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#1 Dai Shi - Das Spiel beginnt!

  1. #181 Zitieren
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    unwissendes Lamm

    [Bild: dark_angel_anime_render___ava.png]

    X und die dem Avatar folgenden Engel drehten immer noch ihre Runde. Die KI hatte drängende Fragen von den wichtigsten Spielern weiter geleitet, auch wenn es aus den Top 100 gerade einmal insgesamt 5 echte Fragen gegeben hatte, die einer Antwort bedurften, so wie im Falle von #15 zu deren Schwester. Die KI hatte auch immer mehr der wichtigen Fragen von den unwichtigeren Spielern zusammengetragen - unwichtige Spieler, da sie in den von Augen Nonomoto Enterprises lediglich die Beigabe zu den oberen 100 bis 200 Spielern waren, die wirklich das Zeug zum Sieger hatten und denen eigentlich nur als Opferlämmer dienten, um die zahlenden Massen zufrieden zu stellen. Und doch musste der Schein gewahrt werden, denn die Nummerierung der Spieler war eine interne Sache - offiziell waren alle gleichgestellt. Auch wenn sich natürlich schnell herauskristallisierte, wer Favorit war... und wer 'Fallobst'! Doch ein Blick auf die Fragen, welche X angezeigt wurden, bestätigte die Erkenntnisse der letzten Dai Shi's: Es gab IMMER irgendwelche Teilnehmer, denen man quasi das Handbuch nochmals vorlesen musste...

    Häufigste Fragen der Spieler:
    - Wie setze ich meine Fertigkeiten ein?
    - Woher bekomme ich meine erste Quest?
    - Wo sind die NPCs/Händler?
    - Was für Gebiete gibt es?
    - Wie/Wo komme ich aus der Stadt heraus?
    - Muss ich die Stadt direkt nach der "Freigabe" verlassen oder kann ich mich hier noch etwas aufhalten?
    - (Wie) Kann ich mein Hub anpassen?
    - Wie Level ich meinen Avatar?
    - Muss ich nach der Eröffnungsfeier on bleiben oder kann ich mich ausloggen und später meine acht Stunden voll machen?
    - Ist es immer dunkel oder nur bei Events?


    Die KI listete die Fragen entsprechend dem HUD nach auf: Es war, als würde am Rande des Sichtfeldes eine Liste entstehen, die man per 'Blickkontakt' hervorholen konnte - konkret hieß das, seine Augen zur entsprechenden Stelle drehen und schon wurde die Liste zentriert und vergrößert. Und offenbarte, dass es genug Teilnehmer gab, die weniger Ahnung hatten als die Zuschauer - dabei waren längst nicht alles gezwungene Teilnehmer! Die Mehrheit machte freiwillig mit und doch schien ein beachtlicher Teil davon so viel Ahnung zu haben, was einen in Dai Shi erwartete, wie ein Rindenmulch von Quantenphysik...
    Also sollte X der Aufgabe nachkommen und die Fragen beantworten. Viele der Zuschauer würden dies ohnehin erwarten und den jüngeren konnte man damit tatsächlich einen Gefallen tun und ihnen, die vielleicht bisher alles nur vom Erzählen kannten und ihr erstes Dai Shi sahen, die Regeln erklären. Doch dann wurde X mit etwas konfrontiert:
    „Wie kommt es eigentlich zu einem androgynen Federfrüchtchen wie dir? Hat sich deine Mutter zu oft mit irgendwelchen verlausten Gossentauben herumgetrieben oder warst du einfach nicht im Stande die verdammte Geschlechtswahl in der der Charaktererstellung zu finden? Was macht man eigentlich ohne primäre Geschlechtsmerkmale, nachdem man sich am Tod unzähliger Spieler aufgegeilt hat wie ein spitzes Wiesel?! Und zum Teufel, ist dieser stumpfsinnige Name eigentlich der letzte Versuch diesen lachhaften Geschlechtsunfall auf irgendeine Art und Weise noch zu retten?“
    "Hm..."
    Die KI hatte es nicht ausgefiltert, obwohl es nach einer typischen Beleidigung aussah. Aber wenn es nicht ausgefiltert wurde, schien es wichtig zu sein. Und eine direkte Intervention zu erfordern! Sofort wurden Befehle gesendet, damit die Schar an Engeln X folgte. Die Flughöhe wurde dabei beibehalten, nur der Kurs korrigiert, um zum Fragesteller zu gelangen. Die KI listete sofort die wichtigen Informationen auf:

    - Spielerin #9.336
    - Rasse: Zaion (Rachedämon)
    - Einzige Spielerin, die glaubwürdige Anzeichen darlegt, nichts von der Tödlichkeit des Dai Shi zu wissen


    Vor allem der letzte Satz sprach Bände: Völlige Unwissenheit über die Tödlichkeit des Dai Shi? Konnte es das geben? "Mumpitz" würde jeder bei halbwegs klarem Verstand sagen und auch eigentlich jeder Trottel. Doch wenn die KI zu diesem Ergebnis kam, ließ das keinen anderen Schluss zu.
    Dann bedarf es wohl einer Demonstration. Taten sprechen mehr als Worte. Doch vorher...
    Es bestand keine wirkliche Eile, also konnte X auch schonmal mit den Erklärungen anfangen.
    "So höret, geehrte Streiter des Dai Shi. Es haben mich einige Fragen erreicht, die ich euch gemeinschaftlich beantworten möchte!"
    Sorgsam wurden die Worte überdacht.
    "Da anscheinend eine gewisse Nachfrage dazu herrscht, werde ich von vorne beginnen."
    Die Zuschauer daheim würden jetzt unison alle sich denken, was kam oder sich mit Freunden austauschen, dass es immer wieder Spieler gab, "die man an der Hand nehmen und einweisen musste wie ein kleines Kind!" Wobei ja selbst Minderjährige mitspielten...
    "Zu allererst: Was euren Avatar betrifft, euren Körper in der Welt des Dai Shi. Dieser ist so, wie ihr ihn erstellt habt. Wenn ihr plötzlich unzufrieden seid mit ihm und seinem Zubehör, dann habt ihr euch entweder nicht genug Gedanken gemacht, nicht genug in der Charaktererstellung herum experimentiert oder schlichtweg nicht aufgepasst! Nonomoto Enterprises kann euch jetzt keine Änderungen mehr anbieten, da dies ein Vorteil gegenüber denjenigen ist, die sich wirklich überlegt haben, was sie als Körper in dieser Welt haben möchten. Dazu gehört auch jegliches Startequipment wie Waffen, Rüstungen, Amulette und sonstigen Accessoires wie zum Beispiel Glöckchen oder Ähnliches!"
    Nonomoto Enterprises scherte es einen Dreck, ob jemand einen Fehler bei der Erstellung gemacht hatte. Sich alleine bei Dai Shi zu bewerben war schon ein Fehler, aber das wusste ja niemand.
    "In Dai Shi seid IHR jetzt der Avatar. Euer Verstand leitet euren Körper hier und damit funktioniert hier alles wie in der Realität. Also Gehen, Greifen, Rennen, Sprechen, Rufen, sprich alles, was ihr bewusst und unbewusst macht, macht ihr hier als euer Avatar! Was einige bestimmt schon gemerkt haben beim... Sortieren ihrer neuen Gliedmaßen zum Beispiel!"
    Gewiss, so ein Spinnenkörper mochte fantastisch auf so manchen in der Erstellung wirken, doch hatte man sich keine Gedanken um die Fortbewegung gemacht, erwartete einen ein ziemlich böses Erwachen, galt es jetzt doch dann 8 anstelle von 2 Gliedmaßen zu koordinieren.
    "Und was ich euch mitgeben möchte: Wie in der Realität gibt es keine Level! Ihr werdet im Gegensatz zu Belendiel nicht aufsteigen, wenn ihr an Erfahrung gewinnt - die es im übrigen hier auch nicht gibt. Wie in der Realität werdet ihr aus der Erfahrung für euch selbst lernen und Rückschlüsse ziehen müssen. Aber ihr könnt euch trotzdem verbessern: Ihr habt einen Fähigkeitenbaum mit bestimmten Skills erarbeitet im Vorfeld. Das sind eure zukünftigen Verbesserungen, ja euer Werdegang sozusagen, was ihr mit der Zeit an weiteren Fähigkeiten erlangen könnt! Dies sind Fähigkeiten für den Kampf! Denn ihr alle seid mit dem ziel hier, dieses Dai Shi als Champion zu beenden - und der Champion wird nunmal im Kampf entschieden!"
    Eine kurze Pause, um dies nochmals bei den Teilnehmern sich setzen zu lassen.
    "Eure Fähigkeiten setzt ihr im Kampf ein, wie ihr das in der Realität machen würdet: Ihr greift an! Und ja, so einfach ist das. Denn ihr seid, wie ich schon sagte, jetzt euer erwählter Avatar. Dieser beherrscht seine Kampfkunst automatisch. Also ihr denkt und der Avatar greift an, schwingt seine Waffe, löst seinen Zauber aus oder dergleichen. Der normale Kampf ist die einfachste Form - Angriff denken und schon gehts mit Hieben, Schlägen, Tritten oder der Waffe zum Kampf. Eure Fertigkeiten aktiviert ihr in dem Sinne, dass ihr sie auch denken müsst. Egal ob eine Schlagkombo, einen speziellen Waffenangriff oder einen Zauber. Daran denken und der Körper führt seine natürliche Routine aus, da es ja erlernt ist. Dabei seid euch gewiss: Im Kampf ist es am besten, nicht nur zu denken, sondern wirklich handeln zu wollen. Ein Ausweichen einfach nur zu denken kann zu wenig sein oder zu späte Reaktion auslösen. Als Besitzer wenn ihr so wollt, gehört euch das Wissen eures Avatar. Wenn ihr also in eine bestimmte Richtung ausweichen wollt, denkt dies bewusst und bewegt euch bewusst und euer Körper wird reagieren, als wärt ihr schon immer dieser Kämpfer gewesen, den ihr jetzt darstellt."
    Erneut eine kurze Pause und X schaute sich kurz um, sah die Massen, die sich bei seinen Worten zu ihm drehten. Es waren einige Köpfe, also waren es auch einige, die wirklich kaum oder gar keinen Plan vom Dai Shi hatten.
    "Neue Fertigkeiten werdet ihr durch Quests erlangen. Quests erhaltet ihr von den Bewohnern Gainos zum Beispiel. Die Bewohner werden NPC's sein, die noch ins Spiel herein kommen, wenn die Eröffnung und Begrüßung vorbei ist. Um eine Quest zu erhalten, werdet ihr die Bewohner schon ansprechen müssen. Wie in der Realität ist der Kontakt durch Gespräche eure einzige Möglichkeit, herauszufinden, ob jemand eine Quest hat oder nicht. Dabei kann das der einfachste Bettlerjunge genauso sein wie der oberste König! Gewiss, manchmal wird ein Bewohner eventuell eine Quest aushängen, darauf solltet ihr euch aber nicht verlassen."
    Zu diesem Zeitpunkt liefen bestimmt schon Wetten, wer die erste Quest finden und lösen würde, wer als erstes einen Skill sich erspielte durch eine Quest und... wer als erstes dabei versagte und starb!
    "Das ihr mit NPC's reden müsst, bringt mich nun zum HUD und den Chats. Das HUD unterscheidet sich von Belendiel in der Hinsicht, dass ihr nicht wirklich eins habt! Weder werden euch eure Energie, eure Lebenspunkte noch sonst etwas angezeigt! Auf dem HUD werden lediglich Gruppenmitglieder, Raidmitglieder oder Gildenmitglieder erscheinen. Diese drei Möglichkeiten sind auch fast eure einzigen Chats: Gruppen-, Raid- und Gildenchat wird es geben, dazu könnt ihr mit befreundeten Spielern oder interessierten Partner im Handel einen Privatchat öffnen - sofern ihr den Namen kennt... den online Namen! Die Freundesliste ist auch noch eine der Wenigkeiten, die euch euer HUD anzeigen wird. Personen in irgendwelchen Listen werden aber nicht mit Lebensenergie angezeigt - dies gibt es in Dai Shi nicht! Euer Avatar mag zwar mehr aushalten als ihr in der Realität, vielleicht sogar weniger, je nach Wahl... aber das wars auch schon! Ein kritischer Treffer ist wie in der Realität... nun, er ist eben kritisch und somit fatal! Gleichzeitig fordert alles, was ihr macht Ausdauer in Dai Shi: Gehen, Laufen, Springen und so weiter erschöpft euch nach und nach. Vor allem der Kampf und dort der Einsatz von Fertigkeiten gehen auf eure Ausdauer und / oder euer Mana!"
    Avatare, Fertigkeiten, HUD und Quests waren somit erklärt.
    "Kommen wir zur Umgebung: Ihr befindet euch hier in Gainos, der Starter City. Gainos ist eine kampffreie Zone, dass heißt, hier ist kein PVP erlaubt! Völlig schmerzfrei ist es aber nicht - wer stolpert und auf die Nase fällt oder eine Backpfeife wegen Belästigung erhält, der spürt das auch! Ansonsten gilt: Wer Streitigkeiten hat oder sich messen möchte, tut dies in der Arena. Die geht zwar bis zum Äußerten, jedoch ohne tödliche Folgen. Ein tödliches Duell müsst ihr schon vor der Stadt abhalten. Was zu den umliegenden Gebieten führt. Ihr habt in eurem HUD keinen Radar! Also auch keine Karte. Somit ist es wie in der Realität - unbekanntes Terrain muss selbst erkundschaftet werden! Ob die Bewohner von Gainos etwas von der Umgebung wissen, nun, das müsst ihr auch selbst herausfinden."
    X befand sich fast am Ziel. Die Engel verlangsamten ihren Flug und fingen an sich so zu verteilen, als wollten sie eine Halbkugel über dem Ort des Geschehens bilden. Einige der Anwesenden war das nicht unbedingt geheuer: Entweder hatten sie gerade tierische Angst oder hatten schon vorherige Events gesehen und wussten (oder konnten sich ausmalen) was jetzt bald kommen würde.
    "Die kampffreien Zonen, sprich Gainos müssen nicht verlassen werden... doch rate ich davon ab, nur in der Stadt hocken zu bleiben, da doch niemand mit irgendwelchen Sonderaufgaben betraut werden möchte..."
    Das sollte wohl ein jeder verstanden haben.
    "Als einziger Zwang gilt die Regel, mindestens 8 Stunden innerhalb eines 24 Stundenzyklus online zu sein. Da wir im Moment in einem angebrochenen Zyklus stecken, stehen euch nur knapp 11 Stunden zur Verfügung, um die 8 Stunden voll zu kriegen. Danach beginnt für jeden Teilnehmer der normale 24 Stunden Rhythmus. Wie der in der jeweiligen Zeitzone aussieht, befindet sich in den überreichten Unterlagen. Gleichzeitig hat auch Dai Shi einen Tag- und Nachtrhythmus. Dieser wechselt alle 6 Stunden. Im Moment sind es noch etwas mehr wie 4 Stunden, bevor es Tag wird."
    Das wars. Alle Fragen waren soweit beantwortet. Gleichzeitig hatten die Engel ihre Formation eingenommen und bildeten jetzt endgültig eine Halbkugel, als sollten sie eine lebende Kuppel darstellen. X befand sich mittendrin davon und sank jetzt langsam Flügel schlagend zu Boden, um vor der gesuchten Spielerin zu stehen. X war etwa zwei Köpfe kleiner als die Dämonin. Dennoch konnten sich die meisten denken, wer hier die Gefahr darstellte. Deswegen waren auch einige der Umstehenden verschwunden, während ein paar andere näher rückten, versprach es doch ein interessantes Schauspiel und auch die Teilnehmer des Dai Shi unterlagen immer noch der menschlichen Neugierde und Faszination für die... Gefahr? Ging denn wirklich Gefahr von dem Gamemaster aus, der hier war, um für die Spieler zu sorgen? Einige wussten es eben nicht besser und, im Gegensatz zu den sich zurück ziehenden, konnten sie es sich auch nicht vorstellen. X sah dem Avatar von Spielerin #9336 derweil in die Augen, wozu der Kopf weit in den Nacken gelegt werden musste. Gleichzeitig war immer noch der Areal-Chat offen.
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    Das war es: Die Aussagen der Spielerin hatte ja nur X zu Gesicht bekommen. Doch die Gegenfrage wurde an alle weitergeleitet. Was bei der Mehrheit der Spieler zumindest ein Kopfschütteln über diese Dummheit auslöste. Hier und da war ein Raunen zu hören, mit der grundsätzlichen Einstellung, wie man nur so blöde sein konnte. Einige schoben sogar Panik: Manch einer suchte in Häuser zu gelangen, um sich dort zu verschanzen, leider ohne Erfolg. Andere drängten sich in irgendwelche hintersten Gassen, um nicht aufzufallen oder schmissen sich sogar in ein Gebüsch. Und eine handvoll klopfte gegen die Stadttore und verlangte nach Auslass. Doch nix geschah - vorerst.
    Taten sprechen mehr als Worte...
    Önee-sama ist offline Geändert von Önee-sama (13.05.2015 um 10:14 Uhr)

  2. #182 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: 5IW6noavaava.png]Spinnenfrau—und er sollte ihr wirklich mal einen Namen geben, er konnte nicht ständig Spinnenfrau denken. Arachne oder so. Er könnte sie auch mal fragen, aber vermutlich verriet sie ihren Namen sowieso nicht. Arachne also - scheinbar zufrieden, dass er sich vorerst nicht mehr visuell befummelte - und wer hätte gedacht, dass diese Wortaneinanderreihung mal Sinn ergeben würde? - wandte sich wieder dem Himmel zu, wo der Flattermann damit begann Fragen zu beantworten.

    Um ehrlich zu sein waren selbst die Antworten für Jarkko teilweise ein Rätsel und er musste wirklich angestrengt zuhören, und darauf hoffen, dass sich einige Begriffe im Laufe des Monologes erklärten.

    Bei dem Wort „Starterequipment“ begann er seinen Körper abzutasten, denn er konnte sich wirklich nicht daran erinnern, dass er sich irgendwelche Waffen gegeben hatte und so ganz ohne Waffe... ja... nicht clever. Allerdings atmete er einen Moment später erleichtert aus als seine Hände den Gürtel mit den Messern entdeckten. Im Notfall hätte er vielleicht seine Zähne als Waffe nutzen können. Mit einer Steinschleuder. Oder er hätte sich ausgeloggt, online nachgelesen wie man sich ein paar Waffen baute und diese dann ingame angefertigt, aber er war sich ziemlich sicher, dass diese trotz allem nicht sehr effizient gewesen wären.

    Als X dann begann von kampffreien Zonen zu sprechen, jauchzte Jarkko innerlich auf. Wobei... sein kleiner Freudentanz, der vermutlich an Zuckungen erinnerte war nicht wirklich innerlich. Unerheblich. Er konnte sich hier so lange wie nötig aufhalten, um seinen Körper kennen zulernen und das war vermutlich die beste Nachricht, die er hätte hören können!

    Seine Freude sollte jedoch nicht lange anhalten. Überrascht lauschte er auf, als das Geflatter von Flügeln irritierend näher kam. Er hob seine Hände, drehte eine gen Himmel, während er mit der anderen die nun unruhige, sich bewegende Menschenmasse beobachte. Wobei er sich kurzzeitig fragte, ob es rassistisch war, Kreaturen jeglicher Art als „Menschen“ zu bezeichnen, und während er noch mit sich debattierte, ob es stattdessen ein anderes adäquates Wort gab, wurde er von einigen panisch fliehenden Kobolden umgerannt und auf sein Hinterteil befördert. Bei dem Versuch sich mit den Händen aufzufangen, quetschte er sich allerdings die Augen und das war... ja... ziemlich unangenehm.

    Womit dann auch X' Worte belegt waren.

    „Wo wollen die alle hin?“ fragte er verwirrt, erwartete nicht einmal eine Antwort.

    „Steh auf,“ befahl Arachne in einem barschen Ton als wäre das eine akzeptable Antwort.

    Trotzdem folgte Jarkko ihrer Aufforderung, wenn auch etwas beschwerlich. Seine Augen schmerzten von dem Staub unter seinen Lidern, sein Blick war trüb und irgendwas schien hinter seinen Lidern ständig zu pieken. Der Metamorph konnte sich bereits denken, dass Händwaschen jedes mal eine Qual werden würde, denn wer dachte schon daran, beim Händwaschen immer die Augen zu schließen? Auch wenn er jetzt nicht ‚nein’ zu Wasser sagen würde.

    Xs Stimme ertönte nun irgendwo in seiner Nähe und jetzt wusste er auch, weshalb alle weggelaufen waren. Offensichtlich hatte das Mädel, das noch dümmer war als er, den flatternden Gott in seiner erhabenen Göttlichkeit verletzt und dieser war jetzt beleidigt.

    „Mein Gott, hat der irgendwelche Komplexe, dass er da so drauf abgeht? Ist ja peinlich.“

    „Klappe,“ knurrte die Spinne, stieß ihn mit etwas Länglichem und Spitzem an. Jarkko vermutete, dass es eines ihrer Beine war, was das technisch gesehen zu einem Tritt machte und er wusste nicht, was er davon hielt, dass man ihm gerade gegen die Schulter getreten hatte.

    „Ist doch wahr,“ schmollte er, begann mit dem Fingerspitzen eines seiner Augen zu reinigen. „Game Master und vermutlich unzerstörbar aber macht auf fett Macho vor einem Spieler, der seine Waffen noch nicht mal verwenden kann. Bestimmt hat er einen Protzwagen und einen ganz kleinen Penis.“

    „Wirst du wohl den Mund halten?“ zischte Arachne.

    Jarkko blinzelte einmal mit dem halbwegs gereinigten Auge, das zwar immer noch etwas schmerzte aber ansonsten halbwegs klar sehen konnte, warf dann der Frau einen abwertenden einäugigen Blick zu, bevor er sich dem Zentrum des Geschehens zuwandte. Auch wenn da nicht wirklich was passierte. Zumindest nicht mehr als ein paar knisternde Blicke und eine äußerst geladene Atmosphäre. Scheinbar ließ sich das Mädchen mit der Maske nicht unterkriegen.

    „Attagirl!“ rief er ihr aufmunternd zu, wurde dann aber von der Spinnenfrau an der Schulter zurückgezogen.

    „Glaubst du nicht, dass es einen Grund gibt, dass alle plötzlich Angst haben?“

    „Hey, ich bin voll für Anarchie und Widerstand gegen Obrigkeit!“

    Die Spinne schürzte ihre Lippen, presste sie dann zusammen und gab scheinbar auf mit ihm zu argumentieren. Es war ein seltenes Talent, das musste Jarkko sich eingestehen, aber gewöhnlich brachen die Leute in seiner Umgebung Diskussionen mit ihm ab. „Stell dich schon mal auf Schmerzen ein,“ meinte sie dann lediglich, Stirn in Falten gelegt als sie mit ernstem Blick und einem noch immer sehr festen Griff an seiner Schulter den flatternden Götterkomplex musterte.

    Jarkko antwortete mit einem trockenen Lachen. „Die sind mein geringstes Problem.“

    Stand up! It gets better.
    [Bild: 1991.png] dragonage-game.de [Bild: 1991.png]
    And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain thrilled me, filled me with fantastic terrors never felt before.
    Moku ist offline Geändert von Moku (04.05.2019 um 01:24 Uhr)

  3. #183 Zitieren
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Des Schwesterherz Plagegeist & netter Gamemaster

    [Bild: monster_girl_quest_alipheese_fifteenth_3_ava_3.png]

    Endlich!
    Nachdem der Gamemaster so nett gewesen war und ihr den Weg zu ihrer Schwester beschrieben hatte, war Butterfly schnurstracks in besagte Richtung aufgebrochen, um Mariya nicht zu verpassen. Zweimal hatte sie sich schnell entschuldigend verbeugt und ein "Sumimasen!" gemurmelt, als sie wieder mit anderen Avataren zusammen stieß, doch ansonsten hatte sie freie Bahn. Erst bei ihrer Schwester war das Gedränge der Spieler wieder etwas dichter, doch das spielte jetzt keine Rolle. Sie rief schon mal vorsorglich nach ihr, dabei sich bewusst, dass es an sich verkehrt war, den Begriff 'Nee-san' zu verwenden. Nicht weil sie dachte, den Zuschauern nicht zu verraten, dass sie Schwestern waren, nein. Sondern weil man einfach online die Nicknames verwendete. Doch sie bezweifelte, dass ihre Schwester jetzt irgendwie auf Mariya reagiert hätte. Kurz kam ihr auch der Gedanke, dass es ja der Name ihrer beider Mutter war, doch dafür hatte sie jetzt wirklich keine Zeit und schob das in die tiefen ihres Verstandes. Dann war sie bei Mariya und nahm diese in eine feste Umarmung, ohne zu bemerken, wie sie ihr die Luft dabei abdrückte. Doch Butterfly streckte ihre Schwester wieder von sich, dabei ermahnend, sie solle doch auf die online Namen und Freundschaftseinladungen achten, bis ihr auffiel, dass ihre Schwester einen verängstigten und beschämten Eindruck machte. Und als sie sich erkundigte, was denn los sei, stammelte Mariya nur etwas vor sich hin, was Butterfly leider nichts sagte. Derweil nahm sie am Rande wahr, dass jemand zu ihr sprach, doch hatte Mariya jetzt Vorrang, so unhöflich das auch sein mochte.
    „Könnt ihr auch dieses himmlische Glockenspiel hören?“
    Selbst wenn sie es sich genau angehört hätte, wäre Butterfly nicht hinter die Bedeutung gekommen.
    "Was willst du mir sagen, Mariya?"
    Doch mit dem online Namen oder aus eigentlich ersichtlichen Gründen, die Butterfly jedoch nicht verstand, erreichte sie ihre Schwester nicht mit ihren Worten. Stattdessen zeigte diese zittrig auf eine schwebende Kugel.
    „Hallooooo Schwester!“
    Die Kugel schien sie zu begrüßen, wobei deren Worte Mariya sich heftig zusammen zucken ließen.
    Irgendwas muss vorgefallen sein, sonst würde Nee-san nicht so gekrümmt dastehen...
    Butterfly ahnte zumindest, dass es irgendetwas sein musste, was ihre Schwester auf irgendeine Art und Weise schockiert hatte. Was Bände sprach, da Mariya nicht wirklich zu beeindrucken war und normalerweise meist nur auf sie hörte. Einer Eingebung folgend, wandte sie ihren Blick zu dem Geist oder was auch immer die Kugel darstellen sollte. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust... oder besser unter der Brust, ohne zu bemerken, dass sie ihr Dekolletee damit anhob und quasi wie auf dem Silbertablett zur Schau stellte.
    „Nenn mich bitte Onii-chan!“
    Butterfly war überrascht und fragend legte sie ihren Kopf schief...

    Gerüchten zufolge sahen einige Zuschauer diesen Wortwechsel. Die später geschätzten Zahlen dazu schwankten zwischen 100.000 und 10.000.000, die in diesem Moment "Boar, Mama!" oder ähnliches von sich gaben. Weiteren Gerüchten zufolge mussten vor allem in Japan die Notdienste ausrücken, da einige Tausend Zuschauer mit akutem Nasenbluten umkippten...

    Doch bewirkten die Worte der blauen Wolke zumindest, dass Mariya aus ihrer Starre erwachte, wenn auch nur etwas. Ehe Butterfly reagieren konnte, hatte Mariya ihr Schwert gezogen. Immer noch zitternd und gekrümmt dastehend, als wolle diese irgendwie den Brustbereich von sich schützen, hielt sie das Schwert in ihrer rechten Hand, während sie mit der zitternden Linken nach oben griff und den Brustbereich von Butterfly abdeckte.
    "Niemals-"
    Mariya begann knurrend zu sprechen, auch wenn Butterfly das Zittern in ihrer Stimme nicht entging. Sofort legte sie ihrer Nee-san eine Hand auf die Schulter. Sie musste jetzt dafür sorgen, dass sie zwei sich auf das Spiel konzentrierten, auch auf die Gefahr hin, dass ihre Schwester beleidigt oder so sein würde.
    "Mariya, bitte. Wir müssen uns auf das Spiel konzentrieren!"
    Sie hoffte, sie konnte einen Wutausbruch verhindern, der normalerweise alles in die Länge zog. Doch wenn sie mit ihrer Schwester redete hatte sie eigentlich immer positive Ergebnisse erzielt.
    "Aber Na-... Butterfly, diese gasförmige Abwandlung eines perversen Schwei-"
    "Mariya!"
    Sie konnte sehen wie es im Gesicht bei ihrer Schwester arbeitete. Wie sich verschiedene Emotionen die Waagschale hielten, ehe die Bitte durchdrang und ihr sofort Folge geleistet wurde, gleich einem Befehl. Die Schultern hängend lassen und das Gesicht gen Boden richtend, antwortete Mariya.
    "Schon gut, Butterfly..."
    „Ich meine ... klar, sie ist flach wie eine Flunder, aber ein echter Barrakuda macht da keine Abstiche. Und damit will ich jetzt keine Tierdoku einleiten. Falls es nicht deutlich wird: Ich rede von meinem Lustlac-“
    Beide hatten nicht mehr alles mitbekommen, was der weiße Büffelmann und die blaue Kugel miteinander sprachen, doch der letzte Satz wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Duo neben ihnen. Gerade noch rechtzeitig bekamen sie mit, wie der Geist sich auflöste und dann verschwand. Und eine kochende Mariya zurück ließ.
    "Wusste ich es doch! Das war deine Wolke! Die mich b-... be-... betat-... die hier den Perversen gemimt hat! Baka!"
    Immer noch zitternd und dabei leicht stotternd, so als könne sie etwas nicht aussprechen, ließ Mariya ihrem Ärger freien Lauf. Was gar nicht gut war.
    "Du blödes, weißes Fellmonster. Ich hoffe du erstickst an deiner Wolke irgendwann mal! Wenn nicht, mach ich dich höchstpersönlich zur Schnecke und zieh dir deinen blöden Pelz von den Knochen-"
    "MARIYA!!!"
    Der kleine Avatar ihrer Schwester zuckte heftig zusammen. Es geschah nicht oft, dass Butterfly alias Nana laut wurde. Schon gar nicht so laut. Das war etwas, was vielleicht alle Schaltjahre mal vor kam und bei dem jungen Alter von ihr wohl auch erst zweimal im ganzen Leben passiert war. Doch hier ging ihre Nee-san einfach zu weit. Sie mussten sich auf andere Dinge konzentrieren.
    "Du steckst jetzt sofort dein Schwert weg."
    "Ab-... Aber ich-"
    "Keine Widerrede, Mariya!"
    "Ja..."
    Resigniert steckte sie ihr Schwert wieder zurück. Dann packte Butterfly den kleinen Avatar, zog ihn zu sich und drehte ihn in Richtung des weißen Büffelmannes. Das Mariyas Kopf dabei von den Brüsten der Lamia umrahmt wurde und der Szenerie einen Hauch von Verruchtheit oder gar mehr gaben, das war Butterfly nicht bewusst.
    "Und jetzt entschuldigst du dich bei dem Büffelmann!"
    "WAS!? Ich-"
    "Keine Widerrede, Mariya! Du weißt, dass du zu weit gegangen bist!"
    Dass das eine Qual für Mariya bedeutete konnte jeder Idiot sehen. Doch Butterfly wusste das nicht. Sie folgte nur ihrer Erfahrung, die sie im Umgang mit ihrer Nee-san gesammelt hatte und ihr war jetzt wichtig, das hier durch zuziehen, um Mariya wieder in die Spur zu bringen.
    "Ich... Ja, ich weiß. Sumimasen!"
    Die Kleine leistete nicht mehr wirklich Widerstand, stattdessen verbeugte sie sich tief. Als sie wieder hoch kam, ließ sie ihren Kopf genickt hängen und stand, immer noch leicht zitternd, vor Butterfly.
    "Sumimasen auch in meinem Namen."
    Dann verbeugte sich auch Butterfly, so gut das mit Mariya vor ihr eben ging.
    "Wenn ihr uns jetzt entschuldigen würdet."
    Mit einer letzten Verbeugung verabschiedete sie sich von dem Büffelmann, dann schob sie ihre Schwester vor sich her...

    Doch kamen sie kaum zehn Meter weit, als der Gamemaster mit seinen Antworten begann.
    "So höret, geehrte Streiter des Dai Shi. Es haben mich einige Fragen erreicht, die ich euch gemeinschaftlich beantworten möchte! Da anscheinend eine gewisse Nachfrage dazu herrscht, werde ich von vorne beginnen."
    "Mariya, nimm endlich meine Freundschaftseinladung an, ja?"
    Butterfly wusste, dass das, was jetzt kam, elementar wichtig für ihre Schwester war. Und als sie wieder einen Freundschaftschat öffnen wollte, kam der endlich zustande.
    Was jetzt kommt, Mariya, ist unheimlich wichtig, ja!?
    Aber das ist doch nur ein Lakai von Nonomoto!!!
    Der uns helfen soll und will. Also bitte hör ihm zu, ja? Für deine Imouto?
    Okay, für dich, Nana...

    Das sie sie mit ihrem richtigen Namen im Chat ansprach, das verzieh sie ihr. Hier waren sie schließlich unter sich.
    "Zu allererst: Was euren Avatar betrifft, euren Körper in der Welt des Dai Shi. Dieser ist so, wie ihr ihn erstellt habt. Wenn ihr plötzlich unzufrieden seid mit ihm und seinem Zubehör, dann habt ihr euch entweder nicht genug Gedanken gemacht, nicht genug in der Charaktererstellung herum experimentiert oder schlichtweg nicht aufgepasst..."
    Butterfly stellte Mariya immer wieder Fragen im Chat, ob diese auch alles verstanden hatte: Wie das mit den Avataren als Körper sich verhielt. Wie das Kämpfen ablief. Was Gainos als kampffreie Zone bedeutete.
    Wahrscheinlich sollten wir erstmal in Ruhe die Lage nach der Eröffnung sondieren... dann kann sich Mariya auch wieder beruhigen...
    Das schien erstmal ihre beste Option zu sein. Denn da Questgeber nicht angzeigt wurden, würden sie wohl Geduld bei ihrer Fragerei mit den NPC's aufbringen müssen - etwas, wofür Mariya bestimmt mit die Ungeeignetste war!
    "... Wie der in der jeweiligen Zeitzone aussieht, befindet sich in den überreichten Unterlagen. Gleichzeitig hat auch Dai Shi einen Tag- und Nachtrhythmus. Dieser wechselt alle 6 Stunden. Im Moment sind es noch etwas mehr wie 4 Stunden, bevor es Tag wird."
    Hast du das gehört?
    Ja. Das heißt, wir müssen im Dunkeln raus?
    Ich denke, wir sollten lieber auf die Tagphase warten. Dann können wir alles besser überblicken.

    Ihre Schwester stimmte ihr zu. Sie wechselten noch ein paar Nachrichten, bei denen Butterfly einfach nur testen wollte, ob ihre Schwester alles verstanden hatte. Diese gab bereitwillig Antwort, ja zeigte sich nach geradezu von ihrer besten Seite im Chat.
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    Bis sie von einer Antwort oder viel mehr einer Frage durch den Gamemaster abgelenkt wurden. Während Butterfly über den Sinn dahinter zu grübeln begann, sah Mariya plötzlich kreidebleich aus und hatte einen entsetzten Gesichtsausdruck.
    Nee-san? Was hast du-
    Nana! Bitte. Ich bitte dich, hör mir jetzt genau zu, ja? Vertraust du mir?
    Öhm, ja, Nee-san. Aber-
    Dann mach dich auf irgendetwas gefasst! Ich habe gerade ein ganz ungutes Gefühl, denn da hat wohl jemand den Gamemaster beleidigt!
    Findest du, Nee-san? Vielleicht ist es auch nur ein verwirrter Spieler? Der vielleicht auch von jemandem getrennt wurde? Der-
    Nana, bitte! Bitte hör auf mich, ja!? Ich... ich habe Erfahrung mit Gamemastern, weißt du... und ich habe einfach ein ganz mieses Gefühl gerade, ja!?

    Butterfly musterte ihre Schwester ein wenig skeptisch. Sie konnte ja nicht ahnen, was Mariya als Makoto die letzten Tage mit Smith-kun zum Beispiel oder bei der Einrichtung der schmerzübertragenden Neuraleinheit durchgemacht hatte. Auch wusste sie nicht von den Erfahrungen, die Makoto durch Sperren im Forum gemacht hatte. Deswegen war sie skeptisch und dachte eher daran, dass jemand gerade sehr verloren war und deshalb so mit Worten eventuell um sich geworfen hatte. Denn das wiederum kannte sie durch ihre Schwester sehr wohl...
    Önee-sama ist offline

  4. #184 Zitieren
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Fauchende Kitty & angepisster Gamemaster

    [Bild: Fast___hydralisk_ava.jpg]

    Fast wartete gespannt auf eine Reaktion, wobei er ja schon einiges aus ihrem Gesicht und ihrer Körpersprache, vor allem Dank ihres 'Puschels' raus lesen konnte.
    Angepisst!
    Sein Ausspruch hatte sie wohl zur Weißglut getrieben. Jedenfalls explodierte, sinnbildlich.
    "Nandatō!?!"
    Hm... oha, Chinesin?
    Für Fast stand erstmal fest, dass sich jemand asiatisches dahinter verbarg. Und sofort wurde China mit dem Spieler oder der Spielerin dahinter assoziiert. Was ihr weiteren Wörter nur bestätigten für ihn.
    "Pass mal auf, kohai. Faselst hier was von Partnerschaft und im nächsten Moment beleidigst du mich!?"
    Ko-... was!?
    Doch ehe er genau nachfragen konnte, hatte sich Kitty, wie er die Katzendame in Gedanken nannte, so in Rage gesteigert, dass sie ihm ihren Zeigefinger quasi ins Gesicht streckte.
    Beweglich, immerhin bin ich ein gutes Stück größer.
    "Steck dir deine beschissene 'Partnerschaft' sonst wohin, ich kann keine Vollnoobs am Rockzipfel gebrauchen; und schon gar keinen der sich aufspielt als sei er der King höchstpersönlich. Widerlich so ein Verhalten."
    Sie spuckte vor ihm auf den Boden.
    "Bete, dass du mir nicht draußen begegnest."
    Dann drehte sie sich weg, um ihn zurück zu lassen.
    "Wie du meinst, Kitty"
    Fast ließ sie ziehen. An dieser Stelle weiter machen, hätte zu viel des Guten bedeutet. Er hatte hoch gepokert, hatte eine Reaktion hervorgerufen und zumindest daraus seine Rückschlüsse gezogen.
    Okay, sie war leicht in Rage zu bringen. Scheint zumindest Temperament zu haben. Und es ist ein Hinweis, dass sie eher ein weiblicher Spieler, denn ein männlicher ist...
    Er konnte es nicht mit Gewissheit sagen, doch er legte sie in Gedanken als Frau hinter ihrem Avatar ab. Aber wirklich wichtig war sie ihm nicht.
    Wenn sie mich asiatisch zutextet, kann ich eh nicht folgen... wobei es faszinierend ist. Sollte denn in Dai Shi die Kommunikation nicht automatisch in die Landessprache der Spieler übersetzt werden? Selbst Claire hatte mir das nochmals in Nonomoto Castle bestätigt. Hm...
    Er überlegte kurz.
    Entweder bedeutet das, dass es keine adäquate Übersetzung gibt... oder Dai Shi ist doch nicht so professionell wie immer behauptet wird!
    Er grinst bei dem Gedanken, wenn er das mal Claire fragen würde.
    Aber im Moment sollte ich von Ersterem ausgehen. Was bedeutet, Spieler am Arsch der Welt können einen in ihrer Landessprache beleidigen, ohne dass es jemand checkt. Interessant... sollte mir vielleicht ungewöhliche Beleidigungen selbst zusammen suchen. Wobei, wozu eigentlich, ich bin da ganz direkt...
    Er sah Kitty nochmals hinterher, dann setzte er gemütlich seinen Weg Richtung Stadtmauer fort...

    "So höret, geehrte Streiter des Dai Shi. Es haben mich einige Fragen erreicht, die ich euch gemeinschaftlich beantworten möchte!"
    Die Antworten des Gamemaster begannen. Fast lauschte nur halb, weil er gerade eine Kriegerin in auffälliger Drachenrüstung musterte.
    Hm, die sieht hübsch aus. Und ihre Bewegungen lassen vermuten, die weiß, was sie kann und was sie will!
    Die Kriegerin hatte einen normalen, menschlichen Avatar. Nicht unbeweglich, aber es sah nicht so aus, als wäre sie besonders auf Schnelligkeit oder so getrimmt. Dennoch bemerkte man an ihrem Gang und der Haltung, dass sie jemand mit erhobenem Haupt war. Sie konnte sich geschickt durch Lücken in den Avataren schlängeln, ohne dabei überhaupt wen anzurempeln. Fast schaute ihr eine Weile nach, ehe er sie aus den Augen verlor. Zwischendurch vernahm er die Hinweise des Gamemaster: Avatar war ihm schon bekannt. Auch was kampffreie Zonen und PVP betraf. Lediglich den Hinweis des Handelns ließ ihn aufhorchen.
    Hm... ich habe mir noch gar keine Gedanken gemacht, wie mein guter Körper ohne Hände mit einem Anderen einen Handel abschließen kann, da mein Avatar hier ja mein Körper ist...
    Das war etwas, mit dem er sich auseinandersetzen würde müssen. Doch das hatte Zeit für später, schließlich gabs keine Droprate in Dai Shi und die ersten Questbelohneungen wären so klein bestimmt, dass er sie zur Not halt fressen und bei der richtigen Gelegenheit...
    Na, besser was anderes ausdenken!
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    Der Satz, so ruhig er auch vom Gamemaster gesagt wurde, ließ Fast stocken.
    Scheiße, hat da wer den Gamemaster beleidigt? Dumm!
    Okay, er war auch nicht gerade höflich zu Kitty gewesen. Aber den Gamemaster beleidigen, das war ein anderes Kaliber.
    "Hey, Monstermacho. Hast du den Gamemaster beleidigt!?"
    Wieder der schwarze Ritter. Fast war überrascht, den hier anzutreffen.
    "Hey, Blechdose, hast dich doch entschieden, nach draußen zu gehen?"
    "Na, das hat nix mit dir zu tun!"
    "Ist klar..."
    "Glaub, was du willst, ich war nur zufällig hier!"
    Fast musste innerlich lachen, so offensichtlich war die Lüge. Aber der Ritter kam mit etwas anderem.
    "Aber ich will nicht in der Stadt bleiben, wenn irgendwer so dumm ist und den Gamemaster beleidigt! Scheiße nochmal, wie kann man nur so bescheuert sein! Völlig verrückt"
    Fast wurde etwas nachdenklich. Klar, Gainos war kampffreie Zone und so. Aber was galt das schon für einen Gamemaster? Und dann traf ihn die Erkenntnis: Der erste Teil des letzten Satzes des Gamemaster!
    'Was die Tödlichkeit betrifft'...
    Der Ritter schien seine Erkenntnis zu bemerken.
    "Hast du es jetzt verstanden?"
    "Ja. Anscheinend steht uns eine Demonstration ins Hause!"
    Und sowas würde Schmerzen bedeuten, für diejenigen, die dafür herhalten mussten. Fast wusste es noch von der Einstellung der NE für Dai Shi. Da waren keine Schmerzen dabei gewesen, die er nicht aushalten konnte.
    Scheiße, ich hatte schon Unfälle mit Wagen, die waren schmerzvoller gewesen. Aber wenn ein Gamemaster im Spiel ist - und die Welt zuschaut...
    "Fuck!"

    "Richtig! Wer kann schon sagen, wen es alles treffen wird! Und das alles dank diesem... Zaion, was auch immer das ist!?"
    Fast antwortete nicht mehr. Viel mehr begann er sich schon jetzt innerlich vorzubereiten...
    Önee-sama ist offline Geändert von Önee-sama (15.04.2015 um 23:41 Uhr)

  5. #185 Zitieren
    Provinzheld Avatar von DragonGodSlayer
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    [Bild: echsenmensch1129nqt5druk.jpg]


    Ihm war klar, dass er irgend wie lernen musste, wie er seinen Schweif kontrollieren könne, da seine Avatare in Belendiel aber alles Kreaturen ohne Schweif waren, dürfte dies nicht auf Anhieb klappen. Weil er wirklich überhaupt keine Ahnung hatte, wie man dieses Ding bewegt, wollte er dies an einem Ort ausprobieren, wo er alleine war bzw. wo weniger Leute waren, um nicht schon wieder jemanden aus versehen mit seinem Schweif schlagen wollte. Genau aus diesem Grund machte er sich auf die Suche nach einem Ort, wo er entweder alleine oder mit wenigen Personen war und genug Platzt hatte, um zu Trainieren. Bei jedem seiner Schritte klingelten die Glöckchen an seinem Schweif. Leider fand er nicht so schnell einen Ort, der seinen Vorstellungen entsprach wie er gehofft hatte. Dies lag an hauptsächlich zwei Faktoren, welches zu einem die vielen Leute wären, die überall in der Gegend rumstanden und nur enge Gassen zwischen ihnen gab. Zum anderen lag es auch daran, dass er sich verhältnismäßig nur langsam Bewegen konnte, was nicht an der Menge an Personen lag.

    „Hey du Blauer komm mal zügig her.“
    Toka blieb kurz stehen und schaute sich um, um zu schauen ob hier noch ein andere mit blauer Haut oder Kleidung war. Da er keinen sah ging er zu der Person, die ihn angesprochen hatte. Bei dieser Person handelte es sich um eine ca. 1,60m große, haarige, rote Raupe mit vier Armen. Diese sah in Tokas Augen schon irgendwie eklig aus, vor allem sein Gesicht. Es hatte so einen irren Blick, dies lag an seinem breiten Mund in dem fast keine Zähne vorhanden waren und an seinen großen Augen mit einem anscheinend alles durchdringenden Blick. Nach der Betrachtung fragte er sich, warum irgend jemand so eine blöde fette Raupe mit irrem Blick als Avatar für das Dai Shi gewählt hatte.
    „Was willst du du Räupchen?“
    „Oh du blaues Reptil, hier gibt es zu hören nicht viel. Könntest du für mich mit deinen Glöckchen klingen? Ich würde sogar zu deiner Unterstützung singen.“
    Die Raupe sprach wie in einem Theaterstück und betonte jedes Wort.
    Toka ging auf die Raupe zu und hoffte, dass es nicht weiter in reimen spricht. Während er sich bewegte läuteten seine Glöckchen.
    „Ich weiß zwar nicht woran er liegt, wenn ich mir deinen Kopf so anschaue müsste es an deinen fehlenden Ohren liegen, dass du meine Glöckchen nicht hörst, obwohl sie schon die ganze Zeit über läuten.“
    „Ich habe zwar keine Ohren, aber eine Nase zum darin bohren. Trotzdem kann ich alles hören, lasse mich aber nicht betören. Also hör auf mich zu belügen und fang an mich zu vergnügen.“

    Gerade als Toka von dieser Reimerei genervt antworten wollte kam eine Kreatur, die wahrscheinlich aus dem alten Ägypten bis in diese Zeit vorgedrungen ist auf die Raupe und ihn zu. Diese machte den Anschein, als wolle sie sich in dieses Gespräch einmischen. Die Kreatur ähnelt einem alten Ägyptischen Gott, sie besaß nämlich den Körper eines normalen Menschen aber den Kopf eines Krokodils, doch von den legenden der alten Ägypter unterschied er sich in einer kleinen aber dennoch entscheidenden Einzelheit, der ganze Körper, also auch der Menschliche Teil war von grünen Schuppen bedeckt.
    „Hey Presswurst hör auf hier in deinen scheiß Reimen zu sprechen, das macht hier alle noch verrückt. Des Weiteren hör doch auf diese Person hier zu verarschen, es ist doch eindeutig, dass dies dort an seinem Schwanz nicht nur Dekoration ist sondern auch Geräusche macht, auch wenn dies eventuell seinen Untergang bedeutet wird.“
    Die Raupe sah den Krokomenschen verdutzt an.
    „Oh du Fremder, komm nicht her. Verzapf hier keine Lügen sonst musst du dafür noch büßen.“
    Die beiden lieferten sich daraufhin ein heißes Wortgefecht. Der schlimmere von beiden war die Raupe, da sie nur in Reimen sprach und das nervte die Leute um ihn herum, das konnte man allen ansehen.

    Um diese beiden versammelten sich immer mehr Personen, die sich in diesen Streit einmischten, einige fanden einfach nur die Reimerei der Raupe nervig, andere stimmten ihm wegen der Glöckchen zu und hielten zum Krokomensch. Die anderen wiederum hielten zur Raupe, da sie die Glöckchen auch nicht hörten, weil sie einfach gerne andere anpöbeln wollten. Wiederum andere wollten einfach nur den Streit anheizen, ihre Beweggründe waren nicht zu erkennen.

    Toka selbst mischte sich in dieses Wortgefecht gar nicht erst ein, ihm war es in dem Moment auch total egal, ob die Raupe ihn bloß verarschen wollte oder nicht, die anderen waren ihm auch egal, denn er hatte wichtigeres zu erledigen, er musste nämlich lernen seinen Schwanz zu kontrollieren.
    Er dachte sich, dass er dies zum Glück nicht laut gesagt hatte, denn dies hätte sich ziemlich komisch angehört.

    Toka hatte endlich einen geeigneten Platz zum üben gefunden, als sich der Gamemaster erneut zu Wort meldete.
    "So höret, geehrte Streiter des Dai Shi. Es haben mich einige Fragen erreicht, die ich euch gemeinschaftlich beantworten möchte!...
    … Nonomoto Enterprises kann euch jetzt keine Änderungen mehr anbieten, da dies einem Nachteil gegenüber denjenigen ist, die sich wirklich überlegt haben, was sie als Körper in dieser Welt haben möchten. Dazu gehört auch jegliches Startequipment wie Waffen, Rüstungen, Amulette und sonstigen Accessoires wie zum Beispiel Glöckchen oder Ähnliches!"

    Auf die Idee, den Gamemaster zu fragen, ob ich meine Glöckchen entfernen kann wäre ich nie gekommen, da es aber auch nicht geht, sollte ich mir dazu keine Gedanken machen, das wäre nur verschwendete Energie.
    Den restlichen Ausführungen hörte er nur mit einem Ohr zu und versuchte seinen Körper und dort vor allem seinen Schweif und die Augen unter Kontrolle zu bringen. Erst als die Rede vom Tag- und Nachtrhythmus war hörte er wieder mit der vollen Aufmerksamkeit zu und entschloss für sich, die Zeit, bis es Tag werden würde hier in Gainos zu verbringen und sich umzusehen, da er Nachts nicht viel ausrichten könnte, zumindest nicht bei seiner momentanen Kontrolle über seinen Avatar.

    Die Augen hatte er schon einigermaßen unter Kontrolle, er schaffte es schon ohne groß nachzudenken, seine beiden Augen so auszurichten, dass er ein einigermaßen normales Sichtfeld hatte. Allerdings vermutete er, dass er ein Sichtfeld wie andere Reptilien von ungefähr 290° besitzen musste. Bislang beschränkt sich sein Sichtfeld nur auf ca. 180° und um auf Angriffe von hinten besser gewappnet zu sein musste er dieses auf sein Maximum erhöhen.
    Bei seinem ersten Versuchen, nach hinten zu schauen, schaffte er dies auch, zumindest mit einem der beiden. Das andere blickte nicht nach hinten sondern nach vorne, das gleiche geschah auch, als er es in die andere Richtung versuchte, natürlich sah da dann das andere Auge nach vorne.

    Hinter sich sah er, wie sich die Masse plötzlich in eine Richtung in Bewegung setzte. Er fragte sich was da los war, dann hörte er X weiter sprechen.
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    Das könnte übel enden, was fällt dieser Zaion nur ein, den Gamemaster zu beleidigen.
    Auch wenn er seiner Meinung nach weit genug vom Geschehen entfernt gewesen sein müsste, ging er auf Nummer sicher und vergrößerte die Entfernung.
    DragonGodSlayer ist offline Geändert von DragonGodSlayer (16.04.2015 um 00:16 Uhr)

  6. #186 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    [Bild: AvatarAnzu.png]Als sie weiter Richtung Stadttor stapfte, schallte ihr noch ein "Wie du meinst, Kitty" hinterher. Gott sei Dank folgte er ihr nicht. Anzu seufzte tief durch, während sie sich an einem Zwergenpärchen vorbeidrängte, die angeregt über die Vor- und Nachteile ihrer Waffen (der eine trug eine riesige Streitaxt, während der andere seinen Fuß auf einen übertrieben schmuckvollen Streithammer gestellt hatte) diskutierten. "Langsam, unbeweglich, laut ...", schloss sie für sich und näherte sich der Stadtmauer.
    Hoch und hell ragten sie vor ihr auf, fast 10 Meter, wenn nicht sogar noch höher, sodass Anzu den Kopf weit in den Nacken legen musste um das Ende sehen zu können. "Uhhh ...", staunte sie - das waren wirklich gewaltige Mauern. "Macht Sinn, so kann sich niemand rausschleichen, während die Anfangszeremonie noch läuft."

    Während hinter ihr Licht von den tanzenden, schwebenden Engeln und sonstigem Schnickschnack der Eröffnung flackerte, schnupperte sie. Schwach meinte sie, den Geruch von Gras wahrzunehmen - jedenfalls kein Meer oder so etwas. Also lag die Stadt nicht an der Küste sondern vermutlich eher in einer Steppe, flaches Land vermutlich - für bergiges oder hügeliges Land war die Fläche der Stadt zu eben.
    Fragte sich nur, welches Klima und wie die nähere Umgebung aussah. Ein Wald käme ihr gelegen, Flüsse oder Seen dagegen gar nicht. Daher war sie schonmal erleichtert, kein Meer gerochen zu haben. "Im Wasser bin ich schwächer, ich muss mich davon so gut wie möglich fern halten."
    Während sie dort stand und sinnierend in den Himmel schaute, öffnete sich erneut der Gebietschat und das aufdringliche, grelle Blau des Gamemasters prangte ihr entgegen. Nach und nach füllte sich der Chat mit endlosen Erklärungen für die Dummies unter ihnen. Anzu unterdrückte einen erneuten Seufzer, las aber geduldig mit. Wer weiß, vielleicht war ihr doch etwas entgangen?
    "Als einziger Zwang gilt die Regel, mindestens 8 Stunden innerhalb eines 24 Stundenzyklus online zu sein. Da wir im Moment in einem angebrochenen Zyklus stecken, stehen euch nur knapp 11 Stunden zur Verfügung, um die 8 Stunden voll zu kriegen. Danach beginnt für jeden Teilnehmer der normale 24 Stunden Rhythmus. Wie der in der jeweiligen Zeitzone aussieht, befindet sich in den überreichten Unterlagen. Gleichzeitig hat auch Dai Shi einen Tag- und Nachtrhythmus. Dieser wechselt alle 6 Stunden. Im Moment sind es noch etwas mehr wie 4 Stunden, bevor es Tag wird."

    "Jackpot!" Noch vier Stunden Dunkelheit - und sie war im Vorteil. Das bot ihr den perfekten Rahmen, erst einmal zu verschwinden, sobald sich die Tore öffnen würden. Ziel war es, einen sicheren Platz zu finden und sich dann überlegen, wie sie weiter vorgehen würde. Ideen hatte Anzu, ohne Frage, trotzdem musste sie auf unerwartete Ereignisse gefasst sein, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie nicht sagen konnte, wie die Gegend um Gainos herum tatsächlich aussah.
    Beobachtung war ihr Projekt für die ersten acht Stunden: Umgebung, Questgeber, mögliche Mitstreiter - vor allem letztere mussten gut gewählt werden. Es würde sicherlich nicht einfach sein, jemanden zu finden der gut war und zugleich im Rahmen der Möglichkeiten auch vertrauenswürdig. "Ich will nicht in der zweiten Nacht schon einen Dolch im Rücken sitzen haben ..."

    Plötzlich wurde sie von hinten angerempelt. Etwas genervt drehte sie sich rasch um, um dem Übeltäter klar zu machen, dass sich so etwas nicht gehörte. Dann bemerkte sie die allgemeine Bewegung in der Masse, die sich vom Zentrum in jede Richtung ausdehnte. "Habe ich was verpasst?"
    Ihr erster Blick galt den Toren, doch die waren weiterhin geschlossen. Das konnte es nicht sein. Aber was war dann los? Getuschel erhob sich, während sich jetzt andere Avatare näher Richtung Mitte der Stadt schoben, im völligen Kontrast zu anderen die genau die entgegengesetzte Richtung anstrebten.
    Eine mager bekleidete Jägerin zeigte in den Himmel. Anzus Blick folgte diesem Fingerzeig: offenbar hatten sich am Himmel die Engel zusammengerottet und bildeten eine Art Kuppel, als würden sie etwas bewachen. "Was ... noch so ein Schauspiel?", murmelte sie - und dann kam sie auf die Idee doch endlich mal in den Gebietschat zu sehen.
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    Anzu runzelte die Augenbrauen, sah zurück hoch zu den Engeln. Konnte es sein, dass der Gamemaster da gerade Muskeln spielen ließ, mit Rückendeckung all dieser Wesen, die sich wie ein Schutzschild um ihn aufgebaut hatten? Die Katzenfrau ließ einen langen, genervten Seufzer hören. "Ich bin von Idioten umgeben ..." Die einen strömten dem Schauspiel entgegen wie Deppen, die an Unfallorten gafften ohne zu helfen; andere nahmen die Beine in die Hand und pissten sich vermutlich gerade in die Hose, wo sich doch jeder denken konnte, dass jetzt nicht flächendeckend alle Spieler niedergemacht werden würden. Und dann ... war da dieser komplette Vollidiot der offenbar vergessen hatte, dass man manche Gedanken besser für sich behalten sollte.

    Anzu starrte auf die leuchtenden Engel am Himmel und rang mit sich: einerseits wäre es sicher interessant zu sehen, wie der Gamemaster auf Beleidigungen oder ähnliches reagierte, und ob er es wagen würde, vielleicht jetzt schon jemanden aus dem Spiel zu nehmen. Außerdem war sie neugierig darauf, was diese Zaion gesagt hatte. Andererseits wollte sie sich nicht der gaffenden Runde anschließen und einen perversen Voyeurismus pflegen, wie sonst viele Menschen.
    Außerdem ... wer konnte sagen, wann danach die Tore geöffnet wurden ...

    Anzu entschloss sich gegen ihre Neugierde und für den Egoismus: sie musste überleben, um jeden Preis. Das bedeutete Anpassung und gleichzeitig die Fähigkeit, anders zu handeln als alle anderen. Ihr Blick richtete sich wieder auf die Mauer und suchte nach dem eisenbeschlagenen Stadttor. Bald gefunden, fixierte sie es und zielstrebig lenkte sie ihre Schritte dorthin.
    Und doch ... während sie sich dem Tor näherte, schielte sie immer wieder mit einem Blick auf den Gebietschat. Sie konnte sich nicht ganz dagegen wehren, etwas Bewunderung schlich sich ein - für die Person, die offenbar dem großen Boss Widerworte gegeben hatte.
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


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  7. #187 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
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    Was bisher geschah: LolibansheeminimoppdracheMariya die 'ältere' Schwester Butterfly

    [Bild: AvatarMallow1.png]So schnell die Erlösung von dem nebeligen Quälgeist gekommen war, so schnell musste Mallow leider auch feststellen, dass es da noch etwas gab, was ihm förmlich das Fell zu Berge stehen ließ. Diese tobende Banshee, die man leider nicht in ein Medaillon sperren konnte – außer sie war in Wirklichkeit das Haustier dieser Lamia. Wobei dem Wolfsbüffel leider keine Klasse bekannt war, bei der man einen bissigen Zwergpinscher als Gefährte besaß – außer man hatte tatsächlich die Klasse verwöhnte Hotelerbin eingeführt, was er aber für unwahrscheinlich hielt.
    In diesem Fall konnte man also augenscheinlich nichts gegen die kleffende Pseudobedrohung tun, außer … ja, außer man war die geschuppte Schwester mit den offensichtlichen Plan männliche Spieler um sich zu scharen – was jedoch nicht funktionieren würde, wenn man dieses Tier immer an seiner Seite hatte.
    Irgendwie hatten diese Personen sein Interesse geweckt, wenn auch nur für eine kurzen Moment. Entweder hinter all diesem unzumutbaren Verhalten steckte tatsächlich das perfide Konzept unwissende Spieler in eine Falle zu locken, oder die Lamia hatte beim Hochschieben des Sexappeal-Reglers nicht daran gedacht, dass sich Männer selbst bei solch überzeugenden Argumenten – wie Beker es wohl genannt hätte – wegen ihrer Weggefährtin von ihr abwenden würden.
    Und oh Gott, er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich schon überlegte wie sein Geisterbegleiter die Dinge benennen würde.
    Also, der eigentliche Gedankengang: Was war es, arglistige Täuschung oder ein von Naivität zerstörter Plan, den auch Ichika vorher verfolgt hatte?
    Doch noch in der Überlegung zuckte er plötzlich leicht zusammen.
    Eine Möglichkeit um auf die überraschende Entschuldigung zu reagieren blieb Mallow nicht wirklich, hatte er immerhin ganz offensichtlich kein Stück damit gerechnet, die peinliche Zurechtweisung absichtlich ignoriert und zudem ernsthaft darüber nachgedacht, was all das Gehabe sollte.
    Die Reaktion war ernüchternd, hob der Wolfsbüffel nur leicht verwirrt seine Pranke um zu signalisieren, dass es gar nicht so schlimm war – natürlich war es das, aber so etwas sollte man sich auf keinen Fall anmerken lassen. Eigentlich hatte er sich überlegt gehabt, die Lamia sachte mit der Pfote zu streifen, verlegen zu lächeln und sich dann selbst für den Geist zu entschuldigen. Doch keine Chance.
    So gesehen würde es nicht schaden, sich bei der älteren Schwester gut hinzustellen. Wer wusste schon, wann sie ihm mal nützlich sein könnte. Wenn sie nicht vorher starb. In den ersten fünf Minuten außerhalb der Stadtmauer. Und warum? Weil ihre jüngere Schwester – dieser kleine hysterische Minimopp – ein viel zu starkes Monster mit ihrem Geplärre anlocken würde.
    Aber vielleicht überraschten die Zwei ihn ja.
    Schulterzuckend wandte sich Mallow ab, als sich die zwei merkwürdigen Gestalten entfernten, blickte gen Nachthimmel und verfolgte die Engelmeute mit den magentafarbenen Augen. Der Gamemaster, direkt an deren Spitze. Unbewusst die Pfote mit der langen Zunge benässend, beobachtete er die kleine Gestalt dabei, wie sie von ihren Flügeln getragen über ihm hinwegflog.
    Wer sich wohl dahinter versteckte? Ob diese Person darauf eingehen würde, wenn er sich ihr anbot? Oder hatte er tatsächlich den falschen Körper gewählt? Im besten Fall würde aber wohl auch ein Ausschnitt aus dem letzten Modemagazin reichen, um den Gamemaster um den Finger zu wickeln. Fraglich nur, ob er dadurch wirklich begünstigt werden würde. Die Mitarbeiter von Nonomoto waren sicher nicht gerade für ihre Bestechlichkeit bekannt.
    Für einen Moment musste er an den Arzt denken, diesen Eiji Nagazaki. Widerlicher Kerl. Er hasste ihn – nicht zuletzt weil die Abweisung das Erste war, woran er sich erinnerte in Verbindung mit diesem Namen.
    Also, würde es ihm helfen sich an den Gamemaster zu verkaufen? Wenn nötig auch körperlich, da war er sicher nicht zimperlich. Es ging um nichts Geringeres als sein Leben, dafür gab man sich sicher auch einer abstoßenden Person hin, die man sonst noch nicht einmal freiwillig angefasst hätte, geschweige denn angeschaut.
    Die Person hinter dem Engelskind gab sich viel Mühe, alles bestmöglich zu erklären und vor allem so, dass auch jeder grenzdebile Spieler verstehen konnte wie all das ablaufen würde – nicht das es nötig war. Sollten die Unwissenden ruhig sterben, anders hatten sie es nicht verdient. Wer sein Leben so achtlos wegwarf, der hatte nicht das Recht auch nur noch eine Minute auf der Welt zu wandeln. Abschaum.
    Außer vielleicht als Kanonenfutter.
    Egal, eine gewissenhafte Person konnte man damit überzeugen, dass man ihr bewies wie fähig man selbst war. Er würde es sich für das nächste Treffen mit dem Gamemaster vormerken. Anregende Gespräche, verstecke Schmeicheleien, keine zu offene Bekundung des Interesses, aber durchaus etwas Geflirte.
    Außerdem, neben all den Erklärungen … musste er schmerzlich feststellen, dass ein Tausch wohl nicht möglich war. War das eine Art Folter? Bewies Nonomoto etwa so etwas wie Humor mit der Bereitstellung solcher Gefährten, wie er ihn erwischt hatte?
    „Was die Tödlichkeit betrifft ... bist du diese Zaion, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich ... meine Mutter in den Dreck zieht?“
    Mallow horchte interessiert auf, knuffte dabei die Pfote gegen sein rechtes Ohr und rieb mit der vorher befeuchteten Stelle an dem verhärteten Stirnbein entlang, hin zu der länglichen Narbe.
    „Zaion, hm? Da haben wir wohl schon die erste Tote.“
    „Weißt du was eine Zaion ist?“
    Als der Tirak'tirani bemerkte, zu wem die kratzige Stimme gehörte, drehte er sich erschrocken herum, die Ohren aufgestellt und den Schweif plüschig in die Höhe gestreckt. Zu lange Reaktionszeit, daran musste er arbeiten. Der Körper war schwerfälliger als zuerst angenommen, das könnte ein Problem sein, wenn er sich nicht schnell daran gewöhnte.
    Außerdem wollte er sich schelten, dafür dass er den Geist gefragt hatte. Er konnte sich schon denken, was er als Antwort bekommen würde.
    „Nein, aber ich verwette deinen haarigen Hintern darauf, dass es verdammt schade um sie sein wird. Vor allem, wenn ihre Glocken genauso toll läuten wie die von meiner Nee-chan … Moment, wo ist sie eigentlich?“
    „Solltest du nicht in dem Medaillon sein?“
    Vorsorglich die Suche nach der vollbusigen Lamia unterbrechend, konzentrierte Mallow sich auf die wichtigeren Dinge. Einmal die Frage, wieso diese schimmelblaue Seelenkugel schon wieder um ihn herumschwirrte, wie er sich hatte befreien können und vor allem, was es mit dieser Zaion auf sich hatte.
    Ihm sagte diese Rasse rein gar nichts, musste sich also um eine handeln, die erst mit diesem Dai Shi eingeführt wurde.
    Viel interessanter war aber, dass sich so bereits vor dem eigentlichen Start die Möglichkeit bot, herauszufinden wie weit man bei diesem Gamemaster gehen konnte. Diese Spielerin – oder der Spieler mit dem weiblichen Avatar – hatte sich innerhalb kürzester Zeit zum Anschauungsmaterial erkoren, sehr gut. Wenn sie ihr Leben lassen würde, dann wusste der Wolfsbüffel zumindest, dass er äußerst vorsichtig sein musste mit seiner Wortwahl.
    „Und den Spielern diesen wundervollen Charme verwehren, bist du denn des Wahnsinns? Oder willst du mich etwa ganz für dich allein? Ein Beker teilt gern, vor allen sich selbst.“
    Mit einem Augenrollen legte die weiße Bestie ihren schweren Kopf schief und blickte zu seinem Begleiter.
    Ohne Worte. Einfach ohne Worte.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  8. #188 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Giarra
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    Rhao hatte schon fast erwartet, dass der kleine Giftzwerg auf Krawall aus war – und ihm auch außerhalb des PvP mangels Eloquenz nur mit Gewalt antworten konnte.
    „Achtung Elf fällt!!!!“
    Mit einem Ausweichschritt konnte der Elf mit wehender Robe und herumfliegenden Haaren der Axt entkommen, sodass die Waffe seines Gegenübers ihn nur leicht traf. Auch das schickte schon einen leichten Schmerz durch das Schienbein des Nekromanten, der sich allerdings nichts anmerken ließ. Den Gamemaster mittlerweile vollkommen ignorierend verschränkte er die Arme und zauberte ein breites Grinsen auf sein Gesicht. Seine Narben verzerrten sich auf eine – man konnte es nicht anders sagen – recht elegante Art und Weise, die das belustigte Blitzen in seinen Augen noch unterstützte.
    ''Dein Ernst? Ist ja süß.''
    Atoro – mittlerweile war sein Fell eine wirklich brauchbare Klobürste geworden – fauchte immer lauter und aggressiver, sodass einige umstehende Avatare einen Schritt auswichen.
    ''Geh wieder deinen heiligen Bart streicheln, vielleicht nisten nächstes Jahr sogar einige Vögel darin.''
    Mit einem leisen Zischen rief er seinen Begleiter zurück, stützte sich lässig auf seine Sense und betonte mit dem gehobenen Kinn seine erhöhte Positon.
    ''Ich weiß schon genau wieso ich Gartenzwerge nie mochte. Vergiss meine Worte nicht, in meinem Kopf passen noch viele andere tolle Dinge in diverse Körperöffnungen an deinem Prachtklops.''
    Wer den Mensch hinter dem Computer kannte wusste genau, dass er bluffte und selbst einem solchen Vertreter der Spieler einen ehrenhaften Tod bescheren würde, wenn es denn zu einer offenen Konfrontation käme.
    Gespannt wartete er auf eine Reaktion als recht unerwartet eine kleine Flugshow über ihm veranstaltet wurde. X selbst steuerte in seine Richtung. Hatte er es schon jetzt übertrieben? Stand vor ihm einer der wichtigen Top-Ten-Spieler? Waren zu enge Roben im Dai Shi verboten? Immer mehr Gedanken, einer absurder und panischer als der andere rasten durch seinen Kopf als er seinen Irrtum erkannte – das Flattervieh steuerte auf die Dame mit dem Schwanzproblem zu. Sie sah nicht so aus als würde sie vor dem Engelchen buckeln und sprühte nur so vor Konfliktpotenzial.
    Zeit sich aus der Affäre zu ziehen und das Weite zu suchen, um nicht unnötig in Probleme hineingezogen zu werden.
    ''Viel Glück!''
    Mit einem fröhlichen Winken rief er noch dem Zwerg ein ''Dich meinte ich damit nicht.'' zu und schlängelte sich eilig zwischen den vielen Avataren hindurch. Die meisten waren starr vor Angst oder Neugier – oder beidem – und eine fast drückende Stille breitete sich wie eine riesige Welle aus. Bis auf einen kleinen, etwas zu schmächtig geratenen Barbar, der begeistert rief ''Ich, Ulf Ulfson, werde verdammt nochmal gewinnen. Für das Gute und die Freheit! Nicht wahr, Schmitz?''. Schmitz wurde in diesem Fall durch einen weiteren Avatar eines noch kleineren, mit Stummelschwingen ausgestatteten Drachen dargestellt, der statt zu antworten nur begeistert nickte und mit den Flügelchen schlug.
    Leute gibt’s hier, denen sollte das Internet verboten werden.
    Immer weiter laufend, schiebend, ziehend und drückend erreichte er schlussendlich eine ruhige Gasse und hetzte fast wie vom Teufel höchstpersönlich verfolgt an den Häusern vorbei. Die Fassaden waren unglaublich detailreich und doch war noch alles vollkommen leblos, wirkte künstlich. Sämtliche Fensterläden waren fest verschlossen und ließen kein Blick ins Innere der Wohnungen zu, kein NPC war zu sehen oder zu hören – eine wahre Geisterstadt.

    Mittlerweile in langsamerem Tempo schlenderte der Elf mit seinem Begleiter an der Seite durch die Straßen von Gainos. Seine Schritte hörten sich auf dem Kopfsteinpflaster wie ein dumpfes Stampfen an und hallten von den Steinfassaden wider – im krassen Gegensatz dazu stand das leichte Getrippel und Gekratze der Rattenkrallen. Er hörte nichts mehr von der riesigen Menge an Avataren, nicht mehr das Rauschen der Engel, die immernoch in ihrer Formation am Himmel verharrten. Atoro watschelte neben ihm her und schnupperte hier und da an verschiedenen Requisiten der Kulisse des Todesspiels – ein Stuhl, eine Haustür, ein Besen. Nur durch Zufall streifte sein Blick eine Abzweigung des Weges. Eine Masse an Blättern und Blüten war durch den Gang zu erkennen und der leichte Duft von Rosen wurde durch eine sanfte Brise zu dem Elfen herangetragen.
    Der Ursprung war schnell gefunden und stellte sich als relativ großer Garten heraus. Grünes Gras, einige hübsch blühende Bäume und viele verstreute Blümchen bildeten ein wahres Paradies, das dem Sinn des Spiel ziemlich konträr gegenüber standen.
    ''Eröffnet ist die Jagd so oder so noch nicht.''
    Mit einem Seufzen legte sich der Nekromant ins weiche Gras, die Sense neben sich liegen und Atoro als Kopfkissen benutzend. Mit starrem Blick sah er in den Himmel und verzog das Gesicht. Die Sterne strahlten ekelhaft fröhlich und kräftig in den verschiedenen, von Nonomoto selbst entworfenen Sternbildern, welche die drei Monde in ihrer Leuchtkraft noch unterstützten. Es könnte doch so schön sein, so einfach. Er müsste doch nur einmal die Köpfe der Menschen waschen, sodass sich jeder weigerte die Gegner zu töten und damit das gesamte Event lahm legte.
    Leise rauschten die Bäume im Wind und einige der Blütenblätter machten sich selbstständig, um wie ein kleines Schiffchen auf unbekannter Reise durch die Luft zu gleiten.
    Eigentlich hätte ich mein Studium direkt abbrechen sollen. Lebendig werde ich auch der Sache so oder so nicht rauskommen.
    In seiner Euphorie hatte er tatsächlich nicht einmal an seinen eigenen Lebensplan gedacht.
    Eigenes Haus? Eigenes Auto? Reisen um die Welt?
    Die große Liebe?
    Nope.
    I see you shiver with antici....
    Giarra ist offline

  9. #189 Zitieren
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    Was bisher geschah: engelsgleicher Girrvogel und nekrophiler Causeur

    [Bild: AvatarAegis2.png]Ungläubig kniff die Dämonin die Augen zusammen, rührte sich aber keinen Meter vom Fleck und ballte weiterhin die Fäuste. Zwischen ihren Fingern quoll dunkles Blut hervor, doch noch nicht einmal ansatzweise genug um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, oder gar die irgendeiner Flachpfeife um sie herum. Aus unerfindlichen Gründen – sie bemerkte es ohnehin nicht wirklich, aber zumindest wären sie es gewesen, wenn doch – starrten genau diese Flachpfeifen sie mit einem nach Dummheit schreienden Gesichtsausdruck an, zusammen mit einer Prise Fassungslosigkeit und einer ordentlichen Portion schadenfreudiger Neugierde. Bis auf ein paar Ausnahmen natürlich, die noch damit beschäftigt waren ihr Ego auf Hochglanz zu polieren, für die bevorstehende Präsentation dem widerwärtig-voyeuristischen Mob gegenüber. Andere dagegen entfernten sich. Verdächtig schnell, wenn man diesem Schauspiel denn Aufmerksamkeit schenkte.
    Aegis tat dies nicht, hatte sie immerhin mit der Tatsache zu kämpfen, dass ihr Körper vor lauter Anspannung schon taub wurde und sie somit auch kaum mehr etwas von dem mitbekam, was um sie herum geschah. Nur aus dem Augenwinkel heraus – was gar nicht so leicht war mit einer Maske – hatte sie wahrgenommen, dass sich die Orkfrau zu ihr herüberlehnte. Gott, anscheinend war das gar keine weibliche Ork, wenn man dieses Mannsweib etwas näher betrachtete. Langohr. Ja, erst einmal entschied sie sich in Gedanken für Langohr, bis sie herausfand was genau es war. Dann, wenn sie über dessen Leichen kniete und Zeit hatte sich genau anzusehen, was genau sie da umgehauen hatte.
    Obwohl … Wenn sie genauer darüber nachdachte. In diesem Fall würde das wohl bedeuten, dass sie …
    Die Zaion schluckte, bemerkte dabei aber nur teilweise, dass dieses Langohr sie angesprochen hatte. Zu stark war das Rauschen in ihren Ohren, als dass sie noch irgendwelche Worte ernsthaft verstehen konnte. Aber es war ohnehin vollkommen irrelevant was genau diese Elfenlocke da sabbelte, immerhin war für sie in diesem Moment alles eine Beleidigung. Allein die Tatsache, dass er sich ernsthaft herausgenommen hatte sie überhaupt anzusprechen.
    Seine vorherige Ausführung hatte vollkommen gereicht, um den Wunsch in ihr aufblühen zu lassen jegliches Wort was seine pseudosinnlichen Lippen verließ, komplett auszublenden.
    Eigentlich wollte sie ihm ins Gesicht spucken. Schwieriges Unterfangen, dann da war ja noch immer diese Maske im Weg. Gut, dass sie nicht ernsthaft darüber nachgedacht hatte ihm auf diese Weise zu antworten – oder überhaupt zu reagieren – immerhin wäre eine vollgespuckte Maske das letzte, was sie in dieser Situation auf der Nase haben wollte. Oder überhaupt irgendwann mal. Denn daran gedacht, dass es da ja dieses Hindernis gab, hätte Aegis ganz sicher nicht.
    Stattdessen zischte sie einfach weiter, wie eine tollwütige Schlange mit Zungenkrampf und starrte weiter zu der Person, die all ihre Aufmerksamkeit tatsächlich verdiente.
    Und dann fing er wieder an, der Redeschall dieser androgynen Taubenbrut.
    Da war nicht einmal das Rauschen in ihren Ohren stark genug, um diese widerwärtige Stimme auszublenden, die erneut anfing ein unangenehmes Brennen in ihr auszulösen. Dabei war dies gewiss nicht, weil das Federfrüchtchen in irgendeiner Art und Weise zu laut sprach - wie konnte er auch, brachte dieser Körper doch sicher nicht einmal mehr als ein säuselndes Quieken heraus, wenn man mal ordentlich drauftrat – sondern der Stimmlage wegen. Aegis konnte es sich nicht erklären, aber schien sie so ziemlich die Einzige im sichtbaren Umfeld zu sein, die so darauf reagierte.
    Instinktiv wanderten ihre Hände an ihrem Körper herauf, wollten sich schützend über ihre spitzen Ohren legen, doch zwang sie sich innezuhalten. Irgendwie ging es ihr doch ziemlich gegen den Strich, irgendwelche Schwächen zu zeigen, gerade dieser misslungenen Hybridenzüchtung gegenüber. Also verzog sie weiter das Gesicht, kniff erneut die Augen zusammen und drängte sich dazu die Hände zitternd wieder sinken zu lassen.
    Abermals war die tiefe, doch recht unfrauliche Stimme zu hören. Verdammt nochmal, auf was sollte sie sich denn noch alle konzentrieren?!
    Da war der sogenannte Gamemaster, der die ganze Zeit vor sich hin brabbelte, während er erneut über die Spieler hinweg flatterte, genau in ihre Richtung. Dazu kam das ständige Gesülze der Spieler um sie herum, die anscheinend darüber philosophierten wo man rosafarbene Wattehasenohren herbekam, oder was sich dieses dauerzockende Pack sonst so zulegte, um den Kopfschmerzen entgegen zu wirken, wenn ihr Inventar mal nicht vor sinnlosem Krimskrams überquoll. Und dann natürlich das Langohr. Vor allen Dingen das Langohr, dass wieder mal sie auserkoren hatte für seine sinnlosen Bemerkungen.
    Glück, hm? Sie brauchte kein Glück um ihm irgendwann den Hintern aufzureißen, um ihm dann sein verwestes Haustier hineinzutreten.
    Moment, was dachte sie da eigentlich? Natürlich hatte sie innerhalb kürzester Zeit eine gewaltige Abneigung dem langhaarigen Ding gegenüber entwickelt; oder zumindest die allen Lebewesen gegenüber herrschende Abneigung bei diesem Individuum erstärken lassen. Aber das bedeutete doch nicht, dass sie ernsthaft vor gehabt hatte diesem widerwärtigen Schauspiel weiter beizuwohnen, welches die geisteskranke Menschheit sabbernd vor deren Holoschirmen fesseln sollte. Einen Scheiß würde sie tun!
    „Was die Tödlichkeit betrifft ... bist du diese Zaion, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich ... meine Mutter in den Dreck zieht?“
    Leise knurrend fixierte sie den gefiederten Gartenzwerg mit ihren gelbgrünen Augen, der sich doch ernsthaft ihr gegenüber gestellt hatte, um sich dann wie ein rüpelhafter Raufbold vor ihr aufzubauen. Unter Ihr. Wie auch immer.
    Die Wut die in der Dämonin herrschte war noch lange nicht abgeklungen. Eher das Gegenteil, fing sie immerhin langsam an über die Situation nachzudenken und was sie da verzapft hatte. Genug Gründe also, um eben diese Wut weiterhin wachsen zu lassen.
    Aegis blinzelte, bekam nur flüchtig den Ausruf der invaliden Zahnfee mit, quittierte diesen aber mit einem kurz-freudigen Zucken ihres Schweifs.
    „Atemprobleme? Oder musst du zwischen deinen Worten immer eine Denkpause einlegen? Die du im Übrigen auch bei der Erstellung dieses Malheurs hättest einlegen sollen.“
    Sie machte sich nicht einmal die Mühe auf die Frage des zwittrigen Asthmatikers zu antworten, blendete dabei vor allem überaus gekonnt die ersten Worte aus. Wieso hätte sie es auch ernst nehmen sollen?
    „Was ist los? Möchte der Abkömmling von einer dieser Ratten der Lüfte das ich ihn hochhebe, damit er auf Augenhöhe kommt?“
    Selbstsicher bewegte sich ihr Schweif hin und her, als würde er in der leichten Brise tänzeln, die durch die Straßen wehte. Sie sprach absichtlich mit ihm, als wäre er nichts weiter als ein kleines, dummes Kind.
    Aegis zog die Oberlippe hoch und entblößte ihre spitzen Fangzähne, dabei ein deutlich lauteres Knurren von sich gebend.
    Sie war noch lange nicht fertig. Am liebsten hätte sie den kleinen Scheißer seine verlausten Federn in den Mund gestopft, damit er es für immer unterließ diese grässliche Stimme jemals wieder zu erheben. Bevor … ja, bevor sie ihm dann dieses doch recht nützliche Geweih in die kindliche Visage gerammt hätte. Sie war wütend – noch immer – und entgegen ihrer sonstigen Natur durchaus bereit dazu sich körperlich zu betätigen.
    Doch statt einen Versuch zu starten, ob überhaupt irgendetwas davon möglich war – ganz ehrlich? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Aber nicht einmal sie war dumm genug einen Gamemaster zu vermöbeln, wenn es denn ginge – erhob sie die Rechte. Den Zeigefinger in die Position bringend, diesem dem Hermaphrodit im Mini gegen die Stirn zu drücken und ihn damit von sich, hielt sie plötzlich inne.
    Ja, wieso hätte sie das ernst nehmen sollen? Die Frage hallte in ihrem holen Schädel wider und wider. Sie hatte sich diese doch bereits beantwortet: Er war ein Gamemaster. Und nicht einmal nur einer von denen, die sich in Belendiel die Eier schaukelnd in irgendeiner Stadt saßen, um sich dort von allen für ihre Position feiern zu lassen, sondern einer von denen, die … in einem Spiel auf Leben und Tod – sie hoffte noch immer das sie das missverstanden haben musste – das Sagen hatten.
    Verdammt. Verdammt. Verdammt!
    Zuckend zog sie die Hand ein Stück zurück, verstummte augenblicklich und erstarrte zu einer wirklich wirklich dummen Salzsäule. Nicht allein weil das Funkeln in den Augen des Knusperkopfes vor ihr deutlich zugenommen hatte und man blind sein musste, um es zu sehen, sondern gewiss auch, weil sie endlich anfing ihr Hirn einzuschalten. Nach einem sehr langen Winterschlaf.
    Das Funkeln aber war da schon deutlich präsenter, als irgendwelche langsam in Fahrt kommenden Gedankengänge, die ihr sagen wollten das augenscheinlich an geistiger Umnachtung leiden musste. Oh man, dieses Funkeln ...
    Verdammt ...

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline

  10. #190 Zitieren
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    [Bild: X___Ava.png]

    ''Viel Glück!''
    Ein Elf in der Nähe, der sich auch ob X' Ankunft zu verdrücken schien.
    ''Dich meinte ich damit nicht.''

    - Spieler #8.666
    - Rasse: Dunkelelf
    - Status: Unbedeutend


    Vor allem die letzte Mitteilung der KI bewies, dass es sich nicht lohnte, sich weiter mit dem davoneilenden Elf auseinander zu setzen. Ein Zwerg stand ziemlich nah bei der Ausgangsposition des Elfen.

    - Spieler #10.000
    - Rasse: Zwerg
    - Status: Spion von Nonomoto Enterprises


    Hm...
    Kurz wurde überlegt, ob sich aus dieser Gelegenheit schon etwas machen ließe. Doch X kam zu der Entscheidung, dass dies noch viel zu früh im Spiel sei.
    „Attagirl!“
    Ein Ausruf war zu vernehmen von einem in der Nähe stehenden Spieler, dessen Avatar doch eine recht groteske, wenn auch humanoide Form darstellte.

    - Spieler #6.470
    - Rasse: Metamorph
    - Status: Unbedeutend


    Eine Spinnenfrau war bei dem Metamorphen, doch eine gründlichere Ausfragung der KI wurde durch die Zaion verhindert: Während X durchaus einiges aus den Augenwinkeln und mithilfe verschiedenster Einblendungen durch die KI auf dem HUD mitbekommen hatte, waren die Augen immer noch auf Spielerin #9.336 fixiert. Und diese schien sehr selbstsicher in ihrer Wut zu sein, wenn man das Zucken ihres Schweifs so auslegen mochte.
    „Atemprobleme? Oder musst du zwischen deinen Worten immer eine Denkpause einlegen? Die du im Übrigen auch bei der Erstellung dieses Malheurs hättest einlegen sollen.“
    „Was ist los? Möchte der Abkömmling von einer dieser Ratten der Lüfte das ich ihn hochhebe, damit er auf Augenhöhe kommt?“
    Bei jedem einzelnen Wort begannen X' Augen mehr zu funkeln - dieses berühmte Funkeln, dass gerne als Referenz genommen wird, wenn man die steigende Wut einer Person beschreiben möchte. Es war das einzige Anzeichen, dass X von sich gab. Für Umstehende war es aber mehr als deutlich.
    "Idiotin!" "Oh mein Gott!" "Ich habe nichts mit ihr zu tun, wirklich!"
    Das war der vorherrschende Grundtenor einiger Spieler in der Umgebung, die die Worte der Zaion mitbekamen. Für X war das unerheblich. Denn die Rachedämonin zeigte jetzt ein... was, überhebliches Gehabe? Nicht mal ansatzweise verbergend, dass sie so tat, als spräche sie mit einem kleinen Kind? Und um das Ganze noch zu toppen, bewegte sie einen Zeigefinger auf X zu, als wolle sie X mit diesem an die Stirn tippen - nur um sich im letzten Moment noch zusammen zu reißen. Denn anscheinend hatte Spielerin #9.336 ihren Irrtum bemerkt. Doch etwas zu spät.
    "Tch!"
    Nicht im Gebietschat wie vorher, nein, X' Zungenschnalzen, Ausdruck verärgerter Ablehnung kam zwar deutlich hörbar, jedoch rein für die Umstehenden. Was nicht gerade wenige von diesen zusammen zucken ließ!
    Eine Demonstration! Jetzt und für Alle, damit es auch jeder versteht!
    X' Augen verengten sich endgültig zu Schlitzen, musterten ein letztes Mal die wie eine Salzsäule dastehende Zaion, um sich dann mit einem kräftigen Schlagen der Flügel augenblicklich etwa 10 Meter in die Lüfte zu erheben. Schon zuckten erste Avatare zusammen, ob der Bestrafung für diese Idiotin, die bestimmt kommen würde. Doch noch geschah nichts.

    Vorbereitungen abgeschlossen. Szenarioanalyse zeigt 100% Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Demonstration für die Spieler, wie auch eine mit 97% sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass es den Zuschauern daheim gefallen wird.

    X hatte schon ein paar Befehle gegeben, welche jetzt von der KI bestätigt wurden. Wichtig war natürlich, dass alle Spieler es auch wirklich verstehen würden, was sie erwartete, dennoch mussten bei einem Dai Shi natürlich auch die Zuschauer einbezogen werden. Die 3% Unzufriedenheitswahrscheinlichkeit konnte hingenommen werden, war diese doch ledeglich den Zuschauern geschuldet, die kein Extrapaket für die Übertragung des Dai Shi hatten und gleich eventuell etwas den Durchblick verlieren würden.

    An alle Spione von Nonomoto Enterprises unter den Spielern: Die nun erfolgende Demonstration wird eure Avatare physisch genauso betreffen wie die der normalen Spieler. Ihr werdet keinen Schmerz verspüren, außer es bestehen andere Vereinbarungen mit der Firma. Dennoch wird erwartet, dass auch ihr euch so verhaltet, als wäre euer Leben wirklich in Gefahr!

    Über die KI wurden die Mitarbeiter von Nonomoto Enterprises vorgewarnt, dass sie jetzt schon darauf achten mussten, ihre Rolle perfekt zu spielen. Dann begann X zu sprechen.
    "Da wir anscheinend tatsächlich Teilnehmer unter uns haben, die von den Schmerzen und der Tödlichkeit des Dai Shi nichts wissen, bedarf es wohl einer Demonstration nach dem Motto 'wer nicht hören mag, der muss fühlen'!"
    X sah, wie Bewegung in die Massen der Avatare kam. Einige wurden panisch und versuchten wieder zu fliehen oder die Stadt gänzlich zu verlassen. Doch die Tore blieben geschlossen und niemand kam auf die Stadtmauern. Selbst wenn es jemand wider erwarten auf die Stadtmauern geschafft hätte, ein Sprung von einer 10 Meter hohen Mauer war definitiv ungesund. Doch während der Eröffnungszeremonie hätten Spieler, die das Wagnis begehen wollten, sowieso den Hinweis bekommen, dass dies zur Zeit nicht möglich war und eine unsichtbare Barriere ein entkommen per 'Hechtsprung' verhinderte. Eine handvoll Tollkühner hatte doch wirklich auch versucht, über den Tarracano River aus der Stadt zu schwimmen, denn immerhin gab es durch den Fluss zwei 'Mulden', ähnlich niedriger Tore, durch die dieser die Stadt trotz der Mauer durchqueren konnte. Und eben jene Spieler waren in das Privileg dieser Mitteilung gekommen. Derweil hatten die Engel in X' Gefolge ihre Halbkugelformation wieder aufgelöst und waren eng beieinander zum Gamemaster zurück gekehrt. Denn sie würden in dem nun folgenden Szenario eine aktive Rolle spielen.
    "Schmerz kann in verschiedenen Formen und in unterschiedlicher Geschwindigkeit kommen. Ein schneller Blitz oder der langsame Schmerz des Ertrinkens, beides kann zum Tode führen, doch die Zeitspanne ist sehr unterschiedlich."
    Ein letzter Rundumblick, dann die Entscheidung, doch noch einen Rat zu geben.
    "Für diejenigen, die noch über meine Worte grübeln: Ich empfehle höheres Terrain aufzusuchen!"
    X ließ den Satz volle 10 Sekunden wirken. Dann wurde das Szenario begonnen: Ein Befehl ließ die 1.000 Engel gleichzeitig einen ultra schrillen und hohen Ton ausstoßen, der jedem eine schmerzvolle Erfahrung war. Einige Avatare gingen ob des schrillen Lauts in Gainos gar zu Boden und viele zumindest in die Knie und pressten ihre Hände, Klauen oder sonstige Äquivalente auf ihre Ohren. Selbst gehörlose Avatare, die ihr Gehör für einen anderen Vorteil geopfert hatten bei der Erstellung wurden nicht ausgespart - diese bekamen den schrillen Laut in Form von Vibration am Körper zu spüren. Die Zuschauer daheim wurden je nach Empfangsgerät, nach ausgewähtlem Paket der Übertragung UND zu guter letzt natürlich je nach Soundwidergabe unterschiedlich von dem Ton überrascht - so mancher postete sofort, dass ihm das Gehör flöten gegangen sei, so hautnah ließe ihn sein Übertragungspaket dabei sein, während ein paar der fleißigen Blogger und so weiter Stein und Bein schwörten, dass bei ihnen zuhause gerade sämtliche Fenster geborsten seien oder irgendwelche Gläser in Schränken geplatzt waren. Was auch immer davon stimmte, die Spieler waren auf jeden Falle abgelenkt. Und das nutzte X, um den ersten Skill zu gebrauchen: Nebel. Eine dichte Wand an Wasserdampf begann sich blitzschnell in Gainos auszubreiten. Die Dichte des Nebels war enorm: Man konnte seine Hand noch erkennen, sofern man sie sich quasi ins Gesicht klatschte. Alles bis in eine Entfernung von einem halben Meter war mehr schemenhaft zu erkennen, darüber hinaus verlor sich jedwege Möglichkeit, etwas zu erkennen. Gewiss, es gab einige Avatare mit erhöhter oder gar spezieller Sichtfunktion, genauso gab es auch Avatare mit schlechter Sicht. Selbst eine handvoll blinder Avatare nahmen am Dai Shi teil, die auf gänzlich andere Wahrnehmungsorgane setzten und für die sich erstmal nichts änderte. Doch die große Masse hatte einen ziemlich einheitlichen Grundtenor, wenn denn Äußerungen abgegeben wurden.
    "Was soll der Scheiß?" "Mein Gehör..." "Ich sehe nichts mehr!"
    Für X war das Alles ohne Relevanz, denn schon wurde der nächste Skill vorbereitet: Monsun. An sich klingt der Skill erstmal überhaupt nicht spektakulär. Doch seine wahre Tücke lag darin, dass er mit der Zeit zu einer Gefahr wurde. Zu einer großen Gefahr... Zuerst bildeten sich, fast gänzlich unbemerkt von den Spielern, die im Nebel umherirrten und teils immer noch mit dem Angriff auf ihr Gehör zu tun hatten, riesige Wolken, begleitet von einem Rumpeln und Donnern. Schon zuckten erste Blitze vom Himmel - und fanden auch schon erste Ziele: Die Ki steuerte das Szenario so, dass zwischen den Spielern ein Ausgleich herrschte. Natürlich hatten nach dem Schock durch den schrillen Ton trotzdem erste Avatare den Rat des Gamemaster befolgt und waren auf irgendwelche Gebäude oder Bäume geflüchtet. Ja, geflüchtet, denn immerhin erwarteten diese den Zorn von X. Doch so leicht sollte es ihnen nicht gemacht werden. Je nach Größe und somit vorhandener Lebensenergie, schlugen die blitze mal näher und mal noch näher ein. Bei so manch riesigem Avatar quasi fast direkt in den Körper! Was viele wieder in die Gassen zurück beförderte oder aber Spieler mit höllischen Schmerzen durch Elektrizität in die Knie zwang. Gleichzeitig setzte der Regen ein. Ein Monsun war ein tropischen Gewitter, mit einem Platzregen von solcher Stärke, dass ein vergleichbares Unwetter in gemäßigten Zonen wie leichter Niesel dagegen wirkte. Das Wasser kam in Massen vom Himmel, so mancher dachte gar, das ein Meer in die Luft befördert worden war und nun einfach losgelassen wurde. Auf jeden Fall war es viel zu viel Wasser, als das es einfach so geregelt abfließen konnte. In Sekunden begann es sich in den Gassen zu sammeln und dann stetig anzusteigen. Was eine Panik auslöste: Avatare wurden durch Blitze daran gehindert, sofort irgendwo hinauf zu kommen. Doch unten in den Gassen zu bleiben schien den Tod durch Ertrinken zu bedeuten. Und hinzu kam der Nebel, der die Sicht auf das Minimum reduzierte. Was ungewöhnlich war, hätte der starke Regen doch den Nebel hinfort waschen müssen. Aber da diese Wand aus Dampf magischen Ursprungs war, zudem vom Gamemaster persönlich erschaffen, blieb der Nebel vom Monsun unberührt...
    Erst als das Wasser eine Höhe von einem halben Meter erreicht hatte und erste Avatare zu schwimmen begannen, ließ die KI die Blitze nicht mehr so einschlagen, dass die Spieler am Klettern gehindert wurden. Freilich völlig gefeit war man noch nicht vor einem elektrischen Schlag: PVP funktionierte nicht, doch konnte man alleine mit dem Körper seines Avatar durchaus verhindern, dass jemand anderes zu einem in Sicherheit herauf kletterte. Wenn dies von einem Spieler versucht wurde, schlug halt 'zufällig' ein Blitz so ein, dass derjenige erstmal zu Boden sank und mit den folgenden Schmerzen so sehr beschäftigt war, dass an ein sinnvolles Blockieren des Aufstiegs für andere nicht zu denken war.

    Engel sind in Position und handeln gemäß der Befehle.

    Die KI informierte X, dass alles genau nach Plan ablief: 900 der Engel waren verteilt worden. X hatte ihnen allen eine Wasserpeitsche in die Hand gezaubert, den ersten Skill aus dem Element Wasser des Gamemaster. Die 900 über Gainos verteilte Engel hatten zweierlei Aufgaben: Drohte ein Spieler wirklich zu ertrinken, so wurde dieser von einem Engel errettet und auf höherem Terrain wie zum Beispiel einem Dach abgelegt. Da die Vitalfunktionen der Spieler durch die Kapsel Nonomoto Enterprises bekannt waren und die KI damit gefüttert wurde, reagierten die Engel wirklich erst im letzten Moment - so mancher Spieler wurde also geradeso vor einem qualvollen Tod des Ertrinkens bewahrt! Ritter, denen ihre schwere Rüstung zum Verhängnis wurde oder in Panik geratene, die sich so ins Hemd machten, dass sie mit ihrem Avatar einfach nicht schwimmen konnten. Daneben hatten die Engel aber auch den Auftrag, zu 'bestrafen': Die Blitze waren jetzt weniger zielgerichtet und allmählich füllten sich die Dächer, Bäume und was es sonst an Erhöhungen gab. Und natürlich gab es auch hier Spieler, die sich aufgrund ihres Avatars einen Vorteil verschaffen wollten. Sei es, weil sie mehr Platz beanspruchten oder immer noch andere am Emporkommen hinderten. Und eben jene wurden jetzt aus dem dichten Nebel heraus von den Engeln angegriffen: Durch Wasserspeitsche war gewährleistet, dass die Attacken nicht zu stark waren und sogar ins Szenario passten. Dennoch konnten die Schläge mit einer gewissen Anzahl für so hohe Schmerzen sorgen, dass auch der hartgesottenste Kerl Anderen Platz machte. Alleine, weil man irgendwann im Nebel zurückwich, um nicht noch mehr Schläge ab zu bekommen. Währenddessen hatte X 100 der Engel bei sich behalten.
    Zeit, es mit eigenen Augen zu sehen.
    Wenn man nicht gerade einer der Zuschauer war, der nur ein rudimentäres bild der Übertragung empfing und somit massive Schwierigkeiten hatte, im Nebel irgendwas zu erkennen, so war man doch stets im Bilde, was wo und mit wem passierte. Und dasselbe galt für X: Keine besondere Sichtfähigkeiten. Aber der Zugriff auf die KI machte das mehr als wett. Verschiedenste Einblendungen, teils in Infrarot oder in Nachtsicht, sogar mit ausgefiltertem Nebel sorgten für eine gottgleiche Übersicht. Und X setzte sich jetzt für einen Rundflug mit den restlichen Engeln in Bewegung...

    - Spielerin #6.222
    - Rasse: Gefallener Engel
    - Status: Spionin mit Sonderstatus durch Yuudai Fushida, Chef der Abteilung für Sicherheit gegen Cyber-Kriminalität


    Sorgsam listete die KI alles wichtige auf für X. Da hier nichts zu befürchten war, konnte mit der Runde fortgesetzt werden...

    - Spieler #7.643
    - Rasse: Echsenmensch
    - Status: Unbedeutend, anfällig gegen Kälte


    Hm...
    Kurz überlegte X, schüttelte dann aber den Kopf. Der Monsun war ein tropisches Unwetter und ganz sicher nichts, das Kälte verströmte. Ob ein Echsenmensch wirklich schwimmen konnte war ein Problem, wessen sich die Engel annehmen konnten, aber nicht zu befürchten war, da die KI nichts in dieser Richtung zu vermelden hatte. So zog X weiter...

    - Spieler #187
    - Rasse: Hydralisk (Zerg)
    - Status: Semi-bedeutend


    Die Frage, ob ein Hydralisk schwimmen konnte, erübrigte sich zumindest, da die KI nichts bemerkte in dieser Hinsicht und in solchen dingen unfehlbar war. Einzig die momentane Lage des Avatar in einer engen Häuserschlucht machte das Schauspiel sehenswert, da X gespannt war, wie der Spieler mit seinem doch großem Körper das regeln wollte...

    Kurz darauf traf X auf einen wirklich wichtigen Spieler.

    - Spielerin #14
    - Rasse: Katzenmensch
    - Status: Bedeutend, anfällig gegen Wasser


    Interessant...
    Eine Spielerin der Top 20. Und anfällig gegenüber Wasser. X platzierte einen der vorprogrammierten Engel ziemlich in der Nähe, sollte sich eine Situation ergeben, die ein Eingreifen erfordern würde. Dann wurde die Runde fortgesetzt...

    - Spielerin #3.581
    - Rasse: Halbdrache
    - Status: Unbedeutend


    Keine Besonderheiten, wodurch X dem Avatar auch nicht mehr als ein paar Sekunden Aufmerksamkeit schenkte...

    - Spielerin #1.775
    - Rasse: Tirak'tirani (weißer Wolfsbüffel)
    - Status: Nicht bedeutend genug, kann nicht schwimmen


    Dumm gelaufen, denn nicht wichtig genug!
    Das war alles an Emotion, die durch die Angaben der KI ausgelöst wurden. Da nicht bedeutend genug, wurde keiner der Engel näher herbei geordert und X setzte den Rundflug fort...

    - Spielerin #15
    - Rasse: Lamia
    - Status: Bedeutend, anfällig gegen Kälte
    - Spielerin #9.989
    - Rasse: Junge Claymore
    - Status: Unbedeutend, Sondervermerk durch Dr. Sato der Abteilungsleiterin für medizinische Nanotechnologie und Überwachung.
    Ich zitiere: "Spielerin #9.989 zeigt ein erhöhtes Potenzial der Aufmüpfigkeit und kann eine Gefährdung für Spielerin #15 darstellen. Zu diesem Zwecke wird geraten, #9.989 bei jeder Gelegenheit in die Schranken und somit der Abhängigkeit von #15 zu verweisen."


    Das war eine Ansage, wenn ein solcher Vermerk zu einem Teilnehmer gemacht worden war. Schon wurden die Befehle erteilt und X war gespannt, wie #15 das lösen würde, obwohl PVP verboten war...

    Nach einer Weile kam X wieder an #8.666 vorbei, dem Dunkelelf. Da dieser zu unbedeutend war und mit einem nassen Begleiter beschäftigt war, der nach einer missratenen Ratte aussah, flog der Gamemaster einfach weiter. Etwas später wurde wieder der Zwerg, der ein Spion Nonomoto Enterprises war, passiert. Dabei zeigte sich, dass der Zwerg anfällig gegen Wassermagie war und nur zur Sicherheit wurde einer der Engel etwas näher positioniert. Auch an #6.470 kam man wieder vorbei, doch da dieser Spieler neben den bereitstehenden Engeln doch tatsächlich über die Hilfe eines anderen Spielers verfügte, wurde auch dieser ignoriert...

    Nachdem X weiter geflogen war und die begleitenden 100 Engel mal hier und mal da als direkte Bestrafer eingesetzt hatte, kam das eigentliche Ziel in Sicht: #9.336.
    Es wird Zeit.
    Zwei kurze Handbewegungen und das Ende des Szenarios wurde eingeleitet: Der Nebel lüftete sich allmählich und der Regen begann zu versiegen. Die Wolken begannen sich auch langsam aufzulösen, doch hin und wieder war ein Rumpeln zu hören, dem aber kein Blitz mehr voran ging. Als der Nebel fast gänzlich gewichen war und beinahe schon wieder normale Sicht herrschte, wobei hin und wieder noch einzelne Regentropfen aus dem Himmel fielen, sah X deutlich, wo diese Zaion gestrandet war: Spielerin #9.336 kniete auf einem Vordach und hatte sichtlich mit den Strapazen der Demonstration zu kämpfen. Für X war dies die beste Gelegenheit. Die 100 Engel wurden jetzt in kleinem Kreise etwa 10 Meter über dem Ort des Geschehens verteilt. Obwohl weit weniger beeindruckend als zu Beginn, wo X mit 1.000 Engeln in Halbkugelformation aufgetaucht war, so schickte der Anblick des Gamemaster in Verbindung mit den Engel alleine dazu, dass aber auch absolut jeder der sich in der Nähe befand kuschte - immerhin war es ein Spiel auf Leben und Tod, mit dem eigenen Leben als Pfand. Und X hatte bewiesen, dass man als Gamemaster über einiges an Kräften verfügte. So gab es keine lästigen Unterbrechungen und X konnte in Ruhe zu der Rachedämonin aufs Vordach fliegen und direkt vor ihr landen. Sanft wurde aufgesetzt, die Flügel ein wenig nach hinten gefaltet und dann die letzte Distanz durch einen Schritt überbrückt. X war diesmal auf Augenhöhe mit der Zaion. Wieder ein Austausch der Blicke, wobei die Dame einen immer noch ungebrochenen Eindruck vermittelte.
    "Du hast also überlebt?"
    An sich war die Frage unnötig, X wusste ja, dass niemand hätte wirklich sterben können. Dennoch war die Frage wichtig für die Zuschauer daheim. Was für X in diesem Moment wichtig war - nun, ob die Spielerin es verstanden hatte. Weswegen auch ohne große Umschweife, einfach nur mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen, der Skill Wasserfaust aktiviert wurde: Eine wässerne Faust materialisierte direkt zwischen den Köpfen von X und der Zaion. Dann wich der Skill etwas ab, denn der Zeigefinger streckte sich nach vorne, deutete auf die Stirn der Rachedämonin und schnellte dann mitsamt der restlichen Hand nach vorne. In umgekehrter Manier, wie sie es mit X vorgehabt hatte, wurde die #9.336 mit Wucht an der Stirn getroffen, so dass sie nach hinten auf das Vordach der Länge nach hinknallte. X machte zwei kleine Schritte nach vorne, beugte sich etwas herab, um Gesicht an Gesicht mit der Zaion zu sein und begann dann, mit knurrendem Unterton eine Frage zu stellen.
    "Verstehst du es nun, was dich erwartet?"
    Derweil vernahm man in den Gassen das Geräusch des abfließenden Regenwassers, welches vom Tarracano River nach und nach aufgenommen und davon getragen wurde...
    Önee-sama ist offline Geändert von Önee-sama (20.05.2015 um 20:08 Uhr)

  11. #191 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Glorichen
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    Anzu & X

    [Bild: AvatarAnzu.png]Anzu musste feststellen, dass sie bei weitem nicht der einzige Avatar war, der sich vor dem Tor positioniert hatte, um sofort mit Startschuss aus der Stadt zu kommen. Eine Reihe an Avataren hatte sich dort positioniert, einige saßen direkt vor den großen Torflügeln, andere lehnten an der Stadtmauer oder an den Wänden nahestehender Gebäude. Eine kleine ... was war das, eine Elfe, Fee oder so etwas? ... hatte sich auf dem Boden vor dem Tor ausgestreckt und starrte in den Sternenhimmel hinein. Ein Echsenmensch probte Gewicht und Handhabung seines Speeres aus. Anzu musste unwillkürlich lächeln, als ihr der Gedanke an ihren Belendielavatar kam - den sie vielleicht nie wieder spielen würde.
    Doch der Echsenmensch hatte sie auf eine Idee gebracht: sie selbst hatte sich mit ihrer eigenen Bewaffnung noch gar nicht auseinander gesetzt. Interessiert tastete sie nach ihren Äxten - je eine an jeder Seite des Gürtels, in einem Gehänge aus Lederstreifen. Sie lächelte, als sie eine aus ihrer Halterung zog und sie begutachtete: nicht zu groß, genau richtig, um mit ihnen agil hantieren zu können. Sie wog sie in der Hand und führte einige leichte Schwünge damit aus - es würde sowieso dauern, bis der Gamemaster mit seinem Nachhilfeunterricht fertig war und sich endlich die Tore öffnen würden - wieso also die Zeit nicht nutzen?
    Ihre Äxte lagen tatsächlich gut und leicht in der Hand. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus - sie hatte sich richtig entschieden, und das war eine Erleichterung.

    Und dann ... ein Kreischen, ein ... der grausamste hohe Ton, den sie je erlebt hatte. Augenblicklich fielen ihre Äxte klappernd zu Boden, als sie sich aufgrund des stechenden Schmerzes, der sich in ihren Ohren ausbreitete, die Hände an die Ohren riss und versuchte, den schrillen Schmerz so zumindest ein wenig abzudecken. Unwillkürlich ging sie in die Hocke, als könne sie sich unter dem Ton hinwegducken. Es fühlte sich an, als schieße ein heißer Nagel quer durch ihren Schädel und das feine Katzengehör verschlimmerte diesen Schmerz nur, sodass sie schließlich auf den grauen Pflastersteinen kauerte.
    Der Ton verstummte, doch ein leises Fiepen blieb und Anzu fand sich weiterhin kniend und zugleich schimpfend auf dem Boden wieder. "Sag mal haben die den Arsch offen!?", fluchte sie, während sie vorsichtig die Hände von den Ohren nahm und nach ihren Waffen griff. Immer noch ein wenig neben der Spur schob sie sie zurück in ihre Halterungen und starrte dann in die Richtung, in der sie den Gamemaster vermutete. "Das ist wohl euer Werk ..." Sicher, den Zuschauern und vor allem Spielern erstmal klar machen: so läuft es hier. Es war ganz offensichtlich. Sie massierte ihre Ohren und warf einen Blick zurück zum Tor: "Hoffentlich öffnet es sich bald ...", dann erst warf sie einen Blick um sich herum, und während ihre Gegenspieler mit ähnlichen Probleme zu kämpfen hatten - sich den Kopf und die Ohren hielten - bemerkte sie eine weitere Veränderung. Sie hatte sich nur kurz zum Tor und wieder zurückgedreht und als sie den Blick zurück Richtung Stadt richtete ... verschwammen die Gebäude. Eine dumpfe, nebelige Wand schob sich vom Mittelpunkt auf sie zu und verschluckte förmlich Avatare und Gebäude. "Scheiße ... Nebel?" Eilig ging sie einige Schritte rückwärts, als wolle sie vor dem Nebel fliehen. Doch der hatte sie schnell eingeholt, so dass sie mit nach hinten gestreckten Händen langsamer und vorsichtiger weiterging, bis ihre Hände schließlich kühlen Stein berührten.

    Die Stadtmauer. Damit hatte sie einen Fixpunkt, einen Orientierungspunkt, eine Sicherheit. Denn im selben Moment, in dem sie den Stein zu fassen bekam, begann es dumpf zu grummeln. "Ein Unwetter ... Scheiße." Wie auf Kommando schepperte der erste Donner über sie hinweg und ihre immer noch schmerzlich empfindlichen Ohren zuckten unangenehm. "Leckt's mich doch ..." Noch ein Donner, begleitet von einem grellen Blitz, der mit einem Knall irgendwo in der Nähe einschlug. "FUCK!", brüllte sie erschrocken und presste sich unwillkürlich näher an die sichere Mauer. "Wollen die direkt aussortieren!?" Ihre Schnurrhaare vibrierten heftig, als die elektrische Spannung der Blitze sie erreichten und sie spürte ein unangenehmes Kribbeln durch ihren Körper laufen.
    Und dann setzte der Regen ein. Als habe man einen Eimer Wasser über sie ausgekippt, war Anzu innerhalb weniger Minuten vollständig durchnässt. "Eww, scheiße!", fluchte sie und presste sich noch näher an die Mauer, in der Hoffnung, irgendwo über ihr das Vordach des Tores zu finden, das sie wenigstens etwas schützen sollte. Zitternd tastete sie sich seitlich weiter - nach links, denn da war das Tor und dort war ein kleiner Überhang gewesen. Die Tropfen prasselten auf sie ein und ihr Körper zitterte heftiger - weniger weil es allgemein kalt war, sondern eher, weil sie eine innerliche Anspannung spürte seitdem die ersten Tropfen ihren Kopf erreicht hatten. "Wasserschwäche ...", stellte sie bitter fest und wischte sich die Wassertropfen von der Nase, die dort hängen blieben.

    Sie tastete weiter. Da! Die Kante der Mauer, und etwas weiter innen das Holz und Metall des Tores. Eilig nahm sie den letzten Schritt und presste sich in diese Ecke. Wirklich viel half das nicht, im Gegenteil spürte sie, wie sich das Leder ihrer Stiefel dem Wasser ergab und ihre Zehen nass wurden. Das Zittern wurde heftiger und reflexartig zog sie die Zehen an. Natürlich half das nicht, denn als sie den letzten Schritt zur Seite tat, hörte sie das Plätschern des Wassers, das sich auf dem Boden bildete.
    Ein Blick hinunter zeigte ihr, dass das Wasser stieg - und zwar schneller, als ihr lieb war. Schon hatte es ihre Knöchel erreicht und Anzu war augenblicklich froh um ihre Stiefel, auch wenn sie nicht viel halfen. "Was soll dieser Scheiß, wir werden alle ersaufen bevor das Dai Shi überhaupt richtig begonnen hat." Ihr Fell war durchnässt und auch ihre Kleidung hing eher hinderlich an ihr herab. Ihre Schnurrhaare vibrierten immer stärker, je häufiger die Blitze in ihrer Umgebung einschlugen. Hier und da drang ein Schrei durch das Donnern und Rauschen des Regens, doch der Nebel und die Wassermassen verhinderten, dass sie überhaupt irgendetwas sah. Sie spürte ihre Finger kalt werden, als diese sich hinten am Holz des Tores krallten, während das Wasser ihre Waden erreichte. Das Vibrieren der Schnurrhaare bereitete ihr Kopfschmerzen und immer noch begleitete dieses ganze Unheil ein Fiepen in ihren Ohren.

    Während sie dort stand, ans Holz des Tores gepresst und nicht fähig, irgendwie zu reagieren, außer zu versuchen, auf Zehenspitze so wenig Wasser wie möglich abzubekommen (zweifellos ein aussichtsloses Unterfangen), schossen ihr dämliche Erinnerungen an den Schwimmunterricht in der Schule durch den Kopf. Sie hatte sich lange nicht getraut, ins Wasser zu gehen und war von ihren Mitschülern aufgezogen worden. Schließlich war sie trotzig ins Wasser gesprungen und hatte wie ein Hund herumgepaddelt, was für noch mehr Gelächter gesorgt hatte. Doch mit Geduld hatte es schließlich geklappt und sie hatte immerhin passabel schwimmen gelernt. Nur ...
    ... das war in einem ruhigen Schwimmbecken auf dem Schulgelände gewesen, nicht mit Platzregen, Donner und verflucht schwer werdender Kleidung am Leib. "Klettern! Mädchen du musst klettern!" Das Wasser reichte ihr mittlerweile bis zur Hüfte und die Äxte zerrten im Fluss des Wassers an ihren Halterungen. Wenn sie nicht ertrinken wollte, musste sie jetzt nach oben. Sie tastete hinter sich und bekam eines der Eisenbeschläge zu fassen. Nicht viel Griff, aber sie war doch ein Katzenmensch, oder? Eilig riss sie sich die Handschuhe von den Händen und stopfte sie in die Hosentaschen, dann bückte sie sich, um auch ihre Stiefel im Wasser auszuziehen, wobei sie mit dem Gesicht ins Wasser tunkte. "Scheiße steigt das schnell!" Mit zitternden, kühlen Fingern fummelte sie an den Stiefeln herum, bis sie sie schließlich ebenfalls ausgezogen hatte, steckte sich die obere Kante zwischen die Zähne und drehte sich zum Tor. "Hoch da, komme was wolle!"

    Fast automatisch fuhr sie ihre Krallen aus, als sie nach dem Holz griff und zog sich aus dem mittlerweile fast einen Meter hohem Wasser hinaus. Es war ein Kraftaufwand und sie musste sich stark konzentrieren, um nicht sofort wieder zu fallen. Die Wasserschwäche machte sich mehr und mehr bemerkbar, sonst hatte sie mehr Kraft in den Armen. "Beiß die Zähne zusammen!", motivierte sie sich und schlug erneut die Krallen in das Holz, während sie mit den Füßen Halt an den Eisenbeschlägen suchte. Zu wenig Fläche, ihr Fuß rutschte ab und sie konnte sich gerade mit den Krallen der Hand-Pfoten festhalten. Endlich, nach vielen Minuten Anstrengung und ... so vermutete sie ... ordentlich Ausdauerverlust, hatte sie beide Füße aus dem Wasser und wagte den ersten Blick zurück.
    Nichts. Alles was sie sah, war eine Wand aus Wasser und Nebel, zuckendes grelles Licht und die Dunkelheit der Nacht, die von den dicken Wolken über ihr noch verstärkt wurden. Irgendwo oben schimmerte difuses Licht durch den Regen, doch es war ihr wirklich nicht danach, darüber weiter nachzudenken. Stattdessen spürte sie wieder kaltes Nass an ihren Zehen. "Noch weiter!" Ein Schauer ging durch ihren Körper, als sie sich unter letzten Kräften noch ein wenig weiter nach oben zog. Ihr wurde klar: lange würde sie das nicht mehr durchhalten können. Vor ihrem inneren Auge sah sie einen grünen Balken, der langsam immer leerer wurde. Und mit ihm nahmen das Zittern und dieses unangenehme Nässegefühl immer weiter zu.

    Noch einmal musste sie sich eine Armlänge nach oben ziehen und hatte immer häufiger damit zu kämpfen, dass ihre Füße den Halt nicht verloren. Ihre Finger schmerzten, denn ihr Körpergewicht zerrte an den Krallen, die in das Holz geschlagen waren. Und dann ... verlor sie den Halt. Wie als hätten sie sich abgesprochen glitten beide Füße unter weg und unter einem Schrei riss es ihr die Krallen aus dem Holz. Sie fauchte, als ihr Körper ins Wasser platschte, dann schluckte sie Wasser und schlug panisch um sich. Ihre Stiefel platschten neben ihr im Wasser auf, während sie unter Wasser sank und panisch die Zähne zusammenbiss, damit ihre Lunge den Reflex des Hustens nicht ausübte. Sie trat Wasser, paddelte mit den Händen im Wasser über ihr und versuchte mit letzter verbliebener Kraft, zurück an die Oberfläche zu kommen. Ihre Muskeln brüllten förmlich, genau wie ihre Lunge.
    Und dann riss irgendetwas an ihrem Schwanz. Vor Überraschung öffnete sie erneut den Mund, um zu schreien, denn der Schmerz war in ihrer geschwächten Situation fürchterlich. Sie schluckte Wasser und wurde nur einen Augenblick später an die Luft gezogen. Anzu starrte auf die Wasseroberfläche unter ihr, als sie - am Schwanz getragen - einige Meter weiter schwebte und schließlich auf dem Dach eines kleinen Wehrturms polterte.

    Hustend und keuchend zugleich wälzte sie sich dort herum und spuckte das Wasser aus, das in ihren Lungen brannte. "Fuck, Fuck, Fuck!!", schoss es ihr durch den Kopf, als sie auf alle Viere kam und zitternd auf das Holzdach unter ihr starrte. Sie hustete fast ununterbrochen, während ihr Blick auf ihre Hände fiel: mehrere Krallen waren abgebrochen oder ausgerissen, jedenfalls sah sie durch das Fell der Finger rotes Blut sickern. Vorsichtig hob sie den Kopf von diesem Anblick los und sah sich nach ihrem Retter um. Irgendwo über ihr schimmerte wieder dieses difuse Licht und flatterte davon."Einer dieser verdammten Engel!?", schloss sie überrascht, dann gaben ihre Arme nach und sie brach immer noch leicht hustend auf dem Boden zusammen. Sie bewegte sich erst wieder, als der Regen nachließ und als sie die Augen öffnete, sah sie auch, dass die Wolken und der Nebel sich zurückzogen.
    "Das wird härter als gedacht ... so eine Scheiße ..." Sie rollte sich auf den Rücken und starrte hinauf zu den Monden, die jetzt langsam ihr blasses Licht zwischen den Wolken hervorschoben. Sie tastete nach ihren Äxten, den Beuteln an ihrem Gürtel: gut, alles da ... nur ihre Stiefel hatte sie verloren ...
    "Never be cruel, never be cowardly.
    And never ever eat pears!
    Remember, hate is always foolish,
    and love is always wise.
    Laugh hard. Run fast. Be kind."
    - 12th Doctor -


    Glorichen ist offline Geändert von Glorichen (14.05.2015 um 20:26 Uhr)

  12. #192 Zitieren
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Es wird ernst!

    [Bild: monster_girl_quest_alipheese_fifteenth_3_ava_3.png]

    Wenn da wirklich jemand so verloren ist, wie Nee-san manchmal - dann wird der Gamemaster ihr doch helfen, oder?
    Entgegen ihrer Schwester konnte sich Butterfly einfach nicht vorstellen, dass der Gamemaster einen Spieler, der ein Problem hatte, im Regen stehen lassen würde. Dass dann bald alle Spieler im Regen stehen oder besser unterzugehen drohten, das ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand auch nur im Ansatz. Allerhöchstens die allgemeine Angst, ob diese Zaion denn den Zorn des Gamemaster beschworen hatte.
    Nana! Wir sollten uns vorbereiten!
    Wieder ihre Schwester. Der Chat übertrug keine Emotionen, dennoch konnte sie an ihrem Gesicht ablesen, dass Mariya immer noch mit etwas Schlimmen rechnete.
    Nee-san. Was meinst du mit Vorbereiten? Worauf denn?
    Nana, der Lakai von No-... der Gamemaster ist angepisst. Angepisst im Dai Shi. Einem Spiel auf-
    Ihre Schwester brach plötzlich mitten im Satz ab und sah bedröppelt aus. Mariya schaute verschmitzt zu Boden, dabei bewegte sie einen Fuß hin und her, als wolle sie damit etwas auf den Boden malen.
    Einem Spiel auf was? Was wolltest du mir sagen?
    Nichts. Das ist nicht so wichtig, okay?
    Hm, bist du dir sicher? Ich meine, ich bin deine Schwester. Ich höre mir alles an, wie unwichtig es auch sein mag!
    Mariya beruhigte ihren Fuß wieder. Dann atmete sie hörbar tief ein und aus, um zu Butterfly aufzuschauen. Dabei lag ein ernster Ausdruck in ihrem Gesicht.
    Nana. Überleg mal. Was hatten wir bisher? Wir hatten Feuerdrachen, die hier quasi die Starter City angegriffen haben. Dazu einen Gamemaster, der beim wichtigsten Onlinespiel aller Zeiten das Kommando hat. Inklusive einer Schar Helfer!
    Butterfly bemerkte das Zucken der Hände beim Sprechen ihrer Schwester. (SEHR!) Wahrscheinlich musste sie sich gerade immens zurück halten, um nicht wild gestikulierend ihre Worte zu untermalen. Auch das kannte sie von ihrer Schwester. Was für Mariyas Ernsthaftigkeit sprach. Und ihre Imouto ihre Worte sorgsam auswählen ließ.
    Nee-san. Bitte denk nach. Der Gamemaster und die Engel haben die Drachen ja bekämpft. Und es war wohl als Show für die Zuschauer gedacht. Zumindest haben das andere Umstehende gemeint.
    Ja, das... ja das könnte wahr sein. ABER!!! Überleg mal: Ein Gamemaster, der mit einer Schar fliegender Engel jetzt schon irgendwelche Drachen bekämpft. Wie stark wird der sein? Was kann der jetzt schon Alles? Uuuuuuund...
    Während Mariya ihr letztes Wort in die Länge zog, machte sie doch noch eine Geste: Sie erhob einen ihrer Zeigefinger, als wollte sie etwas anmahnen oder die Wichtigkeit ihres nächsten Satzes unterstreichen.
    Jemand hat den jetzt beleidigt! Bitte, Nana, denk wirklich darüber nach, ob das klug ist. Selbst wenn diese Za... Za... Was-auch-immer eine verlorene Seele ist, es ist bestimmt nicht gut, wenn man einen mächtigen Gamemaster beleidigt!
    Butterfly wurde nochmals nachdenklich.
    Ob da was dran sein könnte? Nee-san strengt sich schließlich wirklich an, mit mir zu diskutieren. Hm...
    Ihr Problem, wenn man es so nennen mochte, war, dass sie einfach freundliche Erfahrungen gemacht hatte, trotz der Situation um ihre Eltern und der Teilnahme am Dai Shi. Denn im Gegensatz zu ihrer großen Schwester hatte sie Smith-kun und Dr. Sato nicht in vollem Umfang zu spüren bekommen. Nicht erlebt, dass die auch anders konnten, wenn man unwichtig für Nonomoto Enterprises war.
    "Da wir anscheinend tatsächlich Teilnehmer unter uns haben, die von den Schmerzen und der Tödlichkeit des Dai Shi nichts wissen, bedarf es wohl einer Demonstration nach dem Motto 'wer nicht hören mag, der muss fühlen'!
    "Was hab ich gesagt, Na-... Butterfly!"
    Mariya nahm sich nicht mehr die Zeit für den Chat. Hektisch mit den Armen gestikulierend sprach sie schnell weiter, so dass Butterfly nicht über das nachdenken konnte, was der Gamemaster gerade gesagt und ihre Überlegungen somit beendet hatte.
    "Verflucht, der Diener von Nonomoto ist sauer! Das wird hoffentlich nicht so übel, wie mein Gefühl es mir sagt!"
    Butterfly war ratlos: Sollte es jetzt tatsächlich so kommen, wie ihre Schwester prophezeite? War eine... eine Strafaktion fällig? Mussten sie leiden, wegen der Dummheit eines anderen Spielers? Sie erschrak kurz, dass sie 'Dummheit' gedacht hatte, da sie es ja nicht wissen konnte, was wirklich mit dieser Zaion war. Butterfly war Nana - und Nana urteilte nicht schnell. Sie versuchte es immer im Guten. Bisher hatte dies auch noch nie jemand ausgenutzt. Selbst Mariya, alias Makoto war durch sie immer zu beruhigen gewesen.
    "Vielleicht... muss der Gamemaster so handeln? Vielleicht ist das auch ein Teil der Eröffnungsshow?"
    "Butterfly, bitte hör auf mich. Bitte, wir sind im Dai Shi. Es ist hier töd-..."
    "Ich weiß!"
    Sie antwortete ungewohnt barsch. Sie wusste, dass Dai Shi tödlich war. Oder zumindest wusste sie es im Ansatz. Weswegen sie auch trotz aller Freundlichkeit von Smith-kun gezögert hatte zunächst mit ihrer Teilnahme. Aber es ging um ihre Eltern und Butterfly würde alles tun, sie zu retten. Genauso wie sie alles tun würde, Mariya am Leben zu erhalten. Nur übersah sie einige Details, kannte nicht alles auswendig, auch weil sie noch nie ein Dai Shi verfolgt hatte (beim Letzten war sie 10 gewesen) und als wichtigstes dieser Details war ihr einfach nicht bewusst, was es bedeutete, dass es nur einen Champion gab. Mariya schwieg. Sie sah nachdenklich aus und rang wohl nach Worten. Doch ehe welche kommen konnten, sprach wieder der Gamemaster.
    "Schmerz kann in verschiedenen Formen und in unterschiedlicher Geschwindigkeit kommen. Ein schneller Blitz oder der langsame Schmerz des Ertrinkens, beides kann zum Tode führen, doch die Zeitspanne ist sehr unterschiedlich."
    "Für diejenigen, die noch über meine Worte grübeln: Ich empfehle höheres Terrain aufzusuchen!"
    Die Schwestern sahen sich fragend an. Ehe aber eine der Beiden was sagen konnte, erklang ein schriller Ton.
    "Ahhh!"
    Butterfly presste ihre Hände auf ihre Ohren und ihr Schlangenkörper rollte sich eng zusammen, so als ob das Linderung verschaffen würde. Und Linderung war das, was ihr Körper sich jetzt sehnlichst wünschte: Der Laut ging gefühlt in Marl und Knochen, so als ob es der sprichwörtliche 'markerschütternde Schrei' war. Es war ganz anders als bei der Anpassung der Neuraleinheit fürs Dai Shi. Schmerzhafter, dabei weniger körperlich, auch wenn ihr Körper sich wand und deswegen diese 'Schutzhaltung' einnahm, sonder eher ein Schmerz auf geistiger Ebene. Geistig deswegen, da das Gehirn direkt gemartert wurde. Oder Butterfly sich das ausmalte. Wirklich denken konnte sie gerade nicht.
    "Ahhhh! D-dieses Schwein!"
    Ein Fluchen und schweres Atmen von Mariya holten sie langsam wieder in die Realität.
    Das war... grauenhaft!
    Langsam nur entrollte sich die Lamia. Dabei beschrieb sie das Martyrium unbewusst in Worten wie sie normalerweise eher Mariya gebrauchte.
    Mist, das tat höllisch weh. Und ich habe immer noch ein Pfeifen in den Ohren.
    Selbst ihr Blick war trüb, hatte der Ton ihr doch tatsächlich ein paar Tränen in die Augen getrieben. Wäre der Umstand nicht so schwerwiegend, Butterfly hätte es sogar irgendwo interessiert zur Kenntnis genommen, dass sie in Dai Shi sogar heulen konnte und es sich echt anfühlte. Schnell rieb sie mit einem Arm über ihr Gesicht, um dann...
    Was?
    Die Sicht blieb grau und trüb. Sie wischte sich noch einmal übers Gesicht und als sie den Arm wieder wegzog, hielt sie inne: Sie konnte den Arm mitsamt Hand sehen. Doch bewegte sie ihn auch nur etwas weg, verschwammen bereits die Konturen.
    Nana!
    Bevor sie Mariya antworten konnte, erklang ein Rumpeln und Donnern. Kurz darauf fielen auch schon die ersten Tropfen vom Himmel.
    Ein Gewitter?
    Im nächsten Augenblick taten sich wohl die Himmelspforten auf, denn die Tropfen begannen augenblicklich so dicht zu fallen, als drohe eine biblische Sintflut.
    Nana!
    Ja. Das... das ist...
    Das ist der verfluchte Weltuntergang! Glaubst du mir jetzt? Erst dieser schrille Ton und nun Nebel und ein Gewitter. Wir sind am Arsch-
    Nee-san!
    Was!? Das ist die Wahr-
    Ihr Chat wurde unterbrochen, als in der Nähe ein Blitz einschlug und jemand laut aufheulte vor Schmerz.
    Hast du das gehört? Die Blitze verursachen Schmerzen! Nana, wir müssen jetzt höllisch aufpassen!
    J-ja.
    Butterflys Gedanken rasten: Es wurde wohl wirklich ernst. Damit musste sie sich anfreunden, ob es ihr passte oder nicht.
    Nana! Das Wasser sammelt sich und steigt! Verflucht!!!
    Wieder ihre Schwester. Beide, obwohl sie sich nicht sahen, waren mittlerweile völlig durchnässt und auch Butterfly bemerke, wie sich das Wasser in auf dem Boden sammelte und stetig anstieg. Ein wenig fehlte ihr mit dem Körper einer Lamia ein wirkliches 'Gefühl' für Höhe. Schließlich konnte sie ihren Körper in große Höhen aufrichten wie eine echte Schlange.
    Wah! Das Wasser steht mir schon bis zu den Knöcheln! Wo bist du denn!?
    Butterfly schüttelte ihren Kopf. Es gab jetzt Wichtigeres. Mariya war im Dai Shi mit ihrem Avatar nur 1,40 m groß. Wenn ihr das Wasser jetzt schon bis zu den Knöcheln reichte...
    Der Gamemaster! Er meinte, wir sollten 'höheres Terrain aufsuchen'.
    Jetzt verstand sie den Satz und den Sinn dahinter. Der Gamemaster war also doch freundlich, denn er hatte sie gewarnt und einen Hinweis gegeben. Gleichzeitig vernahm sie immer wieder Blitzeinschläge, alleine dem Donner wegen, der immer darauf folgte. Und etwas anderes fiel ihr auf.
    Das Wasser ist nicht unbedingt kalt. Denn sonst wäre das gar nicht gut.
    Sie dachte an ihre Schwäche gegen Kälte und war froh, dass diese hier nicht zum Tragen kommen würde. Derweil war das Wasser weiter gestiegen.
    Ich bin schon längst völlig durchnässt! Nana, wo bist du? Wir müssen etwas unternehmen. Das Wasser steigt immer weiter!
    Ich bin...
    Sie brach ab.
    Mit dem Chat finden wir uns so nicht!
    Also halt es in der Orientierungslosigkeit sich anders zu helfen: Durch lautes Sprechen oder gar Rufen.
    "Ich bin hier, Mariya!"
    "Ach, da bist du. Warte, ich komme zu dir!"
    "Nein, ich komme zu dir!"
    "Nein, ich-... Waahhhh!"
    Butterfly spürte, wie sie beim Drehen ihres Körpers etwas mit ihrem Schwanz berührte und gleich danach ein lautes 'Platsch' folgte.
    "Oh, es tut mir leid. Wirklich. Sumimasen!"
    Mit einem lauten Prusten meldete sich Mariya wieder.
    "Ja, ist schon gut, Hauptsache, wir haben uns gefunden!"
    Butterfly wischte den Gedanken, dass sie ihre Schwester umgeworfen hatte, beiseite. Sie überlegte, was man in der jetzigen Situation tun könnte: Die Blitze schlugen noch immer ein, vereinzelt waren Schmerzenslaute oder Flüche ob des undurchdringlichen Nebels zu hören und das Wasser stieg immer weiter. Sie wog gegeneinander ab, was sie an Informationen und Erfahrungen hatte, dann entschied sie sich: Sie tastete nach Mariya, bekam sie zu greifen, was ein 'Was machst du?' zur Folge hatte und nahm mit ihrer Rechten schließlich die linke Hand von Mariya.
    "Hey, ich bin kein Kleinkind mehr!"
    Butterfly erinnerte sich, wie sie als kleines Kind bei Gewittern immer zur Beruhigung eine Hand entweder ihrer Eltern oder ihrer Schwester genommen hatte. Sie war jetzt zwar etwas älter, dennoch hatte es eine beruhigende Wirkung, wenn auch aus einem anderen Grund.
    "Ja, ich weiß. Aber ich möchte dich nicht im Nebel verlieren. Und..."
    Sie sagte nix weiter, sondern drückte kurz mit ihrer Hand die von Mariya.
    "Okay."
    Neben dem einen Wort kam ein erwidernder Druck der kleineren Hand in der Ihren.
    "Aber was machen wir wegen dem Wasser? Mir geht es bereits bis zur Hüfte!"
    Das war nicht gut: Sie konnten nichts sehen und das Wasser stieg immer noch. Die Geräusche um sie herum schienen leiser geworden zu sein, so als hätten sich die vielen Avatare, die vorher da gewesen waren, in alle Richtungen verstreut.
    Was wir auch tun sollten. Oder zumindest eine Erhöhung aufsuchen.
    Bei der Lamia war keine Rede von einer Wasserschwäche oder gar dem Unvermögen des Schwimmens bei der Erstellung gewesen. Doch wie lange konnte sie Schwimmen, ohne dass ihr die Puste ausging? Und sie musste an Mariya denken: Deren Rüstung war nur aus Leder, aber trotzdem. Und hinzu kam deren schweres Schwert.
    Der Gamemaster. Er hat uns einen Hinweis gegeben: Höheres Terrain aufsuchen. Wo wir wahrscheinlich die Flut abwarten sollten.
    Hm... nur wie sollen wir sowas in diesem Nebel finden? Und wir sollten uns beeilen, schließlich steigt das Wasser unaufhörlich!
    Butterfly überlegte kurz.
    Klettere auf mein Hinterteil.
    WAS!?
    Dann stehst du erhöht. Beeil dich bitte.
    O-okay...

    Mariya wollte ihre Hand loslassen, doch Nana hielt sie eisern fest.
    S-so kann ich nicht-
    Nein! Du lässt meine Hand nicht los. Egal was passiert! Bitte, ich möchte dich wirklich nicht im Nebel verlieren.
    Okay. Und...
    Ja?
    Ach, später.

    Butterfly forschte nicht nach, was Mariya ihr hatte sagen wollen. Stattdessen drehte sie sich ein bisschen, 'schob' ihr Schlangenhinterteil zusammen ähnlich einem Akkordeon und half Mariya herauf.

    Zuschauer auf der ganzen Welt, die den beiden in diesem Moment zusahen, waren angetan von diesem Schauspiel und ließen das Duo in der Beliebtheitsskala nach oben schnellen. Zumindest bei den 'Romantikern und Träumern'. Andere wiederum gaben den Beiden nicht mal 48 Stunden bis es sie erwischen würde...

    Die Beiden waren jetzt 5 Minuten unterwegs: Was nicht mehr hieß, als dass Butterfly sich umhertastete im Nebel und die Umgebung nach etwas absuchte, auf das sie klettern konnten. Wirklich voran kamen sie aber nicht. Das Wasser machte ein gehendes Fortbewegen immer unmöglicher und mit Mariya 'Huckepack' konnte sie auch nicht so schlängeln, wie es als Lamia der Fall war. Das Wasser reichte Butterfly mittlerweile bis über die Brüste an die Schultern und selbst Mariya stand wieder mit den Beinen teils im sich ansammelnden und weiterhin steigenden Regen.
    So kommen wir zu nichts!
    Butterfly blieb ruhig, so gut sie es konnte. Noch waren sie nicht in Gefahr. Aber jeden Moment würden sie anfangen müssen zu Schwimmen. Bis eine ihrer Hände eine Wand ertastete.
    Endlich!
    So gut es ging folgte sie der Wand, bis sie schließlich auf ein Hindernis UNTER Wasser traf.
    "Hier ist etwas... Eine Vorgartenmauer!"
    Butterfly erklärte es schnell ihrer Schwester, dass sie jetzt einen Untergrund hatten. Dann nahm sie Mariya auch mit der anderen Hand und hob diese von ihrem Hinterteil auf die Mauer, was von der mit einem 'Das ist so peinlich...' quittiert wurde. Ohne die Linke von ihr los zu lassen, war es etwas schwerer für Butterfly, ihrer Schwester hinterher zu klettern, aber einen Moment später stand auch sie auf der Vormauer. Dann tastete sie umher.
    Hier, Mariya! Hier ist ein Sims, etwa einen halben Meter über uns. Ich helfe dir hoch, danach strecke ich mich mit meinem Schwanz und komme hinterher geklettert.
    Dazu musst du dann aber wirklich meine Hand loslassen.
    Ja...
    Schon okay, ich verspreche, dass ich nichts anstelle auf dem Sims. Nana, vertrau mir, okay?
    Hm, okay. Dann mal los!

    Der Gedanke, Mariya im Nebel aus den Augen zu verlieren, behagte ihr ganz und gar nicht. Schließlich hatte sie sich geschworen, ihre Nee-san im Dai Shi zu beschützen. Doch ewig konnten sie wohk nicht auf der Vormauer bleiben. Also ließ sie, wenn auch widerwillig, Mariyas Hand los. Dann half sie ihr auf der Vormauer nach vorne und tauchte kurz ab. Unter Wasser sah sie gar nichts. Völlig Schwarz war alles. Doch ihr Tastsinn half ihr dabei den Kopf zwischen die Beine ihrer Schwester zu bekommen und diese dann anzuheben...

    Gerüchten zufolge steigerte dieses Manöver die Beliebtheit bei einigen Zuschauern, die nebenher oder gar hauptsächlich diese Szene verfolgten, dermaßen, dass schon von einem 'Butterfly Effect' die Rede war und in Japan sich die Zuschauer mit dem Wort 'Yuri' geradezu überhäuften...

    "Hey, hier oben ist kein Platz mehr!"
    Gerade, als Butterfly sie angehoben hatte und auf den Sims helfen wollte, erklang eine tiefe Stimme aus dem Nebel über ihnen.
    "Du!"
    Mariya erkannte, ohne das Butterfly es sehen konnte, den fetten Oger. Der, der ihr nach dem Einloggen die Sicht versperrt hatte.
    "Ach, der kleine Chihuahua!"
    "WAS!? Wie nennst du mich?"
    "Du bist wie diese Handtaschenhunde. Und für sowas habe ich hier oben-"
    "Wenn du nicht sofort Platz machst, kannst du was erleben! Ich mach dich sowas von fertig! Ich-"
    "Nichts machst du! Schließlich ist hier kein PVP erlaubt!"
    "Das... GRRRRRRRRRRRRRRRRR!"
    Mariya schien ihren Fehler zu bemerken. Butterfly, die den Streit mitbekommen hatte, intervenierte, da sie die Wut ihrer Schwester bemerkte.
    "Sumimasen! Wenn sie uns kurz hoch lassen würden, dann könnten wir dem Wasser entwischen. Wir nehmen auch nicht viel Platz weg und-"
    "Nix da! Hier oben ist kein Platz mehr."
    "Von wegen. So fett du auch bist, da ist bestimmt noch Platz, also-"
    "Wenn ich sage, hier ist kein Platz mehr, dann ist das auch so! Und jetzt habe ich genug. Auch wenn kein PVP funktioniert, vielleicht kann ich dich zumindest mit meinem Fuß los werden!"
    Und direkt drückte der große Avatar seinen Fuß Mariya ins Gesicht. Was die KI einspringen ließ: Ehe Mariya vor Wut über den unbekleideten Fuß des Ogers in ihrem Gesicht explodieren konnte und ehe Butterfly schlichtend nochmals zu intervenieren vermochte, schlug ein Blitz direkt hinter dem Oger auf dem Sims ein. Die Elektrizität war so stark, dass es den Oger von seinem Standbein holte und zurück ins Wasser schickte.
    "Aarrrgh!"
    Ein Teil der Elektrizität sprang auch auf Mariya über und selbst Butterfly fühlte ein Kribbeln auf ihrer Haut. Außerdem brannte sich der Blitz förmlich in ihre Netzhaut. Wegen dem dichten Nebel, dem sintflutartigen Regen und der Tatsache, dass es Nacht war, waren ihre Augen ja sehr geweitet, um überhaupt etwas erkennen zu können. Und deshalb blendete sie der Blitz dermaßen, dass sie aus dem Gleichgewicht kam. Was Mariya folgerichtig von ihren Schultern ins Wasser fliegen ließ.
    Nee-san!
    Trotz dem Nachbild des Blitzes vor ihren Augen, zögerte sie keine Sekunde - mit ihrem Schwanz stieß sie sich von der unter Wasser befindlichen Vormauer ab und tauchte auch schon in die Fluten.
    Oh nein! Nee-san! Bitte, halte durch!
    In dieser kritischen Situation lief alles automatisch ab: Butterfly bewegte sich völlig natürlich unter Wasser, fast wie ein Aal. Schlängelnd und windend kam sie rasch voran und tastete den gesamten Grund ab. Doch Mariya war nirgends zu ergreifen!
    Wo?
    Dann öffnete sie den Chat.
    NEE-SAN!!!
    Keine Antwort. Sie wendete daraufhin, weil sie vermutete, dass Mariya niemals so weit abgedriftet sein konnte.
    Sch wer Gr und
    Eine Antwort. Aber nicht wirklich aussagekräftig.
    Nee-san! Halte durch!
    So schnell es ging, tastete sie wieder den Grund ab auf dem Weg zurück Richtung Vormauer. Sie beeilte sich so gut es ging, achtete jedoch auch gründlich auf jedes erfühlte Detail. Schließlich wollte sie ihre Schwester nicht übersehen oder besser 'an ihr vorbei tasten' - denn schon direkt unter der Wasseroberfläche war die Welt vollkommen schwarz und ohne jegliche Farbe, so wenig Licht gab es momentan und keins war stark genug, das Wasser auch nur Ansatzweise zu erhellen. An der Ausgangsposition angekommen, glitt sie elegant über die Mauer hinweg und suchte auf der anderen Seite weiter den Grund ab. Dabei ertaste sie etwas, das sich bewegte.
    Nee-san!
    Schnell umklammerte sie das Etwas, von dem sie annahm, es war Mariya. Sie hoffte es von ganzem Herzen, denn Zeit war jetzt der alles entscheidende Faktor: Mariya finden, bevor sie ertrank! Doch daran wollte sie erst gar nicht denken. Deswegen griff sie beherzt zu, bemerkte außerdem einen großen, metallischen Gegenstand, der auf Mariyas Schwert schließen ließ und schnellte dann mit ihrem Fund empor zur Wasseroberfläche.
    "Hahhhh!"
    Während sie tief Luft holte, vernahm sie ein Husten und Prusten.
    "Nee-san!"
    "J-ja *Öchö, öchö* ich höre dich"
    Begleitet von starkem Husten antwortete Mariya.
    "Gott sei dank, dir ist nichts passiert!"
    Butterfly presste Mariya fest an sich. Dabei stellte sie sich mit ihrem Körper wieder auf die Vormauer, nahm mit einer Hand an der Wand eine stabile Position ein und verharrte dann so. Irgendwie fehlte ihr gerade die Kraft, ihre Schwester nochmals auf den Sims zu heben. Außerdem war das Wasser ja nicht kalt...

    Keine 5 Minuten später hörte der Regen allmählich auf und der Nebel verzog sich langsam. Butterfly schaute sich scheu um, ehe ihr auffiel, dass Mariya eine ihrer Hände in die ihre gelegt hatte, mit der sie ihre Schwester fest hielt.
    "Mariya?"
    "Du hattest doch gesagt, ich soll nicht loslassen. Was ich hiermit tue... wenn das okay ist?"
    Noch etwas schwach beim Antworten, guckte Mariya sie nicht an, während sie sprach. Vielmehr war sie richtig an Butterfly gedrängt.
    "Ja... ja, das ist okay. Sehr sogar!"
    "Danke."
    Butterfly lächelte. Sie hatten die erste Probe geschafft. Und dann legte sie ihren Kopf an den von Mariya.
    Ich werde dich beschützen, wie ich es versprochen habe. Wir schaffen das!
    Önee-sama ist offline Geändert von Önee-sama (21.05.2015 um 14:51 Uhr)

  13. #193 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: 5IW6noavaava.png]Arachne redete nicht mehr mit ihm. Sie hatte ihre Lippen fest zusammengepresst und ihren Blick stur auf das Geschehen zwischen der Revolutionskämpferin und der Bourgeoisie gerichtet. Jarkko verdrehte ob ihrer seiner Meinung nach übertriebenen Ernsthaftigkeit die Augen, warf dann seinen Blick umher.
    Einige Herumstehende schienen sich aufgrund der Konfrontation erbärmlich winselnd zu zeigen. Dafür, dass das Ganze hier ein Spiel um Leben und Tod war, hatten ein paar Leute überraschend wenig Mumm in den Knochen.
    Teilnehmer von Dai Shi – und das war nur Jarkkos bescheidene Meinung – sollten eine Gewisse Resistenz gegen Schmerz besitzen, oder zumindest wissen damit umzugehen - und wenn sie das nicht konnten und sich stattdessen darauf verließen, dass sie selbst keine Schmerzen erfahren würden, waren sie hier einfach nur Fehl am Platz. Oder blauäugiger als diese gehörnte Frau, die er auf den Namen Jeanne d’Arc taufen würde, wenn sie so weiter machte.
    Er konnte die Panik sowieso nicht ganz nachvollziehen. Alle Spieler am Anfang zu töten, war schließlich ziemlich kontraproduktiv. Was hatten außerdem sie damit zu tun, wenn eine einzelne Person der Meinung war, sie müsse sich mit der Obrigkeit anlegen.
    Noch während Jarkko diesen Gedanken verfolgte, passierte etwas, das sein Trommelfell nahezu zum Bersten brachte. Nicht einmal die Handflächen, die er mit aller Kraft gegen seine Ohren drückte, konnten ihn vor diesem Gekreische, das sogar seine eigenen Gedanken übertönte, retten. Er hatte keine Ahnung wie lange es andauerte, denn auch nachdem die gottverdammten Drecksviecher aufgehört hatten, hallte ein Klingeln in seinen überempfindlichen Ohren nach.
    Als seine Kopfschmerzen und der begleitende Tinitus soweit abgeklungen waren, dass er sich tatsächlich traute die Augen zu öffnen ohne dass er das Gefühl hatte sich zu erbrechen, war seine Sicht plötzlich schwammig, oder eher: schwammiger, war sein eines Auge schließlich immer noch recht verklebt von Sand und Tränenflüssigkeit - und das verdiente einen Extragedanken: Er hatte offensichtlich Tränensäcke. In seiner Hand.
    "Der Nebel wird nicht alles sein," hörte er Arachne sagen.
    Nebel, realisierte er. Nebel klang logisch, als Erklärung für die plötzliche weißliche Trübung seiner Sicht. Und als hätte irgendjemand Arachnes Worte gehört – auszuschließen war es nicht – gesellte sich nun auch noch Donner zu dem Nebel. Einen Augenblick später erhellte für einen flüchtigen Moment dann auch noch ein abruptes Flimmern den Nebel in der Ferne, kaum zu sehen von dem Blickwinkel von Jarkkos baumelnden Händen, aber dennoch eindeutig genug in Verbindung mit dem Grollen im Himmel.
    "War das—" begann er, doch bevor er seine rhetorische Frage beenden konnte, schlugen als Antwort nicht unweit von ihm mehrere Blitze ein, wobei einer direkt ein hochgeschossenes Baumdingens traf, das aussah wie ein abgebrochener Baumstumpf mit Armen und scheinbar nicht mehr als ‚Groot’ sagen konnte. Jarkkos Blickwinkel war alles andere als vorteilhaft, aber dass die Blitze wirklich schmerzen mussten, konnte er einigen getroffenen Opfern - hauptsächlich die recht groß geratenen Exemplare und solche, die zufällig neben diesen standen – ansehen.
    "Dreck," stellte Jarkko nüchtern fest.
    "Amen," bestätigte die Spinne.
    "Und nirgends ein Auto, in das ich mich verkriechen kann. Ich hab nicht mal verdammte Gummistiefel an," fuhr er fort, gestikulierte entgeistert auf seine Füße, ließ dann ein Auge zu der Spinne wandern. "Du stehst wenigstens nur auf Streichhölzern. Glückwunsch. Lass mich auf dir reiten."
    Arachne hob eine Augenbraue, doch sie hatte keine Zeit anderweitig auf seine Aufforderung zu reagieren, traf schließlich ein Blitz einen Giganten, der direkt hinter ihr stand und - aus welchem Grund auch immer – seine Streitaxt emporgehoben hatte. Als würde er geradezu drum betteln, getroffen zu werden.
    Wie zu erwarten, war nach den zahllosen Einschlägen nun auch Panik ausgebrochen. Schließlich hat man schon früh in der Schule gelernt, dass Panik die richtige Antwort auf jede gefährliche Situation war, dachte Jarkko sarkastisch.
    Zwar war im Nebel nicht mehr allzu viel zu erkennen, aber der Metamorph konnte die Stimmen deutlich wild durcheinander brüllen hören; das meiste davon Pöbeleien, Gefluche, Streit und hin und wieder ein "wir werden alle sterben". Es war ja auch statistisch unwahrscheinlich, dass sie mal von Untergangspredigern verschont blieben.
    Jarkko dagegen blieb recht entspannt. Nicht, dass er ein großartiger Fan von Blitzen war, aber inmitten der teilweise recht riesigen Avatare fühlte er sich relativ sicher, vor allem da sein Körper sowieso eher aus Gelee oder Formmasse oder Knorpel zu bestehen schien.
    Was der Metamorph, in all seinem fehlplatzierten Selbstbewusstsein vergaß war das Prinzip der überspringenden Funken.
    In einem Moment lachte er noch hämisch über die Avatare mit all ihren protzigen Metallwaffen, und im nächsten hörte er einen lauten Knall.
    Das Erste was er danach realisierte war Dunkelheit. Kälte. Hände so verkrampft, dass die Fingerspitzen seine Augen quetschten, während seine Gliedmaßen unwillkürlich zuckten und etwas Saures versuchte seine Speiseröhre hochzuklettern. Und irgendwo tief im Unterbewusstsein nahm er Rauschen und Summen wahr.
    Er hatte keine Ahnung wie lange er am Boden gelegen hatte, oder wann das Zucken seines Körpers nachgelassen hatte, doch nach einer gedehnten Ewigkeit konnte er aus der abstrakten Geräuschkulisse Stimmen filtern - und in einem rasenden Tunneleffekt zoomte er schlagartig zurück ins Bewusstsein.
    Das Rauschen wurde zu wildem, ohrenbetäubendem Gekreische, doch bei dem Versuch sich die Ohren zuzuhalten, musste Jarkko feststellen, dass sein Körper nicht ganz so wollte wie er. Außerdem schien er in irgendeiner Flüssigkeit zu liegen – Wasser nahm er an. Um ihn herum war jedoch immer noch Dunkelheit. Seine Finger schmerzten als er schier unmenschlich viel Kraft aufwenden musste seine Hände zu öffnen, nur um auch nur ansatzweise herauszufinden, was zur Hölle um ihn herum passierte.
    Seine Augen waren halbverklebt, die Finger noch immer gekrümmt, sodass er die Spitzen ausmachen konnte - schwarz als wären sie verkohlt, und zum großen Teil getränkt in rot. Er konnte nur vermuten, dass die Flüssigkeit, die seinen Augen verklebte, ebenfalls Blut war. Vermutlich lag er nicht einmal in Wasser.
    "Oh Gott, es ist mein Blut. Ich liege in meinem Blut," stöhnte er, seine Zunge trocken und schwer, sodass er die Worte eher lallte. "Und ich kann meinen Körper nicht bewegen. Scheiße. Ich sterbe noch in der Eröffnungszeremonie."
    "Wirst du nicht, und jetzt halt die Schnauze," knurrte eine ihm bekannte Stimme. "Und du liegst nicht in Blut, sondern Wasser, weil irgendein Arsch der Meinung war, bei Gewitter eine Überschwemmung loszulassen."
    "Arachne," begann er erbärmlich hoffnungsvoll, "bist du das?"
    "Wer zur Hölle ist Arachne?"
    Jarkko schnappte den Mund mit einem hörbaren Klack zu, ignorierte die Frage der Spinnenfrau und versuchte irgendwie Herr seiner Lage zu werden. Was leichter gedacht war als getan. Wobei er zumindest dabei war zu bemerken, dass irgendein äußerer Einfluss seinen Körper daran hinderte sich zu bewegen, denn mittlerweile konnte er die Finger wieder biegen, die angespannten Muskeln in seinem Körper spüren – und vorallem den Druck, der von außen auf ihn wirkte.
    "Hör auf zu zappeln," befahl die Dunkelhaarige, aber der Druck ließ langsam nach und sobald der Widerstand gering genug war, dass Jarkko seine Hand befreien und diese herumwedeln konnte, sah er, dass er in einen Kokon gewickelt war. Und auf dem Hinterteil der Spinne lag. Was zum gottverdammten—"Sind die Fäden aus deinem Arsch gekommen?" echauffierte er sich, trat und wand sich dann in dem Kokon bis dieser endlich gedehnt genug war, dass er hinausklettern konnte.
    Kaum zum Großteil befreit musste er jedoch erst mal mit seinem Gleichgewicht ringen, griff dann mit den Händen nach vorne und wickelte die Arme um die Taille der Spinnenfrau als er nahezu drohte auf dem nassen und glitschigen Hinterteil runterzurutschen.
    Was an sich kein Problem gewesen wäre, würden sie nicht mittlerweile mit Hilfe einer seidigen Plattform mitten in der verdammten Luft schweben wie er aufgrund seines neuen Blickwinkels feststellen durfte. Der Kokon, so bemerkte er, als er eine Hand löste und diese nach hinten drehte um sich diesen anzuschauen, war dagegen fest an der Spinnenfrau mithilfe eines ausgeklügelten und komplexen Systems verankert.
    Es dauerte keine Sekunde, bis Jarkko zu einer völlig natürlichen Schlussfolgerung kam: "Ich glaub ich bevorzuge die Sicherheit der Arschfäden," deklarierte er feierlich.
    Arachne schnaubte verächtlich, während Jarkko mit den Füßen voran den Weg zurück in den Kokon suchte. Leichter gedacht als getan. Für einige Augenblicke, während er so strampelte und allgemein über den Körper der Spinne rutschte als wäre sie ein aufblasbares Schwimmbadspielzeug, wunderte er sich, weshalb die Frau nichts weiter zu ihm gesagt oder ihn wie ein Hund einfach schüttelnd abgeworfen hatte, verdrängte dann den Gedanken jedoch wieder als er drohte die Balance zu verlieren.
    Erst als er wieder im Kokon war und durch einige Wackel- und Ruckeltests ausprobiert hatte wie stabil und sicher das Ganze war, nahm er sich die Zeit das am Spinnenkörper gesammelte Wasser zu nutzen, um seine Augen zu reinigen und dann um sich umzusehen.
    Die Arme am breiten Körper der Spinne vorbei hängend, erspähte er ein Maschennetz, das zwischen zwei Häusern gesponnen war, die - wie er mit einem Blick nach oben bemerkte - weit überdeckt waren und sie deshalb vor den Blitzen halbwegs schützten. Zumindest waren sie sicherer als die Leute, die direkt auf Dächern oder in Baumgabeln saßen um der Flutwelle zu entkommen, denn siehe da, da stieg tatsächlich das Wasser an und an und an.
    Und Arachne hatte offensichtlich schwer damit zu kämpfen ihr Netz an Spinnenfäden immer außer Reichweite des Wassers zuhieven. Jarkko vermutete, dass die Tropfen, die an ihrem Oberkörper und in ihrem Gesicht abperlten mehr als Wasser waren. Immer wieder passierte es, dass das Wasser sie einholte. Sein Strampeln und Zappeln hatten der Frau die Arbeit sicherlich auch nicht leichter gemacht.
    Allerdings schien er den Großteil des Wasserdramas in glückseliger Umnachtung verbracht zu haben, denn der Nebel lichtete sich langsam, während das Grollen des Himmels mit dem Verschwinden der Blitze nachließ und durch dicke schwarze Wolken brachen zaghafte Sonnenstrahlen.
    Es dauerte jedoch noch etwas länger bis auch das Wasser begann langsam abzusickern.
    Jarkko beobachtete, wie Wasserfälle durch das abrinnende Regenwasser entstand, als ihn ein sehr tiefer Seufzer aus seinen Gedanken riss.
    Er hob eine Hand und richtete sie auf den Spinnenoberkörper. Die Frau hatte den Kopf gesenkt und ihr langes, schwarzes Haar klebte in wirren Strähnen an Rücken und Schultern. Letztere hoben und senkten sich mit jedem schweren Atemzug, den die Dunkelhaarige nahm. Mit einer flüchtigen Geste strich sie sich einzelne Haare aus dem Gesicht und Jarkko bemerkte die zittrigen Finger, die dünnen blutigen Striemen, die sich scheinbar in ihre Handinnenflächen geätzt hatten.
    In diesem Augenblick schoss es ihm wie der Blitz durch den Kopf: Die Spinnenfrau hatte ihm vermutlich das Leben gerettet.
    Hätte sie ihn nicht auf ihr Hinterteil gebunden, wäre er vermutlich im Wasser ertrunken, während er bewusstlos vom Blitz gewesen war.
    "Du bist ziemlich, wie soll ich sagen?" begann Jarkko ohne Vorwarnung und die Dunkelhaarige hob überrascht ihren Kopf, drehte ihren Oberkörper soweit sie konnte zu ihm herum, während er unbeeindruckt fortfuhr: "Bescheuert, oder? Nicht nur, dass du dein eigenes Leben riskiert hast um mich zu retten, jetzt hast du auch noch einen Gegner mehr."
    Die Augen der Frau verfinsterten sich als sie ihm direkt ins Auge starrte, dann schnaubte sie herablassend als sie sich wieder herum drehte. "Du bist alles andere als ein Gegner.“
    "Wohl wahr," bestätigte er lachend, kroch dann vorsichtig aus dem schützenden Kokon, rutschte etwas vor, bevor er sich auf dem Hinterteil drehte, sodass sie nun Rücken an Rücken saßen. Arachnes Haut war eiskalt.
    "Hey," begann er nach einem Moment Schweigen, während im Hintergrund das Schreien und Rufen von anderen Überlebenden zu hören war und das Wasser noch immer rauschend abfloss.
    "Was?" knurrte die Spinne.
    Der Metamorph vermutete, dass sie nur Sekunden davon entfernt war ihn einfach abzuschütteln. "Wie heißt du eigentlich?"
    Die Dunkelhaarige schien für einen Augenblick zu verstummen und Jarkko vermutete, dass sie nicht antworten würde - verwundern würde es ihn sicherlich nicht. Als er schon nicht mehr mit einer Antwort rechnete, seufzte die Spinnenfrau einmal.
    "Trial. Nenn mich Trial."
    "Trial, huh?"
    "Hast du ein Problem damit?"
    "Nah, ich hab nur was anderes erwartet. Arachne. Oder Morgana. Oder so."
    "Sorry, dass ich deinen Klischees nicht entspreche?"
    "Ach, mach dir keinen Kopf drum," winkte er mit einer Hand ab. "Vermutlich waren die Namen schon weg."
    Die Frau entließ ein Brummen, das Marge Simpson Konkurrenz machen konnte, reagierte aber nicht weiter auf seinen eigenwilligen Humor.
    "Trial?"
    "Ich schwör dir, ich schmeiß dich runter!"
    "Danke."
    Jarkko spürte Trials nasses Haar an seiner Wange als sie den Kopf schüttelte, dann das Zucken ihrer Schulter. "Lass es nur nicht zur Gewohnheit werden."

    Stand up! It gets better.
    [Bild: 1991.png] dragonage-game.de [Bild: 1991.png]
    And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain thrilled me, filled me with fantastic terrors never felt before.
    Moku ist offline Geändert von Moku (04.05.2019 um 01:28 Uhr)

  14. #194 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
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    Was bisher geschah: Gamemaster X

    [Bild: AvatarMallow1.png]Das schrille Geräusch traf den Wolfsbüffel vollkommen unvorbereitet. Er hatte keine Sekunde daran gedacht, dem Geschehen im Chat weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken – den Tod des Testsubjekts hätte man ohnehin nicht verpasst, selbst wenn man es gewollt hätte. Zu sehr war er damit beschäftigt darüber nachzudenken, ob man diese schimmelblaue Gaskugel auch irgendwie sinnvoll einsetzen konnte, wenn sie ihn schon beim Bezirzen von anderen Spielern behindern würde. Oder ob es einen Ausschalt-Knopf gab. Doch all diese Überlegungen verflüchtigten sich innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde in vollkommene Irrelevanz, in Anbetracht der Situation; der Schmerzen die ihn heimsuchten.
    „Gnaaaaaaargh!“
    Mallow entblößte zähnefletschend seine gewaltigen Fangzähne, als er den Kopf nach hinten warf und versuchte seine viel zu großen Ohren mit den Pranken zu bedecken. Es fühlte sich an, als wolle man sein Trommelfell zerstören wollen – oder das man es sogar geschafft hatte. Für einen Moment suchte ihn absolute Orientierungslosigkeit heim, die er mit einem kräftigen Kopfschütteln bekämpfte. Unsicher tänzelte die weiße Bestie auf den Hinterpfoten hin und her und musste dabei erneut bemerkten, dass dieser Körper deutlich schwerer war als zuerst angenommen. Im Zusammenspiel mit dem Versuch das Fiepen in seinem Gehörgang mittels Streicheln seiner Ohren zum verklingen zu bringen, musste es ziemlich seltsam auf andere gewirkt haben. Wäre nicht jeder Spieler damit beschäftigt auf seine Art und Weise mit dem schrillen Geräusch fertig zu werden. Das Übertönen des Fiepens mit dem eigenen Geschimpfe, Beleidigungen und in den dunklen Himmel gerufenen Flüchen. Oder auch nur ungläubigen Ausrufen oder Fragen, woher es wohl kam. Idioten.
    Es war offensichtlich, so unerwartet es auch gekommen war: Der Gamemaster ließ sich augenscheinlich nur zu gern auf das Niveau dieser impertinenten Person herab, die ihre Unzulänglichkeiten in einem Schwall aus Beleidigungen der höheren Ebene gegenüber herausließ. An sich nicht einmal eine schlimme Sache – Oh, Ichika hatte irgendwie sogar etwas übrig für diese Art von Rebellen – wenn man dabei nicht schamlos übertrieb und somit jedem um sich herum Schaden zufügte. So wie in diesem Fall.
    Die Hoffnung, dass es bei diesem ohrenbetäubenden Schrei blieb – oder was auch immer es gewesen sein mag – wurde harsch zerstört, als Mallow seine Augen öffnete, um endgültig dem leichten Schwindel entgegenzuwirken. Die Luftfeuchtigkeit war innerhalb kürzester Zeit unermesslich gestiegen, was eigentlich ein deutliches Anzeichen für die Veränderung hätte sein müssen, doch die Überraschung war groß und seine Sicht deutlich eingeschränkt.
    Tief schnaufend blickte Mallow sich um, versuchte überhaupt irgendetwas in diesem unnatürlich-dichten Nebel zu erkennen, doch selbst mit Augen, die durch einen Schneesturm blicken konnten war das kein einfaches Unterfangen. Die Panik machte sich ihm breit, als er zur Sicherheit den Chat durchforstete und dabei den Tipp des Gamemasters entdeckte.
    Höheres Terrain lies im Zusammenspiel mit den Wetterveränderungen nur eine Schlussfolgerung zu: Eine, die das Leben des Wolfsbüffels kosten würde. Das Leben von Ichika.
    „Warum so aufgewühlt? Ist doch nur Nebe- Oh schau mal! Du wirst ja immer plüschiger mein knurriger Kumpel.“
    Die Augen der Bestie folgten der Seelengestalt, welche sich um sie herum bewegte und das Offensichtliche aussprach. Sein Fell sträubte sich, der Angst wegen, vor allem aber dank der elektrostatischen Aufladung der Luft. Die weißen Haare standen in alle Himmelsrichtungen, machten aus dem Wolfsbüffel eine Gestalt, wie man sie sonst in den Regalen der Kinderabteilung fand, gefüllt mit allerlei Kuscheltieren.
    Der Tirak'tirani atmete schwer aus, konnte er sich immerhin bereits vorstellen was dies bedeutete und versuchte sich zumindest etwas zu beruhigen. Doch keine Chance, die Anspannung machte sich immer mehr in ihm breit, als er feststellen musste, dass er an einer überaus ungünstigen Stelle stand. Keine Aufgänge in der Nähe, die ihn auf eine höhere Ebene der Stadt geführt hätten. Keine kleine Parkanlage, in deren Mitte ein Steingebilde stand, auf welches man mit Leichtigkeit hätte klettern können. Nicht, was es einem Wesen mit diesen Körperbau ermöglichte, Schutz vor der bevorstehenden Katastrophe zu suchen. Sofern man überhaupt einen sicheren Platz in diesem Nebel hatte erkennen können.
    Der Niederschlag hatte fast zeitgleich mit dem tiefen Grummeln des Himmels eingesetzt, nahm in kürzester Zeit so enorm zu, dass die gewaltigen Regentropfen deutlich zu spüren waren. Jeder Donnerschlag brachte das Herz der weißen Bestie mehr zum rasen, schienen sie ihn anscheinend immer näher zu kommen. Es hatte gerade einmal einen Augenaufschlag gebraucht, um das aufgerichtete Fell mit Regenwasser getränkt an dem kräftigen Körper herabhängen zu lassen. Deutlich zeichneten sich alle Muskeln ab, in reger Bewegung und bis zum zerreißen gespannt. Als wäre es das Gewöhnlichste der Welt, sank Mallow auf alle Vier herab, versuchte das enorme Gewicht so zu verteilen, dass er sich damit besser bewegen konnte. Da die schweren Schulterplatten anscheinend nicht schon Last genug waren, saugte sich seine Fellrobe innerhalb kürzester Zeit so sehr mit Regenwasser voll, dass sie einer stählernen Rüstung gleichkam und jegliche Bewegung erschwerte.
    „Hey, Moment mal! Ich kann in dem Nebel gar nicht die Aussicht genießen!“
    Protestierend erklang die Stimme der Geistergestalt, jedoch hatte der Schamane in diesem Moment weder genüg Aufmerksamkeit für diese übrig, noch die Nerven dafür. Statt auf fast schon gewohnte Art zu reagieren, bewegte sich Mallow weiter durch den Nebel, mit den Pfoten immer wieder in das steigende Wasser tauchend.
    „Schneeprinzessin?“
    Keine Reaktion.
    „Huhu? Könntest du bitte kurz mit deinem langen Schwanz wedeln, damit ich dich wiederfinde? Es würde sicher auch helfen, wenn du dabei noch laszi-“
    Und wieder einmal wurde der Geist in seinem unnötigen Gebrabbel unterbrochen, verblasste zwischen den dicken Nebelschwaden und fand als kleine Rauchwolke den Weg zurück in sein Medaillon. Tief schnaufend nahm der Tirak'tirani die Pranke von dem Schmuckstück und versuchte durch Schütteln der unangenehmen Nässe Herr zu werden. Er hatte einen Treppenaufgang gefunden, der augenscheinlich zu einer Art Gasthaus gehörte. Verschlossen; natürlich.
    Ab und an waren Schreie von den Dächern zu vernehmen, empörte Ausrufe oder gar Gelächter, welches dann jedoch von einem weiteren Donnergrollen unterbrochen wurde. Oder eben von einem weiteren Schrei.
    Doch Mallow stellte sich nur eine einzige Frage: Wie zum Teufel waren die alle dort heraufgekommen? Ihm konnte keiner erzählen, dass man mit solch einem Start des Dai Shi rechnete und jeder sich vorsichtshalber einen Avatar erstellt hatte, der mit Leichtigkeit an Häuserwänden heraufklettern konnte.
    Nach Ichika’s Recherchen zufolge, war die nicht vorhandene Schwimmfähigkeit sogar eine Schwäche, die man in diesem Event bedenkenlos hinnehmen konnte. Fehlanzeige.
    „Raaaaaaargh!“
    Fast schon von der Wut übermannt schlug Mallow gegen die Hauswand. Die Fassade bröckelte leicht, doch nicht einmal annähernd so sehr wie die seine – denn augenblicklich verzog sich sein Gesicht zu einem unsicheren Ausdruck, der bezeuge dass er es bereits bereute das getan zu haben.
    Die Wassermassen hatten inzwischen ihren Weg die Stufen herauf gefunden und zeigten dem Schamanen mit einer feuchten Umarmung, dass es kein Entkommen gab. Er musste höher, noch viel höher. Deutlich verstärkte sich sein Schnaufen, als er sich abermals versuchte umzublicken. Der Nebel hatte kein bisschen abgenommen, wurde durch den unaufhörlichen Regenguss sogar noch verstärkt. Oder zumindest kam es ihm so vor, als würde seine Sicht nur noch mehr verschwimmen. Wenigstens etwas, das schwimmen konnte. Wunderbar.
    „Wohin … Wohin?“
    Tief grummelnd sprach er diese Worte, gab seiner Unsicherheit Stimme und lies ihr freien Lauf.
    Zögerlich tastete er an der Hausmauer entlang. Ob er seine Krallen in diese schlagen konnte, um heraufzuklettern? Unwahrscheinlich, denn so stark sie auch sein mochten, einen Kampf gegen Stein im Zusammenspiel mit seinem Gewicht würden sie nicht gewinnen. Doch er musste klettern, andernfalls würde er ertrinken. Er musste … klettern.
    Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er den nächsten Fenstersims auszumachen, oder irgendetwas an dem er sich festhalten konnte. Dabei sprang ihm – fast schon zufällig – das Geäst eines Baumes ins Auge. In Anbetracht der Tatsache, dass man bei diesem Nebel nur schätzen konnte, schien der Stamm nicht weit entfernt zu sein. Er sah dick aus, stabil genug einen ausgewachsenen Tirak'tirani zu tragen, doch wie hoch mochte er gewachsen sein? Auf den Baum zu kommen war für ihn gewiss eher machbar als über den Baum auf das Dach, somit würde er darauf festsitzen, wenn er einmal oben war. Nichts, was er freiwillig als sein Grab auswählen würde.
    Scheiß drauf, er hatte ohnehin keine Wahl.
    Der Baum war die bessere Wahl als ein viel zu kleiner Fenstersims, auf dem er vielleicht gerade einmal mit einer Pfote stehen konnte. Murrend beugte sich die Bestie über das steinerne Geländer des Aufgangs, verlagerte sein Gewicht dabei so, dass er sein rechtes Hinterbein nach oben heben konnte. Halb hockend, halb hängend visierte er den im Nebel zu erkennenden Stamm mit seinen Augen an. Mit etwas Glück, würde er den Kronenansatz erreichen können und somit sicheren Halt auf dem Gewächs finden. Glück, dass er dringend gebrauchen konnte.
    Die Theorie war einfach: Sich von dem Geländer abstoßen und mit einem kräftigen Sprung zum Baum rüber und dann den Ast greifen. Ein Kinderspiel, wenn man nicht gerade das Gewicht eines Sumoringers hatte. Eines niedlichen Sumoringers natürlich. Aber so niedlich dieser Avatar auch war, diese Niedlichkeit half in einer Situation wie dieser herzlich wenig.
    Die Praxis war das eigentliche Problem: Er setzte an, verlagerte sein Gewicht abwechselnd nach rechts und links, wackelte dabei leicht mit dem Hinterteil und suchte den perfekten Moment um abzuspringen. Da es diesen nicht gab, sprang er – betend, dass das Geländer nicht sofort nachgeben würde. Das tat es nicht, zu seinem Glück. Doch die Einschätzung der Entfernung war ein wirkliches Problem gewesen, was sich deutlich daran zeigte, dass er mit einem wuchtigen Aufprall kurz unter dem Kronenansatz hängen blieb. Die Krallen tief in das Holz seines erhofften Lebensretters geschlagen versuchte Mallow Halt zu finden, sich gleichzeitig aber auch weiter nach oben zu bewegen. Strampelnd hinterließen seine Hinterpfoten tiefe Furchen an dem Stamm, bei dem Versuch den schweren Leib nach oben zu drücken.
    Ein schier aussichtsloses Unterfangen, wenn man betrachtete, dass sein stattliches Gewicht, gepaart mit der durchnässten Fellrobe und den gewaltigen Schulterplatten jegliche Anstrengung zunichtemachte.
    Da hing Mallow also: ausgiebig vor lauter Anstrengung hechelnd, mit den Pranken versuchend einen kräftigen Ast über sich zu greifen und mit den Hinterpfoten die Rinde zum bersten bringend. Er schaffte es tatsächlich, hievte sich mit einem langgezogenen Brummen zu der Gabelung des Stammes herauf und lies sich wie einen nassen Lappen auf den Ästen sinken. Lautes Knacken uns Knistern bestätigte ihm, dass er das Gehölz bereits an seine Grenzen brachte, doch es hielt stand. Noch.
    „Woah!“
    Der deutlich viel zu schrille Ausruf für die grobschlächtige Bestie signalisierte, dass er sich erneut dem unausweichlichen Ende entgegensah. Erschrocken zog er seinen langen Schweif aus dem Wasser und blickte am Stamm herab, die Arme dabei um einen breiten Ast geschlungen. Das Wasser war bereits so hoch gestiegen, das es nur noch eine Frage der Zeit war, bis es den Wolfsbüffel mit seinen feuchten Fängen umschloss und hinunterzog. Wie lange war er bitte damit beschäftigt gewesen, an dem Baum heraufzuklettern? Wie schnell stieg dieses Wasser? Wann würde es denn endlich sein Ende finden?
    Sein breiter Brustkorb hob und senkte sich in schnellen Bewegungen, im Takt mit denen seines Kopfes, um auszumachen wie weit er noch heraufklettern konnte. Doch Die Äste brachen unter den kräftigen Griffen, als sich der Schamane versuchte heraufzuziehen und ließen in ihn völliger Verzweiflung verharren. Keine Chance, weiter konnte er nicht, würde das Geäst weiter oben unter seinem Gewicht nur brechen.
    Zitternd trat er nach dem Wasser, als könnte er es so von sich schieben und sich aus dessen Umarmung befreien, doch es war aussichtslos. Mit jedem Versuch den Klos in seinem Hals herunterzuschlucken, musste er feststellen, dass es kein Entkommen gab. Die Zeit zu realisieren, dass er aber wohl hoch genug war, um dem endgültigen Ertrinken zu entgehen – sofern er sich im Geäst halten konnte – blieb ihm nicht. Mit einem lauten Krachen prallte ein Balken gegen den Baumstamm, beastete splitternd auseinander und verschwand in der Strömung.
    „Urrrgh ...“
    Mallow musste sich an einer unsagbar ungünstigen Stelle in der Stadt befunden habe, wenn man betrachtete dass sich dort eben solch eine Strömung gebildet hatte. Stark genug um einen Balken zu ihm zu tragen und um den Baum zu wickeln.
    Zurück blieb der stechende Schmerz zu seiner Rechten, wo ein Stück des Balkens an ihm abgeprallt war und eine blutige Furche hinterließ und … ein Mensch? Der Wolfsbüffel hatte sich die ganze Zeit über kein Stück gerührt, nicht einmal als ihm förmlich die Luft aus dem Körper gepresst wurde, durch den Aufprall des Holzstückes an seiner Seite, doch ein Ausruf und das Gefühl von zusätzlichem Gewicht brachte ihn dazu den Kopf leicht zu drehen.
    Menschen – der Beweis dafür, dass selbst am Dai Shi Spieler teilnahmen, die keinerlei Talent dafür hatten die Stärken einer anderen Rasse gezielt zu nutzen und sich selbst damit einen enormen Vorteil zu verschaffen. Spieler, die glaubten durch Mittelmaß gewinnen zu können und rein auf ihr Glück vertrauten, da Können ja augenscheinlich keine Option war.
    Harsche Gedanken für jemanden, der seiner Schwäche wegen kurz davor war als erster Spieler abzutreten …
    „Hilf mir! Bitte!“
    Eine entsetzliche Angst war in den Augen des Menschenwesens zu erkennen, als es seine gepanzerten Finger in dem Überwurf der Fellrobe des Tirak'tirani‘s vergrub und so sein unwürdiges Leben zu bewahren. Die volle Rüstung war eindeutig ein Fehler gewesen, hatte er die Zeit die ihm bis dahin geblieben war wohl tatsächlich nur dem Balken zu verdanken gehabt. Ganz dem Motto getreu: " Wenn es keine Stelle an meinen Körper gibt, die man mit einer Klinge zu treffen vermag, kann ich auch nicht sterben – egal ob ich mich dabei langsamer bewegen kann als eine lahme Schildkröte".
    Selbst schuld …
    Mallow ließ mit der Rechten vom Ast ab, opferte seinen sicheren Halt dafür, den Ast endgültig vorm Brechen zu retten - der sich unter dem Druck des Wassers und dem zusätzlichen Gewicht nur noch deutlicher zu Wort meldete. Die Bewegung tat höllisch weh, doch war er dank der Schmerzen kaum in der Lage sich nur mit der Rechten zu halten. Der Mensch war augenscheinlich kurz davor den Halt endgültig zu verlieren, musste es für ihn immerhin eine entsetzlich schwere Aufgabe gewesen sein sich gleichzeitig an der Robe fest- und dabei den Kopf über Wasser zu halten. Geschätzt musste er wahrscheinlich sogar mehr auf die Waage bringen als der Wolfsbüffel, wenn man die unnötig große Rüstung mit einbezog.
    Vorsichtig streckte er die Pranke aus, dem Menschen entgegen und klammerte sich mit der Linken nur noch fester in das Holz. Der Mensch sah auf, schnappte nach Luft und hob die kurzen Ärmchen um nach der Pranke seines Retters zu greifen.
    Dummes Menschlein, das ernsthaft geglaubt hatte es würde Hilfe bekommen und gutgläubig beide Hände nach oben gestreckt hatte. Seine kleinen Fingerchen schlüpften an den Pfotenballen vorbei und alles was ihm blieb, war der feste Griff der Fluten.
    Ups …
    Das Maul leicht geöffnet und die Pranke noch immer ausgestreckt, sah er dem Menschen nach, der fortgetragen von der Strömung herabsank. Betroffenheit mit solch einem wölfischen Gesicht zu mimen, war fast noch schwieriger als der Kampf ums Überleben selbst. Wenn er aus dieser Sache herauskam, musste er das wirklich üben.
    „Graaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaargh!“
    Augenblicklich zuckte der gewaltige Körper der Bestie zusammen, verkrampfte sich und suchte zitternd nach dem Halt im Holz. Mit jedem Stromstoß, der ihn durchfuhr, krallte er sich immer mehr mit beiden Pfoten in dem Stamm, bis selbst seine Krallen kurz davor waren den blutigen Kampf gegen das gesplitterte Holz zu verlieren. Die Augen starr nach vorn gerichtet, ohne jegliche Glanz. Das Fell schien unsicher zu sein, ob es durch die Nässe nun herabhängen, oder dank der Aufladung abstehen sollte. Knisternd tänzelten die Funken durch das Geäst und sprangen wie Tausende von Nadelstichen auf das Biest im Wasser über.
    Der krachende Donner halte nach. Oder war das gar schon der akustische Beweis eines anderen Blitzeinschlages gewesen und Mallow hatte selbst den Donner mit seinem Gebrüll übertönen können? Er wusste es nicht. Es war egal.
    Die einzigen fassbaren Gedanken in seinem Kopf drehten sich im die Schmerzen, die seinen Körper heimsuchten. Stechende Schmerzen. Schneidende Schmerzen. Zerrende Schmerzen. Unaufhörliche Schmerzen.
    Den einzigen Glanz, den seine Augen wiederfanden, war der seiner Tränen, die sich darin sammelten und sich schlussendlich mit dem Monsunwasser vermischten.
    Es sollte aufhören. Bitte. Es sollte einfach nur aufhören.

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
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    Der arme Bart und Ich hau lieber ab


    [Bild: avatarcharaktezconjv32lh.jpg]

    Der Elf schien mit einem Angriff gerechnet zu haben, den mit einem Ausweichschritt versuchte er dem Angriff auszuweichen, was er auch teilweise geschafft hatte, denn Orik traf ihn nur leicht am Schienbein. Woraufhin der Elf fragte, ob dies Oriks Ernst sei und sagte, dass dies süß gewesen sei.
    Die Ratte welche neben dem Elfen stand, wurde richtig aggressiv und fauchte noch lauter als zuvor, einige umstehende Avatare wichen daraufhin etwas zurück, doch Orik lachte nur innerlich darüber, denn er wusste, dass in der Anfangsstadt kein richtiges PvP gab und somit eine KI nicht angreifen würde und auch wenn, würde ihm nichts passieren.
    ''Geh wieder deinen heiligen Bart streicheln, vielleicht nisten nächstes Jahr sogar einige Vögel darin.''
    Noch während der Elf seinen Begleiter zurück rief und sich auf seine Waffe lehnte, sprach dieser weiter.
    ''Ich weiß schon genau wieso ich Gartenzwerge nie mochte. Vergiss meine Worte nicht, in meinem Kopf passen noch viele andere tolle Dinge in diverse Körperöffnungen an deinem Prachtklops.''
    Als Orik das mit den Gartenzwergen hörte, fingen die Zahnräder in seinem Kopf an zu rattern, denn dies könnte auf seine Herkunft hinweisen, aber um nicht zu viel Zeit vergehen zu lassen, ohne auch nur eine Antwort zu bringen, entgegnetet er teilweise Hochnäsig.
    „Das ist aber nett von Ihnen, dass Sie wollen, dass in einem Jahr Vögel in meinem Bart nisten, auch wenn ich dies nie im Leben zulassen würde. Aber dies heißt trotzdem, dass ich in einem Jahr noch Ihrer Ansicht nach leben werde und dies geht nur unter zwei Voraussetzungen, die eine wäre, dass ich das Dai Shi gewinne, was sich mit meiner Auffassung deckt. Die andere wäre, dass das Dai Shi über ein Jahr laufen wird und ich solange überlebe.“
    Orik setzte ein arrogantes Lächeln auf, denn er würde so oder so in einem Jahr noch leben egal wie das Dai Shi ausgehen würde.
    Gerade, als er weiter sprechen wollte, sah er wie X und sein Gefolge aus Engeln in seine Richtung flogen. Er merkte schnell, dass X es auf die gehörnte Frau abgesehen hatte, der Elf verabschiedete sich mit einem, ''Viel Glück!'' Direkt darauf folgte ein, ''dich meinte ich damit nicht,'' welches natürlich für Orik gedacht war. Orik erwiderte nur mit einem lässig coolen, „Glück ist was für Versager, da selbst einer meiner Gegner an meinen Sieg glaubt und ich kein Versager bin brauche ich es eh nicht!“

    X flatterte nun langsam zu dieser gehörnten herab und Orik wollte sich einen besseren Blickwinkel für das Spektakel sichern, von dem aus er nicht nur das Verhalten von X sondern auch das Gesicht der gehörnten sehen konnte. Als er einen geeigneten Platz gefunden hatte, stand X bereits vor der Person, die ihn beleidigt hatte. Orik sah die Flügel von X und würde diese am liebsten anfassen, da er noch nie Engelsflügel angefasst hatte, natürlich war dies im normalen Leben nicht möglich, aber auch nicht in Belendiel, aber er hätte dies gerne mal getan. Da er sich aber keinen Ärger einhandeln wollte, setzte er sich einfach im Schneidersitz auf den Boden.
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    Ihr Name ist also Zaion, diese Information, könnte mir später einiges einbringen, wenn ich dem Namen einer Person zuordnen kann.
    Er holte sein Notizbuch und den Stift aus seinem Schuh und schrieb den Namen dort hinein und wollte ein Phantombild darunter zeichnen, doch dies war nicht so leicht, denn sie trug eine Maske, wodurch er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, darum zeichnete er einfach ihren ganzen Körper ab, ein normaler menschlicher Körper mit einem langen Rattenschwanz, an der Hüfte ein Schwert in der Diagonalen und den durch das Tuch und der Maske verdeckten Kopf mit Geweih. Zumindest war dies so geplant, aber da Chris nicht gut zeichnen konnte, konnte Orik dies auch nicht, darum konnte man das Bild dieser Zaion eigentlich gar nicht zuordnen. Da er eh schon sein Notizbuch draußen hatte, fing er an, einen Steckbrief zu entwerfen, der alles wichtige enthalten würde und schrieb dort alles was er bisher über diese Zaion wusste hinein, auf einer anderen Seite fertigte er erneut einen an und trug dort alles über den Elfen ein, diese Informationen würden ihm irgendwann mal etwas bringen, dachte er sich. Danach steckte er das Buch und den Stift wieder zurück in seinen Stiefel.

    Er sah erst in dem Moment wieder von seinem Buch nach oben, als diese Zaion ihren Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger einen Stück vom Kopf des GM zurück gezogen hatte.
    Orik dachte sich, dass es jetzt erst richtig lustig werden würde und wartete gespannt auf das, was nun kommen wird. Als er das Zungeschnalzen von X vernahm fing er an zu zittern, aber nicht vor Furcht, wie die meisten anderen Anwesenden sondern vor Vorfreude. Kurz darauf flog X mit einem kräftigen Schlag seiner Flügel ein paar Meter in die Lüfte, Orik folgte diesem mit dem Kopf um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, bis er das Gleichgewicht verlor und nach hinten umgekippt war.

    An alle Spione von Nonomoto Enterprises unter den Spielern: Die nun erfolgende Demonstration wird eure Avatare physisch genauso betreffen wie die der normalen Spieler. Ihr werdet keinen Schmerz verspüren, außer es bestehen andere Vereinbarungen mit der Firma. Dennoch wird erwartet, dass auch ihr euch so verhaltet, als wäre euer Leben wirklich in Gefahr!

    Diese Nachricht erhielt er, während er auf dem Rücken lag und X beobachtete. Sofort nachdem er diese Nachricht, welche an alle Spione geschickte wurde gelesen hatte, schlug seine Vorfreude sofort zu purem Entsetzten, den nun musste er wirklich so tun, als würde er wie die anderen Spieler sein und dies war Arbeit. Das es Arbeit wäre, war aber nicht das Problem gewesen, das Problem daran war, dass er nicht wusste, wie sich dies bei den anderen auswirkte und er somit nicht wusste, wie er zu reagieren habe.
    "Da wir anscheinend tatsächlich Teilnehmer unter uns haben, die von den Schmerzen und der Tödlichkeit des Dai Shi nichts wissen, bedarf es wohl einer Demonstration nach dem Motto 'wer nicht hören mag, der muss fühlen'!"
    Im Gegensatz zu den Meisten anderen Spielern blieb Orik ruhig liegen und beobachte die Show, wie die Engel ihre Formation auflösten und sich nah bei X versammelten. Was wird jetzt passieren, wie solle er sich verhalten, um nicht aufzufliegen, diese und andere Fragen flogen ihm zeitgleich durch den Kopf, bis X weiter sprach.
    "Schmerz kann in verschiedenen Formen und in unterschiedlicher Geschwindigkeit kommen. Ein schneller Blitz oder der langsame Schmerz des Ertrinkens, beides kann zum Tode führen, doch die Zeitspanne ist sehr unterschiedlich.
    Für diejenigen, die noch über meine Worte grübeln: Ich empfehle höheres Terrain aufzusuchen!"

    Sofort nachdem er das mit dem Ertrinken vernahm, hatte er eine Vorahnung von dem, was kommen würde und sah sich deshalb soweit es in seiner liegenden Position möglich war seine Umgebung an, als X auch noch das mit dem höheren Terrain erwähnte war er sich komplett sicher, dass es ein kräftiges Unwetter geben wird, was die Straßen überschwemmen wird. Zu seinem Pech, sah er keinen Ort, den er mit seiner geringen Größe hätte erreichen können, darum richtete er sich mit einer einzelnen schwingenden Bewegung wieder auf und verfluchte innerlich auch noch seine Größe.
    Fast direkt, nachdem er wieder auf seinen Füßen stand vernahm er einen schrillen Ton, der ihm aber nichts weiter angehabt hatte, im Gegensatz zu den ganzen anderen Spielern um ihm herum, denn diese gingen alle zu Boden, schlossen die Augen und hielten sich ihre Ohren zu. Er sah sich nochmals schnell um, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, er verzog sein Gesicht, so wie die anderen Avatare und überlegte sich, ob er nicht einfach weg rennen sollte um einen geeigneten Ort zu finden. Diesen Gedanken verwarf er aber sofort wieder und ging in die Knie, während er sich die Ohren zu hielt und die Augen schloss, denn auch wenn die anderen Spieler ihn nicht sehen könnten, könnten es die Zuschauer vor dem Fernseher allerdings schon und ein Zwerg, dem dies nichts anhabe wäre zu auffällig gewesen. Auch wenn sich jede einzelne Faser seines Körpers dagegen werte, sich so zu verhalten wie die ganzen Idioten die Freiwillig ihr Leben aufs Spiel setzten, ob nun wissentlich oder nicht war ihm egal, er scherte alle über einen Kamm. Er fasste einen Entschluss, der eigentlich nicht mit seinem Ego zu vereinbaren war. Einfach mitspielen und auf etwas Sympathie hoffen, damit versuchte er sein Ego zu beruhigen, bevor er anfing für die Zuschauer laut zu schreien.
    „Oh Helzvog Erschaffer der Knurla (Zwerge) bitte erhöre meine Stimme! Ich eines deiner Kinder flehe dich an, befreie mich von diesen Schmerzen und bestrafe jene, denen ich diese zu verdanken habe!“
    Als das Geräusch verschwand wagte er es die Augen wieder zu öffnen und die Hände wieder von den Ohren zu nehmen, doch durch den dichten Nebel der sich gebildet hatte, sah er nicht mal die Hand vor Augen. Da er sich vorhin gut umgesehen hatte, wusste er, dass er auf keines der Gebäude in seiner unmittelbarer Nähe gekommen wäre, aus diesem Grund machte er sich auf in die Richtung, wo er sich sicher war, dass es dort ins innere der Stadt ging. Er hatte sich fast orientierungslos Richtung Stadtmitte in der Hoffnung aufgemacht, dass es dort niedrigere Gebäude oder zumindest Vorsprünge gab, die er erklimmen könnte, als es plötzlich anfing zu donnern und gelbe Lichtstrahlen den Himmel etwas erleuchteten, man erkannte zwar nur etwas gelbes am Himmel doch es war nicht schwierig zu erraten, dass es sich um Blitze handelte.
    Erst spürte er nur einige Regentropfen, doch wenige Sekunden später entfachte ein gewaltiger Platzregen und es fühlte sich an, als ob ein ganzes Meer vom Himmel hinab fiel. Nach ein paar weitern Sekunden stand ihm das Wasser bereits bis zu seinen Knöcheln. Orik lief immer weiter gerade aus, in der Hoffnung etwas zu finden, was selbst er mit seiner geringen Größe erreichen konnte, doch anscheinend verlief diese Straße einfach nur gerade aus, ohne ein Hindernis. Er sah immer mal wieder eine gelbes Flimmern in einiger Entfernung, gefolgt von dem Schrei eines Spielers und manchmal, wenn der Blitz nahe genug bei ihm einschlug, spürte er ein kribbeln in seinem Körper, da der Strom durch das Wasser weiter geleitet wurde. Als ihm nach wenigen Minuten das Wasser bis an die Knie ging fing er an zu rennen und knallte innerhalb kürzester Zeit gegen etwas. Er verzog durch den leichten Schmerz den er durch den Zusammenprall erlitten hatte das Gesicht, bis ihm direkt darauf einfiel, dass er ja gar keinen Schmerz erleidet und es sich nur eingebildet haben musste. Als er sich seinem eingebildeten Schmerz bewusst geworden war tastete er das Objekt, gegen welches er geknallt war und nur schemenhaft sah ab. Schnell erkannte er, dass es ein Baum war und probiert sofort durch hochspringen einen Ast zu ergreifen, doch leider waren alle Äste viel zu weit oben für ihn um sie nur durch springen zu erreichen oder er fand einfach nur keinen.
    Darum nahm er seine Axt vom Rücken und schlug diese auf seiner Schulterhöhe kräftig in den Stamm, mit einem kräftigen Ruck, prüfte er, ob die Axt fest genug im Baum steckte und nicht einfach wieder raus flog. Da es diesem Test stand hielt, versuchte er auf seine Axt zu klettern, nach einigen Anläufe schaffte er es auch und einen einigermaßen sicheren Stand auf dem Stiel und dem anderen Blatt zu finden. Durch den Nebel war es unmöglich zu sagen, wo und in welcher Höhe der nächste Ast befand und wie dick dieser war. Darum probierte er es erst mit wildem herumgetastet doch er fand keinen Ast, darum riskierte er es zu springen, wie durch ein Wunder konnte er sogar einen Ast ergreifen. Doch als er sich an diesem hinaufziehen wollte, brach der Ast ab und Orik fiel nach unten. Auf dem Weg nach unten knallte er mit voller Wucht auf den Stiel seiner Axt, sofort gingen seine Hände in seinen Schritt und fiel mit weit geöffnetem Mund und geschlossenen Augen vom Stiel ins Wasser.

    Jeder Männliche Zuschauer der diese Szene gesehen hatte, hatte dieselbe Reaktion wie Orik, da sie alle diesen Schmerz nachvollziehen konnten.

    Orik lag mit seinem kompletten Körper ungefähr eine Minute unter Wasser, bis er wieder aufstehen konnte und er musste erst mal Wasser ausspucken, zu seinem Entsetzen stand zusätzlich noch das Wasser schon über einem Meter hoch in den Straßen. Durch seine Wasserschwäche viel es ihm schwerer sich zu Bewegen, er wusste, dass er es nicht mehr rechtzeitig schaffen würde auf ein Hausdach oder einen Baum zu kommen, da kam ihm der Gedankte, dass er ja einfach schwimmen könnte, bis er einen der Äste des Baumes erreichen könnte, doch so schlaff wie er sich momentan fühlte, wusste er, dass er es nicht so lange durchhalten könnte. In dem Moment, als ihm dies klar wurde, bekam er Angst, Angst, dass er hier ertrinken würde und das Spiel für ihn bereits so schnell vorbei war. Natürlich war dieser Gedanke genauso wie der des Schmerzes in seinem Schritt nur Einbildung, denn eigentlich wusste er, dass während der Eröffnungsshow noch nie jemand gestorben war und auch wenn, würden sie nie im Leben einen Spion so früh sterben lassen, doch sein Gehirn spielte ihm einen Streich, da es Oriks Körper für seinen richtigen hielt.
    Aus Wut auf den Baum und dem, aufgrund seines in dem Moment umnachtetes Gehirn nahe stehendem Ertrinken zog er seine Axt mit aller Kraft aus dem Baum und schlug immer wieder auf diesen ein, bis der Stamm fast durchgeschlagen war.
    „Du... blöder... Baum..., nur... weil... dein... Ast... abge-... brochen ist... werde ich ertrinken!“
    Als ihm das Wasser Wort wörtlich bis zum Hals stand, schlug er mit einem letzten kräftigen und wutentbranntem Hieb seiner Axt zu und der Baum fiel links von Orik ins Wasser. In dem Moment, in dem der Baum auf der Wasseroberfläche aufkam erzeugte dieser eine kräftige Welle die sich zu allen Seiten ausbreitete. Die Welle reichte um vorübergehend Oriks gesamten Körper unter Wasser zu tauchen. Doch er konnte gerade noch die Hand mit der Axt aus dem Wasser halten und die unteren Spitze in den Baum rammen. Nachdem die Welle über ihm hinweg war, zog er sich am Stiel aus dem Wasser. Endlich konnte er wieder Atmen dachte er sich.
    Inzwischen betrug der Wasserspiegel über eineinhalb Meter. Mit seiner letzten Kraft zog er sich nun endgültig auf den schwimmenden Baum, nahm darauf platz und schnallte sich seine Axt wieder auf den Rücken. „Darauf hättest du Idiot auch direkt drauf kommen können, dann hätte ich nicht so viel Angst haben müssen,“ beschimpfte er sich selbst. Erst jetzt, als er in Sicherheit war konnte er wieder klar denken und ihm fiel ein, dass er eigentlich gar nicht hätte ertrinken können, da in der Eröffnungsshow noch nie jemand gestorben war und der Schmerz in seinem Schritt nur Einbildung gewesen sein musste. „Ich danke dir Kílf Göttin der Seen und Meere, dass du mich nicht hast ertrinken lassen und mir diesen Baum zu meiner Rettung in den Weg gestellt hattest. Geheiligt sei die Göttin Kílf!!“ Die Zuschauer sollten ja auch etwas unterhalten werden, wobei er nur nicht wusste, wie er auf die Gottheiten Helzvog und Kílf kam, vermutlich irgendein Avatar spezifisches Wissen oder so, dachte er sich.

    So auf dem Baum sitzend folgte er der Strömung, die sich gebildet hatte, außer er hörte irgendwelche Hilferufe, dann steuerte er in diese Richtungen und rettete diese, natürlich nicht aus Nächstenliebe sondern aus Eigennutz, diese Leute würden ihm dankbar sein und somit irgendwann in irgend einer Art und Weise hilfreich sein, vorausgesetzt diese würden so lange überleben. Irgendwann hörte dann auch mal der Regen auf und der Nebel lichtete sich. Als schon fast wieder normale Sicht herrschte, durchsuchte Orik den Himmel nach X ab, denn er vermutete, dass dies noch nicht die ganze Show gewesen war und er wollte sie komplett sehen, als der kleine Engel sich endlich in seinem Sichtfeld befand freute er sich. „Hey ihr zwei, ich stelle euch jetzt vor die Wahl, entweder ihr steigt von meinem Baum oder ihr bleibt sitzen und kommt mit mir die Schlussszene der Eröffnungsshow dort drüben ansehen,“ sprach er zu den beiden, die er auf seinem Baum aufgenommen hatte und zeigte in die Richtung, in der sich X befand. „Bist du irre? Wir haben gerade so überlebt und du willst dich nun erneut der Gefahr des Todes aussetzen!“
    „Ja natürlich, wir wissen doch alle, dass wir hier unsere leben riskieren, also können wir uns auch gleich die Show zu ende ansehen. Wer nichts wagt der nicht gewinnt.“
    Orik nahm wieder seine Axt vom Rücken und nutzte dieses als Paddel um zu X zu gelangen.
    „Wer bist du, dass du so hirnrissig bist und dein Leben schon in der Eröffnungsshow riskierst?“
    The Show must go on. Auch wenn es auffällig wird, aber man wird mich höchstens für einen verrückten Spinner halten.
    Er drehte sich mit dem Oberkörper zu den beiden um, seine Augen fingen an zu funkeln und er fing an zu singen.

    „Ich wollt wissen, wer ich bin da
    Man nennt mich De-er Knurla
    Ich verfehle nie mein Ziel
    Lululalalu

    Ich treff`ins schwarze
    Schlag` niemals vorbei
    Ich hab das Ziel im Visier
    Mitten ins Herz!

    Lauft nur weg
    So schnell ihr könnt
    Ihr entkommt mir nicht
    Lululu, lululala!

    Rennt so schnell ihr könnt!

    Knurl Knurl Knurl
    Ich bin De-er Knurla!“

    Die beiden sahen ihn verdutzt an. Einer der beiden sprang von dem Baum und sprach, „der ist doch verrückt! Der hat sich sogar sein eigenes Theme geschrieben, hoffentlich treffe ich den nie wieder.“
    Der andere bleib bei Orik auf dem Baum sitzen lachte und sprach danach. „Wie oft hat man schon die Chance die komplette Zeremonie mit eigenen Augen live zu sehen?“ Dies war natürlich nur eine rhetorische Frage gewesen. „Nur ein mal im Leben und dann muss man dies auch nutzen, ich bin dabei. Außerdem gefällst du mir kleiner,“ der Fremde gab Orik einen leichten 'Schlag' an die linke Schulter. Nun paddelten beide in Richtung X.
    DragonGodSlayer ist offline Geändert von DragonGodSlayer (03.06.2015 um 21:01 Uhr)

  16. #196 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Giarra
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    Yujiro Toshizo

    Yujiro las den neuesten Manga seiner Lieblingsmangaka – ''Wenn der Affe zweimal brüllt'' – und bemerkte das penetrante Bimmeln der Ladenklingel zunächst nicht. Wie ein schreiender Umpa Lumpa unter Drogeneinfluss schrillte es immer wieder.
    ''Hallo?''
    Ein junger Mann, nicht älter als 18 oder 19, gerade erst aus den Windeln entwachsend, stand mit einem schüchternen Lächeln vor ihm. Der schwarze Schopf seines wild vom Kopf abstehenden Haares lugte gerade so über das Paket hinweg, das mit mehreren wirklich wichtig aussehenden Symbolen übersät war.
    ''Ich bräuschte hier 'ne Unterschrift.''
    Beim Reden durch eine Zahnspange behindert und durch cooles Nuscheln noch undeutlicher in der Aussprache zeigte er das Bild der heutigen Jugend – von Yu nur mit einem abschätzigen Blick gemustert.
    Schnell kritzelte der Ladenbesitzer seine krakelige Unterschrift auf das Touchpad und nahm das Paket entgegen, welches schwerer als erwartet war und ihm ein kurzes Aufstöhnen entlockte.
    Und dieser Pimpf hat das Ding also mit dem kleinen Finger gehoben. Fantastisch.
    ''Danke für die Lieferung und viel Spaß beim Dai Shi schauen. Schau doch mal vorbei.''

    Ein bisschen Werbung war nie fehl am Platze – und dem Kerlchen konnte man eindeutig ansehen wie sehr er darauf brannte endlich Feierabend zu haben.
    ''Wenn ihr Sachen von Hunter habt, klaro. Das wird so geil! Der wird so richtig abgehen sag ich dir.''
    Mit vor Vorfreude sprühenden Augen und noch einem lässigen Winken rannte der junge Mann aus dem Laden.

    Die schon geouteten Spieler dieses Mal waren wirklich nicht von schlechten Eltern, da musste er seinem Postboten tatsächlich recht geben. Allein Hunter – dessen fehlende Anzahl Tassen im Schrank schon im Minusbereich waren – sollte für Aufregung sorgen und die Ereignisse immer im Fluss halten. Eher überrascht hatte Yu der Geigenspieler, dessen Konzept mit dem Satyr entgegen seiner Erwartungen jedoch überraschend gut durchdacht war und keine schlechten Chancen auf den endgültigen Sieg hatte. Nicht derart spektakulär, aber vor allem die eher erwachseneren Mädels würden sicher auf ihn fliegen – das Wunderkinder, der langsam zum Wundermann wurde. Fingerfertigkeit hatte er ja schon.
    Während er weiter über einige der angekündigten Favoriten nachdachte holte er sein Messer und schnitt sorgfältig, fast liebevoll - wie den BH einer Frau oder die Hose eines Mannes öffnend - den Karton auf, welcher nichts anderes als die vorbestellten und doch recht exklusiven merch-Sachen enthielt. Mit einem letzten Ratschen der Verpackung sprang sich schließlich die Büchse der Pandora auf. Sofort knasterte, raschelte und knisterte es, als er die ersten Plüschis, Figuren, Schlüsselanhänger, Mousepads und natürlich stapelweise Aufkleber auspackte. Tassen und sogar einige Stofftaschen waren ebenfalls vorhanden – alles jedoch nur von einer sehr begrenzten Anzahl an bekannten Avataren. Insgeheim hatte er gehofft eventuell noch neue, geheim gehaltene Prominente zu sehen, war allerdings trotzdem wie in einem Rausch als er die vielen Sachen in den Händen hielt. Weihnachten, Geburtstag, Namenstag, Geburtstag des Haustier, Namenstag des Haustiers, Ostern, alle anderen Feiertage jeder anderen Religion und erster Ferientag zusammen.
    ''Es geht endlich wieder los.''

    Nur wenig später war alles in das kleine, unaufgeräumte Hinterzimmer – Unordnung ist die Ordnung des Genies! - gebracht und verstaut worden, sodass seine Gäste erst zur offiziell erlaubten Zeit Zugang zu den Waren bekommen konnte. Nonomoto hatte mehr als deutliche Angaben gegeben was den Vertrieb der Sachen anging und Yu hütete sich auch nur einen Artikel voreilig zu verkaufen. Zunächst stand sowieso eine Einstimmung auf die kommenden Tage an. Stundenlang hatte er seine alten Aufnahmen der vorherigen Dai Shi durchforstet und die besten, brutalsten und lustigsten Tode sowie die schönsten Momente zusammen geschnitten. Der Schwarzhaarige musste einmal schmunzeln als er im Zuge der Vorbereitung des Projektors an den Kerl denken musste, der vor Lachen von einer Klippe rollte, oder die Frau, die ihren Mörder von hinten mit ihrem Partner verwechselte und schlussendlich noch während der Aussage ''Hey Schatz'' erdolcht wurde. Oder der Baummensch, der versehentlich ins Lagefeuer getreten war und verbrannte – oder aber dieser kleine Junge, der einem seiner Mitspieler glaubte, dass er Süßigkeiten in seiner Geheimbasis hatte. Das war doch das Schöne daran – Spannung, ein bisschen Gewalt, Spaß und diese Verrohtheit machten das Todesspiel aus.
    Noch schnell die Chips und das Popcorn vorbereitend erwartete er seine Leute.
    I see you shiver with antici....
    Giarra ist offline

  17. #197 Zitieren
    .. loves to smile for you  Avatar von BlackShial
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    [Bild: AvatarYaeger.png]Er hätte es gar nicht besser treffen können, so viel war dem Löwenmann in dem Moment klar geworden, als er sich mit den großen Händen durch die nasse Mähne fuhr und diese versuchte zu bändigen. Sein Haar fühlte sich schwer an, ebenso wie die eigentlich leichte Kleidung, die er Anstelle einer Rüstung trug.
    Mit einem breiten Grinsen sah er gen Himmel. Es war dunkel, kein einziger Stern war mehr zu erkennen und die dicken Regentropfen schlugen ihm ins Gesicht. Er konnte nicht wirklich etwas erkennen, doch das brauchte er auch gar nicht. Fakt war: das Dai Shi hätte für seinen Geschmack kaum besser beginnen können.
    Zufrieden brummend gab er seiner Freude laut Ausdruck, als er seine tiefe Stimme erhob.
    „G'ara Rhorkar!“
    Yaeger hatte vor wenigen Sekunden erst mit schwungvollen Bewegungen das Dach erklommen. Dieser Avatar war wirklich eine gute Wahl gewesen, wenn er sich selbst in der humanoiden Form mit solch einer Leichtigkeit bewegen konnte, trotz der Masse. Einzig und allein das empfindliche Raubtiergehör war wohl hin und wieder als Nachteil zu empfinden, immerhin hatte selbst er einen Moment gebraucht um sich nach dem Engelsgeschrei wieder zu orientieren. Und das, obwohl er bereits einen Stuz in ein Knallkrebsbecken überstanden hatte. Dafür müsste man wahrlich ein Trommelfell aus Stahl haben.
    Egal, auf jeden Fall war er erst einmal aus der Reichweite der Fluten. Nur gelegentliche Schreie mochten den Spielern auf den Dächern klar machen, wie gefährlich das Wasser wohl wirklich war. Die Blitze dagegen waren auf jeder Ebene eine Gefahr, blieben ihm aber bisher fern.
    Der Rothaarige konnte es vielleicht nicht sehen, doch hören konnte er genau, wie die Blitze nicht weit von ihm entfernt einschlugen. Wenn nicht sogar spüren.
    Die Zeit war knapp. Das Wasser würde bald abfließen, da sich ganz in der Nähe ein Fluss befinden musste. Er hatte das Wasser zuvor bereits riechen können – eine weitere Fähigkeit die er diesem Avatar zu verdanken hatte. Die Umgebung war für ihn ein offenes Buch, in dem er nur einmal kurz blättern musste um herauszufinden, wie er sich anzupassen hatte.
    Doch ein Vorhaben wie das Seine würde bei diesem Nebel kaum gelingen, wenn nicht ein wenig Glück im Spiel war. Aber er war nicht Hunter D. Chase, wenn das Glück nicht eine vollbusige Blondine war, die sich ihm flehend hingab. Glück war etwas, dass ihn tagtäglich verfolgte – zumindest sagten das die Ärzte, wenn sie ihn immer wieder zusammenflickten, nachdem er seine waghalsigen Abenteuer nur gerade so überlebt hatte.
    Der Löwenmann wippte leicht auf den Fußballen, versuchte sein Gewicht auszubalancieren und sicherzustellen, dass er sich auf den glitschigen Dachziegeln problemlos bewegen konnte. Fast schon Katzengleich machte er einen Schritt nach vorn, dann einen weiteren.
    Das selbstsichere Grinsen wurde breiter, als er erkannte dass er sich überaus gut schlug. Dieser perfekte Körper, wirklich. Geile Sache.
    Dieses Dai Shi würde für ihn nicht mehr sein als eine Kletterpartie zum Mount Everest herauf – ein Kinderspiel. Nicht zu vergleichen mit dem Versucht es ohne Sicherungsseil zu schaffen und nebenbei noch Belendiel zu spielen. Die Narbe an seiner linken Hüfte war ein Zeuge dieser Dummheit – die provisorischen Nahtnarben jedoch Zeugen seines Sieges.
    Schwungvoll setzte er seinen massigen Körper in Bewegung, vorbei an dem ein oder anderen Spieler, der ebenfalls auf dem Dach Schutz zu suchen schien. Sein Ziel jedoch war irgendwo am Rand des Vordaches, wo er sicher sein konnte jemanden zu erwischen. Der Nebel machte ihm einen Strich durch die Rechnung, wenn es darum ging eine geeignete Wahl zu treffen. Doch das Überraschungsmoment – dank des dicken Dunstes – würde genügen.
    Hunter D. Chase würde in die Geschichte des diesjährigen Dai Shi eingehen, als der Spieler, dessen Hände das erste Blut zierten. Der Gamemaster zählte nicht, so hoffte er, war er doch kein Teilnehmer an diesem Todesspiel.
    In den ersten Minuten des Dai Shi würde es passieren, noch in der angeblichen Sicherheit der Stadt. Und all das nur dank dieses wirklich passenden Eventstarts. Die Fluten würden Zeugen seiner Tat sein, seine Waffe und die erste Stufe zum Ruhm. Jeder würde seinen Namen kennen. Und die wundervollste Frau der Welt würde es sehen.
    Alles in ihm kribbelte vor Aufregung. Er war noch nie so weit gegangen, egal was für abgedrehte Dinge er alles auf seiner Liste hatte durchstreichen können. Es war eine neue Erfahrung. Ob gut oder schlecht würde sich noch zeigen. Aber am Ende waren sie alle freiwillig dort, sie waren darauf gefasst durch seine Hände zu sterben. Sie mussten damit rechnen, ebenso wie er damit rechnen musste einen von ihnen persönlich zu töten. Und genau das würde er tun. Als erstes in diesem Event.
    Murmelnd schätzte Yaeger die Entfernung bis zum Vorsprung ab, ging leicht in die Beuge und riss die Rechte nach hinten. Die Finger waren gespreizt als er seine Hand mit einer schnellen Bewegung nach vorn preschend ließ und nach der ersten Person griff, die seinen Weg kreuzte.
    „Daruul!“
    Voller Euphorie brüllend sprang er mit seiner Beute voran und leicht gen Fluten nach unten gepresst von dem Vordach. So weit er konnte, mit aller Kraft und einem weiterhin anhaltenden Grinsen.
    Dies würde das erste Bild seines Sieges sein. Das erste Bild von vielen. Eines, welches ein Opfer von einer bald unendlich langen Liste zeigen würde. Das erste Bild, welches er voller Stolz präsentieren konnte.


    kleines Wörterbuch: Nraaki - Deutsch
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    G'ara Rhorkar
    Übersetzung: Bei der Dünensonne
    Bedeutung: super / geil / wunderbar – Ausruf der Freude

    Herkunft:
    Wenn die Sonne die Höhe der Dünen erreichte, dann galt dies als Zeichen für die Jagd. Die Wüstenfauna begannen zu dieser Zeit für gewöhnlich damit, sich in großen Gruppen in Bewegung zu setzen, was sie unaufmerksam machte. Für das Wüstenvolk war das die Zeit, in der sie mit großer Beute rechnen konnten.

    Kurz vor dem Sonnenuntergang war die Sonnenphase, in der es zu heiß war um sich über das Sandmeer zu bewegen. Da es dagegen in der Nacht zu kalt wurde, nutzte man die Phase der Dünensonne - in der es erträglich warm war - um Schutz vor der kalten Nacht zu suchen.

    Irgendwann wurde aus dieser Phrase – zuvor eine Art Jagdschrei - einfach nur noch ein Aufschrei des Glücks und der Zufriedenheit.

    ______________________________

    Daruul
    Übersetzung: scheine / leuchte
    Bedeutung: Cheese! (eigentlich nur für Hunter - löst seine Screenshotfunktion aus)

    [Bild: Blutlinks.png] Not even a sick game like the [Bild: MU4xeQxjjBlutDaiShi.png] can wreck my smile. [Bild: blutrechts.png]
    BlackShial ist offline Geändert von BlackShial (20.06.2015 um 00:19 Uhr)

  18. #198 Zitieren
    Mahou Shoujo  Avatar von Önee-sama
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    Mein Bruder online & Demonstration für die Hinterwäldler

    [Bild: showgirl_kate_ava.jpg]

    "Wartet! Jetzt zeigen sie es nochmal... gleich... da!"
    "Was die Tödlichkeit betrifft... bist du diese Zaion, die, die mein Geschlecht und meinen Namen anzweifelt, meine Fähigkeiten in der Charaktererstellung und schließlich... meine Mutter in den Dreck zieht?"
    „Atemprobleme? Oder musst du zwischen deinen Worten immer eine Denkpause einlegen? Die du im Übrigen auch bei der Erstellung dieses Malheurs hättest einlegen sollen.“
    „Was ist los? Möchte der Abkömmling von einer dieser Ratten der Lüfte das ich ihn hochhebe, damit er auf Augenhöhe kommt?“
    Zwei Dutzend Frauen, alle in etwa in dem gleichen Alter wie Kate, brachen in schallendes Gelächter aus.
    "Wie kann man nur so dämlich sein..."
    "Es gibt doch immer bei jedem Dai Shi irgendwelche Hinterwäldler, die keinen blassen Dunst haben!"
    "Ja, aber ohne die wäre es nur halb so lustig!"

    Viele der Frauen tratschten angeregt (und angeheitert bis betrunken) wild durcheinander. Auch Kate war schon gut in Sachen 'Alkoholvernichtung' dabei.
    "Hier, ein neuer Drink."
    "Ah, danke dir... äh..."
    "Tina."
    "Ja, danke, Tina."
    Kate kannte nur eine Handvoll mit ihrem Namen. Aber das war heute völlig irrelevant. Sie nahm einen guten Schluck des hochprozentigen Gemischs und schaute wieder in die Runde, als eins der anderen Mädels mit ihren Armen fuchtelte, um die Aufmerksamkeit Aller zu erlangen. Was einen längeren Augenblick dauerte.
    "Wollt ihr wohl endlich mal zuhören, ihr verdammten Zicken!"
    "Ja, Mami, wir gehen bald Schlafen."

    So ging das noch kurz hin und her, immer wieder durchbrochen von Lachen und Schnattern, ehe alle mehr oder minder der Sprecherin zuhörten.
    "Wie wir ja wissen, steht jetzt, dank dieser herrlich idiotischen Dämonenkuh, uns eine Demonstration ins Haus!"
    Sie zeigte auf das Hologramm, wo einer der Kanäle für die Übertragung des Dai Shi die Szene mit dem Avatar und dem Gamemaster nochmals für alle abgespielt hatte. Auch Kate schaute mit einem lachenden Gesicht zu den beiden, die im Hologramm verdammt echt in den Raum projeziert wurden. Die Frauen sahen und hörten das 'Duell', dass sich dort abspielte und alle grinsten sie dabei. Doch das breiteste Grinsen hatte die Sprecherin.
    "Und ihr wisst, was das heißt, Mädels... Nächste Wette! Lasst uns wetten, aus was die Demonstration besteht!"
    "Das ist eine geile Idee!"
    "Da bin ich dabei!"
    Alle inklusive Kate bekundeten ihr Interesse. Was angesichts des Alkoholpegels der Anwesenden im Raum auch nicht weiter verwunderte: Kate Lorn war ein bekanntes Showgirl - und gleichzeitig ein noch bekannteres Feierbiest! Schon als ihr Bruder Vince sich geoutet hatte, waren erste Einladungen zu irgendwelchen Liveübertragungen oder privaten Feiern bei ihr eingetroffen. Zuerst hatte sie sie noch alle sorgsam studiert. Schließlich wollte die Übertragung der Eröffnungsshow und der ersten Stunden online gut gewählt sein. Und es ging immerhin um den größten Event des Erdballs! Und am Donnerstag kam sie dann, die Einladung, die den meisten Spaß versprach: Eine bekannte hatte sich bei ihr gemeldet und von einem Mädelsabend in sehr vertrauter Runde angefangen zu erzählen. An sich erstmal völlig uninteressant, bis die Bekannte zu dem Teil mit dem Penthouse einer Millionärstochter eines großen Casinobesitzers kam. Schnell hatte Kate zugesagt. Getroffen wurde sich schon Donnerstagnacht, so gegen 23 Uhr. Das Dai Shi würde erst Freitagmorgen, um kurz nach 5 Uhr losgehen, doch kamen schon allerlei Vorberichte und Rückblenden zu vergangenen Dai Shi's. Genug Unterhaltung, bei der man es sich gut gehen lassen konnte. Das Penthouse umspannte die gesamte obere Etage des Wolkenkratzers und war luxuriös eingerichtet - selbst ein dekadenter römischer Kaiser wäre neidisch um das Ambiente gewesen! Insgesamt waren sie 24 Frauen heute Nacht, ohne männliche Gäste. Aber Männer würden nur ablenken vom Geschehen der Übertragung... oder so ähnlich.
    Schade, nicht mal süße Pagen, die uns den Alkohol und eventuell noch mehr bringen!
    Das war Kates Gedanke gewesen, als sie den Vorrat an Alkohol in seiner Gänze aufnahm, der im gesamten Penthouse schon angehortet auf die Meute wartete. Aber wirklich dramatisch fand das niemand der Anwesenden. Vielmehr wurde sich untereinander kurz vorgestellt, wobei sie sich kaum einen der Namen der Mädels merkte - wozu auch, stand doch eh der Spaß im Vordergrund. Und der sollte sofort beginnen. Als die ersten Berichte kamen, sprudelte schon der erste Schampus. Kate hatte mit 13 ihr erstes Dai Shi gesehen und somit 4 der wichtigsten Weltevents live miterlebt. Während der Dokus und Shows zu vergangenen Spielen kamen auch schnell die ersten Wetten auf: Es begann eher harmlos, als noch Alle eher höchstens leicht beschwipst waren. Ein kleiner Geldbetrag oder eine kleine Gefälligkeit waren die ersten Einsätze. Doch je später die Nacht wurde - oder besser je näher der Start rückte, desto mehr Alkohol war im Spiel und die Einsätze wurden höher.
    "Verdammt! Aber Wettschulden sind Ehrenschulden!"
    Als sie etwas nicht korrekt wusste aus einem vergangenem Dai Shi (oder wegen dem Alkohol einfach nicht drauf kam), hatte sie ihren BH verwettet. Sie trug ein schwarzes Minikleid und zog sich schnell die obere Hälfte von den Schultern und unter dem lauten Jubel der Anderen zog sie den BH aus, machte kurz eine verführerische Pose und zog dann das Kleid wieder zurecht. So erging es auch einigen anderen Mädels und mittlerweile hatte sich, verteilt über das gesamte Loft, ein Berg an BH's und Höschen angesammelt. Nebenbei hatten bei den reicheren Mädels auch höhere Summen den Besitzer gewechselt oder aber 'größere Gefälligkeiten' wurden eingesetzt...
    Als gegen 4 Uhr erste Müdigkeitserscheinungen auftraten, wurden 'Muntermacher' verteilt - die, die so illegal wie ihr Preis waren. Aber für eine Millionärstochter war das kein Problem. Und auch Kate griff beherzt zu, denn immerhin war die Stimmung sehr gut, wenn nicht gar berauschend... im wahrsten Sinne des Wortes. Wodurch Kate eine weitere Wette verlor, bei der sie anschließend wild mit einem der anderen Mädels heiß Knutschen und Fummeln musste. An dieser Stelle hätte die Party durchaus in einer Orgie enden können, was nicht das erste Mal der Fall gewesen wäre. Doch die Ankündigung, dass das Dai Shi jetzt starte, hielt die Mädels zurück. Sofort wurden die Kanäle geöffnet und die Hälfte des großen Lofts im Penthouse wurde mit dem Hologramm des Kanals für Fast geflutet. Die luxuriöse Ausstattung sorgte dafür, dass wenn man im Hologramm stand, auch nur die Übertragung sah. So als wäre man Teil der Welt von Dai Shi, außer das halt alle durch einen hindurchgehen konnten. Dennoch war der Realismusgrad atemberaubend. Gleichzeitig zeigten in der anderen Hälfte des Lofts kleinere Hologramme andere Kanäle. Einer war immer auf den 'Hotspot' eingestellt, der wichtige Ereignisse direkt wiederholte, falls man sie nicht live mitverfolgt hatte.
    Die Frauen achteten natürlich hauptsächlich auf Fast. Immer wieder gingen sie ins Hologramm. Und Kate musste alle möglichen Fragen beantworten: Auf was steht dein Bruder? Vor allem welchen Typ Frau? Wie sieht er nackt aus? Die Größe seines besten Stücks... Es wurde viel gelacht und noch mehr getrunken. Die Eröffnungsshow mit den Drachen und der Musik wurde willkommen aufgenommen, danach brach man in schallendes Gelächter aus, als Fast auf 'Kitty' traf.
    "Was ist die denn für eine?"
    "Boar, merkt sie nicht, dass sie mit dem großen Vince 'Fast' Lorn redet?"
    "Na ja, immerhin redet Kates Bruder über ihre Tage."

    "Da kann ich ja nichts dafür."
    "Sicher. Außerdem kann dein Bruder den ganzen Tag über meine Periode reden - Hauptsache er nimmt mich!"
    "Wer weiß."
    Als Kate zwinkerte und die Andere daraufhin theatralisch sich auf das Sofa fallen ließ, war die Stimmung auf einem neuen Höhepunkt. Und ausgelassen wurden Fasts weitere Schritte verfolgt, bis man eben an jenem Punkt war, wo der Gamemaster anscheinend eine Demonstration vorbereitete...

    "Ich wette auf irgendwas mit Wind. Ein Tornado!"
    "Ich wette auf Eis. Der Gamemaster wird sie schön alle einfrieren lassen!"
    "Ich sage Feuer. Auch wen ndie Drachen schon aus Feuer waren, warum nicht noch die ganze Stadt abfackeln!"

    "Quark. Ich wette auf ein riesiges, fieses, ekliges Monster, das unbesiegbar ist!"
    Auch die anderen Frauen nannten ihre Vorhersagen und als es an den Einsatz ging, meldete sich die Millionärstochter zu Wort.
    "Als Einsatz habe ich eine Überraschung. Ich sage nur so viel: Die Verlierer müssen eine volle Runde damit machen! Um was es sich handelt, sage ich euch später. Erstmal genießen wir die Show!"
    Obwohl einige vorgaben, enttäuscht zu protestieren, sagten alle willig zu. Denn die Stimmung war einfach viel zu gut zum Ablehnen und insgeheim waren alle gespannt, was es denn als Überraschung gab. Derweil fluchte Fast vor sich ob der Dummheit der Spielerin, den Gamemaster zu beleidigen.
    "Was wohl kommen mag?"
    Alle waren sie gespannt. Und obwohl noch nie in all den Dai Shi's vorher jemand bei der "Demonstration für Anfänger" ums Leben gekommen war, machte sich eine gewisse Spannung im Raum breit. Denn Nonomoto Enterprises wusste zu unterhalten.
    "Da wir anscheinend tatsächlich Teilnehmer unter uns haben, die von den Schmerzen und der Tödlichkeit des Dai Shi nichts wissen, bedarf es wohl einer Demonstration nach dem Motto 'wer nicht hören mag, der muss fühlen'!"
    "Es geht los!"
    Sofort als die Nachricht von X zu lesen war, starrten alle gebannt auf die Übertragung.
    "Schmerz kann in verschiedenen Formen und in unterschiedlicher Geschwindigkeit kommen. Ein schneller Blitz oder der langsame Schmerz des Ertrinkens, beides kann zum Tode führen, doch die Zeitspanne ist sehr unterschiedlich."
    "Nein! Es war Wasser... darauf ist... niemand gekommen?"
    Alle sahen sich ungläubig an, dass niemand auf das Element Wasser gewettet hatte.
    "Tja, dann werden wir wohl alle den Einsatz zahlen müssen-"
    "Für diejenigen, die noch über meine Worte grübeln: Ich empfehle höheres Terrain aufzusuchen!"
    Gleichzeitig war X' Rat an die Spieler zu lesen, wenn denn die Frauen sich gerade die Mühe machten den Chat zu verfolgen. Und so waren sie absolut nicht vorbereitet.
    "Aaaahhhhhhhhhh!"
    Kate und die Anderen hielten sich kurz die Ohren. Die Übertragung war jetzt doch einen Ticken zu gut, denn der schrille Ton wurde auch ins Penthouse in voller Lautstärke gesendet. Was nicht gerade angenehm war bei dem ganzen Alkohol und den Muntermachern. Und als Alle sich wieder einigermaßen fassten...
    "Scheiße! Nebel? Wie zur Hölle soll man jetzt-"
    Es war Fast, der da redete. Und das wieder gab, was die Anwesenden dachten. Und kurz zusammen zuckten, als ein Lauter Knall zu vernehmen war, als wäre ein Gewitter direkt ins Penthouse eingezogen.
    "Verdammt! Auch noch Regen und Gewitter!"
    "Computer: Übertragung halb durchsichtig!"
    Der Befehl ließ das Hologramm semitransparent werden, wodurch sich die Frauen wieder orientieren konnten. Fast hatte diesen Luxus nicht. Kates Bruder tastete sich an Ort und Stelle umher.
    "Pass doch auf!"
    "Immer noch die schwarze Blechdose?"
    "Abgefuckter Regen! Und der Nebel. Fast? Wir sehen uns wieder. Aber jetzt habe ich andere Sorgen..."
    "Ja, nämlich nicht in deiner schweren Rüstung zu ersaufen. Viel Spaß, ich bereite mich mal aufs Schwimmen vor."
    Fast drehte sich in dem undurchdringlichen Nebel einfach um und ging von dannen.
    "Was macht dein Bruder denn da? Er sieht doch nichts oder?"
    "Ich denke nicht... aber so ist er nunmal. Immer cool und gelassen."
    "Deswegen lieben wir ihn auch!"
    Wieder Gelächter und weil sonst nichts los war (wenn man von gelegentlichen Blitzen gefolgt von gelegentlichen Schmerzensschreien aus dem 'Off' ab sah), wurden schnell Drinks geleert und Neue geschnappt. Schließlich war gerade die Chance dazu. Derweil fiel der Regen unaufhörlich in Dai Shi und schon wurden Witze gemacht, ob denn ein Spieler wirklich ertrinken würde - ausgerechnet bei der Eröffnungsshow!
    "Das Wasser steigt schnell. Zu Schade, dass dein Bruder nicht seinen richtigen Körper ingame hat. Dem hätte ich jetzt viel lieber im Wasser zugesehen!"
    Alle anderen stimmten mit ein und selbst Kate musste breit grinsen.
    "Tja, Frau kann nicht alles haben. Oder noch nicht, denn Vince kommt schließlich auch auf meinen Geburtstag!"
    Während alle wild durcheinander tratschten, stieg das Wasser auf einen halben Meter Höhe. Fast war derweil an einer Hauswand angekommen und tastete sich an dieser entlang. Da Gedanken (noch) nicht übertragen wurden (obwohl das Nonomoto Enterprises bestimmt gefallen würde), mussten die Mädels natürlich spekulieren, was Fast zur Zeit vor hatte, so lange er nichts sagte. Sie beobachteten ihn eine Weile, wie er an Hauswänden und Mauern entlang fort bewegte und rissen dabei immer wieder Witze. Nur Kate wurde etwas ruhiger.
    Es ist die Eröffnungsshow. Dabei ist noch nie jemand gestorben.
    Obwohl sie berauscht vom Alkohol war und eigentlich blendende Laune hatte, machten sich erste Sorgen breit, ob denn auch wirklich nichts geschehen würde. Immerhin war das dort ihr Bruder, auch wenn sein Verstand gerade in diesem grotesken Avatar steckte. Derweil hatte der Regen das Wasser auf einen ganzen Meter ansteigen lassen und die Mädels hatten schon teilweise geschluckt, als einige von ihnen auf einem anderen Bildschirm bei einem der Avatare einen beinahe Treffer durch einen Blitz und den folgenden Schmerzensschrei live mitverfolgt hatten.
    "Echt jetzt? Willst du wirklich den ganzen Dreck hier schwimmend überstehen!?"
    Das Wasser war jetzt über 1,50 hoch und ließ selbst den großen Hydralisken klein aussehen. Weswegen Kate laut gesprochen hatte.
    "Hm, hat da doch jemand Angst um ihren Bruder?"
    "Es ist die Eröffnungsshow. Da stirbt niemand-"

    *RUMPEL*
    Alle waren plötzlich still. Ein Blitz hatte ganz eindeutig sehr Nahe eingeschlagen.
    "Was zum-"
    Fast hatte sich nach oben gedreht und auch die Frauen schauten, was denn über ihm am Laufen war, da von dort die Helligkeit kam.
    "Scheiße!"
    Fast hielt schützend plötzlich seine Arme über sich, da einige Backsteine und Dachziegel von oben herab fielen. Zwei der Steine und ein Ziegel trafen ihn auch, was ein leichtes Keuchen verursachte, bis ihn etwas Größeres traf und unter Wasser drückte.
    "Vince!"
    Kate sprang vor Aufregung auf, während die anderen Frauen gebannt zusahen. Fast war von einem anderen Avatar, der von oben herabgefallen war, getroffen worden. Beide verschwanden kurzzeitig unter Wasser, ehe sie wieder auftauchten.
    "Was zum Teufel!?"
    Fast und auch die Mädels begutachteten den anderen Avatar: Es war eine menschliche Kriegerin, die in einer Rüstung zu stecken schien. Doch konnte man das schwerlich behaupten, denn immerhin war das Wasser nun so hoch, dass die Frau schwimmen musste - was mit einer Rüstung doch eigentlich unmöglich war!
    "Sumimasen!"
    "Oh, ihr seid auch Chinesin?"
    "Nein, ich bin... das ist nicht so wichtig. Verzeiht einfach, dass ich auf euch gefallen bin."
    "Was ist denn passiert, Kleine?"
    Falls sie von Vince Gehabe nicht gerade angetan war, so merkten Kate und die Anderen nichts davon. Nur ein kurzes Zögern verriet vielleicht, dass sie kurz nachdachte, ob sie wohl erzählen konnte, was vorgefallen war.
    "Ich war dabei, an diesem Haus über einige Vorsprünge nach oben zu kommen, als ein anderer Avatar mir den Weg versperrte. Um genau zu sein, mit seinem Fuß auf meine Hand trat, als ich nach dem Dach griff. Eine Sekunde später schlug ein Blitz in der Nähe des anderen ein und schien ihn mit Elektrizität voll zu pumpen. Jedenfalls ging er zuckend zu Boden. Leider verlor ich ein wenig mein Gleichgewicht dabei und dann gab auch noch ein Stein nach und schlussendlich fiel ich wieder in die Fluten hinab."
    "Hm, wohl einfach ein wenig Pech gehabt. Kannst du mir den Weg zu dem Dach zeigen?"
    "Entschuldigt, aber in dem Nebel weiß ich nicht, wie ich das könnte."
    "Hab ich mir eigentlich auch gedacht."
    Die Frauen diskutierten, ob das schon ein Flirt seitens Fast war. Doch der machte einen praktischen Vorschlag.
    "Hör mal zu. Anscheinend kannst du trotz deiner Rüstung Schwimmen. Praktisch muss ich neidlos anerkennen. Ich selbst bin groß genug, um mich unter Wasser mit meinem Schlangenschwanz abzustützen. Da wir jedoch nicht wissen, wie hoch das Wasser noch steigt und wie lange wir eventuell Schwimmen müssen, sollten wir trotzdem zusehen, dass wir an Höhe gewinnen."
    "Dem stimme ich zu. Nur... wo wollen wir das anstellen?"
    "Na ja, von wo ich kam-"
    Fast hörte auf zu reden. Auch seine Schwester und die anderen hatten mitbekommen, dass er sich in einer engen Häuserschlucht befand. Als er sich in die Richtung, aus der er kam drehen wollte, berührte er mit seinem ausgestreckten Arm die Hauswand auf der anderen Seite. Er hielt inne, klopfte dann nochmals gegen die andere Hauswand gegenüber, ehe er seinen Körper um 90 Grad drehte. Dann sah er wieder zur Kriegerin.
    "Hör mir zu. Das scheint eine enge Gasse zu sein und meine Größe kommt mir hier zu Gute. Ich kann mich locker von Hauswand zu Hauswand erstrecken. Mit meinen Krallen sollte ich an einer der Wände hochklettern und gleichzeitig mich mit meinem Schanz an der anderen hoch schieben können. Und wenn du eine Waffe hast, die du Öffnungen im Stein hauen kannst, kannst du meine Kletterpartie unterstützen, während ich dich quasi mit hoch nehme."
    "Klingt in Ordnung für mich. Arri... Danke."
    Die Kriegerin zuckte ihren Speer hervor, während Fast sich lang machte. Dann schlug er seine Klauen in die eine Hauswand und schob seinen Körper über seinen Schlangenschwanz langsam an der anderen Hauswand hoch. Die Kriegerin zog sich derweil auf seinen Rücken, dann schaute sie an der einen Wand kurz und stach dann blitzschnell mit ihrem Speer zu.
    "Jetzt!"
    Fast zog sich mit seinem Schwanz am Speer weiter empor, dann nutzte er die Waffe, um sein Gewicht darauf zu verlagern.
    "Okay, mal sehen, ob das hält!"
    Er zog eine Klaue aus der Wand, zielte nach obn und schlug sie dort wieder ein. Dann zog er die andere heraus, hievte sich etwas empor, ehe er auch die andere Klaue wieder in die Wand schlug. Dann verlagerte er das Gewicht nach vorne und die Kriegerin griff nach unten, zog ihren Speer wieder heraus und rammte ihn hoch über sich erneut in die Hauswand.
    "Uhh, dein Bruder ist nicht schlecht."
    "Ob er was mit ihr dort oben in einem Liebesnest anfängt?"

    "Quatsch! Mit seinem Avatar ist er doch viel zu groß!"
    "Hm, wobei ich ja jetzt gerne mal seine Größe sehen würde... ihr wisst schon!"
    Vergnügtes Lachen ob der ungefährlich scheinenden Situation für Kates Bruder folgte und die Damen genossen weitere Schlücke ihrer Drinks. Fast und die Kriegerin arbeiteten sich stetig in die Höhe, immer weiter gen Dach. Sie sahen zwar, das Fast wohl schneller atmete, wie viel Ausdauer ihn das wirklich kostete ahnten sie aber nicht.
    "Ich kann einen Vorsprung knapp über mir ertasten!"
    "Das ist gut! Jetzt nur noch überlegen, wie wir da hoch kommen."
    "Ihr schiebt euch nochmals etwas weiter hoch, dann klettere ich ganz rauf. Ich werde dann oben euer Anker sein. Denn ihr müsst entweder euren Oberkörper in meine Richtung oder euren Unterkörper Richtung anderes Dach kriegen."
    "In deine Richtung, Kleine. Stoß, sobald du oben bist, deinen Speer in den Rand und ich wickel so gut es geht meinen Schwanz darum, dann stoße ich mich gegenüber ab und schwinge mich zu dir rüber."
    "Klingt nach einem Plan."
    Sofort machte nsich die beiden an die Ausführung unter den (für Fast natürlich nicht hörbaren) Anfeuerungsrufen der Damen. Wobei die Rufe von Kate eher sorgenvoll klangen, was im allgemeinen Trouble aber unter ging. Die Kriegerin konnte schließlich nach dem Dach fassen. Sie packte ihren Speer an die Rückseite ihrer Rüstung und zog sich dann empor. Dort rammte sie ihre Waffe in den Rand des Daches.
    "Ihr könnt beginnen."
    "Alles klar, Kleine."
    Fast verlagerte all sein Gewicht nach vorne, dann atmete er ein paar mal langsam ein und aus, um seine Anspannung besser kontrollieren zu können. Schließlich hatte ihn die Kletterpartie ziemlich geschlaucht. Doch das Ende war endlich in Sicht.
    "Jetz-"
    Weiter kam er nicht, denn sein Manöver schlug spektakulär fehl: Als er gerade seinen Schwanz von der Hauswand löste und nach oben schwang, gaben auf der anderen Seite die Steine, in die er seine klauen gehauen hatte, nach. Er fiel prompt in die Tiefe, da er den Speer nicht mehr erreichte - wobei das wohl auch nur den Unterschied gemacht hätte, dass die Kriegerin ohne Waffe dagestanden hätte.
    "Vince!!!"
    Kate sprang auf und lief in die Mitte des Hologramms. Obwohl einige versuchten sie zu beruhigen nach dem Motto, es ist die Eröffnungsshow, konnte sie nicht anders. Vor allem, da noch ein paar der Wandsteine hinter ihm her fielen. Und tatsächlich, er kam unglücklich unter Wasser auf und ein Stein traf ihn seitlich am Kopf.
    "Nein! VINCE!!!"
    "Er ist schon okay. Bestimmt. Nonomoto lässt niemanden so früh sterb-"
    "Woher wollt ihr das Wissen! Verdammt, was ist wenn doch! Vince-"
    "Sieh mal. Da!"
    Plötzlich tauchte im Hologramm, das nur schwer zu entziffern war, weil es auf den unter Wasser liegenden Fast ausgerichtet war, eine geflügelte Gestalt auf. Obwohl diese auch abtauchen musste, schien sie das Wasser nicht physikalisch zu beeinflussen. Sie packte den schweren Avatar an einer seiner Klauen und zog ihn dann mühelos aus dem Wasser, um in die Höhe zu schweben.
    "Siehst du, Nonomoto lässt niemanden sterben zu Beginn!"
    Kate war einfach nur erleichtert. Sie setzte sich außerhalb des Hologramms auf einen Sessel und trank den Rest ihres aktuellen Drinks auf Ex.
    Vince. Jag mir bitte nicht mehr solche Schrecken ein. Du hast versprochen auf meinem 30. Geburtstag noch zu leben!
    Die Frauen sahen zu, wie einer der Engel des Gamemaster Fast zu einem Dach flog, ihn dort ablegte und dann weiter zog. So zusammengesunken wirkte der Hydralisk wie ein Berg aus totem Fleisch. Doch nach und nach kam wieder Bewegung in ihn und zumindest richtete er sich in eine sitzende Haltung auf. So schien er das Ende des Regens abzuwarten.
    "Hier, schaut mal was uns übrigens wegen der Wette noch erwartet!"
    Die Gastgeberin unterbrach das ausgedehnte Schweigen, das gefolgt war, weil sich wohl alle etwas erholen wollten.
    "Das ist..."
    "Echt!? Sowas bietet Nonomoto an!?"
    "Das ist nicht dein Ernst?"
    "Ekelhaft... und doch irgendwo auch ziemlich erregend zugleich!"

    "Wir können es meinem Bruder gleich tun!"
    Ja, was da angeboten wurde, war Kate irgendwie zu wider... und doch faszinierte es sie so sehr zur selben Zeit, dass sie nicht anders konnte, als bei dem Gedanken daran vor Vorfreude zu lächeln.
    "Ja, es ist ekelhaft... und doch sehr erregend irgendwo. Das wird mit Sicherheit der beste Geburtstag meines Lebens!"
    Sie nahm zwei Muntermacher in Pillenform, schiss sie isch direkt ein und schnappte sich dann eine Schampusflasche.
    "Auf die Eröffnungsshow! Lasst uns mehr trinken, schließlich ist der erste Tag Dai Shi lang!"
    Alle wussten, dass es aufgrund der Einloggzeit (und X hatte es ja sogar nochmal erwähnt für die Hillbilly-Hinterwäldler im Spiel) nur eine kurze Phase gab, in der man offline sein konnte. Und während die anderen Mädels begeistert zu ihr kamen, ließ in Dai Shi der Regen nach und Fast richtete sich endlich wieder komplett auf, um zu sehen, wo er war...
    Önee-sama ist offline Geändert von Önee-sama (20.06.2015 um 00:18 Uhr)

  19. #199 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: eosava.png]„Ich,“ begann Eos, die Arme vor der Brust verschränkt, während sie ihren Kopf in den Nacken legte, auf die Wassermassen und das fallende Paar herabblickte, „hätt’ jetzt echt gern ne Fluppe.“
    Aggie, der sich aus ihr nicht nachvollziehbaren Gründen in ihr Haar verheddert hatte, fauchte einmal in ihren Nacken, schwank langsam von links nach rechts, Krallen halb in ihre Kopfhaut gebohrt.
    Eigentlich hatte Eos es nur dem abenteuerlustigen Paar nachmachen und ebenfalls vom Hochhaus springen wollen. Stattdessen hing sie jetzt kopfüber von besagtem Hochhaus. Mit einem Tier in ihren Haaren.
    Während die Halbelfe noch mit Schmollen beschäftigt war, befreite sich der Honigdachs letztendlich gewaltsam aus ihren Haaren, huschte dann flink an ihrem Körper hoch um sich in Sicherheit zu bringen. Scheinbar hatte Aggie einen stärker ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb als Eos.
    Als die Halbelfe sich nicht weiter zu ihrer Situation äußerte und generell so tat, als würde sie nicht gerade sinnlos herumhängen, rüttelte Kronk einmal an Eos' Bein, das er am Knöchel fest im Griff hatte. „Was ist los mit dir? Das hätte dich umbringen können!“ echauffierte sich das Riesenbaby. Zumindest glaubte Eos, dass der Dschalut dies sagte, denn so wirklich deutlich zu verstehen war er hinter der Maske nicht.
    „Hast du schon mal erlebt, dass jemand in der Eröffnungszeremonie gestorben ist?“ fragte Eos, spannte dann ihre Bauchmuskeln an um ihren Oberkörper etwas aufzurichten, in der Hoffnung einen Blick auf Kronk zu erhaschen. Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass sie nicht nur das Ziepen in ihren Haaren vom Kampf mit dem Honigdachs gespürt hatte, sondern nun auch das Ziehen in ihren Muskeln durch ihren halben hängenden Sit Up. Sie freute sich jetzt schon sarkastisch auf ihren ersten Muskelkater, der hoffentlich weit weg war, da sie sich einen recht durchtrainierten Avatar ausgesucht hatte. „Außerdem ist alles nur halb so schlimm.“
    „Du wolltest in einen einschlagenden Blitz springen.“ Avon, die irgendwo hinter Kronk stehen musste, hörte sich ziemlich genervt an. Aber das war ihre Standardeinstellung - sogar im realen Leben, also von daher nichts Neues.
    „Nur zum Testen!“
    „War das Gekreische der Fledermäuse nicht ausreichend?“
    „Meinst du das war das volle Potential von Dai Shi?“
    Verbal kam keine Antwort, aber das verächtliche Schnauben, das definitiv Avons rhetorische Niederlage kennzeichnete, war selbst über den Regen noch zu hören.
    Hätten sich nicht so langsam ihre Bauchmuskeln bemerkbar gemacht, hätte sie vermutlich noch ein bisschen auf ihren Gewinn rumgeritten. Allerdings lief ihr Wasser in die Nase und die Haltung war unbequem, weshalb sie sich mit Schwung wieder nach hinten fallen ließ und dann mit genug Kraft aufwärts wippte, sodass ihre Hand Kronks erreichte. Der Dschalut erkannte still den Hinweis und griff mit der freien Hand nach dem Nacken der Halbelfe, setzte sie dann sanft neben Avon auf dem Dach ab. Und das ganze mit einer Leichtigkeit als wog sie nicht mehr als eine Barbiepuppe, mit denen, und das wusste Eos aus sicherer Quelle, der Dschalut noch immer spielte. Allerdings sollte Eos für den Riesen auch keine Herausforderung sein, konnte sie mit Sicherheit behaupten nicht das Gewicht eines Kleintransporters zu haben, den, zumindest laut Profil, ein Dschalut ohne Probleme stemmen konnte.
    „Die NE ist deutlich besser als unser Zeug,“ stellte Eos dann laut fest, fing einen Regentropfen mit der Zunge auf, bewunderte und verachtete gleichzeitig Nonomoto für ihren wissenschaftlichen Fortschritt, als sie den leichten Druck auf der Zunge spürte. Sie war klatschnass und sogar die Kälte vom Wasser konnte sie bis auf die Knochen spüren.
    In einem Wort: ‚real’.
    Alles fühlte sich echt an.
    Das war es also, was Dai Shi selbst Belendiel voraushatte. Die neuste, beste Technik, die es ob ihrer Realität teilweise schwierig machen könnte Wirklichkeit von Fantasiewelt zu unterscheiden. Wenn da nicht die abstrakten Monster und Gestalten wären, die einem ziemlich deutlich vor Augen führten, wo sie sich befanden.
    „Diese Technik mit einem modernen Setting,“ meinte sie, „und wir wären in der Matrix.“
    „Vielleicht sind wir das schon und wissen es nicht.“
    Eos warf der Sprecherin einen skeptischen Blick zu. Die Amazone erwiderte mit einem nichtssagende Ausdruck, bis sich dann doch ein zynisches Grinsen auf ihre Lippen stahl. „Erklärt immer noch nich', warum du vom Hochhaus springen musstest,“ nuschelte der Dschalut, ergänzte dann: „Und wie Aggie in dein Haar gekommen ist.“
    Nun, Ersteres war klar, dachte sie. Beim Zweiten war sie sich ebenfalls nicht so sicher, aber wenn Avons hämisches Grinsen irgendein Hinweis war, hatte sie vermutlich damit zu tun gehabt. Allerdings zweifelte Eos daran, dass der Honigdachs irgendeinem Befehl gefolgt war, denn wie die drei bereits nach ein paar Minuten herausfinden durften, hatte der seinen eigenen Kopf. Was Avons eigene Schuld war. Weshalb hatte sie auch bei Charakter des Tierbegleiters ‚unabhängig’ angekreuzte. Vermutlich hatte Avon Aggie Eos hinterher geworfen, um das widerspenstige Fellmonster schnell los zuwerden.
    „Es sah interessant aus,“ antwortete Eos nun achselzuckend, deutete mit dem Daumen hinter sich.
    „Es sah interessant aus.“ Kronk spielte scheinbar mal wieder Echo.
    „Ja! Da war dieser riesige rothaarige Kerl. Den hast du sicherlich gesehen. Und der krallte sich seine Freundin und sie sprangen einfach! Ich dachte, wir sollten es zu einer Tradition machen. Ihr wisst, alle auf einmal? Ich bin dafür, dass wir alle springen.“
    „Nicht dein ernst,“ seufzte Avon.
    Wie ernst es ihr war, dachte Eos. Und um das zu beweisen, beendete sie das, wovon der Riese sie vorher mit einem schnellen Griff um ihren Knöchel abgehalten hatte.
    Sie manövrierte sich unschuldig zur Kante des Hochhauses, grinste ihre Begleiter an – und sprang mit einem Rückwärtssalto und einem lauten ‚Daruu’ noch bevor einer der anderen beiden reagieren konnte.
    Avon und Kronks entgeisterte Gesichter, als sie über den Rand schauten wurden rasant kleiner, doch Eos winkte ihnen noch einen Moment zu, bevor sie sich in der Luft mit ein wenig Kraftaufwand drehte, damit sie nun den näherkommenden Wassermassen ihre Aufmerksamkeit schenken konnte.
    Nur einige Sekunden später, hörte sie zwei weitere Schreie.
    „Geronimo,“ erschall es deutlich in Avons Mezzosopran, gefolgt von einem „Nie wieder, Eos!“.
    Kronk war weniger artikuliert und begnügte sich mit einer schlechten Imitation von Eos’ ‚Taruu’.
    Die Halbelfe grinste, spreizte die Arme und genoss einen weiteren Augenblick das Gefühl von Wind, der ihren Körper schon fast einen Tick zu scharf umschmeichelte.
    Aber mit großer Wahrscheinlichkeit waren dies ihre letzten Tage und Wochen.
    Und sie wollte das Beste daraus machen.

    Stand up! It gets better.
    [Bild: 1991.png] dragonage-game.de [Bild: 1991.png]
    And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain thrilled me, filled me with fantastic terrors never felt before.
    Moku ist offline Geändert von Moku (14.05.2019 um 00:21 Uhr)

  20. #200 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: tGTICo7oTesemiramis.png]Es hätte so schön werden können.
    Semiramis hatte sich wirklich auf die Eröffnungsfeier gefreut, war schon Tage vorher ungewohnt hipplig und ungeduldig gewesen. Wobei das vermutlich gar nicht allzu ungewöhnlich war. Schließlich würde Dai Shi den Rest ihres Lebens bestimmen.
    Schon Tage vorher hatte sie auf ihrem vBlog davon bereichtet, ihren Avatar flüchtig vorgestellt - sowohl Nummer als auch Name angegeben, damit ihre Fans, aber auch die ganze männliche Skeptikerbrigade ihre Kämpfe mitverfolgen konnten.
    Außerdem hatte sie sich vorbereitet. Nach jedem öffentlichen Profil Ausschau gehalten, um einen Teil ihre Gegner einschätzen zu können. Tatsächlich waren viele recht offen mit ihrer Teilnahme beim Dai Shi, und auch ihren Avataren - gingen zuweilen sehr detailliert auf diese ein, was für Semiramis blanker Selbstmord war.
    Zwar hatte sie ihren Charakter auch vorgestellt, aber penibel darauf geachtet nichts zu ihren Waffen, Kampfart oder Klassen preiszugeben. Was eventuell überflüssig war, denn viele, die sich auskannten, hatten es vermutlich wie sie gemacht: sie haben sich Zeit bei der Charaktererstellung gelassen und jede neue Rasse genau studiert, sich ihre feststehenden Vor- und Nachteile notiert und sich eingeprägt, sodass sie diese im Schlaf aufsagen konnten. Semiramis hatte Stunden in dem CC verbracht, sich immer wieder ein- und ausgeloggt, um alles akribisch aufzuschreiben. Und nun konnte sie mit stolz behaupten, jede Rasse, Klasse und Spezialisierung zu kennen. Sie war der personifizierte Pokédex des Dai Shis.
    Und deshalb hat sie sich auch für einen Menschen entschieden. Der Alleskönner, unberechenbar, denn die Möglichkeiten die Rasse Mensch zu skillen waren schier unendlich – und schlecht zu prognostizieren.
    Das einzige, wovon sie ein wenig überrascht war, nachdem ihr Charakter und ihr komplettes Profil standen, war ihre eigene Nummer: Sieben. Natürlich Top Ten, aber da ziemlich weit unten. Von 9999 Spielern zwar immer noch ein richtig gutes Ergebnis, aber sie hätte sich zumindest in den Top 5 gesehen.
    Wenn es allerdings etwas gab, dass Semiramis über Dai Shi wusste, dann, dass die Nummer am Ende überhaupt nichts über den Sieger aussagte. Und das eine ganze Portion Glück zum Sieg gehörte.
    Wobei man einigen Spielern tatsächlich ihre Nummern ansehen konnte, hatte sie bitter feststellen müssen, als sie auf einem riesigen Platz inmitten von Gainos gestanden hatte und sich ihre Konkurrenz ansah.
    Nur knappe hatte sie ihre Eindrücke von der Eröffnungsfeier geschildert, im Falle, dass einige Fans bereits ihr Augenmerk auf sie gerichtet hatten. Sie konnte nur mehrmals nahezu atemlos betonen, dass es vermutlich auf dem Bildschirm nicht so spektakulär wirkte wie in der „Wirklichkeit“.
    Ja, Semiramis hatte sich gefreut wie ein kleines Kind in der Süßigkeitenabteilung und sie hätte fast Sternchenaugen bekommen.
    Die Frage & Antwortrunde dagegen hatte sie per se nicht interessiert, kannte sie doch das Regelwerk auswendig. Trotzdem war sie noch immer aufgeregt gewesen. Denn schon bald konnte sie die Stadt verlassen und sich umsehen, die komplette Realität dieser Welt für ihre Fans schildern.
    Sie hatte sich vorgenommen am ersten Tag in Ruhe ihren neuen Körper kennen zulernen, ein wenig mit ihrem Stab zu trainieren - einfach erst einmal verarbeiten, dass sie nun wirklich bei Dai Shi teilnahm, dass ihre Gedanken bald nur um eines kreisen würde: Das blanke Überleben.
    Also ja, sie dachte sie hätte alles geplant und wäre auf alles vorbereitet gewesen.
    Und es hätte so schön werden können.
    Wären da nicht die kompletten Vollidioten!
    Nummer 1 auf ihrer Abschussliste war, wer auch immer der Grund für das Umwetter gewesen war, dachte sie wütend, als sie nass und frierend auf dem Hochhaus stand. Es würde schließlich genug Aufnahmen davon geben und ein Leichtes sein, mehr über die Person herauszufinden.
    Nummer 2 war wer auch immer sie von hinten gepackt und mit ihr vom Dach gesprungen war.
    Dafür, dass sie sich so auf dieses Ereignis gefreut hatte, war es scheinbar wirklich nicht ihr Tag.
    Im ersten Moment hatte sie vor Überraschung nicht einmal reagieren können, lediglich starr nach unten schauen können. Doch der Ausruf von dem rothaarigen Mistkerl holte sie schnell in die Gegenwart zurück und ließ sie auf die sich bewegenden Wassermaßen blicken.
    Sie konnte nicht am ersten Tag sterben, realisierte sie fassungslos.
    Sie wollte nicht das erste Opfer werden!
    Sie hatte sich zuviel vorgenommen!
    Alle würden sie auslachen!
    Sie hatte sich angemeldet, um sich zu behaupten, nicht um als Witz zuenden!
    Es gab Leute, die sie beobachteten, nur darauf warteten zu sehen, wie sie scheiterte. Und vielleicht würde das irgendwann passieren, aber nicht jetzt, nicht am ersten Tag.
    Die Gedanken rasten durch ihren Kopf, und sie biss sich gewaltsam auf die Lippe um sich aus ihrer mentalen Lähmung zu befreien.
    Sie musste handeln.
    Jetzt.
    Mit einer Hand holte sie aus, warf diese um die Hüfte des riesigen Mannes, hakte dann ein Beine in seines, um sich soweit drehen zu können, dass sie Bauch zu Bauch mit ihrem Gegner kam. Wobei ihr Kopf eher auf seine Brusthöhe war. Sie hatte sich überraschend leicht aus dem Griff um ihren Hinterkopf befreien können, was ihr sagte, dass der Kerl nicht damit rechnete, dass sie sich wehrte. Was vermutlich ihre einzige Rettung war, denn ihr Körper war nicht auf Nahkampf ausgelegt und sie könnte sich mit Sicherheit nicht gegen das Muskelpaket wehren.
    Sie ließ ihm also keine Zeit zum Nachdenken, handelte schnell, warf ihr Gewicht zur Seite und drehte sie beide in der Luft um, sodass er nun unter ihr lag und als ihr Polster dienen konnte.
    Ihre beiden Hände waren nun in den dünnen Stoff seiner Robe gekrallt, und sie spannte ihre Arme durch, sodass sie soviel Abstand wie möglich von ihm hatte, um schneller auf irgendeine Gegenaktion reagieren zu können, die bisher glücklicherweise ausgeblieben war.
    Dunkles Haar klebte an ihrer Stirn, durch Schweiß und Feuchtigkeit, erschwerte ihre Sicht. Das rote Haar ihres Widersachers tat sein übriges, doch sie konnte seinen Mund sehen, leicht geöffnet mit spitzen Eckzähnen.
    Irgendein humanoider Hybrid, vermutlich Katze oder ähnliches, dachte sie. Sicherlich sehr wehrhaft, wenn man die Muskeln sah, allerdings keine schwere Rüstung, sondern lediglich eine leichte Robe.
    Semiramis verstärkte den Griff ihrer linken Hand, holte dann mit der rechten aus.
    Egal wie muskulös, sie war sich sicher, dass auch er das spüren müsste, analysierte sie weiter, zielte auf einen Punkt etwas unterhalb des Solarplexus. „Du Schwein,“ knurrte sie wütend.
    Und mit allem was sie hatte und unter Mithilfe ihres kompletten Gewichtes – schlug sie zu.

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