-
Trotz der Gefahr rannte der Holzfäller wieder mit einem gewohnten Lächeln auf den Lippen durch die Gänge. Was immer Andrahir befallen hatte, im Notfall ließ es sich aus ihm rausprügeln, auch wenn Raminus nicht unbedingt scharf drauf war seinen Gefährten alle fünf Minuten einen drüber zu ziehen.
Nach der kurzen aber intensive Hatz durch die Ruinen, waren sie zumindest für den Moment sicher und mussten nun überlegen wie sie weiter voran kamen und den Bogen bergen konnten.
Hmm wenn es Spinnenweben sind, vielleicht haben die Spinnen diesen Teil schon vor einiger Zeit aufgegeben? Dann könnte ich mit etwas Magie die Weben bewegen, auseinanderreißen oder Schicht für Schicht zu uns hoch ziehen. Aber dann besteht auch die Gefahr, dass wir erneut auf uns aufmerksam machen. Für den Anfang kann ich auch wieder erkundschaften wo sich der Bogen überhaupt befindet, doch dann wissen wir trotzdem nicht weiter. An dem Seil könnt ich dich auch langsam runter lassen, ich schätze mal ich bekomm dich ehr gehalten als anders rum.
Grinsend befreite sich der Hüne von etwas Gepäck und legte sich flach auf den Boden um in die Tiefe zu starren. Vorsichtig schob er die Lichtkugel immer weiter runter um mehr sehen zu können. Aber viel mehr außer Spinnweben war nicht zu erkennen. Bin mir nicht sicher. Aber wie wärs mit folgendem Plan: Ich lass dich am Seil hinunter und schicke gleichzeitig das Licht mit, damit du mehr erkennen kannst. Entweder du siehst den Bogen und kommst leicht heran, oder wenn letzteres nicht möglich ist, dann müssten wir uns eine Lösung mittels unserer eigenen Spinnenfäden überlegen. Wenn der Bogen überhaupt nicht da ist, dann müssen wir davon ausgehen, dass er entweder ganz unten am Boden liegt oder aber die Spinnen doch im geheimen eine Bogenschützentruppe ausheben...
-
"Guter Plan. Ich gehe übrigens davon aus, dass der Tunnel verlassen ist. Als ich dort unten war, war dort nur Staub und uralte Weben. Der Gang war dann Zugang zu einer Höhle, die zwar.... nicht wirklich verlassen war, aber die allgemeinen Spinnen haben da nicht herum gehockt."
Andrahir zog sich die Lederjacke aus und legte sie auf den Boden mitsamt der Axt, die daran hing. Dabei hatte er jetzt nur noch die Mondklinge, die an seinem Gürtel festgebunden war. Das Seil legte er sich in mehreren Lagen um die Hüfte und befestigte es ebenfalls am Gürtel.
"Nur damit das klar ist: Egal was passiert, die Jacke muss mit." meinte er gespielt ernst und machte sich bereit damit das Abenteuer beginnen konnte.
"Achja... ich bin da ja schon mal runter geknallt. Ist nicht so, dass ich das so angenehm fand, dass wir das wiederholen müssen." Andrahir schluckte bei der Erinnerung wie elendig er sich gefühlt hatte, nachdem er unten aufgewacht war. Emotionen, die man so leicht nicht vergessen konnte.
"Ansonsten bin ich bereit. Die Mondklinge hab ich auch dabei, falls ich mal was kaputt schneiden will... wobei das eh nicht so phantastisch funktioniert."
-
Na dann hopp. meinte der Holzfäller gespielt spöttisch und wartete darauf, dass Andrahir durch das Bodenloch verschwunden war. In dem Moment als dieser sich von der Kante löste zog das volle Gewicht an dem Hünen, der zunächst problemlos dagegen hielt. Mit einer einfachen Schlaufe und Knoten hatte er das andere Seilende an sich selbst befestigt. Wenn wir wieder in Schwarzwasser sind solltest du mal zusehen, dass du was auf die Rippen bekommst. Mit Humor lies sich jede Situation verbessern und noch entsprach die Konsequenz auch der Wahrheit, noch konnte der Kahlkopf den Bogner problemlos halten. Aber schon als er etwas Seil nachgab merkte er wie unangenehm die Fasern über die Handflächen rutschte.
Die Lichtkugel surrte fröhlich dem Hängenden hinterher soweit es Raminus eben sehen konnte. Er war ja nicht lebensmüde und stellte sich direkt über das Loch um im Zweifel gleich mit hinterher zu stürzen. Sag einfach wo ich die Lichtkugel hinfliegen lassen soll, okay? Und sag auch bescheid wenn du glaubst das Seil gibt nach, klar? Ich versuch dann dir nen Spinnenfaden hinterher zuwerfen. ergänzte der Hüne beinahe beiläufig, als wäre es absolut alltäglich auf diese Art und Weise in Ruinen rum zu hängen...
-
Einen Spinnfaden? Der machte wohl Witze. Als ob's hier noch nicht genug davon gab. Ein Ruck ging durch das Seil und Andrahir fand sich ein paar Meter tiefer wieder.
"Hey.... nicht so hastig! Ich bin noch nicht tot und hab noch Gefühle und bald nichts mehr im Magen."
Er versuchte sich zu orientieren und sah zunächst nichts weiter als Weben und Staub und Schatten.
"Licht weiter nach links! Das andere links! Ja genau und jetzt weiter nach unten. Zu weit. Noch etwas linksiger." Solche und ähnliche Anweisungen rief der Bogner laut hinauf während er sich langsam ein Bild von der Situation machen konnte. Dieses Loch war wirklich verdammt tief. Endlich fand er auch wohl eine der Spuren, die er bei deinem Fall hier runter verursacht hatte. Mehrere Netze waren untereinander durchgerissen. Dummerweise hatten sie auch seinen Fall abgelenkt und so war er vermutlich nicht einfach geradeaus nach unten gefallen. Er juchzte auf, als er den ersten Pfeil in einem Netz hängen sah und ein paar weitere gleich in der Nähe. Immer weiter runter ging es und endlich... das musste er sein.
"Ich seh ihn. Aber es gibt ein Problem!"
"Was?"
Das Seil war vermutlich auch bald ausgereizt, aber es müsste schon klappen... auf eine Art und Weise.
"Ich seh ihn! Du musst mich hin und her schwingen, damit ich ran komme. Von dir aus nach... ähm... vorne glaub ich!"
-
"Was wollte ich noch gleich?". Eine Frage, die Bardasch sich an diesem Tag mehrmals stellte. Vergessen war der Umstand, das die Pferde fort waren. Vergessen der damit verbundene Gedanke, das Elawa fort war. Vergessen der Vorsatz vor der Metzgertochter zu fliehen, wie auch andere Lichtblitze, derer der Nomade sich nicht lange erinnern konnte.
Als er nun dem Fackelschein folgend sich vor der Lilie wieder fand, blieb er zögernd stehen, spürte den Hunger in sich und die trockene Kehle, die ihm ein wissendes Lächeln auf die Lippen zauberte.
Ja genau. Das musste die Antwort auf die Frage sein. Die Lilie war sein Ziel.
Und als er nun das Innere betrat, blieb er erneut zögerlich stehen. Sein Blick wanderte über die Schulter hinweg zur Türe, die er eben noch passierte. Was wollte er hier? Das, was man in einer Taverne tat, sofern dies eine Taverne war? Es roch nach diversen Dünsten, in denen der Nomade sich verlor, in denen er die Antwort auf seine Frage suchte. Es wimmelte von Gästen, die wiederum eine neue Frage aufwarfen, als er in die Gesichter blickte. Und während er humpelnd durch die Schänke trat, suchten seine Augen nach einem weiteren Anhaltspunkt, der sich wiederum in einem Bierhumpen fand.
Ja genau. Das musste es sein. Er kam, um zu saufen, was man üblicherweise in Gesellschaft tat.
Und so war die nächste Überlegung geboren, an welchem der Tische sein Freund Sir Ulrich saß.
Ja genau. Er musste ihn in dieser Taverne suchen.
-
Ich soll dich jetzt gemütlich da unten rumschaukeln lassen? Gut kannst du haben. Irgendwie war das einfacher gesagt als getan. Raminus brauchte eine ganze Weile bis er den Dreh raus hatte ohne das Seil zu sehr an der Kante anzuschaben. Von unten kamen derweil immer wieder neue Richtungsanweisungen. Rechts...weiter rechts, nein nach vorne rechts...wieder zurück, mehr links....jetzt dreh ich mich im Kreis... -
Dir ist schon klar, dass ich das kaum steuern kann? Ich versuch dich grad überhaupt erstmal in Bewegung zu bekommen...aber sag ruhig bescheid wenn dir zu viele Spinnenweben durchs Gesicht fliegen...
Endlich schwang das Seil in der halbwegs gewünschten Richtung und Andrahir half nach dem der Anfang gemacht war reichlich mit, ganz als ob er auf einer Schaukel sitzen würde. Wehe du kommst jetzt nicht ran! Sonst komm ich dir da runter. Trotz des Lachens, hörte man schon die Anstrengung in der Stimme des Hünen. Das Gewicht zu halten war eine Sache. Es kontrolliert schwingen zu lassen und sich auf die Lichtkugel zu konzentrieren eine ganz andere...
-
"Autsch!" Der Jagdmeister - seines Zeichens wohl der erste Seilkünstler Argaans - war unelegant an die Wand geknallt, die sich auf einer Seite recht dicht an dem Loch befand unter dem er hing. Doch nach einem kurzen hin- und herschwingen erkannte er den Vorteil dieser festen Begrenzung und stieß sich davon ab. Mit jeder Schwingung kam er dichter an den den Bogen heran und er streckte sich so mit dem Arm, dass dieser ihm bald lahm wurde. Bei seinen Flugübungen kam er auf die Idee, dass man solch Seile auch an Tooshoo herunter hängen lassen könnte, als Freizeitvertreib. Sein Magen allerdings bezweifelte dass das eine gute Idee war.
Der Bogen war noch eine Hand breit entfernt. "Hab ihn..." er hörte Raminus bis hier unten erleichtert seufzen. "... noch nicht ganz." Noch einmal von der Wand abstoßen und endlich: Andrahirs Finger umklammerten den Bogen und er wollte schon aufjuchzen, als der Bogen sich nur langsam bewegte und der Bogner sich schließlich festklammern musste, was das bisherige Schaukeln apprupt unterbrach.
"Verdammt! Er hängt fest. Warte, ich versuch ihn mit der Mondklinge zu befreien!" Während er mit einer Hand am Bogen hing, versuchte er mit der anderen die Klinge aus der Scheide zu ziehen ohne, dass sie ihm dabei herunter fiel. Davon wäre Ryu nämlich gar nicht begeistert gewesen. In diesem Moment wurde sich der schwarzhaarige bewusst, dass der Hauptmann noch gar nichts von dem Verlust des alten Sumpfstahlschwertes wusste... Egal. Jetzt war anderes wichtig. Andrahir stocherte mit der linken Hand um den Bogen herum um die Weben zu zertrennen. Langsam riss Strähne für Strähne und schließlich *RATSCH*.
Der Bogner trudelte wieder durch die Luft und knallte erneut gegen die Wand - diesmal etwas mehr darauf gefasst, was wohl der einzige Grund dafür war, das ihm die beiden Waffen nicht aus der Hand fielen.
"Zieh mich hoch!" ein komisches Knirschen ging durch das Seil.
"Ähm... und beeil dich... aber... mach nicht zu hastig." War das ein Widerspruch?
-
Ich dachte schon die Worte hör ich nie. Stück für Stück zogen die großen Hände des Holzfällers das Seil wieder nach oben und damit auch Andrahir. Doch die Warnung des Schaukelartisten blieb natürlich nicht ungehört. Auch Raminus spürte, dass das Seil nicht mehr lange aushalten würde.
Schlagartig wurde es dunkel. Verwunderte Proteste hallten ihm von unten entgegen, aber Raminus brauchte seine Konzentration und Magie für andere Dinge als für die Lichtkugel. Ja ich weiß, das nächste mal warne ich dich vorher, aber ich muss das Seil verstärken. Die Ziehbewegungen wurden langsame, doch dafür schmiegten sich dünnen Spinnenfasern an dem Seil entlang. Es kostete den Holzfäller einiges an Kraft, doch eine andere Lösung sah er für den Moment nicht, außer Andrahir abstürzen zu lassen. Und das war im Prinzip keine echte Lösung.
Langsam belastete er das Seil wieder mehr, als er einige Fäden künstlich erschaffen hatte. Die Proteste des Bogners waren auch verstummt und spätestens als Raminus Andrahir über die Kante des Lochs zog warne sie auch überflüssig geworden. Angesichts der kräftezehrenden Aktion flammte kurz darauf nur ein schwaches Lichtchen auf, damit sie wieder etwas sehen konnten.
Huch, ich glaube blind die Spinnenfäden zu steuern hat wenig gut geklappt als gedacht, aber hey was solls, bist ja wieder heil hier oben angekommen. kommentierte der Hüne die Lage und musste sich beherrschen nicht schallend los zu lachen. Zwar hatten sich die Spinnenfäden zunächst entlang des Seils ausgebreitet, doch am Ende hingen sie mehr oder weniger überall. Ein gutes Dutzend der dünnen, aber erstaunlich stabilen Fäden klebte nun an Andrahirs Füßen, Gürtel oder wahlweise auch Gesicht. Ne Idee wie wir hier raus kommen?...
-
Der junge Mann schlenderte über die Stege von Schwarzwasser und verschwand zwischen den Hütten nur um kurze Zeit später im Fackelschein wieder aufzutauchen. Mit langsamen Schritten, geschuldet durch den langen gestrigen Abend, nährte sich der einsame Dieb dem Lager der Jäger.
Rekhyt hatte sich bereits aufs Ohr gehauen, keine Ahnung wie man so langweilig sein konnte, zu mal er ja weder die gestrige Nacht über so gefeiert hatten wie seine Söldnerkameraden. San Daran hatte noch am Strand zu tun und Luke hatte sich heute auch nicht blicken lassen. Rob hingegen hatte er getroffen und die Botschaft überbracht, dass sich der junge Mann um Elawa kümmern durfte und das hatte dem Wächter nun wirklich nicht gepasst. In Gedanken ließ Dennik das Gespräch Revue passieren und musste lächeln...
"Hey Rob, du musst was für mich tun"
"Wasn?"
"Bekommst ne fette Belohnung von mir, wenn du Elawa zum Orkwald bringst"
"Ist das nicht diese Ritterin?"
"Hier gibt es sonst niemanden mit so nem doofen Namen..."
"Ach Dennik, warum ich? Nö, echt nicht!"
"Rob, lass mich nicht hängen... bitte, du wirst belohnt und außerdem musst du sie ja nur führen und nicht mit ihr reden"
"Hätt` ich mich mit solchen Leuten gut vertragen, wäre ich in Thorniara geblieben und nicht abgehauen", so hatte ihr Gespräch geendet, doch der Meisterdieb war sich sicher, dass der junge Wächter Rob ihn nicht hängen lassen würde. Der Mann war ehrgeizig genug um sich die Belohnung zu sichern.
Endlich erreichte er die feuchte Wiese des Lagers und hielt auf eines der Lagerfeuer zu. Gemurmel drang an sein Ohr und leise Stimmen unterhielten sich vor dem knisternden Feuer über den vergangenen Tag und dessen Ereignisse. Dennik setzte sich zu ihnen und nickte lächelnd in die Runde. Hier und da wurde zurück genickt. Pete grinste ihn an und der Fallensteller, Dennik hatte seinen Namen schon wieder vergessen, grüßte ihn mit einem "Bewahre". Er ließ sich auf den Boden vor dem Lagerfeuer fallen und schwieg. Die Gespräche nahmen ihren Lauf und überall wurde erzählt und geplaudert, doch auch an vielen Stellen einstimmig geschwiegen und gegrübelt, als ob man versuchte den Flammen Geschichten zu entlocken.
Er hatte noch nicht lange dort am Feuer gesessen, da wurden seine Lieder bereits schwer und dieser Zustand wurde noch verschlimmert dadurch, dass einer der Jäger eine kleine Harfe ausgepackt hatte und nun begann sachte Melodien über das Lager der Jäger hinweg in den tiefen Sumpf zu spielen. Vielerorts lauschten die Jäger und Schwarzwasserbewohner, die sich des Nachts hier trafen dem Rhythmus des Musikers und auch der Söldner bewunderte die Leichtigkeit des Moments und dieser Ruhe. Hier und da schwirrte eine Fliege, oder ein Moskito, in der Ferne knisterte und raschelte es im Geäst des Moores, während das wärmende Feuer seine ganz eigene Melodie zum Besten gab. All das zusammen machte diesen Ort einmalig und all das genoss der verkaterte Dennik in diesem Moment, es brachte ihn voll und ganz zur Ruhe. Man musste nicht immer voll dabei sein, nicht immer auf der Jagd sein nach Erlebnissen, manchmal reichte es schon, dass man sie bemerkte und registrierte, dass man ein Teil von all dem war. Man konnte sich dann zurücklehnen und die Situation genießen. So wie er es nun eben pflegte.
-
"Mäh... sone Sauerei. Meine ganzen Haare sind voll mit diesem Spinnenzeug. Als ob die hier bei dieser trockenen Luft nicht schon genug zu leiden hätten." Mit viel Witz und vielleicht einem Funken Ernsthaftigkeit klagte der Bogner über seine Situation während er sich von dem klebrigen Zeug befreite. Als er fertig war brüllte er "TADA!" und streckte den Bogen theatralisch ruckartig in die Luft, was dazu führte, dass er ihm aus der Hand rutschte und Richtung Abgrund stürzte bevor Andrahir ihn reflexartig noch gerade so auffing.
"Ähm, ja. War geplant. Wenn's dir nicht ausmacht wär's schön, wenn ich kurz ne neue Sehne auflegen könnte. Die alte ist nicht zu gebrauchen und wenn ich einen Bogen hab fühl ich mich gerade in Anbetracht der hier überall lauernden Gefahr dann doch sicherer. Du bekommst den dann, wenn wir meinen neuen fertig haben. So als kleine Motivation." Der Bogner grinste und setzte sich auf den Boden. Zunächst reinigte er die Schusswaffe erst einmal grob vom Staub und Schmutz und zog dann ein Messer mit dem er die auf einer Seite fest gemachte Sehne löste um eine neue aus einer Jackentasche zu ziehen.
"Hatte immer ein paar dabei. Man weiß ja nie."
Die Länge war schon auf seinen Bogen angepasst und so musste er sie nur noch befestigen und auf der anderen Seite in die Nocke hängen um den Bogen schussbereit zu machen.
"Gut... ich würde sagen wir nehmen einfach den Weg nach oben, so wie ihr damals auch. Viel anderes bleibt uns ja nicht übrig. Schön links auf der Treppe bleiben und vorsichtig gehen."
Andrahir zog sich seine Jacke wieder an und schloss sämtliche Laschen, bis sie wieder fest saß und so schützte, wie sie es sollte. Der Köcher hing jetzt auch nicht mehr ohne Grund hinten an seinem Rücken und so sprang Andrahir beschwingt seitlich am Loch vorbei und tippelte die Stufen hoch. Der Ausgang war nicht weit und die Spinnen hatten das Netz in das Onyx und die andern beim letzten mal geraten waren nicht erneuert, weshalb sie einfach hindurch gehen konnten.
Was folgte war ein Gang wie so viele andere. Die beiden stapften ihn hinauf und es ging merkbar bergauf, bis sie wieder an einer Kreuzung waren. Nicht an irgend einer. An DER Kreuzung. Beide sahen sich an und schüttelten den Kopf. Sie hätten sich soviel Zeit und Ärger sparen können, wenn sie nicht einfach an dieser Station alles der Gleichgültigkeit überlassen hätten.
Ein Nebelschleier zog an Andrahirs Kopf vorbei.
"Eigentlich ist ja auch egal ob wir jetzt nach unten oder nach oben gehen." KLATSCH.
"Aua... war doch nur ein Scherz..."
Das war es zwar schon, doch bemerkte er schon jetzt wieder, wie dieser Nebel seine klaren Gedanken verschleierte. Raminus vorsorglicher Schlag auf Andrahirs Hinterkopf tat da sogar ganz gut. Sie sollten zusehen, dass sie hier raus kamen. Die Ursache konnte man ein ander Mal erforschen.
Schließlich kamen die beiden wieder in der großen Höhle an, in der es verbrannt roch. Man beriet sich kurz darüber, wie man nach draußen kommen wollte. Raminus deutete an, dass er eventuell den Bogner über magische Kräfte nach oben befördern konnte, so dass dieser dort das Seil für ihn befestigen konnte, doch einerseits war es dem Bogner nicht so geheuer von dem Hünen mit allein magischen Kräften in einigen Metern Höhe in der Luft gehalten zu werden und zum anderen war der Glatzkopf auch nicht mehr der ausgeruhteste.
"Da vorn ist ein Lichtschein. Lass uns sehen ob da vielleicht auch ein Ausgang ist."
Die beiden schlichen wieder vorsichtig vorwärts, wobei das was Raminus machte nach wie vor wenig mit dem lautlosen Schleichen zu tun hatte. Spinnweben verdeckten hier leicht eine Öffnung in der Wand. Der Bogner reichte seinem Gefährten den Ebenholzbogen und griff erneut zur Mondklinge um mit Schlägen und Reißen den Weg frei zu machen. Das Loch war recht schmal aber es würde auch für Raminus reichen, wenn er sich hindurch zog und wenn Andrahir vor kletterte, dann konnte er mit ein wenig Ziehen da auch helfen.
Der Jagdmeister steckte die Klinge wieder weg und nahm den Bogen um ihn voran durch das Loch zu stecken und dann hinterher zu klettern. Draußen angekommen wurde sein Geist beflügelt durch die frische Luft sofort klarer und er spürte wieder eine Flut von Eindrücken, die auf ihn einprasselte. Doch einige davon schienen merkwürdig. Auch Geräusche hallten durch die Luft, die ihn irritierten. Es klang nach Kampf...
Er deutete Raminus an, dass er leise sein sollte und half ihm aus dem Loch heraus. Viel breiter hätten seine Schultern nicht sein dürfen. Andrahir zog einen Pfeil aus dem Köcher und schlich langsam vorwärts. Sie näherten sich einer Lücke zwischen zwei Felsen. Plötzlich tauchte ein gewaltiger Körper zwischen diesen auf. Die Echse sah sie, erhob den Arm und riss gerade das Maul auf, da legte Andrahir reflexartig an und schoss. Das Wesen brach zusammen und gemeinsam mit Raminus zog Andrahir es sofort zurück hinter den Sichtschutz aus Stein.
Vorsichtig lugte Andrahir an diesem vorbei. Auf einem Platz sah er etwa ein Dutzend Echsenmenschen und in etwa ebenso viele Spinnen. Offenbar hatten die Echsen den Kampf nun beenden wollen, nachdem sie den ersten verloren hatte. Der Bogner zog sich wieder zurück.
"Verdammt, wie sollen wir da vorbei kommen?"
-
Leise konnte man das Surren des Schleifsteines hören, an welchem er die Klinge entlangführte. Hin und her, wieder und wieder. Es waren die letzten Feinschliffe an Chalas Klinge, denen er schon den ganzen Tag gewidmet hatte. Natürlich waren da noch die Fertigung von Heft und Knauf, doch diese hatten sich eher schnell erledigt. Kurz atmete er durch, als er den Schleifstein zum Stehen brachte und die Klinge auf beiden Hängen ablegte und vor seinem Auge entlangstreckte. Ja, das sah gut aus. Vollkommen gerade war der Schliff, die Schärfe gut genug, um bei Kontakt nicht gleich schartig zu werden und die Hohlkehle nahm auch genügend Gewicht heraus, damit man es auch führen konnte, ohne die Statur des Schmiedes zu besitzen. Mit einem zufriedenen Nicken stand er schließlich auf und ging herüber zur Werkbank. Dort lagen bereits der Griff, sowie das Knaufstück bereit. Und der Stachel einer Blutfliege. Nicht irgendeiner Blutfliege, sondern einer Art, wie sie nur in den Sumpfen beheimatet war.
Seufzend ließ er sich an der Bank nieder und betrachtete den Stachel eine Weile. An der abgetrennten Stelle lag ein Tuch, welches mit einigen Schnüren festgemacht war. So konnte er den Stachel in der Hand halten, ohne von der oben austretenden Flüssigkeit erfasst zu werden. Das besondere war daran, dass sich dieses Sekret selbst in Metall fressen konnte. Hervorragend, um damit Ätzungen und Verzierungen aufzutragen, während man das Ding ähnlich einer Feder, nur etwas grobschlächtiger führen konnte. Und so legte er die Spitze langsam am Rohling, knapp unterhalb der Hohlkehle an, wo er ihr mit leichtem Druck die ätzende Flüssigkeit in gleichmäßigen Linien verteilte, bis sich darauf einige Zeichen bildeten. Zeichen, welche er aus seiner Heimat noch gut in Erinnerung hatte und die markant für seine Waffen waren. Jede mit ihrer eigenen Widmung, passend zu ihrem Besitzer. So war es in diesem Fall schlichtweg das Wort "Wildkatze", welches er mehr als passend für Chala empfand. Ja, das würde gut aussehen!
-
Klopfend trieb Chala den Staub von ihrer Kleidung herunter, nachdem sie sie schon einige Tage nicht mehr angehabt hatte. Wenn sie ehrlich mit sich war, hatte ihr dieses befreite Gefühl gefallen, wie jeder Luftzug an Körperstellen drang, die sonst nicht mit derlei Einflüssen in Berührung kamen. Sie blickte ihr Spiegelbild in einer polierten Schwertklinge, lächelte natürlich und inspizierte ihre Haare. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie eitel war, denn sie wusste, dass der Eindruck, den sie bei anderen erweckte, oftmals zu ihrem Vorteil genutzt werden konnte. Einzig die gerissenen Schnüre auf Brusthöhe störten sie, doch hatte sie nichts zur Hand, womit sie dies hätte beheben können.
Sie legte den provisorischen Spiegel beiseite und streckte sich ausgiebig. Die letzte Nacht war ähnlich verlaufen, wie die davor, doch schien sich ihr Unterleib dieses Mal schneller erholt zu haben. Sie strich sich selbst über die Hüfte, prüfte ihre Wurfdolche, ehe sie aus dem Schlafzimmer schritt, in welchem sie den Großteil der vergangenen Tage verbracht hatte, allerdings nur zu einem geringen Teil mit Schlafen. Gewandt folgte sie der Treppe ins Erdgeschoss, wo es ungewöhnlich ruhig war. Kein Hammerschlag war zu hören und auch der Schleifstein schwieg. Mochte Ryu ihre Waffe fertiggestellt haben?
Als sie einen freien Blick auf den Arbeitsbereich des Schmiedes hatte, entdeckte sie ihn an einer Werkbank stehend, mit ihrem Schwert in der Hand. Er schien sein Werk noch einmal zu überprüfen. Lächelnd musterte Vered den Braunhaarigen einen Moment. In ihr regten sich positive Gefühle, die sie mit seinem Anblick verband.
Der Aranisaani fiel wieder ein, dass sie noch ihren Beutel suchen musste und nachdem sie sich einen Moment umgeschaut hatte, entdeckte sie ihn tatsächlich da, wo sie ihn vermutet hatte. Unbeteiligt lag er vor dem Schrank, in den sie bei ihrer ersten Begegnung mit dem Schmied gestolpert war. Seine glühend roten Augen hatten ihr einen immensen Schrecken eingejagt. Mittlerweile empfand sie diese ungewöhnliche Färbung jedoch als höchst anziehend und ihre Erinnerung daran würde so schnell nicht wieder verblassen.
In dem Moment, in dem sie ihre Tasche aufhob, hörte sie ein zufriedenes Geräusch hinter sich, welches durchaus bedeuten konnte, dass ihr Schmiedeauftrag erfolgreich beendet worden war. Mit freudiger Aufregung wandte sie sich zu Ryu um und durchmaß den Raum mit anmutigen Schritten, ehe sie sich bei ihm unterhakte und den Blick über den blanken Stahl wandern ließ.
-
Lange hatte Rekhyt sich schon nicht mehr wirklich in die Geschehnisse in Schwarzwasser eingebracht. Zwar war er körperlich anwesend gewesen und hatte so einiges mitbekommen was Dennik mit diesem irren alten und dessen Ritterin zu schaffen hatte, doch befürchtete er seinem Freund in der Zeit kein guter Beistand gewesen zu sein.
Irgendwie war er in Gedanken immer wo anders gewesen, hatte sich aus Saufgelagen und Schlägereien rausgehalten oder war ebenso wie Luke seinem magischen Training nachgekommen. Immer wieder hatte er dabei festgestellt, dass es aller höchste Zeit war sein Wissen weiter zu vertiefen und auch die Zauber die Corax ihm damals gezeigt hatte endgültig zu meistern. Doch das war erneut kein Problem was Dennik beschäftigen sollte und eben jenen wollte er jetzt auf seinem Weg von der Baustelle zurück nach Schwarzwasser abfangen, um mal wieder ein Gespräch mit ihm alleine zu haben.
"Bewahre!", grüßte der Schweigsame seinen Freund, als er ihn den Steg entlang gehen sah und schritt aus den Schatten in denen er gewartet hatte.
"Gibt's was Neues bei dir? Schon viel zu lange haben wir nicht mehr geredet."
Worte der Entschuldigung waren zwar nicht gesprochen, doch ließ seine Mimik dennoch eine gewisse Reue zeigen.
"Ist die Sache mit diesem ritterlichen Parasit jetzt eigentlich erledigt oder kann ich da noch was für dich tun? Viel zu sehr habe mich da raus gehalten! Dabei hast du eh schon so viel zu tun."
Wie machte dieser Mensch das eigentlich? Hauptverantwortlicher ihrer Gruppe Borran gegenüber, Wächter, Baustellenleiter und Samariter gleichzeitig.
-
Dennik blieb stehen und lauschte den Worten seines Freundes, ehe er sich einen kleinen Scherz erlaubte.
Fassungslos -gespielt- schaute er Rekhyt in die Augen, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. "Du kannst reden? Er... er kann reden!", unglaublich bewegt brüllte der Söldner in die dunkle Nacht.
"Kleiner Scherz, musste sein, tut mir Leid. Elawa wird von Rob zum Orkwald gebracht, dann sind wir sie los, hoffentlich für immer und was Bardasch angeht... wir könnten auf die Suche nach den beiden Fremden gehen. Die Rockträger, man munkelt, dass sie Gelehrte sind, vielleicht sollten wir die Chance nutzen und sie mal um Rat fragen, ehe wir es bei den lokalen Heilern versuchen", fuhr er dann fort.
"Weißt du von wem ich rede?", hakte er dann noch rasch nach, als Schweigen einsetzte.
-
Er war fertig, endlich. Und zu seiner Zufriedenheit war ihm diese Klinge auch recht gut gelungen. Natürlich hatte er Übung, Erfahrung und das alles, doch gab es immer wieder das ein oder andere Stück, welches schon beim ersten Blick besondere Mühen zeigte. War es die Form der Klinge, der Schliff, Verzierungen oder sonstiges. Selbst die Griffwicklung hatte er speziell gefertigt aus einem kleinen Teil der Echsenschuppen. So würde die Waffe noch besser in der Hand liegen, was den Nachteil normalen Stahls im Vergleich zu Sumpfstahl wieder wettmachte. Und so wie er die Waffe zufrieden musterte, zog ihm auch schon wieder der Geruch Chalas an, welche wohl ihren Weg nach unten gefunden hatte. Kurz darauf stand sie auch schon wieder nah bei ihm. Etwas, was wohl recht schnell vorangegangen war, nachdem sie den in der Abendsonne blitzenden Stahl erspäht hatte. Wobei der Templer in Gedanken ja auch etwas der Hoffnung nachhing, dass sie sich über seine Anwesenheit freute. Immerhin hatte man nun schon die ein oder andere Nacht über das Bett geteilt und eine gewisse Zuneigung war dadurch nunmal entstanden. Auf welcher Ebene jedoch war dabei vielleicht nicht einmal so wichtig. Lediglich die Nähe war es, die zählte.
"Bis aufs reinste polierter Stahl, geschliffen genug, um einem Echsenmenschen den Schädel spalten zu können und stark genug, um deren Waffen abzufangen... Hier." der Templer wanderte mit der einen Hand runter an ihren Hintern und zog sie etwas an sich, ihr dabei die Waffe reichend. "Fühl mal..." dass er dabei den Schwertgriff und nicht ihren Hintern meinte war dabei wohl etwas... Schwer zu deuten. "Ich habe vornehmlich darauf geachtet, dass die Waffe nicht zu schwer, aber auch nicht zu instabil wird. Wir wollen doch nicht, dass du dir das Gelenk brichst oder ein Schlag die Klinge splittern und dein hübsches Gesicht verunstalten lässt." bei diesen Worten lächelte er verschmitzt und blickte ihr dabei von der Seite in die Augen. Er war gespannt, was sie dazu sagen würde...
-
Chala lachte kurz, als er sie näher zu sich zog, seine Hand auf ihrem Hintern, an dem er wohl Gefallen gefunden hatte. Sie freute sich über das ungetrübte Verhältnis zwischen ihnen und das Schwert, was er ihr stolz demonstrierte und dessen Vorzüge er ihr nahebrachte, war die Kirsche auf einem unsagbar leckeren Törtchen. Sie bemerkte erstaunt, wie es einen leicht bläulichen Schimmer im Schein der glühenden Kohlen hatte. Sie strich mit einem Finger über den Griff, der sich sehr stumpf anfühlte, was wohl für den besseren Halt wichtig war und konnte ihre Freude kaum zügeln. Doch die Verzierungen, welche Ryu knapp über dem Heft auf der Klinge eingearbeitet hatte, ließen sie vollends aus dem Häuschen geraten. Es wirkte vielleicht seltsam, wie sich eine Frau über ein Mordwerkzeug wie dieses freuen konnte, doch war sie eben nicht wie jedes andere Weib, das über diese Insel streifte. Auf Aranisa gehörte das Kämpfen zum Alltag, denn dort waren die Frauen ebenso Jäger wie die Männer.
„Es ist wunderschön!“, hauchte sie ihm mit kaum gezügelter Euphorie ins Ohr und küsste ihn dankbar auf den Hals.
Wieder drang ihr dieser Geruch in die Nase, der ihr erst letzte Nacht die Sinne geraubt hatte.
Beherrsch' dich, versuchte sie sich in Gedanken im Griff zu behalten.
Erneut schaute sie auf die Klinge und dann wieder zu Ryu, der sie lächelnd ansah.
„Darf ich?“, fragte sie ihn und er überließ ihr die Waffe, verharrte mit seiner Hand jedoch auf ihrem Po.
Es war schwerer, als sie erwartet hatte, doch würde sie sicher damit zurecht kommen, sobald sie ein wenig Übung hatte. Sie führte den Stahl probeweise in geraden Linien, die nicht annähernd gerade waren durch die Luft und beobachtete, wie sich das Licht in der polierten Oberfläche spiegelte.
„Du bist der Beste!“, rief sie begeistert und senkte die Klinge gen Boden, um nicht durch eine plötzliche Bewegung den ersten ungewollten Kontakt mit Blut herzustellen.
Sie strahlte ihn aus dem ganzen Gesicht an und lediglich eine Frage blieb noch offen.
„Was willst du dafür haben?“
-
 nomina nuda tenemus
»Ja, das Kastell ist ein merkwürdiger Ort, durch und durch«, bestätigte Esteban die Worte Nicoleis. »Nicht nur, daß in seinem Inneren ungewöhnliche Dinge zu finden sind, nein, auch der ganze Bau selbst erscheint mal hier, mal dort und zeigt so schon, wie ungewöhnlich diese Heimstätte der Beliaranhänger ist, indem er sich nirgends fest verorten läßt, unstetig auf dieser Welt wandert, als könne er sich nicht entscheiden, ob er dazugehören will und wenn ja, wo genau.
Doch dieses Rätsel werden wir nie lösen, denn es ist nicht menschengemacht«, schloss er diesen Gedankengang ab. »Wie ich in den Zirkel kam, kann ich hingegen recht genau erklären«, begann er dann, Nicoleis Frage zu beantworten.
»Sicher habt Ihr von der Barriere gehört, die Rhobar II. auf Khorinis, dort wo die großen Erzvorkommen lagern, errichten ließ. Man sagt, diese magische Kuppel, die die Gefangenen in ihr zuverlässig am Ausbruch hinderte, hätte eigentlich viel kleiner werden sollen, doch schloss sie am Ende das ganze Minental und ihre Erschaffer, die zwölf mächtigsten Magier des Reiches, mit ein. Der König ließ in den nächsten zwanzig Jahren Unmengen an Menschen wegen kleinster Vergehen in dieses Gefängnis werfen, damit sie für ihn das magische Erz schürften. Auch ich war einer dieser Gefangenen, verbrachte wohl an die zehn Jahre unter der Kuppel. Kennt Ihr das Minental? In seiner Mitte erhebt sich eine alte Burg. Dort befand sich das größte und mächtigste Lager. Denn die Gefangenen bildeten mehrere Fraktionen, die sich mehr oder weniger feindlich gegenüberstanden. Das Alte Lager befand sich in und rund um diese Burg und die gepanzerte Hand der Erzbarone, seiner Anführer, lag schwer auf den Erzminen und ihren Erträgen. sie hatten einen lukrativen Handel mit der Außenwelt aufgebaut: Erz gegen Waffen, Nahrung, Kleidung, Frauen. Ich selbst hab mich angewidert von den Machenschaften dort bald abgewandt und bin als freier Jäger durch die Kolonie gezogen. Doch auf einer Jagd , ich lebte schon viele Jahre dort, wurde ich schwer verletzt. Und im Kastell, ja es stand damals unter der Kuppel in der Barriere -- Beliar muß einen seltsamen Humor haben -- pflegte man mich gesund. Zeitweise vermutete ich, ein Dämon hätte mich als Wirt benutzt, weil ich so lange darniderlag und mit mir selbst kämpfte, doch war dem nicht so. Nur meine eigene Berufung, mein Schicksal trat zutage. So wie es vorgezeichnet war seit dem Tag meiner Geburt. Nur daß es sich anders offenbarte, als von denjenigen gedacht, die mich einst erschaffen hatten. Doch kehrte ich eben dorthin zurück, wo ich her stammte. Nur auf eine andere Weise, nicht an einen Ort, sondern zu einem Zustand«, sprach er und präzisierte dann: »Ich wurde Magier. Ein Magier Beliars. Nie war etwas anderes für mich vorgesehen. Mir wurde klar, was meine Zukunft ist. Meine Wurzeln wurden mir erst sehr viel später enthüllt. Zuerst war ich bestürzt, als ich erkannte, daß das Schicksal mächtiger ist als der Mensch, doch später erkannte ich, daß die Vorherbestimmung eine höchst ungenaue Sache ist und ich es selbst in der Hand habe, wie ich sie auslege, was ich aus meinem Leben mache«, erzählte Esteban nebulös.
»Ich kann Euch nicht mehr enthüllen, ohne euch in Gefahr zu bringen«, warnte er Nicolei. »Je weniger Ihr über diese Dinge wisst, desto sicherer ist es für euch, denn ich bin sicher, sie suchen nach mir, auch wenn ich nun viele Jahre nichts mehr von ihnen hörte.«
Er lachte bitter.
»Fast scheint es mir, die Jahre in der Barriere wären die glücklichsten gewesen: Ich wußte nichts davon, wo ich herkomme, ich machte mir keine Gedanken darüber, wo mich das Schicksal hinführen würde. Die Barriere schien ewig und das Leben innerhalb ihrer magischen Grenzen war ... nun, sagen wir: es war simpel.«
Er schüttelte den Kopf.
»Und es waren nicht alle dort Verbrecher. Oder selbst wenn sie es waren, gab es unter ihnen doch einige anständige Menschen. Seltsam, wenn ich jetzt so darüber nachdenke ... ich habe seitdem nie mein Leben als Jäger vermisst. Ihr müsst wissen, ich konnte sehr gut mit dem Bogen umgehen, auch leidlich mit dem Schwert. An Jagdbeute hat es mir nie gemangelt, ich kannte die Tiere im Minental und wußte, wie ich sie erlegen konnte und Fleisch, Felle, Krallen, Zähne gewinnbringend verkaufte.
Den Bogen hab ich verschenkt. An eine Frau aus dem Neuen Lager. Oder war es eine der Amazonen, die es damals in der Barriere gab? Übrigens ist das mit den Amazonen eine andere von vielen interessanten Geschichten aus dieser Zeit.
Was mit meinem Schwert geschehen ist ... vielleicht liegt es noch irgendwo im Kastell. Ich habe nie danach gesucht. Wer es findet, kann es behalten. Ich habe jetzt andere Waffen, bessere, wirkungsvollere, viel mächtigere.«
Er merkte, wie trocken sein Mund geworden war von der Erzählung über vergangene Zeiten.
»Schenkt mir doch etwas vom guten Kastellwein ein«, bat er Nicolei und schob seinen Becher zu ihm hinüber.
-
Wie sie sich freute... Irgendwie machte sein Herz einen kleinen Hüpfer dabei, während er nach außen nur ein zufriedenes Lächeln zeigte. Ruhig stand er da und musterte sie, beobachtete dabei die eher unsauberen Schwertbewegungen, die sie ausgeführt hatte. Sie wirkte ein wenig wie Myra, als sie das erste mal ein Schwert gehalten hatte. Myra... Sie hatte sich selbst auf Reisen begeben, ihm eine Nachricht hinterlassen, dass sie seine ständigen Ausflüge ohne Ziel nur schwerlich ertragen konnte. Vermutlich war das auch der Auslöser, sich wieder mit allen möglichen jungen Dingern abzugeben und mit diesen die Schlafstätte zu teilen. Nun und zum anderen, weil er während seiner Zeit mit der Grünhaarigen mehr als abstintent gewesen war... Etwas, was vollkommen entgegen seiner Natur war. Aber nun ging es nicht um Myra, nein. Vielmehr um Chala, welche ihn mit hell leuchtenden Augen anstrahlte. Und die Ruhe, die sie in ihm weckte.
"Was sollte ich schon dafür verlangen? Du hast mit mir etwas geteilt, wofür ein Mann stets dankbar sein sollte." erklärte er ruhig und lehnte sich dabei zurück gegen die Tischkante der Werkbank. "Tu mir einfach den Gefallen und verschwinde nicht von heute auf morgen, ohne dich zu verabschieden... Wäre etwas schade, wenn ich dich sonst irgendwann aus einem Turm vor dem Drachen retten müsste, nicht? Vor allem, da ich keine Ahnung habe wo dieser Turm stehen sollte..." scherzte der Hüter mit ruhigen Worten, während er einen Schritt auf sie zumachte, recht nahe, mochte man meinen und ihr durchdringend in die Augen starrte. "Was wird die Wildkatze nun tun, da sie ihresgleichen mit sich führt?"
-
Gespannt hatte er gelauscht. Fast wie ein kleines Kind, das Geschichten des Großvaters zuhörte. Es war für ihn höchst interessant, da es ihn auch fast getroffen hätte. Jedoch war die Kuppel längst zerfallen, als er in Khorinis ankam. Er hatte nie diese Zeiten erlebt. Auch war ihm nie so bewusst geworden, dass selbst die Magier eingeschlossen waren. Natürlich munkelte man so einiges über diese Zeit, jedoch schenkte er den meisten Besuchern zwielichtiger Schenken, nicht sehr viel seiner Zeit und so viele Gerüchte wie es gab, war auch nicht sicher, wie sie auf der Goldwaage wohl abschneiden würden. Bei Esteban war es anders. Er glaubte ihm. Er sah auch keinen Grund es nicht zu tun.
Selbstverständlich schenkte er seinem Lehrmeister etwas von dem Wein ein und da er gerade dabei war, schenkte er sich auch etwas ein.
»Ja, ich kenne das Minental, auch die Burg die ihr erwähntet. Ich war dort sehr oft, und auch sehr lange. Ich mochte dieses Tal, auch wenn es wahrscheinlich anders aussah, als ihr es kanntet. Ich weiß nicht mehr was mich dazu gerissen hatte, dort so oft zu verweilen, es war nicht gerade für seine freundliche Umgebung und sicheren Wegen bekannt. Aber doch, es übte eine Faszination auf mich aus. Das Triste.«
Er nahm einen Schluck von dem Wein. »Wo bleibt denn wohl die liebe Wirtin? Langsam könnte ich durchaus einen Bissen vertragen.« nuschelte er kurz vor sich hin, ehe er sich wieder Esteban zuwandte. »Wenn Ihr die Frage gestattet, wie gedenkt ihr weiter vorzugehen, im Bezug auf die Magielehre?«
-
Rekhyt wäre nicht Rekhyt wenn er nicht Augen und Ohren offen gehabt hätte und somit auch die beiden Fremden bemerkt hätte.
"Ja klar! Aber haben wir nicht hier auch gute Heiler? Kennst du Leyla? Sie soll sehr gut sein."
Ganz nebenbei war sie Druidin und auch wenn der Lehrling selbst nicht genau wusste, wie genau man mit ihrer Magie in die Heilung eingreifen konnte, so hatte er durchaus den Verdacht, dass sie wahrscheinlich doch einige Vorteile ermöglichen könnte.
Und wo er gerade so darüber nachdachte, stellte er sich die Frage, ob er sich nicht vielleicht auch selbst in diese Richtung weiter bilden sollte. Immerhin sammelten seine Begleiter oft genug alle möglichen Verletzungen ein und jemand der sich damit auskannte konnte garantiert nicht schaden. Als waffenloser Kämpfer lief natürlich auch immer er Gefahr doch einmal von einer Waffe getroffen zu werden, welcher er dann natürlich weniger entgegen zu setzten hatte wie Dennik mit seinem Schwert.
"Mit den Fremden zu reden, kann aber nicht schaden.
Hättest du vor gehabt selbst an der Endgültigkeit von Elawas Verschwinden Hand anzulegen? Immerhin sind die Sümpfe gefährlich, auch mit Begleitung."
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|