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  1. #1 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Vor der Passagierluke des Linienshuttles färbten sich die Lichter der naheliegenden Sterne allmählich von ihrem Blaustich mehr und mehr in ihr natürliches Weiß oder Rot, als der ÜLG-Antrieb das Raumgefährt beinahe auf Reichweite der Citadel gebracht hatte und jetzt abbremste. Julian blickte nervös auf die immergleichen Farbspiele, die er als Wenigreisender aber noch immer äußerst faszinierend fand, und versuchte so sich selbst über seine Nervosität hinwegzutäuschen, die mit jedem Meter wuchs, den er sich der Landebucht annäherte. Die letzten Jahre hatte er jegliche Sehnsucht nach Orten außerhalb Omegas, vor allem denen im Ratssektor, vehement verdrängt – es war schlichtweg zu riskant gewesen, war es doch allzu wahrscheinlich, dass an jeder größeren Passkontrolle der Ratskolonien ein Spitzel für Cerberus saß und Julians Ausflug nach dem Einchecken sehr bald in irgendeinem schalldichten Keller dieser kriminellen Gruppe enden würde. Stattdessen hatte er sich auf Omega dem Ausbau seiner kleinen illegalen Praxis gewidmet in der Hoffnung, dass er sich mit genügend Geld und Erfahrung vielleicht doch irgendwann wieder in die Freiheit der Ratskolonien wagen konnte - Aber auch nur vielleicht.

    Ein angenehmer Hinweiston und aufblendende Beleuchtung deuteten den rund fünfzig Passagieren an, dass die Reise bald abgeschlossen war. Der Turianer neben Julian erwachte plötzlich, er streckte sich und verfehlte dabei mit dem hervorschnellenden Arm nur knapp Julians Stirn – er war sich sicher, dass es Absicht war. Um sich selbst von seiner Empörung abzulenken, wühlte er wahllos in seiner Tasche, woraus er dann einen Zettel hervorzog, auf dem er in unlesbarer Handschrift „Aniko Ilona“ notiert hatte. Natürlich war es ihm ein leichtes, sich den Namen auch ohne Notizen zu merken, doch den Zettel immer wieder anzuschauen nahm ihm ein wenig die Aufregung. Immerhin war das Ganze trotz voriger Überlegungen keine ungefährliche Sache.


    Zwei Tage zuvor hatte man Julian den größten Deal seiner neuen 'Karriere' angeboten: Der Tag hatte recht ereignislos mit der Reinigung der Instrumente vom Vortag begonnen, die natürrlich inzwischen schon völlig blutverkrustet waren, als die Türkamera einen batarianischen Besucher vor dem Eingang der heruntergekommenen Praxis ankündigte. Lustlos griff Julian nach dem Tischmikrofon, während die andere Hand weiter die Blutreste von einem Sägeblatt schrubbte.
    „Tut mir leid, Sir, Batarianer lasse ich nicht mehr ohne Termin hinein. Das gibt immer so eine riesige Sauerei im Eingangsflur“, brummte er nur lustlos in das Mikrofon zur Rufanlage und ließ dabei in der Betonung offen, ob darin eine Drohung enthalten war.
    „Hier ist Lendryk“, antwortete die tiefe, kratzige Stimme des Besuchers knapp durch die Lautsprecher. Der Doktor musste nicht lange überlegen: Der Name gehörte zu einem seiner Patienten von vor einem Monat – zwei neue Beinprothesen für einen offensichtlichen Piraten. Die Sache war ein Meisterstück geworden, und das, obwohl Julian mit batarianischer Anatomie nur mittelmäßige Erfahrung hatte. Entsprechend überrascht war er über den Besuch seines kleinen Meisterstücks.
    „Entschuldigung, keine Rückerstattungen, Sir. Auch für beschädigte Prothesen übernehme ich keine Haftung. Einen schönen T-“
    „Ich will mehr von Ihrer Arbeit, Ward“, unterbrach ihn die Stimme wieder, ohne dass der Mann vor der Tür sein vieräugiges Gesicht zur Kamera hob. Schon einige stille Sekunden später öffnete sich die Tür für ihn. Ward kam Lendryk mit einem äußerst breiten und freundlichen Verkäuferlächeln entgegen, behielt aber, um einen Grundrespekt herzustellen, die blutige Kreissäge in seinen Händen. Sein Gegenüber stampfte mit schweren Schritten in den Eingangskorridor. Ein aufrechter Gang, flüssige Bewegungen, kaum Motorengeräusche, beobachtete Julian zufrieden. Nur waren die mechanischen Beine des Kriminellen sicher dreimal so schwer wie die organischen Vorgänger. Aber da die massigen Körper der Patienten sich im Kampf noch immer genauso schnell bewegten und ihre höhere Körpermasse daher nur mehr Wucht in den Nahkampf brachte, nahmen die Piraten diesen Nachteil normalerweise gerne in Kauf. Der Mann war also wirklich nicht für eine Beschwerde aufgetaucht.
    „Wie kann ich Ihnen dienen, Sir?“, übte sich Julian zur Begrüßung in gewohnt britischer Höflichkeit. Er liebte es, die Rohlinge Omegas mit Etikette aus der Fassung zu bringen.
    „Meine Leute mögen meine neuen Beine. Man kann damit gut Menschenschädel zertreten“, brummte Lendryk aggressiv und bleckte dabei seine spitzen Zähne. Es war ganz offensichtlich eine Drohung gegenüber Julian, aber statt sie weiter zu kommentieren lächelte dieser nur wieder breit.
    „Freut mich, dass Sie zufrieden sind. Ihre Männer wollen nun also aus Neid auch ein paar Extras?“
    „Korrekt. Meine Leute wollen Schusswaffen. Verborgen in der Handfläche, so wie die der Cerberus-Spezialeinheiten“
    Beim der Erwähnung der Orgnaisation sah Julian kurz skeptisch vom Sägeblatt auf, dass er noch immer unablässig schrubbte. Woher kannten nun sogar Batarianer die Waffen von einer rein menschlichen Geheimorganisation? Offenbar wurde man dort zunehmend aggressiver.
    „Lässt sich machen. Ich baue Ihnen einfach bis in vier Tagen eine und -“
    „Zwölf. Und nicht selbst bauen – GENAU die selben wie von Cerberus“
    Wieder musste der Doktor aufflachen und schüttelte dabei den Kopf. Der Größenwahn dieser hässlichen Aliens überraschte ihn immer wieder.
    „Unmöglich. Hi-Tech-Implantate und vor allem solche mit integrierten Schusswaffen sind nicht frei erhältlich. Tut mir leid, aber ich muss Sie bitten zu ge-“
    „Hier ist mein Angebot“, antwortete der zwielichtige Batarianer ohne auch nur im Ansatz die Ruhe zu verlieren. Julian platzte hingegen allmählich der Kragen, als er schon wieder von diesem Kerl mitten im Satz unterbrochen wurde. Als man ihm dann aber ein voll ausgefülltes elektronisches Transaktionsformular entgegenstreckte, auf dem nur noch der Empfänger für eine wahre Unsumme an Credits eingetragen werden musste, fiel es Julian leicht, seine britische Höflichkeit zu bewahren.
    „Darf ich Sie fragen, ob es sich dabei um den vollen Betrag handelt?“
    „Die Hälfte. Der Rest, wenn Sie die Waffen besorgt und angeschraubt haben“
    Julians Augenlid zuckte zweimal unmerklich, als man für eine komplizierte Operation, die bei den meisten Ärzten jahrelange Erfahrung erforderte, den Begriff 'anschrauben' benutzte, als sei er im Grunde nicht mehr als ein Mitarbeiter für ein schwedisches Möbelhaus. Doch so sehr er diesen Typen jetzt schon hasste, sein Angebot war so großzügig, dass Julian die Praxis für ein halbes Jahr hätte schließen können.

    Natürlich war es ein Leichtes, die benötigten Implantate ausfindig zu machen. Einige recht preiswerte Informationsquellen später war klar, dass ein ehemaliger Cerberus-Ingenieur sie noch immer heimlich nachproduzierte und sich so den vermeintlichen Schutz vor seinem unvermeidlichen Tod finanzierte. Aber es war klar, dass dieser Mann spätestens in ein paar Monaten einen Fehler begehen würde und die wachsamen Augen von Agenten seines ehemaligen Arbeitgebers nur auf diese Gelegenheit lauerten. Julian war dieses Risiko für sich nicht eingegangen und blieb der Citadel daher in der Regel fern. Einige verschlüsselte Nachrichten später kristallisierte sich jedoch heraus, dass der Waffenfabrikant nicht lieferte, weil es seinen Standort verraten könnte. Und weiter, dass er überhaupt niemals seinen Unterschlupf verlasse und seine Mittelsmänner nur innerhalb der Citadel die Ware verkaufen ließ. Ein sehr vorsichtiger Kerl. Da blieb wohl keine andere Wahl, als die eigene Sicherheit zu riskieren. Wie also würde Julian so unbemerkt und anonym wie möglich auf die Citadel kommen und sie zudem mit einer vollen Waffenlieferung wieder verlassen? So gut im Schmuggeln war niemand. Bestechung war der einzige Weg. Und wenn man bestechen konnte, das verriet ihm in der Regel schon ein (zugegeben recht teuer zu erwerbender) Blick in die Personalakten der C-Sec, insbesondere der Anhang zur Krankheitsgeschichte. Nach einer langen Liste von Auswahlkriterien war klar, wer als einziges in Frage kam. Aniko Ilona: Jung, anti-autoritär und – das beste – an einer sich verschlimmernden Nervenkrankheit leidend, für die Julian zufällig ein paar noch nicht zugelassene Medikamente besorgen konnte. Es passte alles so gut zusammen – und trotzdem konnte im Prinzip noch alles geschehen.

    Er zerknüllte den Zettel in seiner Hand und steckte das Knäuel zurück in seine Hosentasche, als die ersten Passagiere in seiner Reihe sich von ihren Plätzen erhoben und das Shuttle verließen. Bis man ihm draußen vor dem Raumfahrzeug an der Gepäckluke seinen schäbigen Koffer an die Brust drückte, nahm er kaum etwas um sich herum wahr, war sttattdessen nur auf seine Gedanken konzentriert, die jetzt seine Chancen und Eventualitäten im Einzelnen abwogen, sich Worte und Gesten zurechtlegten und doch, trotz aller minutiösen Planung, still auch um Hilfe schrien. So legte er, zwar mit zitternder Hand, aber mit einem freundlichen und selbstbewussten Ausdruck im Gesicht seinen Pass auf den Tresen hinter der Gepäckkontrolle und nickte dem turianischen Sicherheitsmann dahinter begrüßend zu. Der Ausweis mit dem Alias 'Gale Boetticher' in großen Lettern darauf war natürlich gefälscht, und noch dazu schlecht. Aber für eine erste Sichtkontrolle sollte es genügen. Nur beim späteren Wasserzeichenscanner würde es Probleme geben. Davon ließ sich Julian aber natürlich nichts anmerken.
    „Hier ist doch Aniko Ilona momentan stationiert, habe ich recht?“, fragte er in freundlichem Ton, während der Turianer vom pass in seinen Händen skeptisch aufsah und erst nach einer langen Pause antwortete.
    „Und was wäre wenn?“
    „Oh, nur eine alte Bekannte von mir, haben uns schon Jahre nicht mehr gesehen. Wäre es vielleicht möglich, dass Sie sie einen Moment an den Tresen holen könnten? Sie können ja derweil den Rest überprüfen“
    Der Turianer fixierte die freundlichen Augen des Doktors für eine unendlich wirkende Dauer mit äußerster Skepsis. Dann, zu Julians stiller Erleichterung, legte er den Pass auf dem Tresen ab und drehte sich um.
    „Warten Sie hier. Und keinen Ärger machen, klar?“, brummte er dabei grimmig und verschwand hinter einer Tür zu den Büros. Ein entnervtes Raunen ging durch die Schlange hinter Julian. Wenigstens hörte man so nicht sein erleichtertes Aufatmen.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (19.10.2014 um 17:45 Uhr)

  2. #2 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Heute war nicht ihr Tag. Im Grunde war es keiner der vergangenen Tage gewesen. Keiner in den vergangenen Wochen, Monaten-... Die Rothaarige hätte sicher noch weiter ausholen können, doch war sie gedanklich zu sehr an die Unterlagen vor sich auf dem Tisch gebunden. Meldung und Weiterleitung von gefälschten Pässen - das kam lächerlich oft vor - genauso wie die Versuche alles mögliche, 'verbotene' einzuführen. Anikos persönliches Highlight war etwas das nach klumpiger Milch oder einem dieser neumodischen Fitnessdrinks aussah und von Palaven kam. Ihr turianischer Kollege hatte der Oma die es mit sich brachte die Leviten und die Einfuhrbestimmung (vor-)gelesen. Dann war er mit einem wissenden Lachen in ihrem Hinterzimmerchen aufgetaucht und hatte das Zeug auf ihrem Tisch geparkt. Es roch abartiger als Omega. Kein Wunder dass die Einfuhr für Privatpersonen untersagt war. Aus welchem Grund nun auch immer, hatte sie den Regeln erst gar nicht entnommen.

    Ganz davon abgesehen aber musste sie bis zum Feierabend noch eine Vielzahl
    Unterschriften und Stempelchen verteilen, um sich diesen auch zu 'verdienen'.
    Die Augen rollend war ihr also bei alle dem klar dass es die Sache nicht wert war, sich auf ihr Unwohlsein und die Kopfschmerzen zu konzentrieren, sodass sie sich lediglich die pochenden Schläfen rieb.
    Immerhin war es ihr vergönnt gerade heute NICHT am Schalter eingesetzt zu werden. Die ächzende Menge war ihr auf meterweite Entfernung schon zu viel des Guten, ebenso wie der wenig liebenswerte Turianer, dessen federnde Schritte jetzt auf sie zukamen.
    Betont konzentriert richtete sie die Augen auf die zu bearbeitenden Zeilen und beobachtete ihn nur aus den Augenwinkeln.
    "Da vorn ist ein alter Freund, der dich sehen will. Übernimmst du den kurz?"
    Das Plattengesicht zeigte so etwas wie ein schäbiges Grinsen, als sie erst den Kopf in seine Richtung hob und dann die Stirn runzelte.
    Die Worte 'Freund' in Verbindung mit ihr waren purer Schwachsinn. Sie hatte keine Freunde. Das lag zum einen an der unausstehlichen Art der Ungarin, zum anderen an ihrem beispiellosen Quasar-Talent, mit dem sie regelmäßig Leute gegen sich aufbrachte, die sie am Ende nicht einmal für ihre großen Mäuler verdreschen durfte.
    Einer der wenigen Nachteile als Officer hier. Neben dem frühen Aufstehen, verstand sich. Ganz davon ab, hatte sie sich vergleichsweise gut eingelebt. Ihr Großmaul ignorierte man, soweit sie es nicht zügeln konnte, manche fürchteten es in Verbindung mit kleinen, zornig wedelnden Fäusten und der Lohn samt einem mittlerweile eigenem Apartment sprachen auch nicht gerade gegen diese Sache hier.
    Trotzdem wollte sie in den verdammten Feierabend, der mit dieser Sache wieder herausgezögert wurde.

    Nur mit einem Brummen erhob sie sich so, zupfte den Pferdeschwanz noch einmal fester und stolzierte dann wie ein aufgeblasener Gockel durch das Hinterzimmer in den Bereich hinter den halbhohen Glasscheiben, vor denen sich eine ganze Schlange staute.
    Ihr Blick musterte alle Versammelten möglichst missgünstig.
    Ja. Sie hatte keine Freunde und sie würde sich keine machen. Wenn dem aber je so sein sollte, würde das bleiche Milchgesicht, das halb auf dem Tresen vor dem Empfang hing, jedoch sicher nicht dazugehören.
    Weiter unbeeindruckt setzte sie ihren Lauf bis zum Ende fort, runzelte die Stirn und neigte den Kopf.
    Ihre Augen schielten auf den Pass den er längst vorgelegt hatte und versuchten den Namen zuzuordnen. Fehlanzeige. Doch an Namen erinnerte sie sich ohnehin selten.
    "Na da war ich wohl betrunken...", sinnierte sie gerade laut genug und sah zurück ins Gesicht des Mannes "Also..? Was kann ich für den netten Gale tun?"
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  3. #3 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Dass die junge Dame hinter dem Schalter ihn nicht erkannte, war wohl selbstverständlich und ihre Reaktion für Julian daher kaum verwunderlich. Vielleicht hatte er aber insgeheim doch gehofft, dass sie zumindest für eine Sekunde den Fehler bei sich suchen und ihn für einen Moment für einen verdrängten Bekannten halten konnte. Stattdessen aber empfing ihn die pure Abweisung in Form von Desinteresse und absoluter Gleichgültigkeit. Eine Sekunde lang wechselten seine freundlichen Augen zwischen denen seines Gegenübers hin und her, als er versuchte, die Situation einzuschätzen und die passenden Worte herauszusuchen.
    "Oh, tut mir leid, falls Sie mich nicht wiedererkennen sollten. Ich kenne Sie wahrscheinlich ein bisschen besser als Sie mich. Aber ich will Ihnen wirklich nicht Ihre wertvolle Zeit stehlen, deshalb komme ich gleich zum Punkt: Aus geschäftlichen Gründen kann ich hier leider nicht auf dem direkten Wege einchecken. Daher muss ich Sie um einen kleinen Gefallen bitten. Augenblick..."
    Er begann nun in seiner Hosentasche nach etwas zu suchen, fand es allerdings nicht auf Anhieb und lächelte Aniko daher mehrfach entschuldigend zu, bis er dann schließlich freudig nickte und einen Zettel auf dem Tresen vor ihr ausbreitete:

    "Ich weiß von den Anfällen und kann Ihnen helfen - 2 Minuten allein"

    Mit einem weiteren unerschütterlichen Strahlen im Gesicht beobachtete er still die Reaktion der C-Sec-Beamtin, hob bei Bllickkontakt zu ihr einmal leicht die Augenbrauen.
    "Ich will Ihnen aber natürlich keine wertvolle Zeit stehlen, also nur keine Umstände... Ach, und übrigens lässt Sie Karvas Rarkin grüßen"
    Zu dem noch immer gleichbleibenden sympathischen Ausdruck mischte sich jetzt ein Hauch von etwas geheimnisvollen, als wolle er sie provozieren, ein Rätsel zu lösen, sie zur Neugier anregen, wohl so, wie es ein Hofnarr tun würde. Dabei unterdrückte er den Drang, sich nach heimlichen Beobachtern oder Zuhörern umzusehen, sondern hielt den Blickkontakt aufrecht.
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  4. #4 Zitieren
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    Es blieb ihr nicht viel, außer der Stirn zu runzeln. Zuerst von einem kalten Schauer überrascht, trat sie nun noch ein gutes Stück weiter vor, lehnte sich von innen gegen den Tresen und den Oberkörper weit darüber hinaus um dem Gesicht des Mannes jetzt nur auf wenige Zentimeter gegenüberzustehen.
    "Ist das so, Gale?", wollte sie Karvas' Grüße nicht wirklich prüfen und ließ ihr Gesicht kaum preisgeben, welcher Schauer ihr seit Sekunden schon über den Körper huschte.
    Woher zum Geier wusste er diese Dinge? War das wirklich einer der Spinner die sie vergessen hatte?
    Noch einmal taxierte sie ihn sehr genau, las die Antwort jedoch nicht aus seinem durchaus ansehnlichen Erscheinungsbild, nein-...Aniko war sicher dass sie jemanden der den Anstand hatte sie höflich anzusprechen nicht vergessen hätte. Zumindest nicht unter den Männern die sie abseits der C-Sec so traf.
    Er konnte nicht dazugehören. Absolut ausgeschlossen.
    Doch deswegen fiel ihre Antwort nicht freundlicher aus. Stattdessen lugten ihre Augen unter dem roten Schopf dem Zettel entgegen und ließen sie den Kopf ein weiteres Mal schief legen. Nicht ganz uninteressant, das musste sie zugeben und öffnete den Mund mit einem halblauten Seufzen. Sehr, sehr genervt diesem eigenartigen Angebot wenigstens eine Chance zu geben. Sie sollte es besser wissen, machte aber dennoch diesen Wink und klappte seinen Pass zu, den sie dann an sich nahm.
    "Für die Einfuhr Ihrer Sachen müssen Sie ein paar Formulare ausfüllen.", betonte sie für alle in Hörweite, um das was sie tat zu rechtfertigen "Kommen Sie rum und zu mir nach hinten. Wir regeln das."
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  5. #5 Zitieren
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    Als sie seinen Blick so eindringlich erwiderte, auch wenn es nur war, um seine Absichten aus seinen Augen abzulesen, konnte er es sich nicht verkneifen, sein Schmunzeln kurz zu einem charmanten Zahnlächeln zu weiten, sich selbstbewusst mit verschränkten Armen auf den Tresen zu lehnen und ihr kurz zuzuzwinkern, als würde er sie gerade in einem billigen Club ansprechen. Nur wie er kurz darauf seine Zungenspitze ausbeulend gegen die Unterlippe presste verriet, dass darin eine gewisse Ironie lag.
    "Kommen Sie rum und zu mir nach hinten. Wir regeln das."
    So professionell sie diese Scharade auch klingen ließ und dem Gespräch unter vier Augen unter dem Vorwand der Sonderkontrolle zustimmte, Julian hatte offenbar Schwierigkeiten, einen gewissen Resternst zu behalten, musste sich selbst gar auf die Zunge beißen, keinen albernen Spruch anzuhängen. Stattdessen kniff er seine Lippen zusammen und folgte Aniko stumm, schloss für einen Moment wieder durchatmend die Augen, als sie ihm den Rücken zugekehrt hatte. Zumindest bis hier hin lief es einigermaßen nach Pl- ... Seine Gedanken stockten, als er sich an den Zettel erinnerte, eilte schnell zum Tresen zurück, um diesen unbemerkt an sich zu nehmen und unter misstrauischem Umsehen selbigen in der Tasche verschwinden ließ. Er dürfte sich nun keine Leichtsinnsfehler erlauben. Klacernd zog er jetzt seinen Koffer hinter sich her zum Hinterzimmer, in das ihn Aniko leitete. Für eine Sekunde überlegte er, ob dort zwei bullige Agenten auf ihn warten würden, die ihn dann ordentlich für seine Frechheit in die Mangel nehmen sollten. Unter Einbezug dieser Möglichkeit versenkte er seine Hand in der anderen, etwas ausgebeulten Hosentasche und folgte weiterhin in gleichbleibendem Tempo.
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  6. #6 Zitieren
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    Die zwei Bullen blieben aus. Stattdessen führte die Rothaarige ihn in vermeintlicher Ruhe in das Hinterzimmer, wies ihm sogar falsch freundlich den Platz ihr gegenüber zu und umrundete den Schreibtisch dann selbst.
    Dabei sparte sie nicht an Zeit, hatte den Feierabend in dieser Sache längst vergessen und machte sogar ganz bewusst einen kurzen Stopp an der - für Beamtenbüros - obligatorischen Kaffeemaschine auf der Kommode hinter ihrem Platz.

    Erst mit der Blasto Tasse bewaffnet, ließ sie sich schließlich stumm auf ihrem weichen Sitz nieder und nippte bedächtig an der braunen Brühe, wobei sie ihren Gegenüber über den Rand des Porzellan kritisch beäugte.

    "Also Chérie, Sie wollen mit einem vermutlich unechten Pass und ein paar Pillen als Bestechung auf die Citadel und ihre Geschäfte erledigen, verstehe ich das richtig?", sie stellte ihre Tasse wenig sanft auf der Ecke des Schreibtisches ab und lehnte sich zurück. Dank der Kopfschmerzen und einem viel zu langen Arbeitstag wirkte die Aktion weniger lässig als gewollt "Ich sage Ihnen: Bevor Sie Ihr Angebot ausweiten damit ich Sie reinlasse, statt Sie zu verknacken, sagen Sie mir woher Sie mich kennen."
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  7. #7 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Anfangs kopierte er ihre ruhigen Bewegungen, nachdem er den Raum betreten und sich gemächlich auf dem Stuhl niedergelassen und die Beine überschlagen hatte, das Knie mit gefalteten Händen umfassend. Erst, als die junge Frau sich sogar die Zeit nahm, noch einen Kaffee einzugießen, schwante ihm allmählich, dass nun mehr folgen würde, als nur eine dankbare Abwicklung der Bestechung mit anschließendem Kniefall und Handkuss. Die Rothaarige zelebrierte die Ruhe einfach zu sehr, als dass sie hätte wahr sein können.
    "Also Chérie, Sie wollen mit einem vermutlich unechten Pass und ein paar Pillen als Bestechung auf die Citadel und ihre Geschäfte erledigen, verstehe ich das richtig?"
    Er presste einen Moment lang etwas enttäuscht die Lippen zusammen und blickte still seufzend auf den Boden. Keine ernsthafte Enttäuschung - mehr die Art Enttäuschung, die man äußerte, wenn man im Restaurant erfuhr, dass es das Lieblingsgericht leider nicht mehr auf der Karte gab und man sich mit dem zweitliebsten begnügen musste.
    "Das wäre zumindest der einfachste Verlauf gewesen", gestand er in gespieltem Bedauern ein und öffnete dabei kurz die Hände zu einer Geste der enttäuschten Machtlosigkeit.
    "Ich sage Ihnen: Bevor Sie Ihr Angebot ausweiten damit ich Sie reinlasse, statt Sie zu verknacken, sagen Sie mir woher Sie mich kennen."
    "Genau genommen kenne ich Sie gar nicht. Aber das kann sich ja noch ändern, oder?", entgegnete er mit einer Freundlichkeit, die in dieser Situation so unangemessen schien, dass es einen in den Wahnsinn treiben konnte. Der anschließenden Stille entnahm er, dass er das wohl doch weiter ausführen musste.
    "Ich hatte Einsicht in Ihre Personalakten. Alles offenbar eher halbherzig gesichert. Nicht, dass ich ein Spanner wäre, oder sowas", er hielt schützend die Hände vor sich"Ich brauchte nur etwas, um Ihr Interesse zu wecken, damit Sie sich ein wenig Zeit für mich nehmen und wir uns ein bisschen besser kennenlernen können... Oh, und das mit der miesen Fälschung tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen, aber wenn ich mit leeren Händen aufgetaucht wäre, hätte Ihr Partner mich wohl gar nicht erst mit Ihnen sprechen lassen"
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  8. #8 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Zitat Zitat von Tjordas Beitrag anzeigen
    Anfangs kopierte er ihre ruhigen Bewegungen, nachdem er den Raum betreten und sich gemächlich auf dem Stuhl niedergelassen und die Beine überschlagen hatte, das Knie mit gefalteten Händen umfassend. Erst, als die junge Frau sich sogar die Zeit nahm, noch einen Kaffee einzugießen, schwante ihm allmählich, dass nun mehr folgen würde, als nur eine dankbare Abwicklung der Bestechung mit anschließendem Kniefall und Handkuss. Die Rothaarige zelebrierte die Ruhe einfach zu sehr, als dass sie hätte wahr sein können.
    "Also Chérie, Sie wollen mit einem vermutlich unechten Pass und ein paar Pillen als Bestechung auf die Citadel und ihre Geschäfte erledigen, verstehe ich das richtig?"
    Er presste einen Moment lang etwas enttäuscht die Lippen zusammen und blickte still seufzend auf den Boden. Keine ernsthafte Enttäuschung - mehr die Art Enttäuschung, die man äußerte, wenn man im Restaurant erfuhr, dass es das Lieblingsgericht leider nicht mehr auf der Karte gab und man sich mit dem zweitliebsten begnügen musste.
    "Das wäre zumindest der einfachste Verlauf gewesen", gestand er in gespieltem Bedauern ein und öffnete dabei kurz die Hände zu einer Geste der enttäuschten Machtlosigkeit.
    "Ich sage Ihnen: Bevor Sie Ihr Angebot ausweiten damit ich Sie reinlasse, statt Sie zu verknacken, sagen Sie mir woher Sie mich kennen."
    "Genau genommen kenne ich Sie gar nicht. Aber das kann sich ja noch ändern, oder?", entgegnete er mit einer Freundlichkeit, die in dieser Situation so unangemessen schien, dass es einen in den Wahnsinn treiben konnte. Der anschließenden Stille entnahm er, dass er das wohl doch weiter ausführen musste.
    "Ich hatte Einsicht in Ihre Personalakten. Alles offenbar eher halbherzig gesichert. Nicht, dass ich ein Spanner wäre, oder sowas", er hielt schützend die Hände vor sich"Ich brauchte nur etwas, um Ihr Interesse zu wecken, damit Sie sich ein wenig Zeit für mich nehmen und wir uns ein bisschen besser kennenlernen können... Oh, und das mit der miesen Fälschung tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen, aber wenn ich mit leeren Händen aufgetaucht wäre, hätte Ihr Partner mich wohl gar nicht erst mit Ihnen sprechen lassen"


    "Oh, da wäre ich mir nicht so sicher.", hob sie die Braue und sah an dem Mann, der sicher nicht Gale war, vorbei zur geschlossenen Tür "Der ein oder andere Beamte, vor allem Turianer hier-...Ist dumm wie zehn Zentner Varrenscheiße. Da hätte vielleicht schon ein kleines Leckerchen gereicht. Aber was erzähl ich Ihnen? Sie wissen das spätestens nachdem Sie einfach so an meine Personalakte gekommen sind."
    Bis auf ihr Gesicht bewegte sich rein gar nichts an Aniko. Ihr Körper schien gleichbleibend ruhig im Stuhl zu ruhen, obwohl sie durchaus angespannt war. Bestechungsversuche waren an diesem Dreh- und Angelpunkt der Galaxie, der Citadel, keine Seltenheit. Doch so scheinbar gut informiert und vorbereitet hatte noch keiner vor ihr gesessen. Den meisten verpasste man einen Tritt nach draußen oder gar in die nächste Arrestzelle.
    Das hier begann anders, als sie ihn jetzt eine unangenehme Weile beobachtet hatte und dann leicht im Stuhl herumrutschte, bevor sie weitersprach.
    "Also...Erzählen Sie mir doch weswegen ich Mitleid haben und Sie reinlassen soll? Und was genau ich davon habe?"
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  9. #9 Zitieren
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    Manche würden sicher sagen, es sei eine unangenehme Ausstrahlung, die hinter der oberflächlichen Freundlichkeit des Arztes hervorblitzte, der mit seinem bärtigen, runden Gesicht und den vom Lächeln in Falten geworfenen Augen doch auf den ersten Blick so harmlos wirkte; von der feinsäuberlich gebügelten Kleidung in Erdtönen einmal abgesehen, die ohnehin auf hundert Meter Entfernung 'Spießer' schrie. Dabei war es eigentlich nicht seine Mimik selbst, die dieses subtile Misstrauen oft auslöste. Es lag nichts Falsches, nichts Einstudiertes oder Geschauspielertes darin, nur ehrliche, aufrichtige Sympathie. Was wirklich Unbehagen vermittelte war, dass er diese Stimmung auch aufrecht erhielt, wenn die Situation etwas mehr Ernst, Angst oder Wut geradezu erforderte, Julian aber einfach stoisch darüber hinweglächelte.
    Selbiges war jetzt der Fall, als der Doktor zu den abfälligen Bemerkungen über Turianer seitens der C-Sec Beamtin nur verständnisvoll mit angedeutetem Bedauern aber einem sanften Restlächeln nickte, so als spreche sie nur von etwas leicht Unangenehmem wie einem etwas zu trüben Tag oder zu lange eingeweichten Cornflakes. Ihre Sprechpause mit sturem Blickkontakt, die wohl eine Art Einschüchterungsinstrument sein sollte, schien völlig an ihm abzuperlen; stattdessen erwiderte er den Blick nur in der gewohnt warmen Weise und legte dabei hin und wieder den Kopf leicht zur Seite, fast wie ein Hund, der geduldig sein Kommando abwartete. Erst als sie endlich weitersprach, lehnte er sich in seinem Stuhl nach vorne, stützte den Ellenbogen auf die Tischkante und legte sein Kinn in die Handfläche.
    "Oh, Ich bitte Sie doch nicht um Mitleid, Ms. Ilona", antwortete er dann in ruhigem Tonfall, als fürchtete er, jemanden zu wecken, "Ich bitte Sie viel mehr um Ihre Mitarbeit. Sehen Sie, ich weiß, es interessiert Sie sicher herzlich wenig, was meine Absichten sind, denn Sie haben von meiner Sorte sicher ein Dutzend am Tag hier drin. Ich will Ihnen nur versichern, dass ich keiner dieser drogenschmuggelnden Kriminellen bin, die Ihnen ein paar Pillchen aus der staubigen Ecke der Schmuggelkiste als Bestechung dalassen wollen. Ich bin ausgebildeter Neurologe, und mit ausgebildet meine ich nicht auf irgendeiner drittklassigen Container-Kolonie, sondern auf der Erde. Aber was heißt das schon, hm? Zweimal auf's Knie geklopft mit dem Hämmerchen, ins Pillenregal greifen und den Patienten damit vollstopfen wie eine Weihnachtsgans, nicht wahr? Wie dem auch sei - mit dem Erlernen dieser zwei oder drei Medizinerhandgriffe und dem Auswendiglernen von ein paar klug klingenden Bullshit-Vokabeln bin ich qualifiziert genug, aus Ihrer Krankenakte herauszulesen, welche Kategorie von Epilepsie bei Ihnen vorliegt. Jetzt werden Sie sicher sagen 'Was soll ein dahergelaufener, krimineller Gossenquaksalber schon besser können als die millionenschweren Ärzte auf der Citadel?', und das will ich Ihnen gerne sagen: Ich habe, im Gegensatz zu Dr. Strahlezahn & Söhne Zugriff auf die Produkte der allerbesten Pharma-Labors unserer bescheidenen Sternenscheibe. Stoffe, die erst in einem guten Jahrzehnt die bürokratische Geburtsphase hinter sich gebracht haben werden und dann erst für Bürger wie Sie und mich käuflich verfügbar sind. Und besser noch: Ich kann bei deren Entwicklung mitwirken und dabei Ihre Wünsche als Konsument einfließen lassen. Dass ich somit auch problemlos für einen endlosen Strom an lebenslangem Nachschub sorgen kann, ist wohl selbsterklärend. Und für Sie als Mitarbeiter der Kontrollen dürfte wohl auch die Einfuhr von nicht zugelassenen Medikamenten für Ihren Eigenbedarf kein Problem sein"
    Er legte nun eine bedächtige Sprechpause ein, lehnte sich in seinem quietschenden Stuhl zurück und umklammerte wieder das Knie des überschlagenen Beins. Man sah ihm an, dass noch längst nicht alles gesagt war, doch offenbar ließ er an dieser Stelle bewusst erst einmal sacken, was er zu vermitteln versuchte.
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  10. #10 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Zitat Zitat von Tjordas Beitrag anzeigen
    Manche würden sicher sagen, es sei eine unangenehme Ausstrahlung, die hinter der oberflächlichen Freundlichkeit des Arztes hervorblitzte, der mit seinem bärtigen, runden Gesicht und den vom Lächeln in Falten geworfenen Augen doch auf den ersten Blick so harmlos wirkte; von der feinsäuberlich gebügelten Kleidung in Erdtönen einmal abgesehen, die ohnehin auf hundert Meter Entfernung 'Spießer' schrie. Dabei war es eigentlich nicht seine Mimik selbst, die dieses subtile Misstrauen oft auslöste. Es lag nichts Falsches, nichts Einstudiertes oder Geschauspielertes darin, nur ehrliche, aufrichtige Sympathie. Was wirklich Unbehagen vermittelte war, dass er diese Stimmung auch aufrecht erhielt, wenn die Situation etwas mehr Ernst, Angst oder Wut geradezu erforderte, Julian aber einfach stoisch darüber hinweglächelte.
    Selbiges war jetzt der Fall, als der Doktor zu den abfälligen Bemerkungen über Turianer seitens der C-Sec Beamtin nur verständnisvoll mit angedeutetem Bedauern aber einem sanften Restlächeln nickte, so als spreche sie nur von etwas leicht Unangenehmem wie einem etwas zu trüben Tag oder zu lange eingeweichten Cornflakes. Ihre Sprechpause mit sturem Blickkontakt, die wohl eine Art Einschüchterungsinstrument sein sollte, schien völlig an ihm abzuperlen; stattdessen erwiderte er den Blick nur in der gewohnt warmen Weise und legte dabei hin und wieder den Kopf leicht zur Seite, fast wie ein Hund, der geduldig sein Kommando abwartete. Erst als sie endlich weitersprach, lehnte er sich in seinem Stuhl nach vorne, stützte den Ellenbogen auf die Tischkante und legte sein Kinn in die Handfläche.
    "Oh, Ich bitte Sie doch nicht um Mitleid, Ms. Ilona", antwortete er dann in ruhigem Tonfall, als fürchtete er, jemanden zu wecken, "Ich bitte Sie viel mehr um Ihre Mitarbeit. Sehen Sie, ich weiß, es interessiert Sie sicher herzlich wenig, was meine Absichten sind, denn Sie haben von meiner Sorte sicher ein Dutzend am Tag hier drin. Ich will Ihnen nur versichern, dass ich keiner dieser drogenschmuggelnden Kriminellen bin, die Ihnen ein paar Pillchen aus der staubigen Ecke der Schmuggelkiste als Bestechung dalassen wollen. Ich bin ausgebildeter Neurologe, und mit ausgebildet meine ich nicht auf irgendeiner drittklassigen Container-Kolonie, sondern auf der Erde. Aber was heißt das schon, hm? Zweimal auf's Knie geklopft mit dem Hämmerchen, ins Pillenregal greifen und den Patienten damit vollstopfen wie eine Weihnachtsgans, nicht wahr? Wie dem auch sei - mit dem Erlernen dieser zwei oder drei Medizinerhandgriffe und dem Auswendiglernen von ein paar klug klingenden Bullshit-Vokabeln bin ich qualifiziert genug, aus Ihrer Krankenakte herauszulesen, welche Kategorie von Epilepsie bei Ihnen vorliegt. Jetzt werden Sie sicher sagen 'Was soll ein dahergelaufener, krimineller Gossenquaksalber schon besser können als die millionenschweren Ärzte auf der Citadel?', und das will ich Ihnen gerne sagen: Ich habe, im Gegensatz zu Dr. Strahlezahn & Söhne Zugriff auf die Produkte der allerbesten Pharma-Labors unserer bescheidenen Sternenscheibe. Stoffe, die erst in einem guten Jahrzehnt die bürokratische Geburtsphase hinter sich gebracht haben werden und dann erst für Bürger wie Sie und mich käuflich verfügbar sind. Und besser noch: Ich kann bei deren Entwicklung mitwirken und dabei Ihre Wünsche als Konsument einfließen lassen. Dass ich somit auch problemlos für einen endlosen Strom an lebenslangem Nachschub sorgen kann, ist wohl selbsterklärend. Und für Sie als Mitarbeiter der Kontrollen dürfte wohl auch die Einfuhr von nicht zugelassenen Medikamenten für Ihren Eigenbedarf kein Problem sein"
    Er legte nun eine bedächtige Sprechpause ein, lehnte sich in seinem quietschenden Stuhl zurück und umklammerte wieder das Knie des überschlagenen Beins. Man sah ihm an, dass noch längst nicht alles gesagt war, doch offenbar ließ er an dieser Stelle bewusst erst einmal sacken, was er zu vermitteln versuchte.


    Aniko lauschte seiner Erklärung zuerst noch interessiert, spätestens die letzten Worte jedoch ließen ihre Züge deutlich finster werden.
    Ganz bewusst eine Pause einschiebend, hob sie noch einmal die Tasse und goss viel zu viel der heißen Brühe ihre Speiseröhre abwärts.
    Es war deutlich zu sehen, wie unangenehm diese Sache zum Schluss wurde.
    "Hören Sie mal-...", seufzte sie dann in Anbetracht verschwendeter Zeit. Da sprang ihr schon ein zwielichtiger Fachdoktor vor die Füße und entpuppte sich als einer, der nicht nur unbemerkt auf die Citadel wollte, sondern im gleichen Zug auf der Suche nach einem neuen Versuchskaninchen war.
    "Ich hab kein Interesse daran Ihren gepanschten Schrott zu probieren. Ich häng an meinem Leben, genauso wie die ganzen Spinner, die hierher kommen und mir bessere Angebot machen als Sie, damit ich sie einreisen lasse. Ich denke also Sie gehen jetzt besser."
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  11. #11 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Der 'zwielichtige Fachdoktor' kopierte das enttäuschte Seufzen der jungen Frau vor ihm, setzte dann ein resigniertes Gesicht auf, bei dem er die Lippen aufeinanderpresste und die Schultern leicht anhob.
    "Nun, das ist wirklich ein Jammer", setzte er dann an, während er sich bereits wieder von seinem Stuhl erhob, dann dahinterstellte und die Hände auf die Rückenlehne stützte.
    "Wissen Sie, ich hatte im Vorhinein schon einige mögliche Präparate für Sie ausgesucht und mitgebracht. Natürlich vorher getestet, sowohl im Labor, als auch im Selbstversuch", er griff dabei in seine Tasche, holte daraus eine Pillendose mit kleinen, halbtransparenten, gelben Geltabletten hervor, öffnete diese und nahm ohne Zögern gleich drei davon ein, ehe er das Döschen auf den Tisch zwischen beiden stellte.
    "Völlig harmlos, das Zeug. Und bei Ihnen würde es sicher seine Wirkung zu Genüge entfalten: Im Langzeitversuch zeigten bei einer Dosis von einer Tablette am Tag alle vierhundert Probanden nur noch maximal zwei Anfälle im Monat. Und auch diese ließen sich mit einer angepassten Zusatztherapie unterdrücken, aber da Sie schon meine Medikamente nicht wollen, nehme ich nicht an, dass Sie mit einer kurzen Zusatzuntersuchung meinerseits einverstanden wären... Wirklich bedauerlich"
    Er setzte eine wirklich überzeugende Maske des Mitgefühls auf, die sich wohl nur durch den anschließenden plötzlichen Wandel in lächelnde Freundlichkeit als Schauspiel enttarnen ließ.
    "Aber ich denke Sie wissen wohl am besten, was 'gepanschter Schrott' ist"
    Mit diesen Worten holte er auch noch ein handgroßes Datapad aus der Hemdtasche, das er dann neben die Pillendose in Anikos Richtung schob. Eine längere Datei mit dem Titel 'Wirkungsstudie: Wirkstoff Zerumpiracetam' war darauf aufgerufen, darüber die digitalen Siegel und Wasserzeichen mehrerer autorisierter Rats-Gesundheitsorganisationen.
    Inzwischen zog Julian bereits wieder den Griff seines Koffers aus und drehte sich bereits halb in Richtung Tür.
    "Wenn Sie es sich vielleicht doch anders überlegen: Ich kann zumindest für einen Tag auf einer lokalen Zwischenstation im Serpent-Nebel kampieren, die Kontaktdaten finden Sie im Datapad. Entschuldigen Sie die gestohlene Zeit. Es war mir trotzdem eine große Freude, Sie kennenzulernen, Ms. Ilona", er senkte nocheinmal kurz den Kopf zur Verabschiedung, lächelte charmant, erlaubte sich sogar ein undeutliches Zwinkern und ging dann mit den auf den Fliesenfugen klackenden Kofferrollen zur Tür und trat hinaus, wobei er sich nur kurz zögerliche nach Anikos Reaktion umsah.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (29.03.2015 um 14:41 Uhr)

  12. #12 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Der 'zwielichtige Fachdoktor' kopierte das enttäuschte Seufzen der jungen Frau vor ihm, setzte dann ein resigniertes Gesicht auf, bei dem er die Lippen aufeinanderpresste und die Schultern leicht anhob.
    "Nun, das ist wirklich ein Jammer", setzte er dann an, während er sich bereits wieder von seinem Stuhl erhob, dann dahinterstellte und die Hände auf die Rückenlehne stützte.
    "Wissen Sie, ich hatte im Vorhinein schon einige mögliche Präparate für Sie ausgesucht und mitgebracht. Natürlich vorher getestet, sowohl im Labor, als auch im Selbstversuch", er griff dabei in seine Tasche, holte daraus eine Pillendose mit kleinen, halbtransparenten, gelben Geltabletten hervor, öffnete diese und nahm ohne Zögern gleich drei davon ein, ehe er das Döschen auf den Tisch zwischen beiden stellte.
    "Völlig harmlos, das Zeug. Und bei Ihnen würde es sicher seine Wirkung zu Genüge entfalten: Im Langzeitversuch zeigten bei einer Dosis von einer Tablette am Tag alle vierhundert Probanden nur noch maximal zwei Anfälle im Monat. Und auch diese ließen sich mit einer angepassten Zusatztherapie unterdrücken, aber da Sie schon meine Medikamente nicht wollen, nehme ich nicht an, dass Sie mit einer kurzen Zusatzuntersuchung meinerseits einverstanden wären... Wirklich bedauerlich"
    Er setzte eine wirklich überzeugende Maske des Mitgefühls auf, die sich wohl nur durch den anschließenden plötzlichen Wandel in lächelnde Freundlichkeit als Schauspiel enttarnen ließ.
    "Aber ich denke Sie wissen wohl am besten, was 'gepanschter Schrott' ist"
    Mit diesen Worten holte er auch noch ein handgroßes Datapad aus der Hemdtasche, das er dann neben die Pillendose in Anikos Richtung schob. Eine längere Datei mit dem Titel 'Wirkungsstudie: Wirkstoff Zerumpiracetam' war darauf aufgerufen, darüber die digitalen Siegel und Wasserzeichen mehrerer autorisierter Rats-Gesundheitsorganisationen.

    Inzwischen zog Julian bereits wieder den Griff seines Koffers aus und drehte sich bereits halb in Richtung Tür.
    "Wenn Sie es sich vielleicht doch anders überlegen: Ich kann zumindest für einen Tag auf einer lokalen Zwischenstation im Serpent-Nebel kampieren, die Kontaktdaten finden Sie im Datapad. Entschuldigen Sie die gestohlene Zeit. Es war mir trotzdem eine große Freude, Sie kennenzulernen, Ms. Ilona", er senkte nocheinmal kurz den Kopf zur Verabschiedung, lächelte charmant, erlaubte sich sogar ein undeutliches Zwinkern und ging dann mit den auf den Fliesenfugen klackenden Kofferrollen zur Tür und trat hinaus, wobei er sich nur kurz zögerliche nach Anikos Reaktion umsah.


    "Gleichfalls..", log sie auf seinen letzten Satz und sah ihm mit deutlich erkennbarer Skepsis nach. Aufhalten würde sie den Doktor gewiss nicht, durchschaute sie nicht zuletzt den Schulterblick, der ihr noch einmal Zeit geben sollte, ihre Entscheidung zu überdenken.
    Aniko lehnte stumm ab. Sie hatte ihren Stuhl bei der C-Sec schon oft genug für ein paar Kröten riskiert und war sich sicher, dass der hier es schlicht nicht wert war. Ganz gleich welches Wundermittelchen er ihr erfolgslos anzudrehen versuchte.
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  13. #13 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Leise zischend schloss sich die Schleusentür hinter Julian und besiegelte somit diesen Ausgang auf seinem kleinen mentalen Baumdiagramm endgültig. Das Lächeln, das er bis zu diesem Moment noch so selbstverständlich aufrecht erhalten hatte, fiel von seinem Gesicht wie eine Maske und ein kurzes Seufzen entglitt ihm, als er sich die hieraus folgenden Folgewahrscheinlichkeiten zurechtlegte. Bereits einige Sekunden später aber griff er selbstsicher nach dem Henkel seines Rollkoffers und verließ mit diesem die Eingangskontrolle in ruhigem Schritt. Die Blicke, die ihm das Personal und die noch anstehenden Reisenden hinterherwarfen ignorierte er gänzlich, ebenso die des turianischen Shuttlepiloten, der gerade auf einer Frachtkiste sitzend aus einem Plastikbeutel seine verflüssigte Pausenmahlzeit trank.
    "Nicht durchgelassen, was?", rief der Pilot Julian zu, als dieser seinen Koffer gerade wortlos in die Ladeluke zurückhievte. Er schmunzelte lediglich stumm mit dem Ausdruck des Wissenden, schenkte dem Spötter jedoch nicht die Genugtuung einer Antwort.
    "Nächster Flug zurück geht in 15 Minuten", hängte der Turianer dann noch an, bevor er wieder gedankenverloren in die Leere schaute und somit akzeptierte, dass der bärtige Mensch wohl kein befriedigendes Ziel für Spötteleien war. Julian zog aus der Vordertasche seines eigeladenen Koffers einen Proviantriegel, ging dann zu der Frachtkiste seines Piloten und setzte sich nach einer kurzen fragenden Geste zu ihm. Knisternd schob Julian den Riegel aus der Verpackung und biss ein kleines Stück ab, sah mit dem Turianer in die Leere vor sich, während er schmatzend murmelte: "Hundert Credits, dass ich in 24 Stunden drin bin", und dabei mit dem angebissenen Riegel auf die Eingangsschleuse deutete.
    Der Pilot lachte auf, kurz, einmalig und trocken, wie es für Turianer üblich war, doch dann sah er den Ernst ins Julians Augen und reichte ihm direkt die dreigliedrige Hand zur Besiegelung der Wette.

    Die Übergangsstation in der Nähe des Witwe-Treibstoffdepots war genau das was man von solchen Unterkünften erwartete: heruntergekommen, unkomfortable und völlig überteuert. In den Fluren der Schlafkojen tummelten sich zweilichtige Gestalten aus allen Winkeln der Galaxie, die nur darauf warteten, endlich Zugang zur Citadel zu bekommen, die vor dem Geth-Angriff doch so viel tolerantere Sicherheitsbestimmungen besessen hatte. Viele hier nannten sich 'Händler' und waren mit Sicherheit tatsächlich einfache Schmuggler, denen man nun durch die erhöhte Sicherheitsstufe den Absatzmarkt nahm - und genau genommen musste sich Julian sogar zu ihnen zählen. Sie vertrieben sich meist mit Kartenspielen oder Streitereien die Zeit, während sie darauf warteten, dass ihr Auftraggeber ihnen eine wasserdichte neue Identität verschaffte oder sich irgendein billiger Passfälscher endlich meldete. Der Doktor hingegen verbrachte die längste Zeit in seiner Koje und tippte gedankenverloren auf seinem Datenpad herum. Seine Kleidung hatte er so feinsäuberlich wie möglich neben sich gefaltet und in einen Plastikbeutel gesteckt, sodass sie am nächsten Tag noch genauso makellos und gepflegt wirken würde. Nicht, dass er sonst allzu großen Wert auf Äußeres gelegt hätte, doch bei Verhandlungen mit Fremden war eine hochgeschlossene, saubere Kleidung und ein gruselig gepflegtes Äußeres genauso viel wert wie eine furchterregende Kriegsbemalung und Rüstung auf dem Schlachtfeld. Nur dummerweise war es in solch verwahrlosten Lagerhallen für Lebewesen wie dieser hier, denn viel mehr war es im Grunde nicht, äußerst schwer, sich selbst sauber und geruchsfrei zu halten. So lag der Doktor nun entblößt bis auf die Unterwäsche auf der ungemütlichen Matratze, über ihm nur ein guter Meter bis zur Decke, als sein Finger über dem Datenad schwebte und nicht wagte, den Auslöser zu drücken.
    Einige Stunden zuvor hatte er im Verhörzimmer bei Ilona ein zweites Datenpad hinterlassen, von dem er hoffte, dass sie es wie geplant in ihrer Nähe behielt. Ein elektromagnetischer Emitter darin war auf Kommando in der Lage dazu, bei der Epileptikerin durch eine bestimmte, sich stetig wiederholende Wellensequenz einen Anfall zu provozieren, um sie so von der Unabdingbarkeit eines behandelnden Neurologen wie Julian zu überzeugen. Doch so recht wagte er sich nicht, den zurechtgelegten Plan durchzuführen, sei es nun aus schlechtem Gewissen, oder aus der Angst heraus, somit aufzufliegen, falls er doch irgendetwas übersehen hatte. Schließlich seufzte er, ließ den Finger sinken und legte das Gerät beiseite. Er würde es zumindest als letzte Option in der Rückhand behalten. Es bestand noch immer eine gute vierzig-Prozent-Wahrscheinlichkeit, dass sich die C-Sec-Beamte auch so meldete.
    Also die Zeit totschlagen. Er streckte den Finger nach dem Schalter des Monitors, der über ihm an der Decke hing, und zappte durch das Programm, dessen Signal der Stationsbesitzer sicher illegal vom Extranet der Citadel abzapfte. Er hielt den Kanal bei dem bekannten Gesicht eines Salarianers mit einer etwas extravaganten Kopfbedeckung. "Singus Ein lop-ses" - Ein Mord wie kein anderer - verriet eine eingebelendete Schrift den Titel der Serie. Das würde dann wohl das Programm der nächsten paar Stunden füllen müssen...
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  14. #14 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Bei einem Exemplar wie diesem hatte sie nicht lange hadern müssen. Ganz und gar nicht.
    Anzugscheißer wie dieser geschwollen quatschende Doc, der sich mit seinem Inhalt eines Kaugummiautomaten für wichtiger und besser als ihre Ärzte hielt, nahm sie schon aus Prinzip nicht ernst.
    Bei der Fülle an Bestechungen, mit denen man sie täglich zu locken versuchte ohnehin nicht.
    "Ich habe, im Gegensatz zu Dr. Strahlezahn & Söhne Zugriff auf die Produkte der allerbesten Pharma-Labors!", äffte sie, schlüpfte in ihre Jacke und schob die Stühle in ordentliche Positionen, bevor sie das Licht löschte.
    Bald würde sie, dem ordentlichen Rhythmus entsprechend, für einige Zeit zurück auf die Straße. Auf Streife, was nicht zuletzt bedeutete dass sie dieses stickige Loch los sein und wieder frische Luft schnuppern würde.
    Frischluft, versetzt mit einer Prise Junkieschweiß, wenn sich die kleinen Bastarde vor ihren Rundgängen in Sicherheit brachten und sie sie doch aus ihren Ecken zogen. Notfalls auch tot aus Lüftungsschächten. Aniko zuckte die Schultern bei dem Gedanken und zog die Tür ins Schloss.
    Seit sie über diese Art der Beschäftigung und Jeremy hinweg war, kümmerte sie das Elend der Straßenkinder immer weniger. Vielleicht auch, weil ihre eigene, die erste eigene Wohnung, viel zu warm war, um sich mit derart schaurigen Gedanken zu belasten.
    Lediglich das Rascheln der Tüte in ihrer Jackentasche versetzte sie jetzt noch einmal zurück in die Zeit von vor fast drei Jahren. Es ließ sie kehlig lachen und die Kopfschmerzen übertünchen, die sie auf der dunklen Straße leicht ins Taumeln brachten.
    Begleitet vom üblichen Starrsinn ging sie dennoch weiter, tastete mit den Augen jede dunkle Ecke zu ihren Seiten ab und nahm sich vor, die Tabletten schlicht ihres Stolzes wegen Zuhause sofort zu vernichten.
    In den Kamin werfen, die Toilette runterspülen-...An den nerv tötenden Goldfisch verfüttern, den ihr ihre Nachbarin vermacht hatte.
    Vermacht, weil das Weib sich kaum eine Woche nach dem Einzug der Einundzwanzigjährigen für die ewigen Jagdgründe entschieden und abgedankt hatte, womit das (der Lautstärke nach) Räumkommando keine Verwendung für dieses Vieh wusste und sie um einen Platz auf ihrer Kommode bat.
    Aniko war vieles, aber nicht pietätlos. Sich darüber zu beschweren wie stark der Leichnam dieser aufgeblähten Luftkotelette neben ihr stank, schien ihr irgendwie nicht richtig und ließ sie widerwillig das runde Glas annehmen.
    Außerdem war der Kerl der sie darum bat zweifelsfrei mehr als einen Blick wert und sie-...Nunja. Hatte ihn trotzdem nie wieder gesehen und vergaß auch das pulverisierte Futter des Tieres etwas zu oft.
    Für ihn kein Grund abzukratzen. Leider.

    Heute Abend würde er Futter genießen können. Das war sicher, als die Ungarin den Fuß aus dem kleinen Laden unterhalb ihrer Wohnung gesetzt hatte.
    Mit einer weißen Tüte in der Hand, hatte sie kurz das Bedürfnis sich an der Mauer neben der Schiebetür abzustützen. Die Lichter im Inneren hatten ihre Kopfschmerzen und das schlechte Allgemeingefühl nicht gerade verbessert. Ganz im Gegenteil.
    Der Rotschopf spürte, wie der Boden unter ihr sich langsam auftat und undurchdringliche Schwärze vor ihren Augen entstehen ließ.
    Eine, die sie lange nicht erlebt, aber immer gefürchtet hatte, während ihre Hand keinen Halt mehr fand, ihr Körper wie ferngesteuert agierte und ihr Rücken nunmehr zweifelsfrei den eiskalten Boden der Citadel begrüßte.
    Eine Faust umschloss in ihrer Tasche immer noch das Tütchen Tabletten, das sie, samt der nebenliegenden Frequenz, vom Arzt bekommen hatte.
    Dieser Mistkerl!
    Als hätte er vorausgesehen was passieren würde und ihr das Zeug zugesteckt, wenn sie es am ehesten brauchte. Doch viel nützte es nicht mehr. Nicht, wenn sie keine Hilfe auf der leeren Straße bekam.
    AeiaCarol ist offline

  15. #15 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Sein Rücken schmerzte. Einen ganzen Serienmarathon später öffneten sich Julians Augen mühsam und träge. Die Lider fühlten sich geschwollen an vom unerholsamen Schlaf und schienen von der Tränenflüssigkeit der Nacht zusammenzukleben, sodass sich die Szenerie, in der der Brite eingeschlafen war, erst allmählich aus dem Nebel erhob. Über ihm flimmerte nach wie vor der Holobildschirm und zeigte inzwischen leichte Nachrichten für die humanoideren Wesen auf der Citadel - zu denen er selbst wohl nicht zählte, denn die Wohlfühlbilder von der neusten Liebeskömodie oder von irgendeinem halb niedlichen, halb grotesken Alienwesen, das man auf der Citadel in den Lüftungsschächten gefunden und 'gerettet' hatte, widerten den zynischen Neurologen eher an. Sicher hätte man dem Mistvieh einen größeren Gefallen getan, wenn man es hätte verenden lassen, so widerlich sah es aus. Und hinter der Kamera hatte man kurz darauf sicher auch genau das auf eigene Faust in die Wege geleitet.
    Erst allmählich gesellte sich zu diesen bitteren Gedanken des frühen Morgens die Erkenntnis, dass er sich noch immer in dieser Zwischenstation, diesem Limbo im Lagrange-Punkt der Citadel und des Witwe-Sterns befand. Augen und Nasenwurzel reibend setzte sich Julian auf, wobei seine vom Schlaf zerwühlten Haare bereits die Decke streiften und ihn dezent an den mangelnden Platz in seinem 'Zimmer' erinnerten. Getragen von den fremdsprachigen Stimmen der Holo-Moderatoren erinnerte er sich nach und nach auch des Grundes seines Aufenthalts. Eilig bedienten die ersten verschlafenen Handbewegungen sein Omni-Tool, um darauf eingegangene Nachrichten abzurufen: Doch nur eine enttäuschende Null signalisierte, dass Aniko es offfenbar nicht für nötig hielt, sich noch einmal zu melden. Er hätte wohl doch den radikaleren Plan durchführen sollen. Dennoch hob er zu sich selbst unbeteiligt die Achseln ob seiner Machtlosigkeit und widmete sich nun ersteinmal seiner Morgenroutine.
    Die Dusche hier war erwartet seltsam und unbefriedigend und erzeugte nicht wirklich das Gefühl von Sauberkeit: Aus Wassersparzwecken war kein klassischer Duschkopf, sondern mehr eine Art Dampfstrahler in einer engen, luftdichten Zelle installiert worden, der oberflächelichen Schmutz und tote Haut lediglich aufweichte, bevor ein plötzlicher, kalter Wasserschwall innert einiger Sekunden alles wegzuspülen versuchte. Der Effekt war eher mangelhaft und in jedem Fall nervenaufreibend. Sicher nichts, womit man den Tag beginnen wollte, nichteinmal in Anbetracht der Tatsache, dass Julian von Omega ebenfalls keinen Luxus gewöhnt war. Auch das zubuchbare Frühstück erinnerte ihn sehr an die tapetenkleisterähnliche Kunstproteinmasse, mit der man ihn damals auf Noveria abgespeist hatte, weshalb er sich mürrisch lieber mit einem übriggebliebenen, zähen Notproviantriegel aus seinem Gepäck vergnügte und auf diesem in einem unverzierten und unbelebten Aufenthaltsraum lustlos herumkaute. Der Arzt wurde das Gefühl nicht los, dass ihn der Batarianer, der am anderen Ende des Raumes ungeduldig mit seinen Fingern auf der Armlehne trommelte, beobachtete, entweder aus Neid auf Julians Notfallnahrung oder aus unbegründetem Hass auf seine Spezies. Julian erwiderte die Blicke eines der beiden Augenpaare seines Gegenübers stumm und biss dabei einen weiteren zähen Brocken des Riegels ab, wie ein Löwe, der seine Beute gegen eine Hyäne verteidigte. Gequält von dieser zermürbenden Stimmung unter einer zu allem überfluss flackernden Deckenlampe, erlöste ihn ewig wirkende Momente später endlich das Leuchten des Omnitools an seinem linken Arm, das sein Gesicht in grelles Orange hüllte. Der Sender der Anfrage war unbekannt, doch es war sofort klar, wer es sein musste. Eilig sprang Julian aus seinem Sessel auf, noch immer verfolgt von misstrauischen Blicken, und verließ den Aufenthaltsraum in Richtung der momentan unbesetzten Rezeption. Mehr schlecht als recht richtete er sich die Haare und schluckte den trockenen Bissen seines kargen Mahls in einem Happen hinunter, ehe er den Anruf entgegennahm.
    "Dr. Ward hier?", begrüßte er mit freundlicher, aber noch unaufgewärmter Stimme.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (29.03.2015 um 14:54 Uhr)

  16. #16 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Sein Rücken schmerzte. Einen ganzen Serienmarathon später öffneten sich Julians Augen mühsam und träge. Die Lider fühlten sich geschwollen an vom unerholsamen Schlaf und schienen von der Tränenflüssigkeit der Nacht zusammenzukleben, sodass sich die Szenerie, in der der Brite eingeschlafen war, erst allmählich aus dem Nebel erhob. Über ihm flimmerte nach wie vor der Holobildschirm und zeigte inzwischen leichte Nachrichten für die humanoideren Wesen auf der Citadel - zu denen er selbst wohl nicht zählte, denn die Wohlfühlbilder von der neusten Liebeskömodie oder von irgendeinem halb niedlichen, halb grotesken Alienwesen, das man auf der Citadel in den Lüftungsschächten gefunden und 'gerettet' hatte, widerten den zynischen Neurologen eher an. Sicher hätte man dem Mistvieh einen größeren Gefallen getan, wenn man es hätte verenden lassen, so widerlich sah es aus. Und hinter der Kamera hatte man kurz darauf sicher auch genau das auf eigene Faust in die Wege geleitet.
    Erst allmählich gesellte sich zu diesen bitteren Gedanken des frühen Morgens die Erkenntnis, dass er sich noch immer in dieser Zwischenstation, diesem Limbo im Lagrange-Punkt der Citadel und des Witwe-Sterns befand. Augen und Nasenwurzel reibend setzte sich Julian auf, wobei seine vom Schlaf zerwühlten Haare bereits die Decke streiften und ihn dezent an den mangelnden Platz in seinem 'Zimmer' erinnerten. Getragen von den fremdsprachigen Stimmen der Holo-Moderatoren erinnerte er sich nach und nach auch des Grundes seines Aufenthalts. Eilig bedienten die ersten verschlafenen Handbewegungen sein Omni-Tool, um darauf eingegangene Nachrichten abzurufen: Doch nur eine enttäuschende Null signalisierte, dass Aniko es offfenbar nicht für nötig hielt, sich noch einmal zu melden. Er hätte wohl doch den radikaleren Plan durchführen sollen. Dennoch hob er zu sich selbst unbeteiligt die Achseln ob seiner Machtlosigkeit und widmete sich nun ersteinmal seiner Morgenroutine.
    Die Dusche hier war erwartet seltsam ud unbefriedigend und erzeugte nicht wirklich das Gefühl von Sauberkeit: Aus Wassersparzwecken war kein klassischer Duschkopf, sondern mehr eine Art Dampfstrahler in einer engen, luftdichten Zelle installiert worden, der oberflächelichen Schmutz und tote Haut lediglich aufweichte, bevor ein plötzlicher, kalter Wasserschwall innert einiger Sekunden alles wegzuspülen versuchte. Der Effekt war eher mangelhaft und in jedem Fall nervenaufreibend. Sicher nichts, womit man den Tag beginnen wollte, nichteinmal in Anbetracht der Tatsache, dass Julian von Omega ebenfalls keinen Luxus gewöhnt war. Auch das zubuchbare Frühstück erinnerte ihn sehr an die tapetenkleisterähnliche Kunstproteinmasse, mit der man ihn damals auf Noveria abgespeist hatte, weshalb er sich mürrisch lieber mit einem übriggebliebenen, zähen Notproviantriegel aus seinem Gepäck vergnügte und auf diesem in einem unverzierten und unbelebten Aufenthaltsraum lustlos herumkaute. Der Arzt wurde das Gefühl nicht los, dass ihn der Batarianer, der am anderen Ende des Raumes ungeduldig mit seinen Fingern auf der Armlehne trommelte, beobachtete, entweder aus Neid auf Julians Notfallnahrung oder aus unbegründetem Hass auf seine Spezies. Julian erwiderte die Blicke eines der beiden Augenpaare seines Gegenübers stumm und biss dabei einen weiteren zähen Brocken des Riegels ab, wie ein Löwe, der seine Beute gegen eine Hyäne verteidigte. Gequält von dieser zermürbenden Stimmung unter einer zu allem überfluss flackernden Deckenlampe, erlöste ihn ewig wirkende Momente später endlich das Leuchten des Omnitools an seinem linken Arm, das sein Gesicht in grelles Orange hüllte. Der Sender der Anfrage war unbekannt, doch es war sofort klar, wer es sein musste. Eilig sprang Julian aus seinem Sessel auf, noch immer verfolgt von misstrauischen Blicken, und verließ den Aufenthaltsraum in Richtung der momentan unbesetzten Rezeption. Mehr schlecht als recht richtete er sich die Haare und schluckte den trockenen Bissen seines kargen Mahls in einem Mal hinunter, ehe er den Anruf entgegennahm.
    "Dr. Ward hier?", begrüßte er mit freundlicher, aber noch unaufgewärmter Stimme.


    "Doktor, huh-...?", knurrte sie augenblicklich ins Telefon und rümpfte die Nase "Ich weiß nicht wer du bist, Darjeeling-Prinzessin, aber ein normaler Doktor kommt sicher nicht an Mittelchen die einen Epilepie sofort wieder Happy machen, ALSO-...", herrschte sie, schob aber einen dezenten Huster dazwischen, der einfach nicht abwarten KONNTE.
    "Ich hänge hier im Huerta rum, im wahrsten Sinne des Wortes...", sie sah auf die Pulle mit Schmerzmitteln die man ihr unsanft in den Handrücken gerammt hatte. Die Krankenschwester schien sie offenbar mit einer Dartscheibe verwechselt zu haben, missglückten gleich drei von vier Versuchen, "Und habe meinen Kollegen von der Zolleinheit angewiesen Sie zu mir zu schiffen. Sein Name ist Augustus. Groß, fett, mit einer winzigen Nase, die immer dafür sorgt dass ihm seine retro-chic-Brille zu weit nach unten rutscht. Wenn sie zurück zur Kontrolle finden, können Sie ihn nicht übersehen und ich Sie werden sich wünschen dass Sie zurück dort hinfinden, denn wenn Sie NICHT in einer halben Stunde mit Ihrem Arsch auf dem brettharten Besucherstuhl in meinem Zimmer sitzen und mir all das erklären, dann GOTT BEWAHRE! werden meine Magnetsohlenstiefel Sie so tief in Ihren Arsch treten dass Ihre Magengegend Ihnen Stein und Bein darauf schwören wird dass sie einen ganzen Varren geschluckt haben-...", Aniko holte tief Luft und ignorierte den Umstand dass der Typ nicht ein einziges Mal zu Wort gekommen war. Sie hatte nicht einmal eine Ahnung OB er überhaupt noch zuhörte.
    "Also: Eine halbe Stunde, Huerta, Zimmer ich-habe-keine-Ahnung-aber-bringen-Sie-gefälligst-Wein-mit. Auf Wiederhören!"
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  17. #17 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Für einen Moment verblieb Julian völlig starr und regungslos im Raum, bis er sich nach einigen Sekunden aus seiner Paralyse löste und die Augenbrauen weit anhob. Der Batarianer, der eben noch mit dem Doktor gemeinsam im Aufenthaltsraum gesessen hatte, war wohl gelangweilt genug gewesen, dem "Gespräch", wenn man es denn so nennen konnte, zumindest beiläufig zu lauschen und klopfte Julian daher nun kräftig auf den Rücken.
    "Hast deine Frau nicht unter Kontrolle, hm?", lachte dieser nur grunzend, während er sich am leicht angewidert dreinblickenden Briten vorbeidrängte, um in seine Koje zu verschwinden. Er selbst hingegen würdigte den groben Spott keiner Antwort, sondern erwiderte nur ein sarkastisches Grinsen, dass sofort wieder aus seinem Gesicht fiel, als der Batarianer sich abgewandt hatte. Es war ohnehin höchste Zeit, sich aus diesem Drecksloch wegbringen zu lassen.

    Einen mehr als ungemütlichen und im Verhältnis völlig überteuerten Flug zur Citadel später, fand sich Julian an der selben Schleuse wieder, an der er schon am Vortag sein Glück versucht hatte und gescheitert war. Der Pilot war wieder der gleiche - den alterndern Turianer erkannte man nur allzu leicht an seinen auffällig knallroten Clantätowierungen und dem breiten Riss, der sich in der linken Knochenplatte seiner Wange bereits auftat. Den Wetteinsatz des Vortages hatte dieser bisher einbehalten und war daher wenig erfreut, dass Julian überhaupt nocheinmal auftauchte, doch der Turianer glaubte ohnehin nicht daran, dass der Mensch dieses Mal durch die Kontrollen kommen würde. Widerwillig erklärte er sich dennoch einverstanden, vor dem Weiterflug von der Andockbucht noch einige Minuten auf Julians Eincheckversuch zu warten. Und tatsächlich stapfte schon einige Minuten später eine Tonne von einem Mann über die Landeplattform zu Julian, der unverkennbar auf Anikos Beschreibung passte. Nach diesem langen Spießrutenlauf bei den beiden Neuankömmlingen angelangt, beugte sich Augustus schwitzend und schnaufend wie ein Kutschenpferd nach vorne und stützte sich auf seine Oberschenkel. Sich gegenseitig halb amüsierte, halb entnervte Blicke zuwerfend, warteten der Arzt und der Pilot gedulidg darauf, dass Augustus seine Hyperventilation besiegte und endlich aussprach, was er wollte.
    "Sind - Sind Sie Gale Boetticher?... Der Doktor?", keuchte der Mann, während er seine Retro-Hornbrille abnahm, sich den Schweiß mit dem bereits feuchten Hemdsärmel von der Stirn wischte, und das Gestell wieder auf die Nase setzte, wo es allerdings nicht sehr lange verblieb. Julian verdrängte die Frage, wie bei der heutigen Medizin noch jemand übergewichtig sein, geschweige denn eine Brille brauchen sollte, indem er für sich vorerst festlegte, dass dies eine absurde Form der Tarnung sein musste. Vielleicht verbarg sich unter den eventuell aus Latex bestehenden Fettlappenimitaten ja etwas völlig anderes?
    "So steht es in meinem Ausweis", bestätigte Julian die Frage und wand sich somit um die Lüge herum. Er war an sich ein überzeugender Schwindler, wenn es darauf ankam, doch er wusste auch, dass man erst dann die Unwahrheit sagen sollte, wenn es unausweichlich war - so hielt man sich später stets Ausweichmöglichkeiten offen, wenn man sich in seinem eigenen Netz aus Lügen verstrickte.
    "Dann nehmen Sie bitte Ihren Koffer und folgen Sie mir. Ich bringe Sie mit dem Skycar ins Huerta Memorial zu Ms. Ilona"
    "Mit größtem Vergnügen", grinste Julian breit und erhob sich von dem Koffer, auf dem er bis eben gesessen hatte. Zu dem Piloten neben ihm drehte er sich nichteinmal mehr um, streckte nur seine offene Handfläche seitlich aus und wartete, bis dieser ihm widerwillig den Creditchip mit den 200 Credits Wetteinsatz hineingelegt hatte. Eins musste man den meisten Turianern lassen: Ihr Ehrgefühl zwang die meisten dazu, ihre Schulden stets ohne Widersprüche zu begleichen.

    Schon wenig später fand sich der Arzt mitsamt seinem Handgepäck inmitten der gläsernen und freischwebenden Gänge des Huerta Krankenhauses wieder, wo er wartete, bis man ihn endlich in das Zimmer von Aniko ließ. Der Weg hierher hattte lediglich eine halbe Stunde in Anspruch genommen und wäre die Luft im Skycar nicht vom Schweiß des adipösen Fahrers angereichert gewesen, Julian hätte es genossen, einmal die wirklich gut gefilterte und aufbereitete Luft der Citadel zu riechen statt nur den fauligen Dunst Omegas. Dennoch war der Flug für ihn insgesamt äußerst kurzweilig, hatte er zuvor doch nur auf Durchreisen das Vergnügen gehabt, sich der Citadel anzunähern und hatte daher deren Viertel bisher nie aus der Froschperspektive betrachten können. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie gern er lieber hier sein Dasein fristen würde, als auf irgendeinem kriminellen, abgelegenen, ausgehöhlten Asteroiden zu versauern. Doch die aufgleitende Tür zu Anikos Zimmer riss ihn aus seinen melancholischen Gedanken.
    "Ms. Ilona kann Sie nun empfangen", lächelte die Asari-Pflegerin ihm freundlich zu, ein wenig zu freundlich, wie Julian fand, und drängte sich an ihm vorbei, um weiter ihrer Arbeit nachzugehen. Kurz sah er ihr noch hinterher, dann atmete Julian nocheinmal durch, um seine Konzentration zu sammeln und streckte anschließend seinen Kopf leicht in das Krankenzimmer, ehe er zweimals an den stählernen Türrahmen klopfte.
    "Ms. Ilona? Darf ich eintreten?", fragte er übermäßig höflich und respektvoll, offenbar noch immer leicht eingeschüchtert vom Temperament, dass ihm vor einer halben Stunde entgegengeschmettert wurde. Erst dann wagte er es, einen kleinen Schritt ins Zimmer zu tun.
    Tjordas ist offline

  18. #18 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    „Zieh den Stock aus dem Arsch, Gale und komm rein.“, sagte sie diktatorisch und nicht ohne dieses Augenrollen, während sie ein Datapad zur Seite legte und auf einen Besucherstuhl deutete. „Benutzen Sie Ihre Spaghettiärmchen und ziehen den ans Bett, ich will mit Ihnen reden.“, erklärte sie dann und sehr rasch merkte die Ungarin, wie eigenartig diese Aussage klang. Wieder ein Augenrollen. Gepaart mit einem Seufzen. Ihr Blick ließ sie paranoid durch die zuschwingende Tür sehen, bis sie endlich vollständig geschlossen war. „Diese Asari hier sind etwas zu neugierig für meinen Geschmack und was anderes arbeitet hier ja nicht mehr.“
    AeiaCarol ist offline Geändert von AeiaCarol (23.06.2020 um 11:07 Uhr)

  19. #19 Zitieren
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Schützend hob er die Hände vor sich, als er direkt von Aniko mit dem bereits bekannten Temperament begrüßt wurde, doch er widersprach nicht, sondern betrat etwas nervös lächelnd das Zimmer. Bevor er sich auf einen Rollhocker neben dem Bett setzte, vergewisserte er sich selbst noch einmal, ob die Tür wirklich geschlossen war und niemand das Zimmer betrat. Dann ließ er sich mit der besagten stocksteifen Haltung nieder und rieb leicht nervös die Hände auf den Oberschenkeln.
    "Sehr nett, dass Sie mich empfangen", leitete er mit der gewohnten britischen floskelhaften Höflichkeit ein, wobei sein Blick auf den Handrücken Ilonas fiel, der von einem unschönen violetten Bluterguss geziert wurde.
    "Rollvenen?", fragte er nur einsilbig nach und deutete dabei mit einer Kopfgeste auf ihre Hand.
    Tjordas ist offline

  20. #20 Zitieren
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Zitat Zitat von Tjordas Beitrag anzeigen
    Schützend hob er die Hände vor sich, als er direkt von Aniko mit dem bereits bekannten Temperament begrüßt wurde, doch er widersprach nicht, sondern betrat etwas nervös lächelnd das Zimmer. Bevor er sich auf einen Rollhocker neben dem Bett setzte, vergewisserte er sich selbst noch einmal, ob die Tür wirklich geschlossen war und niemand das Zimmer betrat. Dann ließ er sich mit der besagten stocksteifen Haltung nieder und rieb leicht nervös die Hände auf den Oberschenkeln.
    "Sehr nett, dass Sie mich empfangen", leitete er mit der gewohnten britischen floskelhaften Höflichkeit ein, wobei sein Blick auf den Handrücken Ilonas fiel, der von einem unschönen violetten Bluterguss geziert wurde.
    "Rollvenen?", fragte er nur einsilbig nach und deutete dabei mit einer Kopfgeste auf ihre Hand.


    "Würde ich nicht sagen.", war ihre Einschätzung, nachdem sie das Ziel seines Blickes überprüft hatte. "Nur idiotische Anfänger.", klärte die Ungarin ihn auf und musterte seine sitzende Gestalt. Die Nervosität merkte sie ihm nicht an, aber Aniko war ohnehin alles andere als besonders gut darin, Menschen und ihre jeweiligen Gefühlslage einzuschätzen, es kam ihr nicht einmal besonders komisch vor, dass sie 'Gale' so lange ansah, ihn beobachtete, obwohl er rein gar nichts tat, außer betont freundlich zu lächeln. Sie war versucht, ihm mit dezent hochgezogenen Mundwinkeln zu antworten, begrub den kläglichen Versuch aber doch recht schnell wieder. "Also...", begann sie dann, "...Sie können sich sicher denken weshalb ich hier bin, Gale, jetzt lassen Sie uns darüber nachdenken, wie ich nicht nur schnell wieder hier rauskomme, sondern auch von der Citadel runter.", überraschte ihre Aussage sicherlich. "Was für einen Scheiß wollen Sie mit meiner Hilfe auf oder durch die Station bringen, hm?"
    AeiaCarol ist offline Geändert von AeiaCarol (23.06.2020 um 11:10 Uhr)

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