[Bild: trialava.png]Trial musste sich zugestehen, dass der Körper ein wenig ungewöhnlich war. Das Gehen war offensichtlich anders als das auf zwei Beinen, darauf war sie auch eingestellt gewesen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte war wie schwer ihr Hinterteil war; und wie sehr sie sich zuweilen damit rumplagte gerade wenn es darum ging Gegenstände oder anderen Leuten auszuweichen. Sie wusste jetzt schon, dass der Webkörper ihre Schwachstelle sein würde an der sie unbedingt arbeiten musste.
Gott sei dank hatte ihre langjährige Belendielerfahrung wenigstens dabei geholfen die Beine und die seltsame Rückenhaltung schnell zu meistern. Gerade die Rückenhaltung bei der sie derweilen den Drang ankämpfen musste sich nach vorn zu beugen um eine gewohnt gerade Körperlinie zu erzeugen. Es wart tatsächliche nur eine Sache von ein paar Schritten gewesen um die perfekte Balance zu finden und den Oberkörper aufrecht zu halten.
Am Schlimmsten war jedoch das Gefühl der Spinnweben gewesen, die sie aus ihre Drüsen gedrückt hatte. Einfach und vulgär beschrieben: als würde sie einen festen, langen Strahl pinkeln. Etwas was sie nie laut sagen würde – im Gegensatz zu Jarkko, der keinerlei Schamgefühl besaß und ausplauderte was auch immer ihm in den Sinn kam.
Sie konnte sich schon vorstellen wie er an ihre Stelle etwas wie „Hey, ich habe gerade Spinnweben gepisst!“ stolz verkündet hätte, kombiniert mit Siegerpose und hochgezogenen Augenbrauen.
Die Spinne seufzte einmal liebevoll, schob dann jedoch sämtliche Gedanken an den Metamorph in die tiefsten Winkel ihres Bewusstseins. Sie hatte jetzt anderes zu tun: ihren ersten Skill erlernen. Danach konnte es weitergehen.
Zwar war ihr erster Skill ziemlich passiv, bezog er sich lediglich auf eine Illusion, aber er würde sicherlich in diversen Situationen sehr hilfreich sein – vor allem da sie nicht allzu leicht wiederzuerkennen war.
Fernernoch konnte sie sich mit diesem Skill endlich Quests beschaffen – und nichts lag ihrer mehr auf dem Herzen als so schnell wie möglich so viele wie möglich zu erledigen. Denn sie hatte eine Mission, und die war im Gegensatz zu anderen nicht der letzte stehende Mensch im Dai Shi zu sein.
Somit wandte sie sich einem der Tore zu.
Begrüßt wurde sie durch zwei Kämpfe, doch was ihr Augenmerk eher auf sich zog war die Wüste dahinter. Dieser Ausgang war reiner Selbstmord für die meisten, stellte sie nüchtern fest. Keine Versteckmöglichkeiten für jemanden wie sie, genug aber für Sandläufer und andere Rassen.
Dies schienen sich auch die meisten anderen Spieler zu denken, denn es waren überraschend wenige an diesem Ausgang zufinden.
Dass es dafür auch noch einen weiteren Grund gab, konnte Trial feststellen als binnen eines Augenblickes einem der Kämpfer auf den Dünen von einem Wesen, das blitzschnell aus dem Sand geschossen kam, der Kopf abgebissen wurde. Sie vermutete erst eine Rasse doch plötzlich kamen drei weitere solcher Wesen aus dem und verbissen sich in die Körper der anderen Kämpfer – und zogen sie dann unter gurgelnden Schreien unter die Sandoberfläche.
Ja – es war kein Wunder, dass hier nur sehr wenige Personen verweilten. Der Ausgang war eine einzige Todesfalle.
So weit das Auge reichte nur Sand und Dünen, und dazwischen tödliche Lebewesen die aussahen wie Aale.
Sie tippte einmal mit ihren spitzen Beinchen auf die Erde.
Durch die feinen Härchen an den Spitzen konnte sie kleinsten Bodenvibrationen spüren – wenn auch nicht auf großem Entfernung, waren die Härchen schließlich auf Schwingungen eines Spinnennetzes ausgelegt - aber einige Meter in ihrer unmittelbaren Umgebung waren durchaus möglich.
Viele Menschen wussten nicht einmal wozu Spinnen möglich waren, aber ihr privates Interesse hatte sich in diesem Fall ausgezahlt. Verschrien als hässlich, eklig oder gefährlich, sah Trial selbst nur die Faszination der Tiere im realen Leben und sie hatte jauchzend auf ihrem Stuhl gesessen als sie die inerten Fähigkeiten der Rasse gelesen hatte. Kombiniert mit ihren Skills - die Illusionen und das Kämpfen mit den Fäden einschlossen - hatte sie sich eine Einmannarmee zugelegt – auch wenn sie auf Wendigkeit, Stärke und gewisse andere Vorzüge verzichten musste.
Aber dieser erste Kill sollte durchaus machbar sein auch ohne Skills.
Trial wartete einen Moment am Tor bis Ruhe auf dem Feld einkehrte. Wie vermutet machten die meisten anderen Spieler einen weiten Bogen um den Ausgang – war man schließlich wie auf dem goldenen Teller serviert.
Es interessierte sich nicht einmal jemand für sie als sie ihre ersten Schritte auf dem warmen Sand zurücklegte. Einige Meter vom Tor entfernt blieb sie stehen, versuchte in sich hineinzuhorchen und die Vibrationen unter der Erde zu spüren. Tatsächlich spürte sie Bewegung – nichts Großes, weshalb sie nicht auf einen Spieler tippte. Wobei sie nicht einmal davon ausging, das Sandläufer in diesem tierischen Mienenfeld überleben konnten. Vermutlich eines dieser Aalwesen.
Auf der Sandoberfläche war jedoch keine Bewegung zu erkennen.
Sie presste die Augen fest zusammen, hob dann eines ihrer Beinchen – und stach in einen flinken Bewegung zu als sich etwas an die Sandoberfläche bahnte.
Trial öffnete die Augen als sie ein Zappeln an ihrem Bein spürte, musterte dann das seltsame Wesen das sie direkt am Kopf aufgespießt hatte und nun seine letzen Atemzüge nahm.
Es war wirklich ein großer Aal, vielleicht Sandwurm?, dessen schwarzes Blut an ihrem Bein auf den roten Sand tropfte. Angewidert schüttelte sie das ekelhafte Vieh ab, nahm dann ihre Beinchen in die Hände und sprintete zurück in die Stadt als die Vibrationen unter dem Sand rasant stärker wurden – und vor allem näher kamen. Sie wollte ihren Kopf ungern schon am ersten Tag verlieren.
Mit Schritt 1 erledigt, folgte nun Schritt 2.
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