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  1. #61 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
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    Schliemann? Wer war bitte Frau Schliemann?
    Wenn die Kleine nach Avil's letzter Aussage schon so weit war – sofern diese Delia eine Delia Schliemann war – dass sie die Asari als ihre Ehefrau sah, sollte sich die Soldatin ernsthafte Sorgen machen. Über ihre Wirkung auf Menschen und vor allen Dingen aber über den Ausgang dieser Entführungssache.
    Nicht, dass eine Hochzeit das schlimmstmögliche Ergebnis der ganzen Sache war – eigentlich sogar eines der besten Ergebnisse – aber man wollte ja nicht zu sehr nach den Sternen greifen. Eine einfache Flucht von diesem Planeten, mit Valdrigue, gefesselt und über die Schulter geworfen, war eigentlich alles, was Avil sich erhoffte.
    Weltfrieden dagegen war natürlich durch und durch eine gute Sache, mal davon abgesehen, dass sie dann wohl ihren Job verlieren würde. Aber dann blieb ja immerhin noch die Möglichkeit sich irgendwo als Varrenzüchter niederzulassen, in ihrem Fall dann eben als Frau Schliemann.
    Natürlich war der Entführerin der Sarkasmus in der Aussage nicht entgangen, auch wenn er für sie nur wirklich verständlich war bei der Sache mit dem Weltfrieden, weshalb sie sich ein grunzendes Schnaufen kaum verkneifen konnte.
    „Du kannst auch gern weiterhin auf dem kalten Boden sitzen, wenn dir das lieber ist.“
    Provokativ hielt die Blaue den langen Fetzen vor sich, schnippte mit dem Zeigefinger dagegen und hustete aufgrund des heraufgewedelten Staubes.
    Kopfschüttelnd bewegte sich die Asari zur Tür, schüttelte dort das Staubopfer mit weggestreckten Kopf aus und blickte sich dann nochmals kurz im Raum um.
    Dieser Keller würde für die nächsten Stunden ihr Versteck sein, das Glühwürmchen hätte also genug Zeit, um sich irgendetwas auszusuchen, was ihr als Waffe dienlich wäre. Avil musste in solch einem Fall wachsam sein und vor allen Dingen natürlich schneller als ihre Geisel. War also keine schlechte Idee, jegliche Flucht-durch-Waffe-Möglichkeiten voraussichtlich zu eliminieren.
    Da nichts sich im Raum befindliche auf den ersten Blick wie eine Gefahr für eine trainierte Biotikerin wie sie wirkte, entschloss sich die Soldatin wieder auf das Mädchen zuzubewegen. Unweit von Delia – aber natürlich absichtlich nicht direkt neben ihr – breitete Avil den Vorhang aus, knüllte ihn dann mit den Füßen zu zwei auf den ersten Blick bequem wirkenden Sitzkuhlen zusammen und nahm dann in einer von diesen Platz.
    „Das mit dem Kaffee und der Pizza werde ich mir merken. Sofern deine Heldin zu sein gleichbedeutend mit deinem Wohlwollen ist.“
    Grinsend lehnte sich die Asari an die viel zu kalte Wand und versuchte dabei nicht allzu sehr zu zittern.

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  2. #62 Zitieren
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    Schweigend beobachtete Delia, wie Avil das 'Lager' bereitete. Das war nun wirklich kein gutes Zeichen, oder? Ein Lager schlug man nur auf, wenn man beabsichtigte, an diesem Ort länger zu bleiben. Und Delia war ganz sicher nicht in der Laune oder gar bereit, in diesem kalten Loch die Nacht zu verbringen. Geschweige denn Weihnachten.
    Wieviel Uhr war es wohl? Sie ließ den Blick schweifen, gab es hier irgendwo eine Uhr?
    Natürlich nicht, wieso auch, in einem Keller?

    Weiterhin schweigend beobachtete Delia, wie die Asari sich auf die eine Seite des Vorhanges setzte. Wenn man es nüchtern betrachtete, hätte Delia es wohl schlechter treffen können. Vergewaltigende, folternde Entführer, die ihre Opfer wie einen Hund an einer Kette gefesselt hielten und wo die einzige Kommunikation Schmerzen waren. Dagegen war das hier eine eher ... 'softe' Entführung ... von der biotischen Kabbelei abgesehen, von der Delia immer noch die Brust schmerzte und sie immer noch manchmal etwas Blut auf der Lippe schmeckte. Aber auch hier hätte jemand anders sie vermutlich getötet, statt sie nur auf den Boden zu schmettern.
    Trotzdem blieb dies eine Entführung aus ... ja aus welchem Grund auch immer. Selbsterhaltung, was Delia ebenso egoistisch schien wie die eigenen Triebe ausleben zu können. Okay, nicht ganz so, aber dennoch. Seltsam, dass man immer davon ausging, dass solche Dinge jedem geschehen konnten, außer einem selbst. Hatte sie sich durch ihre Biotik auf irgendeine Art und Weise unantastbar gefühlt?
    Wenn ja, dann war dies wohl der unangenehme Beweis, dass dem nicht so war. Im Gegenteil. Talent hin oder her, wenn sie wollte, konnte diese Asari ihrer Geisel in einer Sekunde das Licht ausknipsen.

    „Das mit dem Kaffee und der Pizza werde ich mir merken. Sofern deine Heldin zu sein gleichbedeutend mit deinem Wohlwollen ist.“
    Langsam hob Delia den Kopf und betrachtete ihre Entführerin aufmerksam. War das nun Sarkasmus gewesen, oder ... Die Tatsache, dass ihre Entführerin nicht so auftrat, oder zumindest nicht immer so auftrat, wie Delia es von einer Entführerin erwartet hätte, irritierte sie erneut. Konnte es sein ...
    Konnte es sein, dass sie eine Art schlechtes Gewissen hatte? Oder sich auf irgendeine Art entschuldigen wollte? Oder sich zumindest darum bemühte, die Situation etwas zu entschärfen?
    Mit nachdenklichem Blick musterte Delia das Gesicht der Asari, schluckte die garstige Antwort herunter und nach einer ganzen Weile Stille stemmte sie sich an der Wand hoch, fing die Jacke der Asari auf, die drohte, auf den Boden zu rutschen und ging auf die Asari zu. Zuerst stumm reichte sie der Blauen dann ihre Jacke und murmelte schließlich ein leises "Ist ja Weihnachten ...", bevor sie sich ohne ein weiteres Wort auf der anderen Seite des Vorhanges niederließ, darauf bedacht, so viel Platz wie möglich zwischen beiden zu halten.
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  3. #63 Zitieren
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    Den Blick nicht von der Rothaarigen schweifen lassend, fummelte die Asari wortlos an dem Verschluss ihrer eben zurückerhaltenen Jacke herum. Nicht, dass sie diese wieder anziehen wollte, wäre es immerhin der langsam steigenden Raumtemperatur wegen ziemlich unsinnig gewesen. Außerdem hatte sie dem Mädchen ihr geliebtes Stoffstück gegeben, damit dieses sich aufwärmen konnte. Die Jacke nun wieder überzustreifen hätte nur bedeutet, dass der Akt der unbewussten Nächstenliebe nur vorrübergehend gewesen wäre und somit ohne Bedeutung. Auch wenn die gesagte Bedeutung in dem Augenblick trotz allem an der Soldatin verloren ging.
    Außerdem hätte es am Ende nur so ausgesehen, als wäre sie im Kampf gegen die ungemütliche Kälte ihrer eigenen Geisel unterlegen. Nein, nein. War schon ganz in Ordnung so ohne Jacke.
    „Und ...“
    Nachdenklich setzte Avil an, um ihren Gedanken auf spielerische Art und Weise Stimme zu verleihen.
    Weihnachten, hm? Sie hatte davon schon einmal gehört, konnte diese seltsame Feierlichkeit aber keiner der ihr bekannten zuordnen, die von ihrem Volk zelebriert wurden. Alles was sie wusste war, dass sich die Menschen untereinander Geschenke machten, wenn dieser ominöse Weihnachtstag anstand. Mehr auch nicht.
    Vielleicht hatte ja all das Leuchten auf den Straßen damit zu tun? Ah, nein. Das war vollkommener Blödsinn.
    „... mein Geschenk zu Weihnachten von dir ist meine eigene Jacke, oder die Tatsache, dass du mir hier in der Kuschelecke Gesellschaft leistest?“
    Avil zwinkerte ungezwungen, ohne groß über die Bedeutung dieser Geste nachzudenken, oder dem, was es zusammen mit ihren Worten auszulösen vermochte. Unbewusstest Flirten. Mit ihrer Lebensversicherung. Sauber.
    Die Jacke in der Zwischenzeit provisorisch gefaltet, schob die Asari diese von ihrem Schoß, direkt neben ihre Schusswaffe, die zuvor ihren Platz neben der Soldatin auf dem Boden gefunden hatte. Weit von den Fingern des Glühwürmchens entfernt.
    „Erzähl mir von Weihnachten.“
    Etwas ungünstig formuliert, brachte die Asari die Frage hervor, die keine wirkliche Frage war. Gedanklich schon wieder mit sich ringend, ob es wirklich so schlau war mit der Geisel zu kommunizieren.
    Andererseits konnte sie aber auch schlecht ihr Omnitool herauffahren und den nächsten Zug planen, um diesem Keller zu entkommen, sich vor der E-Sec zu verstecken und gleichzeitig noch ihr Ziel ausfindig zu machen. Vielleicht würde das Mädchen ja müde werden. Wenn die Kleine schlief, wäre es hoffentlich kein Problem sich der Lösung ihrer Lage zu widmen.

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  4. #64 Zitieren
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    „Und mein Geschenk zu Weihnachten von dir ist meine eigene Jacke, oder die Tatsache, dass du mir hier in der Kuschelecke Gesellschaft leistest?“
    Delia warf der Asari einen giftigen Blick zu und bereute es schon, sich stattdessen nicht einfach auf die Jacke zu setzen, einmal schön in den Jahre alten Dreck und mehrmals darauf zurechtrücken. Das hatte sie davon, dass sie einen Moment nett gewesen war, obwohl sie ja wirklich keinen Grund dazu hatte.
    Das Zwinkern der Blauen bewirkte nur ein leises Schnauben, auch wenn Delia sich bemühte nicht zu bemerken, dass sie vielleicht ein wenig beleidigt war, dass ihre nette Geste so platt abgetan wurde. Dann halt nicht.
    Wie schon so häufig an diesem Tag verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte an die Wand gegenüber, bis die nächsten Worte der Asari an sie heran kamen: „Erzähl mir von Weihnachten.“
    Diesmal schnaubte Delia laut, lachte sogar kurz spöttisch auf und wandte dann den Blick von der Wand und sah der Asari fest in die Augen: "Eine gute Idee, ich erzähle meiner Entführerin etwas über das Fest der Nächstenliebe." Zorn blitzte in ihren Augen auf.
    "Du hast doch keine Ahnung was das Fest bedeutet. Die ganze Familie kommt zusammen, das ist wichtig, vor allem wenn man sich nur selten sieht. Es gibt ein großes Festessen, wir kochen immer alle zusammen im Restaurant. Überall leuchten Kerzen und Lichter, die ganze Stadt ist ruhig und friedlich, alle Menschen", sie betonte das letzte Wort absichtlich, "sind nett zueinander und gut gelaunt."
    Sie ließ den Blick von der Asari ab, lehnte den Kopf an die Wand und sah an die Decke. "Den Menschen, die man gerne hat, kauft man Geschenke, um ihnen eine Freude zu machen, um ihnen zu zeigen und zu sagen, dass man sie lieb hat, dass man sich freut, dass man sie hat."
    Sie drehte ruckartig den Kopf wieder zu der Asari und funkelte sie erneut wütend an: "Und am Vorabend, an dem ich meinen Bruder nach Monaten endlich wieder sehe, kommst du auf die Idee, es wäre doch lustig, mich zu entführen! Soviel zum Fest der Liebe und 'Besinnlichkeit'." Sie rümpfte die Nase. "Danke schön."
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  5. #65 Zitieren
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    Für einen Moment lang war die Asari tatsächlich überrascht. Warum eigentlich, hätte sie doch mit der bockigen Reaktion rechnen sollen. Etwas anderes zu erwarten war wohl noch etwas zu früh, wenn nicht sogar gänzlich nur Wunschdenken. Wer hätte es dem Glühwürmchen auch verübeln sollen?
    Wäre Avil noch ein Kind und hätte irgendein zwielichtiger Kerl sie entführt, wäre sie doch sicher auch nicht gerade die Nettigkeit in Person gewesen. Nicht, dass sie das ohnehin nie war. Aber sie versuchte zumindest etwas Gutes aus dieser verfahrenen Sache zu ziehen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie kein zwielichtiger Kerl war.
    Sie selbst hätte sicher nichts dagegen gehabt, von einer nicht gerade unattraktiven Asari mitgezerrt zu werden, wenn sie so darüber nachdachte.
    Aber ... das war wohl etwas, was jeder anders sah. Vor allem jemand, der es sicher nicht gewohnt war überhaupt mal ein Wiederwort zu bekommen, geschweige denn zu wissen wie es war den ganzen Tag lang nur von zwielichtigen Kerlen umgeben zu sein.
    Die Augen der Soldatin verengten sich ein wenig, doch vermied sie sich zu offensichtlich ansehen zu lassen, dass ihr die Antwort des Mädchens nicht gerade zusprach.
    Pfah! Natürlich hatte sie keine Ahnung! Sonst hätte sie doch nicht erst nach diesem Fest gefragt, oder?
    „Nun, wie gut das ich kein Mensch bin, hm?“
    Ihr war die Betonung des Wortes nicht entgangen, weshalb sie es sich nicht nehmen lies es ihrer Geisel gleichzutun. Sie konnte auch bockig sein! Sogar untermalt von einem noch finstereren Blick und dem Schnalzen ihrer Zunge.
    „Und wie lustig diese Idee war, siehst du mich nicht lachen?“
    Rein rhetorische Frage natürlich, obwohl sie es sich nicht nehmen lies sich dabei mit dem Finger auf ihre starre Mine zu deuten. Es war wohl doch keine so gute Idee sich auf ein Gespräch einzulassen, konnte sie doch kaum mehr erwarten als noch mehr Geschnaufe, wie sie ohnehin bereits zu hören bekam.
    „Okay.“
    Schnell setzte sie nach ihrer letzten Frage wieder an, um sich die garstige Antwort darauf zu ersparen.
    „Wenn ihr Menschen euch so gern' habt, warum braucht ihr dann einen Anlass um einander etwas zu schenken? Wenn ich jemanden zeigen will, dass ich ihn liebe und mich darüber freue, dass er an meiner Seite ist, dann tue ich das. Unabhängig vom Tag. Oder brauchen die Menschen dafür eine Rechtfertigung?“
    Abermals betonte sie das Wort hörbar. So schnell würde der Vergleich ihrer beiden Spezies wohl nicht aufhören.
    Gedanklich wanderte die Asari noch einmal ein Stück zurück. Festessen? Kochen im Restaurant? Das hörte sich gut an, vor allem wenn man so unsagbar hungrig war, wie sie. Was würde sie jetzt nicht alles für ein saftiges Spacekuh-Steak geben?

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  6. #66 Zitieren
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    Natürlich hatten ihre leidenschaftlichen Ausführungen die Asari kein Stück berührt. Was bei so einer verrohten Jägerin wohl auch kein Wunder war.
    „Nun, wie gut dass ich kein Mensch bin, hm?“
    "Ja ...", murrte Delia zurück, weiterhin mit giftigen Blicken bewaffnet. "Was für ein Glück ich doch habe." Der Sarkasmus troff schier aus diesen Worten heraus und sammelte sich in dem Teich aus Sarkasmus, der sie beide umgeben musste. Es war ein ermüdendes Hin und Her zwischen ihnen und Delia sah kein Ende. Zumindest nicht, wenn die Blaue sich nicht entschloss ihre Geisel gehen zu lassen oder sie zu erschießen - oder durch ein Wunder doch noch E-Sec auftauchte.
    Sie hatte doch beschlossen, die Asari zu ignorieren? Wieso nur gelang es ihr nicht? Sie sollte hier steif sitzen und warten, bis das Ganze sein Ende fand, wie immer es aussehen mochte.
    „Wenn ihr Menschen euch so gern' habt, warum braucht ihr dann einen Anlass um einander etwas zu schenken? Wenn ich jemandem zeigen will, dass ich ihn liebe und mich darüber freue, dass er an meiner Seite ist, dann tue ich das. Unabhängig vom Tag. Oder brauchen die Menschen dafür eine Rechtfertigung?“
    Delia schluckte das "Gar nicht wahr!", das ihr aus Prinzip auf den Lippen lag, hörbar herunter. Für einen Moment war sie tatsächlich wie vor den Kopf gestoßen, als sie erahnte, dass die Asari hier etwas angesprochen hatte, was ihr selbst bisher nie in den Sinn gekommen war. Sie merkte zu spät, dass ihr der Mund leicht offen stand, nachdem er die spontane Antwort nicht hatte geben dürfen und klappte ihn hastig zu, während sie den Blick auf die seitlichen Regale richtete.
    Entwaffnet, sie fühlte sich regelrecht entwaffnet. Auf irgendeine Art und Weise hatte die Asari ihr alle Vorwürfe zunichte gemacht. Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus und Delia wollte gar nicht wissen, was die Asari gerade dachte. Sicherlich genoss sie voller Wonne ihren Triumph.
    "So ist das nicht", sagte sie schließlich leise und fügte dann nach einer weiteren Sekunde hinzu: "Nicht für mich."
    Sie holte tief und geräuschvoll Luft, um den plötzlich aufwallenden Gefühlen Herr zu werden. "Ich liebe meine Familie und für mich ist das eine der seltenen Gelegenheiten, sie zu sehen. Mir ist Weihnachten so wichtig, weil es für mich so wenige Gelegenheiten gibt, ihnen zu zeigen, wie gern ich sie habe." Sie sprach weder giftig noch sarkastisch, sondern leise und von den Gedanken an ihre Familie bewegt. Es war ihr in diesem Moment egal, dass die Person neben ihr ihre Entführerin war, es war ihr plötzlich einfach nur wichtig zu erklären, dass sie nicht einer dieser oberflächlichen Menschen war, die aus gesellschaftlichem Druck handelten. So war sie nicht.
    Stattdessen war sie plötzlich müde. Der anstrengende Tag, die Aufregung ihrer Anreise, der Schock der Entführung, die Anstrengungen des Kampfes und der Wortgefechte, forderten ihre Tribut und müde rieb sich Delia mit den Händen übers Gesicht, zog die Knie an und stützte die Ellbogen darauf, während sie die Hände im Nacken faltete und den Kopf senkte. Mit geschlossenen Augen atmete sie erneut tief ein um einen Gähner herunterzuschlucken. Wo mochte das hier nur hinführen?
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  7. #67 Zitieren
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    Sie war keine gefühlstote Entführerin, die Genugtuung daraus zog anderen wehzutun, okay? Dieses junge Ding so sprechen zu hören, mit gebrochener Stimme – was natürlich auch Einbildung der aufwallenden Schuldgefühle wegen sein konnte – brach ihr fast das Herz.
    Natürlich nur fast.
    Ganz so naiv war sie natürlich nicht auf diese Masche hereinzufallen. Vielleicht war es auch gar keine Masche, aber davon musste sie zwingend ausgehen, um zu verhindern ihre Lebensversicherung ihrer Sanftmütigkeit wegen gehen zu lassen.
    Das war alles ein perfider Plan, nur um ihr Mitleid zu erregen. Ein perfider Plan, einer scheinheiligen Schwindlerin.
    Herrje, was machte sie sich eigentlich vor?
    Fast schon zu einer leidenden Mine verzog die Asari ihr Gesicht, massierte sich mit den langen Fingern die Schläfe und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie hatte wirklich Mitleid mit dem Mädchen. Verdammt.
    „Was für ein witziger Zufall, dass gerade in so einer Zeit dann eine böse Entführerin kommt, um dich von deiner Familie wegzuschleppen.“
    Fast schon verlegen lachte sie.
    Was sollte das? Versuchte sie witzig zu sein?
    Wow, eigentlich war das einfach nur noch peinlich. Urgh. Schnell musste sie sich etwas einfallen lassen, damit das Glühwürmchen nicht auf die Idee kam ihr aus diesen wirklich unsinnigen und beschämenden Worten eine Schlinge zu drehen. Je leiser die Worte des Mädchens waren, desto stechender war der Schmerz der daraus geformten Klinge in ihrem Rücken. Schuldgefühle waren schon eine echt doofe Sache.
    Bei dr Göttin, wie konnte dieser kleine Wortkrieg nur in so kurzer Zeit solch eine Wendung annehmen? Irgendwie mochte sie es ja fast schon mehr, wenn die Rothaarige mit Gift spritzte. Das machte die ganze Entführungssache irgendwie einfacher.
    „Vergiss es.“
    Okay, das war der falsche Anfang. Irgendwie klang das eher nach einem trotzigen Konter auf eine unangenehme Frage. Zumindest nicht die Reaktion, die sie geben wollte.
    „Was ich sagen will ... Ich ...“
    Die fehlenden Worte, die ihr einfach nicht einfallen wollten, machten die Sache nicht gerade besser. Super. Wenn sie ihr knallhartes Soldatenimage nicht schon längst mit all den unzähligen Fauxpas zuvor ruiniert hatte, dann tat sie es in diesem Moment mit ihrem sinnfreien Stottern.
    „Es tut mir leid, okay?“
    Sie war mit Abstand die schlechteste Entführerin in der Geschichte aller Entführungen. Seit wann entschuldigte man sich denn bei der Geisel?
    Aber wie konnte sie es auch nicht, war es doch kaum zu ertragen, wie sehr sie die ganze Sache vermasselt hatte. Opfer bringen? Wie sollte sie das jemals können, wenn sie es nicht einmal schaffte eine Biotikerin zu entführen, um ihr eigenes Leben zu schützen?
    Vielleicht ... Ja, vielleicht war das ja sogar ein gutes Training.
    Seufzend fuhr sie sich über die asaritypischen Unebenheiten am Hinterkopf, kniff die Augen noch etwas mehr zusammen und bleckte die Zähne.
    „Wenn das hier alles vorbei ist, lasse ich dich gehen. Dann steht der Zeit mit deiner Familie nichts mehr im Weg, dafür werde ich sorgen.“
    Nur leise sprach sie die Worte, dem Verlangen nachgebend diese stimmlich zu formen, aber hoffend nicht gehört zu werden.

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    BlackShial ist offline Geändert von BlackShial (15.01.2017 um 16:18 Uhr)

  8. #68 Zitieren
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    Delia verharrte in ihrer Position, den Kopf auf die Knie gebettet, die Hände im Nacken wie zum Schutze verschränkt, die Augen geschlossen. Im Moment schien aller Kampfgeist der Müdigkeit gewichen zu sein, und so fühlte sie sich schutzloser als zuvor, als die Waffe an ihre Schläfe gedrückt worden war. Dass für sie keine unmittelbare Gefahr bestand, war ihr zwar irgendwo in ihrem Kopf klar, doch verlor die Situation der Entführung deshalb noch lange nicht an Bedrohlichkeit. Die Pistole, die schiere Wucht der biotischen Kräfte ihrer Entführerin, die ihr vermutlich auch körperlich überlegen war, schwebte über ihr wie ein Damoklesschwert. Und sie war es müde, zumindest jetzt im Moment, ihre Augen stetig darauf zu richten.
    „Was für ein witziger Zufall, dass gerade in so einer Zeit dann eine böse Entführerin kommt, um dich von deiner Familie wegzuschleppen.“
    Ein halbherziges Lachen folgte, doch dass ihre Entführerin der Sache vielleicht ähnlich müde war, kam Delia im Moment nicht in den Sinn. Stattdessen schaffte sie statt des Schnaubens, das sie an diesem Abend so häufig als Antwort genutzt hatte, immerhin ein hörbares, resigniertes Seufzen. „Vergiss es.“
    "Ja, vergiss es einfach. Was willst du mir schon sagen?", dachte Delia und wünschte, die Asari würde einfach den Mund halten und sie eine Weile schlafen lassen. Und möglichst nicht im Schlaf abknallen oder zerreißen. Oder am besten einfach gehen.

    „Was ich sagen will ... Ich ... Es tut mir leid, okay?“
    Das war neu, und für einen Moment hielt Delia überrascht den Atem an. War sie eingeschlafen und träumte? Man sagte doch, man träumt von dem, was man sich wünscht? Aber wäre sie dann nicht gerade jetzt ganz woanders? Unwillkürlich kitzelte es in ihrem Nacken und aus einem banalem, ihr unbekanntem Grund bildete sich sanft Gänsehaut auf ihren Armen, als die Asari so leise fortfuhr, dass Delia es beinahe nicht gehört hätte: „Wenn das hier alles vorbei ist, lasse ich dich gehen. Dann steht der Zeit mit deiner Familie nichts mehr im Weg, dafür werde ich sorgen.“
    Wieder stoppte Delias Atembewegung, die Hände in ihrem Nacken verkrampften sich überrascht, während sie schlagartig die Augen öffnete und auf die Dunkelheit ihrer Beine starrte. Sie MUSSTE träumen, wie sonst ließ sich diese völlig absurde Situation gerade erklären?
    Langsam löste Delia eine Hand aus ihrem Nacken, drehte den Kopf so, dass nun die Schläfe auf den Knien lag und schob ihr rotes Haar beiseite, sodass sie das blaue Alien ansehen konnte. Sie musterte sie aus grau-grünen Augen eine ganze stille Weile, eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen, eine Mischung aus fragendem und verwirrtem Blick. Ihr Blick huschte mehrmals über die stolzen Gesichtszüge der Asari, auf der Suche nach einer Erklärung oder irgendetwas, was ihr Klarheit in dieser spätestens jetzt völlig absurden Situation verschaffen konnte.
    Noch vor einer Stunde hätte sie um sich geworfen mit giftigen Bemerkungen, Sarkasmus und ungläubigem Schnauben, doch jetzt fühlte sie sich nicht nur erschöpft, sondern von einem unerwarteten Schlag getroffen, der sie merkwürdigerweise noch mehr ins Wanken brachte. Ganz zu schweigen von der Frage, was sie jetzt bitte dazu sagen sollte? Danke? Danke dass du mich entführt hast, mich biotisch durch den Raum geschleudert und grob herumgescheucht hast, während du mir eine Pistole an den Kopf gehalten hast?
    Stattdessen überraschte sie sich selbst, als sie - ohne den Blick von den seltsam blau-violetten Augen zu wenden - leise fragte: "Was meinst du mit 'das alles'?"
    Und nach einer Sekunde fügte sie, nun wacher, hinzu, denn ein kleiner Teil in ihr ahnte, dass vielleicht mehr dahinter steckte: "Du kannst es jederzeit beenden, also wofür brauchst du mich?"
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    Selbst in Gedanken fing die Asari an zu stottern, unfähig verständliche Sätze zusammenhängend zu formulieren. Die zwei kleinen Fragen des Mädchens brachten sie völlig aus der Bahn, hatte sich sich doch eher auf ein abfälliges Schnaufen als Antwort eingerichtet, oder einfach nur einem leisen Atemgeräusch, weil sie bereits eingeschlafen war.
    Das Glühwürmchen wirkte müde – wer konnte es ihr auch verübeln? Avil ging es kaum anders – was wohl offensichtlich dazu geführt hatte, dass die Soldatin ohne groß darüber nachzudenken ihrer Sorge hatte Stimme verleihen können.
    Noch konnte sie sich nicht entscheiden, ob es gut war, dass sie gehört wurde oder eben nicht. Der Zwiespalt in ihr nahm immer mehr Form an, hin- und hergerissen zwischen professionellem Verhalten einer angehenden Justikarin und den schreienden Schuldgefühlen eines lebenden, fühlenden Wesens.
    Wunderbar. Sie konnte der kleinen Rothaarigen ja kaum alles offenbaren, was in ihrem Kopf vorging. Was für eine Entführerin würde so etwas machen?
    „Es ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht ...“
    Es wäre einfach gewesen, wenn sie nicht überreagiert hätte.
    Aber genauer betrachtet, wer konnte das so genau sagen? Der beunruhigende Typ – den sie ohne ihre übertriebene Reaktion ja nicht einmal bemerkt hätte – hatte ganz offensichtlich vorgehabt, eine Waffe zu ziehen. Irgendetwas Gutes hatte die Sache also, immerhin zierte noch kein Loch ihren Schädel.
    „Ich bin nicht einfach aus Lust und Laune hier, weil ich Urlaub brauch. Ich hab einen Auftrag, dann lief alles schief und du warst die einzige Möglichkeit in dem Moment, unbeschadet aus der Sache rauszukommen.“
    Oh hey, scheinbar konnte sie ja doch alles offenbaren. Wunderbar! Nicht ...
    Ihrem Plappermaul bewusst werden, verstummte die Asari sogleich, biss sich auf die Unterlippe und fummelte nervös mit den Fingern an ihrer Schusswaffe herum.
    Okay, es war ja nun nicht so, als hätte sie der Biotikerin damit einen Freifahrtschein erteilt, jederzeit zu verschwinden. Aber nur weil sie Mitleid hatte, würde sie ihr eigenes Leben garantiert nicht aufs Spiel setzen.
    Seufzend versuchte sie die Ungewissheit aus ihrer Stimme zu vertreiben. Es war nicht hilfreich zu zeigen, dass sie all das wirklich bereute.
    „Also: wofür ich dich brauche? Um am Leben zu bleiben. Immerhin gibt es auf diesem Planeten etliche Leute, die mich gern tot sehen würden. E-Sec, Drogendealer, verrückte Ganganführer, dein Bruder ...“
    Der kesse Ton in ihrer Stimme bröckelte hörbar, dennoch versuchte sie die Fassade mit ihrem festen Blick aufrechtzuerhalten.
    Bei der Göttin ... Hatte man dem Mädchen jemals gesagt, was für schöne Augen sie eigentlich hat?
    Urgh! Moment. Falscher Augenblick, um über so etwas nachzudenken. Gänzlich falscher Augenblick.
    Schnell wandte Avil den Blick ab, holte tief Luft und schüttelte dann den Kopf. Nein, sie würde jetzt nicht darüber nachdenken, woher diese unpassenden Gedanken kamen. So weit würde sie es gar nicht kommen lassen.

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    Delia wusste nicht, was sie erwartet hatte.
    Eigentlich gar nichts, die Fragen waren ihr schließlich eher von den Lippen gehüpft als in vollem Bewusstsein und mit voller Absicht an die Asari gerichtet. Tausend mögliche Reaktionen standen der Blauen offen: ihre Geisel zu töten oder bewusstlos zu schlagen, um den schlimmsten Fall zuerst zu nennen. Zu leugnen, zu schimpfen oder zu beleidigen war da wahrscheinlicher, oder einfach nur eine weitere giftige, zynische oder sarkastische Antwort am wahrscheinlichsten.
    Wenn Delia mit etwas gerechnet hatte, dann eine der gerade genannten Möglichkeiten.
    Nicht aber mit der Wahrheit.

    Die Wahrheit eiste die Zunge des rothaarigen Mädchens an ihren Gaumen. Überrascht von den Worten der Asari schwieg sie, hielt den Blickkontakt aufrecht und versuchte die Frau neben ihr einzuschätzen.
    „Ich bin nicht einfach aus Lust und Laune hier, weil ich Urlaub brauch. Ich hab einen Auftrag, dann lief alles schief und du warst die einzige Möglichkeit in dem Moment, unbeschadet aus der Sache rauszukommen.“
    Ein Auftrag? Was war sie? Asarisches Militär? Schmugglerin? Attentäterin? Aufgrund ihrer Situation hätte Delia auf einen kriminellen Hintergrund getippt, aber war sie dafür nicht etwas zu diszipliniert? Also asarisches Militär. Doch nichts zog so jemanden nach Elysium, und Angehörige des Militärs sollten doch besser trainiert sein und keine Entführung im Affekt begehen.
    Also was war sie?

    „Also: wofür ich dich brauche? Um am Leben zu bleiben. Immerhin gibt es auf diesem Planeten etliche Leute, die mich gern tot sehen würden. E-Sec, Drogendealer, verrückte Ganganführer, dein Bruder ...“
    Delia atmete hörbar aus, und ihr fiel jetzt erst auf, dass sie die Luft angehalten hatte. Die Asari hielt den Blickkontakt für einen Moment aufrecht und wandte dann das Gesicht hab.
    Das war ungewöhnlich, die Luft prickelte aufgrund der angespannten, merkwürdigen Situation. Und die junge Menschenfrau sog die Luft ein, denn sie hatte erneut aufgehört zu atmen und ihre Lunge schnappte nach Luft. Das abgewandte Gesicht der Asari gab den Blick auf ihren seitlichen Kopf frei, die geschwungenen ... Tentakeln, oder wie sie es nannten, auf eine Physiologie gleichzeitig menschlich und unmenschlich zugleich.
    Auf Delias Unterarmen bildete sich Gänsehaut, sie war schlicht und einfach mit der Situation überfordert.
    Bis gerade war es einfach gewesen, auf ihre Entführerin wütend zu sein und sie abzulehnen, sie sogar zu fürchten.
    Jetzt war sie unangenehm menschlich geworden. Die Tatsache, dass die Asari nicht aus purer Böswilligkeit willkürlich eine Frau entführt hatte, hätte ihr sicherlich vorher bewusst sein müssen, aber so war es einfacher gewesen. Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Täter und Opfer.
    Jetzt verschwamm diese Grenze ein wenig und zu Delias Unwillen machte sich ein wenig Verständnis in ihrem Kopf breit.

    "Verstehe."
    Das Wort kam durch ihre Lippen ohne dass sie es wollte und sie hätte sich ohrfeigen können, biss sich stattdessen aber auf die Unterlippe. Sie schmeckte Blut, als sich die Wunde von ihrem Kampf dadurch wieder öffnete.
    Sie fühlte sich ein wenig entwaffnet. Sarkasmus und spitze Bemerkungen waren ihre Waffen in diesem Kampf gewesen, und sie hatte Mühe, sie jetzt nicht zu verlieren. Sie waren die einzigen die sie hatte. Ihre Biotik war hier unnütz, egal wie stark sie angeblich für einen Menschen sein mochte.

    Schweigen breitete sich in dem dreckigen Kellerloch aus, und irgendwo roch es nach rostigem Wasser, während es draußen ruhig zu sein schien. Keine E-Sec-Sirene, keine Stimmen oder Schritte. Rettung kam nicht, und es beunruhigte sie weniger als es sollte. Doch sie hatte das unbestimmte Gefühl, nicht in unmittelbarer Gefahr zu sein.
    Delias Blick glitt erneut über die Gestalt der Asari, versuchte auszumachen, was für eine Person da neben ihr saß, wie sie reagieren, was sie tun sollte. Aber sie hatte das Gefühl, irgendetwas sagen zu müssen. Sie hob den Kopf von den Knien und lehnte ihn nach hinten an die kalte Wand. Die letzten Worte der Asari schwirrten in ihrem Kopf und lenkten ihre Gedanken zu Matt. Hoffentlich ging es ihm gut und er war nicht schwer verletzt worden. Matt war nie der Typ für Prügeleien gewesen, das hieß aber nicht, dass er sich nicht wehren konnte.
    "Ich glaube nicht, dass Matt dich töten würde."
    Das war keine Lüge.
    "Ich hoffe nur, er ist okay."
    Auch das nicht.
    "Ich mache mir Sorgen."
    Und das erst recht nicht.
    Sie starrte an die Decke über ihr, zählte die Spinnen und feuchte Flecken, betrachtete das Muster der Spinnweben.
    Und dann fügte sie ganz leise hinzu: "Wenn ihm etwas geschieht, mache ich dich dafür verantwortlich."
    "Never be cruel, never be cowardly.
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  11. #71 Zitieren
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    Das anfängliche Schweigen hatte der Asari fast den Verstand gekostet. Zu viel Zeit, um über das nachzudenken, was sie gesagt hatte. Zu viel Zeit sich auszumalen, was das Glühwürmchen alles mit dem neuen Wissen planten konnte um ihr zu entwischen. Zu viel Zeit, um sich der unnötigen Sympathie gewahr zu werden, die sie anfing dem Mädchen gegenüber zu entwickeln.
    Zu viele Gedankengänge, um das einfache Wort fast schon zu überhören, welches von den zarten – sicher auch unsagbar süßen – Lippen der Rothaarigen glitt. Ganz zu schweigen von der Masse an unnötigen Einwürfen, die ihre Gedankenspirale nur noch weiter ins wanken brachte. Wo auch immer die eigentlich herkamen.
    Sie verstand es also. Okay. Das war gut, nicht wahr?
    Fast schon erlaubte sie es dem zermarternden Brummkreisel in ihrem Kopf sich eine Pause zu gönnen, wäre da nicht der Schwall an neuer Paranoia über sie hereingebrochen, der mit diesem Wort ausgelöst wurde.
    Wollte das Mädchen ihre Entführerin in Sicherheit wiegen? Wollte sie so tun, als würde sie es gutheißen, was sie getan hat, nur um ihr dann später in den Rücken zu fallen?
    Wie weit würde ein Mensch gehen, um seine Freiheit so bald wie möglich wiederzuerlangen?
    Der Witz an der ganzen Sache war, dass die Kleine bei all den Verschwörungstheorien die Avil sich ausmalte, eine deutlich bessere Justikarin abgeben würde als sie selbst.
    Nicht, dass sie die perfekte Anwärterin für diesen Posten war – so gern sie ihn auch wollte – aber das war vollkommeneer Varrenmist, oder? Das Glühwürmchen war verängstigt und versuchte wohl einfach die Situation zu verstehen, in der sie stecke. Und sich zu vergewissern, dass sie auch lebend aus der Sache rauskam. Das war alles, nicht wahr?
    Vielleicht sollte die Soldatin wirklich einfach nur einmal alle Zweifel von sich schieben und die Sache so angehen, wie es ihr Plappermaul die ganze Zeit schon tat. Gerade heraus, komplett ohne nachzudenken und vor allem ehrlich.
    Sie würde kaum draufgehen, wenn sie versuchte das Beste aus der Sache zu machen, nicht wahr?
    Die Kleine war ein einfaches Mädchen – mal abgesehen von ihren biotischen Fähigkeiten, die für ihr Alter nicht zu verachten waren. Keine Puppenspielerin, die alle für sich einnahm um zu bekommen, was sie will. Keine Gesetzlose, die es sich zum Beruf machte ahnungslose Opfer auszurauben und dann abzustechen. Kein Drogenjunkie, der seine eigene Familie verkaufen würde für den nächsten Schuss. Keine Möchtegernagentin, die überzeugt davon war eine Meisterintrigantin zu sein und außerdem an Magersucht litt ...
    Einfach nur ein junges Ding, das zur falschen Zeit am falschen Ort war und nun versucht zu überleben. Und außerdem für einen Menschen die schönste Haarpracht besaß, welche die Asari jemals gesehen hatte.
    Innerlich fluchend den Drang unterdrückend einfach die Hand auszustreckend und ihre Hand in dem seidigen Rot versinken zu lassen, atmete Avil hörbar aus.
    Der Stich folgte auf dem Fuße.
    "Wenn ihm etwas geschieht, mache ich dich dafür verantwortlich."
    Alles in der Blauen zog sich zusammen und sie unterdrückte jegliche Geräusche, als sie scharf sie Luft einzog. Der fahle Geschmack der Schuld ließ ihren Mund austrocknen und betäubte ihre Zunge.
    Da war sie nun, die böse Entführerin, die das Leben des Bruders ihres Opfers fast schon geopfert hatte, um ihr eigenes zu retten. Dabei spielte der Versuch, ihm einen Vorteil mithilfe ihrer Biotik zu verschaffen nur eine kleine Nebenrolle in dem tragischen Melodrama, welches auf der brüchigen Bühe in ihrem Hinterkopf gespielt wurde.
    Er hatte sich auf den Angreifer geworfen um seine Schwester zu beschützen. Und sie? Sie hatte ihn als Ablekung genutzt um so schnell es ging zu fliehen.
    Sie war ein Monster.
    „Haha ...“
    Das Lachen fast schon bei dem Versuch ihren Mund zu befeuchten verschluckend, ließ die Asari ihren unsicheren Blick durch den Keller schweifen. Einzig und allein um jeglichen Blickkontakt zu vermeiden.
    Sie schluckte. Danach schluckte sie nochmals.
    „Hast du gesehen, wie er den Schlag von dem Typen weggesteckt hat? Ohne mit der Wimper zu zucken!“
    Also wenn es so gewesen war, hatte Avil es auf jeden Fall nicht gesehen. Aber im Nachhinein konnte sie es auch gern auf das Adrenalin schieben, dass ihre Sicht hat verschwimmen lassen.
    Einfach weiter im Text, ohne darüber nachzudenken, wie es wirklich gewesen war und die Tatsache überspielend, dass der Kerl mit der Knarre wahrscheinlich mit Schlägereien aufgewachsen war.
    „Ich wette dein Bruder hat ihn sofort auf die Bretter geschickt, kaum das wir draußen waren. Keine Ahnung wie er sonst so drauf ist, aber auf mich wirkt er wie ein verdammt taffer Kerl.“
    Sie durfte auf keinen Fall zu unsicher wirken, andernfalls würde es dem Mädchen zu schnell auffallen, dass sie absolut keinen blassen Schimmer hatte, was der junge Mann zu bieten hatte. Sie war ohnehin immer furchtbar schlecht darin gewesen Aliens einzuschätzen – andernfalls hätte sie wohl kaum eine Biotikerin entführt – aber ein Familienmitglied einzuschätzen, dass einfach aus Affekt gehandelt hatte? Keine Chance.
    Alles was sie mit Sicherheit hätte sagen können, war die Tatsache, dass der Kerl seine Schwester wirklich lieben musste. Mehr noch als sein eigenes Leben.
    Für einen kurzen Augenblick lies sie die Bewunderung dem Menschen gegenüber zu, rief sich dann aber wieder ins Gedächtnis, wie leichtsinnig es doch gewesen war, sich jemanden mit einer Waffe zu stellen.
    Nur sachte presste sie die Lippen aufeinander, um endlich den Wortfluss zu unterbrechen, wollte sie immerhin versuchen den Blick der Rothaarigen mit dem ihren einzufangen. Nichts anmerken lassen.
    „Er ist ganz sicher unverletzt und putzmunter. Und garantiert im Augenblick in der Stadt unterwegs um dich aus meinen Fängen zu retten.“
    Okay, das war nun weniger an den nicht vorhandenen Haaren herbeigezogen, wie die vorherige Lobpreisung. Und ganz ehrlich? Sie hoffte ebenfalls, dass es diesem Matt gut ging. Für ihre Geisel sogar mehr noch als für ihr eigenes Seelenheil.
    Gerade heraus, komplett ohne nachzudenken und vor allem ehrlich, hm? Na zumindest einen Teil davon bekam sie gut hin. An der Ehrlichkeit musste sie noch arbeiten.
    Aber was ließ man sich nicht alles einfallen, um diesen großen Augen die Sorge zu nehmen ...

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    Delia betrachtete intensiv einen grünen Fleck an der Decke, der sie an einen Kroganer erinnerte: groß, massig, Zacken am Rücken ... Moment, hatten Kroganer Zacken am Rücken? Das Fernsehen zeigte sie selten von hinten, geschweige denn ohne Rüstung. Die Akademie sollte Alien-Kunde einführen ...

    Herrje Delia, bleib beim Thema!

    Das zögerliche, falsche Lachen der Asari hatte Delias Gedanken zurückgeholt, die nur zu bereitwillig von ihrem Bruder entflohen waren.
    „Hast du gesehen, wie er den Schlag von dem Typen weggesteckt hat? Ohne mit der Wimper zu zucken!“
    Ja, das hatte sie - und es hatte ihr fast mehr Schmerzen bereitet als der biotische Schlag, den die Asari ihr einige Stunden später versetzt hatte. Unter anderen Umständen wäre sie andererseits etwas stolz auf ihn gewesen, denn er war tatsächlich stehen geblieben, wie am dreckigen Boden der Bar festgeklebt. Ohne auch nur die Hand zur Wange zu heben und nach der schmerzenden Stelle zu tasten.
    Natürlich war er voller Adrenalin gewesen, Delia wusste selbst, dass man dann kaum bis keine Schmerzen spürte. Wie oft sie beim Biotiball Schläge, Zusammenstöße und Stürze eingesteckt hatte und einfach weitergemacht hatte - nur um viel später am Abend die blauen Flecken und Prellungen zu zählen - konnte sie nicht zählen. Es war ein einfacher Schutzmechanismus des Körpers, von dem sie hoffte, dass er Matt nicht mehr Schaden zugefügt hatte. Ein betrunkener, gewalttätiger Kerl wie der in der Bar ließ sich sicherlich schnell dadurch provozieren, dass sein scheinbar schwächlicher Gegner einfach nicht umfallen wollte.
    „Ich wette dein Bruder hat ihn sofort auf die Bretter geschickt, kaum das wir draußen waren. Keine Ahnung wie er sonst so drauf ist, aber auf mich wirkt er wie ein verdammt taffer Kerl.“
    Wie passend sie gerade der Kroganer-Fleck an der Decke angrinste. Tougher Kerl ... das war er sicherlich gewesen. Sie erinnerte sich an den Abend, an dem ihre unkontrollierten Entladungen ihn quer durch das Restaurant geschleudert hatte. Er hatte sich bis auf einige Prellungen und einen Brummschädel nichts getan, und hatte sie lächelnd in den Arm genommen, als sie erschrocken zu ihm gelaufen war.
    Matt steckte entschieden zu viel ein für seine kleine Schwester. Delia schluckte, doch der Kloß der sich in ihrem Hals bildete, wollte nicht weichen.
    „Er ist ganz sicher unverletzt und putzmunter. Und garantiert im Augenblick in der Stadt unterwegs um dich aus meinen Fängen zu retten.“
    Delia schluckte erneut.
    Ein Teil von ihr hoffte, er war unterwegs um sie zu retten, ein anderer Teil hoffte, dass er vernünftig war und sich an E-Sec wandte. Sie war sich nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn er hier auftauchte. Falsch, sie war nicht sicher wie die Asari reagieren würde ... und wie sie selbst es ertragen sollte, erneut zu sehen, wie ihr Bruder Prügel kassierte. Denn die Blaue war ein ganz anderes Kaliber als ein schmieriger Kleinkrimineller. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn in einer blauen Wolke durch die Gegend fliegen und in bester Filmmanier die Regale des Kellers abräumen.

    Der verfluchte Kloß drängte nach oben, doch mit mehrmaligem Schlucken und einem gründlichen Räuspern hatte Delia ihn schließlich halbwegs unter Kontrolle.
    "Er ist Koch."
    Welch unnütze Information, noch dazu eine dumme. Sie war dumm, ihrer Entführerin zu sagen, dass ihr Bruder im Grunde keine Bedrohung war.
    Sie hätte sagen sollen, er sei bei der Allianz oder E-Sec, ein Drogenboss, ein galaxisweit bekannter Kopfgeldjäger. So etwas.
    Doch sie hatte der Asari gerade im Grunde gesagt: Ja, halt mich weiter fest, er wird uns eh nie finden und wenn doch, kannst du ihn sanft wegpusten.
    Wie dumm sie manchmal war!
    Und wie schwach sie manchmal war!

    Und da passierte es wieder.
    Doch diesmal traf es nur sie selbst, doch sie spürte das Kribbeln, und das Knistern war unüberhörbar, wie ein Knacken eines Astes in einem dunklen Wald, in dem man sich allein währt. Doch anstatt zurückzuzucken folgte ihrem Körper einem anderen Impuls.
    Mit einem zugegeben recht athletischen Satz war sie auf den Beinen, der linke Fuß aufgestellt, rechts auf ein Knie gestützt. Ihre Augen bohrten sich regelrecht in die so ungewöhnlichen violetten der Asari und für einen Moment schien die Zeit still zustehen, ein Moment in dem Delia verwirrt zur Kenntnis nahm, dass dieses Violett in diesem Licht verflucht schön war ...
    Sie schluckte erneut, schüttelte die Verwirrung ab und überließ ihrem Impuls wieder die Oberhand.
    "Ich schwöre dir, tust du ihm etwas ...", ihre Stimme war etwas brüchig vom Kloß und vor dem Wunsch, ihn zu beschützen, "... zerfetze ich dich eigenhändig in kleine blaue Teile."
    Sie bemerkte gar nicht, wie sich eine kleine heimliche Träne aus ihrem Auge löste, als sie hinzufügte: "Er hat schon genug eingesteckt." Sie hielt den intensiven Blickkontakt aufrecht als sie schließlich noch hinzufügte: "Versprich es mir!"
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  13. #73 Zitieren
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    Koch. Der Kerl war Koch?
    Sie hätte ihn eher für einen ... hm ... Anwalt gehalten. Nein, Moment. Dafür sah er nicht schmierig genug aus. Eher wie einer dieser übereifrigen Bürohengste bei der E-Sec, die man aber nur ungern auf die Straße ließ. Vielleicht auch wie ein Barkeeper. Der nette, gesellige Typ, nicht der grummelige, der einem bei jeder Gelegenheit ins Glas spuckte.
    Irgendwie so etwas halt, aber nicht gerade wie ein Koch. Aber was wusste die Asari schon? Die einzigen Köche, die sie kannte, waren Kroganer und Batarianer. Da passte ein Mensch so oder so nicht wirklich dazwischen. Zu wenig Augen, zu wenig Eier.
    Aber wie es schien, wussten auch die Menschen zu überraschen. Wer hätte immerhin gedacht, dass der unscheinbare Wuschelkopftyp, der sich hinter einem imposanten Fellwuchs versteckte, ein messerschwingender Küchenchef war? Nicht, dass Avil eine besondere Menschenkenntnis besaß. Gar keine, wenn man es genau nahm. Andernfalls würde sie dort mit einer harmlosen Schülerin sitzen, nicht mit einer blauleuchtenden Zeitbombe.

    Wie passend dieser Vergleich gewählt war, erfuhr die Asari auch schon im nächsten Moment. Gerade noch den Mund für eine Antwort öffnend, klappte ihr der Unterkiefer fast komplett herunter. In höchster Alarmbereitschaft suchten die violettblauen Finger der Soldatin den Griff ihrer Schusswaffe, die noch immer neben ihr auf dem Boden positioniert war. Ihr Blick schnellte nach oben, fixierte das Menschenmädchen und versuchte die Gefahr sogleich einzuschätzen, die von ihr oder der Umgebung ausging.
    Bei der Göttin, was stimmte nicht mit diesem Glühwürmchen?! Seit wann war es angebracht in der Gegenwart einer bewaffneten Person einfach aufzuspringen, wie ein aufgeschreckter Pyjak?!
    Für einen Moment lang wusste das Herz der Blauen nicht so recht, in welchem Takt ein gesunder Rhythmus hätte funktionieren sollen, spürte sie dessen Pochen sogar schon in jedem Muskel ihres angespannten Körpers. Das Blut rauschte in ihren Ohren, wenn auch nur für einen kurten Moment. Vollkommen perplex versuchte Avil ruhig auszuatmen und den kurzen Schock dieser wirklich wirklich unglaublich gefährlichen Aktion zu verdauen.
    Jede andere Entführerin hätte ihrem Opfer wahrscheinlich eine Kugel ins Bein gejagt. Oder sogar in den Kopf.
    Vielleicht waren ihre Gedanken etwas drastisch, mahnte sie sich, als sie sich langsam aufrichtete, dabei den Blickkontakt ebenso willentlich wie die Rothaarige aufrechterhaltend. Aber ganz ehrlich? Für einen Moment war ihr das hämmernde Herz fast schon in die Hose gerutscht.
    Und dann? Dann war alles vorbei, was in ihrem Kopf noch hätte herumgeistern können.

    Das seichte Licht im Keller reichte, um das zaghafte Glänzen auf der rosigen Wange der Jüngeren deutlich hervorzuheben. Wie ein Laserpointer eine Katze, zog die kleine Träne jegliche Aufmerksamkeit der Asari auf sich. Gefangen in der leichten Ruflektion, musste sie sich wahrlich anstrengen, um die Worte ihrer Geisel gewahr zu werden. Zwar hörte sie jedes Wort klar und deutlich, trotz der fragilen Stimme ihrer Gegenüber, jedoch brauchte sie einen Moment um den Inhalt wirklich zu realisieren.
    „Ich ...“
    Unsicher fing sie an Worte zu formen, nicht wirklich gewahr was sie überhaupt sagen wollte.
    Nicht, dass die Kleine auch nur den Hauch einer Chance hätte irgendwas in seine Einzelteile zu zerlegen – mochte sie noch so begabt sein für eine Biotikerin – schien ihr die Situation jedoch deutlich unangebracht, solch einer Gegebenheit eine Stimme zu verleihen.
    Es war ausgeschlossen, dass sich die Soldatin nicht wehren würde, wenn man versuchte ihr etwas anzutun. Aber das war nicht die Frage. Das war nicht die Bitte.
    „Ich habe nicht vor, ihm etwas anzutun. Ebenso wenig wie dir ...“
    Und doch reichten ihre Gedanken weit. Was konnte sie nicht alles tun. Was wollte sie nicht alles tun. Mit diesem zerbrechlichen Wesen ...
    Voller unbewusster Erwartungen öffnete sie leicht den Mund, doch kein Wort entwich ihrer trockenen Kehle. Stattdessen fanden ihre Zähne das zartblaue Fleisch, nahmen es gefangen und drangsalierten es sachte.
    Sie blinzelte, versuchte den Blick wieder ein klein wenig zu heben, versagte jedoch kläglich. Der Träne weiterhin folgend, fanden ihre Augen eine noch deutlich angenehmere Ablenkung von der eigentlichen Situation: Lippen, so süß und zart, einladend sie zu küssen.
    Bei der Göttin, wie unangebracht diese Gedanken doch waren. Und wie wenig sich Avil dessen überhaupt bewusst war. Wie in einem Zauber gefangen, vollkommen unfähig noch eine klaren, professionellen Gedanken zu fassen.
    Gut, dass sie ihre Waffe auf dem Boden hatte liegen lassen, hatte sie so beide Hände frei für all die Dinge, die sie tun wollte. Für all die Stellen, die sie berühren wollte.
    Langsam wanderte ihre Linke zu den schlanken Fingern des Mädchens, suchte deren Wärme ebenso, wie sie ihnen Wärme geben wollte. Die Rechte dagegen wanderte herauf, vollkommen von jeglichem Gedanken befreit, der es hätte verhindern können. Alles was sie in diesem Moment wollte, war die Träne von der weichen Wange der Rothaarigen zu streicheln. Oder vielleicht auch einfach nur deren Kopf zu fixieren, damit sie endlich das tun konnte, weshalb sie sich ihr immer weiter wie ein Magnet näherte.
    Avils Blick lag ungebrochen auf den Lippen ihrer Geisel, jegliche warnende Stimme in ihrem Hinterkopf ignorierend beugte sie sich herab. Der magnetischen Anziehung einfach nachgebend.
    „Versprochen ...“
    Nur einem Hauchen glich es, schien fast schon die Wange der Jüngeren zu streicheln, als die Asari deren Hand etwas fester umgriff und sie so näher an sich heranzog.

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  14. #74 Zitieren
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    „Ich habe nicht vor, ihm etwas anzutun. Ebenso wenig wie dir ...“
    Worte, die Delia vermutlich tatsächlich beruhigt hätten, zumindest wenn Delia momentan nicht äußerst sensibel auf alles reagiert hätte.

    Eine kleine Blase Luft löste die Spannung in Delias Brust ein wenig, als die Asari ihr versprach was sie hören wollte - mal abgesehen von dem Funken Zweifel, der ihr versprach, dass dies nur eine List war, um die Situation zu entschärfen. Denn im Grunde genommen - das realisierte Delia gerade - war das eine tickende Zeitbombe. Ihr Gesicht befand sich nicht einmal eine Armlänge von dem Gesicht der Asari entfernt, in Griff- und Schlagweite, mal von den verheerenden Auswirkungen eines Schusses in den Schädel bei dieser Entfernung abgesehen.

    Delia schluckte, wusste, sie sollte gerade anfangen Panik zu schieben, doch irgendwas an diesem Blickkontakt, ihrem aufgewühlten Gefühlsleben voller Sorge um ihren Bruder und Angst um sich selbst und den so unpassenden, sanften Worten der Blauen hielt sie davon ab. Stattdessen hinterließ dieser Cocktail an Emotionen, Gedanken und der herrschenden Atmosphäre ihr Inneres aufgewühlt und verwirrt zurück. Ihr Puls, vermutlich sowieso schon jenseits des Horizontes, beschleunigte sich erneut, ihr Herz schlug ihr bis in den Hals und verschiedenste Gedanken jagten so schnell durch ihren Kopf, dass sie sie im Grunde gar nicht wahrnahm.

    Und dann griff die Asari nach ihrer Hand. Delia zuckte sichtbar und heftig zusammen, der Körper immer noch angespannt wie zum Sprung, so sehr dass es fast schmerzte. Doch der Griff war nicht rüde und fest wie zu Beginn dieses Abends, als die Asari sie fest gepackt und die Waffe an den Schädel gehalten hatte. Dieser Griff war sanft, unerwartet und schmerzlich unpassend sanft. Eine leise Berührung, eine Geste, die Delia nicht erwartet hatte und nicht ertragen wollte. Unwillig und überrascht erstarrte sie, die noch leicht kühle Hand auf der ihren. Delias Blick flog kurz zu den Händen hinab und nahm dann eine weitere Bedrohung aus den Augenwinkeln wahr.

    Eine weitere blaue Hand näherte sich ihr, jedoch auf Augenhöhe, nach ihrem Gesicht ausgestreckt. Nicht zur Faust und zum Schlag gebildet, sondern offen und ruhig. Aber in all ihrer Anspannung und Verletzlichkeit zu bedrohlich für das rothaarige Menschenmädchen.
    Ihre linke Hand schoss nach oben und packte das blaue Handgelenk, das sich ihr immer weiter nähern wollte. Delia zitterte. Anspannung, Furcht, Empörung ... sie wusste nicht, was es war. Sie spürte nur sie musste reagieren. Und beinahe im selben Moment, in dem sie das Handgelenk gepackt hatte, stellte sie den Blickkontakt ein Funkeln in den Augen wieder her, riss ihre Rechte aus der Berührung los und schlug ihrer Entführerin ins Gesicht.

    Das Klatschen hallte in dem kahlen Kellerraum wieder und Delias Herz setzte im selben Moment aus, als sie realisierte, was sie gerade getan hatte.
    Wie wahnsinnig war sie, ihre Entführerin ein weiteres Mal anzugreifen!? Ihre Augen weiteten sich, ihre linke Hand ließ das Handgelenk der Asari los und ihr Körperschwerpunkt verlagerte sich, sodass sie schließlich aus ihrer vorgebeugten Haltung nach hinten kippte und mit ihrem Hintern auf dem kalten Boden landete.
    Ihr Puls raste, Zorn und Angst lieferten sich einen rekordverdächtigen Kampf in ihrem Inneren, während sie erst wütend schnaubte und dann nach Luft japste.
    "Ich ...", krächzte sie und versuchte die nun doch aufkommende Panik zu verdrängen.
    Sie wusste, jetzt konnte alles passieren.
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    Es war … nicht die erhofft sanfte Berührung dieser zartrosafarbenen Lippen, deren magnetische Anziehungskraft sie fast um den Verstand gebracht hatte, die sie in diesem Augenblick spürte. Nicht das Streicheln des süßen Atems auf ihrer Wange, den die Jüngere angehalten hatte. Nicht der erhoffte sachte Griff ihrer Gegenüber, um die wohltuende Zärtlichkeit weiter zu vertiefen.
    Nein, es war nichts von all den Wünschen und Hoffnungen, die Avil in Lichtgeschwinigkeit durch den Kopf geschossen waren, als sie sich ihrer Geisel langsam genähert hatte. Nicht einmal annähernd.

    Die Soldatin hätte keine Antwort gefunden, selbst wenn man ihr mit dem Leben gedroht hätte. War es das laute Klatschen, welches in ihrem brummenden Schädel wiederhallte, wie ein Echo in den Bergen von Sanves? Oder war es der stechende Schmerz ihrer Linken Gesichtshälfte, die zweifellos eine ungesunde Farbe angenommen haben musste? Wahrscheinlich aber, war es ohnehin vollkommen egal was sie schlussendlich zurück in die raue Wirklichkeit katapultiert hatte. Fakt war, sie war wieder sie selbst. Zumindest mit weit geöffneten Augen, offen stehendem Mund und einen Stechen mehr in ihrem Körper, welches sie dem Glühwürmchen zu verdanken hatte. Vielleicht sogar zwei.
    Immerhin ... Nun. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass ein Versuchs ihrerseits, jemanden einen Kuss zu stehlen, jemals so beantwortet wurde. Nicht, dass sie so etwas oft tat. Eigentlich nie, hatte sie kaum für solche Spielereien Zeit in ihrem Unterfangen sich für ewig selbst ins Zölibat zu verbannen.
    Aber ob sie es nun oft versuchte oder eben nicht, das Ergebnis der Reaktion blieb das gleiche. Irgendwie ... hatte sie nicht damit gerechnet – mal davon abgesehen, dass sie anfänglich auch nicht damit gerechnet hätte es überhaupt zu versuchen. Und ganz ehrlich? So ein klein wenig ... tat diese Zurückweisung ihrem Ego nicht gerade gut.

    Da stand sie also, weiterhin mit fassungslosem Gesichtsausdruck, die Linke sachte zu ihrer schmerzenden Wange bewegend und alles nochmal mit halbwegs klaren Gedanken Revue passieren lassend.
    Sie hatte es wirklich versucht, oder? Das war keine Einbildung? Der Schmerz war real, offensichtlich. Ebenso wie der verwirrte, leicht aufgebrachte, unsichere Gesichtsausdruck der Kleinen. Wobei Avil kaum dazu fähig war wirklich zu deuten, was ihre Geisel in diesem Augenblick wohl dachte. Sie wusste ja selbst noch nicht einmal, was da in sie gefahren war. Die Rothaarige war ihre Geisel verdammt!
    Man versuchte keine Geisel zu küssen. Nein, ganz sicher nicht. In keiner möglichen Wirklichkeit dieses unsinnigen Szenarios!
    Aber sie hatte es getan. Natürlich ...

    Es war ein leises Glucksen, welches ihre Kehle heraufkletterte, um sich dann zu befreien und den inzwischen wieder stillen Keller mit einem Lachen zu erhellen. Die Asari jedoch versuchte den kleinen Anfall von Selbstironie und Fassungslosigkeit herunterzuschlucken, was das Lachen mehr oder minder abklingen lies. Sie schnaufte, schüttelte den Kopf. Das war einfach alles so unsagbar ... unsinnig.
    Mit einem unsicheren Blinzeln versuchte sie den Blickkontakt herzustellen, blieb dabei jedoch aufrecht stehen und musterte das Mädchen von oben herab.
    Was waren ihre Optionen?
    Es wie einen Unfall aussehen lassen? Nein. Es als einen Spaß abstempeln? Nein. Ihr zeigen, dass die Zurückweisung – so lächerlich der Gedanke auch war – durchaus ihr Ego angekratzt hatte? Keine Chance. Sie packen, heraufziehen und es dieses Mal richtig machen? Es war fast schon erschütternd, wie wenig sie diesem Gedanken abgeneigt war. Aber nein.
    „Du? ...“
    Statt dessen entschloss sie sich es vorerst herabzuspielen. Es war nicht gut, es jetzt auszudiskutieren. Nicht an diesem Ort. Nicht mit diesem Mädchen.
    Fragend fixierten ihre Augen die der Biotikerin, überaus bedacht darauf sich nichts anmerken zu lassen und mit starrer Miene so desinteressiert wie möglich zu wirken.
    Eine Ohrfeige ... pah. Solch eine Antwort hatte sie wirklich noch nie auf einen Kuss bekommen. Die Tatsache, dass es noch nicht einmal dazu gekommen war, mache das Ganze nur noch schlimmer.

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    Die Asari war genauso fassungslos wie Delia selbst, der Mund zu einem kleinen perfekten O geformt, die Augen überrascht auf die Geisel gerichtet. Dann hob sie ihre blaue Hand an ihre Wange und Delia schluckte, wappnete sich, war kurz davor, eine Barriere zu errichten, in der Hoffnung ihr Hunger gab ihr genug Energie, um einem Warp oder Schlag standzuhalten.
    Doch es geschah nichts. Rein gar nichts.
    Ein überraschter, fassungsloser Blick musterte das erschrockene und ängstliche Gesicht von oben herab. In dieser Position war sie ausgeliefert, und wie ein Hund auf dem Rücken rührte Delia sich keinen Millimeter, auf eine Antwort, eine Gegenaktion, irgendetwas zu warten, das sie freigab aus dieser Position. Sie schluckte erneut.
    Und das erste Geräusch, das diese angespannte Stille durchbrach, war ein merkwürdiges ersticktes Glucksen aus dem Hals der Asari, das zwar schnell wieder erstarb, aber Delias Körper ein wenig Entspannung erlaubte. Ihre angespannten Muskeln, jederzeit bereit blitzschnell eine Barriere zu errichten, lockerten sich etwas, die angestrengte Konzentration ihres Gehirns ließ etwas nach.
    Nein, wenn ein Gegenschlag beabsichtigt war, wäre er schon längst gekommen. Die unangenehme Erinnerung an ihren unfreiwilligen Flug an die Zimmerdecke nur ein paar Stunden zuvor war nach wie vor drohend präsent, doch offenbar war die Asari jetzt gerade nicht in der Laune, ihre Geisel durch den Kellerraum zu prügeln.
    Immerhin.

    Delia erlaubte sich ein tiefes Durchatmen, sie hatte das Gefühl in den letzten Minuten ... oder Sekunden? ... nicht genug Sauerstoff bekommen zu haben. Er war etwas holprig, beruhigte sie aber ein wenig. Trotzdem ließ sie den Blick nicht von der über ihr ragenden großen Gestalt, die jetzt gerade den Kopf schüttelte und dann ihren Blickkontakt auffing. Ihre Augen bohrten sich förmlich in ihren Kopf, versuchten offenbar ihre Gedanken zu lesen, und schließlich fragte sie herausfordernd: „Du? ...“
    Ganz wie ein verärgertes Elternteil, das die Ausrede seines Kindes hören will aber wusste, dass es wenig gab, was dieses Verhalten wirklich rechtfertigte.
    Delia schluckte erneut.
    Die Wahrheit war, es war reiner Reflex gewesen. Jemand so starkes und bedrohliches hatte sich ihr genähert, hatte eine unsichtbare Grenze überschritten, sich ihr mit Absichten genähert, die Delia mit der Kühle des Abstands vielleicht klar gewesen wären, sie jetzt aber nur verunsicherten. Geiselnahme hin oder her, diese Form der Nähe hatte einen Abwehrinstinkt geweckt.
    Und für eine Sekunde fragte sich Delia, was gewesen wäre, wenn ...
    Die Gedanken rasten in ihrem Kopf, schlugen gegen ihre Schläfe und suchten nach den richtigen Worten. Ein falsches Wort und es konnte sie doch noch gegen das Regal hinter ihr schleudern.
    "Ich ...", setzte sie erneut mit heiserer Stimme an und räusperte sich. "Es ... es war ein Reflex", schloss sie lahm, nicht wissend dass ihr Blick bittend wurde. Sie hatte sich zwar etwas entspannt, aber innerlich fühlte sie sich kurz vor dem Zusammenbruch. Und da wurde ihr klar, sie war nicht entspannt, sie war müde und erschöpft. Ihre Schultern sanken hinunter und anstatt weiter hin und her zu rasen, fielen ihre Gedanken von einem Moment in den nächsten in sich zusammen.
    "Das ist mir zuviel ...", gestand sie sich selbst leise, wandte den Blick von der Asari ab und fixierte einen leeren Benzinkanister, der schmuddelig in der Nähe lag. Sie begann erneut zu zittern, und fügte dann hinzu: "Es war keine Absicht, du bist mir zu nah gekommen. Lass mich doch einfach in Ruhe ..."
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    Glorichen ist offline Geändert von Glorichen (29.05.2017 um 18:10 Uhr)

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    „Ah ...“
    Das war alles, was der Asari in diesem Moment in den Sinn kam. Jegliche Reaktion, in Worte geformt, blieb vorerst nur ein Gedankenspiel, nicht ausgesprägt genug um sie stimmlich wiederzugeben.
    Schnaufend verdrehte Avil die Augen, verlagerte ihr Gewicht nach hinten und lies sich vorerst langsam nach unten sinken – das letzte Stück aber provokativ schneller und mit einem dumpfen Geräusch beim Aufprall auf dem Boden. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie es dabei belassen sollte. Doch Stolz konnte eine schlimme Sache sein. Vor allem verletzter Stolz.
    Trotzig, aber noch immer darauf bedacht, es nicht zu offensichtlich zu zeigen und die Ruhe zu bewahren, scharrte die mit dem Fuß auf dem Stoff herum und tat so, als würde sie ihn zurechtrücken wollen.
    „Wenn du jedes Mal solche Reflexe hast, wenn dir jemand zu nahe kommt, dann wundert mich gar nichts mehr.“
    Gekonnte versuchte sie jeglichem Blick der folgen konnte auszuweichen, demonstrierend, dass ihr die ganze Sache rein gar nichts ausmachte. Starr richtete sie den desinteressierten Blick zum Generator.
    „Muss ein einsames Leben sein, wenn man sich so vor Nähe fürchtet. Oder ist das so ein Alien-Ding? Hat man euch in der Schule erzählt, dass wir arme, kleine Menschen verschleppen und unserer Gottheit opfern?“
    Sie redete absichtlich schnell, so dass eine Unterbrechung kaum möglich war. Mit schnalzender Zunge untermalte sie ihre spitze Bemerkung, schälte sich aber gedanklich dann dafür.
    „Weißt du was? Tut mir leid, vergiss es einfach. Du solltest dich etwas ausruhen, war ein beschissener Tag. Ich verspreche auch, dass ich dich nicht im Schlaf auffresse oder an irgendwen verfüttere.“
    Noch immer versuchte sie ihren Blick nicht wieder zu dem Mädchen schweifen zu lassen.
    Wenn man mal darüber nachdachte, war es nicht gerade fair es an der Kleinen auszulassen. Wer wusste schon was für ein sittsames Leben das Glühwürmchen bisher geführt hatte, eingekerkert in irgendeiner Einrichtung für die Zucht von biotischen Supersoldaten. Kein Wunder, dass sie sogar Angst vor einer einfachen Asari hatte. Auch wenn man Avil gewiss nicht hätte als ‚einfach‘ bezeichnen können.
    Reflektion wäre gar nicht so schlecht gewesen. Etwas Ruhe würde den Beiden sicher guttun, auch wenn die Soldatin diese Ruhe sicher nicht im Schlaf finden würde. Sie wollte wirklich ... wirklich darüber nachdenken, wie es nun weitergehen sollte.

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  18. #78 Zitieren
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    Ihr war auch wirklich keine Ruhe gegönnt. Wie in einer Achterbahn schossen Delias Gefühle auf und ab, zwischen Müdigkeit, Wut und Furcht gefangen. Sie hätte schreien können, wenn sie es gewagt hätte. „Wenn du jedes Mal solche Reflexe hast, wenn dir jemand zu nahe kommt, dann wundert mich gar nichts mehr.“
    Obwohl die Asari offenbar gleichgültig die ausrangierten Gegenstände im Raum musterte, verhinderte das nicht, dass Delias Blick wieder auf sie gerichtet wurde. Was war mit dieser Frau ... oder Person, was auch immer sie jetzt im biologischen Sinne war, bloß los? Schmusekurs und Sticheleien gaben sich die Klinke in die Hand, und über allem schwebte das Damoklesschwert in Form ihrer biotischen Kräfte und der Pistole, die immer noch neben ihr lag, jederzeit griffbereit. Hätte Delia es nicht besser gewusst, hätte sie glauben können sich in einem Liebes-Drama im Fernsehen wiederzufinden, Ehestreit par excellence.
    „Muss ein einsames Leben sein, wenn man sich so vor Nähe fürchtet. Oder ist das so ein Alien-Ding? Hat man euch in der Schule erzählt, dass wir arme, kleine Menschen verschleppen und unserer Gottheit opfern?“
    Allein Delias Müdigkeit verhinderte, dass sie auf diese Aussage schnell genug reagieren konnte. Doch ihre Augen schossen Blitze und hätten die Asari liebend gern wie ein Spanferkel geröstet. Sie war müde, sie war so hundemüde und sie wagte es, ihr in dieser Situation schön fein gewürzte Provokationshäppchen zuzuwerfen!? Kontrolle hin oder her, Delia begann zu kochen. Ihre Nerven waren überreizt und sie wusste, es brauchte nur noch wenig bis sie ...
    „Weißt du was? Tut mir leid, vergiss es einfach. Du solltest dich etwas ausruhen, war ein beschissener Tag. Ich verspreche auch, dass ich dich nicht im Schlaf auffresse oder an irgendwen verfüttere.“

    Irgendetwas in ihrem Kopf riss, fast hörbar knallten die Geduldsfäden durch. Blitzschnell war sie wieder auf den Füßen, die Müdigkeit verdrängt von den Emotionen die hochkochten.
    "WILLST DU MICH EIGENTLICH VERARSCHEN!?" Blut schoss ihr in den Kopf, nicht aus Scham sondern aus Wut. Ihre Augen funkelten die Asari wütend an, während ihre Gefühle so sehr in ihr herumwühlten dass ihr fast die Tränen kamen.
    "Das letzte Mal als ICH nachgesehen habe, HAT das Alien das 'arme kleine Kind' verschleppt, ihr ne scheiß Knarre an den Kopf gehalten und an die Decke geschmettert!" Sie deutete energisch an die Decke. "Also verzeih", sie betonte das zweite Wort sarkastisch, "wenn ich nicht so scharf darauf bin, dass deine Dreckspfoten mich anfassen! Aber hey! Ich warte noch auf das Opfer, wann wird das passieren!? Lässt du mich ausbluten, verfütterst du mich an irgendwelche blauen Irren die ihr Priester nennt!?"
    Sie untermalte ihre Wutrede energisch mit Gesten und ausdrucksstarker Mimik, während ihre Stimme vor Zorn immer wieder brach.
    "Hey, yeah! Ich bin eine Asari! Die Königinnen des Weltalls, und weil ich meinen Job nicht hinkriege entführe ich irgendein wildfremdes Menschlein, das mir den Arsch retten soll! Du hättest dem Typen mit deiner Biotik vermutlich den Kopf abreißen können, ALSO WARUM HAST DU ES NICHT GETAN??"
    Sie bemerkte gar nicht, wie die Luft um sie herum leicht zu knistern begann. Die erste Regel in der Biotikausbildung: Emotionen kontrollieren um Entladungen zu verhindern."Ich war sogar soweit zu sagen ich helfe dir, aus weiß Gott was für 'nem Grund!", sie zeigte auf sich, dann auf die Asari ihr gegenüber.
    "Dachte mir, wenn sie mich nicht abknallt halte ich das 'ne Nacht aus, dann kann sie sich verdrücken ohne dass ihr was passiert. Aber DU kannst mich ja einfach nicht in Ruhe lassen! Also los, friss mich auf, verprügel mich, schlag mich bewusstlos! Dann hab ich meine Ruhe!"
    Sie schnaufte erschöpft und wütend zugleich, dann knallte es wie bei einem Stromschlag und Delias Hand, dessen Finger immer noch auf ihr Gegenüber zeigte, schlug blaue Funken.
    Der Schmerz der Entladung schoss über Delias nun knallrotes Gesicht, ihre Hand zuckte zurück und sie griff mit der linken Hand die schmerzende Rechte.
    "Scheiße!", rief sie laut aus, verärgert über die Situation, ihre verlorene Kontrolle und vermutlich die ganze Welt.
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  19. #79 Zitieren
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    Vielleicht hätte sie schon daran gewöhnt sein müssen. Vielleicht hätte sie damit rechnen sollen. Offensichtlich war es nämlich die Lieblingsbeschäftigung des flatterhaften Glühwürmchens immer dann aufzuspringen, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen wollte.
    War das wohl eine Eigenschaft von Menschen allgemein, oder nur eine des Mädchens? Vielleicht lag es ja in der Biologie der Erdbewohner, dass sie bei längerem Sprechen stehen mussten. In diesem Fall hätte Avil wirklich besser aufpassen sollen, als es darum ging etwas über die anderen Spezies zu erfahren, hätte es ihr immerhin den ein oder anderen leichten Herzanfall erspart.
    Doch noch bevor die Soldatin überhaupt die Chance bekam, dass Mädchen zu ermahnen, sprudelte der Wortschwall schon aus ihr heraus. Laut, vorwurfsvoll und vor allem gewohnt trotzig zeterte sie vor sich her, ohne mitzubekommen, was sie damit auslöste.
    Avil ermahnte sich, keine dumme Bewegung zu machen und starrte einfach nur auf das Mädchen, den Blick unbemerkt immer wieder zwischen ihren Lippen und den leuchtenden Funken umherwandernd.
    Immer weiter verengten sich die Augen der Asari, mit jedem Vorwurf, den sie sich mehr anhören musste, den Wunsch unterdrückend ihr einfach links und rechts eine zu scheuern.
    All die Worte, die ihr auf der Zunge lagen und schon begannen schmerzhaft zu brennen, weil sie aus ihr herausbrechen wollten. Es war ein Kampf der Gemüter, auch wenn es das Glühwürmchen war, die ihren bisher als einzige lautstark ausfocht.
    Es war allein den Funken der bevorstehenden Entladung zu verdanken, dass die Blaue ruhig sitzen blieb und nicht dem Wunsch nachgab, die Kleine sofort von den Beinen zu holen.
    Königinnen des Weltalls, pah. Aus welchem Märchenbuch hatte sie das?!
    Gerade als Avil zu einem verbalen Konter ausholen wollte, das Schnaufen als Signal sehend, dass die Kleine erst einmal eine Pause zu brauchen schien, schallte es ihr in den Ohren. Wie zu erwarten – und leider noch immer viel zu überraschend – entlud sich die Spannung in der Luft mit kleinen, zuckenden Blitzen. Man konnte die Spannung förmlich spüren, so stark war die Luft um die zwei Frauen bereits aufgeladen, so dass sich die Haare der Asari aufgestellt hätte, wenn sie denn welche gehabt hätte. Ein Privileg der Menschen, dass sie ihnen gern überlies.
    "Scheiße!"
    Das war ihr Signal. Die Entladung hatte das Mädchen aus dem Konzept gebracht und die angestaute Energie bereits aufgebraucht, so dass kaum mehr viel übrig war.
    Knurrend verlagerte die Asari all ihr Gewicht auf ihr linkes Bein, stützte sich mit selbiger Hand auf dem Boden ab, um ihren Körper schnellstmöglich ein Stück nach oben zu bewegen. Die Rechte schnellte nach vorn, das Bein streckte sich und blauer Schimmer erfüllte ihre Sicht.
    Die zweite Entladung war deutlich stärker als die erste, nicht zuletzt weil es die Energie der Asari war, die sich in der Form eines kleines Warps manifestierte. Blitze zuckten an ihrem Arm herauf, Funken leuchteten zwischen den Beiden auf und das Knallen des erneuten Spannungsstoßes erfüllte den Kellerraum.
    Noch während Avil versuchte ihre Rechte schnellstmöglich zurückzuziehen, um dem Druck des detonierenden Warps zu entgehen, lies sie ihr ausgestrecktes Bein über den Boden fegen. In einer wirbelnden Bewegung stieß sie sich mit der Linken vom Boden ab, mit dem Körper dabei der Bewegung ihres rechten Beines nach hinten folgend, mit dem sie das taumelnde Mädchen von den Füßen holte. Der Stellungswechsel erfolgte sogleich und Avil erhob sich augenblicklich schwungvoll und elegant, mit dem Rücken zu dem zeitgleich fallenden Mädchen gewandt.

    Zischend schüttelte sie ihre Rechte, um dem unangenehmen Taubheitsgefühl entgegenzuwirken, murmelte einen unverständlichen Fluch über ihre Dummheit.
    Sie hätte das anders lösen sollen, wirklich. Wieder einmal eine unüberlegte Aktion, mit der sie sich nur selbst verletzt hatte. Aber zumindest hatte sie den Warp klein genug gehalten, um bei ihr, ebenso wie bei dem Mädchen ernsthafte Schäden zu vermeiden. In einem Kellerraum, nahe eines Generators, war es dennoch die dümmste Aktion, die ihr hätte einfallen können ...
    „Bei der Gnade der Göttin!“
    Fauchend drehte sich die Asari zu dem Mädchen herum und warf ihr von oben einen vorwurfsvollen Blick herab.
    „Lektion Nummer Eins: Versuch deine Ausbrüche in der Nähe eines anderen Biotikers im Zaum zu halten! Ich hab‘ schon mal gesehen, wie einem Turianer die halbe Gesichtsplatte abgesprengt wurde, weil eine Asari meinte, sie müsse seine Entladung mit einer Singularität kontern.“
    Sie war wütend, wirklich wütend. Vor allem natürlich auf sich selbst. Ihr kleiner Ausbruch hätte auch nach hinten losgehen können, was ihren kleinen 'Racheakt' nur noch einfältiger wirken lies.
    „Und bevor du auf die Idee kommst dich hier weiter aufzublasen ...“, knurrte die Asari, wild mit der Linken gestikulierend und schlussendlich den Finger gen Mädchen am Boden ausstreckend. „Jetzt rede ich!“
    „Kleiner Tipp Glühwürmchen, versuch nicht ständig in der Gegenwart einer ausgebildeten Soldatin mit einer Waffe herumzuspringen wie ein Pyjak unter Strom! Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich versuche dir nicht wehzutun, du machst es mir aber nicht gerade einfach!“
    Apropos Waffe. Ein kurzer Blick huschte zu der Stelle, an der sie ihre Waffe hatte liegen lassen. Zu weit entfernt, als dass die Kleine sie sich aneignen konnte, gut.
    „Würdest du nicht versuchen mir jedes Mal die Sache hier zu erschweren, müsste ich auch nicht zu solchen drastischen Maßnahmen greifen! Es ist nicht so, als würde ich dir jedes Mal aus purer Freude die Waffe in dein süßes Gesicht schieben, klar?!“
    Murrend knirschte die Soldatin mit den Zähnen, wirbelte erneut mit der Linken umher und rieb sich dann damit am Hinterkopf.
    „Und du hast verflucht nochmal ein wirklich verdammt süßes Gesicht! Was aber nicht der einzige Grund ist, weshalb ich dich sicher nicht an irgendwen verfüttere. Mal davon abgesehen, dass wir so etwas ohnehin nicht tun! Außerdem, falls es dir nicht aufgefallen ist: Wir Asari sind ausschließlich weiblich, es gibt also keine Priester!“
    Ob das wohl ein Übersetzungsfehler war? Nun, es war eh zu spät das nun noch zurückzunehmen.
    „Und du willst wissen, weshalb ich den Typen nicht einfach umgebracht habe? Ja, vielleicht weil ich das Gesetz achte! Ich töte sicher nicht wahllos irgendwelche Leute. Außerdem hatte dieser Scheißer eine Waffe und ob du es glaubst oder nicht, mir lag durchaus etwas an der Sicherheit der Leute in diesem Schuppen!“
    Oh, sie war so außer sich. Für gewöhnlich konnte sie wirklich ihre Ruhe bewahren, aber die Rothaarige machte es ihr alles andere als einfach mit ihrer Art, jedes mal gleich aus der Haut zu fahren. Verstädlich, vielleicht. In der Situation? Unter Umständen. Dennoch ... machte es sie so ... so wütend.
    „Du kannst dir nicht vorstellen, wie wütend du mich gerade machst. Und trotzdem werde ich dir nichts antun, weil das einfach nicht meine Art ist, also leb damit! Wenn du draufgehen willst, dann spring von mir aus in die nächste Varren-Kampfgrube, denn ich werde deinen Wunsch erfüllen und dich in Ruhe lassen!“
    Trotz ihrer letzten Worte streckte sie die Linke dem Mädchen entgegen, ein letzter Versuch ihr zu beweisen, dass sie es wenigstens versuchen wollte, die Reibereien zwischen ihnen beizulegen.
    „Nachdem du mir geholfen hast hier rauszukommen, versteht sich. Und jetzt gib mir deine Hand.“
    Die Augen erneut zusammenkneifend, funkelte sie das Mädchen an.
    „Du brauchst auch keine Angst davor zu haben, dass ich dich mit meinen 'Dreckspfoten' nochmal versuche anzufassen. Du bist sowieso nicht mein Typ.“
    Und schon schwang das wütende Knurren in ein unsicheres Stammeln um.
    „Der Kuss war ein Reflex. Mit unnötigen Reflexen solltest du dich ja auskennen. Der hatte rein gar nichts zu bedeuten.“

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  20. #80 Zitieren
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    Delia hatte schon einige Entladungen erlebt, aber das hier ... Sie hatte den Warp der Asari noch gesehen, doch da war es schon zu spät gewesen, beide Energien waren aufeinander getroffen, und die elektrische Spannung ließen alle ihre Haare zu Berge stehen. Nicht zu reden von dem erneuten Schmerz, der in ihren Arm schoss, als sich ihre Biotik mit Avils vereinigte und ein formvollendetes Beispiel davon verschoss, weshalb Entladungen zu vermeiden waren.
    Die Rothaarige keuchte auf, von dieser Aktion völlig überrascht, während die sich nun ausbreitende Druckwelle mit ungeahnter Macht an ihr zerrte. Wäre sie nicht so müde, überrascht und mit ihrem Schmerz beschäftigt, hätte sie vielleicht dieses Spektakel bewundert. Stattdessen traf sie das Bein der Asari völlig unvorbereitet und fegte sie auf die Bretter, sodass es ihr die Luft aus den Lungen quetschte.
    Keuchen, Ringen nach Atem und dann ein Husten, mit dem sie den Sauerstoff zurück in ihre Lunge sog. Kurz wurde ihr schwarz vor Augen und nach einigen keuchenden Atemzügen kehrte ihre Sicht zurück - und offenbarte das wütende, elegante Gesicht der Asari über ihr. Wie beim Kampftraining, nur landete sie dort meist vorbereitet auf dem Boden, fand immer noch eine Möglichkeit sich abzustützen oder abzurollen. Und natürlich gab es eine Matte, kein harter Boden. Wie ein besiegtes Tier lag Delia da, auf den Rücken geworfen, wehrlos und völlig aus dem Konzept gebracht. Und beeindruckt, wie sie später feststellen sollte.
    Ihr Zorn war mit dem schmerzvollen Aufprall auf dem Boden verpufft und ohne eine Regung ließ das Mädchen nun den Monolog der Asari über sich ergehen.

    Rational gesehen hatte die Blaue Recht, es war dumm, bescheuert, dämlich, idiotisch von ihr gewesen. Die Kontrolle der Emotionen hatte ihr immer viel abverlangt, sie war als emotionales Mädchen in das Projekt gekommen, doch eigentlich hatte sie es sehr gut im Griff gehabt. Immer noch temperamentvoll und schneller aufgebracht als andere, aber gezügelt und bis zu einem gewissen Limit. Gerade eben aber hätte sie sie beide in die Luft sprengen können.
    Delias Gesicht, das bei der Landung von tiefrot in kalkweiß gewechselt war, bekam seine Farbe wieder und schloss gerade den Mund, der vor Überraschung offen gestanden hatte. Die Erkenntnis, dass die Asari mit beinahe allem, was sie sagte, schlichtweg recht hatte, entwaffnete Delia mehr, als ihr gefiel.
    Schuldbewusstsein huschte einige Male über ihr Gesicht, manchmal auch Verlegenheit.
    Und dann biss sie sich auf die Lippe, als sie erkannte, dass die Asari sie jetzt gerade erneut hätte töten können - und es nicht getan hatte. Oder sie hätte sie bewusstlos schlagen können, auch das hatte sie nicht getan.
    "Denn ich werde deinen Wunsch erfüllen und dich in Ruhe lassen! Nachdem du mir geholfen hast hier rauszukommen, versteht sich. Und jetzt gib mir deine Hand.“
    Delias Blick wanderte überrascht und sehr langsam zu der blauen Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Unsicher sah sie die Asari erneut an, dann wieder die Hand.
    „Du brauchst auch keine Angst davor zu haben, dass ich dich mit meinen 'Dreckspfoten' nochmal versuche anzufassen. Du bist sowieso nicht mein Typ. Der Kuss war ein Reflex. Mit unnötigen Reflexen solltest du dich ja auskennen. Der hatte rein gar nichts zu bedeuten.“
    Delia schluckte den trotzigen Spruch, der ihr auf den Lippen lag, herunter. Sie war vielleicht sprunghaft und emotional, aber nicht dumm. Sie zögerte, suchte im Gesicht der Asari nach einem versteckten Hinweis, der ihr verriet, ob sie durch die Luft fliegen würde, sobald sie die Hand ergriff.
    Doch wenn sie ehrlich mit sich war, hatte die Asari sie bisher weder angelogen - sofern sie das beurteilen konnte - noch sonst irgendwie verarscht. Sie war direkt und ehrlich gewesen, hatte ihr sogar ihre Absichten erklärt. Ihr Stolz rang mit ihr, während sie sich eigentlich schon längst entschieden hatte.
    Schließlich griff sie nach der Hand und die Asari zog sie mit Leichtigkeit wieder auf die Füße. Delia schämte sich, blieb an Ort und Stelle stehen, ärgerte sich über sich selbst und war zugleich beeindruckt von der Disziplin ihres Gegenübers. Unsicher, was sie mit sich anfangen sollte, verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte zu Boden.

    "Du bist sehr diszipliniert", sprach sie schließlich leise aus dem Bedürfnis heraus, die Situation von eben zu egalisieren. "Ich habe immer Schwierigkeiten gehabt meine Emotionen zu kontrollieren. Hat mich viele Extrastunden gekostet. In der Ausbildung, meine ich."
    Ihre Haare, die von der elektrischen Spannung in alle Richtungen gestanden hatten, senkten sich, kitzelten sie im Gesicht sodass sie sie mit beiden Händen zusammenband und glättete.
    Eine Pause entstand, bis sie schließlich noch leiser hinzufügte. "Es tut mir Leid, ich habe uns beide in Gefahr gebracht. Ich hätte es besser wissen müssen."
    Wieder biss sie sich auf die Lippe, offensichtlich fiel es ihr schwer, das laut zuzugeben, obwohl es ihr andererseits ein großes Bedürfnis war.
    "Vielleicht ... vielleicht sollte ich einfach schlafen. Wenn ich ... wenn ich darf ..."
    Erst jetzt hob sie den Blick wieder und sah die Asari mit leicht fragendem Blick an.
    "Never be cruel, never be cowardly.
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