Seite 1 von 5 12345 Letzte »
Ergebnis 1 bis 20 von 97
  1. #1 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    23. Dezember 2180
    Elysium | New London

    Delia Marie Hall

    Fairytale Of New York

    Das Taxi hielt vor dem 'Fiddlers Creek', das die junge Frau, die ausstieg, mit vielen Lichtern und roten Laternen begrüßte. Auf dem Gesicht der jungen Frau breitete sich ein warmes Lächeln aus, als sie den Stechpalmenkranz mit dem roten Band an der Tür entdeckte und das kitschig leuchtende Rentier neben dem Pfad zur Glastür des Restaurants hin entdeckte. Eigentlich waren die Lichter noch unnötig, die Vormittagssonne schien blass vom Himmel, aber Delia wusste um die Neigung ihrer Mutter zum Kitsch. Tradition und Dekoration ging ihr über alles, vor allem um Weihnachten herum. Und die kleine Rothaarige musste zugeben, sie liebte es.

    Der Taxifahrer lud die Sporttasche aus und Delia drückte ihm mit einem Lächeln einen Creditstick in die Hand. "Der Rest ist für Sie, und schöne Feiertage." Der hagere Mann lächelte und wünschte ihr nickend das gleiche. Die junge Frau schulterte ihre Sporttasche und nahm die wenigen Schritte zum Restaurant, das auf einem Schild vermerkte, dass es zu Weihnachten geschlossen war. Natürlich war die Tür trotzdem offen, und ein lautes Bimmeln kündigte die 19-jährige an.
    Der gemütliche Raum, ganz altmodisch noch mit dunklen Holzmöbeln und durch und durch irisch ausgestattet, war leer und so schob Delia ihre Tasche erst einmal an die Theke und ging durch die Schwingtür, die an der einen Seite der Theke in die Küche führte. Dort stand mit dem Rücken zu ihr ein Mittvierziger, mit lichtem rötlichen Haar, der dabei war irgendetwas zu schnibbeln. Gerade legte er das Messer zur Seite, als Delia mit einem Satz bei ihm war und ihn von hinten umarmte: "Hi Dad!!"
    Erschrocken und dann erfreut drehte Liam Hall sich herum und nahm seine Jüngste fest in die Arme. Daraus entstand eine lange Phase von Begrüßungen, Umarmungen, Gequietsche und was man sonst noch so hört und sieht, wenn sich die engste Familie nach mehreren Monaten endlich wieder sieht. Matt hob seine kleine Schwester hoch und drehte sie sogar im Kreis, bis diese ihm lachend auf den Kopf klopfte, dass er sie wieder herunterließ.

    "Schwesterchen, kommst du heute Abend mit in den 'Pub'? Also wenn man das so nennen kann", fragte Matt die Jüngere einige Stunden später, als Delia vor fürsorglich gekochtem Herzlich-Willkommen-Mittagessen schon fast platzte. "Direkt heute Abend?", fragte sie und legte den Kopf schief.
    "Na komm schon, ein Willkommens-Umtrunk, von Bruder zu Schwester, und so. Musst mir von deinem Jahr auf Grissom erzählen, von den Idioten die sich Jungs schimpfen und wagen, dich anzugucken. Von der neuesten Entwicklung deiner Superkräfte. Schließlich muss das Heldencape, das ich dir zu Weihnachten schenke, gerechtfertigt sein!"
    Delia lachte und knuffte ihren Bruder in den Oberarm. "Du bist doch blöd. Aber meinetwegen."

    *****

    Gegen 20 Uhr machten sich Bruder und Schwester auf den Weg ins 'Princess Louise', keinem irischen aber immerhin ursprünglich britischem 'Pub', der aber mittlerweile eine genauso moderne Bar mit bunten Lichtern und Hightech-modernen Möbeln war, wie fast alle Bars und Klubs auf Elysium. Aber! - und das machte sie für die zwei Iren so wertvoll - sie verkauften richtiges Bier, das nach menschlichen Rezepten gebraut wurde.
    "Soo also, was gibts Neues auf meinem Lieblingsplaneten?", fragte Delia nicht gerade unverfänglich und wollte auf etwas ganz bestimmtes hinaus. Ihr Bruder drehte das Bierglas in seiner Hand und grinste breit. "Du hast es doch eh schon erraten. Es hat endlich geklappt! Wir sind jetzt einige Male ausgegangen und sie ist einfach super. Ich habs ja gewusst. Lustig, schön und kreativ."
    Delia lächelte breit und betrachtete ihren Bruder liebevoll. "Soso. Wie hieß sie nochmal? Nora?"
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline Geändert von Luceija (14.01.2015 um 21:42 Uhr)

  2. #2 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Avil Iliana

    Ihr Atem ballte sich in dicken Nebelschwaden vor ihrer Sicht, kaum dass sie es sich auch nur einmal erlaubt hatte ausgiebig auszuatmen. Sie war an einem Punkt angelangt, an dem sie nur noch auf einen glücklichen Zufall hoffen konnte. Aber glückliche Zufälle gab es nicht - zumindest nicht in ihrem Leben - sondern einzig und allein Zufälle, die sich zu wirklich furchtbaren Situationen entwickelten, die am Ende nur noch in einer Weise an höhere Gewalt erinnerten. Die Gewalt ihrer Waffen oder ihrer Biotik.
    „Also, Valdrigue ... Wo treibst sich solch schmieriges Ungeziefer wie du herum?“
    Avil hatte keinen blassen Schimmer.
    Die Informationen, die sie an diesen Ort gebracht hatten waren recht vage gewesen und es eigentlich nicht einmal wert ihnen überhaupt nachzugehen. Wenn man jedoch keinerlei Anhaltspunkte hatte - das musste man dem Kerl lassen, er wusste wie man sich im Schatten hielt - dann musste man eben mit dem arbeiten, was man fand. Wenn dies bedeutete in einer Menschenstadt zu suchen, auf einem Kolonieplaneten, dann war es etwas, was sie gern in Kauf nahm. Gab immerhin Schlimmeres. Weitaus Schlimmeres. Salarianer zum Beispiel. Oder Hanar. Ganz besonders Hanar.
    Aber all das änderte nichts daran, dass sie so ziemlich allein auf einer hellbeleuchteten Straße stand, inmitten einer ihr unbekannten Stadt und zudem umgeben von Menschen. Okay, die meisten gingen betriebsam ihren Tätigkeiten nach, weshalb sie die blauviolette Dame noch nicht einmal bemerkten, konnte man also verschmerzen.
    Mit einem erneuten, langen Seufzend setzte die Asari einen Fuß vor den anderen, blickte sich interessiert um, versuchte dabei aber nicht zu neugierig zu wirken, um zu verhindern misstrauische Blicke auf sich zu ziehen. Mehr, als ohnehin schon auf ihr lagen. Geistesabwesend zupfte sie sich ihre Jacke zurecht, zog sich den Kragen etwas weiter ins Gesicht und lies ihre Hände an sich herabgleiten. Eine triviale Bewegung, für Avil aber von großer Bedeutsamkeit. Ein Gefühl von Sicherheit schenkte ihr diese Bewegung, konnte sie doch so genau nachvollziehen ob ihre Waffe noch immer richtig saß und sie diese jederzeit hervorziehen konnte. Natürlich brauchte eine ausgebildete Asari keine Handfeuerwaffen, um sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. Doch jahrelange Erfahrung hatten ihr deutlich gemacht, dass es Ziele gab, die man lieber mit einer Kugel eliminierte, als mit Biotik. Unverzichtbar, wenn man mal ein durchschlagendes Argument brauchte in einer hitzigen Diskussion.
    Es war ein Leichtes gewesen die Waffe durch die Sicherheitskontrolle zu schmuggeln. Man hätte meinen können die Menschen würden nach all den vergangenen Ereignissen weitaus mehr Wert darauf legen, doch richteten sie ihren Blick weiterhin starr in die Ferne, obwohl direkt neben ihnen die eigentliche Gefahr lauerte. Selbstverständlich war Avil keine Gefahr, für niemanden auf diesen Planeten - außer ihrem Ziel natürlich.
    „Princess Louise?“
    Unsicher las die Blauhäutige den Schriftzug, der ihr zwischen all den hellen Lichtern direkt ins Auge fiel. Kein penetrantes Blinken, wie an den anderen Gebäuden. Keine bunten Lichter, die wahllos zusammengestellt die Häuserwände um sie herum zierten, oder durch die Fenster im Innenraum zu erkennen waren. Abgesehen von den vereinzelten Lichtspielen um den Schriftzug herum, jedoch nicht einmal annähernd in dem gleichen Ausmaß wie die Umgebung. Was mochte es wohl sein, dass die Menschen auf diesen Planeten dazu brachte sich in solch einem Gewirr aus Lichtern einzuhüllen, so vollkommen ohne jeglichen Sinn? Die Straßen musste man nicht extra beleuchten, kam man doch gewiss ohne all das Blinken besser zurecht.
    Die Menschen, denen sie vorher begegnet war, hatten nie solch ein unnatürliches Verhalten an den Tag gelegt. Es musste also an dieser Kolonie liegen. Ganz sicher.
    Schulterzuckend befreite sich die Asari dann jedoch von diesen Gedanken, wenn auch nur vorerst. Diese Prinzessin schien irgendwie mit einer Bar in Verbindung zu stehen. Zumindest deutete die Beschilderung darauf hin, dass es Getränke gab. Und wo es Getränke gab - meist alkoholischer Natur - gab es auch genug Gesindel. Genau dieses Gesindel war es, welches Avil dazu brachte der Bar einen Besuch abzustatten.
    Wo hätte sie sonst mit ihrer Suche beginnen sollen, wenn nicht an einem Ort, an dem sich die meisten Menschen zu dieser Zeit wohl versammelten? Es konnte ja nicht schaden ...

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline Geändert von BlackShial (24.12.2014 um 00:57 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Delia lächelte, während sie ihren älteren Bruder von seiner neuen Flamme schwärmen hörte. Sie beneidete ihn, er hatte einen ganzen Planeten zur Auswahl, konnte immer und überall auf 'die Eine' treffen, während sie mit einer begrenzten Anzahl an Jungs auf der Akademie vorlieb nehmen musste, die - so musste sie zugeben - scheinbar alle geistig einige Jahre zurück waren. Sie war jetzt 19, warum konnten sich die Jungs dort nicht auch wie 18 oder 19 verhalten? Zu mehr als Rumknutschen oder anderen Dingen, die auf oder nach Partys so geschahen, taugten sie einfach nichts. Oh ja, nicht nur in dieser Hinsicht beneidete sie ihren Bruder wirklich sehr.
    "Sie ist über Weihnachten auf der Erde, zu Hause in Spanien", erzählte er ihr gerade. "Zum 'Erd-Jahreswechsel' ist sie dann wieder hier. Vielleicht rechtzeitig, dass du sie kennen lernen kannst?"

    Delia nahm einen Schluck von ihrem Bier und nickte: "Das wär klasse. Ich muss sie doch abchecken, ob sie die Richtige für dich ist. Drehe ich den Spieß einfach mal um, nachdem du schon über mein Outfit gemeckert hast. Du musst wirklich lockerer werden. Ich bin keine 16 mehr und kann mich sehr gut wehren wie du weißt."
    Matt lachte und schüttelte den Kopf. "Tut mir ja Leid. Aber wenn ich doch ne hübsche kleine Schwester hab, muss ich doch aufpassen. Ist so ein Männerding, das wird auch die Evolution niemals aus uns rausprügeln können." Er struwelte ihr durchs Haar, was ein aufgeregtes Quieken seiner Schwester zur Folge hatte. Delia schlug die Hand des Älteren zurück.
    "Lass das! Meine Frisur!"

    Die Tür der Bar öffnete sich und ein kalter Windhauch wehte hinein, zusammen mit ... etwas, was man hier auf Elysium sehr selten sah: einer Asari. Delia und Matt waren wohl nicht die einzigen, die für einige Momente das 'Alien' anstarrten, das ihre Umgebung überprüfend dort im Eingang stand.
    "Na komm, erzähl mir was die Schule und die Ausbildung macht. Bist du immer noch im Biotiball-Team?", wendeten sie sich schließlich wieder ihrem Gespräch zu, während Delia sich ihre Lederjacke enger zog. Sie war die frische Kälte und Wind einfach nicht mehr gewöhnt. Sie hob ihr Glas und stieß mit Matt an. "Sláinte!", sagte sie und lachte dann. "Sie lassen mich jetzt die Flügelposition trainieren. Soll Schnelligkeit und Agilität trainieren. Sie sollten sich mal entscheiden, ob sie aus mir eine Soldatin oder einen Profisportler machen wollen."
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  4. #4 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Avil Iliana

    Es war ... wow, weitaus kitschiger als erwartet.
    Es fiel schwer sich auf alle Details der Umgebung zu konzentrieren, sich einen Plan zurechtzulegen und wohlmöglich nach Fluchtwegen zu suchen - sollte etwas schieflaufen, was es nun einmal immer tat - wenn man förmlich erschlagen wurde. Dabei konnte sich die Asari mehr als gut vorstellen, dass es auch schlimmer ging. Viel schlimmer sogar. Dennoch, wie sollte man sich konzentrieren, wenn da eine Figur aus Neonröhren direkt vor einem stand und einem förmlich die Sicht nahm, da man sich unweigerlich erst einmal an diese grellen Farben gewöhnen musste. Von der Dekoration ganz zu schweigen.
    Die Blicke der Gäste waren ihr nicht entgangen, schien es in dieser Ecke von Elysium doch recht selten vorzukommen, Besuch von 'Außerhalb' zu bekommen. Der perfekte Ort um sich niederzulassen, wenn man kein Aufsehen erregen wollte. Unter seinesgleichen, verborgen vor den Augen der Nichtirdischen.
    Mit jedem Schritt, mit dem die Blauhäutige sich dem Tresen näherte, wanderten ihre Augen umher. Die Bar war verhältnismäßig dürftig gefüllt, wiederzuverwerten im Anbetracht der Kälte die draußen herrschte. Mehr Männer als Frauen, keine Kinder. Ihr Ziel befand sich nicht in dem Etablissement, was Avil aber auch gar nicht erst erwartet hatte. Wär auch zu schön gewesen.
    Groß, gut gebaut, sicherlich gut im Nahkampf, ein Trinker, keine Herausforderung, süßes Gesicht, typischer Durchschnittstyp, ziemlich kleine Hände, zu alt ... Aufmerksam musterte sie die Menschen in der Bar und minimierte diese auf besondere Merkmale und deren Gefahrenpotenzial, sollte es aus dem Ruder laufen. Sie vermied es zu offensichtlich zu machen, konnte sich aber einen Großteil der Mühe sparen: Immerhin begegnete man ihr ohnehin mit Argwohn.
    „Einen ...“ Mit einem flüchtigen Blick studierte die Asari die Karte, welche direkt vor ihr auf dem Tresen projiziert wurde, auf den sie sich in diesen Moment mit dem Arm lehnte. „... Bushwitch.“
    Seltsamer Name für einen Drink, aber zumindest schien es ansatzweise etwas zu sein, was man gefahrlos Trinken konnte, ohne mit fürchterlichen Nachfolgen rechnen zu müssen. Sie brauchte ihre Sinne intakt, wenn sie diesen Kerl wirklich dort finden sollte.
    Der Barkeeper nickte.
    „Hey, willst du wissen wieso er so genannt wird?“
    Mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht beugte sich der Kerl neben Avil zu ihr herüber, wobei er sich auf dem Stuhl zwischen ihnen Abstützten musste um keine Rolle nach vorn auf den Boden zu zu machen. Sein Atem stank penetrant nach Alkohol und im ersten Moment war es schwerlich zu erkennen, was er damit bezwecken wollte.
    „Schieß los.“
    Sie spielte mit, versuchte aber gleichzeitig auszumachen ob sein Blick wirklich nur einem jämmerlichen Flirtversuch entsprang oder sie tatsächlich ein gewisses Maß an Abneigung darin erkannte.
    „Weil die Witze danach so schlecht werden, dass nur noch eine peinliche Stille herrscht.“
    Ein Kichern, auf welches die Blauhäutige ebenso wenig reagierte wie auf den Witz an sich. War das überhaupt ein Witz oder entsprach das wirklich der Wahrheit? Vorerst sah sie ihn einfach nur an und wartete auf ihren Drink.
    Schwer zu sagen ob der Barkeeper nur die besagte peinliche Stille durchbrechen wollte oder tatsächlich so flinke Finger hatte, aber das Glas wurde in diesem Augenblick auf die Asari zugeschoben.
    „Und, wie viele hattest du schon von denen?“
    Während sie nach dem Glas griff erhob sie ihre Stimme, versuchte den betrunkenen Kerl aber nicht allzu deutlich mit ihren Blicken zu fixieren.
    „Hää?“
    Er schien kein Wort zu verstehen, oder stelle sich absichtlich dumm.
    „Okay, andere Frage. Wenn ich dich über jemanden etwas frage, fliegen hier dann noch mehr Steppenläufer herum, ...“ Ja, die kannte sie nämlich. Es hatte etwas gedauert, aber die Anspielung machte mit einmal dann doch irgendwie Sinn. „... oder kann ich mit einer gescheiten Antwort rechnen?“
    Und da war er, der Moment in dem sich zeigte, was wirklich hinter seinem Verhalten steckte. Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber der kurzzeitige Gesichtsausdruck sprach Bände. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und sein glasiger Blick klärte sich.
    Vielleicht, ja vielleicht fühlte er sich aber auch einfach nur beleidigt und konnte sie nicht wirklich ausstehen.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  5. #5 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    "Eine berühmte Schwester? Das wäre doch was für mich - stell dir vor du spielst dann bei den Éirinn Herons, die ganze Familie würde durchdrehen." Matt lachte, und ergoss sich in fiktiven Sportschlagzeilen. "Ich verwalte dann den Verkauf von Autogrammkarten und Trikots. Oder ich werd gleich dein Manager!", er sperrte wie im Erstaunen über diese vortreffliche Idee Augen und Mund weit auf, bevor er in Delias prustendes Lachen mit einstieg.
    "Herrje, ich muss aufpassen dass du mich nicht unter Wert verkaufst, du vollkommener Idiot." Die rothaarige griff nach einer naheliegenden Serviette um etwas Bier von Nase und Tisch abzuwischen, denn sie war mittem im Schluck gewesen, als sie hatte loslachen müssen. Entsprechend war ein guter Teil nicht dort geblieben, wo er hätte bleiben sollen.

    "Nein ernsthaft, Deel. Ich finds schön dass du wieder im Lande bist, mir fehlt der kleine rote Wirbelwind. Und nur du schaffst es, dass ich verflucht nochmal so sentimental werde!", lächelte er und streckte ihr die Zungenspitze heraus. Doch Delia ließ sich nicht beeindrucken, wusste die Worte ihres Bruders aber wertzuschätzen. "Ich komm immer gern nach Hause. Ich vermiss euch auch. Und ich steh einfach auf Weihnachten!"

    Gut gelaunt sprang Delia schließlich auf. "Ich hol uns noch eine Runde, ja? Noch ein Pint?" Ihr Bruder bestätigte nickend und Delia hüpfte fast schon von ihrem Barhocker. Ein Blick an die Bar verriet ihr, dass auch die eben eingetroffene Asari dort stand. Von hinten erlaubte sie sich einige neugierige Blicke. Sie hatte nie eine Asari gesehen bisher, zumindest nicht live. Sie inspizierte einige Momente die ... Haare? Tentakel? Was auch immer ... auf dem Kopf des Aliens, dann entschied sie, dass sie blöd aussah wie sie dort starrend stand und trat an die Bar, einen sorgfältigen Schritt von der Asari entfernt, aber noch nah genug am Barkeeper.
    "Machst uns noch zwei Pints?", rief sie ihm recht laut zu und hielt Zeige- und Mittelfinger hoch, um die Zahl zu verdeutlichen.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  6. #6 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Avil Iliana

    Sie hielt dem Blick des Mannes stand, verzog ihrerseits das Gesicht zu einer Grimasse, indem sie die Lippen aufeinander presste, sodass diese eine hellere Farbe annahmen als gewohnt und legte die Stirn in Falten. War der Kerl nun einfach nur betrunken oder wollte er Ärger machen? Vielleicht auch eine gefährliche Mischung aus beidem?
    „Ich versteh‘ die Frage nicht …“
    Ihr Lid zuckte. War das wirklich sein ernst, oder legte er es darauf an sie zu provozieren? Natürlich hätte dieses Vorhaben keine Früchte getragen, denn trotz ihres momentanen Zustandes – deutlich gereizt und angespannt – war sie eine überaus geduldige Person.
    „Entschuldige unseren Phil hier bitte. Er kommt nicht so oft unter … euresgleichen.“
    Ein anderer Kerl klinkte sich in das Gespräch – auch wenn sie nicht sicher war, ob man dies überhaupt hatte so nennen können – ein und lugte hinter dem Betrunkenen hervor. Seine Aussprache war deutlich besser und vor allem verständlicher, dennoch kam sie nicht darum herum den widerlichen Unterton in seiner Stimme zu vernehmen.
    „Unseresgleichen, hm? Ja, diese Aliens können schon eine echte Zumutung sein …“
    Ein mehr oder minder wunder Punkt, hatte sie doch bereits oft genug mit solchen Aussagen zu kämpfen gehabt. Genau deswegen gab sie sich auch gar keine Mühe mehr sich dafür zu entschuldigen, wer sie war und warum sie nicht solches Fell auf dem Kopf hatte, so wie andere. Von der Hautfarbe mal abgesehen.
    „Vor allem die Neugierigen.“
    Die Augen des Mannes verengten sich, als er sich etwas weiter nach vorn beugte, um einen besseren Blick zu bekommen, ebenso wie sich deutlicher zu präsentieren. Die Situation war angespannt, aber noch ein Stück entfernt von einer Eskalation. Es gab immerhin keinen Grund dazu, wenn man es rational betrachtete.
    Für Avil jedoch war der Kerl schuldig - egal was es war, aber er war erst einmal schuldig.
    „Einfacher Smalltalk, kein Grund gleich aus dem Slip zu fahren.“
    Mit einer beschwichtigenden Handbewegung versuchte sie die Harmlosigkeit dieser Unterhaltung zu untermalen, lies den Mann dabei aber keine Sekunde aus den Augen. Irgendetwas an ihm stimmte nicht, besser gesagt passt ihm etwas an ihr nicht. Ihre erste Vermutung war, dass er einer der Handlanger der Zielperson sein musste, was natürlich ein wundervoller Zufall gewesen wär.
    Es war in diesem Moment der Überlegungen und Hoffnung auf einen glücklichen Zufall - obwohl es die doch gar nicht gab - als sie bemerkte wie sich ihr jemand näherte. Um sich zu vergewissern, dass es sich bei der Person um keine Gefahr handelte, drehte sich die Asari ein Stück herum und ließ somit den Kerl aus den Augen.
    Oh, die mit dem niedlichen Gesicht. Keine Gefahr, ganz sicher nicht. Aber zumindest ganz hübsch anzusehen, wenn man denn etwas übrig hatte für Menschenfrauen. Vielleicht etwas jung? Wer konnte das schon so genau sagen, wenn man nicht so viel Zeit mit Erdlingen verbrachte. Auf jeden Fall war sie noch in ihrer jungfräulichen Phase, so viel war sicher. Aber am Ende nichts, was Avil auf irgendeine Art und Weise wirklich interessiert hätte.
    Ohne dem Mädchen weiter Beachtung zu schenken, drehte sie den Kopf komplett von diesem weg und wieder zu dem Kerl hin, der in genau diesem Moment nervös in seiner Jackentasche herumfingerte. Mit einem Mal schlugen die Glocken im Kopf der Asari Alarm und alle möglichen Bilder kamen ihr in den Kopf. Bilder, die ihr auftaten welche Möglichkeiten sie hatte.
    Einerseits wäre es einfach gewesen, den Betrunkenen zwischen ihr und dem Mann als Schutzschild zu nutzen, wobei er eindeutig jemand war, auf den man unter Umständen auch verzichtet hätte. Oder ihn mit einem gezielten Schlag auf den Angreifer schleudern, um diesen das Gleichgewicht zu rauben. Sofort die Waffe ziehen war nur schwerlich möglich, immerhin waren es zu viele potenziellen Gegner an diesem Ort. Biotik war eine weitere Option, aber selbst die konnte sich nicht lange vor einem Kugelhagel schützen.
    „Du solltest hier wirklich verschwinden, Asari.“
    Er sprach nur leise. Sein Blick wurde finsterer, zeugte von der Verachtung, die er ihr - warum auch immer - entgegenbrachte.
    Und dann ... passierte alles viel zu schnell.
    Kaum das Avil bemerkt hatte, dass irgendetwas in der Tasche des Mannes das Licht der Bar reflektierte, riss sie ihren Arm herauf, in dem sie noch immer das Glas mit ihrem noch nicht einmal angerührten Drink hielt. Es war wirklich schade darum, doch darauf warten was auch immer der Kerl aus seiner Tasche ziehen wollte war unklug.
    Mit einer schnellen Handbewegung und schon einen Schritt zurück machend, schleuderte sie das Glas in die Richtung des Angreifers - das war er, ganz sicher - und ließ die noch freie Hand unter ihre Jacke wandern.
    Jeder einzelne Muskel der Blauhäutigen arbeitete auf Hochtouren, als sie sich auf der Stelle drehte, in Sekundenschnelle versuchte einen Ausweg zu finden und dabei auch noch ihre Waffe zu positionieren. Die einzige Möglichkeit, die sich ihr offenbarte und vielversprechend genug war, war eine Geisel zu nehmen. Super Plan.
    Die Wahl fiel auf die Person, die dafür wie geschaffen erschien. Das Mädchen mit dem niedlichen Gesicht. Wer würde dieser schon eine Kugelladung in den Bauch jagen, nur um einen einzelnen Alien zu erwischen?
    Mit der Linken griff sie nach dem Handgelenk des Mädchens, welches sie wohl gerade dabei war nach einer bestimmten Geste wieder herabsinken zu lassen. Die Worte der Rothaarigen hallten noch immer in ihr wider, gesprochen mit einer hellen Stimme, die sie noch viel unschuldiger wirken ließ, als ohnehin schon war.
    Eine weitere Drehung später, mit der sie sich hinter dem schmalen Körper ihrer Geisel positionierte, hob sie die Waffe in ihrer Rechten und presste das kalte Metall an die Schläfe des Mädchens.
    „Denkt noch nicht einmal dran, oder ich verteile den hübschen Kopf der Kleinen auf dem Boden!“
    Wunderbar. Das fing ja alles richtig toll an, dafür das sie eigentlich bloß nach Informationen fragen wollte.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  7. #7 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Der Barkeeper hatte offensichtlich besseres zu tun, als Delias Bestellung zu bemerken, sondern begaffte statt dessen die Asari, die sich offenbar mit zwei Männern unterhielt. „Du solltest hier wirklich verschwinden, Asari.“, drang leise an ihre Ohren und sie bemerkte, wie es sie schauerte. Von wegen 'Unterhaltung'. Das hier war gerade auf dem besten Wege, nicht gut auszugehen. "Vergiss das Bier, besser weg hier!", schoss es durch ihren Kopf und mit einem Ruck stieß sie sich von der Bar ab und wollte zurück zu ihrem Bruder gehen, in die Sicherheit der Entfernung.
    Doch dann spürte sie einen festen, ziemlich festen Griff an ihrem Handgelenk. Das fliegende Glas hatte sie noch registriert und ihr Körper war bereits angespannt zur Flucht, doch die Asari war schneller - und stärker. Delia war weder in der Lage, noch hatte sie eine Chance, sich zu wehren, denn in einer unglaublichen Geschwindigkeit sah sie sich mit einem starken Arm umklammert und ... spürte kaltes Metall an ihrer Schläfe. Sie spürte die Brust der Asari an ihrem Rücken, die sich stark auf und ab senkte, während an ihre Ohren neben einer Art Schnaufen auch Worte drangen, die sie im ersten Moment erstarren ließen: „Denkt noch nicht einmal dran, oder ich verteile den hübschen Kopf der Kleinen auf dem Boden!“

    Delia, völlig überrumpelt und überfordert hörte nur diese Worte, spürte das kalte Metall an ihrer Schläfe und schluckte den Schrei herunter, der reflexartig ihren Mund verlassen wollte, sodass nur noch ein überraschtes Quieken entwich. Ihre Gedanken rasten, ihr Herz donnerte gegen ihre Brust und ihr Blick suchte hilflos nach Rettung. Und immer präsent diese Pistole an ihrem Kopf und der Nachhall dieser Worte. In ihrer Hilflosigkeit schossen ihr abstruse Gedanken durch den Kopf: sie kannte Asari nur aus dem Fernsehen, dort waren sie elegante, majestätischie Damen oder wendige Biotiballspielerinnen, aber diese hier ... oh Gott, was passierte hier nur?
    Ihr gehetzter Blick registrierte offene Münder, gaffende Gesichter, halb erhobene Menschen, die sich aber nicht trauten, einzugreifen. Delia wusste nicht ob sie ihnen dankbar sein sollte oder nicht. Und dann ... hörte sie eine Stimme, die sie sehr gut kannte und ihr nur einen Gedanken in den Kopf jagten: "Oh Gott, bitte nicht, Matt bitte nicht ..." Ihr Blick suchte erneut die Gesichter ab, bis sie seinen Lockenkopf und seine erschrocken aufgerissenen Augen fand - und schüttelte ganz leicht den Kopf, mit allem Mut den sie aufbringen konnte.
    "Nicht! Bitte lassen Sie sie ...", stotterte er, ganz offensichtlich selbst überfordert. Er war aufgestanden und zwei, drei Schritte auf sie zugegangen, dann jedoch stehen geblieben. "Bitte ... sie ist meine Schwester! Sie hat doch nichts getan!", sprach er laut mit zitternder Stimme, schwankend zwischen Angst und dem Wunsch zu helfen.
    Delia spürte Tränen in ihre Augen steigen. Sie wünschte sich er würde sie retten, aber wie sollte er das tun? Im schlimmsten Falle würde diese blaue Bestie sie beide erschießen. Sie wollte brüllen, schreien ... "Matt, hilf mir!", schluckte es jedoch hinunter, während sie spürte, wie heiße Tränen über ihre Wangen rollten. Statt dessen starrte sie ihren Bruder an und versuchte ihm stumm zu verstehen zu geben, er solle sich nicht einmischen. Dieser blieb tatsächlich stumm dort stehen, wo er war, die Augen geweitet vor Angst und Zorn.

    Und dann ... fiel ihr ihre Biotik ein. Sie war noch lange nicht fertig mit der Ausbildung, und wer konnte sich schon gegen eine Asari wehren? Aber ... vielleicht ... als Überraschungsmoment, da sie sicherlich nicht damit rechnete, gerade einen menschlichen Biotiker als Geisel genommen zu haben, konnte sie sie überrumpeln? Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Konzentration zu finden - doch es gelang ihr einfach nicht. Das kalte Metall, die sich hinter ihr hebende Brust, der starke Arm der sie umklammerte, das alles war so bedrohlich, dass an Konzentration nicht zu denken war. Und das jagte ihr noch mehr Angst ein. Niemand konnte ihr helfen, jeder der es wagen würde, würde entweder selbst erschossen oder dafür sorgen, dass ... "Oh Gott ... wenn es sowas wie dich gibt, bitte ..." Vergebens versuchte sie einen Schluchzer zu unterdrücken, wieder Tränen in den Augen und eine Angst, die sich fast ins unermessliche steigerte ...
    ... und etwas auslöste, das ihr seit einem Jahr nicht mehr passiert war: ihre linke Hand, die bei der Ergreifung reflexartig nach dem Arm der Asari gegriffen hatte, entlud sich - während Delia entsetzt die Augen zusammenkniff und innerlich damit rechnete, dass es das gewesen war.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  8. #8 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Avil Iliana

    Es passierte alles so schnell. Ja, selbst für sie – die Person, die all dies heraufbeschworen hatte. Ob es ein Fehler war so zu reagieren? Wenn sie es aber nicht getan hätte, dann wäre sie vielleicht schon tot gewesen. Eine Asari unter Tausenden, die der zwielichtige Kerl auf dem Gewissen hatte. Ganz sicher.
    Und so wollte sie nicht enden. So durfte sie nicht enden. Nicht, bevor sie das Universum nicht zumindest erfolgreich versucht hat vor diesem Abschaum zu bewahren. Selbst der Versuch war ihr wichtiger gewesen als alles was sie kannte.
    „Hände dort, wo ich sie sehen kann, sonst wird die Kleine hier bald keine mehr haben. Ebenso wenig wie einen Puls.“
    Sie sprach verhältnismäßig ruhig, konnte aber die Aufregung in ihrer Stimme nicht gänzlich verbergen. Etwas schneller als gewohnt, mit erhöhter Stimme, aber zumindest entspannt genug um selbstsicher zu wirken. Diese Selbstsicherheri brauchte sie – auch wenn diese nur gespielt war – um all das zu überstehen.
    Dabei war sie tatsächlich kein bisschen entspannt.
    Drohend wanderte ihr Blick durch den Raum, fixierte nur für einen kurzen Moment den Menschenmann mit der Matte auf dem Kopf – hübscher Kerl, für einen Menschen – der anscheinend der Begleiter ihrer Geisel war. Begleiter, Lebenspartner, einfacher Geliebter oder sonst was.
    Moment, hatte er nicht Schwester gesagt? Ach verdammt, ihr Herzschlag war so laut, dass er sogar die Worte der Anwesenden übertönte.
    Egal, zumindest gab es eine Bindung zwischen ihnen, die Avil nicht gerade behagte. Würde sie dem Mädchen etwas antun, so würde sie sich ihn zum Feind machen. Mehr noch als es ohnehin schon der Fall war.
    Sowas konnte sie nicht gebrauchen. Sie hatte schon genug Feinde, wirklich.
    Gleichzeitig konnte sie aber zumindest in dieser Situation darauf hoffen, dass er sich ruhig verhielt um jegliche Gefahr für seine augenscheinliche Hauszierde zu vermeiden.
    Aber all das half ihr rein gar nicht weiter in dieser Situation. Irgendwie musste sie ihre Geisel benutzen um aus dieser Bar zu entkommen. In einem Stück.
    Aber leichter gesagt als getan, denn das haarige Mannsbild war gewiss nicht der Einzige, der sie auf ihre Aktion hin fixiert hatte. Neben dem gefährlichen Kerl an der Bar, der irgendwie gar nicht mehr so gefährlich aussah in diesem Moment, waren da noch drei andere Kerle, die sofort aufgesprungen waren.
    Und in genau diesem Moment offenbarte sich ihre Fehlentscheidung nicht ganz so durchdachte Entscheidung, die sie mit der Geiselnahme getroffen hatte.
    Erschrocken zuckte die Asari zusammen, presste die Waffe reflexartig stärker an den Kopf des Mädchens und erhöhte den Druck ihrer Hand. Deutlich.
    Um von der kleinen, aber durchaus spürbaren Druckwelle nicht behindert zu werden in ihren Vorhaben – dem Festhalten ihrer Geisel – ließ Avil den aufkommenden Schmerz über sich ergehen, den die Entladung in ihr auslöste. Ihre Biotik reagierte darauf, brachte ihren Körper zum aufleuchten und ließ sie unweigerlich weiterhin zittern.
    Entladungen waren etwas wirklich Unangenehmes. Egal wie unerfahren die Biotiker waren. Wohl eher gerade weil sie so unerfahren waren. Mit etwas mehr Selbstkontrolle hätte man so etwas verhindern können, wobei es – wenn es denn gezielt gewesen war – ein guter Schachzug der Rothaarigen gewesen wär.
    Dennoch … Innerlich schrie sie auf. Verärgert.
    Wunderbar! Von all den möglichen hilflosen Püppchen, nach denen sie hätte greifen können, hatte sie sich das Glühwürmchen ausgesucht. Es konnte wirklich nicht mehr besser werden.
    „Verflucht! Bring deine Biotik unter Kontrolle, oder ich zeige dir am eigenen Leib wie es richtig funktioniert.“
    Sie hatte die Worte nur leise gesprochen, als sie sich ein kleines Stück zu dem Ohr des Mädchens herunterlehnte. Hm, sie roch gut.
    Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit – natürlich war es die Schuld der Geisel – reichte für einen der Männer aus. Tatsächlich war es aber nicht der Knilch mit dem glänzenden Gegenstand, der ja all das heraufbeschworen hatte, sondern ein gänzlich anderer Menschenmann. Er war ihr bereits beim Hereinkommen aufgefallen, jedoch sofort als ungefährlich eingestuft. Nicht besonders muskulös. Eher schlaksig, auf die unansehnliche Art und Weise. Merkwürdige Körperproportionen. Besonders die für einen Mann viel zu kleinen Hände, aber passend zu den dürren Ärmchen. Schwarze Haare die ihm ins Gesicht fielen und seine Züge dahinter verborgen hatten, wie hinter einem wirklich hässlichen Filzvorhang. Doch die viel zu hastige Bewegung offenbarte eine Tätowierung, die Avil nur allzu bekannt war. Dazu kam der gezielte Griff zu seiner Waffe, geübt, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun als Leute niederzuschießen.
    Varrenkacke, wieso war ihr diese latent uninteressante Vogelscheuche nicht schon früher aufgefallen? Gerade diese abgemagerten Pseudofieslinge waren die gefährlichsten Individuen – oder wären es gern. So oder so, er hatte eine Waffe, wusste damit umzugehen und war drauf und dran sie auch zu nutzen.
    Ob dem Schwarzhaarigen genug an einer Fremden lag, um diese nicht mit der Kugel zu durchbohren, nur um damit sein Ziel zu eliminieren? Sie hoffte es, in genau dem Moment, in dem sie sich zusammen mit ihrer recht jungen Geisel in seine Richtung drehte. Ihre blau-violetten Augen lagen auf ihm, signalisierten ihm dass die Asari ganz genau wusste, wer er war und was er vorhatte.
    Der Knilch, der all die Paranoia in ihr erst bestärkt hatte, war indessen mehr damit beschäftigt sich mit seinem betrunkenen Kumpanen in die nächste Ecke zu verziehen. Der glänzende Gegenstand, das ominöse Objekt, der Heraufbeschwörer des Chaos, war … nichts weiter als ein Zigarettenetui, welches nun deutlich sichtbar auf dem Boden vor dem Tresen lag.
    Avil wusste nicht ob sie dankbar sein, oder weinen sollte.
    Einerseits konnte sie so herausfinden wer in der Bar zu den Leuten ihres Ziels gehörte. Herausfinden, dass überhaupt jemand dazugehörte und sie somit auf der richtigen Spur war.
    Andererseits hatte sie sich mit dem Griff nach der rothaarigen Glühbirne alles so ziemlich verbaut. Wie sollte sie den Knecht von Valdrigue denn so schnappen und aushorchen?
    Sie musste fliehen.
    Scheiße.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  9. #9 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Für Matt war dies der schlimmste Tag seines Lebens. Auch später hätte er immer diesen einen Tag genannt, wenn man ihn gefragt hätte. Dabei hatte es als ganz normaler ... nein, ganz besonders toller Tag begonnen: die kleine Schwester nach Monaten wiedersehen, die Weihnachtsstimmung im Restaurant und der ganzen Stadt und überhaupt die kleine Wolke auf der er schwebte, seit er Nora kennen gelernt hatte.
    Der Besuch in der Bar hatte für sie beide Bedeutung gehabt: die enge Beziehung der beiden hatte sich immer leicht gelöst, während Delia auf der Akademie war und wenn sie dann auf einen Besuch zu Hause war, hatten sie immer ihre Gespräche gebraucht um wieder in das alte Miteinander zu finden. Gerade in den ersten Jahren hatte er immer Sorge gehabt, sie ein wenig zu verlieren: sie war in einer anderen Welt, wurde militärisch ausgebildet, und irgendwie hatte er immer damit gerechnet, dass sie das anders werden ließ, sie sich von ihm entfernte. Doch passiert war es nie.

    Doch jetzt, wie sie da nur ein paar kurze Schritte von ihm stand, im Schwitzkasten einer Asari, mit einer Waffe an der Schläfe, war sie so weit fort von ihm wie noch nie. Unerreichbar; und er konnte nichts dagegen tun.

    Die Anspannung in der Bar war spürbar, fast greifbar. Doch Matt hatte nur Augen für seine Schwester, sah die Furcht in ihren Augen, diesen flehenden Blick, der nach Hilfe rief und dann dieses kaum merkliche Kopfschütteln, mit dem sie ihn beschwor, sich nicht einzumischen. Hilflos stand er da, fühlte sich unfähig und machtlos, wünschte ihr helfen zu können, sie zu beschützen, und brachte zu seiner Schande nur dumme Sprüche zu stande, die das Alien wohl kaum davon abhalten würde, seiner Schwester den Schäd-... "Denk nichtmal dran!"
    Mit aller Macht rang er mit sich, um nicht völlig zusammenzubrechen. In seinem Inneren wütete Angst, Wut und Hass, immer beherrscht von der grausamen Panik davor, was sein würde, wenn diese Asari ihre Waffe abfeuerte.

    „Hände dort, wo ich sie sehen kann, sonst wird die Kleine hier bald keine mehr haben. Ebenso wenig wie einen Puls.“ Matt hatte keine Ahnung, ob er gemeint war, aber unwillkürlich hob er die Handflächen auf Brusthöhe und zeigte sie ihr, während ihm ungewollt ein Bild seiner Schwester mit blutenden Händen in den Sinn kam. "Deel ..."
    Er schluckte, fragte sich wie diese Situation zu lösen war, wusste nicht einmal, was diese blaue Schlampe, die seine Schwester bedrohte, überhaupt wollte. Wie war es überhaupt zu dieser Situation gekommen? Delia hätte nie irgendetwas bedrohliches getan, niemals. Da war er sich sicher. Warum also ... wieso also diese Situation? Warum die Waffe an ihrem Kopf?

    Und dann ... „Verflucht! Bring deine Biotik unter Kontrolle, oder ich zeige dir am eigenen Leib wie es richtig funktioniert.“
    Matt zuckte zusammen. So heftig, als habe die Entladung seiner Schwester ihn selbst getroffen. Er hatte selbst mehrmals erlebt, wie schmerzhaft diese Entladungen sein konnten - besonders dann, wenn Delia besonders aufgewühlt gewesen war. Diese Situation war aber anders, noch bedrohlicher und für Delia sicherlich noch schlimmer als alles bisher. Wie stark musste diese Entladung gewesen sein?
    "Bitte sie kann doch nichts dafür!", brach es aus ihm heraus, versuchte die Stimme unter Kontrolle zu behalten. "Bitte ... tu ihr nichts nur ... nur weil ... es passiert einfach!" Seine Stimme war nicht laut, eher gedämpft, irgendwie flehend. Er hoffte, sie würde es hören und seine Schwester nicht für etwas Schaden zufügen, was sie nicht kontrollieren konnte.

    Und dann ... bemerkte er die Bewegung neben sich. Ein abgewrackter, kaputter Kerl, mit schmierigem Haar schob sich vorwärts. Sein erster Impuls sagte ihm, dass endlich jemand da war, der helfen konnte, der wusste was er tat. Doch dann zog er seine Waffe und Matt sah sein Gesicht - ein Gesicht, das sich um die junge Rothaarige nicht scheren würde. Ein Gesicht, dass einfach nur die Asari beseitigen wollte - irgendwie.

    Matt war mit Worten stark, verstand andere Menschen und wusste sie zu stärken und zu schützen. Doch nur einmal in seinem Leben war er wahnsinnig gewesen: jetzt. Bevor er etwas denken konnte, war er dem Mann entgegen getreten, hatte nach seiner Hand gegriffen, stand jetzt zwischen ihm und der Asari, und wichtiger: zwischen ihm und seiner Schwester.
    "Nein!", rief er laut - und spürte den ersten Faustschlag im Gesicht. Doch er blieb stehen. "Er wird meine Schwester nicht erschießen; nicht für irgendeine dumme blaue Asari!"

    *****

    Delia war sicher gewesen, dass ihre Entladung das letzte sein würde, was sie spüren sollte, bevor die Waffe ihr das Leben beendete. Doch der Knall und der Schmerz, den sie erwartet hatte, blieb aus. Während sie die Augen zusammenkniff und darauf wartete, tanzten die bunten Lichter der Deko um sie herum vor ihren Lidern.
    Doch statt dem Schmerz in Kopf spürte sie einen weniger starken Schmerz, als die Asari ihren Griff verstärkte. Ihre Hände drückten ihr das Blut ab, während sich der Druck der Waffe an ihren Kopf verstärkte. Doch der Schuss, der Schmerz eines Treffers, blieb aus.
    Statt dessen spürte sie den Atem der Asari an ihrem Ohr: „Verflucht! Bring deine Biotik unter Kontrolle, oder ich zeige dir am eigenen Leib wie es richtig funktioniert.“
    Delia schluckte unwillkürlich, hielt die Augen geschlossen und brachte nur ein erschrockenes Nicken hervor. Ein Teil von ihr war glücklich darüber, dass ihr die Entladung nicht das Leben gekostet hatte, wurde jedoch beinahe sofort wieder von der Angst überwältigt. Das hier war noch nicht vorbei.

    Als sie Matts Stimme hörte, riss sie die Augen auf. Schnell hatte sie ihn wieder gefunden, registrierte seinen fehlenden Blick und die bittenden Worte und brachte ein ersticktes "Nich-..." hervor, auf den hin sich der Griff nochmals verstärkte. Wie aus Reflex schnappte sie nach Luft, als sich der Druck auf ihre Lunge verstärkte.
    Ihr Blick versteifte sich auf ihren Bruder, registrierte den Schwarzhaarigen überhaupt nicht, bis Matt plötzlich in Bewegung kam. Entsetzt beobachtete sie, wie er der Asari den Rücken zukehrte und sich einem anderen Mann entgegenstellte, ihn anbrüllte und nach ihm griff. Hätte sie noch die Luft gehabt zu schreien, sie hätte es getan.
    Doch stattdessen sah sie die Faust, die ihren Bruder ins Gesicht traf, während im gleichen Moment ein Ruck durch die Asari ging und sie herumgerissen wurde.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  10. #10 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Avil Iliana

    Es wurde nicht besser. Es wurde einfach nicht besser. Eher im Gegenteil: Mit jeder Sekunde die verstrich, verschlimmerte sich die Gesamtsituation und die Lage in der sie steckte.
    Avil war sich sicher, eine Stunde und sie wäre Staatsfeind Nummer 1 auf dieser verfluchten Kolonie. Falsche Verdächtigung, Freiheitsberaubung, Bedrohung, höchstwahrscheinlich auch noch in einem gewissen Maße Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung wäre das Nächste, was sie dann wohl auf ihrer Liste zufügen könnte. Das es dabei nicht bleiben würde, war ihr bereits mehr als deutlich geworden, als sie sah wie sich die Lage entwickelte. Zu ihren Gunsten zwar, aber nicht gerade die Art, die sie mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte – sie würde eine schlechte Justikarin abgeben, oh ja. Nicht, dass es vollkommen einwandfrei war, einem jungen Mädchen eine Waffe an den Kopf zu halten, aber man musste eben schauen wie man den Seinen aus einer Schlinge zog. Sie wollte ihr ja nicht wirklich etwas tun.
    In dem Moment, in dem sie beobachtete wie der Kerl seine Aufmerksamkeit dem Schwarzhaarigen schenkte, kam in der Asari der Wunsch auf ihm zu helfen und alles zum Guten zu wenden. Aber mit einem: ‚Hier hast du deine Schwester. Gib mir dafür den Knilch und wir vergessen das Ganze, okay? Achja und tut mir natürlich leid, dass ich sie bedroht habe.‘ war es wohl nicht gegessen. Leider wäre wohl keiner der Menschen in dieser Bar dazu bereit über ihre Geiselnahme hinwegzusehen. Schade. Dabei hätte alles so einfach sein können, wenn diese haarigen Farblosen nicht so engstirnig wären.
    Stattdessen musste Avil diese Situation nutzen, die sich ihr bot. Das war ihre Chance!
    Ha, was würde der Bruder wohl sagen, wenn er wüsste das er ihr die Entführung erst ermöglicht hatte?
    Hoffentlich konnte er nach all dem noch etwas sagen, immerhin war sie ihm dann ja immerhin etwas schuldig. Die Unversehrtheit seiner Schwester, im besten Fall. Vielleicht mit einem Entschuldigungszettel auf ihrer Stirn. Aber auf keinen Fall persönlich überreicht – sie sollte vermeiden mehr mit diesen zwei Personen zu tun zu haben, als die Flucht aus diesem Lokal und ihrem damit verbundenen Überleben.
    Verdammt! Sie hatte wirklich nicht die Zeit um sich Gedanken darüber zu machen, wie sie ihr Gewissen nach der Sache beruhigen konnte. Erst einmal musste sie aus dieser Sache rauszukommen, danach konnte sie sich noch immer etwas überlegen.
    Als die Blaue registrierte, dass sich der Bruder ihres rothaarigen Glühwürmchens zwischen ihr und dem Kerl wie eine Wand aufgebaut hatte, reagierte sie schlagartig. Ohne wirklich nachzudenken, geleitet durch ihren Überlebenswillen, dem Wunsch zu verschwinden und dieser garstig-nagenden Sache namens Gewissen, riss sie das Mädchen herum, drückte die Waffe fester gegen ihren Kopf und schob sie so förmlich zur Tür. Als Ausgleich für den sich lockernden Griff, mit dem sie ihre Geisel vorher festgehalten hatte.
    „Eine dumme Bewegung und der Kerl war die längste Zeit dein Bruder.“
    Sie sprach nicht sonderlich laut, wollte Avil immerhin keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, sondern die sich ihr bietende Gelegenheit beim Schopf packen.
    Wie brachte man eine Person dazu, das zu tun was man wollte? Richtig, in dem man ihr Angst machte. Auf die Art, die sie wohl wirklich treffen würde. Immerhin musste man blind sein um die Bindung zwischen den beiden Menschen nicht zu erkennen, warum dann also den Bruder nicht auch noch als Druckmittel nutzen?
    „Zur Tür, sofort!“
    Zumindest die Waffe noch immer auf den Rotschopf gerichtet machte die Asari einen Schritt in Richtung Ausgang, behielt das Mädchen dabei aber nur noch im Augenwinkel und konzentrierte sich für diesen Moment auf die zwei Raufbolde. Oder besser gesagt den schmierigen Irren und den Sandsack, der einen weiteren Schlag abfing. Mit dem Gesicht.
    Ob der Schwarzhaarige für den Bruder wirklich eine Gefahr darstellte war fraglich, immerhin konnte man nicht abschätzen ob dieser seine Waffe auch auf einen Unschuldigen richten würde. Keine gute Idee, aber was tat man nicht alles um seine Ziele zu erreichen. Der Kerl wäre wahrscheinlich eine bessere Justikarin als sie. Traurig.
    Fast schon überfordert damit das eigentliche Zeil ins Visier zu nehmen, riss Avil mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck und lautem Zähneknirschen die freie Hand hoch, von blauem Nebel umgeben.
    Vielleicht war sie zu gutmütig. Vielleicht konnte sie einfach nicht damit leben wenn jemand das Seine geben musste, wenn sie die Schuld trug. Vielleicht wollte sie auch einfach ihre Chancen erhöhen unversehrt zu entkommen. Es spielte keine wirkliche Rolle, was es war. Innerlich wusste sie immerhin genau, dass sie es nicht in Kauf nehmen würde wenn Unschuldige wegen ihr starben. Sie konnte Opfer bringen, sicher. Hoffentlich. Aber in diesem Fall musste keiner ins Gras beißen um ihr Überleben zu sichern oder die Gefangennahme des Schwarzhaarigen. Alles was nötig dafür war, war eben diese kleine Geiselnahme. Unbedeutende Sache.
    Sachbeschädigung war der nächste Strafbestand, den die Asari auf ihrer imaginären Liste notierte, als sie mithilfe eines Waprs einen schweren Tisch und die leuchtende Deko daneben auseinandernahm und den Leuten entgegenschleuderte, die ihr augenscheinlich folgen wollten. Noch in der Bewegung selbst ging sie fließend in die nächste über, fixierte dabei den klapprigen Kerl mit den seltsamen Haaren.
    Avil konnte nur noch flüchtig sehen wie der Kerl mitten im nächsten Schlag inne hielt und vom blauen Schimmer gefesselt entgeistert drein blickte, bevor sie wieder versuchte den Arm ihrer Geisel zu fassen zu bekommen und endlich zu verschwinden.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  11. #11 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    „Eine dumme Bewegung und der Kerl war die längste Zeit dein Bruder.“
    Worte, die Delias Blut in den Adern gefrieren ließ. Die folgenden Schritte stolperte sie mehr vorwärts, eiskalt erwischt von diesen Worten.
    „Zur Tür, sofort!“ Erschrocken folgte Delia dem Befehl der Asari, die zwar den Zangengriff um ihren Oberkörper löste, jedoch unmissverständlich weiter die Waffe in ihre Richtung hielt. Ein falscher Schritt, ein Heben der Hände und sie - oder Matt - hätten eine Kugel im Kopf. Oder einen Warp.
    Rückwärts tastete sich Delia wie befohlen zur Tür vor, während ihre vor Angst geweiteten Augen zwischen der Asari und Matt hin und her hetzten.

    Das blaue Alien wandte jedoch die Aufmerksamkeit von ihr ab und statt dessen ihrem Bruder zu. Als Delia den Blick bemerkte, stolperte sie, fing sich jedoch dann, bevor sie zwei weitere Schritte machte und dann mit dem Rücken gegen den Türrahmen stieß. Sie blieb stehen, starrte auf diese furchtbar grausame Situation und wandte den Kopf zur Seite, als ein weiterer Faustschlag Matts Gesicht traf. Zögernd sah sie erneut hin, doch er stand immer noch.
    Stolz keimte irgendwo tief in ihrem Herzen auf, Dankbarkeit ... dann schwemmte die Angst wieder alles hinfort.
    Sie sah Blut auf seinem Gesicht, dann einen blauen Lichtschimmer und plötzlich erhob sich einer der Tische und schleuderte durch die Bar. Kreischen wurde laut, es krachte und schepperte, als der Tisch den anderen Gästen entgegenflog und mehrere der anderen Tische räumte.

    Delia zuckte durch den Krach zusammen und sah dann, wie der Schwarzhaarige erneut die Faust hob, um den schon schwankenden Matt endgültig k.o. zu schlagen. Doch dann erstarrte er, mit seitlich erhobener Rechter, als sei er von einer Sekunde zur nächsten zur Statue geworden. Ein bläuliches Flimmern umgab ihn, während sich die Asari aus der Bewegung heraus wieder zu ihr drehte und erneut nach ihr griff.
    "Stase ...", schoss es der Rothaarigen durch den Kopf und musste für einen Augenblick zugeben, dass sie von dem unfassbar schnellen Manöver ein wenig beeindruckt war. Das war jemand, dem der Kampf mit der Biotik in Leib und Seele übergegangen war - was bedeutete, dass sie immens gefährlich sein konnte.

    Dann spürte sie ihren festen Griff am Arm und die Tür wurde aufgerissen. Kalte Luft griff nach ihrem Gesicht, die sie erschrocken einsog. Ohne ein weiteres Wort wurde sie auf die Straße hinausgeschoben, während Delias Biotik erneut knisterte, sich diesmal jedoch nur als leichte Entladung bemerkbar machte.
    Delia selbst riss den Kopf herum und versuchte, durch das Glas der Tür einen Blick auf ihren Bruder erhaschen zu können. Sie hatte keine Ahnung, wie lange die Stase den Angreifer ihres Bruders festhalten würde und fürchtete sich davor, was er tun könne, wenn er bemerkte, dass die Asari verschwunden war.
    Der Ernst ihrer eigenen Lage wurde ihr erst wieder bewusst, als die Asari fest nach ihrer rechten Schulter griff und sie eng an ihre Seite presste. Wie ein Pärchen, das die Straße entlang schlenderte, hatte sie ihren blauen Arm um Delia gelegt. Der Unterschied war nur, dass der Griff der Hand an Delias Schulter unmissverständlich fest war - und sich unter der Jacke eine Waffe an ihre Rippen presste.
    "Und wir zwei machen jetzt einen Spaziergang, ganz ruhig und gemütlich ..." zischte sie in das Ohr der jungen Frau. Offenbar entschied sie gerade, ob sie rechts oder links die Straße entlang gehen würde, als sich ihr Kopf vorsichtig in beide Richtungen drehte. Dann wurde sie rechts herum den Gehweg entlang geschoben. Sie schlug ein eiliges Tempo an, jedoch nur so schnell, wie es möglich war um trotzdem unauffällig zu bleiben.

    Delia ging mit, sie hatte keine Wahl. Sie hielt den Mund und klammerte sich an zwei Hoffnungen: die Hoffnung, dass Matt heile - oder so heile wie möglich - aus der Sache raus kam ... und die Hoffnung, dass gleich hoffentlich ein Polizeiwagen ihren Weg kreuzen möge; oder sich ihr irgendeine Möglichkeit bot, zu fliehen.
    Doch welche Chance hatte sie schon, gegen eine offenbar voll ausgebildete und kampferprobte Biotikerin?
    "Ich wünschte, ich wäre so gut ..." - dann wäre sie ganz schnell hier raus.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  12. #12 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Avil Iliana

    Geschafft! Zumindest aus der gefährlichen Bar heraus, direkt in die beißende Kälte der Nachtluft. Auf die nicht gerade ungefährlichere Straße.
    Es war ein unangenehmes Gefühl, trotz der Tatsache dass sie sich nicht besonders lange in dem Etablissement aufgehalten hatte – zu verdanken ihrer ungesunden Paranoia; manchmal aber auch durchaus gesund.
    Die Sicht wurde ihr für einen Moment genommen, als sie erleichtert all die durch Anspannung gehaltene Luft ausatmete, welche sich dicht in ihr Blickfeld drängte. Die einzige Wärmequelle in diesem Augenblick war das Menschenmädchen, welches sie dicht an sich zog und mit ihrem Arm fixierte. Sie schien Angst zu haben, schien die Asari immerhin ein leichtes Zittern wahrzunehmen. Vielleicht war ihr auch kalt, aber bei dieser Hitze die sie ausstrahlte eher unwahrscheinlich. So gesehen aber sicher nicht verwunderlich: Sie war jung, wirklich verdammt jung – was aus nächster Nähe deutlich erkennbar war – und in Gewalt einer augenscheinlichen Kriminellen, frisch von ihrem Familienmitglied getrennt und in die Nacht entführt. So fingen diese typisch-menschlichen Krimifilme an, bei denen der Protagonist das Mädchen nach langer Folter endlich in seine Arme schließen konnte. Ja, Avil kannte diese Filme. Recherchematerial. Nur, dass sie eben nicht der Bösewicht war, der das junge Mädchen entführte um es dann zu quälen und sich an deren Leid zu ergötzen. Bei der Göttin, sie hatte ja noch nicht einmal vorgehabt dieses junge Ding zu entführen. Schuldgefühle machten sich in ihr bemerkbar, als sie ihre Geisel flüchtig musterte und überlegte wie es weitergehen sollte.
    Wie sollte sie diesen Fehler wieder gut machen?
    Wenn man in Betracht zog, wie ihr Bruder reagiert hatte als sie der Rothaarigen ihre Waffe an den Kopf gehalten hatte, wäre es verwunderlich wenn er nicht in den nächsten Minuten die komplette Allianz auf sie hetzen würde. Immerhin war das Glühwürmchen an ihrer Seite doch eines ihrer Protegés, die sie wie Tiere in Käfige sperrten und zu Pseudo-Supersoldaten auszubilden versuchten, oder? Wahrscheinlich, konnte sie sich nicht daran erinnern je einen Biotiker unter den Menschen gesehen zu haben, der nicht einer der Allianz-Varren war.
    Avil seufzte innerlich. Sie hatte wirklich einen besonderen Glückstreffer gelandet mit ihrer Geiselwahl. So schnell würde man es ihr nicht verzeihen, dass sie ein begabtes Versuchskaninchen hat mitgehen lassen. Wenn sie dieses also nun aufgrund ihres schlechten Gewissens laufen ließ – und weil sie rein theoretisch gesehen ja erst einmal in Sicherheit war – bedeutete dies wohl nicht, dass sie danach ihren Weg gehen konnte, ohne weiterhin verfolgt zu werden. In dem Fall war es also egal, ob sie die Kleine weiterhin in ihrer Gewalt hatte oder eben nicht, gesucht werden würde sie wohl trotzdem. Wunderbar.
    Mit verzogenem Gesicht beugte sie sich leicht zu ihrer Geisel herab, presste dabei ihre Waffe gut versteckt unter der Jacke an deren Oberkörper und versuchte einen passablen Ausgleich von drohendem Zischen und beruhigendem Flüstern zu finden.
    „Und wir zwei machen jetzt einen Spaziergang, ganz ruhig und gemütlich …“
    Mehr als unzufrieden mit dem Ergebnis und der Tatsache, dass sie weiterhin die Entführerin spielen musste, bewegte sie sich zusammen mit der Rothaarigen zur nächsten Seitenstraße. Auf jeden Fall sollte sie es vermeiden offen auf der Straße zu laufen, wo jeder sie sehen konnte. Sowas lernte man schon durch das 1x1 der Möchtegernganoven, auch wenn sie gewiss keiner sein wollte.
    Es war entschieden, mehr unfreiwillig zwar, aber immerhin entschieden: So schnell würde sie sich nicht von ihrem Glühwürmchen trennen. Sie brauchte sie, als Versicherung dass man sie nicht jagte wie ein Tier. Würde sie noch immer eine Gefahr für das Leben der Geisel darstellen, dann musste man vorsichtig sein und konnte sie nicht einfach stellen. Es passte ihr gar nicht, aber das war die einzige Möglichkeit. Vorerst.
    Andernfalls würde sie von dem Planeten verschwinden und ihr Ziel zurücklassen müssen. Konnte ja nicht so schwer sein gleichzeitig Jäger und Babysitter zu spielen und dabei immer schön darauf zu achten, dass sie ihre rothaarige Lebensversicherung immer in der Nähre des Laufes ihrer Waffe hatte.
    Zu aller Erst brauchte sie aber erst einmal einen Ort, an dem sie unterkommen könnten. Valdrigue würde sicher sehr bald informiert werden und seine Flucht planen. Sie musste sich neu koordinieren und darauf hoffen, dass er unvorsichtig werden würde mit dem Wissen, dass sie in seinem Nacken saß. Also hielt die Blauthäutige Ausschau nach einem geeigneten Unterschlupf, ein Stück weit entfernt von der Bar und dem verzweifelten Bruder.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  13. #13 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Mit schnellen Schritten - so schnell, dass es immer noch als Spaziergang gewertet werden konnte - bewegte sich das unfreiwillige Paar die Straße entlang. Mit der Waffe in den Rippen und dem festen Griff der blauen Hand an ihrer Schulter war es für Delia allerdings ein äußerst verkrampftes Unterfangen. Alle Muskeln ihres Körpers waren angespannt, die Folge eines Cocktails aus Angst und innerer Anspannung.
    Viele Schritte später verstärkte sich der Druck um ihre Schulter, und die Asari lenkte sie in eine düstere, schmale Gasse hinein. Natürlich, wo waren sie sicherer vor Blicken, als in kleinen Nebengassen? Delia analysierte angestrengt jede Häuserecke und Straße, bemüht, die Orientierung nicht zu verlieren und sich zu merken, wo ungefähr sie sich befanden. In diesem Viertel kannte sie sich wenigstens rudimentär aus, ihre Teakwondo-Schule hatte sich in der Gegend befunden. Doch in den kleinen Gässchen war sie natürlich nie gewesen - wieso auch. Sie wandte den Kopf zurück, um sich zu merken, wo es hinaus auf die Straße ging, was ihr einen schmerzhaften Stoß der Waffe in die Rippen einbrachte, begleitet von einem warnenden Zischen.

    Weiter ging es, an Müllcontainern, leeren Flaschen und vom Schnee durchweichten Kartons vorbei. Es schneite unaufhörlich und Delia begann zu zittern. Ihr Wintermantel hing immer noch an der Garderobe der 'Princess Louise' und Delia spürte, wie die Kälte ihr in die Knochen kroch. Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus. Die leichte Lederjacke die sie trug, war mehr als Schmuck als zum Wärmen gedacht, deswegen hatte sie ja extra noch einen Mantel dabei gehabt. In dessen Tasche sich ihr Kommlink befand, wie ihr schlagartig bewusst wurde. Unwillkürlich seufzte sie, während sie spürte, wie ihre Zehen kalt wurden.
    Ihre Entführerin musste doch auch frieren? Delia wagte keinen Blick zu ihr, versuchte sich aber an ihr Gesicht zu erinnern. Vergeblich. Mehr als blau und irgendwelche weißen Muster im Gesicht konnte sie sich nicht erinnern - sie hatte ja auch nicht genau hingesehen. Je länger sie durch die Gassen gingen, mal links, mal rechts abbogen, begann Delia ruhiger zu werden und sich zu fragen, wer diese Asari wohl war, was sie dazu verleitet hatte, so urplötzlich auszurasten und sie als Geisel zu nehmen. Eine Kriminelle? Eine Piratin, die sich hier versteckte? Vielleicht war sie aus einem Gefängnis ausgebrochen, mindestens aber auf der Flucht. Das stand für die Rothaarige fest. Weshalb sonst diese Entführung?

    Es wurde zunehmend schwieriger, mit ihren Pumps im Schnee nicht zu stolpern. Ihre Füße fühlten sich eiskalt an, ihre Zehen waren fast taub und hier und da hatten sich kleine Eisflächen auf dem Boden gebildet. So senkte sie den Blick auf den Boden, um im schummrigen Licht zumindest die gröbsten Hindernisse erkennen zu können. Einmal rutschte sie tatsächlich weg, doch die Asari neben ihr - offenbar bis aufs äußerste angespannt oder zumindest aufmerksam - griff fester nach ihrem Arm und hielt sie, um sie schnell wieder auf die Beine zu zerren.
    Weiter ging es, bis sie schließlich auf eine kleinere Straße kamen. Wengistens bot die Straßenlaternen hier mehr Licht. Offenbar waren sie weit genug gekommen, dass die Asari sich wieder auf zumindest kleinere Straßen wagte. Delia starrte gerade aus, wagte den Kopf kaum zu drehen, erkannte dann aber schließlich wo sie waren. "Der alte Stadtkern ..." Hier standen noch viele Häuser des alten Baustils, generell war vieles nicht so modern wie der neue Stadtkern, in dem sich nun das meiste abspielte. Hier im alten Viertel waren damals die ersten Kolonisten von der Hauptstadt aus gelandet und hatten provisorisch eine erste Siedlung aufgebaut. Heute war es Wohngebiet der Mittelklasse, auch wenn es einige Gebäude gab, die kaum oder gar nicht bewohnt waren. Meist einige der ersten Gebäude, für dessen Abriss einfach kein Geld da war oder ausgegeben werden wollte.
    "Ideal für ein Versteck ...", schoss es ihr durch den Kopf.

    Eine Tatsache, die wohl auch ihrer Entführerin bekannt war - oder zu dessen Schluss sie gekommen war. Diese Gebäude waren leicht auszumachen, weil kein einziges Licht in ihren Fenstern brannte und Warnschilder oder Ähnliches angebracht waren. Vor einem dieser Gebäude wurde Delia in eine Gasse dirigiert. Ziel war der Hintereingang, der sich in einem kleinen Hinterhof befand und mit alten Autos, Shuttles und halb verwitterten Möbeln vollgestellt war. "Rein da", zischte die Asari, nachdem sie die Tür mit einiger Anlaufschwierigkeit schließlich geöffnet hatte und schob Delia vor sich her in den stockdunklen Flur.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  14. #14 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Gut. Sehr gut. Die Gegend war tatsächlich so verlassen, wie sich die Asari es sich gedacht hatte. Zumindest die Ecke des Viertels, in das sie sich mit dem Glühwürmchen verzogen hatte.
    Natürliche spielten beim Pläneschmieden nach Recherchen über einen fremden Planeten – und vor allem über Städte, die zum größten Teil von Menschen bewohnt waren – Glück immer eine große Rolle, wenn man mit den gegeben Informationen nicht sonderlich weit kam. Zwar war diese Situation nicht einmal annähernd mit denen zu vergleichen, die sie zuvor in ihrem Kopf durchgespielt hatte, aber zumindest ihr Wissen konnte sie nutzen.
    Ehrlich gesagt war in keiner der vorher geplanten Ausgänge der Sache mit Valdrigue ein rothaariges Mädchen dabei gewesen. Überhaupt kein Mädchen, um genau zu sein.
    Auf jeden Fall hatte sie über den alten Stadtkern einige Informationen eingeholt, ebenso wie eine provisorische Karte, die sie zuvor ausgiebig studiert hatte, um herauszufinden ob sich dieser schmierige Kerl vielleicht dort aufhalten würde. Es war perfekt gewesen, vielleicht zu perfekt für einen Kleinganoven? Oder nutzen diese neumodischen Kriminellen etwa wieder die Methode „Auffälligkeit ist die beste Unauffälligkeit.“? War vielleicht wieder in Mode gekommen.
    Egal, zumindest hatte sie so die Möglichkeit gehabt mit ihrer Geisel sicher unterzutauchen, da eine Rückkehr zu ihrem Schiff ja nicht mehr möglich war. Waffen zu schmuggeln war eine Sache, aber gleich einen ganzen Menschen? Ob das Sicherheitspersonal dumm genug wäre, ihr zu glauben, dass sich in dem Sack über ihrer Schulter nur Süßigkeiten befanden?
    Wohl eher nicht. Sie sollte es gar nicht erst versuchen.
    „Rein da.“
    Zischend schob die Blauhäutige ihre Geisel in das Gebäude, welches sie sich in Gedanken bereits zuvor als Versteck auserkoren hatte. Nachdem sie diese verfluchte Tür endlich öffnen lies natürlich. Ein schier unmögliches Unterfangen, wenn man nicht daran gedacht hatte, dass diese Dinger ohne Stromversorgung nur schwerlich zu bewegen waren.
    Es war dunkel, ungemütlich und nicht gerade warm. Also haargenau so wie außerhalb des verfallenen Gebäudes. Aber was hatte sie erwartet? Eine beheizte Blechbüchse, in der sie sich nach dieser ganzen Kacke ausruhen konnte? Zu schön um wahr zu sein. Sie konnte ja auch schlecht in eine der bewohnten Behausungen einsteigen. Hausfriedensbruch war nichts, was sie ihrer ohnehin schon unnötig langen Liste an Strafdelikten zufügen wollte.
    „Ich heiße dich in deinem vorübergehenden Zuhause willkommen.“
    Sarkastisch lachend, wenn auch nur leise, schob sie das Mädchen tiefer in den dunklen Flur, machte dabei aber einen weiteren Schritt und brachte sich direkt an dessen Seite. Die Linke in einer vollendeten Bewegung vor sich streckend, versuchte sie irgendwie die angespannte Situation aufzulockern.
    „Du darfst dir sogar aussuchen, wo du schlafen möchtest.“
    Urgh. So würde das nichts werden. Mal davon abgesehen, dass wohl nicht einmal an Schlaf zu denken war nach so einer Sache. Sie konnte nicht schlafen, weil ihr Ziel garantiert bereits wusste dass sie auf Elysium war und vor allem, weil sie auf ihre Lebensversicherung achten musste. Und die genannte Lebensversicherung würde sicher nicht schlafen können, weil sie um ihre Sicherheit bangen würde. Der Gedanke gefiel Avil nicht. An sich kümmerte es sie ja nicht, was man von ihr dachte … aber sie war keine gefährliche Kriminelle, die irgendwem einfach so die Kehle im Schlaf aufschlitzen würde. Verübeln konnte sie diesen Gedanken aber in solch einer Situation wohl niemanden. Wäre sie noch ein Kind und die Geisel einer Jägerin, hätte sie gewiss auch Angst.
    Waren aber nur Vermutungen, immerhin konnte sie kaum in den hübschen Kopf der Rothaarigen schauen.
    Auf jeden Fall war ihr Versuch ein … naja … Reinfall. Dachte sie. So würde das wirklich nichts werden.
    Sollte das aber überhaupt etwas werden? Was kümmerte es sie, wie sich ihre Geisel fühlte. Sie sollte einfach nur am Leben bleiben, das war die Hauptsache. Aber die Asari war nun einmal kein herzloses Miststück.
    Sie sollte es aber sein. Das würde alles so viel einfacher machen.
    Murrend schubste Avil das Mädchen wieder voran und presste die Waffe wieder deutlich gegen dessen Hüfte. Sie musste gefährlich wirken, sonst würde ihr das Glühwürmchen nur Ärger machen …

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  15. #15 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Im Inneren des verlassenen Wohnhauses roch es muffig; nach staubiger Luft und alten Möbeln. Es dauerte eine Weile, bis sich Delias Augen an das Dunkel gewöhnt hatten und sie zumindest Wände und Hindernisse ausmachen konnte. „Ich heiße dich in deinem vorübergehenden Zuhause willkommen. Du darfst dir sogar aussuchen, wo du schlafen möchtest“, erklang die Asaristimme neben ihr. Sollte das Sarkasmus sein? Unwillkürlich reagierte die junge Menschenfrau mit einem ungläubigen Schnauben, das überdeutlich ein "Meinst du das ernst?" ausdrückte. Da eine Bestrafung ausblieb, begann Delia schließlich einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der Flur mündete recht bald an einer kurzen Treppe: offenbar lagen die Wohnungen in der Halbetage.
    Wie automatisiert nahm Delia diese Treppe, angetrieben durch die Waffe an ihren Rippen und der unangenehmen, unmittelbaren Nähe ihrer Entführerin. Am Treppenabsatz angekommen, bedeutete ihr ein Druck mit der Waffe, auf die erste Wohnungstür zuzusteuern. Sie stand halb offen und der Raum dahinter war schwach von den nahen Straßenlaternen erleuchtet: es schien ein einfaches Apartment zu sein, mit einer Küchenzeile und einer schmalen Tür, die vermutlich ins Bad führte. Die ehemaligen Bewohner hatten den Großteil der Einrichtung bei ihrem Auszug mitgenommen, doch ein altes, abgenutzes Sofa mit dazu passendem Sessel staubten fröhlich vor sich hin.

    Der Waffenlauf in ihren Rippen löste sich, und kurz darauf hörte Delia, wie die Tür geschlossen wurde. Für einen Moment atmete sie auf und rieb sich unbewusst die Seite, dann griff eine blaue Hand nach ihrer Schulter und beförderte sie durch leichtes Schieben zu der zurückgelassenen Sitzecke. Dem Druck folgend, ließ sich Delia auf das Sofa nieder. Die Berührung nach wer weiß wie vielen Jahrzehnten wirbelte eine ordentliche Menge Staub auf und Delia nieste, als dieser ihr in die Nase stieg. Währenddessen ließ sich die Asari ihr gegenüber auf dem Sessel nieder, die Waffe unmissverständlich immer noch auf die Rothaarige gerichtet. Letztere nieste erneut.

    Einen kurzen, verlegenen Moment fühlte sie sich wie auf dem Präsentierteller, als sei sie die Neue in einer Schulklasse oder ähnliches. Dann wagte sie den Blick geradeaus und blickte, mit einer Mischung aus Wut und Angst, ihrer Entführerin das erste Mal ins Gesicht: Sie war ... nun, blau. Bei dieser Erkenntnis musste sie sich ein Schmunzeln verkneifen. "Dämlich bist du, natürlich ist sie blau." Ihr Gesicht war aufgrund des dämmrigen Lichts nicht so gut zu erkennen, wie sie es sich gewünscht hätte. Aber es musste ausreichen, um sich ihr Gesicht einzuprägen - für den Fall, dass sie fliehen konnte und sie identifizieren musste. Wie in den Serien eben.
    Also notierte sich die junge Biotikerin die vielfältige, helle Zeichnung im Gesicht, die hellen Lippen und diesen Streifen am Kinn im Geiste. Die Kleidung und Körperstatur, auch wenn letztere, genau wie die eleganten, hübschen Gesichtszüge wohl zu jeder Asari gehörten. Zumindest hatte sie noch nie eine unförmige, hässliche Asari gesehen. Trotzdem war sie sicherlich eine eher hübsche Ausgabe ihres Volkes entschied sie, ein vorsichtiger Blick auf ihre Waffe ermahnte sie aber wieder ihrer Situation. "Keine Zeit, um Aliens zu bewundern."
    Delia zog die Beine an, bettete die Arme auf die Knie und stützte das Kinn darauf - eine tröstliche Haltung, in der sie sich etwas sicherer fühlte. Das Schweigen lag schwer in der Luft. Und irgendwie schien es ihr, als sei ihr Gegenüber auch nicht so glücklich mit dieser Situation. Auf die Gefahr hin, dass sie sich schrecklich irrte und der Blick der Asari ihr "muck auf und ich töte dich"-Blick war, durchbrach sie schließlich das Schweigen: "Was wollen Sie von mir?" - sie hatte entschieden, Angriff als die beste Verteidigung anzusehen. Und vielleicht konnte sie so ihre Chancen verbessern. Trotzdem betete ihr Unterbewusstsein unentwegt und ihr rasender Puls pochte ihr in den Ohren.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  16. #16 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Wie sollte man denn unter diesen Bedingungen eine erfolgreiche Geiselnahme, gefolgt von einem unerbittlichen Kampf gegen ihren Widersacher und schlussendlich eine Flucht mit genau diesem unter dem Arm durchführen, wenn ihr bereits ersteres mehr als deutlich aus dem Ruder lief? Es war kalt, im ersten Moment kaum angenehmer als außerhalb des alten Wohngebäudes. Die Luft war erfüllt von feinen Staubkörnern, die es einem schwerlich ermöglichten um einen herum etwas zu erkennen, geschweige denn Luft zu holen. Und genau das brauchte sie: Luft. Die Asari musste sich wirklich beruhigen, einen klaren Kopf fassen und versuchen die Situation zum Guten zu wenden. Soweit es eben möglich war.
    Ihre rothaarige Geisel war dabei keine große Hilfe.
    „Einen Grund nicht gejagt zu werden.“
    Denn das konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Was sie neben Luft nämlich noch brauchte, war Ruhe. Sie konnte Valdrigue kaum ausfindig machen, wenn sie von einer ganzen Einheit der Allianz verfolgt wurde. Und einem irren Bruder.
    Natürlich hatte sie sich diese Suppe selbst eingebrockt, denn ohne ihre Überreaktion, wäre man kaum groß auf die Aufmerksam geworden. Zumindest niemand außer dem schmierigen Kerl, der – als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte – mit dem Bruder ihrer Geisel beschäftigt war.
    Ach verdammt!
    Von irgendwelchen Kleinganoven verfolgt zu werden war eine Sache, sich aber für die Entführung eines Kindes zu rechtfertigen, eine ganz andere! Denn genau diese Kleinganoven würden sowieso kein Halt machen vor irgendeiner Geisel, egal wie toll diese die Sache mit dem Welpenblick draufhatte – nannte man doch so, oder?
    Aber das konnte sie ja nun schlecht zugeben. Genauso wenig wie die Tatsache, dass diese Geiselnahme ja eigentlich gar nicht nötig gewesen war. Inzwischen war sie es aber, zumindest dem konnte sich die Asari sicher sein.
    Es war zum verzweifeln. Nun steckte sie dort fest und wusste nicht wie es weitergehen sollte. Alles was blieb war, auf einen Geistesblitz zu warten. Na ja, sie konnte die Zeit, die sie hatten, wenigstens nutzen, um die Sache zu erklären. Würde ja keinem schaden. Noch tiefer in die Scheiße reiten konnte sich die Blauhaut eh nicht mehr.
    „Hör mal …“
    Avil zog scharf die Luft ein, unterdrückte ein Würgen, da diese irgendwie einen viel zu deutlichen Geschmack von altem Staub mit sich trug und sprach dann weiter, leicht nach vorn gebeugt, die Waffe aber noch immer auf das Mädchen ihr gegenüber gerichtet.
    „Ich kann es mir nicht leisten, mich mit allen möglichen Einheiten eures Militärs auseinanderzusetzen, die hier in der Nähe stationiert sind. Der Kerl von vorhin wird doch hoffentlich schlau genug sein, die nicht auf mich zu hetzen, wenn er dich …“ Die Asari hob die Linke, deutete mit dem Finger auf ihre Geisel und machte eine semi-kreisende Bewegung. „… halbwegs unversehrt zurückhaben will.“
    Natürlich hatte sie nicht vor dem Menschenmädchen etwas anzutun, sie war ja kein Monster. Aber wer konnte schon wissen, was in einem Schusswechsel mit wer weiß wem passierte. Zumindest teilweise konnte so etwas unterbunden werden.
    „Wird er doch, oder?“
    Avil hob fragend die Augenbraue und lehnte sich in dem alten, modrigen und vor allem staubigen Sessel zurück.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  17. #17 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Delia wusste wirklich nicht, was sie als Antwort erwartet hatte. Aber ein „Einen Grund nicht gejagt zu werden“ war nicht darunter gewesen. Ein wenig irritiert zog sie die Stirn kraus und musterte vorsichtig das ungewohnte Asarigesicht. Wieder eine Pause, in der ihre Entführerin offensichtlich nachdachte und Delia nicht wagte, den in ihr aufkommenden Gedanken nach der Sinnlosigkeit des Ganzen zu artikulieren. Wieder kitzelte der Staub ihr in der Nase und vorsichtig, schnelle Bewegungen vermeidend, griff sie an ihre Nase und drückte die Knochen über den Nasenflügeln zusammen, um ihn zu unterdrücken.
    „Hör mal …“, kam es in diesem Moment von ihrem Gegenüber, und Delia zog die Hand vom Gesicht, um der Asari vorsichtig, aber aufmerksam ins Gesicht zu blicken. Für eine Verbrecherin war sie nicht so tough wie erwartet. "Hoffentlich ein gutes Zeichen."
    „Ich kann es mir nicht leisten, mich mit allen möglichen Einheiten eures Militärs auseinanderzusetzen, die hier in der Nähe stationiert sind. Der Kerl von vorhin wird doch hoffentlich schlau genug sein, die nicht auf mich zu hetzen, wenn er dich halbwegs unversehrt zurückhaben will.“ Delias Blick fixierte abwechselnd den kreisenden Finger und die Pistole in ihrer anderen Hand. Das gerade aufgekommene Gefühl, es sei vielleicht nicht so gefährlich, verflüchtigte sich schlagartig.
    'Der Kerl' ... sprach sie von Matt?
    Urplötzlich erschien sein Gesicht vor ihr - dann das letzte Bild, das sie von ihm gesehen hatte: die fliegende Faust, das Blut, dieser brutal aussehende Kerl, dem sich ihr Bruder entgegengestellt hatte. Es schnürte ihren Hals zu, und das lag sicherlich nicht an der staubigen Luft hier. Für einen Moment war die Sorge um sich selbst völlig verdrängt von der Sorge um ihren Bruder. Was wenn der Kerl eine Waffe gehabt hatte? Delia schluckte und schüttelte dann innerlich den Kopf. "Bleib hier Delia, es wird schon nichts passiert sein."
    Wie eine Stimme aus dem Off drangen weitere Worte der Asari an ihr Ohr, und Delia erwachte. „Wird er doch, oder?“
    Ihre Entführerin schien sich etwas zu entspannen, beobachtete sie aber aufmerksam. Ja ... was würde Matt tun? E-Sec rufen, vielleicht sogar die Allianz? Immerhin war sie eine potenzielle Rekrutin ... Irgendwen würde er ganz sicher rufen. Wenn die Allianz auftauchte, wer weiß was sie dann mit ihr tun würde ...
    Bei diesem Gedanken blickte sie wieder auf, musterte die Asari, die jetzt eher lässig auf dem Sessel thronte und unterdrückte den Drang, tief Luft zu holen. "Ich weiß es nicht", antwortete sie schließlich und schluckte ein 'vermutlich schon' herunter. Sie war sich selbst nicht sicher, was ihr lieber war. Beides bot genug Risiko. Und trotzdem war diese Situation weniger gefährlich, als sie bei ihrer Wanderung durch New Londons Gassen das Gefühl gehabt hatte. Glaubte sie. Hoffte sie.
    Und dann, in einem Anflug von Trotz, sprach sie doch noch ihren ersten Gedanken aus: "Wenn Sie nicht von der Allianz oder sonst wem gesucht werden wollen ... WARUM haben Sie mich dann überhaupt entführt!?" Mit festem Blick fixierte sie die Asari, so viel Mut aufbringend wie möglich. Die Erwähnung ihres Bruders hatte sie einen Moment verunsichert, jetzt musste sie zurück zum Angriff. Sie würde kein Opfer sein!
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  18. #18 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Die Asari schnaufte der trotzigen Gegenfrage wegen deutlich hörbar, versuchte aber im Moment als sie es realisiert ein Zischen anzuhängen. Das Mädchen weiterhin mit ihren Augen fixierend, als wollte sie diese so dazu zwingen sich nicht zu rühren, hob Avil leicht den Kopf.
    Natürlich hatte sie keinen Augenblick auch nur damit gerechnet, dass dieses garstige Ding wirklich den Mumm hatte ihr so auf eine Frage zu antworten. Selbst Schuld, mochte man meinen, hätte sie ja keine Frage stellen brauchen. Aber sie hatte viel zu spät darüber nachgedacht und wie immer ihre Gedanken vorher herausgeplatzt.
    „Vielleicht, weil ich keine andere Wahl hatte?“
    Hatte sie.
    Na ja, zumindest wenn man ruhig an die Sache herangegangen wäre. Auf jeden Fall im Bezug auf die Allianz, die sich kaum darum geschert hätte, wenn die Asari daran beteiligt gewesen wäre, dass es einen Taschendieb weniger auf Elysium gegeben hätte. Statt dessen hatte sie sich in die Irre führen lassen und überreagiert. Verflucht.
    Aber genau das musste sie ja nun nicht zugeben!
    Als wäre sie vollkommen im Recht und hätte nichts Falsches getan, schlug die blauhäutige Dame die Beine übereinander, hob dabei die Waffe ein Stück an und signalisierte mit einer wippenden Bewegung, dass sie keinesfalls vorgehabt hatte, ihre Geisel zu sehr in Sicherheit zu wiegen.
    „Ich habe mich eben für das kleinstmögliche Übel entschieden: Das junge Mädchen. Du wirst ja wohl nicht abstreiten können, dass du eine bessere Wahl warst als einer dieser rotzbesoffenen Kerle.“
    Moment, rechtfertigte sie sich da etwa vor ... ihrer Geisel? Ihrer Lebensversicherung?
    Verdammt, wo sollte das bitte noch hinführen?
    Sie hätte schwören können, dass solche Dinge im Einmalseins der Entführung für Dummies sicher auf der ersten Seite standen. Direkt unter: Was man auf keinen Fall tun sollte.
    Avil war ja schon ein klein wenig wütend. Auf sich selbst, nicht auf das Mädchen. Na ja, vielleicht ein Bisschen auf das Mädchen. War aber auch vollkommen irrelevant, denn immerhin war sie es ja selbst, die sich zur Lachnummer des ganzen Universums machte.
    Vielleicht, vielleicht war all das ja gar nicht so schlecht gewesen. Hätte sie sich nicht ihrer Paranoia hingegeben, würde sie wohl tot in irgendeiner Straßenecke liegen, weil der schmierige Kerl ihr aufgelauert hätte. Oder direkt vor dem Tresen, wer konnte schon sagen, wie der Typ drauf war.
    Zumindest der Versuch, es so herüberzubringen, als hätte sie wirklich in Schwierigkeiten gesteckt, sollte im Zusammenspiel mit dem selbstsicheren Blick Früchte tragen. Hoffte sie.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  19. #19 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
    Registriert seit
    Apr 2007
    Ort
    Time And Relative Dimensions In Space
    Beiträge
    1.664
    Für einen kurzen Moment bereute Delia ihre Frage, als sie die Reaktion der Asari sah, die die Luft einsog als wäre sie ertappt worden: „Vielleicht, weil ich keine andere Wahl hatte?“, warf sie dann entgegen und Delia fühlte einen Moment ein triumphierendes Gefühl auflodern. "Volltreffer!"
    Das musste sie nutzen. Wenn sie richtig vermutete, war diese Entführung nicht einmal im Ansatz geplant gewesen. Doch nun stellte sich die Frage, wieso die Asari es dann getan hatte? Es musste einen Auslöser gegeben haben, die sie zu einer solchen Tat gezwungen hatte. Oder aber ...
    „Ich habe mich eben für das kleinstmögliche Übel entschieden: Das junge Mädchen. Du wirst ja wohl nicht abstreiten können, dass du eine bessere Wahl warst als einer dieser rotzbesoffenen Kerle.“
    ... das Ganze schien sie weniger zu belasten, als Delia vermutet und gehofft hatte. Lässig saß die Asari vor ihr, die Beine überschlagen, die Waffe immer noch auf sie gerichtet und offenbar nicht in der Stimmung, das Ganze als Missverständnis unter den Teppich zu kehren. Trotz ihrer vielleicht übereilten Reaktion hatte sie doch genug kühle Berechnung bewiesen, um sich für das 'junge Mädchen' zu entscheiden und sie relativ zielstrebig hierher zu bringen.
    Das Gefühl, ihre Entführerin durchschaut zu haben, schwand. Trotzdem gab ihr die Erkenntnis, dass dies auf beiden Seiten nicht sehr freiwillig geschehen war, zumindest ein wenig Sicherheit. Eine kaltblütige Massenmörderin war sie vermutlich nicht. Andererseits sah sie auch keine Lösung für diese Situation. Sie konnte ewig hier festgehalten werden, wenn Lösegeld oder sonstiges nicht die Absicht dahinter war. Wenn sie nur das Mittel war, um von Elysium herunterzukommen, war es sicherlich nicht sinnvoll, sich hier zu verstecken.
    "Ich hoffe Matt hat E-Sec verständigt ..."
    Delia wandte den Blick von der Asari ab und ließ ihn durch das Apartment schweifen. Immerhin musste sie sich nicht sorgen, erschossen zu werden, sofern sie keinen Anlass dazu gab.
    Ihre Füße waren Eisklötze und so schlüpfte sie langsam aus ihren Pumps und zog die Füße auf das Sofa, setzte sich in den Schneidersitz und klemmte sich abwechselnd die eiskalten Zehen in die Kniekehlen, um sie zu wärmen - erst der linke, dann der rechte und wieder der linke.
    Ein vorsichtiger Blick auf die Asari, dann wagte sie eine neue Frage zu stellen: "Es ist saukalt und ich hab' Hunger. Also was jetzt?" Sie tastete nach ihrer Jackentasche, um einen ihrer Energieriegel herauszuholen - und hielt dann inne. Das konnte ziemlich missverstanden werden. "Ich hab' was zu Essen dabei, also nicht schießen." Ein prüfender Blick ins Gesicht der blauen Schönheit, dann zog sie zwei kleine Energieriegel hervor.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline

  20. #20 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
    Registriert seit
    Nov 2010
    Ort
    in der Wirklichkeit
    Beiträge
    3.675
    Für den ersten Moment blieb jegliche Reaktion aus. Avil tat nicht mehr, als fragend dreinzublicken. Vielleicht auch ein klein wenig überrascht. Oder verunsichert. So genau hätte sie es selbst nicht einmal sagen können.
    Erst, als ihr kleines Glühwürmchen erneut die Stimme hob, eine Bewegung machte, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregte und sie schlussendlich so ansah, als wäre sie ertappt worden - oder ebenso fragend, wie Avil es getan hatte - reagierte die Aliendame. Wenn auch nur mit einem leichten Zucken. Sie grunzte knapp, kaum hörbar. Sollte es etwas anderes sein, als das erwähnte Essen, hätte die Kleine schneller eine Kugel im Arm, als ihre Waffe aus dem Stoffversteck hervorgezogen wurde.
    „Ist das dein Ernst? Du warst bis vor Kurzem noch in einer Bar, wie kannst du da schon wieder Hunger haben?“
    Ihre Geisel spielte doch nicht etwa ein falsches Spiel, oder?
    Wollte sie die Asari dazu bringen, sich auf die Suche nach Decken und etwas Essbaren zu begeben, damit sie verschwinden konnte? Für die dämlich hielt die Göre sie eigentlich?
    Doch die was-jetzt-Frage war durchaus berechtigt und beschäftigte Avil neben dem fassungslosen Hungergeständnis ihrer Lebensversicherung mindestens ebenso sehr.
    Erst einmal musste sie warten, bis der Trubel sich gelegt hatte. Wobei das Monate dauern konnte, die sie ganz sicher nicht hatte. Also musste sie die Suchaktionen von allen eingeschalteten Militärmächten und - dem Blick des Bruders zufolge - wahrscheinlich auch denen des Rates selbst außer Acht lassen. Wichtig war in diesem Fall nur Valdrigue. Wenn der Mistkerl dachte, dass Avil den Planeten verlassen hatte, wäre sie wieder im Vorteil. So gesehen wäre dies auch die intelligentere Entscheidung gewesen, nach dem vermaledeiten Auftritt in der Bar. Doch Avil traf nur selten intelligente Entscheidungen und außerdem würde er nicht damit rechnen, dass sie ihn weiterhin suchte.
    All die Überlegungen halfen ihr aber nicht wirklich bei der Frage weiter, wie sie von dem Mädchen gemeint war. Die Rothaarige wusste weder von Avils Ziel, noch würde es sie groß kümmern. Für sie zählte nur das Wissen um den Ausgang der Situation, in der die Beiden gerade steckten. Kurz: Die Entführung.
    Eigentlich sollte es der Asari ja egal sein, wenn der Kerl aus der Bar seine Schwester mit einem Eispickel aus dieser Bude hier klopfen musste. Würde sie eben genau diese Schwester des Kerls nicht als Versicherung brauchen.
    Also war sie wohl oder übel dazu gezwungen, die Sache etwas behutsamer anzugehen und ihrer Geisel beizubringen, dass sie noch etwas Zeit mit ihr verbringen würde. Die Tatsache, dass sie einfach kein herzloses Miststück sein konnte, spielte dabei natürlich überhaupt keine Rolle! Redete sie sich zumindest ein ...
    Es war ein langgezogenes und kaum zu überhörendes Geräusch, welches die Blauhaut aus der Formulierung der anhaltenden Zweisamkeit riss. Überrascht blinzelte sie das Mädchen an und versuchte herauszufinden, woher dieser seltsame Ton gekommen war.
    Beim heiligen Atem der Göttin, hatte ... da etwa ... ihr Magen geknurrt?

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

Seite 1 von 5 12345 Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •