Ergebnis 1 bis 5 von 5
  1. #1 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Fraessig
    Registriert seit
    Jan 2013
    Beiträge
    163
    Ein herzliches Hallo an alle.

    Ich habe noch ein Versprechen einzulösen. Hier ist es.
    "Das Vermächtnis der Verlorenen" ist der dritte und voraussichtlich auch letzte Teil, meiner Triologie. (Kann man das jetzt schon so nennen?...)

    Um möglicher Verwirrung aus dem Weg zu gehen, hier nocheinmal die Reihenfolge der Storys.
    Teil 1: Der Weg der Verlorenen
    Teil 2: Die Insel der Verlorenen
    sowie das kleine Spin-Off: Die Memoiren des Vorar Aryon

    Immer noch ist es Moonlord zu verdanken, dass meine Geschichten grammatikalisch und orthographisch auch annehmbar sind. --->

    Ansonsten wünsche ich allen Lesern viel Vergnügen!

    Gruß
    fraessig
    Fraessig ist offline Geändert von Fraessig (15.02.2015 um 02:33 Uhr)
  2. #2 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Fraessig
    Registriert seit
    Jan 2013
    Beiträge
    163
    Prolog:

    […] eine weitere, weitgehend unbekannte Sagengestalt ist die sogenannte „Blaue Flamme“. Beschreibungen dieses Mythos findet man lediglich in der Stadt Windhelm und ihrem direkten Umfeld. Die genaue Charakteristik variiert allerdings stark. Manche reden von einer Art in Flammen gehüllten Dämon, andere wiederum von einer schattenartigen Gestalt, die in der Lage sei sich blitzartig über kurze Distanzen hinweg zu teleportieren und dabei flammende Spuren hinter sich herzuziehen. Manchmal ist sogar nicht direkt von einer Person, sondern vielmehr von einer Art Erscheinung oder immateriellen Kraft die Rede, ähnlich der, die vorerst leblosen Substanzen eine Art Eigenantrieb einhaucht (s.a. Band IV: Geistererscheinungen und Irrlichter). In diesem Fall greift sie jedoch nicht auf die mystischen Substanzen zu, sondern auf Personen. Diese verfallen dann augenblicklich dem Wahnsinn, werden aggressiv und unberechenbar, nicht empfänglich für das vernünftige Wort und würden sogar Freunde und Familie ohne zu zögern angreifen. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Nachgewiesene Fälle solch eines Wahnsinns gibt es in ganz Himmelsrand allerdings nicht. […]
    Es steht außer Frage, dass dem Mythos nach die „Blauen Flamme“ eine direkte Gefahr für das Leben der Menschen und Elfen darstellte, doch es lässt sich nicht feststellen, ob es sich dabei tatsächlich um etwas Ur-Böses handelt. […]
    Eine plausible Theorie über die Herkunft dieses Mythos geht zurück auf die Zeit der Oblivionkrise. Über die Portale könnte ein Grenzgänger aus den Totenländern in unsere Dimension übergewechselt und hier gefangen sein. Dass er nach dem Fall Dagons nicht verschwand, lässt sich lediglich damit erklären, dass auch er ursprünglich nicht aus dessen Ebene stammte. Und auch wenn davon auszugehen ist, kann man doch nicht mit Sicherheit sagen, ob er die zerstörerischen und unheiligen Absichten des Daedrafürsten teilte. […]
    Einige Zeitzeugenberichte aus den Teilen der elfischen Bevölkerung legen nahe, dass dieser Mythos auch auf ein ganz anderes Ereignis aus der Zeit des Bürgerkrieges zurückzuführen ist. Einige Jahre vor dem Fall Windhelms soll wohl eine kaiserliche Fregatte im Hafen der Stadt vor Anker gegangen sein. Damals galt dies bereits als Akt der Provokation und die Soldaten der Sturmmäntel gingen am Pier in Stellung. An diesem Tag soll es sehr viele Verluste auf der Seite der Aufständischen gegeben haben. Angeblich haben sich an Bord des Schiffes nämlich keine kaiserlichen Soldaten, sondern eine Armee seltsamer Kreaturen befunden, die sich sofort auf die Soldaten stürzte. Die erste Parallele zu dem Mythos der blauen Flamme stellen Beschreibungen einer in dunkle Gewänder gekleideten Gestalt dar, die sich jedoch nicht direkt an den Kampfhandlungen beteiligt haben soll. Des weiteren wird erzählt, dass die gefallen Sturmmäntel nach nur wenigen Augenblicken erneut als Untote wiederauferstanden und dann zusammen mit den Kreaturen gegen ihre einstigen Kameraden gekämpft haben sollen. Die bestehende Analogie zwischen dem zuvor beschriebenen Wahnsinn und diesen Ereignissen ist auffallend. Zusätzlich gibt es anzumerken, dass nachdem die Soldaten in das Innere der Stadt flohen, die Kreaturen ebenfalls aufhörten zu kämpfen. Mit der dunklen Gestalt an der Spitze zogen sie, der Legende nach, durch die Stadt und verließen Windhelm über die große Brücke.
    Da schriftliche Erzeugnisse aus dieser Zeit praktisch nicht mehr vorhanden sind, fällt es schwer, den Kern der Wahrheit aus dieser anscheinend reichlich ausgeschmückten Geschichte zu isolieren. Dennoch lässt sich wohl sagen, dass besagtes kaiserliches Schiff tatsächlich existierte. Ob es sich bei den „Kreaturen“ nur um kaiserliche Soldaten, eine Illusion versteckter Magier, oder doch etwas gänzliches andere handelte, lässt sich heute nicht mehr feststellen. So bleibt der Ursprung der „Blauen Flamme“ auch heute noch so gut wie ungeklärt. […]


    [Jeremiah Eichenfels, Mythologien und Sagen der Nord - Band IX: Lokal entstandene Sagengestalten der 4. Ära - 3. Ausgabe, S. 256, veröffentlicht im Jahre 56 der 6. Ära durch R. und Söhne – offizieller Bestand der Akademie Winterfeste]


    Eine The Elder Scrolls Geschichte (Teil 3)

    Ä4 – 191
    16 Jahre nach dem großen Krieg
    10 Jahre vor den Ereignissen in Skyrim

    Teil 1: Scherben

    Dunkelheit. Tiefe und endlose Dunkelheit. Nur vereinzelt drangen die Geräusche einer sterbenden Welt an sein Ohr. Einer Welt, der er letzten Endes doch entflohen war. Er hatte aufgehört ein Teil von ihr zu sein. Und sie ein Teil von ihm. Endlich. Kälte umfing ihn. Eine Kälte, wie er sie noch nie gespürt hatte. Gefangen in einer Welt, in der der Tod keine Bedeutung hatte, war diese Kälte seine lang herbeigesehnte Erlösung.
    Licht. Es brannte sich in seine Netzhaut und löschte auch die letzten Gedanken in seinem Kopf aus. Es umhüllte ihn, erfasste seinen Körper und nahm die Last endgültig von ihm. Wispernde Stimmen flüsterten ihm zu. Echos aus der Welt der Lebenden? Der Geist der Insel, der sich endgültig von ihm verabschiedete? Das Ende?
    Er fühlte, wie sich seine Lungen langsam mit Luft füllten. Sein Herz pumpte weiter verderbtes Blut durch seine Adern. Langsam nahm das Licht wieder ab. Er erkannte Konturen, geisterhafte Umrisse. Seine Vergangenheit holte ihn ein. Bilder blitzten auf. Die Verlorenen. Er selbst. Die Macht, von der er geblendet wurde. Die Leben, die er genommen hatte. Seine Schmerzen, seine Verluste. Ehlezia? Dann das Volk, das er ausgelöscht hatte. Und seine letzte endgültige Buße. Die Fehler und sein endgültiger Untergang. Er versank im Sumpf seines eigenen Geistes. Er wollte schreien, doch kein Laut drang aus seinem Mund. Hier war er allein. Gab es niemanden der ihm helfen konnte? Das Licht … es versuchte ihn zu blenden, doch … es wies ihm auch den Weg. Gab es doch noch Hoffnung? Einen letzten Ausweg? Verzweifelt griff der Baron nach der Hand, die man ihm entgegenstreckte.

    „Ich hab ihn gefunden!“ Der Ork schob den Felsbrocken beiseite und packte die Hand des Barons. „VERDAMMT, URGRASH“, hysterisch schrie Morivia während sie versuchte, sich gegen die Flut der Verlorenen zu verteidigen. „WEGEN IHM GEHEN WIR NOCH ALLE DRAUF!“ wütend hieb sie ein weiteres Mal in die Masse der anstürmenden Kreaturen. Alvis und Taube kämpften verbissen an ihrer Seite, sagten jedoch kein Wort. Urgrash zog den Baron hoch und stütze ihn, als dieser bei dem Versuch zu stehen umzukippen drohte. Die Gewänder des Vampirs waren schmutzverkrustet und sein Gesicht zerkratzt. Blut lief aus der tiefen Wunde in seiner Seite und sein Blick war seltsam leer. Ein weiteres Mal begann die Erde zu beben. Trümmer regneten herab. Die große Maschine war inzwischen ein einziger Schutthaufen. Überall lagen verbogenes Metall und herabgefallene Zahnräder. Dampf strömte aus gebrochenen Leitungen und begann sofort an den metallischen Überresten zu kondensieren. Kleine Rinnsale Wasser strömten über den Boden. „Zum Tor, schnell!“ Die drei Kämpfer nahmen Urgrash und den Baron in ihre Mitte und kämpften sich langsam in Richtung der Schleuse. Alvis drückte so gut es ging mit seinem Schild nach vorne, während Morivia einen nach dem anderen mit gezielten Schwerthieben erledigte. Taube deckte ihre Rückseite und hielt die Verlorenen mit seiner langen Klinge auf Abstand. Mit einem kräftigen Hieb zerstörte er den Kristall einer nahenden Kreatur und schrie auf, als ihm ein besonders scharfkantiger Kristallsplitter das Gesicht aufschlitzte. Blut spritze und nahm ihm für einige Momente die Sicht, doch die Verlorenen ließen nicht von ihm ab. Fleischfetzen flogen durch die Luft, als er versuchte die Kreaturen mit unkoordinierten, schnellen Hieben nicht zu nah an sich herankommen zu lassen. „ALVIS! DER BARON!“ Der junge Nord brauchte keine Sekunde um zu reagieren. Er packte den Verwundeten in dem Moment, indem Urgrash ihn losließ und zog ihn zu sich heran, darauf bedacht ihn nicht mit dem Schwert zu schneiden. Der Ork zog seine Waffe und spaltet im letzten Moment den Kopf eines Verlorenen, der soeben versucht hatte, dem angeschlagenen Serathor den Waffenarm zu brechen. Der Bretone torkelte zurück. Immer noch tropfte Blut aus seinem Gesicht. Alvis ächzte als er versuchte weiter vorzuarbeiten, doch durch die unvorteilhafte, gedrehte Haltung, die er jetzt einnehmen musste, um den Baron zu schützen, kam er kaum voran. Er hatte seinen Arm, in dessen Hand er noch das Schwert hielt, um den Baron geschlungen und zog ihn langsam weiter, während er gleichzeitig versuchte, die Verlorenen mit dem Schild wegzudrücken. „Kämpft weiter, ich halte ihn“ presste Taube unter Schmerzen hervor und packte den Baron, der immer noch vollkommen abwesend zu sein schien. Urgrash nahm Taubes Position ein und langsam arbeiten sie sich weiter durch die Massen der Untoten. Schon bald waren sie zerkratzt und erschöpft und verklebt vom schwarzen Blut der Verlorenen. Es war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Kreaturen ihre Abwehr durchbrochen hatten. Und die Zeit drängte auch, da die gesamte Ruine jeden Moment zusammenstürzen konnte. Immer wieder stürzten Felsbrocken von der Decke und wirbelten Staub auf, was es nicht gerade einfacher machte. Ein weiter Hieb mit dem Schwert und Morivia konnte durch eine kleine Lücke die goldglänzende Oberfläche der Schleuse erkennen. Es waren nur noch wenige Meter. Ein weiterer Hieb, noch mehr Kristallsplitter. Da war der Hebel. Sie ergriff ihn und betätigte ihn mit aller Kraft. Langsam senkte sich die zweite Zwischenwand hinter ihnen. Zu langsam. Erbarmungslos griffen sie die letzten Verlorenen weiter an, als wollten sie sicherstellen, dass kein lebendiges Wesen den Untergang der Insel noch miterleben konnte. Urgrash, Morivia und Alvis standen in einer Linie in dem kleinen Zwischenraum der Schleuse und versuchten die Verlorenen so gut es ging abzuwehren. Doch sie standen mit dem Rücken zur Wand, hatten keine Platz mehr um zurückzuweichen. Sie würden so nicht lange durchhalten und die Zahnräder, die das Tor herabsenkten drehten sich quälend langsam. Alvis stöhnte auf, als er durch einen besonders heftigen Schlag auf sein Schild ins Straucheln geriet. Die Kreatur nutze diesen kurzen Moment erbarmungslos aus. Sie packte den Schild und riss ihn mit einem kräftigen Ruck dem Soldaten aus den Händen. Mit einem Mal stand nichts mehr zwischen Alvis und der Kreatur. Bevor der Nord überhaupt reagieren konnte, krachte die Faust des Verlorenen in seinen Brustkorb. Er wurde nach hinten geschleudert und knallte gegen das geschlossene Tor. In dem Moment versagte der Mechanismus. Mit einem Mal fiel das innere Tor ungebremst nach unten und zermalmte die Verlorenen, die darunter gestanden hatten.

    Damit war es vorbei. Stille umgab sie. Der Baron drehte sich zu den anderen um. Er hielt ein mittelgroßes Zahnrad in den Händen, das er offenbar mit Gewalt aus dem Türmechanismus entfernt hatte. „Gute Arbeit“, nickte Urgrash ihm zu und kniete sich dann neben Alvis, der an das zweite Tor gelehnt dasaß. Sein Kettenhemd war zersprungen und Blut sickerte darunter hervor. „Es … ist nicht so schlimm wie es aussieht“, flüsterte er. Seine Augenlieder flimmerten, offensichtlich hatte er große Schmerzen. „Gebt mir … nur ein paar Minuten … ich.“ Ein Krampf schüttelte ihn und er begann fürchterlich zu husten. Er würgte eine Menge Speichel und Blut, bevor er sich wieder beruhigt hatte. „Lasst ihn liegen Urgrash, seine Rippen sind gebrochen, vermutlich haben sie die Lunge durchbohrt. Der macht’s nicht mehr lange“, sagte Morivia kalt. „Wie könnt ihr so was sagen?“ entgegnete Urgrash wütend. „Weil ich offensichtlich die Einzige bin, die noch vorhat, lebendig von hier zu entkommen“, sagte Morivia noch wütender. „Ihr könnt ihm nicht mehr helfen, und wenn Ihr es versucht werdet Ihr nur selber sterben.“ „Ach ja?!?“, Urgrash war aufgestanden und brüllte Morivia jetzt förmlich an vor Wut. „Woher wollt Ihr das wissen? Seid Ihr etwa eine Heilerin? Wohl kaum, Ihr seid einfach eine eingebildete Möchtegern-Adlige, für die das Leben anderer kaum mehr ist, als der Dreck, auf dem sie läuft.“ „Ihr wisst überhaupt nichts über mich, Ork“, zischte Morivia ihn an, “und überlegt Euch Eure nächsten Worte lieber gut, sonst sorge ich dafür, dass Ihr Eurer reißerisches Maul nie wieder aufreißt.“ „Versucht’s doch!“ „Das wir nicht nötig sein, glaubt mir“, mischte sich der Schattenbaron in ihren Streit ein bevor er eskalierte. „Der Mechanismus funktioniert für beide Türen. Ich sah mich gezwungen ihn zu zerstören, doch dadurch lässt sich die andere Tür leider nicht mehr anheben. So leid es mir tut, aber ich fürchte wir sind hier gefangen.“ „Ist das Eurer Ernst?“ Morivias Wut richtete sich sofort gegen den Baron. „Leider, ja.“

    „Hättet Ihr je gedacht … dass es so endet?“ Alvis Stimme war brüchig und kaum mehr als ein Flüstern. Urgrash saß neben ihm an der Wand und schaute den anderen drei zu, wie sie kritisch den Mechanismus begutachteten. Das taten sie schon seit mehreren Stunden. Manchmal half Taube dem Baron hoch und dieser hantierte dann an den Zahnrädern und Getrieben. Morivia stand lediglich mit verschränkten Armen daneben und hielt ein ausgebautes Zahnrad oder einige Schrauben, sobald es nötig wurde. „Um ehrlich zu sein, hab ich mir nie wirklich Gedanken über das Ende gemacht. Vielleicht habe ich im Krieg soviel Tod gesehen, dass es irgendwann einfach nicht mehr wichtig wurde. Das Einzige was zählte war, das ich noch am Leben war. Ich glaube das war ein Fehler. Aber schlussendlich habe ich doch mehr erreicht, als es jemand anderes von sich behaupten könnte, egal wie die Sache hier ausgeht. Das reicht für mich!“ „Aber… was haben wir denn erreicht?“ Urgrash schwieg einen Moment. „Ich denke, es kommt nicht darauf an, ob man es am Ende geschafft hat oder nicht, sondern ob man mit ganzem Herzen für die Sache gekämpft hat.“ „Also denkt Ihr …“, ein weiter Hustenanfall überkam Alvis, „denkt Ihr, dass ich in Shors Methalle aufgenommen werde?“ „Shors Methalle? Was soll das sein?“ „Das wisst Ihr nicht? Ihr wisst nichts von Shors Tafel … oder Sovngarde?“ fragte Alvis ungläubig. „Nein.“ „Sovngarde ist der Ort, den die Seelen der verstorbenen Nord … letztendlich aufsuchen. Shors Halle ist den tapfersten Kriegern vorbehalten. Angeblich gibt es dort ein ewig währendes, großes Fest und … und Met der in Strömen aus verzauberten Brunnen fließt. Zumindest hat das meine Mutter immer erzählt.“ „Die tapfersten Krieger sagt Ihr? Dann werdet Ihr dort ohne Zweifel einen Ehrenplatz erhalten. Alvis, Schlächter der Verlorenen werden sie Euch nennen und sie werden Euch zu Ehren einen eigenen Brunnen bauen, aus dem so viel Met fließt, dass kein Nord ihn jemals austrinken könnte. Na ja, nur auf Undring solltet Ihr aufpassen.“ Alvis begann zu lächeln, doch ein weiterer Krampf ließ ihn zusammenzucken und das Gesicht vor Schmerz verziehen. „Doch das wird nicht heute sein, mein Freund. Wir werden von hier entkommen und Ihr werdet leben!“ „Glaubt Ihr das wirklich? „So fest wie ich nur kann.“ Alvis lächelte erneut. „Urgrash, wir brauchen Eure Hilfe“, meldete sich Taube. Der Ork stand auf und ging zu den anderen bei dem Türmechanismus. Er sah, dass sie eine Kette an den oberen Zahnrädern befestigt hatten. „Wenn ich es richtig gemacht habe“, erläuterte der Schattenbaron, „dann müsste es möglich sein, durch das Ziehen der Kette die Tür ein Stück zu öffnen. Das müsste ausreichen, dass ein paar von uns auf die andere Seite kommen und dort irgendetwas unter die Tür stellen. Da Ihr als Ork vermutlich der Stärkste von uns seid, übernehmt Ihr am besten die Kette.“ „Und ich und Morivia versuchen unter der Tür durchzuschlüpfen“ sagte Taube. „Was ist mir Alvis?“, fragte der Ork. „Wir werden ihn mitnehmen, sobald die Tür blockiert ist, keine Sorge“, antworte Serathor. Morivias Blick war düster, sie mischte sich jedoch kein weiteres Mal ein. Sie trugen den Verletzten auf die andere Seite und machten sich an die Ausführung des Planes.

    Urgrash Muskeln spannten sich, als er an der Kette zog. Und tatsächlich, Zentimeter für Zentimeter hob sich die schwere Stahltür an. „Noch ein Stück weiter, Urgrash“, sagte Morivia. Dem Ork lag ein bissiger Kommentar auf den Lippen, doch er sprach es nicht aus, sondern konzentrierte seine ganze Kraft darauf an der Kette zu ziehen. Sie war leicht ölig und er hoffte, dass sie ihm deswegen nicht aus den Händen glitt. Kaum war der Spalt groß genug, als dass eine Person darunter hindurchpasste, verschwanden Taube und Morivia auf der anderen Seite. Als sie dort angekommen erstarrten sie sofort. Einige Verlorene schlurften ziellos durch den Raum, doch glücklicherweise hatten sie die Beiden noch nicht bemerkt. Es schien, als seien sie abgeschaltet, als wüssten sie, dass niemand mehr seiner Vernichtung entkommen konnte. Eine weitere Erschütterung ließ den Boden erzittern. „Leise jetzt“, flüstere Taube. Morivia nickte und zeigte auf eine der eisernen Bänke, die überall im Raum verteilt waren. Zusammen trugen sie diese an die große Tür. „Urgrash“, Taube klopfte leicht an die Metalltür, bedacht darauf, die Verlorenen nicht auf sich aufmerksam zu machen. „Hebt die Tür noch ein Stück an.“ Und tatsächlich nur wenige Sekunden später bewegte sich die stählerne Schleuse weiter nach oben. „Noch ein bisschen mehr“. Als sie endlich hoch genug war schob er die Bank unter die Tür. Urgrash ließ die Kette los. Es knackte und die Sitzfläche der Bank bog sich gefährlich weit nach unten. Doch sie hielt. Vorerst. Als erstes kroch der Schattenbaron unter der Tür hindurch. Mit Urgrashs Hilfe legte sich Alvis danach unter die Tür und die anderen zogen ihn dann auf Ihre Seite. Als letztes zwängte sich der Ork selbst unter der Tür hindurch. „Verdammt“, sagte er leise als er es auf die andere Seite geschafft hatte. Es waren zwar nicht so viele Verlorenen wie in der Hauptkammer, doch einen Kampf mit ihnen würden sie sicherlich trotzdem nicht lange überstehen. „Wenn wir leise und vorsichtig sind, bemerken sie uns vielleicht nicht“, flüstere Urgrash. Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen gab die Bank nach und die Metalltür krachte zu Boden.

    Ein weiteres Mal wurden die Gefährten von den Verlorenen angegriffen. Morivia hatte bereits ihre Waffen gezogen und zeiteilte den Schädel mitsamt des darin gewachsenen Kristalls der ersten Kreatur in Reichweite. „NACH LINKS“, schrie Urgrash. Ohne großen Einwand drehte sich Morivia in die Richtung der Treppe und schlug eine kleine Schneise durch die Kreaturen. Taube, immer noch sichtlich angeschlagen von der Wunde im Gesicht, deckte den Bereich hinter ihnen, während der Baron und Urgrash mit Alvis auf dem Rücken in ihrer Mitte liefen. Schon bald hatten sie die Treppe erreicht. Die Verlorenen waren ihnen dicht auf den Fersen. Tatsächlich aber schienen sie ein Problem mit den Stufen zu haben. Sie preschten ohne Sinn und Verstand vor, sodass sie sich in dem engen Gang gegenseitig behinderten, ins Stolpern kamen und schließlich hinfielen und dabei jede Menge anderer Kreaturen mit zu Boden rissen. Vielleicht schafften sie es also wirklich die Kreaturen abzuhängen. „Das … das ist“, der Baron, dessen Kondition offensichtlich bereits Ihre Grenze erreicht hatte, brachte die Worte kaum über die Lippen, „die falsche … Richtung. Es gibt da oben … keinen Ausgang.“ „Nein. Dafür aber etwas anders.“ Urgrash schien sich seiner Sache sehr sicher. Der Schattenbaron hatte keine weiteren Einwände, vermutlich aber nur, weil er völlig außer Atmen war. Es war eigentlich ein Wunder, dass er mit der Wunde in seiner Seite überhaupt wieder laufen konnte. Um genau zu sein, schien es als würde er diese gar nicht mehr spüren. Dennoch war es insgesamt nicht gut um sie bestellt. Alvis war bewusstlos geworden und Urgrash musste ihn festhalten, damit er nicht von seinem Rücken rutschte. Der improvisierte Stoffverband, den sich Taube um das Gesicht gewickelt hatte, war inzwischen wieder lose und gab den Blick auf die hässliche, nässende Wunde frei. Auch Morivia war durch die Kämpfe ziemlich ausgelaugt, auch wenn sie es sich natürlich nicht anmerken ließ. Ihrer aller Chancen zu überleben standen schlecht. Sie hatten lediglich noch eine Hoffnung, auf die sie setzen konnten.

    Als sie den Hafen erreichten, hatte die Erde bereits wieder zu beben begonnen. Staub rieselte von der Decke, es würde nicht lange dauern und hier würde vermutlich alles zusammenfallen. „Unmöglich ...“ Als der Schattenbaron die letzten Stufen erklommen hatte und freien Blick auf die zur einen Seite offene Halle hatte, verschlug es ihm förmlich die Sprache. „ Das kann einfach nicht sein, es … der Befehl lautete doch …“ Im hinteren Teil des Hafens, wo eigentlich eine Wand hätte sein müssen, war ein weiterer, geheimer Teil des Raumes offenbart worden. Und dort, an der Kante des Abgrundes, lag sie vor Anker. Ein dwemerisches Luftschiff, kaum größer als eine mittlere Fregatte, mit Seilen festgezurrt und in Schieflage wie auf dem Boden abgelegt. Ihr Rumpf war wie fast alles bei den Dwemern aus Metallplatten gefertigt. Es schien praktisch unmöglich, dass so ein Monstrum in der Lage war zu fliegen. Die Kanten waren mit breiten und dennoch kunstvoll wirkenden Verzierungen bedeckt und gaben dem Schiff, trotz des erbärmlichen Zustandes, ein erhabenes, fast majestätisches Aussehen. „Wer auch immer diese Festung baute, schien geahnt zu haben, was passiert.“ Taube starrte das seltsame Gefährt ebenso ehrfürchtig an wie der Baron. „Aber wie ... ich habe die Pläne doch mehrfach inspiziert. Niemand hätte einfach eine geheime Kammer bauen können, ohne das wir davon erfahren hätten.“ „Dann müssen die Architekten Euch wohl getäuscht haben.“ antwortete Urgrash. „Natürlich“, ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Barons. „SIE durfte es nicht wissen. Also durfte es auch keiner von uns wissen. Ich glaube, die Erbauer der großen Maschine haben gewusst, dass diese uns nicht vor ihrem Einfluss schützte. Sie wussten es die ganze Zeit und doch haben sie uns erzählt wir seien sicher. Allen war bewusst, welches Schicksal uns wirklich erwarten würde, nur uns selbst nicht.“ „Könnt Ihr das Ding fliegen?“ „Ich weiß nicht … sie scheint beschädigt, aber wenn wir das Gas nachfüllen und sie mit Energie aufladen, könnten wir möglicherweise das Festland erreichen. Es wäre knapp, aber möglich.“ „Dann lasst es uns versuchen.“ Wie zur Bestätigung erfasste sie eine besonders heftige Erschütterungswelle. Es knirschte und die ersten Risse im Boden und der Decke wurden sichtbar. „Der Verfall breitet sich aus.“ „Dann sollten wir umso schneller hier weg.“ Der Schattenbaron nickte nur und gemeinsam rannten sie zu dem Luftschiff. „Ich hoffe es gibt noch genug Energie“, sagte der Baron, nachdem er die Leitungen an den Wänden und das Schiff selbst einen Moment inspiziert hatte. „Urgrash bringt Alvis zum Schiff und geht dann in den Kontrollraum, ich sage Euch welche Schalter Ihr betätigen müsst. Taube, Morivia, seht ihr diese runde Öffnung dort unten in der Wand? Dahinter verbirgt sich ein Schlauch, der mit einer Luftpumpe verbunden ist, holt ihn hervor.“ Selbst die Hochelfe kam der Aufforderung ohne ein Gegenwort sofort nach. Der besagt Schlauch hatte den Umfang eines Baumstammes und war aus einem schweren, ledrigen Material. Dennoch hatte er bereits einige Löcher. Mit vereinten Kräften trugen sie ihn zu dem Schiff. „Irgendwo unten muss es einen Anschluss geben … wartet.“ Da das Schiff auf der Seite lag, konnte man den Luftsack problemlos absuchen. „Hier ist er“. Die große, ovale Gaszelle schien aus demselben Material gemacht zu sein, wie der Schlauch. Darin eingeflochtene Stäbe verliehen ihr noch zusätzliche Stabilität. Mit mehreren Riemen befestigten sie den Schlauch an der runden, mit Metall besetzten Öffnung in dem Ballonett des Luftschiffes. „URGRASH, EIN KREISFÖRMIGER DREHSCHALTER IN DER UNTEREN ECKE.“ Nur wenige Augenblicke später begann es zu zischen und Gas strömte durch den Schlauch. Im selben Moment erfüllte ein seltsamer Geruch die Luft. „Versucht es nicht einzuatmen“, warnte der Baron. „JETZT MÜSST IHR EINEN DER GROSSEN KIPPSCHALTER UMLEGEN!“ „WELCHEN?“ „DRITTE REIHE, ZWEITER VON LINKS … Glaub ich.“ Sie warteten geduldig, doch es passierte nichts. „VERSUCHT DEN DANEBEN!“ Wieder nichts. „Verdammt“, fluchte der Baron nach einer Weile. „Vermutlich ist der untere Teil der Ruine schon völlig zerstört. Keine der Leitungen hat genug Druck um uns hier oben mit Energie zu versorgen. Plötzlich gab es einen Ruck, das Schiff neben dem sie standen bewegte sich. Die Reling löste sich vom Boden und langsam richtete sich das Schiff auf. „Es wird abheben, schnell wir müssen an Bord.“ Ohne zu Zögern sprang Morivia auf das immer noch schiefe, aber inzwischen betretbare Deck. Zusammen hievten Taube und der Baron den regungslosen Körper von Alvis nach oben und die Altmer zog ihn über das Geländer. Dann ergriff sie die Hand des Barons und zog ihn ebenfalls hoch. Als letzter umfasste Taube die Reling mit beiden Händen und zog sich an ihr hoch. Keine Sekunde zu früh, denn schon kurz danach war sie bereits so weit vom Boden entfernt, dass man sie nicht mehr erreichen konnte. „Was ist mit Urgrash?“ „Wir brauchen ihn dort oben, nur er kann den Dampf zu dem Schiff leiten. Und ohne die nötige Energie daraus ist das Schiff manövrierunfähig.“ Inzwischen berührte nur noch der Kiel des Schiffes den Boden. „Und was ist damit?“ Taube zeigte auf eine zwei Meter hohe Säule, die aus der Mitte des Schiffes aufragte. „Ist das nicht ein Schornstein? Und hier seht Ihr diese Säcke. Sie sind mit Kohle gefüllt. Möglicherweise brauchen wir den Dampf aus der Ruine überhaupt nicht, wir können uns selber welchen machen.“ Ein weiteres Mal war der Baron erstaunt. „Die haben wirklich an alles gedacht. Auch wenn ich bezweifle, dass es sich hierbei um eine dauerhafte Lösung handelt. Die Hitze, die bei der Verbrennung dieser Kohle entsteht, ist normalerweise zu schwach um ein ganzes Luftschiff anzutreiben. Aber das hier ist nicht sonderlich groß, vielleicht … vielleicht reicht es ja bis zum Festland.“ Ich werde versuchen es in Gang zu bringen, sucht Ihr in der Zeit eine Leiter und ruft Urgrash her.“ Doch kaum hatte der Baron diese Worte ausgesprochen, kamen die Verlorenen. Trotz ihrer Schwierigkeiten und den Einstürzen in der Ruine schienen sie es geschafft zu haben und strömten jetzt in den Luftschiffhafen. „Verdammt, wir müssen so schnell es geht hier weg.“ Der Baron verschwand auf der Brücke, welche sich in einer kleinen Kabine auf dem oberen Teil des Schiffes befand. Zahllose Kreaturen waren inzwischen am Schiff angekommen, doch es schwebte inzwischen bereits so weit über dem Boden, dass diese es nicht mehr erreichten. Sie kreischten und sprangen wütend in die Luft, doch das brachte sie dem Schiff kein Stück näher. Mit flauem Gefühl beobachtete Taube das Gedränge unter ihnen. Es war nicht denkbar, dass Urgrash da unbeschadet hindurch zu dem Schiff kam. Ein lautes Krachen ließ ihn zusammenfahren. Er sah, wie ein Teil der Decke herabstürzte und einige der Verlorenen unter sich begrub. Weitere Gesteinsbrocken fielen herab und einige trafen sogar das Luftschiff, welches gefährlich zu schwanken begann. „Verdammt, wir müssen hier weg. Jetzt.“ Dieses Mal war es Morivia die den Befehl gab. „Nur ein paar Augenblicke noch“, ließ der Baron aus der Kabine vernehmen. Dann ertönte ein Zischen, sowie ein hohes, unangenehmes Pfeifen. Dampf strömte aus den Turbinen und das Luftschiff setzte sich in Bewegung.

    Urgrash verhielt sich so ruhig wie er konnte. Die Verlorenen hatten ihn nicht bemerkt. Sie schienen ihre volle Aufmerksamkeit auf das Schiff zu richten. Leider sorgte das auch dafür, dass er keine Chance mehr hatte zu den anderen zu stoßen. Fieberhaft überlegte er, was er tun könnte, doch ihm fiel nichts ein. Er könnte zu ihnen rufen, ihnen sagen, dass sie ihn abholen sollten, doch angesichts der Masse an Kreaturen unter ihm, war das eine denkbar schlecht Idee. Dann hörte er das Pfeifen. Er sah wie die Seile, mit denen das Schiff befestigt war, sich spannten und dann rissen. Es flog. Es flog tatsächlich. Die Verlorenen schienen förmlich außer sich vor Wut zu sein, springend und kreischend verfolgten sie das Luftschiff, welches an der Kante des Hafens entlang glitt. „URGRASH“. Der Ork erkannte Taube auf dem Deck des Schiffes. Er hielt eine kleine Strickleiter in den Händen. Dann ließ er sie über die Reling nach unten fallen. Als das Schiff fast auf Höhe des Kontrollraums war, rannte Urgrash so schnell es ging nach unten. Er nahm zwei Treppenstufen auf einmal und auf dem letzten Stück übersprang er einfach das Geländer, welches er dabei mit nach unten riss. Er landete und sprintete sofort weiter. Er ignorierte, wie Trümmer links und rechts von ihm herabregneten und Steinsplitter ihm das Gesicht zerkratzen, er ignorierte die Risse, die sich um ihn herum auftaten und zu gefährlichen Stolperfallen wurden. Er ignorierte auch die Verlorenen, die sofort, als sie ihn bemerkten, die Verfolgung aufnahmen und ihm in ihrer blinden Wut hinterher stürmten. Urgrash hatte nur Augen für die Leiter. Das war sein Ziel. Alles andere zählte nicht. Fast hatte er die Kante erreicht. Das Luftschiff schwebte an ihm vorbei und die Leiter kam ihm immer näher. Er hatte den perfekten Zeitpunkt abgepasst. Er streckte die Arme aus, bückte sich zum Sprung und griff nach den Sprossen der Leiter. Doch er erreichte sie nicht. Sie war zu kurz. Entsetzen machte sich in Urgrash Gedanken breit. Es war unmöglich. Es fehlten nur wenige Meter. Nur wenige Meter, die zwischen ihm und seiner Freiheit standen. Die Leiter überholte ihn. Sie zog an ihm vorbei und es gab keine Möglichkeit sie zu erreichen. „WEITER RUNTER, BARON!!!“ schrie Taube ebenfalls voller Entsetzen, als er sah, dass Urgrash die Leiter nicht erreichen konnte. „ICH KANN NICHT, DIE HORIZONTALSTEUERUNG SCHEINT DEFEKT ZU SEIN. “ „WIE BITTE?“, brauste Morivia auf. „Verdammt noch mal“, sprach sie mehr zu sich selber, als zu den anderen. Dann sprang sie über die Reling und begann flink die Leiter herunterzuklettern. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie die unterste Sprosse erreicht, klammerte sich mit einer Hand daran fest und streckte die andere Urgrash entgegen. „MACHT SCHON, ORK!“ Dieser lies sich das nicht zweimal sagen. Er sammelte seine Kräfte und sprintete so schnell wie es ihm überhaupt möglich war. Langsam holte er den verlorenen Vorsprung wieder auf. Der Boden war immer noch nass und rutschig, der Wind riss an ihm, und wenn er auch nur einen falschen Schritt machte, würde er hunderte Meter fallen, bis er schließlich im Meer landen würde. „ICH MUSS ABDREHEN, SONST KRACHEN WIR GEGEN DIE WAND!“ Morivia hörte den Baron kaum. Doch sie spürte, wie das Schiff langsam von der Kante weg driftete. Das war Urgrashs letzte Chance. Mit einem gewaltigen Satz sprang er nach vorne. Unter ihm prallten die aufgewühlten Wellen an die felsigen Klippen. Und im letzten Moment, bevor ihn die Schwerkraft nach unten zog, ergriff er die Hand der Hochelfe. Wie an einem seidenen Faden hingen sie über den tosenden Wellen, während das Schiff auf das offene Meer hinaus steuerte. „LASST JETZT AUF KEINEN FALL LOS!“ Inzwischen übertönten der Wind und das Meer fast alles. „NUR WENN IHR MICH NIE WIEDER EINE EINGEBILDETE MÖCHTEGERN-ADLIGE NENNT, DASS DAS KLAR IST!“ Dann löste sich hinter ihnen die Klippe vom Rest der Insel und rutschte mitsamt des ehemaligen Luftschiffhafens ins Meer. Dies war der Beginn des Verfalls, der sich schrittweise über die ganze Insel ausbreiten sollte. In nur wenigen Tagen, würde sie vollständig im Meer versunken sein.

    Schweigend starrten sie auf die endlosen Weiten des Meeres. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach. Gedanken über ihr Glück, den Untergang überlebt zu haben, den Preis den so viele dafür bezahlt hatten, die Freunde, die sie verlorenen hatten und über das was noch kommen sollte. Instinktiv spürten sie alle, dass bald noch ein viel größerer Sturm aufziehen würde. Der Baron hatte sie inzwischen über all das ins Bild gesetzt, was in der Hauptkammer geschehen war. Über die wahre Natur des Artefakts. Und über denjenigen, der ihrer Macht verfallen war. Besorgt schaute Urgrash zu Alvis, der auf einer kleinen Liege auf der Brücke lag. Er hatte wieder Blut gehustet. Der junge Nord musste sofort zu einem Heiler gebracht werden, sonst würde er nicht mehr lange durchhalten. „Wie heißt dieses Schiff eigentlich?“ brach Serathor schließlich die Stille. „Wenn es je einen Namen hatte, dann ist er schon lange in Vergessenheit geraten“, antworte der Baron, während er das Steuerrat umklammert hielt. „Dann sollten wir ihm einen geben oder?“ sagte der Bretone. „Hmm“, der Baron überlegte eine Weile. „Wir wäre es mit ‚Aufkeimende Hoffnung‘?“ „Zu pathetisch“, warf Morivia ein. „Dann vielleicht … Heimat‘?“ „Heimat klingt gut!“, sagte Urgrash gedankenverloren. „Dann also das.“ Dann verfielen sie wieder in ihr eisernes Schweigen. Solange bis ein Streifen Land am Horizont auftauchte. Tamriel.
    Fraessig ist offline Geändert von Fraessig (30.11.2014 um 14:00 Uhr)
  3. #3 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Fraessig
    Registriert seit
    Jan 2013
    Beiträge
    163
    Das Vermächtnis der Verlorenen

    Eine The Elder Scrolls Geschichte (Teil 3)

    Ä4 – 191
    16 Jahre nach dem großen Krieg
    10 Jahre vor den Ereignissen in Skyrim

    Teil 2: Hilfe

    Colette Marence stütze sich auf ihr Pult und studierte die Gesichter der sechs Personen, die soeben die Halle der Elemente betraten. Sie verteilten sich auf die aufgestellten Bänke, jeder darauf bedacht möglichst großen Abstand sowohl zu den anderen Novizen, als auch zu ihrer Dozentin zu halten. Colette störte sich nicht daran. Sie war schon viel zu lange an der Akademie, als dass sie sich über derlei Kleinigkeiten aufregte. Sie störte sich auch nicht an dem offensichtlichen Desinteresse der Studenten, genauso wenig wie daran, dass zwei davon erst gar nicht erschienen waren. Woran sie sich jedoch störte, war das Benehmen ihrer Kollegen, die schon seit Jahren permanent versuchten ihre Autorität zu untergraben. Sie war länger an der Akademie, als die meisten anderen Professoren und trotzdem schien sie die am wenigsten Respektierte zu sein. Doch wenn sich mal wieder ein Novize bei einem missglückten Experiment schwere Verbrennungen zuzog, dann war sie es, die sich darum kümmern musste. Sie nickte dem Bosmer, dessen Gesicht komplett unter einer dicken Schicht Bandagen verborgen war, kurz zu und er quittierte dies mit einem Lächeln. Zumindest glaubte Colette, dass es ein Lächeln war. Aber immerhin einer, der ihren Ausführungen folgen würde. „Bevor ich anfange, möchte ich, dass ihnen eine Sache klar ist. Was Sie bei mir lernen kann Ihnen nicht nur das Leben retten, es kann auch, und das ist weitaus wichtiger, das Leben eines anderen retten. Wer die Wiederherstellung beherrscht, hat die Macht dem Tod einen Schritt voraus zu sein. Diese Form der Magie besteht aus weitaus mehr, als mit Feuerbällen um sich zu werfen oder simple Trugbilder zu erschaffen. Die Wiederherstellung bringt nämlich ein gewaltiges Maß an Verantwortung mit sich. Heilung bedeutet nicht einfach irgendeinen Heilzauber zu wirken und zu hoffen, dass alles gut wird. Schnittverletzungen und leichte Knochenbrüche mögen sich mit solch einfachen Zaubern lindern lassen, doch was ist zu tun, wenn der Patient an inneren Blutungen zu sterben droht, sich mit einer gefährlichen Krankheit angesteckt hat oder eine Herzattacke erleidet? Sie müssen nicht nur wissen, welcher Zauber in einer solchen Situation die gewünschten Resultate bringt, Sie müssen auch in der Lage sein, solch eine Situation überhaupt erst einmal einzuschätzen. Aus diesem Grund ist die Wiederherstellung nicht nur eine Schule der Magie, sie ist eine Universalwissenschaft. Alchemie, Zauberei, Physiologie und Psychologie. Über all diese Dinge muss ein Heiler Bescheid wissen. Er muss innerhalb von Sekunden Entscheidungen treffen, die den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Was ich Ihnen hier beibringen werde sind simple Grundlagen, seinen Sie Sich also bewusst, dass Sie dann noch nicht einmal die Oberfläche von dem angekratzt haben, was die Wiederherstellung wirklich bedeutet.“ In diesem Moment kam ein reichlich verwirrt dreinblickender, alter Mann in die Halle gestürzt. Colette mochte es nicht gestört zu werden. Doch dieses Mal lächelte sie nur erwartungsvoll. Sie mochte Tolfdir. Er gehörte zu den Wenigen, die schon genauso lange an der Akademie waren wie sie und er war auch jemand, der ihren uneingeschränkten Respekt, vor allem aufgrund seines höflichen und netten Auftretens ihr gegenüber, genoss. Sie wusste, dass er sie nicht stören würde, wenn nicht tatsächlich etwas Wichtiges vorgefallen wäre. Er brauchte eine Weile um zu Atem zu kommen, dann deutete er mit einer Handbewegung nach draußen. „Das … solltet Ihr Euch ansehen.“

    Als die Gruppe die massive Steinbrücke erreichte, die die Akademie mit dem Dorf Winterfeste verband, war die Aufregung gelinde gesagt groß. Ungläubig zeigten die Novizen auf das Objekt, welches sie so unerwartet von ihrer Vorlesung befreit hatte, während die Professoren aufgeregt über das diskutierten, was sie da am Himmel sahen. Colette beteiligte sich nicht an den Gesprächen, sondern beobachtete das Objekt, welches sich langsam dem Festland näherte. Am Anfang war es noch zu weit weg gewesen um genaueres zu erkennen, doch jetzt gab es keinen Zweifel mehr, dass es sich bei dem, was da auf sie zuflog, um ein dwemerisches Luftschiff handelte. Zumindest schienen die anderen Gelehrten davon überzeugt und da Colette von diesen Sachen nicht viel verstand, blieb ihr nichts anderes übrig als dem Glauben zu schenken. Dass jetzt ein solches Schiff in funktionstüchtigem Zustand auftauchte war mehr als bemerkenswert. War es wirklich möglich, dass es noch lebendige Dwemer außerhalb von Tamriel gab? Colette kam nicht dazu den Gedanken weiter zu verfolgen. Das Schiff hatte inzwischen die Küste erreicht, und ihr war sofort klar, dass es viel zu tief flog. Für einen Moment verschwand es hinter der Kuppe eines Berges, krachte dann auf den Boden und schlitterte eine Weile über die Ebene, bis es durch die Wucht des Aufpralls schließlich auf die Seite kippte und zum Stillstand kam.

    Als die Gelehrten aus der Akademie die Absturzstelle erreichte bot sich ihnen ein Trümmerfeld. Das Luftschiff war in erbärmlichem Zustand, der Bug war komplett verbogen und ein riesiges Loch klaffte in der Seite. Die gesamte Ebene war übersät mit Metallteilen verschiedenster Größen und Formen. Es herrschte eine beunruhigende Stille, als der Schnee, der durch die Wucht des Aufpralls aufgewirbelt worden war, wieder herabrieselte. Dann knarzte das Metall. Tatsächlich waren es keine Dwemer, die aus dem beschädigten Rumpf herausgekrochen kamen. Insgesamt waren es vier, nein fünf Personen die durch das Schneegestöber auf die Gruppe aus der Akademie zukamen. Jeder von ihnen war blutverschmiert und ihre Gesichter sahen müde und aufgezehrt aus. Was für Colette jedoch am wichtigsten war, war der Ork, der eine andere Person auf den Armen trug. Es war unverkennbar, dass die Person schwer verletzt war. Entschlossen drängte sich die Magierin, die sich vorher eher im Hintergrund gehalten hatte, an ihren Kollegen vorbei und lief den fünf aus dem Luftschiff entgegen. Denn auch wenn Colette sicherlich viele Fehler hatte, war sie doch stets mit einer Maxime durchs Leben gegangen. Zu helfen, wo immer Hilfe nötig war.


    Ä1 – 203
    10 Jahre nach der Vertreibung der Falmer aus Himmelsrand

    Es war inzwischen spät geworden, als Sthovins Diener einen Boten aus den nördlichen Reichen ankündigte. Wirkliche Lust diesen zu empfangen hatte er bei weitem nicht, aber als Statthalter war er mehr oder weniger dazu verpflichtet. Geistesabwesend verschob er einige der mit Runen gravierten Platten auf dem faustgroßen Oktaeder, den er in der Hand hielt. Verdammtes Rätsel. „Nun schickt ihn schon herein“, wies er den Diener an. „Sehr wohl, mein Herr.“ Der Chimer verbeugte sich und verschwand aus Sthovins Arbeitszimmer. Nur wenige Augenblicke später wurde die Tür erneut geöffnet und eine hochgewachsene Gestalt betrat den Raum. „Statthalter Barganthuranz, es ist eine Ehre Euch zu treffen.“ „Mit wem habe ich das Vergnügen?“, fragte Sthovin den Neuankömmling. Ohne auf die Frage einzugehen sprach dieser weiter: „Ich hörte davon, dass Nchuleft-Zel dieses Jahr seinen Sitz im Rat verloren hat, mein tiefstes Beileid deswegen.“ „Spart Euch das für die Bedürftigen auf“, antwortete Sthovin ärgerlich. „Und sagt mir endlich was Ihr von mir wollt.“ „Wie Ihr wünscht, Statthalter“, die Gestalt machte eine tiefe Verbeugung vor Sthovin. „Ich bin hier auf Geheiß von Brizthar Mehrezhtark.“ „Was will der Speichellecker von mir?“ „Eine Einladung. Zur Hochzeit. Mein Herr wünscht sich Euch als einen seiner engsten Vertrauten an seiner Tafel, wenn er mit Lady Ehlezia den Bund fürs Leben eingeht.“ Sthovin ballte seine Hand zur Faust. Er hatte immer noch den Rätselstein in der Hand, der ihm schmerzhaft in die Handfläche schnitt. Dennoch drückte er weiter zu. Die Platten rissen aus ihrer Verankerung und fielen verbogen zu Boden. „Alles in Ordnung, Statthalter?“ „Nur ein Krampf, entschuldigt.“ „Ihr scheint verletzt zu sein, soll ich nicht vielleicht doch einen Diener…“ „ES IST ALLES IN ORDNUNG.“ „Wie Ihr meint, Statthalter.“ „Die Hochzeit also“, fuhr Sthovin fort und versuchte das Blut an seiner Handfläche zu ignorieren. Ich nehme an die Einladung stammt mehr von meiner Schwester als von Brizthar selber, wir beide können uns, verzeiht das ich es so offen sage, auf den Tod nicht ausstehen.“ „Dessen bin ich mir bewusst, Statthalter. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Lady Ehlezia ihren zukünftigen Gemahl überzeugt hat Euch einzuladen. Ich bin jedoch nur ein einfacher Diener und habe keine Einsicht in solche Dinge. Ich soll Euch jedoch noch etwas von Ihr überreichen. Sie vertraute mir dies kurz vor meiner Abreise an.“ Die Gestalt reichte Sthovin einen kleinen Umschlag aus Pergament. Er hatte weder ein Siegel, noch war er sonst in irgendeiner Weise verschlossen. Darin befand sich ein kleines gefaltenes Blatt. Sthovin betrachtete es und schien für einen Moment nicht glauben zu können was er da las. Indes verbeugte sich die Gestalt: „Ich werde mich nun wieder auf den Weg machen, Statthalter, ich habe noch einige weitere Provinzen zu bereisen. Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft.“ Die Gestalt drehte sich um und öffnete die Tür um das Arbeitszimmer zu verlassen. „Eine Sache noch, Falmer“, rief Sthovin dem Diener hinterher. „Habt Ihr den Umschlag geöffnet und den Inhalt begutachtet?“ Der Eiself schüttelte mit dem Kopf. „Ratsmitglied Mehrezhtark führt ein strenges Regiment. Käme heraus, dass ich die Botschaften für die Herren lese, würde mich das meinen Kopf kosten. So wie mir der Umschlag übergeben wurde, so hat er Euch auch erreicht.“ „Ich verstehe, nun in dem Fall gehabt Euch wohl.“ „Auf bald, Statthalter“, sagte der Elf mit einem Lächeln und verließ den Raum. Sthovin wischte sich das Blut ab und betrachtete die kurze Nachricht seiner Schwester erneut. Die Worte schienen hastig und in Eile geschrieben worden zu sein. Es waren nur vier Worte. Sie lauteten: „Lorkhan steh uns bei.“ Für einen Außenstehenden wäre diese Nachricht vielleicht nicht sonderlich beunruhigend gewesen, doch Sthovin machte sie geradezu Angst. Es war so etwas wie ein Code aus Kindertagen. Er und seine Schwester hatten hunderte davon benutzt. Sthovin erinnerte sich noch sehr genau an die Bedeutung dieser Worte. Sie bedeuteten: Hilfe!


    Ä4 – 191
    Wenige Tage nach der Bruchlandung der „Heimat“

    Alvis Leben hatte sich in den letzten Wochen grundlegend verändert. Er hatte Dinge gesehen, Dinge erlebt, die sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt hatten. Niemals hätte er gedacht, dass er sich so schnell in einem Krieg wiederfinden würde, dessen ganzen Sinn er noch nicht einmal erfassen konnte. Kriege waren etwas, das er vorher nur aus Geschichten kannte, die ihm seine Mutter manchmal zu erzählen pflegte. Er hatte die langen Abende genossen, an denen sie am Feuer saßen und sie ihm von den engen, verwinkelten Gassen Windhelms berichtete und den Verführungen des grauen Bezirks und anderer zwielichtiger Orte in der Stadt. Sie erzählte ihm die Legenden von Ysgramor, Geschichten über Helden und große Schlachten und manchmal auch über Drachen und andere seltsame Geschöpfen, auch wenn Alvis sich nicht vorstellen konnte, dass sie tatsächlich existierten. Doch das alles spielte sich lediglich in seiner Fantasie ab. Im Gegensatz zu den Anderen hatte er nie den Wunsch gehegt die Insel zu verlassen. Er war dort geboren und er würde dort sterben, zumindest dachte er das einmal. Es war seltsam, dass ausgerechnet er es war, der auf einem dwemerischen Luftschiff die zerfallende Insel für immer hinter sich gelassen hatte. Und jetzt war er in Himmelsrand, der Heimat seiner Vorfahren. Es war ein seltsames Gefühl hier zu sein. Nachdenklich betrachtete er das hölzerne Gewölbe des Krankenzimmers. Die Schmerzen hatten nachgelassen, zumindest solange er sich nicht allzu viel bewegte. „Ihr macht ja immer noch ein Gesicht wie Drei-Tage-Regenwetter.“ Urgrash lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Alvis hatte nicht gehört wie er das Zimmer betreten hatte, doch vermutlich war er einfach zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Wie lange der Ork wohl schon dort stand? „Das sagt sich sicher einfach, wenn man nicht an dieses Bett gefesselt ist“, antworte Alvis ärgerlich. „Es steht Euch jederzeit frei zu gehen.“ „Ja ja, macht Euch nur lustig.“ „Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.“, sagte Urgrash und begann zu grinsen. Mit seinen abstehenden Reißzähnen sah das reichlich komisch aus und Alvis fing an zu lachen. „Schon besser“, sagte Urgrash, wenn auch etwas verwirrt, da er nicht ganz nachvollziehen konnte, was eigentlich so lustig war. Nachdem sich der Nord beruhigt hatte wurde er wieder ernst: „Ich weiß, dass Ihr es mir noch nicht erzählen wollt, doch ich muss es wissen. Sind wir jetzt wirklich sicher vor den Verlorenen?“ Urgrash spannte sich unmerklich an. Er hatte diese Frage kommen sehen und doch zögerte er mit der Antwort. „Der Baron sagt, wenn wir es geschafft haben, dann hat es der Argonier vermutlich auch. Ich weiß nicht was dieses … Artefakt mit ihm gemacht hat. Wenn ich den Baron frage, weicht er mir nur aus und sagt nur, wir sollten uns besser auf einen Kampf einstellen.“ „Also ist es noch nicht vorbei.“ Urgrash schüttelte mit dem Kopf: „Ich glaube es hat gerade erst angefangen.“ „Und was ist mit dem Schiff?“, fragte Alvis weiter. „Nun angeblich lässt es sich reparieren, mit den passenden Ersatzteilen zumindest.“ „Und wo bekommen wir die her?“ „Aus einer dwemerischen Ruine schätze ich.“ Alvis nickte: „Dann gibt es die also auch in Tamriel.“ „Sogar sehr viele davon. Aber wo die Nächste ist, weiß ich auch nicht.“ „Ich denke, das werden wir schon noch herausfinden.“ „Das werden wir mit Sicherheit“, sagte Urgrash. „Ich muss Euch jetzt aber fürs Erste allein lassen, die Arbeit ruft.“ „Ich verstehe schon, danke für die Gesellschaft.“ „Keine Ursache.“ Leise schloss Urgrash die Tür des Krankenzimmers hinter sich und machte sich auf zur Taverne.

    Urgrash, Morivia und Taube hatten in dem nahegelegenen Gasthaus eine Unterkunft bekommen. Zwar hatte keiner von ihnen Geld dabei, doch da sie in dem kleinen Ort zu so etwas wie einer kleinen Berühmtheit geworden waren, überließ der Wirt ihnen zwei Zimmer kostenlos, wenn sie ihm im Gegenzug dabei bei einigen Arbeiten zur Hand gingen. Aus diesem Grund war Urgrash oft damit beschäftigt, Holz zu hacken, Lieferungen auszupacken oder sonstige körperliche Arbeiten zu verrichten. Taube und Morivia halfen in der Gaststube und in der Küche. Der Baron hingegen war bei der Heimat geblieben und lies sich so gut wie nie blicken. Der einzige Hinweis auf seine Anwesenheit war der laute Gehämmer, dass man nachts aus Richtung des Schiffes vernehmen konnte. Als der Ork schließlich die Taverne betrat hörte er lautes Gezänk. „Urgrash, gut dass Ihr kommt, vielleicht könnt Ihr Morivia wieder zu Verstand bringen“, sprach Taube ihn sofort an. Verwirrt schaute er die Beiden an, die offensichtlich einen heftigen Streit hinter sich hatten. Sie waren die einzigen Gäste in dem Lokal und hatten sich wohl nicht zurückgehalten, was die Lautstärke der Diskussion betraf. Taubes braune Haare waren zerzaust und unordentlich, während die Elfe einen hochroten Kopf hatte. Außerdem erkannte Urgrash, dass diese einen verschnürten, allerdings auch ziemlich leeren Tornister auf dem Rücken hatte. „Ihr wollt uns verlassen?“ fragte der Ork mit vorwurfsvoller Stimme. „Warum auch nicht?“, antworte Morivia feindselig. „Wir haben es geschafft, wir haben die Insel überlebt und sind zurück in Tamriel. Da wollt Ihr mir einen Vorwurf machen, dass ich jetzt meinen eigene Weg gehen möchte?“ „Ich mache Euch nur den Vorwurf, dass Ihr, nach allem was wir zusammen erlebt haben, uns einfach im Stich lasst.“ „Hört zu, ich will nicht undankbar erscheinen. Ihr habt mir das Leben gerettet, ihr beide, doch das alles liegt nun hinter uns.“ Morivia bemühte sich um eine etwas umgänglichere Stimme. „Es ist vorbei und unsere Zusammenarbeit ist damit auch vorbei.“ „Und was ist wenn es das nicht ist? Glaubt Ihr, dass Ihr der ganzen Sache so einfach entkommen könnt? Was passiert wenn die Verlorenen wieder auftauchen? Nicht auf irgendeiner Insel, sondern hier. Das kann Euch doch nicht völlig egal sein.“ „Warum nicht?“ Morivia zuckte mit den Schultern. „Ich habe kein Interesse daran, mich als Held aufzuspielen und in einem sinnlosen Kampf um die Rettung der Welt zu sterben.“ „Also sterbt Ihr lieber bei ihrem Untergang?“ „Ich muss mich nicht vor Euch rechtfertigen, Ork.“ Sie versuchte sich an dem Ork vorbeizudrücken und zur Tür zu gelangen. Doch dieser packte ihren Arm und hielt sie zurück: „Doch das müsst Ihr.“ Morivias Augen blitzten wütend auf, doch bevor sie etwas erwidern konnte wurde plötzlich die Tür aufgestoßen und ein Kaiserlicher mit schäbigem Mantel betrat das Gasthaus. „Tag, die Herren … und Dame.“ Er lüftete kurz seinen Hut und wandte sich dann der Theke zu. „Wo ist denn der Wirt?“, fragte der Mann. „Ich bin hier“, rief eine Stimme aus der Küche. Der Wirt hatte ganz offensichtlich jedes Wort des Streites verstanden. „Was darf‘s sein?“, sagte dieser als er an die Theke trat. „Ein Zimmer für die Nacht bitte.“ Der Mann mit dem Hut war sich offenbar nicht bewusst, dass er von den drei anderen Gästen verwundert, amüsiert und feindselig angestarrt wurde. „Das macht dann 10 Goldstücke.“ „Hört mal her,“ sagte der Kaiserliche. „Ich bin zurzeit nicht gut bei Kasse. Ich kann mich jedoch auf andere Weise erkenntlich zeigen. „Bei Zenithars faltigem Arsch, ist heutzutage niemand mehr in der Lage für irgendwas zu bezahlen“, sagte der Wirt erbost. „Glaubt mir es lohnt sich für Euch, denn Ihr müsst wissen, ich bin nicht irgendwer. Ich bin der einzig wahre Golmud Burkhardt, Abenteurer und Barde.“ Er nahm seinen Hut mit der dicken Krempe ab und machte eine ausladende Verbeugung. Dieser Burkhardt war ein ziemlich seltsamer Bursche. Alles an ihm wirkte schäbig und heruntergekommen und dadurch passten seine feine Aussprache und seine Manieren zu ihm wie ein Trauergewand zum kaiserlichen Hofnarr. Er hatte einen Spitzbart und einen langen gezwirbelten Schnauzer, der anscheinend, als Einziges an ihm, jede Menge Pflege bekommen hatte. „Wenn ich erst anfange meine Lieder zu spielen, dann wird sich Eure kleine Taverne so schnell füllen, wie schon lange nicht. Vielleicht bleibe ich auch eine Weile hier. Ihr sorgt für Kost und Logis und ich dafür, dass bei Euch der Met in Strömen fließt.“ Der Wirt dachte eine Weile über das Angebot nach. „Bringt doch mal eines Eurer Lieder zum Besten.“ „Aber mit Vergnügen“, sagte Burkhardt und holte eine Laute aus seinem Gepäck. Das Instrument war in erbärmlichem Zustand, eine der Saiten war gerissen und das Holz war übersät mir Kratzern. Er spielte ein paar Akkorde, drehte an den Wirbeln, um das Instrument zu stimmen, und räusperte sich. „Das folgende Werk stammt aus eigener Feder und ist meine jüngste Kreation. Ich nenne es ‘Die Ballade von Gerd dem Werwolf und Fred dem Holzfäller.“
    Er begann vorsichtig die Saiten zu zupfen und wenig später zu singen:

    Er arbeitet von früh bis spät
    der Holzfäller mit Namen Fred.
    Tagein, tagaus fällt er `nen Baum
    mit einem Schlag, man glaubt es kaum
    .

    Dem Werwolf Gerd missfällt das sehr
    er schläft am Tag schon lang nicht mehr.
    Er stöhnt, er heult, er keucht, er schreit
    er ist den Lärm schon lange leid.


    Und eines Nachts im Vollmondlicht
    schleicht er zu Freds Haus, der Wicht!
    Er frisst die Frau, er frisst das Kind
    mit Haut und Haaren wie sie sind.


    Doch Fred der mut´ge Held, ganz keck
    greift zu Omas Silberbesteck.
    Mit einem Satz, ganz ohne Scherz,
    rammt er den Löffel in Gerds Herz.

    Hircines Blut, Hircines Gier
    machten Gerd zu einem Tier
    Und die Moral von der Geschicht´?


    Burkhardt legte die Finger auf die Saiten und schaute mit verschmitztem Gesicht in die Runde.

    Ein Werwolf sein, das lohnt sich nicht!

    Als die letzten Töne verklangen schaute der Barde mit siegessicherem Lächeln auf den Wirt. Dieser lächelte auch. Allerdings war seines voller Spott: „Das war … die mieseste Ballade, die ich je gehört habe.“ „WAS?“ Burkhardt war außer sich. „Ich gebe Euch das Zimmer, wenn Ihr mir versprecht nie wieder in meiner Taverne zu singen.“ „Ich schätze wir haben einen Deal“, sagte Burkhardt nach kurzem zögern. Er war sichtlich enttäuscht. Er wandte sich von dem Wirt ab und drehte sich zu dem Rest seines Publikums, die ihn immer noch mit großen Augen anschauten. Urgrash hatte Morivia losgelassen und die hatte bei den lächerlichen Ereignissen glatt vergessen, dass sie eigentlich verschwinden wollte. „Nehmt es nicht so schwer“, sagte Serathor schließlich um die peinliche Stille zu beenden. „Mit ein bisschen Übung werdet Ihr bestimmt bald besser.“ Burkhardts schlecht Laune war sofort verflogen: „Wenigstens einer mit gutem Geschmack.“ „Nein, es war grauenhaft, ich wollte nur etwas Nettes sagen.“ „Oh, na ja macht auch nichts, die Kunst ist eh nur ein kleiner Zuverdienst für mich. Normalerweise bin ich als Abenteurer tätig. Und äußerst erfolgreich, wenn ich das betonen darf.“ „Toller Abenteuer seid Ihr, Ihr habt nicht mal eine Waffe“, erwiderte Morivia spöttisch. „Das geschrieben Wort ist mächtiger als jedes Schwert, meine Liebe. Aber Ihr habt Recht, in letzter Zeit läuft es nicht mehr so gut. Mein Knie wisst Ihr…“ „Euer … Knie?“ „Rheuma, die Zeit geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Aber früher, da war mir keine Gefahr zu groß und kein Kampf zu schade. Höhlen, Gräber, Dwemer-Ruinen. Ich hab sie alle erkundet“, prahlte der Kaiserliche. „Sagtet Ihr gerade Dwemer Ruinen.“ Burkhardts Augen leuchteten auf: „Oh ja, ich habe bereits zahllose davon besucht. Sie sind ziemlich gefährlich und der Unerfahrene kann schnell in einer der tödlichen Fallen verenden, doch mit mir an seiner Seite kann überhaupt nichts schief gehen.“ „Und wisst Ihr zufällig, wo sich die nächste Ruine von hier aus befindet?“ „Hmm, wenn ich mich nicht irre, müsste das Alftand sein und zwar in … dieser Richtung.“ Burkhardt zeigte mit wedelndem Finger nach Südwesten. „Ich kann Euch da hinbringen wenn Ihr wollt, gegen eine kleine Bezahlung versteht sich.“ Urgrash überlegte. Das war die Möglichkeit, um schnell an Dwemermetall und Ersatzteile zu kommen, um damit die Heimat zu reparieren. „Ihr dürft einen Teil der Schätze behalten die wir finden.“ „Dann bin ich dabei“, sagte Burkhardt fröhlich. „Und was ist mit Euch, Morivia?“ Die Elfe hatte die Hände über der Brust verschränkt und starrte immer noch feindselig in die Runde. „Wir brauchen Euch da draußen“, versuchte der Ork sie zu überzeugen. „Na gut“, willigte die Altmer nach langem Kampf mit sich selbst schließlich ein. „Ohne mich geht die Sache doch eh schief. Aber das ist das letzte Mal, Urgrash, danach werden wir uns nie wieder sehen!“ Der Ork nickte nur, er hoffte immer noch, dass er die Elfe davon überzeugen konnte, nicht zu gehen. „Na dann ist ja alles geklärt“, sagte Burkhardt und rieb sich die Hände. Wann geht’s los?“ „Heute Nacht“, antworte Urgrash. „Nachts? Wieso denn Nachts?“ „Es hat seine Gründe“, antwortete Urgrash und verließ daraufhin die Taverne, um dem Schattenbaron die guten Neuigkeiten zu überbringen.




    Fraessig ist offline Geändert von Fraessig (16.07.2016 um 16:53 Uhr)
  4. #4 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Fraessig
    Registriert seit
    Jan 2013
    Beiträge
    163
    Das Vermächtnis der Verlorenen

    Eine The Elder Scrolls Geschichte (Teil 3)

    Ä4 – 191
    16 Jahre nach dem großen Krieg
    10 Jahre vor den Ereignissen in Skyrim

    Teil 3: Stimmen

    Der Schnee fiel in großen, weißen Flocken zu Boden. Sie tanzten in der Luft, wirbelten aneinander vorbei, schlugen Saltos, als wollten sie sich gegenseitig in ihren Kunststücken überbieten und fielen dann sanft zu Boden, wo sie eine zinnoberrote Farbe annahmen und in der Blutlache, in der sie gelandet waren, dahinschmolzen. Der Mann lag im Sterben. Sein Brustkorb war zertrümmert, die Lunge zerfetzt und als Folge davon war das Einzige, was noch aus seinem Mund drang, blutiger Schaum. Doch anstatt ihn endlich dem Tod zu überlassen, pumpte sein Herz verzweifelt weiter das Blut durch seinen Körper und verlängerte damit seine Qualen bis auf unbestimmte Zeit. Vielleicht war es ein Anflug von Barmherzigkeit, der Blut-in-den-Flüssen das Leben des Mannes mit einem gezielten Stich in die rechte Brusthälfte beenden ließ. Vielleicht war es aber auch nur pragmatisches Denken, denn je schneller der Mann tot war, desto schneller würde er als Verlorener wiederauferstehen und seiner Armee aus Untoten einen weiteren Soldaten liefern. Und pragmatisch dachte der Argonier in letzter Zeit oft. Mehr noch als früher. Das Artefakt hatte ihn verändert, doch in anderer Form, als der Argonier erwartete hätte. Er hatte gedacht, dass er dafür kämpfen musste die Kontrolle zu behalten, dass das Artefakt versuchen würde ihn zu steuern. Wie eine zweite Stimme, eine zweite Seele in seinem Körper, die versuchte ihren Wirt um den Verstand zu bringen, um schlussendlich seinen Platz einzunehmen. Doch nichts davon war der Fall. Sein Körper war nicht einfach nur ein Gefäß. Er selbst hatte das Artefakt in sich aufgenommen. Was auch immer in seinen Geist eingedrungen war, es war jetzt ein natürlicher Teil von ihm. Die Seele des Artefaktes hatte ihn beeinflusst, doch genauso sehr hatte er die des Artefaktes beeinflusst. Ihr Geist war verschmolzen und für ewig untrennbar miteinander verbunden. Er war immer noch er selbst und hatte doch eine vollkommen andere Persönlichkeit. Die größte Veränderung war die Macht die er in sich spürte. Die Elemente gehorchten ihm jetzt praktisch uneingeschränkt. Er konnte die Magie um sich herum förmlich knistern hören und sie dann nach seinem Willen formen. Ein äußerst berauschendes Gefühl. Die zweite wichtige Veränderung war die Erkenntnis. Erkenntnis, dass Gefühle wie Mitleid, Reue und Gnade ihm immer nur im Weg gestanden hatten. Viele hatten ihr Leben lassen müssen, damit er heute an diesem Punkt stand. Noch vor kurzer Zeit hatte er sich schuldig für all die Toten gefühlt. Jeder, der auf der Insel sein Leben in der Schlacht gelassen hatte, war wegen ihm gestorben. Weil er mit der Krone auf die Insel gekommen war und dabei ausgelöst hatte, dass sich die Verlorenen von dem Einfluss des Artefaktes befreiten und, wie jedes Mal wenn sie das taten, die übrigen Überlebenden angriffen. Früher hatte ihn dieser Gedanke aufgezehrt. Fast so weit, dass er seine ursprünglichen Ziele aus den Augen verloren hatte. Doch als es darauf ankam, hatte er sich richtig entschieden. Das wusste er jetzt. Endlich konnte er die Welt und die Zeit als ein großes Ganzes sehen. Er sah die Leben, die für einen kurzen Augenblick aufflackerten wie Glühwürmchen und dann für immer in tiefe, endlose Dunkelheit fielen. Und er sah die Erlösung, einen Ausbruch aus dem ewigen Kreislauf aus Leben und Sterben. In dem Moment begann sich der Mann, dessen Leben er beendet hatte zu regen. Es gab ein knackendes Geräusch und dann riss dieser die Augen auf. Sie waren leer und blicklos und doch am Leben. Der Verlorenen erhob sich langsam, schlurfte zu den anderen Kreaturen und verschwand in dem Gewimmel der Untoten. Blut-in-den-Flüssen schaute auf und sah nach dem Jungen, der sich hinter einigen Fässern versteckt hatte. Als sich ihre Blicke trafen, wich der Junge entsetzt zurück, stolperte nach hinten und rannte dann in die Mine, die sich auf einer kleinen Anhöhe hinter ihm befand. Vielleicht war es ein Anflug von Barmherzigkeit, der den Argonier entscheiden ließ, den Jungen nicht zu verfolgen. Vielleicht war es aber auch nur pragmatisches Denken, denn der Zeitaufwand, um den Jungen in der Mine zu finden und zu fangen, stand in keinem Verhältnis zu dem Nutzen, den ihm das Kind als Teil seiner Armee bringen würde.


    Die Dwemerstadt Alftand war am Hang eines schneebedeckten Berges gebaut worden. Die hohen Türme und Spitzen schmiegten sich eng an den Fels und waren dadurch besonders gut vor Wind und Wetter geschützt. Aus diesem Grund waren sie auch noch in verhältnismäßig gutem Zustand. Man hätte sogar fast meinen können, dass Alftand immer noch bewohnt war. Und auf eine Art und Weise war sie das auch. Eine Reihe von Zelten stand vor der großen metallenen Tür, an der zwei schwer bewaffnete Wachen postiert waren. Sie begutachteten die Neuankömmlinge mit finsteren Blicken, ließen sie aber auf ein Zeichen des Kaiserlichen, der vorausging, sofort passieren. Er hieß Septimus Signus und schien, genauso wie sie, auf der Suche nach irgendetwas zu sein. Was genau es war, behielt er für sich, doch er hatte mit der Gruppe, die gerade wie zufällig vor seiner Türschwelle aufgetaucht war, eine Abmachung getroffen. Sie halfen ihm bei seinem Vorhaben und dafür durften sie sich nach Gutdünken bei den Schätzen bedienen, die sie in der Ruine fanden. Septimus selbst schien keinerlei Interesse an Gold oder besonderen Artefakten zu haben. Er hielt die Neuankömmlinge für eine gewöhnliche Gruppe Abenteurer. Auch wenn Einer von ihnen, ein etwas abgemagerter, grauhaariger alter Mann in feiner, nichtsdestotrotz abgewetzter Kleidung, dafür eine ganze Menge über die Dwemer zu wissen schien. Vielleicht hatten sie sich auf das Plündern von Zwergenruinen spezialisiert? Generell lief Septimus beim Anblick dieses Mannes ein kalter Schauer über den Rücken und er wusste nicht einmal, warum das überhaupt so war. Waren es die feinen, blauen Adern, die sich über die Wangen des Mannes zogen? Oder war es die Tatsache, dass seine fast pergamentartige Haut die Farbe von Asche hatte, ihm aber die typischen, roten Augen der Dunmer fehlten? Dann war da noch die Art der Kleidung an sich. Viel zu ungeeignet für das raue Wetter in den Bergen Himmelsrands und doch schien er der Einzige, der bei dem Klima anscheinend nicht fror. Nicht einmal den Namen des Mannes wusste Septimus. Die anderen der Gruppe hatten sich ihm vorgestellt, der Ork hieß Urgrash, die griesgrämige Hochelfe war Morivia, der mit dem spitzen Hut war Burkhardt und der Name der drahtigen Gestalt mit der kleinen, aber auffälligen, kreisförmigen Narbe lautete … Verdammt, Septimus hatte seinen Namen vergessen, aber er war sich sicher, dass der Bretone seinen Namen erwähnt hatte. Doch der Mann in der feinen Kleidung? Kein Wort darüber. Alles in allem ein recht beunruhigendes Gesamtbild. Doch Septimus konnte es sich nicht leisten, ihre Hilfe auszuschlagen. Dazu saß er viel zu sehr in der Klemme.

    Der kaiserliche Gelehrte führte die Gruppe durch einen langen, vereisten Tunnel. Es war so kalt, dass Burkhardt seinen eigenen Atem sehen konnte. Doch der Barde war Kälte gewöhnt. Er lebte schon sehr lange in Himmelsrand und hatte viel gesehen. Bis vor kurzem war er davon ausgegangen, dass ihn nichts mehr überraschen konnte. Dann hatte er in der Ferne gesehen, wie ein dwemerisches Luftschiff in den Boden gekracht war. Ein Luftschiff! Einfach so. Burkhardt wusste, dass manche Ereignisse das Schicksal der Welt verändern konnten. Und er war sich sicher, die Ankunft eines Schiffes aus einer schon längst vergangenen Epoche war so ein Ereignis. Ob das ein Zeichen war? Was immer dieses Wunderwerk zu bedeuten hatte, er musste dabei sein. Eine Weile lang hatte er auf der Lauer gelegen, und das abgestürzte Schiff beobachtet. Entgegen seiner Vermutung entdeckte er dort keine Dwemer, sondern einen zusammengewürfelten Haufen mysteriöser Gestalten, die nicht so aussahen, als wären sie in der Lage gewesen, ein solches technisches Wunderwerk zu bauen. Danach hatte Burkhardt sich ein wenig in der Akademie umgehört. Der alte Ork in der Bibliothek hatte ihm erzählt, dass vor knapp zweihundert Jahren schon einmal so ein Luftschiff gesichtet worden war. Die Magiergilde in Vvardenfell hatte kurz vor dem Ausbruch des Roten Berges aus alten Plänen einen Nachbau eines solchen Schiffes angefertigt. Allerdings war dieses nicht sehr weit gekommen und irgendwo über Solstheim abgestürzt. Später fielen auch die Pläne, vermutlich die letzten ihrer Art, dem Ausbruch des Roten Berges zum Opfer. Burkhardt wusste nicht genau was er davon halten sollte. War das Schiff von damals vielleicht doch nicht zerstört? Hatten diese Leute das Schiff repariert? Oder hatten sie es gestohlen? Wie auch immer, er musste mit ihnen Kontakt aufnehmen. Er glaubte noch immer, dass hinter ihrer Ankunft mehr steckte. Er musste nur herausfinden was.

    Der Übergang von einer Eishöhle zu einer dwemerischen Ruine war fließend. Am Anfang waren es noch verbeulte Metallstücke, die in den Gletscher eingeschlossen waren, dann kamen ganze Wände und Strukturen darunter zum Vorschein und schließlich verschwand das Eis vollständig und sie waren umgeben von der typischen Zwergenarchitektur, die ihnen auch in der Ruine auf der Insel begegnet war. Urgrash beobachtete seine Umgebung aufmerksam. Seine Nerven waren angespannt. Bisher hatte es jedes Mal, wenn er die Überbleibsel der dwemersischen Kultur erforschte, Ärger gegeben. Er lockerte den Gürtel, an dem er sein Schwert trug, noch ein wenig. Möglicherweise musste er es sehr bald zur Hand haben. Dann fiel ihm etwas Seltsames ins Auge. In einigen Abständen schienen Stellen an der Wand mit Brettern vernagelt worden zu sein. Bei nähere Betrachtung bemerkte er, dass es die Löcher waren, aus denen normalerweise die mechanischen Wächter kamen. Urgrash erinnerte sich, dass er einmal in einer Ruine auf Vvardenfell in so ein Loch gekrochen war. Es fühlte sich an als wäre das eine Ewigkeit her, dabei war seitdem noch nicht einmal ein Jahr vergangen. Die Reise zur Insel der Verlorenen war ein Höllentrip gewesen. Und doch hatten die wenigen Monate auf der Insel ihn stärker verändert, als es die Jahre als gesetzloser Anführer einer Söldnerbande je gekonnt hätten. „Diese Mechanoiden sind eine Plage“, sagte Septimus, der Urgrashs Interesse an den mit Planken vernagelten Öffnungen bemerkt hatte. „Manchmal hören wir sie nachts, wie sie an den Brettern rütteln und kratzen. Das war ein Grund, warum wir angefingen draußen in Zelten zu schlafen. Trotz der Kälte. Das wäre alles kein Problem, wenn wir nicht hier festsitzen würden. Aber na ja am besten ihr seht es euch selbst an. Wir sind gleich da.“ Sie bogen links ab, durchquerten einen weiteren Gang und kamen dann in eine große, in den Stein gehauene Halle, in deren Mitte eine lange steinerne Treppe zu einer Art Pavillon führte. Links und rechts von der Treppe stand jeweils ein Dwemer-Zenturio auf einer Art Plattform. Sie waren so verstaubt, dass es fast schon so schien, als hätte man sie hier vor vielen Jahrhunderten einfach vergessen. „Diese beiden hier scheinen nicht an die andere Animunculi gekoppelt zu sein“, sagte Septimus und deutete auf die beiden Wächter. „Seit wir hier sind, haben sie sich ruhig verhalten. Die Frage ist natürlich, ob das so bleibt bis … na ja egal, bitte folgt mir.“ Der Gelehrte stieg die steinernen Stufen nach oben bis zu dem Pavillon. Auf den letzten Metern erklomm er zwei Stufen auf einmal und trat dann an ein großes Pult, auf dem unterschiedlich große, drehbare Ringe um eine kleine Aussparung herum angeordnet waren. Er begann einige dieser Ringe in verschiedene Richtungen zu drehen. „Willkommen in der Kathedrale von Alftand“, flüsterte er. Dann gab es ein leises Klicken und die Ruine Alftand erwachte zum Leben.

    Es dauerte einige Augenblicke bis Serathor erkannte, was genau er über sich erblickte. Es war der Sternenhimmel. Oder zumindest etwas das so aussehen sollte. An der Decke waren viele Lichter in verschiedene Größen angebracht worden, die mit ihren verschiedenen Farben der gesamten Halle eine fast kirchenähnliche Atmosphäre verliehen. Jetzt verstand er auch, warum dieser Raum „Kathedrale“ genannt wurde. Er betrachtete den seltsamen Mechanismus mit den Ringen etwas genauer. Es schien, als sei er der Mittelpunkt des Lichtspektakels um sie herum. Und die beiden blauen, kugelförmigen Objekte in der Mitte? Das müssen die beiden Monde sein. Doch da war auch noch ein drittes Objekt am Rand, das er nicht so richtig einzuordnen wusste. Auch bemerkte er, dass der nachgemachte Sternenhimmel nicht dem echten entsprach. Er erkannte nicht eins der dreizehn bekannten Sternzeichen. Umso seltsamer, da es ansonsten so schien, als hätte man versucht, das Bild so detailgetreu wie möglich nachzuempfinden. Serathor erkannte die spiralförmigen Formationen, die man bei gutem Wetter am Himmel erkennen konnte. Außerdem zogen sich stellenweise Reihen von farbigen Linien durch das Bild. Waren das Nordlichter? Je länger er das Bild betrachtete, desto mehr Details fielen ihm auf. Und dann wurde es plötzlich mit einem Mal dunkel. Der Schattenbaron hatte sich nach vorne gedrängt und sich an den Ringen zu schaffen gemacht und dabei den Sternenhimmel wieder ausgeschaltet. Er drehte die verschiedenen Scheiben eine Weile, bevor er sich schließlich hinkniete und an der vorderen Abdeckung des Pultes zu schaffen machte. „Braucht Ihr vielleicht Hilfe?“, fragte Serathor mit hochgezogenen Augenbrauen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass der Baron jemals etwas selbst in die Hand genommen hatte. Musste auf der Insel etwas erledigt werden, war immer er es gewesen, der sich darum gekümmert hatte. Zumindest solange wie er dem Baron gedient hatte. „Helft mir diese Platte hier zu entfernen.“ Offensichtlich hatten sich die Zeiten geändert. Zusammen zerrten sie an dem Metall und das dünne Blech bog sich ein Stück nach außen. Genug um auf den Mechanismus dahinter blicken zu können. Sie konnten hunderte kleine und große Zahnräder erkennen. Einige bewegten sich, aber die meisten waren so verstaubt, dass es fraglich war, ob sie überhaupt noch funktionierten. Für einige Augenblicke begutachtete der Baron das Innenleben des Pultes, dann wusste er was zu tun war. „Stofffetzen!“ „Bitte?“ Septimus hatte die ganze Zeit mit verschränkten Armen neben dem Pult gestanden und den Baron kritisch bei seinen Tätigkeiten beobachtet. „Seid Ihr schwerhörig? Ich sagte ich brauche Stofffetzen. Oder Lederbänder, irgendetwas mit dem man die Zahnräder überbrücken kann.“ „Wozu müsst Ihr denn…?“ „Falls Ihr es noch nicht erkannt habt, es handelt sich hier um eine Art Schloss. Eine Abriegelung, die man nur mit einer entsprechenden Anpassung dieses Sternenhimmels da oben umgehen kann. Das Ganze ist allerdings ziemlich schlampig umgesetzt. Zu viel Prunk, zu wenig Effektivität. Und genau das werden wir ausnutzen.“ Mit diesen Worten riss sich der Baron ein Stück vom Ärmel seines Wamses ab. Der feine Stoff hatte in den letzten Tagen sehr gelitten. Der einst teure und edle Stoff war inzwischen dreckig und ölverschmiert. Und jetzt war er komplett ruiniert. Doch das schien den Baron nicht zu kümmern. Nicht mehr. Septimus zögerte noch kurz, dann machte er es dem Baron nach und entfernte Stoffstücke vom Ärmel seiner Robe. Als sie genug Fetzen zusammen hatten, begann der Baron sich wieder an den Zahnrädern zu schaffen zu machen. Er brauchte nur ein paar Minuten. Dann stellte er sich wieder an das Pult und begann den Sternenhimmel erneut einzuschalten. Doch dieses Mal knackte der Mechanismus. Die Lampen flackerten, dann gab es einen Blitz, einen Knall und Glassplitter regneten auf sie herab. Im nächsten Moment begann sich der Boden in dem Pavillon langsam abzusenken. Die einzelnen Steine formten mit einem Mal Stufen, die weiter nach unten zu einer verborgenen Tür führten. „Ihr habt es tatsächlich geschafft.“ Man konnte es Septimus ansehen, dass er nicht damit gerechnet hatte. „Schnell nach unten.“ Es war Urgrash der diese Worte aussprach. Und es war auch klar warum. Die beiden Wächter unten an der Treppe waren erwacht. Noch bewegten sie sich sehr unbehände und langsam, als müssten sie die jahrelange Starre erst abschütteln, doch das würde sicherlich nicht ewig so bleiben. „Die Treppe runter, schnell.“ Der Baron rannte voraus, die Anderen folgten ihm auf der Stelle. Und als die Tiefen der Erde sie verschluckten, flackerte das letzte Licht des künstlichen Sternhimmels von Alftand noch einmal auf und erstarb dann für immer.

    Für einen kurzen Augenblick rief der Anblick, der sich Morivia bot einige Erinnerungen wach, von denen sie gehofft hatte, sie endlich hinter sich lassen zu können. Es waren Kristalle. Sie zogen sich über das Gestein, funkelten in schillernden Blautönen und verströmten eine seltsame magische Aura, ähnlich der, die man auch in der Nähe der Kristalle auf der Insel gespürt hatte. Der Hochelfe lief ein kalter Schauer über den Rücken. In den Gesichtern der Anderen konnte sie erkennen, dass es ihnen ähnlich ging. Einzig Septimus und der seltsame Barde Burkhardt zeigten sich von dem Schauspiel begeistert. „Was ist das nur für ein Ort?“, der Gelehrte hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte hinauf zu der mit leuchtenden Kristallen besetzten Decke. „FalZhardum Din, Das stille Reich“, antwortete der Baron. „Einfach unglaublich“, wisperte Septimus, der die Worte des Barons überhaupt nicht gehört zu haben schien. Er begutachtete eine der leuchtenden Erzadern im Fels. „Man könnte hier unten ein Vermögen mit dem Schürfen von Seelensteinen verdienen, was für eine Entdeckung.“ Seelensteine? Tatsächlich fiel Morivia auf, dass die Kristalle hier unten, sowohl eine hellere Farbe hatten als auch ein deutlich kälteres Leuchten ausstrahlten, als die auf der Insel. Vielleicht waren diese hier wirklich nichts weiter als harmlose Glitzersteine, die nicht den Toten in den Gesichtern wuchsen, um sie in willenlose Kreaturen zu verwandeln. „Ein eigenes unterirdisches Reich der Dwemer“, sagte Burkhardt, nachdem er sich an dem faszinierenden Anblick sattgesehen hatte. „Das ist es schon lange nicht mehr“, schnaubte der Schattenbaron verächtlich. „Und was ist es dann?“, fragte Burkhardt mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ein Gefängnis“, erwiderte der Baron, „und wir sollten hoffen, dass die Gefangenen schon lange zu Staub zerfallen sind.“

    Genauso wie Morivia hatte auch der Baron ein äußerst mulmiges Gefühl, seit sie Schwarzweite betreten hatten. Er verband etwas mit diesem Ort, soviel war sicher. Seit er die Pergamentrollen auf der Insel gelesen hatte, waren seine Erinnerungen an eine längst verlorene Zeit schrittweise zurückgekehrt. Doch auch sie waren nur flüchtig und verloren sich in dem dunklen Chaos, das sich schon seit Jahren seines Verstandes bemächtigt hatte. Und doch fühlte er zum ersten Mal seit sicherlich hundert Jahren wieder so etwas wie einen Sinn, dem ihm das Leben bot. Er hatte seine eigene Existenz wiederentdeckt. Er hatte sich von seiner Apathie gelöst und fühlte sich fast wie wiedergeboren. Das Chaos war zwar noch da, doch dieses Mal ließ er sich nicht mehr davon beherrschen. Er beherrschte das Chaos. Zumindest so gut es ihm gelang. Manchmal wusste er Dinge, von denen er sich nicht erklären konnte, warum er sie überhaupt wusste. Wie die Sache mit dem Gefängnis. Irgendetwas lauerte hier unten. Irgendetwas Gefährliches. Etwas, dem er schon einmal begegnet war. Doch er erinnerte sich nicht, was es war.

    Urgrashs Blick schweifte aufmerksam über die Felsformationen und die seltsamen Gebilde, die gelegentlich am Wegesrand wuchsen. Sie erinnerten ihn an die großen Pilzbäume, die er in Vvardenfell gesehen hatte und doch waren sie irgendwie anders. Auch sie strahlten, wie fast alles hier unten, ein schummriges, kaltes Licht aus. Sie waren so tief unter der Erde und doch wirkte der ganze Ort bunt und lebendig. Sie kamen an einem See vorbei, in dem sich silberne Fische tummelten und ab und zu in die Luft sprangen, um eine der bunt schillernden Libellen zu erwischen. Doch Urgrash ließ sich nicht von dieser vermeintlichen Idylle täuschen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sein typisches Gefühl für die Gefahr hatte sich gemeldet und je tiefer sie in diese Gegend vordrangen, desto schlimmer wurde es. Urgrash vertraute diesem Gefühl inzwischen mehr als seiner richtigen Wahrnehmung. Aus diesem Grund waren seine Nerven angespannt und seine Hand saß locker am Griff seines Kristallschwertes. Und so war er auch der Erste, der den Hinterhalt bemerkte, in den sie blindlings getappt waren.

    Am Anfang war es nur ein Schemen eines entfernten Bauwerkes gewesen, der sich langsam in der Ferne abgezeichnet hatte. Mit der Zeit wurde daraus ein pyramidenartiger Palast, an dessen Spitze sich ein runder, gelblich glimmender Leuchtkörper befand. Als sie direkt davorstanden, erkannten sie, dass das Bauwerk mehr einer Festung als einem Palast ähnelte. Auf den Zinnen waren große, bedrohliche Armbrüste montiert und das ganze Gelände war mit einem tiefen Wassergraben umzogen, über den nur eine einzige, schmale Brücke aus Stein führte. Dahinter befand sich ein großes, schmiedeeisernes Tor, durch das sie einen großen, mit schwarzen und weißen Ziegelsteinen bedeckten Platz erkennen konnten. Sie hatten die Brücke gerade zur Hälfte überquert, als die Kreaturen auftauchten. Sie standen mit einem Mal am anderen Ende der Brücke. Andere steckten die Köpfe über die Mauer der Festung. Als Urgrash sich umdrehte, erkannte er, dass sie sich auch hinter ihnen, am anderen Ende der Brücke, postiert hatten. Sie waren eingekesselt. Die Kreaturen bleckten die Zähne, stießen Grunz- und Kreischlaute aus und stießen ihre gebogenen und gezackten Schwerter in die Luft. Urgrash kniff die Augen zusammen. Spitze Ohren, weißgraue Haut, Gliedmaßen die irgendwie zu groß für die ansonsten kleinen Körper waren. Kein Zweifel, es handelte sich um Falmer. Urgrash hatte schon von ihnen gehört, dass sie manchmal an die Oberfläche kamen, um Reisende zu überfallen. Doch auch, dass sie nur mäßig gefährlich waren. Sie waren so gut wie blind und deswegen im Kampf langsam und nicht gerade präzise. „Ich kümmere mich darum“, sagte der Ork und zog seine Waffe. Der Kristall, aus dem die Waffe gefertigt war, blitze in dem diffusen Licht auf. Dies war das Zeichen für die Falmer ebenfalls zum Angriff überzugehen. Und in diesem Moment schrie Urgrash vor Schmerz auf. Sein Arm verkrampfte sich, Blitze zuckten durch die Luft und fuhren in seinen Körper. Er sank auf die Knie. Er spürte, wie ihn Hände packten und im letzten Moment dafür sorgten, dass er nicht von der Brücke fiel. Nach einer für ihn quälend langen Zeit, löste sich der Krampf in seiner Hand und das Schwert fiel nach unten, prallte an der Kante der Brücke ab und verschwand in den Fluten des unterirdischen Sees.


    Blut-in-den-Flüssen schlug die Augen auf. Er konnte sich nicht erklären, was er soeben gespürt hatte, doch es gab daran keinen Zweifel. Es war der Ork gewesen. Lebendig. Die Kristalle hatten es ihm geflüstert. Wie Stimmen in seinem Kopf erzählten sie ihm von Dingen, die um sie herum passierten. Er konnte sie kontrollieren. Die Magie in den Kristallen. Durch sie war er in der Lage zu sehen, was ihm sonst verborgen geblieben wäre. Fast schien es, als wären sie ein Teil von ihm, selbst wenn sie meilenweit entfernt waren. Das Schwert, das der Ork in der Hand hielt, war aus dem Kristall, durch das die Magie des Artefaktes floss. Die magischen Effekte der Waffen kamen nur davon, weil das Artefakt es so gewollt hatte. Doch jetzt kontrollierte er die Magie in den Kristallen und damit auch die Magie in den Waffen, die daraus gefertigt waren. Und jetzt, da der Ork eine davon in der Hand hielt, konnte er fühlen, was Urgrash fühlte. Er fühlte Angst und Enttäuschung, aber auch Mut, Hoffnung und Entschlossenheit. Und dann war da noch etwas anderes. Erst war es noch ein leises Echo in der Ferne. Dann wurde es größer, bis es alles andere überlagerte und ihn vollkommen ausfüllte. Wut. Er fühlte, wie sein Blut zu kochen begann. Wie schemenhafte Schatten sah er die Umgebung. Den Ort, der ihm irgendetwas zu bedeuten schien und den er doch noch nie in seinem Leben betreten hatte. Die Stimmen in seinem Kopf begannen zu schreien. Sie machten ihn noch wütender. Und mit einem einzigen Gedanken, einer einzigen Entladung entfesselte er den Sturm aus Blitzen. Wie konnten sie es wagen, tatsächlich zu versuchen, sich gegen ihn zu stellen? Zu der Wut kam Schmerz. Und dann ließ der Ork das Schwert fallen. Das Bild erstarb. Doch die Stimmen im Kopf des Argoniers schrien weiter.


    Die Falmer näherten sich schnell. Sie waren nur noch wenige Meter entfernt. „Lasst die Schwerter stecken.“ Der Schattenbaron hatte die Augen weit aufgerissen. „Egal was Ihr tut, lasst die Kristallschwerter stecken.“ Nicht einmal Morivia wagte es, etwas dagegen einzuwenden. Sie stützte immer noch Urgrash, der sich nur langsam von dem elektrischen Schock erholte. Doch die Falmer hatten sie fast erreicht. Zudem war die Brücke nicht sehr breit. Sie würde es niemals rechtzeitig bis an die Spitze schaffen, um gegen die Kreaturen zu kämpfen. Vor ihr standen noch der Baron und der Barde Burkhardt. Beide waren unbewaffnet. Noch wenige Augenblicke und die Falmer würden die Beiden zerfleischen. In diesem Augenblick sah sie etwas aufblitzen. Burkhardt hatte etwas kleines, silbriges in der Hand. Er drehte sich leicht zur Seite und im nächsten Moment begann der erste Falmer zu kreischen und von der Brücke zu stürzen. Eine weitere Handbewegung und die nächste Kreatur fiel tot zu Boden. Wieder blitzte für kurze Zeit etwas auf und dann waren auch die restlichen Beiden ausgeschaltet. Keine Sekunde zu früh. Jetzt erkannte Morivia auch, was sie erwischt hatte. In der Stirn des einen steckte ein gezackter, silberner Wurfstern. Mit tödlicher Präzision hatte dieser sich durch den Schädel des Falmers gebohrt und sein Leben im Bruchteil einer Sekunde ausgelöscht. „Wo habt Ihr das gelernt?“, fragte Morivia misstrauisch. Das war ein sehr seltsames Talent für einen Barden. „Vielleicht sollten wir erst einmal von hier verschwinden, bevor wir darüber diskutieren.“ Die Kreaturen auf der Mauer und die auf der anderen Seite der Brücke hatten sich zwar zurückgezogen, als sie die Schreie ihrer einstigen Kameraden gehört hatten, doch es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie mit Verstärkung zurückkamen. „Zu dem Turm dort, ich glaube dort werden wir finden was wir suchen.“ Der Baron deutete auf ein kleineres erhöhtes Bauwerk an der Seite. „Könnt Ihr laufen?“, fragte Morivia den Ork. Sie wirkte fast schon ernsthaft besorgt. „Es geht schon“, sagte Urgrash während er sich aufrappelte. Der Schock war stark gewesen, aber nicht stark genug, um ihn zu töten. „Lasst uns keine Zeit mehr verlieren.“

    Sie erreichten den Turm, der sich an der Rückseite des Komplexes befand, ohne weitere Zwischenfälle. Sie folgten der breiten Wendeltreppe weiter nach oben, bis diese sie schließlich an eine große Doppeltür aus Metall führte. Septimus strahlte, als er erkannte wo sie sich befanden. Es war eine Bibliothek. Wenn er sich nicht irrte, dann war das hier genau die Bibliothek, von der er in einem alten Dwemermanuskript gelesen hatte. Die Bibliothek, von der er angenommen hatte, sie befände sich irgendwo in Alftand. Die Bibliothek der Chronisten. Wenn es noch Informationen über die letzte verschollene Schriftrolle der Alten gab, dann würde er sie hier finden. Ohne auf die Anderen zu achten, stürzte er nach vorne. Er durchschritt die Regale und zog wahllos Bücher aus ihnen heraus. Doch das Papier zerfiel in seinen Händen zu Staub. Die Zeit hatte an den Schriftstücken genagt und es schien, als sei nichts mehr davon zu retten. „Nein, das darf nicht wahr sein.“ Panisch zog er das nächste Buch heraus, doch das was er in der Hand hielt war ein ledriger Buchrücken, aus dem kleine Papierfetzen rieselten. Enttäuscht ließ er die Überreste fallen. Doch er dachte nicht daran aufzugeben. Er arbeitete sich weiter durch die Regale, ohne jedoch ein Buch zu finden, das noch halbwegs erhalten war. Bis sein Blick auf einen Bereich fiel, der von dem Rest der Bibliothek abgegrenzt zu sein schien. Er war mit Gitterstäben umzäunt, sodass er fast wie eine Gefängniszelle aussah. Das Tor, das ins Innere führte, war nicht abgeschlossen. Und dort fand er was er gesucht hatte. Es waren mehrere Podeste und auf jedem von ihnen lag ein Buch. Als er einen der Folianten berührte, konnte er spüren, dass sie durchdrungen von Magie waren. Vielleicht war das ein Schutzzauber, um die Bücher vor dem Verfall zu schützen? Mit weit aufgerissenen Augen begann er vorsichtig die erste Seite eines der Bücher aufzuschlagen.

    Das Erste was Morivia machte, als sie die Bibliothek betreten hatten, war eines der Regale umzukippen und vor die Tür zu schieben. Das würde ihnen etwas Zeit geben, falls die Falmer erneut angriffen. Der Gelehrte, dem sie in Alftand begegnet waren, stürze mit einem Mal wie von Sinnen nach vorne und verschwand hinter den Regalen. Sollte er nur. Es war ihr gleich, was er überhaupt wollte. „Da lang.“ Der Baron zeigte auf eine Art Loch am Ende des Raumes, das offensichtlich nach draußen führte. Sie durchquerten die Bibliothek und kamen dann zu der Öffnung, die aus der Entfernung wie ein zu groß geratenes Fenster wirkte. Tatsächlich war es aber nur ein weiterer Ausgang. Von dort gab es an der Außenseite des Turms ein Aufstieg in den oberen Bereich. Die Plattform führte einmal um das gesamte Gebäude herum, bis sie schließlich auf dem Dach endete. Dieser Bereich oben war nur zur Hälfte überdacht, während man auf der anderen Seite einen fantastischen Ausblick über die Schwarzweite hatte. Morivia hatte so etwas schon einmal gesehen. Damals auf der Insel. Es war eine Anlegestelle für Luftschiffe. Der Baron musste gewusst haben, dass sich hier oben eine befand. Der Vampir begann die Schränke und Truhen zu durchwühlen. Er förderte verschiedene Metallteile zutage und begann sie auf zwei verschiedene Haufen zu sortieren. „Nehmt alles mit, was ich auf diese Seite lege“, sagte er mit einem Kopfnicken nach rechts, ohne dabei seine Arbeit zu unterbrechen „Das Wichtigste ist, dass wir einen Schiffsdynamokern finden. Ohne ihn wird die Heimat nicht fliegen können.“ Der Baron legte weitere mechanische Bauteile, Zahnräder, Schrauben und Nieten an seine rechte Seite. Systematisch durchkämmte er alle Behälter, die er finden konnte. Offensichtlich war das hier auch gleichzeitig eine Art Werkstatt und es wurden jede Menge Ersatzteile hier gelagert.
    Urgrash packte gerade einige der Metallteile ein, als ihm ein Gegenstand auffiel, den jemand in der Ecke abgestellt hatte. Er unterbrach seine Arbeit und schaute sich das Ding aus der Nähe an. Es war ein Schwert mit breiter und langer Klinge. Ein Zweihänder. Die Waffe war fein gearbeitet, mit gemusterter Klinge und einem großen, roten Edelstein in der Mitte der Parierstange. Wem dieses Schwert wohl einmal gehört hatte? Da Urgrash sein Kristallschwert verloren hatte, schien das ein durchaus geeigneter Ersatz. „Hier ist es!“ Der Baron schien das benötigte Teil endlich gefunden zu haben. Er hielt eine etwa kürbisgroße, rote Kugel, um die verschiedene drehbare Metallstreben gelagert waren in den Händen. In diesem Moment hörten sie ein lautes Krachen und einen Aufschrei aus dem Untergeschoss.

    Septimus hatte die Finger um die Gitterstäbe gekrallt und rüttelte so fest er konnte an ihnen. Doch es half nichts, er war eingesperrt. Seine Miene war panisch, als die Gefährten ihn endlich erreichten. „So helft mir endlich, verdammt nochmal.“ „Was ist passiert“, fragte Taube, der den Gelehrten als erster erreicht hatte. „Das Gitter. Da ist ein weiteres Gitter nach unten gefallen, als ich … als ich das Buch von dem Podest gehoben habe.“ Taube begann ebenfalls an dem Tor zu rütteln. „Bewegt sich kein Stück.“ „Ihr müsst es irgendwie aufhebeln.“ Urgrash nahm sein neues Schwert und schob es zwischen die Gitterstäbe. Doch so sehr er sich auch anstrengte, sie gaben keinen Millimeter nach. „Es muss doch einen Mechanismus irgendwo geben, bitte holt mich hier raus, schnell.“ Septimus Stimme überschlug sich fast. Der Gelehrte schien tatsächlich panische Angst zu haben. „Keine Sorge, wir holen Euch schon hier raus“, versuchte Taube ihn zu beruhigen. Doch in diesem Moment vernahmen sie ein Geräusch von der blockierten Tür. Ein Kreischen. Dann klang es so, als würde sich jemand gegen die Tür werfen. Das Regal wackelte. „Sie sind hier“, Septimus Gesichtsausdruck wurde noch verzweifelter. „Wir müssen verschwinden, es ist nur eine Frage der Zeit bis sie durchbrechen“, sagte Morivia. Ein weiteres Krachen gegen die Tür verstärkte ihre Wort nur noch. „Wir können ihn nicht einfach hier zurücklassen“, entgegnete Taube wütend. „Wir müssen.“ Ein weiteres Mal versuchte Urgrash das Gitter aufzustemmen. Seine Finger verkrampften sich um den Griff des Schwertes. Doch er war zu schwach. Seine verschwitzen Finger rutschen ab und die Waffe fiel klirrend zu Boden. Die Falmer hatten die Tür inzwischen ein gutes Stück aufgeschoben. Durch den Spalt der Tür drangen schrille Kreischlaute. Sie erkannten, dass sich dahinter dutzende der Kreaturen befanden. Wütend bleckten sie die Zähne. „Stemmt Euch gegen die Tür, schnell.“ „Urgrash“, es war der Barde, der ihm plötzlich die Hand auf die Schultern legte. „Es hat keinen Zweck. Er ist verloren. Sehen wir zu, dass wir uns noch selbst retten.“ „Ich lasse niemanden zurück. Taube, helft mir.“ Zusammen stemmten sie sich ein weiteres Mal gegen das Dwemerschwert. Das Metall knarzte, doch noch immer ließ es sich kein Stück bewegen. „Mir reicht es.“ Die Hochelfe wandte sich ab. Sie drehte sich in Richtung des Ausgangs in der Wand, nahm Anlauf und sprang dann von der Kante ab. „Morivia, was zum…?“ In diesem Moment begann der erste Falmer durch den Spalt der Doppeltür zu klettern. Urgrash zog das Schwert aus den Gitterstäben und schlitze der Kreatur mit einem tiefen Hieb von unten den Bauch auf, noch ehe sie über das Regal geklettert war. Doch es kamen noch mehr der grauhäutigen Gestalten durch die Tür. Auf diesem engen Raum hatte es keinen Zweck sie alle zu bekämpfen. Urgrash drehte sich um und erkannte, wie auch Burkhardt von der Plattform nach unten sprang. Taube stand mit dem Baron an der Klippe. Letzterem schienen die Hände zu zittern. Dann sprang auch er. Für einen kurzen Moment trafen sich Serathors und Urgrashs Blick. Aus den Augen des Bretonen sprach eine tiefe Traurigkeit. Dann ließ auch er sich in die Tiefe fallen. Vorsichtig trat Urgrash den Rückzug an, ohne den Blick von den Falmern zu lassen, die versuchten ihn zu umkreisen. „Bitte … lasst mich nicht zurück.“ Septimus Stimme war kaum mehr als ein weinerliches Flüstern. „Bitte.“ „Es tut mir leid.“ Urgrash drehte sich um, sprintete zu dem Ausgang und sprang in die Tiefe. Für den Bruchteil eines Augenblicks schwebte er in der Luft, bevor die Schwerkraft ihn dann erbarmungslos in die Tiefe zog. Erst umgab ihn Luft, dann spürte er einen Aufprall und dann umgab ihn nichts als Wasser. Der Turm war direkt an dem Wassergraben gebaut wurden, der die gesamte Festung umgab. Er war nicht sonderlich tief, aber tief genug um den Sturz unbeschadet zu überstehen. Urgrash stieß sich vom Grund ab und im nächsten Augenblick durchstieß sein Kopf die Wasseroberfläche. Das Erste, was er erblickte waren die nassen Gesichter seiner Kameraden.

    Septimus hatte sich in die hinterste Ecke seiner Zelle verkrochen. Die Falmer kreischten ihn von der anderen Seite der Gitterstäbe an, verloren aber schon bald das Interesse an ihm. Sogar sie wussten, dass seine Tage gezählt waren. Es war diese Gewissheit, die Septimus schließlich in endgültige Gleichgültigkeit verfallen ließ. Er kauerte in seiner Ecke und wartete darauf, dass der Tod ihn holen kam. Ob es Stunden, Tage oder Wochen waren, Septimus war es egal. Er ignorierte den Hunger. Er ignorierte wie seine Lippen trockneten und aufrissen. Er ignorierte den Schmerz, der sich in seinen Gelenken ausbreitete. Er ignorierte den Schatten der Einsamkeit, der sich langsam über seinen Verstand legte. Von der Welt war er vergessen und verlassen. Was von ihm blieb, war das Abbild eines Verlorenen. Wie hatte es nur dazu kommen können? Der Gelehrte schaute für einen kurzen Moment auf. Er erkannte das Buch, das er ergriffen hatte und dessen Fehlen dann den Mechanismus ausgelöst hatte. Es war ein alter, dicker Foliant, der mit einem pechschwarzen, ledernen Umschlag umhüllt war. In einem letzten Akt der Verzweiflung schlug Septimus das Buch auf.


    Noch nie in seinem Leben hatte Blut-in-den-Flüssen die Stimme der Hist vernommen. Die Bäume, die den Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Argonier darstellten, kommunizierten nur mit denen, die auch wirklich aus Schwarzmarsch stammten. Viele Argonier beschrieben die Stimme der Hist als eine göttliche, transzendente Erfahrung. Etwas, dass die wahre Schönheit und Anmut des Landes in allen ihren Facetten wiederspiegelte. Für Blut-in-den-Flüssen war sie nichts dergleichen. Sie durchflutete seinen Körper, blendete seine Gedanken aus und bemächtigte sich seines Verstandes. Sie war schrill, schmerzhaft und machte ihn schier verrückt. Das Geflüster, das Gekreische. Er hörte es immer, konnte an nichts anders denken. Sie wollten ihn verletzen, wollten ihn aufhalten und zurückdrängen. Doch er würde sich nicht kleinkriegen lassen. Sein Entschluss war gefasst. Langsam begann sich die Kolonne, bestehend aus über zweihundert Verlorenen in Richtung Schwarzmarsch in Bewegung zu versetzen.


    Zwei Wochen später

    Majestätisch schwebte die Heimat über dem Ort, an dem sich vor kurzer Zeit die schrecklichen Dinge ereignet hatten. Das Dorf, oder besser gesagt das was davon übrig war, hieß Kyneshain und hatte es durch die naheliegende Vulkanglasmine zu einigermaßen Wohlstand gebracht. Doch inzwischen waren die meisten der Häuser abgebrannt und kalte Asche mischte sich mit den Schneeflocken, die sacht vom Himmel fielen. Sie entdeckten eine Menge getrocknetes Blut, doch keine Leichen. Der einzige Überlebende war ein Knabe von vielleicht vierzehn Jahren, der sich zum Zeitpunkt des Angriffes in der Mine versteckt hatte. Er war traumatisiert und verängstigt und brachte kaum ein richtiges Wort heraus. Doch das Wenige, was er erzählte, reichte aus, um zu verstehen was vorgefallen war. Die Verlorenen waren zurück. „Versteht Ihr jetzt warum wir Euch brauchen?“ fragte Urgrash Morivia. „Verdammt“, die Hochelfe wandte sich von dem Bild der Zerstörung ab. Sie wollte nicht noch einmal gegen die Verlorenen ankämpfen müssen. Warum musste ihr das Schicksal so übel mitspielen. „Was ist der Plan?“, fragte sie mürrisch. „Wir brauchen Verbündete. Allein haben wir keine Chance, wir brauchen eine Armee.“ „Und wo wollen wir die herbekommen?“ „Ich hätte da eine Idee.“ Es war Alvis, der hinter ihnen stand und diese Worte sprach. Er hatte immer noch eine schiefe Körperhaltung und der Verband um seine Brust zeichnete sich sichtbar unter seiner Kleidung ab. „Himmelsrand ist ein Land vieler großer Krieger. Vielleicht können wir welche für unsere Sache gewinnen.“ „Das wird nicht reichen.“ Der Schattenbaron lehnte an der Reling und schaute auf die zerstörte Landschaft unter ihm. „Jeder von uns muss seinen Teil beitragen. Wir müssen uns aufteilen, um so viele Kämpfer wie möglich für unsere Sache zu gewinnen. Und wir müssen herausfinden, was der Argonier plant. Ich bin sicher, dass er irgendein Ziel verfolgt.“ „Dann ist es beschlossen“, sprach Taube entschlossen. „Wir werden ihn aufhalten. Mit allen Mitteln.“ Mit diesen Worten begann sich die Heimat
    langsam aus ihrer Starre zu lösen. Sie legte ab und flog in Richtung des Horizontes in eine ungewisse Zukunft.
    Fraessig ist offline
  5. #5 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Fraessig
    Registriert seit
    Jan 2013
    Beiträge
    163
    Das Vermächtnis der Verlorenen

    Eine The Elder Scrolls Geschichte (Teil 3)

    Teil 4: Gefangennahme

    Ä1 – 203
    10 Jahre nach der Vertreibung der Falmer aus Himmelsrand

    Langsam näherte sich das Luftschiff dem Turm, der wie ein Fremdkörper aus den nebelverhangenen Bergen herausragte. Sthovin stand an Deck und betrachtete die Landschaft, die allmählich an ihm vorüberzog. Trotz seines dicken, mit Pelz gefütterten Mantels, den er unter seiner Paraderüstung trug, spürte er, wie die Kälte ihm unter die Haut kroch. Wo er herkam, gab es keinen Schnee. Was auch gut so war, wie er feststellen musste. Das Schiff verlangsamte das Tempo. Mit einem zischenden Geräusch strömte der Dampf aus den Triebwerken und bald schon hing das Schiff direkt neben der Spitze des steinernen Turmes. Dann begannen die Hafenarbeiter Seile an verschiedenen Punkten des Schiffes festzumachen. Noch einmal wurden alle Knoten kontrolliert, ob sie auch wirklich fest saßen, bis schließlich einer der Arbeiter den Daumen hob. Es war ein routinierter Ablauf. Zahnräder, tief innerhalb des Turms verborgen, zogen das Schiff mit einer Seilwinde auf eine Rampe. Der Prozess ging sehr langsam vonstatten, deswegen dauerte es einige Minuten, bis die Seilwinde endlich stoppte. Das Schiff war inzwischen komplett im Inneren des Turmes verschwunden. Gespannt beobachtete Sthovin, wie der untere Teil der Rampe mit einem Mal ebenfalls an Seilen hochgezogen wurde. Das Schiff war jetzt in einer Art Bucht geparkt. Ziemlich clever, dachte er für sich. Vielleicht sollte er ähnliche Technik in Nchuleft installieren lassen. Doch dafür würden seine finanziellen Mittel wohl kaum mehr ausreichen. Sthovin versuchte zwar, es nicht nach außen dringen zu lassen, trotzdem war allgemein bekannt, dass seine Provinz inzwischen hoch verschuldet war. Viele hielten es nur für eine Frage Zeit, bis eines der angrenzenden Reiche Nchuleft-Zel in sich aufnehmen würde. Sei es militärisch oder einfach nur mithilfe einer größeren Summe von Geldern. Tatsächlich war die Hochzeit von Sthovins Schwester seine letzte Chance, seinen Titel als Statthalter und die Souveränität seiner Provinz nicht zu verlieren. Und trotzdem, er kam nicht umhin zu hoffen, dass diese ganze Veranstaltung durch irgendein Wunder niemals stattfinden würde. Irgendetwas stimmte daran einfach nicht. Der Brief seiner Schwester bewies das. Und er würde alles tun, um herauszufinden, was er zu bedeuten hatte.

    „Statthalter.“ Eine Person hatte das Schiff betreten und kam direkt auf ihn zu. Sthovin erkannte den Schneeelfen wieder, der ihm damals die Botschaft überbracht hatte. „Meister Mehrezhtark lässt seine ergebensten Grüße ausrichten. Er wünscht Euch baldmöglichst zu sprechen. Ich soll Euch sofort nach Eurer Ankunft zu ihm bringen.“
    „Ich hatte eine lange Reise vor mir, ich würde es vorziehen, mich vorher etwas auszuruhen und meine Reisekleidung abzulegen, bevor ich die Audienz wahrnehme.“
    „Ich fürchte das wird nicht möglich sein, diese Sache duldet leider keinen Aufschub.“
    „Na schön“, willigte Sthovin ein. „Zeigt mir den Weg.“
    „Natürlich. Bitte folgt mir, es sind nur wenige Minuten bis in die stille Stadt.“

    Ein Fahrstuhl brachte sie nach unten in die tieferen Ebenen. Dort wartete bereits ein Luftschiff auf sie. Das Modell war jedoch um einiges kleiner als Sthovins Fregatte und schien auch keinerlei Vorrichtungen zur Steuerung zu besitzen. Stattdessen wurde die Fähre an einem dicken, durch die Luft gespannten Stahlseil geführt, welches weit in die schimmernde Dunkelheit hineinrichte und sich dann in der Ferne verlor. Für ein Volk, das die meisten seiner Städte unterirdisch baute, war es nur logisch, dass der Sitz ihrer höchsten Autorität sich an dem tiefsten gelegenen Punkt des dwemerischen Reiches befand. Der stillen Stadt. Eigentlich war dieser Begriff irreführend. Weder handelte es sich um eine Stadt im eigentlichen Sinne, noch war es hier jemals wirklich still. Die Luft war erfüllt von den Geräuschen zahlreicher Maschinen, die man über die ganze Ebene verteilt erkennen konnte. Da waren Frischwasserpumpen, Dampfleitungen und große Zenturios, die auf den Wegen patrouillierten. Und all das machte einen höllischen Lärm. Der wichtigste Ort der stillen Stadt war der Palast des Erzkanzlers im Zentrum der Höhle. Er war nicht nur von beeindruckender Größe, sondern war außerdem noch der sicherste und zugleich luxuriöseste Ort, den man jenseits des nördlichen Bergmassives finden konnte. Von hier aus wurden die Geschicke des größten und mächtigsten Elfenreiches dieser Zeit gelenkt. Der Erzkanzler war dabei die wichtigste Figur auf dem Schachbrett der politischen Entscheidungen. Er war nicht nur das Oberhaupt des Tempels, sondern auch Sprecher und höchster Würdenträger des großen Rates, eine parlamentarische Einrichtung, die sich aus den Statthaltern der zwölf reichsten Provinzen zusammensetzte. Es war dieser Rat, der über alle politischen Beschlüsse abstimmte. Dabei besaß der Erzkanzler nicht nur eine beratende Funktion, sondern hatte gleichzeitig auch ein Veto-Recht, mit dem er Beschlüsse verhindern konnte, für die selbst mit absoluter Mehrheit gestimmt wurde. In der Praxis kam das jedoch so gut wie nie vor. Die Ratsmitglieder waren im Prinzip durchgängig damit beschäftigt, politische Gegner auszuspielen, Allianzen und Intrigen zu schmieden, sowie zu versuchen, nicht selbst in Ungnade zu fallen.

    Sthovin konnte bereits die ersten Umrisse des Palastes in der Finsternis erkennen. Glänzend stach der mit weißen Kacheln besetzter Boden des inneren Hofes hervor. Der Statthalter konnte bereits die ersten Personen erkennen. Das Atrium war wie immer der Mittelpunkt des höfischen Lebens am Palast. Hier trafen sich die hiesigen Aristokraten um über das Weltgeschehen zu diskutieren, während sie versuchten, das Gebrüll der politischen Redner und religiösen Prediger zu übertönen. Der einzig wirklich ruhige Ort in der stillen Stadt war der Tempel, doch selbst hier konnte man oft das Geflüster zwielichtiger Gestalten vernehmen, die ihre üblichen Intrigen sponnen. Kurz gesagt, Sthovin hasste diesen Ort mehr als alles andere. Lange Zeit war er selbst ein Mitglied des Rates gewesen, lange bevor ihn seine Gönner fallen ließen und er mit seiner Provinz in Geldnot geriet. Inzwischen war das alles fast ein Jahrhundert her, doch die Erinnerungen waren noch immer sehr frisch. Was war schon ein Jahrhundert im Leben eines Elfen? Wäre seine Schwester Ehlezia nicht gewesen, um ihm in der schwersten Zeit seines Lebens Unterstützung und Halt zu geben, wer weiß was aus ihm geworden wäre. Und jetzt war er wieder hier, zurück auf dem Schlachtfeld, von dem er vor so vielen Jahren wie ein Verwunderter weggetragen worden war.

    Erzkanzler Brizthar Mehrezhtark war für zwei Dinge bekannt. Zum einen war er ein brillanter und schlagfertiger Rhetoriker, zum anderen schaltete er seine Konkurrenten absolut rücksichtlos aus, wenn sie ihm in die Quere kam. Gerüchten zufolge klebte an seinen Händen bereits das Blut eines Tempelpriesters, dem Brizthars schneller Aufstieg ein Dorn im Auge gewesen war. Zutrauen würde Sthovin es ihm allemal. Allerdings waren politische Morde am Hof eher unpraktikabel. Sie waren nicht gerade unauffällig, bargen immer ein großes Risiko und waren zudem auch keineswegs die effektivste Methode sich jemandes hier zu entledigen. Nichtsdestotrotz kam so etwas natürlich ab und zu vor. Doch der Vorfall war so verworren, dass man dem derzeitigen Erzkanzler nie etwas nachweisen konnte. Eins war also sicher, Brizthar war für diese Welt wie geschaffen. Sonst wäre es wohl auch kaum möglich gewesen, innerhalb weniger Jahrhunderte zum mächtigsten Mann des Reiches aufzusteigen.

    Die großen Flügeltüren zum Ratssaal öffneten sich als Sthovin davorstand. Dahinter befand sich ein hoher Raum mit einem von sechseckigen Säulen gestützten Gewölbe. Der Erzkanzler saß am Kopfende eines großen Steintisches, an dem normalerweise der Rat zu tagen pflegte. Doch jetzt war außer Brizthar und Sthovin niemand in dem Raum zu sehen. Der Erzkanzler deutete mit einem Nicken auf den Stuhl zu seiner Rechten. Was für eine Ironie. Ihm wurde ein Platz an einem Tisch angeboten, dessen Anrecht er schon vor so vielen Jahren verloren hatte. Da saß der Erzkanzler also, hatte die Beine selbstgefällig übereinander geschlagen und schien zu überlegen wie er diesen Moment der Überlegenheit am besten in die Länge ziehen konnte. Am liebsten würde Sthovin ihm dieses Grinsen ein für alle Mal aus dem Gesicht wischen. Stattdessen hielt er den Kopf gesenkt und setzte sich ergeben auf den ihm zugewiesen Stuhl.
    „Zuallererst“, begann der Erzkanzler zu sprechen, „möchte ich dir sagen wie sehr ich mich freue dich wieder in der stillen Stadt begrüßen zu dürfen. Seit ich Erzkanzler bin ist mein Wort in diesen Hallen Gesetz. Niemand wagt es auch nur ein Wort gegen mich zu erheben. Der Rat? Eine Ansammlung von Arschkriechern, allesamt. Aber wir beide, wir hatten … nun ich würde sagen zwischen uns gab es einiges an Reibung. Das war … spannend. Es hat einen jeden Tag zu neuen Höchstleitungen angespornt. Seit du nicht mehr da bist ist das Leben eintönig. Die Politik ist eintönig. Es ist wohl wirklich so, dass man die Dinge erst zu schätzen weiß, wenn man sie verloren hat.“
    „Und was ist mit Ehlezia? Wirst du sie auch erst zu schätzen wissen, wenn du sie verloren hast?“
    „Die Sache mit deiner Schwester ist eine ganz andere. Der Moment in dem ich sie das erste Mal sah war auch der Moment in dem ich mich in sie verliebt habe. Sie ist das schönste Wesen, das mir je untergekommen ist und ich werde sie zur Frau nehmen, mit oder ohne deine Zustimmung.“
    „Ich bezweifle das jemand wie du in der Lage ist wahre Liebe zu empfinden“, erwiderte Sthovin wütend. Der Erzkanzler jedoch ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er schaute dem Statthalter direkt in den Augen, um zu erkennen, ob dieser seinem Blick standhalten würde. Doch Sthovin ließ sich gar nicht erst darauf ein. Er schaute demonstrativ an ihm vorbei, als wolle er die aufwendigen, in den Stein gehauenen Ornamente an den Wänden begutachten.
    „Hör zu Sthovin, ich habe dich nicht eingeladen um mich mit dir zu streiten. Diese Zeiten liegen hinter uns, meinst du nicht auch? Wir waren selten einer Meinung und das war auch gut so, doch ich möchte nicht mit meinem zukünftigen Schwager bis aufs Blut verfeindet sein. Sieh es als eine Art Friedensangebot. Die Heirat wird deiner Provinz helfen wieder auf die Füße zu kommen. Und vielleicht wird sich in einigen Jahrzehnten eine Gelegenheit ergeben, deinen Ratssitz wieder zu bekommen? Mit mir als Fürsprecher hättest du einen äußerst mächtigen Verbündeten. Wie hört sich das an?“
    „Ich habe keinerlei Interesse an meinem alten Posten. Ehrlich gesagt möchte ich nur meine Ruhe haben. Vor allem. Aber ganz besonders vor dir.“
    Brizthar nickte: „Ich verstehe. Wenn das dein Wunsch ist, werde ich dem nicht im Wege stehen. Nach der Trauung werde ich alle deine Schulden erlassen oder selbst bezahlen. Nchuleft-Zel bleibt autonom und du kannst auf deiner Insel da drüben machen was du willst. Solange dieser Vulkan da nicht ausbricht soll niemand es wagen dich dort zu stören.“
    „Ihr seid zu freundlich.“
    „Und Ihr zu sarkastisch.“
    „Dein lächerliches Angebot ist nun mal nicht ernst zu nehmen. Ich gehe Euch nicht so einfach auf den Leim. Du willst mich doch nur aus dem Weg haben, das ist alles. Wer weiß was ich mit wiederhergestellter Macht da drüben auf meiner Insel mit dem Vulkan alles anstellen könnte. Ich könnte eine ganze Rebellion anzetteln und du würdest es nicht mal bemerken, bevor euer Reich um einen ganzen Kontinent ärmer ist.“
    „Du überschätzt deine Fähigkeiten, Sthovin.“
    „Oder du unterschätzt sie.“ Sthovin stand auf. Er hatte genug von dieser Unterhaltung.
    „Du bist nicht der Einzige mit großen Plänen Sthovin, das versichere ich dir. Pass auf, dass du nicht bald auf der falschen Seite einer Rebellion landest. Mein Diener Tarrik wartet draußen auf dich, er wird dich zu deinen Gemächern begleiten. Du kennst ihn schon, er ist der Schneeelf, der dir die Einladung überbrachte. Du musst dir also keine neuen Gesichter merken.“ Der Erzkanzler hatte Sthovin diese Worte noch nachgerufen, dann krachte der Statthalter die Türen hinter sich zu. Immer noch derselbe alte Sturkopf, dachte Brizthar bei sich. Er würde schon noch sehen wohin das führt.

    Der Elf Tarrik schien sich nicht von der schlechten Laune Sthovins aus der Ruhe bringen zu lassen. Er blieb höflich und distanziert, selbst als der Statthalter ihn einmal barsch anfuhr, als der Diener kurz zögerlich an einer Kreuzung zu überlegen schien, in welche Richtung er seinen Begleiter denn führen musste. Sthovin bereute das sofort, schließlich traf Tarrik keinerlei Schuld.
    „Wie seid Ihr überhaupt in den Dienst dieser Schlange geraten?“
    „Ich fürchte ich kann Euch nicht folgen“, antwortete Tarrik.
    „Brizthar? Wie kommt es, dass Ihr für ihn arbeitet?“
    „Oh, ich fürchte das war reiner Zufall. Nach dem Krieg mit den Nord vor zehn Jahren schloss unser Volk mit den Dwemern einen Pakt. Sie gewährten uns Asyl und Schutz, solange bis sich unsere Population erholt hat und wir einen erneuten militärischen Schlag gegen die Nord wagen können. Als Gegenleistung bleiben danach alle Gebiete unter offizieller Herrschaft der Dwemer und die Falmer verpflichten sich in zukünftigen Kriegen an der Seite ihrer Herren zu kämpfen. Aber bis es soweit ist, werden wir in den Städten der Dwemer uns nützlich machen und so gut es geht niedere Arbeiten verrichten.“
    „Ihr seid also ihre Sklaven“, stellte Sthovin fest.
    „Es steht mir nicht zu darüber zu urteilen. Außerdem gibt es in dem Teil des Reiches, aus dem Ihr stammt, nicht ein sehr ähnliches Abkommen mit den Chimern?“
    „Sagtet Ihr nicht gerade, Ihr wollt nicht darüber urteilen?“
    „Natürlich, verzeiht mir. Wir sind auch gleich da, nur noch um diese Ecke und dann gleich die nächste Tür auf der rechten Seite.“
    Sthovin trat vor und öffnete besagte Tür. Für einen Moment blieb er verwundert stehen, denn der Raum war deutlich kleiner als erwartet. Außerdem war er voller Spinnweben und es war so dunkel, dass er selbst mit seinen an die Dunkelheit gewöhnten Augen kaum Einzelheiten ausmachen konnte. Er wollte sich soeben zu dem Falmer umdrehen und fragen, ob sich dieser etwa verlaufen hatte, als eine Hand von hinten ihm plötzlich ein Tuch auf den Mund presste. Ein stechender, süßlicher Geruch stieg Sthovin in Nase. Er wollte aufschreien, doch kein Laut drang aus seiner Kehle. Mit einem Mal gaben seine Beine nach. Er fiel auf den harten Fußboden doch fühlte keinen Schmerz. Er glaubte eine Stimme zu hören, glaubte einen Mann zu sehen, der sich zu ihm herunterbeugte, doch seine gesamte Wahrnehmung verschwamm immer mehr zu einem Brei aus unklaren Eindrücken, als würde er alles nur noch durch einen Schleier sehen. Dann verlor Sthovin das Bewusstsein.


    Ä4 – 191
    16 Jahre nach dem großen Krieg
    10 Jahre vor den Ereignissen in Skyrim

    Es war kurz vor Abend, als Alvis die Stadttore von Weißlauf erreichte. Durch seine Verletzung war er so schon nicht allzu schnell vorangekommen, doch in den letzten Stunden hatte ein leichter Regenschauer seine Reise zusätzlich weiter erschwert. Die Wege waren mit einem Mal schlammig und schon bald war es unmöglich den Pfützen auszuweichen. Aber natürlich war das immer noch besser als die glatten und vereisten Straßen rund um Winterfeste, mit denen er nach seiner Genesung zu kämpfen hatte. Er hatte sich immer vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn es auf der Insel einmal schneien würde. Doch als er spürte wie ihm die bittere Kälte unter die Haut fuhr, war er froh, dass ihm wenigstens das in seiner Heimat erspart geblieben war. So wie es aussah, war er der einzige Nord in Himmelsrand, der die Fähigkeit besaß zu frieren. Immerhin war seine Wunde so gut wie verheilt, auch wenn er oft noch Schmerzen hatte, wenn er sich zu sehr bewegte. Die Heilerin wollte ihn ja auch eine weitere Woche in der Akademie behalten, doch nachdem der Baron das Luftschiff wieder flott gekriegt hatte, wollte er bei der erstbesten Gelegenheit von diesem viel zu kalten Ort verschwinden. Nur wenige Tage nach Urgrashs Expedition zur Zwergenruine hatte dieser seltsame Barde erzählte, dass ein Bergarbeiterdorf in der Nähe von Windhelm angegriffen worden war. Die ehemaligen Bewohner waren jedoch wie vom Erdboden verschwunden. Nicht eine Leiche war gefunden worden. Entweder hatte sich also jemand die Mühe gemacht, jeden einzelnen Dorfbewohner zu verbrennen oder sie waren entführt worden. Der Barde selbst hatte dunmerische Sklavenhändler im Verdacht, doch die Gruppe Überlebender war davon überzeugt gewesen, dass dies auf ihren alten Bekannten von der Insel zurückzuführen war. Es konnte einfach kein Zufall sein. Und so verschwand die Gruppe mitsamt des Luftschiffs eines nachts aus Winterfeste. Nachdem sie das zerstörte Dorf untersucht und einen überlebenden Jungen gefunden hatten, der sich tagelang in einer Mine versteckt hatte, gab es schließlich keine Zweifel mehr. Der Argonier war ebenfalls von der Insel entkommen und er hatte eine Gruppe Verlorener im Schlepptau. Möglicherweise war er dabei, seine Armee in diesem Moment weiter zu vergrößern. Sie wussten nicht was er mit dieser bezweckte, was überhaupt sein Ziel war oder ob er überhaupt noch er selbst war, seitdem er das Artefakt in sich aufgenommen hatte, doch das war jetzt egal. Wichtig war nur, dass man ihn aufhielt, bevor er noch größere Verwüstung über das Land brachte. Doch allein würden sie die Verlorenen niemals aufhalten können. Und so trennten sich die Überlebenden, um nach Verbündeten im Kampf gegen eine Gefahr zu suchen, die möglicherweise den ganzen Kontinent bedrohte.

    Von Kyneshain begab sich Alvis direkt nach Weißlauf. Er wusste wo er die größten Helden und Krieger in ganz Himmelsrand finden konnte. In Jorrvaskr, der Methalle der Gefährten, hoffte er Unterstützung zu finden. Er erinnerte sich immer noch an die Geschichten seiner Mutter über die Gefährten und den ersten Siedler Ysgramor, der einst die Schneeelfen aus Himmelsrand vertrieben hatte und die Provinz zur neuen Heimat der Nord machte. Wenn es Krieger gab, die willens waren ihr Land gegen die Verlorenen zu verteidigen, dann würde er sie dort finden. Trotz des Regens waren immer noch einige Menschen auf den Straßen der Stadt unterwegs. Alvis war beeindruckt wie viele Menschen an einem Ort leben konnten. Das Dorf auf der Insel war nicht sonderlich groß gewesen und er hatte mehr oder weniger sein ganzes Leben immer dieselben Leute gesehen. Aber hier gab es so viele verschiedene Gesichter. Die meisten Leute hier waren Nord, doch es gab auch einige Rothwardonen, Bretonen und Kaiserliche. Einmal entdeckte er sogar einen Khajiit in feiner Reisekleidung und mit buschigen Schwanz, der mit einem Händler zu streiten schien. Nachdem er einen großen vertrockneten Baum vorbeiging, entdeckte er endlich die charakteristische Methalle. Sein Herz klopfte, als er die großen Türen öffnete und über die Schwelle trat.

    Die Männer, die sich in einem Kreis zusammengesetzt hatten, blickten kurz zur der leicht hinkenden Gestalt, die soeben Jorrvaskr betreten hatte. Doch ihre Aufmerksamkeit galt nicht lange dem Neuankömmling, dann wandten sich alle wieder dem Mann zu, der in der Mitte im Schneidersitz auf einer Bank saß. Erst wollte es Alvis nicht recht einfallen, doch dann wurde ihm klar, dass er diesen Mann kannte. Der spitze Hut mit der breiten Krempe, den er tief ins Gesicht gezogen hatte, dann der auffällige Spitzbart. Es handelte sich eindeutig um den Barden, der im Frostigen Feuer gewohnt hatte. Alvis war ihm bisher nur einmal kurz nach seiner Genesung begegnet, doch Urgrash hatte ihm erzählt, dass sie ihm während ihres Ausflugs in die Ruine einiges zu verdanken hatten. Seltsamerweise hatte sich der Ork über das, war dort passiert ist größtenteils ausgeschwiegen und Alvis wollte es eigentlich auch nicht so genau wissen. Sie hatten gefunden was sie brauchten, das war was zählte.
    „Grüß dich, Freund.“ Der Barde mustere Alvis verschmitzt. Auch er schien den Nord wiederzuerkennen, ließ sich vorerst jedoch nichts anmerken. „Setz dich zu uns an Feuer, lass dir einen Met einschenken und lausche der Geschichte des Volkes der Tsaesci, den geheimnisvollen Schlangenmenschen aus Akavir, die ich gerade begann zu erzählen.“
    In Ermangelung eines Stuhls setzte Alvis sich auf den Boden und begann der Geschichte des Barden zu lauschen.

    „Es begab sich also in der ersten Ära, dass eine ausgestoßene Kaste der Tsaesci mit ihren Langschiffen unter dem Banner des roten Drachens den großen Ozean überquerte und eine Invasion Tamriels startete. Sie landeten an der Küste und verbreiteten schon bald Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Die Schlangenmenschen waren wahrlich fürchterliche Krieger. Sie waren über zwei Meter groß und waren um einiges stärker als die meisten Menschen, doch sie waren auch schlank genug um sich blitzschnell bewegen können. Mit ihren schuppigen Rüstungen und den großen, flachen Klingen waren sie wirklich ein furchterregender Anblick. Nach einigen fehlgeschlagenen Anstrengungen sie zu bekämpfen gaben die meisten Menschen schließlich auf und ergriffen die Flucht, sobald die Tsaesci an ihrer Türschwelle auftauchten. Und so mordeten und plünderten diese einige Zeit ungestört durch die Ländereien. Doch dann begab es sich, dass der Kaiser Reman I verschiedene Menschenclans aus den Provinzen vereinte und ihre Krieger sich der kaiserlichen Armee anschlossen. Bald schon hatte der Kaiser eine Streitmacht, groß genug um den Schlangenmenschen die Stirn zu bieten. Nach einer mehrtägigen, blutigen Schlacht mussten die Tsaesci sich schließlich geschlagen gegeben. Sie waren zahlenmäßig weit unterlegen. Sie hatten einen Krieg begonnen den sie nicht gewinnen konnten und das, obwohl ihr einstiges Ziel lediglich gewesen war, eine neue Heimat zu finden. Beschämt legten sie die Waffen nieder und erwarteten den verdienten, ehrenlosen Tod aufgrund ihrer Niederlage, so wie es bei ihnen Brauch war. Doch Kaiser Reman hatte andere Pläne. Er bot den Überlebenden Tsaesci Amnestie und einen Platz in der kaiserlichen Gemeinschaft an. Viele ihrer Krieger wählten jedoch lieber den Freitod, als sich einem anderen Reich unterzuordnen. Einige junge jedoch nahmen das Angebot des Kaisers an. In den darauffolgenden Jahren brachten die Überlenden Tsaesci den Menschen bei, Schuppenrüstungen und ihre besonderen Schwerter, die Katanas genannt wurden, anzufertigen. Desweiteren wurden sie der kaiserlichen Armee angegliedert oder leisteten ihren Beitrag als Söldner und Beschützer der Adligen. Aufgrund ihrer Kampfkraft wurden sie bald zu unverzichtbaren Elitetruppen innerhalb der kaiserlichen Kriegsmaschinerie. So auch Versidue-Shaie, ein junger Krieger der Tsaesci, der schon bald in den militärischen Rängen aufstieg. Doch trotz dessen wurde er innerlich von einem nicht endenden Hass auf die Menschheit verzehrt. Er hasste ihre überhebliche Art, die Art wie sie redeten, sich für etwas Besseres hielten und doch immer wieder seine Hilfe benötigten, wenn sie für irgendetwas zu schwach waren. Er hasste außerdem ihre Gier, ihre Unehrlichkeit und die Intrigen die sie tagtäglich gegen ihre eigene Rasse sponnen. Und als Versidue-Shaie schließlich zum ersten Potentat, einer Elitewache speziell abgestellt zum Schutz des Kaisers, ernannt wurde, begann er selbst eine eigene Intrige gegen die Menschheit zu spinnen. Er schloss einen Pakt mit der Morag Tong, einer elfischen Assassinengilde. Diese ermordete daraufhin die komplette Kaiserfamilie. Die Reman Dynastie endete urplötzlich und damit endetet auch die erste Ära. Versidue-Shaie und die ihn unterstützenden Tsaesci rissen in der sich daraufhin auftuenden Machtlücke die komplette Staatsgewalt an sich. Der Potentat wurde zu einer Art „Ersatzkaiser“. Mithilfe der Morag Tong schaltete er Rivalen unter den kaiserlichen Adligen aus. Die Zeit der Herrschaft Tsaesci war geprägt von Umstürzen, Machthunger und politischen Morden. Außerdem war es eine Zeit der Unterdrückung und des Hasses. Fast vierhundert Jahre lang regierte Versidue-Shaie das Kaisereich. Doch innerhalb der Morag Tong regte sich schon bald Widerstand. Einige lehnten die Ausnutzung der Gilde als Werkzeug um Angst zu verbreiten ab und begannen sich von der Tong abzuspalten. Jene Splittergruppe fasste darauf einen Entschluss. Sie würden die Herrschaft der Schlangenmenschen beenden, indem sie jeden einzelnen von ihnen ermordeten, wie sie es damals schon mit der Kaiserfamilie getan hatten. Und so unglaublich wie das klingen mag, aber nach vielen Jahren hatten sie mit diesem Vorhaben tatsächlich Erfolg. Die Tsaesci waren vernichtet und das Kaiserreich war wieder in den Händen der Menschen. Das Einzige was von ihnen blieb war ihr Banner und ihre Waffen. Jene Splittergruppe die dies vollbrachte nannte sich selbst die Dunkle Bruderschaft. Eine Organisation, die heute vom Kaiserreich geächtet und gejagt wird, und doch war sie es, die das Kaiserreich in dieser Form wiederhergestellt hatte. Eine ziemlich interessante Sache, findet Ihr nicht?“ Der Barde schaute in die Runde.
    „Und das hat sich wirklich alles so zugetragen?“ fragte ein schwarzhaariger Mann in dicker Plattenrüstung.
    Burkhardt zuckte mit den Achseln: „Wer weiß das schon, das ist über tausend Jahre her. Es ist eine Geschichte. Und wie in jeder guten Geschichte sind auch hier Fiktion und Wahres so miteinander verwoben, dass man sie nicht mehr zu unterscheiden vermag.“
    „Mir hat die Geschichte gefallen“, meldete sich ein alter Mann mit Vollbart und tiefer Stimme. „Sie hat eine gute Moral. Kämpfe niemals unehrenhaft und lass dich nicht von Hass und Machthunger antreiben, denn sonst könnte es passieren, dass dich dasselbe Schicksal trifft, mit dem du einst deine Gegner gestraft hast.“
    „Schön gesagt, Kodlak“, pflichtete der Barde dem alten Mann bei.
    „Und das man jede noch so große Gefahr bezwingen kann, wenn man sich ihr vereint und entschlossen entgegenstellt“, warf Alvis zögerlich ein.
    „Allerdings“, antwortete Burkhard und lächelte wissend. „Ohne die Hilfe der Menschenclans der Provinzen hätte der Kaiser die Streitmacht der Schlangenmenschen niemals besiegt. Wo wir auch schon beim Grund deines Besuches wären, ist es nicht so mein Freund? Jetzt ist die Gelegenheit dein Anliegen vorzubringen.“
    Alvis war verwirrt. Warum wusste der Barde so gut über den Zweck seines Besuches Bescheid? Hatte ihm Urgrash etwa alles erzählt? Nein das konnte nicht sein. Der Barde war überhaupt nicht dabei gewesen, als sie beschlossen hatten sich zu trennen und nach Hilfe im Kampf gegen die Verlorenen zu suchen. Mit einem Mal wurde Alvis peinlich bewusst, dass die Augen aller Anwesenden auf ihn gerichtet waren und er errötete leicht.
    „Es geht darum, dass …“
    Weiter kam er nicht. In diesem Moment wurden die Türen der Methalle aufgestoßen. Ohrenbetäubendes Getrampel beschlagener Stiefel betäubten Alvis Sinne. Er sah goldene Rüstungen aufblitzen. Waffen wurden gezogen. Jemand schrie auf. Er sah wie jemand einen Zauber wirkte. Dann gab es wieder Geschrei. Im nächsten Moment hatten die Thalmor, die die Methalle gestürmt hatten den Kreis um alle Anwesenden geschlossen. Die Soldaten hielten ihre goldenen, polierten Elfenschilde hoch und bildeten dadurch eine undurchdringliche Wand aus Stahl. Die anwesenden Gefährten hatten alle ausnahmslos ihre Waffen gezogen. Sie alle schienen auf einen Befehl des alten Mannes zu warten, der immer noch auf seinem Stuhl saß, aber ein Schwert über seine Knie gelegt hatte.
    „Was hat das zu bedeuten?“ fragte dieser schließlich in Richtung der aufgereihten Soldaten.
    „Das werde ich Euch sofort erklären.“ Ein hochgewachsener Elf in feiner, dunkler Kleidung schob sich durch die Reihen der Soldaten. Mein Name ist Zaltur Kreswajak und ich bin hier, um einen gesuchten Verbrecher im Namen des Dominion in Absprache mit dem Kaiserreich festzunehmen. Anklagepunkt: Hochverrat.“
    „Weißlauf ist eine neutrale Stadt, ihr habt kein Recht hier solch einen militärischen Aufzug zu veranstalten.“
    „Oh doch, den haben wir.“ Der Elf hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und hielt seinen Kopf leicht nach oben. Es war offensichtlich, dass er wollte, dass man sah, wie sehr er auf alle Anwesenden herabschaute und wie egal ihm ihr Schicksal war. „Da der Krieg noch nicht entschieden ist gehört auch Weißlauf nach wie vor zum Kaiserreich. Und mit kaiserlicher Ermächtigung sind die Thalmor befugt, in allen Provinzen nach ihrem Belieben zu verfahren. Ich suche euch gern das Dekret dazu heraus wenn ihr mögt.“
    „Nicht nötig“, antwortete der alte Mann abfällig.
    „Gut, dann schlage ich vor ihr liefert den gesuchten Verbrecher ohne Widerstand aus. Lasst die Sache so sauber und unproblematisch über die Bühne gehen wie möglich. Ich hätte kein Problem damit, euren kleinen Verein hier mit meinen Soldaten komplett fertig zu machen, jedoch betrifft diese Sache die Gefährten nicht. Ich habe zwar den Befehl alle festzunehmen, die sich bei dem gesuchten Subjekt aufhalten, ich bin jedoch gewillt für die Mitglieder der Gefährten die Befehle etwas freier zu interpretieren, wenn diese im Gegenzug diese ganze Sache so gewaltfrei wie möglich geschehen lassen. Ich war schon immer mehr für die gewaltfreien Konfliktlösungen, wie sieht es da bei Euch aus ?“, fragte der Elf an den alten Mann gewandt.
    „Wen sucht Ihr überhaupt?“, antwortete dieser.
    „Der Mann ist allgemein unter dem Namen Burkhardt der Barde bekannt. Unsere Quellen haben verlauten lassen, dass er sich zurzeit hier aufhält.“
    „Das wäre dann wohl ich.“ Der Barde, der sein Gesicht bis eben noch unter seinem breiten Hut versteckt hatte stand auf und schaute dem Elfen direkt in die kalten, blauen Augen.
    „Wunderbar, führt ihn ab“, gab dieser den Befehl.
    „Das werde ich nicht zulassen.“ Der Mann in der Plattenrüstung und den langen fettigen Haaren trat ebenfalls vor. Er hatte sein großes zweihändiges Schwert fest in der Hand und es schien, als wäre er kurz davor es zu benutzen.
    „Farkas. Nicht“, mischte sich der alte Mann ein. Der Angesprochene zögerte, doch dann senkte er die Waffe und nickte nur.
    „Es tut mir leid Burkhardt, aber der Schutz meiner Leute geht vor. Ich kann ihr Leben nicht einfach so aufs Spiel setzen“, entschuldigte sich der alte Mann bei dem Barden.
    „Ich verstehe schon. Ich möchte auch, dass heute niemand stirbt. Ich stelle mich freiwillig. Los, verhaftet mich.“
    „Exzellent“, sagte der Hochelf während er einem seiner Soldaten ein Zeichen gab dem Barden eiserne Fesseln anzulegen.
    „Führt ihn ab. Ich danke Euch für die Kooperation. Ich weiß wie dickköpfig ihr Menschen sein könnte, aber offensichtlich gibt es doch noch einige Wenige, die mit einem Funken Verstand gesegnet sind.“
    „Treibt es nicht zu weit, Elfenabschaum“, spuckte Farkas mit gepressten Lippen aus. Er schien seine Wut nur schwer unter Kontrolle zu haben. Ungläubig beobachtete Alvis wie die Soldaten den Barden abführten. Er wusste weder wer die Thalmor waren, oder warum sie augenscheinlich harmlose Gaukler verhafteten, doch er konnte nichts anders tun, als dem Gefangenen mit offenem Mund nachzuschauen. Und genau das war sein Fehler. So zog er die Aufmerksamkeit eines der Soldaten auf sich.
    „Was ist mit dem hier?“ fragte dieser dann und deutete dabei auf den jungen Nord. Erst jetzt wurde Alvis klar, wie sehr man ihm ansah, dass er nicht hierher gehörte. Er war weder bewaffnet, noch hatte er eine Rüstung. Das übrige tat seine leicht schiefe Körperhaltung. Es war offensichtlich, dass er kein Krieger war.
    „Seid ihr ein Mitglied der Gefährten?“ fragte der Anführer der Elfen. Sein Blick verriet, dass er die Antwort bereits wusste.
    „Nicht direkt … ich…“
    „Dann gehört er möglicherweise zu dem Barden. Nehmt ihn mit, wir befragen ihn in der Festung.“
    Bevor Alvis protestieren konnte packte ihn ein Soldat. Er fühlte einen kurzen stechenden Schmerz, dann hatte man ihm bereits die eisernen Fesseln angelegt. Ungeachtet seiner offensichtlichen Verletzungen stieß man Alvis unsanft nach draußen, wo er auf einen Wagen klettern sollte. Erst als sie die Stadttore von Weißlauf hinter sich gelassen hatten, realisierte Alvis in was für einer Klemme er jetzt tatsächlich steckte.
    Fraessig ist offline Geändert von Fraessig (16.07.2016 um 16:56 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •