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    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Als der Weißhaarige bemerkte, dass Florence herein kam, wandte er sich sofort wieder der Tür zu und lächelte sie freundlich an. Dann lauschte er interessiert ihrer Erzählung. Uriel war erstaunt. Normalerweise wurden Milizionäre in den ersten Tagen noch nicht auf Patrouillengang geschickt, sondern bekamen lediglich langweilige Wachschichten oder Kontrollgänge innerhalb der Bastion zugeteilt. Offenbar hatte sein Wort und seine Bürgschaft für Florence doch mehr bewirkt als er dachte. Und das war gut. Je eher sie sich durch solch anspruchsvollere Aufgaben beweisen konnte, desto schneller stand ihr der Weg in den Orden offen. Und wenn sie ihn weiter so überzeugte, würde er ihr auch ein weiteres mal helfen und sie als seine Waffenschwester annehmen. Doch bis es so weit war, konnte es noch etwas dauern, das war Uriel klar.
    "Es freut mich zu hören, dass Euch der neue Job offenbar liegt. Ich hoffe, es werden Euch innerhalb der Truppe keine Schwierigkeiten gemacht. Ich erinnere mich noch gut, dass sich die Frauen des öfteren so manches gefallen lassen mussten, was schon ins strafbare geht. Und Ihr braucht mir nicht zu danken. Zeigt mir, dass Ihr es verdient habt und das ich nicht falsch lag in meiner Einschätzung, dann habe ich alles, was ich wollte."
    Er ging weiter auf sie zu, wobei er immer noch lächelte. Dann wies er mit einer Hand auf den Rüstungsständer, an dem Gambeson und Ausrüstung hingen und lehnten.
    "Dies ist für Euch. Bevor Ihr widersprechen wollte, ich bestehe darauf. Diese Aufwendung ist für mich nur eine Kleinigkeit, doch wird sie Euch die Zeit bedeutend angenehmer machen. Ich nehme an, Ihr durftet bereits in den Genuss eines Waffenrocks der Miliz kommen?", bei diesen Worten grinste er, dann fuhr er fort: "Dieser Gambeson wird Euch viele Jahre gute Dienste tun. Er ist ganzjährig tragbar, bis zu einem bestimmten Punkt wasserdicht, er kratzt nicht und wurde nicht mit heißer Nadel genäht. Und vor allem, und darauf lege ich besonders wert, er stinkt nicht.", fügte er mit einem leichten Lachen hinzu.
    "Was sagt Ihr? Wollt Ihr ihn gleich anprobieren? Ich würde gerne wissen, ob er Euch passt oder ob ich ihn ändern lassen muss"
    Natürlich passte er und natürlich würde er ihn nicht ändern lassen müssen. Uriel wollte sich einfach an ihrem dankbaren Gesicht erfreuen, wenn sie sein Geschenk anprobierte.

  2. Beiträge anzeigen #82
    Sword Master Avatar von Florence
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Florence ist offline
    Je mehr sie sich mit Uriel beschäftigte, desto mehr bekam sie das Gefühl, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Einen arroganten Schnösel hatte sie ihn noch vor Monaten bezeichnet, selbst dann, als die Pest gewütet hatte und er sie in sein Haus aufgenommen hatte. Doch seine Worte nun waren ganz andere. Freundlicher, weniger arrogant als zuvor und dafür authentischer. Ja, so würde sie es wohl bezeichnen wollen.
    Bevor sie jedoch auch nur etwas sagen konnte, machte er diesen Eindruck fast wieder wett, indem er ihr ein Geschenk präsentierte, welches sie schlichtweg nicht annehmen konnte – und doch wohl musste. Nicht nur ein Schwert und Waffengurt lagen dort, nein, gar ein ganzer Gambeson. Kein einfacher, bei Innos nicht. Nein, das feine, karierte Muster in rot und gold ließen auf die hohe Qualität deuten und auch der Stoff sah bereits sehr wertvoll aus. Wertvoller als alles, was die junge Milizsoldatin wohl besaß.
    Immer wieder schweifte ihr ungläubiger Blick zwischen dem Gambeson und Uriel. So ein wertvolles Stück, wie konnte sie das nur annehmen? Und dazu das Langschwert, welches so schön daneben lag und sie förmlich bat in ihre Hand zu wandern und als Verlängerung ihres Armes verstanden zu werden. Es war nicht reichlich verziert wie man das von manche einem Prunkschwert kannte – so etwas wollte sie auch überhaupt nicht – und doch strahle es Macht und Erhabenheit aus.
    Was soll ich nur tun?
    „Ähm… Nun… Ich…“
    Sie hielt wieder inne versuchte irgendwie ihre Gedanken in Worte zu fassen. Doch wie soll ich das schaffen, wenn sie so wirr und dazu gegensätzlich sind?
    „Ihr merkt, ich bin einfach sprachlos. ich weiß bei Innos nicht, was ich sagen soll. Ich meine, ihr lasst mir ja eh keine andere Wahl als diese Geschenke anzunehmen, doch… Nein, ich will keineswegs undankbar erscheinen, denn das bin ich wahrlich nicht. Ich danke euch von ganzem Herzen für diese Geschenke, auch wenn ich ihrer schlichtweg nicht würdig bin“, sie übersteigen meinen Besitz gewaltig, fügte sie in Gedanken an. „Sie sind einfach wunderschön. Dieses Schwert“, sie trat näher heran und ließ ihre rechte Hand über die Klinge fühlen, das kalte Metall, „ist wunderschön. Und dazu dieser Waffengurt. Ich weiß gar nich was ich sagen soll. Und dann… und dann dieser Gambeson. Worte können das nicht fassen, was ich darüber denke. Diese Verzierungen, dieser Stoff.“ Sie wog das gute Stück in ihren Armen und fühlte das Material voller Wonne. „Danke. Einfach nur ein Danke. Ich stehe zutiefst in eurer Schuld und meine Loyalität ist euch bis in die finstere Hölle Beliars sicher.“
    Sie wandte sich kurz ab und betrachtete den Gambeson genauer. Dann schaute sie wieder zu Uriel.
    „Ich werde ihn natürlich gerne anprobieren, auch wenn er passend aussieht. Geht es hier? Würdet ihr dafür vielleicht kurz nach draußen treten?“
    Als Uriel draußen war, begutachtete sie ihre Geschenke noch genauer und kam aus dem Staunen nicht heraus. Sie waren allesamt wunderschön. Besonders der Gambeson. Sogleich erkannte sie beispielsweise, dass sie die langen Ärmel auch abnehmen konnte, somit war das Stück auch im Sommer einsetzbar. Und die Schultern schienen auch besser gepolstert zu sein, vermutlich für eine Rüstung darüber.
    Nach einem Moment schlüpfte sie aus ihrer einfachen Kleidung – im Vergleich zum Gambeson kam sie ihr nicht nur simpel sondern auch billig vor – und kurz darauf in den Gambeson. Er lag perfekt an. Er hatte ein gutes Gewicht und zugleich bot er ihr an den Armen wirklich viel Bewegungsfreiheit, etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Und auch die Polsterung, die ihr an der Schulter zuvor bereits aufgefallen war, fühlte sie angenehm an. Wenn sie nun eine Rüstung darüber trug, so würde sie davon nicht mehr so viel merken.
    Einen Moment verblieb sie noch alleine im Zimmer, dann schritt sie zur Tür und öffnete diese mit einem breiten Grinsen.
    „Und, was meint ihr? Fast als hättet ihr meine Größe irgendwoher gewusst, nicht wahr?“

  3. Beiträge anzeigen #83
    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Uriel verkniff sich ein Grinsen.
    "Er steht und passt Euch ganz ausgezeichnet. Wirklich ein lustiger Zufall", sagte er, wohlwissend, dass wie wusste, dass es kein Zufall war.
    Er kam wieder zu ihr in sein Quartier und schloss die Tür. Einen Moment nahm sich Uriel und sah sie einfach nur an, während sie sich vor ihm in ihrem neuen Gambeson präsentierte. Obwohl ein solches Kleidungsstück alles andere als auf Mode abzielte, betonte er ihren Körper auf ganz merkwürdige Weise. War er etwa tailliert? Das war Uriel so garnicht aufgefallen. Oder bildete er es sich vielleicht nur ein?
    "Wahrlich, Ihr seht fabelhaft aus!", sagte er schließlich. "Es freut mich außerordentlich, dass Euch mein Geschenk so erfreut. Und auch hier lasst Euch gesagt sein, dass Ihr mir ausgezeichnet dankt, wenn Ihr ihn tragt, während Ihr das Werk unseres Herrn und Gottes tut und in seinem Namen göttliches Recht ausübt."
    Gerade wollte der Ordensbruder sie schon zur Tür bringen, denn er wusste, dass der Dienst einer Milizionärin früh began, da fiel ihm noch etwas ein.
    "Wobei, eine Sache wäre da. Ich denke, wir beide können anspruchvolle Trainingspartner gebrauchen. Da mir ein solcher leider sehr oft fehlt, erwarte ich Euch des öfteren mit mir zusammen auf dem Übungsplatz für einige Übungskämpfe. Am besten täglich nach Euren Pflichten bei der Miliz. Was sagt Ihr dazu?"

  4. Beiträge anzeigen #84
    Sword Master Avatar von Florence
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Florence ist offline
    Ihr missfielen Uriels Lobpreisungen ganz und gar nicht. Sie mochte eigentlich jede Avance eines Mannes abschmettern, wenn diese zu weit ging, doch auch sie war nur ein Mensch und eine Frau: Komplimente sagten ihr zu wie jedem anderen auch. Und sie fand sich selber eben auch sehr ansehnlich in diesem Gambeson, der scheinbar tatsächlich tailliert war, wie sie nach mehrmaligem an sich Hinunterschauen erkannt hatte. Eine Seltenheit, aber genauso selten waren wohl auch weibliche Soldatinnen. Wo hätte sie das sonst schon einmal sehen sollen?
    „Ich glaube kaum, dass ich mit euch mithalten kann, aber ihr habt Recht, dass es nicht leicht ist, passende Trainingspartner zu finden. Und wenn dies etwas ist, um euch hierfür zurückzubezahlen, so tue ich dies natürlich sehr gerne. Aber nur weil ihr mir dies geschenkt habt“, meinte sie sogleich mit einem schelmischen Grinsen, „heißt das nicht, dass ich euch siegen lassen werden. Das auf gar keinen Fall. Eine Frau hat nun einmal ihre Prinzipien und dies ist definitiv eine davon.“
    Noch einmal schaute sie an sich hinunter.
    „Aber m,al ehrlich, wie habt ihr meine Größe erraten?“
    Sie brach in schallendes Gelächter aus. Was für eine verrückte Woche. Erst Milizsoldatin geworden, nun von ihrem Gönner beschenkt worden und ab morgen Trainingspartnerin eben dieses Mannes.
    Lief doch gar nicht schlecht. Was wohl die nächsten Tage auf mich warten wird?

  5. #85
    Harivald
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    Unruhig warf sich Harivald, gepeinigt von düsteren Träumen, auf die andere Seite seines Bettes. Die letzten Nächte war er ganz entgegen seiner Gewohnheit schon früh schlafen gegangen, da jede erlebte Minute, jede Minute, in der er an Maximuss denken musste, den Spalt zu den Abgründen der Verzweiflung weiter auftat.
    Doch selbst in seinen Träumen vermochte Harivald nicht, den Händler gänzlich aus seinen Gedanken zu verbannen. Zu tief nagte die Ungewissheit in dem Inneren des Adlatus, sodass er nun schweißgebadet aufwachte.

    In der Ferne vernahm Harivald ein dumpfes Grollen. Dies war nicht das Geräusch eines tosenden Gewitters, welches sich fortlaufend gleich anhörte. Nein, das Grollen, das Harivald vernahm, war mal lauter, mal leiser, doch niemals gleichstark. Außerdem mischten sich sehr zur Besorgnis des Adlatus Töne dazwischen, die nicht von dieser Welt zu kommen schienen. Sie waren von außergewöhnlich hoher Frequenz, kaum wahrnehmbar für das menschliche Gehör, doch in dieser Nacht so klar wie das Läuten einer Glocke. Während Harivald einstweilen sitzend vor dem Fenster verharrte, ebbte das Grollen ab. Sehr beruhigt war er trotzdem nicht und mit wechselhaften Gefühlen gab er sich wieder dem Schutze des Traumschlafes hin. Die Magier würden sicher eine Antwort für dieses geräuschvolle Phänomen haben.

  6. Beiträge anzeigen #86
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Maximus ist offline

    Das Händler- und Handwerkerviertel

    Der Großhändler war zufrieden. Zwar kamen immer mehr einfache Kunden zu ihm und kauften lediglich ein paar Feldrüben, Kartoffeln oder Käse. Doch mit jedem Tag wurde er in der Stadt bekannter. Während die Händler auf dem Marktplatz immer öfter erklären mussten, dass viele Waren nicht mehr verfügbar waren, konnten zahlungswillige Kunden ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken.

    Besonders zufrieden stimmte ihn aber der Umstand, dass Bewohner des Reichenvierteln seinen Laden im Händler- und Handwerkerviertel aufsuchten. Sie haben gehört, er könne nach wie vor guten Schinken, erlesenen Wein und seltenen Käse anbieten. In der Tat war sein Warenlager nicht nur mit Grundnahrungsmitteln gefüllt. Gerade weil der Großhändler selbst eine Vorliebe für hochwertige Lebensmittel hatte, hatte er sich einen großzügigen Vorrat angelegt.

    “Ich höre Euren Namen das erste Mal. Woher kommt ihr?” wollte ein gutbetuchter Kunde wissen, der skeptisch aber interessiert ein altes Etikett einer Weinflasche las. “Ich stamme aus dem Herzogtum Rivellon, einer der reichsten adligen Hochburgen im Umland. Als Mitglied der Händlergilde habe ich einen unserer Gildenmeister nach Argaan begleitet, um hier einen Standort auszubauen.” Der Kunde nickte und entgegnete: “So so und ein Graf seid Ihr auch noch? Wie groß sind denn Eure Ländereien?” Maximuss lachte und antwortete: “Es ist vielmehr ein Titel, als das damit große Ländereien einhergehen. Wer sich zu einem einflussreichen Mann im Herzogtum zählen darf, der hat die Möglichkeit, solche und andere Titel nach offizieller Verleihung führen zu dürfen. Ich habe den Titel von meinem Vater geerbt. Das heißt aber nicht, dass ich keine Pläne hätte, in naher Zukunft tatsächlich Ländereien zu kaufen.” Abermals nickte der Kunde und warf einen letzten Blick auf die Weinflasche.

    “Was wollt Ihr für diesen Tropfen?” Der Großhändler drehte die Flasche zu sich, um das Etikett zu erkennen. “Ein vorzüglicher Wein aus Myrtana. Habe ich mit der letzten Lieferung bekommen. Für Euch soll die Flasche 200 Goldmünzen kosten.” Nach einem kurzen Nicken und der Übergabe des Geldes verstaute der Kunde die teure Flasche in seinem Mantel und verließ das Geschäft.

  7. Beiträge anzeigen #87
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline

    Zitadelle

    Flatternd schlug Braoin die Augen auf, spürte er doch, wie etwas Feuchtes seine Stirn berührte. Gefangen in einem unruhigen Traum war er sogar dankbar, wieder unter den Wachen zu weilen und erblickt im Schein des Kerzenlichts die Adlata, welche sich um seine übrigen Wunden gekümmert hatte, welche der heilenden Berührung der obersten Feuermagierin entgangen waren, war ihr doch daran gelegen gewesen, ihm die größten Schmerzen zu nehmen. Der Bauer empfand dies als großes Wunder, denn allein die Wunde an seinem Oberschenkel hatte ihn viel Kraft und Blut gekostet.
    Ein leichtes Stöhnen entwich ihm, als er versuchte, sich bequemer zu betten.
    "Ist Euch nicht wohl, Braoin?", fragte die junge Kirchendienerin und schaute ihn mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht an.
    "Es geht schon. Danke sehr", erwiderte er und lächelte sie freundlich an, "Danke auch dafür, dass du dich so gut um mich kümmerst. Morgen werde ich die Zitadelle sicher wieder verlassen können."
    "Das mache ich doch gern!", beteuerte sie mit einer nun mehr fröhlichen Miene, wohl erfreut über seinen Dank, "Ich möchte Heilerin im Dienste Innos werden, muss aber noch jede Menge lernen."
    "Das ist ein ehrenwertes Ziel", lobte der Witwer die junge Frau, "Ich selbst strebe auch einen Platz unter den Novizen an", gab er zu.
    "Ihr?", fragte die Adlata mit hoher Stimme, ehe sie sich sofort entschuldigte, "Verzeiht, ich wollte nicht ungläubig klingen!"
    "Keine Sorge, ich verstehe dein Erstaunen. Ich bin alt und wirke wohl nicht so, wie ein Geistlicher. Das bin ich auch nicht, kann ich doch nicht mal Lesen und Schreiben."
    "Ich bewundere euer Vorhaben, wirklich!"
    "Das weiß ich zu schätzen."
    Sie wrang den feuchten Lappen aus, tunkte ihn plätschernd in eine gefüllte Wasserschale und legte ihn erneut auf die Stirn des betagten Mannes, dem die wohltuende Kühle behagte. Wenige Augenblicke dämmerte er erneut ins Reich der Träume.

  8. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #88
    Ritter Avatar von Jun
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    Jun ist offline
    Neue Feinde, neue Pflichten. So konnte man es wohl beschreiben. Hagen hatte eine Kompanie Ordensleute, sowie Jun mit seinen Leuten hierher zurück beordert. Der Bote sprach von nahendem Unheil. Von Echsen die den Tod bringen und aus Beliars Reich entstammen müssen.
    Für Jun war die Antwort auf diese Wesen komplexer. Er wusste, dass im Bestiarium seines Ordens mehr darüber stand und dies würde er spätestens Morgen ergründen.

    Jetzt jedoch wollten alle nach langem Gewaltmarsch in die Stadt gelangen und Stewark wohl auch ein wenig hinter sich lassen. Jun zumindest, auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte den Ort dort noch eine Weile zu führen. So wie einst als Fürst von quasar in gorthanischen Landen. Wie lange war es her? Nicht einmal ein ganzes Jahr, als die Gorthaner das was er aufgebaut hatte, ihm abnahmen. Doch Innos würde sie strafen und für jede Untat, die sie den innosfürchtigen menschen Quasars antaten. Eines Tages würde er es sich zurück holen.

    "Die Virgo liegt noch im Hafen?", fragte Jun.
    "Natürlich und unsere Leute haben sich darauf eingerichtet. Bors meinte wir sollten sie umbenennen. Das wäre angemessen und eine faire Geste gegenüber den Gorthanern. So sagt man sich unter den Soldaten der Marine.", meinte Giran, als sie zu Pferde langsam das Tor passierten.
    "Ist das so? Dann werden wir uns was überlegen müssen. So wie zu vielen Angelegenheiten, Giran.", deutete der Streiter an.
    "Wenn du mich fragst ist es das Richtige. Hagen zählt auf dich und kein Soldat der Jahre nach Vengard, der nicht den Namen Jun Qel-Dromâ mit Heldentum und als einen großen Anführer verbindet. Natürlich sind auch seine Begleiter nicht ohne. aber nunja, vielleicht braucht es einen in dieser bedrohlichen Zeit, der nicht nur befiehlt oder nette Worte sagt, sondern voran geht und Beliar in den Arsch tritt.", argumentierte der Khoriner.
    "Das werden sie. Aber will ich den Kampf für diesen "König" gegen diesen anderen König führen? Ich bin Paladin. Ich kämpfe gegen die Schatten in dieser Welt. Gegen das Unheil das Beliar los lässt. Nicht gegen Bauern, Narren und Söldner die ohne Ehre sind. Ich folge keinem König. Ich folge Innos und diene meinem Orden.", entgegnete Jun.
    "Dann folge den Zeichen Innos, alter Freund. Vielleicht verloren wir Quasar, damit wir hierher kommen und genau in dieser Stunde der Geschichte der Menschheit als Streiter Innos' seinen Namen ehren. Letztlich hat doch immer Innos deinen Weg bestimmt und wenn die Sache hier getan ist, wird er uns wieder leiten. Bis dahin seh auch die Annehmlichkeiten und Möglichkeiten für uns, aber auch Einfluss auf den anderen Orden zu nehmen. Wir hatten guten Grund sie zu verlassen und nun haben wir die Möglichkeit ihnen zu zeigen, was Innos' wahrhaftig Pfad bedeutet.", meinte Giran, während hinter ihnen die Tore geschlossen wurden.

    "Du willst mir wohl in meinen Ansprachen Konkurrenz machen? Aber gut gesprochen, alter Freund. Ich werde darüber nachdenken. Lass uns zur Virgo und morgen suchen wir Hagen auf.", sagte der einstige Fürst und blickte zurück. Er nickte Aaron zu, als sich die Pfade der Leute vom Myrtanischen Orden und des Ordens der aufgehenden Sonne trennten. Aaron hatte etwas in sich, dass anders war. Etwas was aus Juns Sicht einen Streiter Innos ausmacht. Aaron musste nur daran geführt werden und würde wie ein gelegtes Feuer auflodern und an Stärke gewinnen.

  9. Beiträge anzeigen #89
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Tempelviertel - Unterkunft

    "Lasst uns beten!"
    Schweigend knieten sie nieder und bildeten einen Kreis, während sie die Gesichter in die Mitte gewandt die Augen schlossen, die Hände zum Gebet erhoben und - jeder für sich - im Stillen mit ihrem Herrn sprachen. Sie waren die letzten bekannten Überlebenden des Dorfes, das die Echsenmenschen in ihrer barbarischen Tat dem Erdboden gleich gemacht hatten. Die grässlichen Bilder dieses Blutbades ließen Vicktar nicht mehr los, obwohl er mit der Pest erst vor gar nicht allzu langer Zeit ähnliches Grauen erlebt hatte. Doch es war ein Unterschied, ob die Seuche den Menschen die Hoffnung stahl und einer nach dem anderen langsam dahin siechte, oder ob aus dem Nichts heraus ein Klingensturm über die unbescholtenen, frommen Dorfbewohner hinweg fegte und ihre Leben mit einem Schlag beendete.
    Der Novize beendete sein Gebet vorzeitig, um still in die Gesichter derer zu schuen, die sie hatten retten können. Schock, Verzweiflung, Verwirrung... manche hatten noch gar nicht verarbeitet, was da geschehen war, mit welcher Brutalität ihre Leben von einem Augenblick auf den nächsten umgestoßen worden waren. Es waren neun reine Herzen, die noch schlugen - ihn selbst nicht mitgezählt, der kein Bewohner dieses Dorfes gewesen war - drei Männer, vier Frauen und zwei Mädchen, eines so klein, dass es kaum laufen konnte, beide ohne ihre Familie. diese Menschen besaßen nichts mehr außer die Bande, die sie zusammen hielten und die einen letzten Funken Hoffnung in ihrem Herzen am Leben hielten. Der Glaube an Innos war alles, was ihnen jetzt noch Kraft geben konnte. Das und die Gemeinschaft, die sie auffing in der härtesten Stunde.

    "Ich werde los ziehen und mit den Feuermagiern sprechen, um euren Verbleib hier zu gewährleisten, zumindest, bis wir eine andere Bleibe für euch gefunden haben", murmelte Vicktar schließlich mit bedrückter Stimme, als auch die Letzten ihr Zwiegespräch mit dem Gott des Feuers beendet hatten. Einer der Frauen standen sofort wieder die Tränen in den Augen.
    "Die Adlaten Fredegar und Gerti werden an eurer Seite bleiben - wendet euch jederzeit an sie, wenn ihr etwas benötigt!"
    Mit betretener Miene verließ er den Raum, vor dem die angesprochenen Adlati bereits warteten, und machte sich auf den Weg zu Meister Michael. Der Magier, der Braoin mit seinem Auftrag ausgesandt hatte, sollte seine erste Anlaufstation sein, bevor er sich auf den Weg zu Meister Icarion machte, um ihm Meldung zu erstatten und zu klären, wie die Adlaten und Novizen bei der Sicherung der Stadt und der Seelsorge der Opfer helfen konnten. Schließlich würde er noch der Krankenstation einen Besuch abstatten müssen, um einen der Heiler in die Baracke zu bitten, in der sich die Flüchtlinge aufhielten, denn einige der Verbände derer, die sich beim Angriff der Echsen verletzt hatten, mussten dringend ausgetauscht werden.
    Warum nur prüfte Innos sie so sehr? War es wirklich nötig, dass sie an ihrem Leid noch mehr wuchsen und stärker wurden?

  10. Beiträge anzeigen #90
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline

    Tempelviertel

    "Hab erneut meinen Dank!", meinte Braoin und neigte das Haupt vor der zierlichen Adlata, die mit ihm zusammen die Zitadelle verlassen hatte.
    Mit seiner Gesundung war auch ihr Dienst als beendet erklärt worden und sie musste zurück ins Tempelviertel, welches auch des Bauern Ziel war. Gemeinsam hatten sie das kurze Wegstück bestritten und sich über den Glauben an Innos und die Dienerschaft in schweren Zeiten, wie diesen, unterhalten. Nun standen sie in der Eingangshalle des großen Tempels und die junge Frau war im Inbegriff ihre Kammer aufzusuchen.
    "Es war mir eine Freude Euch kennengelernt zu haben, Braoin. Auf bald und vielleicht tragt ihr bald eine recht ähnliche Robe, wie die meine", schenkte sie ihm Mut und lächelte allerliebst.
    Sie wandte sich ab und ging wieder ihrem Alltag nach, ohne zu merken, dass ihre Worte den Witwer in Gedanken haben fallen lassen.
    Ich muss Meister Michael von den verlorenen Roben erzählen und ihm sein Gold wiederbringen, dachte er und bangte um die Reaktion des Lagermeisters. Er hatte beim ersten Mal nicht sonderlich jähzornig auf den betagten Mann gewirkt, doch schaute man den Menschen nur vor den Kopf. Was im Geist der Person vor sich ging blieb einem meist verschlossen

    Vorsichtig klopfte er an die geöffnete Tür des Lagerraums, in dem sich der Feuermagier mit Aufsicht über die Bestände zuweilen aufhielt. Der ergraute Priester schaute auf, als er das Geräusch vernahm, wirkte zerstreut, als wäre er soeben bei etwas Wichtigem gestört worden.
    "Verzeiht wenn ich störe, Meister Michael", ergriff Braoin das Wort.
    "Macht Euch nichts draus", winkte der Quartiermeister ab, "Ihr wart es, den ich mit den Roben der Adlaten losgeschickt habe, sie auszubessern, richtig?"
    "Das stimmt, Meister. Leider habe ich schlechte Neuigkeiten für Euch", wandte sich das junge Gespräch sehr schnell dem unangenehmen Kern zu.
    "So? Was habt Ihr zu berichten?"
    Eine Falte hatte sich bei der Erwähnung schlechter Nachrichten auf der Stirn des Feuermagiers gebildet. Alles andere als erfreut schien er zu sein, was nicht verwunderlich war, gab es doch keinen Grund, glücklich über negative Berichte zu sein.
    "Nun, es ist so, dass die Roben keiner Restaurierung mehr bedürfen, denn bei einem Angriff von Echsenmenschen auf das Dorf im Südwesten sind sie in einem Feuer verbrannt", erklärte sich der Bauer zerknirscht, "Sie mussten als Brennmaterial fungieren, um die Aufmerksamkeit der Bestien auf sich zu ziehen. Es tut mir außerordentlich leid."
    Beschämt blickte der Witwer zu Boden und erwartete eine Welle des Ärgers, die sicherlich jeden Moment über ihn hereinbrechen würde.

  11. Beiträge anzeigen #91
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Tempelviertel - Lager

    Doch als er das Lager erreichte, in dem er Meister Michael aufsuchen wollte, musste er feststellen, dass der Bauer ihm bereits zuvor gekommen war.
    "Sie mussten als Brennmaterial fungieren, um die Aufmerksamkeit der Bestien auf sich zu ziehen. Es tut mir außerordentlich Leid", hörte er noch die Stimme Braoins, als er eintrat.
    "Braoin trägt keine Schuld daran, dass die Roben verloren sind, Meister Michael. Ich war es, der sie in Flammen setzte und zerstörte. Wenn Ihr möchtet, werde ich mich aber zusammen mit dem Schneider, den wir aufsuchen wollten, an die Arbeit machen, neue Exemplare zu erzeugen, sobald die Höllenbrut vor den Toren der Stadt zurückgeschlagen ist und wir uns wieder dem Alltag widmen können, ohne in Angst leben zu müssen."
    Der alte Meister Michael blickte zunächst überrascht auf, als er so plötzlich überfallen wurde, und schließlich besorgt drein, doch seine Sorge galt vermutlich weniger den verlorenen Roben, die Vicktar im Eifer des Gefechts als Brennmaterial genutzt hatte, um die Echsenkrieger vor der Stadt abzulenken. Diese Kreaturen und die bedrohliche Nähe ihres todbringenden Angriffs auf die Kinder des Herrn ließen schließlich allen Grund zur Besorgnis zu.

    "Nun ja... lass uns darüber sprechen, wenn die Gefahr beseitigt ist, Novize. Ich stimme mit dir überein, dass Braoin keine Schuld trifft und danke dir für die Ehrlichkeit", entgegnete der Lagerverwalter schließlich und machte sich umgehend einen Vermerk auf einem der Pergamente, die auf seinem Schreibpult verstreut lagen.
    "Ihr beide werdet mir dafür zu einem späteren Zeitpunkt noch einen Dienst erfüllen müssen, doch zunächst einmal will ich euren Einsatz und Mut im Angesicht des Schreckens honorieren und deine Aufgabe als erfüllt ansehen, auch wenn nun keine Roben hier vor mir liegen. Es gibt im Moment wohl wichtigere Dinge, um die wir uns sorgen sollten."
    Erleichtert darüber, dass Braoin durch das Geschehene kein Schaden entstand, atmete Vicktar durch. Zumindest dieser Punkt auf seiner Liste war nun schon einmal abgehakt.

  12. Beiträge anzeigen #92
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline

    Tempelviertel

    Erstaunt und zugleich froh über das plötzliche Auftauchen Vicktars, kam Braoin der bevorstehende Dienst für ihre Verfehlung kaum mehr relevant vor. Viel mehr bewunderte er die Einsicht Meister Michaels und kam nicht umhin ein erleichtertes Lächeln zur Schau zu tragen.
    "Danke Vicktar", wisperte er, ohne zu wissen, ob seine leise Stimme die Ohren des Weißhaarigen erreichte, "Entschuldigt mich bitte. Mein Geist verlangt nach einem Gebet", empfahl er sich dann und wollte die Stube gerade verlassen, als sich der Weber ihm anschloss.
    Ein Stück des Weges konnten sie wohl zusammen gehen, war doch Icarion die nächste Anlaufstelle des Novizen, während sich der Witwer die Kapelle als Ziel auserwählt hatte. In der Eingangshalle des Tempels trennten sie sich schließlich mit kurzen Worten, die für den Moment ausreichten. Das gemeinsam Erlebte verband sie auf weniger angenehme Weise miteinander, doch war der betagte Mann dankbar für die Hilfe, die Vicktar ihm seit ihrer ersten Begegnung zuteilwerden ließ. Seine Ambitionen waren wahrlich erstrebenswert und Innos musste mit Stolz auf seinen Jünger herabblicken.

    Die Kapelle rückte alsbald in Sichtweite und rief ein Kribbeln auf der Haut des Bauern hervor. Es war einige Zeit vergangen, seit er das letzte Mal die Gelegenheit hatte, sich Innos in einem Gebet anzuvertrauen, weshalb sein Gewissen ihn wohl just in diesem Moment schalte, zu Recht, wie ihm bewusst war. Nichts sollte zwischen einem Mann und seinem Glauben stehen.
    Er betrat das Gotteshaus durch den kleineren Nebeneingang, der sich ganz in der Nähe der Kopfseite des Gebetsortes befand. Einige Adlaten und Novizen knieten vor der Statue des Herrn, vertieft im Zwiegespräch mit ihrem Gott. Meister Isgaroth, ein Feuermagier, den der Witwer bisher nur bei den Abendgebeten und der Freitagspredigt gesehen hatte, blätterte konzentriert in einem Buch. Er stand vor dem pultartigen Marmorblock, von demaus er zu Innos' Kindern sprach, bemerkte die Ankunft Braoins nicht.
    Beflügelt von den Worten Michaels wagte er sogleich den nächsten Schritt, auch wenn seine Intention lediglich ein Gebet gewesen war. Mutig trat er vor den Priester und räusperte sich aufmerksamkeitsheischend.
    "Guten Abend Meister Isgaroth. Ich habe ein Begehr", sprach der ehemalige Feldarbeiter direkt drauf los.
    Der weise Mann schaute von seiner erhöhten Position auf ihn herab, ein gütiges Lächeln im Gesicht.
    "Ich bin gekommen, um mehr darüber zu erfahren, wie es ist ein frommer Diener Innos' zu sein. Seit einigen Wochen stehe ich nun schon im Dienste der Feuermagier, erfülle Aufträge für sie, wie es ein braver Bauer tun sollte. Doch mich sehnt es nach einem Platz in den Reihen der Kirche. Ich will meinem Gott näherstehen, als ich es jetzt vermag und mich ganz in die Obhut Innos' geben."

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    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Isgaroth: Tempelviertel - Kapelle

    Die Kapelle schien wieder voller zu sein als in den Wochen zuvor und die Gerüchteküche ließ nichts Gutes hoffen, was die Ursache für diese Entwicklung betraf. Schon als vor wenigen Monden die Pest diese Stadt heimgesucht hatte, waren die Menschen gekommen und hatten zuerst ihren Halt im Gebet gesucht, dann ihren Dank ausgedrückt. Nun schien eine neue Ursache für die Furcht der Leute aufgetaucht zu sein und Isgaroth war darüber besorgt. Welch nette Abwechslung zu seinen trüben Grübeleien war es da, als ein Mann in gehobenem Alter auf ihn zu trat und gerade heraus mit einem Wunsch zu ihm kam, den der Feuermagier ihm gerne erfüllte.
    "So einen Wandel erlebt man selten mit, gebe ich zu. Selbst die frommsten Bauern halten doch zumeist Abstand vom Leben eines Geistlichen und dem Studium der Magie und der Schriften. In Eurem Alter entscheiden sich die Menschen auch selten noch einmal für einen Wandel - wenngleich es mir vor nicht allzu langer Zeit schon einmal untergekommen ist, dass ein Mann gereifteren Alters ein Leben im Dienste Innos' zu erstreben suchte."
    Mit einem Lächeln ging sein Blick zu dem seidenen Altartuch hinüber, das der besagte Mann damals mitgebracht hatte.

    "Nun, der Dienst im Orden ist nicht wie ein Handwerk oder der Beruf des Bauern ein Mittel, um jeden Tag etwas zu Essen in den Mund zu bekommen. Es ist eine Berufung, eine Bestimmung. Er beginnt mit völliger Unterordnung und Reue, um die Fesseln des weltlichen Lebens abzulegen - Unterordnung nicht nur gegenüber Innos, sondern auch denen im Orden, die über einem stehen. Der Weg führt weiter über Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl, über Wissbegier und frommes Streben, aber auch und vor allem über Selbstlosigkeit und das Streben nach dem Licht. Dabei hält man nichts Sichtbares in den Händen und es ist hart, stets den Sinn in dem zu sehen, was getan werden muss, doch es kommt der Zeitpunkt der Erkenntnis, da sich der Lohn zeigt dafür, dass man seinen Geist zu einem Werkzeug geformt hat. Dann erreicht man den Punkt, an dem man sich müht, dieses Werkzeug besser einzusetzen, gerecht einzusetzen. Das ist der Punkt, an dem die Verantwortung und die Gemeinschaft zum wichtigsten Aspekt werden - die Verantwortung, die Menschen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zu schützen und ihnen beizustehen, während sie den Willen Innos' in die Tat umsetzen."

    Isgaroth trat hinter seinem Pult hervor und trat an Braoin heran, während er die Anwesenden mit einem Seitenblick bedachte, da er hoffte, dass sie sich etwas aus seinen Worten mitnahmen.
    "Nun habe aber auch ich ein Begehr. Mögt Ihr mir erzählen, was dazu führt, dass Ihr Euer Leben von Grund auf ändern wollt? Und hat dieser Entschluss etwas mit den jüngsten Ereignissen zu tun?"
    Das Leben der Bauern war kein Leichtes in letzter Zeit und mit der Bedrohung durch die unheiligen Kreaturen Beliars, die sich jüngst gezeigt hatten, wäre es wohl nicht verwerflich gewesen, wenn er aus Furcht vor der drohenden Gefahr einen neuen Pfad gesucht hätte.
    "Eure Beweggründe, diesen Weg zu wählen, werden seinen genauen Verlauf nicht unerheblich bestimmen."

    Vicktar

  14. Beiträge anzeigen #94
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline

    Tempelviertel - Kapelle

    Die Worte des Predigers besaßen eine Tiefe, die sich dem Bauern wohl nur oberflächlich erschloss. Doch eines Sache war er sich bewusst, die wohl auch in Meister Isgaroths kleinem Vortrag einen zentralen Punkt spielte: Die Verantwortung gegenüber den Menschen, der Gemeinschaft und dem Leben. Für einen Diener Innos' war es unausweichlich sich der Verantwortung zu stellen, die das Seelenheil der Kinder des obersten Gottes beinhaltete. Bereitschaft, sich selbst aufzuopfern, um Innos' Wort zu verkünden und der Wille, Demut zu lernen zentrierten die Bestimmung eines Anhängers des Ordens. Braoin fühlte sich dazu bereit, sein altes Leben hinter sich zu lassen, die Scherben der Vergangenheit aufzukehren und sie zu einem neuen Bildnis der Schönheit zusammenzusetzen. Um Noras Andenken willen würde er seine Liebe dem Gott schenken, der seine Hand über sie alle gelegt hatte, bis zu dem Tage, an dem er sie wiedersehen würde.

    "Meine Beweggründe finden tatsächlich ihren Ursprung in den Prüfungen der letzten Monate, die Innos' uns auferlegt hat", begann der Witwer damit, seine eigenen Hintergründe und Gedanken zu seiner Entscheidung zu erkunden.
    Der Weg zur Selbsterkenntnis war nicht selten das Gespräch mit einem weisen Menschen, der zu deuten wusste, was der Fluss der Gedanken für Bahnen folgte, ließ man ihn gewähren, wie er wollte.
    "Ich liebte mein Handwerk und das Dasein als Bauer", fuhr er fort, "Es war durchaus kein leichtes Leben, doch der Glaube an Innos und die Gewissheit seines wegweisenden Feuers ließen mich jeden Tag mit Eifer an die Arbeit gehen. Doch gab es etwas, das ich mehr liebte, als das; meine Frau Nora", er machte eine kurze Pause, wollte er doch den Klang ihres Namens auf sich wirken lassen.
    Erinnerungen an ein schönes Leben kamen in ihm auf. Sein Herz hüpfte freudig, konnte er sich doch endlich wieder der besonderen Momente erfreuen, die seine Frau und er gemeinsam erlebt hatten.
    "Doch meine erste große Prüfung, die mir Gott auferlegte, war gleichwohl die schwerste meines Lebens. Die Pest forderte das Leben meiner Frau, denn ich scheiterte, sie frühzeitig zu finden und zu retten. Ihr müsst verstehen, dass mich Zweifel überkamen. Warum nahm Innos mir meinen Lebensinhalt? Womit hatten wir Menschen es verdient mit einer derartigen Plage heimgesucht zu werden? Fragen, die sich mein von Trauer zerrütteter Geist stellte."

    Isgaroth hörte aufmerksam zu und unterbrach den Braoin nicht, was ihn dankbar machte. Nicht das erste Mal erzählte er seine Geschichte, doch wohl war der Detailreichtum jungfräulich.
    "Ich suchte Linderung in der Arbeit auf dem Feld, doch ein Schwarm seltsamer Vögel zerstörte auch dieses Seelenheil. Ein Wink des Herrn, wie ich dachte, denn es schien, dass er mich nicht länger als Bauer sehen wollte. Doch es war das Einzige, was ich mein Leben lang gemacht hatte und so brauchte ich eine ganze Weile, meine Gedanken zu ordnen. Schließlich fand ich Frieden in der Arbeit für den Orden, was mich zu dem Entschluss brachte, als Adlatus der Kirche beitreten zu wollen. Seit dieser wegweisenden Entscheidung liegt mein einziges Begehr in der Erfüllung meiner Pflicht als demütiger und frommer Diener des herrlichen Innos."
    Alles, was dem Bauern auf die Frage des Predigers in den Sinn gekommen war, hatte er seine Lippen übertreten lassen. Gespannt wartete er nun, wie die Reaktion des Priesters ausfallen würde.

  15. Beiträge anzeigen #95
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    Isgaroth: Tempelviertel - Kapelle

    Geduldig lauschte er den Worten und nickte vereinzelt verstehend. Ein harter Einschnitt im Leben und ein Zeichen des Schicksals... dieser Mann hatte harte Prüfungen überstehen müssen und umso erfreulicher war es, dass er bei all den Verlusten nicht sein Heil im Alkohol oder der Aufgabe seines Lebenswillens gesucht hatte, sondern im frommen Streben. Je schrecklicher die Prüfungen waren, desto deutlicher trat das Gute in den Rechtschaffenen hervor und desto klarer zeigte sich, welch erstaunliche Menschen sich unter den scheinbar glanzlosen, einfachen Leuten von Thorniara verbargen.
    "Es freut mich, dass der Dienst für den Orden - und damit der Dienst für die Menschen - Eurer Seele Frieden schenkt und ich höre Rechtschaffenheit aus Eurer Stimme. Doch um Euch einen kleinen Rat zu geben: Ihr sagt, dass es Euch Frieden brachte, doch denkt an den Aspekt der Selbstlosigkeit. Die Frage, warum Ihr den Dienst leistet, mag für die Anderen nicht wichtig sein, doch für Euch selbst ist sie das ganz besonders. Tut es nicht, um Euch besser zu fühlen, sondern tut es, um anderen zu helfen. Nur wenn Ihr nicht das geringste eigene Begehren in Eure Taten legt, handelt Ihr wahrlich selbstlos - eine Lektion, die einfach klingt, in der Praxis aber fast unmöglich umzusetzen ist."

    Isgaroth bedeutete seinem Gegenüber, sich nieder zu setzen und tat es ihm gleich.
    "Entschuldigt bitte, ich habe Euch gar nicht nach dem Namen gefragt. Wie heißt Ihr, guter Mann?"
    Eigentlich hatte der Bauer lediglich um Auskunft über das geistliche Leben gebeten, doch die Intention dahinter hatte er danach deutlich zum Ausdruck gebracht - er wollte ein Mitglied ihres Ordens werden. Warum also nicht ein wenig zielstrebiger auf dieses Ergebnis zusteuern?
    "Eure Absichten sind gut und ich habe keinen Grund, Eurem Ansinnen kritisch gegenüber zu stehen, doch wisst Ihr auch, dass der Orden Innos' traditionell einen nicht zu verachtenden Tribut von allen Anwärtern verlangt? Eine schwierige Hürde für einen Bauern, dem nicht viel geblieben ist..."
    Die Worte, die vielleicht weniger freundlich wirken mochten, schwangen in einem einladenden Ton, der dem wachen Geist bedeutete, dass es Mittel und Wege gab, dieser Hürde ihre Höhe abzugraben, doch der Ausdruck des Bauern bedeutete Isgaroth, dass er bereits im Gespräch mit anderen Brüdern davon gehört hatte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge.

    Vicktar

  16. Beiträge anzeigen #96
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline

    Tempelviertel - Kapelle

    Eben dies war der Grund, warum Gespräche mit weisen Menschen zu unschätzbar wertvollen Erfahrungen über sich selbst werden konnten. Braoin hatte während seiner Darstellung der Vergangenheit die ganze Zeit über gedacht, dass ihn lediglich das Gute antrieb. Doch Isgaroth fand sofort die Schwäche, wie sie wohl jedem Menschen innewohnte. Ihm war völlig entgangen, dass es ihm in der jüngsten Geschichte zumeist um sein Seelenheil ging. Dass er damit anderen Leuten helfen konnte, war lediglich ein positiver Nebeneffekt. Es würde ihn noch vieles an Arbeit kosten, Arbeit an sich, bis er sich wohl selbst als rein genug empfand, um Innos' würdiger Diener zu werden. Andererseits war niemand perfekt und Gott hatte sie geschaffen, wie er es für richtig gehalten hatte. Waren da kleine Verfehlungen nicht verzeihlich? Mit eben dieser Frage trat er nun an den Prediger heran, ehe er auf den erforderlichen Tribut zu sprechen kam. Der Witwer wollte zunächst die Antwort abwarten, doch bat ihn der Priester, ihm einen Moment der Bedenkzeit zu geben, weshalb sie sich erneut der erforderlichen Gaben widmeten.

    "Verzeiht mir meine Gedankenlosigkeit, Meister Isgaroth. Mein Name ist Braoin", holte er die versäumte Vorstellung seiner Selbst nach.
    Ein wenig geknickt, dass er die erste der Höflichkeitsregeln missachtet hatte, fuhr er jedoch fort, dem Feuermagier zu berichten, was sich bezüglich der zu entrichtenden Spenden, die ihn betrafen, getan hatte.
    "Meister Icarion bot mir an, dass ich für jeden der Magier eine Aufgabe erledige, damit ich einen Teil des Tributs abarbeiten kann. Wie Ihr schon richtig vermutet, bin ich als Bauer nicht mit Reichtum gesegnet und besonders seit ich meinem Handwerk nicht mehr nachgehen kann, mangelt es mir an den entsprechenden Mitteln. Auch ein Schaf habe ich nicht, war das einzige Tier meiner Frau und mir doch eine Ziege, die im Moment in den Stallungen der Stadt untergebracht ist."
    Bei den Worten über seine Ziege meldete sich zum wiederholten Male an diesem Tag sein Gewissen. Wie lange hatte er schon nicht mehr nach dem liebenswerten Wiederkäuer geschaut? Zu lange, das war sicher.
    "Ich habe mich bei jedem Meister verdient gemacht, außer bei einem. Bisher habe ich nicht bei Meister Vestos um Unterstützung für mein Anliegen gebeten, da ich nicht des Lesens mächtig bin. Ich will es unbedingt lernen, doch haben die Ereignisse der letzten Wochen zumeist dafür gesorgt, dass nicht genügend Zeit dafür war. Natürlich fehlt auch noch Eure Unterstützung, Meister Isgaroth."
    Braoin hatte keine Vorstellung davon, wie hoch der Tribut trotz seiner Verdiente für den Orden ausfallen würde. Er hatte kaum mehr genug Gold, um sich ein Zimmer in der Marktschenke zu mieten.

  17. #97
    Harivald
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    Angestrengt lauschte Harivald in die schwarze Nacht hinaus. Nichts war zu hören und auch nichts zu sehen, nur das monotone Ein-und Ausatmen der schlafenden Novizen verriet Harivald, dass er nicht alleine war. So leise wie möglich schwang er sich aus seinem warmen Bett, stieg in seine Wollpantoffeln und tastete sich behutsam an den kahlen Wänden der Novizenschlafkammern in Richtung Ausgang voran. Da sein Vorhaben von absoluter Heimlichkeit war, verzichtete der Magieranwärter bewusst auf Kerzenschein, was ihm noch teuer zu stehen kommen sollte.
    Soviel Harivald wusste, befand sich eine stetig umherwandernde Nachtwache auf Patroullie zwischen den Klosterabschnitten. Meistens fiel diese verhasste Aufgabe einem der armen Adlaten zu, die es sich bei Trutzbold, dem Neffen Darons, verscherzt hatten. Harivald hoffte und betete inständig zu Innos, dass diese gepeinigten Seelen ihre Nachtaktivität nur nicht zu eifrig auslebten, sodass er selbst ungestört sein Ziel erreichen konnte.

    Dann endlich ein frischer Luftzug. Nach vielem Herumgetappe im Dunkel bekam Harivald die Rahmen der Eingangspforte zu fassen, deren steinernes Material sich so kalt wie Eis in seinen Händen anfühlte. Nun musste er rechts abbiegen, doch Harivald sah nicht einmal die Hand vor den Augen, geschweige denn einen Gang. Als er ungefähr glaubte, die Kreuzung erreicht zu haben, wendete er scharf nach rechts und bekam prompt die Wand zu schmecken. Das brachte ihn auf eine Idee. Mit weit ausgespreizten Armen und Beinen blieb er so an der Wand geschmiegt, wie beim Zusammenprall und versuchte nun wahlweise entweder links oder rechts entlangzugleiten, um so die Orientierung wiederzuerlangen. Als rechts die Hoffnung versiegte, nahm sich der Novize nun die linke Seite der Wand wortwörtlich zur Brust. Und tatsächlich fiel er nach einer kurzen Weile vornüber in einen leicht abfallenden Gang. Dies musste der Weg zur Treppe sein, dachte Harivald und folgte ihm. Doch plötzlich ließ ihn etwas innehalten. War da nicht ein Stöhnen gewesen, ganz in der Nähe? Wie ein Tier auf der Pirsch bewegte sich Harivald auf die vermeintliche Geräuschquelle zu, die Ohren aufs Äußerste gespitzt und nur auf Zehenspitzen gehend. Dann links eine Tür. Jetzt hörte er das Stöhnen deutlicher, doch es klang nicht schmerzvoll oder geplagt. Entschlossen drückte Harivald die Klinke herunter und riss die Tür weit auf.

  18. Beiträge anzeigen #98
    Veteran Avatar von Die Feuermagier
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    Isgaroth: Tempelviertel - Kapelle

    Der Magier lächelte.
    "Ein ungewöhnlicher Name, den sich die Adlaten und Novizen für ihren neuen Bruder merken müssen", konstatierte er und deutete auf das Pult.
    "Was Vestos betrifft, denke ich, dass es genügt, wenn Ihr in deiner Zeit als Adlatus das Lesen und Schreiben erlernt und deinen Dienst für ihn nachholt. Eure Aufgabe für mich wird aber wohl etwas länger andauern, Braoin."
    Eine kleine Pause sollte die schwere der Hürde noch einmal unterstreichen, doch eigentlich war es lediglich eine kleine Irreführung.
    "Ich möchte, dass Ihr mich bei der Vorbereitung der Freitagspredigten unterstützt - als Adlatus. Der Letzte, der mir dabei half, widmet sich nun verstärkt dem Studium der Magie und wurde von Icarion freigestellt. Dies beinhaltet sowohl die Vorbereitung der Messe an sich, als auch des Inhalts der Predigt. Ein frischer Impuls von draußen macht es weit einfacher, einen guten Kern zu finden, als wenn man den größten Teil der Zeit an diesem Ort verbringt wie ich."
    Isgaroth stand auf und postierte sich in feierlicher Haltung vor dem Bauern, der nun einen neuen Weg beschritt.
    "Was den Tribut betrifft... gebt alles, was Ihr noch besitzt und streift die Last des weltlichen Lebens ab! Ach ja, die Ziege wird als Schafersatz bestimmt herhalten können. Das bringt wenigstens ein bisschen Abwechslung für die Hirten, nicht wahr?"

    Lächelnd sah er auf Braoin herab und breitete einladend die Arme aus.
    "Erhebe dich, Adlatus Braoin, und begrüße deine Brüder!"
    Die anwesenden Adlaten und Novizen kamen herbei und beglückwünschten den Neuling in ihrer Runde zu seinem Schritt, bevor Isgaroth wieder das Wort erhob.
    "Sobald die Frage des Tributes erledigt ist, melde dich bei Meister Michael, um eine Adlatenrobe zu erhalten - insofern er noch welche besitzt, denn so weit ich weiß, hatte er einen Großteil zur Überarbeitung geben lassen - und dann bei Meister Icarion, um in deine Aufgaben eingewiesen zu werden. Und denke daran: die Freitagspredigt ist - wie überraschend - immer freitags!"

    Vicktar

  19. #99
    Harivald
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    Harivald erschrak gewaltig. Nicht vor Furcht, sondern vor tiefster Abscheu.
    Im schwachen Dämmerlicht einer kleinen Lampe sah er Trutzbold und einen unbekannten Novizen fest umschlungen auf einem Bett mit seidenen Vorhängen liegen, die im Moment jedoch nicht geschlossen waren, da das Liebespaar offenbar nicht mit solch spätem Besuch gerechnet hatte. Quer im Zimmer verteilt konnte Harivald allerlei Kleidungsstücke erkennen. Roben, Unterwäsche, Socken und Stiefel.
    Dann auf einmal löste Trutzbold sich aus seiner kurzzeitigen Schockstarre und starrte den Eindringling mit weit aufgerissenem Mund an, unschlüssig, ein Wort zu seiner Verteidigung zu sagen. Doch das war auch nicht nötig, weil Harivald zuerst das Wort ergriff.
    »Trutzbold, du enttäuscht mich«, sagte er. »Der Neffe eines der ehrenhaftesten Magier des Klosters verstößt gegen das Keuschheitsgebot Innos.«
    »Aber... «
    »Unzucht.«
    »Harivald... «
    »Unerlaubtes Entfernen aus der Schlafkammer. Soll ich weitermachen?«
    Trutzbold schwieg eingeschnappt.
    »Raus jetzt!«, befahl Harivald dem sichtlich desinteressierten zweiten Novizen, der sich daraufhin auch verzog, dabei jedoch nicht mal den Respekt aufbrachte, seine Kleidung anzuziehen.
    »Widerwärtiges Schwein«, schimpfte Harivald, während Trutzbold leicht lächelnd dem entschwindenden Hinterteil seines Lüstlings hinterhersah.

    »Ich würde sagen«, wandte der Ältere sich nun an den verbliebenen Novizen, »du tanzt jetzt nach meiner Pfeife.«

  20. #100
    Harivald
    Gast
     
    »Wir sind gleich da«, kündigte Trutzbold an und lotste Harivald in einen kühlen Gang, an dessen Ende sich die Tür zur Bibliothek befand. »Wir sind da.«
    Harivald warf dem Novizen einen verachtenden Blick zu, der genauso gut zu dem Klostervorsteher passen könnte, würde dieser erst von dem schändlichen Treiben Trutzbolds erfahren. Eben um das zu vermeiden, hatte Darons Neffe ohne zu zögern zugestimmt, als Harivald ihm die Möglichkeit offerierte, sich durch einen kleinen Dienst mehr Hoffnung darauf machen zu können, den Vorfall als vergessen zu betrachten.

    »Worauf wartest du noch, Abschaum?«, sagte Harivald. »Oder erwartest du, dass sich die Tür von alleine öffnet?«
    »Nein, Harivald. Sofort, Harivald«, stammelte ein sichtlich nervöser Trutzbold, der daraufhin einen mehrteiligen Schlüsselbund hervorzog und den passenden Schlüssel ins Schloss steckte. Als er sie öffnete, empfing die beiden muffige Luft, wie man sie nur in Bibliotheken riechen konnte. Harivald genoss diesen Duft, für ihn symbolisierte er Macht. Macht durch Wissen und dieses Wissen steckte in all diesen Büchern dort unten und wartete nur darauf, von ihm entdeckt zu werden.

    »Ich suche ein bestimmtes Buch, Trutzbold. Es heißt irgendwas mit Tocaza Mysterium, ist aber lediglich ein Kommentar zu diesem.«
    »Tut mir Leid, aber da kann ich nicht weiterhelfen. Die Bibliothek benutze ich nur an Freitagen. Da hat nämlich der Mario frei und dann... nun... ist die Bibliothek der abgelegenste Ort für du weißt schon was.«
    »Du bist wahrlich eine Schande für unsere Gemeinschaft, du Stück Dreck«, sagte Harivald mit verächtlichem Ton. »Wenn ich dich nicht gebraucht hätte, würde ich dich mit Freuden dem Hohen Rat übergeben. Doch genug davon! Los, nimm du dir den linken Flügel vor, ich schaue mich am Ostflügel um.«

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