhalten hat. Er will eine andere Vancens suchen… eine Tochter von dem Lord Vance und ich dachte, weil ihr ja Vance heißt und der von Vance sprach und…. Ihre Stimme erstarb, als sie merkte wie lächerlich sich das alles anhörte. Sie murmelte ein kurzes: „Tut mir Leid, drehte sich um und setzte an zu gehen, doch Claudette rief sie zurück. Als Abyss sich umdrehte, nickte ihr die Kriegerin freundlich zu und dankte der Elfe.

    *

    Der Abend war angebrochen und es gab es ein wahrhaft köstliches Mahl, dass die Gäste gemeinsam mit den Templern einnahmen, die anders als vielleicht erwartet stillschweigend und respektvoll aßen. Derartige Hallen und reich gedeckte Tische luden Krieger in der Regel zum Johlen und Brüllen, zum übermäßigen Genuss des Alkohols und prahlerischen Geschichten über Eroberungen, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch im Schlafzimmer, ein. Und so überraschte und freute es Arian, dass die sechs spitzen Kinderohren keinerlei Schweinereien anhören mussten. Die ovale Tafel war überfüllt mir herrlichsten Broten, Tellern voller Hartkäse, ein Fass besten zwergischen Malzbiers und sogar zwei geräucherte Fische aus Amaranthine, was im Zentrum Fereldens eine Seltenheit war. Die Elfen allen voran stopften sich die Backen voll und waren schon bald gesättigt.

    Ihr wisst, dass ihr nicht kämpfen müsst, oder Ser Arian? Ihr seid schon gehobenen Alters und zudem ein Adliger“, ermahnte Emile den Ritter. „Ihr habt also das Recht auf einen Kempen. So ihr es wünscht werde ich gegen diesen Mann antreten“.
    Arian lächelte freudlos.
    Ich bin nicht so alt geworden, weil ich nie in einem Kampf war. Ich habe schon gegen Orlaisianer gekämpft als…“, Arian verstummte schlagartig, als er sich Emiles Herkunft ins Gedächtnis rief.
    Verzeiht mir, Leutnant. Ich wollte nicht respektlos sein“. Emile hob beschwichtigend die Hand. „Macht euch keine Gedanken um mich, Seir. Ich bin in erster Linie ein Templer und erst in zweiter ein Orlaisianer. Mir ist bewusst, ich sollte eigentlich sauer sein auf jeden Mann und jede Frau, die sich damals der Rebellion angeschlossen und Orlais aus Ferelden verjagt hat, doch ich fühle gar nichts“.

    Beruhigt lehnte sich Arian in seinem Stuhl zurück und griff zu einem Krug Malzbier.
    Arian und Claudette brachten ihre Schützlinge zu Bett, die sichtlich müde und gesättigt in einen schnellen Schlaf fielen. Auch die meisten Templer, mit Ausnahme der für die heutige Nacht eingeteilten Wachen, begaben sich in ihre Schlafgemächer. Die Rothaarige jedoch war zu weiteren Gesprächen eingeladen worden. Arian hatte man allerdings geraten einen tiefen und kraftschöpfenden Schlaf zu nehmen. Er verabschiedete sich von seinen Gastgebern und Claudette, genoss den Wimpernschlag der Kommandantin und bereitete sich für die Nacht vor, ehe er in ein sehr großes, hölzernes Bett sank, das sich als unerwartet kuschelig und warm herausstellte. Es dauerte nicht lange, da schloss er die Augen und glitt ab in den geruhsamen Frieden der Nacht. Morgen war ein wichtiger Tag, das wusste er…

    *

    Emiles Stuhlbeine schrammten geräuschvoll über den Boden, als er sich höflicherweise erhob während Claudette den Saal erneut betrat. Er war allein.
    Mylady! Bitte setzte euch!“, sagte er und deutete auf einen freien Platz in seiner Nähe, den Claudette mit leichtem Zögern annahm. Emile schenkte roten Wein in einen goldenen Trinkkelch und reichte ihn der Kriegerin.
    Eure Schönheit fasziniert mich immer wieder, meine Teuerste. Wie Ihr wohl in einem feinen Kleid wirken würdet?
    Der letzte Satz war eher an sich selbst gerichtet. Ohne Umschweife lächelnd fuhr er fort: „Ich wollte Euch etwas zu Euren >Kindern< fragen. Nun, ich bin kein Narr und weiß sehr wohl, dass die Kleinen in Euch tatsächlich eine Mutter sehen, obgleich ihr es wohl kaum sein könnt. Der junge Chilo ist zwar ein blutiger Anfänger in Sachen Schwertkampf, aber er ist fleißig und scheint das Herz am rechten Fleck zu haben. Ich frage mich: ist er mit dem Glauben an den Erbauer aufgewachen? Wisst Ihr das?“

    Seine Augen fixierten Claudette.

    Ich bin ganz direkt: Ihr seid eine starke Frau und offenbar bereit Euch um zwei Kinder zu kümmern, auch wenn diese nicht die Euren sind. Das alleine verdient meinen Respekt und meine Bewunderung. Meine Frage bezieht sich jedoch nicht auf das Hier und Jetzt, sondern die Zukunft. Ich erkenne einen fähigen jungen Mann, wenn ich ihn sehe und würde euch gerne den Vorschlag unterbreiten, Chilo in den Dienst des Templerordens nehmen zu dürfen“.

    Er wartete auf eine Reaktion, ehe er fortfuhr.

    Natürlich wäre dies ein großer Schritt, da er von seiner Schwester getrennt werden würde, doch würde ihm dies eine sichere und bedeutsame Zukunft ermöglichen. Der Orden ist keine banale Stadtwache, welche zwischen Elfen und Menschen unterscheidet. Es gibt nur sehr wenige Elfen in den Reihen des Ordens, doch dies ist nur der Fall, weil sich uns so Wenige aus Unwissenheit anschließen. Ich würde niemals ohne Eure Erlaubnis handeln und bitte Euch auch nicht um eine sofortige Antwort, so ihr mir noch keine geben könnt. Doch wollte ich euch diese Möglichkeit nur anbieten“, schloss er und lächelte Claudette offenherzig an.

    Für den Fall, dass ihr einwilligt und auch der Junge Willens ist, zu dienen, verspreche ich euch mich persönlich um seine Ausbildung zu bemühen. Die Ausbildung selbst obliegt natürlich nicht mir, doch werde ich ihn dann an die fähigsten Lehrmeister verweisen, die ich kenne und ihn zu gegebener Zeit selbst in den Regeln des Orden unterweisen“.

    Emile schenkte sich nun selbst etwas Wein ein, in den er drei Tropfen einer stechend blauen Flüssigkeit träufelte.
    Lyrium“, erklärte er auf Claudettes Blick hin, obwohl er sich nicht sicher war, ob die Rothaarige dies nicht bereits wusste.
    Ein Geschenk des Erbauers…“
    Dann schaute er Claudette erneut an.
    Als euch die junge Orphania von dem glatzköpfigen Söldner erzähltet spracht ihr von einer Leina. Meine Nachfrage tatet ihr mit einem Verweis auf die Familie ab. Ich möchte nicht allzu neugierig erscheinen, doch seid ihr eine faszinierende Person. Wenn ich euch also nochmals danach frage, hoffe ich ihr vergebt mir meine Starrköpfigkeit“.

    Er zwinkerte ihr schelmisch zu und nippte an seinem Wein. Da Claudette offenbar mit sich selbst rang, eröffnete er: „Ist schon okay. Ich verstehe das, meine Teuerste. Familie ist heilig. Selbst für einen Templer“. Er lachte und lehnte sich in dem hölzernen, dunklen Stuhl dessen Lehne seinen Kopf weit überragte, zurück.

    Ich selbst lernte meinen Vater und meine Mutter nie kennen. Meine Mutter starb früh am Fieber, mein Vater in einer Schlacht hier in Ferelden. Ich wuchs bei meinem Onkel auf, doch seit meiner Aufnahme bei den Templern kaum noch Kontakt zu diesem. Ich habe noch eine jüngere Schwester, Giselé. Sie treibt sich vermutlich gerade irgendwo in Antiva oder Rivain herum. Ob Ihr es glaubt oder nicht, aber sie ist eine Söldnerin! Hätte auch eine Chevalier werden können, aber neeeiiin, meine liebe Schwester versucht ihr Glück lieber als Mietschwert…“.

    Er seufzte schweren Herzens.

    Manchmal, ganz selten, bekomme ich einen Brief von ihr in dem sie mir versichert, dass es ihr gut geht. Ich schreibe aber nie zurück, da sie nur selten an ein und demselben Ort ist. Ich wünschte ich sähe sie öfter… ich wünschte sie wäre hier“.
    Sein Blick, der während des zum Monolog abgedrifteten Gespräches auf den Weinbecher gewandert war, schärfte sich, als er Claudette erneut anschaute.
    „Ich wünschte ich hätte SIE überzeugen können, sich den Templern anzuschließen!“

    *

    Arian schlief schon eine Weile. Unruhige Träume ließen ihn schließlich aufwachen und schwer atmen. Er lag da und dachte nach. Wenn er morgen verlieren würde… nein das durfte nicht geschehen! Er bezweifelte zwar, dass Claudette Loki erlauben würde sich an Abyss zu vergreifen doch…

    Er musste siegen!

    Dennoch überlegte er, ob er auf das Angebot der Kommandantin einging und Abyss ihr übergeben sollte, oder ob sie Claudette um eine weitere, elfische Last bat.
    Während er so dalag vernahm er das leise tippeln nackter Fußsohlen auf dem Boden der Gemächer. Eine dunkle Gestalt tauchte neben seinem Bett auf. Arian, dessen Augen nur halb geöffnet waren erkannte im Dunkeln des Raumes nichts. Plötzlich senkte sich die Matratze ein wenig ab und Arian spürte wie eine kleine Gestalt ins Bett huschte. Der unverkennbare Geruch von Abyss Haaren strömte in seine Nase. Er wusste nicht wieso, aber die dufteten stets, obgleich sie oftmals zerzaust wirkten, nach Kiefernadeln an einem warmen Sommertag. Abyss schleppte zudem ihre Decke mit und bemühte sich, den Krieger nicht zu wecken. Hätte er tief geschlafen wäre es ihr wohl auch gelungen. Arian vernahm das Schniefen und er war sich sicher, dass sie geweint hatte. Nun legte sie sich neben ihn und bettete ihren Kopf auf seiner Brust. Arians Arm umschloss die zierliche Gestalt schützend und bald schon erstarb das Schniefen und ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen war von der Elfe zu vernehmen.

    Er musste siegen! Er musste!


    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Es kann nur um Leina gehen! Wer sollte es sonst sein? Niemand sonst trägt unseren Familiennamen. Und selbst wenn es Elina wäre... so wäre auch sie nur hier, um nach Leina zu suchen!
    Direkt als Claudette schon von Orphania gehört hatte, dass jemand nach einer Vance gefragt hatte, war ihr Verstand angelaufen: Leina. Zweitälteste der drei Schwestern, doch erste in der Erbfolge, da Claudette selbst ein 'Bastard' war. Und so war ihre jüngere Halbschwester auch schon immer als Erbin erzogen worden.
    Doch Leina... war auch schon immer fasziniert von dem Leben einer Kriegerin gewesen.
    Claudette seufzte leise, während sie mit Chilo und Orphania an den Händen Emile folgte in Richtung des Stadttores. Die beiden Kinder schienen zu spüren, dass sie wichtiges zu bedenken hatte, denn Beide machten keine Anstalten und blieben stumm, um sie weder abzulenken, noch aufzuhalten. Was die Kriegerin auch ihrerseits annahm. Zwar wollte sie Orphania gerne genaustens befragen, auf der anderen Seite dem Mädchen aber nicht unnötiges abverlangen. Zudem konnte sie sich nicht durchringen, Familienangelegenheiten hier breit offen zu legen, auch wenn nur die Kinder anwesend waren und sie Emile als keine Tratschtante einschätzte. Der Templer selbst schien sich damit zu begnügen, sie zum Tor zu führen und dabei den schweigsamen zu spielen. Anscheinend verstand er, dass Claudette jetzt erstmal selbst Zeit benötigte, ihre Gedanken zu ordnen. Diese bestanden darin, dass sie überlegte, wie Leina schon immer allein von Claudette's Kriegerausbildung fasziniert gewesen war. Auch dass sie heimlich Kampfunterricht genommen hatte und die Rothaarige sogar mehr als einmal als Alibi gegenüber ihren Vaters einsprang. Bis Claudette selbst in die Berufsarmee eintrat. Die Besuche waren selten, doch eins bekam sie mit: Leina entwickelte eine so große Sehnsucht, dass sie ein paar mal sogar Reißaus von daheim nahm!
    Was Vater sehr erzürnte, um es so zu formulieren...
    Ihr Vater, Bann Vance, ließ sie immer wieder zurückholen. Mal mit eigenen Soldaten, mal durch Söldner - je nach Lage. Und bald machten Geschichten davon die Runde unter den benachbarten Banns. Was nicht gerade zu einem guten Verhältnis zwischen Tochter und Vater führte. Doch Elina sorgte für Abhilfe: Als Jüngste und Zweite in der Erbfolge, war es für sie ein Leichtes, von ihrem Vater ein 'Okay' zur Kriegerausbildung zu bekommen.
    Außerdem... hat Elina einen... Faible für Leina.
    Claudette schüttelte den Kopf über diese kindische Narretei ihrer jüngsten Halbschwester, die sie nie ganz verstanden hatte. Aber als Nebeneffekt war sie zu einer Aufpasserin für Leina geworden und verhinderte ein Ausbüxen von dieser.
    Es war die letzten Monate ruhig geworden. Doch... das Auftauchen der dunklen Brut im Süden hat alles verändert. Vater wird gewiss genug Truppen abgestellt haben müssen. In diesem Chaos, dass bestimmt mit den Berichten und vor allem den Gerüchten um die Niederlage im Süden noch verstärkt wurde, wird es ein leichtes gewesen sein für Leina, sich von daheim wegzustehlen.
    Sie schalt ihre Schwester für ihre Dummheit - gleichzeitig betete sie auch für deren Sicherheit, denn inmitten dieses Chaos konnte man sich schnell verlieren... oder gar sein Leben geben. Obwohl sie es niemals zeigen wollte und ohne auch nur einen Bericht zu kennen, ob ihre Schwester tatsächlich wieder einmal abgehauen war, spiegelten sich wohl ihre Emotionen auf ihrem Gesicht, denn Emile tat sein Übriges und lenkte mit einer kleinen Geste von den dunklen Gedanken ab.
    "Mylady, es ist nicht mehr weit"
    Claudette schreckte aus ihren Gedanken hoch, sah ein Lächeln über Emiles Gesicht huschen und nickte ihm dann dankend zu.
    "Beizeiten könntet ihr mir auch eventuell die Geschichte dazu erzählen, warum ihr euer Können an den guten Jungen weitergeben wollt."
    "Was?"
    "Euer Können als Kriegerin, schließlich habt ihr ein Übungsschwert in Auftrag gegeben. Aber das kann warten, bis ihr eure Angelegenheiten geregelt habt."
    Er deutete eine leichte Verbeugung im Gehen an und die Rothaarige nahm sich vor, mit Emile eventuell wirklich mal ein Gespräch über Familie zu führen.
    Vielleicht könnte es sich als hilfreich erweisen, den Blickwinkel eines anderen zu hören...
    "Claudette? Ich... bekomme das Schwert doch, oder?"
    Fast wäre sie über ihre eigenen Füße gestolpert, als Chilo unvermittelt sprach. Selbst Orphania war überrascht, auch wenn sie daraus eine bessere Laune zu ziehen schien.
    "Du... willst ein Schwert?"
    Ihr Bruder nickte verlegen, wie es meist seine Art war.
    "Ja, dein Bruder fragte nach einem Schwert, Orphania. Wir können nachher ausgiebig darüber reden, meine Kleine. Doch vorher muss ich noch etwas in Erfahrung bringen, ja?"
    "Okay."
    Orphania ließ Claudette in Ruhe, auch wenn sie ein paar mal versuchte, ihrem Bruder eine Antwort zu entlocken. Die Kriegerin selbst lauschte den Kindern und zog Ablenkung daraus, weshalb ihr auch das wissende Lächeln von Emile entging...

    Als sie beim Tor ankamen, wurden sie gerade Zeuge von den letzten Wortwechseln.
    So treffen wir uns Morgen auf dem Platz vor der Kirche. Ich werde ein Gericht zusammenrufen, welches dem Kampf beiwohnen wird. Sollte einer der Kontrahenten flieh´n wird er vor den Aug´n des Erbauers für schuldig befund´n und für vogelfrei erklärt, so will es das Gesetz! Dann geht nun, betet um Vergebung für eure Sünden und bereitet euch vor!“
    Ein... Gottesurteil? Was bei allen Geistern geht hier vor?
    Fassungslos schaute sie Arian an und bemerkte nicht, wie Orphania dem Mann nachsah, der in die andere Richtung die Straße entlang entschwand. Derweil kam Emile dazu sich an Arian zu wenden und dabei gesellte sich auch die Kommandantin der Templer hinzu. Nach einem kurzen Gerede waren sie als Gäste der Templer geladen und auch Claudette war mit dem Angebot einverstanden, da sie dadurch dringend benötigtes Geld sparen würden.
    "Habt Dank, wehrte Kommandantin."
    Höflich verbeugte sie sich, dann folgte sie dem Tross der sich in Bewegung setzte, dabei Arian einen Blick zuwerfend, der so viel bedeutete wie: 'Beim Erbauer, was ist geschehen, dass ihr eine solche Torheit begeht!?'
    Dann wurden sie zur Kirche geleitet...

    Drinnen war es groß und geräumig, aber auch nicht so hell erleuchtet und es sollte wohl einen ehrfürchtigen Charakter vermitteln. Die beiden Kinder an Claudette's Händen waren aber eher etwas eingeschüchtert und sie beruhigte sie automatisch, indem sie ihnen sagte, dass es hier keine Geister oder sonstige bösen Kreaturen gab. Das ließ die Kinder etwas aufatmen und ein Streicheln über ihre Köpfe tat sein Übriges. Dann kamen sie zu den eigentlichen Kasernen. Auch diese war groß und geräumig, man konnte schon fast sagen, ZU groß für die Anzahl an Templern in dieser Stadt. Doch Emile erklärte es ihnen und Claudette nickte zustimmend.
    Die Stadtwache erscheint fähig, also ist es unnötig, hier ein größeres Templeregiment zu beherbergen. Außerdem... es ist nicht gerade eine Region, die für Blutmagier bekannt zu sein scheint und den einzigen, der hier sein Unwesen eventuell frönte, haben wir gefangen!
    Mit einer gewissen Abscheu dachte sie an den Magister Pikten und hoffte, dass dessen Hinrichtung bald kommen würde. Um nicht weiter an diesen denken zu müssen, bezog sie Quartier mit den Kindern für diese Nacht schon mal und legte die wenige Habe, die sie bei sich trug, in eine der Kisten, als sie plötzlich von Orphania unterbrochen wurde.
    "Claudette! Stimmt es, dass Chilo wissen will, wie man ein Schwert führt, um... um... nun, um halt-"
    Die Kriegerin beruhigte die aufgebrachte mit einer Hand auf ihrer Schulter.
    "Ja. Er möchte wissen, wie er euch zwei beschützen kann."
    Als das Mädchen sie ungläubig anschaute, musste Claudette unwillkürlich lächeln.
    "Auch mich hat er mit dieser Bitte vollkommen überrascht."
    Ein Zwinkern.
    "Aber wer bin ich, ihm diese Bitte auszuschlagen. Ich weise niemanden ab, der sein Leben selbst bestimmen möchte!"
    Sie unterbrach sich selbst, als sie das fragende Gesicht von Orphania bemerkte.
    "Schon gut, meine Kleine. Ich passe auf, dass er es richtig lernt, so er es denn auch wirklich lernen möchte. Jedoch solltest du wissen, so stumm dein Bruder auch ist, in ihm steckt auch eine Menge Überzeugung, wenn es um seine Schwester geht."
    "W-wirklich?"
    "Ja... frag ihn doch einfach mal. Chilo?"
    Der Junge schreckte auf, als er seinen Namen hörte und Claudette sprach ihm zu.
    "Erklär doch deiner Schwester mal, was du zu mir wegen des Schwertes gemeint hattest."
    Sie musste an sich halten, nicht laut zu lachen, als sie den entgeisterten Gesichtsausdruck bei dem jungen wahr nahm. Sie fühlte sich fast schon schuldig, ihm den drängenden Fragen seiner Schwester ausgeliefert zu haben, befand aber, dass er da durch musste, wenn er das, was er vorhatte, auch umsetzen wollte. Gleichzeitig wollte sie sehen, ob sie wirklich eine innere Stärke bei ihm erkannt hatte und so war es keine schlechte Gelegenheit, diese ausgerechnet von seiner Schwester auf die Probe gestellt zu sehen. Schmunzelnd beobachtete sie also, wie der Junge versuchte, sich seiner Schwester so gut es ging, zu entziehen...

    Der Tag war schon weit vorangeschritten, als sich Claudette im hinteren Hof, der wohl eine Art Übungsstätte war, an der Holzmauer anlehnte und die letzten Sonnenstrahlen genoss, während Chilo mit seinem Holzschwert, dass sie geholt hatten, einige kleinere Übungen vollführte. Claudette hatte ihm nur absolut Grundlegendes gezeigt und eine fortwährende Wiederholung derselben von ihm gefordert. Es war wenig abwechslungsreich, sie wollte aber, dass Chilo diese Schritte von Anfang an richtig aufnahm, wollte er je hoffen, in einem Kampf sich behaupten zu können. Nebenher ließ sie ein paar Gedanken kreisen: Sie hatte unter anderem mit Steapa, dem Hauptmann der Wache gesprochen. Dieser hatte ihr versichern können, dass eine Vance hier in der Stadt gewesen war. Nach einer kurzen Beschreibung war klar gewesen, dass es sich um Leina handelte.
    Sie war also hier... Leina, warum jetzt? Warum musstest du jetzt von Zuhause weg?
    Die Gedanken der Kriegerin kreisten um ihre Halbschwester, dabei wogen sich Sorge und Vorwurf gegenseitig auf. Was sie noch nicht so recht wusste, war, wie sie auf die Situation reagieren sollte. Sollte sie nicht sofort nach ihrer Schwester suchen? Nur, wo damit anfangen? Und was war mit ihrer jetzigen Situation: Wie schnell käme sie mit den beiden Kindern voran? Und auch Arian und die kleine Abyss konnte sie nicht vergessen. Nein, egal, wie sie sich auch entscheiden wollte, nur wenn sie alleine unterwegs wäre, hätte sie wenigstens den Hauch einer Chance, Leina einzuholen.
    Aber... ich werde die Kinder niemals im Stich lassen!
    "Hahh..."

    Ein Seufzer, dann berappelte sie sich. Familienangelegenheiten waren nie leicht, besonders in einer adligen Familie.
    Wenigstens ist meine Familie aber nicht mit unterbemittelten Taugenichtsen bestraft, sondern 'nur' mit einer querulanten Erbin und einem Vater, der sich zu sehr auf die Erbfolge versteift...
    Sie sah nach Chilo und stellte fest, dass eine Gruppe Templer herangekommen war, die den Jungen ein wenig entmutigt zu haben schienen. Doch bevor es zu peinlich wurde, war auch schon Emile heran und nahm sich des Elfen an.
    Na mein Junge, hast du bereits gut geübt?“
    Chilo, eingeschüchtert wie er war, nickte stumm.
    Willst du ein wenig mehr üben?“,
    Emile holte Schwerter aus einem Fass und Claudette wollte schon dazwischen gehen, ehe der Templer sie beruhigte.
    Keine Sorge, Mylady! Das sind stumpfe Übungsschwerter!“
    Anschließend übte er mit dem Jungen, auch wenn natürlich nicht viel zu erwarten war. Dennoch schien Chilo, so ungeschickt es auf andere anzumuten mochte, auch einen gewissen Stolz daraus zu ziehen, wenn Emile ihn einen Treffer landen ließ. Eine ganze Weile ging das, ehe Chilo Anzeichen von Erschöpfung zeigte, die ein Weitermachen sinnlos erscheinen ließen.
    "Chilo? Komm, genug für heute... du warst tapfer genug und hast es dem guten Emile gehörig gezeigt. Auch, wenn wir noch an deiner Technik feilen sollten..."
    Sie lächelte den Jungen an, der sichtbar erfeut darauf reagierte und auch Emile hatte ein paar Worte des Lobes übrig, ehe er sich von ihnen verabschiedete. Auch Claudette signalisierte Chilo, dass dieser sich bereit machen sollte, wieder in die Kaserne zu gehen und Orphania war schon heran und überschüttete ihren Bruder mit Fragen, die ihn wie immer äußerst verlegen machten. Derweil kam Abyss herüber.
    L…Lady Vance, i-ich…, die Elfe spürte, wie sie rot anlief, doch Claudette lächelte sie beruhigend an, was Abyss veranlasste ihren Mut zu fassen und weiterzusprechen: „Ich habe den Mann, der morgen mit Arian kämpfen will gehört, als er sich mit Wachen von hier unterhalten hat. Er will eine andere Vancens suchen… eine Tochter von dem Lord Vance und ich dachte, weil ihr ja Vance heißt und der von Vance sprach und…. Ihre Stimme erstarb, als sie merkte wie lächerlich sich das alles anhörte. Sie murmelte ein kurzes: „Tut mir Leid
    "Abyss! Warte mal!"
    Die Elfe drehte sich langsam wieder um und die Kriegerin eilte kurz zu ihr.
    "Ich danke dir dafür!"
    Sie nickte Abyss zu.
    "Es... geht um Familie. Und es war richtig, dass du mir davon erzählt hast, denn Familie ist das wichtigste im Leben!"
    Sie wollte keine Wunde bei Abyss aufreißen, also tätschelte sie ihr kurz den Kopf, was bei Abyss eher zu einer schmollenden Reaktion führte und Claudette ein Glucksen abrang, als sie ein Lachen unterdrückte.
    "Schon okay... Aber denke an Folgendes: Du hast Arian und auch er hätte mit Sicherheit gewollt, das du jemandem Informationen über dessen Familie weiter gibst."
    Ein anerkennendes Nicken.
    "Außerdem... auch wenn wir keine Familie sind... und ich manchmal streng erscheine. So würde ich doch alles für unsere Reisegemeinschaft tun! Und jetzt geh schon, ehe ich nochmals dein Haar wuscheln muss!"
    Abyss schien nachdenklich, bei dem letzten Satz sah sie erst empört aus, bis Claudette wirklich lachen musste und der elfe zumindest die Hand auf die Schulter legte und dann auch Abyss zur Kriegrin nickte, ehe sie sich auf den Weg zu Arian machte...

    Beim Abendtisch war es angenehm ruhig und die Kinder wurden nicht mit den üblichen Geschichten von prahlerischen Siegen und nächtlichen Eroberungen in irgendwelchen Betten belästigt, was Claudette dankend annahm.
    Dann muss ich ihnen nicht hinterher eventuelle Fragen beantworten. Fragen... wie sie nur Kinder stellen können!
    Der Gedanke daran ließ sie leicht aufstöhnen, ehe sie sich weiter ihrem Mahl widmete. Dabei blieb sie auffällig schweigsam, suchte sie doch den passenden Zeitpunkt, Arian ungestört anzusprechen...

    Dieser ergab sich, als die Beiden ihre Schützlinge zu Bett brachten.
    "Arian, wenn ihr kurz gestattet?"
    Der Krieger ging mit ihr außer Hörweite der Betten der Kinder.
    "Ich... bin..."
    Sie hatte erst normal angesetzt, verwarf das Ganze aber wieder und sprach dann doch lieber frei heraus.
    "Um ehrlich zu sein: Was habt ihr euch dabei gedacht!?"
    Sie ließ ihm keine Zeit zu antworten.
    "Ihr nehmt eine Herausforderung um ein Gottesurteil an!? Weil ein Söldner Abyss der falschen Aussage bezichtigte? Gewiss, auch ich wäre aufgebracht gewesen... doch ein Gottesurteil... ihr hättet doch zum Beispiel argumentieren können, dass Kinder die unschuldigen Geschöpfe des Erbauers sind. Dass sie noch nicht wissen, was sie sagen! Auch... wenn wir Beide es besser wissen. Doch ihr hättet es von diesem Kampf auf Leben und Tod wegziehen sollen und dem Kopfgeldjäger dagegen zum Beispiel ein weniger tödliches Duell um Satisfaktion anbieten können..."
    Sie hob eine Hand.
    "Moment! Ihr seid ein adliger Ritter. Ein Duell, auch wenn nicht tödlich, hätte einem bürgerlichen wie dem auch Satisfaktion verschafft. Da hätte selbst er nicht nein sagen können. Selbst wenn ihr das verloren hättet, so bedenkt doch: Ihr habt Abyss bei euch! Verdammt, Arian, so ein dummes Duell anzunehmen, das ist eher meine Art! Vor allem bei solch einer Ratte! Und eigentlich müsstet ihr hier stehen, um es MIR dann anschließend vorzuwerfen!"
    Sie ballte kurz ihre Hände, dann hatte sie sich wieder im Griff.
    "Ich will euch nicht beunruhigen und ich kenne eure Fähigkeiten. Ich wollte euch nur mögliche Konsequenzen vor Augen führen... Wenn ihr noch was zu sagen habt, so sagt es, wenn ihr wollt. Ich werde euch immer zuhören..."
    Sie wartete und machte sich bereit, eventuell eine Tirade seinerseits zu hören...
    Anschließend verabschiedete sich Claudette nochmals Richtung Speisesaal, mit ein paar letzten Worten an Arian.
    "Was auch immer geschehen sollte: Wenn es zum Äußersten kommt und ihr es wollt, so würde ich auch Abyss mit zu mir ins Bannorn nehmen! Sie wäre dort sicher - soweit das in einer möglichen Verderbnis überhaupt der Fall ist! Doch soweit solltet ihr mich kennen... Und falls ihr es euch auch überlegen möchtet: Ihr müsst nicht selbst kämpfen als Ritter! Ihr könntet jemand anderen nominieren... mich! Immerhin will ich auch etwas von dieser Ratte an Söldner..."
    Damit verabschiedete sie sich und begab sich ein zweites mal in den Speisesaal...

    Dort wartete schon Emile wie es schien und lud sie ein, sich zu ihm zu setzen. Auf seine Aussagen, dass er sie in einem Kleid sehen wolle, musste sie einfach Lachen.
    "Wie schon mal erwähnt - ich bin nicht der Typ Frau für ein teures Kleid in einem Ballsaal..."
    Dann senkte sie ihre Stimme zu einem Flüstern.
    "Sagt es aber nicht weiter, was ich jetzt von mir gebe: Unter gewissen Umständen... könnte man mich in ein Kleid bringen. Vielleicht eins, dass groß genug ist, um mein Schwert darin zu verstecken, auf dass ich etwas kühles Metall habe, an das ich fassen kann, wenn wieder einmal solch hochnäsige Weiber meinen, sie seien 'gute Gesellschaft' und stünden über anderen Menschen..."
    Emile hatte kurz einen freudigen Ausdruck in seinen Augen und schien selbst leichte Belustigung an dem Gedanken zu finden, Claudette mit Kleid UBND Schwert in einem Ballsaal zu sehen. Dann wechselte er das Thema.
    Ich wollte Euch etwas zu Euren >Kindern< fragen. Nun, ich bin kein Narr und weiß sehr wohl, dass die Kleinen in Euch tatsächlich eine Mutter sehen, obgleich ihr es wohl kaum sein könnt. Der junge Chilo ist zwar ein blutiger Anfänger in Sachen Schwertkampf, aber er ist fleißig und scheint das Herz am rechten Fleck zu haben. Ich frage mich: ist er mit dem Glauben an den Erbauer aufgewachen? Wisst Ihr das?“
    Seine Augen fixierten Claudette.
    Ich bin ganz direkt: Ihr seid eine starke Frau und offenbar bereit Euch um zwei Kinder zu kümmern, auch wenn diese nicht die Euren sind. Das alleine verdient meinen Respekt und meine Bewunderung. Meine Frage bezieht sich jedoch nicht auf das Hier und Jetzt, sondern die Zukunft. Ich erkenne einen fähigen jungen Mann, wenn ich ihn sehe und würde euch gerne den Vorschlag unterbreiten, Chilo in den Dienst des Templerordens nehmen zu dürfen“.
    "Das... ist eine große Eröffnung, die ihr da macht..."
    Claudette überlegte, war sie doch einigermaßen überrascht von dem Angebot: Chilo schien wirklich interessiert die Kampfkunst zu erlernen, vor allem, um seine Schwester zu schützen. Auch wen ner als Templer nicht mehr mit Orphania zusammen wäre, hätte es etwas, was dem Jungen doch zu denken geben könnte: Er würde solche Blutmagier wie Pikten zur Ordnung bringen! Das wäre vielleicht sogar eine gute Idee. Auf der anderen Seite, es gab genug Gefahren für Templer: Blutmagier, Dämonen, Geister... Und was Claudette wirklich zögern ließ: War jetzt schon der Zeitpunkt, die Kinder zu trennen? Waren sie doch erst seit kurzem von ihrem harten Los befreit... Auf der anderen Seite sollte man mit einer ernsthaften Ausbildung so früh wie möglich beginnen, auch und vor allem mit der zu einem Templer!
    Für den Fall, dass ihr einwilligt und auch der Junge Willens ist, zu dienen, verspreche ich euch mich persönlich um seine Ausbildung zu bemühen. Die Ausbildung selbst obliegt natürlich nicht mir, doch werde ich ihn dann an die fähigsten Lehrmeister verweisen, die ich kenne und ihn zu gegebener Zeit selbst in den Regeln des Orden unterweisen“.
    Emile sprach noch die Ausbildung an und Claudette hob abwehrend eine Hand.
    "Emile... verzeiht die sehr persönliche Anrede, aber ich möchte, dass ihr wisst, wie sehr ich dieses Angebot zu schätzen weiß. Und gleichzeitig möchte ich euch sagen, dass ich mir eine Antwort dazu gründlich überlegen muss... wenn man die Hintergrundgeschichte des Jungen bedenkt!"
    Der Templer schien zu verstehen und versicherte ihr, dass sie jederzeit mit ihm über dieses Angebot sprechen konnte, zumindest so lange, wie er sich hier auf hielt. Dann nahm er eine kleine Flüssigkeit, die Claudette sofort als Lyrium erkannte und fügte sie seinem Getränk hinzu.
    DAS ist natürlich auch eine Sache, die ein Templerdasein betrifft!
    Sie würde sich gut überlegen müssen, ob sie Chilo sowas zumuten wollte. Wobei ja nicht alle Templer an einer Lyriumübersättigung zu erkranken schienen. Sie merkte sich es für später, um Emile genauer dazu zu befragen. Dieser setzte dann unvermittelt bei einer anderen Sache an.
    "Als euch die junge Orphania von dem glatzköpfigen Söldner erzähltet spracht ihr von einer Leina. Meine Nachfrage tatet ihr mit einem Verweis auf die Familie ab. Ich möchte nicht allzu neugierig erscheinen, doch seid ihr eine faszinierende Person. Wenn ich euch also nochmals danach frage, hoffe ich ihr vergebt mir meine Starrköpfigkeit“.
    Er zwinkerte ihr schelmisch zu und nippte an seinem Wein. Da Claudette offenbar mit sich selbst rang, eröffnete er: „Ist schon okay. Ich verstehe das, meine Teuerste. Familie ist heilig. Selbst für einen Templer“. Er lachte und lehnte sich in dem hölzernen, dunklen Stuhl dessen Lehne seinen Kopf weit überragte, zurück.
    Ich selbst lernte meinen Vater und meine Mutter nie kennen. Meine Mutter starb früh am Fieber, mein Vater in einer Schlacht hier in Ferelden. Ich wuchs bei meinem Onkel auf, doch seit meiner Aufnahme bei den Templern kaum noch Kontakt zu diesem. Ich habe noch eine jüngere Schwester, Giselé. Sie treibt sich vermutlich gerade irgendwo in Antiva oder Rivain herum. Ob Ihr es glaubt oder nicht, aber sie ist eine Söldnerin! Hätte auch eine Chevalier werden können, aber neeeiiin, meine liebe Schwester versucht ihr Glück lieber als Mietschwert…“.
    Er seufzte schweren Herzens.
    Manchmal, ganz selten, bekomme ich einen Brief von ihr in dem sie mir versichert, dass es ihr gut geht. Ich schreibe aber nie zurück, da sie nur selten an ein und demselben Ort ist. Ich wünschte ich sähe sie öfter… ich wünschte sie wäre hier“.
    Sein Blick, der während des zum Monolog abgedrifteten Gespräches auf den Weinbecher gewandert war, schärfte sich, als er Claudette erneut anschaute.
    „Ich wünschte ich hätte SIE überzeugen können, sich den Templern anzuschließen!“

    Sie hatte aufmerksam zugehört und kam schließlich zu der Überzeugung, das Emile zumindest eine kleine Erklärung verdient hatte.
    "Ja, Leina... Sie ist meine jüngere Schwester und gleichzeitig... erste in der Erbfolge! Danach kommt die Jängste, Elina und ich stehe als Älteste erst an dritter Stelle. Das sollte euch zu der Familienkonstellation alles sagen."
    Als Emile verstehend nickte, fuhr die Kriegerin fort.
    "Leina war... ist etwas starrköpfig. Gewiss, ich und vor allem unser Vater, Bann Hermes Vance, haben versucht es ihr auszutreiben... wobei ich auch nachsichtig mit ihren eigenen Vorstellungen war. Es ist nicht immer leicht, in einer adligen Familie ALLEN gerecht zu werden. Und ich liebe meine Schwestern..."
    Sie hielt kurz inne, während Gedanken an zurück liegende Tage sie überkamen. Emile zeigte Verständnis und so erzählte sie weiter.
    "Ein Teil von mir sagt, ich solle sie sofort suchen gehen, damit ich weiß, sie ist in Sicherheit. Ein weiterer Teil möchte sie für diese Eskapade... übers Knie legen und ihr den Hintern versohlen!"
    Obwohl sie wütend klang, musste sie doch lachen und Emile schloss sich ihr an.
    "Was bestimmt einen sehr seltsamen Anblick abgeben würde... Aber es ist Ausdruck meiner Sorge um ein geliebtes Familienmitglied, um eine geliebte Schwester. Da wisst ihr bestimmt, wie es mir ergeht..."
    Emile bejahte das und die Beiden tauschten noch ein wenig Smalltalk über Schwestern aus, die sich nicht so verhielten, wie ihre älteren Geschwister es gerne hätten...

    Claudette hatte sich auch in ihr Bett begeben. Sie lag noch wach, gab es doch so vieles, was sie noch beschäftigte: Das Angebot, dass Chilo bei den Templern in Ausbildung gehen könne. Dies galt es sorgsam zu überlegen, war Claudette hier doch die, die für Chilo verantwortlich war. Sie war nicht seine leibliche Mutter und bestimmt kein anerkannter Vormund, aber wer würde sonst entscheiden wollen? Nein, sie würde die beiden Elfenkinder nicht einfach abgeben, zu sehr erinnerten sie sie an ihre jüngeren Halbschwestern und deshalb hatte sie ein stark wohlwollendes Gefühl für die Beiden. Dazu kam die Tatsache, dass ihre Schwester Leina (mal wieder) von zu Hause ausgebüxt war. Das würde Konsequenzen nach sich ziehen und hatte auch Auswirkungen auf ihr Vorhaben, mit den Kindern ins Bannorn nach Hause zurück zu kehren: Vor allem ihr Vater wäre jetzt in sehr schlechter Laune und mit Dingen abgelenkt, die bei all den dunklen Vorzeichen wie eine mögliche Verderbnis und ein möglicher Bürgerkrieg nur weitere Komplikationen mit sich brachten. Und zu guter Letzt war da der morgige Kampf: Arian in einem Gottesduell gegen diesen Söldner. Claudette konnte ihren Zorn kaum unterdrücken. Arian hatte völlig unvernünftig gehandelt, stand doch sein Leben und die Zukunft von Abyss auf dem Spiel. Dazu kam, dass wenn ein Söldner nach Leina suchte, ihr Vater eine Belohnung zur Ergreifung ausgesetzt hatte. Was implizierte, dass er nicht genug eigene Truppen zur Verfügung hatte, um Leina ohne fremde Hilfe zu suchen!
    So vieles ist heute geschehen... und dabei habe ich gestern noch gedacht, dieser Ort ist friedlich und wir könnten hier endlich mal zur Ruhe kommen!
    Sie haute mit der Faust aufs Bett. Dann zwang sie sich dazu, die Gedanken endlich hintenan zu stellen, um etwas Schlaf zu bekommen.
    Vielleicht... nur vielleicht begegne ich dem Söldner morgen ja VOR dem Duell am Mittag...
    So recht wusste sie nicht, was sie mit diesem Gedanken anfangen sollte, doch wurde sie ihn nicht mehr los und er begleitete sie auch in den Schlaf...
    Önee-sama ist offline
  13. #53
    Ritter Avatar von Khardim
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, mein Herr Marlov, doch kann ich euch das Beisein im Gespräch mit Bann Raymosfield leider nicht ersparen. Ich wünschte wahrlich ich könnte“, entschuldigte sich Kilian, während die Templer gemächlichen Schrittes in Richtung der großen Empfangshalle gingen.

    Die Tonalität in Kilians Stimme verriet ehrliches Bedauern aus, während seine Augenbrauen sich in Vorbereitung auf das Kommende zu einer geraden, unterbrochenen Linie zusammenzogen.
    Dennoch hoffe ich, dass dies hier nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen wird

    Die großen, bei dem durch die runden Fenster gut sichtbaren, kunstvoll geschnitzten Flügeltüren schwangen auf. Kilian, Rafael und die anderen beiden betraten die weit ausladende Halle. Die Feuer von letzter Nacht waren inzwischen bereits erloschen und die Bänke leer. Nur eine einzige Person saß auf einer Holzbank nahe dem Haupttor. Um sie herum standen einige bunt gekleidete Männer, manche von ihnen bewaffnet und offensichtlich zum Schutz des Mannes dort. Dieser erhob sich beim näherkommen der Gruppe, deren Schritte sobald sie auf Stein trafen, von Wand und Decke des an ein Kirchenschiff erinnernden Saales widerhallten.

    Der Mann, der ihnen nun entgegentrat war von kleiner und etwas rundlicher Gestalt mit dünnem Haar, das in schmutziger Goldfarbe unter einem dunkelroten Barett mit schwarzer Feder verschwand. Das Gesicht des Mannes zierte ein dünner Oberlippenbart und ein struppiger Kinnbart, ähnlich also Rafaels Bartfrisur wenngleich sie ihm Gegensatz zu der des Magiers geradezu lächerlich wirkte. Der Bart sollte wohl das rötliche und pausbäckige Gesicht etwas in die Länge ziehen, das mit wässrigen, kleinen Augen merklich an ein Schwein erinnerte.
    Die Kleidung des Mannes war jedoch an Pracht nicht zu übertreffen. Ein maßgeschneidertes Hemd aus rotem Samt, dessen Ballonärmel in gleichmäßigen rot-goldenen Streifen genährt waren und so gut wie möglich die die Figur des Mannes kaschierte. Auch die enge Hose und die Schuhe schienen besser in einen Tanzsaal Orlais, denn in die wettergegerbte Landschaft Fereldens zu passen. Kilian wunderte sich sehr über das merkwürdige Äußere des Mannes.

    Aaah, Hauptmann Xerox!“, rief der kleine Mann und schritt wippend auf Kilian zu.
    Von Xerox“, berichtige der Templer, was den Mann in übertriebener Gestik eine Hand vor den Mund halten ließ. Kilian stoppte vor dem Mann und verneigte sich leicht.
    Verzeiht mir, Hauptmann VON Xerox“, sagte der Mann betonend und stellte sich vor: „Mein Name ist, wie Ihr sicherlich bereits erraten habt, Bann Lorens Raymosfield. Getreuer Diener unseres großen Königs Cailan und momentan stellvertretender Stadthalter Denerims“.
    Die Stimme des Banns war ungewöhnlich schrill und er untermalte seine Introduktion mit ausschweifend gestikulierenden Händen.

    Obwohl Kilian die Affektivität dieses Mannes missfiel, blieb er betont höflich, als er fragte: „Wie kann euch der Orden behilflich sein, Bann Raymosfield?
    Der Bann lächelte aufgesetzt und wedelte mit dem erhobenen Zeigefinger herum.
    Tatsächlich“, begann er laut: „kann ich dem Orden helfen!“ Er wartete einen Moment, ehe er fortfuhr. „Meine Männer dienen in einem Großteil der Stadtwache und hatten in letzter Zeit wieder mehrfach Scherereien mit dem Elfenpack im Gesindeviertel. Ich sage Ihnen, Haputmann, da muss man manchmal hart durchgreifen. Glücklicherweise sind diese Bastarde nur selten bewaffnet, doch als einer meiner Offiziere gerade eine verdächtige Elfin nach Waffen und Schmuggelware durchsuchen wollten, attackierte ihr Bruder den Mann mit einem Zauber!“

    Kilian hatte sich schon gefragt, warum der Bann ihn zu sich hatte rufen lassen. Sicherlich nicht wegen den fehlenden Manieren seiner Offiziere oder Bagatelldelikten der Elfen, mit denen Kilian schon immer Mitleid gehabt hatte. Er hatte mehr als einmal in die Gesindeviertel der Marschen gehen und besessene Elfen finden müssen, deren magische Begabung nicht erkannt oder aber absichtlich verschwiegen worden war. Nun horchte der Templer jedoch auf und forderte mit dem Wink seiner Hand zum Weitersprechen auf. Der Bann lächelte erfreut über das aufkeimende Interesse und erklärte: „Wir haben den Kerl dann aber überwältigen können“.
    Wie?
    , fragte Kilian, obwohl er die Antwort schon zu kennen schien. Der Bann zögerte. Seine Augen zuckten hilfesuchend über den bestickten Teppich. „Nun…“.
    Ein Magier in Rage ist nicht leicht zu überwältigen, ich frage mich nur, wie ihr das geschafft habt“.
    „Wir… wir hatten ja noch seine Schwester“
    , setzte der Bann an und bestätigte Kilians Vorahnung.
    Lebt sie noch?
    „Oh ja… Es wurde ihr kein Haar gekrümmt!“
    , versprach Lorens lautstark.
    Gut. Denn ich kann mir denken, warum Ihr mich habt rufen lassen. Ihr habt eure Pflicht getan, den Templerorden zu informieren. Ich nehme an, der Bursche ist noch am Leben?
    „Ja, ja das ist er!“,
    sagte Lorens und war sichtlich enttäuscht über das Ausbleiben eines Lobes für die Tapferkeit seiner Männer, das auf ihn als ihren Dienstherren zurückfallen würde.
    Wo ist er, Bann Raymosfield?
    „Meine Männer halten ihn auf meinem Anwesen fest, Hauptmann. Ihr kommt an ihm vorbei, wenn ihr die Stadt verlassen wollt. Ich werde ihn euch dort übergeben“.
    Gut
    , sagte Kilian und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab. Es wäre ihm lieber gewesen, die Schläger des Banns hätten den Magier in Ruhe gelassen und die Templer informiert.

    Das Leder des mattschwarzen Sattels knatschte gemütlich, als Kilian in die eisernen Steigbügel trat und sich auf sein Ross schwang. Ein starkes, treues Tier mit dunkelbraunem Fell und weißer Blesse. Auch sehr Robert schwang sich auf seine Stute, die um einiges größer war als gewöhnliche Reittiere, was angesichts ihres Herrn aber auch nötig war. Cedric, der einen schweren Reisebeutel um die Schultern geschwungen hatte, holte noch zwei Pferde von dem Gehöft nahe der Kirche Denerims, wo die reisenden Templer sie für gewöhnlich unterbrachten. Die Zügel eines davon, einen Schimmel, reichte er mit einladendem Lächeln Rafael.

    Könnt Ihr reiten, mein Herr Marlov?, fragte Kilian und lehnte sich im Sattel nach vorne.
    Solltet Ihr Schwierigkeiten haben, dann helfe ich Euch!“, schaltete sich Cedric munter ein und vollführte elegant einen Aufschwung auf sein Pferd, wo er dann in ungewohnt stolzer Haltung verweilte und seinen blonden Lockenkopf aufschüttelte, sodass die Haare sich wie von selbst legten.

    Cedric!, rief Kilian und winkte dem jungen Templer zu. Dieser verstand offensichtlich sofort, denn er ließ sein Pferd zu Kilian traben und zog auf dem Bündel von Gegenständen, die sich in dem Reisesack befanden, einen Rabenschnabel hervor, einen Streithammer dessen eine Schlagseite den namensgebenden, charakteristischen Dornen besitzt. Gut geeignet um Rüstungen zu durchschlagen und tiefe, knochenzerschmetternde Wunden zu schlagen. Er reichte die Waffe dem Hauptmann, welcher sie in eine Schlaufe seines Sattels schob. Nach einem Kopfnicken seinerseits setzte sich die Gruppe Richtung Haupttor in Bewegung.

    Lange Zeit hörte Kilian nichts, als das Klacken der Hufeisen auf dem vom gestrigen Regen blankpolierten Steinen der Hauptstraße. Viele Menschen, einige Elfen und sogar eine kleine Grube geschäftig dreinblickender Zwerge begegnete dem Tross, doch schoben sich die Gestalten nur achtlos an ihnen vorbei oder machten einen großen Bogen um die Templer, deren vierter Begleiter mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Magier war. Der Himmel war von intensivem Hellblau, verstärkt durch die kräftigen Strahlen der Sonne, welche das Nass des Regengusses erst verstohlen glitzern und schließlich verschwinden ließ. Die Luft war kühl und angenehm klar und Kilian genoss sie in vollen Zügen. Städte oder größere Ortschaften nahmen viel zu schnell die muffigen Gerüche auf, welche unweigerlich von einer breiten Masse an zusammengefurchten Individuen begleiteten. Schon bald würden sie diesen Moloch von Stadt hinter sich lassen.
    Das Anwesend des Banns war leicht zu finden. Wie er gesagt hatte, passierte man es, sobald man versuchte die Stadt durch das Haupttor zu verlassen. Seine Banner, welches einen schwarzen zweiköpfigen Adler auf rotem Grund darstellte, zierten die hohen Mauerwände, welche das eigentliche Anwesen umschlossen. Vor dem Tor standen bewaffnete Wachen, welche den Templer kommen sahen und sofort Meldung machten, voraus ein großer, grobschlächtig aussehender Mann in Uniform vor das Tor trat und auf die Gruppe wartete. Kilian erreichte ihn als erste, hob die Hand und ließ seine Gefährten so anhalten.

    Hauptmann“, grüßte der offensichtliche Wachhabende. Kilian nickte.
    Der Gefangene wird gerade vorgeführt und auch der Bann wird gleich erscheinen“.
    Ich warte, sagte Kilian tonlos und schaute den Mann an, der vor ihm stand. Dieser trug zwar eine gut gearbeitete Kettenrüstung aus Rotstahl, in deren Harnisch das Hauswappen gestanzt war, doch schien sein Gesicht eher das eines Banditen zu sein, ungewaschen und von einem Stoppelfeld an Bartwuchs bedeckt. Seine schulterlangen, angegrauten Haare waren wohl schwer zu bändigen und schienen zudem schon seit Ewigkeiten keinen Kamm mehr gesehen zu haben. Grimmige Hartherzigkeit stand in seinem von einigen tiefen Falten zerfurchtem Gesicht. Trotz seiner geschätzt fünfzig Jahren strahlte der Mann noch immer Brutalität und Gefahr aus und Kilian bezweifelte nicht, dass der Krieger sich im Kampf gegen Orlais seine Sporen verdient hatte.
    Ihr solltet nicht zögern und dem Bastard gleich den Garaus machen“, spuckte der Wachmann nach einiger Zeit des stillen Wartens. Langsam drehte Kilian den Kopf zu ihm und starrte ihn wütend an.
    Was?
    Ich meine ja nur… wenn ich ein Templer wäre…“
    …würdet Ihr nicht derartige Mist von Euch geben!
    , unterbrach ihn Kilian. Nun war es an dem Soldaten wütend zu starren.

    Was habt ihr da gerade…“, hob er an, doch das vom Absatzklicken begleitete Eintreffen des Banns unterbrach ihn. Die Anwesenden wandten sich zu dem näherkommenden Haufen, deren voran der bunte Bann Raymosfield tippelte. Begleitet wurde er von einer Gruppe Soldaten, welche dieselbe Art von Rüstung trugen, wie der unwirsche Wachmann und in deren Mitte schleppte sich ein in schwere Ketten gelegter Elf den Weg entlang, bemüht bei dem eilends huschenden Bann mitzuhalten. Kilian inspizierte den Neuankömmling. Er war noch sehr jung, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt, hatte struppige hellbraune Haare und elfentypisch Spitze Ohren. Er wirkte verschlossen, jedoch nicht gebrochen und Kilian witterte Ärger Angesicht der Wut, die in seinen Augen lag.

    Der Elf funkelte die Umherstehenden böse an, allen voran Bann Raymosfield, der keinen Augenkontakt wagte, dem Wachmann, welche so aussah als wolle er dem Elfen die Augäpfel zerdrücken und Kilian, der anfing ruhig zu sprechen: „Mein Name ist Kilian von Xerox. Ich weiß, dass Euch das nicht gefallen wird, aber wir werden Euch mitnehmen und zur Ausbildung eurer magischen Fähigkeiten zum Zirkel bringen. Ich wünschte es wäre anders gekommen, Ihr hättet Euch freiwillig gezeigt und einen schöneren Abschied von eurem früheren Leben nehmen können, doch der Erbauer hatte andere Pläne. Doch ich schwöre Euch, ich werde mein Möglichstes tun, Euch einen guten Einstieg in euer Leben als Zirkelmagier zu ermöglichen“.
    Der Soldat schnaubte laut, was ihm einen finsteren Blick des Templers einbrachte.
    Darf ich euren Namen erfahren?

    Der Elf hatte Kilian während dessen Ansprache fixiert, schaute ihn noch immer feindselig an und schwieg beharrlich.

    Er hat dich was gefragt, Bastard!“, brüllte der Soldat, der Kilian zwar offensichtlich nicht leiden konnte, aber kaum darauf verzichten mochte den gefesselten Elf zu drangsalieren. Dieser schaute den Mann jetzt an und spuckte ihm plötzlich ins Gesicht.
    Sprich mich nie wieder an!“, brüllte er, während der Krieger sich wütend durchs Gesicht fuhr.
    Du hast meine Schwester vergewaltigen wollen! Du hast sie bedroht und geschlagen! Brenn in der Hölle!“, keifte der Elf.

    Du kleiner…!“, donnerte den Soldat und griff zu einem sehr breiten Schwert, dass an seinem Gürtel hing. Da der Bann keine Anstalten machte, seinen Bluthund zurückzupfeifen, trieb Kilian sein Pferd zwischen den Soldaten und den Elf und rief: „Dieser Magier steht jetzt unter dem Schutz des Ordens! Fasst ihn an und ihr verliert Eure Hand!
    Der Soldat ließ die halbgezückte Klinge wieder zurückgleiten. Kilian wandte sich nun an den Bann.

    Ich habe meine Befehle. Einen Magier zu überführen, der sich offensichtlich nicht kooperativ verhält gehört nicht dazu. Behaltet ihn hier und ich komme mit mehr Templern zurück“.
    Der Bann schüttelte entrüstet den Kopf.
    Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist furchtbar inakzeptabel! Ich… ich will ihn nicht hier haben!“
    Kilian zuckte mit den Schultern.
    Was schlagt Ihr also vor?
    Ich… ich gebe euch ein paar meiner Männer als Unterstützung mit!“
    Kilian überlegte kurz, sah Robert an, der beinahe unmerklich nickte, sah den Elfen an, der kein bisschen freundlicher schien und dann zu dem Bann.
    Einverstanden. Und ein Pferd für den Mann“.
    Bann Raymosfield nickte eifrig und veranlasste die Organisation des Reittiers und einiger Vorräte.

    Ich gebe Euch acht meiner Soldaten und Eke hier“, sagte er und deutete auf den nun plötzlich ungläubig dreinschauenden Krieger, der sich so offensichtlich mit Kilian anlegen wollte. Der Templer fragte sich, ob das wohl eine Art Bestrafung des Banns sein sollte, akzeptierte jedoch. Ser Robert würde den Aufmüpfigen bei Bedarf schon unter Kontrolle behalten.
    Gut. Bereitet alles vor. Wir reiten noch heute!

    [Bild: Rafael_2.jpg]Kilian führte die kleine Gruppe durch einen der breiten Gänge des Schlosses zum Innenhof. Er ging dabei aufrecht und selbstsicher, als ob es sein eigenes Schloss wäre und wenn man bedachte, wie er grade mit dem Bann umgegangen war, konnte man sich wirklich fragen, wer hier tatsächlich die Zügel in der Hand hielt. Rafael ging hinter dem Hauptmann mit Cedric auf einer Höhe und war wütend. Seine Zähne schmerzten bereits vom Aufeinanderpressen der Kiefer und seine Hände ballten sich in unregelmäßigen Abständen zu Fäusten. Nicht genug damit, dass Kilian ihn mit zur Unterredung mit dem Bann mitgenommen hatte, die ganze Geschichte mit dem Magier aus dem Gesindeviertel stank förmlich nach Ärger. Während er durchaus bereit war, über ersteres Ärgernis hinweg zu sehen, ging er bei zweiterem von handfesten Problemen aus, die auf die Templer und damit auch auf ihn zukamen.
    Rafael beschleunigte unvermittelt seinen Gang und schloss zu Kilian und Robert auf:
    ,,Ser von Xerox, Ihr schließt mit diesem Elfenmagier einen Kuhhandel ab. Ihr könnt nicht wissen, wie mächtig der Bursche ist und ob Ihr genug Männer dabei habt, um ihn sicher zum Zirkel bringen zu können!'' Während der Hauptmann nur beiläufig über die Schulter schaute, als Rafael ihm die Warnung zuzischte, hatte Robert bereits eine Hand an seinem Schwertgriff. Ohne seinen Schritt zu unterbrechen gab Kilian dem Templer zu verstehen, dass er von seiner Waffe ablassen solle, erwiderte aber nichts auf Rafaels Worte sondern nickte nur und überließ es der Fantasie des Magiers, ob es eine Zustimmung beinhaltete oder ihm bloß zeigen sollte, dass er seinen Einwand zur Kenntnis genommen hatte. Rafael blähte verärgert die Nüstern und ließ sich wieder zu Cedric zurückfallen. ,,Narren, alle miteinander!'', dachte er sich und verzog das Gesicht.

    Draußen warteten zwei Pferde auf Kilian und Robert, die sich geübt in deren Sättel schwangen. Rafael hätte beim Anblick der Tiere unvermittelt brechen mögen und seine Abneigung wurde kaum geringer als Cedric ihm die Zügel eines Schimmels hinhielt und aufmunternd lächelte. „Könnt Ihr reiten, mein Herr Marlov?, fragte der Hauptmann vom hohen Ross herab. ,,Nein, kann ich nicht, Du Witzbold. Ich habe erst auf der Straße und dann in einem Zirkel gelebt und habe nie das Bedürfnis oder die Notwendigkeit verspürt, mich auf eins dieser Ungetüme zu setzen!'', antwortete der Magier still zu sich selbst. Da ihm Stolz und Zorn gleichermaßen verboten, tatsächlich etwas zu sagen, griff er stumm nach dem Sattelknauf seines Pferdes und kletterte wenig elegant auf dessen Rücken.
    „Solltet Ihr Schwierigkeiten haben, dann helfe ich Euch!“, warf Cedric hilfreich ein und schwang sich auf sein Ross als hätte er nie etwas anderes getan.
    ,,Erinnere mich daran, den Gefallen zurück zu zahlen, wenn Du das erste Mal eine menschliche Stute zu besteigen versuchst.'', antwortete der Magier leise, sodass nur Cedric ihn hören konnte. Der junge Templer schluckte vernehmlich und verstummte dann. Rafael hatte es nicht böse gemeint, aber sein Ärger bahnte sich willkürlich einen Weg.
    Mit etwas Mühe und einiger Improvisation konnte Rafael sein Pferd dann dazu bewegen, den anderen zu folgen, als diese durch das Tor des Schlosses hindurch ritten und so fand er sich zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Pferdrücken wieder und war so damit beschäftigt, sich dort zu halten, dass er nicht viel von dem herrlichen Tag erlebte, dessen erste Sonnenstrahlen ihn am Morgen begrüßt hatten. Nach einem kurzen Ritt, der dem Magier wie eine Ewigkeit vorkam, erreichten sie das Anwesen des Banns, wo Kilian den gefangenen Elfen in Empfang nehmen wollte. Der Hauptmann unterhielt sich mit einem der Wachmänner, während Rafael große Mühe hatte, sein Pferd ruhig zu halten. Das Tier merkte offenbar, dass es seinem Reiter an Erfahrung fehlte und tänzelte von Zeit zu Zeit auf der Stelle. Am liebsten wäre der Magier abgestiegen oder hätte dem Gaul eine verpasst, doch würde beides seine Probleme nicht dauerhaft lösen. So blieb er weiterhin im Sattel sitzen und beschloss diese Tortur möglichst würdevoll hinter sich zu bringen.
    Deutlich weniger würdevoll war der Auftritt des Banns, der in seinen lächerlich bunten Kleidern herbeieilte und einen Tross von Bewaffneten anführte, in dessen Mitte der besagte Elf ging. Rafaels Gesichtszüge verhärteten sich. Der Gefangene war schon fast ausgewachsen und war dementsprechend eine lange Zeit unentdeckt geblieben. Eine Zeit, in der ihn niemand kontrolliert hatte und in der er jederzeit der Besessenheit hätte anheim fallen können. Der Zorn, der unverhohlen aus den Augen des jungen Mannes sprach, war in Anbetracht der Behandlung, die er erfahren hatte nur nachvollziehbar, nach Rafaels Erfahrung jedoch eine weitere Einfallspforte für Dämonen. Er spuckte auf das lückenlos gelegte Pflaster des Hofes und schüttelte den Kopf. Dieser Elf bedeutete Ärger.

    Kilian sprach zwar vom Rücken seines Pferdes herab zu dem jungen Magier, doch ließ er weder Ehrlichkeit noch scheinbar ernsthaft empfundenes Bedauern für die Situation des Elfen vermissen, als er ihm erklärte, was auf ihn zukommen würde: „Mein Name ist Kilian von Xerox. Ich weiß, dass Euch das nicht gefallen wird, aber wir werden Euch mitnehmen und zur Ausbildung eurer magischen Fähigkeiten zum Zirkel bringen. Ich wünschte es wäre anders gekommen, Ihr hättet Euch freiwillig gezeigt und einen schöneren Abschied von eurem früheren Leben nehmen können, doch der Erbauer hatte andere Pläne. Doch ich schwöre Euch, ich werde mein Möglichstes tun, Euch einen guten Einstieg in euer Leben als Zirkelmagier zu ermöglichen“.
    Zwar war der ganze Plan vollkommener Unsinn, doch ging der Hauptmann das Unterfangen wenigstens vernünftig und vorausschauend an. Rafael kam nicht umher, einen gewissen Respekt für den Templer zu empfinden. Als Kilian dann in Anbetracht der Wehrhaftigkeit des Elfen ankündigte, dass er den Transport nicht selbst durchführen, sondern weitere Männer dafür schicken würde, nickte der Magier zufrieden.
    „Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist furchtbar inakzeptabel! Ich… ich will ihn nicht hier haben!“, warf der Bann hektisch ein.
    ,,Dann hättest Du den Jungen gar nicht erst festsetzen sollen, Du Idiot!'', schoss es Rafael durch den Kopf. Dieser prächtig geschmückte Jammerlappen war genau wie die Magistraten Kirkwalls: Nur auf den eigenen Vorteil bedacht und jederzeit bereit, ihren Einfluss zu nutzen, um Magie möglichst weit von sich fern zu halten. Wieder spuckte Rafael aus und schmeckte diesmal Galle in seinem Mund. Zu seinem Leidwesen ließ Kilian mit sich reden und willigte schließlich ein, nicht nur den Elfen mit zum Zirkel zu nehmen, sondern zusätzlich noch einen Haufen dieser ungewaschenen Wächter zu beaufsichtigen, die ihnen nun folgen würden.
    Nachdem der Templer Anweisungen gegeben hatte, um einen schnellstmöglichen Aufbruch zu gewährleisten, stieg er ab und rief Ser Robert zu sich, der es ihm gleichtat. Die beiden standen etwas Abseits des Trubels, der sich nun auf dem Hof des Anwesens abspielte: Der Bann schrie irgendwelche Anweisungen durch die Gegend und seine Männer liefen geschäftig umher, um sich auf die Reise vorzubereiten. Kilian und sein riesiger Gefährte berieten sich mit gedämpften Stimmen, verrieten aber den Inhalt ihres Gespräches weder durch ausladende Gestik oder ihre Mimik. Rafael stieg langsam und vorsichtig ab, nahm die Zügel seines Pferdes, das ihn misstrauisch ansah und führte es zu Cedric, der grade den Kopf seines Rosses liebvoll streichelte. ,,Wärst Du kurz so gut?'', fragte er den Templer und drückte ihm die Zügel in die Hand. Es konnte gut sein, dass er gleich freie Hände brauchen würde.
    Mit schnellen Schritten ging er zu den anderen beiden herüber und platzte kurzerhand in deren Gespräch: ,,Hautpmann, das ist Irrsinn! Der Bursche ist fast erwachsen, vermutlich weiß nicht einmal der Erbauer, wozu er fähig ist! Und diese Wachen werden Euch mehr Ärger bescheren, als sie wert sind, Ihr habt gesehen, wie sie mit dem Elfen umgehen!''
    Kilian ließ ihn unbehelligt aussprechen und drehte sich ganz langsam, mit eiserner Miene zu Rafael um. Er war es offensichtlich nicht gewohnt, dass Magier so mit ihm redeten und noch bevor er zu einer Antwort ansetzte, wusste Rafael, dass es nun Ärger geben würde. Aber damit hatte er gerechnet und es war auch nicht das erste Mal, dass es welchen gab. In einer offenen Auseinandersetzung hätte er vermutlich den Kürzeren gezogen, doch kam es nie dazu: Inmitten der plötzlichen Vorbereitungen für den Aufbruch hatte offenbar niemand mehr so richtig auf den gefangenen Elfen geachtet. Dieser streifte auf einmal seine Ketten ab und startete einen beachtlichen Sprint in Richtung des weit offen stehenden Tores.
    ,,Haltet Ihn! Schließt das Tor! Tut etwas!'', schrie der Bann panisch, als er sah, dass sein Gefangener im Begriff war zu fliehen. Rafael folgte dem Elfen mit den Augen und schätzte die Zeit, die er bis zum Tor brauchen würde, jenseits dessen das enge Gewirr der Gassen wartete, in dem er gute Chancen hatte, zu verschwinden. Auch Kilian und Robert griffen nach ihren Waffen und nahmen die Verfolgung auf, würden den Flüchtling mit ihren schweren Rüstungen jedoch niemals einholen können. Da niemand im Hof des Anwesens einen Bogen oder eine Armbrust zur Hand hatte, um den Elfen damit aufzuhalten, war dieser bereits fast unter dem Torbogen angekommen, als er plötzlich langsamer wurde. Nicht, weil er die Geschwindigkeit seines Laufes verringerte, sondern weil er auf einmal viel größere Mühe zu haben schien, seine Beine zu heben. Immer langsamer wurden seine Bewegungen, bis er schließlich vollständig stehen blieb und mit größter Anstrengung gegen die unsichtbare Macht ankämpfte, die seine Flucht vereitelte.
    Rafael hielt den Zauber aufrecht, bis die Templer den Elfen erreicht und niedergeworfen hatten. Zwar legte Kilian dabei keine besondere Sanftheit an den Tag, aber immerhin ließ er den Flüchtigen am Leben. Der fluchte ununterbrochen und schrie während er sich gegen die Fesseln wehrte, die ihm erneut angelegt wurden. Der Hauptmann ordnete an, dass er bis zum Aufbruch eingesperrt und von Ser Robert bewacht werden solle, um eine weitere Flucht zu unterbinden. Dann ging zu Rafael herüber, der für sich entschieden hatte, dass ein unkontrollierter Magier auf freiem Fuß noch mehr Ärger bedeuten würde als die geplante Reise zum Zirkel und dementsprechend eingeschritten war.
    ,,Sieht so aus als stünde uns eine aufregende Reise bevor.'', sagte der Magier, als Kilian vor ihm stand.
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen

    [Bild: Queens_Blade___Claudette_2_ava.jpg]

    Es kann nur um Leina gehen! Wer sollte es sonst sein? Niemand sonst trägt unseren Familiennamen. Und selbst wenn es Elina wäre... so wäre auch sie nur hier, um nach Leina zu suchen!
    Direkt als Claudette schon von Orphania gehört hatte, dass jemand nach einer Vance gefragt hatte, war ihr Verstand angelaufen: Leina. Zweitälteste der drei Schwestern, doch erste in der Erbfolge, da Claudette selbst ein 'Bastard' war. Und so war ihre jüngere Halbschwester auch schon immer als Erbin erzogen worden.
    Doch Leina... war auch schon immer fasziniert von dem Leben einer Kriegerin gewesen.
    Claudette seufzte leise, während sie mit Chilo und Orphania an den Händen Emile folgte in Richtung des Stadttores. Die beiden Kinder schienen zu spüren, dass sie wichtiges zu bedenken hatte, denn Beide machten keine Anstalten und blieben stumm, um sie weder abzulenken, noch aufzuhalten. Was die Kriegerin auch ihrerseits annahm. Zwar wollte sie Orphania gerne genaustens befragen, auf der anderen Seite dem Mädchen aber nicht unnötiges abverlangen. Zudem konnte sie sich nicht durchringen, Familienangelegenheiten hier breit offen zu legen, auch wenn nur die Kinder anwesend waren und sie Emile als keine Tratschtante einschätzte. Der Templer selbst schien sich damit zu begnügen, sie zum Tor zu führen und dabei den schweigsamen zu spielen. Anscheinend verstand er, dass Claudette jetzt erstmal selbst Zeit benötigte, ihre Gedanken zu ordnen. Diese bestanden darin, dass sie überlegte, wie Leina schon immer allein von Claudette's Kriegerausbildung fasziniert gewesen war. Auch dass sie heimlich Kampfunterricht genommen hatte und die Rothaarige sogar mehr als einmal als Alibi gegenüber ihren Vaters einsprang. Bis Claudette selbst in die Berufsarmee eintrat. Die Besuche waren selten, doch eins bekam sie mit: Leina entwickelte eine so große Sehnsucht, dass sie ein paar mal sogar Reißaus von daheim nahm!
    Was Vater sehr erzürnte, um es so zu formulieren...
    Ihr Vater, Bann Vance, ließ sie immer wieder zurückholen. Mal mit eigenen Soldaten, mal durch Söldner - je nach Lage. Und bald machten Geschichten davon die Runde unter den benachbarten Banns. Was nicht gerade zu einem guten Verhältnis zwischen Tochter und Vater führte. Doch Elina sorgte für Abhilfe: Als Jüngste und Zweite in der Erbfolge, war es für sie ein Leichtes, von ihrem Vater ein 'Okay' zur Kriegerausbildung zu bekommen.
    Außerdem... hat Elina einen... Faible für Leina.
    Claudette schüttelte den Kopf über diese kindische Narretei ihrer jüngsten Halbschwester, die sie nie ganz verstanden hatte. Aber als Nebeneffekt war sie zu einer Aufpasserin für Leina geworden und verhinderte ein Ausbüxen von dieser.
    Es war die letzten Monate ruhig geworden. Doch... das Auftauchen der dunklen Brut im Süden hat alles verändert. Vater wird gewiss genug Truppen abgestellt haben müssen. In diesem Chaos, dass bestimmt mit den Berichten und vor allem den Gerüchten um die Niederlage im Süden noch verstärkt wurde, wird es ein leichtes gewesen sein für Leina, sich von daheim wegzustehlen.
    Sie schalt ihre Schwester für ihre Dummheit - gleichzeitig betete sie auch für deren Sicherheit, denn inmitten dieses Chaos konnte man sich schnell verlieren... oder gar sein Leben geben. Obwohl sie es niemals zeigen wollte und ohne auch nur einen Bericht zu kennen, ob ihre Schwester tatsächlich wieder einmal abgehauen war, spiegelten sich wohl ihre Emotionen auf ihrem Gesicht, denn Emile tat sein Übriges und lenkte mit einer kleinen Geste von den dunklen Gedanken ab.
    "Mylady, es ist nicht mehr weit"
    Claudette schreckte aus ihren Gedanken hoch, sah ein Lächeln über Emiles Gesicht huschen und nickte ihm dann dankend zu.
    "Beizeiten könntet ihr mir auch eventuell die Geschichte dazu erzählen, warum ihr euer Können an den guten Jungen weitergeben wollt."
    "Was?"
    "Euer Können als Kriegerin, schließlich habt ihr ein Übungsschwert in Auftrag gegeben. Aber das kann warten, bis ihr eure Angelegenheiten geregelt habt."
    Er deutete eine leichte Verbeugung im Gehen an und die Rothaarige nahm sich vor, mit Emile eventuell wirklich mal ein Gespräch über Familie zu führen.
    Vielleicht könnte es sich als hilfreich erweisen, den Blickwinkel eines anderen zu hören...
    "Claudette? Ich... bekomme das Schwert doch, oder?"
    Fast wäre sie über ihre eigenen Füße gestolpert, als Chilo unvermittelt sprach. Selbst Orphania war überrascht, auch wenn sie daraus eine bessere Laune zu ziehen schien.
    "Du... willst ein Schwert?"
    Ihr Bruder nickte verlegen, wie es meist seine Art war.
    "Ja, dein Bruder fragte nach einem Schwert, Orphania. Wir können nachher ausgiebig darüber reden, meine Kleine. Doch vorher muss ich noch etwas in Erfahrung bringen, ja?"
    "Okay."
    Orphania ließ Claudette in Ruhe, auch wenn sie ein paar mal versuchte, ihrem Bruder eine Antwort zu entlocken. Die Kriegerin selbst lauschte den Kindern und zog Ablenkung daraus, weshalb ihr auch das wissende Lächeln von Emile entging...

    Als sie beim Tor ankamen, wurden sie gerade Zeuge von den letzten Wortwechseln.
    So treffen wir uns Morgen auf dem Platz vor der Kirche. Ich werde ein Gericht zusammenrufen, welches dem Kampf beiwohnen wird. Sollte einer der Kontrahenten flieh´n wird er vor den Aug´n des Erbauers für schuldig befund´n und für vogelfrei erklärt, so will es das Gesetz! Dann geht nun, betet um Vergebung für eure Sünden und bereitet euch vor!“
    Ein... Gottesurteil? Was bei allen Geistern geht hier vor?
    Fassungslos schaute sie Arian an und bemerkte nicht, wie Orphania dem Mann nachsah, der in die andere Richtung die Straße entlang entschwand. Derweil kam Emile dazu sich an Arian zu wenden und dabei gesellte sich auch die Kommandantin der Templer hinzu. Nach einem kurzen Gerede waren sie als Gäste der Templer geladen und auch Claudette war mit dem Angebot einverstanden, da sie dadurch dringend benötigtes Geld sparen würden.
    "Habt Dank, wehrte Kommandantin."
    Höflich verbeugte sie sich, dann folgte sie dem Tross der sich in Bewegung setzte, dabei Arian einen Blick zuwerfend, der so viel bedeutete wie: 'Beim Erbauer, was ist geschehen, dass ihr eine solche Torheit begeht!?'
    Dann wurden sie zur Kirche geleitet...

    Drinnen war es groß und geräumig, aber auch nicht so hell erleuchtet und es sollte wohl einen ehrfürchtigen Charakter vermitteln. Die beiden Kinder an Claudette's Händen waren aber eher etwas eingeschüchtert und sie beruhigte sie automatisch, indem sie ihnen sagte, dass es hier keine Geister oder sonstige bösen Kreaturen gab. Das ließ die Kinder etwas aufatmen und ein Streicheln über ihre Köpfe tat sein Übriges. Dann kamen sie zu den eigentlichen Kasernen. Auch diese war groß und geräumig, man konnte schon fast sagen, ZU groß für die Anzahl an Templern in dieser Stadt. Doch Emile erklärte es ihnen und Claudette nickte zustimmend.
    Die Stadtwache erscheint fähig, also ist es unnötig, hier ein größeres Templeregiment zu beherbergen. Außerdem... es ist nicht gerade eine Region, die für Blutmagier bekannt zu sein scheint und den einzigen, der hier sein Unwesen eventuell frönte, haben wir gefangen!
    Mit einer gewissen Abscheu dachte sie an den Magister Pikten und hoffte, dass dessen Hinrichtung bald kommen würde. Um nicht weiter an diesen denken zu müssen, bezog sie Quartier mit den Kindern für diese Nacht schon mal und legte die wenige Habe, die sie bei sich trug, in eine der Kisten, als sie plötzlich von Orphania unterbrochen wurde.
    "Claudette! Stimmt es, dass Chilo wissen will, wie man ein Schwert führt, um... um... nun, um halt-"
    Die Kriegerin beruhigte die aufgebrachte mit einer Hand auf ihrer Schulter.
    "Ja. Er möchte wissen, wie er euch zwei beschützen kann."
    Als das Mädchen sie ungläubig anschaute, musste Claudette unwillkürlich lächeln.
    "Auch mich hat er mit dieser Bitte vollkommen überrascht."
    Ein Zwinkern.
    "Aber wer bin ich, ihm diese Bitte auszuschlagen. Ich weise niemanden ab, der sein Leben selbst bestimmen möchte!"
    Sie unterbrach sich selbst, als sie das fragende Gesicht von Orphania bemerkte.
    "Schon gut, meine Kleine. Ich passe auf, dass er es richtig lernt, so er es denn auch wirklich lernen möchte. Jedoch solltest du wissen, so stumm dein Bruder auch ist, in ihm steckt auch eine Menge Überzeugung, wenn es um seine Schwester geht."
    "W-wirklich?"
    "Ja... frag ihn doch einfach mal. Chilo?"
    Der Junge schreckte auf, als er seinen Namen hörte und Claudette sprach ihm zu.
    "Erklär doch deiner Schwester mal, was du zu mir wegen des Schwertes gemeint hattest."
    Sie musste an sich halten, nicht laut zu lachen, als sie den entgeisterten Gesichtsausdruck bei dem jungen wahr nahm. Sie fühlte sich fast schon schuldig, ihm den drängenden Fragen seiner Schwester ausgeliefert zu haben, befand aber, dass er da durch musste, wenn er das, was er vorhatte, auch umsetzen wollte. Gleichzeitig wollte sie sehen, ob sie wirklich eine innere Stärke bei ihm erkannt hatte und so war es keine schlechte Gelegenheit, diese ausgerechnet von seiner Schwester auf die Probe gestellt zu sehen. Schmunzelnd beobachtete sie also, wie der Junge versuchte, sich seiner Schwester so gut es ging, zu entziehen...

    Der Tag war schon weit vorangeschritten, als sich Claudette im hinteren Hof, der wohl eine Art Übungsstätte war, an der Holzmauer anlehnte und die letzten Sonnenstrahlen genoss, während Chilo mit seinem Holzschwert, dass sie geholt hatten, einige kleinere Übungen vollführte. Claudette hatte ihm nur absolut Grundlegendes gezeigt und eine fortwährende Wiederholung derselben von ihm gefordert. Es war wenig abwechslungsreich, sie wollte aber, dass Chilo diese Schritte von Anfang an richtig aufnahm, wollte er je hoffen, in einem Kampf sich behaupten zu können. Nebenher ließ sie ein paar Gedanken kreisen: Sie hatte unter anderem mit Steapa, dem Hauptmann der Wache gesprochen. Dieser hatte ihr versichern können, dass eine Vance hier in der Stadt gewesen war. Nach einer kurzen Beschreibung war klar gewesen, dass es sich um Leina handelte.
    Sie war also hier... Leina, warum jetzt? Warum musstest du jetzt von Zuhause weg?
    Die Gedanken der Kriegerin kreisten um ihre Halbschwester, dabei wogen sich Sorge und Vorwurf gegenseitig auf. Was sie noch nicht so recht wusste, war, wie sie auf die Situation reagieren sollte. Sollte sie nicht sofort nach ihrer Schwester suchen? Nur, wo damit anfangen? Und was war mit ihrer jetzigen Situation: Wie schnell käme sie mit den beiden Kindern voran? Und auch Arian und die kleine Abyss konnte sie nicht vergessen. Nein, egal, wie sie sich auch entscheiden wollte, nur wenn sie alleine unterwegs wäre, hätte sie wenigstens den Hauch einer Chance, Leina einzuholen.
    Aber... ich werde die Kinder niemals im Stich lassen!
    "Hahh..."

    Ein Seufzer, dann berappelte sie sich. Familienangelegenheiten waren nie leicht, besonders in einer adligen Familie.
    Wenigstens ist meine Familie aber nicht mit unterbemittelten Taugenichtsen bestraft, sondern 'nur' mit einer querulanten Erbin und einem Vater, der sich zu sehr auf die Erbfolge versteift...
    Sie sah nach Chilo und stellte fest, dass eine Gruppe Templer herangekommen war, die den Jungen ein wenig entmutigt zu haben schienen. Doch bevor es zu peinlich wurde, war auch schon Emile heran und nahm sich des Elfen an.
    Na mein Junge, hast du bereits gut geübt?“
    Chilo, eingeschüchtert wie er war, nickte stumm.
    Willst du ein wenig mehr üben?“,
    Emile holte Schwerter aus einem Fass und Claudette wollte schon dazwischen gehen, ehe der Templer sie beruhigte.
    Keine Sorge, Mylady! Das sind stumpfe Übungsschwerter!“
    Anschließend übte er mit dem Jungen, auch wenn natürlich nicht viel zu erwarten war. Dennoch schien Chilo, so ungeschickt es auf andere anzumuten mochte, auch einen gewissen Stolz daraus zu ziehen, wenn Emile ihn einen Treffer landen ließ. Eine ganze Weile ging das, ehe Chilo Anzeichen von Erschöpfung zeigte, die ein Weitermachen sinnlos erscheinen ließen.
    "Chilo? Komm, genug für heute... du warst tapfer genug und hast es dem guten Emile gehörig gezeigt. Auch, wenn wir noch an deiner Technik feilen sollten..."
    Sie lächelte den Jungen an, der sichtbar erfeut darauf reagierte und auch Emile hatte ein paar Worte des Lobes übrig, ehe er sich von ihnen verabschiedete. Auch Claudette signalisierte Chilo, dass dieser sich bereit machen sollte, wieder in die Kaserne zu gehen und Orphania war schon heran und überschüttete ihren Bruder mit Fragen, die ihn wie immer äußerst verlegen machten. Derweil kam Abyss herüber.
    L…Lady Vance, i-ich…, die Elfe spürte, wie sie rot anlief, doch Claudette lächelte sie beruhigend an, was Abyss veranlasste ihren Mut zu fassen und weiterzusprechen: „Ich habe den Mann, der morgen mit Arian kämpfen will gehört, als er sich mit Wachen von hier unterhalten hat. Er will eine andere Vancens suchen… eine Tochter von dem Lord Vance und ich dachte, weil ihr ja Vance heißt und der von Vance sprach und…. Ihre Stimme erstarb, als sie merkte wie lächerlich sich das alles anhörte. Sie murmelte ein kurzes: „Tut mir Leid
    "Abyss! Warte mal!"
    Die Elfe drehte sich langsam wieder um und die Kriegerin eilte kurz zu ihr.
    "Ich danke dir dafür!"
    Sie nickte Abyss zu.
    "Es... geht um Familie. Und es war richtig, dass du mir davon erzählt hast, denn Familie ist das wichtigste im Leben!"
    Sie wollte keine Wunde bei Abyss aufreißen, also tätschelte sie ihr kurz den Kopf, was bei Abyss eher zu einer schmollenden Reaktion führte und Claudette ein Glucksen abrang, als sie ein Lachen unterdrückte.
    "Schon okay... Aber denke an Folgendes: Du hast Arian und auch er hätte mit Sicherheit gewollt, das du jemandem Informationen über dessen Familie weiter gibst."
    Ein anerkennendes Nicken.
    "Außerdem... auch wenn wir keine Familie sind... und ich manchmal streng erscheine. So würde ich doch alles für unsere Reisegemeinschaft tun! Und jetzt geh schon, ehe ich nochmals dein Haar wuscheln muss!"
    Abyss schien nachdenklich, bei dem letzten Satz sah sie erst empört aus, bis Claudette wirklich lachen musste und der elfe zumindest die Hand auf die Schulter legte und dann auch Abyss zur Kriegrin nickte, ehe sie sich auf den Weg zu Arian machte...

    Beim Abendtisch war es angenehm ruhig und die Kinder wurden nicht mit den üblichen Geschichten von prahlerischen Siegen und nächtlichen Eroberungen in irgendwelchen Betten belästigt, was Claudette dankend annahm.
    Dann muss ich ihnen nicht hinterher eventuelle Fragen beantworten. Fragen... wie sie nur Kinder stellen können!
    Der Gedanke daran ließ sie leicht aufstöhnen, ehe sie sich weiter ihrem Mahl widmete. Dabei blieb sie auffällig schweigsam, suchte sie doch den passenden Zeitpunkt, Arian ungestört anzusprechen...

    Dieser ergab sich, als die Beiden ihre Schützlinge zu Bett brachten.
    "Arian, wenn ihr kurz gestattet?"
    Der Krieger ging mit ihr außer Hörweite der Betten der Kinder.
    "Ich... bin..."
    Sie hatte erst normal angesetzt, verwarf das Ganze aber wieder und sprach dann doch lieber frei heraus.
    "Um ehrlich zu sein: Was habt ihr euch dabei gedacht!?"
    Sie ließ ihm keine Zeit zu antworten.
    "Ihr nehmt eine Herausforderung um ein Gottesurteil an!? Weil ein Söldner Abyss der falschen Aussage bezichtigte? Gewiss, auch ich wäre aufgebracht gewesen... doch ein Gottesurteil... ihr hättet doch zum Beispiel argumentieren können, dass Kinder die unschuldigen Geschöpfe des Erbauers sind. Dass sie noch nicht wissen, was sie sagen! Auch... wenn wir Beide es besser wissen. Doch ihr hättet es von diesem Kampf auf Leben und Tod wegziehen sollen und dem Kopfgeldjäger dagegen zum Beispiel ein weniger tödliches Duell um Satisfaktion anbieten können..."
    Sie hob eine Hand.
    "Moment! Ihr seid ein adliger Ritter. Ein Duell, auch wenn nicht tödlich, hätte einem bürgerlichen wie dem auch Satisfaktion verschafft. Da hätte selbst er nicht nein sagen können. Selbst wenn ihr das verloren hättet, so bedenkt doch: Ihr habt Abyss bei euch! Verdammt, Arian, so ein dummes Duell anzunehmen, das ist eher meine Art! Vor allem bei solch einer Ratte! Und eigentlich müsstet ihr hier stehen, um es MIR dann anschließend vorzuwerfen!"
    Sie ballte kurz ihre Hände, dann hatte sie sich wieder im Griff.
    "Ich will euch nicht beunruhigen und ich kenne eure Fähigkeiten. Ich wollte euch nur mögliche Konsequenzen vor Augen führen... Wenn ihr noch was zu sagen habt, so sagt es, wenn ihr wollt. Ich werde euch immer zuhören..."
    Sie wartete und machte sich bereit, eventuell eine Tirade seinerseits zu hören...
    Anschließend verabschiedete sich Claudette nochmals Richtung Speisesaal, mit ein paar letzten Worten an Arian.
    "Was auch immer geschehen sollte: Wenn es zum Äußersten kommt und ihr es wollt, so würde ich auch Abyss mit zu mir ins Bannorn nehmen! Sie wäre dort sicher - soweit das in einer möglichen Verderbnis überhaupt der Fall ist! Doch soweit solltet ihr mich kennen... Und falls ihr es euch auch überlegen möchtet: Ihr müsst nicht selbst kämpfen als Ritter! Ihr könntet jemand anderen nominieren... mich! Immerhin will ich auch etwas von dieser Ratte an Söldner..."
    Damit verabschiedete sie sich und begab sich ein zweites mal in den Speisesaal...

    Dort wartete schon Emile wie es schien und lud sie ein, sich zu ihm zu setzen. Auf seine Aussagen, dass er sie in einem Kleid sehen wolle, musste sie einfach Lachen.
    "Wie schon mal erwähnt - ich bin nicht der Typ Frau für ein teures Kleid in einem Ballsaal..."
    Dann senkte sie ihre Stimme zu einem Flüstern.
    "Sagt es aber nicht weiter, was ich jetzt von mir gebe: Unter gewissen Umständen... könnte man mich in ein Kleid bringen. Vielleicht eins, dass groß genug ist, um mein Schwert darin zu verstecken, auf dass ich etwas kühles Metall habe, an das ich fassen kann, wenn wieder einmal solch hochnäsige Weiber meinen, sie seien 'gute Gesellschaft' und stünden über anderen Menschen..."
    Emile hatte kurz einen freudigen Ausdruck in seinen Augen und schien selbst leichte Belustigung an dem Gedanken zu finden, Claudette mit Kleid UBND Schwert in einem Ballsaal zu sehen. Dann wechselte er das Thema.
    Ich wollte Euch etwas zu Euren >Kindern< fragen. Nun, ich bin kein Narr und weiß sehr wohl, dass die Kleinen in Euch tatsächlich eine Mutter sehen, obgleich ihr es wohl kaum sein könnt. Der junge Chilo ist zwar ein blutiger Anfänger in Sachen Schwertkampf, aber er ist fleißig und scheint das Herz am rechten Fleck zu haben. Ich frage mich: ist er mit dem Glauben an den Erbauer aufgewachen? Wisst Ihr das?“
    Seine Augen fixierten Claudette.
    Ich bin ganz direkt: Ihr seid eine starke Frau und offenbar bereit Euch um zwei Kinder zu kümmern, auch wenn diese nicht die Euren sind. Das alleine verdient meinen Respekt und meine Bewunderung. Meine Frage bezieht sich jedoch nicht auf das Hier und Jetzt, sondern die Zukunft. Ich erkenne einen fähigen jungen Mann, wenn ich ihn sehe und würde euch gerne den Vorschlag unterbreiten, Chilo in den Dienst des Templerordens nehmen zu dürfen“.
    "Das... ist eine große Eröffnung, die ihr da macht..."
    Claudette überlegte, war sie doch einigermaßen überrascht von dem Angebot: Chilo schien wirklich interessiert die Kampfkunst zu erlernen, vor allem, um seine Schwester zu schützen. Auch wen ner als Templer nicht mehr mit Orphania zusammen wäre, hätte es etwas, was dem Jungen doch zu denken geben könnte: Er würde solche Blutmagier wie Pikten zur Ordnung bringen! Das wäre vielleicht sogar eine gute Idee. Auf der anderen Seite, es gab genug Gefahren für Templer: Blutmagier, Dämonen, Geister... Und was Claudette wirklich zögern ließ: War jetzt schon der Zeitpunkt, die Kinder zu trennen? Waren sie doch erst seit kurzem von ihrem harten Los befreit... Auf der anderen Seite sollte man mit einer ernsthaften Ausbildung so früh wie möglich beginnen, auch und vor allem mit der zu einem Templer!
    Für den Fall, dass ihr einwilligt und auch der Junge Willens ist, zu dienen, verspreche ich euch mich persönlich um seine Ausbildung zu bemühen. Die Ausbildung selbst obliegt natürlich nicht mir, doch werde ich ihn dann an die fähigsten Lehrmeister verweisen, die ich kenne und ihn zu gegebener Zeit selbst in den Regeln des Orden unterweisen“.
    Emile sprach noch die Ausbildung an und Claudette hob abwehrend eine Hand.
    "Emile... verzeiht die sehr persönliche Anrede, aber ich möchte, dass ihr wisst, wie sehr ich dieses Angebot zu schätzen weiß. Und gleichzeitig möchte ich euch sagen, dass ich mir eine Antwort dazu gründlich überlegen muss... wenn man die Hintergrundgeschichte des Jungen bedenkt!"
    Der Templer schien zu verstehen und versicherte ihr, dass sie jederzeit mit ihm über dieses Angebot sprechen konnte, zumindest so lange, wie er sich hier auf hielt. Dann nahm er eine kleine Flüssigkeit, die Claudette sofort als Lyrium erkannte und fügte sie seinem Getränk hinzu.
    DAS ist natürlich auch eine Sache, die ein Templerdasein betrifft!
    Sie würde sich gut überlegen müssen, ob sie Chilo sowas zumuten wollte. Wobei ja nicht alle Templer an einer Lyriumübersättigung zu erkranken schienen. Sie merkte sich es für später, um Emile genauer dazu zu befragen. Dieser setzte dann unvermittelt bei einer anderen Sache an.
    "Als euch die junge Orphania von dem glatzköpfigen Söldner erzähltet spracht ihr von einer Leina. Meine Nachfrage tatet ihr mit einem Verweis auf die Familie ab. Ich möchte nicht allzu neugierig erscheinen, doch seid ihr eine faszinierende Person. Wenn ich euch also nochmals danach frage, hoffe ich ihr vergebt mir meine Starrköpfigkeit“.
    Er zwinkerte ihr schelmisch zu und nippte an seinem Wein. Da Claudette offenbar mit sich selbst rang, eröffnete er: „Ist schon okay. Ich verstehe das, meine Teuerste. Familie ist heilig. Selbst für einen Templer“. Er lachte und lehnte sich in dem hölzernen, dunklen Stuhl dessen Lehne seinen Kopf weit überragte, zurück.
    Ich selbst lernte meinen Vater und meine Mutter nie kennen. Meine Mutter starb früh am Fieber, mein Vater in einer Schlacht hier in Ferelden. Ich wuchs bei meinem Onkel auf, doch seit meiner Aufnahme bei den Templern kaum noch Kontakt zu diesem. Ich habe noch eine jüngere Schwester, Giselé. Sie treibt sich vermutlich gerade irgendwo in Antiva oder Rivain herum. Ob Ihr es glaubt oder nicht, aber sie ist eine Söldnerin! Hätte auch eine Chevalier werden können, aber neeeiiin, meine liebe Schwester versucht ihr Glück lieber als Mietschwert…“.
    Er seufzte schweren Herzens.
    Manchmal, ganz selten, bekomme ich einen Brief von ihr in dem sie mir versichert, dass es ihr gut geht. Ich schreibe aber nie zurück, da sie nur selten an ein und demselben Ort ist. Ich wünschte ich sähe sie öfter… ich wünschte sie wäre hier“.
    Sein Blick, der während des zum Monolog abgedrifteten Gespräches auf den Weinbecher gewandert war, schärfte sich, als er Claudette erneut anschaute.
    „Ich wünschte ich hätte SIE überzeugen können, sich den Templern anzuschließen!“

    Sie hatte aufmerksam zugehört und kam schließlich zu der Überzeugung, das Emile zumindest eine kleine Erklärung verdient hatte.
    "Ja, Leina... Sie ist meine jüngere Schwester und gleichzeitig... erste in der Erbfolge! Danach kommt die Jängste, Elina und ich stehe als Älteste erst an dritter Stelle. Das sollte euch zu der Familienkonstellation alles sagen."
    Als Emile verstehend nickte, fuhr die Kriegerin fort.
    "Leina war... ist etwas starrköpfig. Gewiss, ich und vor allem unser Vater, Bann Hermes Vance, haben versucht es ihr auszutreiben... wobei ich auch nachsichtig mit ihren eigenen Vorstellungen war. Es ist nicht immer leicht, in einer adligen Familie ALLEN gerecht zu werden. Und ich liebe meine Schwestern..."
    Sie hielt kurz inne, während Gedanken an zurück liegende Tage sie überkamen. Emile zeigte Verständnis und so erzählte sie weiter.
    "Ein Teil von mir sagt, ich solle sie sofort suchen gehen, damit ich weiß, sie ist in Sicherheit. Ein weiterer Teil möchte sie für diese Eskapade... übers Knie legen und ihr den Hintern versohlen!"
    Obwohl sie wütend klang, musste sie doch lachen und Emile schloss sich ihr an.
    "Was bestimmt einen sehr seltsamen Anblick abgeben würde... Aber es ist Ausdruck meiner Sorge um ein geliebtes Familienmitglied, um eine geliebte Schwester. Da wisst ihr bestimmt, wie es mir ergeht..."
    Emile bejahte das und die Beiden tauschten noch ein wenig Smalltalk über Schwestern aus, die sich nicht so verhielten, wie ihre älteren Geschwister es gerne hätten...

    Claudette hatte sich auch in ihr Bett begeben. Sie lag noch wach, gab es doch so vieles, was sie noch beschäftigte: Das Angebot, dass Chilo bei den Templern in Ausbildung gehen könne. Dies galt es sorgsam zu überlegen, war Claudette hier doch die, die für Chilo verantwortlich war. Sie war nicht seine leibliche Mutter und bestimmt kein anerkannter Vormund, aber wer würde sonst entscheiden wollen? Nein, sie würde die beiden Elfenkinder nicht einfach abgeben, zu sehr erinnerten sie sie an ihre jüngeren Halbschwestern und deshalb hatte sie ein stark wohlwollendes Gefühl für die Beiden. Dazu kam die Tatsache, dass ihre Schwester Leina (mal wieder) von zu Hause ausgebüxt war. Das würde Konsequenzen nach sich ziehen und hatte auch Auswirkungen auf ihr Vorhaben, mit den Kindern ins Bannorn nach Hause zurück zu kehren: Vor allem ihr Vater wäre jetzt in sehr schlechter Laune und mit Dingen abgelenkt, die bei all den dunklen Vorzeichen wie eine mögliche Verderbnis und ein möglicher Bürgerkrieg nur weitere Komplikationen mit sich brachten. Und zu guter Letzt war da der morgige Kampf: Arian in einem Gottesduell gegen diesen Söldner. Claudette konnte ihren Zorn kaum unterdrücken. Arian hatte völlig unvernünftig gehandelt, stand doch sein Leben und die Zukunft von Abyss auf dem Spiel. Dazu kam, dass wenn ein Söldner nach Leina suchte, ihr Vater eine Belohnung zur Ergreifung ausgesetzt hatte. Was implizierte, dass er nicht genug eigene Truppen zur Verfügung hatte, um Leina ohne fremde Hilfe zu suchen!
    So vieles ist heute geschehen... und dabei habe ich gestern noch gedacht, dieser Ort ist friedlich und wir könnten hier endlich mal zur Ruhe kommen!
    Sie haute mit der Faust aufs Bett. Dann zwang sie sich dazu, die Gedanken endlich hintenan zu stellen, um etwas Schlaf zu bekommen.
    Vielleicht... nur vielleicht begegne ich dem Söldner morgen ja VOR dem Duell am Mittag...
    So recht wusste sie nicht, was sie mit diesem Gedanken anfangen sollte, doch wurde sie ihn nicht mehr los und er begleitete sie auch in den Schlaf...


    [Bild: Arian__klein.jpg]

    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    Arian lag noch wach und dachte über Claudettes Worte nach, während Abyss schon wieder im Reich der Träume und Geister verschwunden war. Die Kriegerin hatte Recht. Ein Duell in seinem Alter war gewiss kein Pappenstiel. Und auch über Abyss hatte Claudette natürlich Recht. Beinahe als hätte er Angst, die kleine Elfe würde plötzlich verschwunden sein legte er den Arm erneut in Position und fuhr ihr über den Rücken, was von einem zufriedenen Schnurren Seitens Abyss kommentiert wurde. Dann wanderten seine Gedanken woanders hin. Zu seinem Sohn.

    Er hatte sich seit der freiwilligen Abkehr seines Sohnes versucht gedanklich immer weniger mit dem Thema zu beschäftigen, doch nun im Angesicht eines vielleicht baldigen Todes keimte in ihm altes Bedauern wieder auf. Der Ritter blinzelte die Tränen weg, die ihm bei dem Gedanken in die Augen stiegen, seinen Sohn vielleicht nie mehr zu sehen. Seit einiger Zeit war Abyss alles, was von seinem Leben geblieben schien. Sein König war tot, ebenso wie seine Freunde und Gefährten, die sich in Ostagar versammelt hatten. Das Land stand am Abgrund und zerfleischte sich, wenn man Claudettes Worten Glauben schenkte, bald schon gegenseitig. Monster durchstreiften die Wälder und das Böse keimte in den Herzen der Menschen. Wo war bloß die Zeit geblieben, in der die Hoffnung gleich der Sonne schien. In der man noch zu träumen wagte, ohne es sofort und mit leiser Verzweiflung dem Irrationalen zu zuschreiben?

    Doch Recht ist Recht und fair ist fair. Und was Recht ist muss Recht bleiben. Er hatte dem Kampf zugesagt. Abyss sollte einst seine Erbin werden und würde demnach in den Adel gehoben, sobald er sie legitimieren würde. Die schändliche Zunge eines Schlächters sollte ihren Ruf nicht besudeln, denn es war schon schwer genug mit dem Adel umzugehen, ohne den Ruf einer Diebin und Lügnerin zu haben. Plötzlich fragte sich Arian, ob man eine Elfe überhaupt in den Adelsstand lassen würde? Abgesehen von den geheimnisvollen Dalish kannte man das Volk der Elvhenan nur als Bedienstete und arme, aber hübsche Kreaturen welche die Gesindeviertel der großen Städte bevölkerten und für einen Hungerlohn niedere Arbeiten verrichteten. Mit dem Grübeln darüber schlief er schließlich wieder ein und erwachte erst Stunden später.

    Das morgendliche Essen verlief in aller Stille. Die meisten Templer waren nicht anwesend und die dort sitzenden Gäste plus Clementine, Emile und zwei weiteren Templern, die schon bald zu ihrer Wache vor der Kirche aufbrachen, war kaum jemand in der Kaserne. Die lange Tafel wirkte, im Vergleich zu dem reich gedeckten Tisch von gestern, traurig und spiegelte das allgemeine Meinungsbild wieder. Es war eine Sache von einem Angriff überrascht zu werden und sofort zu handeln, oder aber auf ein so unmissverständliches Kräftemessen zu warten, welches einem jeden Herzschlag wie den letzten erscheinen ließ. Arian kaute das gereichte Brot und trank Milch, doch schmeckte er es nicht. Es tat ihm Leid in Abyss verweinte Augen zu sehen, die sie nach dem Aufstehen noch versucht hatte trocken zu tupfen. Auch die anderen waren mehr oder weniger betroffen. Kommandantin Mayhem betrachtete den Ritter vom Kopf der Tafel mit einem besorgten Blick während Leutnant Emiles Gesicht nachdenklich dreinschaute. Orphania und Chilo verstanden wohl, dass etwas im Argen war, da Arian jedoch davon ausging, dass Claudette sie nicht über Bevorstehendes aufgeklärt hatte, schauten zu den Umhersitzenden. Claudette war offenbar noch immer fassungslos von Arians Vorhaben, schien mit den Gedanken aber woanders zu sein. Abyss hatte Arian beim Anziehen erzählt, es um die Familie der Kriegerin ginge, was Arian Erklärung genug war. Sein erster Gedanke war gewesen, Claudette nach dem Duell danach zu frage, doch schon im nächsten Augenblick fasste Trauer sein Herz an, denn vielleicht würde er keine Chance mehr haben.

    Werdet Ihr mit uns in die Kirche kommen, Ser Arian?“, fragte Emile plötzlich über das geschäftige Mampfen hinweg. Arian schaute auf und seufzte schwer.
    Ich fürchte dazu bleibt mir wenig Zeit. Der Mittag rückt schnell näher. Ich muss noch meine Rüstung holen und… noch ein paar Dinge erledigen.
    Der Templer neigte verständnisvoll den Kopf und fragte dann an Claudette gewandt: „Und Ihr, Lady Vance?“

    Nach dem Essen verließen Arian und Abyss die Kaserne und eilten zum Wirtshaus, wo sie ihr Zimmer betraten und Arians Waffen und Rüstungen holte. Es war so schwer, dass sie zweimal laufen mussten. Abyss wankte ein wenig, während sie Arians Schild vor sich herschleppte und diesen auf dem eine leichte Biegung vollführenden Weg mehrfach absetzten musste. Mehr als einmal hatte Arian das Gefühl die kleine Abyss würde gleich zu weinen Anfangen und mitten auf der Straße zusammenbrechen, doch diese blieb stark und verkniff sich jeden noch so kleinen Schluchzer. Den Streitkolben wollte er, nach Angabe, alleine holen und ließ Abyss in der Obhut der Templer zurück. Er betrat das Gasthaus und verlangte nach Pergament und Feder, was ihm beides gegen geringes Bezahlung übergeben wurden.

    Zuerst schrieb er sein Testament in dem er Abyss als Erbin seiner Ländereien und als legitime Tochter einsetzte. Das mit dem Siegelring und Unterschrift versehene Dokument schob er in einen Kuvert, den er mit Wachs verschloss. Der zweite Brief war an seinen Sohn gerichtet, indem er ihm all das schrieb, was er zu sagen verpasst hatte. Auch diesen versiegelte er und steckte ihn in eine Umhängetasche aus hellem Stoff, deren Öffnung mit einem breiten Lederband zu verschließen war. So bewaffnet schritt er dann die mit runden Kopfsteinen gepflasterte Straße hinab. Der Himmel war von wolkenlosem Blau.

    Gut, dachte Arian „Kämpfen im Regen hast du ja schon immer gehasst…
    Bemüht, Abyss nicht über den Weg zu laufen die mit Sicherheit nach dem Inhalt der Tasche gefragt hätte, stapfte Arian umher bis er schließlich Claudette fand und sie heranwinkte.
    Kommandantin Mayhem hat mir angeboten sie aufzunehmen, falls… Nun ja, ich glaube nicht, dass sie das wollen würde. Beim Erbauer…, seine Stimme klang dünn und brüchig und passte so gar nicht zu dem gestandenen Krieger, der er war.
    Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht was sie will! Ich schätze, sie will nicht, dass ich sterbe aber…

    Wieder verhallten ungesagte Worte, während Arian an Claudette vorbeischaute. Was hatte er da bloß getan? Abyss Eltern waren tot. Er war die einzige Bezugsperson und wegen eines dummen Wortgefechtes und seines ritterlichen Stolzes, nie einen Zweikampf auszuschlagen, aus dem er seit seiner törichten Jugend nie raus gewachsen war, hatten ihn nun dazu veranlasst der unschuldigen Elfe auch noch den letzten „Angehörigen“ zu nehmen.

    Ich habe zu eifrig reagiert, gestand Arian. „Es war dumm dem Gerichtskampf zuzusagen. Wäre ich dreißig Jahre jünger, dann würde ich nicht hier stehen und dies zugeben aber… ich glaube ich werde zu alt für das ganze Kämpfen und schlachten“.
    Müde schüttelte er den Kopf und seufzte. Dann sah er Claudette in die grünen Augen.
    Doch ich habe akzeptiert. Es ist das Gesetz des Königs. Ich will nicht, dass Abyss alleine zurückbleibt, deshalb…, er zog die beiden Dokumente hervor.

    Dieses hier setzt die Kleine als meine Erbin ein und als mein legitimes Kind. Ich bitte Euch, unterstützt Abyss mit dem Erbe. Sie ist doch noch ein kleines Kind… Vielleicht hat die Brut aber auch schon alles verschlungen, dann… ich trage einen Schlüssel bei mir. Er öffnet die Familiengruft in der einige Schätze liegen. Auch sie gehören dann Abyss. Ihr habt Euch mein Vertrauen verdient, daher sage ich es euch. Der Schlüssel liegt bei den anderen Wertsachen. Sollte ich fallen, nehmt ihn an euch und verwahrt ihn gut!
    Arian überreichte Claudette den einen Umschlag. Dann wog er den anderen in der Hand.
    Dieser hier ist für meinen Sohn… ich weiß nicht, wie er darauf reagieren wird. Er ist ein guter Mann, schätze ich, doch sehr enttäuscht von mir. Der Brief… soll ihm zeigen, dass ich dennoch an ihn dachte, auch wenn er vermutlich mit Recht erbost darüber sein wird, dass Abyss alles erbt. Doch er ist ein gemachter Mann und vereidigter Ritter und Ehemann einer wohlhabenden Arlessa. Abyss braucht mein Erbe dringender“.
    So hatte Arian entschieden und so stand er auch dazu.
    In dem Brief bitte ich Ihn außerdem, sich um Abyss zu kümmern. Sollte er dies ausschlagen…, er stockte.
    Nach einem schweren, tiefen Seufzer sagte er: „Hoffen wir einfach, dass er es nicht ausschlägt“.
    Claudette nahm den Brief zögernd entgegen. Sie schien sich ihrer Sache kein bisschen mehr bewusst, als der Ritter der sich mit der Herausgabe der Dokumente so fühlte, als hätte er seinen eigenen Urteilsspruch zum Tode verkündigt. Die Sonne brach durch die Fenster und flutete den Gang von rechter Seite, ließ die kalten Steine im warmen Licht erstrahlen und verlieh dem Tag eine skurrile Schönheit.
    Ich glaube, es wird Zeit… ich werde… ich will noch mit Abyss reden.

    Arian verbrachte die nächste Zeit damit seine Rüstung auf Schwachstellen zu untersuchen, seinen Schild auf tiefe Schnitte und prüfte die Riemen. Das verzauberte Familienschwert war scharf wie eh und je und der Morgenstern hatte außer geringem Rost keinerlei Unterschied zu einer neuen Waffe. Seine Rüstung war zwar seit der letzten, viel zu häufig auftretenden Kämpfen schon stark verkratzt, doch wies sie keinerlei Sollbruchstellen oder wirklich ernsthafte Schäden auf. Sein Kettenhemd hatte er Abyss gegeben, sie solle es mit Sand abreiben und ihm zurückbringen. So hatte er sich Zeit erkauft, sich den traurigen Blicken der honigbraunen Augen zu entziehen und Worte zurechtzulegen, die er der Elfe mit auf den Weg geben wollte, welche er jedoch sofort wieder vergaß, als die kleine Elfe das schwere Rüstungselement in den Raum schleppte und lustlos vor ihm auf den Boden scheppern ließ. Sie verschränkte die Arme und sah Arian mit einer Mischung aus Wut und Trauer an, ihre Augen fragten nach Antworten und ihre Stimme zitterte, als sie zu sprechen begann: „Was nun, Arian?

    Der Ritter wollte keine Schwäche zugeben, wollte sie nicht zeigen und die Elfe weiter verunsichern. Doch wusste er auch keine gute Antwort und so antwortete er ehrlich.
    Ich weiß es nicht, meine Kleine“.
    Abyss schien nicht zufrieden und so fragte Arian: „Weißt du, warum ich es tue?“
    Wegen mir?

    Arian wollte eigentlich eine gescheitere Antwort geben, doch im Prinzip war dies der Grund. Er nickte.
    Ja… wegen dir“.
    Die Augen der Elfe füllten sich mit Tränen und nur Augenblicke später weinte sie herzzerreißend und fiel Arian um den Hals.
    Ich will das nicht!, rief sie und schluchzte laut.
    Wenn du es für mich tust, dann will ich, dass du es nicht tust!
    Ihre Worte verschwammen in dem Meer aus Tränen, doch auch so verstand Arian jedes Wort. Er hielt die Elfe fest und in dem Moment der Schwäche rollten auch seine Tränen, wenngleich er sie schnell wieder wegwischte.
    Alles wird gut. Keine Sorge, meine Kleine“.
    Versprichst du es?
    Ja. Ich verspreche es dir!
    , sagte Arian. Die Phrase klang hol und leblos und Arian fühlte sich schlecht, Abyss anzulügen, doch wusste er das der kleinen mit Sicherheit schlechter gehen würde, wenn er ehrlich gewesen wäre. Er spürte wie Abyss Arme sich so fest um einen Hals schlangen, dass er fast Schwierigkeiten mit dem Atmen bekam. Er tätschelte ihren Kopf, während in Abyss Rücken Emile du Chateau auftauchte. Er beobachtete die Szene mit seinen kalten Augen, lehnte sich an den Türrahmen und wartete, bis Arian die Elfe sanft von sich gelöst hatte. Er zwang sich zu einem Lächeln und wischte ihr über die verweinten Wangen.
    Emile nickte Arian bedeutungsschwer zu. Dieser nickte kurz zurück und sagte an Abyss gewandt: „Geh nun. Ich muss mich fertig machen. Suche Claudette oder Clementine“.
    Abyss senkte den Kopf, ließ sich noch über den Kopf streichen und schlurfte geschlagen davon. Sie ignorierte Emile, der nun den Raum betrat.
    Seid ihr bereit, Ser Arian?“, fragte er.
    Ich bin immer bereit…, antwortete der Ritter. Emile hob eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen.
    Natürlich seid ihr das“, kommentierte er trocken.

    Der Leutnant half Arian beim Anlegen der Rüstung. Arian trug sein Kettenhemd, darüber seine Kettenrüstung. Eine gute zwergische Arbeit aus dunklem Stahl und erdbraunem Leder. Dazu trug er seine zusätzlichen Plattenbein- und Armschienen, welche die eines Ritters waren. Bevor er sein Wehrgehänge anlegte schaute er auf den schwarzen Wappenrock, der kein Zeichen trug. Zu lange war er als schwarzer Ritter gereist. Auch sein Schild war mit schwarzer Bespannung versehen und verbarg seine Identität. Wenn er schon starb, dann sollte man wenigstens wissen, wer er war und dass Ser Arian vom weißen Turm gut gekämpft hatte! Tief in der Tasche befand sich sein Wappenrock. Er war blattgrün und das Wappen seines Hauses, der weiße Turm, dessen unteres Ende starke, dicke Wurzeln bildeten die weit reichten und das untere Viertel des Wappens bildeten. Arian zog den Bezug vom Schild und auch er war grün bemalt und der weiße, bewurzelte Turm zierte die Oberfläche der Schutzwaffe. Dann gürtete er sich, das Schwert links, den Dolch rechts. Emile nickte ihm zu. Der Templer trug dieselben edlen Klamotten wie am vorangegangenen Tag. Die dunkelblaue Tunika, welche silberne, runde Nieten beinhaltete, den Umhang und sein Schwert und er erinnerte somit mehr an einen Adligen, denn an einen Templer.

    „Ihr könnt noch immer jemand anderen für den Kampf vorschlagen“, sagte Emile ruhig.
    Claudette… ich meine, Lady Vance schlug dies ebenfalls vor. Sie wollte den Kampf selbst bestreiten. Doch das kann ich nicht. Sie hat selbst zwei Kinder und ist noch jung. Ich kann mich im Falle ihres Ablebens nicht um drei Elfen kümmern…
    „Ah, Lady Vance. Ja, die Frau ist alles, was ein Mann verlangen kann“, schwärmte Emile, wurde jedoch sofort wieder ernst: „Ich sprach jedoch nicht von ihr. Ich rede von mir, Ser Arian. Ihr seid ohne Zweifel ein großer Krieger gewesen. Widersprecht mir, wenn ich falsch liege aber ihr habt schon bessere Jahre gesehen“.

    Obwohl Arian die Wahrheit ärgerte, nickte er zustimmend. Emile kam näher: „Lasst mich diesen Hund für euch töten, Ser Arian! Er verdient die Gerechtigkeit eines fairen Kampfes kaum, doch ich werde ihm die Gerechtigkeit des Erbauers bringen… mit meiner Klinge!“
    Emiles Augen funkelten und jagten Arian einen dunklen Schauer über den Rücken.
    Arian überlegte lange. Emile legte den Kopf schief, während seine Augen sich in Arian bohrten und sein Herz durchforsteten, bis in die dunkelste, verzweifelste Ecke in der eine kleine, weinende Abyss kniete und über ihren verstorbenen Freund weinte.
    Emile lächelte, als Arian ihn ansah, denn er kannte die Antwort bereits.
    Einverstanden, Leutnant. Kämpft für mich und bringt Gerechtigkeit, sprach Arian monoton.
    Das werde ich!“, sagte der Templer und verließ den Raum eiligen Schrittes.

    *

    Abyss eilte die dunklen Gänge entlang. Zu groß war der Schmerz in der Anwesenheit des traurigen Kriegers. Alles änderte sich so rasend schnell. Gestern noch waren sie glücklich, waren sie sicher. Und nur weil sie, die törichte Abyss, ihre Grenzen überschritt wandte sich das Blatt nun zum Schlechten. Es war ihre Strafe. Arian würde leiden, doch Abyss würde es zerreißen! Sie verfluchte sich laut, dann bog sie ab und suchte sich eine stille Kammer. Dort zog sie ein kleines Gebetsbuch hervor, einer der wenigen Gegenstände, der sie an ihr altes Leben auf dem Anwesen erinnerte, als Arian noch mit „Seir“ angesprochen wurde und es für Abyss nichts aufregenderes gab, als ihren Vater zu begleiten, wenn er im Wald Holz suchte, oder wenn sie am Teich in eben jenem Gehölz Dalish spielte und Frösche fing. Diese Zeiten schienen unendlich weit entfernt zu sein, oder aus einem anderen Leben zu stammen, das sie nur aus Erzählungen oder von Büchern her kannte. Zuviel war geschehen, als dass sie zu einem normalen Leben zurückkehren konnte. Und doch musste sie sich eingestehen, dass die Reise mit Arian der Höhepunkt ihres bisherigen Lebens darstellte. Und so zog sie das Gebetsbuch, kniete nieder und sprach inbrünstig zum Erbauer.
    Schritte verkündigten das Herannahen einer Person und als Abyss sich umsah, huschte die große Gestalt Claudettes vorbei.

    Claudette!, rief Abyss. Sekunden später tauchte der rotschöpfige Kopf der Kriegerin im Türrahmen auf. Als sie sah, wie traurig Abyss war, betrat sie den Raum und fragte, was denn los sei. Abyss schüttelte den Kopf, winkte sie aber heran.
    Glaubt Ihr, Arian wird sterben?, fragte sie direkt. Claudette antwortete nicht sofort, sondern seufzte nur. Das reichte Abyss als Antwort und wieder rannen Tränen über ihr Gesicht. Fast hätte sich die Elfe gewundert, dass sie überhaupt noch weinen konnte, aber Tränen schienen kein Ende zu kennen.
    Wenn…“, begann sie, mochte dann jedoch nicht weitersprechen. Stattdessen hielt sie ihr Gebetsbuch in die Höhe und fragte leise: „Betest du mit mir?

    *

    Arians Füße waren schwer wie Blei. Noch immer erschien es ihm so surreal, was gerade passiert war. Er trat die breiten Stufen der Kaserne hinab, wo die Sonne auf ihn wartete und ihm ins Gesicht schien. Der Morgenstern schwang sachte bei jedem seiner Schritte mit. Seltsam wie ruhig sich eine derart brutale Waffe verhalten kann. Die Sonne stand nun hoch am Himmel und Arian wusste, dass es Zeit war. Doch eilte es ihn nicht. Das regelmäßig schleppende Klirren einer Plattenrüstung hinter Arian ließ diesen sich umdrehen. Wie erwartet sah er den Templer, welcher seine komplette Rüstung angelegt hatte. Das Silberit spiegelte die Sonne wieder, ließ sie in unheimlich gleißendem Licht erstrahlen und erinnerte Arian an das Bild der Ritter in den Legenden, welche auszogen um Drachen zu erschlagen und Jungfrauen zu retten. Emiles fast makelloses Gesicht, das aus dem aufgeklappten Visierhelm herausschaute, tat sein Übriges um das Bild abzurunden. Er trug einen Rotschild mit dem Zeichen der Templer und den schönen, aber offensichtlich tödlichen Streitkolben, den Arian schon beim ersten Treffen mit dem Leutnant bemerkt hatte. Er wirkte beunruhigender weise freudig erregt und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verwehren.
    Gerechtigkeit“, sagte er und schaute Arian feurig an. Der Ritter nickte stumm.

    Schweigend schritten die beiden den kurzen Weg zum vorderen Marktplatz, der gleich an den Vorplatz der Kirche angrenzte. Schon von Weitem konnte man die Masse an bunt gekleideten Menschen sehen, die von dem Kampf gehört hatten und diesen nun schaulustig verfolgen zu suchten. Beim Näherkommen erspähte Arian eine schlichte, hölzerne Erhöhung, die an eine Tribüne erinnerte. Diese war improvisiert hergestellt. Auf der hölzernen Plattform standen drei Stühlen. Zwei davon waren besetzt, beide Männer waren Arian unbekannt. Vor der Bühne standen sechs bewaffnete Wachen mit Speeren und runden Schilden. Arian und Emile bahnten sich ihren Weg durch die Masse und betraten den sandigen Kampfplatz. Gerade eben noch konnte Arian sehen, wie Clementine eine Linie mit dem Dorn ihres Speeres in den sandverbackenen Boden kratze und die Leute anwies, von dieser wegzutreten. Arian trat in den quadratisch angelegten Kampfplatz. Auf der, von der Bühne aus gesehen, rechten Seite stand der Söldner Loki Eoton. Er ließ seine Äxte durch die Luft sausen, welche sie pfeifend zerschnitten. Sein kahlgeschorener Kopf war von einem Vendelhelm bedeckt, unter dem sein Vollbart hervorluckte und ihm ein grimmiges Aussehen verlieh.

    Arian sah sich um und entdeckte Claudette. Vor der Kriegerin stand Abyss, die Arian wie gebannt anstarrte. Steapa, der Arian nun auch sah, eilte zu ihm.
    Is´ gut, dass ihr hier seid. Fühlt ihr euch bereit?“
    Nicht halb so bereit, wie ich sollte… daher habe ich beschlossen Emile als meinen Kempen zu wählen“.

    Steapa grinste schief.
    Gute Wahl… schätz´ ich ma´“.
    Dann klopfte er Arian auf die Schulter und eilte zur Tribüne. Er nahm den dritten Stuhl in Beschlag und bildete damit offenbar die Richter des Kampfes.
    Ein weiterer Mann trat hervor. Er trug die Farben des Königs und auf seiner Brust prangte das Wappen Fereldens. Ein Herold, wie sich herausstellte, als er mit lauter, raumfüllender Stimme seine Ansage begann.

    Im Namen Königin Enoras von Ferelden verkünde ich hiermit die Anwesenheit der Kontrahenten des heutigen Gerichtskampfes vor den Augen des Erbauers und im Angesicht der hier Versammelten! Ihr kamt in einer Sache der Ehre und die Kommandantin der Templer, Clementine Mayhem, wird dafür Sorge tragen, dass ihr diese Ehre aufrecht erhaltet. Es gibt keinen Rücktritt und die Klingen werden nicht geworfen“.

    Arian fühlte sich wegen der ungeklärten Angelegenheit seines Kempen äußerst unwohl und schaute zu dem Herold, der damit begann die Kampfrichter vorzustellen.

    Als Richter und Gericht dieses Kampfes melde ich den Hauptmann der Stadtwache Steapa von Elloar, den Bürgermeister der Stadt Odo Firuz und Bruder Heinrik der Kirche von Eckstein“.
    Arian schaute die Vorgestellten an. Steapa saß mit weit gespreizten Beinen, auf deren Knie er sich lehnte ganz Links, das einzige Auge auf den Herold gerichtet. Die leere Höhle starrte grimmig vor sich her. Der Mittlere war offensichtlich der Bürgermeister. Ein großer, fülliger Mann mit verschlagenem Blick und ineinander verschränkten, ringbesetzten Fingern vor dem dicken Bauch, in einen weinrotem Mantel gehüllt und behängt mit einer schweren Goldkette, die seinen Reichtum widerspiegelte. Arian schätzte, dass es sich bei dem Bürgermeister vormals um einen erfolgreichen Kaufmann handelte hatte, ehe er sich in die Lokalpolitik verdrückte. Der Letzte im Bunde war zweifellos ein Kirchenbruder, dessen Haarkranz schon stark ins Grau überging und der vermutlich noch zehn Jahre älter war, als Arian selbst. Er trug die Robe der andrastischen Kirche und blicke abwesend gen Himmel, wo ein Wanderfalke gerade einen Schwarm Vögel attackierte. Dabei drehte er vermutlich ein Kirchensymbol in den Fingern.

    Mylords und Ladies!“, rief Arian. Die Augen der Versammelten sammelten sich auf ihm.Ich möchte hiermit bekannt geben, dass ich nicht selbst streiten werde! Ich wähle einen Kempen. Leutnant Emile du Chateau vom Orden der Templer!

    Lautes Murmeln ging durch die Menge und Köpfe steckten sich flüsternd zusammen. Der Kirchenbruder war aufgeschreckt und riss seinen Blick von dem Falken, um ihn auf Emile zu richten, der in die Mitte des Platzes getreten war. Obwohl Arian es nur peripher wahrnahm, sah er wie der Söldner sich entsetzt zu den Richtern hindrehte. Arian schaute zu Abyss, die seufzte. Die Erleichterung war ihr ins Gesicht geschrieben.
    Der Bürgermeister stand aus und hob eine Hand, was die Menge verstummen ließ.

    Nein!“, verkündigte er mit quarkiger Stimme.
    WAS?“, entfuhr es Arian und Emile gleichzeitig und erneut hob ein Murmeln an.
    Ruhe! RUHE!“, rief der Bürgermeister. Auch Steapa wandte sich verwirrt zu dem Bürgermeister.
    Ihr habt den Kampf akzeptiert. Ihr seid zudem offenbar ein Krieger! Außerdem ist Ser du Chateau ein Templer und hat somit nur das Recht einen Kampf zu bestreiten, ginge es um seine eigene Ehre, die einer Frau oder eines Gebrechlichen. Ihr zählt zu keiner der Kategorien“, maulte Bürgermeister Firuz.
    Arian schaute zu Loki, dessen hässliche Fratze sich unter dem Helm zu einem breiten Grinsen verzog.

    Kämpfer, geht auf eure Positionen“, tönte der Herold routiniert, während der Bürgermeister sich auf den ächzenden Stuhl niederließ.
    Abyss riss sich auf der Masse los und sprintete zu Arian. Sie erreichte ihn, ehe jemand sie packen konnte und umklammerte seine Hüfte.

    Nein! Nein! Nein!, jammerte sie und Arian überkam eine Woge der Ruhe. Seine Ohren schienen zu ertauben und die Welt begann vor seinen Augen zu flackern. Plötzlich durchflutete ihn ein Gefühl der Ordnung und des Friedens. Er hörte sein eigenes Herz pochen, wie es langsamer wurde, genau so als wäre er aus einem bösen Traum erwacht und stellte nun fest, dass alles gut war. Er schaute hinab in Abyss verheultes Gesicht und hörte sich selbst sagen: „Es ist alles gut, Abyss. Alles ist so, wie es sein soll“. Dann kniete er sich nieder, fasste Abyss an der Schulter und lächelte sie an.
    Alles ist gut. Geh nun!“.
    Aber…
    , begann Abyss aufgelöst. Arian fuhr ihr über den Kopf und wiederholte: „Alles ist gut. Sei tapfer, hörst du?
    Abyss schluchzte zwar, doch nickte sie auch verständnisvoll.
    Gut. Ich hab dich lieb, meine kleine Abyss“.
    Ich hab dich auch lieb, Arian!

    Noch einmal umarmte Abyss ihren Freund, dann drückte sie ihm einen Kuss auf die kratzige Wange und löste sich von ihm. Die ersten Schritte ging sie Rückwärts, den Krieger im Blick, dann wandte sie sich um, beschleunigte ihren Gang und lief zu Claudette.
    Arian erhob sich, sammelte den Morgenstern vom Boden auf, den er fallen gelassen hatte, als Abyss zu ihm gekommen war und wandte sich dem Söldner zu. Emile hatte indes aufgehört zu fluchen, seinen Streitkolben, Schild und Helm verschiedenen Brüdern zugeworfen und war wütend neben Claudette zum Stehen gekommen.

    Auf mein Zeichen beginnt der Kampf!“, rief der Herold. Clementine trat zwischen die beiden Kontrahenten und sagte: „Alle Waffen sind erlaubt. Sollte einer der Kämpfenden um Gnade bitten…“
    „… es wird keine Gnade geben!“
    , unterbrach Loki Eoton sie. Dann sah er Arian an und rief: „Auf Tod und Leben!“.
    Arian erwiderte den Schlachtruf, der normalerweise nur von sich duellierenden Rittern benutzt wurde. Clementine nickte und trat zurück.
    Möge der Erbauer über Euch wachen“, flüsterte sie Arian zu. Dieser nickte und trat zwei Schritte zurück.

    Der trockene Sand knirschte unter Arians Stiefeln, wie er über die darunterliegenden Pflastersteine rieb, während Arian und Loki damit begannen sich langsam zu umkreisen, zu mustern und mögliche Schwächen des Anderen zu erkennen. Dass der Söldner nicht sofort angegriffen hatte zeigte, dass er ein durchaus erfahrener Kämpfer war. Doch auch Arian kannte den Tanz. Er beobachtete den Gegner, der seine beiden Äxte provokant drehte. Beide waren aus gutem Stahl gefertigt und besaßen stabile Holzstiele. Die rechte der Beiden hatte ein schmaleres Axtblatt, war länger gezogen und wirkte eher wie eine Wurfaxt. Auf der entgegengesetzten Seite der Schneide hatte sie einen spitzen, daumenlangen Dorn. Das helle Holz war bis zum ledernen Griff von einer einzelnen roten Schnurr geschmückte, die sich spiralförmig um den Stiel wund. Die andere Axt hatte eine längere Schneide, war kunstvoll geschwungen und unverkennbar eine Waffe der Aschekrieger, jener unbarmherzigen, wilden Krieger, die sich den Zwergen gleich dem Blutrausch hingaben, der sie keinerlei Schmerzen fühlen ließ.

    Arian griff als erster an. Er ließ seinen Morgenstern kreisen. Die schwere, dornenbesetzte Kugel sauste durch die Luft und Arian tat einen Schritt nach Vorn und schickte die Kugel in weitem Bogen gen Loki. Dieser wich ein Stück zurück, doch Arian setzte sofort nach. Die Kugel drehte sich um Arians Achse und schoss auf den Söldner zu, der sich geschickt unter ihr wegduckte. Arian wirbelte herum und schlug senkrecht zu. Wieder sprang Loki beiseite und der Morgenstern schmetterte auf den Grund, was Sand und Staub aufwirbeln ließ. Nun war Loki am Zug. Er sprang vor und ließ einen Hagel aus Axtschlägen auf Arian niedergehen, welchen dieser seinen Schild entgegenstreckte. Der Angriff hämmerte grausame Kerben in den Schild, doch Arian blieb unversehrt. Arian zog indes den Morgenstern in einem Schwung von rechts nach links, doch Loki sprang hoch, sodass die Kette seine Schuhsollen fast streifte. Für seine Größe war der Söldner unglaublich flink und auch der nächsten Attacke wich er geschickt aus.

    Arian sprang einen Schritt zurück und musterte seinen Gegner. Er spürte, dass ihn die Angriffe Kraft kosteten, doch auch sein Gegenüber atmete heftig. Arian sprang einen Schritt vor, wirbelte dann aber auf der Stelle um die rechte Achse und zog den Morgenstern nach. Dieser sauste los und verfehlte Lokis behelmten Kopf nur knapp. Dieser sprang vor, duckte sich unter der zweiten Runde der Waffe weg und stieg die Aschekriegeraxt gegen Arians Bein vor. Gerade noch rechtzeitig senkte dieser den Schild und ließ die Axt knirschend in den Sand fahren. Das war Arians Chance. Er holte aus und ließ den Morgenstern von Oben herab auf Loki zu sausen. Dieser sprang zurück und streckte die eben noch am Boden gehaltene Axt empor. Der Morgenstern kreischte, während sich die Kette um den Stiel der Waffe schlang und zwei der Dornen über Lokis Helm kratzen und dort tiefe Kerben hinterließen. Beide Krieger richteten sich auf und zogen mit aller Kraft an ihren Waffen. Plötzlich schlug Loki wie toll mit der freien Axt auf Arian ein, der sich alle Mühe geben musste, die Angriffe mit dem Schild abzufangen. Viermal donnerte es auf den Ritterschild ein, jedes Mal begleitet von dem erschreckten Aufjauchzen der Menge, die mit jedem Hieb Arians Tod kommen sahen. Arian meinte, irgendwo Abyss kreischen zu hören, war jedoch zu beschäftigt sich umzusehen. Mit einem starken Ruck entriss er dem Söldner die Axt, die nun am Ende seines Morgensterns wie ein erhängtes, verkrüppeltes Wesen baumelte. Arian versuchte kurz, die Waffe abzuschütteln, doch als es ihm nicht gelang, warf er ihn achtlos in den Staub. Zischend fuhr Arians Schwert aus der Scheide. Es glänzte im Sonnenlicht und Arian fühlte, wie sein Arm die elegantere und leichtere Waffe händelte. Loki nahm indes eine Stellung ein, die Arian eher von den Werwölfen her kannte, den Rücken zum Buckel, die Beine O-förmig gespreizt und die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt. Arian zeichnete mit der Klinge ein X in die Luft, trat vor und attackierte den Söldner, der den Schlag mit der Axt abfing und zur Seite ablenkte. Der Schwung brachte Arian ins Trudeln, der drehte er sich um 180 Grad und ließ sein Schwert durch die Luft sausen, in der Absicht den Söldner zu enthaupten. Dieser bog sich so weit zurück, dass das Schwert über ihm hinweg sauste. Lokis freie Hand fuhr über seinen Gürtel und berührte die verschiedenen Dolchgriffe. Nach mehrmaligem Berühren wählte er einen aus und zückte die Waffe. Er griff an.

    Die Axt donnerte auf den Schild, während die Spitze des Dolches auf Arian zuschoss. Dieser wehrte sie behände ab, doch der Söldner war gut und warf sich um Moment des Fehlstoßes mit seinem Körper gegen Arian. Dieser kam dadurch aus dem Gleichgewicht und stolperte zurück. Loki ließ die Axt langsam aber gezielt hinter den Rand von Arians Schild fahren, hakte dahinter und riss die Deckung hinab. Er stieß vor! Arian biss sich auf die Zähne, als die Schneide sich in die ungeschützte Stelle am unteren Ende der Panzerplatte bohrte und seinen Oberarm einen tiefen Schnitt versetzte. Er trat dem Söldner derart kräftig in den Bauch, dass dieser ein paar Schritte rückwärts flog. Obwohl die Schmerzen noch immer aufblüten, setzte Arian dem nach und hieb Loki den Helm vom Kopf. Klatschend riss er das Eisen von dem Schädel. Der Helm flog ein paar Meter durch die Luft und landete dann scheppernd auf dem Boden, wo er kurz rollte, ehe er zum Liegen kam. Arian sprang vor und schlug auf Loki ein, der zwei Schläge mit dem Dolch parierte, obwohl ihm offenbar die Ohren klingelten. Den dritten Schlag fing er mit der Axt ab, drehte die in der Höhe gekreuzten Waffen geschickt auf Höhe der Knie und zog Arian den Dolch am Hals entlang. Der Ritter zuckte ein Stück zur Seite, sodass der Angriff größtenteils über Metall kratzte, doch schnitt die Klinge auch in Arians Fleisch, zwischen Ohr und Nacken. Zum Glück verfehlte sie die Halsschlagader, doch der Schmerz war enorm. Arian brüllte und hieb dem Söldner auf den dolchführenden Unterarm. Klirrend fiel der Dolch zu Boden und die Hand, deren Innenfläche sich mit Blut zu füllen begann verkrampfte sich. Arian schaute in das wütende Gesicht des Söldners und versetzte diesem einen Knaufschlag, der ihn zurücktaumeln ließ.

    Doch auch der Ritter kämpfte nun mit sich. Er stützte sich auf das Schwert, während er spürte, wie die Kraft schwand. In den Augenwinkeln sah er Clementine, die sich zackig bewegt, eine Hand an dem Hallahorngriff ihres langen Jagdmessers. Dann sah Arian die in Gelb gewandte Person Lokis, wie sie mit weit aufgerissenen Augen und einem wütenden Schrei auf ihn zusprang. Elegant parierte Arian den Axthieb, der seinem Nacken gelten soll. Gelernt ist gelernt. Doch der Söldner packte plötzlich Arians Schild und rüttelte an ihm, wie an einem Apfelbaum. Er war zu nah, um Loki einen Schwertstreich zu versetzten, der noch immer wie ein Irrer an dem Schild zerrte. Schließlich gab Arian nach, zog seinen Arm aus dem Schild und drückte ihn zu Loki, der ihn mit beiden Händen umklammert. Der Ritter trat noch nach, was Loki zurücktaumeln ließ. Dieser warf den Schild beiseite, wo er unweit der Zuschauermenge landete. Arian stellte sich in Kampfhaltung und ließ das Schwert kreisen. Loki zückte währenddessen einen weiteren Dolch und schleuderte diesen plötzlich nach Arian.

    Der Ritter handelte instinktiv. Klirrend traf Metall auf Metall und der Dolch sauste davon. Arian war sich sicher, das Geschoss dumpf auf eines der Rundschilder der Wachen aufprallen zu hören. Seine Vermutung wurde von einem erschreckten Aufschrei bestätigt. Noch zwei Dolche verblieben, Loki zückte einen davon. Die Waffe hatte eine sehr breite Klinge, fast breiter als Arians Schwert und der Ritter erkennt die charakteristischen Zähne eines Klingenbrechers. Loki grinste, obwohl seine Zähne rot glänzten vor Blut. Arians Knaufhieb hatte wohl doch besser gesessen, als der Ritter vermutet hatte. Arian schaute den Söldner an, dann seine Klinge. Mit der beringten Hand furh er über die Waffe und die hellen Flammen des Zaubers leckten über die Schneide des Schwertes. Loki staunte nicht schlecht ebenso wie die Umherstehenden, von denen ein bewunderndes „Woh“ hervorging. Die Klinge sang, als Arian sie durch die Luft zog und er sah, wie Loki vorsichtiger wird.

    Der Söldner griff an. Er drehte sich pirouettengleich und ließ abwechselnd den Dolch und die Axt auf Arian niedergehen. Dieser hielt dagegen und fing jeden Schlag ab. Er nahm Haltung an, das Schwert über dem Kopf erhoben. Dann setzte er zu einer Reihe senkrechter Schläge an, von denen Loki Mühe hatte, sie abzuwehren. Ein Stoß der brennenden Waffe wurde dann jedoch von Lokis Dolch abgefangen. Knirschend schob sich Arians Schwert in die Zähne der Waffe und Loki drückte diese zu Boden. Zur selben Zeit sauste die Axt heran, verkehrt herum gehalten.

    Arian spürte, wie die Luft den Schmerzen weicht, als sich der Dorn der Axt mit gewaltiger Wucht in seine Seite bohrte. Die Zeit schien einen Moment still zu stehen. Nein, sie lief langsam… sie plätscherte wie Wasser. Arian schaute zu Claudette. Seine Augen suchen Abyss und er sah, wie die kleine Elfe kraftlos zusammenbrach, von der Ohnmacht erfasst. Claudette fing sie auf, ehe sie den Boden berührt. Arian schaute in den Himmel. Der Falke war verschwunden, ebenso wie die anderen Vögel, doch die Sonne beschien noch immer diesen unendlichen blauen Himmel. Alles war nichtig. Es gab nichts, außer diesem unglaublichen, blauen Himmel.

    Doch dann fasste ihn die Realität an, als sich der Dorn schmatzend aus dem Fleisch befreite und eine offene, blutige Wunde hinterließ. Loki lächelte und plötzlich versetze Arian ihm eine Kopfnuss. Die Benommenheit des Gegners nutzend drückte Arian die brennende Klinge auf die Dolchhand, die sein Schwert in Gefangenschaft hielt. Loki schrie auf, als das feurige Eisen seine Haut berührte und diese in Sekunden verbrannte. Er ließ den Dolch los, der schwer zu Boden fiel, zog die Hand zurück und hieb mit der Axt zu. Arian blockte den Schlag, setzte nach doch Loki sprang zurück. Die von Brandblasen übersäte Hand an sich gedrückt weicht er dem nun am Ende seiner Kräfte stehenden Arian immer weiter aus. Obwohl ihn die Schmerzen wahnsinnig machen müssten, tänzelte der Söldner vor Arian davon, duckte sich unter den immer kraftloseren Hieben weg. Schließlich sprang er neben Arian, lenkte einen Streich ab und trat den Krieger in die Kniekehle.

    Arian war zu erschöpft. Sein Körper fühlte sich schwer an, so schwer als hätte er wieder den Karren auf den Schultern, nur das diesmal nicht Claudette, sondern ein Bataillon gepanzerter Krieger auf der Ladefläche verweilen würde. Hart schlugen seine Knie auf dem Boden auf und die Luft presste sich aus seiner Lunge. Loki sah den endgültigen Sieg gekommen und umrundete Arian. Dieser holte noch einmal aus. Der müde, letzte Streich wurde von dem Söldner halbherzig abgeblockt. Dann packte dieser den Schwertarm und schlug mit voller Wucht auf die Klinge. Sie fiel scheppernd zu Boden und erlosch dort ungewöhnlicherweise. Als nächstes spürte Arian, wie der Axtstiel seinen Kiefer traktierte.
    Das ist für den Knaufschlag!“, wütete Loki. Er hatte Arian nun umrundet und stand triumphierend vor ihm. Dann legte er die scharfe Schneide der Axt an Arians Hals…

    Leb wohl, meine kleine Aybss, flüsterte Arian, obgleich er wusste, dass sie ihn nicht hörte. Dann schloss er die Augen. Die Sonne strömte durch die geschlossenen Lider, sie küsste seine Haut und plötzlich schienen alle Sorgen, alle Ängste wie ausgelöscht. Er spürte… Frieden. Und dann tauchten Bilder vor Arian auf. Erinnerungen an eine glücklichere Zeit. Er sah seine Frau, dann sah er seinen Sohn. Er sah sein Anwesen, dass nahe dem grünen, sonnenbeschienenen Wald stand und dessen Mauern freundlich warm schienen, während das massive Holztor einladend geöffnet war. Er sah seinen hübschen, jungen Sohn auf die Bäume klettern und wie er fasziniert den Geschichten über die Elfen lauschte. Und er sah seine Frau, wie sie vor ihm stand. Jung, wunderschön und nur mit einem dünnen Kleid bedeckt. Er sah den leise plätschernden Bach, der in den spiegelglatten Teich mündete, den er so liebte. Und dann sah er Abyss. Wie sie lachte und ihre Lachen klang in seinen Ohren wider.

    Nicht so!“, flüsterte eine Stimme, weit, weit hinten in seinem Kopf. War es Abyss? Nein, Abyss Lachen war noch präsent, doch dann schon wieder: „Nicht so!
    Die Stimme war diesmal lauter. Der Satz wiederholte sich, wurde lauter und lauter.
    Nicht so!
    Schließlich verschwand Abyss Lachen und auch die Bilder verschwanden nur noch das dröhnende, zu einem Schrei erwachsene „Nicht so!“ war an deren Stelle und dann hörte Arian es sich selbst sagen.
    Obwohl sein Kiefer schmerzte, öffnete er den Mund: „Nicht so!

    Er riss die Augen auf, seine linke Hand fingdie herab sausende Axt am Stiel ab, während seine Rechte nach unten griff, den Klingenbrecher aufhob und diesen dann mit aller Wucht in den Bauch des verwunderten Lokis stieß. Arian packte die Griffe beider Waffen und raffte sich an diesen auf, während an seiner statt Loki auf die Knie sank, Augen und Mund vor Schreck weit aufgerissen. Arian griff weit zur Seite. Seine Finger umschlossen den Heft des Schwertes, hoben es von der Erde auf. Arian packte Loki, setzte die Spitze der Klinge zwischen Hals und Schulter und stieß sie mit aller aufzubringender Kraft in seinen Gegner. Das Schwert drückte sich Stück für Stück in sein Opfer, bis die Schneide zu Zweidrittel in Lokis Körper verschwunden war und der Söldner leblos nach Vorne fiel.

    Schweigen hüllte die Menge ein, die noch immer nicht verstanden hatte, was los war.
    Der Kampf ist vorbei!“, tönte der Herold mit trockener Stimme. Arian schaute auf die Gestalt Lokis, in der noch immer das Schwert steckte und von der aus sich nun rasch eine Blutlache bildete. Dann sah er zu Claudette, die noch immer Abyss stützte. Seine Augen wanderten in den Himmel. In diesen unendlichen, blauen Himmel.

    Dann wurde es Schwarz um ihn.
    Shepard Commander ist offline Geändert von Shepard Commander (10.02.2015 um 21:17 Uhr)
  15. #55
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Rafael_2.jpg]Kilian führte die kleine Gruppe durch einen der breiten Gänge des Schlosses zum Innenhof. Er ging dabei aufrecht und selbstsicher, als ob es sein eigenes Schloss wäre und wenn man bedachte, wie er grade mit dem Bann umgegangen war, konnte man sich wirklich fragen, wer hier tatsächlich die Zügel in der Hand hielt. Rafael ging hinter dem Hauptmann mit Cedric auf einer Höhe und war wütend. Seine Zähne schmerzten bereits vom Aufeinanderpressen der Kiefer und seine Hände ballten sich in unregelmäßigen Abständen zu Fäusten. Nicht genug damit, dass Kilian ihn mit zur Unterredung mit dem Bann mitgenommen hatte, die ganze Geschichte mit dem Magier aus dem Gesindeviertel stank förmlich nach Ärger. Während er durchaus bereit war, über ersteres Ärgernis hinweg zu sehen, ging er bei zweiterem von handfesten Problemen aus, die auf die Templer und damit auch auf ihn zukamen.
    Rafael beschleunigte unvermittelt seinen Gang und schloss zu Kilian und Robert auf:
    ,,Ser von Xerox, Ihr schließt mit diesem Elfenmagier einen Kuhhandel ab. Ihr könnt nicht wissen, wie mächtig der Bursche ist und ob Ihr genug Männer dabei habt, um ihn sicher zum Zirkel bringen zu können!'' Während der Hauptmann nur beiläufig über die Schulter schaute, als Rafael ihm die Warnung zuzischte, hatte Robert bereits eine Hand an seinem Schwertgriff. Ohne seinen Schritt zu unterbrechen gab Kilian dem Templer zu verstehen, dass er von seiner Waffe ablassen solle, erwiderte aber nichts auf Rafaels Worte sondern nickte nur und überließ es der Fantasie des Magiers, ob es eine Zustimmung beinhaltete oder ihm bloß zeigen sollte, dass er seinen Einwand zur Kenntnis genommen hatte. Rafael blähte verärgert die Nüstern und ließ sich wieder zu Cedric zurückfallen. ,,Narren, alle miteinander!'', dachte er sich und verzog das Gesicht.

    Draußen warteten zwei Pferde auf Kilian und Robert, die sich geübt in deren Sättel schwangen. Rafael hätte beim Anblick der Tiere unvermittelt brechen mögen und seine Abneigung wurde kaum geringer als Cedric ihm die Zügel eines Schimmels hinhielt und aufmunternd lächelte. „Könnt Ihr reiten, mein Herr Marlov?, fragte der Hauptmann vom hohen Ross herab. ,,Nein, kann ich nicht, Du Witzbold. Ich habe erst auf der Straße und dann in einem Zirkel gelebt und habe nie das Bedürfnis oder die Notwendigkeit verspürt, mich auf eins dieser Ungetüme zu setzen!'', antwortete der Magier still zu sich selbst. Da ihm Stolz und Zorn gleichermaßen verboten, tatsächlich etwas zu sagen, griff er stumm nach dem Sattelknauf seines Pferdes und kletterte wenig elegant auf dessen Rücken.
    „Solltet Ihr Schwierigkeiten haben, dann helfe ich Euch!“, warf Cedric hilfreich ein und schwang sich auf sein Ross als hätte er nie etwas anderes getan.
    ,,Erinnere mich daran, den Gefallen zurück zu zahlen, wenn Du das erste Mal eine menschliche Stute zu besteigen versuchst.'', antwortete der Magier leise, sodass nur Cedric ihn hören konnte. Der junge Templer schluckte vernehmlich und verstummte dann. Rafael hatte es nicht böse gemeint, aber sein Ärger bahnte sich willkürlich einen Weg.
    Mit etwas Mühe und einiger Improvisation konnte Rafael sein Pferd dann dazu bewegen, den anderen zu folgen, als diese durch das Tor des Schlosses hindurch ritten und so fand er sich zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Pferdrücken wieder und war so damit beschäftigt, sich dort zu halten, dass er nicht viel von dem herrlichen Tag erlebte, dessen erste Sonnenstrahlen ihn am Morgen begrüßt hatten. Nach einem kurzen Ritt, der dem Magier wie eine Ewigkeit vorkam, erreichten sie das Anwesen des Banns, wo Kilian den gefangenen Elfen in Empfang nehmen wollte. Der Hauptmann unterhielt sich mit einem der Wachmänner, während Rafael große Mühe hatte, sein Pferd ruhig zu halten. Das Tier merkte offenbar, dass es seinem Reiter an Erfahrung fehlte und tänzelte von Zeit zu Zeit auf der Stelle. Am liebsten wäre der Magier abgestiegen oder hätte dem Gaul eine verpasst, doch würde beides seine Probleme nicht dauerhaft lösen. So blieb er weiterhin im Sattel sitzen und beschloss diese Tortur möglichst würdevoll hinter sich zu bringen.
    Deutlich weniger würdevoll war der Auftritt des Banns, der in seinen lächerlich bunten Kleidern herbeieilte und einen Tross von Bewaffneten anführte, in dessen Mitte der besagte Elf ging. Rafaels Gesichtszüge verhärteten sich. Der Gefangene war schon fast ausgewachsen und war dementsprechend eine lange Zeit unentdeckt geblieben. Eine Zeit, in der ihn niemand kontrolliert hatte und in der er jederzeit der Besessenheit hätte anheim fallen können. Der Zorn, der unverhohlen aus den Augen des jungen Mannes sprach, war in Anbetracht der Behandlung, die er erfahren hatte nur nachvollziehbar, nach Rafaels Erfahrung jedoch eine weitere Einfallspforte für Dämonen. Er spuckte auf das lückenlos gelegte Pflaster des Hofes und schüttelte den Kopf. Dieser Elf bedeutete Ärger.

    Kilian sprach zwar vom Rücken seines Pferdes herab zu dem jungen Magier, doch ließ er weder Ehrlichkeit noch scheinbar ernsthaft empfundenes Bedauern für die Situation des Elfen vermissen, als er ihm erklärte, was auf ihn zukommen würde: „Mein Name ist Kilian von Xerox. Ich weiß, dass Euch das nicht gefallen wird, aber wir werden Euch mitnehmen und zur Ausbildung eurer magischen Fähigkeiten zum Zirkel bringen. Ich wünschte es wäre anders gekommen, Ihr hättet Euch freiwillig gezeigt und einen schöneren Abschied von eurem früheren Leben nehmen können, doch der Erbauer hatte andere Pläne. Doch ich schwöre Euch, ich werde mein Möglichstes tun, Euch einen guten Einstieg in euer Leben als Zirkelmagier zu ermöglichen“.
    Zwar war der ganze Plan vollkommener Unsinn, doch ging der Hauptmann das Unterfangen wenigstens vernünftig und vorausschauend an. Rafael kam nicht umher, einen gewissen Respekt für den Templer zu empfinden. Als Kilian dann in Anbetracht der Wehrhaftigkeit des Elfen ankündigte, dass er den Transport nicht selbst durchführen, sondern weitere Männer dafür schicken würde, nickte der Magier zufrieden.
    „Nein! Nein! Nein! Nein! Nein! Das ist furchtbar inakzeptabel! Ich… ich will ihn nicht hier haben!“, warf der Bann hektisch ein.
    ,,Dann hättest Du den Jungen gar nicht erst festsetzen sollen, Du Idiot!'', schoss es Rafael durch den Kopf. Dieser prächtig geschmückte Jammerlappen war genau wie die Magistraten Kirkwalls: Nur auf den eigenen Vorteil bedacht und jederzeit bereit, ihren Einfluss zu nutzen, um Magie möglichst weit von sich fern zu halten. Wieder spuckte Rafael aus und schmeckte diesmal Galle in seinem Mund. Zu seinem Leidwesen ließ Kilian mit sich reden und willigte schließlich ein, nicht nur den Elfen mit zum Zirkel zu nehmen, sondern zusätzlich noch einen Haufen dieser ungewaschenen Wächter zu beaufsichtigen, die ihnen nun folgen würden.
    Nachdem der Templer Anweisungen gegeben hatte, um einen schnellstmöglichen Aufbruch zu gewährleisten, stieg er ab und rief Ser Robert zu sich, der es ihm gleichtat. Die beiden standen etwas Abseits des Trubels, der sich nun auf dem Hof des Anwesens abspielte: Der Bann schrie irgendwelche Anweisungen durch die Gegend und seine Männer liefen geschäftig umher, um sich auf die Reise vorzubereiten. Kilian und sein riesiger Gefährte berieten sich mit gedämpften Stimmen, verrieten aber den Inhalt ihres Gespräches weder durch ausladende Gestik oder ihre Mimik. Rafael stieg langsam und vorsichtig ab, nahm die Zügel seines Pferdes, das ihn misstrauisch ansah und führte es zu Cedric, der grade den Kopf seines Rosses liebvoll streichelte. ,,Wärst Du kurz so gut?'', fragte er den Templer und drückte ihm die Zügel in die Hand. Es konnte gut sein, dass er gleich freie Hände brauchen würde.
    Mit schnellen Schritten ging er zu den anderen beiden herüber und platzte kurzerhand in deren Gespräch: ,,Hautpmann, das ist Irrsinn! Der Bursche ist fast erwachsen, vermutlich weiß nicht einmal der Erbauer, wozu er fähig ist! Und diese Wachen werden Euch mehr Ärger bescheren, als sie wert sind, Ihr habt gesehen, wie sie mit dem Elfen umgehen!''
    Kilian ließ ihn unbehelligt aussprechen und drehte sich ganz langsam, mit eiserner Miene zu Rafael um. Er war es offensichtlich nicht gewohnt, dass Magier so mit ihm redeten und noch bevor er zu einer Antwort ansetzte, wusste Rafael, dass es nun Ärger geben würde. Aber damit hatte er gerechnet und es war auch nicht das erste Mal, dass es welchen gab. In einer offenen Auseinandersetzung hätte er vermutlich den Kürzeren gezogen, doch kam es nie dazu: Inmitten der plötzlichen Vorbereitungen für den Aufbruch hatte offenbar niemand mehr so richtig auf den gefangenen Elfen geachtet. Dieser streifte auf einmal seine Ketten ab und startete einen beachtlichen Sprint in Richtung des weit offen stehenden Tores.
    ,,Haltet Ihn! Schließt das Tor! Tut etwas!'', schrie der Bann panisch, als er sah, dass sein Gefangener im Begriff war zu fliehen. Rafael folgte dem Elfen mit den Augen und schätzte die Zeit, die er bis zum Tor brauchen würde, jenseits dessen das enge Gewirr der Gassen wartete, in dem er gute Chancen hatte, zu verschwinden. Auch Kilian und Robert griffen nach ihren Waffen und nahmen die Verfolgung auf, würden den Flüchtling mit ihren schweren Rüstungen jedoch niemals einholen können. Da niemand im Hof des Anwesens einen Bogen oder eine Armbrust zur Hand hatte, um den Elfen damit aufzuhalten, war dieser bereits fast unter dem Torbogen angekommen, als er plötzlich langsamer wurde. Nicht, weil er die Geschwindigkeit seines Laufes verringerte, sondern weil er auf einmal viel größere Mühe zu haben schien, seine Beine zu heben. Immer langsamer wurden seine Bewegungen, bis er schließlich vollständig stehen blieb und mit größter Anstrengung gegen die unsichtbare Macht ankämpfte, die seine Flucht vereitelte.
    Rafael hielt den Zauber aufrecht, bis die Templer den Elfen erreicht und niedergeworfen hatten. Zwar legte Kilian dabei keine besondere Sanftheit an den Tag, aber immerhin ließ er den Flüchtigen am Leben. Der fluchte ununterbrochen und schrie während er sich gegen die Fesseln wehrte, die ihm erneut angelegt wurden. Der Hauptmann ordnete an, dass er bis zum Aufbruch eingesperrt und von Ser Robert bewacht werden solle, um eine weitere Flucht zu unterbinden. Dann ging zu Rafael herüber, der für sich entschieden hatte, dass ein unkontrollierter Magier auf freiem Fuß noch mehr Ärger bedeuten würde als die geplante Reise zum Zirkel und dementsprechend eingeschritten war.
    ,,Sieht so aus als stünde uns eine aufregende Reise bevor.'', sagte der Magier, als Kilian vor ihm stand.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Kilian nahm Ser Robert beiseite.
    Ich fürchte, wenn wir den Elfen hier lassen, überlebt er keine Woche, flüsterte er dem riesenhaften Templer zur. „Allerdings ist mir nicht sehr wohl dabei, diesen Eke mitzunehmen. Behalte den ganz besonders im Blick.
    Ser Robert nickte. „Natürlich, Seir“.
    Plötzlich tauchte Rafael zwischen den beiden auf und begann sich munter über Kilians Entscheidung zu echauffieren. Dieser wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, wurde jedoch von einem urplötzlich aufkeimendem Tumult erfasst. Es war der Elf, der die Ketten abgestriffen hatte und eine per Hasenfußtaktik zum weit geöffneten Tor eilte.

    Dummer Junge!, flüchte Kilian laut und setzte dem Magier mit wehendem Umhang nach, ebenso wie Ser Robert der aufgrund seiner Rüstung und der Masse, die er bewegte jedoch wesentlich langsamer war. Die Wachen des Banns huschten hektisch umher und Kilian musste ihnen mehr als einmal mit einem Sprung ausweichen, während Cedric, der noch immer die Zügel seines Pferdes und das von Rafael in den Händen hielt, hilflos zuschaute. Schon fast hatte der Flüchtige das Tor erreicht, als er auf einmal langsamer wurde. Seine Knochen schienen zu Eis zu erstarren und jede Bewegung erst sehr anstrengend und letztlich unmöglich werden zu lassen. Kilian erkannte es sofort als einen Zauber und schloss daher darauf, dass Rafael diesen wirkte, waren doch sonst keine anderen Magieträger anwesend.

    Er entschleunigte seine Schritte zu einem lockeren Gang, schob das Schwert in die Scheide und packte den Elfen am Genick, der wie ein Rohrspatz fluchte, während ihn die unsichtbare Macht gefangen hielt. Kilian hatte zwar nicht Roberts Größe, doch war der Unterschied was ihre reine Muskelkraft anging zumindest nicht himmelschreiend. So drückte Kilian Kopf und Körper des ohnehin schmächtigen Elfen tief genug hinab, dass er sich kaum bewegen konnte, bis die Wachen mit den Ketten ankamen. Der Templer schaute zu Rafael, der den Zauber nun fallen ließ und nickte diesem kurz und knapp zu. Mehr Lob würde es nicht geben.

    Neue Ketten!, befahl Kilian, was innerhalb kurzer Zeit auch erfüllt würde. Diese saßen strammer, als die letzten und hatten schwere, klotzartige Ballungen am Handgelenk, was den Gefangenen dazu veranlasste, die Arme vor dem Körper baumeln zu lassen, wollte er sie nicht unter hoher Kraftanstrengung hochhieven. Ser Robert nahm sich des Elfen an, der dann auf ein gebrachtes Pferd gesetzt wurde. Zusätzlich zu der Kette um die Hände wurden seine Füße an die Steigbügel gebunden, damit der Gefangenen nicht in einem Anfall von Freiheitsdrang vom Pferd springen und weglaufen konnte.

    Kilian stand alleine auf dem Hof, drehte einen goldenen Ring an dem vierten Finger der rechten Hand, dessen Oberfläche durch das bekannte Spiel und die langen Zeit der Benutzung des Schmuckstücks schon stark abgerieben war, als er Rafael ohne Begleitung oder Aufgabe auf dem Hof stehen sah. Es gab noch etwas zu sagen, daher überwand sich Kilian, die unangenehme Aufgabe nicht einfach beiseite zu schieben und schritt zu ihm herüber.

    Sieht so aus als stünde uns eine aufregende Reise bevor“, sagte der Magier mit leichtem Spott in der Stimme, als Kilian vor ihm stand. Dieser nickte weder, noch schüttelte er den Kopf. Er sah Rafael nur an, dann begann er in ruhigem Ton zu sprechen:
    Ich diene dem Orden schon mein ganzes Leben. Dies ist nicht meine erste Eskorte und es wird auch nicht meine Letzte sein. So sehr ich Euren Rat in Zukunft auch zu schätzen wissen werde, überlasst militärische oder organisatorische Dinge mir“, tadelte er. Der Hauptmann ließ die Worte wirken und hoffte, dass sie nicht auf taube Ohren stießen. Dann fuhr er fort: „Seid also unbesorgt, wir bringen Euch sicher zu Eurer neuen Heimat. Ich werde Cedric anweisen, Euch zu begleiten, denn Ihr scheint ihm mehr gewogen, als Ser Robert oder mir.
    Die Wahrheit, unbeliebt zu sein, hatte Kilian noch nie gestört. Weder von seinen Templerbrüdern in der Zeit der Ausbildung, die des Öfteren voller Neid über ihn geredet und ihn gemieden hatten, noch von den Magiern, deren Abneigung von stummer Ignoranz bis zum Wunsch, Kilian möge in allen Höllen brennen, reichte.

    Kilian verneigte sich leicht zum Abschied, dann wandte er sich zum Gehen. Nach wenigen Schritten drehte er sich nochmals um und sagte: „Lasst Euch von Cedric helfen, das Pferd zu führen. Ihr werdet noch lange im Sattel sitzen müssen!

    Die Gruppe war bereit zur Abreise, doch ärgerte sich Kilian über den Bann, der nur drei seiner Soldaten mit Pferden ausgestattet hatte plus das Tier, auf dem der namenlose Elf saß. Kilian hatte gehofft, eine rasche Reise hinter sich bringen zu können. Auf dem Rücken eines guten, schnellen Pferdes mit leichtem Gepäck und schnell verzehrbarem Proviant, was weniger Rast bedeutete, dauerte der Ritt vom Turm nach Denerim drei Wochen. Mit den Wachen, die nun auch noch einen von Ochsen gezogenen Karren forderten, um nicht andauernd ihre Rüstungen schleppen zu müssen würde die Reise sich quälend lang dahin ziehen. Kilian beschloss, die Truppe solange mitzuschleifen, bis sie die gefährlicheren Gebiete des Bannorns durchquert hatten und er die beiden Magier richtig einschätzen konnte. Während der Elf ein offensichtlicher Gegner war, konnte Kilian Rafael bislang noch nicht recht einschätzen. Er schien glücklich über die Freiheiten hier und das Entkommen aus Kirkwall, doch würde er dieselbe Haltung auch noch an den Tag legen, wenn sie sich dem Zirkel Fereldens näherten?

    Das waren Fragen, mit denen sich Kilian später beschäftigen wollte. Nun jedoch begutachtete er die Soldaten, die sich in einer Linie aufgestellt hatten. Sie waren allesamt in mittelmäßige Rüstungen gekleidet, Standard den Truppen der meisten Banns. Günstig, aber effektiv. Dazu trugen sie verschiedene Waffen. Kilian zählte zwei Bogenschützen, einen Armbrustschützen in Stepprüstung an dessen Gürtel zudem zwei Dolche ruhten, zwei leicht gepanzerte Pikeniere mit runden Eisenhüten auf den Schädeln, einen breitschultrigen Krieger mit einer einfachen doppelblättrigen Streitaxt und drei mit Schwertern aufgerüstete Krieger. Dazu zählte Eke, der zu der breiten Klinge einen hölzernen Dreieckschild ohne Wappen, dafür aber mit einem Eisenbuckel trug. Die beiden in rote Kettenhemden gewandten Schwertkämpfer unterschieden sich hinsichtlich der Bewaffnung, als dass einer wie Kilian Schwert und Linkhand verwendete, der andere jedoch zwei Schwerter trug, von denen das eine zwar schmaler und ein Stück kürzer war, als das andere, jedoch zweifelsfrei noch als Schwert durchging. Nur Eke trug eine schwere Kettenrüstung, die anderen schienen, anders als die Wachen mit denen der Bann heran getippelt war, nicht zu dessen „Leibgarde“ zu gehören. Kilian fluchte innerlich, sich auf den Handel eingelassen zu haben. Doch ein Templer hält sein Wort.
    Einen Templer an der Ausführung seiner Pflicht zu stören ist Verrat am Erbauer“, ermahnte Kilian mit erhobener Stimme. „Vergesst das während der Reise nicht“, raunte er und schaute dabei Eke an, der ihn feindselig anfunkelte.

    Die Reise begann also unter keinem guten Stern und Kilian hoffte inständig, dass sich seine Befürchtung und die Rafaels nicht bewahrheiten würden und dies eine, wie der Magier es genannt hatte, aufregende Reise werden würde, obwohl sich der Templer sicher war, dass Rafael nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn ihr Weg an der frischen Luft länger als drei Wochen dauern würde.

    Der Karren juckelte ruhig über die gepflasterten Wege, während die Stadt mit ihren unzähligen Türmen und spitzen Dächern, die über die hohe Steinmauer schauten, hinter ihnen immer kleiner und kleiner wurde. Die Wachen lachten ausgelassen, die meisten ihrer Waffen lagen auf dem mit Proviant beladenen Karren. Sie schlenderten ruhig neben dem Gefährt her und warfen hin und wieder verstohlene Blicke zu dem Elfen, zu Rafael und zu Kilian, der am Kopf des Trosses in seinem Sattel schaukelte.

    Hey… pssst“, zischte der Elf, als Rafael unter scheinbar größter Mühe sein Pferd an ihm vorbei zu lenken versuchte, wobei der sonst sicher wirkende Magier eher wie ein hilfloses Kind schien und den Wachen mehrfache Lacher spendierte.
    Magier!“, zischte der Elf. „Wie fühlt man sich so als Sklave der Kirche, hm?“
    Rafael legte die Stirn in Falten, sagte aber nichts.
    Hat dir gefallen deinen Zauber gegen mich zu richten, stimmt´s? Wolltest deine Templer. Herrchen beeindrucken? Hat geklappt! Vielleicht bekommst du ja eine extragroße Zelle im Zirkel!“

    Er lachte trocken auf. Dann setzte er sich so aufrecht wie es ging im Sattel auf und schaute Rafael mit spöttischem Blick an.
    Ich nenne dich ab jetzt Buttlicker. Ist doch passend, oder?“
    Er nickte selbstgefällig und grinste.
    Buttlicker…“, flüsterte er.
    Shepard Commander ist offline
  16. #56
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    Vitus | Waffenpflege

    Was bisher geschah: Lothar

    [Bild: 8fpNsU0vitus.png]Vitus runzelte die Stirn als er nur wenige Schritte vor der Waffenschmiede stehen blieb und resigniert feststellen musste, dass es in diesem Ort keinen Schmied, sondern eine Schmiedin gab. Die Frau hatte muskulösere Arme als ein Qunari—und vielleicht war sie auch eine Mischung aus Mensch und Qunari, Vitus war sich nicht wirklich sicher, ob das unmöglich war—Haare zu einem kurzen Zopf nach hinten gebunden, ihr Blick mürrischer als Jos, wenn er Verstopfungen hatte, während sie mit nahezu aggressiver Gewalt den Hammer schwang.

    Sie erinnerte Vitus sehr an seine Mutter.

    Für einen Moment überlegte er einfach wieder auf dem Absatz kehrt zu machen. Allerdings war dies keine wirkliche Option, hatte sein aufgegabeltes Großschwert sichtlich viel Schaden auf der Reise von Ostagar in den Norden genommen—und unterwegs, nicht wirklich überraschend, hatte er keine wirkliche Möglichkeit gefunden dieses ordnungsgemäß in Stand zu setzen, vor allem ohne Schmalz und Polierpulver, das er gleich kaufen sollte.

    Vielleicht kam er mit minimaler Kommunikation aus. Also korrigierte er resolut seine Schulterhaltung und sprühte hoffentlich vor freundlicher Unnahbarkeit, als er sich dem kleinen Laden näherte. Die Frau am Schmiedeeisen widmeten ihn keines Blickes, stattdessen schob sich eine petite Zwergin zwischen ihnen und musterte ihn aus großen, funkelnden Augen.

    „Kann ich helfen, Ser?“ fragte sie, hob skeptisch eine Augenbraue während sie ihren Blick über Vitus gleiten ließ. Zugegebener Maßen, er sah aus wie ein Vagabund mit seiner verschlissenen Kleidung und einem ungepflegten Großschwert, das stumpfer war als ein altes Küchenmesser. Nicht dass die Schärfe der Scheide deutlich von Bedeutung war bei Großschwertern, aber es sollte doch mehr hergeben als zackige Kanten.

    Damals hatte er ein Templergroßschwert besessen, mit edlen Verzierungen in Gold und dem geflügelten Templerwappen am Griff—er hatte es zurück gelassen, hätte es ihn zu sehr zurückgehalten, zu leicht erkennbar gemacht.

    „Schwertpflege,“ brummte er als Antwort, erntete dafür eine weitere gehobene Augenbraue. Vitus räusperte sich einmal, versuchte es dann mit etwas mehr Höflichkeit. „Verzeiht,“ begann er erneut, „die Reise war lang und ermüdend.“ Ungelogen, sie war lang, aber mit Jo an der Seite alles andere als ermüdend. „Ich müsste nur meine Waffe pflegen, habe allerdings alles an Räuber unterwegs verloren.“ Gelogen, er hatte sich nicht einmal etwas mitgenommen, weil er nicht geglaubt hatte, dass er überhaupt so lange am Leben bleiben würde.

    „Setzt euch, Ser, ich bringe euch, was ihr benötigt,“ meinte sie, winkte dann in die generelle Richtung der Schmiedin. Vitus nickte dankend. Es dauerte nicht lange, bis die Zwergin zurück kam und eine schwarze Ledertasche vor ihm ablegte. Vitus warf einen kurzen Blick rein, um den Inhalt zu kontrollieren, drückte dann der Zwergin einige Münzen in die Hand.

    Das Reinigen der Waffe war ein schwierigeres Unterfangen als er angenommen hatte, war das Schwert tatsächlich schmutziger und teilweise rostiger als erwartet. Vermutlich hatte er Glück, dass er in seinen Rekrutenjahren soviel Unfug angestellt hatte, dass er fast jeden Abend damit verbringen durfte, die Übungsschwerter für die nächsten Trainingseinheiten wieder herzurichten, weshalb er sich mit geübter Leichtigkeit daran setzte Hohlkehle und Scheide mit einem Tuch zu reinigen. Nur im Unterbewusstsein registrierte er die Gespräche um ihn herum, zwischen der Schmiedin und der Zwergin, einigen Dorfbewohnern, die sich zum Tratschen trafen.

    Einmal sah er runzelnd auf, als er hörte, dass der hiesige Bann seine Wachen vor Ostagar zurückgehalten hatte, verzog dabei die Mundwinkel bevor er seine Arbeit stur fortsetzte. Vermutlich war er nicht der einzige, der lieber seinen Wohnsitz als sein Land schützen wollte, dennoch kam Vitus nicht umhin unterschwellige Wut zu spüren.

    Er wusste nicht wie lange er die Scheide geputzt, mit Stahlstücken leicht geschärft und dann geölt hatte, bis er sich dem Griff widmete, erst aufsah als das Sonnenlicht nicht mehr in der Scheide reflektiert wurde. Für einen Moment war er von der weitergezogenen Sonne irritiert, bis er realisierte, dass er sich mit seinen Gefährten verabredet hatte. Es war bereits zu lange her, dass er mit anderen gereist war und sich ihnen anpassen musste.

    Er schulterte das Schwert, warf sich die Ledertasche um die Hüften und machte sich auf den Weg zum Marktplatz, wo sie sich verabredet hatten. Tatsächlich war er der letzte, der eintraf. Jo hatte die Arme vor der Brust verschränkt, während sein Blick gewohnt mürrisch war. Der Ritter jedoch stand ruhig neben seinem Pferd, streichelte beruhigend dessen Flanken und wirkte wenig erbost über das Warten.

    Nicht dass Vitus sagen konnte, ob der Jüngling genervt war, aber das würde er recht schnell herausfinden.

    Für einen Moment blieb Vitus in der Masse stehen, beobachtete die beiden Männer. Es war ein ungewohntes Gefühl, musste er feststellen, erneut jemanden zu haben, den er aufsuchen konnte, der bereit war auf ihn zu warten. Es sollte nicht unbekannt sein, aber dennoch war es befremdlich, weil diese beiden nicht niederrangig Soldaten waren, sondern Männer, die sich freiwillig entschieden nicht ohne ihn weiter zu reisen, scheinbar egal wie lange sie warten mussten.

    Grimmig stellte er fest, dass er pseudo-philosophisch und sentimental wurde.

    Mürrisch schüttelte er den Kopf, trat dann an die beiden heran. „Entschuldigt die Verspätung,“ meinte er knapp und Jo schnellte wie ein Wirbelwind herum.

    Vitus hob abwartend eine Augenbraue.
    Moku ist offline Geändert von Moku (11.02.2015 um 19:47 Uhr)
  17. #57
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Dunkle Brut ~ Antwort von: Glandis

    [Bild: Aril_Ava.png] Aril sah Glandis auflachen und meinte verschmitzt: »Aril, Aril, du fragst mir ja ein Loch in den Bauch …«

    Dann bot sie ihr an, im Lager später ihr diesen Kampfstil des Verborgenen einmal zu zeigen. Eifrig nickte Aril, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie dafür flink und leise genug war.
    Taktik würde ihr auch helfen, sie hatte zwar Einweisungenin die Kriegsführung bekommen, aber das war ähnlich langweilig gewesen wie der Geschichtsunterricht über vergangene Könige und große Helden und sie hatte fast alles restlos vergessen.
    »Hast Du meinen Ruf „Mach ihn fertig! Töte ihn!“ gehört? Denn ich musste mich stark konzentrieren, als ich den Hurlock anvisierte. „gova, mae gova …“ „treffen, ja treffen ...“ habe ich mir auferlegt. Denn der Kampf mit dem Bogenschützen war sehr schwer für mich. Denn er blieb, obwohl meine Sprungrolle erfolgreich war und ich ihn mit meinen Beinen traf, stehen. Verstehst du das?«

    Aril nickte, sie verstand was Glandis meinte.

    »Er blieb einfach stehen. Viele hätte es umgerissen, ihn nicht. Er war gut. So habe ich in seine Fratze geschrien: „gwanna hû!“. Das bedeutet in eurer Sprache etwa: „sterbe Hund!“. Er nahm seinen Bogen in beide Hände und mir war es, als wenn mein Spiegelbild vor mir steht. Ich hätte auch so einen Angriff geblockt. Aber ich habe ihn getäuscht. Es war nur eine Finte mit wenig Kraft. Er ist darauf reingefallen. Er war auch nicht ganz bei der Abwehr dabei, denn sicherlich hat er beim Kampf sein Hirn zermartert, wo ich hergekommen bin. Jedenfalls habe ich seinen Schlag unterlaufen, mich eingedreht und anschließend beide Dolche nach und nach zielsicher zum Stoß gebracht. Man konnte das Knirschen hören, als der Brustpanzer durchdrungen wurde. Doch er wollte den Tod nicht wahrhaben und so habe ich beide Dolche seinen Hals gerammt und seinen fallenden Körper mit einem Tritt beschleunigt.«

    Aril verzog angewidert den Mund. Das Geräusch konnte sie sich lebhaft vorstellen. Und Glandis hatte sich tatsächlich in eine große Gefahr gebracht. Sie hatte gewusst, was für ein Gegner auf sie wartete, sie kannte diese Genlocks. Und trotzdem hatte sie sich dafür entschieden, mehr noch, sie hatte auch den Bogen genommen, obwohl es ihr zutiefst zuwider war und damit Arils Leben gerettet.
    Ein teil von Aril fragte sich, wie man nur so verbohrt sein konnte, nur einen Bogen zu verwenden und sich nicht ein wenig pragmatischer geben konnte, aber die andere Seite in ihr, die Neugierige, die konnte Glandis' Handeln besser nachvollziehen.
    Kurz blickte sie zu der Elfe auf: "Ja, ihc habe deinen ruf gehört. Er hat mir viel Hoffnung gegeben ... Danke dir!" setzte sie hinzu.

    Glandis bat sie noch, ein Seil oder etwas dergleichen zu suchen, um die Leiche zu vergraben.
    Sofort machte Aril sich auf und näherte sich dem Platz, wo das Reh lag. Dort war das Lager der Genlocks gewesen. Ein einzelner Feuerstein lag herum, ein Schleifstein, den sie wohlweislich einsteckte. Und tatsächlich entdeckte sie auch ein Seil. Ein wenig mitgenommen sah es aus, es begann auszufransen, aber es würde noch stabil genug sein.
    Mit ihrem Fund kehrte sie zu Glandis zurück, dann machte sie sich daran, die Schaufel aufzunehmen, und ein Loch auszuheben.
    Über di Schulter fragte sie Glandis: "Das Reh können wir gleich mitvergraben, oder?"
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (14.02.2015 um 12:38 Uhr)
  18. #58
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 13

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Glandis sah das Seil in der Hand vor Aril und hörte: „Das Reh können wir gleich mitvergraben, oder?“ Die Dalish nickte und sagte fast nebenbei: »Sollten wir.« Dann ging sie einmal um Aril herum, was der Ferelderin sicherlich komisch vorkommen musste. Betrachtete dabei das Seil und erklärte zu Aril: »Du bist ein Schatz! Denn das Seil können wir an die Beine der Toten anbinden. An jeden Fuß ein Ende und dann ziehen wir in der Mitte diese Dinger alle zusammen. Ich bin so froh, dass ich sie nicht groß anfassen muss.« Sie ging dorthin, wo die Schaufel lag, schaute sich um, wechselte zu einem mittig gelegenen Bereich. Dort schien der Boden auch nicht so hart zu sein und begann zu graben. Nach einer geraumen Zeit wollte Aril mit dem Verweis auf den Rücken Glandis einfach mal ablösen. Sie lies es geschehen, ob sie es nicht für nötig hielt. Sie war schon eine zähe Person, die Dalish. Die beiden kamen gut voran und schufen ein Loch, welches in der Breite ausgelegt war und alle Leichen aufnehmen konnte.

    So wie vorgeschlagen wurde das Seil am Ende der Beine verknotet und beide zogen sie die Dunkle Brut zu dem frisch ausgehobenen Loch. Weil von dem Ziehen sich die Schlingen verfestigt hatten, schnitt Glandis mit ihrem Jägermesser einfach das Seil knapp über den Knoten ab. Sie hatten gut zu tun und ab und zu griff Aril in die Scherzkiste und sagte zu Glandis „Hüh, mein Pferdchen, hüh!“ Beim ersten Mal musste die so bezeichnete Frau herzergreifend lachen, bis ihr die Tränen kamen. Und vielleicht auch überrascht zu der Wirkung ihres Scherzes wiederholte Aril den Spruch mehrfach.

    Schließlich waren sie alle in dem Erdloch versenkt, die wenigen Dinge aus dem Lager, aber auch die Waffen, wurde ebenso dort hineingeworfen. Anschließend schippten die beiden das Loch wieder zu und traten es fest. »Sollten wir«, hatte Glandis geraten, »damit wilde Tiere, die das Aas wittern, hier nicht gleich alles aufwühlen.«

    Dann schulterte Glandis die Schaufel und sagte zu Aril mit einem Blick auf den Sonnenstand: »Schau, es ist schon Mittag. Mal sehen, was es bei uns zu essen gibt?« Dabei lachte sie Aril einfach an.

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    VRanger ist offline Geändert von VRanger (14.02.2015 um 13:02 Uhr) Grund: verlinkt
  19. #59
    Ritter Avatar von Khardim
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Kilian nahm Ser Robert beiseite.
    Ich fürchte, wenn wir den Elfen hier lassen, überlebt er keine Woche, flüsterte er dem riesenhaften Templer zur. „Allerdings ist mir nicht sehr wohl dabei, diesen Eke mitzunehmen. Behalte den ganz besonders im Blick.
    Ser Robert nickte. „Natürlich, Seir“.
    Plötzlich tauchte Rafael zwischen den beiden auf und begann sich munter über Kilians Entscheidung zu echauffieren. Dieser wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, wurde jedoch von einem urplötzlich aufkeimendem Tumult erfasst. Es war der Elf, der die Ketten abgestriffen hatte und eine per Hasenfußtaktik zum weit geöffneten Tor eilte.

    Dummer Junge!, flüchte Kilian laut und setzte dem Magier mit wehendem Umhang nach, ebenso wie Ser Robert der aufgrund seiner Rüstung und der Masse, die er bewegte jedoch wesentlich langsamer war. Die Wachen des Banns huschten hektisch umher und Kilian musste ihnen mehr als einmal mit einem Sprung ausweichen, während Cedric, der noch immer die Zügel seines Pferdes und das von Rafael in den Händen hielt, hilflos zuschaute. Schon fast hatte der Flüchtige das Tor erreicht, als er auf einmal langsamer wurde. Seine Knochen schienen zu Eis zu erstarren und jede Bewegung erst sehr anstrengend und letztlich unmöglich werden zu lassen. Kilian erkannte es sofort als einen Zauber und schloss daher darauf, dass Rafael diesen wirkte, waren doch sonst keine anderen Magieträger anwesend.

    Er entschleunigte seine Schritte zu einem lockeren Gang, schob das Schwert in die Scheide und packte den Elfen am Genick, der wie ein Rohrspatz fluchte, während ihn die unsichtbare Macht gefangen hielt. Kilian hatte zwar nicht Roberts Größe, doch war der Unterschied was ihre reine Muskelkraft anging zumindest nicht himmelschreiend. So drückte Kilian Kopf und Körper des ohnehin schmächtigen Elfen tief genug hinab, dass er sich kaum bewegen konnte, bis die Wachen mit den Ketten ankamen. Der Templer schaute zu Rafael, der den Zauber nun fallen ließ und nickte diesem kurz und knapp zu. Mehr Lob würde es nicht geben.

    Neue Ketten!, befahl Kilian, was innerhalb kurzer Zeit auch erfüllt würde. Diese saßen strammer, als die letzten und hatten schwere, klotzartige Ballungen am Handgelenk, was den Gefangenen dazu veranlasste, die Arme vor dem Körper baumeln zu lassen, wollte er sie nicht unter hoher Kraftanstrengung hochhieven. Ser Robert nahm sich des Elfen an, der dann auf ein gebrachtes Pferd gesetzt wurde. Zusätzlich zu der Kette um die Hände wurden seine Füße an die Steigbügel gebunden, damit der Gefangenen nicht in einem Anfall von Freiheitsdrang vom Pferd springen und weglaufen konnte.

    Kilian stand alleine auf dem Hof, drehte einen goldenen Ring an dem vierten Finger der rechten Hand, dessen Oberfläche durch das bekannte Spiel und die langen Zeit der Benutzung des Schmuckstücks schon stark abgerieben war, als er Rafael ohne Begleitung oder Aufgabe auf dem Hof stehen sah. Es gab noch etwas zu sagen, daher überwand sich Kilian, die unangenehme Aufgabe nicht einfach beiseite zu schieben und schritt zu ihm herüber.

    Sieht so aus als stünde uns eine aufregende Reise bevor“, sagte der Magier mit leichtem Spott in der Stimme, als Kilian vor ihm stand. Dieser nickte weder, noch schüttelte er den Kopf. Er sah Rafael nur an, dann begann er in ruhigem Ton zu sprechen:
    Ich diene dem Orden schon mein ganzes Leben. Dies ist nicht meine erste Eskorte und es wird auch nicht meine Letzte sein. So sehr ich Euren Rat in Zukunft auch zu schätzen wissen werde, überlasst militärische oder organisatorische Dinge mir“, tadelte er. Der Hauptmann ließ die Worte wirken und hoffte, dass sie nicht auf taube Ohren stießen. Dann fuhr er fort: „Seid also unbesorgt, wir bringen Euch sicher zu Eurer neuen Heimat. Ich werde Cedric anweisen, Euch zu begleiten, denn Ihr scheint ihm mehr gewogen, als Ser Robert oder mir.
    Die Wahrheit, unbeliebt zu sein, hatte Kilian noch nie gestört. Weder von seinen Templerbrüdern in der Zeit der Ausbildung, die des Öfteren voller Neid über ihn geredet und ihn gemieden hatten, noch von den Magiern, deren Abneigung von stummer Ignoranz bis zum Wunsch, Kilian möge in allen Höllen brennen, reichte.

    Kilian verneigte sich leicht zum Abschied, dann wandte er sich zum Gehen. Nach wenigen Schritten drehte er sich nochmals um und sagte: „Lasst Euch von Cedric helfen, das Pferd zu führen. Ihr werdet noch lange im Sattel sitzen müssen!

    Die Gruppe war bereit zur Abreise, doch ärgerte sich Kilian über den Bann, der nur drei seiner Soldaten mit Pferden ausgestattet hatte plus das Tier, auf dem der namenlose Elf saß. Kilian hatte gehofft, eine rasche Reise hinter sich bringen zu können. Auf dem Rücken eines guten, schnellen Pferdes mit leichtem Gepäck und schnell verzehrbarem Proviant, was weniger Rast bedeutete, dauerte der Ritt vom Turm nach Denerim drei Wochen. Mit den Wachen, die nun auch noch einen von Ochsen gezogenen Karren forderten, um nicht andauernd ihre Rüstungen schleppen zu müssen würde die Reise sich quälend lang dahin ziehen. Kilian beschloss, die Truppe solange mitzuschleifen, bis sie die gefährlicheren Gebiete des Bannorns durchquert hatten und er die beiden Magier richtig einschätzen konnte. Während der Elf ein offensichtlicher Gegner war, konnte Kilian Rafael bislang noch nicht recht einschätzen. Er schien glücklich über die Freiheiten hier und das Entkommen aus Kirkwall, doch würde er dieselbe Haltung auch noch an den Tag legen, wenn sie sich dem Zirkel Fereldens näherten?

    Das waren Fragen, mit denen sich Kilian später beschäftigen wollte. Nun jedoch begutachtete er die Soldaten, die sich in einer Linie aufgestellt hatten. Sie waren allesamt in mittelmäßige Rüstungen gekleidet, Standard den Truppen der meisten Banns. Günstig, aber effektiv. Dazu trugen sie verschiedene Waffen. Kilian zählte zwei Bogenschützen, einen Armbrustschützen in Stepprüstung an dessen Gürtel zudem zwei Dolche ruhten, zwei leicht gepanzerte Pikeniere mit runden Eisenhüten auf den Schädeln, einen breitschultrigen Krieger mit einer einfachen doppelblättrigen Streitaxt und drei mit Schwertern aufgerüstete Krieger. Dazu zählte Eke, der zu der breiten Klinge einen hölzernen Dreieckschild ohne Wappen, dafür aber mit einem Eisenbuckel trug. Die beiden in rote Kettenhemden gewandten Schwertkämpfer unterschieden sich hinsichtlich der Bewaffnung, als dass einer wie Kilian Schwert und Linkhand verwendete, der andere jedoch zwei Schwerter trug, von denen das eine zwar schmaler und ein Stück kürzer war, als das andere, jedoch zweifelsfrei noch als Schwert durchging. Nur Eke trug eine schwere Kettenrüstung, die anderen schienen, anders als die Wachen mit denen der Bann heran getippelt war, nicht zu dessen „Leibgarde“ zu gehören. Kilian fluchte innerlich, sich auf den Handel eingelassen zu haben. Doch ein Templer hält sein Wort.
    Einen Templer an der Ausführung seiner Pflicht zu stören ist Verrat am Erbauer“, ermahnte Kilian mit erhobener Stimme. „Vergesst das während der Reise nicht“, raunte er und schaute dabei Eke an, der ihn feindselig anfunkelte.

    Die Reise begann also unter keinem guten Stern und Kilian hoffte inständig, dass sich seine Befürchtung und die Rafaels nicht bewahrheiten würden und dies eine, wie der Magier es genannt hatte, aufregende Reise werden würde, obwohl sich der Templer sicher war, dass Rafael nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn ihr Weg an der frischen Luft länger als drei Wochen dauern würde.

    Der Karren juckelte ruhig über die gepflasterten Wege, während die Stadt mit ihren unzähligen Türmen und spitzen Dächern, die über die hohe Steinmauer schauten, hinter ihnen immer kleiner und kleiner wurde. Die Wachen lachten ausgelassen, die meisten ihrer Waffen lagen auf dem mit Proviant beladenen Karren. Sie schlenderten ruhig neben dem Gefährt her und warfen hin und wieder verstohlene Blicke zu dem Elfen, zu Rafael und zu Kilian, der am Kopf des Trosses in seinem Sattel schaukelte.

    Hey… pssst“, zischte der Elf, als Rafael unter scheinbar größter Mühe sein Pferd an ihm vorbei zu lenken versuchte, wobei der sonst sicher wirkende Magier eher wie ein hilfloses Kind schien und den Wachen mehrfache Lacher spendierte.
    Magier!“, zischte der Elf. „Wie fühlt man sich so als Sklave der Kirche, hm?“
    Rafael legte die Stirn in Falten, sagte aber nichts.
    Hat dir gefallen deinen Zauber gegen mich zu richten, stimmt´s? Wolltest deine Templer. Herrchen beeindrucken? Hat geklappt! Vielleicht bekommst du ja eine extragroße Zelle im Zirkel!“

    Er lachte trocken auf. Dann setzte er sich so aufrecht wie es ging im Sattel auf und schaute Rafael mit spöttischem Blick an.
    Ich nenne dich ab jetzt Buttlicker. Ist doch passend, oder?“
    Er nickte selbstgefällig und grinste.
    Buttlicker…“, flüsterte er.

    [Bild: Rafael_2.jpg]
    Unter ständigem Geklapper der Hufe zog der kleine Tross auf der Straße in Richtung Westen. In Anbetracht des schönen Wetters und des gut gefüllten Proviantkarrens hätte man an eher an eine Vergnügungsreise denken können als an einen Gefangenentransport, doch machte sich Rafael keine Illusionen: Sie waren nicht auf einem Spaßausflug unterwegs und wenn es hart auf hart kommen sollte, zählte er eher zu den Gefangenen als zu den Transportern. Er hoffte inständig, dass dieser Elf keine weiteren Scherereien machte und sich dem Unausweichlichen fügte. Nebenbei wünschte er den Wachen, die den Tross begleiteten, noch die Verderbnis an den Hals, weil sie durch den leichten Marsch mehr als genug Zeit hatten sich über seine Reitkünste zu amüsieren. Er beschloss, sie am Abend zu einer Runde Sündenfall herauszufordern und zu gewinnen, damit er diesen Flegeln nicht nur als der Magier in Erinnerung blieb, der nicht reiten konnte. Für den Moment war er sehr dankbar das offenbar die Instinkte eines Herdentieres von seinem Pferd Besitzt ergriffen hatten, sodass es gleichmütig neben dem Wagen hertrottete und keiner weiteren Aufmerksamkeit bedurfte. Der gefangene Elf saß schief auf seinem Pferd, hatte aber nicht die nötige Bewegungsfreiheit, um seinen Sitz zu korrigieren. Die Zügel waren an das Joch des Zugpferdes geknotet, sodass es nicht zur Flucht hätte angetrieben werden können, selbst wenn sein Reiter freie Hände gehabt hätte. Vor dem Karren ritt Cedric und plauderte mit einem der Soldaten, der etwa in seinem Alter sein musste. Der Templer schien ebenso ein geselliger Mensch zu sein und leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen.
    Da sie vermutlich noch eine weite Strecke zurück legen mussten, beschloss Rafael, in das Gespräch einzusteigen, um sich die Langeweile zu vertreiben. Er hätte freilich auch zu Kilian aufschließen können, der den Zug anführte, doch fiel ihm nicht viel ein, das er mit dem Hauptmann hätte besprechen können. Sie hatten vor der Abreise alles mit knappen Worten geklärt und auch wenn er weiterhin der Meinung war, dass diese Reise eine Schwachsinnsidee war, hatte er beschlossen, dem Templer wie gewünscht nicht weiter reinzureden.
    Der Magier nahm die Zügel in die Hand und trieb sein Pferd an, um zu Cedric zu gelangen und nach einigen Versuchen bequemte sein Ross sich tatsächlich dazu, ein wenig schneller zu gehen. Ein sarkastisches Raunen der Bewunderung ging durch die Soldaten.
    Als er auf gleicher Höhe mit dem Gefangenen war, nutzte dieser sofort die Gelegenheit, ihn zu reizen. Rafael zog ohne ein Wort der Erwiderung an ihm vorbei. Er hatte damals die älteren Magier in Kirkwall auch stets provozieren wollen und war selbst schon von seinen eigenen Lehrlingen deutlich kreativer beschimpft worden. Vermutlich machte jeder Magier in Anbetracht des unbekannten Lebens im Zirkel eine Phase der Rebellion durch, doch verstanden die allermeisten von ihnen, dass sie damit nur ihre Zeit verschwendeten. Bei Rafael hatte es einige Jahre gedauert, bis er seine Rolle annehmen konnte und für all jene, die ihren Widerstand niemals aufgaben gab es Männer wie Ser Robert.
    Der Zirkel war Heimat und lebenslanges Gefängnis in einem. Es gab ebenso viel Gutes wie Schlechtes darin und die einzige Herausforderung, der sich ein Magier trotz all der ebenso privilegierten Leidensgenossen ganz allein stellen musste, war es zu akzeptieren, dass man sein ganzes Leben dort verbringen würde, sobald sich die Tore einmal durchquert hatte. Natürlich gab es Ausgänge und einige der höherrangigen Magier lebten komplett außerhalb der Mauern doch war niemand wirklich frei von ihnen. Ob man wollte oder nicht, man kehrte immer zurück. Erst wenn man das verstanden und angenommen hatte, konnte man überhaupt damit beginnen, ein richtiger Magier zu werden. Natürlich war es einfacher, wenn man kein anderes Leben kannte, also schon in früher Kindheit in den Zirkel gebracht wurde, doch gab es bei niemandem eine Garantie dafür, dass er ihn als sein Zuhause annehmen würde.
    Bei dem Elfen war sich Rafael nahezu sicher, dass es wenn überhaupt lange dauern würde, bis er sich an den Zirkel gewöhnte. Manchmal half bei denen, die vorher in vollkommener Armut gelebt hatten, das gute Essen und die warmen Betten, die jedem zur Verfügung standen.
    Als er auf gleicher Höhe angekommen war, stieß Rafael Cedric am Arm an.
    ,,Das Zimmermädchen gestern war doch schon mal ein guter Anfang! Pass auf, Du erzählst mir etwas über Ferelden und ich erzähle Dir etwas über Kirkwall, speziell den weiblichen Teil davon, in Ordnung?'' Der Templer zögerte kurz, grinste dann aber verstohlen. Scheinbar gewöhnte er sich langsam an den Umgang mit dem Magier. So entwickelter sich ein langes Gespräch über die Geschichte der Kirche in Ferelden und die der heimlichen Liebschaften innerhalb eines Zirkels, die auch vom wachsamsten Templer niemals ganz unterbunden werden konnten.

    Als sich die Sonne langsam senkte und die Schatten hinter dem Tross immer länger wurden, gab Kilian Befehl zu halten. Sie hatten eine recht weitläufige Fläche am Rande des Bannorns erreicht, auf der sie genug Platz für ein Nachtlager finden würden. Während der Templer den Aufbau organisierte und Ser Robert die Soldaten zu sich rief, um eine Wacheinteilung für die Nacht vorzunehmen, blieb Rafael noch einen Moment im Sattel sitzen und atmete die klare Luft Fereldens ein. Sollte er im Zirkel nicht mit Aufgaben betraut werden, die regelmäßige Reisen erforderten, würde dies vermutlich eine von wenigen Nächten werden, die er unter freiem Himmel verbringen würde. Natürlich bevorzugte er ein weiches Bett unter und eine feste Decke über sich, doch stellte diese Reise eine angenehme Abwechslung zu seinem bisherigen Leben dar. Auch wenn er sich darüber im klaren war, dass die Templer ihn stets im Auge behielten, fühlte er sich deutlich weniger unter Beobachtung als in Kirkwall. Seine Entscheidung hierher zu kommen, war eine gute gewesen.
    Bevor er sich langsam von seinem Pferd herabkletterte schaute er noch kurz zu dem Elfen herüber, der grade wenig sanft aus dem Sattel gehoben wurde. Für ihn musste es unvorstellbar sein, sich in einem Zirkel wohl oder gar frei fühlen zu können, aber das war nicht Rafaels Problem. Wieder mit beidem Beinen auf dem Boden streckte sich der Magier und schüttelte seine Gliedmaßen aus, die sich merklich über den langen Ritt beschwerten. Plötzlich wurde er von hinten berührt. Er wandte sich um und sah sein Pferd, das ihn offenbar mit den Nüstern berührt hatte. ,,Suchst Du Streit?'', fragte er reflexartig. Das Pferd antwortete nicht.
    Anstatt länger mit dem Tier zu debattieren machte sich Rafael auf der Suche nach jemandem mit Spielkarten und etwas Geld zum Verlieren.
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen
    [Bild: Rafael_2.jpg]
    Unter ständigem Geklapper der Hufe zog der kleine Tross auf der Straße in Richtung Westen. In Anbetracht des schönen Wetters und des gut gefüllten Proviantkarrens hätte man an eher an eine Vergnügungsreise denken können als an einen Gefangenentransport, doch machte sich Rafael keine Illusionen: Sie waren nicht auf einem Spaßausflug unterwegs und wenn es hart auf hart kommen sollte, zählte er eher zu den Gefangenen als zu den Transportern. Er hoffte inständig, dass dieser Elf keine weiteren Scherereien machte und sich dem Unausweichlichen fügte. Nebenbei wünschte er den Wachen, die den Tross begleiteten, noch die Verderbnis an den Hals, weil sie durch den leichten Marsch mehr als genug Zeit hatten sich über seine Reitkünste zu amüsieren. Er beschloss, sie am Abend zu einer Runde Sündenfall herauszufordern und zu gewinnen, damit er diesen Flegeln nicht nur als der Magier in Erinnerung blieb, der nicht reiten konnte. Für den Moment war er sehr dankbar das offenbar die Instinkte eines Herdentieres von seinem Pferd Besitzt ergriffen hatten, sodass es gleichmütig neben dem Wagen hertrottete und keiner weiteren Aufmerksamkeit bedurfte. Der gefangene Elf saß schief auf seinem Pferd, hatte aber nicht die nötige Bewegungsfreiheit, um seinen Sitz zu korrigieren. Die Zügel waren an das Joch des Zugpferdes geknotet, sodass es nicht zur Flucht hätte angetrieben werden können, selbst wenn sein Reiter freie Hände gehabt hätte. Vor dem Karren ritt Cedric und plauderte mit einem der Soldaten, der etwa in seinem Alter sein musste. Der Templer schien ebenso ein geselliger Mensch zu sein und leicht mit anderen ins Gespräch zu kommen.
    Da sie vermutlich noch eine weite Strecke zurück legen mussten, beschloss Rafael, in das Gespräch einzusteigen, um sich die Langeweile zu vertreiben. Er hätte freilich auch zu Kilian aufschließen können, der den Zug anführte, doch fiel ihm nicht viel ein, das er mit dem Hauptmann hätte besprechen können. Sie hatten vor der Abreise alles mit knappen Worten geklärt und auch wenn er weiterhin der Meinung war, dass diese Reise eine Schwachsinnsidee war, hatte er beschlossen, dem Templer wie gewünscht nicht weiter reinzureden.
    Der Magier nahm die Zügel in die Hand und trieb sein Pferd an, um zu Cedric zu gelangen und nach einigen Versuchen bequemte sein Ross sich tatsächlich dazu, ein wenig schneller zu gehen. Ein sarkastisches Raunen der Bewunderung ging durch die Soldaten.
    Als er auf gleicher Höhe mit dem Gefangenen war, nutzte dieser sofort die Gelegenheit, ihn zu reizen. Rafael zog ohne ein Wort der Erwiderung an ihm vorbei. Er hatte damals die älteren Magier in Kirkwall auch stets provozieren wollen und war selbst schon von seinen eigenen Lehrlingen deutlich kreativer beschimpft worden. Vermutlich machte jeder Magier in Anbetracht des unbekannten Lebens im Zirkel eine Phase der Rebellion durch, doch verstanden die allermeisten von ihnen, dass sie damit nur ihre Zeit verschwendeten. Bei Rafael hatte es einige Jahre gedauert, bis er seine Rolle annehmen konnte und für all jene, die ihren Widerstand niemals aufgaben gab es Männer wie Ser Robert.
    Der Zirkel war Heimat und lebenslanges Gefängnis in einem. Es gab ebenso viel Gutes wie Schlechtes darin und die einzige Herausforderung, der sich ein Magier trotz all der ebenso privilegierten Leidensgenossen ganz allein stellen musste, war es zu akzeptieren, dass man sein ganzes Leben dort verbringen würde, sobald sich die Tore einmal durchquert hatte. Natürlich gab es Ausgänge und einige der höherrangigen Magier lebten komplett außerhalb der Mauern doch war niemand wirklich frei von ihnen. Ob man wollte oder nicht, man kehrte immer zurück. Erst wenn man das verstanden und angenommen hatte, konnte man überhaupt damit beginnen, ein richtiger Magier zu werden. Natürlich war es einfacher, wenn man kein anderes Leben kannte, also schon in früher Kindheit in den Zirkel gebracht wurde, doch gab es bei niemandem eine Garantie dafür, dass er ihn als sein Zuhause annehmen würde.
    Bei dem Elfen war sich Rafael nahezu sicher, dass es wenn überhaupt lange dauern würde, bis er sich an den Zirkel gewöhnte. Manchmal half bei denen, die vorher in vollkommener Armut gelebt hatten, das gute Essen und die warmen Betten, die jedem zur Verfügung standen.
    Als er auf gleicher Höhe angekommen war, stieß Rafael Cedric am Arm an.
    ,,Das Zimmermädchen gestern war doch schon mal ein guter Anfang! Pass auf, Du erzählst mir etwas über Ferelden und ich erzähle Dir etwas über Kirkwall, speziell den weiblichen Teil davon, in Ordnung?'' Der Templer zögerte kurz, grinste dann aber verstohlen. Scheinbar gewöhnte er sich langsam an den Umgang mit dem Magier. So entwickelter sich ein langes Gespräch über die Geschichte der Kirche in Ferelden und die der heimlichen Liebschaften innerhalb eines Zirkels, die auch vom wachsamsten Templer niemals ganz unterbunden werden konnten.

    Als sich die Sonne langsam senkte und die Schatten hinter dem Tross immer länger wurden, gab Kilian Befehl zu halten. Sie hatten eine recht weitläufige Fläche am Rande des Bannorns erreicht, auf der sie genug Platz für ein Nachtlager finden würden. Während der Templer den Aufbau organisierte und Ser Robert die Soldaten zu sich rief, um eine Wacheinteilung für die Nacht vorzunehmen, blieb Rafael noch einen Moment im Sattel sitzen und atmete die klare Luft Fereldens ein. Sollte er im Zirkel nicht mit Aufgaben betraut werden, die regelmäßige Reisen erforderten, würde dies vermutlich eine von wenigen Nächten werden, die er unter freiem Himmel verbringen würde. Natürlich bevorzugte er ein weiches Bett unter und eine feste Decke über sich, doch stellte diese Reise eine angenehme Abwechslung zu seinem bisherigen Leben dar. Auch wenn er sich darüber im klaren war, dass die Templer ihn stets im Auge behielten, fühlte er sich deutlich weniger unter Beobachtung als in Kirkwall. Seine Entscheidung hierher zu kommen, war eine gute gewesen.
    Bevor er sich langsam von seinem Pferd herabkletterte schaute er noch kurz zu dem Elfen herüber, der grade wenig sanft aus dem Sattel gehoben wurde. Für ihn musste es unvorstellbar sein, sich in einem Zirkel wohl oder gar frei fühlen zu können, aber das war nicht Rafaels Problem. Wieder mit beidem Beinen auf dem Boden streckte sich der Magier und schüttelte seine Gliedmaßen aus, die sich merklich über den langen Ritt beschwerten. Plötzlich wurde er von hinten berührt. Er wandte sich um und sah sein Pferd, das ihn offenbar mit den Nüstern berührt hatte. ,,Suchst Du Streit?'', fragte er reflexartig. Das Pferd antwortete nicht.
    Anstatt länger mit dem Tier zu debattieren machte sich Rafael auf der Suche nach jemandem mit Spielkarten und etwas Geld zum Verlieren.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Das Gute an gewöhnlichen Fußsoldaten war, dass sie einen Rastplatz in Windeseile aufbauen konnten. Wann immer ihnen ihre Vorgesetzten erlaubten, ihre faulen Ärsche in den schützenden Zelten, oder am wärmenden Feuer zu platzieren, dauerte es keine Stunde bis ein vollständig hergerichtetes Lager bereitstand und ein knisterndes Feuer in Erwartung, der Anführer zauberte besten Proviant hervor, entfacht worden war. Die Männer des Banns bildeten dabei keine Ausnahme.

    Schon bald standen sieben Zwei-Mann Zelte bereit, sechs von ihnen aus einfachen Laken in dreckigem Weiß, eines aus schwerem, schwarzen Stoff auf dessen Außenseite die Templerinsigne prangte.

    Da Ser Robert das Zelt nahezu allein ausfüllte, einigten sich Kilian und der Templer rasch darauf, dass Robert die erste Hälfte der Nacht schlafen würde, der Hauptmann dann die Zweite. Cedric solle sich ein Zelt mit Rafael teilen, den Elfenmagier würde man in warme Decken packen und ihm einen kleinen zeltähnlichen Unterstand bauen. Kilian befürchtete, dass der Magier das Zelt aus Frust ruinieren würde, was in Anbetracht der bevorstehenden Reisedauer wahrlich keine Freude wäre.

    Zwei Männer aus der Truppe des Banns würden indes die ganze Nacht lang Wache halten.
    Kilian begutachtete das Lager. Das Zentrum bildete das eineinhalb Schritt im Durchmesser breite Lagerfeuer, dass von einem steinernen Ring gesäumt wurde. In einen unregelmäßigen Halbkreis darum waren die Zelte aufgeschlagen. Besonderheiten bildeten nur das improvisierte Zeltgestänge für den Elfenmagier und der schwere Ochsenkarren, der nun das wirre Durcheinander verschiedenster Mitbringsel auf der Ladefläche offenbarte. Auch er stand in Reichweite der Zelte, sodass die Wache stets ein Auge darauf hatte. Das Lager war über einem sanft ansteigenden, gräsernen Abhang errichtet worden. Der Blick gab eine recht ebene und freundlich-grüne Landschaft frei, deren weite Felder nur von einzelnen Ansammlungen von Obstbäumen unterbrochen wurden, gefolgt von vier kleineren Höfen, einer davon mit einer dickbauchigen Windmühle, und einem ziegelgedeckten Gut.

    Auch hinter dem Lager des Trosses befand sich ein kleines Waldstück, wenn man den losen Verbund verschiedener, dünner Stämme denn einen Wald nennen möchte. Kilian schickte drei Freiwillige aus, Obst zu sammeln und ließ die Pferde und Ochsen nahe der Waldgrenze grasen. Während der Elfenmagier alleine, aber mit einem Auge stets von Ser Robert bewacht vor sich hin schmollte, hatte Rafael sich bereits unter die Soldaten gemischt. Ein sehr junger Bursche, vielleicht sogar noch jünger als Cedric, der Templerrekrut selbst und Rafael waren gerade in ein Kartenspiel, auf der den Soldaten gegenüberliegenden Seite des Lagerfeuers, vertieft. Kilian war zwar über den Umgang des Magiers und des jungen Cedric sehr erfreut, missbilligte allerdings das Glücksspiel, an dem der Templerrekrut zwar nicht teilnahm, dem geschickten Blatt des Magiers jedoch begeistert folgte. Er würde das Verhalten der Beiden im Auge behalten. Rafael grinste breit und steckte Cedric damit an. Der junge Soldat hingegen wurde zunehmend mieser gelaunt und als Rafael ein obszönes Gelächter hören ließ (in etwa sowas wie „Jetzt hab ich dir aber den Arsch versohlt“) beschloss Kilian einzuschreiten.

    Mit langen Schritten kam er zum Feuer, nickte Ser Robert zu, der einen der von den Soldaten mitgebrachten Schemel beanspruchte und bedeutungsschwer das riesige Schwert mit einem Lappen putzte. Die Soldaten vermieden es, dem bärtigen Riesen ins Gesicht zu schauen. Kilian schaute zu den Männern des Banns, die entweder wegschauten oder ihm respektvoll zunickten, mit Ausnahme von Eke. Dieser Bastard funkelte Kilian wie immer bösartig an und der Templer war sich sicher, dass er noch vor dem Ende der Reise seine Position gegenüber dem Offizier klar machen musste. Ein Rudel funktionierte nicht mit zwei Alpha-Tieren, das wusste sogar Kilian.
    Mit diesem Gedanken ließ er sich auf eine der grob zugehackten Baumstümpfe nieder, die um das Feuer postiert worden waren. Cedric verstummte sofort und wischte sich rasch das Grinsen aus dem Gesicht. Auch der junge Soldat schien eingeschüchtert, was der Hauptmann nur mäßig verstehen konnte, bedachte man doch, dass er die letzte Stunde in Gesellschaft eines Magiers verbracht hatte.

    Mein Herr Marlov, ich habe mir erlaubt Euch ein Zelt mit Rekrut Cedric zuzuweisen. Ich hoffe Ihr seid einverstanden. Während dieser Reise ist uns leider kein großer Komfort gewährleistet, doch wenigstens liegt Ihr dort warm und trocken. Mit etwas Glück halten wir bei einigen Gasthäusern, Höfen oder sogar Anwesen. Templer sind gern gesehene Gäste in den meisten Haushalten, sagte er und verbarg den Stolz in seiner Stimme. Es stimmte, viele Bürger Fereldens, vor allem jene einfachen Leute wussten die Anwesenheit eines Templers in ihrem Heim durchaus zu schätzen. Nicht selten tischten sie dann ihre besten Speisen auf und berichteten das Erlebnis stolz ihren Nächsten. Kilian schätze die Gastfreundschaft, würde sie jedoch auch nicht überstrapazieren. Sein Handeln als Templer fiel stets auf den Orden zurück, das vergaß er nie.

    Kilian griff zur Seite und zog seinen Kriegshammer, den Rabenschnabel hervor. Er fühlte sich beim sitzen sehr unangenehm an, stach die Spitze der Waffe ihn doch ständig leicht in die Seite. Cedric, dessen Waffe ja nur ein einfacher Streitkolben war und dessen Augen schon beim Überreichen der Waffe an seinen Hauptmann geleuchtet hatten, fragte vorsichtig: „Darf ich mal sehen, Seir?“
    Kilian wandte die Waffe in den Händen, fand er doch nichts Besonderes daran, zuckte dann mit den Schultern und reichte sie dem jungen Templer.
    Wenn wir wieder im Turm sind, kannst du die Waffe behalten. Ich bekomme schon eine Neue…, sagte Kilian. Cedric schaute ihn mit großen Augen an. „Aber Seir, warum wollt ihr eine Waffe nicht mehr tragen, die euch so trefflich gedient?“
    Kilian lächelte kurz auf, dann antwortete er: „Diese Waffe habe ich erst in der Kirche in Denerim bekommen, kurz bevor Ihr und Ser Robert mich dort aufgesucht habt. Ich hatte zuvor einen Zweihänder als Ersatzwaffe, doch zerbrach die Klinge vor nicht langer Zeit. Dieser Kriegshammer ist… nun ja, er ist weniger elegant aber tödlich“.

    Er wandte sich zu Rafael: „Mein Herr Marlov! Ihr und unser Rekrut tauschtet bereits Geschichten aus der Heimat aus? Ich wäre geehrt, wenn Ihr diese auch mit mir teilen würdet. Ich würde gerne wissen, wie es in der Heimat ist, obgleich Kirkwall wohl kaum für die gesamten Freien Marschen stehen kann“.

    Auf Rafaels fragenden Blick nach dem plötzlichen Interesse an ihm oder seiner Heimat antwortete der Templer: „Ich selbst bin ebenfalls in den Marschen geboren und aufgewachsen. Ich stamme aus Starkhaven, wart Ihr schon einmal dort?
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