Zitat von
Önee-sama
Nun, zumindest... hält es mich.. nein, uns am Leben...
Zoia's Gedanke zu Sayuri's Feststellung über das Umgehen mit Waffen in Zoia's Alter war für sie eindeutig. Vor Allem, wenn man die Ereignisse im Park bedachte. Und auch die nächste Bemerkung der kleinen Frau brachte Zoia's Gedanken wieder zum Park.
Ja, das ist schon sehr nützlich... immerhin habe ich sie so schnell wie nur irgend möglich wieder gefunden! Denn sonst... sonst...
Sonst wäre sie jetzt schon seit Stunden tot!
Ja...
Irgendwie war der Gedanke schrecklich und ernüchternd zugleich. Zoia's Einsatz im Park - für eine wildfremde Person in der Hinsicht. Andere würden behaupten, dass es Wahnsinn gewesen sei, dass Zoia sich aufgelehnt hatte. Nicht nur, dass sie ihr Leben, so mies es auch gewesen sein mag, weggeworfen hatte. Nein, sie hatte quasi den Tod herausgefordert. Und wie es jetzt weitergehen würde, das wusste sie beim besten Willen nicht...
Schließlich kenne ich nur dieses Leben.
Ausnahmsweise kam kein Selbstmitleid dabei auf, viel mehr Resignation, aufgrund der Tatsache, dass sie eigentlich keine Fähigkeiten besaß, die etwas daran ändern konnten. Doch Sayuri sprach davon, dass es weit mehr, ja unglaublich viele Möglichkeiten gab, die ihr offen standen, selbst etwas mit Hunden zu tun.
Na ja, ich glaube... Arko hat eher Spaß mit mir, als ich mit ihm... doch ich mag ihn... und irgendwie habe ich es geschafft, ihm etwas beizubringen... ob man daraus etwas machen kann?
Bilder schossen ihr durch den Kopf, wie sie sich dabei sah, dass sie Hunden Kommandos beibrachte und das auf die Art, die sie bei Arko angewandt hatte. Für jemand, der mit Bildung aufgewachsen war, wären diese Bilder wohl die schrägste Comedy auf Erden gewesen. Für Zoia waren sie auf abstrakte Weise das Eheste, was sie sich unter Arbeit mit Hunden vorstellen konnte. Doch ehe es zu beschämend in ihrem Geiste wurde, signalisierte ihr Sayuri, dass sie sie verarzten wolle. Zoia nickte zum Einverständnis zurück und streckte vorsichtig ihren linken Arm, der unter dem Pulli herausragte, empor.
„Du sagtest, dass es da etwas gibt, was dich daran hindert zu lernen?“
Das brachte die Kleine nochmals aus der Bahn.
Wieso fragt sie mich das... jetzt? Oh, ich bin so blöd... warum musste ich damit anfangen... ich... ich...
In ihrer Not wusste sie nicht weiter. Sie nahm beschämt den Kragen ihres Pullis in den Mund, kaute darauf herum und nuschelte zurück.
"Ich... ich... ähm... bevor... vielleicht willst du mich... erst... also... mir... Helfen!?"
Mehr brachte sie gerade nicht hervor. Sie hoffte einfach, es wäre irgendwie genug, um Sayuri davon abzubringen. Um nicht weiter antworten zu müssen, streckte sie ihren linken Arm so weit wie möglich der Halbjapanerin entgegen. Dann biss sie kräftig in den Kragen vom Pullover, um klammerte die Decke, die halb über ihr lag mit dem rechten Arm und schloss ganz fest die Augen. Denn irgendwie war ihr das auch Alles peinlich. Nicht nur, dass sie nichts konnte, was nützlich war. Nein, denn hier war sie jetzt auch hilflos - und das machte sie nervös. Denn sie war darauf angewiesen, das Sayuri ihr half. Ihr nicht weh tat. Ihre Schwäche nicht ausnutzte. Das beschämte sie wirklich - etwas, das Nacktheit vorher nicht geschafft hatte! So betete sie in Gedanken auch ein klein wenig vor sich hin.
Sie tut dir nicht weh... sie tut dir nicht weh... sie tut dir nicht weh...
Unbewusst verhielt sie sich wie ein nur halb so Altes Mädchen, das sich bei einer Dummheit weh getan hatte und nun von ihrer Mutter verarztet werden musste...