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Ungläubig hörte sie die Worte aus Ryus Mund, welche sie erhofft, aber nicht erwartet hatte. Er würde ihr das Schwert schenken und einzig, was ihr dafür abverlangt wurde, war etwas, das sie ohnehin einzuhalten gedachte.
Sie legte die Waffe behutsam auf die Werkbank, bevor sie ihn stürmisch umarmte, vor Freude und um ihm zu beweisen, dass sie nicht ohne weiteres verschwinden würde. Dennoch schwebte die Frist über, welche im Inbegriff war abzulaufen. Dieses Gefühl trübte den schönen Moment, doch zerstörte ihn nicht vollends.
„Ich muss zwar bald wieder von hier fort“, wisperte sie gedämpft in seine Schulter, aber ich werde sicher wiederkommen“, versicherte sie ihm wahrheitsgemäß.
Seine Worte über Rettung und Türme erinnerte sie stark an die Geschichten, welche sie als Jugendliche geliebt hatte, von denen ihre Träume gehandelt hatte. Irgendwann hatte sie von der verflucht langweiligen Insel Aranisa errettet werden wollen, von einem heroischen Streiter, der sich nach ihr verzehrte. Doch daraus war nie etwas geworden und so hatte sie sich selbst auf die Suche nach einem solchen Ritter machen müssen. Wenn man dafür die ein oder andere Nacht den fleischlichen Freuden frönte, um herauszufinden, ob es sich um besagten Helden handelte, sollte ihr das nur recht sein.
Langsam löste sich sich von ihm, hatte er doch seine starken Arme um sie gelegt.
„Wildkatze? Bedeuten diese Runen das?“, fragte sie ein interessiert auf seine letzte Frage hin.
Er nickte und grinste dabei gewinnend, sah er ihr doch die gelungene Überraschung an.
„Das ist großartig! Ich werde zunächst den Umgang damit erlernen. Aber nachdem ich wohl...den Umgang mit deinem persönlichen Schwert gemeistert habe“, sie zwinkerte ihm lüstern zu und biss sich auf die Unterlippe, wie sie es so oft tat, wenn die Atmosphäre sich zu verdichten schien, „sollte mir das nicht mehr so schwer fallen.“
Dann jedoch wandten sich ihre Gedanken zu einem Thema, welches sie eigentlich hatte meiden wollen, doch wie sie schon mehrfach von ihrem Gewissen erinnert wurde, rann ihr die Zeit davon.
„Ich fürchte, dass ich heute Nacht nicht hier bleiben kann. Ich muss heute noch was erledigen. Aber verlass dich drauf, dass ich noch mindestens einmal vorbeikomme! Und ich erwarte dann von dir, dass du bereit bist!“
Sie griff ihm herausfordernd in den Schritt und fixierte seine glühenden Augen. Dann beugte sie sich vor, umhüllte seine Lippen mit den ihren und genoss den Moment. Widerwillig löste sie sich wieder, lächelte noch ein letztes Mal und verließ die Schmiede zusammen mit ihrem neuen Schwert. Es würde wirklich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sie einander trafen.
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"Elawa hätte mich beinahe so weit gebracht und ich hätte vermutlich nicht einmal Mitleid gehabt mit dieser Kuh, aber ich bin jetzt einfach froh, dass es vorbei ist und ich wenigstens mein Geld zurückbekommen habe. Bardasch ist frei, warum dann noch die Hände schmutzig machen?", gestand der Meisterdieb ehrlich, während sie sich gemeinsam wieder in Bewegung setzten.
"Wir wohnen in einem Sumpf voller Heilkräuter, Natur so weit das Auge reicht und Magier und Druiden. Ich gehe fest davon aus, dass wir die besten Heiler haben, aber siehst du bei Bardasch ne Platzwunde? Ne Narbe? Da ist irgendwas in ihm, das kommt von innen. Diese Wirrheit kann man nicht mit Bandagen loswerden. Deswegen ziehe ich fürs erste fremde Hilfe von Gelehrten vor", erörterte er dann noch, während sie Schwarzwasser immer näher kamen.
"Wo glaubst du stecken die Beiden? Sumpflilie? Schwarzmarkt? Sumpfkrautplantage?"
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"Damit könntest du Recht haben", gestand der Druidenlehrling. Bei Bardasch handelte es sich garantiert nicht um eine gewöhnliche Krankheit oder Verletzung. Ein Gelehrter aus einer der Städte hatte vielleicht mehr theoretisches Wissen aus Büchern oder Ähnlichem, wohingegen in Tooshoo schriftliche Werke so gut wie nicht zu finden waren.
"Eher am Markt oder in der Lilie würde ich meinen", überlegte er schließlich laut. Die beiden hatten eher nobel gewirkt und sogar die Mama hatte er ein paar abschätzende Worte fluchen hören.
"Wenn sie denn überhaupt noch da sind. Ich glaube nicht, dass es sie lange hier halten wird. Vermutlich wird es ihnen hier zu dreckig sein oder so."
Viele andere Worte hätte er auch noch wählen können, doch verstand Dennik wohl hoffentlich schon was er meinte.
"Magst du sie jetzt gleich suchen?"
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"Klar, die werden heute noch aufgesucht! Oder bist du etwa schon wieder müde, Mh?", stichelte Dennik weiter und grinste breit.
Schwarzwasser bei Nacht. Viele Nächte hatte er bereits hier verbracht in seinem neuen Heim und doch brachte dies der Faszination keinen Abbruch. Es wurde nicht langweilig und auch nicht eintönig die Atmosphäre zu genießen und schier einzusaugen.
Der Straßenjunge hatte von je her eine Vorliebe für die Nächte gehabt, schon damals in Bakaresh hatte er es genossen ein Schatten zu sein und hatte sich selbst auch so genannt. Schatten. Hier in Schwarzwasser, in Tooshoo jedoch ging es weniger um die Liebe zur Nacht und zur Unsichtbarkeit, sondern eher um die völlige Entspannung, die er hier genießen konnte. Sumpfkraut, Alkohol, einsame Stege, warme Lagerfeuer und gesellige Schankräume, oder eher einen geselligen Schankraum. Den Besten. All dies machte dieses Dorf aus und Dennik genoss es in vollen Zügen.
"Vermisst du Bakaresh? Oder Setarrif? Vermisst du das Stadtleben?", fragte der Jäger von Tooshoo im Plauderton, während sie gemeinsam über den Schwarzmarkt schlenderten. Hier war um diese Uhrzeit kaum noch etwas los und so blieb nun nur noch die Sumpflilie, was für ein Pech...
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"War Sir Ulrich schon hier?.
"Noch ein Sir?", antwortete die Mama ungläubig. Sie sog den Atem tief ein und schüttelte schließlich den Kopf. Was sie von solchen Sirs hielt, konnte man an ihrem Gesicht deutlich sehen. Sie hatte zu arbeiten, aber Bardasch hatte noch Fragen.
"Sir Grimward?...", sprach er und betrachtete die Augenbrauen der Mama, die dezent nach oben wanderten. "Auch nicht", kommentierte er die Reaktion, sich schließlich wieder daran machend, durch den Schankraum zu humpeln, wobei er seinen Gang hier und dort unterbrach, um sich umzuschauen.
Dann viel ihm brennend heiß etwas ein, daß er die arbeitende Wirtin erneut belästigte.
"Ich muss mal".
"Ja und? Geh und such Dir einen Platz".
Da nickte der Nomade und blickte sich erneut um, striff durch die Reihen der Gäste, denen er sich vorstellte. Jedem, der es hören wollte und auch denen, die es nicht interessierte, wie diese beiden feinen Herren am Tisch, von denen einer aussah wie ein alter Schnorrer mit weißlichem Haar.
Nicht nur das der Ergraute ein "Mein Name ist Bardasch sprach". Nein, er zückte ein stück wertloses Metallplättchen und platzierte es gönnerhaft auf dem Tisch der Beiden.
"Hier Ihr armen Schlucker. Gönnt Euch was", und dann lächelte der Nomade sichtlich stolz auf sich.
Ja, das wars. Er war hier her gekommen, um eine gute Tat zu vollrichten.
Und es gab noch so viele arme Schafe, die allesamt ein gutes Wort brauchten, das Bardasch keine Zeit verlor, seine Runde weiter zu drehen.
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Ein seltsamer Geruch lag in der Luft. Obwohl eine leichte Brise wehte, hatte Cotton das Gefühl, dass ihm keine Frische entgegenwehte. Er rümpfte die Nase, während er auf einem kleinen Kahn unweit der Maera. Sie war mit drei Matrosen und Jaako besetzt war – einer minimalistischen Besatzung für eine minimalistische Aufgabe. Längst verstaut waren die Vorräte, die sie in Schwarzwasser erworben hatten. Neben einer geputzten Kombüse hielt sich nur der Pferdegeruch konstant in dem bauchigen Innenraum, in dem die Hängematten der Besatzung sich im Takt mit dem Schaukeln des Schiffs bewegten.
Quenthalia konnte dem Kapitän keinen festen Auftrag an die Hand geben. Obwohl Cotton dies bedauerte, bedeutete dies eine Freiheit, sich für den weiteren Kurs frei entscheiden zu können. Angesichts der Gerüchte, die er in Schwarzwasser über seltsame Wesen in Argaan aufgeschnappt hatte, war ihm dies sogar recht lieb. Einer brenzligen Lage würden sie auf dem Wasser direkt entgehen können.
Eine junge Frau, die er schon bei Quenthalia gesehen hatte, sprach ihn an.
„Maradras?“ Er musste lachen und erinnerte sich an seinen Besuch in Gorthar vor gut zwei Jahren zurück. Einen Ritter und eine Dame beförderten sie damals dorthin. Ein Kontinentl mit einer düsteren Geschichte und einem Hafen, der ihm wenig zugesagt hatte.
„Nein, im Moment nicht, tut mir leid. Kommen grade erst vom Festland, haben also eine lange Reise hinter uns. Unsere aktuellen Geschäfte werden sich vorerst an Argaan binden… das ist zumindest der Plan. Ein wenig festen Boden unter den Füßen tut doch gut. Doch sagt, was würde euch an einen derart fernen Ort wie Gorthar verschlagen?“
Geändert von Cotton Gray (11.09.2014 um 23:53 Uhr)
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"Traér, was ist los mir dir, du schaust so verlohren aus.", stellte Gath fest.
Er war gerade noch eine Runde durch Schwarzwasser getigert und kam nun zurück zu dem Lagerhaus, in dem sie beide jetzt schon seit einiger Zeit wohnten. Und mittlerweile wohnten sie wirklich dort, denn so das ein oder andere Möbelstück hatte schon seinen Weg ins Innere gefunden.
Und das war etwas wirklich schönes, so ein festes Dach über dem Kopf, unter das man immer zurückkehren konnte. Zwar war er schon lange nicht mehr obdachlos gewesen, aber einen wirklich festen Wohnsitz, der nicht Nacht für Nacht bezahlt werden musste...
Da hatten es die Waisenkinder in Thorniara mittlerweile besser, an die er gerade irgendwie unweigerlich denken musste.
"Du schaust verdammt breit aus.", kam die trockene und etwas betrübte Feststellung zurück. Und die war gar nicht mal so wirklich aus der Luft gegriffen. Aber anhand des Tonfalls konnte der Bootsbauer erkennen, dass sein Freund, der vor dem Haus auf der Stegkante, mit den Beinen gen Sumpf baumelnd saß, erstaunlich missmutig war.
"Hmm.", mehr konnte er dazu nicht erwidern.
"Vielleicht sollte ich das auch mal machen. Dann ist man nicht so allein."
Die Bitterkeit in den Worten des Lagerarbeiters war wirklich erschreckend, da galt es dringend etwas dazu zu sagen.
"Hilft dagegen nur bedingt, kann ich dir aus eigener leidvoller Erfahrung sagen.", erwiderte er und setzte sich neben ihn. "Ich hab so eine gefühlte halbe Ewigkeit vor Ardea verbracht, noch während des Orkkrieges, und alles, was es mir gebracht hat, war, dass mich fast wer von den Klippen geschmissen hätte."
"Hier sind keine."
"Hier hats einen Sumpf.", widersprach Gath und ließ bewusst die Beine baumeln. Es war schwer, eine so betrübte Gestalt aufzumuntern, wenn man gerade wirklich aufgrund von recht schwachem Sumpfkraut recht euphorisch war.
"Das ists ja."
"Ja.
Du vermisst die Stadt, oder?", versuchte er es, nachdem sie ein kleines bisschen geschwiegen hatten.
"Ja. Nein. Weiß nich."
"Doch. Und glaub mir, ich kenne das Gefühl. Wenn man sein ganzes Leben in einer Stadt verbacht hat, ist das hier quasi das Ende der Welt. Erst wenn man mal längerfristig am Ende der Welt gelebt hat, weiß man auch dieses Fleckchen Zivilisation hier zu schätzen."
"Wenn du meinst..."
"Ja, meine ich. Außerdem habe ich hier Leute, was mich an diesem Fleckchen... naja, Erde nicht gerade... hält. Und wahrscheinlich haben wir hier demnächst einen Geschäft."
"Ihr."
"Wir. Dich haben sie zwar noch nicht ausdrücklich zum Miteigentümer des ganzen Unterfangens gemacht, aber Borran war recht angetan von dir, und Dennik ist es auch."
"Und Dico"
"Will mir an den Kragen, wenn wir nicht machen, was er uns aufgetragen hat."
"Will der nicht langsam auch mal Ergebnisse sehen?"
"Er will sehen, dass Reyn geschadet wird, oder? Und das geht am nachhaltigsten durch Konkurrenz. Und das wird hoffentlich auch ein Dico sehen."
"Hmm... Und was ist, wenn schon jemand gestorben ist, bloß weil wir hier im Sumpf sitzen?"
Darauf wusste der Bootsbauer erst einmal nichts zu erwidern.
Was war, wenn es so war?
Und was konnten sie dagegen unternehmen?
"Hmm... Wahrscheinlich sollten wir wirklich langsam mal um die Insel. Aber ich kann hier, so lange gebaut wird, nicht weg."
"Aber ich kann. Und will."
"Du willst, aber kannst noch nicht. Du brauchst eine Reisebegleitung, die Waffen führen kann. Von hier aus gen Norden muss man durch den Orkwald, der recht unschön ist, muss man garantiert an irgendwelchen von diesen Echsenviechern vorbei..."
"Aber es wird einen Weg geben."
"Ja. Den wird es geben."
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12.09.2014 04:47
#208
Kurz vor Tooshoo
Die letzten Jahre waren mehr als verrückt.... Erst hatten paar Irre die hilflose Manon aus dem Wald verschleppt, um sie an irgendwelche Sklavenhändler zu verscherbeln, stattdessen hatten dann andere Verbrecher Manons Entführer getötet und sie konnte entkommen....
Fernab ihrer Heimat schloß sich Manon nach Wochen langer Suche einer Händlerkarawane an und reiste mit ihr durch die Welt, wo Sie viele schöne und auch verrückte Abenteuer erlebte.
Doch der Ruf des Waldes wurde mit den Jahren so stark, dass Manon das nicht mehr ignorieren konnte und schließlich den Anführer der Karawane bat, sie nach Tooshoo zurück zu bringen.
Über einen Umweg kamen sie vor einpaar Stunden in der Nähe von Tooshoo an und Manon verließ die Karawane.
Ihre schreckliche Vergangenheit hinter sich lassend, schlurpte sie erleichtert und mit leicht klopfendem Herzen auf die Stege zu, wo sie einen Moment inne hielt.
Wen sie hier wohl alles Wiedersehen würde? Kannten sie Leute überhaupt noch?
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Westliche Bucht, Strand von Tooshoo
"Nun Käpt'n, ich stamme von dort, bin dort geboren und aufgewachsen. Und wie Ihr ja schon von Thália erfahren habt, gehen die Geschäfte der Handelskompanie hier zurzeit schlecht. Wenn das so weitergeht, wird mich Thália nicht länger beschäftigen können, daher denke ich darüber nach, in meine eigentliche Heimat zurückzukehren. Doch mein Proa", sagte sie, während sie gleichzeitig mit einer Handbewegung auf ihr Auslegerkanu verwies, "ist für solch lange Strecken eigentlich nicht ausgelegt."
Nun würde also aus ihrer Rückkehr vorerst nichts werden. Wie es ihren Eltern und Geschwistern wohl derzeit erging? Selbst die groben Gerüchte über Veränderungen der politischen Großwetterlage auf dem zersplitterten Kontinent, die sonst von Gorthar nach Argaan drangen, waren in letzter Zeit, vor allem nach dem Ausbruch der Pest in Thorniara, fast gänzlich ausgeblieben. Was sie jetzt wohl tun sollte? Obgleich Quenthália davon ausging, dass die Verantwortlichen der Rattensippe und deren Handelskompanie den Kontakt zur waldvölkischen Enklave auf Argaan aufrechterhalten würden, egal ob der Handel Profite abwarf oder nicht, rechnete sie doch jederzeit mit der Nachricht, dass Borrans Verweigerungshaltung keine weiteren Anstrengungen in diese Richtung mehr lohnenswert erscheinen ließe. Larah hatte zwei der drei Personen, von denen Thália in diesem Zusammenhang immer wieder sprach - von Ijan, dem Handelsmeister, dem sie nach Trelis geschrieben hatte, und Yared, dem Ältermann, - selbst kurz gesehen, als diese wenige Tage nach dem Pestausbruch in Schwarzwasser gewesen waren. die Dritte Person die offenbar mitzureden hatte und auf die Thália hoffte, war der Sippenführer der Ratten, ein gewisser Tayon, der sich aber scheinbar nur auf dem Festland aufzuhalten pflegte. Die junge Frau vom Festland war ziemlich betrübt deswegen, immerhin hatte sie den Posten gerade erst von ihrer Älteren Schwester übernommen und nun konnte es schon bald geschehen, dass man ihr die Abwicklung des Kontors in Schwarzwasser auftrug.
Die Gortharerin verließ ihre Gedanken und kehrte wieder zum Gespräch mit dem Kapitän zurück. "Falls Ihr Euch nun fragt, wie ich dann überhaupt hierher gekommen bin: Es war eine schicksalhafte Verquickung eines Taifuns und Adanos' Gnade, die mich ihn überleben ließ."
Sie unterschlug absichtlich den Leichtsinn, der sie erst in diese Lage gebracht hatte. Larah schämte sich geradezu dafür. Sie hätte genauso gut aufs offene Meer hinaus getragen werden können, statt an die Ostküste Argaans. Und das alles nur, weil sie in einem, wie es ihr jetzt schien, letzten Aufbäumen von jugendlichem Leichtsinn und Ziellosigkeit ihr Leben gering geachtet und versucht hatte, ihre Grenzen auszutesten.
Sie hatte das Gefühl, das ihr Kopf gleich rot anlaufen würde. Schnell kletterte Larah in den Stocherkahn und beugte sich zu dem Tau herunter, mit dem der Käpt'n der Maera ihn an einem schmalen Pfahl festgebunden hatte, und zog den Knoten fester - weniger, weil der Knoten zu locker war, sondern, weil sie so ihr Gesicht für einen kurzen Moment abwenden konnte. Dann nahm die Fischjägerin die Stake, die der Kapitän einfach im Boot liegen gelassen hatte, auf und verstaute sie fachgerecht im Kahn.
Ihre Wangen schienen ihr nun nicht mehr so verräterisch heiß, dass sie es wagte, dem dunkelhäutigen Seefahrer wieder das Gesicht zuzuwenden.
"Ich werde den Nachen nachher nach Schwarzwasser zurückbringen oder braucht Ihr ihn noch?", fragte Larah.
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Einfach durchrennen und gucken wer uns folgt? schlug der Hüne nur halbernst vor. Werden sich ja nicht gleich beide Parteien denken, oh schau mal, zwei leckere Menschen, lasst uns doch kurzen unseren Zwist beiseite schieben und gemeinsam einen kleinen Happen jagen gehen.
Viel mehr als ihr Fluchtweg interessierte Raminus für den Moment jedoch noch etwas anderes. Jetzt konnte er testen, ob an den Echsenwesen irgendetwas besonderes, magischen hin und ob er dies auch spüren konnte. Sollte das der Fall sein, wäre diese Vorwarnung von unschätzbarem Wert, sah man sich nur mal an mit welch eleganter und doch unnachgiebiger Gewalt die Echsen auf die Spinnen losgingen.
Seine Magie forschte lange, ungewöhnlich lange, ehe er erschrocken zurückfuhr. Widerliche Kreaturen, trotz ihres Aussehens scheinen sie zunächst vollkommen normal, aber ihnen haftet etwas an, leicht magisch, eine Verbindung. Ich weiß nicht ob die alle miteinander verbunden sind, aber hinter diesen Viechern sitzt eine boshafte Präsenz. Für den Moment hab ich genug, zurück zum Fluchtplan.
Der Hüne sah sich die Umgebung nochmal genauer an, um vielleicht irgend einen Vorteil zu erspähen, den sie ausnutzen könnten. Ich seh nur zwei Möglichkeiten. Zum Ablenken ist meine Magie zu schwach, entweder wir versuchen möglichst weit außen am Platz entlang zu huschen oder aber wir klettern hier auf einen der Bäume und schleichen uns über sie hinweg. In den Bäumen dürften die Spinnen vielleicht einen Vorteil haben, aber wir könnten die Echsen umgehen. Raminus dachte ein letzte Mal fieberhaft über eine Alternative nach.
Obwohl für ein Feuerwerk hätte ich noch Kraft. Der Lichtzauber ist nicht sonderlich kompliziert, die Spinnen sind sowieso empfindlich für zu viel Licht und auch die Echsen sollten sich für einen kurzen Moment blenden lassen. Wir sollten natürlich die Augen geschlossen halten...
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"Ich für meinen Teil hätte auch mit dem Durchrennen nicht so die Schwierigkeiten." schmunzelte Andrahir und bemerkte, wie seine Füße bei der Vorstellung anfingen unruhig zu werden, getrieben von der ungeheuren Energie, die seit einiger Zeit in ihm schlummerte und nun an der frischen Luft wieder wach wurde.
Raminus' Erkenntnisse überraschten den Jagdmeister nicht sonderlich. Auch er nahm wahr, dass sowohl an den Spinnen, als auch an den Echsenmenschen etwas merkwürdiges lastete. Zwar konnte er dies nicht so genau differenzieren, aber das gesagte erschien ihm einleuchtend.
"Wenn du meinst, dass du das durchstehst, ohne, dass das du danach völlig am Ende bist, dann kannst du das mit dem Lichtfeuerwerk gern machen. Sag mir einfach Bescheid, wenn es losgehen soll."
Während er sprach holte Andrahir nochmals den Trinkschlauch hervor und nahm einige gute Schlucke, während Raminus es ihm gleich tat.
"Für die darauf folgende Flucht würde ich vorschlagen: für eventuelle Angreifer mit acht Beinen bist zu zuständig und für die mit zweien ich. Die Echsen kann ich ohne ewig zielen und auf eine bestimmte Körperhaltung warten zu müssen ganz gut aufhalten und wenn's nur ein Schuss ins Bein ist. Das reicht ja schon. Bei den Spinnen ist das nicht so einfach und du kannst da mit dem Licht sicher mehr ausrichten. Aber überanstreng dich nicht. Ich kann dich nämlich nicht tragen." meinte er zwinkernd.
"Meinetwegen kann's losgehen."
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Ach was solls dann rennen wir einfach drauf los an denen vorbei. Die werden schon blöd genug gucken. Dann heb ich mir das mit dem Licht lieber fürn Notfall auf. Ich ruf dann "Feuerwerk", damit du bescheid weißt.
Was für ein selbstmörderischer Plan, wie absurd die ganze Situation eigentlich war, dennoch eigentlich die beste Chance auf Erfolg und dazu auch noch der amüsanteste Weg. Schnell wurde kontrolliert, ob sämtliche Ausrüstung ordentlich fest saß und dann gings auch mehr oder weniger ohne große Worte los.
Aus ihrer Deckung sprangen sie noch unbemerkt hervor. Zu sehr waren Echsen mit Spinnen und umgekehrt beschäftigt. Doch spätestens als sie den Platz erreichten wurde die ein oder andere Kreatur aufmerksam. Egal ob Echse oder Spinne, jeder kurze Unachtsamkeit durch die Ablenkung der beiden Menschen wurde gnadenlos ausgenutzt.
'Das könnte wirklich funktionieren, die sind echt zu sehr mit sich selbst und kämpfen beschäftigt'. Schnell atmend doch trotzdem grinsend rannte der Hüne weiter, Andrahir nur wenige Schritte hinter ihm leicht versetzt, sodass sie nicht Gefahr liefen in einander zu rennen.
Das Ende des Schlachtfeldes war schon in Sicht, die rettende Deckung des dichten Waldes zum Greifen nahe, doch zwei Echsenwesen die ihre jeweilige Spinne wohl schon erledigt hatten, wollten sie am Abhauen hindern.
Zu dumm nur, dass sie auch noch ausgerechnet extrem knapp vor ihnen erschienen. Oh scheiße... Krach! Ein Zusammenstoß war kaum noch zu verhindern gewesen. Zumindest Raminus stieß frontal mit der ebenso überraschten Echse zusammen. Der Schwung riss beide unvermeidlich zu Boden. Andrahir und die andere Echse verschwanden aus dem Sichtfeld des Holzfällers. Scheiße! Feuerwerk! Feuerwerk! Raminus schloss seine Augen und setzte so gut wie alles an Kraft die er noch besaß in diese eine Lichtkugel. Obwohl so ein einfacher Zauber, spürte er sofort dass der Einsatz von so viel Energie in kurzer Zeit, unschöne Nebenwirkungen nach sich zog. Ihm wurde schlagartig verdammt heiß, als würde er innerlich glühen.
Die Wirkung des Zauber ließ er daher auch nach wenigen Augenblick sofort versiegen in der Hoffnung einen ausreichend großen Vorteil verschafft zu haben. Als er die Augen wieder öffnete sah er nur eine menschliche Hand die er ergriff und stand kurz darauf Andrahir wieder gegenüber, die Echsen lagen ausreichend malträtiert am Boden. An der Durchführung dieser Taktik sollten wir noch arbeiten scherzte der Holzfäller als sie das Unterholz des Waldes erreichten. Mir schmerzen sämtliche Knochen und mir ist heiß Im Laufschritt ging es zunächst eine ganze Weile noch weiter ehe sich eine kurze Verschnaufpause gönnten.
Definitiv keine netten Gegner! Selbst die Spinnen scheinen auf Dauer den Echsen nichts entgegensetzen zu können. Wir sollten zusehen, dass wir nach Schwarzwasser kommen, irgendwann verirren sich die Echsen gewiss auch mal da hin...
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Gwynnbleidd pfiff eine Melodie und schritt entspannt seines Weges, welcher selbstverständlich zur Lilie zu führen hatte. Es war ein schöner Tag, gutes Wetter verführte zum Aufenthalt im Wald, doch Gwynnbleidd hatte andere Pläne. Als er sich der Taverne näherte, stieß er auf zwei seiner Bekannten. Dennik und Rekhyt begrüßten ihn fröhlich.
"Guten Morgen, wie geht es euch?" fragte Gwynnbleidd, obwohl der Tag sich dem Ende zuneigte. Auch seine Freunde schienen in einer guten Verfassung zu sein.
Ein Vogel flog über ihren Köpfen hinweg und entschwand erleichtert. "Verdammte Scheiße!",stieß Dennik aus und Gwynnbleidd und Rekhyt lachten über den neuen Fleck auf dessen Schulter. Dennik ließ sich, wenn auch verärgert, nicht aus Ruhe bringen und winkte den beiden, damit sie ihm folgen mochten. Er stieß die Tür zur Lilie auf und sie betraten den schummrigen Raum, in welchem noch keine Kerzen brannten und nur die sinkende Sonne Strahlen hineinwarf. Der Wächter ließ sich treiben und machte sich keine großartigen Gedanken, weshalb Dennik eingetreten war. Für ihn war es selbstverständlich, und vermutlich wollten auch seine Gefährten lediglich trinken.
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"Beschissen", murmelte Dennik und wischte sich mit einem Lappen der Hooqua den Mist von der Schulter, ehe er sich wieder zu Gwynnbleidd und Rekhyt umdrehte. Gwynnbleidd schaute ihn wartend an, während Rekhyt in den Schankraum blickte und etwas zu visieren schien.
"Da sind die beiden", murmelte er schließlich und der Meisterdieb nickte, nachdem auch er sie ausgemacht hatte. Zwei Fremdlinge in Röcke gekleidet, saßen an einem der Tische und schienen ihr Abendbrot zu genießen. Ohne noch etwas zu erwidern, wollte der Söldner sich bereits wieder in Bewegung setzen, als er stockte und den Worten des Wirren lauschte.
Bardasch stand keine zwei Tische weiter von den Fremden und schaute sich suchend um: "Sir Ulrich? Ich suche mein Pferd!".
"Dann schlagen wir also zwei Fliegen mit einer Klappe", stellte der braunhaarige Meisterdieb entzückt fest, ehe er sich nun direkt an seine beiden Freunde wand. "Gwynnbleidd, Rekhyt, könntet ihr bitte Bardasch an den Tisch der beiden Rockträger bringen, dann könnten wir gleich loslegen und unser Anliegen vortragen. Ich werde sie derweil auf euch vorbereiten und egal wie ihr es anstellt, lasst Bardasch nicht abhauen, der Typ ist verwirrt, also auch wenn ihr ihn zu seinem Glück zwingen müsst, ein Versuch ist es wert ihn zu den Fremden zu bringen".
Ohne auf eine Antwort zu warten, setzte sich der Jäger von Tooshoo in Bewegung, hielt direkt auf den Tisch der beiden mutmaßlichen Gelehrten zu und setzte ein höfliches Lächeln auf, während Rekhyt und Gwynnbleidd sich zu Bardasch begaben um den Ergrauten heranzuschaffen.
"Bewahret. Mein Name ist Dennik. Ich bin ein Jäger von Schwarzwasser, also ein Beschützer dieser Gemeinschaft und ich hätte eine Bitte...", er wurde je unterbrochen, als Bardasch im Hintergrund lauter wurde. "Ehm... man sagt, dass ihr Gelehrte seid, stimmt das?", fragend blickte er sie an. Er war sich bewusst, dass er sie gerade beim Essen störte, doch sein Anliegen konnte einfach nicht länger warten. Während er auf eine Antwort wartete und Bardaschs Gejammer immer näher kam und lauter wurde, musterte er die beiden Typen, die er um Hilfe fragen würde. Ein Mann mit weißen Haaren und auffallender Nase und ein Mann, der vor allem durch seine hagere dünne Art auffiel, sie wirkten weder muskulös, noch sehnig oder ausdauernd und entsprachen so ganz den Ruf von Buchwürmern und Gelehrten, wie der Dieb sie sich vorstellte.
"Moment... kenne ich dich nicht?", plötzlich begannen die Augen des jungen Schwertträgers zu funkeln und sein höfliches Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen, "Doch! Du bist der Alchemist aus der Gespaltenen Jungfrau, ja", fügte er nun noch hinzu, aber leise genug, dass sich der Mann nicht enttarnt vorkam. Er hatte ihm damals einen Auftrag gegeben und im Gegenzug hatte Dennik von ihm eine Spruchrolle erhalten. Eben jene kramte er nun, wie zum Beweis, aus seinem Rucksack, welchen er immer bei sich trug und legte sie dann auf den Tisch ab. "Dennik. Ich habe sie nie benutzt. Ich", er sah sich um und stockte. Rekhyt, Gwynnbleidd mit Bardasch im Schlepptau traten heran und so korrigierte sich der Meisterdieb: "Wir bräuchten eure Hilfe. Es geht um ihn. Er ist wirr. Habt ihr etwas Zeit zu entbehren?"
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Worum es ging, wusste Gwynnbleidd nicht, aber er hatte sich schon vor ein paar Tagen auf dieses Unwissen eingelassen, genauso wie die damit verbundenen skurrilen Erlebnisse. Er folgte Rekhyt und versuchte aus seiner Haltung, Stimme und Geschwindigkeit Schlüsse zu ziehen.
Bardasch stand inmitten des Raumes und brabbelte unverständliches Zeug vor sich hin. Er erwähnte edle Ritter, Pferde, Jungfern in Not und die Zwiebelsuppe seiner Mutter in einem solch wirren Vortrag, dass dieser schon fast wieder einen Sinn zu haben schien. Nachdem die beiden zu ihm vorgedrungen waren, griff Rekhyt ihn nicht gerade sanft am Arm und schleppte ihn langsam, aber sicher hin zu dem Tisch, an dem Dennik sich gerade mit mehreren Fremden unterhielt. Sie sahen weise und gebildet aus, als würden sie nicht wissen, wie man mit einer Waffe umzugehen hat und stolz darauf sein. Gwynnbleidd erinnerte sich dunkel an seine Begegnungen mit Magiern des Kastells, verwarf vorerst aber den Gedanken und widmete sich seiner Funktion als Stütze. Bardasch, leicht nach vorne übergebeugt, stand im Raum und schwafelte am laufenden Band, während Dennik sein Gebrüll zu ignorieren versuchte und den Fremden erläuterte, welche Hilfe sie brauchen würden.
"Halt still, verdammt noch mal!", flüsterte Gwynnbleidd dem Benommenen in sein Ohr und griff seinen Arm nun wieder fester. Er fragte sich, was wohl mit Bardasch geschehen sein musste, damit er nun so zugerichtet vor ihm zu stehen versuchte. Noch hatte keiner es ihm erzählt und Gwynnbleidd hoffte mehr zu erfahren, wenn die Gelehrten dasselbe in Erfahrung zu bringen erwägen. Sicherlich müssten sie solche Dinge wissen, um ihn zu heilen. Jedoch stand jetzt noch in den Sternen, ob sie sich der Sache überhaupt annehmen würden.
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"Habt Ihr Eure Münze schon ausgeben?", fragte der Wirre in die Runde, an die scheinbaren Gelehrten gerichtet. Bardasch besaß noch mehr Müll, den er in Schwarzwasser eingesammelt hatte, doch seine Gedanken verpufften wie eine Seifenblase.
Er wurde still und begann mit seinem Skelettfuß gegen das hölzerne Tischbein zu treteln.
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Oh! Besuch! Entzückend! Dachte er mehr als er sprach. Dennik, Jäger, Schwarzwasser. Nein, da klingelte nichts bei ihm. Wie sollte es denn auch? Er war meist inkognito unterwegs, zumindest hier. Eigentlich überall, außer im Kastell. So viele verschiedene Namen nannte er sein eigen. Welcher sollte es dieses Mal sein? Es fiel ihm keiner ein, was eventuell daran lag, dass er sich noch nie einen ausgedacht hatte. Ein Dilemma! Scheinbar war es aber dringest von Nöten, dass er sich einen Namen für Schwarzwasser aneignete. Schließlich hatte dieser Herr nach ihnen gesucht und wie sich schnell heraus stellte, war er damit nicht allein.
»Gelehrte ist so ein tiefgreifendes Wort, wisst Ihr? Es beinhaltet das Wort Lehre, stellt es aber in Anbetracht des Wortes, als abgeschlossen dar. Jedoch ist der Gelehrte jemand, der nie wirklich auslernt. Aber dennoch lehren kann. Es ist ein jahrelanger Prozess und es wird viel zu oft mit diesem Wort umgegangen und in wilden, teils, muss ich zugeben, abwertenden, Reden genutzt. Eine Schande, wenn Ihr mich fragt.«
Er nahm einen Schluck von dem herrlich vorzüglichen Wein, der sich allerdings langsam gen Ende neigte.
»Zeit? Zeit. Zeit! Zeit ist etwas so kostbares und es wird ebenfalls viel zu unnütz missbraucht und verschwendet. Aber ich denke, « Er blickte kurz zu Esteban und dachte einen Anflug von Neugier gesehen zu haben, »dass wir diese Zeit gerne in Betracht ziehen.« sprach er mehr als pathetisch und legte seinen Blick auf den Mann, der von den beiden Herren, so liebevoll, hertragen wurde.
»Also ich habe noch die Münze. Ich habe nicht nur eine Münze - Was ist das für eine besondere Münze?«
Geändert von Nicolei (12.09.2014 um 19:58 Uhr)
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Münze? Bardasch verstand nur Bahnhof. "Hm?", war die Antwort des Ergrauten, der den Fragesteller nicht lange genug ansah, um ihn wirklich wahr nehmen zu können. Selbst die anwesenden bekannten Gesichter riefen nichts weiter hervor, als ein schiefes Grinsen, welches allmählich verschwand, denn es kam ihm erneut die Überlegung, was er hier tat.
Mit überlegendem Gesichtsausdruck begann Bardasch ,an seinen Nägelhäuten herum zu piddeln.
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 nomina nuda tenemus
Still lächelte Esteban in sich hinein. Nicolei hatte sich gerade als Gelehrter par excellence erwiesen. Und das mit nur wenigen Sätzen, die er sprach. Doch diese waren angemessen verschroben. Er war wirklich ein guter Magier. Er selbst würde ja niemals auf diese Weise seinen Gedanken Ausdruck geben. Würde er doch nicht? Oder? ODER?
Er beschloss insgeheim, diese Frage lieber nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen war er auf den Namen, den der Mann, der sie ansprach, genannt hatte, aufmerksam geworden. »Dennik? Ja, richtig! Dennik aus Schwarzwasser.« Er erinnerte sich.
»Ihr habt mir damals das hervorragende Sumpfkraut gebracht und ich gab Euch dafür drei Spruchrollen der Skelettbeschwörung. Und Ihr habt sie nie benutzt? Wie schade«, bedauerte der Magier, der sich als Alchimist ausgab.
»Es ist ja nicht so, daß diese Spruchrollen einzigartig wären und es ihrer dringenden Aufbewahrung bedürfe. Ich kann jederzeit weitere davon herstellen. Für einen entsprechenden Obolus natürlich«, fügte er an. »Ihr solltet sie wirklich benutzen bei Gelegenheit«, ermutigte er Dennik. »Ich bin sicher, sie haben eine ganz famose Wirkung. Besonders auf Eure Gegner«, fügte er zur Motivation noch an.
»Wie ist es Euch ergangen seitdem? Ich glaube, es muß mehr als drei Jahre her sein, seitdem wir uns in der Jungfrau trafen.«
Beinahe hätte er vergessen, was das eigentliche Anliegen Denniks war.
»Mein Kollege und ich können uns gerne einmal anschauen, was mit Eurem Kameraden nicht in Ordnung ist. Ich bin froh, einmal wieder die Gelegenheit zu bekommen, mein Wissen in diesem Bereich zu erproben.«
Er musterte Bardasch, der sich gerade in der Taverne umschaute, als sähe er diese Art von Gebäuden zum ersten Mal.
»Ich hoffe, Ihr hasst Magier nicht noch immer, so wie Ihr es damals tatet. Hin und wieder sollen einige von ihnen ganz umgänglich sein ... hab ich gehört.«
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Dennik war wirklich erstaunt, dass sich dieser Alchemist noch so gut, ja bis ins kleinste Detail, erinnern konnte. Doch die Worte des Schriftgelehrten weckten auch die wagen Erinnerungen des Meisterdiebes. Auch damals schon hatte er sich als Söldner probiert und hatte den Auftrag bekommen jemanden ausfindig zu machen, oder wenigstens etwas Sumpfkraut zu beschaffen. Wenigstens das Sumpfkraut hatte er schließlich angeschleppt und wie hieß er noch gleich? Esteban? Esteban hatte ihn als Dank drei Spruchrollen überlassen mit dem unheilvollen Titel, "Skelett beschwören".
Damals hatte er sie angenommen und war stolz darauf gewesen, doch war nun nur noch diese eine Schriftrolle übrig. Eine Tatsache, die er selbst nicht so ganz begriff. Wo waren die anderen Beiden abgeblieben? Er war stets mit dem Gedanken aufgewacht eine Schriftrolle erhalten zu haben. Dunkel erinnerte er sich an die Zeit in Thorniara. Vermutlich hatte er sie dort verloren, wenn nicht sogar die Stadtwache sie konfisziert hatte. Damals, als er in den Kerker geworfen worden war... Er wollte gar nicht daran denken...
"Sagen wir es mal so: hier und jetzt geht es mir wieder gut, danke der Nachfrage. Zwischenzeitlich war ich nicht mehr Dennik aus Schwarzwasser, sondern schlicht und einsam Dennik, aber das ist eine lange Geschichte", entgegnete der Söldner ehrlich, ehe er sich ebenfalls Bardasch zudrehte. "Unser Freund hier ist geistig ziemlich neben der Kappe. Eine Ritterin, mit welcher er zusammen Schiffbruch erlitten hatte, meinte, dass er irgendetwas am Kopf hat... wie hieß das noch gleich? Gerinnsel? Oder so... Jedenfalls war er ihr Gefangener, ich konnte sie zum Glück überzeugen ihn hier zu lassen und nun habe ich mich nach einem Heiler umgeschaut, da es aber keine typische Verletzung, oder Krankheit ist, wollte ich erst einmal euch fragen, ehe ich die Heilkammer von Schwarzwasser aufsuche", versuchte er nun die beiden Gelehrten, von denen jedenfalls einer dieses Wort ablehnte, von nun an würde Dennik sie beim Namen nennen, auch wenn es ihm nicht gefiel, er versuchte jedenfalls den Magiern ihre Problematik darzulegen.
"Was die Magier angeht", beinahe unbewusst tätschelte er die Schulter seines schweigsamen Freundes Rekhyt, "habe ich wohl oder übel gelernt mit ihnen umzugehen, zumal ich immer noch eine gewisse Abneigung hege. Ich habe neuerdings jedoch auch gute Erfahrungen gemacht und vielleicht können wir ja noch einmal über die Sache mit den Schriftrollen reden. Achja, ehe ich es vergesse, für euch zwei dürfte auch das falsche Bein von Bardasch interessant sein", endete der Jäger nun endlich nachdem er mal wieder viel zu lange geredet hatte und unter all dem Geplapper hatte er ganz vergessen seine Freunde vorzustellen...
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