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  1. #101
    Ritter Avatar von Khardim
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    [Bild: Orem_Noakhan.png]Durch Kabrons Zuspruch in seinem Vorhaben bestärkt setze Orem zu seiner Geschichte an. Er musste nicht lange nachdenken oder sich sammeln, denn es war wirklich seine Geschichte. Die Erinnerung an das Erlebte kam nur allzu leicht zu ihm zurück.
    Weit im Norden des Imperiums gab es einen Ort, der vor langer Zeit vielleicht mal einen Namen gehabt hat. Möglicherweise haben einst Elfen dort gelebt und einen Ausdruck ihrer wohlklingenden Sprache genutzt, um ihn zu beschreiben. Heute wird er von allen die ihn kannten nur "Das Loch" genannt. "Das Loch '" war ein Bergwerk dessen Stollen sich im Laufe der Zeit bis in die Grundfesten der Erde gewühlt hatten, vorangetrieben durch die Arbeit von zahllosen Sklaven, die dort ein elendes Leben ohne Licht und ohne frische Luft fristeten. Das Bergwerk war derart groß, dass vermutlich alle Einwohner von Minrathous darin Platz gefunden hätten und durch Hunger, Entbehrung und die Peitschen der Aufseher starben in diesem Höllenschlund täglich mehr Menschen als auf Seheron in einer Woche. Da der Bedarf an neuen Sklaven dadurch praktisch nie gestillt werden konnte, sah man Tag für Tag scheinbar endlose Karawanen zum "Loch" ziehen, um dort Menschenleben gegen die Bodenschätze einzutauschen, die dort dem Erdreich entrissen werden.
    Wer ins "Loch" geworfen wurde, der sah sich einem leidvollen und vermutlich außerordentlich kurzem Leben gegenüber. Freunde, Familie, ja sogar der eigene Name verloren dort an Bedeutung, alles was zählte war das Überleben. Wer Essen bekam, der teilte mit niemandem und wer keines bekam, der stahl von jemandem, der zu schwach war seines zu verteidigen. Wer weder bekam noch stehlen konnte, der starb. So unglaublich und grausam es scheinen mag, auch Kinder gab es an diesem Ort, denn das Imperium interessierte sich nur für die Erträge des Bergwerkes und nicht dafür, wer sie zu Tage förderte. Obgleich es eine Menge Geschichten vom Leben und Leiden dieser Kinder gibt, will ich Euch die von zwei Jungen erzählen, die das Pech hatten im "Loch" aufzuwachsen. Der eine von ihnen, Orem war sein Name, war als kleiner Junge verschleppt und an das "Loch" verkauft worden, der andere hatte sogar tatsächlich das Licht der Welt an diesem erbauerverlassenen Ort erblickt. Man kann sich an dieser Stelle der Geschichte darüber freuen, dass das Leben selbst an diesem finsteren Ort einen Weg gefunden hatte, doch glaubt mir, dass der Junge keine gute Kindheit hatte und sich oft gewünscht hat, nie geboren worden zu sein.
    Orem und sein Freund mussten wie alle Kinder in den engsten und dunkelsten Stollen voran krabbeln, um gefährliche Engstellen oder natürliche Höhlen auszukundschaften. Den Aufsehern war es lieber wenn ein einzelnes Kind von riesigen Spinnen verschlungen wurde als eine ganze Gruppe von arbeitsfähigen Sklaven. Und obwohl ihr Leben dunkel war und man glauben mochte, dass keiner der Jungs jemals einen Funken Hoffnung in sich gespürt haben konnte, träumten die beiden von einer besseren Welt, von der sie beide keine Vorstellung hatten. Egal, wie es dort draußen sein mochte, besser als "Das Loch" war es gewiss. Natürlich war eine Flucht vollkommen ausgeschlossen und selbst wenn die beiden einen Lohn bekommen hätten, wären sie niemals dazu in der Lage gewesen, sich selbst frei zu kaufen. Doch der Traum von der Freiheit war in ihnen lebendig und wann immer sie Zeit fanden schmiedeten sie abenteuerliche Fluchtpläne und malten sich eine Zukunft jenseits der Stollen aus. Und als hätte der Erbauer selbst beschlossen, sich zu diesen beiden verlorenen, aber stets hoffnungsvollen Seelen hinabzubeugen, bot sich ihnen eines Tages tatsächlich die Gelegenheit zur Flucht. Was auch immer dazu geführt hatte, ein Fehler beim Wachwechsel oder ein noch unwahrscheinlicherer Zufall, plötzlich fanden sie sich in einem unbewachten Tunnelabschnitt in der Nahe der Oberfläche wieder. Sie konnten die frische Luft riechen. Orem zögerte nicht einen Moment und rannte los. Er sah all die Träume vor seinem inneren Auge wahr werden und spürte nicht das Brennen in seinen staubigen Lungen als er sich dem Ausgang näherte. Doch er merkte plötzlich, dass sein Freund zurückgeblieben war. Er drehte sich um und fand ihn zögerlich am Eingang des Tunnels stehen. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Orem redete wie wild auf seinen einzigen Freund ein, doch der befürchtete eine Falle oder Bestrafung falls sie doch erwischt werden würden. Die Minuten, in den sie stritten und sich voller Furcht mit ihren heiseren Kinderstimmen anschrien waren für Orem die längsten seines Lebens. Schlussendlich traf er eine Entscheidung, wandte sich ohne ein Wort des Abschieds ab und ließ seinen Freund in der Dunkelheit zurück, um seine Freiheit zu erlangen. Er legte nur ein paar Schritte unter dem freien Himmel zurück bevor ein Wachhund draußen auf den fliehenden Jungen aufmerksam wurde, ihn anfiel und ihn in Fetzen riss. Sein Freund stand noch immer starr vor Angst in der Dunkelheit des Tunnels und hörte Orem sterben.
    Jahre später stießen die Sklaven bei ihrer Arbeit auf einen Zugang zu den Tiefen Wegen aus dem sich die Dunkle Brut in "Das Loch" ergoss und Arbeiter wie Aufseher niedermachte. In dem Chaos, in dem Hunderte den Tod fanden, gelang es dem Jungen von einst tatsächlich zu fliehen. Er verließ "Das Loch" und das Imperium, nahm den Namen seines einzigen Freundes an, den er nie vergessen hat und sitzt heute vor Euch um seine Geschichte zu erzählen.
    Orem atmete nach seiner Geschichte langsam und tief durch. Es nahm ihn immer noch mit, von damals zu sprechen, doch hatte er mit seiner Vergangenheit Frieden geschlossen und sich der Zukunft zu gewandt. Heute mit den anderen Händlern über seine Geschichte zu sprechen, war ein Teil davon.
    Khardim ist offline
  2. #102
    Legende Avatar von Annalena
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    [Bild: lisbeth.jpg]
    Lisbeth hörte der Geschichte von Orem aufmerksam zu und ihr Herz schmerzte, als sie von der unvorstellbaren Grausamkeit seiner Kindheit erfuhr. Gerührt hörte sie, wie er den Namen seines besten Freundes angenommen hatte. „Ihr ehrt Euren Freund damit, dass Ihr seinen Namen tragt. Ich bin mir sicher, er ist an der Seite des Erbauers und wacht über Euch.“

    Die Tür ging auf und Lisbeth blickte auf. Ihr Gesicht erhellte sich, als sie ihren Sohn sah, der sofort auf sie zuging. „Guten Abend, meine Herren“, sagte er in die Runde und blickte dann zu seiner Mutter. „Es ist spät“, sagte er zu ihr, „bist du soweit?“ Lisbeth ließ ihren Blick noch einmal über ihre Begleiter streifen. „Ich muss nun gehen.“ Sie blickte sich nach dem Wirt um und als sie seinen Blick erhaschte, winkte sie ihn zu sich. „Ich möchte bitte meine Rechnung bezahlen.“ Nachdem sie das erledigt hatte, stand sie auf. „Meine Herren, es war ein wunderschöner Abend und ich habe es sehr genossen. Ich hoffe, wir werden uns in Zukunft noch einmal treffen.“ Dann lächelte sie noch einmal in die Runde, bevor sie am Arm ihres Sohnes das Gasthaus verließ. Es war wirklich ein schöner Abend und sie konnte es kaum erwarten, dass die Nacht vorüber war, denn morgen würde sie nach Hause gehen und ihren Friedrich endlich wieder in die Arme nehmen können.
    Annalena ist offline
  3. #103
    Grisha Avatar von Emerahl
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    Zuletzt erzählte noch Orem seine Geschichte. Sie handelte von zwei Jungs, die als Sklaven in Tevinter aufgewachsen waren. Diese Geschichte bestätigte nur seine Kenntnisse über Tevinter.
    Mist, jetzt war die Stimmung richtig gedrückt. Vielleicht hätte es heute nicht der Tag der Geständnisse sein sollen?

    "Orem, Eure Geschichte hat nur mal wieder bestätigt, wie grausam es noch heute in Tevinter ist. Ich bin froh, dass Ihr es doch noch geschafft habt, dem zu entkommen und jetzt so ein guter Händler zu sein."

    Bevor er noch etwas sagen konnte, betrat ein junger Mann die Taverne und kam zielstrebig an ihren Tisch. „Guten Abend, meine Herren“, sagte er in die Runde und blickte dann zu Lisbeth. „Es ist spät“, sagte er zu ihr, „bist du soweit?“ Sie bejahte, erwähnte aber noch, dass sie noch bezahlen müsse. Nachdem dies geschehen war, verabschiedete sie sich bei der Herrenrunde und verließ an der Seite des jungen Mannes die Taverne.

    Da der Wirt noch am Tisch stand, beschloss Javier seine Rechnung ebenfalls zu begleichen mit einem ordentlichen Trinkgeld obendrauf. "Herr Wirt, vielen Dank für die ausgezeichnete Bewirtung hier. Es ist doch immer eine Freude, hier einzukehren, wenn ich in Denerim verweile. Da ich noch die ganze Woche hier bin, werde ich nochmals auf Euch zukommen wegen Eurem genialen Schnaps."

    Mit diesen Worten erhob sich Javier, klopfte zweimal auf den Tisch und rief: "Einen schönen Abend meine Freunde und auf ein baldiges Wiedersehen! Ich werde jetzt noch einen Spaziergang machen, bevor ich mich zur Nachtruhe begebe." Javier wandte sich ab und ging zur Tür hinaus.
    Emerahl ist offline
  4. #104
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    Schlussendlich hatte auch Orem eine Geschichte zum Besten gegeben. Und war für eine. Das Leben zweier Sklavenjungen in Tevinter, die in einer Mine aufgewachsen waren. Sie war zweifelsohne tiefgründig und Kabron verspürte eine seltsame Niedergeschlagenheit.
    Doch er wollte sich nicht einfach so, mir nichts, dir nicht, von seinen Gefühlen den Weg diktieren lassen.

    Lisbeth wurde von ihrem Sohn abgeholt, lobte die Gesellschaft und macht Hoffnungen auf ein weiteres Treffen. Javier schloss sich ihr an und schon war die ilustre Runde um zwei Personen geschrumpft.

    "Orem - " begann Kabron, aber er fand keine Worte. "Das ist überaus beeindruckend!" floskelte er. "Und niederschmetternd," setzte er mit rauer Stimme hinzu. "Ich nehme an, Ihr seid nie wieder nach Tevinter zurückgekehrt?"

    Nun hatte ihn die Rührseligkeit doch gepackt. Seufzend stemmte er den Metkrug und trank in langen Zügen. Er hoffte, es würde helfen...
    Fawks ist offline
  5. #105
    Deus Avatar von VRanger
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    »Bei allen Brontos der Tiefen Wege, Orem, was für eine Tragödie. Doch gut, dass du sie überlebt hast und so davon berichten konntest. Wahrlich, kein leichtes Stück von sich selbst zu reden. Doch mit gut gewählten Worten vorgetragen und einen Spannungsbogen erzeugt.«

    Dann nahm der zwergische Händler einen kräftigen ... bzw. er wollte. Verdutzt schaute er in seinen Krug: »Leer, wie der leerer nicht sein kann! Und die Schinkenplatte ist auch alle. Noch ne dritte oder ab ins Bett?« grummelte er laut vor sich hin. Als er bei dem Nachsinnen hörte, dass auch Lisbeth, Javier und Kabron die Runde beenden wollten, sagte er: »Ist wohl besser, ich komme mit.« Dabei schaute er zu Orem und Maximus fragte: »Und die Herren kommen auch mit? Der Wirt schaut auch schon so schläfrig.«
    VRanger ist offline
  6. #106
    Deus Avatar von Geißel Europas
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    [Bild: Maximus.PNG]

    Was für eine Geschichte dachte sich Maximus. Er wusste von manchen Leichen die das Imperium im Keller hatte, doch vom Loch hatte er noch nie gehört. »Ihr habt es überlebt, eure Angst rettete euch das Leben. Seht es als göttliche Fügung an und erfreut euch über jeden Atemzug.«

    Lisbeth verabschiedete sich mit den Worten: »Meine Herren, es war ein wunderschöner Abend und ich habe es sehr genossen. Ich hoffe, wir werden uns in Zukunft noch einmal treffen.« Maximus realisierte das der Abend langsam zu Ende ging und nahm einen letzten großen Schluck, dabei leerte er sein Methorn.
    Sein Horn war gerade leer, als sich auch Javier vom Acker machte. Maximus lehnte sich zurück und holte eine Pfeife aus seiner Jackentasche, er rauchte nicht oft doch jetzt war es genau das Richtige.

    Barhian wandte sich zu ihm und Orem: »Und die Herren kommen auch mit? Der Wirt schaut auch schon so schläfrig.« Maximus der gemütlich vor sich hin paffte, blickte ihn an: »Ja auch ich schließe mich an« Er erhob sich und kramte in seiner Tasche, dort fand er schließlich einen kleinen Beutel und warf ihn zum Wirt. »Stimmt so mein Freund!« Dann streckte sich Maximus noch einmal und sagte: »Dann lasst uns gehen, bevor die ganze Taverne nach meiner Pfeife riecht.« Er lachte vor sich hin und wankte auf die Tür zu, kurz davor blieb er stehn und lehnte sich an die Wand. Er wollte noch warten bis alle soweit waren.
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  7. #107
    Ritter Avatar von Khardim
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    [Bild: Orem_Noakhan.png]Die Reaktionen auf seine Geschichte fielen wie erwartet ergriffen bis entsetzt aus. Doch auch Anteilnahme wurde ihm entgegen gebracht, sodass Orem das Gefühl hatte, von den anderen mit seiner Geschichte akzeptiert zu werden.
    ,,Danke für eure warmen Worte.", sagte er in die Runde und nickte ihnen zu.
    Er hatte als letzter aus der Runde eine Geschichte erzählt und es kam langsam Aufbruchsstimmung unter den Händler auf. Als Maximus sich bereits seine Pfeife angesteckt hatte und zur Tür gegangen war, um dort auf die anderen zu warten, langte Orem zu Barhain herüber und klopfte ihm auf die Schulter. ,,Danke, dass Du mich eingeladen hast, es war ein sehr schöner Abend." Danach legte er den fälligen Betrag und etwas Trinkgeld auf den Tisch und verabschiedete sich von den anderen. Als er in Richtung Tür ging fand seine Hand wieder den Weg zu Madelaines Zettel in seiner Tasche; die Nacht war noch jung und ein neues Jahr stand bevor. Wer wusste schon, was noch passieren würde, bis er zum nächsten Mal in diese Taverne kam?
    Khardim ist offline
  8. #108
    Deus Avatar von VRanger
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    »STAMMTISCH ~ ERINNERUNGEN«FINALE

    [Bild: WoP_TSchw1.png] »Ob die Händler heute kommen werden?« hatte der Wirt der Taverne »Zum müden Adeligen« zum Abschluss des Markttages in Denerim gegrübelt. Seine Sorge war nicht berechtigt gewesen. Nicht nur, dass Händler Kabron, der älteste Sohn einer reichen Familie aus Honnleath, Javier Bériault aus Val Royeaux, Maximus Meridius, ein ehemaliger Soldat oder der zwergische Händler Barhian gekommen waren. Nein, es gab auch neue Gesichter mit der Händlerin Lisbeth Kaltherz, die in der Woche für zwei Tage auf den Markt nach Denerim kommt, und Orem Noakhan, der in der Sklaverei geboren wurde, aber jetzt ein freier Mann ist.

    Der Wirt freute sich. Auch weil alle bezahlt hatten und das Trinkgelt locker saß. Ebenso war sein Essen gut angekommen. Denn die Teller, besonders die Schinkenplatten, waren gut abgeräumt. Auch den Getränken hatte alle gut zugesprochen. Was ihm aber viel wichtiger war, es hatte einen geselligen Abend gegeben. Dabei waren die Nachbartische nicht zu kurz gekommen. Weder beim bestellten Essen noch bei den Getränken und auch die Geschichten hatten es diesmal in sich gehabt, waren aber mit Applaus und hoher Begeisterung vom Publikum gewürdigt worden.

    Eine Sache schmerzte ihn ein wenig. Es hatte seine Wette gegen sich selbst verloren. Wiederum hatte es keine Saalrunde für alle in der Taverne »Zum müden Adeligen« gegeben. Aber er tröstete sich und sagte beim Verabschieden der Gäste: »Vielleicht beim nächsten Mal. Würde mich freuen.«
    VRanger ist offline
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