Das kam … unerwartet.
Sie musste zugeben, sie hatte sicher mit vielen Reaktionen gerechnet, aber nicht mit dieser. Mehr Trotz, einem respektlosen Schnaufe, noch mehr Trotz, einem weiteren verbalen Angriff auf ihre undurchdachte Vorgehensweise und vor allem: deutlich mehr Trotz.
Die Realität traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Lob. Das war neu.
„Danke ... denke ich.“
Unsicher blinzelte sie, sah das Mädchen dabei ungläubig an, schüttelte dann aber den Kopf.
„Nein. Danke, definitiv Danke.“
Das Schütteln hatte sich in ein Nicken gewandelt, kaum ,dass sie sich entschlossen hatte darauf einzugehen. Es war nicht nur ein einfaches Danke für das Lob. Nein, dieses Danke galt auch ihrer Einsicht. Ihrem Verständnis. Dieses Danke galt allem, was die Kleine in diesem Moment von sich gegeben hatte, womöglich dachte und was sie ausmachte.
Vielleicht, ja nur vielleicht, hatte Avil mit der Wahl in der Bar einen wirklichen Glückstreffer gelandet. Vielleicht war das Glühwürmchen mit Abstand die beste Person, die sie hätte als Geisel wählen können.
„Wundert mich nicht, in dir schlummert so verflucht viel Potential, dass es eine verdammt harte Arbeit sein muss, all die überschüssige Kraft zu kontrollieren.“
Die Soldatin hatte nicht geplant, dem Mädchen ein typisches Avil-Kompliment zu machen, doch wie immer schoss es aus ihr heraus, ohne dass sie vorher darüber nachdachte, was sie mal wieder damit falsch machen konnte.
„Vergiss es einfach. Ich hab‘ auch nicht drüber nachgedacht und uns am Ende in Gefahr gebracht. Ich denke, wir sind quitt. Zumindest in dieser Sache.“
Mit einem verschmitzen Lächeln auf den Lippen wandte sich die Asari um und zog mit dem Fuß den Vorhang wieder gerade, sie die durch ihren wirbelnden Aufsprung vollkommen verschoben hatte. Ein zeitgleiches Abwinken mit der Linken signalisierte, dass die Sache für sie schon wieder gegessen war.
Die Sache mit der Entladung, nicht die Ohrfeige. Aber ihrem Stolz wegen, würde sie das natürlich niemals ansprechen.
Schnaufend lies sich die Blaue zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Abend – oder war es gar schon späte Nacht? – auf den Boden sinken, lies es sich aber nicht nehmen mit der Handfläche neben sich auf den Boden zu pochen.
„Ich kann und werd‘ dir nicht verbieten zu schlafen.“
Ein erneutes Lächeln umspielte ihre Lippen. Kein Anfassen, aber niemand hatte etwas davon gesagt, dass sie keine weiteren Anspielungen machen durfte. Unbewusst natürlich. Alles vollkommen unbewusst.
„Du darfst dich auch anlehnen.“