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  1. #21
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Analyse VI ~ Antwort von: Glandis



    [Bild: Aril_Ava.png]Schweigend gingen die beiden Damen neben der geschnittenen Grasfurche entlang. Deutlich sichtbar war die Schneise, die die Hurlocks gerissen hatten - gar nicht so weit von Glandis Graben entlang. Als sie ein Stück gegangen waren - Aril wunderte sich, wie Glandis in der Hocke eine solche Strecke lautlos hatte zurücklegen können, aber bei dieser Elfe sollte sie am besten gar nichts mehr verwundern ... - da kamen sie an eine Stelle, wo Glandis kurz anhielt und bemerkte: »Hier habe ich Dich rufen gehört.« Aril wollte etwas dazu, doch die Dalish war schon weitermarschiert. Typisch! Das war "Diskussionen aus dem Weg gehen" im gelebten Stil! Aril stapfte hinterher.

    Zu ihrer Überraschung drehte sich die Elfe um und nahm sie bei der Hand. Erst deutete sie auf einen gut gerüsteten Bogeschützen, der leblos im Gras lag.

    Da drehte sich Glandis um, nahm Aril bei der Hand und zeigte zuerst auf den toten Elitebogenschützen, blickte dann zurück zum Kampfplatz von Aril und und sagte: »Ein gutes Stück Weg für einen Pfeil, meinst Du nicht?«

    Aril trat genau neben sie, hob die freie Hand an di Stirn und deckte die blendende Sonne mir der Hand ab. "Ja. Muss ein herausragender Bogescnütze gewesen sein. Vor allem, wenn er gar keinen Bogen bei sich trägt!" Sie deutete mit der Hand in Richtung des Schützen. "Wie hast du ihn erledigt?"
    Fawks ist offline
  2. #22
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 8

    [Bild: VR_Gladis_1.png]„Muss ein herausragender Bogenschütze gewesen sein. Vor allem, wenn er gar keinen Bogen bei sich trägt! Wie hast du ihn erledigt?" Zwischen den beiden Sätzen zeigte Aril in Richtung des Genlocks. Glandis verkniff sich den Spaß der Adligen darauf so zu antworten. Denn sie hatte es eher für sich gemeint, denn sie hatte ja keinen Bogen und war trotzdem mit ihren Schüssen erfolgreich gewesen. Vielleicht sind die »Shemlen so?«, dachte sie. Ihr kam in den Sinn, dass sie eigentlich seit langer Zeit wieder den Begriff im Kopf als Gedanke hatte. Sie wischte ihn weg und begann einen sehr von Sachlichkeit geprägten Bericht:

    »Habe sie vorbei rennen hören und hochgeschaut. Es waren doch mehr, als ich aus der Entfernung mit dem ersten Blick erhaschen konnte. Den Genlock hatte ich nicht gesehen. Aber«, hier hielt sie kurz inne, »der Genlock stand schussbereit. Er musste den Bogen bereits gezogen haben und es sah so wie ein festhaltender Schuss aus, denn er vollziehen wollte. Vielleicht haben ihn auch die Hurlocks gehindert, weil sie in seine Schussbahn gerannt sind. Ich konnte nicht so wie gedacht vorgehen …«

    Erneut hielt sie an. Schaute zu Aril und man sah, dass sie tief Luft holte für etwas was noch nicht gesagt war: »Aril, ich kämpfe gern mit dem Bogen und es funktioniert auch ganz gut, auch wenn ich für diese Waffe der Dunklen Brut mein ,delos‘ überwinden musste. Doch ich konnte ihn nur aus dem Verborgenen angreifen, aber dazu war ich viel zu weit weg. Denn er musste sofort gestört werden. Verstehst Du das? fragte die Dalish und senkte etwas ihren Kopf. Sie sprach leise weiter: »Die Dolche waren gezogen, doch wie kam ich dort hin? Ich habe mir ein Stück Holz zwischen die Zähne geklemmt, vielleicht hast du vorhin die Späne gesehen, mir eine Sprungrolle vorgenommen. Für den besten Fall hatte ich mir ausgemalt, würde ich ihn beim Ausrollen mit den Füßen einen Tritt geben können und ihn so vom Schuss abhalten. Aber meine Tarnung wäre dann dahin. So der Plan.«

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (29.01.2015 um 18:51 Uhr) Grund: verlinkt
  3. #23
    Felllecker  Avatar von Moonlord
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    vorherige Posts: Walla, Maeya'alinh, Gisele,

    [Bild: Walla_100P.png]
    Etwas besorgt schaute Walla der aufgehenden Sonne entgegen. Viel gab es davon nicht zu sehen, da die Bäume doch recht hoch standen, besonders aus dem Blickwinkel einer Zwergin. Doch ab und zu fanden ein paar warme Strahlen ihren Weg zwischen den Blättern hindurch und schufen kleine leuchtende Inseln im feuchten Gras.
    Wallas Blick schweifte über die Lichtung, blieb kurz an Gisele hängen, die regungslos an ihrem Baumstamm lehnte, und wanderte wieder zum Feuer zurück. Seufzend rückte sie den Topf mit Weizenbrei in die warme Asche. Wenn sie nicht ohne die Menschenfrau anfangen wollten, würde das Frühstück noch eine ganze Weile warten müssen.
    Und wo war eigentlich die Elfe?
    Walla gähnte herzhaft. Nach all der Aufregung der letzten Nacht überkam sie nun doch die Müdigkeit.
    "Was soll's. Ein kleines Nickerchen kann ja nicht schaden", murmelte sie vor sich hin. Es war ohnehin alles vorbereitet, Gisele schlief, Maeya'alinh war nicht zu sehen, da konnte sie sich genauso gut ebenfalls noch etwas hinlegen.
    Ächzend drückte sie ihre müden Knochen hoch, um zu Gisele herüberzuschlurfen und sich zu vergewissern, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Als sie dann vor der jungen Frau stand und in das kalkweiße Gesicht schaute, schüttelte sie erschrocken den Kopf. Giseles Mund war leicht geöffnet und passend zu den unruhigen Schnarchlauten rann ein dünner Speichelfaden heraus. "Bei den Ahnen, ich habe ja schon immer geahnt, dass man in Orlais nichts ordentliches zu trinken bekommt, aber dass ihr mein Tröpfchen dermaßen die Hacken weghaut ... tss ..." Fürsorglich faltete sie ihr die eiskalten Hände über dem Bauch zusammen und zog ihren Umhang darüber. "Schlaf dich aus, Kleine", nuschelte sie noch, bevor sie selbst auf das windschiefe Zelt zusteuerte.
    Wenig später übertönte Wallas eigenes Schnarchen jegliches andere Geräusch auf der Lichtung.

    Mindestens drei Stunden später – die Sonne stand bereits über den Baumwipfeln – lag die Zwergin immer noch auf dem Rücken im Zelt. Sie war halbwegs wach, hatte jedoch noch keine Lust aufzustehen.
    Auch Maeya'alinh war wieder da. Wann die Elfe ins Zelt gekommen war, konnte Walla nicht sagen. Vielleicht hatte sie selbst noch geschlafen aber vermutlich hätte deren leichte Schritte auch dann nicht gehört, wenn sie hellwach gewesen wäre. Manchmal gruselte sie die Fähigkeit dieses Volkes, sich so geräuschlos bewegen zu können.

    Andere Schritte näherten sich. Stapfend und ungleichmäßig, wie von jemandem, der seine Bewegungen nicht völlig unter Kontrolle hatte. Walla hob den Kopf, ließ ihn dann aber gleich wieder sinken und schielte nur an der Nase vorbei zum Eingang hin. Gisele tauchte auf.
    Nachdem sie eine Weile einfach ins Zelt gestarrt hatte, fragte sie: "Wás íst ´ier passíert? Wíeso ´abe isch dort geschlafén und warúm schmerzt meín Kopf so se´r?"
    Unter normalen Umständen hätte ihr Walla einfach geantwortet: "Damit Ihr uns nicht ins Zelt kotzt!" aber irgendetwas – wohl Giseles Gesichtsausdruck - hielt sie davon ab.
    Wie immer, wenn ihr die richtigen Worte fehlten, ging die Zwergin zu Taten über. Sie rappelte sich auf, zog ihre verrutschte Bluse zurecht und quetschte sich an Maeya'alinh vorbei zum Eingang. "Kommt erst mal was essen, Kinder", raunte sie den beiden mit leicht kratziger Stimme zu. "Dabei könne wir ja über alles reden."
    Sie nahm Gisele bei der Hand und zog sie mit sich zum Feuer, wo drei einfache Holzschüsseln nebst Löffeln bereits auf sie warteten.
    Moonlord ist offline
  4. #24
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Was zuvor geschah: Abyss

    [Bild: elf_child___Orphania_ava.jpg]

    "Wo kommt ihr zwei denn plötzlich her!?"
    Orphania war immer noch teils von dem Sturz benommen und bekam nicht alles mit. Sie sah den Mann ängstlich an, erkannte dabei aber zumindest ein paar Details: Schneeweißes Haar, runzlige Haut, gläserner Blick. So viel gelangte in ihr Bewusstsein, dann brachte die größere der beiden Elfen ein Wort hervor, worauf der alte Mann sie nach Verfolgern befragte. Abyss rief sofort 'Monsterspinne', was Orphania zittern ließ.
    "Ja... ein riesiges Monster!"
    Sie flüsterte es kaum hörbar, doch für sie selbst war alleine der Gedanke an die Spinne Schrecken genug. Doch der alte Mann lachte nur herzlich und fing an die beiden Mädchen zu beruhigen. Mit seinen Händen half er ihnen dabei, sich zu entwirren und auf die Füße zu kommen.
    "D-danke..."
    Mehr traute sich Orphania nicht zu sagen und sah selbst dabei schüchtern zu Boden. Doch gleichzeitig rasten ihre Gedanken.
    Wer ist der Mann? Ob er etwas über Claudette's Schwester weiß? Ob er uns zu ihr bringen kann?
    Das waren nur ein Teil ihrer Überlegungen, doch mitnichten die Wichtigsten. Schließlich assoziierte ihr kleiner Verstand die Kriegerin Claudette mit absoluter Zuneigung.
    Claudette hätte die Spinne heldenhaft besiegt. Jawohl!
    Dieser Gedanke gab ihr etwas Sicherheit, auch wenn das eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein war. Denn immerhin war die Spinne für eine 12-jährige Elfe ein so grausames Monster gewesen, das noch weit oberhalb eines Untoten, Drachen oder gar des Erzdämons stand. Während sie sich schüttelte, fragte der Mann sie nach ihren Namen und Abyss stellte sie vor.
    "Und ihr?"
    Orphania war mit ihrer Frage heraus geplatzt, mehr dem Drang folgend, dass dies wichtig für Claudette sein könnte. Der Mann hieß 'Ben', kam aus einem Fischerdorf Namens 'Hookton' und schien ein Diener zu sein.
    "Wem dient ihr?"
    Sie stellte diese Frage gleichzeitig mit Abyss und Ben erklärte, er sei ein Diener des Erbauers und der Kirche. Dazu reiste er wohl im Gefolge einer neuen Templerkommandantin. Zudem bot er an, die beiden Mädchen zu ihr zu bringen.
    Ist das gut? Ist das schlecht?
    Sie vermochte es nicht einzuschätzen und hielt sich ganz an Abyss, die Ben schließlich zu nickte. Dieser war erfreut und bedeutete den Beiden, ihm zu folgen...

    Orphania war in den engen und tiefen Häuserschluchten mulmig zumute. Doch aus einem anderen Grund.
    Was... wenn noch ein solches Spinnenmonster auftaucht!?
    Dies fürchtete sie am meisten und drängte sich daher dicht an Abyss. Die hatte immerhin einen Bogen, womit man Spinnen erschießen konnte - zumindest nach Orphania's Gedanken. Gleichzeitig umfasste sie eine Hand der größeren Elfe und dachte nicht daran, diese wieder los zu lassen...

    Nach einer Weile kamen sie auf einen offenen Platz inmitten der Häuser, auf dem ein Brunnen stand. Dieser war mit einer Holzplatte bedeckt und somit augenscheinlich nicht in Gebrauch. Bei dem Brunnen standen eine Frau und ein Mann, welchen Orphania bei genauem Hinsehen erkannte.
    Das ist... Emile! Der Templer, der uns das süße Brot gegeben hat!
    Emile unterhielt sich mit der Frau und im Schlepptau von ihrem Führer Ben kamen sie diesen näher. Dabei erkannte sie mehr Einzelheiten der Frau: Sie schien nicht wirklich älter als Claudette zu sein, wenn auch etwas kleiner als die Rothaarige. Dazu hatte sie braunes Haar, welches in einem Zopf gebändigt schien und trug einen großen Speer auf ihrem Rücken. Orphania war mit Waffen nicht so gut bewandert, erkannte aber, dass es sich um mehr als eine Holzstange mit Spitze handelte. Die Kleidung der Frau war in mattem Schwarz gehalten und aus der Sicht der kleinen Elfe machte dies die Andere irgendwie bedrohlich.
    "Hoffentlich... ist sie so nett wie Emile."
    Sie sagte es mit kaum hörbarer Stimme, mehr um sich selbst Mut zu machen und umklammerte Abyss Hand noch kräftiger...

    Was auch bitter nötig war, denn als sie in Hörweite kamen, vernahm Orphania Gesprächsfetzen über Blutmagie. Magie, wie sie ihr alter Meister angewandt hatte. Magie die Opfer erforderte. Manchmal auch in Form eines ganzen Lebens.
    Oh... bitte nicht. Nicht hier. Nicht Jetzt. Wenn doch... doch nur... ich will zu Claudette!
    Sie war den Tränen nahe und versteckte sich fast schon hinter der anderen Elfe. Derweil wechselten Emile und die Frau ein paar weitere Worte und ihr alter Führer Ben verabschiedete sich zu einer Gruppe abseits wartender Templer. Die Frau trat milde lächelnd an die Kinder heran und stellte sich vor.
    Clementine Mayhem.
    Das war ihr Name. Orphania bekam es zwar mit, war aber mit ihrer Angst beschäftigt.
    I-ich... wünschte, Claudette wäre hier!
    "Kennt ihr den Mann dort?"
    Die Templerin stellte eine Frage und Abyss nickte stumm. Anscheinend war auch sie eingeschüchtert oder so beeindruckt, dass sie lieber stumm blieb.
    "Wo sind eure Eltern?"
    Die nächste Frage kam ohne Umschweife und Abyss schien sie noch abzuwägen. Orphania hingegen war der Situation schon lange nicht mehr gewachsen und man konnte fast sehen, dass sie gleich losheulen würde. Um dem zuvorzukommen, platzte sie förmlich mit einer Antwort heraus.
    "M-meine... Mutter, die tapferste aller Kriegerinnen, Claudette... sie... sie ist mit meinem Bruder... beim Schmied. Und ich wollte mich nur... ein wenig umsehen. Doch dann... habe ich mich verlaufen... traf aber auf Abyss."
    Beim Sprechen hielt sie weiterhin die Hand von Abyss fest und wohl nur durch einen Schwertstreich oder ähnliche Gewaltaufwendung wäre es möglich gewesen, Orphania von der anderen Elfe zu trennen. Sie sprach abgehackt, aber schnell, so als müsse sie unbedingt erwähnen, was ihr auf dem Herzen lag. Und das war, aus Claudette ihre Mutter für sich und ihren Bruder zu machen. Denn sie wollte auf keinen Fall als herrenlose Elfe gelten!
    "Ihr müsst wissen... ähm... Abyss reist mit ihrem Vater, Ser Arian, in einer Gruppe mit meiner Mutter, meinem Bruder und mir. Und... Ser Arian und meine Mutter sind sehr tapfere Krieger, die alles tun, um uns zu beschützen!"
    Orphania erschien es immens wichtig zu erwähnen, dass Ser Arian und Claudette sehr tapfere Krieger waren. So, als ob alleine diese Aussage sie schützen würde - vor was auch immer diese Frau tun wollte.
    "Und... und..."
    Als sie zu Stammeln begann, schritt Emile ein. beruhigend hob er eine Hand und sanft sah er die Elfen an.
    "Gemach, meine kleine, gemach. Wir werden euch nichts tun."
    Die Kommandantin rollte mit ihren Augen und wollte etwas sagen, als Orphania einfach drauf los redete.
    "Ser... Emile. Es war einfach so schrecklich! Wir sind von einer Monsterspinne attackiert worden! Und weil meine... Mutter Claudette nicht da war, hatte ich solche Angst! Und jetzt... will ich einfach nur zu ihr zurück! Könnt ihr mich zurück bringen? Ja? Bitteeeeeeeeeeeee!"
    Beim letzten Wort setzte (wenn auch unbewusst) Orphania ihr größtes 'Talent' ein: Einen so traurigen und flehenden Blick mit Augen, die jederzeit in einen endlosen Quell an Tränen ausbrechen konnten, dass die oberste der Kirche höchstpersönlich den Erbauer um Beistand für diese unschuldigen Kinder beschwören würde.
    "Ah, ich verstehe... eure... Mutter also..."
    Emile schien etwas zu ahnen und Orphania wirkte schlagartig noch trauriger, doch der Templer hielt die Kommandantin erneut von einer Erwiderung ab.
    "Kommandantin, wenn ihr kurz erlaubt?"
    Mit einer auffordernden Geste führte er sie außer Hörweite der Beiden und Orphania war unendlich erleichtert. Doch schon spürte sie, wie Abyss Druck auf ihre Hand ausübte und während sie rot anlief, drehte sie sich zu der größeren Elfe um. Dabei hielt sie schüchtern ihren Blick nach unten gerichtet.
    "E-es tut mir leid... Abyss. A-aber ich... wusste nicht, was ich sagen sollte, ja!?"
    Sie hoffte, das andere Mädchen hätte Verständnis für die Geschichte über Claudette als Ophanias Mutter und Arian als Abyss Vater.
    "A-außerdem... außerdem wollte ich nichts darüber sagen, was wir Claudette sagen wollen!"
    Sie hoffte einfach, bald wieder bei der rothaarigen Kriegerin zu sein und dort war sie dann auch endlich wieder in Sicherheit...
    Önee-sama ist offline Geändert von Önee-sama (26.01.2015 um 19:09 Uhr)
  5. #25
    Ritter Avatar von Khardim
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    [Bild: Mini3.jpg]

    Hinter geschlossenen Lidern vernahmen Giseles Augen die zunehmende Helligkeit und dann einen darauffolgenden Schatten. Kurz danach stubste etwas warmes, feuchtes und definitiv Lebendiges gegen ihren Kopf. Unter dem Einfluss begann ihr Körper, der die Nacht über in der Senkrechte gesessen hatte, langsam zu kippen. Davon wachte Gisele auf!

    Kurz bevor sie wirklich zur Seite fallen konnte, stütze sich die Kriegerin ab und schaute nach Oben und direkt in das treuherzig dreinblickende Pferdegesicht ihres Reittiers. Ferdinand stupbste sie erneut, was Gisele mit einem „Ja, isch bin doch schon wach“ quittierte.

    Gisele fröstelte es. Sie hatte die Nacht zu weit vom Feuer verbracht und nun zog sich eine ekelhafte Kälte durch ihre Knochen. Zudem drückte ihr Kopf mit unangenehmer Härte. Das Gefühl, dass er gleichzeitig zerspringen und auch in sich zusammenfallen wollte, begleitet von einem sauren Geschmack im Hals machten diesen Morgen zu einem der Schlimmsten der letzten Jahre, vielleicht sogar ihres ganzen Lebens. Mühsam rappelte sie sich auf und…

    Sauer stieß es in ihr auf und sämtlichen Alkohol, den sie sich am Vorabend reingezwungen hatte, ließ sie sich nochmal durch den Kopf gehen. Schnell wandte sie sich zur Seite, ehe ein Schwall schaurig bissiger Flüssigkeit aus ihrem Mund schoss und sich klatschend über die Wurzeln des Baumes daneben ergoss.

    Oh mon…, stöhnte sie, sammelte etwas Spucke und spie den Rest aus, ehe sie sich mit dem Handrücken über den Mund fuhr. Tatsächlich musste sie aber feststellen, dass es ihr besser ging. Dieser Moment verflog allerdings ebenso schnell, wie er gekommen war, kaum hatte sie ein paar vorsichtige Schritte Richtung Lagerstelle getan.

    Was war gestern Abend passiert? Sie musste ziemlichen Mist gebaut haben, wenn ihre beiden neuen Gefährtinnen sie sogar haben außerhalb des Zeltes und etwas entfernt des Lagers schlafen geschickt hatten. Doch konnte sie sich nur bruchstückhaft erinnern. Da war… ein Templer. Gisele sah sich um, was ihr Kopf der Schwarzhaarigen mit hämmerndem Schmerz dankte. Doch einen Templer konnte sie nirgends erkennen, ebenso wenig wie die Leiche, deren Umrisse nun langsam in ihren Erinnerungen dämmerten. Und da war… ein Brief… ein Brief von ihrem Bruder!

    Schnell fuhren ihre Hände an die Taschen und Beutel, die ihren Körper umringten, doch konnte sie nirgendwo das Papierstück finden, das ihr am Vorabend bei dem Versuch das kleine Schwert der Gnade zutage zu fördern, heruntergefallen war.
    Nein! Nein! Nein, nein, nein!, murmelte sie in aufkeimender Panik. Sollte sie das alles nur geträumt haben? Derartige Kopfschmerzen rührten vom Alkohol her! Vielleicht hatte sie etwas von Wallas merkwürdigem Gebräu probiert und war in einen luziden Schlaf gefallen, in dem sich Träume mit Wünschen vermischen und ein beinahe wahrheitsnahes Gebilde von Emotionen darlegten.

    Die Templerleiche war weg, ebenso wie das Schriftstück, das die saubere, schöne Handschrift ihres Bruders getragen hatte und auch die meisten Erinnerungen an den gestrigen Abend waren, zumindest für den Moment, verloren. Vorsichtig und noch immer etwas schwindelig im Kopf, schaukelte sie zu dem Zelt. Walla lag auf dem Rücken und starrte an die Decke des Zeltes, das vermutlich mit dem herrlichen Geruch von Moos angefüllt war. Maeya´alinh saß am „Fußende“ und blickte abwechselnd zu dem langsam ersterbenden Feuer und zu der sich näherenden Kriegerin. Gisele stoppte vor dem Zelt und sah auf die beiden Gefährtinnen herab. Maeya´alinh schaute sie mit vorsichtiger Neugier an und Gisele starrte fragend zurück. Dann zuckte sie mit den Schultern und sagte so unwissend wie sie war: „Wás íst ´ier passíert? Wíeso ´abe isch dort geschlafén und warúm schmerzt meín Kopf so se´r?


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    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
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    [Bild: Walla_100P.png]
    Etwas besorgt schaute Walla der aufgehenden Sonne entgegen. Viel gab es davon nicht zu sehen, da die Bäume doch recht hoch standen, besonders aus dem Blickwinkel einer Zwergin. Doch ab und zu fanden ein paar warme Strahlen ihren Weg zwischen den Blättern hindurch und schufen kleine leuchtende Inseln im feuchten Gras.
    Wallas Blick schweifte über die Lichtung, blieb kurz an Gisele hängen, die regungslos an ihrem Baumstamm lehnte, und wanderte wieder zum Feuer zurück. Seufzend rückte sie den Topf mit Weizenbrei in die warme Asche. Wenn sie nicht ohne die Menschenfrau anfangen wollten, würde das Frühstück noch eine ganze Weile warten müssen.
    Und wo war eigentlich die Elfe?
    Walla gähnte herzhaft. Nach all der Aufregung der letzten Nacht überkam sie nun doch die Müdigkeit.
    "Was soll's. Ein kleines Nickerchen kann ja nicht schaden", murmelte sie vor sich hin. Es war ohnehin alles vorbereitet, Gisele schlief, Maeya'alinh war nicht zu sehen, da konnte sie sich genauso gut ebenfalls noch etwas hinlegen.
    Ächzend drückte sie ihre müden Knochen hoch, um zu Gisele herüberzuschlurfen und sich zu vergewissern, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Als sie dann vor der jungen Frau stand und in das kalkweiße Gesicht schaute, schüttelte sie erschrocken den Kopf. Giseles Mund war leicht geöffnet und passend zu den unruhigen Schnarchlauten rann ein dünner Speichelfaden heraus. "Bei den Ahnen, ich habe ja schon immer geahnt, dass man in Orlais nichts ordentliches zu trinken bekommt, aber dass ihr mein Tröpfchen dermaßen die Hacken weghaut ... tss ..." Fürsorglich faltete sie ihr die eiskalten Hände über dem Bauch zusammen und zog ihren Umhang darüber. "Schlaf dich aus, Kleine", nuschelte sie noch, bevor sie selbst auf das windschiefe Zelt zusteuerte.
    Wenig später übertönte Wallas eigenes Schnarchen jegliches andere Geräusch auf der Lichtung.

    Mindestens drei Stunden später – die Sonne stand bereits über den Baumwipfeln – lag die Zwergin immer noch auf dem Rücken im Zelt. Sie war halbwegs wach, hatte jedoch noch keine Lust aufzustehen.
    Auch Maeya'alinh war wieder da. Wann die Elfe ins Zelt gekommen war, konnte Walla nicht sagen. Vielleicht hatte sie selbst noch geschlafen aber vermutlich hätte deren leichte Schritte auch dann nicht gehört, wenn sie hellwach gewesen wäre. Manchmal gruselte sie die Fähigkeit dieses Volkes, sich so geräuschlos bewegen zu können.

    Andere Schritte näherten sich. Stapfend und ungleichmäßig, wie von jemandem, der seine Bewegungen nicht völlig unter Kontrolle hatte. Walla hob den Kopf, ließ ihn dann aber gleich wieder sinken und schielte nur an der Nase vorbei zum Eingang hin. Gisele tauchte auf.
    Nachdem sie eine Weile einfach ins Zelt gestarrt hatte, fragte sie: "Wás íst ´ier passíert? Wíeso ´abe isch dort geschlafén und warúm schmerzt meín Kopf so se´r?"
    Unter normalen Umständen hätte ihr Walla einfach geantwortet: "Damit Ihr uns nicht ins Zelt kotzt!" aber irgendetwas – wohl Giseles Gesichtsausdruck - hielt sie davon ab.
    Wie immer, wenn ihr die richtigen Worte fehlten, ging die Zwergin zu Taten über. Sie rappelte sich auf, zog ihre verrutschte Bluse zurecht und quetschte sich an Maeya'alinh vorbei zum Eingang. "Kommt erst mal was essen, Kinder", raunte sie den beiden mit leicht kratziger Stimme zu. "Dabei könne wir ja über alles reden."
    Sie nahm Gisele bei der Hand und zog sie mit sich zum Feuer, wo drei einfache Holzschüsseln nebst Löffeln bereits auf sie warteten.

    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]
    Mit der aufgehenden Sonne im Rücken kehrte die Elfe zum Lagerplatz der kleinen Gruppe zurück. Gisele lehnte immer noch wie von einem Donnerkeil getroffen an der Tragetasche und schnarchte leise. Ihr liebevoll ausgebreiteter Mantel, der zumindest die ärgste Kälte von ihren Knochen fernhalten sollte, sagte ihr, dass Walla sich noch einmal ihrer angenommen hatte, bevor sie im Zelt verschwunden war, um alle Gefahren des Waldes durch infernalisches Schnarchen zu verjagen. Maeya'alinh setzte sich zu der schlafenden Zwergin ins Zelt und sah dem anbrechenden Tag beim Erstarken zu. Was er ihnen wohl bringen würde? Zwar hatten sie zusammen einen Plan gefasst, bevor Gisele sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte, doch würde sich erst zeigen müssen, ob der gefasste Plan auch tatsächlich zur Ausführung kommen würde. Der Mord an Almori hatte böses Blut zwischen sie und Gisele gebracht, das war der Elfe klar. Und obgleich sie nicht fürchtete, dass die Kriegerin sich gegen sie wenden würde, hoffte sie, dass sie sich würden versöhnen können. Das alle, die über den Zwist um die Magie entzweit waren, sich würden versöhnen können.
    Die betrachtete Walla, der eine Locke ihres dicken roten Haares vor dem Mund hing, die bei jedem Atemzug wie ein dünner Ast im Wind hin und her schwang. Zwerge hatten keine Verbindung zur anderen Seite oder zu Magie. Was für Maeya'alinh unvorstellbar wäre, war für Walla einfach Realität: Niemals den eigenen Körper verlassen zu können, um durch die ewigen Weiten des Nichts zu streifen. Und trotzdem schien sie vollkommen glücklich mit ihrem nicht magischen und seit dem Vortag vermutlich ziemlich chaotischen Leben zu sein. Die Elfe staunte über die Vielfalt der Schöpfung und scheiterte bereits bei dem Versuch, sich vorzustellen, wie so ein Leben sein mochte. Die Magie war einfach zu sehr Teil ihres Wesens.
    Irgendwann, es mochten Stunden vergangen sein, näherten sich Schritte langsam und unrhythmisch dem Zelt. Eine leichte Bewegung der Zwergin verriet Maeya'alinh, dass Walla sie auch gehört hatte. Doch selbst als Gisele bereits ihren Kopf ins Zelt steckte und ihre beiden Gefährtinnen mit fahrigem Blick ansah, machte die fürsorgliche Köchin keine ernsthaften Anstalten, ihr Nachtlager zu verlassen.
    "Wás íst ´ier passíert? Wíeso ´abe isch dort geschlafén und warúm schmerzt meín Kopf so se´r?"
    Maeya'alinhs Augen weiteten sich kurz. Hatte Gisele wirklich alles vergessen, was in der Nacht geschehen war? Woraus machte Walla ihren Schnaps, dass er derart vernichtend wirkte?
    Ihrer praktischen Art folgend schwang sich die Zwergin dann doch auf, schnappte sich Giseles Hand und führte sie zu den Resten des Feuers, auf denen noch der Topf mit Frühstück stand. "Kommt erst mal was essen, Kinder. Dabei könne wir ja über alles reden."
    Die Elfe hatte keinerlei Vorstellung, wie sie Gisele erklären sollte, was geschehen war. Es wirkte in ihrem Kopf alles auf einmal konfus und als sie anfing, nach Worten zu suchen, um ihre Tat zu erklären, merkte sie, dass ihre Gedanken mehrmals wie traurige Rinnsale im Schatten der letzten Nacht versickerten. Sie folgte Walla und Gisele und nahm sich eine Schüssel. Die Zwergin tat ihren beiden Schützlingen großzügig auf und förderte aus einer ihrer Taschen eine kleine Flasche für sich selbst zutage. Der unwillkürliche Würgelaut, der darauf hin Giseles Kehle entstieg war ein Zeichen dafür, dass zumindest ihr Körper sich an die letzte Nacht erinnerte.
    Maeya'alinh stocherte in ihrem Essen herum. Es roch tatsächlich sehr gut und sie hatte inzwischen auch furchtbaren Hunger, doch konnte sie trotzdem nicht essen.
    ,,An was erinnerst Du Dich denn noch, Gisele?'', fragte sie leise. Die Kriegerin hob ihren Kopf, den sie bisher dicht über ihrer Schüssel gehalten hatte und sah sie unsicher an.
    Schnell wich die Elfe ihrem Blick aus und stopfte sich hektisch ihren Löffel mit Weizenbrei in den Mund. Sie verbrannte sich ihren Gaumen fürchterlich, aber schluckte die heiße Masse trotzdem herunter, um nicht aufblicken zu müssen. Wie sollte sie Gisele das alles erklären?
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  6. #26
    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: 45jszjNzBastien_Avatar.jpg]

    Samira/Elias


    Halward

    Lana


    „Vorsichtig! Das könnte eine Falle sein und dieser Mann der Köder dafür.“ sprach Elias und blickte Bastien an. Dachte er, er würde irgendwelchen Unsinn machen? Er sagte jedoch nichts weiter, sondern kniete sich neben den Mann und hob vorsichtig sein Kinn an. Deutlich konnte man die Verletzungen im Gesicht sehen. Das eine Auge schimmerte schon in den schrillsten Farben. „Was sollen wir jetzt tun? Versuchen ihn munter zu bekommen um ihn zu befragen? Oder sollen wir ihn lassen wo er ist und uns um die Banditen kümmern? Dann könnten wir später zurückkehren und uns dann um ihn kümmern?“

    Elias ließ den Mann los und richtete sich wieder auf. „Vorschläge?“

    Der nützt uns nichts…“ raunte die Elfe.

    „Und was schlagt Ihr stattdessen vor? Dass wir ihn einfach liegen lassen?" wandte sich Bastien nun an Lana.

    Ein markerschütternder Schrei ertönte. Bastien zuckte zusammen und wandte sich um. Es musste der Mann gewesen sein. Er hatte seine gefesselte Hände vor das Gesicht gerissen. „Tu… Tut mir bi... bitte nichts!“ Bastien ließ sich neben dem Mann nieder.

    „Wir tun Euch nichts, guter Mann! Habt keine Angst!“ redete er beruhigend auf ihn ein. Es dauerte einen Moment, bis der Mann so viel Vertrauen gefasst hatte und seine Arme sinken ließ.

    „Was ist Euch geschehen?“ , fragte Bastien.

    „E… Es war ei… ein Monster! E… Er kam aus dem Nichts! Ganz sicher!“ Der Mann litt sichtlich unter seiner Angst. „Die Pferde ha… hatten Angst vor ihm. Er hat mich gepackt und vom Pferd gerissen, dabei gewürgt und verlangt, dass ich ihm verrate, wo meine Fa… Familie ist.“

    „Ein Dämon? Hier? In unserer Gegend? Wo ist er? Bastien drehte sich zu seinen Gefährten um.

    „Wir müssen den Dämon finden und töten, bevor er Menschen tötet.“
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  7. #27
    Auserwählter Avatar von Shepard Commander
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen
    Was zuvor geschah: Abyss

    [Bild: elf_child___Orphania_ava.jpg]

    "Wo kommt ihr zwei denn plötzlich her!?"
    Orphania war immer noch teils von dem Sturz benommen und bekam nicht alles mit. Sie sah den Mann ängstlich an, erkannte dabei aber zumindest ein paar Details: Schneeweißes Haar, runzlige Haut, gläserner Blick. So viel gelangte in ihr Bewusstsein, dann brachte die größere der beiden Elfen ein Wort hervor, worauf der alte Mann sie nach Verfolgern befragte. Abyss rief sofort 'Monsterspinne', was Orphania zittern ließ.
    "Ja... ein riesiges Monster!"
    Sie flüsterte es kaum hörbar, doch für sie selbst war alleine der Gedanke an die Spinne Schrecken genug. Doch der alte Mann lachte nur herzlich und fing an die beiden Mädchen zu beruhigen. Mit seinen Händen half er ihnen dabei, sich zu entwirren und auf die Füße zu kommen.
    "D-danke..."
    Mehr traute sich Orphania nicht zu sagen und sah selbst dabei schüchtern zu Boden. Doch gleichzeitig rasten ihre Gedanken.
    Wer ist der Mann? Ob er etwas über Claudette's Schwester weiß? Ob er uns zu ihr bringen kann?
    Das waren nur ein Teil ihrer Überlegungen, doch mitnichten die Wichtigsten. Schließlich assoziierte ihr kleiner Verstand die Kriegerin Claudette mit absoluter Zuneigung.
    Claudette hätte die Spinne heldenhaft besiegt. Jawohl!
    Dieser Gedanke gab ihr etwas Sicherheit, auch wenn das eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein war. Denn immerhin war die Spinne für eine 12-jährige Elfe ein so grausames Monster gewesen, das noch weit oberhalb eines Untoten, Drachen oder gar des Erzdämons stand. Während sie sich schüttelte, fragte der Mann sie nach ihren Namen und Abyss stellte sie vor.
    "Und ihr?"
    Orphania war mit ihrer Frage heraus geplatzt, mehr dem Drang folgend, dass dies wichtig für Claudette sein könnte. Der Mann hieß 'Ben', kam aus einem Fischerdorf Namens 'Hookton' und schien ein Diener zu sein.
    "Wem dient ihr?"
    Sie stellte diese Frage gleichzeitig mit Abyss und Ben erklärte, er sei ein Diener des Erbauers und der Kirche. Dazu reiste er wohl im Gefolge einer neuen Templerkommandantin. Zudem bot er an, die beiden Mädchen zu ihr zu bringen.
    Ist das gut? Ist das schlecht?
    Sie vermochte es nicht einzuschätzen und hielt sich ganz an Abyss, die Ben schließlich zu nickte. Dieser war erfreut und bedeutete den Beiden, ihm zu folgen...

    Orphania war in den engen und tiefen Häuserschluchten mulmig zumute. Doch aus einem anderen Grund.
    Was... wenn noch ein solches Spinnenmonster auftaucht!?
    Dies fürchtete sie am meisten und drängte sich daher dicht an Abyss. Die hatte immerhin einen Bogen, womit man Spinnen erschießen konnte - zumindest nach Orphania's Gedanken. Gleichzeitig umfasste sie eine Hand der größeren Elfe und dachte nicht daran, diese wieder los zu lassen...

    Nach einer Weile kamen sie auf einen offenen Platz inmitten der Häuser, auf dem ein Brunnen stand. Dieser war mit einer Holzplatte bedeckt und somit augenscheinlich nicht in Gebrauch. Bei dem Brunnen standen eine Frau und ein Mann, welchen Orphania bei genauem Hinsehen erkannte.
    Das ist... Emile! Der Templer, der uns das süße Brot gegeben hat!
    Emile unterhielt sich mit der Frau und im Schlepptau von ihrem Führer Ben kamen sie diesen näher. Dabei erkannte sie mehr Einzelheiten der Frau: Sie schien nicht wirklich älter als Claudette zu sein, wenn auch etwas kleiner als die Rothaarige. Dazu hatte sie braunes Haar, welches in einem Zopf gebändigt schien und trug einen großen Speer auf ihrem Rücken. Orphania war mit Waffen nicht so gut bewandert, erkannte aber, dass es sich um mehr als eine Holzstange mit Spitze handelte. Die Kleidung der Frau war in mattem Schwarz gehalten und aus der Sicht der kleinen Elfe machte dies die Andere irgendwie bedrohlich.
    "Hoffentlich... ist sie so nett wie Emile."
    Sie sagte es mit kaum hörbarer Stimme, mehr um sich selbst Mut zu machen und umklammerte Abyss Hand noch kräftiger...

    Was auch bitter nötig war, denn als sie in Hörweite kamen, vernahm Orphania Gesprächsfetzen über Blutmagie. Magie, wie sie ihr alter Meister angewandt hatte. Magie die Opfer erforderte. Manchmal auch in Form eines ganzen Lebens.
    Oh... bitte nicht. Nicht hier. Nicht Jetzt. Wenn doch... doch nur... ich will zu Claudette!
    Sie war den Tränen nahe und versteckte sich fast schon hinter der anderen Elfe. Derweil wechselten Emile und die Frau ein paar weitere Worte und ihr alter Führer Ben verabschiedete sich zu einer Gruppe abseits wartender Templer. Die Frau trat milde lächelnd an die Kinder heran und stellte sich vor.
    Clementine Mayhem.
    Das war ihr Name. Orphania bekam es zwar mit, war aber mit ihrer Angst beschäftigt.
    I-ich... wünschte, Claudette wäre hier!
    "Kennt ihr den Mann dort?"
    Die Templerin stellte eine Frage und Abyss nickte stumm. Anscheinend war auch sie eingeschüchtert oder so beeindruckt, dass sie lieber stumm blieb.
    "Wo sind eure Eltern?"
    Die nächste Frage kam ohne Umschweife und Abyss schien sie noch abzuwägen. Orphania hingegen war der Situation schon lange nicht mehr gewachsen und man konnte fast sehen, dass sie gleich losheulen würde. Um dem zuvorzukommen, platzte sie förmlich mit einer Antwort heraus.
    "M-meine... Mutter, die tapferste aller Kriegerinnen, Claudette... sie... sie ist mit meinem Bruder... beim Schmied. Und ich wollte mich nur... ein wenig umsehen. Doch dann... habe ich mich verlaufen... traf aber auf Abyss."
    Beim Sprechen hielt sie weiterhin die Hand von Abyss fest und wohl nur durch einen Schwertstreich oder ähnliche Gewaltaufwendung wäre es möglich gewesen, Orphania von der anderen Elfe zu trennen. Sie sprach abgehackt, aber schnell, so als müsse sie unbedingt erwähnen, was ihr auf dem Herzen lag. Und das war, aus Claudette ihre Mutter für sich und ihren Bruder zu machen. Denn sie wollte auf keinen Fall als herrenlose Elfe gelten!
    "Ihr müsst wissen... ähm... Abyss reist mit ihrem Vater, Ser Arian, in einer Gruppe mit meiner Mutter, meinem Bruder und mir. Und... Ser Arian und meine Mutter sind sehr tapfere Krieger, die alles tun, um uns zu beschützen!"
    Orphania erschien es immens wichtig zu erwähnen, dass Ser Arian und Claudette sehr tapfere Krieger waren. So, als ob alleine diese Aussage sie schützen würde - vor was auch immer diese Frau tun wollte.
    "Und... und..."
    Als sie zu Stammeln begann, schritt Emile ein. beruhigend hob er eine Hand und sanft sah er die Elfen an.
    "Gemach, meine kleine, gemach. Wir werden euch nichts tun."
    Die Kommandantin rollte mit ihren Augen und wollte etwas sagen, als Orphania einfach drauf los redete.
    "Ser... Emile. Es war einfach so schrecklich! Wir sind von einer Monsterspinne attackiert worden! Und weil meine... Mutter Claudette nicht da war, hatte ich solche Angst! Und jetzt... will ich einfach nur zu ihr zurück! Könnt ihr mich zurück bringen? Ja? Bitteeeeeeeeeeeee!"
    Beim letzten Wort setzte (wenn auch unbewusst) Orphania ihr größtes 'Talent' ein: Einen so traurigen und flehenden Blick mit Augen, die jederzeit in einen endlosen Quell an Tränen ausbrechen konnten, dass die oberste der Kirche höchstpersönlich den Erbauer um Beistand für diese unschuldigen Kinder beschwören würde.
    "Ah, ich verstehe... eure... Mutter also..."
    Emile schien etwas zu ahnen und Orphania wirkte schlagartig noch trauriger, doch der Templer hielt die Kommandantin erneut von einer Erwiderung ab.
    "Kommandantin, wenn ihr kurz erlaubt?"
    Mit einer auffordernden Geste führte er sie außer Hörweite der Beiden und Orphania war unendlich erleichtert. Doch schon spürte sie, wie Abyss Druck auf ihre Hand ausübte und während sie rot anlief, drehte sie sich zu der größeren Elfe um. Dabei hielt sie schüchtern ihren Blick nach unten gerichtet.
    "E-es tut mir leid... Abyss. A-aber ich... wusste nicht, was ich sagen sollte, ja!?"
    Sie hoffte, das andere Mädchen hätte Verständnis für die Geschichte über Claudette als Ophanias Mutter und Arian als Abyss Vater.
    "A-außerdem... außerdem wollte ich nichts darüber sagen, was wir Claudette sagen wollen!"
    Sie hoffte einfach, bald wieder bei der rothaarigen Kriegerin zu sein und dort war sie dann auch endlich wieder in Sicherheit...


    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    [Bild: Arian__klein.jpg]

    Orphanias Hand klammerte sich schraubstockartig um die eigene, während sie sprach. Die Anwesenheit der Kriegerin namens Clemetine versetzte sie in offensichtliche Nervosität, die selbst der freundliche Templerleutnant Emile anwesend war, bei dessen Anblick die Augen der kleinen Elfe merklich aufleuchteten. Die Kommandantin hingegen schien auf Orphanias angespannte Nerven, die begleitet von dem schwitzig-drückenden Handgriff ihrer kleinen Faust begleitet wurde, keine Rücksicht zu nehmen, sondern nur ihre Fragen beantwortet zu sehen.
    Oprhanias erweckende Furcht entlud sich schließlich in einem Schwall grotesken Unsinns, der mehr ihrer Gefühlwelt als der Realität entsprang. Sie stellte Claudette als ihre Mutter und Arian als Abyss Vater da, betitelte beide mit dem Rang der größten Krieger in ganz Thedas und spuckte verschleierte Drohungen in Richtung der kalten Kommandantin. Während dieser wirren Ausführungen stieg eine Flut dicker Tränen in die nunmehr wässrigen, großen Augen der Kleinen, bereit einem Staudammdurchbruch gleich loszubrechen und ihr Gesicht in salziges Wasser zu tunken. Orphanias Stimme begann zu wanken, ihre Augen schweiften hilflos zwischen Abyss, Clementine und den anderen umher und schon, als es so schien, dass die kleine Elfe zusammensacken und bitterlich weinen würde, schritt Emile ein und beruhigte sie mit sanften Worten. Die Kommandantin verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte ihren Körper auf ein Bein, während sie mit den braun-gelblichen Augen rollte.

    Ser... Emile. Es war einfach so schrecklich! Wir sind von einer Monsterspinne attackiert worden! Und weil meine... Mutter Claudette nicht da war, hatte ich solche Angst! Und jetzt... will ich einfach nur zu ihr zurück! Könnt ihr mich zurück bringen? Ja? Bitteeeeeeeeeeeee!
    Ah, ich verstehe… eure Mutter also“, zweifelte Emile merklich. „Kommandantin, wenn ihr erlaubt“. Der Templer führte seine Vorgesetzte aus der Hörreichweite der beiden nunmehr oder weniger allein gelassenen Kinder.

    Orphania schien kaum auf ihren eigenen Körper zu achten. So drückten ihre dünnen Fingerchen die Hand von Abyss nun mit derartiger Kraft, dass die größere der Elfen schlagartig aufzuckte und zu dem ertaubenden Glied schaute, dessen Fingerspitzen bereits weiß anliefen.
    Auh! Orphania lass mich los!“, schimpfte sie. Doch Orphania schüttelte nur leicht verneinend den Kopf, noch immer überfordert von der vorangegangenen Situationen, die Begegnung mit der Monsterspinne und nun die Eiskönigin von Mayhem.

    E-es tut mir leid... Abyss. A-aber ich... wusste nicht, was ich sagen sollte, ja!? -außerdem... außerdem wollte ich nichts darüber sagen, was wir Claudette sagen wollen!
    Orphania du tust mir weeeh!, jammerte Abyss nun und wandte sich unter Zuhilfenahme der freien Hand aus dem Fanggriff Orphanias.

    Das war zu viel für die Andere und die schweren Tränen brachen in eine Flut jaulender, herzzerreißender Traurigkeit aus, überrannten die Wangen, strömten ungebremst über ihr Gesicht und rannen in feinen, glänzenden Rinnsalen ihren Hals hinab. Abyss, erschrocken von der starken Reaktion trat einen Schritt zurück und schaute sich in entschuldigender Manier um, unfähig die Situation zu durchschauen und zu handeln.

    Orphania weinte bitterlich, ihr zaghafter Körper begann zu wanken und war kurz davor zu kippen, die Elfe zusammensinken zu lassen und als elendes Wesen von Traurigkeit auf dem nackten, festgetretenen Boden vor dem Brunnen zu enden, welchen ihre Tränen sicherlich vollständig füllen könnten.

    Plötzlich traten die Templer wieder in Abyss Blickfeld. Kommandantin Mayhem blieb in einigem Abstand stehen und betrachtete die weinende Orphania mitleidig. Emile hingegen schritt in strengem Schritt auf das zerfließende Etwas zu, mit entschlossenem Gesichtsausdruck, der Abyss entschieden zurückweichen ließ.

    Leutnant!“, rief Clementine noch, doch Emile schlug ihren Ruf gestikulierend in den Wind.
    Ich weiß, was ich tue!“, rief er noch über die Schulter, dann erreichte er Orphania. Sein maskuliner Körper warf einen grauen Schatten auf die zerbrechlich wirkende Elfe.

    Orphania stockte kurz, als die Gestalt des Templers vor ihr erschien. Dieser kniete sich nun sich vor die schluchzende Elfe und breitete die Arme aus. Die Wärme, die in seinen eisblauen Augen schimmerte und die Geborgenheit ließ Orphania in die Zuflucht der Umarmung hechten. Emile schloss schützend die Arme um die junge Elfe während Orphania ihr nasses vor Rotz und Wasser glitzerndes Gesicht in die Schulter des Leutnants drückte und dessen feine Stoffe mit Feuchtigkeit benetzten.

    Sshht, ist ja gut, meine Kleine. Ist ja alles gut“, flüsterte Emile in beruhigendem Ton.
    Wir bringen dich schon zu… deiner Mutter. Versprochen!“, sprach er weiter, was Orphanias Schluchzen langsam abflauen ließ, bis es schließlich erstarb und in ein hastiges, stockendes Atmen verfiel. Emile hielt Orphania so lange sicher, bis sie sich schließlich beruhigt hatte.
    Ist es jetzt besser?“, fragte er ruhig, was die Elfe mit einem schüchternen und peinlich berührten Kopfnicken beantwortete.
    Gut. Ich wusste doch, du bist ein tapferes Mädchen“, sagte er und wuschelte durch ihre Haare. Dann wandte er sich an die Kommandantin.

    Ich würde sagen, wir suchen die Eltern der Kinder. Dann habt ihr auch gleich eure Zeugen und wir können diesem verdammten Blutmagier endlich den Kopf abschlagen“, raunte Emile, wobei die letzten Worte mit einem erschreckenden Aufatmen der beiden Elfenkinder kommentiert wurden. Clementine sagte eine Zeitlang nichts, dann nickte sie sehr langsam, was den langen Zopf auf ihrem Rücken schlangenartig über das Leder der Rüstung gleiten ließ.

    Wo ist dieser Ritter?“, fragte sie direkt an Abyss gewandt.
    Am Haupttor… glaube ich, antwortete diese eingeschüchtert.
    Wieder nickte die Kommandantin.
    Emile, ihr bringt die Kleine zu ihrer Mutter, ich gehe mit ihr hier zum Haupttor und suche ihren Vater!“
    Der Ton, den sie anschlug ließ keinen Freiraum für Nachfragen oder Widersprüche und so nickte der hübsche Templer zustimmend, bevor er das Wort an Orphania richtete: „Also, führst du mich zu Claudette? Ich bin bei dir, dir kann also nichts passieren“.
    Bringt sie alle zur Kirche“, befahl Clementine. Emile nickte, dann nahm er Orphania an die Hand und gestikulierte ihr, ihn zu führen, obwohl er den Weg zur Schmiede sehr wohl kannte und sie ihm Notfall umleiten konnte.

    Unterdessen bedeutete Clementine Abyss sie zum Haupttor zu begleiten, allerdings nicht an der Hand geführt, sondern mit gebieterischem Blick in den Augen, die unter den dicken Augenbrauen wachsam funkelten. Während die Beiden getrennte Wege gingen, die Templer kehrten indes zur Kirche zurück, schaute Abyss mit leiser Verzweiflung Orphania nach, die dank Emile scheinbar etwas beruhigt war. Dennoch schien auch sie die Trennung der Beiden nicht zu mögen, schaute sie doch auch mit fast flehendem Blick zu Abyss. Doch Clementine drängte die junge Elfe weiter voran und schon nach wenigen Schritten verschwand Orphanias Gesicht hinter einer scheren hölzernen Wand in der Dutzende eiserner Nägel steckten.

    ***

    Orphania schien noch immer ein wenig perplex zu sein und so schob Emile sie mit sanfter Gewalt Richtung Straße. Schon bald hatte sich die kleine Elfe gesammelt und schien zumindest eine ungefähre Vorstellung ihrer derzeitigen Position zu haben. Schon begann sie an Emiles Hand zu zerren und ihn in diese und jene Richtung zu lotzen, was der Templer auch geschehen ließ. Manchmal musste sich Emile so sehr beeilen, dass der dunkelblaue Umhang, der passend zu seiner in allen Schattierungen des Meeres gehaltenen Adelskleidung, die mit in perfektem Abstand zueinander angebrachten goldenen Nieten versehen war und auf deren Brust das eingestickte Schwert der Gnade befand, im Fahrtwind zu wehen begann.

    Nicht so stürmisch“, rief er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen doch Orphania stürzte, vermutlich in tiefem Verlangen Claudette zu finden, unentwegt voran. So eilig hatte es die Kleine, dass sie einige Mal fast gestürzt wäre. Die Schmiede musste nun nicht mehr weit sein! Um diese Ecke und… da stoppte das Mädchen so plötzlich, das Emile sie fast umgerannt hätte. Der Templer sah sie verwundert an. „Was ist los?

    Doch das Mädchen antwortete nicht. Direkt vor ihr stand ein Berg von einem Mann mit glatt rasiertem Haupt und einem struppigen Vollbart, die Stiele zweier Äxte ragten über seinen Rücken hinaus und an seinem Gürtel glänzten mehrere Dolche verschiedenster Machart. Sein kräftiger Körper, der sogar Emiles um wenige Zentimeter überragte war in Gelb gehüllt. Er fixierte Orphania, die bei seinem Blick wie vom Blitz getroffen stehen geblieben war.
    Der Fremde lächelte breit und offenbarte eine Reihe breiter Zähne, die allesamt so aussahen als könne er sogar Steine damit mahlen. Sein Blick verweilte kurz auf der eingeschüchterten Elfe und wanderte dann zu dem Templer neben ihr, der ihre Hand losließ.

    Entschuldigt, Herr. Ich suche zwei kleine Elfenkinder“, sagte er. Seine Stimme klang tief und dröhnend. Zudem betonte er die Worte sehr genau. „Ihr wisst nicht zufällig, wo ich diese finden kann?“, fragte er, während sein Blick wieder zu Orphania wanderte.
    Beide sind blondhaarig, die eine ist etwas -…“
    Wie ihr seht“, unterbrach Emile den Riesen: „Ist hier nur ein Elfenkind!
    Nun… Herr… wäre es mir vielleicht möglich, diesem einen Elfenkind ein paar einfache Fragen stellen zu können?“, fragte der Axtträger, wobei die Tonalität eher an eine Aufforderung als an eine Bitte erinnerte. Emile sah zu Orphania, die sichtlich eingeschüchtert wirkte. Dann schaute er zu dem Bärtigen und schüttelte entschieden den Kopf.

    Es wäre - …“, begann der Andere dröhnend, doch Emile unterbrach ihn erneut, indem er die Hand hob.
    Stellt mir eure Fragen!“
    „Nein!“
    „Dann geht jetzt!“

    Der Riese ging nicht, sondern blickte Emile finster an und murmelte etwas. Dieser schob Orphania, die wie angewurzelt rechts neben dem Templer gestanden hatte, nun mit der ihr zugewandten Hand schützend hinter sich, ehe dieselbe Hand zu dem Schwertgriff wanderte und dort bedrohlich auf dem Heft der in einer verzierten Lederscheide ruhenden Waffe liegen blieb. Sein Blick bohrte sich in die Augen des Fremden, der seinen Blick erwiderte.

    Geht jetzt!“, knurrte Emile befehlend. Der Templer schien völlig ruhig, nahezu emotionslos zu sein, während die Augen des Anderen hin und wieder zur Seite zuckten. Vermutlich wog er seine Optionen ab. Die wenigen Sekunden, bevor der Riese sich schließlich wortlos zum Gehen wandte, waren geschwängert von der knisternden Anspannung der beiden Kontrahenten.
    Nachdem der Riese mit klirrenden Waffen abgezogen war, drehte sich Emile zu Orphania, ging leicht in die Hocke und schaute der paralysiert dreinblickende in die Augen.

    Keine Sorge, dir passiert nichts wenn ich dabei bin. Und Claudette ist nun auch nicht mehr weit. Komm, wir gehen“, sagte er und streckte seine Hand aus, die Orphania ergriff wie ein Ertrinkender ein Stück Treibholz. Am Ende der Straße trafen sie bei der Schmiede ein. Sofort lief Orphania in das halboffene Gebäude…

    ***

    Abyss fühlte sich nicht ganz wohl, während sie sich beeilte mit dem schnellen Gang der Templerin Schritt zu halten. Der Speer auf Clementines Rücken klackte bei jedem zweiten Schritt vernehmlich und verlieh der rhythmischen Gangart der Beiden den Charakter eines militärischen Marsches.

    Ich – bin – übrigens…. Nicht – Arians – Tochter!, verkündigte Abyss nach Luft schnappend.
    Die Kommandantin blieb so schlagartig stehen, dass Abyss den nächsten Meter ohne sie lief, bevor sie bremsen konnte.
    Was?“, fauchte die Speerträgerin. Abyss erschrak ob des Tonfalls.
    Ich…ähhh…, begann Abyss zu stottern.
    Ihr habt mich angelogen? Du und deine Freundin?“
    Nicht… nicht wirklich!
    , verteidigte sich Abyss schnell und keuchend, da ihre Lungen um Luft bettelten. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und atmete bemüht gleichmäßig, ehe sie wieder zu sprechen begann.
    Ich glaube… Orphania hat da… was verwechselt. Wir reisen…. puuh…. Wir reisen erst seit kurzem zusammen…, erklärte Abyss pfeifend.
    Und wer ist dieser Arian denn? Ist er überhaupt ein Ritter und so großer Krieger?“
    Natürlich ist er ein Ritter!
    , platze Abyss heraus. Clementine hob eine ihrer schwarzen Augenbrauen.
    Und er ist… er ist nicht mein Vater. Aber er ist wie ein Vater! Meine Eltern sind gestorben….
    Das tut mir Leid“, verkündete die Kommandantin monoton. Abyss nickte: „Mir auch….
    Schließlich erreichten sie das Haupttor. Arian stand, wie erwartet, gemeinsam mit Steapa auf der Aussichtsplattform.

    Ariaaaan!, rief Abyss und als er schaute winkte sie unübersehbar. Er lächelte, verabschiedete sich von Steapa und kletterte den Turm hinab. Er durchschritt die schmalen Wehrgänge und stieß kurz hinter dem Zugang zur Treppe mit einem massiven Kerl zusammen.
    Verzeiht, lächelte Arian höflich, was der Andere, der übertriebenerweise zwei Äxte auf seinem Rücken trug, nur Knurren ließ.

    Finde ich hier Steapa, den Hauptmann?“, grummelte er. Arian nickte.
    Ja er ist gleich da…, begann er, als Abyss zwischen den beiden Männern auftauchte. Beide Köpfe wandten sich zu ihr und über das Gesicht des Axtkriegers huschte diebisches Vergnügen.
    So so!“, rief er und machte einen großen Schritt Richtung der vor Schreck erstarrten Abyss, hinter der nun Kommandantin Mayhem auftauchte, die gezwungen war ihren langstieligen Speer vom Rücken zu nehmen, um unter dem aus einfachen Holzlatten gezimmerten Dach gehen zu können.

    Abyss war unfähig etwas zu sagen, oder zu reagieren als eine gewaltige Hand sich nach ihr ausstreckte. Dann schrie sie schrill auf.
    Hey!, donnerte Arian. Die Hand stoppte kurz vor Abyss Haarschopf. Verwundert sah sich der Axtträger um. Arians Gesicht war wutverzerrt und Spucketropfen flogen, als er den Bärtigen anschrie: „Du legst nicht Hand an das Mädchen!
    Der Kopfgeldjäger drehte sich zu Arian und begann überstürzt zu erklären: „Dieses Elfenkind ist eine Lügnerin und Betrügerin! Sie läuft zu den Stadtwachen um unwahre Dinge zu behaupten und mich in Verruf zu bringen!“

    Nun schaltete sich Abyss selbst ein. Sie schaute Arian entsetzt an und schüttelte den blonden Kopf. Mit nicht weniger zittriger Stimme, als noch Orphania vor Kurzem setzte sie an: „Das ist nicht wahr! Er…
    Schweig!“, donnerte der Bärtige, was Abyss ängstlich fiepen und zusammenzucken ließ.
    Verdammtes Elfenpack lügt doch, wenn es den Mund aufmacht! Dir sollte man die Zunge abschneiden, sodass du keine Lügen mehr über ehrenwerte Männer verbreiten kannst!“
    Darauf begann Abyss zu hyperventilieren und sich mit beiden Händen an den Hals zu greifen. Das Gefühl ein riesiger, formloser Kloß würde ihren Hals hinaufkriechen und sie langsam zum Ersticken bringen, befiel sie. Plötzlich spürte sie eine schlanke, aber starke Hand auf der Schulter, welche sie stütze und aufrecht hielt. Es war Clementine.

    Sowas sagt Ihr nicht zu meinem Kind!, brüllte Arian, was den Axtträger verwundert dreinschauen ließ.
    Euer…“
    Mein Kind! Ich mag zwar nicht Abyss leiblicher Vater sein, doch bin ich ihr Vormund! Bezichtigt Ihr sie der Lüge und des Betruges, bezichtigt Ihr mich!

    Dann wandte er sich an Abyss und fragte so ruhig wie möglich: „Abyss, gibt es irgendetwas, was du getan hast, warum dieser Mann so sauer auf dich ist?
    Nein! Natürlich nicht! Arian du musst mir glauben!
    , protestierte Abyss verstört.
    Ganz ruhig, natürlich glaube ich dir“.
    „Lügnerin!“
    , rief der Kopfgeldjäger und zeigte auf Abyss.
    Wenn Abyss sagt, sie hat nichts getan, dann hat sie nichts getan!, warf Arian über die Schulter, ohne den Mann eines Blickes zu würdigen.
    Wie könnt Ihr…“

    „Schluss jetzt!“
    , donnerte da eine weitere Stimme. Es war Steapa, der nun gefolgt von einigen bewaffneten Wachen, die Treppe zum Wehrgang hinabstieg und sich vor den Anwesenden aufbaute.
    Wenn Ser Arian sagt, die Elfe ist vertrauenswürdig, dann ist das so!“, schloss er.

    Eigentlich hätte es damit gut sein können, doch war der Kopfgeldjäger nun dermaßen in Rage, dass er anstatt zu schweigen anfing zu brüllen.
    Das ist keine Gerechtigkeit! Wo das Wort einer dreckigen Elfe dem eines ehrenhaften Mannes vorgezogen wird! DAS IST KEINE GERECHTIGKEIT!“
    Steapas Auge brannte vor Wut, nun da seine Autorität so offensichtlich in Frage gestellt worden war.
    Und was ist Gerechtigkeit für euch, Ser?“
    Die einzige Gerechtigkeit, die es hier offenbar noch gibt! Ich fordere einen Gerichtskampf! Der Erbauer wird entscheiden, wer die Wahrheit spricht! Ich gegen Euch, Ritter!“

    Steapa schwieg, doch Clementine durchbrach es.
    Ein Gerichtskampf ist ein Gottesurteil und bar jeder Anfechtung durch das Irdische. Als Kommandantin der Templer spreche ich mich dafür aus!“
    Arian, ihr seid ein Ritter und vermutlich von höherer Geburt als dieser axtschwingende Bastard hier. Ihr müsst das nicht tun!“, mahnte Steapa, doch Arian schüttelte den Kopf.
    Der Erbauer wird Abyss Unschuld beweisen!, beharrte er. Steapa nickte traurig.
    Arian… nicht!, schluchzte Abyss und torkelte auf den Ritter zu, der sie darauf umarmte.
    Ich lasse nicht zu, dass er dir etwas antut, versprach Arian und wischte Abyss die zwei Tränen, die nun über ihre Wangen kullerten, aus dem Gesicht.

    Ich hab Angst, Arian.
    Fürchte dich nicht, meine Kleine. Hörst du? Fürchte dich nicht!
    Dann erhob er sich und schaute den nun grimmig dreinschauenden Axtträger ins Gesicht.
    Wie Ihr wünscht…
    Shepard Commander ist offline
  8. #28
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Aril_Ava.png]
    Die Elfe ging - natürlich - nicht auf Arils Scherz ein. Sie bemerkte erst danach, dass sie es auch gar nicht wirklich erwartet hatte. Waren Elfen wirklich so humorlos?
    Aril biss sich auf die Lippe. Sie hatte Glandis oft lachen hören, sie hatte auch mit ihr gescherzt und war für einige Späße zu haben gewesen. Warum also dachte sie nun schon wieder so - menschlich? Der Gedanken daran, wie Menschen von den Elfen dachte und wie sie vor nicht allzu langer Zeit von ihnen gedacht hatte, erschreckte sie.
    Indes hatte Glandis weitergeredet:
    »Habe sie vorbei rennen hören und hochgeschaut. Es waren doch mehr, als ich aus der Entfernung mit dem ersten Blick erhaschen konnte. Den Genlock hatte ich nicht gesehen. Aber«, hier hielt sie kurz inne, »der Genlock stand schussbereit. Er musste den Bogen bereits gezogen haben und es sah so wie ein festhaltender Schuss aus, denn er vollziehen wollte. Vielleicht haben ihn auch die Hurlocks gehindert, weil sie in seine Schussbahn gerannt sind. Ich konnte nicht so wie gedacht vorgehen …« Als hätte sie gemerkt, dass Aril gerade kurz abwesend war, pausierte sie und warf ihr einen ausdruckslosen Blick zu. Dann fuhr sie ohne Umschweife fort:»Aril, ich kämpfe gern mit dem Bogen und es funktioniert auch ganz gut, auch wenn ich für diese Waffe der Dunklen Brut mein ,delos‘ überwinden musste. Doch ich konnte ihn nur aus dem Verborgenen angreifen, aber dazu war ich viel zu weit weg. Denn er musste sofort gestört werden. Verstehst Du das? Die Dolche waren gezogen, doch wie kam ich dort hin? Ich habe mir ein Stück Holz zwischen die Zähne geklemmt, vielleicht hast du vorhin die Späne gesehen, mir eine Sprungrolle vorgenommen. Für den besten Fall hatte ich mir ausgemalt, würde ich ihn beim Ausrollen mit den Füßen einen Tritt geben können und ihn so vom Schuss abhalten. Aber meine Tarnung wäre dann dahin. So der Plan.«

    Aril nickte und vollzog in Gedanken die Positionen die Glandis eingenommen hatte. "Mir scheint, dein Plan hat funktioniert," kommentierte sie trocken.
    "Aber lass mich deinen Rücken nachher sehen. Bitte," fügte sie sanft hinzu. Sie wollte sich der Elfe nicht aufdrängen. Alles mit ihr schien in einem empfindlichen Gleichgewicht zu sein und sie würde erst ein Gespür dafür entwickeln müssen. "Es hat keinen Sinn, dass du dich hier von deiner Rüstung befreist, aber nachher am Feuer haben wir genug Zeit. Ich habe noch Wundumschläge dabei."

    Damit wandte sie sich den Leichen zu. "Also, was gibt es hier zu holen? Hatten sie ein aufgebautes Lager?"
    Fawks ist offline
  9. #29
    Legende Avatar von Annalena
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    Ivy

    Emanuelle

    [Bild: Char_Angeline.png]
    Angeline runzelte die Stirn als Ivy ihr sagte, dass sie im Handel und Personenschutz arbeitete. Das war eine ziemlich schwammige Aussage und ihre Instinkte schrien, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Sie lächelte leicht und freute sich darüber, denn es machte doch viel mehr Spaß die Wahrheit zu entschlüsseln als es auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Das sie mit zu Dellin kommen wollte entlockte ihr ein noch breiteres Grinsen. Wie vorteilhaft.

    Emanuelle erzählte ausführlicher von ihrer Herkunft und womit sie ihr Geld verdiente, was Angeline in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Wenn das die Wahrheit war, dann war sie eine Nug. „Wie ihr meint… Es ist sicherlich schwer für Euch Arbeit zu finden, nicht wahr Ivy? Ich meine Eure Kampffähigkeiten sind schon sehr speziell.“ Dann wandte sie sich an Emanuelle. „Für eine wohlhabende Händlerin seid Ihr ziemlich, nun ja, leicht unterwegs. Ich meine, wo sind Eure Waren oder Eure Wachen? Ist irgendetwas auf Euren Reisen passiert?“

    Ihr Lächeln wurde breiter und sie musterte die beiden Frauen eindringlich. „Ich arbeite hier als Bedienung und Köchin, doch in Wahrheit bin ich eine Assassine und ich liebe es Leute zu töten. Am liebsten schneide ich ihnen die Kehle mit meinem Dolch durch und wenn ich wirklich gut drauf bin, dann benutze ich zusätzlich noch Gift. Ach, es ist so wunderbar zuzusehen wie das Leben jemanden langsam, und vor allem qualvoll, verlässt.“

    Bernhard starrte sie entsetzt an bevor er los stotterte. „Ein Scherz.. das war nur ein Scherz so wie der Ratteneintopf, der in Wahrheit gar nicht aus Rattenfleisch bestand.“ Er lachte gezwungen und hoffte, dass die beiden Frauen ihm glaubten. Angelina schmollte nur. „Du verdirbst mir auch jeden Spaß Bernhard.“ Dann seufzte sie laut. „Zu Schade Bernhard, leider kann ich dir nun doch keine vergnüglichen Stunden kaufen.“ Vorerst würde sie so tun, als ob sie den beiden Frauen glaubte, und dazu gehörte, dass sie vor allem Emanuelle nicht fragte, was sie kosten würde um Bernhard zu beglücken. Vielleicht irrte sie sich ja auch und die beiden Frauen sagten die Wahrheit, möglich wäre es, aber sie irrte sich nur selten.

    Dann stand sie auf und begann den Tisch abzuräumen. Bernhard saß regungslos auf seinem Stuhl, unfähig zu verarbeiten, was Angeline gerade von sich gegeben hatte. Doch sie war völlig unbeeindruckt von dem, was andere von ihr hielten und sprach die beiden Frauen noch einmal an. „Dellin steht auf Ärsche, klar mag er auch Möpse, aber Ärsche sind seine Favoriten. Macht das Beste aus euren Ärschen und ihr bekommt bei ihm Rabatt.“ Dann zwinkerte sie den beiden Frauen zu. „Wir sehen uns in einer Stunde.“ Ihr Blick ging zu Emanuelle. „Hoffentlich!“
    Annalena ist offline
  10. #30
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    Zitat Zitat von Khardim Beitrag anzeigen


    [Bild: Maeyaalinh_avatar.jpg]
    Mit der aufgehenden Sonne im Rücken kehrte die Elfe zum Lagerplatz der kleinen Gruppe zurück. Gisele lehnte immer noch wie von einem Donnerkeil getroffen an der Tragetasche und schnarchte leise. Ihr liebevoll ausgebreiteter Mantel, der zumindest die ärgste Kälte von ihren Knochen fernhalten sollte, sagte ihr, dass Walla sich noch einmal ihrer angenommen hatte, bevor sie im Zelt verschwunden war, um alle Gefahren des Waldes durch infernalisches Schnarchen zu verjagen. Maeya'alinh setzte sich zu der schlafenden Zwergin ins Zelt und sah dem anbrechenden Tag beim Erstarken zu. Was er ihnen wohl bringen würde? Zwar hatten sie zusammen einen Plan gefasst, bevor Gisele sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken hatte, doch würde sich erst zeigen müssen, ob der gefasste Plan auch tatsächlich zur Ausführung kommen würde. Der Mord an Almori hatte böses Blut zwischen sie und Gisele gebracht, das war der Elfe klar. Und obgleich sie nicht fürchtete, dass die Kriegerin sich gegen sie wenden würde, hoffte sie, dass sie sich würden versöhnen können. Das alle, die über den Zwist um die Magie entzweit waren, sich würden versöhnen können.
    Die betrachtete Walla, der eine Locke ihres dicken roten Haares vor dem Mund hing, die bei jedem Atemzug wie ein dünner Ast im Wind hin und her schwang. Zwerge hatten keine Verbindung zur anderen Seite oder zu Magie. Was für Maeya'alinh unvorstellbar wäre, war für Walla einfach Realität: Niemals den eigenen Körper verlassen zu können, um durch die ewigen Weiten des Nichts zu streifen. Und trotzdem schien sie vollkommen glücklich mit ihrem nicht magischen und seit dem Vortag vermutlich ziemlich chaotischen Leben zu sein. Die Elfe staunte über die Vielfalt der Schöpfung und scheiterte bereits bei dem Versuch, sich vorzustellen, wie so ein Leben sein mochte. Die Magie war einfach zu sehr Teil ihres Wesens.
    Irgendwann, es mochten Stunden vergangen sein, näherten sich Schritte langsam und unrhythmisch dem Zelt. Eine leichte Bewegung der Zwergin verriet Maeya'alinh, dass Walla sie auch gehört hatte. Doch selbst als Gisele bereits ihren Kopf ins Zelt steckte und ihre beiden Gefährtinnen mit fahrigem Blick ansah, machte die fürsorgliche Köchin keine ernsthaften Anstalten, ihr Nachtlager zu verlassen.
    "Wás íst ´ier passíert? Wíeso ´abe isch dort geschlafén und warúm schmerzt meín Kopf so se´r?"
    Maeya'alinhs Augen weiteten sich kurz. Hatte Gisele wirklich alles vergessen, was in der Nacht geschehen war? Woraus machte Walla ihren Schnaps, dass er derart vernichtend wirkte?
    Ihrer praktischen Art folgend schwang sich die Zwergin dann doch auf, schnappte sich Giseles Hand und führte sie zu den Resten des Feuers, auf denen noch der Topf mit Frühstück stand. "Kommt erst mal was essen, Kinder. Dabei könne wir ja über alles reden."
    Die Elfe hatte keinerlei Vorstellung, wie sie Gisele erklären sollte, was geschehen war. Es wirkte in ihrem Kopf alles auf einmal konfus und als sie anfing, nach Worten zu suchen, um ihre Tat zu erklären, merkte sie, dass ihre Gedanken mehrmals wie traurige Rinnsale im Schatten der letzten Nacht versickerten. Sie folgte Walla und Gisele und nahm sich eine Schüssel. Die Zwergin tat ihren beiden Schützlingen großzügig auf und förderte aus einer ihrer Taschen eine kleine Flasche für sich selbst zutage. Der unwillkürliche Würgelaut, der darauf hin Giseles Kehle entstieg war ein Zeichen dafür, dass zumindest ihr Körper sich an die letzte Nacht erinnerte.
    Maeya'alinh stocherte in ihrem Essen herum. Es roch tatsächlich sehr gut und sie hatte inzwischen auch furchtbaren Hunger, doch konnte sie trotzdem nicht essen.
    ,,An was erinnerst Du Dich denn noch, Gisele?'', fragte sie leise. Die Kriegerin hob ihren Kopf, den sie bisher dicht über ihrer Schüssel gehalten hatte und sah sie unsicher an.
    Schnell wich die Elfe ihrem Blick aus und stopfte sich hektisch ihren Löffel mit Weizenbrei in den Mund. Sie verbrannte sich ihren Gaumen fürchterlich, aber schluckte die heiße Masse trotzdem herunter, um nicht aufblicken zu müssen. Wie sollte sie Gisele das alles erklären?
    Zitat Zitat von Moonlord Beitrag anzeigen
    vorherige Posts: Walla, Maeya'alinh, Gisele,

    [Bild: Walla_100P.png]
    Etwas besorgt schaute Walla der aufgehenden Sonne entgegen. Viel gab es davon nicht zu sehen, da die Bäume doch recht hoch standen, besonders aus dem Blickwinkel einer Zwergin. Doch ab und zu fanden ein paar warme Strahlen ihren Weg zwischen den Blättern hindurch und schufen kleine leuchtende Inseln im feuchten Gras.
    Wallas Blick schweifte über die Lichtung, blieb kurz an Gisele hängen, die regungslos an ihrem Baumstamm lehnte, und wanderte wieder zum Feuer zurück. Seufzend rückte sie den Topf mit Weizenbrei in die warme Asche. Wenn sie nicht ohne die Menschenfrau anfangen wollten, würde das Frühstück noch eine ganze Weile warten müssen.
    Und wo war eigentlich die Elfe?
    Walla gähnte herzhaft. Nach all der Aufregung der letzten Nacht überkam sie nun doch die Müdigkeit.
    "Was soll's. Ein kleines Nickerchen kann ja nicht schaden", murmelte sie vor sich hin. Es war ohnehin alles vorbereitet, Gisele schlief, Maeya'alinh war nicht zu sehen, da konnte sie sich genauso gut ebenfalls noch etwas hinlegen.
    Ächzend drückte sie ihre müden Knochen hoch, um zu Gisele herüberzuschlurfen und sich zu vergewissern, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging. Als sie dann vor der jungen Frau stand und in das kalkweiße Gesicht schaute, schüttelte sie erschrocken den Kopf. Giseles Mund war leicht geöffnet und passend zu den unruhigen Schnarchlauten rann ein dünner Speichelfaden heraus. "Bei den Ahnen, ich habe ja schon immer geahnt, dass man in Orlais nichts ordentliches zu trinken bekommt, aber dass ihr mein Tröpfchen dermaßen die Hacken weghaut ... tss ..." Fürsorglich faltete sie ihr die eiskalten Hände über dem Bauch zusammen und zog ihren Umhang darüber. "Schlaf dich aus, Kleine", nuschelte sie noch, bevor sie selbst auf das windschiefe Zelt zusteuerte.
    Wenig später übertönte Wallas eigenes Schnarchen jegliches andere Geräusch auf der Lichtung.

    Mindestens drei Stunden später – die Sonne stand bereits über den Baumwipfeln – lag die Zwergin immer noch auf dem Rücken im Zelt. Sie war halbwegs wach, hatte jedoch noch keine Lust aufzustehen.
    Auch Maeya'alinh war wieder da. Wann die Elfe ins Zelt gekommen war, konnte Walla nicht sagen. Vielleicht hatte sie selbst noch geschlafen aber vermutlich hätte deren leichte Schritte auch dann nicht gehört, wenn sie hellwach gewesen wäre. Manchmal gruselte sie die Fähigkeit dieses Volkes, sich so geräuschlos bewegen zu können.

    Andere Schritte näherten sich. Stapfend und ungleichmäßig, wie von jemandem, der seine Bewegungen nicht völlig unter Kontrolle hatte. Walla hob den Kopf, ließ ihn dann aber gleich wieder sinken und schielte nur an der Nase vorbei zum Eingang hin. Gisele tauchte auf.
    Nachdem sie eine Weile einfach ins Zelt gestarrt hatte, fragte sie: "Wás íst ´ier passíert? Wíeso ´abe isch dort geschlafén und warúm schmerzt meín Kopf so se´r?"
    Unter normalen Umständen hätte ihr Walla einfach geantwortet: "Damit Ihr uns nicht ins Zelt kotzt!" aber irgendetwas – wohl Giseles Gesichtsausdruck - hielt sie davon ab.
    Wie immer, wenn ihr die richtigen Worte fehlten, ging die Zwergin zu Taten über. Sie rappelte sich auf, zog ihre verrutschte Bluse zurecht und quetschte sich an Maeya'alinh vorbei zum Eingang. "Kommt erst mal was essen, Kinder", raunte sie den beiden mit leicht kratziger Stimme zu. "Dabei könne wir ja über alles reden."
    Sie nahm Gisele bei der Hand und zog sie mit sich zum Feuer, wo drei einfache Holzschüsseln nebst Löffeln bereits auf sie warteten.


    [Bild: Mini3.jpg]

    Nachdem Walla sie bei der Hand genommen, zum Feuer geführt und ihr eine hölzerne, vermutlich selbstgeschnitzte, Schüssel graubrauner Grütze in die Hand gedrückt hatte, die zwar wunderbar roch und vermutlich auch so schmecken würde allerdings Aussehen und Konsistenz von Brontomist aufwies, schaute die Zwergin Gisele mit ebenso neugierigem wie besorgten Blick an. Gisele selbst wunderte sich noch immer über diesen sonderbaren Morgen. Vor allem Wallas Formulierung „Über alles reden“, ließ auf keine guten Neuigkeiten hoffen. Auch Maeya´alin gesellte sich zu ihnen, schaute der Kriegerin aber nicht in die Augen. Eine Aura konzentrierter Unbehaglichkeit umgab die zierliche Elfe und Gisele zeigte sich merklich erschüttert über die große Kluft, die anscheinend über Nacht zwischen den beiden Frauen entstanden war.

    Walla packte eine Flasche aus und entkorkte sie. Ein beißender Geruch stieg Gisele in die gerade gewachsene Nase und löste in ihrem Hals einen unwillkürlichen Würgereflex aus. Nur mit Mühe konnte Gisele sich beherrschen Walla, welche ihr gegenübersaß, nicht an den kupferroten Kopf zu speien. Allerdings schien die Zwergin diese Befürchtung zu teilen, denn ohne die Flasche auch nur zum Mund geführt zu haben, verschloss sie diese schnell wieder.

    Gisele beobachtete wie Maeya´alinh mit dem etwas zu kurz geratenen, vermutlich für Zwergenhände geschaffenen, Holzlöffel in der dickflüssigen Substanz herumrührte, den Kopf leicht gesenkt, die Augenlider etwa halb geschlossen. Dann jedoch schaute sie auf und fragte kleinlaut: „An was erinnerst Du Dich denn noch, Gisele?

    Das war eine sehr berechtigte Frage, doch kannte sie kaum eine hinreichende Antwort. Tatsächlich schien die letzte Nacht bis auf wenige, unzusammenhängende Fetzten, vollständig aus Giseles Gedächtnis gelöscht worden zu sein. Gisele sah, wie Maeya´alinh sich hastig einen Löffel des nahrhaften, aber noch dampfenden Breis in den Mund stopfte und darauf kurz das Gesicht verzog, es jedoch tunlichst vermied die Kriegerin erneut anzuschauen.
    Isch bin in Schwierischkeiten… stimmt´s?“, schlussfolgerte Gisele in Anbetracht all jener unwiderlegbaren Beweise. Vermutlich hatte sie sich betrunken, sich der jungen Elfe gegenüber zu anzüglich verhalten, die Zwergin wegen ihrer geringen Größe aufgezogen und lauthals getönt, dass Orlais das großartigste Land der Welt sei und alle Übrigen nur stinkende Provinzen ungebildeter Lakaien. Ja, das würde zu ihr passen…

    Die anderen Beiden schauten sich kurz aber bedeutungsschwer an, sagten jedoch vorerst nichts und so begann Gisele, deren leerer Magen vernehmlich knurrte, den wie sich herausstellte köstlichen Brei zu löffeln. Die Kriegerin seufzte innerlich. Vermutlich würden die die Walla und Maeya´alinh sie aus ihrer Gruppe werfen und dies wäre das letzte Mal, dass Gisele Wallas Kochkünste genießen durfte. Es schien ihr seltsam paradox, dass sie sich noch vor nicht allzu langer Zeit keine Gesellschaft gewünscht hatte und dem drohenden Ende nun mit derartigem Bedauern entgegensah. Dennoch beschloss sie aus vielleicht falschen Stolz und Eitelkeit nicht um eine zweite Chance zu betteln.

    Während sie in rythmischen Zügen kaute, schluckte und den nächsten Löffel nachschob starrten Giseles Augen ziellos auf einen unbestimmten Punkt zwischen der feinen Asche und den noch sanft vor sich herglimmenden Hölzern der Lagerstelle. Angestrengt versuche sie zu rekapitulieren, was letzte Nacht passiert war. Doch blockierte eine scheinbar psychische Sperre ihr den Zugang zu jeglichen Erinnerungen, die sich nun jedoch mit jedem Löffel der gesundheitsbringenden Nahrung ein wenig lockerte. Zäh und klebrig krochen einzelne Eindrücke in Giseles verstand, ließen sich jedoch kaum oder gar nicht in auch nur irgendeinen Kontext einfügen. Von Seiten ihrer Gefährtinnen erhielt Gisele keinerlei Hilfe. Es schien sogar so weit zu gehen, dass die Beiden fast froh über den temporären Gedächtnisverlust zu sein, den Gisele durchlebte. Doch Stück für Stück reihten sich weitere Bilder und Gefühle ein. Ein Templer, gezogene Schwerter, eine verängstige Elfe…

    Im Verlauf weniger Minuten trat außerdem das Element der Wut in zunehmendem Maße in Erscheinung. Das war zu dem Zeitpunkt, als die vielen verschiedenen Eindrücke so unverkennbar den Charakter von wiederkehrenden Erinnerungen annahmen und als Gisele begann, diese mit wachsender Besorgnis über das, was letzte Nacht geschehen war in Verbindung zu bringen.

    Ein Templér…, begann Gisele zu Murmeln, ohne den Blick von dem knisternden Holz abzuwenden, dessen orangenes Glühen sich in der Pupille ihrer Augen widerspiegelte.
    Ein Templér….
    Shepard Commander ist offline
  11. #31
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 9

    [Bild: VR_Gladis_1.png]»Mir scheint, dein Plan hat funktioniert,« hörte sie Aril sagen und erwiderte nichts. »Aber lass mich deinen Rücken nachher sehen. Bitte,« auch dazu antwortete die Dalish nicht. Das noch angehängte Wortspiel »Es hat keinen Sinn, dass du dich hier von deiner Rüstung befreist, aber nachher am Feuer haben wir genug Zeit. Ich habe noch Wundumschläge dabei.« passte zu dem zuvor gesagten. Die Adlige schaute sich zu den Leichen um und erklärte: »Also, was gibt es hier zu holen? Hatten sie ein aufgebautes Lager?« Glandis konnte nichts sagen, auch wenn es sie gereizt hätte, sie konnte nicht.

    »Nicht, dass ich schon meinen Kampf zu ende erzählt hatte. Darauf kommt es jetzt nicht an«, dachte die junge Elfin. Es war etwas anderes, weit aus umfassenderes, als mit Gedanken zu beschreiben, war für sie wichtiger. Sie dachte daran, dass »ich nicht gefragt worden bin, was ich mit ,delos‘ gemeint habe, oder zu der anderen, vage benannten Seite, zu meiner Kampfweise aus dem Verborgenen …«

    Glandis brauchte ein bisschen bis sie sich gefangen hatte, wieder ‚be Ea‘ war. »Danke für die Hilfe«, sagte sie höflich zu Aril und schaute dann in die gleiche Richtung und sagte ohne eine Spur von Erregung: »Nun wir haben gestern ein Stück von dem Reh hier gelassen, danach sollten wir schauen.« Und mit einem Scherz im Gesicht fügte sie noch an: »Schließlich haben wir die eine Reh … keule ja überlebt. Lasse uns nachschauen.«
    VRanger ist offline Geändert von VRanger (03.02.2015 um 17:56 Uhr) Grund: verlinkt
  12. #32
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    vorheriger Post: Das Lager ~ Antwort von: Glandis


    [Bild: Aril_Ava.png]

    Wie sie es sich gedacht hatte, war Glandis während ihrer Feststellungen still geblieben. Es war so schwierig mit dieser Elfin zu reden! Etwas beschäftigte sie, da war Aril sicher. Sie wollte es ihr nur nicht sagen! Sie versuchte ihrn aufkommenden Ärger hinunterzuschlucken. Gerade sie, die in der Wildnis groß geworden war, musste doch wissen, wie wichtig Zusammenhalt war. Wie sollten sie miteinander reisen können, wenn Aril ständig das Gefühl hatte, dass Glandis etwas ausbrütete? Wie sollte sie der Elfe vertrauen können, wenn diese keinerlei Anstalten machte, auch etwas von sich preiszugeben?
    "Gut", dachte Aril, "sie hat mir wahrscheinlich schon mehr erzählt als jedem anderen Menschen. Das sollte ich nicht vergessen ... trotzdem!" Sie erkannte ihre Sturheit in diesem Gedanken wieder, aber wollte nun selbst nicht davon sprechen. Es würde die Elfe ohnehin nicht kümmern. Genauso gut hätte sie mit einem Baum reden können, der antwortete ebenso viel.

    »Danke für die Hilfe. Nun wir haben gestern ein Stück von dem Reh hier gelassen, danach sollten wir schauen.« Als wolle sie nun ebenfalls einen kleinen Witz machen, sagte sie noch: »Schließlich haben wir die eine Reh … keule ja überlebt. Lasse uns nachschauen.«
    "Gern geschehen," erwiderte Aril schroff. Sie war wahrlich keine gute Diplomatin. Sie trug ihr Herz zu sehr auf der Zunge.
    Ja, eindeutig, denn ihre Emotionen wollten artikuliert werden, und so brach es einfach aus ihr hervor: "Glandis, hör mir zu! Ich verstehe dich einfach nicht!" Fast schon anklagend sah sie die Elfe an. "Du hast den hier einfach niedergestochen? Wie genau bist du an ihn herangekommenß Was heißt "im verborgenen"? Hast du dich angeschlichen und dann diese Sprungrolle gemacht?"

    Sie blickte zu dem toten Wesen. "Und vor allem, wenn du an ihm dran wart, wie hast du ihn dann getötet? Er sieht doch gut gerüstet aus. Und stark. Fast wie ein Zwerg."

    Aril seufzte ob ihres Wortschwalls. "Ja, ich weiß, ich rede viel, aber weißt du, vieles bekomme ich nicht mit oder wenn, dann verstehe ich es nicht. Was ist denn ein 'delos'?"
    Als letztes sah Aril zu dem Bogen auf dem Boden, der im Gras lag. "Für mich ist das nur eine hölzerne Waffe und ich weiß, dass du deinen Bogen suchst. Warum also verwendest du nicht diesen, das hat doch sicherlich einen Grund?"

    Dieser Ausbruch brachte die Adlige fast dazu, in Tränen auszubrechen. Alles hier war so anders und sie war in diese Welt hineingalloppiert ohne sich dessen bewusst zu sein. Und nun, wo sie Hilfe hatte, verstand sie diese nicht einmal. Es war zum Verzweifeln!
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (02.02.2015 um 20:50 Uhr)
  13. #33
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Zitat Zitat von Shepard Commander Beitrag anzeigen

    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    [Bild: Arian__klein.jpg]

    Orphanias Hand klammerte sich schraubstockartig um die eigene, während sie sprach. Die Anwesenheit der Kriegerin namens Clemetine versetzte sie in offensichtliche Nervosität, die selbst der freundliche Templerleutnant Emile anwesend war, bei dessen Anblick die Augen der kleinen Elfe merklich aufleuchteten. Die Kommandantin hingegen schien auf Orphanias angespannte Nerven, die begleitet von dem schwitzig-drückenden Handgriff ihrer kleinen Faust begleitet wurde, keine Rücksicht zu nehmen, sondern nur ihre Fragen beantwortet zu sehen.
    Oprhanias erweckende Furcht entlud sich schließlich in einem Schwall grotesken Unsinns, der mehr ihrer Gefühlwelt als der Realität entsprang. Sie stellte Claudette als ihre Mutter und Arian als Abyss Vater da, betitelte beide mit dem Rang der größten Krieger in ganz Thedas und spuckte verschleierte Drohungen in Richtung der kalten Kommandantin. Während dieser wirren Ausführungen stieg eine Flut dicker Tränen in die nunmehr wässrigen, großen Augen der Kleinen, bereit einem Staudammdurchbruch gleich loszubrechen und ihr Gesicht in salziges Wasser zu tunken. Orphanias Stimme begann zu wanken, ihre Augen schweiften hilflos zwischen Abyss, Clementine und den anderen umher und schon, als es so schien, dass die kleine Elfe zusammensacken und bitterlich weinen würde, schritt Emile ein und beruhigte sie mit sanften Worten. Die Kommandantin verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte ihren Körper auf ein Bein, während sie mit den braun-gelblichen Augen rollte.

    Ser... Emile. Es war einfach so schrecklich! Wir sind von einer Monsterspinne attackiert worden! Und weil meine... Mutter Claudette nicht da war, hatte ich solche Angst! Und jetzt... will ich einfach nur zu ihr zurück! Könnt ihr mich zurück bringen? Ja? Bitteeeeeeeeeeeee!
    Ah, ich verstehe… eure Mutter also“, zweifelte Emile merklich. „Kommandantin, wenn ihr erlaubt“. Der Templer führte seine Vorgesetzte aus der Hörreichweite der beiden nunmehr oder weniger allein gelassenen Kinder.

    Orphania schien kaum auf ihren eigenen Körper zu achten. So drückten ihre dünnen Fingerchen die Hand von Abyss nun mit derartiger Kraft, dass die größere der Elfen schlagartig aufzuckte und zu dem ertaubenden Glied schaute, dessen Fingerspitzen bereits weiß anliefen.
    Auh! Orphania lass mich los!“, schimpfte sie. Doch Orphania schüttelte nur leicht verneinend den Kopf, noch immer überfordert von der vorangegangenen Situationen, die Begegnung mit der Monsterspinne und nun die Eiskönigin von Mayhem.

    E-es tut mir leid... Abyss. A-aber ich... wusste nicht, was ich sagen sollte, ja!? -außerdem... außerdem wollte ich nichts darüber sagen, was wir Claudette sagen wollen!
    Orphania du tust mir weeeh!, jammerte Abyss nun und wandte sich unter Zuhilfenahme der freien Hand aus dem Fanggriff Orphanias.

    Das war zu viel für die Andere und die schweren Tränen brachen in eine Flut jaulender, herzzerreißender Traurigkeit aus, überrannten die Wangen, strömten ungebremst über ihr Gesicht und rannen in feinen, glänzenden Rinnsalen ihren Hals hinab. Abyss, erschrocken von der starken Reaktion trat einen Schritt zurück und schaute sich in entschuldigender Manier um, unfähig die Situation zu durchschauen und zu handeln.

    Orphania weinte bitterlich, ihr zaghafter Körper begann zu wanken und war kurz davor zu kippen, die Elfe zusammensinken zu lassen und als elendes Wesen von Traurigkeit auf dem nackten, festgetretenen Boden vor dem Brunnen zu enden, welchen ihre Tränen sicherlich vollständig füllen könnten.

    Plötzlich traten die Templer wieder in Abyss Blickfeld. Kommandantin Mayhem blieb in einigem Abstand stehen und betrachtete die weinende Orphania mitleidig. Emile hingegen schritt in strengem Schritt auf das zerfließende Etwas zu, mit entschlossenem Gesichtsausdruck, der Abyss entschieden zurückweichen ließ.

    Leutnant!“, rief Clementine noch, doch Emile schlug ihren Ruf gestikulierend in den Wind.
    Ich weiß, was ich tue!“, rief er noch über die Schulter, dann erreichte er Orphania. Sein maskuliner Körper warf einen grauen Schatten auf die zerbrechlich wirkende Elfe.

    Orphania stockte kurz, als die Gestalt des Templers vor ihr erschien. Dieser kniete sich nun sich vor die schluchzende Elfe und breitete die Arme aus. Die Wärme, die in seinen eisblauen Augen schimmerte und die Geborgenheit ließ Orphania in die Zuflucht der Umarmung hechten. Emile schloss schützend die Arme um die junge Elfe während Orphania ihr nasses vor Rotz und Wasser glitzerndes Gesicht in die Schulter des Leutnants drückte und dessen feine Stoffe mit Feuchtigkeit benetzten.

    Sshht, ist ja gut, meine Kleine. Ist ja alles gut“, flüsterte Emile in beruhigendem Ton.
    Wir bringen dich schon zu… deiner Mutter. Versprochen!“, sprach er weiter, was Orphanias Schluchzen langsam abflauen ließ, bis es schließlich erstarb und in ein hastiges, stockendes Atmen verfiel. Emile hielt Orphania so lange sicher, bis sie sich schließlich beruhigt hatte.
    Ist es jetzt besser?“, fragte er ruhig, was die Elfe mit einem schüchternen und peinlich berührten Kopfnicken beantwortete.
    Gut. Ich wusste doch, du bist ein tapferes Mädchen“, sagte er und wuschelte durch ihre Haare. Dann wandte er sich an die Kommandantin.

    Ich würde sagen, wir suchen die Eltern der Kinder. Dann habt ihr auch gleich eure Zeugen und wir können diesem verdammten Blutmagier endlich den Kopf abschlagen“, raunte Emile, wobei die letzten Worte mit einem erschreckenden Aufatmen der beiden Elfenkinder kommentiert wurden. Clementine sagte eine Zeitlang nichts, dann nickte sie sehr langsam, was den langen Zopf auf ihrem Rücken schlangenartig über das Leder der Rüstung gleiten ließ.

    Wo ist dieser Ritter?“, fragte sie direkt an Abyss gewandt.
    Am Haupttor… glaube ich, antwortete diese eingeschüchtert.
    Wieder nickte die Kommandantin.
    Emile, ihr bringt die Kleine zu ihrer Mutter, ich gehe mit ihr hier zum Haupttor und suche ihren Vater!“
    Der Ton, den sie anschlug ließ keinen Freiraum für Nachfragen oder Widersprüche und so nickte der hübsche Templer zustimmend, bevor er das Wort an Orphania richtete: „Also, führst du mich zu Claudette? Ich bin bei dir, dir kann also nichts passieren“.
    Bringt sie alle zur Kirche“, befahl Clementine. Emile nickte, dann nahm er Orphania an die Hand und gestikulierte ihr, ihn zu führen, obwohl er den Weg zur Schmiede sehr wohl kannte und sie ihm Notfall umleiten konnte.

    Unterdessen bedeutete Clementine Abyss sie zum Haupttor zu begleiten, allerdings nicht an der Hand geführt, sondern mit gebieterischem Blick in den Augen, die unter den dicken Augenbrauen wachsam funkelten. Während die Beiden getrennte Wege gingen, die Templer kehrten indes zur Kirche zurück, schaute Abyss mit leiser Verzweiflung Orphania nach, die dank Emile scheinbar etwas beruhigt war. Dennoch schien auch sie die Trennung der Beiden nicht zu mögen, schaute sie doch auch mit fast flehendem Blick zu Abyss. Doch Clementine drängte die junge Elfe weiter voran und schon nach wenigen Schritten verschwand Orphanias Gesicht hinter einer scheren hölzernen Wand in der Dutzende eiserner Nägel steckten.

    ***

    Orphania schien noch immer ein wenig perplex zu sein und so schob Emile sie mit sanfter Gewalt Richtung Straße. Schon bald hatte sich die kleine Elfe gesammelt und schien zumindest eine ungefähre Vorstellung ihrer derzeitigen Position zu haben. Schon begann sie an Emiles Hand zu zerren und ihn in diese und jene Richtung zu lotzen, was der Templer auch geschehen ließ. Manchmal musste sich Emile so sehr beeilen, dass der dunkelblaue Umhang, der passend zu seiner in allen Schattierungen des Meeres gehaltenen Adelskleidung, die mit in perfektem Abstand zueinander angebrachten goldenen Nieten versehen war und auf deren Brust das eingestickte Schwert der Gnade befand, im Fahrtwind zu wehen begann.

    Nicht so stürmisch“, rief er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen doch Orphania stürzte, vermutlich in tiefem Verlangen Claudette zu finden, unentwegt voran. So eilig hatte es die Kleine, dass sie einige Mal fast gestürzt wäre. Die Schmiede musste nun nicht mehr weit sein! Um diese Ecke und… da stoppte das Mädchen so plötzlich, das Emile sie fast umgerannt hätte. Der Templer sah sie verwundert an. „Was ist los?

    Doch das Mädchen antwortete nicht. Direkt vor ihr stand ein Berg von einem Mann mit glatt rasiertem Haupt und einem struppigen Vollbart, die Stiele zweier Äxte ragten über seinen Rücken hinaus und an seinem Gürtel glänzten mehrere Dolche verschiedenster Machart. Sein kräftiger Körper, der sogar Emiles um wenige Zentimeter überragte war in Gelb gehüllt. Er fixierte Orphania, die bei seinem Blick wie vom Blitz getroffen stehen geblieben war.
    Der Fremde lächelte breit und offenbarte eine Reihe breiter Zähne, die allesamt so aussahen als könne er sogar Steine damit mahlen. Sein Blick verweilte kurz auf der eingeschüchterten Elfe und wanderte dann zu dem Templer neben ihr, der ihre Hand losließ.

    Entschuldigt, Herr. Ich suche zwei kleine Elfenkinder“, sagte er. Seine Stimme klang tief und dröhnend. Zudem betonte er die Worte sehr genau. „Ihr wisst nicht zufällig, wo ich diese finden kann?“, fragte er, während sein Blick wieder zu Orphania wanderte.
    Beide sind blondhaarig, die eine ist etwas -…“
    Wie ihr seht“, unterbrach Emile den Riesen: „Ist hier nur ein Elfenkind!
    Nun… Herr… wäre es mir vielleicht möglich, diesem einen Elfenkind ein paar einfache Fragen stellen zu können?“, fragte der Axtträger, wobei die Tonalität eher an eine Aufforderung als an eine Bitte erinnerte. Emile sah zu Orphania, die sichtlich eingeschüchtert wirkte. Dann schaute er zu dem Bärtigen und schüttelte entschieden den Kopf.

    Es wäre - …“, begann der Andere dröhnend, doch Emile unterbrach ihn erneut, indem er die Hand hob.
    Stellt mir eure Fragen!“
    „Nein!“
    „Dann geht jetzt!“

    Der Riese ging nicht, sondern blickte Emile finster an und murmelte etwas. Dieser schob Orphania, die wie angewurzelt rechts neben dem Templer gestanden hatte, nun mit der ihr zugewandten Hand schützend hinter sich, ehe dieselbe Hand zu dem Schwertgriff wanderte und dort bedrohlich auf dem Heft der in einer verzierten Lederscheide ruhenden Waffe liegen blieb. Sein Blick bohrte sich in die Augen des Fremden, der seinen Blick erwiderte.

    Geht jetzt!“, knurrte Emile befehlend. Der Templer schien völlig ruhig, nahezu emotionslos zu sein, während die Augen des Anderen hin und wieder zur Seite zuckten. Vermutlich wog er seine Optionen ab. Die wenigen Sekunden, bevor der Riese sich schließlich wortlos zum Gehen wandte, waren geschwängert von der knisternden Anspannung der beiden Kontrahenten.
    Nachdem der Riese mit klirrenden Waffen abgezogen war, drehte sich Emile zu Orphania, ging leicht in die Hocke und schaute der paralysiert dreinblickende in die Augen.

    Keine Sorge, dir passiert nichts wenn ich dabei bin. Und Claudette ist nun auch nicht mehr weit. Komm, wir gehen“, sagte er und streckte seine Hand aus, die Orphania ergriff wie ein Ertrinkender ein Stück Treibholz. Am Ende der Straße trafen sie bei der Schmiede ein. Sofort lief Orphania in das halboffene Gebäude…

    ***

    Abyss fühlte sich nicht ganz wohl, während sie sich beeilte mit dem schnellen Gang der Templerin Schritt zu halten. Der Speer auf Clementines Rücken klackte bei jedem zweiten Schritt vernehmlich und verlieh der rhythmischen Gangart der Beiden den Charakter eines militärischen Marsches.

    Ich – bin – übrigens…. Nicht – Arians – Tochter!, verkündigte Abyss nach Luft schnappend.
    Die Kommandantin blieb so schlagartig stehen, dass Abyss den nächsten Meter ohne sie lief, bevor sie bremsen konnte.
    Was?“, fauchte die Speerträgerin. Abyss erschrak ob des Tonfalls.
    Ich…ähhh…, begann Abyss zu stottern.
    Ihr habt mich angelogen? Du und deine Freundin?“
    Nicht… nicht wirklich!
    , verteidigte sich Abyss schnell und keuchend, da ihre Lungen um Luft bettelten. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und atmete bemüht gleichmäßig, ehe sie wieder zu sprechen begann.
    Ich glaube… Orphania hat da… was verwechselt. Wir reisen…. puuh…. Wir reisen erst seit kurzem zusammen…, erklärte Abyss pfeifend.
    Und wer ist dieser Arian denn? Ist er überhaupt ein Ritter und so großer Krieger?“
    Natürlich ist er ein Ritter!
    , platze Abyss heraus. Clementine hob eine ihrer schwarzen Augenbrauen.
    Und er ist… er ist nicht mein Vater. Aber er ist wie ein Vater! Meine Eltern sind gestorben….
    Das tut mir Leid“, verkündete die Kommandantin monoton. Abyss nickte: „Mir auch….
    Schließlich erreichten sie das Haupttor. Arian stand, wie erwartet, gemeinsam mit Steapa auf der Aussichtsplattform.

    Ariaaaan!, rief Abyss und als er schaute winkte sie unübersehbar. Er lächelte, verabschiedete sich von Steapa und kletterte den Turm hinab. Er durchschritt die schmalen Wehrgänge und stieß kurz hinter dem Zugang zur Treppe mit einem massiven Kerl zusammen.
    Verzeiht, lächelte Arian höflich, was der Andere, der übertriebenerweise zwei Äxte auf seinem Rücken trug, nur Knurren ließ.

    Finde ich hier Steapa, den Hauptmann?“, grummelte er. Arian nickte.
    Ja er ist gleich da…, begann er, als Abyss zwischen den beiden Männern auftauchte. Beide Köpfe wandten sich zu ihr und über das Gesicht des Axtkriegers huschte diebisches Vergnügen.
    So so!“, rief er und machte einen großen Schritt Richtung der vor Schreck erstarrten Abyss, hinter der nun Kommandantin Mayhem auftauchte, die gezwungen war ihren langstieligen Speer vom Rücken zu nehmen, um unter dem aus einfachen Holzlatten gezimmerten Dach gehen zu können.

    Abyss war unfähig etwas zu sagen, oder zu reagieren als eine gewaltige Hand sich nach ihr ausstreckte. Dann schrie sie schrill auf.
    Hey!, donnerte Arian. Die Hand stoppte kurz vor Abyss Haarschopf. Verwundert sah sich der Axtträger um. Arians Gesicht war wutverzerrt und Spucketropfen flogen, als er den Bärtigen anschrie: „Du legst nicht Hand an das Mädchen!
    Der Kopfgeldjäger drehte sich zu Arian und begann überstürzt zu erklären: „Dieses Elfenkind ist eine Lügnerin und Betrügerin! Sie läuft zu den Stadtwachen um unwahre Dinge zu behaupten und mich in Verruf zu bringen!“

    Nun schaltete sich Abyss selbst ein. Sie schaute Arian entsetzt an und schüttelte den blonden Kopf. Mit nicht weniger zittriger Stimme, als noch Orphania vor Kurzem setzte sie an: „Das ist nicht wahr! Er…
    Schweig!“, donnerte der Bärtige, was Abyss ängstlich fiepen und zusammenzucken ließ.
    Verdammtes Elfenpack lügt doch, wenn es den Mund aufmacht! Dir sollte man die Zunge abschneiden, sodass du keine Lügen mehr über ehrenwerte Männer verbreiten kannst!“
    Darauf begann Abyss zu hyperventilieren und sich mit beiden Händen an den Hals zu greifen. Das Gefühl ein riesiger, formloser Kloß würde ihren Hals hinaufkriechen und sie langsam zum Ersticken bringen, befiel sie. Plötzlich spürte sie eine schlanke, aber starke Hand auf der Schulter, welche sie stütze und aufrecht hielt. Es war Clementine.

    Sowas sagt Ihr nicht zu meinem Kind!, brüllte Arian, was den Axtträger verwundert dreinschauen ließ.
    Euer…“
    Mein Kind! Ich mag zwar nicht Abyss leiblicher Vater sein, doch bin ich ihr Vormund! Bezichtigt Ihr sie der Lüge und des Betruges, bezichtigt Ihr mich!

    Dann wandte er sich an Abyss und fragte so ruhig wie möglich: „Abyss, gibt es irgendetwas, was du getan hast, warum dieser Mann so sauer auf dich ist?
    Nein! Natürlich nicht! Arian du musst mir glauben!
    , protestierte Abyss verstört.
    Ganz ruhig, natürlich glaube ich dir“.
    „Lügnerin!“
    , rief der Kopfgeldjäger und zeigte auf Abyss.
    Wenn Abyss sagt, sie hat nichts getan, dann hat sie nichts getan!, warf Arian über die Schulter, ohne den Mann eines Blickes zu würdigen.
    Wie könnt Ihr…“

    „Schluss jetzt!“
    , donnerte da eine weitere Stimme. Es war Steapa, der nun gefolgt von einigen bewaffneten Wachen, die Treppe zum Wehrgang hinabstieg und sich vor den Anwesenden aufbaute.
    Wenn Ser Arian sagt, die Elfe ist vertrauenswürdig, dann ist das so!“, schloss er.

    Eigentlich hätte es damit gut sein können, doch war der Kopfgeldjäger nun dermaßen in Rage, dass er anstatt zu schweigen anfing zu brüllen.
    Das ist keine Gerechtigkeit! Wo das Wort einer dreckigen Elfe dem eines ehrenhaften Mannes vorgezogen wird! DAS IST KEINE GERECHTIGKEIT!“
    Steapas Auge brannte vor Wut, nun da seine Autorität so offensichtlich in Frage gestellt worden war.
    Und was ist Gerechtigkeit für euch, Ser?“
    Die einzige Gerechtigkeit, die es hier offenbar noch gibt! Ich fordere einen Gerichtskampf! Der Erbauer wird entscheiden, wer die Wahrheit spricht! Ich gegen Euch, Ritter!“

    Steapa schwieg, doch Clementine durchbrach es.
    Ein Gerichtskampf ist ein Gottesurteil und bar jeder Anfechtung durch das Irdische. Als Kommandantin der Templer spreche ich mich dafür aus!“
    Arian, ihr seid ein Ritter und vermutlich von höherer Geburt als dieser axtschwingende Bastard hier. Ihr müsst das nicht tun!“, mahnte Steapa, doch Arian schüttelte den Kopf.
    Der Erbauer wird Abyss Unschuld beweisen!, beharrte er. Steapa nickte traurig.
    Arian… nicht!, schluchzte Abyss und torkelte auf den Ritter zu, der sie darauf umarmte.
    Ich lasse nicht zu, dass er dir etwas antut, versprach Arian und wischte Abyss die zwei Tränen, die nun über ihre Wangen kullerten, aus dem Gesicht.

    Ich hab Angst, Arian.
    Fürchte dich nicht, meine Kleine. Hörst du? Fürchte dich nicht!
    Dann erhob er sich und schaute den nun grimmig dreinschauenden Axtträger ins Gesicht.
    Wie Ihr wünscht…


    [Bild: elf_child___Orphania_ava.jpg]

    Orphania's Wohl war rapide dabei, in sich zusammen zu brechen. Sie waren zusammen mit dem Templer Emile, den sie kannten und den Oprhania für eine netten Menschen hielt, was alleine schon viel aussagte. Doch ihr behagte die Kommandantin der Templer, Clementine Mayhem, überhaupt gar nicht. Dazu kam das Gerede über Blutmagie, das unheimliche Ängste bei ihr auslöste. Allein die Hoffnung einmal, dass sie bald wieder bei Claudette, ihrem Bezugspunkt in all dem Chaos, sein konnte, gab ihr Kraft und die Möglichkeit, sich an jemanden zu klammern. Doch eine dieser Stützen war im Begriff, wegzufallen. Während sie noch versuchte Abyss ihren Grund für ihre wirre Geschichte zu erläutern, überhörte sie deren Bitte um Erleichterung wegen dem Umklammern ihrer Hand. Und als Orphania nicht wie gewollt reagierte, kam es so weit.
    Orphania du tust mir weeeh!
    Mithilfe der freien Hand wandte sich die größere der Elfen aus dem festen Griff. Die Kleinere der Beiden sah sie erschrocken an, dann brachen sich erste Tränen ihren Weg.
    "I-ich... ich... es t-tut mir..."
    Sie stammelte leise, dann war nichts außer einem Schluchzen und Heulen zu hören und die Tränen kamen einer Flut gleichend.
    Ich will zu Claudette! Weg von hier, von den Templern, die über... über...
    Das Gerede um Blutmagie war wie ein Ansporn für das Wasser, das aus ihren Augen quoll und zittrig wankte sie, nicht mehr wirklich imstande, auf ihren Beinen zu bleiben. Aber bevor sie umfallen konnte, sah sie eine Gestalt vor sich: Emile, der sich bei ihr hinkniete und einladend seine Arme ausbreitete. Arme, die Wärme und Geborgenheit versprachen. Und Orphania ließ sich nur zu gerne in diese sinken.
    Sshht, ist ja gut, meine Kleine. Ist ja alles gut“. „Wir bringen dich schon zu… deiner Mutter. Versprochen!“
    Die Worte drangen nur langsam zu ihr durch, zeigten aber eine beruhigende Wirkung. Langsam erstarb das Schluchzen und die kleine Elfe begann, ihren Tränenfluss zu stoppen.
    Ist es jetzt besser?“,
    "J-ja..."
    Sie antwortete, ohne aufzuschauen und drückte sich noch eine kleine Weile lang in die Arme des Templers
    Gut. Ich wusste doch, du bist ein tapferes Mädchen“
    Ganz zart und vorsichtig wagte Orphania ein Lächeln, da Emile ihr liebevoll durch die Haare wuschelte und ihr so weiter die Angst nahm...

    Wobei seine nächsten Worte sie wieder fast anfangen ließen zu Heulen.
    Ich würde sagen, wir suchen die Eltern der Kinder. Dann habt ihr auch gleich eure Zeugen und wir können diesem verdammten Blutmagier endlich den Kopf abschlagen“
    Sie atmete scharf ein.
    B-bitte, Alles, nur DAS nicht!
    Gleichzeitig war da der absolute Drang zu Claudette zurück zu kehren, wo sie in Sicherheit war. Doch Erlösung war in Sicht, als die Kommandantin vorschlug, die Kinder zu ihren jeweiligen Elternteilen zu bringen. Und Emile nahm sich ihrer an.
    Also, führst du mich zu Claudette? Ich bin bei dir, dir kann also nichts passieren“.
    Ehrfürchtig nickte sie und mit Erleichterung nahm sie die dargebotene Hand des Mannes dankend an. Sie schöpfte dringend benötigte Kraft aus dieser Berührung und doch sah sie sich auch zu der anderen Person, Abyss, die sie als Bezug kannte, um.
    Hoffentlich... ergeht es ihr gut...
    Vergessen war, dass Abyss erst für den Heulkrampf gesorgt hatte. Denn Orphania fürchtete sich vor der Templerkommandantin und wünschte sich sogar, dass die andere Elfe mit ihnen kommen konnte. Doch Emile schob sie vor sich her, während Abyss Clementine folgte und dann trennte ein Holzzaun ihre Blicke voneinander...

    Zuerst musste Emile Orphania leicht in die richtige Richtung lenken. Doch schon bald hatte sie sich gesammelt und ein Gefühl (und die lenkende Hand des Templers) ließ sie den Weg zur Schmiede einschlagen.
    Bald bin ich wieder bei Claudette. Und dann bin ich sicher... vor Monstern... und... M-magiern!
    Sie unterdrückte vehement alle aufkommenden Erinnerungen an das Martyrium, das einst ihr Leben war: Der Dienst an dem Magister. Die Rituale. Die Wünsche. Das Blut, dass bei manchen Zaubern nur so in Strömen floss, dass sich ganze Böden dunkelrot färbten. All das verdrängte sie und beschleunigte ihre Schritte, um schnellstmöglich...
    Hahh!
    Ein stummer Schrei in Gedanken, während sie abrupt stehen blieb. Dort stand er, wie ein Berg: Der Kerl, der laut Abyss über Claudette und deren Familie geredet hatte. Glatter Schädel, voller Bart. Mit Äxten und Dolchen bewaffnet, flößte er dem Kind eine solche Angst ein, dass es stumm blieb.
    Entschuldigt, Herr. Ich suche zwei kleine Elfenkinder. Ihr wisst nicht zufällig, wo ich diese finden kann? Beide sind blondhaarig, die eine ist etwas -…“
    Wie ihr seht, ist hier nur ein Elfenkind!
    Nun… Herr… wäre es mir vielleicht möglich, diesem einen Elfenkind ein paar einfache Fragen stellen zu können?“
    Orphania's Gedanken blieben erschreckend leer, außer der Angst, die sich ihres Körpers bemächtigte. Einzig die Anwesenheit von Emile schien ihr Halt zu geben.
    Es wäre - …“
    Stellt mir eure Fragen!“
    „Nein!“
    „Dann geht jetzt!“

    B-bitte macht... d-dass er verschwindet!
    In ihrer Starre bemerkte sie kaum, wie Emile sie hinter sich schob mit einer Hand und als sie plötzlich schon einen Kampf fürchtete, wandte sich der andere Mann nach nochmaliger Aufforderung durch Emile dann endlich ab und zog von dannen. Erleichtert wagte sie sich, auszuatmen und der Templer beruhigte sie mit dem Versprechen, dass ihr bei ihm nichts geschehen würde.
    "Danke!"
    Sie sagte es schüchtern, aber doch mit Wärme und als sie dann weiter gingen, kamen sie auch gleich zur Schmiede, die Orphania rennenden Schrittes betrat...

    "Claudette! Claudette!"
    Sofort rief sie nach der Kriegerin, doch diese antwortete nicht, lediglich der Schmied kam durch eine Tür im hinteren Bereich in seinen Arbeitsbereich.
    "Oh, sachte, meine Kleine. Suchst du die Rothaarige Kriegerin?"
    Orphania sah ihn mit großen Augen an und nickte dann einmal.
    "Ja. Und meinen Bruder. Wo sind sie denn?"
    "Nun, nicht mehr hier-... hey, nicht den Kopf hängen lassen, ich weiß, wo sie hin sind!"
    Orphania hatte wohl so enttäuscht ausgesehen, dass der Schmied sich direkt beeilte, sie zu beruhigen.
    "Und wohin sind sie gegangen, wehrter Herr?"
    Emile war nun auch in die Schmiede getreten und legte sanft eine Hand auf die Schulter von Orphania.
    "Die Kriegerin-"
    "Meine Mutter!"
    "Die Mutter der Kleinen ist mit ihrem Bruder zum Zimmermann drei Straßen weiter. Der Junge war fasziniert davon, wie ich das Schwert der Dame reparierte und auf meine Frage hin, ob der Kleine nicht vielleicht etwas für seine Größe wollte, kam die Mutter mit der Frage, wo man denn ein hölzernes Übungsschwert bekommen könnte. Sie scheint zu wissen, was sie möchte, denn sie hat auch gleich noch Metallkugeln bei mir gekauft, um das Übungsschwert damit füllen und beschweren zu können."
    Etwas ungläubig starrte die Elfe den Schmied an.
    Chilo und... ein Schwert!?
    So recht wollte sich da kein Bild vor ihren Augen formen, wie ihr sonst so wortkarger Bruder ein Schwert, sei es auch nur ein hölzernes, in seinen Händen hielt. Doch Emile nickte dem Schmied dankbar zu und dieser entließ die Beiden wieder.
    "Dann wollen wir mal deine Mutter beim Zimmermann aufsuchen."
    "Ja!"
    Fast schon enthusiastisch nickend nahm sie wieder die Hand des Templers und im Eiltempo ging es die Straßen entlang...

    Beim Zimmermann angekommen, hielt Orphania es nicht mehr aus, stürmte regelrecht in den Laden und warf sich einer verdutzt auf schauenden Claudette direkt an die Hüfte.
    "Claudette! Endlich!"
    "Orphania!? Wie... warum bist du-"
    "Ich habe sie hergeführt. Mylady."
    Emile war nun auch in den Laden gekommen und verneigte sich leicht. Orphnia löste sich wieder etwas von der Rothaarigen und sah, dass aus einem anderen Raum ihr Bruder zu ihnen kam.
    "Wieso bist du bei Emile, Orphania? Sprich ruhig, ja?"
    Sie wusste nicht, dass Claudette ihren Zustand richtig gedeutet hatte und jetzt besonders nett war, um ihr möglichst keine Angst zu machen.
    "A-also... ich wollte eigentlich zurück zum Gasthaus. Aber da war eine kleine Katze. Und dann war ich irgendwie zwischen Häusern. Aber Abyss war dort. Ihr bin ich dann gefolgt... Und dabei haben wir etwas gehört... bis wir einem Monster begegnet sind! Einer riesigen Spinne!"
    Emile schmunzelte Claudette zu und diese konnte sich denken, wie groß die Spinne wohl wirklich gewesen war.
    "Lass mich raten: Ihr habt dann tapfer einen taktischen Rückzug vollzogen, um dem Monster auszuweichen und seid dann irgendwann auf Emile gestoßen."
    Sie lächelte zu Orphania, die etwas verwirrt drein schaute.
    "Ähh... ja, ich denke schon..."
    Dann berappelte sie sich.
    "Aber da war noch eine Frau... ähm..."
    "Die neue Kommandantin, Clementine Mayhem."
    "Ja, richtig! Die ist mit Abyss zu... Arian unterwegs."
    Fast hätte sie Vater anstatt Arian gesagt.
    "Und Emile hat mich zur Schmiede gebracht... ah!"
    Dann fiel ihr der Mann wieder ein und sie sah zu Claudette.
    "Was hast du? Du kannst es mir ruhig erzählen."
    "Da war ein Mann. Den haben Abyss und ich in den Gassen... belauscht..."
    "Schon okay, euch ist ja nichts geschehen."
    "Ja, aber der Mann... der war bewaffnet. Und Abyss meinte, er habe etwas über eine Vance erzählt. Die wohl hier-"
    "Leina!"
    Claudette schaute ernst und Orphania war sofort verstummt bei dem unbekannten Namen. Sie konnte sehen, dass die Kriegerin wohl mit ihren Gedanken rang, bis sie sich an Emile wandte.
    "Emile, habt meinen ehrlichen Dank, dass ihr Orphania begleitet habt!"
    "Nicht doch, Mylady. Es war mir eine Ehre eure... Tochter zu euch zu geleiten."
    Ein Augenzwinkern, dass aber bei der sprachlos dreinblickenden Claudette unterging.
    "Meine T-"
    "Bitte, Claudette, ich wusste nicht, was ich der Frau erzählen konnte"
    Der unwiderstehliche Blick mit den großen Augen ließen Claudette der armen Elfe dann beruhigend die Hand auf den Kopf legen.
    "Schon okay, meine Kleine."
    Dann sprach sie Emile nochmals an.
    "Einen einzelnen Mann hier zu finden, wird wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein-"
    "Wir haben ihn getroffen gehabt! Nicht Emile?"
    "Ist das wahr?"
    "Nun, jemanden haben wir getroffen... aber ich kann natürlich nicht sagen, ob es auch wirklich der Richtige war..."
    "Nun, damit musste ich rechnen... Emile, wo kann ich hier am Besten eventuell Auskunft über eingetroffene Reisende erhalten? Außer den Gasthäusern."
    "Am ehesten würdet ihr wohl etwas bei der Wache am Tor erfahren... aber verzeiht meine Neugierde, um wen handelt es sich bei dem Namen, den ihr nanntet?"
    "Es... geht um Familie!"
    Mehr sagte sie nicht und der Templer nickte verständnisvoll. Orphania bekam nur lückenhaft mit, wie Claudette nach nebenan ging und dem Zimmermann bestätigte, sie kämen später wieder, um das Übungsschwert abzuholen. Dann nahm die Kriegerin die Kinder bei sich an die Hände und folgte Emile hinaus auf die Straßen, um mehr heraus zu finden...
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    Zitat Zitat von Önee-sama Beitrag anzeigen

    [Bild: elf_child___Orphania_ava.jpg]

    Orphania's Wohl war rapide dabei, in sich zusammen zu brechen. Sie waren zusammen mit dem Templer Emile, den sie kannten und den Oprhania für eine netten Menschen hielt, was alleine schon viel aussagte. Doch ihr behagte die Kommandantin der Templer, Clementine Mayhem, überhaupt gar nicht. Dazu kam das Gerede über Blutmagie, das unheimliche Ängste bei ihr auslöste. Allein die Hoffnung einmal, dass sie bald wieder bei Claudette, ihrem Bezugspunkt in all dem Chaos, sein konnte, gab ihr Kraft und die Möglichkeit, sich an jemanden zu klammern. Doch eine dieser Stützen war im Begriff, wegzufallen. Während sie noch versuchte Abyss ihren Grund für ihre wirre Geschichte zu erläutern, überhörte sie deren Bitte um Erleichterung wegen dem Umklammern ihrer Hand. Und als Orphania nicht wie gewollt reagierte, kam es so weit.
    Orphania du tust mir weeeh!
    Mithilfe der freien Hand wandte sich die größere der Elfen aus dem festen Griff. Die Kleinere der Beiden sah sie erschrocken an, dann brachen sich erste Tränen ihren Weg.
    "I-ich... ich... es t-tut mir..."
    Sie stammelte leise, dann war nichts außer einem Schluchzen und Heulen zu hören und die Tränen kamen einer Flut gleichend.
    Ich will zu Claudette! Weg von hier, von den Templern, die über... über...
    Das Gerede um Blutmagie war wie ein Ansporn für das Wasser, das aus ihren Augen quoll und zittrig wankte sie, nicht mehr wirklich imstande, auf ihren Beinen zu bleiben. Aber bevor sie umfallen konnte, sah sie eine Gestalt vor sich: Emile, der sich bei ihr hinkniete und einladend seine Arme ausbreitete. Arme, die Wärme und Geborgenheit versprachen. Und Orphania ließ sich nur zu gerne in diese sinken.
    Sshht, ist ja gut, meine Kleine. Ist ja alles gut“. „Wir bringen dich schon zu… deiner Mutter. Versprochen!“
    Die Worte drangen nur langsam zu ihr durch, zeigten aber eine beruhigende Wirkung. Langsam erstarb das Schluchzen und die kleine Elfe begann, ihren Tränenfluss zu stoppen.
    Ist es jetzt besser?“,
    "J-ja..."
    Sie antwortete, ohne aufzuschauen und drückte sich noch eine kleine Weile lang in die Arme des Templers
    Gut. Ich wusste doch, du bist ein tapferes Mädchen“
    Ganz zart und vorsichtig wagte Orphania ein Lächeln, da Emile ihr liebevoll durch die Haare wuschelte und ihr so weiter die Angst nahm...

    Wobei seine nächsten Worte sie wieder fast anfangen ließen zu Heulen.
    Ich würde sagen, wir suchen die Eltern der Kinder. Dann habt ihr auch gleich eure Zeugen und wir können diesem verdammten Blutmagier endlich den Kopf abschlagen“
    Sie atmete scharf ein.
    B-bitte, Alles, nur DAS nicht!
    Gleichzeitig war da der absolute Drang zu Claudette zurück zu kehren, wo sie in Sicherheit war. Doch Erlösung war in Sicht, als die Kommandantin vorschlug, die Kinder zu ihren jeweiligen Elternteilen zu bringen. Und Emile nahm sich ihrer an.
    Also, führst du mich zu Claudette? Ich bin bei dir, dir kann also nichts passieren“.
    Ehrfürchtig nickte sie und mit Erleichterung nahm sie die dargebotene Hand des Mannes dankend an. Sie schöpfte dringend benötigte Kraft aus dieser Berührung und doch sah sie sich auch zu der anderen Person, Abyss, die sie als Bezug kannte, um.
    Hoffentlich... ergeht es ihr gut...
    Vergessen war, dass Abyss erst für den Heulkrampf gesorgt hatte. Denn Orphania fürchtete sich vor der Templerkommandantin und wünschte sich sogar, dass die andere Elfe mit ihnen kommen konnte. Doch Emile schob sie vor sich her, während Abyss Clementine folgte und dann trennte ein Holzzaun ihre Blicke voneinander...

    Zuerst musste Emile Orphania leicht in die richtige Richtung lenken. Doch schon bald hatte sie sich gesammelt und ein Gefühl (und die lenkende Hand des Templers) ließ sie den Weg zur Schmiede einschlagen.
    Bald bin ich wieder bei Claudette. Und dann bin ich sicher... vor Monstern... und... M-magiern!
    Sie unterdrückte vehement alle aufkommenden Erinnerungen an das Martyrium, das einst ihr Leben war: Der Dienst an dem Magister. Die Rituale. Die Wünsche. Das Blut, dass bei manchen Zaubern nur so in Strömen floss, dass sich ganze Böden dunkelrot färbten. All das verdrängte sie und beschleunigte ihre Schritte, um schnellstmöglich...
    Hahh!
    Ein stummer Schrei in Gedanken, während sie abrupt stehen blieb. Dort stand er, wie ein Berg: Der Kerl, der laut Abyss über Claudette und deren Familie geredet hatte. Glatter Schädel, voller Bart. Mit Äxten und Dolchen bewaffnet, flößte er dem Kind eine solche Angst ein, dass es stumm blieb.
    Entschuldigt, Herr. Ich suche zwei kleine Elfenkinder. Ihr wisst nicht zufällig, wo ich diese finden kann? Beide sind blondhaarig, die eine ist etwas -…“
    Wie ihr seht, ist hier nur ein Elfenkind!
    Nun… Herr… wäre es mir vielleicht möglich, diesem einen Elfenkind ein paar einfache Fragen stellen zu können?“
    Orphania's Gedanken blieben erschreckend leer, außer der Angst, die sich ihres Körpers bemächtigte. Einzig die Anwesenheit von Emile schien ihr Halt zu geben.
    Es wäre - …“
    Stellt mir eure Fragen!“
    „Nein!“
    „Dann geht jetzt!“

    B-bitte macht... d-dass er verschwindet!
    In ihrer Starre bemerkte sie kaum, wie Emile sie hinter sich schob mit einer Hand und als sie plötzlich schon einen Kampf fürchtete, wandte sich der andere Mann nach nochmaliger Aufforderung durch Emile dann endlich ab und zog von dannen. Erleichtert wagte sie sich, auszuatmen und der Templer beruhigte sie mit dem Versprechen, dass ihr bei ihm nichts geschehen würde.
    "Danke!"
    Sie sagte es schüchtern, aber doch mit Wärme und als sie dann weiter gingen, kamen sie auch gleich zur Schmiede, die Orphania rennenden Schrittes betrat...

    "Claudette! Claudette!"
    Sofort rief sie nach der Kriegerin, doch diese antwortete nicht, lediglich der Schmied kam durch eine Tür im hinteren Bereich in seinen Arbeitsbereich.
    "Oh, sachte, meine Kleine. Suchst du die Rothaarige Kriegerin?"
    Orphania sah ihn mit großen Augen an und nickte dann einmal.
    "Ja. Und meinen Bruder. Wo sind sie denn?"
    "Nun, nicht mehr hier-... hey, nicht den Kopf hängen lassen, ich weiß, wo sie hin sind!"
    Orphania hatte wohl so enttäuscht ausgesehen, dass der Schmied sich direkt beeilte, sie zu beruhigen.
    "Und wohin sind sie gegangen, wehrter Herr?"
    Emile war nun auch in die Schmiede getreten und legte sanft eine Hand auf die Schulter von Orphania.
    "Die Kriegerin-"
    "Meine Mutter!"
    "Die Mutter der Kleinen ist mit ihrem Bruder zum Zimmermann drei Straßen weiter. Der Junge war fasziniert davon, wie ich das Schwert der Dame reparierte und auf meine Frage hin, ob der Kleine nicht vielleicht etwas für seine Größe wollte, kam die Mutter mit der Frage, wo man denn ein hölzernes Übungsschwert bekommen könnte. Sie scheint zu wissen, was sie möchte, denn sie hat auch gleich noch Metallkugeln bei mir gekauft, um das Übungsschwert damit füllen und beschweren zu können."
    Etwas ungläubig starrte die Elfe den Schmied an.
    Chilo und... ein Schwert!?
    So recht wollte sich da kein Bild vor ihren Augen formen, wie ihr sonst so wortkarger Bruder ein Schwert, sei es auch nur ein hölzernes, in seinen Händen hielt. Doch Emile nickte dem Schmied dankbar zu und dieser entließ die Beiden wieder.
    "Dann wollen wir mal deine Mutter beim Zimmermann aufsuchen."
    "Ja!"
    Fast schon enthusiastisch nickend nahm sie wieder die Hand des Templers und im Eiltempo ging es die Straßen entlang...

    Beim Zimmermann angekommen, hielt Orphania es nicht mehr aus, stürmte regelrecht in den Laden und warf sich einer verdutzt auf schauenden Claudette direkt an die Hüfte.
    "Claudette! Endlich!"
    "Orphania!? Wie... warum bist du-"
    "Ich habe sie hergeführt. Mylady."
    Emile war nun auch in den Laden gekommen und verneigte sich leicht. Orphnia löste sich wieder etwas von der Rothaarigen und sah, dass aus einem anderen Raum ihr Bruder zu ihnen kam.
    "Wieso bist du bei Emile, Orphania? Sprich ruhig, ja?"
    Sie wusste nicht, dass Claudette ihren Zustand richtig gedeutet hatte und jetzt besonders nett war, um ihr möglichst keine Angst zu machen.
    "A-also... ich wollte eigentlich zurück zum Gasthaus. Aber da war eine kleine Katze. Und dann war ich irgendwie zwischen Häusern. Aber Abyss war dort. Ihr bin ich dann gefolgt... Und dabei haben wir etwas gehört... bis wir einem Monster begegnet sind! Einer riesigen Spinne!"
    Emile schmunzelte Claudette zu und diese konnte sich denken, wie groß die Spinne wohl wirklich gewesen war.
    "Lass mich raten: Ihr habt dann tapfer einen taktischen Rückzug vollzogen, um dem Monster auszuweichen und seid dann irgendwann auf Emile gestoßen."
    Sie lächelte zu Orphania, die etwas verwirrt drein schaute.
    "Ähh... ja, ich denke schon..."
    Dann berappelte sie sich.
    "Aber da war noch eine Frau... ähm..."
    "Die neue Kommandantin, Clementine Mayhem."
    "Ja, richtig! Die ist mit Abyss zu... Arian unterwegs."
    Fast hätte sie Vater anstatt Arian gesagt.
    "Und Emile hat mich zur Schmiede gebracht... ah!"
    Dann fiel ihr der Mann wieder ein und sie sah zu Claudette.
    "Was hast du? Du kannst es mir ruhig erzählen."
    "Da war ein Mann. Den haben Abyss und ich in den Gassen... belauscht..."
    "Schon okay, euch ist ja nichts geschehen."
    "Ja, aber der Mann... der war bewaffnet. Und Abyss meinte, er habe etwas über eine Vance erzählt. Die wohl hier-"
    "Leina!"
    Claudette schaute ernst und Orphania war sofort verstummt bei dem unbekannten Namen. Sie konnte sehen, dass die Kriegerin wohl mit ihren Gedanken rang, bis sie sich an Emile wandte.
    "Emile, habt meinen ehrlichen Dank, dass ihr Orphania begleitet habt!"
    "Nicht doch, Mylady. Es war mir eine Ehre eure... Tochter zu euch zu geleiten."
    Ein Augenzwinkern, dass aber bei der sprachlos dreinblickenden Claudette unterging.
    "Meine T-"
    "Bitte, Claudette, ich wusste nicht, was ich der Frau erzählen konnte"
    Der unwiderstehliche Blick mit den großen Augen ließen Claudette der armen Elfe dann beruhigend die Hand auf den Kopf legen.
    "Schon okay, meine Kleine."
    Dann sprach sie Emile nochmals an.
    "Einen einzelnen Mann hier zu finden, wird wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein-"
    "Wir haben ihn getroffen gehabt! Nicht Emile?"
    "Ist das wahr?"
    "Nun, jemanden haben wir getroffen... aber ich kann natürlich nicht sagen, ob es auch wirklich der Richtige war..."
    "Nun, damit musste ich rechnen... Emile, wo kann ich hier am Besten eventuell Auskunft über eingetroffene Reisende erhalten? Außer den Gasthäusern."
    "Am ehesten würdet ihr wohl etwas bei der Wache am Tor erfahren... aber verzeiht meine Neugierde, um wen handelt es sich bei dem Namen, den ihr nanntet?"
    "Es... geht um Familie!"
    Mehr sagte sie nicht und der Templer nickte verständnisvoll. Orphania bekam nur lückenhaft mit, wie Claudette nach nebenan ging und dem Zimmermann bestätigte, sie kämen später wieder, um das Übungsschwert abzuholen. Dann nahm die Kriegerin die Kinder bei sich an die Hände und folgte Emile hinaus auf die Straßen, um mehr heraus zu finden...


    [Bild: cezR3Nbfv0ZW4JZujx2RAbyss_klein.jpg]

    [Bild: Arian__klein.jpg]

    Betretenes Schweigen herrschte, als Arian den Kampf akzeptierte. Es schien als würde die ganze Stadt den Atem anhalten. Nicht einmal das geschäftige Klopfen der Zimmermänner, die unentwegt an der Ausbesserung der Stadt arbeiteten, noch das Scharren der Pflüge vor den Toren der Stadt war zu hören.

    Der Axtträger lächelte grimmig und trat dicht an Arian heran.
    Mutige Entscheidung, alter Mann!“. Obwohl er nicht größer als Arian war wirkte er, von bedrohlicher Entschlossenheit erfüllt, wie ein zyklopischer Feind. Mehr ein Qunari, als ein Mensch.
    Euer Tod wird mir eine Freude sein…“, drohte er genüsslich, dann wanderten seine Augen zu Abyss: „… und dann hole ich mir deinen Kopf, Süße!“. Die kleine Elfe winselte und versteckte sich hinter Arian, der dem Blick des Kopfgeldjägers im Gegensatz zu seinem Mündel tapfer standhielt.

    Genug jetzt!“, unterbrach Steapa, bevor Arian etwas erwidern konnte.
    Wie is´ euer Name, Kopfgeldjäger?“
    Loki Eoton!“, tönte er. Kommandantin Mayhem hob eine ihrer dicken Augenbrauen.
    Loko Eoton… wart Ihr nicht Teil der Söldnertruppe >Schwarze Drachen<, welche die Jagd auf eine Gruppe Abtrünniger durchführten?“, fragte sie nachdenklich.
    „So ist es!“, antwortete Loki mit Stolz geschwollener Brust. Clementines hübsches Gesicht verzog sich zu einem angewiderten Ausdruck.
    Ihr habt die Magier getötet. Und auch diejenigen, mit denen sie sich versteckten“.
    „Und nicht einen, der es nicht verdient hätte!“
    „Soweit ich weiß waren auch Alte und Kinder unter der Gruppe um die Abtrünnigen. Es ist wahr, geflohene Magier stellen eine Gefahr dar, doch könnt Ihr es den armen Leuten nicht verdenken, die sich schutzsuchend um sie scharen!“

    Loki zuckte mit den Schultern.

    Hört zu, Kommandantin. Ich wurde von dem Bann angeheuert die Gefahr durch die Magier auf seinem Land zu bannen und habe genau das getan. Es ist nichts falsch daran für Gold zu töten und ich frage nicht nach den Motivationen meiner Feinde“.
    „Das ist nich´ Teil eures Kampfes“, sagte Steapa nun, worauf sich die Köpfe der Umherstehenden zu ihm drehten. „Der Kampf wird morgen vollzogen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat. Kommandantin Mayhem, erweist uns die Ehre und überwacht den Kampf auf seinen gerecht´n Ablauf“.

    Clementine nickte zustimmend.

    So treffen wir uns Morgen auf dem Platz vor der Kirche. Ich werde ein Gericht zusammenrufen, welches dem Kampf beiwohnen wird. Sollte einer der Kontrahenten flieh´n wird er vor den Aug´n des Erbauers für schuldig befund´n und für vogelfrei erklärt, so will es das Gesetz!“
    Sowohl Arian als auch Loki nickten deutlich, als Zeichen die Ernsthaftigkeit ihres Kampfes akzeptiert zu haben.

    Dann geht nun, betet um Vergebung für eure Sünden und bereitet euch vor!“, rief Steapa bedeutete mit einem Wink, dass alles gesagt war. Arian verneigte sich leicht, der Kopfgeldjäger jedoch wandte sich zackig um und stapfte die Straße entlang. Steapa erwiderte die respektable Geste des Ritters, ehe er sich mit seinem Gefolge auf seine Aussichtsplattform zurückzog. Als Arian sich umwandte, bemerkte er eine Gruppe Außenstehender, die sich etwas abseits des Haupttores drückten, aber dennoch in Sicht- und Hörreichweite waren. Sofort erkannte Arian Claudettes flammenrotes Haar, das im Licht der Sonne zu brennen schien. Auch Orphania, Chilo und der Templerleutnant Emile waren dort. Claudette schien fassungslos, während die beiden Elfenkinder verwirrt und unwissend dreinschauten. Einzig Emile sah unverändert aus. Seine kalten Augen lagen auf Arians Gesicht, doch zeigte sein Gesicht keine erkennbare Emotion. Doch winkte er Arian und Abyss heran, denen Kommandatin Mayhem folgte, die ihren Speer sobald möglich wieder in die Halterung auf ihrem Rücken gleiten ließ.

    Ein Gerichtskampf? Wirklich?“, forschte der Templer, nachdem Clementine die frisch eingetroffenen über die Szene am Tor aufgeklärt hatte. Arian nickte stumm, während Abyss, die seit Arians Einwilligung zum Kampf nicht mehr aufgehört hatte, leise zu schluchzen und mit einem permanenten Ausdruck der Trauer auf dem Gesicht melancholisch neben dem Krieger hertrottete. Mit beiden Händen klammerte sie sich an die Pranke Arians, die nutzlos neben seinem Körper mitschwang. Es war ihm unerklärlich, wieso der ausstehende Kampf einen derart dunklen Schatten warf und sogar er selbst voller Sorge war. Emile lenkte ein und sagte: „Kommandantin, mit eurer Erlaubnis würde ich die hier Anwesenden gerne als unsere Gäste in die Kaserne der Templer einladen. Unser Essen ist nicht weniger köstlich, als jenes das sie zu überteuerten Preisen im Gasthaus erwerben können und ich glaube, alle hier brauchen ein wenig Ruhe und Ser Arian feste Nahrung. Außerdem sollte der Ser die Chance haben, Beistand im Gebet in der Kirche zu erbitten“.

    Kommandantin Mayhems Augen ruhten auf Arians Gesicht, dessen Blick taub ins Leere schaute. Sie nickte und eröffnete: „Natürlich. Ser Arian Ihr und eure Begleiter seid heute Abend die Gäste der Templer, sofern es Euch beliebt! Und natürlich auch Euch, Mylady“, wandte sie sich an Claudette.

    Nachdem diese eingewilligt hatte, führten die beiden Templer die Gruppe zur Kirche, neben deren hohen Mauern ein weiteren Gebäude emporragte und, wenngleich nicht so hoch wie die Kirche selbst, die meisten anderen Dächer in der Umgebung überragte. Das Gebäude verfügte über zwei gewaltige Flügel, jeweils rechts und links des von Holzsäulen gestützten Eingangs. Mehrere große spitzgieblige Fenster ließen genug Tageslicht in die Säle fluten, dass man die prachtvollen Schnitzereien betrachten konnte, die mit meisterlicher Fertigkeit in die hellholzigen Innenwände eingearbeitet worden waren und Szenen aus dem Leben der Andraste bis hin zu ihrem Feuertod zeigten. Das Dach schwebte in unfassbarer Höhe über ihnen und bestand aus einem Kreuz- und Quer schwerer Balken, die in raffiniert ausgearbeiteten Stellungen aufeinander aufbauten und so das gewaltige Dach stützten. Die dunkleren, von Regalen voller Bücher gesäumten Wände wurden vom flackernden Kerzenschein erleuchtet und im hinteren, vorher nicht sichtbaren Teil des Gebäudes, einem Raum der sich vor ihren Füßen mindestens achtzig Meter weit erstreckte und dessen Boden mit einem Teppich aus einem vergangenen Zeitalter ausgelegt war, dessen volles Rot von gelben Webereien unterbrochen wurden, die bei genauerer Betrachtung das Muster eines gewaltigen Flammenmeeres darstellten und wohl die reinigenden Flammen der Kirche darstellen sollten. An den fensterlosen Wänden dieses langgezogenen Pfades reihten sich hölzerne Gebilde, ähnlich übergroßen Puppen, wie Abyss eine besaß, doch waren sie gesichtslos und nackt und erst bei der Dritten auf der rechten Seite verdeutlichte sich ihr Sinn. Sie war bestückt mit der vollen Rüstung eines Templers und ihr Kopf war geziert von dem schweren Topfhelm, in dessen Sehschlitz nun nur dunkle Schatten wohnten, die verstohlen blinzelten, als Abyss die Rüstung passierte. Kommandantin Mayhem verabschiedete sich, versicherte der Gruppe jedoch, dass sie Ben, dem alten Diener der Kirche, Anweisungen für das Abendessen geben würde, sodass die Gruppe zum frühen Abend hin speisen könne. Emile führte sie unterdessen alleine weiter.

    Auch der hintere Teil der Kaserne war vom Licht dickbäuchiger Kerzen erhellt, von denen manche sogar drei Dochte hatten. Dort standen einige bequem aussehende Betten mit Daunenkissen und Decken. Hinter jedem Bett stand eine eisenbeschlagene Holztruhe, doch manche von ihnen standen mit geöffnetem Deckel dort und offenbarten gähnende Leere. Auf Claudettes Blick zu einer der leeren Kisten erklärte Emile: „Die Stadt verfügt kaum über Templer. Mit der Kommandantin sind wir gerade mal achtzehn Templer. Allerdings gehören drei davon und ich selbst eigentlich zum Zirkel von Ferelden und werden, nun da die Kommandantin eingetroffen ist, bald wieder abreisen. Allerdings vermutet auch kaum jemand Abtrünnige oder Dämonengezücht hier draußen und so dienen die Templer mehr der öffentlichen Ordnung und dem Schutz der Kirche vor Gaunern, die sich des Spendenbeutels bedienen wollen…“.

    Er schüttelte leicht den Kopf und als er wieder zu sprechen begann, schwang ein Hauch Frustration mit: „Öffentlich Ordnung… als würde die hier benötigt werden. Die Stadtwachen sind fähige und gut ausgebildete Soldaten. Die Templer sollten draußen in der Welt sein und diese Monster bekämpfen, die sich durch den Schleier wagen. Oder die Magier jagen, die sich der Obhut der Kirche entziehen. Habt ihr schon mal einen Dämon gesehen, Ser Arian?“
    Ja, einmal
    , antwortete Arian tonlos.
    Ich habe schon so viele von ihnen erschlagen und es kommen trotzdem immer wieder Neue. Ich sah zum Beispiel, wie ein einfaches magiebegabtes Kind von einem Dämon des Zorns übernommen wurde. Die Abscheulichkeit brannte das halbe Dorf nieder, bevor wir Templer ihn einkesseln und erschlagen konnten…“.
    Wütend schnaubte er, dann fuhr er fort: „Die Eltern des Kindes waren seine ersten Opfer. Ich weiß nicht einmal, ob ich Mitleid mit ihnen haben kann“.
    Es ist grausam so etwas zu sagen!
    , sagte Arian. Emile blieb stehen und sah ihn an.
    Wirklich? Ist es das? Sie hätten ihren Sohn in den Zirkel bringen sollen, als er das erste Mal Magie wirkte. Die Dorfbewohner erzählten, dass sie es schon seit geraumer Zeit wussten da der Junge sich einen Spaß daraus machte, seinen Vater bei der Jagd zu begleiten und die Tiere mit Feuer aus ihren Höhlen zu scheuchen“.
    Arian schaute den Templer an, dessen Augen plötzlich gefährlich funkelten.
    >Er ist doch nur ein kleiner Junge! <, hat seine Mutter gejammert, als der Dämon seinen Körper schon übernommen, seine Haut verbrannt und seinen Körper gesprengte hatte, um sich aus seinem Gefängnis zu befreien. >Nur ein kleiner Junge<, sagte sie und stellte sich schützend vor das Feuerwesen, nur Augenblicke bevor es sie packte und entzweiriss wie Papier!“.
    In des Leutnants Stimme lag eine ungewohnte Schärfe und die vollkommene Betonung jedes Wortes untermalte seine Angespanntheit in dieser Sache.

    Plötzlich hellte sich sein Gesicht wieder auf.
    Aber das ist nicht von Belangen! Wie ihr also sehen könnt, verfügen wir über ausreichend Betten und ihr könnt wenn ihr wollt die Nacht hier verbringen. Ich bezweifle zwar, dass dieser Loki die nötige Abgebrühtheit besitzt, aber selbst wenn: hier seid ihr auch vor nächtlichen Überfallen sicher!“
    Die Gruppe dankte dem Templer, der in die Hände klatschte und sich lächelnd verabschiedete. Arian suchte für sich und Abyss zwei Betten, legte sein Schwert und sein Kettenhemd, das ungewöhnlich schwer auf seinen Schultern lastete ab und deponierte die Dinge am Fußende des Bettes.

    Wie lange bleiben wir hier?, wollte Abyss wissen.
    Nur eine Nacht, meine Kleine. Wieso? Magst du es nicht hier?
    Abyss sah sich um, ihr Blick ging in die hohe Decke und wanderte in die weiten Ecken der Gebäudes.
    Es ist okay, murmelte sie schließlich. Dann setzte sie sich auf das Bett und legte ihren Bogen und den Köcher ab, aus dem die die Pfeile schüttete. Klappernd fielen sie zu Boden und Abyss hob einen auf und fuchtelte mit dem eigentlich spitzen Ende vor Arian herum. Dieser schaute schuldbewusst drein und verbarg ein Lächeln, angesichts Abyss anklagender Miene.
    Sicher ist sicher! Und sobald du etwas geübt hast und besser bist, bekommst du auch richtige Pfeile!

    *

    Der Tag schritt reichlich schnell voran. Schon neigte sich die Sonne so tief, dass ihre Strahlen die Dächer der Stadt in rötliches Licht tauchten. Abyss und Orphania saßen lange auf einer Bank nahe der Kasernenmauer und betrachtete einen großen, freien Platz auf der von dem Marktplatz abgewandten Seite des linken Gebäudeflügels. Er bestand aus festgetretener Erde und wies nur geringen Grasbewuchs auf und er diente den Templern als Übungsplatz, was seinen Desolaten Zustand schnell erklärte. Auch Arian saß auf einer Bank, gemeinsam mit Kommandantin Mayhem, mit der er sich angeregt unterhielt. Claudette lehnte indes an der von der Sonne erwärmten Holzmauer und ließ sich die letzten Strahlen des Tages schmecken.

    Abyss und Orphania beobachteten Chilo, der mit seinem neuen Übungsschwert herumgefuchtelt hatte, bis eine kleine Gruppe Templer heran gestapft war und ihm neugierig, aber belustigt zugesehen hatte. Schüchtern ließ der Elf die Waffe sinken. Auch Emile stapfte nun heran, was die Templer zu einem ehrfürchtigen „Leutnant“ und einem Schlag gegen den eigenen Harnisch veranlasste.

    Na mein Junge, hast du bereits gut geübt?“, fragte er. Chilo, eingeschüchtert wie er war, nickte stumm. „Willst du ein wenig mehr üben?“, erkundigte sich der Temper und schaute den Jungen an. Dieser nickte erneut, schaute sich aber scheu um. Emile deutete diesen Blick und schickte die anderen Templer fort, die ohne zu murren Folge leisteten.
    Emile ging zu einem Fass aus dem einige alte und abgenutzte Schwertgriffe ragten. Er wählte eine Klinge und prüfte die Schneide.
    Keine Sorge, Mylady! Das sind stumpfe Übungsschwerter!“, rief er Claudette zu, die bei dieser Szenerie sichtlich angespannt von der Mauer getreten war, sich nun aber wieder etwa entspannte.

    Emile ging auf Chilo zu und forderte ihn zu einem Angriff heraus. Nach anfänglichem Zögern attackierte der Elf unbeholfen, was der Templer problemlos abwehrte.
    So ging es eine ganze Weile und jauchzend kämpfte Chilo gegen seinen übermächtigen Gegner, obwohl er keinerlei Chancen hatte. Emile zeigte ihm hier und da kleine Kniffe oder Parierhaltungen, die Chilo daraufhin umzusetzen versuchte. Er verlor trotzdem. Nur hin und wieder, wenn der Schlag aus Emiles Sicht gut ausgeführt war, ließ der Templer sich treffen, was jedes Mal ein Leuchten in Chilos Augen hervorrief.

    Unter dem Geräusch des Übungskampfes sprachen Arian und die Kommandantin darüber, wie sie hierher gelangt seien.
    Ihr habt also in Ostagar gekämpft?“
    Genau wie Lady Vance, ja“.
    „Ist es wahr, dass es eher ein grausames Gemetzel war denn eine Schlacht?“

    Arian nickte traurig.
    Wie habt ihr überlebt?“
    Arian zuckte mit den Schultern.
    Glück?!
    „Es gibt kein Glück! Nur den Willen des Erbauers!“
    , beharrte Clementine. Arian nickte stumm.
    Wurde euer Anwesen von der dunklen Brut überrannt?“
    Vermutlich ist es das jetzt, sollte die Brut tatsächlich über eine derart breite Front verfügen, wie Teyrn Loghain vermutete. Aber ich verließ es zuvor… mit Abyss, oder besser gesagt: wegen Abyss“.

    Die Kommandantin horchte auf.
    Ich habe mir bereits gedacht, dass da eine interessante Geschichte hinter steckt. Ich treffe nicht häufig Ritter, deren einziges Gefolge ein zerlumptes Elfenkind ist“.
    Es ist wohl eher eine traurige Geschichte“,
    erwiderte Arian traurig.
    Erzählt sie mir!“

    Arian zögerte einen Moment, doch dann löste er seine Zunge und berichtete von Wolpe und seinen Schergen und dem Mord an Abyss Familie. Wie er beschlossen hatte für sie zu sorgen und dass sie seitdem gemeinsam reisen.

    Armes Kind“, seufzte Clementine, als Arian endete. Der Krieger nickte abermals. Plötzlich spürte er die warme Hand der Kommandantin auf der Seinen. Sie drückte diese und schaute ihm in die Augen. Arian schaute zurück und verlor sich in dem Goldgelb, dass ihre Pupillen umspielte.
    Ihr seid ein warmherziger Edelmann und davon gibt es, weiß der Erbauer, nicht mehr sehr viele“.
    Clementine ließ die Hand wieder los, die noch immer fassungslos verkrampft wirkte.
    Ich danke euch, murmelte Arian sprachlos. Clementine lächelte und offenbarte so die Schönheit ihres Gesichtes. Um den Moment des unangenehmen Schweigens zu überbrücken fragte Arian nach der Geschichte der Templerin. Sie erzählte, wie sie aus den Freien Marschen gekommen war, weil dort zwar nicht weniger Bedarf an Templern bestünde, die Rekrutierung jener aber wesentlich erfolgsversprechender war, als in Ferelden.
    Habt ihr keine Familie? Kein Zuhause?

    Die Kommandantin lachte trocken.

    Ich diene dem Orden. Er ist mein Zuhause und die Templer meine Kirche. Suche ich Beistand gehe ich zur Kirche, suche ich Freunde, gehe ich zu den Brüdern und Schwestern des Ordens“.
    Sie zuckte leichthin mit den Schultern.
    Was ist mit eurer Abyss? Was wird aus ihr, solltet ihr den Kampf verlieren?“
    Damit hatte sich Arian natürlich beschäftigt, doch hatte er noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Natürlich hoffte er auf den Sieg, doch für den Fall der Niederlage…
    Ich… ich werde sie wohl Lady Vance anvertrauen… sie ist… vertrauenswürdig“.
    Clementine schwieg und betrachtete Arian nachdenklich. Schließlich öffnete sie ihre spröden Lippen und sagte: „Macht euch keine Sorgen, Arian. Ihr werdet siegen. Und solltet ihr fallen, so nehme ich mich persönlich Abyss Schutz an, so ihr es wünscht. Ich verspreche euch, sie würde es bei mir gut haben“.

    *

    Abyss nahm ihren Mut zusammen, als sie an Claudette herantrat. Sie hatte noch immer nicht vergessen, was die rothaarige Kriegerin in jener verhängnisvollen Nacht gesagt hatte, aus der die Narbe in ihrem Gesicht stammte. Doch obwohl sie sich vor der Kriegerin nicht zu fürchten brauchte, es dennoch tat und sie eher mied, fühlte sie sich schuldig ihr von dem Gespräch, das Loki und die Stadtwachen geführt hatten, zu erzählen. Sie räusperte sich halbstark, was Claudette dazu veranlaste auf sie herabzuschauen.

    L…Lady Vance, i-ich…, die Elfe spürte, wie sie rot anlief, doch Claudette lächelte sie beruhigend an, was Abyss veranlasste ihren Mut zu fassen und weiterzusprechen: „Ich habe den Mann, der morgen mit Arian kämpfen will gehört, als er sich mit Wachen von hier unterhalten hat. Er will eine andere Vancens suchen… eine Tochter von dem Lord Vance und ich dachte, weil ihr ja Vance heißt und der von Vance sprach und…. Ihre Stimme erstarb, als sie merkte wie lächerlich sich das alles anhörte. Sie murmelte ein kurzes: „Tut mir Leid, drehte sich um und setzte an zu gehen, doch Claudette rief sie zurück. Als Abyss sich umdrehte, nickte ihr die Kriegerin freundlich zu und dankte der Elfe.

    *

    Der Abend war angebrochen und es gab es ein wahrhaft köstliches Mahl, dass die Gäste gemeinsam mit den Templern einnahmen, die anders als vielleicht erwartet stillschweigend und respektvoll aßen. Derartige Hallen und reich gedeckte Tische luden Krieger in der Regel zum Johlen und Brüllen, zum übermäßigen Genuss des Alkohols und prahlerischen Geschichten über Eroberungen, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch im Schlafzimmer, ein. Und so überraschte und freute es Arian, dass die sechs spitzen Kinderohren keinerlei Schweinereien anhören mussten. Die ovale Tafel war überfüllt mir herrlichsten Broten, Tellern voller Hartkäse, ein Fass besten zwergischen Malzbiers und sogar zwei geräucherte Fische aus Amaranthine, was im Zentrum Fereldens eine Seltenheit war. Die Elfen allen voran stopften sich die Backen voll und waren schon bald gesättigt.

    Ihr wisst, dass ihr nicht kämpfen müsst, oder Ser Arian? Ihr seid schon gehobenen Alters und zudem ein Adliger“, ermahnte Emile den Ritter. „Ihr habt also das Recht auf einen Kempen. So ihr es wünscht werde ich gegen diesen Mann antreten“.
    Arian lächelte freudlos.
    Ich bin nicht so alt geworden, weil ich nie in einem Kampf war. Ich habe schon gegen Orlaisianer gekämpft als…“, Arian verstummte schlagartig, als er sich Emiles Herkunft ins Gedächtnis rief.
    Verzeiht mir, Leutnant. Ich wollte nicht respektlos sein“. Emile hob beschwichtigend die Hand. „Macht euch keine Gedanken um mich, Seir. Ich bin in erster Linie ein Templer und erst in zweiter ein Orlaisianer. Mir ist bewusst, ich sollte eigentlich sauer sein auf jeden Mann und jede Frau, die sich damals der Rebellion angeschlossen und Orlais aus Ferelden verjagt hat, doch ich fühle gar nichts“.

    Beruhigt lehnte sich Arian in seinem Stuhl zurück und griff zu einem Krug Malzbier.
    Arian und Claudette brachten ihre Schützlinge zu Bett, die sichtlich müde und gesättigt in einen schnellen Schlaf fielen. Auch die meisten Templer, mit Ausnahme der für die heutige Nacht eingeteilten Wachen, begaben sich in ihre Schlafgemächer. Die Rothaarige jedoch war zu weiteren Gesprächen eingeladen worden. Arian hatte man allerdings geraten einen tiefen und kraftschöpfenden Schlaf zu nehmen. Er verabschiedete sich von seinen Gastgebern und Claudette, genoss den Wimpernschlag der Kommandantin und bereitete sich für die Nacht vor, ehe er in ein sehr großes, hölzernes Bett sank, das sich als unerwartet kuschelig und warm herausstellte. Es dauerte nicht lange, da schloss er die Augen und glitt ab in den geruhsamen Frieden der Nacht. Morgen war ein wichtiger Tag, das wusste er…

    *

    Emiles Stuhlbeine schrammten geräuschvoll über den Boden, als er sich höflicherweise erhob während Claudette den Saal erneut betrat. Er war allein.
    Mylady! Bitte setzte euch!“, sagte er und deutete auf einen freien Platz in seiner Nähe, den Claudette mit leichtem Zögern annahm. Emile schenkte roten Wein in einen goldenen Trinkkelch und reichte ihn der Kriegerin.
    Eure Schönheit fasziniert mich immer wieder, meine Teuerste. Wie Ihr wohl in einem feinen Kleid wirken würdet?
    Der letzte Satz war eher an sich selbst gerichtet. Ohne Umschweife lächelnd fuhr er fort: „Ich wollte Euch etwas zu Euren >Kindern< fragen. Nun, ich bin kein Narr und weiß sehr wohl, dass die Kleinen in Euch tatsächlich eine Mutter sehen, obgleich ihr es wohl kaum sein könnt. Der junge Chilo ist zwar ein blutiger Anfänger in Sachen Schwertkampf, aber er ist fleißig und scheint das Herz am rechten Fleck zu haben. Ich frage mich: ist er mit dem Glauben an den Erbauer aufgewachen? Wisst Ihr das?“

    Seine Augen fixierten Claudette.

    Ich bin ganz direkt: Ihr seid eine starke Frau und offenbar bereit Euch um zwei Kinder zu kümmern, auch wenn diese nicht die Euren sind. Das alleine verdient meinen Respekt und meine Bewunderung. Meine Frage bezieht sich jedoch nicht auf das Hier und Jetzt, sondern die Zukunft. Ich erkenne einen fähigen jungen Mann, wenn ich ihn sehe und würde euch gerne den Vorschlag unterbreiten, Chilo in den Dienst des Templerordens nehmen zu dürfen“.

    Er wartete auf eine Reaktion, ehe er fortfuhr.

    Natürlich wäre dies ein großer Schritt, da er von seiner Schwester getrennt werden würde, doch würde ihm dies eine sichere und bedeutsame Zukunft ermöglichen. Der Orden ist keine banale Stadtwache, welche zwischen Elfen und Menschen unterscheidet. Es gibt nur sehr wenige Elfen in den Reihen des Ordens, doch dies ist nur der Fall, weil sich uns so Wenige aus Unwissenheit anschließen. Ich würde niemals ohne Eure Erlaubnis handeln und bitte Euch auch nicht um eine sofortige Antwort, so ihr mir noch keine geben könnt. Doch wollte ich euch diese Möglichkeit nur anbieten“, schloss er und lächelte Claudette offenherzig an.

    Für den Fall, dass ihr einwilligt und auch der Junge Willens ist, zu dienen, verspreche ich euch mich persönlich um seine Ausbildung zu bemühen. Die Ausbildung selbst obliegt natürlich nicht mir, doch werde ich ihn dann an die fähigsten Lehrmeister verweisen, die ich kenne und ihn zu gegebener Zeit selbst in den Regeln des Orden unterweisen“.

    Emile schenkte sich nun selbst etwas Wein ein, in den er drei Tropfen einer stechend blauen Flüssigkeit träufelte.
    Lyrium“, erklärte er auf Claudettes Blick hin, obwohl er sich nicht sicher war, ob die Rothaarige dies nicht bereits wusste.
    Ein Geschenk des Erbauers…“
    Dann schaute er Claudette erneut an.
    Als euch die junge Orphania von dem glatzköpfigen Söldner erzähltet spracht ihr von einer Leina. Meine Nachfrage tatet ihr mit einem Verweis auf die Familie ab. Ich möchte nicht allzu neugierig erscheinen, doch seid ihr eine faszinierende Person. Wenn ich euch also nochmals danach frage, hoffe ich ihr vergebt mir meine Starrköpfigkeit“.

    Er zwinkerte ihr schelmisch zu und nippte an seinem Wein. Da Claudette offenbar mit sich selbst rang, eröffnete er: „Ist schon okay. Ich verstehe das, meine Teuerste. Familie ist heilig. Selbst für einen Templer“. Er lachte und lehnte sich in dem hölzernen, dunklen Stuhl dessen Lehne seinen Kopf weit überragte, zurück.

    Ich selbst lernte meinen Vater und meine Mutter nie kennen. Meine Mutter starb früh am Fieber, mein Vater in einer Schlacht hier in Ferelden. Ich wuchs bei meinem Onkel auf, doch seit meiner Aufnahme bei den Templern kaum noch Kontakt zu diesem. Ich habe noch eine jüngere Schwester, Giselé. Sie treibt sich vermutlich gerade irgendwo in Antiva oder Rivain herum. Ob Ihr es glaubt oder nicht, aber sie ist eine Söldnerin! Hätte auch eine Chevalier werden können, aber neeeiiin, meine liebe Schwester versucht ihr Glück lieber als Mietschwert…“.

    Er seufzte schweren Herzens.

    Manchmal, ganz selten, bekomme ich einen Brief von ihr in dem sie mir versichert, dass es ihr gut geht. Ich schreibe aber nie zurück, da sie nur selten an ein und demselben Ort ist. Ich wünschte ich sähe sie öfter… ich wünschte sie wäre hier“.
    Sein Blick, der während des zum Monolog abgedrifteten Gespräches auf den Weinbecher gewandert war, schärfte sich, als er Claudette erneut anschaute.
    „Ich wünschte ich hätte SIE überzeugen können, sich den Templern anzuschließen!“

    *

    Arian schlief schon eine Weile. Unruhige Träume ließen ihn schließlich aufwachen und schwer atmen. Er lag da und dachte nach. Wenn er morgen verlieren würde… nein das durfte nicht geschehen! Er bezweifelte zwar, dass Claudette Loki erlauben würde sich an Abyss zu vergreifen doch…

    Er musste siegen!

    Dennoch überlegte er, ob er auf das Angebot der Kommandantin einging und Abyss ihr übergeben sollte, oder ob sie Claudette um eine weitere, elfische Last bat.
    Während er so dalag vernahm er das leise tippeln nackter Fußsohlen auf dem Boden der Gemächer. Eine dunkle Gestalt tauchte neben seinem Bett auf. Arian, dessen Augen nur halb geöffnet waren erkannte im Dunkeln des Raumes nichts. Plötzlich senkte sich die Matratze ein wenig ab und Arian spürte wie eine kleine Gestalt ins Bett huschte. Der unverkennbare Geruch von Abyss Haaren strömte in seine Nase. Er wusste nicht wieso, aber die dufteten stets, obgleich sie oftmals zerzaust wirkten, nach Kiefernadeln an einem warmen Sommertag. Abyss schleppte zudem ihre Decke mit und bemühte sich, den Krieger nicht zu wecken. Hätte er tief geschlafen wäre es ihr wohl auch gelungen. Arian vernahm das Schniefen und er war sich sicher, dass sie geweint hatte. Nun legte sie sich neben ihn und bettete ihren Kopf auf seiner Brust. Arians Arm umschloss die zierliche Gestalt schützend und bald schon erstarb das Schniefen und ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen war von der Elfe zu vernehmen.

    Er musste siegen! Er musste!
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  15. #35
    Ritter Avatar von Khardim
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    [Bild: Rafael_2.jpg]Das Wetter war den ganzen Tag über schlecht gewesen. Genau so schlecht wie die letzten Tage. Die unruhige See wurde von einem grauen Himmel überspannt, der nach Belieben Regenschauer auf das Schiff und seine Besatzung niedergehen ließ. Rafael saß mit dem Rücken an die Reling gelehnt an Deck und starrte auf die durchnässten Planken und den Mast des Vorsegels, der vermutlich älter war, als er selbst. Ihm war schon die ganze Überfahrt speiübel, aber das musste ja keiner wissen. Er hatte die letzten Tage ohnehin kaum mit den anderen an Bord gesprochen, hauptsächlich wegen der Befürchtung, ihnen mitten im Satz vor die Füße brechen zu müssen. Nicht weit von ihm saß Lerion auf einer der Frachtkisten, die auf dem Hauptdeck festgezurrt waren. Der Templer tat so, als beobachtete er ihn nicht, aber Rafael wusste es besser. Er kannte Lerion schon seit Jahren, die beiden waren etwa in einem Alter, aber selbst wenn er nicht mit dem Brechreiz zu kämpfen gehabt hätte, wäre ihm nichts eingefallen, was er mit ihm hätte besprechen wollen. Die letzten Jahre hatten einen Keil zwischen Magier und Templer getrieben. Meredith hatte einen Keil zwischen sie getrieben. Vor ihrem Kommando hatte man sich gegenseitig respektiert. Jeder wusste, dass er für den anderen eine Zumutung war und versuchte wenigstens das Beste daraus zu machen. In einer perfekten Welt gäbe es weder Magier noch Templer, aber die Welt war nicht perfekt.
    Rafael spuckte aus und sah zum Himmel auf. Die Flagge des Schiffes flatterte hektisch als winziger Bezugspunkt vor einem unendlichen Bild aus Grau.
    Er wusste, dass Meredith ihn vermutlich irgendwann beseitig hätte, schließlich hätte er sie auch aus dem Weg geschafft, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Aber die Machtverhältnisse in der Galgenburg waren klar und nicht zu seinen Gunsten. Nicht zu den Gunsten der Magier überhaupt, schließlich hatte die Kommandantin keine Gelegenheit ausgelassen, die Freiheit ihrer ,,Schutzbefohlenen'' zu beschneiden. Die Magier waren frustriert über ihre Willkür, die Templer entweder auf ihrer Seite oder verbittert über das Gift, das seit dem in der Luft lag. Die Galgenburg war nie ein entrückter Ort der Bildung gewesen, wie die Zirkel in Orlais oder Nevarra, aber dank Meredith war sie nun ein Ort der Angst und der Kälte geworden.
    Er sah wieder zu Lerion herüber, der immer noch auffällig unauffällig in seine Richtung schaute, aber niemals direkt zu ihm. Wo kam dieses Misstrauen nur her?
    Von der Mastspitze her knackte es laut. Lerion blickte erschrocken auf und sah, was Rafael schon wusste: Die Flagge zuckte immer noch unruhig, nun aber entgegen der Windrichtung und das Holz der Fahnenstange beugte sich laut knarrend einer unsichtbaren Macht. Der Templer begriff und schaute entgeistert zu Rafael, auf dessen Gesicht ein schmales Lächeln zu sehen war.
    ,,Ah, jetzt siehst Du mich an. Jetzt, wo Du Dein Misstrauen bestätigt siehst, lässt Du die Vorsicht fahren. Was hat Dir Meredith über mich erzählt? Was für Lügen verbreitet sie?''
    Rafael verstärkte seine Konzentration und der Fahnenmast drohte zu bersten. Er war gefangen zwischen dem unnachgiebigen Wind und der Magie, die von einem ebenso unnachgiebigen Willen beherrscht wurde.
    Grade als Lerion aufstehen und herüberkommen wollte, spürte Rafael eine Hand auf seiner Schulter. ,,Rafael, lass gut sein. Wir sind bald da und ich will keinen Streit.''
    Er erkannte die Stimme von Hauptmann Marius, der die Verantwortung für seine Überführung nach Ferelden trug. Ein guter Mann, Magiern und Templern gegenüber gleichermaßen gerecht. Und hart, sollten sie aufbegehren.
    Rafael entspannte sich ohne Lerion aus den Augen zu lassen und die Flagge wehte wieder mit dem Wind. Marius hatte Recht: Jetzt noch Unruhe zu stiften würde nichts bringen und nur Meredith in ihrem Wahn bestätigen. Bald würde er sie und all ihre Machtspielchen hinter sich lassen. Der Magier stand auf und wandte sich dem Hauptmann zu, dem er schweigend zunickte. Über dessen Schulter hinweg war die nebelverhangene Küste Fereldens zu sehen und in der Ferne Denerim, die Hauptstadt.

    Als der Landungssteg später am Tag krachend auf der Kaimauer aufschlug und eine kleine Brücke zwischen Kirkwall und Ferelden schuf, gab Rafael Marius zum Abschied die Hand. Sein Händedruck war stark und aufrecht, so wie der Templer selbst. Auch ihn kannte er seit Jahren, doch hatte er sich nicht von Meredith beeinflussen lassen. Von Lerion war nichts zu sehen.
    Als er die ersten Schritte von Bord des Schiffes machte, fragte sich Rafael, wie wohl die Templer in Ferelden sein mochten. Ob er wollte oder nicht, er würde es bald herausfinden: Selbst wenn die absurden Erlässe der Kommandantin hier keine Bedeutung hatten, würde man ihn gewiss nicht allein durch das Land reisen lassen. Er ging davon aus, dass von Templern in Empfang genommen und zum Zirkel gebracht werden würde. Oder viel mehr in Gewahrsam?
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  16. #36
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    [Bild: Rafael_2.jpg]Das Wetter war den ganzen Tag über schlecht gewesen. Genau so schlecht wie die letzten Tage. Die unruhige See wurde von einem grauen Himmel überspannt, der nach Belieben Regenschauer auf das Schiff und seine Besatzung niedergehen ließ. Rafael saß mit dem Rücken an die Reling gelehnt an Deck und starrte auf die durchnässten Planken und den Mast des Vorsegels, der vermutlich älter war, als er selbst. Ihm war schon die ganze Überfahrt speiübel, aber das musste ja keiner wissen. Er hatte die letzten Tage ohnehin kaum mit den anderen an Bord gesprochen, hauptsächlich wegen der Befürchtung, ihnen mitten im Satz vor die Füße brechen zu müssen. Nicht weit von ihm saß Lerion auf einer der Frachtkisten, die auf dem Hauptdeck festgezurrt waren. Der Templer tat so, als beobachtete er ihn nicht, aber Rafael wusste es besser. Er kannte Lerion schon seit Jahren, die beiden waren etwa in einem Alter, aber selbst wenn er nicht mit dem Brechreiz zu kämpfen gehabt hätte, wäre ihm nichts eingefallen, was er mit ihm hätte besprechen wollen. Die letzten Jahre hatten einen Keil zwischen Magier und Templer getrieben. Meredith hatte einen Keil zwischen sie getrieben. Vor ihrem Kommando hatte man sich gegenseitig respektiert. Jeder wusste, dass er für den anderen eine Zumutung war und versuchte wenigstens das Beste daraus zu machen. In einer perfekten Welt gäbe es weder Magier noch Templer, aber die Welt war nicht perfekt.
    Rafael spuckte aus und sah zum Himmel auf. Die Flagge des Schiffes flatterte hektisch als winziger Bezugspunkt vor einem unendlichen Bild aus Grau.
    Er wusste, dass Meredith ihn vermutlich irgendwann beseitig hätte, schließlich hätte er sie auch aus dem Weg geschafft, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Aber die Machtverhältnisse in der Galgenburg waren klar und nicht zu seinen Gunsten. Nicht zu den Gunsten der Magier überhaupt, schließlich hatte die Kommandantin keine Gelegenheit ausgelassen, die Freiheit ihrer ,,Schutzbefohlenen'' zu beschneiden. Die Magier waren frustriert über ihre Willkür, die Templer entweder auf ihrer Seite oder verbittert über das Gift, das seit dem in der Luft lag. Die Galgenburg war nie ein entrückter Ort der Bildung gewesen, wie die Zirkel in Orlais oder Nevarra, aber dank Meredith war sie nun ein Ort der Angst und der Kälte geworden.
    Er sah wieder zu Lerion herüber, der immer noch auffällig unauffällig in seine Richtung schaute, aber niemals direkt zu ihm. Wo kam dieses Misstrauen nur her?
    Von der Mastspitze her knackte es laut. Lerion blickte erschrocken auf und sah, was Rafael schon wusste: Die Flagge zuckte immer noch unruhig, nun aber entgegen der Windrichtung und das Holz der Fahnenstange beugte sich laut knarrend einer unsichtbaren Macht. Der Templer begriff und schaute entgeistert zu Rafael, auf dessen Gesicht ein schmales Lächeln zu sehen war.
    ,,Ah, jetzt siehst Du mich an. Jetzt, wo Du Dein Misstrauen bestätigt siehst, lässt Du die Vorsicht fahren. Was hat Dir Meredith über mich erzählt? Was für Lügen verbreitet sie?''
    Rafael verstärkte seine Konzentration und der Fahnenmast drohte zu bersten. Er war gefangen zwischen dem unnachgiebigen Wind und der Magie, die von einem ebenso unnachgiebigen Willen beherrscht wurde.
    Grade als Lerion aufstehen und herüberkommen wollte, spürte Rafael eine Hand auf seiner Schulter. ,,Rafael, lass gut sein. Wir sind bald da und ich will keinen Streit.''
    Er erkannte die Stimme von Hauptmann Marius, der die Verantwortung für seine Überführung nach Ferelden trug. Ein guter Mann, Magiern und Templern gegenüber gleichermaßen gerecht. Und hart, sollten sie aufbegehren.
    Rafael entspannte sich ohne Lerion aus den Augen zu lassen und die Flagge wehte wieder mit dem Wind. Marius hatte Recht: Jetzt noch Unruhe zu stiften würde nichts bringen und nur Meredith in ihrem Wahn bestätigen. Bald würde er sie und all ihre Machtspielchen hinter sich lassen. Der Magier stand auf und wandte sich dem Hauptmann zu, dem er schweigend zunickte. Über dessen Schulter hinweg war die nebelverhangene Küste Fereldens zu sehen und in der Ferne Denerim, die Hauptstadt.

    Als der Landungssteg später am Tag krachend auf der Kaimauer aufschlug und eine kleine Brücke zwischen Kirkwall und Ferelden schuf, gab Rafael Marius zum Abschied die Hand. Sein Händedruck war stark und aufrecht, so wie der Templer selbst. Auch ihn kannte er seit Jahren, doch hatte er sich nicht von Meredith beeinflussen lassen. Von Lerion war nichts zu sehen.
    Als er die ersten Schritte von Bord des Schiffes machte, fragte sich Rafael, wie wohl die Templer in Ferelden sein mochten. Ob er wollte oder nicht, er würde es bald herausfinden: Selbst wenn die absurden Erlässe der Kommandantin hier keine Bedeutung hatten, würde man ihn gewiss nicht allein durch das Land reisen lassen. Er ging davon aus, dass von Templern in Empfang genommen und zum Zirkel gebracht werden würde. Oder viel mehr in Gewahrsam?


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Kilian saß im Halbdunkel der Taverne nahe einem kleinen, rahmenlosen Fenster. Draußen peitschte der Regen unablässig gegen die sich dunkel gegen den grauen Himmel abhebende Dächer und der Wind heulte so stark durch die Gassen Denerims, dass Kilians Fantasie ihm absurderweise Stimmen vorgaukelte, die gar hässliche Melodien sangen. Der Templer beugte sich weit über den Tisch, dessen schwarzes Holz von unzähligen abgestellten Bierkrügen und Meisterschaften im Armdrücken abgenutzt und zerschrammt war. Auch fanden sich dort einige tiefe Kerben, die auf ein niedersausendes Messer hindeuteten, welches der Oberfläche zugesetzt hatte. Bedachte man das wirre Gebrabbel tiefkehliger Stimmen und das schamlose Gelächter, das jegliche Musik übertönte und ein angenehmes Gespräch unmöglich machte, konnte sich Kilian durchaus vorstellen, welches Klientel für gewöhnlich diesen Tisch, der angenehm nah dem gedrungenen, primitiven Kamin in seinem Rücken, stand bevölkerte. Nun jedoch saß er allein.

    Auf dem Tisch stand ein leerer Teller, dessen krümelübersäter Boden von einem kargen Mahl zeugte und daneben fand sich ein halbvoller Tonkrug billigen Bieres, das ohne Schaumkrone serviert worden war und vermutlich schon den ganzen Abend nach einer stornierten Bestellung auf einen neuen Besitzer wartete. Kilian scherte sich nicht darum, er hatte schon Schlimmeres erlebt. Der Templer war auf Befehl des Zirkels hier. Er sollte einen Magier aus Kirkwall in Empfang nehmen und diesen dann ohne Umschweife in seine neue Heimat eskortieren. Und genau das würde er auch tun. Er war also nicht zum Vergnügen in dieser heruntergekommenen Taverne nahe den Docks, wo das Bier billig und die Dirnen noch billiger waren.

    Kilian saß über einem aufgeschlagenen Buch, das eine halb beschriebene und eine leere Seite hellgelben Papiers offenbarte. Eine lange, schwarze Rabenfeder kratze feine Linien auf das Papier, welches im Schein einer einsamen, flackernden Kerze in fast goldenem Licht glänzte.

    Tag 165

    Ich bin nun wieder in Denerim. Der Orden schickt mich, um einen Magier aus den Freien Marschen in Empfang zu nehmen. Er soll noch heute mit dem Schiff eintreffen und wird dann von Ser Robert, dem jungen Cedric und mir zum Zirkel gebracht. Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen, da ich aus einem jener Schiffe stieg und zum ersten Mal einen Fuß in dieses Land setzte. Der Unterschied ist, dass dieser Magier darum gebeten hat! Er hat darum gebeten!
    Ich weiß, dass Meredith härter als die meisten anderen Kommandanten durchgreift. Sogar in Starkhaven haben wir es zu spüren bekommen, als verängstige Magier zu uns kamen und sagten, sie wollen lieber hier unter strengster Beobachtung stehen, als nur noch einen Tag in der Galgenburg zu verbringen. Galgenburg… schon der Name verheißt nichts Gutes. Da kann man die Magier schon verstehen.
    Wie dem auch sei, dieser Magier ein gewisser Rafael Marlov ist sicherlich kein schüchterner Junge, wenn Meredith ihn sogar abschiebt, anstatt sich selbst mit ihm herumzuschlagen. Hoffentlich macht er keinen Ärger.

    Kilian klappte das Buch zu, als sich eine Gestalt näherte und schaute zur Seite. Ein braunbärtiges Gesicht mit messerscharfen Augen duckte sich zu ihm hinab. Es war Ser Robert, einer der beiden Templer, die Kilian begleiteten. Er war schon älter, etwa Mitte Vierzig doch von sehr hohem Wuchs und muskelbepackt. Kilian nahm ihn gerne mit, da er die Macht der Templer auch in militärischer Hinsicht blendend unterstrich.

    Das Schiff sollte bald ankommen, Seir. Die Wache meldete bereits Segel am Horizont“, raunte Ser Robert mit wie zu erwartender tiefer Stimme. Kilian nickte zum Zeichen, dass er verstanden habe. Der Templer, der stets eine Plattenrüstung trug neigte kurz den dicken Schädel und wandte sich dann zum Gehen, wobei das riesige Flamberge-Schwert auf seinem Rücken beinahe die ohnehin schon niedrige Decke streifte, die ein Wirrwarr rußgeschwärzter Hölzer darstellte. Kilian wickelte das Tagebuch zum zusätzlichen Schutz in eine Lederhaut und verstaute es sorgfältig in der einzigen Tasche, die er am Gürtel befestigt trug. Dann stand er auf, leerte den Bierkrug in einem Zug und stapfte zur Tür.

    Knarrend schwang die Eingangstür auf und offenbarte den befürchtet nassen Anblick fereldrischer Straßen. Der Wind pfiff kalt in Kilians Gesicht. Dieser zog daraufhin die Kapuze seines Umhangs, dessen Rückseite eine große, weiße Stickerei des Gnadenschwerts aufwies, tief ins Gesicht und bedeutete den beiden Templern, die bereits draußen gewartet hatten, mitzukommen. Cerdric, der noch kein vollwertiger Templer war, trug wie Kilian selbst eine leichte Rüstung, wenngleich keinen Umhang, dafür aber einen runden, schwarzbespannten Schild trug. Seine Waffe war ein einfacher, aber effektiver Streitkolben, da er ein Schwert erst mit Ablegen der Schwertweihe bekommen würde, auf die er nun schon lange hinarbeitete. Im Grunde genommen fungierte Cedric als Kilians Knappe, auch wenn dieser Begriff in Templerkreisen gemieden wurde.

    Die beiden anderen Templer folgten dem in den langen Umhang gehüllten Kilian, dessen regennasse Haare ihn im Gesicht klebten. Seine robusten Lederstiefel ließen den Schlamm aufspritzen, während er schweren Schrittes den Weg zu den Docks bestritt, wo an stürmischen Tagen oder bei Nacht für gewöhnlich nur Wegelagerer, Schmuggler oder Piraten ihr Unwesen trieben. Ihr Wirt hatte von einer zünftigen Schlägerei eines blondköpfigen Seeräubers namens Haesten und seiner Crew Berserker erzählt, die allesamt zwei Meter hoch waren und Feuer aus ihren Augen flammen ließen. Kilian gab nichts auf diesen Unfug und war froh, wenn er dieses stinkende Rattenloch wieder verlassen konnte.

    Bei ihrer Ankunft stellten die Templer fest, dass das Schiff bereits angelandet war. Die Flagge von Kirkwall zuckte wie toll an der Mastspitze hin und her. Kilian trat an das Schiff heran und begutachtete die geringe Anzahl an Menschen, die sich dort befanden. Der Magier schien schnell ausgemacht. Ein Mann von in etwa derselben Größe wie Kilian selbst, mit langen braunen Haaren und einem gepflegten Kinn- und Oberlippenbart. Er trug einen dunklen Mantel und schien, alles in allem, gedämmtere Farben vorzuziehen. Dicht an seinen Körper hielt er einen auf den ersten Blick gewöhnlichen Stab, der mehr wie die Waffe eines Bauern, als die eines Magiers wirkte. Kilian bedeutete seinen Ordensbrüdern Abstand zu halten, während er auf den Mann zuging.

    Dieser schien ihn ebenfalls bemerkt zu haben, wandte er sich ihm doch zu. Die Dielen des Holzsteges knatschten bedrohlich unter den strammen Schritten des Templers, welcher dies jedoch ignorierte und mit festem Blick auf den Magier zuging. Er stoppte etwa einen Meter vor ihm und rief gegen den Wind: „Rafael Marlov? Mein Name ist Kilian von Xerox. Willkommen in Ferelden!

    Er streckte seine behandschuhte Hand zum Gruß aus.
    Shepard Commander ist offline Geändert von Shepard Commander (03.02.2015 um 00:21 Uhr)
  17. #37
    Deus Avatar von VRanger
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    Glandis | Am Flussbaum • Das Lager der Dunklen Brut – Teil 10

    [Bild: VR_Gladis_1.png] Glandis erschrak, als sie die Worte der Adligen hörte. Und ein wenig schämte sie sich. »Wie kann ich nur so über sie denken. Sie ist nicht so«, grübelte die Dalish und hörte zu, wie Aril sagte: „Du hast den hier einfach niedergestochen? Wie genau bist du an ihn herangekommen. Was heißt "im Verborgenen"? Hast du dich angeschlichen und dann diese Sprungrolle gemacht? … Und vor allem, wenn du an ihm dran warst, wie hast du ihn dann getötet? Er sieht doch gut gerüstet aus. Und stark. Fast wie ein Zwerg.“

    Den Rest hörte die Elfin nicht mehr so richtig bis auf: „Für mich ist das nur eine hölzerne Waffe und ich weiß, dass du deinen Bogen suchst. Warum also verwendest du nicht diesen, das hat doch sicherlich einen Grund?“, denn sie hatte nicht mehr damit gerechnet. Eher eine Anweisung tue dies, mache das erwartet. So riss sie sich zusammen, denn sie konnte ja auch falsch liegen. Sie beschloss, in ihrer doch eher nüchternen Darstellung zu bleiben. Denn sie wollte es auch nicht überhöhen oder sich in einem besonderen Lichte darstellen. So fing sie an zu erzählen:

    »Ich war zu spät! Das, was Du hier liegen siehst, ist ein Elitebogenschütze der Dunklen Brut. Und einer, wie Du richtig erkannt hast, der eine zwergische Brutmutter hatte. Einen solchen gut ausgebildeten Bogenschützen lenkt man nicht ab, in dem man ihn anschreit oder einen Gegenstand wirft. Er hatte Dich fest anvisiert, einen weiteren Pfeil bereits in seinem Maul und alle seine Muskeln waren angespannt. Vermutlich hatte er den Bogenschuss, der Dich aus der Bahn geworfen hätte, getötet nicht, aber schwer getroffen, nur noch nicht abgeschickt, weil einer der Hurlocks in die Schussbahn gelaufen ist. Das hat Dir Zeit verschafft, aber Dich nicht gerettet. Denn wenn der Erste einem deiner Hiebe ausgewichen wäre, war sein Ziel frei. Darauf hat er gewartet.«

    Dann schluckte die Dalish, denn nun musste sie sagen, was verborgen bedeutet. So tat sie es auch: »Aril, aus dem Verborgenen handeln ist nicht so, wie du kämpfst. Ich warte ab, lasse jemanden vorbei rennen, kann mich geschickt mit der Umgebung in Einklang bringen, du siehst mich nicht. Selbst wenn ich geduckt laufe, würdest du mich nicht sehen. Aber wenn ich mit den Dolchen von hinten zu steche, dann erkennt man die Gefahr. Deshalb muss der Stoß sitzen«, Glandis holte Luft und fügte an: »es ist immer ein kritischer Treffer!«

    Sie blieb im Blick bei Aril und sagte dann ruhig weiter: »Das war mein Plan. Du solltest sie locken und ich hätte von hinten mir einen nach dem anderen geschnappt. Aber ich habe mich überschätzt. Meine Kopfverletzung und der wunde Rücken, das tagelange Liegen, aber auch das Anschleichen haben mehr Zeit gebraucht, als sonst. Deshalb verzeih mir. Ich werde Dir die ganze Sache hier zu Ende erzählen, aber ich möchte erst wissen, ob Du mit einer wie mit mir weiter zusammen sein willst?«

    Damit ende der kleine Vortrag der Dalish und sie schaute erwartungsvoll auf Aril und sah deren groß aufgerissenen Augen und wusste nicht warum.

    VRanger ist offline Geändert von VRanger (07.02.2015 um 09:11 Uhr) Grund: verlinkt
  18. #38
    Ritter Avatar von Khardim
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    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Kilian saß im Halbdunkel der Taverne nahe einem kleinen, rahmenlosen Fenster. Draußen peitschte der Regen unablässig gegen die sich dunkel gegen den grauen Himmel abhebende Dächer und der Wind heulte so stark durch die Gassen Denerims, dass Kilians Fantasie ihm absurderweise Stimmen vorgaukelte, die gar hässliche Melodien sangen. Der Templer beugte sich weit über den Tisch, dessen schwarzes Holz von unzähligen abgestellten Bierkrügen und Meisterschaften im Armdrücken abgenutzt und zerschrammt war. Auch fanden sich dort einige tiefe Kerben, die auf ein niedersausendes Messer hindeuteten, welches der Oberfläche zugesetzt hatte. Bedachte man das wirre Gebrabbel tiefkehliger Stimmen und das schamlose Gelächter, das jegliche Musik übertönte und ein angenehmes Gespräch unmöglich machte, konnte sich Kilian durchaus vorstellen, welches Klientel für gewöhnlich diesen Tisch, der angenehm nah dem gedrungenen, primitiven Kamin in seinem Rücken, stand bevölkerte. Nun jedoch saß er allein.

    Auf dem Tisch stand ein leerer Teller, dessen krümelübersäter Boden von einem kargen Mahl zeugte und daneben fand sich ein halbvoller Tonkrug billigen Bieres, das ohne Schaumkrone serviert worden war und vermutlich schon den ganzen Abend nach einer stornierten Bestellung auf einen neuen Besitzer wartete. Kilian scherte sich nicht darum, er hatte schon Schlimmeres erlebt. Der Templer war auf Befehl des Zirkels hier. Er sollte einen Magier aus Kirkwall in Empfang nehmen und diesen dann ohne Umschweife in seine neue Heimat eskortieren. Und genau das würde er auch tun. Er war also nicht zum Vergnügen in dieser heruntergekommenen Taverne nahe den Docks, wo das Bier billig und die Dirnen noch billiger waren.

    Kilian saß über einem aufgeschlagenen Buch, das eine halb beschriebene und eine leere Seite hellgelben Papiers offenbarte. Eine lange, schwarze Rabenfeder kratze feine Linien auf das Papier, welches im Schein einer einsamen, flackernden Kerze in fast goldenem Licht glänzte.

    Tag 165

    Ich bin nun wieder in Denerim. Der Orden schickt mich, um einen Magier aus den Freien Marschen in Empfang zu nehmen. Er soll noch heute mit dem Schiff eintreffen und wird dann von Ser Robert, dem jungen Cedric und mir zum Zirkel gebracht. Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen, da ich aus einem jener Schiffe stieg und zum ersten Mal einen Fuß in dieses Land setzte. Der Unterschied ist, dass dieser Magier darum gebeten hat! Er hat darum gebeten!
    Ich weiß, dass Meredith härter als die meisten anderen Kommandanten durchgreift. Sogar in Starkhaven haben wir es zu spüren bekommen, als verängstige Magier zu uns kamen und sagten, sie wollen lieber hier unter strengster Beobachtung stehen, als nur noch einen Tag in der Galgenburg zu verbringen. Galgenburg… schon der Name verheißt nichts Gutes. Da kann man die Magier schon verstehen.
    Wie dem auch sei, dieser Magier ein gewisser Rafael Marlov ist sicherlich kein schüchterner Junge, wenn Meredith ihn sogar abschiebt, anstatt sich selbst mit ihm herumzuschlagen. Hoffentlich macht er keinen Ärger.

    Kilian klappte das Buch zu, als sich eine Gestalt näherte und schaute zur Seite. Ein braunbärtiges Gesicht mit messerscharfen Augen duckte sich zu ihm hinab. Es war Ser Robert, einer der beiden Templer, die Kilian begleiteten. Er war schon älter, etwa Mitte Vierzig doch von sehr hohem Wuchs und muskelbepackt. Kilian nahm ihn gerne mit, da er die Macht der Templer auch in militärischer Hinsicht blendend unterstrich.

    Das Schiff sollte bald ankommen, Seir. Die Wache meldete bereits Segel am Horizont“, raunte Ser Robert mit wie zu erwartender tiefer Stimme. Kilian nickte zum Zeichen, dass er verstanden habe. Der Templer, der stets eine Plattenrüstung trug neigte kurz den dicken Schädel und wandte sich dann zum Gehen, wobei das riesige Flamberge-Schwert auf seinem Rücken beinahe die ohnehin schon niedrige Decke streifte, die ein Wirrwarr rußgeschwärzter Hölzer darstellte. Kilian wickelte das Tagebuch zum zusätzlichen Schutz in eine Lederhaut und verstaute es sorgfältig in der einzigen Tasche, die er am Gürtel befestigt trug. Dann stand er auf, leerte den Bierkrug in einem Zug und stapfte zur Tür.

    Knarrend schwang die Eingangstür auf und offenbarte den befürchtet nassen Anblick fereldrischer Straßen. Der Wind pfiff kalt in Kilians Gesicht. Dieser zog daraufhin die Kapuze seines Umhangs, dessen Rückseite eine große, weiße Stickerei des Gnadenschwerts aufwies, tief ins Gesicht und bedeutete den beiden Templern, die bereits draußen gewartet hatten, mitzukommen. Cerdric, der noch kein vollwertiger Templer war, trug wie Kilian selbst eine leichte Rüstung, wenngleich keinen Umhang, dafür aber einen runden, schwarzbespannten Schild trug. Seine Waffe war ein einfacher, aber effektiver Streitkolben, da er ein Schwert erst mit Ablegen der Schwertweihe bekommen würde, auf die er nun schon lange hinarbeitete. Im Grunde genommen fungierte Cedric als Kilians Knappe, auch wenn dieser Begriff in Templerkreisen gemieden wurde.

    Die beiden anderen Templer folgten dem in den langen Umhang gehüllten Kilian, dessen regennasse Haare ihn im Gesicht klebten. Seine robusten Lederstiefel ließen den Schlamm aufspritzen, während er schweren Schrittes den Weg zu den Docks bestritt, wo an stürmischen Tagen oder bei Nacht für gewöhnlich nur Wegelagerer, Schmuggler oder Piraten ihr Unwesen trieben. Ihr Wirt hatte von einer zünftigen Schlägerei eines blondköpfigen Seeräubers namens Haesten und seiner Crew Berserker erzählt, die allesamt zwei Meter hoch waren und Feuer aus ihren Augen flammen ließen. Kilian gab nichts auf diesen Unfug und war froh, wenn er dieses stinkende Rattenloch wieder verlassen konnte.

    Bei ihrer Ankunft stellten die Templer fest, dass das Schiff bereits angelandet war. Die Flagge von Kirkwall zuckte wie toll an der Mastspitze hin und her. Kilian trat an das Schiff heran und begutachtete die geringe Anzahl an Menschen, die sich dort befanden. Der Magier schien schnell ausgemacht. Ein Mann von in etwa derselben Größe wie Kilian selbst, mit langen braunen Haaren und einem gepflegten Kinn- und Oberlippenbart. Er trug einen dunklen Mantel und schien, alles in allem, gedämmtere Farben vorzuziehen. Dicht an seinen Körper hielt er einen auf den ersten Blick gewöhnlichen Stab, der mehr wie die Waffe eines Bauern, als die eines Magiers wirkte. Kilian bedeutete seinen Ordensbrüdern Abstand zu halten, während er auf den Mann zuging.

    Dieser schien ihn ebenfalls bemerkt zu haben, wandte er sich ihm doch zu. Die Dielen des Holzsteges knatschten bedrohlich unter den strammen Schritten des Templers, welcher dies jedoch ignorierte und mit festem Blick auf den Magier zuging. Er stoppte etwa einen Meter vor ihm und rief gegen den Wind: „Rafael Marlov? Mein Name ist Kilian von Xerox. Willkommen in Ferelden!

    Er streckte seine behandschuhte Hand zum Gruß aus.

    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafael Marlov? Mein Name ist Kilian von Xerox. Willkommen in Ferelden!“ Rafael konnte wegen der laut gegen die Kaimauer schlagenden Wellen und des starken Windes nicht sicher sagen, ob da Zynismus in der Stimme des Templers mitschwang, der ihm zur Begrüßung die Hand reichte. Zumindest das Wetter Fereldens hatte bisher keinen besonders einladenden Charakter gezeigt. Anstatt sich weitere Gedanken zu machen, steckte der Magier seinen Stab in die Halterung am Schulterriemen und ergriff Kilians Hand zum Gruß.
    ,,Der bin ich, Ser von Xerox.'' Mit einem kurzen Blick zu seinen Begleitern, die in geringer Entfernung zu den beiden warteten, ergänzte er: ,,Ich weiß nicht, was man Euch über mich erzählt hat, aber seid versichert, dass ihr keine drei Mann brauchen werdet, um mich zum Zirkel zu bringen. Bei diesem Dreckswetter begebe ich mich freiwillig in jedes Haus mit einem Dach!''
    Nachdem die beiden mit beiden Beinen auf festem Grund standen, drehte sich Rafael noch einmal zu dem Schiff um, das ihn hergebracht hatte. Er schaute aber nicht nach Marius, der an der Reling stand und mit eiserner Miene die drei Templer musterte, die ihn in Empfang genommen hatten. Er beachtete auch nicht die Mannschaft, die trotz des heftigen Windes angefangen hatte, Güter aus dem Laderaum an Deck zu bringen und für die Verladung vorzubereiten. Rafael blickte auf zur höchsten Mastspitze, an der die Flagge seiner Heimatstadt als schwarzer Fleck vor dunklem Grund im Wind wehte. Das Wappen Kirkwalls war nicht zu erkennen, aber der Magier wusste, dass es auf den widerstandsfähigen Stoff genäht war. Diese erbauerverlassene Stadt war sein Zuhause gewesen. Ein Zuhause , das ihm verleidet worden war und das er vermutlich nicht mehr wiedersehen würde.
    Rafael spuckte in den Wind, bändigte seine regennassen Haare mit zwei schnellen Handgriffen und einem Lederriemen und wandte sich wieder den drei Templern zu, die ihn zum Zirkel bringen sollten. Kilians Begleiter wirkten auf den ersten Blick wie düstere Statuen, die eingehüllt in Regen und Wind den Weg in die Stadt bewachten. Er nickte beiden zur Begrüßung kurz zu, was auch ebenso kurz erwidert wurde. Auch hier spürte Rafael ein gewisses Misstrauen, wenn auch vermutlich gut begründet. Für den Orden hier musste es eigenartig anmuten, wenn ein Magier aus den Freien Marschen sich auf eigenen Wunsch in dieses regengeplagte Land verschiffen ließ, das angeblich vor allem nach Hund roch.
    ,,Auch wenn ich hier nur das Transportgut bin, schlage ich vor, dass wir zügig zusehen, ins Trockene zu kommen.'', sagte er an Kilian gewandt. Der heftige Wind drückte bei jedem Wort Wassertropfen in seinen Mund, die nach Gischt und Freiheit schmeckten. ,,Es wäre schließlich ein Jammer, wenn das Schwert von Eurem Ordensbruder hier Rost ansetzen würde.'', fügte er hinzu und nickte vielsagend in Richtung des Hünen, über dessen Schulter der Griff eines gewaltigen Schwertes ragte. Diese Waffe wäre vermutlich dazu in der Lage, einen Mann vom Scheitel bis zur Sohle zu spalten. Es war wirklich gut, das Rafael zur Abwechslung nicht auf Ärger aus war.
    Khardim ist offline
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    [Bild: Rafael_2.jpg]Rafael Marlov? Mein Name ist Kilian von Xerox. Willkommen in Ferelden!“ Rafael konnte wegen der laut gegen die Kaimauer schlagenden Wellen und des starken Windes nicht sicher sagen, ob da Zynismus in der Stimme des Templers mitschwang, der ihm zur Begrüßung die Hand reichte. Zumindest das Wetter Fereldens hatte bisher keinen besonders einladenden Charakter gezeigt. Anstatt sich weitere Gedanken zu machen, steckte der Magier seinen Stab in die Halterung am Schulterriemen und ergriff Kilians Hand zum Gruß.
    ,,Der bin ich, Ser von Xerox.'' Mit einem kurzen Blick zu seinen Begleitern, die in geringer Entfernung zu den beiden warteten, ergänzte er: ,,Ich weiß nicht, was man Euch über mich erzählt hat, aber seid versichert, dass ihr keine drei Mann brauchen werdet, um mich zum Zirkel zu bringen. Bei diesem Dreckswetter begebe ich mich freiwillig in jedes Haus mit einem Dach!''
    Nachdem die beiden mit beiden Beinen auf festem Grund standen, drehte sich Rafael noch einmal zu dem Schiff um, das ihn hergebracht hatte. Er schaute aber nicht nach Marius, der an der Reling stand und mit eiserner Miene die drei Templer musterte, die ihn in Empfang genommen hatten. Er beachtete auch nicht die Mannschaft, die trotz des heftigen Windes angefangen hatte, Güter aus dem Laderaum an Deck zu bringen und für die Verladung vorzubereiten. Rafael blickte auf zur höchsten Mastspitze, an der die Flagge seiner Heimatstadt als schwarzer Fleck vor dunklem Grund im Wind wehte. Das Wappen Kirkwalls war nicht zu erkennen, aber der Magier wusste, dass es auf den widerstandsfähigen Stoff genäht war. Diese erbauerverlassene Stadt war sein Zuhause gewesen. Ein Zuhause , das ihm verleidet worden war und das er vermutlich nicht mehr wiedersehen würde.
    Rafael spuckte in den Wind, bändigte seine regennassen Haare mit zwei schnellen Handgriffen und einem Lederriemen und wandte sich wieder den drei Templern zu, die ihn zum Zirkel bringen sollten. Kilians Begleiter wirkten auf den ersten Blick wie düstere Statuen, die eingehüllt in Regen und Wind den Weg in die Stadt bewachten. Er nickte beiden zur Begrüßung kurz zu, was auch ebenso kurz erwidert wurde. Auch hier spürte Rafael ein gewisses Misstrauen, wenn auch vermutlich gut begründet. Für den Orden hier musste es eigenartig anmuten, wenn ein Magier aus den Freien Marschen sich auf eigenen Wunsch in dieses regengeplagte Land verschiffen ließ, das angeblich vor allem nach Hund roch.
    ,,Auch wenn ich hier nur das Transportgut bin, schlage ich vor, dass wir zügig zusehen, ins Trockene zu kommen.'', sagte er an Kilian gewandt. Der heftige Wind drückte bei jedem Wort Wassertropfen in seinen Mund, die nach Gischt und Freiheit schmeckten. ,,Es wäre schließlich ein Jammer, wenn das Schwert von Eurem Ordensbruder hier Rost ansetzen würde.'', fügte er hinzu und nickte vielsagend in Richtung des Hünen, über dessen Schulter der Griff eines gewaltigen Schwertes ragte. Diese Waffe wäre vermutlich dazu in der Lage, einen Mann vom Scheitel bis zur Sohle zu spalten. Es war wirklich gut, das Rafael zur Abwechslung nicht auf Ärger aus war.


    [Bild: aGJXRNlZ0LYa3soe9Kiliansmall.jpg]

    Der Magier hatte einen starken Griff, viel stärker als man es von einem Bücherwurm und Stabschwinger erwarten mochte, was die Zirkelmagier ohne Zweifel waren, hatten sie ja auch kaum eine Chance etwas anderes zu werden.

    Der Templer nickte, als Rafael vorschlug dem regennassen Wetter zu entfliehen und einen überdachten Unterschlupf zu suchen. Und er dankte dem Erbauer für seine Funktion im Orden, die ihm neben vielen Pflichten auch einige Annehmlichkeiten zusicherte. In diesem Falle, dass der Templer und seine Begleiter im königlichen Palast hausieren durften. Einer der adligen Banns hatte ihn ohnehin zu einem Gespräch am nächsten Morgen bitten lassen. Über einen Boten, versteht sich. Kilian wusste nicht, ob er die Gespräche mit dem Adel hasste oder sehr amüsant fand, da er sich als Vertreter der Kirche nahezu jede Äußerung erlauben konnte und mit seinen Vorschlägen selten auf taube Ohren stieß. Die Menschen Fereldens respektierten den Erbauer und Kilian war froh, nicht in Rivain oder gar Tevinter dienen zu müssen.

    Auch wenn ich hier nur das Transportgut bin, schlage ich vor, dass wir zügig zusehen, ins Trockene zu kommen“, hatte der Magier gesagt und hinzugefügt: „Es wäre schließlich ein Jammer, wenn das Schwert von Eurem Ordensbruder hier Rost ansetzen würde“. Kilian lächelte nicht, als er den spöttischen Unterton Rafaels durchaus wahrnahm. Es war offensichtlich, dass dieser Magier hier eine gewisse Art der Abneigung an sich haften hatte, die man im Zirkel Fereldens meistens vermissen durfte.

    Macht Euch keine Sorgen um die Schwerter meiner Brüder, mein Herr Marlov!, rief Kilian gegen den in Böen zuckenden Wind an. „Und ich hoffe Ihr beliebtet zu scherzen, indem ihr euch als Transportgut betiteltet. Ihr seid jetzt ein Magier des Zirkels von Ferelden und somit ein vollwertiges UND wertvolles Mitglied der Gemeinschaft Diesens!

    Er wandte sich um und bedeutete den anderen mit einer schweren Geste, ihm zu folgen. Gegen Wind und Regen, Zeit und Dunkelheit kämpften sie sich durch die konfus geschlängelten, engen und gepflasterten Gassen Denerims, deren spitzgieblige Dächer sich im Halbdunkel wirr und absonderlich zu neigen schienen. Die Straßen waren nicht weniger nass, als die Docks von denen sie heraufstiegen und Kilian rutschte mehr als einmal auf den glitschigen, moosüberzogenen Steinen eines unfassbar steilen Anstiegs aus und konnte sich nur mit Mühe halten. Als die Gruppe Oben angelangt waren atmete der Templer schwer, hatte er noch nie eine derart steile Straße hinaufsteigen müssen. Sie glich fast mehr einer Klippe und offenbarte hin und wieder sogar Treppenfluchten und wies ein unregelmäßiges Pflaster auf. Sie folgten einer weiteren, überschwemmten Straße und steuerten schließlich eilends auf ein hoch aufragendes Gebäude zu, welches in prächtigem Schwarz über den Dächern der Stadt thronte.

    Halt, wer da? Erklärt euch!“, rief eine gut gerüstete Wache, dessen Schild das königliche Siegel und dessen Gesicht, das von einem Barbuta halb verdeckt wurde, blankes Abscheu gegen dieses unwirkliche Wetter zeigte.
    Ser Kilian von Xerox, Abgesandter des Templerordens!“, stellte Kilian sich laut vor, sodass die Wache auch alles verstand.
    Meine Begleiter und ich ersuchen Einlass. Ich habe ein Dokument bei mir, dass mir Zugang zum königlichen Palast und einen Schlafplatz zusichert!“
    Wo ist dieses Dokument?“, fragte die Wache misstrauisch.
    In meiner Tasche. Ich zeige es Eurem Kommandanten, werde mich jedoch hüten es hier im strömenden Regen zu zücken“.
    Die Wache schaute die Männer an, inspizierte das Schwert der Gnade, dass an jedem Templer zu finden war und blieb schließlich mit den Augen an Rafaels Stab hängen.
    Ist das ein Magier?“
    Das ist er
    , sagte Kilian ruhig, fügte aber sofort hinzu: „Er steht unter meinem Schutz und damit dem Schutz des Ordens. Lasst uns jetzt eintreten!

    Die Wache nickte und winkte die kleine Gruppe durch. Begleitet von einigen weiteren Soldaten, deren meisterhaften Silberitrüstungen vom Regen nur so glänzten betraten sie das Palastgebäude. Sofort schlug ihnen Wärme entgegen, die von vier großen Feuerstellen entlang des Eingangssaales rührten, vor denen jeweils sechs Bankreihen aufgestellt waren. Auf den vorderen zwei Reihen tummelten sich etliche Gesellen, hauptsächlich durchnässte Wachen.
    Die weit ausschweifende Halle wurde von acht Säulen, jeweils vier auf jeder Seite gestützt und auf dem aus schweren, dunkelgrauen Steinquarzen gehauenen Steinboden erstreckte sich ein fünf Schritt breiter, dunkelroter Teppich, dessen Rand mit goldenen Ornamenten verziert war. In der Mitte des Teppichs fand sich eine Stickerei aus goldenem Faden, die einen Mabari zeigte welcher ein Zepter in der Pfote hielt. Ziemlich genau auf diesem Mabari stand ein junger Elf, der passend zum Teppich in dunkles Rot gewandt war. Seine Haare waren ordentlicher als die von Kilian, der sich im Angesicht eines so schicken Dieners fast ein wenig fehl an Platz vorkam. Der Elf räusperte sich geräuschvoll, als die Gruppe zu ihm trat.

    Willkommen im Palast des Königs, Ser Kilian! Ich wurde bereits im Vorfeld von Bann Lorens Raymosfield über euer mögliches Eintreffen informiert. Bitte, hier entlang!“

    Für einen Elfen sprach der junge Mann ungewöhnlich stark durch die Nase und betonte die einzelnen Worte mit überaus strenger Genauigkeit. Nun schritt er wiegenden Schrittes los, gefolgt von Kilian, der seine Kapuze beim Betreten der Halle abgezogen hatte und dessen langer Umhang vom Regen beschwert an ihm zu kleben schien.

    Eure Überkleider werden wir zum Trocknen mitnehmen. Weder König Cailan noch Königin Anora sind derzeit zugegen, doch könnt ihr trotzdem an der königlichen Tafel speisen. Ihr seid hier Gast des Königs, doch bitte respektiert diese Hallen und wartet hier“, er deutete auf die ausladende Eingangshalle „oder im Speisesaal bis wir Zimmer für Eurer Gnaden und seine Begleiter gefunden haben“.

    Habt Dank, erwiderte Kilian freundlich. Der Elf schnippte und zwei weitere Elfen kamen herbei, beides Frauen, die schüchtern zu Boden blickten und nicht annähernd so gut gekleidet waren, wie ihr Empfänger. Sie baten um die nassen Überkleider und Kilian zog seinen Umhang ab und überreichte diesen einer der Dienerinnen.

    Ich bin übrigens Cedric“, wisperte der junge Templeranwärter Rafael zu, als er seinen nicht halb so langen Umhang, wie der von Kilian, abgab. Dabei lächelte er den Magier freundlich an. Cedric war mit seinen Anfang zwanzig noch voller Neugierde auf die Magier, anders als Robert der in seinem Leben sicherlich schon so manchen Abtrünnigen bekämpfen musste. Cedrics blonder Lockenkopf, seine kastanienbraunen, fröhlich blitzenden Augen und sein glattes Gesicht, dessen Kinn ein verspieltes Grübchen aufwies, spiegelten diese Naivität perfekt wider.
    Es ist sehr aufregend mal einen anderen Magier zu treffen, als unsere eigenen… also ich meine nicht unsere eigenen wie als wären es unsere Sklaven oder so… nein ich meine unsere hier in Ferelden“, plapperte er unbeholfen.

    Ich… ähm… also du siehst auch ganz anders aus, als die Magier bei uns im Turm. Aber das wirst du ja schon selbst sehen, wenn wir erst mal da sind. Oooh, ich hoffe das klang jetzt nicht wie eine Drohung! Tat es das? Wenn ja, dann lass dir gesagt sein, es sollte keine sein“, fuhr er fort und stolperte dabei über die eigenen Wörter. Entschuldigend lächelte er breiter.
    Shepard Commander ist offline
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    [Bild: Char_Samira.png] [Bild: Stefano_klein.png] [Bild: gN6VhOoQ2twWzOnelena_klein.png]
    Stefano blickte den beiden Frauen hinterher bis sie aus dem Gastraum verschwunden waren. Dann wandte er sich an den jungen Mann, der ihnen den Wein gebracht hatte. „Könntet Ihr den Bürgermeister für mich holen?“ Robin verneigte sich kurz und verließ dann das Gasthaus um dem Wunsch des Banns nachzukommen. Sobald sie allein waren löste sich eine Gestalt aus den Schatten und kniete sich neben Stefano hin. Der junge Mann war darüber nicht überrascht und erklärte seinen Begleitern von den geänderten Plänen. Der kniende Mann erhob sich und verschwand um die Vorbereitungen seines Herrn zu treffen. Nadia grinste voller Vorfreude während Martin immer noch nachdenklich auf die Tür zur Küche blickte.

    Samira war sehr nervös und sobald sie in der Küche waren sprach sie ihre Mutter an. „Ich kann nicht vor ihm spielen… er ist der Bann und… ich kann nicht, es sind doch keine anderen Leute im Gasthaus... wie soll ich so spielen oder singen oder…“ Sie hörte auf als sie eine warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Als sie aufblickte sah sie in die warmen Augen ihrer Mutter, die sie aufmunternd anlächelte. „Es ist doch nicht anders als wenn du in einer vollen Gaststube spielst. Sei einfach du selbst und gebe dein bestes. Bann Colston wird deine Musik lieben, da bin ich mir sicher.“ Nervös biss die junge Frau in ihre Unterlippe, denn sie verstand nicht wirklich, was ihr Problem war. Es bereitete ihr keine Mühe vor einem großen Publikum zu spielen, doch nur vor dem Bann zu spielen war fast schon… intim. Ihre Wangen röteten sich und sie senkte den Blick. „Samira, ich weiß, dass du es kannst. Du bist eine junge, hübsche Frau und die Musik liegt dir im Blut. Die ersten Minuten werden sicherlich nicht leicht sein, doch sobald du diese überwunden hast, wird es leichter und du wirst den Bann beeindrucken.“

    Die junge Frau blickte wieder auf. „Wirklich?“ Ihre Stimme war leise und Elena nahm sie liebevoll in ihre Arme um sie zu drücken. „Ganz sicher.“ Ein unsicheres Lächeln stahl sich auf Samiras Gesicht, doch mit einer neugewonnenen Entschlossenheit ging sie auf ihr Zimmer um ihre Harfe zu holen. Elena bereitete inzwischen eine kleine Platte mit Käse, Schinken und Brot vor, die sie ihren Gästen servierte um die Zeit bis zum Mittagessen zu überbrücken. Diese servierte sie dem Bann, der sich höflich bedankte, bevor sie zurück in die Küche ging um das Essen zu machen.

    Samira war in ihrem Zimmer und überlegte sich noch, ob sie sich umziehen sollte oder nicht. Zum einen würde es etwas dauern und sie wollte den Bann nicht zu lange warten lassen, zum anderen würde es einen besseren Eindruck machen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. War es überhaupt wichtig wie sie aussah? Sie überlegte noch kurz, ob sie mit ihrer Mutter reden sollte, doch das würde noch mehr Zeit in Anspruch nehmen und da sie nicht wusste wie Bann Colston auf unnötige Verzögerungen reagieren würde, musste sie wohl selbst entscheiden. Hastig streifte sie ihr Kleid ab und zog das Kleid, was sie in der Nacht zuvor getragen hatte, wieder an. Sie hatte Mühe mit den Schnüren und rannte schnell zu ihrer Mutter um diese um Hilfe zu bitten. Ohne etwas zu sagen half Elena ihre und sobald das Kleid richtig saß, eilte die junge Frau wieder nach oben. Dabei wäre sie fast über Schneeflocke gestolpert, die ihr auf Schritt und Tritt folgte. Natürlich hatte sie keine Zeit sich die Haare besonders herzurichten und entschied sich, diese offen zu tragen. Sie bürstete diese nur kurz durch bevor sie sich ihre große Spange mit den Blumen ins Haar steckte.

    Ein kurzer Blick in den Spiegel stellte sie zufrieden und sie eilte mit ihrer Harfe nach unten. Mit klopfenden Herzen öffnete sie die Tür zur Gaststube und trat ein. Schneeflocke, der ihre Nervosität spürte, drückte sich an ihre Beine und seine Nähe beruhigte sie etwas. Doch diese Ruhe war sofort wieder vorbei als sie in die blauen Augen des Banns blickte. Ihre Stimme versagte ihr und ein einziger Gedanke schoss ihr durch den Kopf; wieso stand er plötzlich vor ihr? Seine Stimme war warm als er sich herab beugte, ihre Hand in die seine nahm und diese leicht küsste. „Das Warten hat sich gelohnt, meine Dame, denn Ihr seht bezaubernder aus denn je. Ich kann es kaum erwarten Eurer Musik zu lauschen.“ War das ein Kompliment? Was sollte sie jetzt sagen? Sollte sie überhaupt was sagen? Wieso funktionierte ihre Stimme nicht?

    [Bild: elias_klein.png]
    Die Elfe war nicht sehr hilfreich und sagte fast teilnahmslos,

    Der nützt uns nichts…“.

    Interessant, da Elias eher dachte, dass sie sich sofort auf diesen Mann stürzen würde. Anscheinend gab es doch mehr Facetten als die blutdürstige, hochnäsige Elfe. Bastien hingegen war anscheinend immer noch davon überzeugt, dass der zerlumpte Mann ein hilfloses Opfer war. Während er sein gutes Herz durchaus bewunderte, konnte dieses Verhalten ihm durchaus einmal schaden. Der Mann wachte auf und faselte etwas von Dämonen und Pferden. Aha, da war der Hinweis, auf den Elias gewartet hatte.

    „Wir müssen den Dämon finden und töten, bevor er Menschen tötet.“

    Es war überraschend, dass der junge Mann nicht sofort losstürmte. „Immer mit der Ruhe Bastien.“ Dann wandte er sich an den Banditen, der sich nun selbst verraten hatte. „Ihr seid also auf gestohlenen Pferden geritten und habt Euch nun als einen der Diebe entlarvt.“ Amüsiert beobachtete Elias wie der Mann kreidebleich wurde. „Ich denke, dass wir Euch hier lassen sollten, natürlich werden wir Eure Fesseln nicht lösen, und auf dem Rückweg nehmen wir Euch mit um Euch vor Gericht zu stellen.“ Der Mann wurde noch bleicher und fing an zu stottern. „Aber… aber der Dämon…“

    Elias strich sich nachdenklich über das Kinn bevor er sich Lana zuwandte. „Dämonen, hm, das ist ein Gebiet auf dem ich mich nicht auskenne.“ Er zog eine Augenbraue nach oben und hoffte, dass Lana verstand, das er ihre Hilfe diesbezüglich benötigte. Er wollte nicht aussprechen, dass sie eine Magierin war, denn der Bandit sollte das nicht wissen. Er hoffte, dass sie helfen konnte, denn Magier und Dämonen wurden immer in einem Satz genannt, auch wenn er natürlich keine Ahnung hatte, inwieweit Magier tatsächlich mit Dämonen zu tun hatten.
    Annalena ist offline
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